Pflege-Kompass 11 A N ZE I GE A N ZE I GE Die Operation des Grauen Stars und die Implantation einer Kunstlinse ins Auge Ein Interview mit Dr. med. Alina Goth und Dr. med. Stefan Vogel, Augenärzte – Belegärzte Kliniken Oberallgäu mit Implantation einer intraokularen Kunstlinse stellt zur Zeit die einzige Therapieform dar. Die Staroperation ist die häufigste Operationsform in der gesamten Medizin. Was genau passiert bei der Operation des Grauen Stars? Frau Dr. Goth: Die Augenlinse, welche mit Hilfe eines ringförmigen Halteapparates hinter der Pupille von Natur aus zentriert ist, wird nicht im Ganzen entfernt. Die äußere Hülle der Augenlinse, (sogenannter Kapselsack) mit dem Halteapparat wird erhalten. Es wird lediglich der trübe Linsenkern mittels Ultraschall verflüssigt und zusammen mit der Linsenrinde abgesaugt. Nach der Politur der Linsenkapsel, wird eine künstliche Linse durch einen ca. 2 mm breiten Schnitt in den Kapselsack eingesetzt. Wie bestimmen Sie, welche Kunstlinse für den Patienten die richtige ist? Was bedeutet der Begriff Grauer Star? Frau Dr. Goth: Als Grauen Star (medizinisch: Katarakt) bezeichnet man eine Trübung der körpereigenen Augenlinse. Diese Trübung tritt meistens im zunehmenden Lebensalter auf, das ist der sogenannte „Altersstar“. Welche Symptome verursacht der Graue Star? Frau Dr. Goth: Im Anfangsstadium treten Blendungsphänome auf, insbesondere beim nächtlichen Autofahren, im Dämmerlicht oder bei tief stehender Wintersonne. Bei fortschreitendem Grauen Star hat man den Eindruck, durch eine trübe Fensterscheibe zu schauen. Wie kann man den Grauen Star behandeln? Frau Dr. Goth: Die operative Entfernung der getrübten Augenlinse Herr Dr. Vogel: Der Augapfel wird mit dem Laser oder mit Ultraschall auf 1/100 mm genau vermessen und dann die Brechkraft der einzupflanzenden Kunstlinse berechnet. Welche Arten von Intraokularlinsen kommen zur Anwendung? Frau Dr. Goth: Abhängig von dem ursprünglich bestehenden Sehfehler: Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) und Alterssichtigkeit wird nach der eingehenden Untersuchung individuell die geeignete Linse für den Patienten festgelegt. Beispiel von Intraokularlinsen Welche Kunstlinsen werden am häufigsten eingesetzt? Herr Dr. Vogel: In Deutschland werden, wie in den meisten Industriestaaten, faltbare Kunstlinsen eingesetzt. Sie werden in einen sogenannten Shooter eingerollt und über eine 2,5 mm große Öffnung in das Auge eingebracht. Im sogenannten Kapselsack entfalten sie sich dann auf ihre volle Größe von meist 6mm Durchmesser. Nach den letzten Statistiken der Gesellschaft der operierenden Augenärzte Deutschlands sind etwa 95 % aller in Deutschland eingesetzen Linsen sogenannte Standardlinsen. Die ersten Linsen dieser Art wurden bereits vor 50 Jahren hergestellt. Sie wurden weiterentwickelt, sind heutzutage sehr ausgereift und verfügen über höchste optische Qualität und Zuverlässigkeit. Die Form der Kunstlinsen wird der menschlichen Linse soweit als möglich angepasst. Dies erreicht man durch eine sogenannte asphärische Gestaltung, die auch in den gängigen Standardlinsen angewendet wird. Die Kosten für eine asphärische Standardlinse werden von den gesetzlichen Krankenkassen vollständig übernommen. Frau Dr. Goth: Neben den Standardlinsen, gibt es verschiedene sogenannte Premiumlinsen, die bei speziellen Anforderungen und Brechungsfehlern eingesetzt werden können. Torische Intraokularlinsen: Sie korrigieren neben der Weitoder Kurzsichtigkeit auch die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus). So lässt sich für die Ferne Brillenfreiheit erreichen. Multifokale Intraokularlinsen: Sie ermöglichen deutliches Sehen in verschiedenen Entfernungen. Je nachdem über wie viele Brennpunkte die Linse verfügt und wie diese angeordnet sind, ergeben sich unterschiedliche, deutliche Sehentfernungen. So lässt sich abhängig von den Anforderungen individuell, die am besten für jeweiligen Patienten geeignete Linse bestimmen. Blaufilter Intraokularlinsen: So genannte gelbe Blaufilterlinsen verhindern die Transmission der UV-Strahlen und der Anteile des blauen Lichtspektrums ins Auge. Dieses blaue Licht steht in Ver- dacht, Schäden an den empfindlichen Lichtrezeptoren der Netzhaut zu verursachen. So soll die Netzhaut geschützt werden. Durch die gelbliche Tönung geht jedoch etwas an Lichtstärke verloren. Vor- und Nachteile zu klaren Linsen halten sich in etwa die Waage, so dass eine Entscheidung für oder gegen eine Blaufilterlinse nur individuell getroffen werden kann. Ist man nach einer Staroperation noch auf eine Brille angewiesen? Herr Dr. Vogel: Scharfes Sehen in allen Entfernungen wie ein jugendlicher Normalsichtiger wird noch lange ein Wunschtraum bleiben. Eine weitgehende Brillenunabhängigkeit ist mit den modernen Operationsmethoden und den zur Verfügung stehenden Kunstlinsen jedoch möglich. Mit den multifokalen Linsen werden in einem Auge gleichzeitig ein Bild in der Ferne und ein Bild in der Nähe erzeugt, in den weiter entwickelten ein drittes Bild in der mittleren Entfernung. Die ins Auge eintretende Lichtmenge wird je nach Modell unterschiedlich auf die verschiedenen Bilder verteilt. Wie die Statistiken zeigen, machen die oben genannten Premiumlinsen einen noch recht geringen Anteil der eingepflanzten Linsen aus. Eine Alternative hierzu ist die sogenannte Monovision. Hierbei wird ein Auge meist auf eine Entfernung von etwa 3-4 Meter und das andere Auge auf etwa 1 Meter eingestellt, kann jedoch nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten auch andere Bereiche umfassen. Sind beide Augen geöffnet, wird im Bereich von etwa 65 cm bis 5 Meter scharf gesehen, weil das Gehirn in der Lage ist, bei 2 ungleichen Bildern sich jeweils auf das schärfere zu konzentrieren. Da es auch vor einer Staroperation nur selten der Fall ist, dass beide Augen genau die gleiche Brechkraft haben, gewöhnen sich die meisten Patienten sehr schnell an diesen Zustand. Eine Brille ist meist nur zum Autofahren und zum längeren Lesen kleiner Texte erforderlich. In beiden Augen entstehen brilliante, lichtstarke Bilder ohne störende Reflexe, da bei den Standardlinsen nur ein Bild auf der Netzhaut erzeugt wird. Besonders bei Erkrankungen der Netzhaut ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Heutzutage wird die Monovision nicht nur bei der Staroperation, sondern auch bei der Laserkorrektur von Fehlsichtigkeit bei jungen Patienten immer häufiger angewandt. Wie kann man erfahren, welche Linse für einen am geeignetsten ist? Frau Dr. Goth: Ein erfolgreiches Wiederherstellen der Sehkraft erfordert eine ausführliche Abklärung der individuellen Bedürfnisse der Betroffenen und eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile der jeweiligen Linsentypen. Nur so kann Zufriedenheit erreicht werden. Dies ist immer das höchste Ziel unseres ärztlichen Handels.