Universität Zürich Soziologisches Institut Prof. Dr. Hans Geser Seminar: Soziologie der politischen Parteien Philip Derrer 17.November 2011 The Class Basis of Switzerland’s Cleavage between the New Left and the Populist Right Daniel Oesch und Line Rennwald – 2010 Einleitung Durch den Aufstieg der Grünen Partei in den 80er Jahren und den Wahlerfolgen der SVP ab den 90er Jahren hat sich die Schweizer Parteienlandschaft sowohl im Linken als auch im rechten Spektrum massgeblich verändert. Das Aufkommen dieser beider Parteien sehen Oesch und Rennwald als Teil desselben Phänomens, welches zu der Herausbildung eines neuen Cleavage geführt habe und eine libertär-universalistische Linke von einer traditionalistisch- gemeinschaftlicher Rechten trennt. The Class Basis of the New Value Conflict Als Grundlage der Herausbildung des Konflikts zwischen der neuen Linken und der populistischen Rechten werden im Wesentlichen drei sozio-ökonomische Trends genannt, die seit den 60er und 70er Jahren auszumachen sind. • Bildungsexpansion • Deindustrialisierung • Aufwertung innerhalb der Berufsstruktur („upgrading in the occupational structure“) Diese Trends wiederspiegeln den Wandel von einer hochindustrialisierten in eine Dienstleistungsgesellschaft und hat eine Unterteilung in Gewinner und Verlierer dieses Umschwungs zur Folge. Zu den Gewinnern zählen hochqualifizierte Angestellte und Angestellte im sozialen und kulturellen Sektor. Sie teilen sich eine libertär-universalistische Weltanschauung. Als Verlierer dieser Entwicklung können Arbeiter und Kleinunternehmer angesehen werden, welche traditionalistischgemeinschaftliche Wertvorstellungen verinnerlichen. Universität Zürich Soziologisches Institut Prof. Dr. Hans Geser Seminar: Soziologie der politischen Parteien Philip Derrer 17.November 2011 Class Differences in Voting for the New Left and the Populist Right Anhand dieser Tabelle wird eine Klassenstruktur der populistischen Rechten und der neuen Linken erkennbar, welche genau das Spiegelbild voneinander darstellen. Diejenigen Berufsgruppen, welche verstärkt GP und SP wählen, wählen gleichzeitig signifikant weniger SVP und umgekehrt. Der einzige Unterschied zwischen SP und Grünen zeigt sich in der sehr heterogenen Gruppe der Selbstständigen, bei welchen die SP nicht sonderlich beliebt scheint. Die Linke erhält vor allem mehr Stimmen bei den sozio-kulturellen und technischen Spezialisten, während die SVP bei Dienstleistungsangestellten, Arbeitern und Gewerbetreibenden stärker Punkten kann. Die CVP erreicht über alle Schichten hinweg ziemlich konstant Wähleranteile, während die FDP wenig überraschend v.a. bei den ökonomisch privilegierten Personen punkten kann. Eine Auswertung der Wahlen von 2003 zeigt ausserdem, dass sich diese Tendenz der Wählerstruktur der neuen Linken und SVP im Wahljahr 2007 noch verschärft hat. Universität Zürich Soziologisches Institut Prof. Dr. Hans Geser Seminar: Soziologie der politischen Parteien Philip Derrer 17.November 2011 The Attitudes Linking Class Location to Party Choice In einer Unterteilung der Parteien und Berufsgruppen in einem Koordinatensystem, welches durch den kulturellen Konflikt einerseits und den Sozio-ökonomischen Konflikt andererseits bestimmt ist, lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Sozio-kulturelle Spezialisten sind sowohl am libertärsten als auch diejenige Gruppe, welche staatliche Umverteilung am meisten unterstützt. Die marktliberalsten Berufsgruppen sind wenig überraschend die Selbstständigen, Manager und Gewerbetreibende. Auf der kulturellen Achse stellen die Arbeiter, Dienstleistungsangestellte und wiederum die Gewerbetreibenden den Gegenpol der sozio-kulturellen Spezialisten dar, wobei die Dienstleistungsangestellte diese traditionelle Werthaltung mit einem Gutheissen von mehr Staat auf der ökonomischen Achse verbinden. Sie stellen somit den Antipol zu den Selbstständigen dar. Universität Zürich Soziologisches Institut Prof. Dr. Hans Geser Seminar: Soziologie der politischen Parteien Philip Derrer 17.November 2011 Während bei der Wahl für die SP oder GP die ökonomische Haltung etwa gleichbedeutend wie die kulturelle ist, zeichnet sich für die Wahl der SVP die kulturelle Position als massiv relevanter aus als die ökonomisch. Entsprechend lässt sich feststellen, dass Arbeiter und Dienstleistungsangestellte die SVP nicht wegen, sondern trotz ihrer eher marktfreundlichen Haltung wählen. Soziokulturelle Spezialisten hingegen wählen die Linken Parteien sowohl wegen ihrer Positionierung im kulturellen als auch im sozio-ökonomischen Konflikt. Wieso Gewerbetreibende vermehrt SVP wählen und technische Spezialisten eher die neue Linke lässt sich in einer Regression durch gleichzeitigen Einbezug der kulturellen und ökonomischen Variablen nicht erklären.