Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Moderne Kunstlinsen Besseres Sehen und mehr Lebensqualität -- Inhalt Einführung .......................................................................... Seite 2 Hinterkammerlinsen (HKL) – Die Operation ....................... Seite 4 Gelbe HKL ........................................................................... Seite 4 Bifokale (Diffraktive) und Multifokale HKL .......................... Seite 5 Torische HKL ...................................................................... Seite 6 Phototrope HKL .................................................................. Seite 6 Light Adjustable Lens ......................................................... Seite 6 Aspärische HKL . ................................................................ Seite 7 Akkommodierende HKL . .................................................... Seite 7 Voderkammerlinsen (VKL) ................................................. Seite 8 Implantierbare Contactlinsen (ICL) . ................................... Seite 9 Weitere Sonderformen ....................................................... Seite 10 Ihre Behandelnden Ärzte . .................................................. Seite 11 Kontakt ............................................................................... Seite 12 -- Einführung Der Anspruch, ohne Brille den Alltag zu meistern, gewinnt für Brillenträger jeden Alters immer mehr an Bedeutung. Die bekannte Laser-Operation zur Korrektur eines Brillenfehlers ist jedoch nicht bei Jedem sinnvoll. Es besteht die Möglichkeit künstliche Linsen ins Auge zu implan­ tieren. Die moderne Wissenschaft ermöglicht es, mit diesen so genannten Intraokularlinsen auch komplizierte und sehr hohe Brechfehler ausgleichen zu können. Zu diesem Zwecke wurde eine Vielzahl von Kunstlinsen entwickelt, um den Ansprüchen der Patienten gerecht zu werden. Abhängig von der Art des Brillenfehlers, Alter des Patienten und Trübung oder Klarheit der natürlichen Augenlinse wird das entsprechend passende Modell ausgewählt und zum Teil individuell angefertigt. Alle Sonderlinsen sind nicht Teil der Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Sie müssen privat bezahlt werden. Bei privaten Krankenkassen lohnt oftmals eine Nachfrage. Die Welt der Kunstlinsen Kunstlinsen werden in der Fachsprache „Intraokularlinsen“ (IOL´s) genannt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen nH interkammerlinsen (HKL), wird im Austausch gegen die natürliche Augenlinse in deren Kapselsack in die hintere Augenkammer implantiert, nV orderkammerlinsen (VKL), wird zusätzlich zur natürlichen Augenlinse in die vordere ­Augenkammer implantiert, n Implantierbare Contactlinsen (ICL), wird zusätzlich zur natürlichen Augenlinse hinter die Regenbogenhaut implantiert. Diese unterscheiden sich in ihrer Beschaffenheit und sind daher für verschiedene Sehfehler, verschiedene Altersgruppen und verschiedene Gegebenheiten im Auge geeignet. Es existieren beispielsweise für ein und denselben Sehfehler jeweils eine VKL, HKL und ICL. Je nach den Umständen (Trübung bzw. Klarheit der natürlichen Linse, Alter des Patienten) wird die passende Kunstlinse gewählt. Vorderkammer Netzhaut Regenbogenhaut körpereigene Linse Sehnerv Kapselsack Hinterkammer -- hinterKaMMerlinsen die operation Hinterkammerlinsen werden im Austausch gegen die körpereigene Linse des Auges eingesetzt: n Ist die natürliche Augenlinse noch klar, wird ein Austausch aufgrund der Fehlsichtigkeit durchgeführt. Man spricht dann von einem Clear-Lens-Exchange (CLE, Austausch der klaren Linse). n Ist die natürliche Augenlinse hingegen getrübt (grauer Star) und beeinträchtigt deshalb das Sehen, muss der Austausch zur Sehverbesserung durchgeführt werden. Man spricht dann von der grauen-Star-Operation. Der Eingriff an sich ist in beiden Fällen derselbe, er wird nur auf Grund der zugrunde liegenden Erkrankung unterschieden und anders bezeichnet. Mit einem winzigen Ultraschallgerät wird die körpereigene Linse zerkleinert, abgesaugt und durch die künstliche Hinterkammerlinse ersetzt. gelBe hKl Seit fast hundert Jahren ist bereits bekannt, dass sichtbares Licht, besonders das energiereiche blaue Licht, die menschliche Netzhaut und die darunter liegenden Schichten unwiderruflich schädigen kann. Mit zunehmender Trübung der Augenlinse (grauer Star) hält diese das gefährliche UV-Licht von der Netzhaut fern und dient als „natürlicher UV-Filter“ im Auge. Bei der grauen Star OP wird jedoch die gelblich trübe Linsen und damit der natürliche UV-Schutz entfernt. Ein weiterer natürlicher Schutzfaktor in der Netzhaut ist das „gelbe Makulapigment Lutein“, welches durch zunehmend schlechteren Stoffwechsel abnimmt. Durch die Implantation einer speziellen gelben Intraokularlinse kann also theoretisch die Netzhaut zusätzlich vor der Verschlechterung oder einer Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration schützen. Gelbe Intraokularlinsen verfügen neben einem herkömmlichen UV-Schutz, den jede Kunstlinse besitzt, über eine Gelbfärbung. Diese ersetzt somit den Blaulichtfilter der menschlichen Linse und übernimmt deren natürliche Schutzfunktion. Der Patient selbst nimmt die Gelbfärbung nicht wahr. -4- hinterKaMMerlinsen BifoKale hKl (genannt diffraKtiVe linsen) Bifokale Intraokularlinsen wirken wie eine Bifokalbrille im Augeninneren. Diese Linsen sind wie die Bifokalbrillen in zwei Zonen mit unterschiedlicher Stärke unterteilt: Eine für die Ferne und eine für die Nähe. Der Nachteil ist, dass im Bereich zwischen Nah- und Fernsehen (z.B. Computerabstand/Fernsehen) nur eine ungenügend scharfe Abbildung erfolgen kann. MultifoKale hKl Multifokale Intraokularlinsen wirken wie eine Gleitsichtbrille im Auge und schaffen so in jede Entfernung eine scharfe Abbildung. Diese Linsen sind in mehrere Zonen eingeteilt, die eine unterschiedliche Brechkraft besitzen. Dadurch entsteht in jede Entfernung ein scharfes Bild. So sind alle Tätigkeiten des Alltags ebenso wie Autofahren tagsüber und nachts wieder ohne Brille möglich. Sowohl bifokale als auch multifokale Linsen müssen an beiden Augen implantiert werden, da sonst durch den Unterschied der beiden Augen Sehstörungen auftreten können. Nachteilig ist bei beiden Linsenarten, dass das Kontrastsehen abnimmt und die Blendung, durch die unterschiedlichen Stärken innerhalb der Linsen, zunimmt. -5- hinterKaMMerlinsen torische hKl Bei einem Astigmatismus (auch Stabsichtigkeit oder Hornhautkrümmung) ist die Hornhaut ungleichmäßig gekrümmt und der Patient nimmt einen Punkt als Stab wahr (darum Stabsichtigkeit). Um eine höhere Hornhautkrümmung auszugleichen, die durch eine Brille nur schwer zu korrigieren wäre, gibt es die Möglichkeit eine so genannte torische Linse in das Auge zu implantieren. Diese ist in der Achse entgegengesetzt zur Hornhautverkrümmung stärker gebrochen und wird in dem entsprechenden Winkel eingesetzt um die Hornhautverkrümmung auszugleichen. Nachteil dieser Linse sind die hohen Kosten und Wartezeiten bis zu Monaten durch eine individuelle Anfertigung. phototrope hKl So genannte phototrope Intraokularlinsen können sich beim Vorhandensein von Licht leicht gelb färben und sind bei weniger Licht oder bei Dunkelheit klar. Jedoch färben sich die Linsen nicht dunkel und wirken dann wie eine Sonnenbrille, sondern sie färben sich gelb und bilden somit einen wirksamen Blaulichtfilter. Wie auch bei der den gelben Intraokularlinsen übernehmen sie dann eine Schutzfunktion der Netzhaut vor gefährlichem UV-Licht. Der Patient selbst kann nicht unterscheiden ob die Linse gerade klar oder gelb ist, er kann die Farbveränderung nicht wahrnehmen. light adJustaBle lens (lal) Eine revolutionäre Weiterentwicklung von Kunstlinsen stellt die „Light Adjustable Lens“ (LAL; englisch: durch Licht anpassbare Linse) dar, sie kann durch ein spezielles UV-Licht noch nach der Implantation „feinjustiert“ werden und somit eine Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung oder Kurzsichtigkeit ausgleichen. Eine herkömmliche Kunstlinse besteht aus einem harten Kunststoff. Die LAL jedoch hat einen Kern aus einem weichen Kunststoff-Polymer, das sich unter Einfluss von Licht verändern kann. Die bereits implantierte Linse kann dem noch vorhandenen Brillenfehler angepasst werden. Eine Sehhilfe wird entweder für die Nähe oder für die Ferne überflüssig. Eine Korrektur für jede Entfernung ist mit der LAL nicht möglich! -6- Hinterkammerlinsen Wenn nach der Operation die Wundheilung abgeschlossen ist (circa 2 Wochen), wird die Sehstärke überprüft. Weicht diese vom benötigten Idealwert für eine optimale Sehkraft ab, wird die LAL mit einem UV-Licht bestrahlt und so deren Brechkraft verändert. Dafür können zwei Termine nötig sein. Wenn die neue Brechkraft zufrieden stellend ist, muss man die LAL in 2 weiteren Terminen blockieren. Das verhindert eine weitere unerwünschte Veränderung. Bei einer Kurzsichtigkeit, wird das Licht so eingestellt, dass sich die Linse zusammenzieht. Bei einer Weitsichtigkeit erfolgt das Gegenteil: Durch das Licht dehnt sich die Linse aus. Weitsichtigkeit Kurzsichtigkeit Licht Licht Licht Aspärische HKL „Spärische Aberrationen“ sind so genannte Brechfehler höherer Ordnung. Diese sind sehr gering und können mit einer Brille nicht ausgeglichen werden. Sie verursachen Probleme ­ wie z. B. Blendungserscheinungen, vermindertes Kontrastsehen oder auch vermehrte Lichtstreuung. Aspärische Intraokularlinsen sind durch ihre Geometrie und Oberflächenqualität in der Lage diese Brechfehler auszugleichen. Die Lichtstrahlen, die ins Auge einfallen, werden gezielter gebündelt und sorgen für eine extrem gute Abbildungsqualität. Heutzutage sind die meisten Standardlinsen asphärisch. Akkommodierende HKL Die natürliche Augenlinse besitzt die Fähigkeit sich zu dehnen und sich damit auf nahe und entfernte Bilder einzustellen. Diese Eigenschaft nennt man Akkommodationsfähigkeit. Mit zunehmendem Alter verhärtet die natürliche Augenlinse und verliert diese Fähigkeit zunehmend. Eine akkommodierende Kunstlinse kann sich von selbst auf verschiedene Entfernungen einstellen. Leider zeigte sich in klinischen Studien nicht die gewünschte Wirkung: Eine Einstellung auf die Ferne und die Nähe ist nur bedingt möglich. -- VorderKaMMerlinsen die operation Vorderkammerlinsen werden durch einen kleinen Schnitt in die vordere Augenkammer eingesetzt. Sie können zusätzlich zur menschlichen Augenlinse oder als Ersatz für die natürliche Linse implantiert werden. In der Vorderkammer des Auges, die nicht sonderlich groß ist, zirkuliert das so genannte Kammerwasser. Wird nun eine Vorderkammerlinse implantiert, kann diese das Kammerwasser beim abfließen behindern. Hierdurch kann ein erhöhter Augeninnendruck entstehen. Um dies zu verhindern und dem Kammerwasser eine zusätzliche Abflußmöglichkeit zu bieten, wird ein winziges Loch, das mit dem bloßen Auge nicht oder nur sehr schwer zu sehen ist, in die Iris (Regenbogenhaut) gemacht. Dies kann entweder vor der Operation mittels Laser (Iridotomie) oder auch während der Operation durch einen kleinen Schnitt (Iridektomie) durchgeführt werden. Vorderkammerlinsen werden entweder an der Iris fixiert (wie auf dem Bild dargestellt) oder mit zwei Bügeln im Winkel der Vorderkammer eingeklemmt. Iridektomie Vorderkammerlinse phaKe und aphaKe VKl Als phake VKL werden normale Vorderkammerlinsen bezeichnet, die zusätzlich zur natürlichen Augenlinse in die Vorderkammer implantiert werden. Aphake VKL bezeichnen normale Vorderkammerlinsen die anstatt der natürlichen Linse implantiert werden. torische VKl Wie auch bei der torischen Hinterkammlinse kann die torische Vorderkammerlinse eine höhere Hornhautkrümmung ausgleichen. Auch sie wird individuell angefertigt und bildet durch die lange Wartezeit von bis zu Monaten und ihre hohen Kosten einen Nachteil. -8- iMplantierte contactlinsen die operation Die ICL´s sind sehr formbar und können aufgerollt werden und durch eine winzige Öffnung ins Auge gebracht, entfaltet und in die richtige Position eingesetzt werden. Sie werden weder in die Vorderkammer noch in die Hinterkammer des Auges implantiert sondern hinter die Regenbogenhaut und noch vor die körpereigene Linse. Somit wird die drohende Gefahr der Augeninnendruckerhöhung in der Vorderkammer wie bei den VKL´s ausgeschlossen und die natürliche Linse kann erhalten bleiben. herKÖMMliche icl Herkömmliche ICL´s sind rein für eine Korrektur der Fehlsichtigkeit (Kurz- oder Weitsichtigkeit) ausgerichtet. torische icl Torische ICL´s können, wie auch HKL´s und VKL´s eine Hornhautkrümmung ausgleichen. Eine implantierbare Contactlinse ist äußerlich nicht zu erkennen. Nur der Augenarzt kann durch eine Untersuchung mit dem Spaltlampenmikroskop sehen, ob sich eine zusätzliche Kunstlinse im Auge befindet. Implantierbare Contactlinsen (ICL) oder phake Voderkammerlinsen (phake VKL) werden auch oft als PIOL (Phake Intraokularlinsen) bezeichnet. -9- Weitere sonderforMen Besondere Umstände, z. B. nach einer schweren Augenverletzung, können die Verwendung ganz spezieller Implantate notwendig machen. Eine Übernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ist nicht immer gewährleistet. piggY-BacK-linse Als Piggy-back-Linse bezeichnet man normale Hinterkammerlinsen die zusätzlich zu einer Kunstlinse implantiert werden. Das heißt, es befinden sich dann zwei Kunstlinsen im Auge. iris-Match-linse Beim Verlust der Regenbogenhaut (z. B. bei Verletzungen) besteht eine übermäßige Blendung, da unkontrolliert Licht ins Auge tritt. Die Iris-Match-Linse entspricht in ihrer Beschaffenheit einer Standardlinse. Jedoch ist auf ihre Vorderfläche eine Regenbogenhaut „aufgemalt“. Sie ist in verschiedensten Farben erhältlich, sodass eine annähernd gleiche Augenfarbe wie beim gesunden Auge erreicht werden kann. galileisches linsensYsteM: iol Vip IOL VIP = Intraocular lens for visual impaired Patients = Intraokularlinse für Sehbehinderte Patienten Das IOL-VIP-System, bestehend aus zwei Kunstlinsen, kann bei Patienten mit einer Erkrankung des Sehzentrums (altersabhängige Makuladegeneration - AMD) verwendet werden. Es bildet durch seine Beschaffenheit einen prismatischen Effekt. Das bedeutet, dass die Abbildung des Seheindruckes auf eine weniger geschädigte Stelle der Netzhaut (seitlich, wo das Sehen noch gut ist) gelenkt wird. Weiterhin haben die Linsen zusammen einen Vergrößerungseffekt von ca. 0%, was als zusätzliche Sehhilfe dient. Kunstlinse Kunstlinse Normale Sehbahn zur erkrankten Makula umgeleiteter Seheindruck durch das IOL-VIP-System an eine gesunde Stelle der Netzhaut Makula - 0 - ihre Behandelnden ärZte prof. dr. dr. chris p. lohMann direKtor der KliniK dr. christoph WinKler Von Mohrenfels oBerarZt der KliniK Alle Vor- und Nachuntersuchungen werden von unseren Assistenzärzten durchgeführt. Das Abschlussgespräch findet selbstverständlich mit dem zuständigen Oberarzt statt. Mit ihm besprechen Sie auch Ihre persönlichen Möglichkeiten für eine Sonderlinse. Auch die Operation wird selbstverständlich nur von einem erfahrenen Operateur durchgeführt. Prof. Lohmann und Dr. Winkler von Mohrenfels haben beide langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der refraktiven Laser- und Linsenchirurgie. Weiterhin behandeln sie täglich zahlreiche andere Augenerkrankungen und führen verschiedene Eingriffe am Auge durch. Beide sind Spezialisten in der Behandlung von Augenoberflächenerkrankungen, Laser- und Linsenoperationen sowie Netzhaut- und Glaskörpereingriffen. - - Impressum Kontakt Herausgeber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Anstalt des öffentlichen Rechts Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Direktor: Prof. Dr. Dr. Chris P. Lohmann Redaktion und Gestaltung Andrea Huber Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Tel: (089) 4140-5340 Fax:(089) 4140-4076 [email protected] Ismaninger Str. 22 81675 München Druck HM Scherer GmbH, München Tel: (089) 4140-2321 Fax: (089) 4140-4076 Email: [email protected] Inhaltlich verantwortlich Prof. Dr. Dr. Chris Patrick Lohmann www.augenklinik.med.tum.de Umsatzsteuer-Identifikationsnummer DE 129523996 MAU-75-FB-206 / Revision 00 Gültig ab 01.03.2009 - 12 -