60 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Die drei Speichersysteme unseres Gehirns – Der Weg vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis – Die drei Gedächtnisspeicher – Lückentext – So speichert unser Gedächtnis Informationen – Warum wir vergessen – Gedächtnisquiz – Lernkartei – Fragen zu Gedächtnis und Vergessen – Vorlage für das Gedächtnispuzzle – Mein persönliches Lerntagebuch Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information 61 Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Die drei Speichersysteme unseres Gehirns Die Leistung unseres Gedächtnisses besteht aus drei Stufen: 1. Wahrnehmen – Das Ultrakurzzeitgedächtnis oder der sensorische Speicher. Du nimmst über die Sinne eine Unmenge an Informationen gleichzeitig auf. Diese Informationen bleiben nur bis zu 25 Sekunden im Ultrakurzzeitgedächtnis (auch sensorischer Speicher genannt). Fast alles wird durch gleich darauf aufgenommene Reize ersetzt. So schützt sich das Gehirn vor Überbelastung. 2. Behalten oder Vergessen – Das Kurzzeitgedächtnis Eine Information, die du dir merken willst, gelangt vom sensorischen Speicher ins Kurzzeitgedächtnis. Dort steht sie für mehrere Minuten bis zu mehreren Stunden abrufbereit. Die Speicherplätze im Kurzzeitgedächtnis sind begrenzt so wie die Schubladen eines Kästchens: Nur ungefähr 5 bis 9 Einheiten können gespeichert werden. Jede weitere Information verdrängt eine bereits vorhandene. Nur deine Konzentration auf eine bestimmte Sache, dein Interesse und deine Aufmerksamkeit beim Lernen zeigen deinem Gehirn, was es sich länger merken soll. 3. Wiedergeben und Wiedererkennen – Das Langzeitgedächtnis Das Langzeitgedächtnis speichert für den Alltag wichtige Informationen, diese aber für Wochen, Monate, Jahre oder sogar dein ganzes Leben lang. Nur weniges wird nicht vergessen, z. B. deine Sprache, die Namen deiner Großeltern oder dein Schulweg. Speichern im Langzeitgedächtnis bedarf eines großen Aufwandes von Lernzeit. Zum Beispiel 30 Englischvokabeln. Einmal Durchlesen ist da viel zu wenig! Das Einprägen ins Langzeitgedächtnis gelingt nur durch Wiederholen, Wiederholen, Wiederholen … Die drei Gedächtnisspeicher: Sensorischer Speicher Dauer: … Kurzzeitgedächtnis Dauer: … Langzeitgedächtnis: Dauer: … Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg 62 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Der Weg vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis – Lernexperimente Das Gehirn versucht ständig, unwichtige Informationen zu vergessen (auszufiltern). So schützt es sich vor Überlastung. Im Laufe eines Fernsehabends nimmst du eine große Anzahl von Bildern und Texten auf. Am nächsten Tag erinnerst du dich nur noch an einen ganz kleinen Teil. Es wäre überflüssig, alle Einzelheiten eines Fernsehabends im Langzeitgedächtnis zu speichern. Stelle dir den Zugang zum Langzeitgedächtnis wie das Tor zu einer Burg mit einem strengen Wächter (Filter) vor. Nur wer den Wächter davon überzeugt, dass die Information aus dem Kurzzeitgedächtnis wichtig ist, darf in die Burg – ins Langzeitgedächtnis. Lernexperiment 1 zur Speicherfähigkeit des Kurzzeitgedächtnisses: 1. Unten findest du drei Zahlenreihen. 2. Nimm dir nur die erste Reihe vor. 3. Lass dir die Ziffern laut und langsam einmal vorlesen! 4. Jetzt mache das Buch zu und schreibe die vorgelesenen Zahlen in der Reihenfolge auf. 5. Gehe so auch bei der zweiten Zahlenreihe und danach bei der dritten vor. 6 Zahlen: 367903 Dein Ergebnis: _________________________________________ 9 Zahlen: 211715946 Dein Ergebnis: _________________________________________ 12 Zahlen: 8 4 13 5 7 10 6 2 11 1 3 12 Dein Ergebnis: _________________________________________ Die Auswertung des Experiments gibt es auf der nächsten Seite. Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information 63 Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Der Weg vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis Auswertung des Experiments: Dein Ergebnis wird ungefähr so aussehen: Die erste Zahlenreihe konntest du wiederholen. Vielleicht hast du dich einmal geirrt. Bei der zweiten Zahlenreihe hast du nicht alle neun Zahlen gewusst, wahrscheinlich sogar weniger als sieben. Bei der dritten Zahlenreihe warst du wahrscheinlich bald überfordert, hast vielleicht mittendrin aufgehört. Du hast bestimmt weniger als sieben Zahlen in der richtigen Reihenfolge gewusst. Lernexperiment 2: Unten findest du 16 Zahlen. Um diese auswendig zu lernen, werden sehr viele Plätze im Kurzzeitgedächtnis gebraucht. Du kannst für dein Gedächtnis einen Schummelzettel machen. Fasse die Zahlen zusammen, z. B. 356 2134. Mach dir einen Strich nach jeder dieser Zahlen. Lies dir die Zahlen laut vor. Dann mach dein Buch zu und schreib die Zahlen auf. 16 Zahlen: 3562134684265438 Dein Ergebnis: _________________________________________ Hast du sieben Zahlen gewusst? Wie merkst du dir eine Telefonnummer? Bei einmaligem Hören? Weißt du sie auch noch nach einer Viertelstunde? Wie erleichtere ich meinem Gedächtnis die Arbeit? Dein Kurzzeitgedächtnis kann nur wenige Informationen gleichzeitig aufnehmen! Lernst du für einen Text in nur einem Lerndurchgang stundenlang, vergisst du sehr vieles wieder, was du eben gelernt hast. Solche SchülerInnen sagen nach einem schlecht ausgefallenen Test oft: Aber ich habe ja so lange gelernt! Daher ist es besser, an einem Tag kürzere Lerneinheiten von z. B. 3 x 15 Minuten zu planen. Nach einer kurzen Pause lernst du weiter. Verwende einen Wecker, um die Lerneinheiten einzuteilen. Dadurch musst du nicht dauernd auf die Uhr schauen. Lernen Pause Lernen Pause Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg Lernen 64 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information Üben 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Die drei Gedächtnisspeicher – Lückentext Aufgabe 1: Ergänzt den Lückentext mit den Wörtern aus dem Kästchen! • Interesse • Sinnesorgane • immer wieder • Gehirn • wichtig • Filter • Stunden und Minuten • Konzentrationsfähigkeit • Jahre • sinnvoll wiederholen • Aufmerksamkeit • positive Aufgabe 2: Lest die drei Textteile durch und schreibt die Überschriften dazu. • Kurzzeitgedächtnis • Langzeitgedächtnis • Ultrakurzzeitgedächtnis oder sensorischer Speicher Aus unserer Umwelt gelangen über unsere __________________________ (Ohren, Augen, Haut) in 1 Sekunde 10 Milliarden Informationen zum Gehirn. Unser __________________________ wählt nur einen Teil davon aus. Ganze 100 Informationseinheiten lässt dieser __________________________ durch. Hier werden die Informationen ein zweites Mal gefiltert. Das Kurzzeitgedächtnis kann etwa 5 bis 9 Informationen über __________________________ speichern. Welche Einzelheiten es sich merken wird, ist abhängig von der __________________________ , dem __________________________ und von der __________________________ des Lernenden. Nur ein winziger Bruchteil der Informationen der anderen Systeme gelangt in den Langzeitspeicher. In diesem Gedächtnisteil werden Informationen Tage, Wochen und gespeichert. So merkt unser Gedächtnis, dass eine Sache wichtig ist: durch __________________________ Gefühle beim Lernen und wenn ein und dieselbe Information __________________________ ankommt. Wir müssen Lernstoff __________________________ __________________________ , damit er im Langzeitgedächtnis gespeichert wird. Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information 65 Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – So speichert unser Gedächtnis Informationen Ultrakurzzeitgedächtnis/ Sensorischer Speicher Dauer: ca. 250 Millisekunden Inhalt: Sinnesinformationen Kurzzeitgedächtnis Dauer: Minuten und Stunden Speicherfähigkeit: begrenzt Langzeitgedächtnis Dauer: Tage, Wochen, Jahre Speicherfähigkeit: sehr groß Nach Hofmann 2004, S. 17 Betrachte die Skizze. Verfasse einen Text, in dem du mit eigenen Worten erklärst, wie das Gedächtnis arbeitet. Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg 66 3. Methoden zur Verarbeitung und Speicherung von Information Information 3.1 So arbeitet das Gedächtnis – Warum wir vergessen Ordne die Überschriften den passenden Erklärungen zu! • Falsche Lernplanung • Negative Gefühle • Störungen der Konzentration • Schutz vor Überlastung Unser Gehirn kann nicht alles speichern, was unsere Sinne wahrnehmen. Es wählt nur wichtige Informationen aus. Die Lernerin, der Lerner muss dem Gedächtnis zeigen, was eine wichtige Information ist. Martina hat am Mittwoch einen Mathematiktest. Am Dienstag lernt sie den ganzen Nachmittag. Sie ist enttäuscht, weil sie eine schlechte Note hat. Sie hat doch so viel gelernt! Durch fehlendes Arbeitsmaterial und Unordnung am Arbeitsplatz gibt es ablenkende Unterbrechungen. Auch Hunger, Durst, Müdigkeit und zu wenig Bewegung als Ausgleich sind Ursachen für ein schlechtes Gedächtnis. Wer beim Lernen gleichzeitig ein Video laufen hat, merkt sich wenig. Bei negativen Gefühlen, wie z. B. Angst vor dem Versagen, kann das Gedächtnis nicht mehr richtig arbeiten. Auch wer eigentlich gar nicht lernen will und bis auf den letzten Tag vor dem Test wartet, hat sicher keine guten Gefühle beim Lernen. Formuliere 4 Vorschläge, wie du dein Langzeitgedächtnis unterstützen kannst. Tipp 1 _________________________________________________________________________ Tipp 2 _________________________________________________________________________ Tipp 3 _________________________________________________________________________ Tipp 4 _________________________________________________________________________ Potzmann: Methodenkompetenz und Lernorganisation © Brigg Pädagogik Verlag GmbH, Augsburg