PSYCHISCHE AUFFÄLLIGKEITEN BEI BRAUNSCHWEIGER KINDERGARTENKINDERN Von der Gemeinsamen Naturwissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr.rer.nat) genehmigte Dissertation von Annett Kuschel aus Berlin 1. Referentin oder Referent: Prof. Dr. Kurt Hahlweg 2. Referentin oder Referent: Prof. Dr. Werner Deutsch eingereicht am: 26.04.2001 mündliche Prüfung (Disputation) am: 22.06.2001 Druckjahr: 2001 Danksagung Diese Arbeit, die sich mit psychischen Auffälligkeiten bei Braunschweiger Kindergartenkindern beschäftigt, möchte ich mit einem ganz persönlichen Dank an die Personen beginnen, die mich bei der Auseinandersetzung mit der Thematik und dem Anfertigen der Dissertation unterstützt haben. An erster Stelle danke ich Herrn Prof. Dr. Kurt Hahlweg, der als engagierter Betreuer dieser Arbeit ein anregender Diskussionspartner und wertvoller Ratgeber war. Mein Dank geht auch an Herrn Prof. Matthew Sanders von der University of Queensland in Brisbane (Australien) – seine Überlegungen und Hinweise in der Planungsphase sind in diese Arbeit eingeflossen. Herrn Prof. Dr. Werner Deutsch danke ich für die Bereitschaft, sich als Zweitgutachter zur Verfügung zu stellen. Ein besonderes Dankeschön geht an die Mitarbeiterinnen der Braunschweiger Kindergartenstudie - Anne Lübke, Evi Köppe und Yvonne Miller danke ich für anregende Diskussionen, ihre hilfreiche Unterstützung und Motivation. Auch den studentischen Hilfskräften und Praktikanten, die bei der Dateneingabe und Organisation der Studie mitgeholfen haben, sei an dieser Stelle gedankt. Diese Arbeit wurde ermöglicht durch die Mitarbeit und persönliche Unterstützung der Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten des Jugendamts Braunschweig Frau Josswig-Gröttrup und der Fachberaterin der städtischen Kindertagsstätten im Jugendamt Frau Hamilton-Kohn sowie die materielle Unterstützung der Nord/LB. Mein Dank gilt weiterhin dem Sozialdezernenten der Stadt Braunschweig Herrn Dr. Gröttrup für sein persönliches Engagement vor allem in der Genehmigungs- und Planungsphase, dem Leiter des Jugendamts Braunschweig Herrn Segger und Herrn Hantelmann vom Amt für Statistik und Stadtentwicklung der Stadt Braunschweig. Besonders danke ich auch allen Leiterinnen und Erzieherinnen der beteiligten Kindertagesstätten, die mit ihrem Interesse und viel Einsatz die Studie in dieser Form überhaupt möglich machten. Insbesondere der Bereitschaft und dem Engagement der Eltern ist es zu verdanken, dass diese Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis psychischer Auffälligkeiten im Vorschulalter leisten kann. Zum Schluss geht ein ganz besonders herzliches Dankeschön an meinen Mann. Auf seine emotionale und tatkräftige Unterstützung und Ermutigung konnte ich jederzeit zählen. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Zum Störungskonzept im Kindesalter 3 3 Klassifikation psychischer Störungen 5 3.1 3.2 3.3 Kategoriale Klassifikation Dimensionale Klassifikation Zusammenfassende Bewertung der Klassifikationsansätze 5 11 14 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten 15 4.1 4.2 4.2.1 4.2.1.1 4.2.1.2 4.2.2 4.3 Kategoriale Diagnostik Dimensionale Diagnostik Instrumente im deutschen Sprachraum Deutsche Konsensusversionen der Child Behavior Checklist (CBCL) Weitere deutschsprachige Fragebogenverfahren Instrumente im angloamerikanischen Sprachraum Zusammenfassende Bewertung 16 19 19 19 26 29 32 5 Epidemiologie psychischer Störungen 34 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.3 5.3.1 5.3.1.1 5.3.1.2 5.3.1.3 5.3.1.4 5.3.2 5.3.2.1 5.3.2.2 5.3.2.3 5.3.2.4 5.3.3 Einleitung Methodik der Epidemiologie Stichprobe und Grundgesamtheit Quer- und Längsschnittuntersuchungen Konzepte und Maße Messinstrumente Falldefinition Probleme epidemiologischer Studien Ergebnisse epidemiologischer Studien Dimensionale Studien Prävalenzraten Alter und Geschlecht der Kinder Sozioökonomischer Status Komorbidität Kategoriale Studien Prävalenzraten Alter und Geschlecht der Kinder Sozioökonomischer Status Komorbidität Zusammenfassung 34 35 35 36 37 37 38 39 40 40 40 52 54 55 55 55 60 61 61 62 6 Fragestellungen und Hypothesen 64 6.1 6.2 6.3 Methodische Überprüfung des Instruments (CBCL) Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit Epidemiologische Untersuchung 64 64 64 i 7 Methode 67 7.1 7.2 7.2.1 7.2.2 7.3 7.4 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.5 7.5.1 7.5.2 7.5.3 7.5.4 Überblick Stichproben Stichprobe der Eltern Stichprobe der Kinder Durchführung der Datenerhebung Instrumente der Datenerhebung Sozioökonomische und persönliche Daten Elternfragebogen über das Verhalten von Kindergartenkindern Weitere Instrumente Statistische Analysen Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeiten Prävalenzraten Komorbidität 67 67 67 71 73 75 75 76 77 77 78 78 79 79 8 Ergebnisse 81 8.1 8.1.1 8.1.1.1 8.1.1.2 8.1.1.3 8.1.2 8.1.3 8.1.3.1 8.1.3.2 8.1.4 8.1.4.1 8.1.4.2 8.1.4.3 8.1.4.4 8.2 8.2.1 8.2.1.1 8.2.1.2 8.2.2 8.2.2.1 8.2.2.2 8.2.2.3 8.2.2.4 8.2.2.5 Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern Reliabilitätsanalysen Geschlechtsspezifische Reliabilitätsanalysen Altersspezifische Reliabilitätsanalysen Zusammenfassung Trennschärfen Skalen-Interkorrelationen Gesamtstichprobe Geschlechtsspezifische Teilstichproben Faktorenstruktur Gesamtstichprobe Jungen Mädchen Zusammenfassung Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit Soziodemographische Daten der Kinder Geschlecht des Kindes Alter des Kindes Soziodemographische Daten der Familien Alter der Mütter Familienstand Schulabschluss der Eltern Familien-Nettoeinkommen Bedeutung soziodemographischer Variablen hinsichtlich der Verhaltensauffälligkeit Zusammenfassung 8.2.3 81 81 81 85 86 87 88 88 89 91 91 92 93 94 95 96 96 98 100 100 101 102 103 105 107 ii 8.3 8.3.1 8.3.2 8.3.2.1 8.3.2.2 8.3.2.3 8.3.3 8.3.3.1 8.3.3.2 8.3.3.3 8.3.3.4 8.3.3.5 8.4 8.4.1 8.4.2 8.4.2.1 8.4.2.2 8.4.3 Prävalenzraten psychischer Störungen und Verhaltensauffälligkeiten Symptomprävalenzraten Syndromprävalenzraten Gesamtstichprobe Syndromprävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter Syndromprävalenzraten in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes Übergeordnete Skalen: Prävalenzraten Gesamtstichprobe Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter der Kinder Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes Prävalenzraten in Abhängigkeit von soziodemographischen Daten der Familien Zusammenfassung Komorbidität Gesamtstichprobe Komorbidität in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes Jungen Mädchen Zusammenfassung 108 108 117 117 118 122 125 125 125 128 130 136 137 137 139 139 142 143 9 Diskussion der Ergebnisse 144 9.1 9.2 9.3 9.3.1 9.3.2 9.3.2.1 9.3.2.2 9.3.4 9.4 Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit Epidemiologische Untersuchung Symptomprävalenzraten Prävalenzraten psychischer Auffälligkeiten Prävalenzraten der Syndrom- und der übergeordneten Skalen Prävalenzraten in Abhängigkeit von soziodemographischen Daten Komorbidität Schlussbetrachtung und Ausblick 144 148 150 150 155 156 159 160 162 10 Zusammenfassung 165 11 Literatur 167 12 Anhang 182 iii Kapitel 1 1 Einleitung Einleitung In der Öffentlichkeit wird verstärkt die Verbreitung psychischer Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern im Vorschul- und Grundschulalter diskutiert. Dabei sind es oft emotionsgeladene Berichte in den Medien über die Zunahme von Gewalt sowie aggressiven und hyperkinetischen Verhaltensproblemen bei Kindern. In einer Zeit raschen technologischen und gesellschaftlichen Wandels gewinnt in diesem Zusammenhang die Frage nach den Auswirkungen veränderter Lebensbedingungen auf die Entwicklung gerade in den frühen Lebensphasen immer mehr an Bedeutung. Die epidemiologische Forschung kann dazu beitragen und u.a. Aussagen zur Häufigkeit und Verbreitung, aber auch zu Entstehungsbedingungen und Risikofaktoren psychischer Störungen und Auffälligkeiten machen. Wie eine Vielzahl methodisch anspruchsvoller und groß angelegter Studien zur Prävalenz von emotionalen und Verhaltensproblemen bei Kindern und Jugendlichen zeigt, hat die epidemiologische Forschung im letzten Jahrzehnt eine enorme Entwicklung genommen. Die Prävalenzrate für psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen liegt je nach Literaturübersicht zwischen 17 % und 27 % (Anderson & Werry, 1994; Verhulst, 1995). Zubrick et al. (1995) kommen zu dem Ergebnis, dass 28 % der befragten Eltern ihr Kind für emotional auffällig oder verhaltensgestört halten. Es gibt jedoch in der epidemiologischen Forschung vergleichsweise wenige Studien an Kindern im Vorschulalter, was angesichts der entwicklungs- und klinisch-psychologischen Bedeutung erst einmal unverständlich erscheint. Gerade zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensjahr machen Kinder erhebliche Veränderungen auf dem Gebiet der sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung sowie der Sprachentwicklung durch. Diese Phase ist gekennzeichnet durch eine zunehmende Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der Kinder und die sich rasch entwickelnde soziale und kognitive Kompetenz (Campbell, 1990). Zwar liegen nach mehreren Übersichtsarbeiten (z. B. Roberts, Attkinson & Rosenblatt, 1998; Verhulst, 1995) internationale Untersuchungen im Vorschulalter vor, doch besteht gerade im deutschen Sprachraum für die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen Kinder ein Forschungsbedarf, da die vorliegenden Studien zum Teil schon sehr alt sind. Im theoretischen Teil dieser Arbeit werden zuerst Störungskonzepte und die Klassifikation psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter beschrieben. Diese bilden die Grundlage für eine ausführliche Darstellung von deutschsprachigen und internationalen Instrumenten zur Erfassung psychischer Störungen und Auffälligkeiten. Dabei werden verschiedene strukturierte Interviews und Fragebogenverfahren beschrieben. Weil im Rahmen der dimensionalen Diagnostik die Instrumente der Child Behavior Checklist einen bedeutenden Stellenwert einnehmen, wird auf diese Verfahren ausführlicher eingegangen. 1 Kapitel 1 Einleitung Das Kapitel 5 widmet sich der Epidemiologie psychischer Störungen und Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Nach einer Einführung in die Methodik der Epidemiologie werden wichtige Befunde dimensionaler und kategorialer Studien beschrieben. Die Ausführungen beziehen sich dabei auf die Prävalenzraten psychischer Störungen, das Alter und Geschlecht der Kinder, die Zusammenhänge zum sozioökonomischen Status der Familien sowie die Komorbidität psychischer Störungen und Auffälligkeiten. Das Hauptziel der vorliegenden Untersuchung war die Klärung der Frage, wie verbreitet emotionale und Verhaltensprobleme bei drei- bis sechsjährigen Kindergartenkindern sind und wie hoch die Prävalenzraten für verschiedene psychische Auffälligkeiten im Vergleich zu internationalen Studien einzuschätzen sind. Darüber hinaus galt es zu untersuchen, wie sich die Auftretenshäufigkeiten in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Kinder sowie von soziodemographischen Daten der Familien verteilen und wie verbreitet komorbide Auffälligkeiten bereits im Vorschulalter sind. Grundlage der empirischen Untersuchung ist die Braunschweiger Kindergartenstudie - ein Projekt der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie und der Technischen Universität Braunschweig in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Braunschweig und den städtischen Kindertagesstätten Braunschweigs. Die Studie wurde 1998 in allen städtischen Kindertagesstätten Braunschweigs mit dem Ziel durchgeführt, Aussagen über den familiären sozioökonomischen Status, das Erziehungsverhalten und die Befindlichkeit der Eltern und über Zusammenhänge zu Verhaltensauffälligkeiten der Kinder zu treffen. 2 Kapitel 2 2 Zum Störungskonzept im Kindesalter Zum Störungskonzept im Kindesalter Die wissenschaftliche Beschäftigung mit psychischen Störungen und Auffälligkeiten im Kindesalter ist erst seit relativ kurzer Zeit eine eigenständige Disziplin. Die Anfänge der Loslösung von den Störungen und Problemen Erwachsener werden mit dem Werk von Emminghaus (1887) „Die psychischen Störungen des Kindesalters“ in Verbindung gebracht. Zu Beginn ihrer Betrachtung waren Verhaltensauffälligkeiten als sog. „Kinderfehler“ geläufig, wozu vor allem klassische Auffälligkeiten wie z. B. Einnässen, Einkoten, Schlafstörungen, aggressives oder ungehorsames Verhalten gehörten. In der neueren Literatur existiert keine allgemein verbindliche Definition für psychische Störungen oder Auffälligkeiten im Kindesalter. Vielmehr ist sie abhängig vom zu Grunde liegenden Störungsmodell. Auf die einzelnen Störungsmodelle soll an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden. Eine Übersicht dazu geben Petermann, Kusch und Niebank (1998). Psychische Störungen können vor dem Hintergrund verschiedener Annahmen betrachtet werden. Die Kontinuitätsannahme besagt, dass es einen quantitativen, fließenden Übergang zwischen normalen und abnormalen psychischen Phänomen gibt. Da die Mehrzahl der Verhaltensweisen und Symptome sowohl bei kranken als auch gesunden Kindern vorkommen (in geringerer Häufigkeit oder Intensität), erscheint diese Sichtweise für das Kindesalter angemessen. Leider besteht kein Konsens hinsichtlich der Frage, welcher Ausprägungs- oder Schweregrad überschritten werden muss, um ein Verhalten als pathologisch bedeutsam einzuschätzen (Remschmidt & Walter, 1990). Dagegen steht die Diskontinuitätsannahme für einen qualitativen Sprung vom Normalen ins Pathologische (Petermann, Döpfner, Lehmkuhl & Scheithauer, 2000). Die Definition psychischer Störungen oder auffälligen Verhaltens kann nicht losgelöst von einem normativen Bezugssystem erfolgen. Da es verschiedene Normbegriffe gibt, unterscheiden sich auch die Definitionen (Hofstätter, 1957). Nach der statistischen Norm werden als auffällig alle Merkmalsträger definiert, die vom statistischen Durchschnitt (in beide Richtungen) abweichen und somit außerhalb eines vorher festgelegten Streubereichs liegen. Die funktionale Norm bezieht sich auf die physische und psychische Funktionsfähigkeit eines Individuums; Normalität liegt dann vor, wenn sich der Organismus in einem Zustand des Gleichgewichts befindet. Die ideale Norm postuliert einen Zustand der Vollkommenheit, der als erstrebenswert angesehen wird. Was als vollkommen gilt, basiert auf gesellschaftlich akzeptierten Wertvorstellungen. Darüber hinaus kommt bei der Definition psychischer Störungen im Kindesalter den sozialen Beziehungen des Kindes (z. B. zu den Eltern, Geschwistern, Gleichaltrigen), seinem Umfeld und den Lebensumständen eine besondere Bedeutung zu. Bei der Beurteilung darüber, ob ein abweichendes Verhalten vorliegt oder nicht, sind nach Schmidt (1984) folgende Kriterien entscheidend: die Intensität des Verhaltens, die Häufigkeit, seine Dauer sowie die Anzahl der Symptome und Symptomkonstellationen. Wie Ludwig (1985) darlegt, bestimmt sich die klinische Bedeutsamkeit von Verhaltensweisen aus der 3 Kapitel 2 Zum Störungskonzept im Kindesalter Häufigkeit und Intensität des Verhaltens, der Auffälligkeit des Verhaltens im Verhältnis zu den Normen für das Alter und das Geschlecht des Kindes, das Vorhandensein oder Fehlen anderer Symptome auffälligen Verhaltens (Symptomgruppe, Syndrom), die Dauer des Verhaltens, die Einstellung des Beobachters und den Umständen, unter denen das Verhalten auftritt. Nach Rutter (1989) müssen zudem folgende vier Kriterien zur Störungsdefinition erfüllt sein: 1. die aktuelle Bedeutsamkeit der Auffälligkeit, 2. der Grund, warum der Entwicklung einer bestimmten Auffälligkeit eine besondere Aufmerksamkeit zukommt, 3. das Muster des entwicklungsabhängigen Funktionierens unter Betonung der klinischen Relevanz der Abweichung sowie der Störung der betreffenden Funktion, 4. die Anwesenheit weiterer Auffälligkeiten des verhaltensorientierten Funktionierens des Kindes in sozio-emotionalen Kontexten. Grundsätzlich lassen sich drei Faktoren anführen, die eine Definition psychischer Auffälligkeiten oder Störungen erschweren (Remschmidt & Walter, 1990): - der Entwicklungsaspekt: Bestimmte Verhaltensweisen sind in einer gewissen Ausprägung bei jüngeren Kindern als normal anzusehen (z. B. Einnässen, Trennungsängste oder Trotzreaktionen), ab einer bestimmten Altersstufe treten sie immer seltener und schließlich überhaupt nicht mehr auf. Bei der Beurteilung sind also immer das Alter und der Entwicklungsstand des Kindes zu berücksichtigen. Erschwert wird diese Beurteilung jedoch durch das bisherige Fehlen klar definierter Normen in der psychischen und emotionalen Entwicklung von Kindern, die eine verbindliche Orientierung zulassen (Petermann et al., 2000). - die Situationsbedingtheit des Verhaltens: Kindliche Verhaltensweisen sind zum einen von Situationen abhängig, d. h. sie treten nicht generell auf. So zeigen sich z. B. Konzentrationsstörungen in der Schule, Störungen des Sozialverhaltens im Kontakt zu Gleichaltrigen, Essstörungen zu Hause. Darüber hinaus kann das Verhalten auch nur gegenüber bestimmten Personen (Eltern, Lehrer) auftreten. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, sind Angaben von verschiedenen Informanten notwendig. - die Krankheitswahrnehmung: Im Gegensatz zu Erwachsenen verfügen Kinder nicht in gleichem Maße über eine eigene Krankheits- oder Problemwahrnehmung und bei jüngeren Kindern ist auch die Artikulation eines Leidensdruckes nicht gegeben (Remschmidt, 1998). Die vorangegangenen Ausführungen und Vorstellungen finden ihren Niederschlag in den gängigen Klassifikationssystemen psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter. Diese werden im folgenden Kapitel näher beschrieben. 4 Kapitel 3 3 Klassifikation psychischer Störungen Klassifikation psychischer Störungen Unter Klassifikation versteht man die Einteilung von Gegenständen, Begriffen und Merkmalen, die einige Eigenschaften gemeinsam haben, sich jedoch in anderen unterscheiden. Mit der Klassifikation im Bereich psychischer Störungen wird das Ziel verfolgt, einzelne Störungsmuster voneinander abzugrenzen und nach übergeordneten Gesichtspunkten der Ähnlichkeit zu gruppieren (Remschmidt, 1998). Gegenwärtig lassen sich in der Klassifikation psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Wesentlichen zwei Ansätze unterscheiden (vgl. Döpfner & Lehmkuhl, 1998): In der kategorialen Klassifikation werden psychische Störungen als diskrete, klar voneinander abgrenzbare und unterscheidbare Krankheits- oder Störungseinheiten beschrieben. Auf diesem Ansatz basieren die beiden wichtigsten klinischen Klassifikationssysteme - die Internationale Klassifikation Psychischer Störungen (ICD) der Weltgesundheitsorganisation, die inzwischen in der zehnten Version vorliegt (ICD-10; deutsch: Dilling, Mombour & Schmidt, 1991, 1994) und das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) der American Psychiatric Association in der vierten Version (DSM-IV; deutsch: Saß, Wittchen & Zaudig, 1996). Um dem Entwicklungsaspekt und der Bedeutung psychosozialer Umstände in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gerecht zu werden, wurde auf der Grundlage der ICD10 ein Multiaxiales Klassifikationsschema für psychiatrische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter (MAS; Remschmidt & Schmidt, 1996) entwickelt. Die Klassifikationssysteme werden im Kapitel 3.1 ausführlicher beschrieben. Neben der kategorialen Klassifikation versucht die dimensionale Klassifikation relativ stabile psychische Merkmale einer Person zu erfassen. Dieser Ansatz basiert auf der methodischen Grundlage der Psychometrie und multivariater statistischer Verfahren. Er beschreibt psychische Auffälligkeiten anhand von empirisch gewonnenen Dimensionen. Auf die dimensionale Klassifikation wird im Kapitel 3.2 näher eingegangen. Anschließend werden beide Klassifikationssysteme mit ihren Vor- und Nachteilen gegenübergestellt. 3.1 Kategoriale Klassifikation Kategoriale Klassifikationssysteme gehen auf Kraepelin zurück, haben aber inzwischen wesentliche Weiterentwicklungen erfahren. Sie enthalten sich weitgehend ausschließende Kategorien. Die Internationale Klassifikation Psychischer Störungen (ICD-10) und das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) weisen in ihren aktuellen Fassungen große Übereinstimmungen auf, obwohl es auch weiterhin noch einige prinzipielle Unterschiede gibt. Beide Klassifikationssysteme sind der operationalen Klassifikation verpflichtet, das heißt, sie versuchen durch operationalisierte Diagnosekriterien einen möglichst objektiven diagnostischen Prozess zu Gewähr leisten. Das gilt für das DSM-IV in vollem Umfang, in der ICD-10 wurde dies in den Forschungskriterien realisiert (Döpfner & Lehmkuhl, 1998). 5 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Die Diagnosekriterien beziehen sich bei den meisten Diagnosen vorwiegend auf beobachtbare Erscheinungsweisen einer Störung (Symptome) und weniger auf ätiologische Bedingungen, auf die Pathogenese oder theoretische Entstehungsmodelle. Für die ICD-10 wurden klinisch-diagnostische Leitlinien (Dilling et al., 1991) und Forschungskriterien (Dilling et al., 1994) erarbeitet. Die klinisch-diagnostischen Leitlinien der ICD-10 enthalten umfassende Beschreibungen der Störungen und lassen dem Diagnostiker einen relativ großen Spielraum. Gegenüber den Forschungskriterien verzichten sie auf strikt formulierte und operationalisierte diagnostische Kriterien und nehmen eine relativ weiche Definition der Diagnosekriterien vor, die im Allgemeinen unter dem Grenzwert der Diagnosekriterien des DSM-IV liegen. Die Forschungskriterien umfassen dagegen eindeutig operationalisierte Kriterien, die wissenschaftlichen Studien dienen und zu einer Stichprobenhomogenisierung beitragen sollen. Die DSM-IV-Kriterien und die ICD-10-Forschungskriterien stimmen in ihren Formulierungen weitgehend überein. Das DSM-IV ist weitaus umfassender als die ICD-10, weil es neben der Beschreibung diagnostischer Merkmale, der Definition der Diagnosekriterien und differenzialdiagnostischen Erläuterungen auch im Ansatz auf kulturelle Merkmale, Alters- und Geschlechtsmerkmale, auf Prävalenz, Verlauf und familiäre Häufungen eingeht. Beide Klassifikationssysteme ermöglichen eine so genannte multiaxiale Klassifikation. Auf verschiedenen Achsen oder Ebenen werden psychische Störungen und weitere relevante Bedingungen klassifiziert. ICD-10 und DSM-IV unterscheiden sich auch in der Bestimmung dieser Achsen. Im DSM-IV werden folgende fünf Achsen definiert: · · · · · Achse I: Achse II: Achse III: Achse IV: Achse V: Klinische Störungen Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderungen Medizinische Krankheitsfaktoren Psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme Globale Beurteilung des Funktionsniveaus Im DSM-IV gehören die umschriebenen Entwicklungsstörungen, die in der ICD-10 auf einer separaten Achse kodiert werden, zur Achse I. Auch das Intelligenzniveau wird in der ICD-10 auf einer gesonderten Achse kodiert. Die Persönlichkeitsstörungen, die nach dem DSM-IV zusammen mit geistigen Behinderungen eine eigene Achse bilden, werden dagegen in der ICD-10 auf der ersten Achse kodiert. Somit werden in der ICD-10 insgesamt sechs Achsen definiert. Für das Kindes- und Jugendalter liegt mit dem Multiaxialen Klassifikationsschema für Kinder und Jugendliche (MAS, Remschmidt & Schmidt, 1996) eine auf der multiaxialen Fassung der ICD-10 basierende Zusammenfassung vor. Die psychischen Störungen, die in der ICD-10 auf den ersten drei (DSM-IV auf den ersten beiden) Achsen klassifiziert werden, sind in der ICD-10 zu insgesamt neun Hauptgruppen zusammengefasst, die in Tabelle 3.1 dargestellt sind. Das DSM-IV weist eine vergleichbare Einteilung auf. 6 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Tabelle 3.1: Die Hauptkategorien psychischer Störungen nach ICD-10 (Dilling et al., 1991). F 0: Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen F 1: Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F 2: Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F 3: Affektive Störungen F 4: Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen F 5: Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F 6: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F 7: Intelligenzminderung F 8: Entwicklungsstörungen F 9: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F 99: nicht näher bezeichnete psychische Störungen (nnb)* * Restkategorie, die diagnostiziert wird, wenn z. B. das Symptombild nicht vollständig erfüllt wird (z. B. bei einem gemischten Störungsbild), das Symptombild als solches nicht in den Störungskategorien vollständig abgebildet ist, aber ein klinisch bedeutsames Leiden vorliegt. In den Kategorien F8 und F9 sind die Störungen zusammengefasst, die im Kindes- und Jugendalter beginnen. Prinzipiell ist es möglich, alle anderen Störungskategorien auch auf Kinder und Jugendliche zu übertragen (z. B. bei der Diagnose von Essstörungen (F5) oder Depression (F3)). Im Allgemeinen werden bei diesen Diagnosen die gleichen Kriterien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angewandt. Nur bei einigen Diagnosen (z. B. Angststörungen) werden im DSM-IV für Kinder und Jugendliche zusätzliche spezifische Kriterien aufgeführt. In Tabelle 3.2 sind die in der ICD-10 unter F8 zusammengefassten Untergruppen der Entwicklungsstörungen und die entsprechenden DSM-IV Kategorien dargestellt. Tabelle 3.2: Entwicklungsstörungen (F8) nach ICD-10 und entsprechende DSM-IV Kategorien. Code ICD-10-Bezeichnung DSM-IV-Bezeichnung ICD-10/DSM-IV F80 / — umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache (Kommunikationsstörungen) F81 / — umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (Lernstörungen) F82 /315.4 umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen Entwicklungsbezogene Koordinationsstörung F 83/ — kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen (Mehrfachdiagnosen notwendig) F84 / — tief greifende Entwicklungsstörung (tief greifende Entwicklungsstörungen) F88 / — sonstige Entwicklungsstörungen 1 F89 / — nnb Entwicklungsstörungen 1 Anmerkungen. nnb/NNB = nicht näher bezeichnete Störung; wird vergeben, wenn z. B. das Symptombild nicht vollständig erfüllt wird, das Symptombild als solches nicht in den Störungskategorien vollständig abgebildet ist, aber ein klinisch bedeutsames Leiden vorliegt. 7 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Die Entwicklungsstörungen in der ICD-10 werden durch folgende drei Merkmale charakterisiert: sie beginnen ausnahmslos im Kleinkindalter oder in der Kindheit, es sind psychische Funktionen beeinträchtigt oder verzögert, die eng mit der biologischen Reifung des Zentralnervensystems zusammenhängen und sie weisen einen stetigen Verlauf auf (keine Remissionen oder Rezidive). Tabelle 3.3 zeigt die in der ICD-10 unter dem Abschnitt F9 zusammengefassten Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend und die entsprechenden Störungen nach dem DSM-IV. Tabelle 3.3: Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit (F9) nach ICD-10 und entsprechende DSM-IV Kategorien (aus Petermann et al., 2000, S. 36f). Code ICD-10-Bezeichnung DSM-IV-Bezeichnung ICD-10/DSM-IV F90 / 314.xx hyperkinetische Störungen Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) F90.0 / 314.01 einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung ADHS-Mischtyp — / 314.00 — ADHS-Vorwiegend Unaufmerksamer Typ — / 314.01 — ADHS-Vorwiegend Hyperaktiv-Impulsiver Typ F90.1 / — hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (Mehrfachdiagnosen notwendig) F90.9 / 314.9 nnb hyperkinetische Störung NNB ADHS F91 / 312.8 Störung des Sozialverhaltens Störung des Sozialverhaltens F91.0 / — Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens — F91.1 / — Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen — F91.2 / — Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen — F91.3 / 313.81 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten F91.9 / 312.9 nnb Störung des Sozialverhaltens NNB Sozial Störendes Verhalten F92 / — kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen (Mehrfachdiagnosen notwendig) F92.0 / — Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (Mehrfachdiagnosen notwendig) F92.9 / — nnb kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen — F91 / — emotionale Störungen des Kindesalters (unter: Andere Störungen im Kleinkindalter, der Kindheit oder Adoleszenz) F93.0 / 309.21 emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters Störung mit Trennungsangst F93.1 / — phobische Störung des Kindesalters (keine kindheitsspezifische Kategorie, sondern nur: 300.29 Spezifische Phobie) F93.2 / — Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (keine kindheitsspezifische Kategorie, sondern nur: 300.23 Soziale Phobie) F93.3 / — emotionale Störung mit Geschwisterrivalität — F93.80 / — generalisierte Angststörung des Kindesalters (keine kindheitsspezifische Kategorie, sondern nur: 300.02 Generalisierte Angststörung) F93.9 / — nnb emotionale Störung des Kindesalters 1 1 1 1 1 1 — 8 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Fortsetzung Tabelle 3.3 Code ICD-10-Bezeichnung DSM-IV-Bezeichnung ICD-10/DSM-IV F94 / — Störungen mit sozialen Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (unter: Andere Störungen im Kleinkindalter, der Kindheit oder Adoleszenz) F94.0 / 313.23 elektiver Mutismus Selektiver Mutismus F94.1 / 313.89 reaktive Bindungsstörung des Kindesalters Reaktive Bindungsstörung im Säuglingsalter oder in der frühen Kindheit / Gehemmter Typus F94.2 / 313.89 Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung Reaktive Bindungsstörung im Säuglingsalter oder in der frühen Kindheit / Ungehemmter Typus F94.9 / — nnb Störung sozialer Funktionen im Kindesalter — F95 / — Ticstörungen (Ticstörungen) F95.0 / 307.21 vorübergehende Ticstörung Vorübergehende Ticstörung F95.1 / 307.22 chronische motorische oder vokale Ticstörung Chronische Motorische oder Vokale Ticstörung F95.2 / 307.23 kombinierte, vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Syndrom) Tourette-Störung F95.9 / 307.20 nnb Ticstörung NNB Ticstörung F98 sonstige Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (unter: Störungen der Ausscheidung / Fütter- und Essstörungen / Andere Störungen im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz) F98.0 / 307.6 Enuresis Enuresis F98.1 / 307.7 Enkopresis Enkopresis (ohne Verstopfung und Überlaufinkontinenz) F98.2 / 307.59 Fütterstörung im frühen Kindesalter Fütterstörung im Säuglings- oder Kleinkindalter — / 307.53 — Ruminationsstörung F98.3 / 307.52 Pica im Kindesalter Pica F98.4 / 307.3 stereotype Bewegungsstörung Stereotype Bewegungsstörung F98.5 / 307.0 Stottern Stottern F98.6 / — Poltern F98.9 / 313.9 nnb Verhaltens- und emotionale Störung mit Beginn in der Kindheit und Jugend 1 1 1 1 — 1 NNB Störung im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz 1 Anmerkungen. nnb/NNB = nicht näher bezeichnete Störung; wird vergeben, wenn z. B. das Symptombild nicht vollständig erfüllt wird, das Symptombild als solches nicht in den Störungskategorien vollständig abgebildet ist, aber ein klinisch bedeutsames Leiden vorliegt. 9 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Wie bereits erwähnt, weisen die ICD-10 und das DSM-IV große Übereinstimmungen auf der Ebene der Diagnosen auf. Auf einige wesentliche Unterschiede soll an dieser Stelle eingegangen werden: - Im DSM-IV werden die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen in drei Subtypen unterteilt, nicht jedoch in der ICD-10. - Bei den Störungen des Sozialverhaltens differenziert die ICD-10 stärker in Subkategorien als das DSM-IV. - Im DSM-IV entfällt die Diagnosegruppe der kombinierten Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen. Wenn mehrere Störungen auftreten, empfiehlt das DSM-IV Mehrfachdiagnosen. - Außer der emotionalen Störung mit Trennungsangst sieht das DSM-IV keine eigene Kategorie für emotionale Störungen im Kindesalter vor. Die in der ICD-10 vorgegebenen Kategorien für verschiedene Angststörungen werden im DSM-IV unter den allgemeinen Diagnosen für Angststörungen klassifiziert. Nach Petermann et al. (2000) beziehen sich die Kriterien zur Diagnosevergabe für die einzelnen Störungen auf: - das Vorliegen von Symptomen, häufig aus einer Symptomliste aus der eine bestimmte Mindestanzahl von Symptomen vorhanden sein muss; - das Zusatzkriterium der klinischen Bedeutsamkeit; zusätzlich zum Vorliegen von Symptomen verlangt dieses Kriterium, dass die Störung ein deutliches Leiden oder eine klinisch bedeutsame Beeinträchtigung in der sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionsfähigkeit verursacht; - Ausschlusskriterien, die nicht zutreffen dürfen, weil dann eine andere Störung diagnostiziert wird; sie dienen also zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber anderen Störungen; - den Beginn oder den Verlauf der Symptomatik (teilweise); - ätiologische Faktoren, die zur Entwicklung der Symptomatik beitragen (selten). Bei der Klassifikation psychosozialer und umgebungsbedingter Probleme (Achse IV nach dem DSM-IV) beziehungsweise assoziierter aktueller abnormer psychosozialer Umstände (Achse V nach der ICD-10) wird vermutet, dass sie mit der psychischen Störung in Verbindung stehen. Am weitesten ausdifferenziert ist dazu das Multiaxiale Klassifikationsschema für Kinder und Jugendliche (Remschmidt & Schmidt, 1996), das folgende Kategorien enthält (Poustka et al., 1994): 1. 2. 3. 4. 5. Abnorme intrafamiliäre Beziehungen Psychische Störung, abweichendes Verhalten oder Behinderung in der Familie Inadäquate oder verzerrte intrafamiliäre Kommunikation Abnorme Erziehungsbedingungen Abnorme unmittelbare Umgebung 10 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen 6. Akute, belastende Lebensereignisse 7. Gesellschaftliche Belastungsfaktoren 8. Chronische zwischenmenschliche Belastung im Zusammenhang mit Schule oder Arbeit 9. Belastende Lebensereignisse oder Situationen infolge von Verhaltensstörungen oder Behinderungen des Kindes. Die globale Beurteilung des Funktionsniveaus bzw. der psychosozialen Anpassung (Achse VI der ICD-10, Achse V der DSM-IV) wird anhand von neun- bis zehnstufigen Skalen erfasst, die von guten/herausragenden Funktionen auf allen Gebieten (zu Hause, in der Schule und mit Gleichaltrigen) bis hin zu massiven Beeinträchtigungen reicht, die eine beständige Supervision notwendig machen (Petermann et al., 2000). Der Schweregrad der psychischen Störung richtet sich nach dem Ausmaß der Beeinträchtigung der psychosozialen Anpassung des Kindes/Jugendlichen. Folgende Lebensbereiche werden bei der Beurteilung herangezogen: - Beziehungen zu Familienangehörigen, Gleichaltrigen, Erwachsenen außerhalb der Familie; - Bewältigung von sozialen Situationen (allgemeine Selbstständigkeit, lebenspraktische Fähigkeiten, persönliche Hygiene und Ordnung); - schulische bzw. berufliche Anpassung; - Interessen und Freizeitaktivitäten. 3.2 Dimensionale Klassifikation Der dimensionalen Klassifikation psychischer Störungen liegt die Annahme zu Grunde, dass sich psychische Störungen als kontinuierlich verteilte Merkmale darstellen und Kinder und Jugendliche sich entlang dieser Dimensionen beschreiben lassen. Grundlage dieser Klassifikation sind empirisch gewonnene Dimensionen psychischer Störungen, die mit Hilfe multivariater Verfahren (meist Faktorenanalysen) ermittelt wurden. Durch Faktorenanalysen lassen sich viele Merkmale (z. B. Items eines Fragebogens) auf wenige Dimensionen reduzieren. Die dimensionalen Klassifikationssysteme basieren in der Regel auf Fragebogenverfahren zur Erfassung psychischer Auffälligkeiten. Solche Instrumente werden im Kapitel 4.2 beschrieben. Quay (1986) legt eine Übersicht über die Ergebnisse von 61 multivariaten Studien mit Kindern und Jugendlichen vor, die dem dimensionalen Ansatz verpflichtet sind. Obwohl die zusammengefassten Studien auf verschiedenen Fragebogenverfahren beruhen und diese sich in der Art und Anzahl der Items sowie der Informationsquelle unterscheiden, zeigen sich dennoch gute Übereinstimmungen. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit sollen an dieser Stelle beschrieben werden. Tabelle 3.4 stellt die empirisch gewonnenen Dimensionen psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen dar. Die Hauptmerkmale der einzelnen Dimensionen sind in der Reihenfolge ihrer Auftretenshäufigkeit beschrieben. 11 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Tabelle 3.4: Empirisch gewonnene Dimensionen psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen nach Quay (1986). Dimensionen (Merkmale in der Reihenfolge der Auftretenshäufigkeit) Aggressives Verhalten Anzahl der Studien 42 Körperliche Aggressionen, mangelnde Regelbefolgung und Trotzreaktionen, Wutausbrüche, Destruktivität, provokatives Verhalten, unkooperatives und rücksichtloses Verhalten, aufmerksamkeitssuchendes Verhalten, dominieren und bedrohen anderer, störendes Verhalten, lärmendes Verhalten, Irritierbarkeit, Verweigerung von Anweisungen, Ruhelosigkeit, Unehrlichkeit, Hyperaktivität. Ängstlichkeit, sozialer Rückzug und Dysphorie 35 Angst oder Furcht und Angespanntheit, Scheu, Schüchternheit, traurige Verstimmung, Sensibilität, Gefühle der Unzulänglichkeit und Wertlosigkeit, Befangenheit und Gehemmtheit, fehlendes Selbstvertrauen, Erregbarkeit und Verwirrtheit, häufiges Weinen, Zurückhaltung und Besorgtheit. Aufmerksamkeitsstörungen 31 Geringe Konzentrationsfähigkeit bzw. kurze Aufmerksamkeitsspanne oder Ablenkbarkeit, Tagträumen, Ungeschicktheit, Verträumtheit, Passivität, Nervosität und Ruhelosigkeit, fehlende Ausdauer und Unterbrechen von Tätigkeiten, Trägheit, Interesselosigkeit, Hyperaktivität, Schläfrigkeit. Dissoziales und delinquentes Verhalten 10 „Schlechte Freunde“, Schuleschwänzen, Weglaufen von zu Hause, Stehlen gemeinsam mit anderen, Mitglied in einer „Gang“, loyal gegenüber delinquenten Freunden, bleibt nachts lange weg, Stehlen zu Hause, Lügen. Sozial unreifes Verhalten 10 Wenig Kontakt zu Gleichaltrigen, lieber alleine sein, gehänselt werden, lieber mit Jüngeren zusammen sein, scheu und zurückgezogen, mit Erwachsenen zusammen sein. Hyperaktivität 6 Motorische Unruhe, Impulsivität und Erregbarkeit, Nervosität, Zittrigkeit, Logorrhoe, Lärmen. Psychotische Auffälligkeiten 5 Inkohärent, repetitive Sprache, bizarres Verhalten, visuelle Halluzinationen, akustische Halluzinationen, seltsame Ideen/seltsames Verhalten. Schizoides/unkommunikatives Verhalten 4 Möchte nicht sprechen, zurückgezogen, scheu, kühl und nicht reagierend, mangelndes Interesse, traurig, ins Leere starren, verwirrt, verschlossen, lieber alleine. In insgesamt 42 Studien und damit am häufigsten wurde die Dimension Aggressives Verhalten extrahiert. Die Hauptmerkmale dieser Dimension beschreiben verschiedene Formen aggressiven und oppositionellen Verhaltens; in einigen Merkmalen werden auch hyperkinetische Auffälligkeiten (lärmendes Verhalten, Ruhelosigkeit, Hyperaktivität) beschrieben. Am zweithäufigsten wurde die Dimension Ängstlichkeit, sozialer Rückzug und Dysphorie abgebildet. In 31 Studien wurden Aufmerksamkeitsstörungen als eigenständige Dimension abgebildet, wobei hier im Wesentlichen Merkmale zugeordnet sind, die Störungen der Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit beschreiben und Hyperaktivität eher zu den Randmerkmalen dieser Dimension zählt. In einigen wenigen Studien wurde dagegen Hyperaktivität als 12 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen weitere eigenständige Dimension isoliert. Die Dimension sozial unreifes Verhalten zeichnet sich durch Kontaktarmut und nicht altersgemäßes Sozialverhalten aus. Neben der Dimension, die aggressives Verhalten beschreibt, ließ sich in 10 Studien eine Dimension extrahieren, die dissoziales und delinquentes Verhalten zusammenfasst. Schließlich wurden in einzelnen Studien Dimensionen gefunden, die schizoides/unkommunikatives Verhalten und psychotische Auffälligkeiten beschreiben. Der bislang umfassendste und methodisch anspruchsvollste Versuch, mit Hilfe des psychometrischen Paradigmas zu einer dimensionalen Klassifikation zu gelangen, stellen die Arbeiten von Achenbach (1991a-d) dar. Die von ihm entwickelten Fragebögen (Child Behavior Checklist, Teacher´s Report Form und Youth Self Report) erfassen das Urteil von Eltern, Lehrern und Jugendlichen. Achenbach konnte auf der Grundlage von zahlreichen Faktorenanalysen acht Dimensionen psychischer Störungen ermitteln. Diese Dimensionen ließen sich sowohl aus dem Eltern- und Lehrerurteil als auch aus dem Selbsturteil der Jugendlichen bilden. Die acht Skalen lassen sich zu drei Gruppen zusammenfassen: die internalisierenden, die externalisierenden und die gemischten Auffälligkeiten, die weder den internalisierenden noch den externalisierenden Auffälligkeiten zugeordnet werden können (siehe Tabelle 3.5). Tabelle 3.5: Dimensionen psychischer Störungen nach Achenbach (1991a-d). INTERNALISIERENDE AUFFÄLLIGKEITEN · Sozialer Rückzug Kinder mit hoher Ausprägung auf dieser Skala möchten lieber alleine sein, sind verschlossen, weigern sich zu sprechen, sind eher schüchtern, wenig aktiv und häufiger traurig verstimmt. · Körperliche Beschwerden Die Skala setzt sich aus Items zusammen, die verschiedene somatische Symptome (Schwindelgefühle, Müdigkeit, Schmerzzustände und Erbrechen) beschreiben. · Ängstlich/Depressiv Die Skala erfasst neben einer allgemeinen Ängstlichkeit und Nervosität auch Klagen über Einsamkeit und soziale Ablehnung, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle sowie traurige Verstimmung. EXTERNALISIERENDE AUFFÄLLIGKEITEN · Dissoziales Verhalten Die Skala erfasst dissoziale Verhaltensweisen wie z. B. Lügen, Stehlen, Schule schwänzen und Verhaltensweisen, die häufig in Verbindung mit Dissozialität auftreten (z. B. „Ist lieber mit Älteren zusammen“). · Aggressives Verhalten Die Skala erfasst verbal- und körperlich-aggressive Verhaltensweisen sowie Verhaltensweisen, die häufig in Verbindung mit aggressivem Verhalten auftreten (z. B. „Spielt den Clown“, „Redet viel“, „Sehr laut“). GEMISCHTE AUFFÄLLIGKEITEN · Soziale Probleme Die Skala umfasst vor allem Ablehnung durch Gleichaltrige sowie unreifes und erwachsenenabhängiges Sozialverhalten. · Schizoid/Zwanghaft Die Skala erfasst neben den Tendenzen zu zwanghaftem Denken und Handeln auch psychotisch anmutendes Verhalten (z. B. Halluzinationen) sowie eigenartiges, bizarres Denken und Verhalten. · Aufmerksamkeitsprobleme Diese Skala setzt sich aus Items zur motorischen Unruhe, Impulsivität, zu Konzentrationsstörungen und aus Items zusammen, die häufig in Verbindung mit hyperkinetischem Verhalten auftreten (z. B. „Verhält sich zu jung“, „Tapsig“). 13 Kapitel 3 3.3 Klassifikation psychischer Störungen Zusammenfassende Bewertung der Klassifikationsansätze Kategoriale und dimensionale Klassifikationsansätze sind jeweils mit verschiedenen Vor- und Nachteilen verbunden, die im Folgenden in Anlehnung an Döpfner und Lehmkuhl (1997) näher diskutiert werden sollen. Der kategoriale Ansatz erweist sich besonders dann als angemessen, wenn alle Mitglieder einer diagnostischen Klasse weitgehend homogen sind, wenn klare Grenzen zwischen den diagnostischen Klassen und zur „Normalität“ hin identifizierbar sind und wenn sich die Klassen gegenseitig ausschließen. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei diesem Ansatz die psychosoziale Beeinträchtigung berücksichtigt wird. Hinsichtlich der Praktikabilität ist dieser Ansatz offensichtlich besser geeignet, da die diagnostischen Einordnungen sehr plastisch sind und die Kommunikation unter Experten erheblich erleichtern. Auf der anderen Seite sind mit dieser Art der Klassifikation auch Nachteile verbunden. Zu nennen sind hier zum einen die mangelnde Reliabilität von Diagnosen und die Definition von Komorbidität. Die Beurteilerübereinstimmungen hinsichtlich der Diagnosekategorien fallen für einige Störungen sehr gering aus. Komorbidität stellt ein zentrales Problem der kategorialen Diagnostik dar, da sie nach Ansicht von Caron und Rutter (1991) auf überlappende diagnostische Kriterien und artifizielle Unterteilungen von Störungen zurückzuführen ist. Darüber hinaus werden bei einer starren Diagnosevergabe Entwicklungsaspekte zu wenig berücksichtigt. Der dimensionale Klassifikationsansatz ist besonders dann geeignet, wenn das zu beschreibende Phänomen kontinuierlich verteilt ist und keine eindeutig bestimmbaren Grenzen aufweist, was vermutlich auf viele klinische Phänomene im Kindesalter (z. B. Aggressivität, Hyperaktivität) zutrifft. Gegenüber der kategorialen Klassifikation bietet der dimensionale Ansatz einen höheren Informationsgehalt, da auch Informationen über subklinische Ausprägungen erhoben werden. Hinsichtlich der Komorbidität können Ausprägungen auf mehreren Dimensionen beschrieben werden (z. B. auf den Dimensionen Hyperaktivität, Aggressivität und Depressivität). Ein weiterer Vorteil sind die durchweg guten Reliabilitäten. Leider gibt es bislang keinen Konsens über die für eine Klassifikation optimalen Dimensionen. Die Phänomene lassen sich auf einem unterschiedlich hohen Niveau betrachten, welches abhängig vom jeweiligen Instrument ist, das entweder ein breites oder ein sehr spezielles Spektrum psychischer Auffälligkeiten erfasst. Beim dimensionalen Ansatz spielt im Gegensatz zur kategorialen Klassifikation die psychosoziale Beeinträchtigung keine Rolle. Zur Praktikabilität lässt sich sagen, dass die dimensionale Betrachtung weniger geläufig und nicht so plastisch ist. 14 Kapitel 3 Klassifikation psychischer Störungen Beiden Klassifikationsansätzen können spezielle Vor- und Nachteile zugeordnet werden. Ein Ausweg wäre, beide Systeme miteinander zu kombinieren, um die Nachteile des einen Ansatzes durch die Vorteile des anderen Ansatzes zu kompensieren. Petermann et al. (2000) stellen ein Modell für den diagnostischen Prozess vor, in dem beide Zugänge miteinander kombiniert werden. Eine weitere Möglichkeit bietet ein zweistufiges Vorgehen bei epidemiologischen Studien: In einem ersten Schritt wird eine große Stichprobe zunächst mit Hilfe eines dimensionalen Verfahrens (z. B. Eltern- oder Lehrerfragebögen) befragt. Der Schwellenwert beim Screening-Verfahren wird so angesetzt, dass mehr Fälle als erwartet selektiert werden, damit keine wirklichen Fälle unerkannt bleiben. Es werden also auch „Falsch-Positive“ eingeschlossen, um die „Falsch-Negativen“ nicht zu übersehen. In einem zweiten Schritt wird die Stichprobe mit Hilfe eines strukturierten diagnostischen Interviewverfahrens erneut befragt. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt auf der Hand: Es braucht nur ein Bruchteil der ursprünglichen Stichprobe klinisch-diagnostisch untersucht zu werden und gleichzeitig werden die Nachteile des dimensionalen Ansatzes eliminiert. Voraussetzung aber ist, dass das Screening-Instrument eine ausreichend hohe Reliabilität und Validität besitzt. 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Nachdem im vorangegangenen Kapitel die Klassifikationsansätze beschrieben wurden, widmet sich dieses Kapitel den dazugehörigen Instrumenten zur Erfassung psychischer Störungen und Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Der kategorialen Klassifikation verpflichtet sind diagnostische Interviewverfahren, auf die im ersten Abschnitt eingegangen wird. Dabei werden standardisierte und strukturierte Interviews aus dem angloamerikanischen Sprachraum vorgestellt. Anschließend erfolgt die Beschreibung deutschsprachiger Interviewverfahren. Die dimensionale Klassifikation stützt sich auf verschiedene Fragebogenverfahren, die im zweiten Abschnitt beschrieben werden. Einen bedeutenden Stellenwert im Rahmen des dimensionalen Ansatzes nimmt die Child Behavior Checklist (CBCL) ein, weshalb die deutschsprachigen Konsensusversionen der CBCL zuerst dargestellt werden. Es folgt eine Beschreibung weiterer Fragebogenverfahren sowohl aus dem deutschen als auch dem angloamerikanischen Sprachraum. Das Kapitel endet mit einer zusammenfassenden Betrachtung der vorgestellten Instrumente zur Erfassung psychischer Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. 15 Kapitel 4 4.1 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Kategoriale Diagnostik Strukturierte Interviewverfahren zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter setzen sich als nützliche und ökonomische Hilfsmittel im diagnostischen Prozess zunehmend durch. Dieser Trend ist eng mit der Einführung und Entwicklung der operationalisierten und multiaxialen Diagnosesysteme Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen und der Internationalen Klassifikation Psychischer Störungen verbunden. Die Interviewverfahren zeichnen sich dadurch aus, dass verbale Informationen systematisch und unter größtmöglicher Kontrollierbarkeit der Untersuchungssituation erhoben werden (Unnewehr, Schneider & Margraf, 1998). Dazu gibt es Interviewleitfäden, in denen die Formulierung und Abfolge der Fragen sowie genaue Anweisungen zur Kodierung der Antworten und Diagnosestellung vorgegeben sind. Die Interviews unterscheiden sich jedoch im Hinblick auf das Ausmaß der Standardisierung. Im Gegensatz zu standardisierten Interviews zeichnen sich strukturierte Interviewverfahren durch eine stärkere Flexibilität aus (Shaffer, Lucas & Richter, 2000), da Nachfragen von Seiten des Interviewers erlaubt sind und das klinische Urteil des Diagnostikers in die Beurteilung mit einfließen soll. Nachfolgend werden vorliegende englisch- und deutschsprachige strukturierte Interviews hinsichtlich ihres Aufbaus und ihrer Gütekriterien beschrieben. Tabelle 4.1 fasst dazu die wesentlichen Merkmale der Interviews zur Diagnostik psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen zusammen. Alle Interviewverfahren decken den Altersbereich von 6 bis 16 bzw. 18 Jahren ab und ermöglichen eine Diagnostik derzeit als auch früher vorhandener psychischer Störungen. Grundlage der Interviews sind die diagnostischen Kriterien des DSM-III, DSM-III-R oder DSM-IV. Das Spektrum der diagnostizierbaren Störungen umfasst die Hauptkategorien psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter, wie sie im DSM als auch in der ICD-10 auf der Achse I kodiert werden, obwohl einige Interviews zunächst zur Erfassung von spezifischen Störungen (z. B. affektive und schizophrene Störungen im Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia in School-Age Children (K-SADS; Ambrosini, Metz, Prabucki & Lee, 1990 oder Angststörungen im Anxiety Disorders Interview Schedule for Children (ADIS-C, Silvermann, 1991) entwickelt wurden. Inzwischen wurden diese Interviews ergänzt, so dass auch sie Symptome anderer Störungen enthalten. Alle Interviewverfahren liegen in unabhängigen und parallelen Fassungen für Eltern und Kinder vor. Vom Child and Adolescent Psychiatry Assessment (CAPA) gibt es zusätzlich eine Version für junge Erwachsene und eine Version für Eltern von Vorschulkindern wird derzeit erarbeitet. Für das Diagnostic Interview Schedule for Children (DISC IV) sind ebenfalls Fassungen für Eltern von Vorschulkindern und junge Erwachsene in der Vorbereitung. Die Durchführung der strukturierten Interviews beträgt sowohl für die Kinder- als auch für die Elternversion durchschnittlich 60 bis 90 Minuten. 16 Tabelle 4.1: Strukturierte und standardisierte Interviews zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter. NAME AUTOREN INFORMANT ALTERSBEREICH INTERVIEWTYP BASIS ZEITRAUM DAUER INTERVIEWER ADIS-C Anxiety Disorders Interview Schedule for Children Silvermann (1991) Eltern Kind 6-18 hochstrukturiert DSM-III-R aktuell Keine Angaben Kliniker CAPA Child and Adolescent Psychiatry Assessment Angold & Costello (2000) Eltern Kind Jugendliche 3-17 9-17 >18 halbstrukturiert DSM-III-R 3 Monate 60-120 Minuten Kliniker oder trainierte Laien CAS Child Assessment Schedule Hodges, Cools & McKnew (1989) Eltern Kind 7-17 halbstrukturiert ICD-10 1 Jahr 45-75 Minuten Kliniker oder erfahrene Laien DICA-R Diagnostic Interview Schedule for Children-Revised Welner et al. (1987) Eltern Kind Jugendliche 6-18 6-12 13-17 standardisiert DSM-III-R aktuell DSM-IV Lebenszeit 60-90 Minuten Kliniker oder trainierte Laien DISC 2.3/DISC IV Diagnostic Interview Schedule for Children Shaffer et al. (1996) Eltern Kind Lehrer 6-17 standardisiert ICD-10 6 Monate 45-90 Minuten Kliniker oder trainierte Laien ISC Interview Schedule for Children Kovacs (1985) Eltern Kind Jugendliche 8-17 halbstrukturiert DSM-III-R aktuell 60-90 Minuten Kliniker Kiddie-SADS (K-SADS) Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia in School-Age Children-Revised Ambrosini et al. (1990) Eltern Kind 6-18 halbstrukturiert DSM-III-R Lebenszeit 120 Mi- Kliniker nuten Kinder-DIPS Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen im Kindesund Jugendalter Unnewehr et al. (1998) Eltern Kind 6-18 halbstrukturiert ICD-10 aktuell DSM-IV Lebenszeit 60 Minu- Kliniker ten MEI Mannheimer Eltern-Interview Esser, Blanz, Geisel & Laucht (1989) Eltern 6-16 halbstrukturiert ICD-9 6 Monate DSM-IV DSM-IV DSM-III DSM-III-R DSM-III-R DSM-IV DSM-IV 60-75 Minuten Kliniker und trainierte Laien 17 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Was die Gütekriterien der Interviews anbelangt, so weisen sie insgesamt zufrieden stellende bis gute Reliabilitäten auf, wenn man der allgemein akzeptierten Auffassung folgt, dass Kappa-Koeffizienten ab .50 als zufrieden stellend und Koeffizienten ab .70 als gut bezeichnet werden können (Wittchen & Uhland, 1991). Bei Unnewehr (1995) sind detailliertere Angaben zur Reliabilität der einzelnen Interviewverfahren zu finden. Weniger untersucht wurde die Validität der Interviewverfahren. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Interviews zwischen stationär behandelten, ambulant behandelten und unauffälligen Kindern (Hodges, Kline, Stern, Cytryn & McKnew, 1982; Verhulst, Berden & Sanders-Woustra, 1985) oder zwischen psychiatrisch oder pädiatrisch behandelten Kindern diskriminierten (Costello, Edelbrock & Costello, 1984; Herjanic & Campbell, 1977). Darüber hinaus weisen Kinder mit Diagnosen signifikant höhere Werte in der Child Behavior Checklist auf (Costello & Edelbrock, 1985). International besonders häufig wurde das Diagnostic Interview Schedule für Children (DISC 2.3) eingesetzt, das auf den Kriterien der DSM-III-R basiert, mittlerweile auch in der Fassung auf der Basis der DSM-IV vorliegt. Das DISC 2.3/DISC IV ist ein hochstrukturiertes Interviewverfahren, das auch von trainierten Laien-Interviewern angewendet werden kann. Es liefert sowohl DSM- als auch ICD-10-Diagnosen und ermöglicht eine dimensionale Auswertung, da Symptomwerten aufsummiert werden können. Aus den genannten Gründen und weil für das DISC 2.3/DISC IV die meisten psychometrischen Studien vorliegen, ist dieses Interview in großen epidemiologischen Studien das Verfahren der Wahl (Bird, 1996). Im deutschsprachigen Raum liegen zwei diagnostische Interviews für Kinder und Jugendliche vor. Das Mannheimer Elterninterview (MEI) von Esser et al. (1989) wurde am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit veröffentlicht und liegt nur in einer Elternversion vor, die den Altersbereich 6 bis 16 Jahre abdeckt. Ausgangspunkt für die Entwicklung waren die von Rutter in verschiedenen epidemiologischen Studien verwendeten kinderpsychiatrischen Interviews (z. B. Rutter, Cox, Tupling, Berger & Yule, 1975; Rutter, Tizard & Whitmore, 1970). Das Mannheimer Elterninterview gliedert sich in drei Teile: demographische und sozialstatistische Daten von Eltern und Kind; die Erfassung von 38 kinder- und jugendpsychiatrischen Symptomen sowie soziofamiliäre Bedingungen und wichtige Lebensereignisse. Das Interview liefert Informationen, um Diagnosen nach der ICD-9, dem DSM-III-R oder dem Multiaxialen Klassifikationsschema für psychiatrische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter zu stellen. Die Interrater-Reliabilität ergab Kappa-Werte zwischen .71 und 1.0 und eine prozentuale Übereinstimmung zwischen 88 und 100 %. Insgesamt kann die Interrater-Reliabilität somit als zufrieden stellend bis gut beurteilt werden. Die Validität des Interviews wurde an einer Stichprobe von 66 ambulanten Patienten zwischen 8 und 10 Jahren überprüft. Kriterium für die Validität war das Expertenurteil im Rahmen der klinischen Routinediagnostik. Auf der Diagnoseebene ergab sich eine Übereinstimmung von 64 %. 18 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Neben dem Mannheimer Elterninterview liegt im deutschen Sprachraum das Diagnostische Interview bei psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter (Kinder-DIPS) von Unnewehr et al. (1998) vor. Dieses Interviewverfahren kann bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren zur differenzierten Diagnostik der in diesem Altersbereich am häufigsten auftretenden psychischen Störungen nach dem DSM-IV und der ICD-10 eingesetzt werden. Dazu zählen expansive Verhaltensstörungen, Störungen der Ausscheidung, affektive Störungen sowie Angst- und Essstörungen. Daneben enthält das Kinder-DIPS Screeningfragen zu psychotischen Symptomen, umschriebenen Entwicklungsstörungen, neurologischen Auffälligkeiten, körperlichen Erkrankungen und zum Substanzmissbrauch. Wie die englischsprachigen Interviewverfahren umfasst das Kinder-DIPS eine Version zur direkten Befragung des Kindes oder Jugendlichen und eine parallele Version für Eltern oder andere Erziehungspersonen. Das Interview nimmt nach Angaben der Autoren jeweils rund eine Stunde in Anspruch. Die Auswertung erfolgt zunächst für beide Fassungen getrennt, dann wird eine zusammengesetzte Diagnose gebildet. Die Interrater-Übereinstimmung für die Oberklassen lag bei Kappa-Werten von .55 bis .81. Die Bestimmung der RetestReliabilität ergab insgesamt eine befriedigende bis gute Zuverlässigkeit. Ein weiteres, viel versprechendes Interviewverfahren liegt mit der deutschen Adaptation des Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia in School-Age Children (K-SADS; Delmo, Weiffenbach, Gabriel, Marchia & Poustka, 1998) vor, für das jedoch noch eine Überprüfung der wissenschaftlichen Güte aussteht. Derzeit wird außerdem eine deutsche Fassung des international häufig eingesetzten Interviewverfahren DISC-IV von Steinhausen und Hautzinger erarbeitet. 4.2 Dimensionale Diagnostik 4.2.1 Instrumente im deutschen Sprachraum 4.2.1.1 Deutsche Konsensusversionen der Child Behavior Checklist (CBCL) Weite internationale Verbreitung haben die von Achenbach (1991a-d) entwickelten Fragebögen der Child Behavior Checklist gefunden, da sie den wohl umfassendsten und anspruchsvollsten Versuch zur Entwicklung von Fragebogenverfahren zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen aus der Sicht verschiedener Beurteiler darstellen (Döpfner, Berner & Lehmkuhl, 1997). Übersetzungen der Child Behavior Checklist liegen mittlerweile in annähernd 60 Sprachen vor und eine 1998 veröffentlichte Bibliographie zählte über 2400 Publikationen, in denen die CBCL angewendet wurde (Brown & Achenbach, 1998). Nicht nur diese Bibliographie belegt, dass die CBCL und die daraus abgeleiteten Instrumente in der internationalen Forschung zu den am meisten eingesetzten Verfahren gehören (Kamphaus & Frick, 1996). Die weite Verbreitung dieses Fragebogensystems ermöglicht auch eine Reihe (kultur-)vergleichender Studien. 19 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Auch im deutschen Sprachraum wird das Instrumentarium zunehmend in der Forschung und klinischen Praxis eingesetzt. Dazu hat unter anderem auch beigetragen, dass von der „Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist“ einheitliche deutschsprachige Konsensusversionen basierend auf der Version von 1991 (Achenbach, 1991a-d) erstellt wurden. Zuvor existierten verschiedene deutschsprachige Übersetzungen, die zum Teil erheblich differierten und nicht auf der neuesten amerikanischen Version basierten. Die Arbeitsgruppe, die sich aus Mitarbeitern der kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken in Berlin, Köln, Frankfurt und Zürich zusammensetzt, hat diese Konsensusversionen in Zusammenarbeit mit Achenbach erarbeitet. Tabelle 4.2 gibt einen Überblick über die bislang vorliegenden deutschsprachigen Konsensusversionen der Child Behavior Checklist. Die Hauptverfahren, der Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (CBCL 4-18; Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a), der Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (TRF, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1993) und der Fragebogen für Jugendliche (YSR, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998b), sind Bestandteil eines multiaxialen Diagnosemodells, welches neben Eltern-, Lehrer- und Selbsturteilen als Informationsquelle auch kognitive und Leistungstests sowie körperliche Untersuchungen umfasst. Um darüber hinaus weitere Altersgruppen untersuchen zu können und prospektive Längsschnittstudien zu ermöglichen, wurden weitere Instrumente entwickelt. Für die Beurteilung von Klein- und Vorschulkindern stehen der Elternfragebogen für Kleinund Vorschulkinder (CBCL 1½ - 5, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 2000a) sowie der Fragebogen für ErzieherInnen von Klein- und Vorschulkindern (CRF 1½ - 5, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 2000b) zur Verfügung. Junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 30 Jahren können mit Hilfe des Elternfragebogens über das Verhalten junger Erwachsener (YABCL, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998c) sowie dem Fragebogen für junge Erwachsene (YASR, Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998d) beurteilt werden. Des Weiteren liegt die Direkte Verhaltensbeobachtung psychischer Auffälligkeiten (DOF) von Bliesner und Lösel (1992) vor. Die Child Behavior Checklist wurde von Achenbach und Edelbrock Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre entwickelt (Achenbach & Edelbrock, 1983). Dieser Fragebogen wurde dann mehreren Revisionen unterzogen. Bei der letzten Revision von 1991 wurden einige Items geringfügig umformuliert, größere Veränderungen gab es dagegen bei der Skalenbildung. In der früheren Version wurden geschlechts- und altersspezifische Skalen auf der Grundlage von Faktorenanalysen in den entsprechenden Geschlechts- und Altersgruppen konstruiert. Eine Datenaggregation über Alters- und Geschlechtsgruppen hinweg war jedoch dadurch nahezu unmöglich. Besonders bei Längsschnittuntersuchungen konnten keine Vergleiche mehr durchgeführt werden, wenn die Probanden eine Altersgrenze überschritten und eine veränderte Skalenbildung notwendig wurde. 20 Tabelle 4.2: Übersicht über die deutschsprachigen Konsensusversionen der Child Behavior Checklist (CBCL). INSTRUMENT BEZEICHNUNG ALTER INFORMANT ANZAHL DER ITEMS SKALEN CBCL 1½ – 5 Elternfragebogen für Klein- und Vorschulkinder 1½ – 5 Eltern 99 Problem-Items Syndromskalen: SR, KB, ÄD, DeV, AV, SchP Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen 4 – 18 CBCL 4 – 18 Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES Eltern Kompetenz-Items und 120 ProblemItems Kompetenzskalen: Aktivitäten, soziale Kompetenzen, schulische Leistungen Syndromskalen: SR, KB, ÄD, SP, SZ, AP, DiV, AV Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES CRF 1½ – 5 TRF Fragebogen für ErzieherInnen von Klein- und Vorschulkinder 1½ – 5 Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen 5 – 18 Erzieher 99 Problem-Items Syndromskalen: ÄZ, DR, UÄ, KB, UV, AP, AV Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES Lehrer Kompetenz-Items und 120 ProblemItems Kompetenzskalen: schulische Leistungen, Verhaltenskompetenzen Syndromskalen: SR, KB, ÄD, SP, SZ, AP, DiV, AV Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES YSR YASR YABCL Fragebogen für Jugendliche Fragebogen für junge Erwachsene Elternfragebogen über das Verhalten junger Erwachsener 11 – 18 18 – 30 18 – 30 Jugendliche Kompetenz-Items und 120 ProblemItems Kompetenzskalen: Aktivitäten, soziale Kompetenzen Syndromskalen: SR, KB, ÄD, SP, SZ, AP, DiV, AV Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES Junge Er- Kompetenz-Items wachsene und 111 ProblemItems Syndromskalen: SR, KB, ÄD, BV, AP, AsV, DiV, AV Eltern Syndromskalen: SR, KB, ÄD, BV, AP, AsV, DiV, AV 107 Problem-Items Kompetenzskalen: Aktivitäten, soziale Kompetenzen Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES Übergeordnete Skalen: INT, EXT, GES Anmerkungen. Die Abkürzungen für die Syndrom- und die übergeordneten Skalen haben folgende Bedeutung: ÄD (Ängstlich/Depressiv), ÄZ (Ängstlich/zwanghaft), AP (Aufmerksamkeitsprobleme), AsV (Aufmerksamkeitssuchendes Verhalten), AV (Aggressives Verhalten), BV (Bizarres Verhalten), DR (Depressiv/sozialer Rückzug), DeV (Destruktives Verhalten), DiV (Dissoziales Verhalten), EXT (Externalisierende Auffälligkeiten), GES (Gesamtauffälligkeit), INT (Internalisierende Auffälligkeiten), KB (Körperliche Beschwerden), SchP (Schlafprobleme), SP (Soziale Probleme), SR (Sozialer Rückzug), SZ (Schizoid/Zwanghaft), UÄ (Umschriebene Ängste), UV (Unreifes Verhalten) 21 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Mit der Revision von 1991 entwickelte Achenbach alters- und geschlechtsunabhängige Skalen (so genannte core syndroms). Dazu wurden, ausgehend von separaten Faktorenanalysen in den einzelnen Alters- und Geschlechtsgruppen, nur jene Items zu einer Skala zusammengefasst, die über die Alters- und Geschlechtsgruppen hinweg weitgehend stabile Faktoren bildeten. Diese Methode wurde neben dem Elternfragebogen auch beim Lehrerfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen (TRF) und beim Fragebogen für Jugendliche (YSR) angewendet. So wurden in allen drei Fragebögen inhaltlich sich entsprechende Skalen konstruiert, die allerdings nicht völlig identisch sind. Von 120 Items sind in allen drei Fragebögen 89 Items völlig identisch. Um einen Vergleich zwischen den verschiedenen Beurteilern zu ermöglichen, wurden zusätzlich beurteilerübergreifende Skalen (so genannte cross-informant-syndroms) entwickelt. Diese Skalen enthalten nur jene Items, die Bestandteil von mindestens zwei der drei beurteilerspezifischen Syndromskalen sind. Im folgenden Abschnitt soll exemplarisch der Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 anhand der Merkmale Aufbau, Skalen und Auswertung sowie Reliabilität, Validität und Normierung beschrieben werden. Der Elternfragebogen (Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a) ist ein zweiteiliger Fragebogen, der soziale Kompetenzen, Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 18 Jahren erfasst. Den beiden Teilen geht ein Kopfteil voraus, der persönliche Daten wie Name, Alter, Geschlecht, Schultyp, Tätigkeit von Mutter und Vater und die ausfüllende Person erfasst. Der erste Teil besteht aus 20 Items und gliedert sich in die Unterpunkte I.-VII., die soziale und schulische Kompetenzen des Kindes bzw. Jugendlichen erfassen. Es wird gefragt nach sportlichen und nichtsportlichen Aktivitäten, Mitgliedschaft in Vereinen u.ä., außerschulischen Pflichten, Anzahl von Freunden und verbrachter Zeit mit Freunden, Auskommen mit Geschwistern und Eltern sowie Schulleistungen. Die Fragen nach Aktivitäten werden sowohl quantitativ (Anzahl, investierte Zeit) als auch qualitativ (Leistung im Vergleich zu Gleichaltrigen), die restlichen Items nur qualitativ auf einer vierstufigen Skala eingeschätzt. Am Ende des ersten Teils können die Eltern sich noch frei dazu äußern, worüber sie sich bei ihrem Kind am meisten sorgen und was ihnen am besten an ihrem Kind gefällt. Diese Aussagen liefern in der Praxis wichtige Hinweise, gehen aber nicht in die Auswertung ein. Der zweite Teil des Fragebogens umfasst 120 Problem-Items, die emotionale Auffälligkeiten, Verhaltensauffälligkeiten und körperliche Beschwerden beschreiben. In 118 Items werden spezifische Auffälligkeiten beschrieben und in zwei Items haben die Eltern die Möglichkeit, Auffälligkeiten anzugeben, die in den spezifischen Items nicht erfragt wurden. Bei einigen Items werden die Eltern gebeten, das entsprechende Verhalten genauer zu beschreiben, um zu vermeiden, dass Items missverstanden und deshalb fehlerhaft beurteilt werden. Dies trifft vor allem auf Items zu, die schizoid/zwanghaftes Verhalten erfassen. Der Beurteilungszeitraum umfasst die letzten sechs Monate. Die Beurteilung der Items erfolgt anhand einer dreistufigen Skala von 0 = nicht zutreffend (soweit bekannt) bis 2 = genau oder häufig zutreffend. 22 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Die Bearbeitung des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen nimmt etwa 20 Minuten in Anspruch. Die Itemformulierung ist möglichst einfach gehalten, so dass der Fragebogen auch von Eltern mit geringem Bildungsniveau bearbeitet werden kann. Da der Elternfragebogen mittlerweile in viele Sprachen übersetzt wurde, besteht für Eltern, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, die Möglichkeit, den Fragebogen in ihrer Muttersprache auszufüllen. Die Skalen des Fragebogens können nach Kompetenzskalen und Syndromskalen unterschieden werden. Die Kompetenzskala setzt sich aus drei Unterskalen zusammen. Die Skala Aktivitäten erfragt die Anzahl ausgeübter sportlicher Aktivitäten, die Anzahl von außerschulischen Aufgaben und Pflichten sowie die Einschätzung der Eltern, wie gut und wie häufig ihr Kind im Vergleich zu Gleichaltrigen sportliche und nichtsportliche Aktivitäten ausübt bzw. wie gut es seine Pflichten ausführt. Die zweite Kompetenzskala erfasst Soziale Kompetenzen, wobei hier die Mitgliedschaft in Vereinen oder Organisationen, die Anzahl enger Freunde und wie häufig das Kind Kontakt mit ihnen hat erfragt wird. Darüber hinaus wird erfasst, wie gut das Kind mit seinen Eltern und Geschwistern zurecht kommt und wie gut es alleine arbeiten und spielen kann. Die dritte Skala bezieht sich auf die Schule und umfasst Fragen zu den Leistungen in den einzelnen Schulfächern, zur Beschulung des Kindes in einer Förderklasse oder Sonderschule, zum Wiederholen einzelner Klassen und Vorliegen weiterer Schulprobleme. Ein Gesamtwert für Kompetenzen wird als Summe der Ergebnisse der drei Unterskalen berechnet. Die Auswertung der Kompetenz-Items erfolgt erst ab dem Alter von sechs Jahren, da in Untersuchungen an amerikanischen Stichproben die Kompetenz-Items bei vier- bis fünfjährigen Kindern kaum zwischen klinischen Stichproben und Feldstichproben unterschieden (Achenbach, 1991a). Aus den Problem-Items des zweiten Teils des Fragebogens werden acht Syndromskalen gebildet. Diese Syndromskalen wurden auf Grund von Faktorenanalysen zweiter Ordnung (Faktorenanalysen der Skalenrohwerte) in drei Gruppen zusammengefasst: den Internalisierenden Auffälligkeiten, den Externalisierenden Auffälligkeiten und den Gemischten Auffälligkeiten, die weder den internalisierenden noch den externalisierenden Auffälligkeiten zugeordnet werden können. Die Gruppe der Internalisierenden Auffälligkeiten umfasst drei Skalen. Kinder mit hoher Ausprägung auf der Skala Sozialer Rückzug möchten lieber alleine sein, sind verschlossen, weigern sich zu sprechen, sind eher schüchtern, wenig aktiv und häufiger traurig verstimmt. Die Skala Körperliche Beschwerde setzt sich aus Items zusammen, die verschiedene somatische Symptome - Schwindelgefühle, Müdigkeit, Schmerzzustände oder Erbrechen – beschreiben. Die Skala Ängstlich/Depressiv erfasst in 14 Items neben einer allgemeinen Ängstlichkeit und Nervosität auch Klagen über Einsamkeit und soziale Ablehnung, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle sowie traurige Verstimmung. 23 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Die übergeordnete Skala Externalisierende Auffälligkeiten setzt sich aus den Syndromskalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten zusammen. Zur Gruppe der Gemischten Auffälligkeiten gehört die Skala Soziale Probleme, die vor allem Ablehnung durch Gleichaltrige sowie unreifes und erwachsenenabhängiges Sozialverhalten umfasst. Die Skala Schizoid/Zwanghaft erfasst neben den Tendenzen zu zwanghaftem Denken und Handeln auch psychotisch anmutendes Verhalten (z. B. Halluzinationen) und eigenartiges, bizarres Denken und Verhalten. Die Skala Aufmerksamkeitsprobleme beschreibt Items zur motorischen Unruhe, Impulsivität und Konzentrationsstörungen. Die Reliabilität und faktorielle Validität des Elternfragebogens wurde in verschiedenen Untersuchungen (Döpfner, Schmeck, Berner, Lehmkuhl & Poustka, 1994; Löffler, 1998; Remschmidt & Walter, 1990; Walter & Remschmidt, 1999; Wichary, 1999). Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studien seien an dieser Stelle kurz zusammengefasst. Remschmidt und Walter (1990) überprüften die Reliabilität des Gesamtauffälligkeitswertes in einer klinischen Stichprobe (N = 404) und einer Feldstichprobe (N = 1969). Für die einzelnen Syndromskalen wurden keine Reliabilitätsanalysen vorgenommen. Der Gesamtauffälligkeitswert weist eine sehr gute interne Konsistenz von rtt = .94 (klinische Stichprobe) bzw. rtt = .93 (Feldstichprobe) auf. Die Retest-Reliabilität nach 5 Wochen wurde an einer Stichprobe von 103 Fragebogen bestimmt. Sie lag in den einzelnen Alters- und Geschlechtsgruppen zwischen rtt = .72 und rtt = .89, für die gesamte Stichprobe wurde ein Wert von rtt = .81 ermittelt. In einer weiteren Arbeit (Walter & Remschmidt, 1999) werden die Ergebnisse der Reliabilitätsanalysen an einer unausgelesenen Schülerstichprobe (N = 985) für die Syndromskalen der CBCL (Achenbach & Edelbrock, 1983) vorgestellt. Darüber hinaus wurde die Faktorenstruktur an einer klinischen Stichprobe von N = 559 Patienten aus stationärer und ambulanter kinderpsychiatrischer Behandlung überprüft. Die Konsistenzanalyse ergab sehr gute Koeffizienten für den Gesamtauffälligkeitswert (rtt > .91) und die übergeordneten Skalen Internalisierende und Externalisierende Auffälligkeiten (rtt = .87 bis rtt = .91). Dagegen konnten für die Hälfte der Syndromskalen in den entsprechen Alters- und Geschlechtsgruppen nur niedrige interne Konsistenzwerte (rtt < .70) berechnet werden. In allen vier Subgruppen hat nur die Skala Hyperaktivität gut abgeschnitten, die Skala Aggressivität immerhin in drei Gruppen. Die Untersuchung der Faktorenstruktur konnten wegen nicht ausreichender Fallzahlen nicht wie bei Achenbach und Edelbrock (1983) getrennt für Alters- und Geschlechtsgruppen durchgeführt werden, sondern nur in einer gemischten Patientenstichprobe. Die Replikation der Faktorenstruktur konnte deshalb auch nicht erwartet werden. Es fanden sich jedoch drei gut interpretierbare Faktoren: 1. Störungen des Sozialverhaltens, 2. Emotionale Störungen und 3. Entwicklungsverzögerungen. Die ersten beiden Faktoren weisen inhaltlich eine sehr enge Beziehung zu den übergeordneten Skalen Internalisierende bzw. Externalisierende Auffälligkeiten auf. Bei den Ergebnissen der Studien ist zu berücksichtigen, dass sie sich auf 24 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten eine deutschsprachige Fassung der CBCL von 1983 handelt, die 1991 einer umfassenden Revision hinsichtlich der Skalenbildung (alters- und geschlechtsunabhängige Skalen) unterzogen wurde. Döpfner et al. (1994) untersuchten im Rahmen einer umfangreichen Felduntersuchung im Münsterland (N = 1622) und an einer klinischen Stichprobe (N = 1653) die Reliabilität und faktorielle Validität des Elternfragebogens. Die internen Konsistenzen der Skalen stimmen gut mit amerikanischen Vergleichswerten (Achenbach, 1991a) überein. Die Kompetenzskalen weisen überwiegend unbefriedigende interne Konsistenzwerte auf. Lediglich die Gesamtskala Kompetenzen erreicht Werte, die für gruppenstatistische Auswertungen noch ausreichend sind. Für die übergeordneten Skalen Gesamtauffälligkeitswert, Internalisierende und Externalisierende Auffälligkeiten wurden sehr gute bis gute interne Konsistenzen von rtt > .85 berechnet. Die Skalen Aggressives Verhalten, Dissoziales Verhalten, Aufmerksamkeitsprobleme und Ängstlich/Depressiv zeigen in den einzelnen Stichproben Werte zwischen rtt = .80 und rtt = .90. Die Reliabilität der Skalen Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden und Soziale Probleme liegen zwischen rtt = .70 und rtt = .80 und sind damit zufrieden stellend. Unbefriedigende Werte von rtt < .70 wurden für die Skala Schizoid/Zwanghaft ermittelt. Die faktorielle Validität der CBCL wurde mit Hilfe von Faktorenanalysen in der Klinikstichprobe überprüft. Die Faktorenanalyse wurde für die Gesamtstichprobe sowie die alters- und geschlechtspezifischen Teilstichproben mit jenen 86 Items durchgeführt, aus denen sich die Syndromskalen zusammensetzen. Die Autoren favorisierten eine 7-faktorielle Lösung, die insgesamt 39.2 % der Varianz aufklärt. Mit Ausnahme der Skalen Sozialer Rückzug und Soziale Probleme, deren Items auf einem Faktor laden, wird die Skalenbildung in der klinischen Gesamtstichprobe eindrucksvoll bestätigt. Auch die Analysen an Jungen und Mädchen im Jugendalter bestätigen weitgehend die nachgewiesene Faktorenstruktur. Neuere Untersuchungen zur Überprüfung der Reliabilität wurden von Löffler (1998) und Wichary (1999) durchgeführt. Löffler (1998) untersuchte an einer Zufallsstichprobe von N = 400 4- bis 18-jähriger in Köln gemeldete Kinder und Jugendliche. Auch in dieser Arbeit wird den übergeordneten Skalen sehr gute bis gute interne Konsistenz bescheinigt. Im Vergleich zur Studie von Döpfner et al. (1994) wurden insgesamt bessere interne Konsistenzen ermittelt. Wichary (1999) hat die Gütekriterien ebenfalls anhand einer Zufallsstichprobe von N = 400 4- bis 18-jähriger Kinder und Jugendlicher, allerdings einer ländlichen Feldstichprobe (Bedburg) überprüft. Für die übergeordneten Skalen sowie die Syndromskalen Ängstlich/Depressiv und Aggressives Verhalten konnten sehr gute bis gute interne Konsistenzen nachgewiesen werden. Befriedigende Werte erreichen die Skalen Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme. Die Reliabilität der restlichen Skalen schätzt Wichary als unbefriedigend ein. Wie in anderen Untersuchungen auch, sind die Werte der Skala Schizoid/Zwanghaft völlig unzureichend. 25 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Die Normierung des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wurde im Rahmen der Studie über Psychische Auffälligkeiten und Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (PAK-KID-Studie) durchgeführt, die erste bundesweit repräsentative epidemiologische Untersuchung über psychische Auffälligkeiten und Kompetenzen in Deutschland (Döpfner et al., 1997). In der Normierungsstichprobe wurden annähernd 2900 Kinder und Jugendliche untersucht. Die Ermittlung der deutschen Normwerte (Prozentränge und T-Werte) orientierte sich methodisch eng an der bei der amerikanischen Normierung von Achenbach (1991a) verfolgten Vorgehensweise. Für die Syndromskalen werden geschlechtsspezifische Normen für Kinder im Alter zwischen vier und elf Jahren sowie für Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren vorgelegt. 4.2.1.2 Weitere deutschsprachige Fragebogenverfahren Neben den Fragebögen der Child Behavior Checklist kommen im deutschen Sprachraum eine Reihe weiterer Fragebögen zur Erfassung von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen zum Einsatz. Diese Verfahren sollen in diesem Abschnitt kurz beschrieben werden. Tabelle 4.3 gibt eine Übersicht über gebräuchliche Fragebogenverfahren und enthält dazu Angaben zu den Autoren und Informanten, zum erfassten Altersbereich, zur Anzahl der Items und Skalen des Fragebogens sowie den psychometrischen Kennwerten. Duhm und Althaus (1979) entwickelten einen Beobachtungsbogen für Erzieherinnen zur Beurteilung von Kindern im Vorschulalter (BBK) mit insgesamt 78 Items, die inhaltlich nach den Bereichen Ankunft des Kindes, soziales und emotionales Verhalten gegenüber der Erzieherin und der Kindergruppe, Spiel-, Sprach- und Arbeitsverhalten gegliedert sind. Die Items werden nicht zu Skalen zusammengefasst, die Autoren teilen lediglich prozentuale Häufigkeiten der einzelnen Item-Ausprägungen mit. Bilsky und Flaig (1986) reanalysierten diesen Fragebogen und konnten eine 7-faktorielle Lösung präsentieren, welche folgende Skalen unterscheidet: praktische und emotionale Selbstständigkeit bei der Ankunft, soziale Aktivität/Passivität und Einordnung des Kindes in der Gruppe, emotionale und soziale Selbstständigkeit gegenüber den Erziehern, aggressives Verhalten gegenüber anderen Kindern und den Erziehern, Spielintensität und -produktivität, Sprechverhalten und Sprachfähigkeiten und Arbeitsverhalten. 26 Tabelle 4.3: Deutschsprachige Fragebogenverfahren zur Erfassung eines breiten Spektrums psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. NAME BBK Beobachtungsbogen für Kinder im Vorschulalter MVL Marburger Verhaltensliste AUTOREN INORMANT ALTERS- ANZAHL BEREICH ITEMS Duhm & Althaus Erzieherin 3–6 78 (1979) Ehlers, Ehlers & Eltern Makus (1978) 6 – 12 80 VBK Stern (1982) Verhaltensbeurteilungsbogen für Kinder Erzieherin 3–6 100 VBV-EL Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder – Elternfragebogen Döpfner, Berner, Fleischmann & Schmidt (1993) Eltern 3–6 53 VBV-ER Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder – Erzieherfragebogen Döpfner, Berner, Fleischmann & Schmidt (1993) Erzieherin 3–6 93 SKALEN praktische u. emotionale Selbstständigkeit bei der Ankunft; soziale Aktivität/Passivität und Einordnung des Kindes in der Gruppe; emotionale und soziale Selbstständigkeit; aggressives Verhalten; Spielintensität und –produktivität; Sprechverhalten und Sprachfähigkeiten; Arbeitsverhalten. emotionale Labilität, Kontaktangst, unrealistisches Selbstkonzept, unangepasstes Sozialverhalten, instabiles Leistungsverhalten Betragensschwierigkeiten; soziale Angepasstheit+Leistungshaltung; Furcht; neurotisch-funktionelle Störungen; soziale Gehemmtheit; Sauberkeit; unsoziales Verhalten, häusliches Erziehungsmilieu Sozial-emotionale Kompetenzen, oppositionell-aggressives Verhalten, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität vs. Spielausdauer, emotionale Auffälligkeiten; Symptomliste mit umschriebenen Auffälligkeiten Sozial-emotionale Kompetenzen, oppositionell-aggressives Verhalten, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität vs. Spielausdauer, emotionale Auffälligkeiten; Symptomliste mit umschriebenen Auffälligkeiten PSYCHOMETRISCHE KENNWERTE Interne Konsistenz der Skalen: .61 bis .94 Interrater-Rel.: .45 bis .72 Retest-Rel.: .62 bis .79 Interne Konsistenz:.70 bis .85 (Skalen), >.90 (Gesamt); Retest-Rel.: .41 bis .84 (Skalen), .81 (Gesamt) Reliabilität nach HOYT: Skala Betragensschwierigkeiten .97 bis .99, Leistungshaltg. und Furcht .78 bis .94, übrige Skalen .22 bis .99 Interne Konsistenz zwischen .74 und .90, Retest-Rel. (4 Wochen): zwischen .51 und .61 Interne Konsistenz zwischen .86 und .95, Retest-Rel. (4 Wochen): .72 bis .80, Interrater-Rel.: .56 bis .66 27 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Der Verhaltensbeurteilungsbogen für Kinder (VBK) von Stern (1982) wurde in der ehemaligen DDR als Erzieherfragebogen zur Beurteilung von Kindern in Kinderkrippen und jüngeren bzw. älteren Kindergartenkindern entwickelt. Dieser Fragebogen umfasst 100 Items, die je nach Altersgruppe zu fünf bis sechs Dimensionen auf der Basis von Faktorenanalysen zusammengefasst werden können. Zu diesen Dimensionen gehören: Betragensschwierigkeiten, soziale Angepasstheit und Leistungshaltung, Furcht, neurotisch-funktionelle Störungen, soziale Gehemmtheit, Sauberkeit, unsoziales Verhalten gegenüber Gleichaltrigen und Stimmungslabilität. Auf Grund fehlender Itemanalysen, Vertrauensintervalle und kritischer Differenzen und mangelnder Reliabilitäten können einige Dimensionen nicht als psychometrisch gesichert gelten. Die Marburger Verhaltensliste (MVL) von Ehlers et al. (1978) ist ein Screeningverfahren, das der quantitativen Abklärung der Therapiebedürftigkeit von Kindern auf der Verhaltensebene mit Hilfe des Urteils der Eltern dient. Es handelt sich um einen standardisierten Elternfragebogen zur Abschätzung des Ausmaßes kindlichen Problemverhaltens. Das Verfahren kann bei Eltern von Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren angewendet werden. Die Eltern werden gebeten, die Anzahl der Tage der letzten zwei Wochen zu nennen, an denen bestimmte Verhaltensabläufe zu beobachten waren. Die Verhaltensliste setzt sich aus insgesamt 80 Items zusammen, die sich auf folgende fünf Subskalen verteilen: emotionale Labilität, Kontaktangst, Kontaktangst, Unrealistisches Selbstkonzept, Unangepasstheit Sozialverhalten und Instabiles Leistungsverhalten. Der Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder (VBV 3-6) von Döpfner et al. (1993) soll Verhaltensauffälligkeiten bei drei- bis sechsjährigen Vorschulkindern in ihrer alterstypischen Ausprägung auf der Grundlage des Urteils von Eltern und Erzieherinnen erfassen. Neben Auffälligkeiten werden auch die sozialen Kompetenzen des Kindes erhoben, die sich in dieser Altersstufe in Form von sozial-emotionalen Kompetenzen und Spielintensivität und -produktion äußern. Der Elternfragebogen setzt sich aus insgesamt 53 Items zusammen, die vier Skalen zugeordnet sind. Die Skala sozial-emotionale Kompetenzen umfasst 10 Items, die ausschließlich positiv formulierte Verhaltenskompetenzen beschreiben (z. B. Beachten von gesetzten Grenzen, Lösen von Konfliktsituationen, kooperatives und intensives Spielverhalten). Die Items der Skala oppositionell-aggressives Verhalten beschreiben ausschließlich externale Verhaltensauffälligkeiten. Kinder, die auf dieser Skala eine hohe Ausprägung erreichen, werden von ihren Eltern als verbal und körperlich aggressiv gegenüber Anderen beschrieben, sie setzen sich über Grenzen hinweg, missachten Anweisungen der Eltern, sind impulsiv und neigen zu Wutausbrüchen. Die bipolare Skala Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität versus Spielausdauer setzt sich aus Items zusammen, von denen vier Verhaltenskompetenzen beschreiben. Hohe Ausprägungen auf dieser Skala weisen darauf hin, dass die Kinder häufig Spiele wechseln, schnell das Interesse daran verlieren, motorisch unruhig sind und bei Schwierigkeiten schnell aufgeben. Kinder mit geringen Ausprägungen zeigen dagegen Ausdauer beim Spiel, setzen Spiele nach Unterbrechungen fort und können sich selbst beschäftigen. Die Skala emotionale Auffälligkeiten besteht aus 11 Items, von den eins positiv formuliert ist. Kinder mit hoher Ausprägung auf dieser Dimension werden von ihren Eltern als sozial ängstlich und unsicher gegenüber anderen Kindern und Erwachsenen beschrieben. Sie wirken zudem ernst oder traurig und sind sehr empfindsam. 28 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Zusätzlich enthält der Elternfragebogen eine Symptomliste, die umschriebene Verhaltensauffälligkeiten wie z. B. Schlaf- oder Essstörungen, Einnässen, Einkoten, Daumenlutschen und Phobien erfasst. Im ersten Teil des Elternfragebogens werden die Verhaltensweisen in alltäglichen Situationen auf einer fünfstufigen Antwortskala beurteilt. Dabei sollen sich die Eltern auf das Verhalten in den letzten vier Wochen beziehen und angeben, ob das entsprechende Verhalten oft, selten, manchmal, oft oder sehr oft auftrat. Im zweiten Teil werden situationsspezifische Verhaltensweisen beschrieben und ebenfalls auf einer fünfstufigen Antwortskala von „nie“ bis „immer“ beurteilt. Am Ende werden die Eltern gebeten, jene Items zu markieren, die ihnen am meisten Sorgen bereiten. Es stehen alters- und geschlechtsspezifische Normtabellen zur Verfügung. Für die in der Symptomliste erfassten Auffälligkeiten liegen zu Vergleichszwecken Mittelwerte und Standardabweichungen einer Repräsentativ- und einer klinischen Stichprobe vor. Die Normierung erfolgte an einer Repräsentativ- und einer Vergleichsstichprobe. Die Repräsentativstichprobe setzte sich aus 239 drei- bis siebenjährigen Kindergartenkindern aus dem Mannheimer Stadtgebiet zusammen. Die Vergleichsstichprobe bestand aus 151 ebenfalls 3- bis 7-Jährigen, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim vorgestellt wurden. Neben den Gesamt-, alters- und geschlechtsspezifischen Normen wurden auch Normen für die Diagnosegruppen der expansiven und introversiven Auffälligkeiten gebildet. Die Reliabilitätskennwerte der einzelnen Skalen des Elternfragebogens liegen zwischen .73 (sozial-emotionale Auffälligkeiten) und .91 (oppositionell-aggressives Verhalten) und sind als zufrieden stellend bis gut einzuschätzen. Die Retest-Reliabilität liegt zwischen .51 und .80. 4.2.2 Instrumente im angloamerikanischen Sprachraum Im angloamerikanischen Sprachraum haben Fragebogenverfahren zur Erfassung psychischer Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen eine wesentlich längere Tradition. Es steht eine Vielzahl von Verfahren zur Verfügung, die sich an unterschiedliche Beurteiler wenden und hinsichtlich der theoretischen Orientierung und psychometrischen Qualität voneinander unterscheiden. Um einen Überblick über gebräuchliche Fragebogenverfahren zu geben, ist in Tabelle 4.4 eine Auswahl der wichtigsten englischsprachigen Frage-bogenverfahren zur Erfassung psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter mit wesentlichen Merkmalen zusammengefasst. Nachfolgend soll auf die englischsprachigen Fragebogenverfahren näher eingegangen werden, die speziell im Rahmen von epidemiologischen Studien zur Prävalenz psychischer Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. 29 Tabelle 4.4: Englischsprachige Fragebogenverfahren zur Erfassung eines breiten Spektrums psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. NAME AUTOREN INFORMANT ALTERS- ITEMS BEREICH SKALEN PSYCHOMETRISCHE KENNWERTE BASC-PRS Behavior Assessment System for Children – Parent Rating Scale Reynolds & Kamphaus (1992) Eltern 4–5 152 – 186 Subskalen: Aggressivität, Hyperaktivität, externale Verhaltensprobleme, Depression, Somatisierung, Angst, Aufmerksamkeitsprobleme, unreifes/bizarres Verhalten, Sozialer Rückzug, Anpassungsfähigkeit, Aktivitäten, soziale Fertigkeiten Übergeordnete Skalen: INT, EXT, Schulprobleme Sehr gute bis gute interne Konsistenz der Skalen, Gute Retest-Relia, gute konvergente Validität BCL Behavior Checklist Richman (1977) Eltern 3 21 Keine Subskalen BPC Behavior Problem Checklist CPRS-R Conners Parent Rating Scales-Revised Quay & Peterson (1975) Eltern 5 – 17 55 Betragensstörungen, Angst und Zurück- Retest-Reliabilität: .82 bis gezogenheit, Unreife, Aggressivität .98 Conners (1999) Eltern 3 – 17 80 (Lang- Langform: Oppositionelles Verhalten, form) kognitive Probleme, Hyperaktivität, 27 (Kurz- ängstlich-schüchtern, Perfektionismus, soziale Probleme, psychosomatische form) Beschwerden, emotionale Labilität, unruhig-impulsiv, ADHD-Index, DSM-IV Symptome 6 – 11 12 – 18 Interne Konsistenz der Skalen .75 bis .94, gute Retest-Relia (Ausnahme Soziale Probleme), gute diskriminante Validität Kurzform: Oppositionelles Verhalten, kognitive Probleme, Hyperaktivität, ADHD-Index DSMD Naglieri, LeBuffe & Devereux Scales of Mental Pfeiffer (1994) Disorders Eltern 5 – 12 111 Lehrer 13 – 18 110 ECBI Eyberg Child Behavior Inventory Eltern 2 – 16 36 Eyberg (1992) Angst, Depression, Autismus, Akute Probleme, externale Verhaltensprobleme, Delinquenz, Aufmerksamkeit Interne Konsistenz der Skalen gut .80 bis .90, inhaltliche Validität für den gesamten Itempool Intensitäts- und Problemskala für externale Verhaltensstörungen Interne Konsistenz der Skalen sehr gut (.93 und .91), gute diskriminante Validität 30 Fortsetzung Tabelle 4.4 NAME AUTOREN INFORMANT ALTERS- ITEMS BEREICH SKALEN LBCL Miller (1984) Louisville Behavior Checklist Eltern 4 – 17 164 Aggressivität, Hyperaktivität, antisoInterne Konsistenz der Skalen ziales Verhalten, Lernprobleme, kindli- als gut beschrieben, Retestche Aggressionen, Hemmung, sozialer Relia nach 3 Monaten .60-.92 Rückzug, Ängstlichkeit, Sensibilität, Intelligenz, Unreife, Schweregrad, Reizbarkeit, prosoziale Defizite, Devianz, neurotisches, psychotisches und sexuelles Verhalten, körperliche Beschwerden PBCL Preschool Behavior Checklist McQuire & Richman (1986) Erzieher 2–5 22 Verhaltensprobleme/Unruhe, Isolation, Interrater-Relia: .68 emotionale Störungen Retest-Relia (2 Wo): .88 Interne Konsistenz (Gesamtwert): .83 PBQ Preschool Behavior Questionnaire RBPC Revised Behavior Problem Checklist Behar & Stringfield (1974) Erzieher 3–6 30 Hyperaktivität-Ablenkbarkeit Interrater-Relia: .67 Retest-Relia (3-4 Monate): .94 Quay & Peterson (1983) Eltern 5 – 17 89 4 Hauptskalen: Störung des Sozialverhaltens, Aggressives Verhalten, Aufmerksamkeitsprobleme, Ängstlich/Sozialer Rückzug Interne Konsistenz der Skalen .70 bis .90, angemessene Retest-Relia Lehrer Lehrer PSYCHOMETRISCHE KENNWERTE 2 Zusatzskalen: psychotisches Verhalten und übermäßige motorische Anspannung Rutter Scales A+B Rutter et al. (1970) Eltern (A) Lehrer (B) 9 – 12 31 Emotionale Störung, Dissoziale Störung, Gesamtwert Retest-Reliabilität (2 Monate): .74 Interrater-Reliabilität: .64 31 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Die Rutter Scales wurden von Rutter et al. (1970) im Rahmen der Isle of Wight-Studie konstruiert. Der Elternfragebogen (Scale A) wurde zusammen mit einem inhaltlich und formal sehr ähnlichen Lehrerfragebogen (Scale B) entwickelt. Beide Fragebögen werden als Screening-Verfahren angewendet, um Kinder mit emotionalen oder Verhaltensauffälligkeiten zu erfassen und zwischen neurotischen und antisozialen Störungen zu differenzieren. Der Elternfragebogen besteht aus drei Teilen: der erste Teil beinhaltet acht Probleme, für die die Eltern angeben, wie häufig sie bei ihrem Kind zu beobachten sind. Der zweite Teil umfasst fünf Fragen, die mit nein, ja-leicht und ja-schwer zu beantworten sind. Der letzte Teil besteht aus 18 kurzen Beschreibungen des kindlichen Verhaltens, zu denen die Eltern angeben, wie sehr sie auf ihr Kid zutreffen. Neben einem Gesamtwert kann ein „neurotischer Subskalenwert“ und ein „antisozialer Subskalenwert“ berechnet werden. Kinder mit einem Gesamtscore von mindestens 13 werden als gestört betrachtet. Die Retest-Reliabilität des Verfahrens (2 Monate) lag bei rtt = .74, die Interrater-Reliabilität lag bei rtt = .64. Das Verfahren verfügt über Augenscheinvalidität und inhaltlich-logische Gültigkeit. Eine Normierung wurde nicht durchgeführt. Auch die Behavior Checklist (BCL) von Richman (1977) wird in der Epidemiologie psychischer Störungen und Auffälligkeiten im Kindesalter häufig als Screening-Verfahren eingesetzt. Dieser Fragebogen richtet sich an Eltern von Kindern im Vorschul- bzw. Grundschulalter. Die insgesamt 21 Fragen des Screenings, die auf einer dreistufigen Schweregradskala zu beantworten sind, prüfen folgende fünf Bereiche: emotionale Auffälligkeiten, hyperkinetisches Verhalten, Verhaltensdefizite, die vermutlich hirnorganisch bedingt sind, dissoziale Auffälligkeiten und spezielle Verhaltensauffälligkeiten. Wird ein BCL-Gesamtwert von 10 erreicht oder überschritten, kann davon ausgegangen werden, dass mäßig schwere bis schwere Verhaltensprobleme vorliegen. Neben den eben beschriebenen Fragebogenverfahren werden im angloamerikanischen Sprachraum vor allem die Instrumente der Child Behavior Checklist (siehe Kapitel 4.2.2.1) eingesetzt. 4.3 Zusammenfassende Bewertung Es wurden gebräuchliche Instrumente zur Erfassung psychischer Störungen und Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter vorgestellt. Schwerpunkte bei der Beschreibung der diagnostischen Verfahren bildeten strukturierte Interviews und verschiedene Fragebogenverfahren. Angemerkt werden muss, dass hier nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter beschrieben wurde. Bei der Darstellung wurden störungsspezifische Fragebogenverfahren (z. B. für Angst- und Depressive Störungen), die Verhaltens- und Selbstbeobachtung, Entwicklungs-, Intelligenz- und Leistungsdiagnostik, neuropsychologische Verfahren sowie die Diagnostik körperlicher und psychosozialer Bedingungen nicht berücksichtigt. Ausführliche Beschreibungen zu diesen Bereichen sind bei Döpfner, Lehmkuhl, Heubrock und Petermann (2000), Döpfner, Lehmkuhl, Petermann und Scheithauer (2000) und Steinhausen (2000) zu finden. 32 Kapitel 4 Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten Zur Beurteilung der vorgestellten Verfahren müssen einige wesentliche Punkte bemerkt werden. Im Kapitel 3 wurde bereits auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Klassifikationsansätze psychischer Störungen eingegangen, die sich auch auf die dazugehörigen Instrumente übertragen lassen. Wünschenswert ist es, in der Praxis beide Ansätze miteinander zu kombinieren. Das Konzept der multimodalen Verhaltens- und Psychodiagnostik im Kindes- und Jugendalter trägt dieser Forderung Rechnung, da hier verschiedene Verfahren eingesetzt und miteinander kombiniert werden. Das klinische Urteil kann entweder protokolliert, anhand des Psychopathologischen Befund-Systems für Kinder und Jugendliche (CASCAP-D; Döpfner, Berner, Flechtner, Lehmkuhl & Steinhausen, 1999), DiagnoseChecklisten (Döpfner & Lehmkuhl, 1998) oder über Interviewverfahren erfasst werden. Das Urteil von Eltern, Erzieherinnen oder Lehrern kann mit Hilfe verschiedener Fragebogenverfahren erhoben werden. Ab einem Alter von etwa 9 bis 11 Jahren kann darüber hinaus das Selbsturteil von Kindern und Jugendlichen ebenfalls über Fragebogenverfahren erfasst werden. Das Konzept der multimodalen Diagnostik wird ergänzt durch Verhaltens- und Selbstbeobachtung. Der Einsatz diagnostischer Interviewverfahren im deutschen Sprachraum hat sich leider noch nicht so etabliert wie im angloamerikanischen Sprachraum. In der klinischen Praxis werden sie wegen des beträchtlichen Aufwandes kaum eingesetzt, wie Untersuchungen zur Praxis der deutschen Testdiagnostik zeigen (z. B. Bölte, Adam-Schwebe, Englert, Schmeck & Poustka, 2000; Herzfeld, 1996). Für die kategoriale Diagnostik bietet sich deshalb im deutschen Sprachraum das Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS-KJ; Döpfner & Lehmkuhl, 1998) an, das u.a. Diagnose-Checklisten für die wichtigsten Störungsbereiche im Kindes- und Jugendalter für die klinische Urteilsbildung enthält. Die Urteilsbildung kann durch Fremd- und Selbstbeurteilungsbögen ergänzt werden. Die Auswertung kann sowohl kategorial mit Hilfe von Entscheidungsbäumen für ICD-10 oder DSM-IV als auch dimensional (über die Ausprägungsgrade der beurteilten Symptomkriterien) erfolgen. Die Beschreibung der Fragebogenverfahren für den deutschen Sprachraum zeigt deutlich, dass bis zur Einführung und Etablierung der Konsensusversionen der Child Behavior Checklist zwar eine Reihe von Verfahren zur Erfassung eines breiten Spektrums psychischer Auffälligkeiten entwickelt wurden, dass die methodische Qualität und Überprüfung dieser Verfahren in groß angelegten Studien zum Teil nur als unzureichend angesehen werden kann. Dagegen stehen im angloamerikanischen Sprachraum neben der Child Behavior Checklist mehrere aktuelle, gesicherte und überprüfte multiinformante Diagnosesysteme zur Verfügung (z. B. BASC, Conners Rating Scales). 33 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen 5 Epidemiologie psychischer Störungen 5.1 Einleitung Groß angelegte epidemiologische Studien zu psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen aus der Allgemeinbevölkerung werden erst seit den 50-er Jahren durchgeführt (Verhulst, 1995). Die erste epidemiologische Studie zur Häufigkeit kindlicher Verhaltensprobleme veröffentlichten Lapouse und Monk (1958). Eine repräsentative Stichprobe von 482 Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren aus Buffalo (New York) wurde von den Eltern eingeschätzt. Seit dieser „Pionierarbeit“ gibt es in der Psychopathologie des Kindes- und Jugendalters zwei Generationen von epidemiologischen Studien. Zur ersten Generation gehört die „Isle of Wight“-Studie (Rutter, Tizard & Whitmore, 1970; Rutter, Tizard, Yule, Graham & Whitmore, 1976), die Mitte der 60-er Jahre auf der Isle of Wight an der Südküste Englands durchgeführt wurde und erstmals die Häufigkeit und Zusammenhänge zwischen Lern- und psychischen Störungen sowie körperlichen Erkrankungen von Kindern untersuchte. Diese Studie setzte einen Maßstab für folgende Untersuchungen, da sie sich durch eine standardisierte Diagnostik und die Kombination von psychometrischem und klinischem Ansatz in einem „Zwei-Stufen-Design“ auszeichnete. Nachfolgende epidemiologische Studien (z. B. Brandenburg, Friedman & Silver, 1990; Costello, 1989; Verhulst & Koot, 1992) wurden in ihrer Erhebung, den Diagnosekriterien und Methodik einheitlicher, so dass kulturvergleichende Studien möglich und die Ergebnisse vergleichbarer wurden. Zu den neueren Entwicklungen in der Epidemiologie psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen gehört u.a. die systematische Koordination der Informationen, die durch standardisierte Diagnostik von verschiedenen Beurteilern sowohl in Feld- als auch in klinischen Stichproben erhoben werden. Die Epidemiologie psychischer Störungen des Kindesalters umfasst nach Costello und Angold (1995) folgende Aufgaben: - - - - - die Manifestation, Häufigkeit und Verteilung psychischer Störungen bzw. des Auftretens psychischer Symptome in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Regionen zu ermitteln, die risikoerhöhenden Faktoren, die den Beginn und Störungsverlauf bestimmen, in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu ermitteln, die Störungsmechanismen bei Personen mit erhöhtem Risiko für psychische Störungen zu untersuchen, die risikomildernden Faktoren zu bestimmen, die Personen mit erhöhtem Störungsrisiko vor psychischen Störungen bewahren, den Bedarf psychosozialer Hilfeeinrichtungen und möglicher Kosten zu ermitteln, die das Gesundheitssystem auf Grund psychischer Störungen und deren Folgen belasten. 34 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Die deskriptive Epidemiologie untersucht die Krankheitsverteilung in einer zuvor definierten Bevölkerung und in geographisch, biologisch und soziologisch abgrenzbaren Gruppen. Mit ihrer Hilfe lassen sich historische Entwicklungen hinsichtlich der Häufigkeit psychischer Störungen zeichnen. Darüber hinaus werden Zusammenhänge zwischen Psychopathologie und soziodemographischen Variablen untersucht, um ätiologische Hypothesen zu generieren. Die deskriptive Epidemiologie liefert auch wichtige Daten für die Entwicklung diagnostischer Instrumente sowie für die Planung und Evaluation von Gesundheitseinrichtungen. Die analytische Epidemiologie dagegen hat zum Ziel, auf Grund gezielter Hypothesen Zusammenhänge und Determinanten von Krankheiten zu untersuchen, neue Hypothesen über ursächliche Mechanismen psychischer Störungen zu generieren und Modelle zur Entstehung zu bilden. Auch die experimentelle Epidemiologie untersucht ätiologische Hypothesen, konzentriert sich darüber hinaus auf die Effektivität von Interventionen und unterbreitet Vorschläge für gesundheitspolitische Maßnahmen. Zu ihren Aufgaben gehört außerdem, Kosten und Nutzen von Interventionen gegenüberzustellen und das Gesundheitssystem zu evaluieren. 5.2 Methodik der Epidemiologie 5.2.1 Stichprobe und Grundgesamtheit Die epidemiologische Konzeption zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass sie nicht primär von Individuen, sondern von größeren Populationen ausgeht. Um Aussagen zur Verbreitung von psychischen Störungen machen zu können, ist es erforderlich, die Grundgesamtheit (Population) genau zu definieren (z. B. nach Alter, Geschlecht und sozialer Herkunft). Die Grundgesamtheit stellt die Summe aller Individuen dar, über die es quantitative Aussagen über die Verteilung psychischer Erkrankungen zu machen gilt. Aus praktischen und kostenbedingten Gründen ist es zumeist nicht möglich, die Grundgesamtheit insgesamt zu untersuchen. Deshalb beschränkt man sich in der Regel auf die Auswahl einer für die Grundgesamtheit repräsentativen Stichprobe. Eine repräsentative Stichprobe wird idealerweise z. B. als Zufallsstichprobe aus einem Gesamtverzeichnis der Population gezogen. Wenn es bei der Erhebung an dieser Stichprobe hohe Ausfallquoten (z. B. durch Verweigerung der Teilnahme oder Nichtauffindung) gibt, stellt sich die Frage, inwieweit hierdurch die Aussagekraft der Untersuchung eingeschränkt ist. In der Literatur werden sowohl höhere Raten psychischer Störungen (Walter, 1993) als auch unveränderte Zahlen im Vergleich zur übrigen Stichprobe (Allehoff, Esser, Schmidt & Hennicke, 1983; Wefers, 1989) beschrieben. In der Praxis wird auch häufig eine so genannte Klumpenstichprobe gezogen, bei der ganze Schulklassen, Straßenzüge o.ä. untersucht werden. Je nach Auswahlkriterium kann hierbei jedoch ein nicht unerheblicher systematischer Fehler auftreten. 35 Kapitel 5 5.2.2 Epidemiologie psychischer Störungen Quer- und Längsschnittuntersuchungen Nach Häfner und Weyerer (1990) kann man innerhalb der Epidemiologie zwischen Querund Längsschnittuntersuchungen unterscheiden. Bei Querschnittsuntersuchungen werden einmalig Daten zu einem bestimmten Zeitpunkt und in einer bestimmten Population erhoben. Querschnittsuntersuchungen sind deshalb eine Momentaufnahme psychischer Störungen für eine ausgewählte Stichprobe. Es lassen sich jedoch keine verbindlichen Aussagen über mögliche Ursachen psychischer Störungen treffen und es können keine Entwicklungsfolgen abgebildet werden. Entwicklungsverläufe von psychischen Störungen können mit Hilfe von Längsschnittuntersuchungen abgebildet werden. Längsschnittstudien verfolgen eine Stichprobe über einen längeren Zeitraum und geben Aufschluss über die Beziehungen zwischen den zeitlichen Zusammenhängen und einem Merkmal. Bei Längsschnittuntersuchungen unterscheidet man im Prinzip zwei Vorgehensweisen: prospektive Studien, in denen Personen zu einem ersten Messzeitpunkt und zu mindestens einem weiteren Messzeitpunkt (z. B. mehrere Jahre später) befragt werden und retrospektive Studien, in denen Daten aus der Vergangenheit ausgewertet oder aber rückwirkend Informationen erhoben werden, um so eine Entwicklung zu rekonstruieren. Prospektive Längsschnittstudien zeichnen sich nach Scheithauer und Petermann (1999) durch folgende Vorteile aus: - - - - - sie erfassen den Beginn und die Dauer psychischer Störungen sowie die Faktoren, die dem Beginn vorausgingen bzw. mit dem Andauern einhergehen, sie ermitteln die zeitliche Abfolge im Auftreten psychischer Störungen und die damit einhergehenden Faktoren, sie ermöglichen es, die genaue Abfolge im Auftreten bestimmter risikoerhöhender bzw. -mildernder Faktoren zu ermitteln, sie erfassen mögliche „sleeper effects“, sie erfassen, in welchem Ausmaß Kinder, die ein erhöhtes Störungsrisiko aufweisen, einen ungünstigen oder günstigen Verlauf einschlagen und welche Wirkmechanismen daran beteiligt sind, sie berücksichtigen den Einfluss kritischer Entwicklungsperioden und -übergänge, sie untersuchen interindividuelle Unterschiede und intraindividuelle Veränderungen. Längsschnittstudien weisen aber auch Nachteile auf: sie sind sehr aufwändig und kostenintensiv und mit typischen Problemen der Veränderungsmessung (z. B. mehrfache Befragung von Personen mit Hilfe derselben Instrumente, lange Zeitperioden sind notwendig, bis Ergebnisse vorliegen) behaftet. Ein möglicher Ausweg sind Studien im Sequenzdesign, die eine Kombination von Quer- und Längsschnittuntersuchungen darstellen. Es werden mehrere Geburtskohorten in unterschiedlichen Altersstufen beginnend im gleichen Jahr mit Hilfe derselben Methoden zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht. 36 Kapitel 5 5.2.3 Epidemiologie psychischer Störungen Konzepte und Maße Die Prävalenz bezeichnet die Anzahl der ermittelten Fälle innerhalb eines definierten Zeitraumes. Von Punkt-Prävalenz spricht man, wenn die Häufigkeit psychischer Störungen einer Bevölkerungsgruppe zu einem bestimmten Zeitpunkt ermittelt wird. Davon zu unterscheiden sind Prävalenzraten, welche die Häufigkeit psychischer Störungen innerhalb einer bestimmten Zeitperiode ermitteln. Verbreitet sind z. B. Sechs-Monats-, Ein-Jahres- oder Lebenszeitprävalenzraten. Die administrative Prävalenz beschreibt das Auftreten psychischer Störungen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens. Dagegen spricht man von wahrer Prävalenz, wenn Daten anhand von Feldstudien in der Gesamtbevölkerung erhoben werden. Die Inzidenzrate gibt die Anzahl neu aufgetretener Fälle in einer Population innerhalb eines definierten Zeitraumes wieder. Unter absoluter Inzidenz versteht man die Zahl neuer Fälle, die innerhalb eines Jahres in einer bestimmten Population auftreten. Die relative Inzidenz ergibt sich, wenn die Anzahl der neuen Fälle pro Jahr durch die durchschnittliche Anzahl der Risikopersonen im selben Zeitraum geteilt wird. Die eben beschriebenen epidemiologischen Maße beziehen sich auf Häufigkeit psychischer Störungen. Darüber hinaus gibt es Zusammenhangs- bzw. Risikomaße, auf die hier kurz eingegangen werden soll. Mit Odds Ratio (OR) wird die Auswirkung einer Exposition gegenüber einem vermuteten Risikofaktor geschätzt. Das Maß gibt anschaulich an, wie viel häufiger das Erkrankungsrisiko im Vergleich zu einer Referenzstichprobe ist. Das relative Risiko gibt das Ausmaß an, in dem ein Risikofaktor die Inzidenz der Krankheit beeinflusst. Mit dem Index attributable risk (AR) wird der Anteil von Krankheitsfällen in einer bestimmten Population abgeschätzt, der einem spezifischen Risikofaktor zugeordnet werden kann. 5.2.4 Messinstrumente Bei der Interpretation epidemiologischer Befunde muss berücksichtigt werden, welche Messinstrumente eingesetzt wurden. In der Epidemiologie haben folgende drei Arten von Messinstrumenten eine besondere Bedeutung: Screeninginstrumente, diagnostische Instrumente und Instrumente zur Beurteilung des Verlaufs und Ausgangs psychischer Störungen. Der Zweck eines solchen Verfahrens ist die möglichst rasche Erkennung von Personen, die mit Wahrscheinlichkeit bestimmte Auffälligkeiten und Erkrankungen aufweisen. Als Screeninginstrumente werden in der Regel Fragebogenverfahren eingesetzt, wie sie im Kapitel 4.2 beschrieben wurden. Zu den diagnostischen Instrumenten, die im Rahmen von epidemiologischen Studien eingesetzt werden, gehören vor allem strukturierte Interviewverfahren, wie sie im Kapitel 4.1.1 vorgestellt wurden. Bei groß angelegten epidemiologischen Studien wird dabei meist auf Interviewverfahren zurückgegriffen, die auch von trainierten LaienInterviewern durchgeführt werden können. Instrumente zur Beurteilung des Verlaufs und Ausgangs psychischer Störungen werden in Längsschnittstudien eingesetzt, um z. B. den Schweregrad einer Symptomatik, den Grad der Beeinträchtigung (siehe Kapitel 3.1) und das Ausmaß an sozialer Unterstützung zu erfassen. 37 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Die Ergebnisse epidemiologischer Studien werden durch die Reliabilität, Validität sowie Sensitivität und Spezifität der eingesetzten Messinstrumente mitbestimmt. Sensitivität (Fähigkeit eines Verfahrens, die Personen mit der Erkrankung als positiv zu klassifizieren) und Spezifität (Fähigkeit eines Verfahrens, die Personen ohne Erkrankung als negativ zu klassifizieren) sind wichtige Begriffe für die Eignung eines Untersuchungsverfahrens. Eine hohe Sensitivität umfasst eine geringe Rate falsch-negativer Fallzuordnungen; eine hohe Spezifität spricht für eine niedrige Rate falsch-positiver Fallzuordnungen (Meller & Fichter, 2000). 5.2.5 Falldefinition Bevor Prävalenz- oder Inzidenzraten bestimmt werden können, muss psychische Auffälligkeit oder Krankheit definiert werden. Deshalb zählt die Vorgehensweise bei der Falldefinition zu den wesentlichen Aspekten epidemiologischer Studien. Eine solche Falldefinition muss testtheoretischen Anforderungen entsprechen, d. h. sie muss objektiv, reliabel und valide sein. In der Literatur zur Epidemiologie psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter lassen sich folgende Herangehensweisen unterscheiden: Im kategorialen Ansatz werden psychische Störungen von in Klassifikationssystemen der ICD-10 bzw. DSM definierten Kriterien für einzelne psychische Störungsbilder erfasst. Auf Diagnosen basierende Prävalenzraten für psychische Störungen werden meist auf der Grundlage verschiedener hoch- und halbstrukturierter Interviewverfahren (siehe Kapitel 4.1) ermittelt. Beim dimensionalen Ansatz gibt es dagegen kein eindeutiges Kriterium, denn sowohl die klinische Einschätzung von Experten als auch statistische Verfahren werden zur Entscheidung herangezogen. Diese sollen im Folgenden näher beschrieben werden. Achenbach (1991a-d) bestimmte auf der Grundlage statistischer Analysen für die Syndromskalen das 98. Perzentil (T-Wert > 70) zur Definition klinischer Auffälligkeiten. Damit wird ein Kind auf einer Syndromskala als auffällig eingeschätzt, wenn es auf dieser Skala auffälliger beurteilt wird als 98 % der Gleichaltrigen. Zwischen dem 95. und 98. Perzentil wurde der Grenzbereich definiert, in dem eine Zuordnung weniger eindeutig wird und der den Übergangsbereich zur Auffälligkeit markiert. Für die übergeordneten Skalen (und das betrifft meistens den Gesamtwert) liegt das Kriterium der klinischen Auffälligkeit beim Überschreiten des 90. Perzentils. Der Grenzbereich wird hier zwischen dem 84. und 90. Perzentil markiert. Die genannten Kriterien sind als Standard in internationalen dimensionalen Studien anzusehen. Im deutschen Sprachraum wurden für den dimensionalen Ansatz bislang drei verschiedene Modelle entwickelt, auf die nun kurz eingegangen wird. 38 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen · Remschmidt und Walter (1990) wählten in ihrer Untersuchung zur Ermittlung von Prävalenzraten jene Items der CBCL aus, die nach der Expertenmeinung behandlungsbedürftige psychische Auffälligkeiten eindeutig abbilden. Auf diese Weise wurden für die Altersgruppe der 6- bis 11-Jährigen 47 kritische Items definiert. Kinder, deren Eltern mindestens zwei der kritischen Items als eindeutig auffällig einschätzten, wurden als auffällig definiert. Bei diesem Vorgehen wurde der Ansatz der kriterienorientierten, kategorialen Diagnostik auf Elternfragebögen übertragen. · Poustka und Schmeck (1993, 1996) legten in ihrer Westfalen-Studie einen normorientierten Ansatz bei der Ermittlung der Prävalenzraten zu Grunde. Sie definierten Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 4 und 16 Jahren als auffällig, wenn der Gesamtauffälligkeitswert im Elternfragebogen (CBCL/4-18) das 85. Perzentil erreichte oder darüber lag oder wenn auf den Syndromskalen das 95. Perzentil überschritten wurde. · Lehmkuhl et al. (1998) wählten aus dem Elternfragebogen diejenigen Items aus, die in der Altersgruppe der 4- bis 11-Jährigen am besten zwischen der Feld- und einer Klinikstichprobe differenzierten, wobei die Rate stark ausgeprägter Symptome in der Klinikstichprobe mindestens um das Zweifache erhöht sein musste. Das war bei 67 von 120 Items der Fall. Als auffällig wurden die Kinder eingeschätzt, die auf mindestens zwei der 67 Items als stark auffällig beurteilt wurden. 5.2.6 Probleme epidemiologischer Studien Nach Bird (1996), Groen, Scheithauer, Essau und Petermann (1997) und Verhulst (1995) lassen sich die Probleme epidemiologischer Studien zu psychischen Störungen im Kindesund Jugendalter auf den verschiedenen Ebenen beschreiben. Die Verwendung unterschiedlich spezifischer Instrumente erschwert die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, da es zu unterscheiden gilt zwischen dimensionalen und kategorialen Studien bzw. zwischen hoch- oder halbstrukturierten Interviewverfahren und Checklisten und Fragebogenverfahren. Zu beachten ist außerdem, dass sich die verwendeten Verfahren hinsichtlich der Gütekriterien (Reliabilität, Validität) voneinander unterscheiden. Auf der Betrachtungsebene Stichprobe resultieren die Probleme epidemiologischer Studien zum einen aus der Zusammensetzung (klinische vs. Feldstichprobe, Schulstichprobe vs. rekrutiert in Haushalten, ethnische Unterschiede) und zum anderen aus der Größe der untersuchten Stichprobe. Im Rahmen der epidemiologischen Forschungsmethodik wurde bereits auf unterschiedliche Erfassungszeiträume und Studiendesigns eingegangen. In diesem Zusammenhang steht auch das Problem der Falldefinition, bei der unterschiedliche Kriterien (DSM-Kriterien, Cut-off-Werte) zu Grunde gelegt und z. T. durch zusätzliche Diagnosekriterien (z. B. Stärke der Behandlungsbedürftigkeit) ergänzt werden. Nach Verhulst und Koot (1992) hängen folgende drei Faktoren mit den beschriebenen Problemen epidemiologischer Forschung im Kindes- und Jugendalter zusammen: a) die dimensionale Natur kindlicher Psychopathologie, b) der Entwicklungsaspekt und c) die Notwendigkeit verschiedener Informationsquellen (Beurteiler). 39 Kapitel 5 5.3 Epidemiologie psychischer Störungen Ergebnisse epidemiologischer Studien Dieses Kapitel gibt einen Überblick über wesentliche Ergebnisse epidemiologischer Studien. Dabei bezieht sich die Darstellung auf die Bereiche Gesamtprävalenzraten, Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Kinder sowie von soziodemographischen Daten der Familien und Komorbidität psychischer Auffälligkeiten und Störungen. Dazu werden zuerst die Ergebnisse dimensionaler Studien (Kapitel 5.3.1) vorgestellt, wobei bei den Prävalenzraten zwischen deutschsprachigen und internationalen Untersuchungen unterschieden wird. Anschließend wird auf die wichtigsten Befunde aus kategorialen Studien eingegangen. Auch hier erfolgt die Ergebnisdarstellung bei den Prävalenzraten getrennt für deutschsprachige und internationale Untersuchungen. Den Abschluss des Kapitels bildet eine zusammenfassende Betrachtung der dargestellten Befunde. 5.3.1 Dimensionale Studien 5.3.1.1 Prävalenzraten Deutsche Untersuchungen Im Folgenden sollen Studien aus dem deutschen Sprachraum vorgestellt werden, die sich mit psychischen Auffälligkeiten von Kindern befasst haben. Das Augenmerk liegt dabei auf Studien, in denen die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen Kinder aus der Normalbevölkerung untersucht wurde. In diese Übersicht wurden nur Untersuchungen aufgenommen, die Prävalenzraten im Sinne einer Gesamtbelastung mitteilen. Studien, die sich mit der Auftretenshäufigkeit einzelner Symptome oder Verhaltensauffälligkeiten beschäftigt haben, konnten nicht berücksichtigt werden. In Tabelle 5.1 sind deutsche Untersuchungen, die zwischen 1953 und 1999 publiziert wurden, mit den wesentlichen Informationen zur Stichprobe, Altersgruppe, zu den verwendeten Instrumenten, der Falldefinition und den wichtigsten Ergebnissen zusammengefasst. Bereits 1952 befragte von Harnack Mütter einer repräsentativen, auslesefreien Stichprobe von N = 2391 Hamburger Schulanfängern im Alter zwischen 5 und 7 Jahren über die Häufigkeit spezifischer Symptome (von Harnack, 1953). 55 % dieser Stichprobe (N = 1335) konnte vier Jahre später nachuntersucht werden (von Harnack, 1958). Von den Eltern und Lehrern wurden in einem freien Gespräch anhand eines Untersuchungsbogens Informationen über die Kinder eingeholt. Symptome wurden registriert, wenn sie nach Einschätzung des Untersuchers eine klinische Bedeutung hatten; meist handelte es sich um kinderneurotische Symptome. Diese bildeten die Grundlage für die Beurteilung „nervöser Verhaltensstörungen“. Bei der Nachuntersuchung fand von Harnack bei 3.7 % der Kinder schwere Verhaltensstörungen und bei 16.3 % mäßige Verhaltensstörungen, was eine Gesamtprävalenzrate von 20.0 % ergibt. Die Verhaltensstörungen waren bei Jungen signifikant häufiger anzutreffen als bei Mädchen (25.5 % vs. 14.3 %). Leider fehlen die Angaben für die erste Untersuchung. 40 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Tabelle 5.1: Deutschsprachige Untersuchungen zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten im Kindesalter. Dimensionale Studien. AUTOREN N ALTER INSTRUMENT INFORMANT FALLDEFINITION von Harnack (1953) 2391 1335 Heindorf, Renker & Schönrok (1967) PRÄVALENZ a 5-7 Untersuchungsbogen 1015 841 a 3-6 Anamnese, Eltern Interview, Erzieherin psych. Untersu- Kind chung Klinischer Eindruck 17.0 % Welding (1975) 1375 2-6 Merkmalsliste Erzieherin nach Thalmann (1971) Statistischer cut-off 13.0 % Bartl (1975) 329 4-6 Verhaltensfrage- Eltern bogen Statistischer cut-off 21.0 % Kohlscheen (1975) 941 154 6-9 Symptomfragebogen Lehrer Kind Klinischpsychologisch 30.1 % Esser (1980) 657 4-5 BCL Eltern Statistischer cut-off 18.3 % Höck, Hess & Schwarz (1981) k.A. 3-6 BFB-KK Eltern Statistischer cut-off 20.5 % Breuer (1985) 209 3-4 BSQ Eltern Statistischer cut-off 15.8 % Hackstein (1990) 3100 3-6 Symptomfragebogen Erzieherin Statistischer cut-off 17.3 % Remschmidt & Walter (1990) 1969 6 - 17 CBCL/4-16 Eltern Statistischer cut-off 12.7 % 16.7 % Fegert (1996) 751 2-4 CBCL/2-3 Eltern Statistischer cut-off 11.6 % Poustka & Schmeck (1996) 1636 376 4 - 16 CBCL/4-16 Eltern Statistischer cut-off 22.3 % Lehmkuhl et al. (1998) 1030 4 - 10 CBCL/4-18 Eltern Verschiedene Ansät- 22.8 % ze 13.1 % 28.3% Blanz, Seemann, Schönejahn & Fricke (1999) 674 6-8 CBCL/4-18 Eltern Statistischer cut-off a a Eltern Lehrer Symptomhäufigkeiten 19.6 % 12.8 % a = Screening; k.A. = keine Angaben, BFB-KK = Beschwerdefragebogen für Kleinkinder, BCL = Behavior Anmerkungen. Checklist, BSQ = Behaviour-Screening-Questionnaire, CBCL/2-3 = Child Behavior Checklist/2-3, CBCL/4-16 = Child Behavior Checklist/4-16, CBCL/4-18 = Child Behavior Checklist/4-18. Heindorf, Renker und Schönrok (1967) führten in der ehemaligen DDR eine Längsschnittuntersuchung an 3- bis 6-jährigen Kindern durch. Die Stichprobe setzte sich aus 846 Kindergarten- und 169 Heimkindern zusammen. Die Kinder kamen aus 10 Kindergärten und 3 Vorschulheimen der Stadt Halle, die durch Zufallsauswahl bestimmt worden waren. 841 Kinder wurden dreimal im Abstand von einem Jahr untersucht. Zu den Untersuchungen gehörten die Erfassung des körperlichen Gesundheits- und Entwicklungsstandes, Anamnesen, Befragungen von Eltern und Erzieherinnen sowie eine logopädische Überprüfung des sprachlichen Entwicklungsstandes. Um psychische Auffälligkeiten zu differenzieren, wurden sie in drei Kategorien (Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsrückstände, Verhaltensauffäl41 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen ligkeiten und Entwicklungsrückstände) nach dem klinischen Eindruck unterteilt. Jungen zeigten doppelt so häufig psychische Auffälligkeiten (21.4 %) wie Mädchen (11.9 %). Die Rate der psychischen Auffälligkeiten nahm über die drei Untersuchungszeitpunkte ab: sie lag in der ersten Untersuchung bei 15.1 %, in der zweiten bei 14.4 % und in der dritten bei 11.7 %. Der Rückgang psychischer Störungen konnte jedoch nicht statistisch abgesichert werden. Bei den Prävalenzraten muss berücksichtigt werden, dass die Stichprobe nicht repräsentativ war (der Anteil der Heimkinder betrug 15.2 %). Das Verhältnis psychischer Auffälligkeiten der Kindergarten- zu den Heimkindern betrug 1 : 2.8. Kohlscheen (1975) führte in der Stadt Köln eine Erhebung an N = 941 Kindern im Alter zwischen 6 und 7 Jahren durch. Diese Erhebung wurde von der Psychiatrie-EnqueteKommission der Bundesregierung in Auftrag gegeben. Mit Hilfe eines Symptomfragebogens selegierten die Lehrer alle verhaltensauffälligen Kinder (N = 133), die anschließend mit einer psychologischen Testbatterie untersucht wurden. Aus der Gruppe der unauffälligen Kinder wurden N = 21 ebenfalls psychologisch untersucht. Als Kriterien für Auffälligkeit wurden ein IQ unter 85 bzw. eine behandlungsbedürftige Störung im emotionalen-sozialen Bereich definiert. In der selegierten Stichprobe betrug der Anteil der verhaltensauffälligen Kinder 92.5 %, in der Zufallsstichprobe 62.0 %. Nach Einschätzung der Lehrerinnen waren doppelt so viele Jungen wie Mädchen verhaltensauffällig. Bei den psychologischen Untersuchungen zeigte sich ein Geschlechtsunterschied im Merkmal Aggressivität. Hier wurden 39 % der Jungen, aber nur 14.8 % der Mädchen als (stark) auffällig eingeschätzt. Welding (1975) befragte 55 Erzieherinnen aus 23 Göttinger Kindergärten über insgesamt 1372 Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren. Die Erzieherinnen machten anhand einer Merkmalsliste Angaben zur Häufigkeit und zum Schweregrad der Verhaltensauffälligkeiten. Die Merkmalsliste umfasste 31 Verhaltensmerkmale, die nach Thalmann (1971) in fünf Gruppen zusammengefasst wurden: Sprachstörungen, Psychosomatische Störungen, Psychomotorische Störungen und habituelle Manipulationen, Affektive Störungen und Gestörtes Sozialverhalten. Dabei wurden 13 % der Kindergartenkinder als verhaltensauffällig beurteilt – 65 % der auffälligen Kinder waren Jungen, 35 % Mädchen und 5.6 % zeigten eine eindeutige Behinderung oder ein psychisches Krankheitsbild. Insgesamt wurden die vier- und fünfjährigen Kinder auffälliger als die jüngeren oder älteren Kindergartenkinder eingeschätzt. Bartl (1975) untersuchte im Rahmen einer Modelluntersuchung N = 329 Kinder einer Stadtrandgemeinde Münchens. Die Kinder waren zwischen 3 und 7 Jahren alt. Die Eltern der Kindergartenkinder bearbeiteten einen Elternfragebogen, der insgesamt 43 Items enthielt, die wiederum folgenden Verhaltensgruppen zugeordnet wurden: Spielverhalten, Sprache, Essen, Schlafen, Sauberkeit, Sozialverhalten und Sonstiges. Der Anteil der mäßig auffälligen Kinder lag in den einzelnen Verhaltensgruppen zwischen 10.6 % und 21.0 %. Zwischen 4.9 % und 16.7 % der Kinder hatten schwer wiegende Auffälligkeiten. Der Zusammenhang von Verhaltens- und Leistungsstörungen bei vier- und fünfjährigen Kindern wurde von Esser (1980) an einer Zufallsstichprobe von N = 553 Kindern eines westfälischen Kreises untersucht. Es wurde eine modifizierte Version der Behavior Checklist (BCL) von Richman (1977) eingesetzt, die von den Eltern auszufüllen war. Esser definierte auf der Basis der trennscharfen Items kritische Scores, die eine Zuordnung der Kinder zu den vier Kategorien unauffällig, fraglich, mäßig oder ausgeprägt verhaltensgestört ermöglichten. Ins 42 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen gesamt betrachtet waren die Jungen verhaltensgestörter als die Mädchen. Der Kategorie „mäßig oder ausgeprägt verhaltensgestört“ gehörten 20.2 % der 4-jährigen und 19.2 % der 5-jährigen Kinder an. Dabei waren je zwei Drittel Jungen. Darüber hinaus wurde auch der Einfluss der sozialen Schicht auf Verhaltens- bzw. Leistungsstörungen untersucht. Es gab jedoch keine statistisch bedeutsamen Unterschiede. Breuer (1985) untersuchte in 18 Freiburger Kindergärten 209 Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren mit Hilfe der übersetzten deutschen Fassung des Behaviour-Screening-Questionnaire (BSQ) von Richman, Stevenson und Graham (1982). Die Prävalenzraten von Verhaltensstörungen wurden mit Hilfe von halbstandardisierten Interviews mit den Müttern ermittelt. Bei einem BSQ-Gesamtwert von 10 oder mehr Punkten wurde ein Kind als verhaltensgestört eingestuft. Nach diesem Kriterium wurde eine Prävalenzrate von 15.8 % ermittelt. Aufgeteilt nach Schweregraden fand sich folgendes Ergebnis: 4.8 % der untersuchten Kinder wurden als schwer und mittelschwer verhaltensgestört eingestuft (1.4 % bzw. 3.4 %). 11.0 % wurden als leicht verhaltensgestört eingestuft. Hinsichtlich der Prävalenzraten zeigten sich keine signifikanten Alters- und Geschlechtsunterschiede. Allerdings berichtet Breuer von einer signifikanten Häufung von verhaltensgestörten Kindern in der Unterschicht. Hackstein (1990) befragte Erzieherinnen von 3100 Kindern in nordrhein-westfälischen Kindergärten nach Verhaltensauffälligkeiten der Kinder. Die Erzieherinnen schätzten 17.3 % der Kinder als verhaltensauffällig ein, wovon 63 % Jungen und 37 % Mädchen waren. Für folgende Verhaltensprobleme wurden Prävalenzraten berichtet: 27.9 % der Kinder hatten Sprachstörungen, 20.3% zeigten aggressives Verhalten, 14.2 % waren ängstlich-gehemmt, unter Konzentrationsschwächen litten 8.2 % und 5.5 % fielen durch Unruhe und Nervosität auf. In der Untersuchung von Remschmidt und Walter (1990) an N = 1969 Schulkindern im Alter zwischen 6 und 17 Jahren wurde die Child Behavior Checklist von Achenbach (Achenbach & Edelbrock, 1983) in einer großen Stichprobe eingesetzt. Die Eltern der Schulkinder aus drei hessischen Landkreisen wurden über psychische Auffälligkeiten ihrer Kinder befragt. Die Falldefinition basierte auf einem kriterienbezogenen Ansatz, bei dem Experten Symptome des Fragebogens als behandlungsbedürftig (= kritische Items) beurteilten. Ein Kind wurde dann als psychisch auffällig definiert, wenn mindestens zwei dieser Items bejaht wurden. Die Validierung des Kriteriums wurde an einer klinischen Stichprobe von N = 404 Patienten kinder- und jugendpsychiatrischer Einrichtungen vorgenommen. Nach der beschriebenen Falldefinition galten 12.7 % aller Schüler als auffällig. Für die Altersgruppe der 6- bis 9-Jährigen wurde eine Prävalenzrate von 16.7 % ermittelt. Fegert (1996) untersuchte im Rahmen der Multizentrischen Allergie-Studie N = 751 zweieinhalbjährige Kinder mit dem Elternfragebogen über das Verhalten von Kleinkindern/CBCL 2-3. Die Stichprobe wurde aus sechs großstädtischen Geburtskliniken in den alten Bundesländern rekrutiert. Bei den zweieinhalbjährigen Kindern hatten insgesamt 11.6 % auf mindestens einer Syndromskala einen T-Wert jenseits des cut-offs (98. Perzentil). Die Prävalenzraten der einzelnen Syndromskalen lagen zwischen 2.4 % (Schlafprobleme) und 3.0 % (Somatische Probleme). 43 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Poustka und Schmeck (1996) gingen im Auftrag des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft der Frage nach, ob sich militärische Tiefflüge negativ auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirken. Dieser Studie liegt ein so genanntes zweistufiges epidemiologisches Vorgehen zu Grunde. In einer ersten Stufe wurde die Child Behavior Checklist (Achenbach & Edelbrock, 1983) in einer Quoten-Zufallsstichprobe (Auswahl nach Orten und Alter) von N = 1622 Kindern im Alter zwischen 4 und 16 Jahren eingesetzt. In einem zweiten Schritt wurden alle Kinder mit hohen CBCL-Scores selegiert und eine Zufallsstichprobe von unauffälligen Kindern gezogen (insgesamt N = 602). Von diesen 602 Kindern konnten 376 intensiver, d. h. mit Hilfe neuro-psychophysiologischer Untersuchungen, dem strukturierten klinischen Interview DISC und einem Interview zum psychosozialen Risiko untersucht werden. Nach dem durchgeführten CBCL-Screening wurde, basierend auf dem normorientierten Ansatz (siehe Kapitel 5.2.5), eine Gesamtprävalenzrate von 22.3 % ermittelt. Auf Grund des spezifischen Schwerpunkts der Studie wurde der Einfluss der Variablen Alter und Geschlecht auf psychische Störungen nicht weiter untersucht. Lehmkuhl et al. (1998) untersuchten die Häufigkeit, mit der Eltern von vier- bis zehnjährigen Kindern psychische Auffälligkeiten und körperliche Beschwerden beschreiben. Die Arbeit basierte auf der Studie über Psychische Auffälligkeiten und Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (PAK-KID-Studie), welche die erste bundesweit repräsentative epidemiologische Erhebung über psychische Auffälligkeiten und psychosoziale Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 4 und 18 Jahren darstellt. Bei den vierbis zehnjährigen Kindern wurden N = 1030 Eltern mit dem Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 befragt. Für diese Stichprobe werden Gesamtprävalenzraten berichtet, die auf verschiedenen Modellen beruhen. Die Prävalenz, die anhand des Diskriminationsmodells (siehe Kapitel 5.2.5) ermittelt wurde, beträgt 22.8 %. Zur Replikation des kriterienbezogenen Ansatzes von Remschmidt und Walter (1990) wurden jene 47 Items analysiert, die diese Autoren als eindeutig behandlungsbedürftige Auffälligkeiten beschrieben. Auf dieser Basis wurden 13.1 % der Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren als auffällig beschrieben. Unter Anwendung des normorientierten Ansatzes von Poustka und Schmeck (1996) wurde eine Prävalenzrate von 28.3 % ermittelt. Nach allen drei Modellen wurden 8.5 % der vier- bis zehnjährigen Kinder übereinstimmend als auffällig eingeschätzt. In einer repräsentativen Studie von Blanz, Seemann, Schönejahn und Fricke (1999) wurde die psychische Gesundheit von Jenaer Kindern in der Phase des Übergangs vom Kindergarten- zum Schulalter im Elternurteil erfasst. Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung für das Schuljahr 1997/1998 konnten N = 674 sechs- bis achtjährige Kinder mit dem Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 untersucht werden. Auf der Grundlage des kriterienbezogenen Ansatzes wurde eine Prävalenzrate von insgesamt 12.8 % ermittelt. Dabei wiesen Jungen mit 13.4 % eine etwas höhere Auffälligkeitsrate auf als Mädchen (12.2 %). Auf den Skalen Aufmerksamkeitsprobleme, dissoziales Verhalten, aggressives Verhalten, externalisierende Auffälligkeiten und Gesamtwert war der Geschlechtsunterschied statistisch bedeutsam, d. h., Jungen zeigten in diesen Bereichen auffälligeres Verhalten als Mädchen. 44 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen An dieser Stelle sollen die Ergebnisse der deutschsprachigen Untersuchungen noch einmal kurz zusammengefasst werden. Die Prävalenzraten liegen zwischen 11.6 % und 30.1 %, der Mittelwert beträgt 18.5 % (SD = 5.5). Die Stichprobengrößen schwanken zwischen 154 und 3100 (M = 1151; SD = 899.5). Von den 14 Studien wurden 9 nach 1980 publiziert. Bei insgesamt fünf Studien wurde die Child Behavior Checklist eingesetzt. Die Ergebnisse dieser Studien können mit den nun folgenden internationalen Untersuchungen verglichen werden. Internationale Untersuchungen In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse internationaler dimensionaler Studien beschrieben. In die Auswertung gingen Studien ein, die zwischen 1970 und 2000 in englischer Sprache publiziert wurden. Dabei wurden Studien berücksichtigt, die Gesamtprävalenzraten psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter berichten. Ferner handelt es sich um Untersuchungen, die (mindestens) den Altersbereich 3 bis 6 Jahre umfassen und das Urteil der Eltern erhoben haben. In diesen Studien wurde die Falldefinition entweder über das globale klinische Urteil und/oder statistische Kriterien vorgenommen. In Tabelle 5.2 sind die wesentlichen Informationen in einer Übersicht zu den ausgewerteten Studien zusammengefasst. Die Tabelle enthält Angaben zu Autoren, der Stichprobe, dem Stichprobenumfang, dem Alter der Kinder, verwendeten Instrumenten, der Falldefinition und der Gesamtprävalenzrate. Wie Tabelle 5.3 zeigt, konnten insgesamt 37 Studien identifiziert werden, die den oben genannten Kriterien entsprachen. Publiziert wurden die Studien zwischen 1974 und 1999: 9 Studien bis 1979, 6 Studien zwischen 1980 und 1989 sowie 22 Studien nach 1990. Durchgeführt wurden die epidemiologischen Untersuchungen in 18 verschiedenen Ländern, wobei der Großteil der Studien aus Europa stammt (19). Neun Studien kommen aus den USA, vier aus Asien, zwei aus Australien bzw. Neuseeland und drei weitere. Werden alle Studien dieser Übersicht zusammengefasst, so liefern sie Daten von 56442 Kindern. Der Stichprobenumfang variiert von 58 bis 8462 (M = 1525, Median = 855). Die mittlere Prävalenzrate der Studien des dimensionalen Ansatzes liegt bei 18.7 % (Spannweite von 4.0% bis 50.0 %). Der Median beträgt 13.8 %. Obwohl sich die Studien hinsichtlich ihrer Methoden sehr voneinander unterscheiden, so zeichnet sich doch eine zentrale Tendenz bei den Prävalenzraten ab. 45 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Tabelle 5.2: Internationale Untersuchungen zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Dimensionale Studien. STUDIE STICHPROBE N ALTER INSTRUMENT/ PRÄVALENZ FALLDEFINITION Bird et al. (1988) Puerto Rico Zufallsstichprobe aus Puerto Rico 777 Bjornesson (1974) Island Repräsentative Stichprobe aus Reykjavik 1100 Bor et al. (1997) Australien Geburtskohorte aus zwei Kliniken in Brisbane (Queensland) Cederblad (1988) Schweden/Nigeria/Sudan CBCL/4-16 Statistisch 37.8 % 5-15 Elterninterview, Symptomliste Klinisches Urteil/statistisch 11.8 % / 18.8 % 5296 5 CBCL-Kurzform Statistisch Intern.: 13.3 % / 10.7 % Extern.: 13.9 % / 8.9 % Kulturvergleichende Untersuchung 1227 3-15 Elterninterview Klinisches Urteil 8.0 – 19.0 % Dubowitz, Zuravin, Starr & Feigelman (1993) USA Stichprobe aus Baltimore 346 2-16 CBCL/4-16 Statistisch 42.0 % (Jungen) 28.0 % (Mädchen) Earls (1980) USA Totalerhebung aus Familienregister (Northeastern) 100 3 BSQ Statistisch 16.5 % Earls & Richman (1980) Kinder aus einem Londoner Stadtteil 58 3 BSQ Statistisch 15.5 % Fombonne (1994) Frankreich Zufallsstichprobe aus Schulen in Chartres 2441 6-11 CBCL/4-16; Rutter Scale B Statistisch/ Klinisches Urteil 12.4 % Garton, Zubrick & Silburn (1995) Australien Zufallsstichprobe in Westaustralien 321 4-16 CBCL/4-18 Statistisch 11.2 % Hellinckx & Grietens (1994) Belgien Familien mit Pflegekindern aus Flandern 273 4-12 CBCL/4-18 Statistisch 41.4 % Jenkins, Bax & Hart (1980) GB Kinder aus einem Londoner Stadtteil 418 0-4 Symptomfragebogen Klinisches Urteil 4.0 % Kastrup (1976) Dänemark Zufallsstichprobe der Stadt Aarhus 183 5-6 Eltern- und Kinderinterview Klinisches Urteil 8.0 % verhaltensgestört 15.0 % leichte Probleme Keenan, Shaw, Walsh, Delliquadri & Giovanelli (1997) USA Familien mit niedrigem Einkommen in Allegheny (Pennsylvania) 104 4-6 CBCL/4-18 Statistisch 22.7 % 15.9 % Kohn & Rosman (1973) USA Kindergartenstichprobe 1232 3-5 PCL Statistisch 23.4 % Koot & Verhulst (1991) Niederlande Zufallsstichprobe 675 2-4 CBCL/2-3 Statistisch 7.8 % GB 4-16 46 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Fortsetzung Tabelle 5.2 STUDIE STICHPROBE N ALTER INSTRUMENT/ PRÄVALENZ FALLDEFINITION Langner, Gersten & Eisenberg (1974) USA New York 1034 6-18 Elternfragebogen, Kinderinterview Statistisch/Klinisches Urteil 13.5 % Larson, Pless & Miettinen (1988) Kanada Geburtskohorte Montreal 756 3 CBCL/2-3 Statistisch 11.1 % Lavigne et al. (1996) USA 68 Kinderarztpraxen in Chicago 3860 2-5 CBCL Statistisch 10.0 % (Jungen) 6.6 % (Mädchen) Leadbeater & Bishop (1994) USA Sehr junge Mütter einer New Yorker Geburtsklinik 83 2-3 CBCL/2-3 Statistisch 13.0 % Liu et al. (1999) China Repräsentative Stichprobe (Shangdon Province) 2940 6-11 CBCL/4-18 Statistisch 12.5 % (Jungen) 8.3 % (Mädchen) Luk, Leung, BaconShone & Lieh-Mak (1991) China Zufallsstichprobe aus Kindergärten in Hongkong 855 3 PBCL Statistisch 27.5 % Matsuura et al. (1993) Japan, China, Korea Schulstichproben aus den jeweiligen Hauptstädten 2638 2432 1975 6-22 Rutter Scale A+B Statistisch Japan: 3.9 %/ 12.0 % China: 8.3 % / 7.0 % Korea: 14.1 % / 19.1 % McGuire & Richman (1986) GB Kindergartenstich-probe 163 2-5 PBCL Statistisch 14.7 % Motti-Stefanidi, Tsiantis & Richardson (1993) Griechenland Stichprobe aus 17 öffentlichen Schulen in Athen 466 6-11 CBCL/4-16 Statistisch 36.0 % (Jungen) 39.0% (Mädchen) Newth & Corbett (1993) GB Geburtskohorte Birmingham 194 3 BSQ Statistisch 13.8% Raadal, Milgom, Cauce & Mancl (1994) USA Schulstichprobe aus Seattle 890 5-11 CBCL/4-18 Statistisch 34.0 % (Jungen), 27.0 % (Mädchen) Rahim & Cederblad (1984) Sudan Totalerhebung in drei ländlichen Gemeinden 8462 3-15 Elterninterview, Verhaltensbeobachtung Klinisches Urteil 29.0 % ; 13.0 % Richman, Stevenson & Graham (1975, 1982) GB Zufallsstichprobe London 705 3 BSQ, Elterninterview Statistisch/Klinisches Urteil 7.3 % Shenoy, Kapur & Kaliaperumal (1998) Stichprobe aus 5 öffentlichen Schulen in Bangalore City 1535 5-8 CBQ, CBCL Statistisch 19.8 % Quotenstichprobe Buckinghamshire 6287 5-15 Eltern- und Lehrerinterview Statistisch 39.3 % (Jungen) 42.1 % (Mädchen) unauffällig Indien Shepherd, Openheim & Mitchel (1971) GB 47 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Fortsetzung Tabelle 5.2 STUDIE STICHPROBE N ALTER INSTRUMENT/ PRÄVALENZ FALLDEFINITION Spieker, Larson, Lewis, White & Gilchrist (1997) USA Kinder jugendlicher Mütter 185 6 CBCL/4-18; TRF Statistisch 50% CBCL-oder TRF-Gesamtwert T ³ 60 Stallard (1993) GB Stichprobe aus Anmeldungen zur Entwicklungsdiagnostik (Bath) 1170 3 BCL Statistisch 10.0% Thompson, Stevenson, Sonuga-Barke & Nott (1996) GB Geburtskohorte Southampton 1047 3 BCL Statistisch 13.2% Uljas, Rautava, Helenius & Sillanpää (1999) Finnland Geburtskohorten aus Turku und Pori 1086 3 CBCL/2-3 Statistisch 9.8% mindestens eine Syndromskala T ³ 70 Verhulst, Berden & Sanders-Woudstra (1985) Niederlande Zufallsstichprobe Zuid-Holland 2076 4-16 CBCL/4-16; TRF, YSR Klinisches Urteil 7.0% schwer, 19.0% mäßig bei 8-11 Jahre Anmerkungen. Abkürzungen der Instrumente haben folgende Bedeutung: BCL = Behavior Checklist (Richman, 1977); BSQ = Behaviour Screening Questionnaire (Richman, Stevenson & Graham, 1982); CBCL/2-3 = Child Behavior Checklist for ages 2-3 (Achenbach, 1992); CBCL/4-16 = Child Behavior Checklist for ages 4-16 (Achenbach & Edelbrock, 1983); CBCL/4-18 = Child Behavior Checklist for ages 4-18 (Achenbach, 1991a); CBQ = Children´s Behaviour Questionnaire (Rutter, 1967); PBCL = Preschool Behavior Checklist (McGuire & Richman, 1986); Rutter Scales A (parents), B (teachers) (Rutter et al. 1970); TRF = Teacher´s Report Form (Achenbach, 1991b); YSR = Youth Self Report (Achenbach, 1991c). Tabelle 5.3: Zusammenfassung der Studienmerkmale und Ergebnisse der 37 dimensionalen Studien. VARIABLE Publikationszeitraum Bis 1979 1980 – 1989 1990 – 1999 Land USA Europa Asien Australien/Neuseeland Sonstige Stichprobenumfang Mittelwert (Standardabweichung) Median Range Alter der Kinder/Jugendlichen 0 bis 6 Jahre 7 bis 13 Jahre größerer Altersbereich 25 % (9 Studien) 17 % (6 Studien) 58 % (22 Studien) 24% (9 Studien) 51 % (19 Studien) 11 % (4 Studien) 5 % (2 Studien) 9 % (3 Studien) 1525 (2063) 855 58 - 8462 51 % (20 Studien) 19 % (5 Studien) 30 % (12 Studien) 48 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Fortsetzung Tabelle 5.3 VARIABLE Art des Fragebogenverfahrens CBCL/2-3 oder CBCL/4-18 Eltern-/Kinderinterview BSQ BCL PBCL Rutter A/B PCL Sonstige Fragebögen Prävalenzrate (in Prozent) Mittelwert (Standardabweichung) Median Range 46 % (10 Studien) 16 % (6 Studien) 11 % (4 Studien) 5 % (2 Studien) 5 % (2 Studien) 3 % (1 Studie) 3 % (1 Studie) 3 % (1 Studie) 18.7 (11.5) 13.8 4.0 – 50.0 Bei der Berechnung der mittleren Prävalenzrate wurde das Alter der Kinder nicht berücksichtigt. Um Aussagen über die Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter der Kinder treffen zu können, wurden für diese Übersicht die Studien in folgende drei Altersgruppen unterteilt: Vorschulalter (bis 6 Jahre), Schulalter (7 bis 13 Jahre) und größerer Altersbereich (z. B. 4 bis 16 Jahre). Die 37 Studien verteilen sich auf die einzelnen Altersgruppen wie folgt: In 20 Studien wurden Vorschulkinder untersucht, 5 Studien beziehen sich nur auf Schulkinder und in 12 Studien werden Angaben zur Prävalenz für einen größeren Altersbereich gemacht. Für die einzelnen Altersgruppen wurden folgende Prävalenzraten berechnet: Bei Vorschulkindern liegt die mittlere Prävalenzrate bei 15.8 % (Median: 13.1 %, Range: 4.0 % – 50.0 %). Für Schulkinder wurde eine mittlere Prävalenzrate von 22.1 % ermittelt (Median: 19.8 %, Range: 10.4 % – 37.5 %). Die mittlere Prävalenzrate bei einem größeren Altersbreich liegt bei durchschnittlich 22.0 % (Median: 16.4 %, Range: 7.0 % – 41.4 %). In den ausgewerteten Studien wurden die Prävalenzraten mit Hilfe verschiedener diagnostischer Instrumente und Falldefinitionen gewonnen. Am häufigsten (50.0 %) wurden die Instrumente der Child Behavior Checklist (19 Studien) eingesetzt. Des Weiteren kamen in sechs Studien Eltern- bzw. Kinderinterviews und in vier Studien das Behavior Screening Questionnaire (BSQ) zum Einsatz. Die Problem Behavior Checklist (PBCL) und die Behavior Checklist (BCL) wurde in je zwei Studien verwendet. Die Fragebögen Rutter Scale, Children´s Behavior Questionnaire (CBQ), Problem Checklist (PCL) und ein Symptomfragebogen wurden in je einer Untersuchung angewendet. Bei insgesamt 28 Studien wurde die Falldefinition statistisch (meist über einen cut-off-Wert) vorgenommen, dagegen gibt es 5 Studien (ältere Untersuchungen) bei denen das klinische Urteil zur Falldefinition herangezogen wurde. In vier Studien wurden beide Falldefinitionsformen verwendet. 49 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Nach diesem zusammenfassenden Überblick soll nun detailliert auf einige internationale Befunde zur Epidemiologie psychischer Auffälligkeiten und Störungen eingegangen werden. Die nachfolgende Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es werden wichtige und häufig zitierte Untersuchungen, die Prävalenzraten psychischer Auffälligkeiten und Störungen berichten, für das Vorschul- und Schulalter aufgeführt. Vorschulalter Die erste epidemiologische Untersuchung zur Prävalenz kindlicher Verhaltensprobleme an einer repräsentativen Stichprobe von Vorschulkindern wurde von Richman et al. (1975, 1982) durchgeführt. Dabei orientierten sich die Autoren an der Isle of Wight-Studie (Rutter et al., 1970) und wählten ebenfalls ein zweistufiges Vorgehen. Dazu wurde in der Screeningphase eine repräsentative Stichprobe von N = 705 dreijährigen Kindern aus einem Londoner Stadtteil ausgewählt. Im zweiten Schritt füllten die Eltern von 212 Kindern mit einem entsprechenden Ausgangswert das Behavior Screening Questionnaire (BSQ) aus. Die Prävalenzrate für mittelschwere Auffälligkeiten lag bei 7.3 %. Earls (1980) setzte in seiner Untersuchung an 100 Kindern im Alter von 3 Jahren ebenfalls das BSQ ein und ermittelte auf der Grundlage verschiedener cut-off Werte Prävalenzraten zwischen 11.0 und 24.0 %. Bei dieser Studie muss jedoch die geringe Stichprobenzahl und die fehlende Repräsentativität der Stichprobe berücksichtigt werden. Stallard (1993) verwendete die Screeningversion des BSQ, die Behavior Checklist (BCL; Richman, 1977), um in Großbritannien eine Stichprobe von N = 1170 dreijährigen Kindern zu untersuchen, die zur routinemäßigen Entwicklungsdiagnostik vorgestellt wurden. Zusätzlich zur BCL sollten die Eltern bei jedem Item einschätzen, wie sehr sie sich über das entsprechende Problem Sorgen machen. Bei einem BCL-cut-off von 10 wurde eine Prävalenzrate von 10.0 % ermittelt. Bemerkenswert ist, dass nur etwa 60 % der Eltern, deren Kinder Werte über dem cut-off erreichten, angaben, sich ernsthafte Sorgen über das Verhalten ihres Kindes zu machen. Eine ähnlich große Stichprobe (N = 1047) dreijähriger Kinder wurde von Thompson et al. (1996) untersucht. Auch in dieser Studie wurden die Kinder im Rahmen einer routinemäßigen Entwicklungsdiagnostik mit Hilfe der BCL beurteilt. Die Prävalenzrate lag hier bei 13.2 %. Parallel zu den eben beschriebenen Untersuchungen wurde die Entwicklung der Child Behavior Checklist/2-3 vorangebracht. Der Fragebogen zur Beurteilung von Kleinkindern wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und in epidemiologischen Feldstichproben eingesetzt. Die Ergebnisse dieser Studien sollen nachfolgend beschrieben werden. Larson et al. (1988) setzten die CBCL/2-3 in einer Geburtskohorte von N = 756 dreijährigen Kindern aus Montreal ein (Rücklaufquote: 82 %). Die Prävalenzrate für mindestens einen auffälligen Syndromskalenwert (> 98. Perzentil) lag bei 11.1 %. Darüber hinaus haben 55 % der Kinder mit mindestens einem Syndromskalenwert T > 70 auch einen auffälligen Gesamtwert (> 90. Perzentil). 50 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Koot und Verhulst (1991) haben in Zuid-Holland eine Zufallsstichprobe von N = 421 Kindern im Alter zwischen 2 und 4 Jahren untersucht. Kinder aus der Stadtbevölkerung waren in dieser Stichprobe leicht unterrepräsentiert. Die Rücklaufquote lag bei 91.3 %. Im Vergleich zu Larson et al. (1988) ermittelten Koot und Verhulst eine niedrigere Prävalenzrate für den Anteil der Kinder mit mindestens einem auffälligen Syndromskalenwert (7.8 %). In der zweistufigen epidemiologischen Studie von Lavigne et al. (1996) wurden in der Screeningphase N = 3680 Kinder im Alter zwischen 2 und 5 Jahren mit der CBCL/2-3 bzw. CBCL/4-18 untersucht. Die Kinder wurden während eines Arztbesuches in einer von 68 Kinderarztpraxen in Chicago rekrutiert. Dabei lag die Rücklaufquote bei 79 %. Die Autoren geben für die übergeordneten Skalen folgende Prävalenzraten an (> 90. Perzentil): Gesamtwert 8.3 %, Internalisierende Auffälligkeiten und Externalisierende Auffälligkeiten je 3.7 %. Für insgesamt 510 Kinder (davon 37.4 % als positiv gescreent) wurde in der zweiten Phase eine klinische Einschätzung zum Vorliegen einer DSM-III-R-Diagnose erhoben. Als Gesamtprävalenzrate für mindestens eine Achse 1-Diagnose wurde eine Rate von 21. 4 % ermittelt. Uljas et al. (1999) haben in Finnland im Rahmen einer prospektiven Längs-schnittstudie zu den Auswirkungen prä- und perinataler Faktoren auf das Verhalten von Kindern N = 1068 erstgeborene dreijährige Kinder mit Hilfe der CBCL/2-3 untersuchen können. Die Rücklaufquote lag bei 83.5 %. 9.8 % der Kinder haben mindestens einen auffälligen Syndromskalenwert (> 98. Perzentil). Schulalter Bei Verhulst (1995) ist folgende Zusammenfassung epidemiologischer Studien im Schulalter zu finden: Die Isle of Wight-Studie von Rutter et al. (1970) kann in diesem Zusammenhang ohne Zweifel als eine der ersten und umfassendsten Studien in dieser Altersgruppe bezeichnet werden. Zum einen handelt es sich um ein zweistufiges Vorgehen und um eine in der Literatur häufig zitierte Studie. Es wurden in der ersten Phase alle Kinder der Isle of Wight im Alter zwischen 10 und 11 Jahren (N = 3316) mit Hilfe der Rutter Scale A und B beurteilt. Die Gesamtprävalenzrate betrug 6.8 %. In einer Follow-up-Studie (Rutter et al., 1976) fünf Jahre später konnten diese Kinder noch einmal untersucht werden. Methodisch ähnlich angelegt ist die Studie mit N = 1689 zehnjährigen Kindern aus dem Londoner Stadtgebiet (Rutter et al., 1975). Für diese Stichprobe wurde eine Prävalenzrate von 25.4 % ermittelt. Nationale Surveys an repräsentativen Stichproben im Schulalter sind die Untersuchungen von Roberts und Baird (1972) in den USA sowie von Pringle, Butler und Davie (1966) und Davie, Butler und Goldstein (1972) in Großbritannien. In Großbritannien lag die Prävalenzrate bei den 7-Jährigen bei 14.0 %, in den USA wurden Prävalenzraten zwischen 9.6 % und 23.7 % ermittelt. Bei diesen Ergebnissen ist das Alter der Untersuchungen sowie die mangelnde Reliabilität und Validität der verwendeten Messinstrumente zu berücksichtigen. 51 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen In Europa wurden epidemiologische Studien zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten im Schulalter in Finnland (Moilanen, Almquist, Piha, Räsänen & Tamminen, 1988), Frankreich (Fombonne, 1994) und Griechenland (Motti-Stefanidi et al., 1993) durchgeführt. Während in Finnland N = 1033 Kinder im Alter von 8 Jahren mit Hilfe der Rutter Scale beurteilt wurden, kam in den beiden anderen Studien die Child Behavior Checklist zum Einsatz. Für die finnischen Schulkinder wurde eine Prävalenzrate von 12.0 % sowohl im Eltern- als auch im Lehrerurteil ermittelt. Motti-Stefanidi et al. (1993) berichten für Athener Schulkinder Gesamtprävalenzraten von 36.0 % (Jungen) bzw. 39.0 % (Mädchen), die damit etwa dreimal so hoch im Vergleich zur Untersuchung von Fombonne (1994) ausfallen (12.4 %). Aus dem asiatischen Raum gibt es mit der Studie von Liu et al. (1999) in China und der Untersuchung von Matsuura et al. (1993) die parallel in Japan, China und Korea durchgeführt wurde, Daten aus sehr großen Schülerstichproben. Die Stichprobengrößen reichen dabei von 1975 bis 2940. Es wurde die Rutter Scale eingesetzt. Die Prävalenzraten im Elternurteil liegen zwischen 7.0 % (China) und 19.1 % (Korea). 5.3.1.2 Alter und Geschlecht der Kinder Die Ergebnisse der PAK-KID-Studie (Döpfner et al., 1997) zeigen, dass über die Altersspanne von 4 bis 18 Jahren internalisierende Auffälligkeiten (Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden, Ängstlich/Depressiv) und dissoziale Verhaltensweisen im Urteil der Eltern mit dem Alter der Kinder eher zunehmen, während aggressive Verhaltensweisen und Aufmerksamkeitsprobleme eher eine abnehmende Tendenz zeigen. Diese Alterseffekte sind nach den Kriterien von Cohen (1988) jedoch höchstens als geringe Effekte einzustufen. In der Altersgruppe der 11- bis 18-Jährigen sind im Urteil der Eltern und im Selbsturteil der Jugendlichen keine eindeutigen Alterseffekte erkennbar. Lediglich die selbst beurteilte Dissozialität nimmt mit dem Alter zu. Bei den Skalen Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv konnten im Urteil der Eltern über die gesamte Altersspanne hinweg keine signifikanten Geschlechtsunterschiede beobachtet werden. Auf der Skala Körperliche Beschwerden erreichen jedoch Mädchen nach Einschätzung der Eltern signifikant höhere Werte als Jungen. Im Selbsturteil der Jugendlichen beschreiben sich die Mädchen auf allen Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten im Vergleich zu Jungen als auffälliger. Bei Aufmerksamkeitsproblemen sowie aggressiven und dissozialen Verhaltensweisen werden über die gesamte Altersspanne hinweg Jungen im Vergleich zu Mädchen von den Eltern als auffälliger eingeschätzt. Im Selbsturteil der Jugendlichen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen für dissoziale Verhaltensweisen zwar signifikant, aber absolut sehr gering. Sowohl in deutschen Untersuchungen (z. B. Blanz et al., 1999; Walter, 1993) als auch in aktuellen internationalen Studien (z. B. Lavigne et al., 1996; Liu et al., 1999, Raadal et al., 1994) hat sich gezeigt, dass die Gesamtprävalenzrate bei den Jungen höher liegt im Vergleich zu Mädchen. Der Geschlechtsunterschied ist jedoch nicht so ausgeprägt wie bei den psychiatrischen Diagnosen, die in der Regel für Jungen doppelt so häufig gestellt werden. 52 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Im Gegensatz zum kategorialen Ansatz zeigen Prävalenzraten, die auf dimensionalen Studien beruhen, eine deutliche Altersabhängigkeit. Im Querschnitt sind jüngere Kinder höher belastet als ältere, bei Längsschnittuntersuchungen zeigt sich eine Abnahme des Gesamtscores (Walter, 1993). Die Gesamtscores nehmen bei den Jungen mit dem Alter ab, bei den Mädchen allerdings nur bis zur Pubertät. In dieser Entwicklungsphase nimmt bei ihnen die Symptombelastung zu. Auf der Skalenebene finden sich bei Jungen höhere Werte bei externalisierenden Auffälligkeiten und Lernstörungen. Bei internalisierenden Auffälligkeiten sind Mädchen gleich oder höher belastet als die Jungen. Im Längsschnitt zeigen externalisierende Auffälligkeiten eine höhere Stabilität als internalisierende. Erstere sind bei Jungen stabiler als bei Mädchen. Der eingeschränkte Altersbereich in den meisten Studien erlaubt keine detaillierten Rückschlüsse auf Alterseffekte bei kindlichen Verhaltensstörungen. Vergleiche zwischen den Studien werden u.a. auch dadurch erschwert, weil Alterseffekte durch verschiedene Instrumente und Falldefinitionen ermittelt werden. Am fundiertesten lassen sich Aussagen über den Einfluss des Alters auf die Prävalenzraten entweder über kulturvergleichende Studien mit identischen diagnostischen Instrumenten für einen breiten Altersbereich oder mit Hilfe von Längsschnittstudien treffen. Wesentliche Ergebnisse der kulturvergleichenden Studien sollen hier zusammenfassend berichtet werden. In der Arbeit von Achenbach, Hensley, Phares und Grayson (1990) werden Ergebnisse zu Geschlechtsunterschieden aus acht cross-nationalen Replikationsstudien (Chile, Holland, Kanada, Puerto Rico, Australien, Thailand, USA) vorgestellt. Geschlechtsunterschiede, die bei solchen Studien berichtet werden sind deshalb von Interesse, weil Unterschiede, die nur in einem Land gefunden wurden, auf örtliche kulturelle Merkmale, Beurteilereffekte, Geschlechtsstereotypien, Inanspruchnahmeverhalten etc. zurückzuführen sind. Die Ergebnisse beziehen sich jedoch nicht auf Gesamt- sondern auf Symptomprävalenzraten. Signifikante Geschlechtsunterschiede wurden bei 12 Items gefunden, davon weisen bei insgesamt 11 Items Jungen höhere Werte als Mädchen auf. Von diesen 11 Items gehören 8 Items zu den externalisierenden Auffälligkeiten. Bei nur einem Item erreichten Mädchen höhere Werte als Jungen: Dieses Item gehört zur Skala Ängstlich/Depressiv. Geschlechtsunterschiede die hier berichtet werden, finden sich in mindestens sechs der acht Studien. Obwohl kein signifikanter Geschlechtseffekt das Cohen´sche Kriterium für kleine Effektstärken überschreitet, ist die kulturübergreifende Konsistenz der Befunde beachtlich. Crijnen, Achenbach und Verhulst (1997) werteten die Ergebnisse von 12 Studien aus, in denen die Child Behavior Checklist bei Kindern im Alter zwischen 6 und 17 Jahren eingesetzt wurde. Daten lieferten die Studien aus folgenden Ländern: Australien, Belgien, China, BRD, Griechenland, Israel, Jamaika, Niederlande, Puerto Rico, Schweden, Thailand und die USA. Die CBCL-Gesamtwerte fallen signifikant höher in der Altersgruppe 6 bis 11 Jahre und signifikant niedriger bei 15- bis 17-Jährigen aus. Externalisierende Auffälligkeiten nehmen von der Altersgruppe 6 bis 8 Jahre zur Gruppe der 15- bis 17-Jährigen ab, während internalisierende Auffälligkeiten in der Altersgruppe 12 bis 14 Jahre ansteigen. 53 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Über alle ausgewerteten Studien hinweg wiesen Jungen geringfügig höhere CBCLGesamtwerte im Vergleich zu Mädchen auf. Vor dem Hintergrund der großen Spannweite kultureller, ökonomischer, politischer und genetischer Unterschiede zeigt sich eine beeindruckende Konsistenz in der Einschätzung der Eltern, die Jungen häufiger als externalisierend und Mädchen häufiger als internalisierend auffällig beurteilen. 5.3.1.3 Sozioökonomischer Status Wie Verhulst (1995) in einer Übersichtsarbeit ausführt, ist durch viele epidemiologische Studien belegt, dass ein niedriger sozioökonomischer Status mit einer höheren psychischen Auffälligkeit der Kinder einhergeht. Als Indikatoren für den sozioökonomischen Status einer Familie werden meist die Schulbildung oder der Berufsstand der Eltern sowie das Einkommen der Familie herangezogen. Obwohl der Befund der höheren Auffälligkeit bei niedrigerem sozioökonomischen Status konsistent ist, ist der Einfluss der sozialen Schicht insgesamt als gering einzuschätzen. So liegt beispielsweise in Untersuchungen, die mit der Child Behavior Checklist durchgeführt wurden, beim Gesamtwert der Anteil der Varianzaufklärung bei etwa 1 % (Verhulst, 1995). Die Untersuchungen von Keenan et al. (1997) und Raadal et al. (1994) geben Aufschluss über die Verbreitung von Verhaltensauffälligkeiten bei sozial benachteiligten Vorschulkindern. Raadal et al. (1994) untersuchten mit Hilfe der Child Behavior Checklist N = 809 fünfbis elfjährige Kinder aus Familien mit einem geringen Einkommen. Im Vergleich zur amerikanischen Normstichprobe (Achenbach, 1991a) lag bei den einzelnen Syndromskalen der Anteil der Kinder mit klinisch relevanten Verhaltensproblemen eineinhalb bis dreimal höher. Für den Gesamtwert wurde eine Prävalenzrate im klinisch auffälligen Bereich von 31 % ermittelt. In der Normstichprobe lag die Rate bei 18 % - Kinder aus ökonomisch benachteiligten Familien zeigen also häufiger behandlungsbedürftige psychische Auffälligkeiten im Vergleich zu weniger benachteiligten Familien. Keenan et al. (1997) fanden bei 104 fünfjährigen Kindern, dass 22.7 % klinisch relevante internalisierende oder externalisierende Auffälligkeiten zeigen. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Befunden von Bassuk und Rosenberg (1990), Sandberg, Meyer-Bahlburg und Yager (1991) sowie Zahner, Pawelkiewcz, De Francesco und Adnopoz (1992). Maass (2000) ging in ihrer Untersuchung der Frage nach, ob die Prävalenz der kindlichen Verhaltensprobleme von Kindergartenkindern mit einer schlechten Sozialstruktur zusammenhängt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder aus sozial benachteiligten Gebieten eher Verhaltensprobleme entwickeln als Kinder aus sozialstrukturell unproblematischen Gebieten. Als bester sozialstruktureller Prädiktor für die durch die Eltern beobachteten Verhaltensprobleme erwies sich die Arbeitslosenquote eines Gebietes, die fast 50 % der Varianz in den Prävalenzraten der Verhaltensauffälligkeiten in den Kindertagesstätten aufklärte. 54 Kapitel 5 5.3.1.4 Epidemiologie psychischer Störungen Komorbidität McConaughy und Achenbach (1994) berechneten für die repräsentative US-Stichprobe (N = 2702 Kinder im Alter zwischen 4 und 18 Jahren) bidirektionale Komorbiditätsraten für die einzelnen Syndromskalenpaare. Dabei wurde der cut-off beim 95. Perzentil der Syndromskalen festgelegt. Die Komorbiditätsraten liegen insgesamt zwischen 10.5 % und 30.2 %. Hohe Komorbiditätsraten (über 25 %) wurden für die Skalen Aggressives Verhalten und Dissoziales Verhalten (30.2 %), Aufmerksamkeitsprobleme und Schizoid/Zwanghaft (28.7 %), Aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme (28.2 %), Aufmerksamkeitsprobleme und Ängstlich/Depressiv (27.8 %), Aggressives Verhalten und Ängstlich/Depressiv (26.3 %), Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme (26.3 %) sowie Ängstlich/Depressiv und Sozialer Rückzug (25.4 %) ermittelt. Niedrige Komorbiditätsraten weist die Skala Körperliche Beschwerden auf. Bei Verhulst und van der Ende (1993) wurden 1117 Kinder im Alter zwischen 4 und 11 Jahren über einen Zeitraum von sechs Jahren mit Hilfe der CBCL beurteilt. Die Autoren ermittelten Odds ratios zwischen 2.7 und 18.9. Hohe Odds ratios weisen folgende Skalen auf: Aggressives Verhalten und Dissoziales Verhalten, Externalisierende Auffälligkeiten und Aufmerksamkeitsprobleme, Internalisierende Auffälligkeiten und Soziale Probleme, Aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme. Auch in dieser Untersuchung werden für die Skala Körperliche Beschwerden die geringsten Komorbiditätsraten berichtet. In einer Untersuchung von Tolan und Henry (1996) wurden N = 3647 Kinder der 1. bis 6. Klasse aus einkommensschwachen Familien von ihren Lehrern mit Hilfe der Teacher´s Report Form der CBCL eingeschätzt. Tolan und Henry (1996) berichten Odds ratios für die TRF-Syndromskalenpaare, wobei die höchsten Odds ratios für Ängstlich/Depressiv und Soziale Probleme, Körperliche Beschwerden und Soziale Probleme sowie Aggressives Verhalten und Schizoid/Zwanghaft ermittelt wurden. Niedrige Odds ratios weisen die Skalen Aggressives Verhalten und Sozialer Rückzug sowie Aggressives Verhalten und Körperliche Beschwerden auf. Insgesamt zeigen 12 % der beurteilten Kinder komorbide psychische Auffälligkeiten. 5.3.2 Kategoriale Studien 5.3.2.1 Prävalenzraten Deutsche Untersuchungen Im Rahmen einer groß angelegten oberbayerischen Feldstudie wurde 1977/78 auch eine repräsentative Stichprobe von N = 358 Kindern im Alter zwischen 3 und 14 Jahren psychiatrisch-neurologisch, psychologisch und allgemeinärztlich untersucht (Castell, Biener, Artner & Dilling, 1981). Die Beteiligungsquote lag mit ca. 95 % sehr hoch. Die Diagnosen wurden nach dem Multiaxialen Klassifikationsschema für psychische Störungen (MAS, Remschmidt & Schmidt, 1977) gestellt. 55 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Bei der Auswertung wurde unterschieden nach: 1. komplexen, psychischen Störungen, Neurosen, Psychosen und Störungen des Sozialverhaltens und 2. Verhaltensauffälligkeiten (monosymptomatische Beschwerden wie z. B. Enuresis, Enkopresis, Schlafstörungen, Stottern). 5 % der Stichprobe wurde als psychisch gestört klassifiziert. Hierbei handelte es sich um folgende Diagnosen: Psychosen, Zwangsneurosen, akute Belastungsreaktion, Persönlichkeitsveränderung nach Hirnschädigung, soziale Störungen, emotionale Störungen und hyperkinetisches Syndrom. Bei 13 % der Kinder wurden Verhaltensauffälligkeiten festgestellt. Die Prävalenzangaben beziehen sich auf einen Zeitraum von drei Monaten. In der Mannheimer prospektiven epidemiologischen Längsschnittstudie (Esser & Schmidt, 1987; Esser et al., 1992) wurde 1978 eine Zufallsstichprobe von N = 216 8-jährigen Kindern (Beteiligungsquote 62 %) untersucht. Von dieser Ausgangsstichprobe konnten fünf Jahre später N = 191 und zehn Jahre später noch N = 181 Kinder nachuntersucht werden. Zu allen Messzeitpunkten wurde ein hochstrukturiertes Elterninterview (MEI, Esser et al., 1989) eingesetzt, mit dem Diagnosen nach der ICD-9 ermittelt werden können. Darüber hinaus wurde der Schweregrad der kinderpsychiatrischen Auffälligkeit in Kategorien von 0 (unauffällig) bis 3 (ausgeprägt auffällig) beurteilt. Das Morbiditätskriterium galt dann als erfüllt, wenn die Ausprägung 2 (mäßig auffällig) oder 3 vorlag. Die Gesamtprävalenzrate lag bei den achtjährigen Kindern bei 16.2 %. Für die 13-Jährigen wurde eine Prävalenzrate von 17.8 % ermittelt, die im Alter von 18 Jahren wieder auf 16.0 % abfiel. Internationale Untersuchungen In diesem Abschnitt soll ein Überblick über internationale epidemiologische Studien der 80-er und 90-er Jahre zu psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters gegeben werden. Dazu wurden Studien aus nicht-klinischen Stichproben ausgewählt, die Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 20 Jahren untersuchten. Die hier vorgestellten Untersuchungen verwendeten hoch- oder halbstrukturierte Interviewverfahren auf der Basis der diagnostischen Klassifikationssysteme DSM und ICD-10, mit deren Hilfe die Diagnose psychischer Störungen möglich ist. Es konnten insgesamt 23 kategoriale epidemiologische Studien identifiziert werden. Tabelle 5.4 fasst die wesentlichen Merkmale der einzelnen Studien (Stichprobe, Stichprobenumfang, Alter der Kinder und Jugendlichen, verwendete Interviewverfahren, zu Grunde liegendes Klassifikationssystem, Prävalenzzeitraum sowie Prävalenzraten) zusammen. 56 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Tabelle 5.4: Internationale Untersuchungen zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Kategoriale Studien. STUDIE STICHPROBE N ALTER INSTRUMENT SYSTEM ZEITRAUM PRÄVALENZ Anderson, Williams, Mc Gee & Silva (1987) Neuseeland Geburtskohorte (Dunedin) 792 11 DISC DSM-III k.A. Irgendeine Störung: 17.6 % Andres, Catala & Gomez- Beneyto (1999) Spanien Zufallsstich-probe (Valencia) 387 10 K-SADS DSM-III-R Punkt Irgendeine externale Störung: 11.1 % Bergeron, Valla & Breton (1992) Kanada Zufallsstichprobe (Quebec) 139 6-14 DISC DSM-III-R 6 Monate 6-11: 19.1 % 12-14: 12.7 % Bird et al. (1988) Puerto Rico Je 1 Kind pro Haushalt 777 4-16 DISC DSM-III 6 Monate Irgendeine Störung: 49.5 % 6-14 DISC 2.25 DSM-III-R 6 Monate Irgendeine Störung: 6-8: 23.8 % 9-11: 19.0 % 12-14: 17.2 % 6-16 DICA-R DSM-III-R Punkt 6-11: 17.4/18.5 % a 386 Breton et al. (1999) Kanada Repräsentative Stichprobe (Quebec) 2400 Boyle et al. (1993) Kanada Schulstichprobe Ontario 2219 Canals, Domenech, Carbajo & Blade (1997) Spanien Schulstichprobe 579 18 SCAN DSM-III-R ICD-10 Punkt Irgendeine Störung: ICD-10: 30.0 % DSM: 21.0 % Cohen et al. (1993) USA Zufallsstich-probe (ein Kind pro Familie) 776 10-13 14-16 17-20 DISC DSM-III-R Punkt 10-13: 7.1 % 14-16: 12.3 % 17-20: 6.6 % Costello et al. (1996) USA Repräsentative Schulstichprobe 4500 9 3 Monate 1071 11 CAPA DSM-III-R Irgendeine Störung: 20.2 % a 251 a 12-16: 10.8/20.5 % 13 Fergusson, Horwood & Lynskey (1993) Neuseeland Geburtskohorte Christchurch b 15 DISC DSM-III-R 1 Jahr Irgendeine Störung: 27.3 % a 12-15 K-SADS DSM-III-R 1 Jahr Irgendeine Störung: 19.9 % 1265 986 Garrison, Addy, Schulstichprobe Jackson, McKeown & Waller (1992) USA 3283 488 Kashani et al. (1987) USA Schulstichprobe 150 14-16 DICA DSM-III Punkt Mittel+schwer: 18.7 % Keenan et al. (1997) USA Geburtskohorte (niedriges Einkommen) 104 5-6 K-SADS DSM-III-R 6 Monate Irgendeine Störung: 26.4 % Lavigne et al. (1996) USA Kinderarztpraxen in Chicago 3860 510 5-6 Klinisches Urteil k.A. Irgendeine Störung: 21.4 % a DSM-III-R 57 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Fortsetzung Tabelle 5.4 STUDIE STICHPROBE N ALTER INSTRUMENT SYSTEM ZEITRAUM PRÄVALENZ Lewinsohn, Hops, Roberts, Seeley & Andrews (1993) USA Schulstichprobe 1710 14-18 K-SADS DSM-III-R Punkt Lebenszeit Punkt: 9.6 % Lebenszeit: 37.1 % McGee et al. (1990) Neuseeland Geburtskohorte (Dunedin) 1139 943 15 DISC DSM-III-R 1 Jahr Irgendeine Störung: 22.0 % Nylander, Rydelius, Nordberg, Aurelius & Zetterström (1989) Stockholm 452 4-6 k.A. DSM-III Punkt Jungen: 22.0 % Mädchen: 37.0 % Puura et al. (1998) Finnland Repräsentative Stichprobe Geburtskohorte 3397 297 8-9 DISC DSM-III-R k.A. Irgendeine Störung: 15.1 % Reinherz, Giaconia, Lefkowitz, Pakiz & Frost (1993) USA Kindergarten386 Neuzugänge einer Gemeinde im Nordosten USA 18 DIS-III-R DSM-III-R Lebenszeit Irgendeine Störung: 49.1 % Steinhausen, Winkler Metzke, Meier & Kannenberg (1998) Schweiz Repräsentative Stichprobe (Schweizer Kanton) 2780 379 7-16 DISC DSM-III-R 6 Monate Irgendeine Störung: 22.5 % Verhulst et al. (1985) Niederlande Geburtskohorte 334 116 8; 11 CAS DSM-III 6 Monate Mittel+schwer : 26.0 % Schwer: 7.0 % Verhulst, van der Ende, Ferdinand & Kasius (1997) Niederlande Geburtskohorte 312 13-18 DISC DSM-III-R k.A. Irgendeine Störung + Beeinträchtigung Funktionsniveau: 6.0 % Velez, Johnson & Cohen (1989) USA Je 1 Kind pro Haushalt, 2 Gemeinden New York State 776 9-20 DISC DSM-III-R Punkt Irgendeine Störung: 17.7 % b Schweden a a a Anmerkungen. a = Screening, b = Längsschnitt k.A. = keine Angaben Instrumente: CAPA (Child and Adolescent Psychiatry Assessment; Angold & Costello, 2000); CAS (Children Assessment Schedule; Hodges et al., 1989); DISC (Diagnostic Interview Schedule for Children; Costello et al., 1982); DIS-III-R (Diagnostic Interview Schedule Version III-Revised; Robins, Helzer, Cottler & Goldring, 1989); K-SADS (Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia in School-Age Children-Revised; Ambrosini et a., 1990) nach ICD-10 (WHO, 1993), DSM-III (APA, 1984), DSM-III-R (APA, 1989) oder DSM_IV (APA, 1996) Wie aus Tabelle 5.5 ersichtlich ist, wurde der größte Teil der kategorialen Studien zwischen 1990 und 1999 publiziert und in den USA (41 %) durchgeführt. Dabei variierte der Stichprobenumfang zwischen 140 und 2400 Kindern und Jugendlichen. Am häufigsten wurden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren untersucht (46 % der Studien), dagegen beschäftigten sich nur drei Studien (14 %) mit Kindern im Vorschulalter. In den kategorialen Studien kamen folgende Interviewverfahren zum Einsatz: 58 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Tabelle 5.5: Zusammenfassung der Studienmerkmale und Ergebnisse der 23 kategorialen Studien. VARIABLE Publikationszeitraum 1980 – 1989 1990 – 1999 26 % (6 Studien) 74 % (17 Studien) Land USA Europa Kanada Australien/Neuseeland Süd-/Mittelamerika 41 % (9 Studien) 30 % (7 Studien) 13 % (3 Studien) 13 % (3 Studien) 4 % (1 Studie) Stichprobenumfang Mittelwert (Standardabweichung) Median Range 640.0 (550.0) 470.0 140 - 2400 Alter der Kinder/Jugendlichen 0 bis 6 Jahre 7 bis 11 Jahre 12 bis 16 Jahre über 16 Jahre 14 % (3 Studien) 18 % (4 Studien) 46 % (10 Studien) 23 % (5 Studien) Art des Interviewverfahrens DISC K-SADS DICA SCAN CAPA CAS DIS Klinisches Urteil Keine Angabe 46 % (10 Studien) 18 % (4 Studien) 9 % (2 Studien) 4 % (1 Studie) 4 % (1 Studie) 4 % (1 Studie) 9 % (2 Studien) 4 % (1 Studie) 4 % (1 Studie) Prävalenzzeitraum Punkt-Prävalenz 3 Monate 6 Monate 1 Jahr Lebenszeit Keine Angaben 36 % (8 Studien) 4 % (1 Studie) 26 % (6 Studien) 13 % (3 Studien) 4 % (1 Studie) 17 % (4 Studien) Prävalenzrate Mittelwert (Standardabweichung) Median Range 22.3 (10.3) % 20.1 % 8.6 % – 49.5 % 59 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen In insgesamt zehn Studien (46 %) wurde eine Version des Diagnostic Interview Schedule for Children (DISC; Shaffer et al., 1996) verwendet, während in vier Studien (18 %) das Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia in School-Age Children (K-SADS; Ambrosini et al., 1990) zum Einsatz kam. In je zwei Studien wurden die Diagnosen für psychische Störungen auf der Grundlage des Diagnostic Interview Schedule for Children (DICA, Welner et al., 1987) bzw. des Diagnostic Interview Schedule (DIS; Robins et al., 1989) erhoben. Die ermittelten Prävalenzraten für irgendeine psychische Störung variieren von 8.6 % bis 49.5 %, wobei die mittlere Prävalenzrate bei 22.3 % (SD = 10.3) und der Median bei 20.1 % liegt. Diese Prävalenzraten beziehen sich zum größten Teil auf die Punkt-Prävalenz (8 Studien) bzw. auf einen Zeitraum von 6 Monaten (6 Studien). 5.3.2.2 Alter und Geschlecht der Kinder Walter (1993) fasst die Ergebnisse der Quer- und Längsschnittuntersuchungen hinsichtlich des Alters und Geschlechts der Kinder zusammen. Bei kategorialen Studien bleibt während des Kindes- und Jugendalters die Rate psychisch auffälliger Kinder weitgehend konstant. Eine geringe Zunahme der Prävalenzraten ist bei Schuleintritt und mit Beginn der Pubertät wahrscheinlich. Bereits im Vorschulalter werden mehr Jungen als Mädchen als psychisch auffällig diagnostiziert. Im Schulalter bleibt die Geschlechterrelation bestehen oder vergrößert sich zu ungunsten der Jungen. In der Pubertät kommt es zu einem Umschwung, wobei die Rate der Mädchen die der Jungen übersteigt. Hinsichtlich einzelner Diagnosen weisen Jungen eine höhere Rate bei Störungen des Sozialverhaltens und hyperkinetischen Störungen auf, während Mädchen gleichhäufig oder häufiger als Jungen emotionale Störungen zeigen. Mit dem Alter nehmen die emotionalen Störungen bei Mädchen noch zu. Etwa die Hälfte der Kinder mit einer psychiatrischen Diagnose verliert die Auffälligkeit bis zur Pubertät. Die Remissionsrate ist abhängig von der Art der Störung und des Geschlechts: emotionale Störungen bilden sich eher zurück, während externale Störungen deutlich stabiler sind. Da die letztgenannten Störungen bei Jungen häufiger anzutreffen sind, sind sie unter den Kindern mit persistierenden Störungen häufiger anzutreffen. Neuere Erkenntnisse zur Alters- und Geschlechtsabhängigkeit einzelner psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter liefert das Quebec Child Mental Health Survey (QCMHS) von Breton et al. (1999). Die Prävalenzrate für die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung nimmt im späten Schulalter ab. Für Jungen wurden höhere Prävalenzraten als für Mädchen ermittelt. Darüber hinaus leiden Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren häufiger unter Aufmerksamkeitsstörungen als Jugendliche. Bei den Alters- und Geschlechts-Interaktionen zeigt sich, dass Mädchen im Alter zwischen 6 und 8 Jahren eine höhere Prävalenzrate aufweisen als 9- bis 11-Jährige und Jungen in diesem Alter eine höhere Rate als Mädchen aufweisen. Eine Knabenwendigkeit liegt auch (über verschiedene Beurteiler hinweg) bei der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten bzw. den Störungen des Sozialverhaltens vor. Am häufigsten wurden diese Diagnosen in der Altersgruppe der 9- bis 11-Jährigen vergeben. Bei den Angststörungen zeichnet sich folgendes Bild: Mädchen wei60 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen sen in zwei Altersgruppen (9 bis 11 Jahre, 12 bis 14 Jahre) höhere Prävalenzraten im Vergleich zu Jungen auf. Jüngere Jungen leiden häufiger an Angststörungen als 9- bis 11Jährige. Generell finden sich höhere Prävalenzraten bei Mädchen und in der Altersgruppe der 6- bis 8-Jährigen. Bei depressiven Störungen weisen jugendliche Mädchen höhere Prävalenzraten auf als die altersgleichen Jungen. Auch im Vergleich zur Altersgruppe 6 bis 8 Jahre liegt die Auffälligkeitsrate höher. Diese Altersabhängigkeit zeigt sich auch bei den Jungen. Was die Gesamtbelastung (Prävalenzrate für irgendeine psychische Störung) angeht, so ist festzuhalten, dass jugendliche Mädchen häufiger eine Diagnose als adoleszente Jungen und als Mädchen im Alter zwischen 6 und 8 bzw. 9 und 11 Jahren erhalten. Für jüngere Jungen wurden höhere Raten im Vergleich zu Jugendlichen ermittelt. 5.3.2.3 Sozioökonomischer Status In ihrer Übersichtsarbeit werteten Lahey, Miller, Gordon und Riley (1999) 39 kategoriale Studien aus, die Zusammenhänge zwischen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-störungen, Störungen mit oppositionellem Trotzverhalten und Störungen des Sozial-verhaltens und dem soziökonomischen Status der Familien beschreiben. Als sozioökonomische Variablen wurden am häufigsten das Einkommen der Familie und der Bildungsstand der Eltern in Verbindung mit kindlichen Verhaltensstörungen untersucht. Es ist durch mehrere Studien (z. B. Loeber, Farrington, Stouthamer-Loeber & van Kampen, 1998; Offord, Alder & Boyle, 1986; Offord et al., 1996; Velez et al., 1989) belegt, dass das Risiko für eine der o.g. Störungen in Familien mit niedrigem Einkommen erhöht ist. Darüber hinaus gibt es ebenfalls ein erhöhtes Risiko für externalisierende Verhaltensstörungen, wenn Eltern keinen oder einen niedrigen Schulabschluss haben. Von Lahey et al. (1999) wird in diesem Zusammenhang kritisch angemerkt, dass die Prävalenzraten auch eine inverse Beziehung zu anderen sozioökonomischen Variablen wie z. B. Berufsausbildung und Berufstätigkeit aufweisen, dass es aber bislang wenig Studien gibt, die den Zusammenhang verschiedener sozioökonomischer Variablen und einzelnen Störungen und die verursachenden Mechanismen (im Sinne von Differenzialdiagnosen und Komorbidität) ausreichend berücksichtigen. 5.3.2.4 Komorbidität Andres et al. (1999) bestimmten in ihrer epidemiologischen Studie an N = 367 zehnjährigen Kindern aus Valencia (Spanien) die Prävalenz und Komorbidität von DSM-III-R-Diagnosen und setzten dabei das K-SADS ein. 19 % der Kinder erfüllten die Kriterien für zwei DSMDiagnosen: 12 % wiesen gleichzeitig eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und eine Störung mit oppositionellem Trotzverhalten auf, während 7 % der Kinder eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und eine Störung des Sozialverhaltens hatten. 61 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Angold, Costello und Erkanli (1999) führten eine Meta-Analyse zur Komorbidität psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter durch. Sie werteten insgesamt 21 Feldstudien aus, die zwischen 1987 und 1997 publiziert wurden und in denen die Falldefinition über die DSMKriterien vorgenommen wurde. Die Autoren konzentrierten sich bei der Auswertung der Studien auf folgende vier Störungen: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, Angststörungen und Depressive Störungen. In Tabelle 5.6 sind die mittleren Komorbiditätsraten für die genannten Störungen zusammengefasst. Neben den Komorbiditätsraten enthält diese Tabelle auch die mittleren Prävalenzraten. Berechnet wurden beide Raten als Mittelwerte der aufgeführten Studien. Es wird deutlich, dass die Komorbiditätsraten deutlich über den Prävalenzraten liegen. Die Komorbiditätsraten reichen von 5.6 % bis 33.1 %. Eine hohe Komorbidität weisen Depressive Störungen und Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens sowie Depressive Störungen und Störungen des Sozialverhaltens auf. Niedrige Komorbiditätsraten wurden für Angststörungen und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen sowie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen und Depressive Störungen berechnet. Bei den Ergebnissen der Meta-Analyse ist zu berücksichtigen, dass in den ausgewerteten Studien Kinder im Alter zwischen 7 und 18 Jahren untersucht wurden, was damit zusammenhängt, dass die verwendeten strukturierten Interviews in der Regel erst ab dem 6. Lebensjahr eingesetzt werden können. Tabelle 5.6: Komorbiditätsraten bei Kindern und Jugendlichen in unausgelesenen Stichproben nach einer MetaAnalyse von Angold et al. (1999). Störung Prävalenzrate Häufigkeit komorbider Störungen Angaben in Prozent Depress Angst SSV ADHS Depressive Störungen (Depress) 2.5 X 33.1 31.2 13.1 Angststörungen (Angst) 4.7 23.5 X 19.6 5.6 Störung des Sozialverhaltens (SSV) 5.1 16.6 16.1 X 10.1 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) 2.3 11.6 12.6 32.0 X 5.3.3 Zusammenfassung Nachdem in den vorangegangenen Abschnitten eine Vielzahl von Befunden zur Epidemiologie psychischer Auffälligkeiten und Störungen im Kindes- und Jugendalter vorgestellt wurde, soll an dieser Stelle eine zusammenfassende Betrachtung der wichtigsten Ergebnisse erfolgen. Epidemiologische Studien versuchen mit Hilfe strukturierter Interviewverfahren oder auf der Grundlage dimensionaler Fragebogenverfahren die Häufigkeit und Verteilung, den Verlauf, risikoerhöhende Bedingungen psychischer Störungen und Auffälligkeiten sowie eine Reihe weiterer Faktoren zu ermitteln (Petermann et al., 2000). 62 Kapitel 5 Epidemiologie psychischer Störungen Im deutschen Sprachraum wurden die ersten Untersuchungen zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter Anfang bzw. Mitte der 70-er Jahre durchgeführt. Studien, die sich speziell an die Altersgruppe der Vorschulkinder richten, sind mittlerweile 15 bis 20 Jahre alt. Mit der Entwicklung und Einführung der deutschen Konsensusversionen der Child Behavior Checklist wurde die epidemiologische Forschung so vorangetrieben, dass sie einem internationalen Vergleich Stand halten kann. Bislang wurde jedoch die Child Behavior Checklist lediglich an wesentlich größeren Altersgruppen eingesetzt. Die Prävalenzraten der dimensionalen Studien im deutschen Sprachraum variieren auf Grund methodischer Unterschiede zwischen 11.6 % und 28.3 %. Die mittlere Prävalenzrate liegt dabei bei 17.4 %. Diese stimmt sehr gut mit der Prävalenzrate überein, die nach einer zusammenfassenden Darstellung für 37 internationale Studien ermittelt wurde (18.7 %). Dabei liegt die mittlere Prävalenzrate im Vorschulalter bei 15.8 % und im Schulalter bei 22.1 %. Bei kategorialen epidemiologischen Studien liegen die Prävalenzraten zwischen 8.6 % und 49.5 % - die mittlere Prävalenzrate beträgt hier 22.3 %. Hinsichtlich des Alters und Geschlechts des Kindes zeigen sowohl dimensionale als auch kategoriale Studien eine deutliche Altersabhängigkeit psychischer Störungen und Auffälligkeiten. Internalisierende Auffälligkeiten und dissoziale Verhaltensweisen nehmen mit dem Alter zu, während Aufmerksamkeitsprobleme und aggressives Verhalten eine eher abnehmende Tendenz aufweisen. Insgesamt betrachtet sind jüngere Kinder höher belastet als ältere Kinder. Aufmerksamkeitsprobleme, aggressives und dissoziales Verhalten sind häufiger bei Jungen als bei Mädchen zu beobachten, während internalisierende Auffälligkeiten bis zum Schulalter etwa gleich häufig verteilt sind und in der Pubertät Mädchen häufiger internale Probleme zeigen. Es ist durch mehrere Studien belegt, dass das Risiko für emotionale und Verhaltensstörungen bei Kindern aus Familien mit einem geringen Einkommen bzw. fehlendem oder niedrigem Schulabschluss erhöht ist. Zur Komorbidität psychischer Störungen und Auffälligkeiten liefern hauptsächlich kategoriale Studien Befunde. Danach weisen Depressive Störungen und Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens sowie Depressive Störungen und Störungen des Sozialverhaltens eine hohe Komorbidität auf. Dimensionale Studien belegen die hohe Komorbidität zwischen aggressivem und dissozialen Verhalten, Aufmerksamkeitsproblemen und aggressivem Verhalten sowie ängstlich-depressivem und sozial zurückgezogenem Verhalten. Im Vergleich zu Prävalenzstudien liegen deutlich weniger Untersuchungen zur Komorbidität psychischer Störungen und Auffälligkeiten vor. Die Altersgruppe der Vorschulkinder wurde bei diesen Studien bislang vernachlässigt. 63 Kapitel 6 Fragestellungen und Hypothesen 6 Fragestellungen und Hypothesen 6.1 Methodische Überprüfung des Instruments (CBCL) Ein erster Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Überprüfung der Reliabilität und der faktoriellen Validität des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern/CBCL 4-18 an einer Stichprobe von Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren. Für diese Altersgruppe wurde der Fragebogen im Vergleich zur Originalversion leicht modifiziert und daher untersucht, ob sich bereits vorliegende Ergebnisse zur Reliabilität und Faktorenstruktur der CBCL replizieren lassen. Die methodische Überprüfung des Instruments orientiert sich daher eng an den Untersuchungen von Achenbach (1991a) und Döpfner et al. (1994). Gegenstand der Reliabilitätsanalysen ist die Bestimmung der internen Konsistenz. Die Analysen beziehen sich dabei auf die übergeordneten Skalen und die Syndromskalen sowie für die Gesamtstichprobe und Jungen und Mädchen. Die Faktorenstruktur der deutschen Konsensusversion der CBCL konnte bis auf eine Ausnahme eindrucksvoll repliziert werden. Bislang gibt es jedoch noch keine Untersuchungen dazu, wie die Faktorenstruktur speziell für die Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen aussieht. Diese soll durch die Anwendung von Hauptkomponentenanalysen in der Gesamtstichprobe sowie getrennt nach Geschlechtern ermittelt werden. Beim Vergleich mit deutschen Faktorenlösungen ist zu berücksichtigen, dass diese durchweg an klinischen Stichproben mit größerer Altersspanne durchgeführt wurden. Die eingeschränkte Merkmalsvarianz in einer Feldstichprobe wird voraussichtlich nicht zu einer vollständigen Replikation der Faktorenstruktur führen. 6.2 Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit In einem zweiten Schritt soll der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss die Variablen Alter und Geschlecht des Kindes auf die Verteilung der Skalenrohwerte haben und ob Unterschiede hinsichtlich der soziodemographischen Daten der Familien bestehen. Dazu werden die Variablen Familien-Netto-Einkommen, Schulabschluss, Alter der Mütter und der Familienstand herangezogen. 6.3 Epidemiologische Untersuchung Die bislang im deutschsprachigen Raum durchgeführten epidemiologischen Untersuchungen über psychische Störungen und Auffälligkeiten von Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren sind zum Teil schon über 20 Jahre alt oder sie wurden mit Instrumenten durchgeführt, die hinsichtlich ihrer methodischen Qualität nur eine eingeschränkte Reliabilität und Validität aufweisen und keinen Vergleich mit internationalen Untersuchungen ermöglichen. Es gibt aktuelle deutsche Untersuchungen, die mit international etablierten Messinstrumenten durchgeführt wurden. Jedoch wurde hier in der Regel ein wesentlich größerer Altersbereich untersucht. 64 Kapitel 6 Fragestellungen und Hypothesen Neben der Tatsache, dass gerade in der Altersgruppe drei- bis sechsjähriger Kinder ein Mangel an Studien zur Prävalenz psychischer Auffälligkeiten (auch bezogen auf eine bestimmte Region) besteht, lässt sich diese Untersuchung auch aus den inkonsistenten und veralteten Befunden hinsichtlich des Einflusses der Variablen Alter, Geschlecht und soziale Schicht ableiten und begründen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sollen folgende Fragestellungen beantwortet werden: 1. Welche emotionalen und Verhaltensprobleme treten bei Kindergartenkindern am häufigsten auf? Es wird erwartet, dass in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen solche Symptome auf häufigsten auftreten, die oppositionelles, impulsives, hyperaktives und aggressives Verhalten beschreiben. Neben diesen Verhaltensproblemen zeigen Kindergartenkinder häufig ängstlich-zurückgezogenes Verhalten. Sonstige Auffälligkeiten sind Ess- und Schlafprobleme, Phobien und spezifische Ängste sowie Zeichen körperlicher und psychischer Anspannung (Zupfen, Nägelkauen, Daumenlutschen). 2. Gibt es Geschlechtsunterschiede bei emotionalen und Verhaltensproblemen? Es wird davon ausgegangen, dass es Geschlechtsunterschiede bei emotionalen und Verhaltensproblemen in der Gruppe der Kindergartenkinder gibt. Jungen zeigen häufiger aggressive (z. B. Streiten, Widersprechen, Wutausbrüche, Schreien), hyperaktive (z. B. unruhig, überaktiv, impulsiv, unkonzentriert) und dissoziale (z. B. fehlendes Schuldgefühl bei Fehlverhalten, mutwillige Zerstörungen, Schimpfen) Verhaltensweisen als Mädchen. Darüber hinaus haben sie häufiger Schwierigkeiten im sozialen Kontakt zu anderen Kindern (z. B. sind unbeliebt, kommen nicht mit anderen Kindern aus, verhalten sich nicht altersgemäß). Im Gegensatz zu Mädchen treten auch folgende Auffälligkeiten häufiger auf: Sprechstörungen, Einnässen und Einkoten, Essprobleme. Mädchen fallen eher durch geschlechtsuntypisches Verhalten, Daumenlutschen und Nägelkauen auf. 3. Wie hoch ist die Gesamtprävalenzrate psychischer Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern? Je nach zu Grunde liegendem Definitionsansatz liegt die Gesamtprävalenzrate für psychische Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern zwischen 15 % und 20 %. 4. Wie hoch sind die Prävalenzraten für die einzelnen Syndromskalen? Je nach zu Grunde liegendem Definitionsansatz werden klinisch bedeutsame Störungen bei 2 bis 5 % der Kindergartenkinder erwartet. Der Prozentsatz für Auffälligkeiten im Grenzbereich liegt zwischen 15 und 20 %. 5. Gibt es Unterschiede in den Prävalenzraten hinsichtlich des Alters und des Geschlechtes des Kindes? 65 Kapitel 6 Fragestellungen und Hypothesen Aussagen über Altersunterschiede auf der Basis von Querschnittsuntersuchungen sind problematisch, da ein Stichprobeneffekt nicht auszuschließen ist. Generell sollte sich jedoch zeigen, dass jüngere Kindergartenkinder weniger internalisierende Auffälligkeiten als ältere Kindergartenkinder aufweisen und dass Kinder im Alter zwischen 5 und 6 Jahren häufiger durch externalisierende Verhaltensprobleme auffallen. Es wird erwartet, dass zwischen den Geschlechtern Unterschiede im Gesamtauffälligkeitswert bestehen. Jungen sind psychisch auffälliger als Mädchen. Hinsichtlich der Syndromskalen wird angenommen, dass es bei den internalisierenden Auffälligkeiten keine Geschlechtsunterschiede gibt und sich bei den externalisierenden Auffälligkeiten und den Aufmerksamkeitsproblemen wiederum die Jungen als auffälliger als die Mädchen zeigen. 6. Gibt es Unterschiede in den Prävalenzraten hinsichtlich der soziodemographischen Daten der Familien? Es wird erwartet, dass bei Jungen und Mädchen psychische Auffälligkeiten mit der Höhe der sozialen Schicht (definiert über das Netto-Einkommen der Familien sowie den Schulabschluss der Eltern) abnehmen. Ferner wird davon ausgegangen, dass Kinder von sehr jungen Müttern und allein erziehender Eltern eine höhere Gesamtbelastung aufweisen. 7. Welche komorbiden Störungen treten bei Kindergartenkindern besonders häufig auf? Bei wie vielen Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren sind bereits komorbide Auffälligkeiten zu beobachten? Zur Komorbidität psychischer Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern auf der Basis des dimensionalen Ansatzes ist die Datenlage bislang dürftig. Es wird erwartet, dass in dieser Altersgruppe komorbid aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme, ängstlich-depressives Verhalten und sozialer Rückzug vorkommen. Die einzelnen Auffälligkeiten gehen häufig mit Schwierigkeiten im sozialen Kontakt einher. Der Anteil der Kinder, die komorbide Auffälligkeiten zeigen, wird auf 15 % geschätzt. 66 Kapitel 7 Methode 7 Methode 7.1 Überblick Das Ziel der Braunschweiger Kindergartenstudie war die Bestimmung der Prävalenz kindlicher Verhaltensprobleme und emotionaler Störungen bei Kindergartenkindern einer Region durch die Einschätzung der Eltern und durch die Beurteilungen der Erzieherinnen. Dabei sollte überprüft werden, inwieweit die Prävalenzraten internationalen Studien entsprechen. Über die Einschätzung der Kinder hinaus wurden verschiedene Merkmale der Familie erfasst. Ziel war es, Aussagen über den familiären sozioökonomischen Status, das Erziehungsverhalten und die Befindlichkeit der Eltern und über Zusammenhänge zu Verhaltensauffälligkeiten der Kinder zu treffen. Darüber hinaus galt es, die Gütekriterien der verwendeten Fragebögen und ihre deutsche Normierung zu bestimmen. Die Braunschweiger Kindergartenstudie wurde in enger Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt und den städtischen Kindertagesstätten (KiTas) durchgeführt. So waren die Leiterinnen der Kindertagesstätten zum Beispiel für die Verteilung der Fragebögen an die Eltern und Erzieherinnen zuständig. Die Fachberaterin für Kindertagesstätten und die Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten des Jugendamtes waren an der Planung und Durchführung jeder Phase der Studie maßgeblich beteiligt. 7.2 Stichproben 7.2.1 Stichprobe der Eltern Insgesamt wurden 2100 Fragebogenpakte an die KiTas verteilt. Nach Absprache mit Vertretern des Jugendamtes sowie eigenen Kalkulationen betrug jedoch der Anteil ausländischer Eltern ohne ausreichende Deutschkenntnisse etwa 300, so dass ein Rücklauf von 1800 der insgesamt 2100 verteilten Elternfragebögen maximal möglich war. Wie aus der Abbildung 7.1 ersichtlich, wurden insgesamt 852 Elternfragebögen bearbeitet, was nach dieser Vorgabe einer Rücklaufquote von 47 % entspricht. Der Rücklauf innerhalb der einzelnen Kindertagesstätten variierte von 19 % bis 68 %. Von den 852 Elternfragebögen sind insgesamt 809 Fragebögen auf Grund einer genügenden Anzahl von Antworten sowie der Angaben zum Alter und Geschlecht der Kinder auswertbar. Werden die auswertbaren Fragebögen zu Grunde gelegt, so beträgt die Rücklaufquote 45 %. 67 Kapitel 7 Methode Es wurden weiterhin bei allen Fragebögen nur dann Skalenwerte berechnet, wenn nicht mehr als 10 % der jeweiligen Items aus Missing Data bestanden. Fehlten bei einem Fall aus diesem Grund einzelne Skalenwerte, wurde der Fall nicht komplett aus dem Datensatz eliminiert, sondern ging soweit möglich in die Analysen mit ein. Fehlten weniger als 10 % der Items einer Skala wurde diese Missings durch den Mittelwert der übrigen Items ersetzt und anschließend der Skalenwert berechnet. Elternfragebögen ausgeteilt N = 2100 Maximaler Rücklauf N = 1800 Bearbeitete Elternfragebögen N = 852 47.3 % Auswertbare Elternfragebögen N = 809 44.9 % Abbildung 7.1: Rücklauf. Von den 809 Elternfragebögen wurden 69 % (n = 559) von den Müttern ausgefüllt. 25 % (n = 199) der Eltern füllten den Fragebogen gemeinsam aus. Väter nahmen zu 6 % (n = 46) und andere Erziehungsberechtigte zu 0.1 % (n = 1) an der Befragung teil. Bei vier Fragebögen fehlte die Angabe, wer den Fragebogen ausgefüllt hatte. Tabelle 7.1 zeigt die Häufigkeitsverteilung der Altersangaben getrennt für Mütter und Väter. 5 % der Mütter sind 25 Jahre alt oder jünger. Sehr junge Väter gab es in der Stichprobe nicht. 20 % der Mütter und 26 % der Väter gaben ein Alter zwischen 26 und 30 Jahren an. 42 % der Mütter und 26 % der Väter sind zwischen 31 und 35 Jahre alt, 26 % bzw. 30 % haben ein Alter zwischen 36 und 40 Jahre. 7 % der Mütter und 17 % der Väter gaben an, 40 Jahre oder älter zu sein. 68 Kapitel 7 Methode Tabelle 7.1: Alter der Eltern (N = 603). Alter der Eltern Mütter (n = 557) Väter (n = 46) Anzahl Prozent Anzahl Prozent Bis 25 Jahre 29 5 0 0 26 – 30 Jahre 112 20 12 26 31 – 35 Jahre 235 42 12 26 36 – 40 Jahre 143 26 14 30 Über 40 Jahre 38 7 8 17 Um den Familienstand der Eltern zu erfassen wurden verschiedene Kategorien vorgegeben. Tabelle 7.2 gibt einen Überblick über die Häufigkeitsverteilung in den einzelnen Kategorien. 82 % der Eltern waren verheiratet bzw. lebten mit dem Partner in einem gemeinsamen Haushalt. 6 % der Eltern waren ebenfalls verheiratet, lebten aber von dem Partner getrennt. 10 % gaben an, geschieden oder getrennt zu sein. Der Anteil der Alleinerziehenden betrug 2 %. Bei fünf Fragebögen gab es keine Angaben zum Familienstand. Tabelle 7.2: Familienstand (N = 804). Familienstand Anzahl Prozent Verheiratet/feste Partnerschaft (gemeinsam lebend) 658 82 Verheiratet/feste Partnerschaft (getrennt lebend) 45 6 Geschieden/getrennt 82 10 Allein erziehend 19 2 Es wurde die Anzahl der Geschwister erfragt, um die Anzahl der Kinder der Familie zu erfassen. Wie Tabelle 7.3 zu entnehmen ist, hatten 52 % (n = 420) der Eltern zwei Kinder, bei 31 % (n = 247) war das Kindergartenkind das einzige Kind. Bei 14 % (n = 110) gehörten drei Kinder zur Familie, 4 % (n = 31) hatten vier oder mehr Kinder. Eine Angabe fehlte. Ein Vergleich dieser Daten mit den Bevölkerungsdaten der Stadt Braunschweig ist nach Auskunft des Amtes für Stadtentwicklung und Stadtmarketing leider nicht möglich. Tabelle 7.3: Anzahl der Kinder der Familien (N = 808). Anzahl Kinder der Familie Anzahl Prozent Ein Kind 247 31 Zwei Kinder 420 52 Drei Kinder 110 14 31 4 Vier und mehr Kinder 69 Kapitel 7 Methode In Tabelle 7.4 sind die Angaben zum Bildungsstand der Eltern (erfasst über den höchsten Schulabschluss) getrennt für Mütter und Väter dargestellt. Von den 594 Eltern hatten 23 % der Mütter und 15 % der Väter einen Haupt- oder Sonderschulabschluss, 40 % der Mütter und 28 % der Väter haben die Schule mit der mittleren Reife abgeschlossen, 17 % bzw. 15 % haben die Hochschulreife erworben. 19 % der Mütter und 41 % der Väter hatten einen Hochschul- bzw. Fachhochschulabschluss. Auch hinsichtlich des Schulabschlusses der Eltern kann kein Vergleich mit Braunschweiger Bevölkerungsdaten angestellt werden. Tabelle 7.4: Schulabschluss der Eltern (N = 594). Schulabschluss der Eltern Mütter (n = 548) Väter (n = 46) Anzahl Prozent Anzahl Prozent Haupt- oder Sonderschulabschluss 127 23 7 15 Realschulabschluss 221 40 13 28 Abitur, Fachabitur oder Oberschule 95 17 7 15 Hochschul- oder FH-Abschluss 104 19 19 41 Tabelle 7.5 ist zu entnehmen, über welche Kategorien die Art der Berufstätigkeit der Eltern erfasst wurde. Insgesamt 37 % der Mütter und 46 % der Väter gehen einer Tätigkeit im Angestellten-Arbeitsverhältnis nach, 35 % der Mütter und 7 % der Väter sind Hausfrau/-mann. Der Anteil der Arbeiter/innen beträgt 9 % (Mütter) bzw. 15 % (Väter), der Beamten 4 % (Mütter) bzw. 22 % (Väter). 8 % der Mütter und 2 % der Väter sind arbeitslos, 5 % bzw. 9 % geben an, selbstständig tätig zu sein. Jeweils 1 % der Mütter sind Studentinnen oder gehen einer sonstigen Berufstätigkeit nach. Von sechs Müttern fehlten die Angaben zur Berufstätigkeit. Tabelle 7.5: Art der Berufstätigkeit (N = 599). Art der Berufstätigkeit Mütter (n = 553) Väter (n = 46) Anzahl Prozent Anzahl Prozent Arbeitslos 46 8 1 2 Hausfrau/-mann 196 35 3 7 Arbeiter/in 49 9 7 15 Angestellte/r 203 37 21 46 Beamte/r 23 4 10 22 Selbstständige/r 25 5 4 9 Student/in 6 1 0 0 Sonstige 5 1 0 0 70 Kapitel 7 Methode Das monatliche Nettoeinkommen der Familien wurde in fünf Kategorien erfasst (siehe Tabelle 7.6). In der niedrigsten Einkommenskategorie betrug das Nettoeinkommen bis 1999 DM – hier stuften 14 % (n = 107) der Eltern ihre Familie ein. 18 % (n = 139) gaben an, monatlich 2000 - 2999 DM zur Verfügung zu haben. Über ein Einkommen von 3000 - 3999 DM verfügen 26 % (n = 204), ein Einkommen von 4000 - 4999 DM hatten 19 % (n = 149). In die höchste Einkommenskategorie (über 5000 DM) stuften 23 % (n = 179) der Eltern ihre Familie ein. Bei 31 Fragebögen fehlten die Angaben zum Nettoeinkommen der Familie. Tabelle 7.6: Monatliches Haushalts-Netto-Einkommen der Familien (N = 778). Monatliches Haushalts-Einkommen Anzahl Prozent Bis 1999 DM 107 14 2000 – 2999 DM 139 18 3000 – 3999 DM 204 26 4000 – 4999 DM 149 19 5000 DM und mehr 179 23 Die Eltern wurden auch gebeten, Angaben zu ihrer psychischen Situation zu machen. Es wurde gefragt, ob sie während der letzten sechs Monate professionelle Hilfe oder Unterstützung in Anspruch genommen haben und welcher Art diese gegebenenfalls war. Von N = 802 Eltern hatten 10 % (n = 79) professionelle Hilfe/Unterstützung in Anspruch genommen. 73 Eltern haben darüber hinaus angegeben, bei welchen Personen bzw. Institutionen sie Hilfe erhielten. 34 % (n = 25) suchten eine Beratungsstelle und 33 % (n = 23) eine/n DiplomPsychologe/in auf. 13 Eltern (18 %) wurden von einem/r Sozialarbeiter/in betreut und 8 (11 %) waren bei einem Facharzt für Neurologie/Psychiatrie in Behandlung. Weitere 6 % (n = 4) haben sonstige Hilfen (z. B. Selbsthilfegruppen) in Anspruch genommen. 7.2.2 Stichprobe der Kinder In Tabelle 7.7 sind Alter und Geschlecht der beurteilten Kindergartenkinder angegeben. Die Alters- und Geschlechtsverteilung ist repräsentativ für Kindergartenkinder. Im Mittel sind die Kinder 4.7 Jahre alt (SD = 1.0). 53 % sind Jungen, 47 % sind Mädchen. Von den beurteilten Kindergartenkindern sind 99 % (n = 801) leibliche Kinder. Vier Kinder sind Adoptivkinder (0.5 %) und jeweils ein Kind (0.1 %) lebt in einer Pflegefamilie bzw. bei den Großeltern. Bei zwei Fragebögen fehlten diesbezügliche Angaben. 71 Kapitel 7 Methode Tabelle 7.7: Zusammensetzung der Braunschweiger Kindergartenstichprobe nach Alter und Geschlecht. Alter Jungen Mädchen Gesamt Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent 3 Jahre 48 11 52 14 100 12 4 Jahre 126 29 128 34 254 31 5 Jahre 139 32 120 32 259 32 6 Jahre 118 27 78 21 196 24 Gesamt M (SD) 431 (53 %) 4.8 (1.0) 378 (47 %) 4.6 (1.0) 809 (100 %) 4.7 (1.0) Ferner wurde erhoben, welche Personen das Kind überwiegend und in welchem zeitlichen Umfang betreuen. Auf die Frage, ob die den Fragebogen ausfüllende Person auch die hauptsächliche Betreuungsperson des Kindes ist, antworteten 94 % (n = 745) mit Ja. 51 Personen (6 %) gaben an, das Kind nicht hauptsächlich zu betreuen. Von 798 Kindergartenkindern wurden 19 % (n = 154) zudem durch eine Tagesmutter, Verwandte o.ä. betreut. Die Betreuungszeit lag dabei im Mittel bei 3.0 Stunden pro Tag (SD = 2.1 Stunden) und reichte von 0.5 bis 8.5 Stunden. Die Eltern wurden gebeten, anzugeben ob und unter welchen Erkrankungen ihr Kind leidet. 8 % (n = 64) der Kindergartenkinder haben einen Seh- bzw. Hörfehler und 6 % (n = 45) leiden an einer chronischen Erkrankung. 12 % haben angegeben, dass ihr Kind an einer sonstigen Erkrankung leidet. An einer körperlichen Behinderung bzw. Entwicklungsstörung sind 1 % bzw. 2 % der Kinder erkrankt (siehe Tabelle 7.8). Tabelle 7.8: Erkrankungen des Kindes (N = 809). Frage: Leidet Ihr Kind unter folgenden Problemen? JA Anzahl Prozent Seh-/Hörfehler 64 8 Chronische Erkrankung 45 6 Körperliche Behinderung 7 18 Entwicklungsstörung 19 2 Sonstige 99 12 Darüber hinaus sind 7 % aller Kindergartenkinder (n = 58) wegen emotionaler Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten schon einmal in Behandlung gewesen. In Tabelle 7.9 ist dargestellt, welche Art der Behandlung die Eltern deshalb in Anspruch genommen haben. 72 Kapitel 7 Methode Tabelle 7.9: Art der Inanspruchnahme (N = 58). Art der Behandlung Anzahl Prozent Beratungsstelle 16 28 Kinder- oder Facharzt 16 28 Dipl.-Psychologe/in oder Psychotherapeut/in 9 16 Psychomotorik 6 10 Logopäde/in 3 5 Ergotherapie 4 7 Sonstige 3 5 Am häufigsten wurden wegen emotionaler Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten ein Kinder- bzw. Facharzt oder eine Beratungsstelle aufgesucht (28 %). 16 % haben ihr Kind bei einer/m Diplom-Psychologin/en oder einer/m Psychotherapeutin/en vorgestellt. Eine psychomotorische Therapie wurde von 10 % in Anspruch genommen, 7 % suchten einen Ergotherapeuten und 5 % einen Logopäden auf. Andere Behandlungseinrichtungen/-formen gaben 5 % der Eltern an. 7.3 Durchführung der Datenerhebung Die Erhebung wurde im November 1998 in den städtischen Kindertagesstätten in Braunschweig durchgeführt. Damit eine umfassende Erhebung mit Beteiligung von Eltern und Erzieherinnen in allen städtischen KiTas möglich war, begannen Anfang des Jahres 1998 Projektbesprechungen mit den Mitarbeiterinnen der Abteilung Kindertagesstätten des Jugendamts der Stadt Braunschweig. Es wurde das allgemeine Vorgehen und datenschutzrechtliche Fragen erörtert und der Zeitplan abgestimmt. In der Vorbereitung wurden zunächst geeignete Instrumente zusammengestellt. Da es sich bei den Fragebögen für die Eltern zum Teil um englischsprachige Fragebögen handelte, wurden deutsche Übersetzungen angefertigt. Das jeweilige Lay-out der Fragebögen und der Auswertungsbögen orientierte sich an den Originalversionen. Die einzelnen Instrumente wurden anschließend zu einem Fragebogenpaket für Eltern zusammengefasst (siehe Anhang A). Die Instruktion zur Bearbeitung an die Eltern befand sich auf dem Deckblatt des Fragebogenpakets. Neben der Instruktion wurde auf dem Deckblatt ein Code aus Initialen, Geburtstag und – monat des Kindes erhoben, den sowohl Eltern als auch Erzieherinnen bei Bearbeitung des Fragebogens angaben (vgl. Anhang A). So wurde eine anonyme Bearbeitung Gewähr leistet und zugleich eine Zuordnung von Eltern- und Erzieherinnen-Fragebogen ermöglicht. 73 Kapitel 7 Methode Die Verantwortlichkeit für die insgesamt 33 Kindertagesstätten Braunschweigs (plus 7 Außengruppen) teilten sich die Mitarbeiterinnen der Braunschweiger Kindergartenstudie untereinander auf, so dass jede KiTa und damit auch jede Leiterin eine persönliche Ansprechpartnerin hatte. Im September (16.09.1998) wurde die Studie in einem der monatlich stattfindenden Treffen aller KiTa-Leiterinnen von Prof. Dr. Hahlweg und der Arbeitsgruppe ausführlich vorgestellt und mit den Anwesenden diskutiert. Mitte Oktober erhielten die Leitungen der Kindertagesstätten Informationsbriefe für die Eltern sowie die Fragebogenpakete für Eltern und Erzieherinnen. Der Informationsbrief, der die Eltern über Ziel und Ablauf der Studie informierte (siehe Anhang B) und zur Teilnahme aufforderte, wurde soweit möglich noch in derselben Woche über die KiTa-Gruppen an alle Eltern verteilt. Ein Abschnitt des Informationsbriefes enthielt eine Einverständniserklärung, in der die Eltern zustimmten, dass die zuständige Erzieherin einen Fragebogen über das Kind ausfüllt. Die Eltern wurden gebeten, die Einverständniserklärungen in ihrer KiTa-Gruppe abzugeben. Am 19., 20. und 23.10.1998 fanden Informationsveranstaltungen für alle interessierten Erzieherinnen in der KiTa Schölkestraße statt, in denen sie neben Informationen über die Studie auch eine kurze Einführung in das Triple P (Positive Parenting Program), einem Erziehungsprogramm zur Prävention von Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, erhielten. Die Erzieherinnen begannen mit dem Bearbeiten der Fragebögen über die Kinder, sobald sie die Einverständniserklärung der Eltern des betreffenden Kindes erhalten hatten. Vom 02. bis 06.11.1998 wurden die Fragebogenpakete direkt von den Erzieherinnen an alle Eltern ihrer Gruppe verteilt. Parallel dazu wurden Informationsveranstaltungen für interessierte Eltern in den KiTas angeboten, in denen die Hintergründe der Studie vorgestellt und Fragen und Bedenken der Eltern geklärt wurden. Es war den Eltern freigestellt, wer den Fragebogen bearbeitete, zudem war es möglich, dass beide Elternteile jeweils einen oder auch gemeinsam einen Fragebogen beantworteten. Sie wurden jedoch angewiesen, sich auf das Kind zu beziehen, welches den Kindergarten besuchte. Wenn eine Familie mehrere Kinder in einer KiTa hatte, wurden sie gebeten, über jedes Kind einen Fragebogen auszufüllen. Die Eltern hatten vier Wochen Zeit, das Fragebogenpaket zu bearbeiten und in die dafür bereitgestellte Box in ihrer KiTa einzuwerfen. Bis zum 27.11.1998 war der Rücklauf der Fragebögen abgeschlossen. Im März 1999 erhielten die Vertreter des Jugendamtes und der KiTa-Leitungen in einer weiteren Informationsveranstaltung erste Auswertungen der Studie sowie die individuellen Ergebnisrückmeldungen für die einzelnen KiTas. Im Februar 2000 lag zudem ein schriftlicher Abschlussbericht vor, der die teilnehmenden KiTas und Mitarbeiterinnen ausführlicher und in schriftlicher Form über die Ergebnisse der Braunschweiger Kindergartenstudie informierte. 74 Kapitel 7 Methode 7.4 Instrumente der Datenerhebung 7.4.1 Sozioökonomische und persönliche Daten Die sozioökonomische Situation der Familie sowie relevante soziodemographische Daten der Kinder wurden über einen selbstentwickelten Fragebogen zu persönlichen Daten erfasst (siehe Anhang A). Für den größten Teil der Fragen waren Antwortkategorien vorgegeben. Bei Angaben in der Kategorie Sonstiges oder Andere wurden zur Auswertung die entsprechenden Bereiche aufgenommen. Die ersten Fragen erfassen folgende Daten des Kindes: Geschlecht, Alter (Jahre, Monate) und ob es sich um ihr leibliches Kind, Stief-, Adoptiv- oder Pflegekind handelt. Danach sollen die Eltern angeben, wer den Fragebogen ausfüllt, sowie ihr eigenes Alter (in 5-JahresKategorien), das ihres Partners und ihren Familienstand (verheiratet/feste Partnerschaft bzw. geschieden/getrennt). Ferner wird erfasst, welche Personen das Kind hauptsächlich und in welchem zeitlichen Umfang betreuen, sowie, wie viele Geschwister welchen Alters und Geschlechts es hat. Der nächste Abschnitt widmet sich der sozioökonomischen Situation der Eltern. Hier wird in verschiedenen Kategorien nach dem Bildungsstand (Höchster Schulabschluss) sowie der Art und dem Umfang (Arbeitszeit) der Berufstätigkeit beider Partner gefragt. Darüber hinaus wird das monatliche Haushalts-Netto-Einkommen der Familie ebenfalls in Kategorien erfasst. Zu ihrer psychischen Situation werden die Eltern gebeten, anzugeben, ob sie während der letzten sechs Monate professionelle Hilfe/Unterstützung in Anspruch genommen haben und welcher Art (Dipl.-Psychologe, Beratungsstelle u. a.) diese gegebenenfalls war. Zudem wird erfasst, ob das Kind unter besonderen Problemen wie Seh-/Hörfehler, chronische Erkrankung, Behinderung u. a. leidet sowie ob es wegen emotionaler Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten schon einmal in Behandlung gewesen ist und welcher Art diese gegebenenfalls war. Den Abschluss dieses Fragebogens bilden offene Angaben zu bedeutenden Veränderungen in verschiedenen Bereichen (Familie/Freunde/Bekannte, Beruf, Gesundheit u. a.) in den letzten vier Wochen und zu weiteren Details, von denen die Eltern meinen, dass sie für die Untersuchung von Bedeutung sein könnten. 75 Kapitel 7 7.4.2 Methode Elternfragebogen über das Verhalten von Kindergartenkindern Zur Erfassung von psychischen Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern wurde der Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 (Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a) eingesetzt. Es ist die deutschsprachige Konsensusversion der Child Behavior Checklist von Achenbach in der Revision von 1991 (Achenbach, 1991a). Die Konzeption des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen wurde bereits ausführlich im Kapitel 4.2.2.1 beschrieben. Dieser Fragebogen wurde für die vorliegende Untersuchung und zur Beurteilung drei- bis sechsjähriger Kinder leicht modifiziert. Die Modifikationen gegenüber dem Originalfragebogen sollen in diesem Abschnitt beschrieben werden. Dem eigentlichen Fragebogen geht ein Kopfteil voraus, in dem persönliche Daten wie Name, Alter, Geschlecht, Schultyp, Tätigkeit von Mutter und Vater (im Freitext) und die ausfüllende Person erhoben werden. Dieser Teil wurde im modifizierten Elternfragebogen weggelassen, da die soziodemographischen und -ökonomischen Daten der Familien in einem gesonderten Fragebogen (siehe Kapitel 7.4.1) erfasst wurden. Der erste Teil des Elternfragebogens besteht aus 20 Items und gliedert sich in die Unterpunkte I.-VII., die soziale und schulische Kompetenzen des Kindes/Jugendlichen erfassen. Es wird gefragt nach sportlichen und nichtsportlichen Aktivitäten, Mitgliedschaft in Vereinen u.ä., außerschulischen Pflichten, Anzahl von Freunden und verbrachter Zeit mit Freunden, Auskommen mit Geschwistern und Eltern sowie Schulleistungen. Da einige der KompetenzItems nicht für das Kindergartenalter zutreffen und in der Literatur eine eher untergeordnete Rolle spielen (Döpfner et al., 1994), wurde auf eine Übernahme der Kompetenz-Skalen verzichtet. Darüber hinaus weisen die Kompetenzskalen unzureichende Reliabilitäten auf (Döpfner et al., 1994) auf. Die Eltern können sich jedoch frei dazu äußern, worüber sie sich bei ihrem Kind am meisten Sorgen machen und was ihnen am besten an ihrem Kind gefällt. Diese Aussagen liefern in der Praxis wichtige Hinweise, gehen aber nicht in die Auswertung ein. Für die Beurteilung der drei- bis sechsjährigen Kinder wurde der Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 leicht modifiziert. Von den 120 Problem-Items waren 10 Items betroffen (siehe auch Tabelle 7.10). Vier Items wurden geringfügig umformuliert, so wurde z. B. „Schule“ durch „Kindergarten“ ersetzt. Komplett herausgenommen wurden insgesamt sechs Items. Davon betreffen drei Items die Skala Dissoziales Verhalten, da sie Verhaltensweisen beschreiben, die für diese Altersgruppe nicht relevant sind (z. B. „Schwänzt die Schule“, „Denkt zu viel an Sex“). Gegenüber der Originalversion umfasst die Skala Dissoziales Verhalten also nur 10 statt 13 Items. Wegen eines Fehlers bei der Erstellung des Fragebogens fehlen drei Items der Skala Andere Probleme. Deshalb setzt sich der modifizierte Elternfragebogen aus insgesamt 114 Items zusammen. Aus den Problem-Items des zweiten Teils des Fragebogens werden acht Syndromskalen gebildet, wie sie bereits im Kapitel 4.2.2.1 beschrieben wurden. 76 Kapitel 7 Methode Tabelle 7.10: Modifizierte und eliminierte Items des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 (Itemformulierung verkürzt). Eliminierte Items der CBCL (6) Skala Andere Probleme Nr. 77 Schläft tagsüber und/oder nachts mehr als die meisten Gleichaltrigen Nr. 78 Schmiert oder spielt mit Kot Nr. 113 Probleme des Kindes, die noch nicht erwähnt wurden Skala Dissoziales Verhalten Nr. 96 Denkt zu viel an Sex Nr. 101 Schwänzt die Schule (auch einzelne Schulstunden) Nr. 105 Trinkt Alkohol, nimmt Drogen oder missbraucht Medikamente Modifizierte Items (4) CBCL BS-CBCL Skala Soziale Probleme Nr. 25 Kommt mit anderen Kindern/Jugendlichen nicht aus Nr. 25 Kommt mit anderen Kindern nicht aus Nr. 48 Ist bei anderen Kindern/Jugendlichen nicht beliebt Nr. 48 Ist bei anderen Kindern nicht beliebt Skala Aggressives Verhalten Nr. 23 Gehorcht nicht in der Schule Nr. 23 Gehorcht nicht im Kindergarten Skala Andere Probleme Nr. 30 Hat Angst, in die Schule zu gehen Nr. 30 Hat Angst, in den Kindergarten zu gehen 7.4.3 Weitere Variablen Neben dem beschriebenen Elternfragebogen über das Verhalten der Kindergartenkinder enthielt das Fragebogenpaket für Eltern auch Fragebögen zum Erziehungsverhalten und Kompetenzgefühl von Eltern, zur psychischen Symptomatik der Eltern (Depression, Angst und Stress), zur Übereinstimmung in der Erziehung sowie zur Ehequalität und Lebenszufriedenheit. Da diese Fragebögen in der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt wurden sei an dieser Stelle auf die Arbeiten von Miller (2001) und Köppe (2001) verwiesen. Miller (2001) beschreibt den Zusammenhang zwischen Erziehungsverhalten und Kompetenzüberzeugungen und kindlichen Verhaltensstörungen, während Köppe (2001) die Auswirkungen von Partnerschaft und psychischer Symptomatik auf das Verhalten der Kinder beschreibt. 7.5 Statistische Analysen Alle statistischen Analysen wurden mit dem Statistik-Programm SPSS für Windows (Version 9.0) durchgeführt. 77 Kapitel 7 7.5.1 Methode Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern Zur Bestimmung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) der einzelnen Syndromskalen sowie der übergeordneten Skalen berechnet. Außerdem wurde für jede Skala die interne Konsistenz bestimmt, nachdem die Skala jeweils um eines der enthaltenen Items reduziert wurde (Alpha if item deleted). Alle Berechnungen wurden für die Gesamtstichprobe, für Jungen und Mädchen sowie die einzelnen Altersstufen durchgeführt. Um die Differenzierungsfähigkeit der Items des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindergartenkindern/CBCL 3-6 zu überprüfen, wurde die korrigierte Trennschärfe (korrigierte Itemtotalkorrelation) berechnet. Auch hier wurden die Berechnungen für die Gesamtstichprobe sowie getrennt für die Stichproben der Jungen und Mädchen vorgenommen. Zur Überprüfung der Unabhängigkeit der Syndromskalen wurden die Interkorrelationen der Skalen bestimmt. Dazu wurden Produkt-Moment-Korrelationen nach Pearson berechnet. Dieses Verfahren wurden zum einen gewählt, weil es relativ robust gegen Verletzungen der Normalverteilungsannahme (Bortz, 1999) ist und die Ergebnisse einen Vergleich mit bereits vorliegenden Studien (z. B. Döpfner et al., 1994) erlauben. Um Aufschluss über die Faktorenstruktur des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindergartenkindern/CBCL 3-6 zu erhalten, wurden verschiedene Faktorenanalysen (Hauptkomponenten-Analyse mit anschließender Varimax-Rotation) gerechnet. In die Analyse gingen jene 75 Items ein, aus denen sich die Syndromskalen zusammensetzen. Analysiert wurde die Faktorenstruktur sowohl für die Gesamtstichprobe als auch für die geschlechtsspezifischen Teilstichproben. 7.5.2 Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeiten Die deskriptiven Verteilungsmaße der CBCL-Skalenrohwerte wurden für die Gesamtstichprobe und die Stichproben der Jungen und Mädchen berechnet. Die Mittelwerte und Standardabweichungen der geschlechtsspezifischen Teilstichproben wurden mit denen der deutschen Feldstichprobe (Döpfner et al., 1994) verglichen. Dazu wurden die Mittelwertsdifferenzen in Effektstärken angegeben. Die Effektstärken berechneten sich nach folgender Formel: (MBRD – MBS)/ SDBRD. Die Signifikanz der Mittelwertdifferenzen wurde mit Hilfe eines zweiseitigen t-Testes überprüft. Bei allen aufgeführten Verfahren zur Überprüfung von Unterschiedshypothesen wurden zuvor Tests durchgeführt, mit denen die Voraussetzungen für die Anwendung der entsprechenden Verfahren (z. B. Normalverteilungsannahme, Varianzhomogenität) geprüft wurden. Ob die soziodemographischen Daten der Kinder und Familien einen signifikanten Einfluss auf die Verteilung der Skalenrohwerte in den einzelnen Stichproben haben, wurde mit Hilfe multivariater Varianzanalysen bestimmt. Es wurden multivariate Varianzanalysen gewählt, weil davon ausgegangen werden kann, dass es moderate Zusammenhänge zwischen den einzelnen abhängigen Variablen gibt. Sofern die multivariaten 78 Kapitel 7 Methode Analysen signifikante Effekte anzeigten, wurden univariate Anschlusstests und gegebenenfalls Post-Hoc-Vergleiche durchgeführt. Zur Minimierung des Risikos, durch Mehrfachtestungen zufällig signifikante Ergebnisse zu erzielen, wurde die Bonferoni-Korrektur (Bortz, 1999) nach der Formel a’ = a/m (m = Anzahl der Einzelvergleiche) angewendet. Um die Bedeutung der soziodemographischen Daten für Verhaltensauffälligkeiten der Kinder abschätzen zu können, wurden verschiedene multiple Regressionsanalysen gerechnet. 7.5.3 Prävalenzraten Die Bestimmung der Prävalenzraten für die Syndromskalen und die übergeordneten Skalen basiert auf den repräsentativen Normen des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 (Arbeitsgruppe Deutsche Child Behavior Checklist, 1998a). Bei den Syndromskalen werden Ausprägungen mit einem T-Wert > 70 als klinisch auffällig eingeschätzt. Zwischen den T-Werten von 67 und 70 wird der Grenzbereich definiert, der den Übergang von unauffälligen zu auffälligen Werten markiert. Für die übergeordneten Skalen wurde der cut-off für klinische Auffälligkeit bei einem T-Wert > 63 und zwischen den T-Werten 60 und 63 ein Übergangsbereich definiert. Die Prävalenzraten der Syndromskalen und der übergeordneten Skalen wurden in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Kinder bestimmt. Für die übergeordneten Skalen wurden darüber hinaus Prävalenzraten in Abhängigkeit von verschiedenen 2 soziodemographischen Daten der Familien berechnet. Mit Hilfe von Chi -Tests und anschließenden Einzelvergleichen (unter Berücksichtigung der a-Fehler-Adjustierung) wurde überprüft, ob es Zusammenhänge zwischen den Prävalenzraten und den soziodemographischen Variablen der Kinder und Familien gibt. 7.5.4 Komorbidität In die Berechnungen zur Komorbidität psychischer Auffälligkeiten gehen alle Syndromskalenwerte mit einem T-Wert ³ 67 ein. Die Skalenwerte der übergeordneten Skalen werden dabei nicht berücksichtigt. Die bidirektionale Komorbidität wird für jedes Syndromskalenpaar bestimmt. Komorbiditätsraten werden sowohl für die Gesamtstichprobe als auch für die geschlechtsspezifischen Teilstichproben berichtet. Die bidirektionale Komorbiditätsrate zwischen zwei Störungen wird nach McConaughy und Achenbach (1994) nach folgender Formel berechnet: 79 Kapitel 7 Methode Anzahl der Fälle SA, SB Bidirektionale Komorbidität = Fälle SA, SB + Fälle SA ohne SB + Fälle SB ohne SA SA = Störung A, SB = Störung B. Darüber hinaus wird für jedes Syndromskalenpaar das Odds ratio angegeben. Das Odds ratio zeigt die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses an (in diesem Fall T ³ 67 bei Störung B), für Personen mit einem bestimmten Risikofaktor (z. B. T ³ 67 bei Störung A) im Verhältnis zur Wahrscheinlichkeit des Ereignisses für Personen, die diesen Risikofaktor nicht aufweisen. Die Odds ratios werden nach folgender Formel berechnet. Skala B: T B+ Skala A: T ³ 67 Odds ratio = ³ 67 B- A+ A +B + A +B - A- A -B + A -B - A+B+ x A-BA+B- x A-B+ 80 Kapitel 8 Ergebnisse 8 Ergebnisse 8.1 Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern 8.1.1 Reliabilitätsanalysen Zur Bestimmung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) berechnet. Die Reliabilitätsanalysen wurden zuerst für die Gesamtstichprobe, für Jungen und Mädchen und dann für die einzelnen Altersstufen durchgeführt. Außerdem wurde für jede Skala die interne Konsistenz bestimmt, nachdem die Skala jeweils um eines der enthaltenen Items reduziert wurde (Alpha if item deleted). 8.1.1.1 Geschlechtsspezifische Reliabilitätsanalysen Tabelle 8.1 sind die Werte der internen Konsistenzen der CBCL-Skalen für die Gesamtstichprobe sowie für Jungen und Mädchen zu entnehmen. Als Vergleichswerte werden die Ergebnisse der Studien von Döpfner et al. (1994) sowie Walter und Remschmidt (1999) aufgeführt. Zur Überprüfung der Signifikanz der Reliabilitätsunterschiede wurden die Referenztabellen von Millsap, Zalkind und Xenos (1990) verwendet. Döpfner et al. (1994) untersuchten die Reliabilität, die Skalen-Interkorrelationen sowie die Faktorenstruktur der CBCL in einer deutschen Stichprobe. Dazu wurden die Analysen in einer klinischen Stichprobe (kinderpsychiatrische Inanspruchnahme) sowie in einer Feldstichprobe durchgeführt. Da in den nachfolgenden Abschnitten immer wieder Bezug auf die Ergebnisse dieser Studie genommen wird1, folgt an dieser Stelle eine kurze Studienbeschreibung, die sich wegen der anschließenden Vergleiche im Wesentlichen auf die Feldstichprobe beschränken wird. Die CBCL wurde im Rahmen einer umfangreichen Felduntersuchung im Münsterland als Screeninginstrument eingesetzt. Der Fragebogen wurde an Eltern von 3000 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 4 und 17 Jahren zugesandt, von denen 1622 auswertbare Fragebögen zurückgesandt wurden (Rücklaufquote 54 %). Die Geschlechter-Relation war ausgeglichen. Was die Altersverteilung anbelangt, so lag der Median bei 10;0 Jahren. 17 % der Kinder waren im Alter zwischen 4 und 5 Jahren, in der Altersgruppe der 6-11Jährigen betrug der Anteil 48 %. 35 % der Kinder und Jugendlichen waren zwischen 12 und 20 Jahren alt. Die klinische Stichprobe setzte sich aus 1653 Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Kliniken in Frankfurt und Köln zusammen, die zwischen 1989 und 1992 dort vorgestellt wurden. Die Geschlechterverteilung war in beiden Klinikstichproben nahezu identisch und spiegelte die für Inanspruchnahmestichproben typische Häufung von Jungen wider. Der Median lag bei 10;8 Jahren. 1 Wird im nachfolgenden Text auf diese Studie Bezug genommen, so werden die Ergebnisse jeweils mit einem „D“ in Klammern angegeben. 81 Kapitel 8 Ergebnisse Die Reliabilitätsanalysen (Berechnung der internen Konsistenz und der Trennschärfen) wurden jeweils getrennt für die klinische Stichprobe und die Feldstichprobe durchgeführt. Darüber hinaus wurden alters- und geschlechtsspezifische Reliabilitätsanalysen in folgenden vier Teilstichproben durchgeführt: 4- bis 11-jährige Jungen (N = 516), 4- bis 11-jährige Mädchen (N = 549), 12- bis 18-jährige Jungen (N = 294) und 12- bis 18-jährige Mädchen (N = 263). Die Interkorrelationen der Syndromskalen (Produkt-Moment-Korrelationen) wurden für die gesamten Stichproben berechnet. In einer Untersuchung von Walter und Remschmidt (1999)2 wurden die Reliabilität und Faktorenstruktur der deutschsprachigen Child Behavior Checklist in der Version von 1983 (Achenbach & Edelbrock, 1983) überprüft. Dazu wurde 1987 eine hinsichtlich Schultyp, Alter und Geschlecht quotierte Stichprobe von 985 Schulkindern im Alter zwischen 6 und 17 Jahren aus 34 öffentlichen Schulen zweier nordhessischer Landkreise gezogen. Die Rücklaufquote betrug 57 %. Die Stichprobe der 6-11-jährigen Jungen setzte sich aus N = 209, die der 6-11-jährigen Mädchen aus N = 203 zusammen. Ein Vergleich der hier ermittelten Gütekriterien ist insofern schwierig, als es in der CBCL-Version von 1983 noch keine geschlechts- und altersübergreifenden Syndromskalen gibt und eine inhaltliche Zuordnung der Skalen zur Version von 1991 erschwert wird. Tabelle 8.1: Interne Konsistenzen (Cronbachs Alpha) der CBCL-Skalen. Skala Kindergartenstudie Döpfner et al. a (1994) Walter & Remb schmidt (1999) Gesamt Jungen Mädchen Gesamt Teil-SP Jungen Mädchen Internalisierende Auffälligkeiten .80 .79 .80 .81 .79 - .85 .87 .82 Sozialer Rückzug .61 .59 .63 .58 .52 - .65 .68 .77 Körperliche Beschwerden .44 .43 .46 .59 .50 - .63 .56 .45 Ängstlich/Depressiv .74 .72 .75 .75 .73 - .81 .80 .73 Externalisierende Auffälligkeiten .87 .89 .84 .87 .84 - .90 .91 .90 Dissoziales Verhalten .53 .56 .45 .60 .44 - .75 .79 .41 Aggressives Verhalten .85 .87 .82 .86 .82 - .87 .88 .89 Soziale Probleme .62 .64 .59 .61 .53 - .67 .70 k.V. Schizoid/Zwanghaft .47 .46 .47 .39 .31 - .56 .56 .36 Aufmerksamkeitsprobleme .71 .73 .68 .74 .68 - .78 .73 .76 Gesamtwert .92 .93 .91 .92 .91 - .93 .92 .91 Gemischte Auffälligkeiten a b Anmerkungen. Döpfner et al. (1994): Feldstichprobe im Münsterland (N = 1622, 4 - 20 Jahre); Walter & Remschmidt (1999): unausgelesene Schülerstichprobe, Teilstichprobe der 6 - 11-Jährigen (N = 209 Jungen, N = 203 Mädchen) k. V. = kein Vergleich möglich. 2 Wird im nachfolgenden Text auf diese Studie Bezug genommen, so werden die Ergebnisse jeweils mit einem „W+R“ in Klammern angegeben. 82 Kapitel 8 Ergebnisse Gesamtstichprobe In der Gesamtstichprobe weist die übergeordnete Skala Gesamtauffälligkeit eine sehr gute interne Konsistenz auf (a = .92). Sie entspricht exakt der von Döpfner et al. (1994) ermittelten internen Konsistenz. Für die Skala Internalisierende Auffälligkeiten wurde ein a = .80 (D: a = .81) berechnet, welches als gut einzuschätzen ist. Die Skala Externalisierende Auffälligkeiten weist ebenfalls eine gute interne Konsistenz (a = .87; D: a = .87). Die Reliabilität der Skala Sozialer Rückzug liegt bei a = .61 (D: a = .58) und ist somit als eingeschränkt zu bewerten. Für die Skala Körperliche Beschwerden wurde ein a = .44 ermittelt, welches als unbefriedigend anzusehen ist. Die Herausnahme des Items 56e (Hautausschläge oder andere Hautprobleme) führt zu einem a = .53. Auch dieses erhöhte Alpha ist als unbefriedigend einzuschätzen, da es noch unter dem Wert der Vergleichsstudie von Döpfner liegt (a = .59). Die Reliabilitätsunterschiede sind jedoch statistisch nicht signifikant (Millsap, Zalkind & Xenos, 1990). Die Skala Ängstlich/Depressiv erweist sich mit einer internen Konsistenz von a = .74 (D: a = .75) als befriedigend. Bei den Gemischten Auffälligkeiten weist die Skala Aufmerksamkeitsprobleme die höchste interne Konsistenz mit einem a = .71 (D: a = .74) auf und ist somit als befriedigend zu bewerten. Eine eingeschränkte Reliabilität weist die Skala Soziale Probleme mit einer internen Konsistenz von a = .62 auf (D: a = .61). Dagegen ist die Reliabilität der Skala Schizoid/Zwanghaft mit a = .47 (D: a = .39) als unbefriedigend einzuschätzen. Ein uneinheitliches Bild zeichnet sich bei den Skalen, die den Externalisierenden Auffälligkeiten zugeordnet werden. Während die Skala Aggressives Verhalten mit a = .85 (D: a = .86) eine gute interne Konsistenz aufweist, ist die Reliabilität der Skala Dissoziales Verhalten mit a = .53 (D: a = .60) als eingeschränkt einzuschätzen. Sie fällt niedriger als in der Vergleichsstudie aus, wobei die Prüfgröße von Millsap et al. (1990) keine statistisch bedeutsamen Unterschiede anzeigt. Jungen Auch in der Jungenstichprobe weist die übergeordnete Skala Gesamtauffälligkeit eine sehr gute interne Konsistenz auf (a = .93; W+R: a = .92). Für die Skala Internalisierende Auffälligkeiten wurde ein befriedigendes Alpha von .79 berechnet (W+R: a = .87), das niedriger als in der Vergleichsstudie ausfällt. Die Skala Externalisierende Auffälligkeiten weist eine gute interne Konsistenz von a = .89 (W+R: a = .91) auf und liegt damit etwas höher als in der Gesamtstichprobe. Die Reliabilitäten der Skalen Sozialer Rückzug und Körperliche Beschwerden sind mit a = .60 (W+R: a = .68) bzw. a = .43 (W+R: a = .56) als eingeschränkt bzw. unbefriedigend einzuschätzen, da auch sie den geforderten Wert für den Rahmen von Gruppenstudien unterschreiten. Bei der Skala Körperliche Beschwerden führt die Herausnahme des Items 56e (Hautausschläge oder andere Hautprobleme) zwar zu einem Alpha von .50, kann aber trotz83 Kapitel 8 Ergebnisse dem nur als unbefriedigend eingeschätzt werden. Die Skala Ängstlich/Depressiv erweist sich mit einer internen Konsistenz von a = .72 (W+R: a = .80) als befriedigend. Es gibt keine statistisch bedeutsamen Reliabilitätsunterschiede. Bei den Gemischten Auffälligkeiten weist die Skala Aufmerksamkeitsprobleme die höchste interne Konsistenz mit einem Alpha von .73 auf (W+R: a = .73), ist somit als befriedigend anzusehen. Die beiden anderen Skalen weisen wesentlich niedrigere Reliabilitäten auf: Die Skala Soziale Probleme ist mit einer internen Konsistenz von a = .64 (W+R: a = .70) noch als eingeschränkt zu bewerten, dagegen ist die Reliabilität der Skala Schizoid/Zwanghaft (a = .46; W+R: a = .56) als unbefriedigend anzusehen. Der Vergleich dieser internen Konsistenzen mit der Untersuchung von Walter und Remschmidt (1999) zeigt, dass die in der Braunschweiger Jungenstichprobe ermittelten Reliabilitäten zwar niedriger ausfallen, die Unterschiede sind jedoch statistisch nicht bedeutsam. Bei den Skalen, die den Externalisierenden Auffälligkeiten zugeordnet werden, zeichnet sich ein unterschiedliches Bild. Während die Skala Aggressives Verhalten mit a = .87 (W+R: a = .91) eine gute interne Konsistenz aufweist, ist die Reliabilität der Skala Dissoziales Verhalten mit a =.56 (W+R: a = .79) als eingeschränkt einzuschätzen und fällt deutlich geringer als in der Vergleichsstudie aus. Mädchen Bei den Mädchen weist die übergeordnete Skala Gesamtauffälligkeit eine sehr gute interne Konsistenz auf (a = .91; W+R: a = .91). Für die Skala Internalisierende Auffälligkeiten wurde ein Alpha von .80 berechnet, welches als gut zu bewerten ist (W+R: a = .82). Die Skala Externalisierende Auffälligkeiten weist eine gute interne Konsistenz von a = .84 auf und liegt damit etwas niedriger als in der Gesamtstichprobe. Ein höheres Alpha (.90) wird von Walter und Remschmidt (1999) angegeben – die Unterschiede sind statistisch nicht bedeutsam. Die Reliabilität der Skala Sozialer Rückzug liegt bei a = .63 (W+R: a = .77) und ist damit als eingeschränkt zu beurteilen, zumal sie auch deutlich unter der Vergleichsstudie liegt. Die Skala Körperliche Beschwerden weist eine interne Konsistenz von a = .46 auf. Diese interne Konsistenz ist als unbefriedigend zu bewerten, da sie den von Lienert (1969) geforderten Wert für den Rahmen von Gruppenstudien unterschreitet. Die Herausnahme des Items 56e (Hautausschläge oder andere Hautprobleme) führt zu einem Alpha von .55 (W+R: a = .46) und liegt damit deutlich über dem Wert der Vergleichsstudie. Die Skala Ängstlich/Depressiv erweist sich mit einer internen Konsistenz von a = .75 als befriedigend (W+R: a = .73). Bei den Gemischten Auffälligkeiten weist die Skala Aufmerksamkeitsprobleme die höchste interne Konsistenz mit einem Alpha von .68 auf. Sie ist als eingeschränkt zu bezeichnen und fällt wesentlich geringer aus als in der Untersuchung von Walter und Remschmidt (W+R: a = .76). Ebenfalls als eingeschränkt ist die Reliabilität der Skala Soziale Probleme zu bewerten, da sie eine interne Konsistenz von a = .59 (W+R: a nicht angegeben) aufweist. Dagegen ist die Skala Schizoid/Zwanghaft (a = .47) nur als unbefriedigend einzuschätzen. Das Alpha 84 Kapitel 8 Ergebnisse dieser Skala lässt sich durch die Elimination von Item 9 (Kommt von bestimmten Gedanken nicht los) auf a = .49 erhöhen und liegt damit über dem Wert der Vergleichsstudie (W+R: a = .36). Ein uneinheitliches Bild zeichnet sich auch hier bei den Skalen, die den Externalisierenden Auffälligkeiten zugeordnet werden. Während die Skala Aggressives Verhalten mit a = .82 (W+R: a = .89) eine gute interne Konsistenz aufweist, ist die Reliabilität der Skala Dissoziales Verhalten mit a = .45 (W+R: a = .41) als unbefriedigend einzuschätzen. 8.1.1.2 Altersspezifische Reliabilitätsanalysen Die Ergebnisse der altersspezifischen Reliabilitätsanalysen können Tabelle 8.2 entnommen werden. Zusammenfassend lässt sich hierzu festhalten, dass es bedeutende Altersunterschiede bei den Skalen der Internalisierenden Auffälligkeiten und der Gemischten Auffälligkeiten gibt. Die Skala Sozialer Rückzug weist die höchste interne Konsistenz in der Gruppe der 5-Jährigen auf (a = .71). In den anderen Altersgruppen liegen die Reliabilitäten um .60, es gibt jedoch keinen statistisch bedeutsamen Unterschied zur internen Konsistenz der 5Jährigen. Bei der Skala Körperliche Beschwerden sind die internen Konsistenzen bei den 3und 5-Jährigen vergleichbar; sie liegen aber signifikant niedriger im Vergleich zur Gruppe der 6-Jährigen. Bis auf die eingeschränkte Reliabilität bei den 6-Jährigen sind die anderen internen Konsistenzen als unzureichend zu beurteilen. Für die Skala Ängstlich/Depressiv wurden bis auf die Altersgruppe der 4-Jährigen vergleichbare interne Konsistenzen ermittelt (a = .77 bis .80) – bei den 4-Jährigen fällt sie niedriger aus (a = .72). Bei den Skalen Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme gibt es statistisch signifikante Reliabilitätsunterschiede: Die interne Konsistenz der Skala Aufmerksamkeitsprobleme liegt bei den 5- und 6-Jährigen signifikant höher im Vergleich zu den 3-Jährigen. Die interne Konsistenzen der Skala Soziale Probleme fallen ebenfalls bei den jüngeren Kindern niedriger aus als bei den sechsjährigen Kindern. Tabelle 8.2: Interne Konsistenz der CBCL-Skalen (Cronbachs Alpha). Analysen für die einzelnen Altersstufen. 3 Jahre (N = 98) 4 Jahre (N = 253) 5 Jahre (N = 256) 6 Jahre (N = 193) Internalisierende Auffälligkeiten .85 .81 .85 .84 Sozialer Rückzug .61 .62 .71 .65 Körperliche Beschwerden .35 .47 .33 .60 Ängstlich/Depressiv .77 .72 .80 .78 Externalisierende Auffälligkeiten .90 .92 .93 .92 Dissoziales Verhalten .69 .65 .64 .65 Aggressives Verhalten .88 .92 .92 .91 Soziale Probleme .52 .57 .71 .75 Schizoid/Zwanghaft .55 .54 .50 .34 Aufmerksamkeitsprobleme .66 .75 .83 .79 Gesamtauffälligkeit .94 .96 .96 .95 Skala Gemischte Auffälligkeiten 85 Kapitel 8 8.1.1.3 Ergebnisse Zusammenfassung Die Reliabilitätsanalysen in der Gesamtstichprobe legen folgende Schlussfolgerungen nahe: - - - - - Die internen Konsistenzen der Skalen des modifizierten Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern/CBCL 3-6 sind mit denen der deutschen Feldstichproben vergleichbar. Die Skalen Internalisierende Auffälligkeiten, Externalisierende Auffälligkeiten und die Skala Gesamtauffälligkeit erreichen gute bis sehr gute interne Konsistenzen. Eine ebenfalls gute interne Konsistenz weist die Syndromskala Aggressives Verhalten auf. Die Skalen, die ängstlich/depressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme erfassen, zeigen befriedigende Reliabilitäten und können im Rahmen von empirischen Studien angewandt und interpretiert werden. Die Reliabilitäten der Skalen Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden, Soziale Probleme und Dissoziales Verhalten sind nicht ganz zufriedenstellend, können aber für die statistische Auswertung von Gruppenstudien als noch ausreichend reliabel eingeschätzt werden. Die Syndromskala Schizoid/Zwanghaft erweist sich als nicht reliabel. Insgesamt gibt es große Übereinstimmungen zu bereits vorliegenden Studien. Einen bemerkenswerten Unterschied weist nur die Skala Dissoziales Verhalten auf, für die niedrigere Werte berechnet wurden, was aber möglicherweise auf die vorgenommenen Modifikationen am Elternfragebogen zurückzuführen ist. Die durchgeführten geschlechtsspezifischen Reliabilitätsanalysen zeigen, dass es zwischen Jungen und Mädchen große Übereinstimmungen und keine statistisch signifikanten Unterschiede gibt. Die internen Konsistenzen der Skalen Internalisierende Auffälligkeiten, Gesamtauffälligkeit und Schizoid/Zwanghaft sind gut vergleichbar. Die Skalen der Internalisierenden Auffälligkeiten weisen bei den Mädchen durchweg um .03 höhere interne Konsistenzen auf als bei den Jungen. Die internen Konsistenzen der Skalen Externalisierenden Auffälligkeiten, Aggressives Verhalten, Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme fallen dagegen bei den Jungen um .05 höher als bei den Mädchen aus. Deutlicher unterscheiden sich dagegen die internen Konsistenzen der Skala Dissoziales Verhalten. Die altersspezifischen Reliabilitätsanalysen belegen große Übereinstimmungen bei den übergeordneten Skalen sowie den Skalen der Externalisierenden Auffälligkeiten. Bei den Skalen der Internalisierenden und Gemischten Auffälligkeiten weisen die Altersgruppen der 5- und 6-Jährigen bedeutend höhere interne Konsistenzen auf. 86 Kapitel 8 8.1.2 Ergebnisse Trennschärfen Tabelle 8.3 zeigt die Ergebnisse der Trennschärfeanalysen für die einzelnen CBCL-Skalen getrennt nach Gesamtstichprobe und geschlechtsspezifischen Teilstichproben. Zum Vergleich sind die Spannweiten der Trennschärfen aus der Untersuchung von Döpfner et al. (1994) angegeben. An dieser Stelle wird nur eine kurze Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse gegeben. Eine differenzierte Ergebnisdarstellung mit den Trennschärfen der einzelnen Items in den verschiedenen Stichproben findet sich im Anhang (Tabelle A 1). Tabelle 8.3: Spannweiten der Trennschärfen der CBCL-Skalen für die Kindergartenstichprobe und Vergleichswerte der Untersuchung von Döpfner et al. (1994). Braunschweiger Kindergartenstudie Döpfner et al. (1994) Skala Gesamt Jungen Mädchen Gesamt Internalisierende Auffälligkeiten .08 - .50 .09 - .50 .08 - .53 .14 - .47 Sozialer Rückzug .23 - .43 .20 - .44 .24 - .46 .22 - .34 Körperliche Beschwerden .10 - .34 .07 - .31 .09 - .37 .15 - .38 Ängstlich/Depressiv .26 - .45 .21 - .42 .26 - .49 .25 - .48 Externalisierende Auffälligkeiten .14 - .57 .16 - .60 -.01 - .56 .13 - .61 Dissoziales Verhalten .14 - .38 .16 - .44 -.01 - .40 .20 - .40 Aggressives Verhalten .33 - .55 .28 - .59 .19 - .54 .36 - .61 Soziale Probleme .13 - .38 .15 - .43 .11 - .39 .13 - .40 Schizoid/Zwanghaft .15 - .31 .18 - .30 .09 - .41 .15 -. 24 Aufmerksamkeitsprobleme .19 - .52 .20 - .48 .15 - .55 .18 - .40 Gesamtwert -.03 - .57 -.04 - .64 -.11 - .57 .04 - .56 Gemischte Auffälligkeiten Für alle übergeordneten Skalen konnten Trennschärfen der Items ermittelt werden, die insgesamt als befriedigend bis gut einzuschätzen sind und gut mit denen der deutschen Feldstichprobe übereinstimmen. Die Trennschärfen der Skalen Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden und Ängstlich/Depressiv liegen überwiegend im mittleren Bereich und zeigen auch hier eine sehr gute Übereinstimmung mit den Werten von Döpfner et al. (1994). Für die Skala Dissoziales Verhalten konnten ebenfalls Trennschärfen im mittleren Bereich ermittelt werden. Dagegen weist die Skala Aggressives Verhalten gute, zum Teil sehr gute Trennschärfen auf. Die Ergebnisse der deutschen Feldstichprobe konnten auch hier gut repliziert wurden. 87 Kapitel 8 Ergebnisse Die Skalen der Gemischten Auffälligkeiten weisen insgesamt befriedigende Trennschärfen aus, wobei für die Skala Schizoid/Zwanghaft zum Teil Trennschärfen im unteren Bereich berechnet werden. Signifikante Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Trennschärfen gibt es bei den Items 37 (Raufereien) und 103 (Vandalismus) – hier liegen die Trennschärfen bei den Jungen im sehr guten Bereich und damit deutlich über denen der Mädchen. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass die Ergebnisse von Döpfner et al. (1994) sehr gut repliziert werden konnten. 8.1.3 Skalen-Interkorrelationen 8.1.3.1 Gesamtstichprobe In Tabelle 8.4 sind die Interkorrelationen zwischen den einzelnen Syndromskalen und den übergeordneten Skalen für die Gesamtstichprobe zusammengefasst. Es wird deutlich, dass die Korrelationen zwischen den Syndromskalen überwiegend unter r = .50 liegen. Es gibt insgesamt acht Interkorrelationen, die diesen Wert überschreiten, wobei es sich hier um Skalen handelt, die inhaltlich näher beieinander liegende Störungen erfassen. Der stärkste Zusammenhang besteht zwischen den Skalen Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv (r = .67, Varianzaufklärung: 45 %), was auf komorbide Aspekte psychischer Auffälligkeiten sowie ein methodisches Artefakt (beide Skalen haben gemeinsame Items) zurückzuführen ist. Weitere bedeutende Korrelationen mit einem aufgeklärten Varianzanteil über 30 % finden sich zwischen den Skalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten (r = .65, Varianzaufklärung: 42 %) und Aufmerksamkeitsprobleme und Aggressives Verhalten (r = .62, Varianzaufklärung: 38 %). Die niedrigste Korrelation besteht zwischen den Skalen Körperliche Beschwerden und Soziale Probleme (r = .22, Varianzaufklärung unter 1 %). Tabelle 8.4: Interkorrelation der CBCL-Skalen (Produkt-Moment-Korrelationen) in der Gesamtstichprobe (N = 809). Skalen M KB AD SP SZ AP DV AV INT EXT GES Sozialer Rückzug .45 .30 .67 .53 .44 .44 .36 .42 .85 .44 .68 Körperliche Beschwerden .27 .33 .22 .27 .29 .21 .27 .57 .28 .45 Ängstlich/Depressiv .48 .54 .44 .50 .43 .47 .91 .50 .76 Soziale Probleme .45 .34 .60 .43 .47 .58 .49 .68 Schizoid/Zwanghaft .36 .40 .31 .33 .49 .35 .53 Aufmerksamkeitsprobleme .48 .52 .62 .54 .64 .76 Dissoziales Verhalten .42 .65 .44 .78 .71 Aggressives Verhalten .46 .50 .98 .85 .52 .82 Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten .87 Anmerkungen. Die Abkürzungen haben folgende Bedeutung: M (mittlere Interkorrelation für die entsprechende Skala) KB (Körperliche Beschwerden), ÄD (Ängstlich/Depressiv), SP (Soziale Probleme), AP (Aufmerksamkeitsprobleme), DV (Dissoziales Verhalten), AV (Aggressives Verhalten), INT (Internalisierende Auffälligkeiten), EXT (Externalisierende Auffälligkeiten), GES (Gesamtauffälligkeit). Alle Korrelationen sind auf dem 1 %-Niveau (zweiseitig) signifikant. 88 Kapitel 8 Ergebnisse Die Korrelation zwischen Internalisierenden und Externalisierenden Auffälligkeiten beträgt r = .52 (Varianzaufklärung: 27 %) und erreicht damit den Wert, den Döpfner et al. (1994) ermittelten. Der Vergleich der Skalenkorrelationen mit denen der deutschen Feldstichprobe zeigt nur geringfügige Abweichungen. Zur Überprüfung auf statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Korrelationen von Döpfner et al. (1994) und den hier ermittelten wurden die Referenztabellen von Millsap et al. (1990) verwendet. Es ergaben sich keine Hinweise auf statistisch bedeutsame Korrelationsunterschiede. 8.1.3.2 Geschlechtsspezifische Teilstichproben In Tabelle 8.5 sind die Interkorrelationen zwischen den einzelnen Syndromskalen und den übergeordneten Skalen für die Teilstichprobe der Jungen zusammengefasst. Bei den Jungen liegt die Mehrzahl der Syndromskaleninterkorrelationen im mittleren Bereich. Es gibt insgesamt sechs bedeutsame Korrelationen mit einer Varianzaufklärung von über 30 %. Auch hier handelt es sich um Syndromskalen, die inhaltlich verwandt sind und komorbide Auffälligkeiten erfassen. Die höchste Korrelation (r = .70) mit einer aufgeklärten Varianz von 49 % findet sich zwischen den Skalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten. Weitere starke Zusammenhänge weisen die Syndromskalen Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme (r = .65, Varianzaufklärung: 42 %) sowie Aufmerksamkeitsprobleme und Aggressives Verhalten (r = .64, Varianzaufklärung: 41 %) auf. Die niedrigste Korrelation findet sich zwischen Dissozialem Verhalten und Körperlichen Beschwerden (r = .22, Varianzaufklärung: < 1%). Die Korrelation zwischen den übergeordneten Skalen Internalisierende Auffälligkeiten und Externalisierende Auffälligkeiten beträgt r = .56 (Varianzaufklärung: 31 %). Tabelle 8.5: Interkorrelation der CBCL-Skalen (Produkt-Moment-Korrelationen) in der Jungenstichprobe (N = 431). Skalen M KB AD SP SZ AP DV AV INT EXT GES Sozialer Rückzug .46 .26 .63 .53 .45 .50 .40 .43 .84 .45 .66 Körperliche Beschwerden .26 .26 .23 .22 .33 .21 .28 .51 .28 .42 Ängstlich/Depressiv .49 .55 .42 .55 .48 .52 .90 .54 .75 Soziale Probleme .48 .36 .65 .50 .52 .60 .55 .71 Schizoid/Zwanghaft .37 .44 .34 .34 .48 .36 .52 Aufmerksamkeitsprobleme .52 .55 .64 .61 .66 .79 Dissoziales Verhalten .45 .70 .49 .82 .77 Aggressives Verhalten .49 .54 .98 .88 .56 .81 Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten .90 Anmerkungen. Die Abkürzungen haben folgende Bedeutung: M (mittlere Interkorrelation der Skala) KB (Körperliche Beschwerden), ÄD (Ängstlich/Depressiv), SP (Soziale Probleme), AP (Aufmerksamkeitsprobleme), DV (Dissoziales Verhalten), AV (Aggressives Verhalten), INT (Internalisierende Auffälligkeiten), EXT (Externalisierende Auffälligkeiten), GES (Gesamtauffälligkeit) Alle Korrelationen sind auf dem 1 %-Niveau (zweiseitig) signifikant. 89 Kapitel 8 Ergebnisse In Tabelle 8.6 sind die Interkorrelationen zwischen den einzelnen Syndromskalen und den übergeordneten Skalen für die Teilstichprobe der Mädchen zusammengefasst. Auch bei den Mädchen liegt die Mehrzahl der Skaleninterkorrelationen im mittleren Bereich. Es finden sich insgesamt vier Korrelationen, die 30 % und mehr der Varianz aufklären. Zu diesen gehört die Korrelation Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv (r = .70, Varianzaufklärung: 49 %), die Korrelation Aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme (r = .59, Varianzaufklärung: 35 %), die Korrelation Sozialer Rückzug und Soziale Probleme (r = .55, Varianzaufklärung: 30 %) sowie die Korrelation Aggressives Verhalten und Dissoziales Verhalten (r = .55, Varianzaufklärung: 30 %). Wie schon bei den Korrelationen der Gesamt- bzw. Jungenstichprobe beschrieben, sind diese hohen Korrelationen auf inhaltlich ähnliche Auffälligkeiten zurückzuführen. Die niedrigste Korrelation findet sich zwischen den Skalen Körperliche Beschwerden und Soziale Probleme. Hier wird bei einem r = .22 nicht einmal ein Prozent der Varianz aufgeklärt. Die Korrelation zwischen den übergeordneten Skalen Internalisierende Auffälligkeiten und Externalisierende Auffälligkeiten beträgt r = .52 (Varianzaufklärung: 27 %) und erreicht damit denselben Wert wie in der Gesamtstichprobe. Tabelle 8.6: Interkorrelation der CBCL-Skalen (Produkt-Moment-Korrelationen) in der (N = 378). Skalen Mädchenstichprobe M KB AD SP SZ AP DV AV INT EXT GES Sozialer Rückzug .46 .34 .70 .55 .42 .40 .36 .44 .86 .46 .74 Körperliche Beschwerden .30 .39 .22 .32 .27 .27 .28 .61 .30 .28 Ängstlich/Depressiv .49 .53 .45 .49 .41 .45 .92 .48 .79 Soziale Probleme .41 .31 .52 .33 .39 .57 .41 .71 Schizoid/Zwanghaft .35 .35 .28 .34 .50 .36 .12 Aufmerksamkeitsprobleme .44 .45 .59 .50 .61 .78 Dissoziales Verhalten .38 .55 .44 .70 .72 Aggressives Verhalten .43 .49 .98 .90 .52 .84 Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten .92 Anmerkungen. Die Abkürzungen haben folgende Bedeutung: M (mittlere Interkorrelation der Skala) KB (Körperliche Beschwerden), ÄD (Ängstlich/Depressiv), SP (Soziale Probleme), AP (Aufmerksamkeitsprobleme), DV (Dissoziales Verhalten), AV (Aggressives Verhalten), INT (Internalisierende Auffälligkeiten), EXT (Externalisierende Auffälligkeiten), GES (Gesamtauffälligkeit) Alle Korrelationen sind auf dem 1 %-Niveau (zweiseitig) signifikant. Ein Vergleich der mittleren Skalen-Interkorrelationen zwischen Jungen und Mädchen zeigt große Übereinstimmungen. Lediglich zwei Skalen-Interkorrelationen unterscheiden sich signifikant (Millsap et al., 1990) voneinander. Es betrifft zum einen die Korrelation der Skalen Dissoziales Verhalten und Externalisierende Auffälligkeiten zum anderen die Korrelation Schizoid/Zwanghaft und Gesamtauffälligkeit, die in der Jungenstichprobe bedeutend höher ausfallen. Eine mögliche Erklärung dafür sind die unbefriedigenden Reliabilitäten der Skalen Dissoziales Verhalten und Schizoid/Zwanghaft. 90 Kapitel 8 Ergebnisse 8.1.4 Faktorenstruktur 8.1.4.1 Gesamtstichprobe Um zu überprüfen, ob die Faktorenstruktur der CBCL für die Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen repliziert werden kann, wurde zuerst an der gesamten Stichprobe (N = 809) eine Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimax-Rotation gerechnet. In die Analyse gingen Items ein, aus denen sich die Syndromskalen zusammensetzen. Hierbei nicht berücksichtigt wurden die Items der Skala Schizoid/Zwanghaft, weil hinsichtlich der internen Konsistenz unbefriedigende Ergebnisse ermittelt wurden. Insgesamt 75 Items gingen in die Hauptkomponentenanalyse ein. Nach der Extraktion der Hauptkomponenten ergaben sich 23 Faktoren mit einem Eigenwert über 1, die insgesamt 60.7 % der Gesamtvarianz aufklärten. Diese stellen nach dem KaiserKriterium die Obergrenze der zu rotierenden Faktoren dar. Da die Anzahl bedeutsamer Faktoren nach dem Kaiser-Kriterium meist überschätzt wird (Bortz, 1993) und 23 Faktoren nicht zur Dimensionsreduktion beitragen, wurde dieses Extraktionskriterium als Entscheidungshilfe verworfen. Auch nach dem Ergebnis des Scree-Tests konnte die Anzahl der zu rotierenden Faktoren nicht eindeutig bestimmt werden, weshalb Lösungen mit zwei bis sieben Faktoren gerechnet und die Ergebnisse miteinander verglichen wurden. Letztendlich erwies sich die 6faktorielle Lösung als die optimalste – sie soll im Folgenden näher beschrieben werden. Die Ergebnisse der Faktorladungen in der Gesamtstichprobe können im Anhang (Tabelle A 2) nachgelesen werden. Die 6-faktorielle Lösung ergab, dass 69 Items eine Varianz von 31.3 % aufklären, wobei die einzelnen Faktoren wie folgt interpretiert werden konnten: Auf dem ersten Faktor (unrotierte Matrix. Eigenwert 11.2; Varianzaufklärung: 15.0 %) laden insgesamt 23 Items. Von diesen gehören 14 zur Skala Aggressives Verhalten und 4 zur Skala Dissoziales Verhalten. Weitere Ladungen erhält der Faktor durch die Items der Skalen Aufmerksamkeitsprobleme (3), Soziale Probleme (1) und Ängstlich/Depressiv (1). Inhaltlich beziehen sich die Items dieses Faktors auf oppositionell-aggressives Verhalten welches mit Unruhe und Konzentrationsproblemen einhergeht. Auch auf dem zweiten Faktor (Eigenwert: 3.5, Varianzaufklärung: 4.7 %) lädt ein Großteil der Items der Skala Aggressives Verhalten. Von insgesamt 16 Ladungen > .30 gehört die Hälfte dieser Skala an. Die restlichen Items entfallen zu gleichen Teilen auf die Skalen Dissoziales Verhalten und Soziale Probleme. Dieser Faktor lässt sich dahingehend interpretieren, dass hier hauptsächlich körperlich-aggressives (ausagierendes) Verhalten in Form von Raufereien, körperlichen Aggressionen und Zerstörungen und damit verbundene Auswirkungen auf das soziale Umfeld der Kinder beschrieben werden. Der dritte Faktor (15 Items, Varianzaufklärung: 3.3 %) wird hauptsächlich durch die Skala Sozialer Rückzug definiert, da 6 der 9 Items auf diesem Faktor laden. Zusätzlich tragen noch fünf Items der Skala Ängstlich/Depressiv und Items der Skala Soziale Probleme bedeutsam zur Varianzaufklärung bei. Auf dem vierten Faktor (19 Items, Varianzaufklärung: 3.0 %) finden sich bis auf eine Ausnahme alle Items der Skala Aufmerksamkeitsprobleme wieder. 91 Kapitel 8 Ergebnisse Hinzu kommen je zwei Items der Skalen Soziale Probleme, Ängstlich/Depressiv und Sozialer Rückzug. Komplettiert wird dieser Faktor durch drei Items, die zur Skala Körperliche Beschwerden gehören. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der vierte Faktor die Skala Aufmerksamkeitsprobleme recht gut widerspiegelt. Der fünfte Faktor (13 Items, Varianzaufklärung: 2.7 %) setzt sich zum überwiegenden Teil aus den Items der Skala Ängstlich/Depressiv zusammen. Insgesamt acht Items gehören diesem Faktor an. Vervollständigt wird dieser Faktor durch je ein Item der anderen Syndromskalen, wobei diese inhaltlich mit ängstlich/depressivem Verhalten verwandt sind. Der sechste Faktor (5 Items, Varianzaufklärung: 2.6 %) entspricht inhaltlich der Skala Körperliche Beschwerden, wobei von dieser Skala die Items 51. Schwindelig, 54. Müde, 56b. Kopfschmerzen und 56e. Hautprobleme nicht substantiell auf dieser Skala laden. 8.1.4.2 Jungen Auch in der Stichprobe der Jungen stellt die 6-faktorielle Faktorenlösung die optimale Lösung dar und soll an dieser Stelle näher beschrieben werden. Detailliert sind die Ergebnisse der Faktorenanalyse in Tabelle A 3 im Anhang zusammengefasst. Die 6-faktorielle Faktorenlösung ergab, dass 66 Items insgesamt 33.9 % der Varianz aufklären. Die Interpretation dieser Faktoren stellt sich wie folgt dar: Der erste Faktor (25 Items, Varianzaufklärung: 16.8 %) vereinigt 15 (von 20) Items der Skala Aggressives Verhalten, je vier Items der Skalen Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme sowie je ein Item der Skalen Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv. Dieser Faktor spiegelt zum einen die Syndromskala Aggressives Verhalten wider, umfasst aber auch sozial unangepasstes Verhalten und Konzentrationsprobleme. Wie bereits in der Gesamtstichprobe zu beobachten, vereint der zweite Faktor (16 Items, Varianzaufklärung: 4.7 %) ebenfalls Items der Skalen Aggressives und Dissoziales Verhalten, wobei auch hier das körperlich aggressive Verhalten und nicht so sehr das oppositionelle Verhalten im Vordergrund steht. Bei den Jungen setzt sich dieser Faktor außerdem aus je drei Items der Skalen Soziale Probleme und Ängstlich/Depressiv zusammen. Die sozialen Probleme stehen im engen Zusammenhang zu dem aggressiven Verhalten. Der dritte Faktor klärt mit 17 Items insgesamt 3.5 % der Varianz auf. Inhaltlich lässt sich dieser Faktor nicht eindeutig interpretieren, obwohl sechs von neun Items der Skala Sozialer Rückzug hier bedeutsame Ladungen aufweisen. Darüber hinaus gibt es Ladungen von je drei Items der Skalen Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme sowie vier Items der Skala Ängstlich/Depressiv und einem der Skala Körperliche Beschwerden. Auf dem vierten Faktor (14 Items; Varianzaufklärung: 3.3 %) kommen die höchsten Ladungen von Items der Skala Ängstlich/Depressiv. Die Hälfte der Items dieser Skala lädt auf dem vierten Faktor. 92 Kapitel 8 Ergebnisse Darüber hinaus tragen drei Items der Skala Aufmerksamkeitsprobleme sowie jeweils zwei Items der Skalen Körperliche Beschwerden und Aggressives Verhalten zur Varianzaufklärung bei. Bei den letztgenannten Items muss angemerkt werden, dass sie bedeutend auf dem ersten Faktor laden und zusätzlich auf dem vierten Faktor eine Ladung von .30 aufweisen. Inhaltlich repräsentiert der vierte Faktor im Wesentlichen die Skala Ängstlich/Depressiv. Der fünfte Faktor (6 Items; Varianzaufklärung: 3.0 %) bildet vornehmlich Items ab, die zur Skala Dissoziales Verhalten gehören. Hinzu kommt je ein Item der Skalen Soziale Probleme und Sozialer Rückzug. Der sechste Faktor besteht aus insgesamt neun Items und klärt 2.8 % der Gesamtvarianz auf. Inhaltlich ist dieser Faktor sehr heterogen, da die Items fünf verschiedenen Skalen angehören. Jeweils drei Ladungen kommen von den Skalen Körperliche Beschwerden und Aufmerksamkeitsprobleme. Die restlichen Ladungen werden den Skalen Sozialer Rückzug und Soziale Probleme zugeordnet, wobei diese Items ihre höchsten Ladungen auf anderen Faktoren aufweisen. 8.1.4.3 Mädchen Die 6-faktorielle Faktorenlösung ist auch bei den Mädchen die optimale Lösung. Sie soll an dieser Stelle näher beschrieben werden. Detailliert sind die Ergebnisse der Faktorenanalyse in Tabelle A 4 im Anhang zu entnehmen. Mit der 6-faktoriellen Lösung werden 32.0 % der Gesamtvarianz aufgeklärt. Wie auch in der Stichprobe der Jungen setzt sich der erste Faktor (20 Items; Varianzaufklärung: 8.3 %) hauptsächlich aus Items der Skala Aggressives Verhalten zusammen. 13 Items dieser Skala laden auf dem ersten Faktor. Des Weiteren gehören zu diesem Faktor drei Items der Skala Aufmerksamkeitsprobleme und zwei der Skala Dissoziales Verhalten. Vervollständigt wird der Faktor durch jeweils ein Item der Skalen Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv. Der zweite Faktor setzt sich ebenfalls aus 20 Items zusammen und klärt 6.3 % der Gesamtvarianz auf. Inhaltlich gehören zum zweiten Faktor Items der Internalisierenden Auffälligkeiten: bis auf eine Ausnahme laden alle Items der Skala Sozialer Rückzug auf diesem Faktor – hinzu kommen sechs Items der Skala Ängstlich/Depressiv. Fünf Items der Skala Soziale Probleme tragen ebenfalls zur Varianzaufklärung bei. Hier handelt es sich um Items, die in enger Beziehung zu den internalisierenden Auffälligkeiten stehen (z.B. klammert sich an Erwachsene, ist lieber mit jüngeren Kindern zusammen, wird gehänselt). Auf dem dritten Faktor (9 Items; Varianzaufklärung: 4.9 %) haben fünf Items der Skala Körperliche Beschwerden bedeutsame Ladungen, aber auch jeweils drei Items der Skalen Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme. Der vierte Faktor klärt mit 9 Items 4.1 % der Gesamtvarianz auf. Insgesamt sechs Items der Skala Aggressives Verhalten und hier vor allem körperlich-aggressive, zerstörerische Verhaltensweisen laden bedeutsam auf diesem Faktor. Zwei Items der Skala Dissoziales Verhalten (Vandalismus, Stehlen) sowie ein Item der Skala Soziale Probleme laden ebenfalls auf diesem Faktor. 93 Kapitel 8 Ergebnisse Der fünfte Faktor (11 Items, Varianzaufklärung: 4.1 %) repliziert recht gut die Skala Aufmerksamkeitsprobleme, da insgesamt 7 von 10 Items dieser Skala hier bedeutsame Ladungen aufweisen. Des Weiteren trägt je ein Item der folgenden Skalen zur Varianzaufklärung bei: Sozialer Rückzug, Ängstlich/Depressiv, Soziale Probleme und Dissoziales Verhalten. Insgesamt 12 Items bestimmen den sechsten Faktor; sie klären ebenfalls 4.1 % der Gesamtvarianz auf und unterscheiden sich inhaltlich deutlich voneinander. Mit fünf Items bildet die Skala Ängstlich/Depressiv einen großen Anteil, darüber hinaus laden drei Items der Skala Körperliche Beschwerden, zwei der Skala Soziale Probleme und zwei der Externalisierenden Auffälligkeiten bedeutsam auf diesem Faktor. 8.1.4.4 Zusammenfassung Die wichtigsten Ergebnisse der Faktorenanalysen sollen an dieser Stelle noch einmal kurz zusammengefasst und mit deutschen und internationalen Studien verglichen werden. In die Hauptkomponentenanalyse gingen bis auf die Skala Schizoid/Zwanghaft alle Items ein, aus denen sich die Syndromskalen zusammensetzen. So wäre maximal eine 7-faktorielle Lösung zu erwarten. Die Ergebnisse der Faktorenanalysen in der Gesamtstichprobe sowie den geschlechtsspezifischen Teilstichproben weisen durchweg eine 6-faktorielle Faktorenlösung als die optimalste aus. Der Anteil der erklärten Varianz liegt zwischen 31.3 % in der Gesamtstichprobe und 33.9 % in der Jungenstichprobe und somit geringfügig unter dem Varianzanteil, den Döpfner et al. (1994) ermittelten (39.2 %). Im Vergleich zu Döpfner et al. (1994) ist die Varianzaufklärung als gut einzuschätzen, wenn man berücksichtigt, dass in der Braunschweiger Stichprobe eine in der Itemzahl reduzierte (und modifizierte) Version der CBCL eingesetzt wurde und hier keine klinische Stichprobe vorlag. Die inhaltliche Interpretation der gewonnenen sechs Faktoren stellt sich wie folgt dar: In der Gesamtstichprobe bilden sich vier eigenständige Faktoren ab, die den Skalen Sozialer Rückzug, Ängstlich/Depressiv, Körperliche Beschwerden und Aufmerksamkeitsprobleme zugeordnet werden können. Die Items der Skalen Aggressives und Dissoziales Verhalten laden gemeinsam auf den ersten beiden Faktoren, wobei der erste Faktor vor allem oppositionelles Trotzverhalten und sozial unangepasstes Verhalten und der zweite Faktor körperlich aggressives (ausagierendes) Verhalten beschreibt. Auch die Skala Soziale Probleme ließ sich nicht als eigenständiger Faktor replizieren, da sich die Ladungen der Items auf die Skalen Aggressives Verhalten, Sozialer Rückzug und Aufmerksamkeitsprobleme verteilen. In der Mädchenstichprobe ist die Interpretation der einzelnen Faktoren mit der Gesamtstichprobe vergleichbar. Die Items der Skala Soziale Probleme laden auf der Skala Sozialer Rückzug. Bei den Jungen gibt es einige Abweichungen zur Gesamtstichprobe. So konnten die Skalen Sozialer Rückzug, Ängstlich/Depressiv und Dissoziales Verhalten als eigenständige Faktoren extrahiert werden. Die Items der Skala Aggressives Verhalten laden auch hier auf den ersten beiden Faktoren und weisen die bereits beschriebene Trennung von oppositionellem Trotzverhalten und körperlich aggressiven Verhaltensweisen auf. 94 Kapitel 8 Ergebnisse Die Skalen Körperliche Beschwerden, Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme ließen sich jedoch nicht als eigenständige Faktoren abbilden. Während fünf Items der Skala Körperliche Beschwerden keine substanziellen Ladungen ³ .30 aufweisen, verteilen sich die Ladungen der Items der Skala Soziale Probleme auf die Skalen Aggressives Verhalten und Sozialer Rückzug. Wie lassen sich nun diese Befunde einordnen? Im deutschen Sprachraum liegen dazu die Untersuchungen von Döpfner et al. (1994) und Walter und Remschmidt (1999) vor. Zu Vergleichszwecken kann jedoch nur die Studie von Döpfner herangezogen werden, da Walter und Remschmidt (1999) die Faktorenstruktur der CBCL in der Version von 1983 untersuchten. Der Vergleich mit der 1983-er Version ist schwierig, weil es hier keine geschlechts- und altersunabhängigen Syndromskalen gibt. Döpfner et al. (1994) favorisierten eine 7-faktorielle Lösung, da die Items der Skalen Soziale Probleme und Sozialer Rückzug gemeinsam auf einem Faktor laden. Auch in den Braunschweiger Stichproben ließ sich die Skala Soziale Probleme nicht als eigenständiger Faktor abbilden und in der Mädchenstichprobe laden die Items dieser Skala ebenfalls gemeinsam mit den Items der Skala Sozialer Rückzug. Jedoch wurden im Gegensatz zu Döpfner et al. (1994) geschlechtsunabhängige Skalen nur bei den internalisierenden Auffälligkeiten Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv gefunden. De Groot et al. (1994) überprüften die Faktorenstruktur der CBCL in einer niederländischen Klinikstichprobe (N = 2339) und konnten die amerikanische Skalenbildung mit Ausnahme der Skala Soziale Probleme gut replizieren. Hier wiesen die Items dieser Skala gemeinsame Ladungen mit dem Faktor Aggressives Verhalten auf, wie es sich auch in der Braunschweiger Gesamtstichprobe zeigte. 8.2 Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit In diesem Kapitel werden die deskriptiven Verteilungsmaße der Summenwerte der Syndromund übergeordneten Skalen in Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter des Kindes sowie von verschiedenen soziodemographischen Variablen der Familien (z. B. Alter der Mütter, Familienstand, Schulabschluss der Eltern, Familien-Nettoeinkommen) beschrieben. Darüber hinaus geben die Ergebnisse der multivariaten Analysen Aufschluss über den Einfluss der genannten Variablen. 95 Kapitel 8 Ergebnisse 8.2.1 Soziodemographische Daten der Kinder 8.2.1.1 Geschlecht des Kindes Jungen Tabelle 8.7 zeigt den Vergleich der Mittelwerte und Standardabweichungen der Syndromskalen in der Braunschweiger Jungenstichprobe und der deutschen Feldstichprobe (Döpfner et al., 1994). Zusätzlich sind die Mittelwertsdifferenzen in Standardabweichungseinheiten der deutschen Feldstichprobe (Effektstärken) angegeben. Es wird deutlich, dass es bei insgesamt sieben Skalen signifikante Mittelwertsunterschiede gibt, deren Richtung differenziert zu betrachten ist. Signifikant geringere Mittelwerte in der Braunschweiger Stichprobe weisen die Skalen Ängstlich/Depressiv und Aufmerksamkeitsprobleme auf. Die Effektstärken sind mit 0.14 bzw. 0.10 als gering einzuschätzen. Signifikant höhere Mittelwerte in der Braunschweiger Stichprobe wurden für die Skalen Sozialer Rückzug, Externalisierende Auffälligkeiten, Aggressives Verhalten, Schizoid/Zwanghaft und Gesamtauffälligkeit berechnet. Die größten Differenzen sind auf den Skalen Aggressives Verhalten mit einer Effektstärke von -0.51 und Externalisierende Auffälligkeiten mit einer Effektstärke von -0.42 festzustellen. Bis auf die Skala Aggressives Verhalten liegen alle Mittelwertsdifferenzen unter einer halben Standardabweichung. Aufgrund der Stichprobengröße werden bereits geringe Mittelwertsdifferenzen von etwa 0.20 Standardabweichungen im zweiseitigen t-Test signifikant. Ferner sind die signifikanten Mittelwertsunterschiede damit zu erklären, dass in der deutschen Feldstichprobe der Altersrange der Kinder (4 bis 11 Jahre) wesentlich größer ist als in der Kindergartenstichprobe. Tabelle 8.7: Vergleich der CBCL-Skalenrohwerte der Braunschweiger Jungenstichprobe (N = 431) mit denen der deutschen Feldstichprobe. Skala a BS M ES BRD SD M SD t-Test p Internalisierende Auffälligkeiten 4.9 4.4 4.8 4.6 -0.02 Sozialer Rückzug 1.8 1.8 1.3 1.5 -0.33 Körperliche Beschwerden 0.7 1.2 0.8 1.4 0.07 Ängstlich/Depressiv 2.4 2.6 2.8 2.9 0.14 <.01 Externalisierende Auffälligkeiten 10.6 7.1 7.8 6.6 -0.42 <.01 Dissoziales Verhalten 1.7 1.7 1.6 1.7 -0.06 Aggressives Verhalten 8.9 5.8 6.2 5.3 -0.51 Soziale Probleme 1.4 1.8 1.3 1.8 -0.06 Schizoid/Zwanghaft 0.5 1.0 0.3 0.7 -0.28 <.01 Aufmerksamkeitsprobleme 3.0 2.6 3.3 2.9 0.10 <.05 Gesamtwert 24.6 15.8 20.5 14.8 -0.27 <.01 <.01 <.01 Gemischte Auffälligkeiten a Anmerkungen. Döpfner et al. (1994): Feldstichprobe im Münsterland (N = 516 Jungen im Alter zwischen 4-11 Jahren). Effektstärke (ES): (MBRD – MBS)/SDBRD 96 Kapitel 8 Ergebnisse Mädchen Tabelle 8.8 stellt die Mittelwerte und Standardabweichungen der CBCL-Skalen in der Braunschweiger Mädchenstichprobe im Vergleich zur deutschen Feldstichprobe (Döpfner et al. 1994) dar. Es sind zusätzlich die Mittelwertsdifferenzen in Standardabweichungseinheiten der deutschen Feldstichprobe (Effektstärken) angegeben. Bis auf die Skalen Körperliche Beschwerden, Ängstlich/Depressiv und Aufmerksamkeitsprobleme weisen alle anderen Skalen signifikante Mittelwertsdifferenzen auf. Generell liegen die Mittelwerte in der Braunschweiger Stichprobe über den Werten der deutschen Feldstichprobe. Die größte Differenz mit einer Effektstärke –0.62 weist wie auch bei den Jungen die Skala Aggressives Verhalten auf. Auch die übergeordneten Skalen Externalisierende Auffälligkeiten und Gesamtwert weisen Mittelwertsdifferenzen auf, die über einer halben Standardabweichung liegen. Alle anderen Unterschiede liegen unter einer halben Standardabweichung, wobei die geringsten Differenzen bei den Skalen Dissoziales Verhalten und Soziale Probleme festzustellen sind. Aufgrund der Stichprobengröße werden bereits geringe Mittelwertsunterschiede von etwa 0.20 Standardabweichungen im zweiseitigen t-Test signifikant. Auch hier sind die signifikanten Mittelwertsunterschiede damit zu erklären, dass in der deutschen Feldstichprobe der Altersrange der Kinder (4 bis 11 Jahre) wesentlich größer ist als in der Kindergartenstichprobe. Tabelle 8.8: Vergleich der CBCL-Skalenrohwerte der Braunschweiger Mädchenstichprobe (N = 378) mit denen der deutschen Feldstichprobe. Skala a BS Internalisierende Auffälligkeiten BRD ES t-Test p M SD M SD 5.6 5.0 4.6 4.3 -0.23 <.01 <.01 Sozialer Rückzug 2.1 2.0 1.3 1.5 -0.53 Körperliche Beschwerden 0.8 1.3 0.8 1.3 0.00 Ängstlich/Depressiv 2.8 2.9 2.7 2.8 -0.04 Externalisierende Auffälligkeiten 9.0 5.5 5.9 5.0 -0.62 <.01 Dissoziales Verhalten 1.2 1.3 1.0 1.3 -0.15 <.01 Aggressives Verhalten 7.8 4.7 4.9 4.2 -0.69 <.01 Soziale Probleme 1.3 1.6 1.0 1.4 -0.21 <.01 Schizoid/Zwanghaft 0.6 1.1 0.3 0.7 -0.43 <.01 Aufmerksamkeitsprobleme 2.4 2.2 2.2 2.3 -0.09 Gesamtwert 23.7 14.8 17.3 12.8 -0.50 Gemischte Auffälligkeiten <.01 a Anmerkungen. Döpfner et al. (1994): Feldstichprobe im Münsterland (N = 549 Mädchen im Alter zwischen 4-11 Jahren). Effektstärke: (MBRD – MBS)/SDBRD 97 Kapitel 8 Ergebnisse Nachdem die Verteilung der Skalenrohwerte in den geschlechtsspezifischen Teilstichproben dargestellt wurde, wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen multivariaten Varianzanalyse (MANOVA) der Einfluss der Variable Geschlecht auf die Skalenrohwerte geprüft. Die Prüfgröße der MANOVA weist auf signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (PS = 0.09; F (1, 780) = 6.74; p < .001). In Tabelle 8.9 sind die Mittelwerte und Standardabweichungen der Syndrom- und übergeordneten Skalen der Jungen und Mädchen noch einmal gegenübergestellt. Die Tabelle enthält außerdem für jede Skala die Ergebnisse der univariaten Anschlusstests. Zur Korrektur des Risikos, durch die Mehrfachtestung zufällig signifikante Ergebnisse zu erzielen, wird das Signifikanzniveau zur Beurteilung der Ergebnisse auf a = .001 festgelegt. Wie aus Tabelle 8.9 ersichtlich wird, finden sich demnach signifikante Geschlechtsunterschiede bei den Skalen Externalisierende Auffälligkeiten, Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme. Auf diesen Skalen erreichen Jungen höhere Summenwerte als Mädchen. Tabelle 8.9: Mittelwerte (M) und Standardabweichungen (SD) der CBCL-Skalen für Jungen und Mädchen. Ergebnisse der ANOVA. Skala Jungen (N = 421) M SD Mädchen (N = 371) M SD Ergebnisse der ANOVA F (1, 790) p Internalisierende Auffälligkeiten 4.9 4.3 5.6 5.0 3.38 .066 Sozialer Rückzug 1.8 1.8 2.1 2.0 3.86 .050 Körperliche Beschwerden 0.7 1.1 0.8 1.3 1.72 .189 Ängstlich/Depressiv 2.4 2.6 2.8 2.9 2.37 .124 Externalisierende Auffälligkeiten 10.6 7.1 9.1 5.5 11.54 .001 Dissoziales Verhalten 1.7 1.7 1.2 1.3 22.50 .000 Aggressives Verhalten 8.9 5.8 7.9 4.7 7.41 .007 Soziale Probleme 1.4 1.7 1.3 1.6 1.82 .178 Schizoid/Zwanghaft 0.5 1.0 0.6 1.1 0.04 .847 Gemischte Auffälligkeiten Aufmerksamkeitsprobleme 3.0 2.6 2.4 2.2 14.12 .000 Gesamtwert 24.5 15.8 23.8 14.9 1.18 .277 8.2.1.2 Alter des Kindes Jungen Die Verteilung der Skalenrohwerte in den einzelnen Altersgruppen ist Tabelle 8.10 zu entnehmen. Die einfaktorielle multivariate Varianzanalyse ergab einen signifikanten Alterseffekt (PS = 0.15; F (3, 417) = 1.94, p < .001). Da dieses Ergebnis jedoch noch nichts darüber aussagt, bei welchen Skalen und zwischen welchen Gruppen signifikante Unterschiede bestehen, wurden univariate Signifikanztests mit anschließenden Post-Hoc-Vergleichen durchgeführt. 98 Kapitel 8 Ergebnisse Das Alter der Kinder hat einen signifikanten Effekt auf die Skalen Sozialer Rückzug (F (3; 417) = 4.19, p = .005), Ängstlich/Depressiv (F (3; 417) = 4.24, p = .005) und Internalisierende Auffälligkeiten (F (3; 417) = 4.27, p = .005). Die Ergebnisse der Post-Hoc-Tests zeigen, dass sich bei der Skala Sozialer Rückzug die Mittelwerte der Drei- und Fünf-Jährigen statistisch signifikant voneinander unterscheiden. Der Mittelwert der dreijährigen Jungen liegt mit 1.2 deutlich niedriger als der Mittelwert Fünf-Jährigen (M = 2.2). Ebenso verhält es sich mit den Mittelwerten der Skalen Ängstlich/Depressiv und Internalisierende Auffälligkeiten. Auch hier ist der Mittelwert in der Altersgruppe der Drei-Jährigen signifikant niedriger im Vergleich zur Altersgruppe der Fünf-Jährigen. Tabelle 8.10: Mittelwerte (M) und Standardabweichung (SD) der CBCL-Skalen für Jungen der einzelnen Altersstufen. Skala 3 Jahre (N = 47) M SD 4 Jahre (N = 123) M SD 5 Jahre (N =136) M SD 6 Jahre (N = 115) M SD Internalisierende Auffälligkeiten 3.3 3.7 4.5 3.9 5.7 4.6 5.1 4.6 Sozialer Rückzug 1.2 1.5 1.6 1.6 2.2 2.0 1.8 1.8 Körperliche Beschwerden 0.5 0.8 0.8 1.2 0.7 1.0 0.7 1.3 Ängstlich/Depressiv 1.6 2.2 2.1 2.3 2.9 2.8 2.6 2.8 Externalisierende Auffälligkeiten 9.9 7.0 11.3 7.1 10.9 7.4 9.7 6.8 Dissoziales Verhalten 1.6 1.8 1.7 1.7 1.8 1.7 1.7 1.7 Aggressives Verhalten 8.4 5.4 9.6 5.9 9.2 6.0 8.0 5.6 Soziale Probleme 1.2 1.3 1.2 1.4 1.6 1.9 1.5 2.0 Schizoid/Zwanghaft 0.5 1.0 0.6 1.1 0.6 1.1 0.4 0.8 Gemischte Auffälligkeiten Aufmerksamkeitsprobleme 2.4 2.2 2.9 2.3 3.4 2.9 2.9 2.7 Gesamtwert 21.9 14.8 25.1 15.1 26.3 16.8 23.2 15.7 Mädchen Die Verteilung der Skalenrohwerte in den einzelnen Altersstufen ist Tabelle 8.11 zu entnehmen. Auch bei den Mädchen ergab die einfaktorielle multivariate Varianzanalyse einen signifikanten Alterseffekt (PS = 0.14; F (3, 367) = 1.66, p = .010). Da damit aber noch keine Aussagen verbunden sind, bei welchen Skalen und zwischen welchen Gruppen signifikante Unterschiede bestehen, wurden univariate Signifikanztests mit anschließenden Post-HocVergleichen durchgeführt. 99 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.11: Mittelwerte (M) und Standardabweichung (SD) der CBCL-Skalen für Mädchen der einzelnen Altersstufen. 3 Jahre (N = 50) Skala M SD 4 Jahre (N = 123) M SD 5 Jahre (N = 120) M SD 6 Jahre (N = 78) M SD Internalisierende Auffälligkeiten 3.7 3.2 5.0 4.4 6.2 5.9 6.7 5.2 Sozialer Rückzug 1.6 1.5 2.0 2.0 2.3 2.2 2.4 1.9 Körperliche Beschwerden 0.7 1.1 0.6 1.0 1.0 1.4 1.0 1.5 Ängstlich/Depressiv 1.8 1.9 2.4 2.5 3.1 3.4 3.6 3.2 Externalisierende Auffälligkeiten 9.1 5.6 9.1 5.6 9.8 5.8 8.0 4.6 Dissoziales Verhalten 1.2 1.4 1.1 1.3 1.4 1.3 1.1 1.3 Aggressives Verhalten 8.0 4.8 8.0 4.8 8.2 5.0 6.9 3.8 Soziale Probleme 1.1 1.4 1.2 1.5 1.3 1.6 1.5 1.9 Schizoid/Zwanghaft 0.4 0.9 0.6 1.0 0.7 1.3 0.5 1.0 Gemischte Auffälligkeiten Aufmerksamkeitsprobleme 2.2 1.9 2.3 2.1 2.5 2.5 2.4 2.3 Gesamtwert 21.6 12.7 22.9 14.0 25.5 16.8 23.6 14.0 Das Alter der Kinder hat, wie auch bei den Jungen, auf die Skalen Ängstlich/Depressiv (F (3; 367) = 5.86, p < .001) und Internalisierende Auffälligkeiten (F (3; 417) = 5.84, p < .001), nicht jedoch auf die Skala Sozialer Rückzug, einen signifikanten Einfluss. Die durchgeführten Post-Hoc-Vergleiche zeigen, dass sich auf der Skala Ängstlich/Depressiv die Mittelwerte der Drei- und Sechs-Jährigen statistisch signifikant voneinander unterscheiden. Der Mittelwert der dreijährigen Mädchen liegt mit 1.8 deutlich niedriger im Vergleich zu den Sechs-Jährigen (M = 3.6). Auch die Mittelwerte der Vier- und Sechs-Jährigen unterscheiden sich darin, dass jüngere Kinder geringere Mittelwerte erreichen. Die Skala Internalisierende Auffälligkeiten weist Unterschiede zwischen den Drei- und Fünf-Jährigen bzw. den Drei- und SechsJährigen auf. Die Mittelwerte der jüngeren Mädchen liegen auch hier deutlich niedriger im Vergleich zu den älteren Kindern. 8.2.2 Soziodemographische Daten der Familien 8.2.2.1 Alter der Mütter Tabelle 8.12 enthält die Mittelwerte und Standardabweichungen der Summenwerte der Syndrom- und der übergeordneten Skalen in Abhängigkeit vom Alter der Mütter. Bei näherer Betrachtung der Verteilungsmaße fällt auf, dass die Mittelwerte der Kinder sehr junger Mütter durchweg höher ausfallen im Vergleich zu Kindern älterer Mütter. Die Überprüfung der Mittelwertsunterschiede mit Hilfe einer MANOVA ergab jedoch keinen signifikanten Effekt der Variable Alter der Mütter (F (4, 534) = .850, p = .730). Die Skalen-Summenwerte in den einzelnen Altersgruppen unterscheiden sich demzufolge nicht voneinander. 100 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.12: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Alter der Mütter. Alter der Mutter Bis 25 Jahre 26 – 30 Jahre 31 – 35 Jahre 36 – 40 Jahre Über 40 Jahre (N = 28) (N = 110) (N = 231) (N = 141) (N = 38) Internalisierende Auffälligkeiten 6.5 (5.2) 6.0 (5.3) 5.6 (5.2) 4.8 (4.4) 4.5 (3.5) Sozialer Rückzug 2.4 (2.1) 2.3 (2.0) 2.1 (2.0) 1.9 (2.1) 1.7 (1.7) Körperliche Beschwerden 0.9 (1.2) 0.8 (1.5) 0.9 (1.2) 0.7 (1.2) 0.5 (0.8) Ängstlich/Depressiv 3.4 (3.1) 3.1 (3.0) 2.8 (3.1) 2.3 (2.4) 2.4 (2.3) Externalisierende Auffälligkeiten 12.4 (6.7) 10.9 (7.0) 9.9 (6.3) 9.1 (5.8) 8.2 (6.9) Dissoziales Verhalten 2.0 (1.6) 1.7 (1.6) 1.4 (1.5) 1.3 (1.4) 1.4 (1.8) Aggressives Verhalten 10.5 (5.8) 9.3 (5.8) 8.5 (5.3) 7.8 (4.9) 6.8 (5.4) Soziale Probleme 1.8 (1.7) 1.5 (1.6) 1.3 (1.7) 1.2 (1.6) 1.1 (1.3) Schizoid/Zwanghaft 0.8 (1.1) 0.5 (1.0) 0.7 (1.2) 0.5 (1.2) 0.2 (0.6) Skala Gemischte Auffälligkeiten Aufmerksamkeitsprobleme Gesamtwert 8.2.2.2 3.4 (2.5) 3.1 (2.7) 2.8 (2.3) 2.4 (2.6) 1.9 (2.1) 30.6 (16.4) 26.6 (16.7) 25.1 (15.7) 22.2 (14.6) 19.6 (13.1) Familienstand Die deskriptiven Verteilungsmaße der CBCL-Skalenrohwerte getrennt für verheiratete bzw. in fester Partnerschaft lebende Eltern und Alleinerziehende sind Tabelle 8.13 zu entnehmen. Eine erste Betrachtung der Mittelwerte zeigt, dass Kinder Alleinerziehender höhere Summenwerte erreichen. Die Mittelwertsunterschiede wurden mit Hilfe einer MANOVA überprüft. Diese ergab einen signifikanten Effekt der Variable Familienstand (F (1, 775) = 2.11, p < .05). Tabelle 8.13 enthält außerdem für die einzelnen CBCL-Skalen die Ergebnisse der durchgeführten univariaten Signifikanztests. Unter Berücksichtigung der Bonferoni-Korrektur kann nur bei der Skala Ängstlich/Depressiv von einem signifikanten Mittelwertsunterschied ausgegangen werden. Kinder allein erziehender Eltern weisen auf dieser Skala höhere Summenwerte im Vergleich zu Kindern verheirateter/in fester Partnerschaft lebender Eltern auf. 101 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.13: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der CBCL-Skalenrohwerte getrennt für verheiratete/in fester Partnerschaft lebende (N = 688) und allein erziehende Eltern (N = 99) und Ergebnisse der ANOVA. Verheiratet/feste Partnerschaft Skala Alleinerziehende Ergebnisse der ANOVA F (1, 775) p Internalisierende Auffälligkeiten 5.0 (4.5) 6.3 (5.2) 6.76 .010 Sozialer Rückzug 1.9 (1.9) 2.3 (2.0) 3.58 .059 Körperliche Beschwerden 0.8 (1.2) 0.9 (1.2) 0.97 .324 Ängstlich/Depressiv 2.5 (2.6) 3.4 (3.4) 10.11 .002 Externalisierende Auffälligkeiten 9.7 (6.3) 11.3 (6.8) 5.27 .018 Dissoziales Verhalten 1.4 (1.5) 1.8 (1.7) 4.08 .044 Aggressives Verhalten 8.2 (5.2) 9.5 (5.6) 5.06 .028 Soziale Probleme 1.3 (1.7) 1.6 (1.5) 2.21 .137 Schizoid/Zwanghaft 0.5 (1.0) 0.6 (1.2) 1.14 .286 Aufmerksamkeitsprobleme 2.6 (2.4) 3.1 (2.7) 2.64 .105 23.6 (14.9) 27.7 (16.6) 6.41 .011 Gemischte Auffälligkeiten Gesamtwert 8.2.2.3 Schulabschluss der Eltern Tabelle 8.14 gibt Auskunft darüber, wie sich die Mittelwerte und Standardabweichungen der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Schulabschluss der Eltern verteilen. Bei erster Betrachtung zeigt sich, dass die Summenwerte der Kinder, deren Eltern die Hauptschule besucht haben, höher ausfallen im Vergleich zu Kindern, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben. Die Überprüfung der Mittelwertsunterschiede mit Hilfe einer (MANOVA) ergab jedoch keinen signifikanten Effekt der Variable Schulabschluss der Eltern (PS = 0.05; F (3, 766) = 1.38, p = .078). Somit unterscheiden sich die Mittelwerte in den einzelnen Gruppen nicht bedeutsam. 102 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.14: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Schulabschluss der Eltern. Hauptschule Realschule Abitur Hochschule (N = 180) (N = 299) (N = 133) (N = 167) Internalisierende Auffälligkeiten 5.9 (5.5) 4.8 (4.2) 5.4 (4.5) 4.8 (4.2) Sozialer Rückzug 2.0 (2.1) 1.9 (1.8) 1.9 (1.7) 1.8 (1.9) Schulabschluss Skala Körperliche Beschwerden 0.8 (1.4) 0.7 (1.1) 0.9 (1.4) 0.8 (1.0) Ängstlich/Depressiv 3.2 (3.2) 2.3 (2.5) 2.7 (2.7) 2.4 (2.5) Externalisierende Auffälligkeiten 10.6 (7.2) 9.7 (5.9) 10.2 (7.2) 9.2 (5.9) Dissoziales Verhalten 1.6 (1.7) 1.4 (1.4) 1.5 (1.8) 1.3 (1.5) Aggressives Verhalten 9.0 (5.9) 8.3 (4.9) 8.7 (6.0) 7.8 (4.8) Soziale Probleme 1.8 (2.0) 1.2 (1.5) 1.3 (1.5) 1.2 (1.6) Schizoid/Zwanghaft 0.6 (1.0) 0.6 (1.0) 0.5 (1.1) 0.4 (1.0) Aufmerksamkeitsprobleme 3.1 (2.9) 2.6 (2.3) 2.8 (2.2) 2.3 (2.1) 26.6 (18.2) 23.0 (13.8) 24.9 (14.9) 22.4 (13.6) Gemischte Auffälligkeiten Gesamtwert 8.2.2.4 Familien-Nettoeinkommen Der Zusammenhang zwischen den Summenwerten der einzelnen CBCL-Skalen und dem Familien-Nettoeinkommen wurde über Rangkorrelationen bestimmt. Die Korrelationskoeffizienten können Tabelle 8.15 entnommen werden. Sie reichen von -.06 (Körperliche Beschwerden) bis -.18 (Ängstlich/Depressiv und Gesamtwert). Insgesamt deuten die ermittelten Korrelationen auf sehr schwache negative Zusammenhänge zwischen Summenwerten und Einkommen. Tabelle 8.15: Rangkorrelationen zwischen den CBCL-Summenwerten und dem Familien-Nettoeinkommen. Nettoeinkommen SR KB ÄD SP SZ Skala AP DV AV INT EXT GES -.11* -.06 -.18* -.16* -.04 -.14* -.13* -.12* -.17* -.14* -.18* In Tabelle 8.16 sind die Mittelwerte und Standardabweichungen der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Familien-Nettoeinkommen dargestellt. Wie eine erste Betrachtung der Mittelwerte zeigt, erreichen Kinder aus finanziell benachteiligten Familien höhere Summenwerte als Kinder, deren Eltern über ein höheres Einkommen verfügen. Die Mittelwertsunterschiede wurden mit Hilfe einer MANOVA überprüft und ergab einen signifikanten Effekt der Variable Einkommen auf die Verteilung der einzelnen Skalenrohwerte (F (4, 733) = 1.38, p = .047). 103 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.16: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Familien-Nettoeinkommen. Einkommen Bis 1999 DM 2000–2999 DM 3000–3999 DM 4000–4999 DM Über 5000 DM (N = 171) Skala (N = 104) (N = 133) (N = 193) (N = 147) Internalisierende Auffälligkeiten 7.0 (5.8) 5.7 (4.4) 4.9 (4.1) 5.0 (4.7) 4.4 (4.4) Sozialer Rückzug 2.4 (2.2) 2.1 (1.9) 1.8 (1.7) 2.0 (2.0) 1.7 (1.9) Körperliche Beschwerden 1.0 (1.6) 0.8 (1.0) 0.9 (1.4) 0.6 (1.1) 0.6 (0.9) Ängstlich/Depressiv 3.8 (3.6) 3.0 (2.8) 2.3 (2.4) 2.3 (2.6) 2.1 (2.5) Externalisierende Auffälligkeiten 12.0 (7.7) 10.5 (6.0) 9.2 (5.9) 9.6 (6.7) 9.0 (5.7) Dissoziales Verhalten 1.9 (1.7) 1.7 (1.6) 1.4 (1.6) 1.4 (1.6) 1.3 (1.3) Aggressives Verhalten 10.2 (6.5) 9.8 (4.9) 7.9 (4.7) 8.3 (5.6) 7.7 (4.8) Soziale Probleme 1.9 (1.9) 1.6 (1.7) 1.3 (1.7) 1.2 (1.6) 1.0 (1.4) Schizoid/Zwanghaft 0.7 (1.4) 0.6 (0.9) 0.6 (1.0) 0.5 (1.0) 0.5 (1.1) Gemischte Auffälligkeiten Aufmerksamkeitsprobleme Gesamtwert 3.3 (3.0) 3.1 (2.3) 2.8 (2.3) 2.7 (2.5) 2.3 (2.1) 30.1 (19.7) 26.4 (13.8) 22.7 (13.4) 23.1 (15.0) 21.2 (13.6) Bis auf die Skalen Körperliche Beschwerden, Sozialer Rückzug und Schizoid/Zwanghaft hat das Einkommen der Familie einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der Summenwerte. Die Ergebnisse der Post-Hoc-Tests lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bei den Syndromskalen sowie den übergeordneten Skalen liegen die Mittelwerte in der Einkommenskategorie bis 1999 DM signifikant höher im Vergleich zur Einkommenskategorie über 5000 DM. Die Mittelwerte der Skalen Ängstlich/Depressiv, Aufmerksamkeitsprobleme, Dissoziales Verhalten weisen darüber hinaus Unterschiede zwischen den Kategorien bis 1999 DM und bis 3999 DM in der bereits beschriebenen Richtung auf. Bei der Skala Aggressives Verhalten ist der Mittelwert in der niedrigsten Einkommenskategorie im Vergleich zu allen anderen Einkommensarten signifikant höher. Auf den Skalen Ängstlich/Depressiv und Soziale Probleme finden sich auch signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den Kategorien bis 2999 DM und über 5000 DM, wobei auch hier höhere Mittelwerte in der niedrigeren Einkommenskategorie zu beobachten sind. Bei den allen übergeordneten Skalen unterschieden sich nicht nur die Mittelwerte zwischen niedrigstem und höchstem Einkommen. Die Mittelwerte in den Kategorien bis 3999 DM und bis 4999 DM fallen signifikant niedriger im Vergleich zur Kategorie bis 1999 DM aus. 104 Kapitel 8 8.2.2.5 Ergebnisse Bedeutung soziodemographischer Variablen hinsichtlich der Verhaltensauffälligkeit Um genauer zu bestimmen, welche soziodemographischen Variablen die besten Prädiktoren für die mittleren Summenwerte der übergeordneten Skalen sind, wurden schrittweise multiple Regressionen mit den bereits beschriebenen soziodemographischen Variablen der Familien gerechnet (s. Tabellen 8.17 bis 8.19). In die Regressionsanalysen gingen außerdem das Alter und Geschlecht des Kindes ein. Die Ergebnisse der multiplen Regressionen werden nachfolgend für die Summenwerte der Internalisierenden und Externalisierenden Auffälligkeiten sowie für den Gesamtauffälligkeitswert beschrieben. In Tabelle 8.17 finden sich zur Vorhersage des Summenwertes Internalisierende Auffälligkeiten die standardisierten und unstandardisierten Regressionsgewichte, Standardfehler und der Zuwachs R2 für jeden einzelnen Schritt. Wie das Modell 3 zeigt, sind die Variablen Alter des Kindes, Netto-Einkommen der Familie (bis 1999 DM) und Geschlecht des Kindes die besten Prädiktoren für den Summenwert. Das Alter des Kindes und das Einkommen der Familie leisten einen ähnlich hohen Beitrag zur Varianzaufklärung. Das R2 von .072 besagt, dass 7.2 % der gesamten Streuung auf die genannten Variablen zurückzuführen sind. Die Effektgröße f2 beträgt 0.08. Durch die Aufnahme der soziodemographischen Variablen Familienstand, Schulabschluss der Eltern, Alter der Mütter und die Anzahl der Kinder in der Familie in das Regressionsmodell kann nicht mehr Varianz aufgeklärt werden. Tabelle 8.17: Zusammenfassung der schrittweisen Regressionsanalyse zur Vorhersage des Summenwertes der Skala Internalisierende Auffälligkeiten (N = 809). Modell Aufgenommene Variablen B SE B b 1 Alter des Kindes 0.92 0.22 .18*** 2 Alter des Kindes 0.92 0.22 .18*** Netto-Einkommen bis 1999 DM 2.13 0.56 .16*** Alter des Kindes 0.94 0.22 .18*** Netto-Einkommen bis 1999 DM 2.14 0.56 .16*** -1.14 0.42 -.11** 3 Geschlecht des Kindes 2 Anmerkungen. R = .03 für Modell 1; 6R = .03 für Modell 2 (p < .001); 6R = .01 für Modell 3 (p < .01). 2 2 *** p < .001 ** p < .01. In Tabelle 8.18 sind zur Vorhersage des Summenwertes Externalisierende Auffälligkeiten die standardisierten und unstandardisierten Regressionsgewichte, Standardfehler und der Zuwachs R2 für jeden einzelnen Schritt zusammengefasst. Das Modell 3 der schrittweisen Regression zeigt, dass die Variable Netto-Einkommen der Familie bis 1999 DM den höchsten Beitrag zur Varianzaufklärung liefert. 105 Kapitel 8 Ergebnisse Gemeinsam mit den Variablen Geschlecht des Kindes und Alter der Mütter (bis 25 Jahre) wird insgesamt 5.0 % der gesamten Varianz aufgeklärt. Hier beträgt die Effektgröße f2 = 0.05. Durch die Aufnahme der soziodemographischen Variablen Familienstand, Schulabschluss der Eltern, Alter des Kindes und die Anzahl der Kinder in der Familie in das Regressionsmodell kann nicht mehr Varianz aufgeklärt werden. Tabelle 8.18: Zusammenfassung der schrittweisen Regressionsanalyse zur Vorhersage des Summenwertes der Skala Externalisierende Auffälligkeiten (N = 809). Modell Aufgenommene Variablen B SE B b 1 Netto-Einkommen (bis 1999 DM) 2.93 0.74 .17*** 2 Netto-Einkommen (bis 1999 DM) Geschlecht des Kindes 2.92 1.48 0.74 0.56 .17*** .11** 3 Netto-Einkommen (bis 1999 DM) Geschlecht des Kindes 2.63 1.57 0.75 0.56 .15*** .12** Alter der Mutter (bis 25 Jahre) 2.73 1.26 .09* 2 Anmerkungen. R = .03 für Modell 1; p < .05. 6R = .01 für Modell 2 (p < .05); 6R = .01 für Modell 3 (p < .05). 2 2 *** p < .001 ** p < .01 * Wie das Modell 2 in Tabelle 8.19 zeigt, sind die Variablen Netto-Einkommen der Familie (bis 1999 DM) und das Alter der Mütter (bis 25 Jahre) die besten Prädiktoren für den Summenwert der Skala Gesamtauffälligkeitswert, wobei die Variable Einkommen einen stärkeren Beitrag zur Varianzaufklärung leistet. Das R2 von .044 besagt, dass 4.4 % der gesamten Streuung auf die beiden Variablen zurückzuführen sind. Auch hier beträgt die Effektgröße f2 = 0.05. Durch die Aufnahme der soziodemographischen Variablen Familienstand, Schulabschluss der Eltern, Alter und Geschlecht des Kindes und Anzahl der Kinder in das Regressionsmodell kann nicht mehr Varianz aufgeklärt werden. Tabelle 8.19: Zusammenfassung der schrittweisen Regressionsanalyse zur Vorhersage des Summenwertes der Skala Gesamtauffälligkeit (N = 809). Modell Aufgenommene Variablen B SE B b 1 Netto-Einkommen (bis 1999 DM) 7.92 1.80 .19*** 2 Netto-Einkommen (bis 1999 DM) Alter der Mutter (bis 25 Jahre) 7.21 6.70 1.82 3.09 .17*** .09* 2 Anmerkungen. R = .03 für Modell 1; 6R = .01 für Modell 2 (p < .05). 2 *** p < .001 * p < .05. 106 Kapitel 8 8.2.3 Ergebnisse Zusammenfassung An dieser Stelle sollen die wichtigsten Ergebnisse zur Verhaltensauffälligkeit in Abhängigkeit von soziodemographischen Daten der Kinder und Familien zusammengefasst werden. Die Ergebnisse der Analysen zu Geschlechtsunterschieden zeigen zwar, dass Mädchen bei internalisierenden Auffälligkeiten höhere Summenwerte als Jungen aufweisen. Unter Berücksichtigung der a-Fehler-Adjustierung konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Bei Aufmerksamkeitsproblemen, Dissozialem Verhalten und der übergeordneten Skala Externalisierende Auffälligkeiten zeigen Jungen signifikant häufiger Verhaltensauffälligkeiten. Auch das Alter der Kinder hat einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der einzelnen Summenwerte. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen zeigen die jüngsten Kinder deutlich weniger ängstlich-depressives Verhalten und internalisierende Auffälligkeiten im Vergleich zu älteren Kindern. Internalisierende Auffälligkeiten nehmen also mit dem Alter des Kindes zu. Bei den Jungen zeigt sich darüber hinaus ein signifikanter Alterseffekt bei der Skala Sozialer Rückzug, der ebenfalls in die beschriebene Richtung geht. Die dargestellten Ergebnisse zur Abhängigkeit der Verhaltensauffälligkeit von soziodemographischen Daten der Familien belegen, dass Kinder allein erziehender Eltern im Bereich ängstlich-depressives Verhalten signifikant auffälliger sind im Vergleich zu Kindern, deren Eltern verheiratet sind bzw. in fester Partnerschaft leben. Bei Nichtbeachtung einer a-FehlerAdjustierung zeigen sich vergleichbare Ergebnisse auch bei den Skalen Dissoziales und Aggressives Verhalten sowie allen übergeordneten Skalen. Auch das einer Familie zur Verfügung stehende Netto-Einkommen wirkt sich signifikant auf die Häufigkeit von kindlichen Verhaltensproblemen aus. Bis auf die Skalen Körperliche Beschwerden, Sozialer Rückzug und Schizoid/Zwanghaft konnten signifikante Unterschiede zwischen den Einkommensarten nachgewiesen werden. Dabei zeigen die Kinder aus Familien mit einem sehr niedrigen Einkommen deutlich mehr Verhaltensauffälligkeiten im Vergleich zu Kindern, wo das Einkommen der Familie der höchsten Kategorie zugeordnet wurde. Dagegen haben das Alter der Mütter und der Schulabschluss der Eltern keinen signifikanten Einfluss auf die Verteilung der Skalenrohwerte. Als bester Prädiktor zur Vorhersage der Summenwerte der übergeordneten Skalen hat sich die Variable sehr niedriges Netto-Einkommen der Familie erwiesen. Bei den Internalisierenden Auffälligkeiten leisten zusätzlich die Variablen Alter und Geschlecht des Kindes einen Beitrag zur Varianzaufklärung. Bei den Externalisierenden Auffälligkeiten und beim Gesamtwert zählt darüber hinaus das Alter der Mütter (bis 25 Jahre) zu den Prädiktoren. Durch die Variablen kann insgesamt 4 bis 7 % der Varianz aufgeklärt werden. 107 Kapitel 8 Ergebnisse 8.3 Prävalenzraten psychischer Störungen und Verhaltensauffälligkeiten 8.3.1 Symptomprävalenzraten In den Tabellen 8.20 bis 8.27 sind die Symptomprävalenzraten für die einzelnen Items des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindergartenkindern dargestellt. Dabei sind die Items nach ihrer Skalenzugehörigkeit geordnet. Für die Skala Schizoid/Zwanghaft wurden wegen der mangelnden Reliabilität keine Prävalenzraten berechnet. In den einzelnen Tabellen werden die Item-Häufigkeiten der Ausprägungen 1 (etwas oder manchmal zutreffend) und 2 (genau oder häufig zutreffend) für die Gesamtstichprobe sowie für Jungen und Mädchen angegeben. Die Items sind nach der Auftretenshäufigkeit in der Gesamtstichprobe geordnet. Zusätzlich enthalten die Tabellen die Ergebnisse der Chi2-Tests. Tabelle 8.20 zeigt die Prävalenzraten der Items der Skala Sozialer Rückzug. Sowohl bei den Jungen als auch bei den Mädchen wird Item 88. Schmollt viel oder ist leicht eingeschnappt mit über 40 % in der Ausprägung 1 am häufigsten angegeben. Bei 9.8 % der Mädchen und 5.5 % der Jungen kommt Schmollen in starker Ausprägung vor. Der Geschlechtsunterschied ist statistisch signifikant (c2 (2) = 7.23, p < .05). Schüchtern/zaghaftes Verhalten wird am häufigsten bei Mädchen beobachtet – bei 43.1 % in leichter und bei 5.6 % in starker Ausprägung. Von Jungen wird solches Verhalten am zweithäufigsten berichtet (34.9 % bzw. 3.5 %). Mädchen fallen jedoch häufiger durch schüchternes Verhalten auf als Jungen (c2 (2) = 8.70, p < .05). Gleich häufig verteilt (jeweils 12 %) ist der Anteil der Kinder, die auf der Skala Sozialer Rückzug jeweils ein Symptom in starker Ausprägung aufweisen. Zwei Symptome in dieser Ausprägung sind bei 2 % der Jungen und 3 % der Mädchen zu beobachten. Weitere 2 % der Mädchen weisen drei und mehr Symptome „genau oder häufig zutreffend“ auf, im Vergleich zu einer Rate von 0.5 % bei den Jungen. Tabelle 8.20: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Sozialer Rückzug in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Sozialer Rückzug Item Inhalt Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest 1 2 1 2 1 2 c2 (2) 88 Schmollt 41.1 7.5 39.7 5.5 42.6 9.8 7.23* 75 Scheu 38.7 4.6 34.9 3.7 43.1 5.6 8.70* 42 Lieber allein 18.9 2.1 18.9 2.8 18.8 1.3 2.00 69 Verschlossen 18.7 2.0 18.9 2.3 18.5 1.6 0.59 101 Traurig 12.4 0.5 8.5 0.7 16.9 0.3 13.70 100 Wenig aktiv 10.2 0.7 10.8 0.5 9.5 1.1 1.32 108 Sozialer Rückzug 8.1 0.5 8.1 1.1 8.2 1.1 4.64 80 Starrt ins Leere 5.8 0.4 5.8 0.5 5.8 0.3 0.21 65 Spricht nicht 4.1 0.6 3.0 0.5 5.3 0.8 3.13 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. * p < .05. 108 Kapitel 8 Ergebnisse In Tabelle 8.21 finden sich die Prävalenzraten für die Items der Skala Körperliche Beschwerden. Insgesamt fallen relativ geringe Prävalenzraten auf. Hautprobleme sind bei Kindergartenkindern die häufigsten Beschwerden. 20.7 % der Mädchen und 17.6 % der Jungen leiden gelegentlich unter Hautproblemen; in starker Ausprägung sind 5.6 bzw. 5.3 % der Kinder davon betroffen. Weiterhin treten Bauchschmerzen ohne körperliche Ursache bei 10.9 % der Jungen und bei 15.4 % der Mädchen auf. Starke Bauchschmerzen spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle – sie sind nur bei einem Prozent der Kinder zu beobachten. Etwa 9 % der Mädchen klagen gelegentlich über Müdigkeit, bei den Jungen sind es 5 %. Bei den Items der Skala Körperliche Beschwerden gibt es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. Der Anteil der Kinder, die an stark ausgeprägten körperlichen Beschwerden leidet, stellt sich wie folgt dar: Ein Symptom ist bei 6 % der Jungen und bei 7 % der Mädchen zu beobachten. Zwei Symptome zeigen 1 % der Jungen aber nur 0.3 % der Mädchen. Mehrere körperliche Beschwerden in starker Ausprägung treten bei Kindergartenkindern äußerst selten auf. Tabelle 8.21: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Körperliche Beschwerden in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Körperliche Beschwerden Gesamt 1 Jungen 2 1 Mädchen 2 1 Signifikanztest 2 c2 (2) Item Inhalt 56e Hautprobleme 19.1 5.5 17.6 5.3 20.7 5.6 1.34 56f Bauchschmerzen 13.0 1.1 10.9 1.2 15.4 1.1 3.72 54 Müde 7.2 0.5 5.3 0.5 9.3 0.5 4.91 56g Erbrechen 5.9 0.4 5.6 0.7 6.4 0.0 2.84 56b Kopfschmerz 4.3 0.5 4.7 0.5 4.0 0.5 0.23 56a Schmerzen 4.3 0.2 3.9 0.2 4.8 0.3 0.37 56c Übelkeit 3.2 0.4 3.3 0.2 3.2 0.5 0.48 56d Augenprobleme 1.5 0.4 1.4 0.2 1.6 0.5 0.52 Schwindelig 1.2 0.0 1.2 0.0 1.3 0.0 0.05 51 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. Tabelle 8.22 fasst die Prävalenzraten der Skala Ängstlich/Depressiv zusammen. Die höchsten Prävalenzraten wurden für das Item 71. Ist befangen/leicht verlegen ermittelt. Bei 38.8 % der Mädchen und 36.7 % der Jungen ist es ein gelegentliches, bei 3.2 % bzw. 2.1 % ein ausgeprägtes Problem. Weiterhin weisen die Items 50. Ist zu furchtsam/ängstlich und 14. Weint viel hohe Prävalenzraten auf. Obwohl bei den Mädchen höhere Prävalenzraten zu beobachten sind, gibt es jedoch auch bei dieser Skala hinsichtlich der Prävalenzraten keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. 7.7 % der Jungen und 12.2 % der Mädchen weisen ein Symptom dieser Skala in ausgeprägter Form auf. Zwei oder mehr Symptome treten etwas häufiger bei Jungen auf, nämlich in 4.7 % der Fälle im Vergleich zu einer Rate von 3.9 % bei den Mädchen. 109 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.22: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Ängstlich/Depressiv in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Ängstlich/Depressiv Item Inhalt Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest 1 2 1 2 1 2 c2 (2) 71 Befangen 37.7 2.6 36.7 2.1 38.8 3.2 1.55 50 Ängstlich 29.7 3.2 27.6 2.5 32.0 4.0 3.60 14 Weint 26.5 4.6 24.0 4.6 29.4 4.5 3.14 89 Misstrauisch 20.8 1.2 19.2 1.2 22.5 1.3 1.44 32 Perfekt 17.1 3.7 15.5 3.7 18.9 3.7 1.64 45 Nervös 15.3 1.2 17.6 1.6 12.8 0.8 4.93 101 Traurig 12.4 0.5 8.5 0.7 16.9 0.3 13.70 12 Einsam 10.6 1.1 10.6 0.5 10.6 1.9 3.56 109 Sorgen 10.4 0.7 9.7 0.9 11.2 0.5 0.85 33 Ungeliebt 10.0 0.6 9.7 0.2 10.3 1.1 2.36 34 Andere antun 9.9 0.9 10.2 1.2 9.6 0.5 1.02 35 Wertlos 9.4 0.4 9.5 0.2 9.3 0.5 0.50 31 Angst, Schlimmes zu denken 6.7 1.0 6.5 0.7 6.9 1.3 0.89 52 Schuldgefühle 3.1 0.5 2.8 0.2 3.5 0.8 1.65 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. Die Prävalenzraten für die Items der Skala Soziale Probleme sind in Tabelle 8.23 dargestellt. Als häufigstes Problem wird von den Eltern Item 11. Ist zu abhängig von Erwachsenen genannt. Gelegentlich tritt dieses Problem bei 31.4 % aller Jungen und bei 31.9 % der Mädchen auf. Stark ausgeprägt kommt es bei 5.7 % der Jungen im Vergleich zu 5.5 % bei den Mädchen vor. Ebenfalls gleich verteilen sich die Häufigkeiten für das Item 25. Kommt mit anderen Kindern nicht aus. 16.4 bzw. 16.2 % haben manchmal Probleme im Umgang mit Gleichaltrigen, wobei die Schwierigkeiten in starker Ausprägung bei 2.5 % der Jungen und bei 1.6 % der Mädchen auftreten. Signifikante Geschlechtsunterschiede in den Prävalenzraten gibt es bei den Items dieser Skala nicht. Insgesamt werden 8.2 % aller Jungen und 7.3 % aller Mädchen von ihren Eltern auf mindestens einem Symptom dieser Skala als stark auffällig eingeschätzt. Zwei oder mehr stark ausgeprägte Symptome weisen etwa 2 % aller Kindergartenkinder auf. 110 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.23: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Soziale Probleme in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Soziale Probleme Item Inhalt Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest 1 2 1 2 1 2 c2 (2) 11 Klammert 31.8 5.5 31.4 5.7 31.9 5.5 0.14 25 Kommt nicht aus 16.3 2.1 16.5 2.5 16.2 1.8 0.89 1 Verhält sich zu jung 16.1 2.2 19.4 2.3 12.8 2.3 7.25 64 Lieber mit Jüngeren 13.6 1.1 11.7 0.9 15.9 1.6 3.72 62 Tapsig 11.1 1.1 13.4 1.6 8.6 0.5 7.60 48 Nicht beliebt 7.4 0.9 8.3 0.7 6.8 1.0 0.92 38 Wird gehänselt 6.9 0.4 7.8 0.7 6.3 0.0 3.40 55 Übergewicht 3.2 0.6 2.5 0.7 4.2 0.8 1.75 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. Tabelle 8.24 sind die Prävalenzraten für die Items der Skala Aufmerksamkeitsprobleme zu entnehmen. Diese Skala umfasst insgesamt 10 Items, die bis auf wenige Ausnahmen hohe Prävalenzraten aufweisen. Häufigkeiten von mehr als 35 % bei der Itemausprägung 1 sind bei folgenden Items zu beobachten: 41. Handelt unüberlegt/impulsiv (54.3 % der Jungen und 47.6 % der Mädchen), 8. Kann sich nicht konzentrieren (42.9 % der Jungen und 36.4 % der Mädchen) und 10. Kann nicht stillsitzen/unruhig (38.3 % der Jungen und 39.2 % der Mädchen). Jungen zeigen häufiger unruhiges und impulsives Verhalten - für das Item 10. Ist unruhig/Kann nicht stillsitzen wurden in der Itemausprägung 2 Prävalenzraten von 13.6 % für Jungen und 7.9 % für Mädchen berechnet (c2 (2) = 6.94, p < .05). Impulsives Verhalten ist bei 5.3 % der Jungen und 3.5 % der Mädchen ein häufiges Problem (c2 (2) = 6.60, p < .05). Insgesamt werden 14.8 % aller Jungen und 11.4 % aller Mädchen auf mindestens einem Item dieser Skala als auffällig eingeschätzt. Zwei oder mehr Symptome in dieser Ausprägung sind bei 7.8 % aller Jungen und 5.5 % aller Mädchen zu beobachten. 111 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.24: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Aufmerksamkeitsprobleme in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Aufmerksamkeitsprobleme Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest 2 1 2 c2 (2) 54.3 5.3 47.6 3.5 6.60* 6.9 42.9 7.8 36.4 5.9 5.90 38.7 11.0 38.3 13.6 39.2 7.9 6.94* 21.5 2.3 22.7 1.9 20.1 2.9 1.67 Verhält sich zu jung 16.1 2.2 19.4 2.3 12.5 2.1 7.25 45 Nervös 15.3 1.2 17.6 1.6 12.7 0.8 4.93 62 Tapsig 11.1 1.1 13.5 1.6 8.5 0.5 7.60 13 Verwirrt 7.5 0.5 9.0 0.7 5.9 0.3 3.56 80 Starrt ins Leere 5.8 0.4 5.8 0.5 5.8 0.3 0.21 46 Tics 1.7 0.9 2.3 1.2 1.1 0.5 2.83 1 2 Impulsiv 51.2 4.4 Konzentration 39.9 10 Unruhig 17 Tagträume Item 41 8 1 Inhalt 1 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. * p < .05. Die Prävalenzraten der Items der Skala Dissoziales Verhalten sind in Tabelle 8.25 zusammengefasst. Die höchsten Symptomprävalenzen weist das Item 26. Fühlt sich unschuldig auf: Ein gelegentliches Problem stellt es bei 33.6 % der Jungen und bei 29.4 % der Mädchen dar. Als stark ausgeprägtes Problem zeigt es sich bei 4.8 bzw. 4.2 %. Zu den Items, die ebenfalls Häufigkeiten über 20 % in der Ausprägung 1 haben, gehören: 63. Ist lieber mit Älteren zusammen, 43. Lügen und 90. Fluchen. Obwohl bei den Items 103. Vandalismus und 72. Feuer legen für Jungen deutlich höhere Prävalenzraten ermittelt wurden, konnten die Geschlechtsunterschiede statistisch nicht abgesichert werden. Ein Symptom der Skala Dissoziales Verhalten in starker Ausprägung zeigen 10.9 % aller Jungen und 7.5 % aller Mädchen. Zwei oder mehr Symptome sind bei 1.5 % aller Jungen, aber bei nur 0.3 % der Mädchen zu beobachten. 112 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.25: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Dissoziales Verhalten in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Dissoziales Verhalten Item Inhalt Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest 1 2 1 2 1 2 c2 (2) 26 Nicht schuldig 31.7 4.6 33.6 4.8 29.4 4.2 2.00 43 Lügen 25.6 0.4 25.6 0.7 25.7 0.0 2.62 63 Lieber mit Älteren 22.6 4.6 22.3 5.3 22.9 3.7 1.19 90 Flucht 21.9 1.2 28.5 2.3 14.3 0.0 34.45 Vandalismus 8.0 4.0 12.9 0.5 2.4 0.3 30.57 39 Schlechter Umgang 7.3 0.5 8.6 0.7 5.9 0.3 2.99 72 Feuer legen 2.2 0.4 3.7 0.7 0.5 0.0 11.93 67 Weglaufen 2.0 0.0 2.1 0.0 1.9 0.0 0.53 81 Stehlen zu Hause 1.6 0.0 1.6 0.0 1.6 0.0 0.01 82 Stehlen anderswo 0.7 0.0 1.2 0.0 0.3 0.0 2.18 103 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. Tabelle 8.26 weist die Symptomprävalenzen der Skala Aggressives Verhalten aus. Auffällig ist, dass die Items dieser Skala bis auf einzelne Ausnahmen sehr hohe Prävalenzraten bei der Itemausprägung „etwas oder manchmal zutreffend“ aufweisen. Auch die Häufigkeiten der Items mit starker Ausprägung fallen im Vergleich zu den anderen Syndromskalen höher aus. Folgende vier Items wurden von mehr als 50 % der Eltern als gelegentliche Probleme positiv beantwortet: 3. Häufiges Streiten, 22. Ungehorsam zu Hause, 19. Verlangt viel Beachtung und 27. Leicht eifersüchtig sein. Während die ersten drei Items bei Jungen und Mädchen etwa gleich häufig auftreten, sind Mädchen signifikant häufiger eifersüchtig als Jungen (17.2 % vs. 10.5 % in der Itemausprägung 2; c2 (2) = 18.14, p < .001). Weitere signifikante Geschlechtsunterschiede sind bei folgenden Items zu beobachten: 20. Zerstört Eigenes (31.7 % der Jungen vs. 21.3 % der Mädchen; c2 (2) = 28.77, p < .001), 21. Zerstört Fremdes (23.1 % der Jungen vs. 14.3 % der Mädchen; c2 (2) = 16.45, < .001), 74. Spielt Clown (43.2 % der Jungen vs. 35.4 % der Mädchen; c2 (1) = 15.91, p < .05), 95. Wutausbruch (45.8 % der Jungen vs. 35.7 % der Mädchen; c2 (2) = 8.28, p < .05) und 96. Bedroht andere (5.0 % der Jungen vs. 2.3 % der Mädchen; c2 (2) = 4.0, p < .05). Insgesamt werden 20.0 % aller Jungen und 21.8 % aller Mädchen auf einem Symptom dieser Skala als stark auffällig beurteilt. Der Prozentsatz der Jungen, die zwei Symptome in starker Ausprägung aufweisen, liegt bei 11.6 %, im Vergleich dazu sind es bei den Mädchen 13.5 %. Ein auffallend hoher Anteil der Kinder zeigt drei oder mehr Symptome, die genau oder häufig zutreffen – 16.6 % aller Jungen und 14.3 % aller Mädchen. 113 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.26: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Aggressives Verhalten in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Aggressives Verhalten Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest c2 (2) 1 2 1 2 1 2 Streitet viel 61.6 24.1 59.7 24.9 62.7 23.5 1.26 22 Ungehorsam Haus 60.2 7.4 61.6 8.3 57.7 6.5 2.75 19 Verlangt Beachtung 54.8 27.5 54.0 26.1 55.6 29.1 3.80 27 Eifersucht 50.1 13.3 46.5 10.5 53.9 17.2 18.14*** 95 Wutausbruch 41.4 7.9 45.8 7.5 35.7 8.6 8.28* 74 Spielt Clown 39.5 5.7 43.2 7.8 35.4 3.6 15.91*** 93 Redet zu viel 37.3 8.4 35.8 7.6 38.6 9.7 2.28 86 Störrisch 31.2 3.1 30.2 3.7 31.7 2.6 1.41 87 Affektlabil 29.0 4.1 25.6 4.1 32.3 3.9 4.48 Item 3 7 Inhalt Gibt an 28.7 2.5 31.0 3.2 25.9 2.1 4.84 20 Zerstört Eigenes 26.7 3.0 31.7 5.1 21.3 0.5 28.77*** 23 Ungehorsam Kiga 26.1 1.5 30.6 1.3 20.4 1.7 9.43* 68 Schreit viel 23.6 4.1 23.3 4.8 23.4 3.4 1.45 Sehr laut 21.5 3.6 22.1 4.8 20.1 2.3 5.09 57 Körperliche Aggressionen 16.7 0.6 22.2 1.1 10.2 0.0 27.29 21 Zerstört Fremdes 18.7 1.4 23.1 2.3 14.3 0.3 16.45*** 16 Gemein zu Anderen 11.3 0.2 13.5 0.2 8.8 0.5 3.84 37 Raufereien 10.1 1.0 16.1 1.8 3.6 0.0 40.23 102 94 Hänselt 9.5 0.5 12.1 0.2 7.0 0.8 7.90 96 Bedroht Andere 3.8 0.0 5.0 0.0 2.3 0.0 4.00* Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. * p < .05 *** p < .001. Die Symptomprävalenzen der Items, die keiner Skala (Andere Probleme) zugeordnet werden, sind in Tabelle 8.27 zusammengefasst. Es handelt sich hierbei vorwiegend um Items, die monosymptomatisch auftretende Auffälligkeiten wie Essprobleme, Sauberkeits- und Schlafstörungen beschreiben. Zu bemerken ist, dass die häufigsten fünf Probleme in gleicher Rangfolge sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen zu beobachten sind. Folgende Probleme werden in absteigender Reihenfolge von den Eltern am häufigsten genannt (die Prozentangaben in Klammern beziehen sich auf Jungen vs. Mädchen sowie die Itemausprägung 1): 106. Quengelt/jammert (42.0 vs. 41.3 %), 29. Phobien (31.2 vs. 36.2 %), 24. Isst schlecht (28.9 vs. 34.3 %), 58. Zupf/kratzt sich (25.8 vs. 30.0 %) und 47. Hat Alpträume (22.4 vs. 27.9 %). 114 Kapitel 8 Ergebnisse Von Mädchen wird signifikant häufiger berichtet, dass sie sich manchmal gegengeschlechtlich verhalten (15.4 %), während gegengeschlechtliches Verhalten bei 7.4 % der Jungen zu beobachten ist (c2 (2) = 22.68, p < .001). 1.6 % der Mädchen leiden häufig unter Verstopfung – ein Problem, das bei den Jungen nur manchmal vorkommt (c2 (2) = 8.63, p < .05). Ebenfalls wesentlich häufiger werden bei Mädchen Daumenlutschen (7.9 % vs. 4.1 %; c2 (2) = 10.31, p < .05), zu ordentliches Verhalten (22.5 % vs. 16.4 %; c2 (2) = 8.58, p < .05) und Schlafstörungen (c2 (2) = 14.30, p < .05) genannt. Zwei Verhaltensprobleme treten signifikant häufiger bei Jungen auf: nächtliches Einnässen (16.4 % vs. 10.6 %; c2 (2) = 6.68, p < .05) und Tiere quälen (6.0 % vs. 3.2 %; c2 (2) = 7.24, p < .05). 25.5 % aller Jungen und 21.8 % aller Mädchen weisen ein Symptom in starker Ausprägung auf. Zwei Symptome dieser Ausprägung zeigen 13.0 % aller Jungen, im Vergleich dazu 14.3 % der Mädchen. Drei und mehr Symptome in ausgeprägter Form zeigen 9.5 % der Jungen und 21.1 % der Mädchen. Zusammenfassung Die häufigsten Verhaltensprobleme, die von den Eltern bei mindestens 30 % der Kindergartenkinder berichtet werden, stammen aus dem Bereich oppositionelles, aufmerksamkeitssuchendes Verhalten. Weitere typische Verhaltensmuster sind expansiv/hyperaktives Verhalten mit motorischer Unruhe, Impulsivität und Konzentrationsproblemen. Darüber hinaus zeigen Kindergartenkinder Unsicherheiten im sozialen Kontakt wie schüchtern-zurückgezogenes Verhalten, Furcht und Ängstlichkeit sowie leichte Befangenheit. Bei monosymptomatischen Auffälligkeiten werden häufig Symptome wie Quengeln und Jammern, Phobien und spezifische Ängste sowie Essprobleme berichtet. Signifikante Geschlechtsunterschiede zeigen sich wie erwartet am häufigsten bei der Skala Aggressives Verhalten. Jungen fallen wesentlich häufiger als Mädchen durch Wutausbrüche, oppositionelles Verhalten sowie das Zerstören von fremden und eigenen Sachen auf. Dissoziale Verhaltensweisen wie Feuer legen, Vandalismus und mutwillige Zerstörungen sind bei drei- bis sechsjährigen Jungen häufiger als bei gleichaltrigen Mädchen zu beobachten – jedoch sind diese Unterschiede statistisch nicht signifikant. Im Bereich Aufmerksamkeit fällt es Jungen schwerer, sich zu konzentrieren bzw. ruhig zu verhalten. Bei der Skala Sozialer Rückzug zeigt sich, dass Mädchen sich häufiger zurückziehen, traurig und leichter eingeschnappt sind oder schmollen. Die anderen Skalen der Internalisierenden Auffälligkeiten weisen dagegen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede auf. Bei den monosymptomatischen Verhaltensproblemen wird deutlich, dass Mädchen sich häufiger gegengeschlechtlich verhalten, häufiger unter Schlafproblemen und Verstopfung leiden, am Daumen lutschen und einen übertriebenen Ordnungs- und Sauberkeitssinn haben. Dagegen fallen Jungen öfter durch nächtliches Einnässen und das Quälen von Tieren auf. 115 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.27: Symptomprävalenzen für die Items der Skala Andere Probleme in der Gesamtstichprobe sowie für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Andere Probleme Gesamt Jungen Mädchen Signifikanztest c2 (2) 1 2 1 2 1 2 Quengelt/jammert 42.0 4.5 42.1 4.0 41.9 5.0 0.56 29 Phobien 33.8 11.9 31.4 10.6 36.6 13.3 5.08 24 Isst schlecht 31.5 6.7 29.0 6.5 34.4 6.9 2.99 58 Zupft/kratzt an der Haut 27.7 4.9 25.9 5.1 29.8 4.5 1.54 47 Alpträume 25.4 1.5 22.7 1.6 28.5 1.3 3.51 98 Zu ordentlich 19.2 3.3 16.4 2.3 22.5 4.5 8.58* 36 Neigung zu Unfällen/Verletzungen 14.4 1.8 15.2 2.3 13.5 1.3 1.64 105 Item 106 Inhalt Einnässen nachts 13.7 6.8 16.4 7.4 10.6 6.1 6.68* 79 Probleme beim Sprechen 12.8 6.1 15.0 6.5 10.4 5.6 4.34 5 Verhält sich gegengeschlechtlich 11.1 2.4 7.4 0.9 15.4 4.2 22.68* 92 Sprechen/Wandeln im Schlaf 11.1 1.0 11.1 0.9 11.1 1.1 0.04 76 Schläft weniger als andere 10.5 4.0 10.6 2.8 10.3 5.3 3.41 99 Schlafstörungen 10.0 6.8 7.9 4.4 12.5 9.5 14.30* 9.8 7.6 9.0 9.0 10.6 5.9 3.30 2 Heuschnupfen Allergien 83 Hortet Dinge 9.3 2.4 8.6 2.3 10.2 2.4 0.57 44 Kaut Fingernägel 8.9 4.2 8.1 3.9 9.8 4.5 0.94 53 Isst zu viel 7.9 1.1 7.6 0.5 8.2 1.9 3.73 59 Spielt öffentlich am Geschlechtsteil 7.8 0.7 11.3 1.2 3.7 0.3 18.73 104 Einnässen tags 6.8 0.9 6.5 1.2 7.2 0.5 1.05 60 Spielt zu viel am Geschlechtsteil 6.7 0.7 10.0 1.2 2.9 0.3 18.45 97 Daumenlutschen 5.9 6.3 4.1 4.6 7.9 8.2 10.31* 49 Verstopfung 5.5 0.7 4.6 0.0 6.6 1.6 8.63 56h 15 6 Andere Beschwerden 5.0 1.2 4.1 1.2 6.1 1.1 1.71 Quält Tiere 4.7 0.5 6.0 0.9 3.2 0.0 7.24* Einkoten 4.7 1.1 6.3 1.9 2.9 0.3 9.83 30 Angst, in den Kiga zu gehen 4.6 0.9 4.8 0.7 4.2 1.1 0.48 107 Unzufrieden mit eigenem Geschlecht 2.7 0.2 3.2 0.2 2.1 0.3 0.90 28 Isst/trinkt Ungenießbares 1.5 0.2 1.9 0.2 1.1 0.3 0.86 Asthma 1.0 1.9 1.2 1.4 0.8 2.4 1.37 91 4 Suizidgedanken 0.4 0.0 0.7 0.0 0.0 0.0 2.64 18 Autoaggressionen Suizidversuch 0.1 0.1 0.2 0.2 0.0 0.0 1.75 73 Sexuelle Probleme 0.1 0.1 0.1 0.1 0.0 0.0 1.76 Anmerkungen. Verkürzte Itemformulierung. Ausprägung 1 = „etwas oder manchmal zutreffend“, Ausprägung 2 = „genau oder häufig zutreffend“. * p < .05. 116 Kapitel 8 Ergebnisse 8.3.2 Syndromprävalenzraten 8.3.2.1 Gesamtstichprobe Die Prävalenzraten der einzelnen Syndromskalen in der Gesamtstichprobe (N = 809) sind Tabelle 8.28 zu entnehmen. Die Tabelle stellt die Prävalenzraten für den Grenzbereich (TWerte zwischen 67 und 70) und den klinisch auffälligen Bereich (T > 70) sowie die Gesamtprävalenzraten dar. Internalisierende Auffälligkeiten in klinisch bedeutsamer Ausprägung kommen in der Gesamtstichprobe etwa gleich häufig vor. Körperliche Beschwerden und ängstlich/depressives Verhalten wurden bei 2.4 % der Kinder beobachtet. Mit 2.1 % nur unwesentlich niedriger fällt die Rate für die Skala Sozialer Rückzug aus. Bei den externalisierenden Auffälligkeiten zeigt sich, dass klinisch bedeutsames aggressives Verhalten bei Kindergartenkindern mit 4.2 % am häufigsten auftritt. Deutlich niedriger liegt dagegen die Prävalenzrate beim Dissozialen Verhalten. Mit 1.1 % weist diese Skala die niedrigste Prävalenz im klinisch auffälligen Bereich auf. Für die Gemischten Auffälligkeiten Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme wurden Prävalenzraten von 3.3 % bzw. 3.4 % ermittelt. Tabelle 8.28: Prävalenzraten (Grenzbereich, klinisch auffällig) der Syndromskalen für die Gesamtstichprobe (N = 809). T 67 - 70 Skala T > 70 Gesamt Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Internalisierende Auffälligkeiten Sozialer Rückzug 46 5.7 17 2.1 63 7.8 Körperliche Beschwerden 22 2.7 19 2.4 41 5.1 Ängstlich/Depressiv 48 6.0 19 2.4 67 8.4 Dissoziales Verhalten 31 3.8 9 1.1 40 5.0 Aggressives Verhalten 72 8.9 34 4.2 106 13.1 Soziale Probleme 17 2.1 27 3.3 54 5.4 Aufmerksamkeitsprobleme 20 2.5 28 3.5 48 6.0 Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Betrachtet man die Prävalenzraten im Grenzbereich, so fällt auf, dass auch hier die höchste Rate die Skala Aggressives Verhalten (8.9 %) aufweist. 6.0 % der Kindergartenkinder zeigen ängstlich/depressives Verhalten, fast ebenso hoch ist der Anteil der Kinder, die zum sozialen Rückzug neigen. Dissoziales Verhalten, welches in klinisch bedeutender Ausprägung selten auftritt, erreicht im Grenzbereich eine Prävalenzrate von 3.8 %. Körperliche Beschwerden wurden bei 2.7 % der Kinder beobachtet. Die Raten für die Gemischten Auffälligkeiten unterscheiden sich auch im Grenzbereich nur unwesentlich (2.1 % vs. 2.5 %) voneinander. 117 Kapitel 8 8.3.2.2 Ergebnisse Syndromprävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter Gesamtstichprobe Im Folgenden werden für die Gesamtstichprobe die Prävalenzraten der Syndromskalen in Abhängigkeit vom Alter der Kinder berichtet. Tabelle 8.29 gibt einen Überblick über die Prävalenzraten in den einzelnen Altersgruppen. Die Prävalenzraten beziehen sich auf den Grenzbereich sowie den klinisch auffälligen Bereich. Tabelle 8.29: Prävalenzraten (n, Angaben in Prozent in Klammern) der Syndromskalen für die Kinder der einzelnen Altersstufen. Gesamtstichprobe (N = 809). Alter Skala 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 Sozialer Rückzug 5 (5.0) 0 (0) 13 (5.1) 3 (1.2) 17 (6.6) 8 (3.1) 11 (5.6) 6 (3.1) Körperliche Beschwerden 1 (1.0) 1 (1.0) 9 (3.6) 4 (1.6) 8 (3.1) 7 (2.7) 4 (2.1) 7 (3.6) Ängstlich/Depressiv 4 (4.0) 0 (0) 12 (4.7) 3 (1.2) 14 (5.4) 11 (4.2) 18 (9.2) 5 (2.6) Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Dissoziales Verhalten 4 (4.0) 1 (1.0) 8 (3.1) 4 (1.6) 13 (5.0) 1 (0.4) 6 (3.1) 3 (1.5) Aggressives Verhalten 10 (10.0) 3 (3.0) 22 (8.6) 14 (5.5) 31 (12.0) 13 (5.0) 11 (5.6) 4 (2.0) Soziale Probleme 4 (4.0) 0 (0) 4 (1.6) 4 (1.6) 4 (1.5) 11 (4.2) 5 (2.6) 12 (6.1) Aufmerksamkeitsprobleme 3 (3.0) 0 (0) 4 (1.6) 4 (1.6) 8 (3.1) 16 (6.2) 8 (4.1) 5 (2.6) Gemischte Auffälligkeiten Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Für die Skala Sozialer Rückzug wurden über alle Altersstufen Prävalenzraten im Grenzbereich zwischen 5 und 7 % ermittelt. Mit zunehmendem Alter steigt die klinische Relevanz dieser Verhaltensprobleme. Während bei den Dreijährigen dem sozialen Rückzug noch keine klinische Bedeutung zukommt, liegt der Prozentsatz bei den Fünf- und Sechsjährigen bei jeweils 3.1 %. Bei Körperlichen Beschwerden ist zu beobachten, dass die Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich mit dem Alter ansteigen, von 1.0 % bei 3-jährigen Kinder auf 3.6 % bei 6-jährigen Kindern. Die Prävalenzraten im Grenzbereich ist am niedrigsten bei den Dreijährigen (1.0 %), am höchsten bei den Vierjährigen (3.6 %). Ängstlich/depressives Verhalten in klinisch bedeutsamer Ausprägung spielt wie der soziale Rückzug bei dreijährigen Kindergartenkindern noch keine Rolle. Mit 4.2 % liegt die Rate für klinische Auffälligkeiten am höchsten bei Kindern im Alter von 5 Jahren. Bei sechsjährigen Kindern sinkt die Prävalenzrate auf 2.6 %, wobei in dieser Altersgruppe der Anteil der T-Werte im Grenzbereich mit 9.2 % am höchsten ausfällt. Dieser Prozentsatz fällt fast doppelt so hoch aus im Vergleich zu vier- bzw. fünfjährigen Kindern. 118 Kapitel 8 Ergebnisse Bei den Skalen der Externalisierenden Auffälligkeiten zeichnet sich folgendes Bild: Für die Skala Dissoziales Verhalten wurden Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich zwischen 0.4 % und 1.6 % ermittelt. Dabei liegen die höchsten Raten bei den Vier- bzw. Sechsjährigen, die niedrigste Rate weisen die fünfjährigen Kinder auf. Etwas höher fallen dagegen die Prävalenzraten aus, die für den Grenzbereich berechnet wurden. Diese liegen zwischen 3.1 % und 5.0 %, wobei diesmal die niedrigsten Raten bei Vier- bzw. Sechsjährigen und die höchste Rate bei Fünfjährigen zu verzeichnen sind. Klinisch bedeutsames aggressives Verhalten kommt bei 2.0 bis 5.5 % der Kindergartenkinder vor. Am häufigsten wurde dieses Verhalten bei den Vier- und Fünfjährigen (5.5 % bzw. 5.0 %) beobachtet. Wesentlich seltener tritt es dagegen bei sechsjährigen Kindern auf. Die Prävalenzraten für den Grenzbereich reichen von 5.6 % (Sechsjährige) bis 12.0 % (Fünfjährige). Aufmerksamkeitsprobleme in klinisch relevanter Ausprägung spielen erst ab dem 4. Lebensjahr eine Rolle. Hier zeigen 1.6 % der Kinder Auffälligkeiten. Mit 6.2 % liegt die Prävalenzrate bei den Fünfjährigen am höchsten, während bei sechsjährigen Kindern die Rate wieder auf 2.6 % absinkt. Die Prävalenzraten im Grenzbereich liegen mit 4.1 % bei den Sechsjährigen am höchsten; 3.0 % bzw. 3.1 % sind es bei den Drei- und Fünfjährigen. Klinisch relevante Soziale Probleme gewinnen bei Kindergartenkindern mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Während bei den Vierjährigen der Prozentsatz mit 1.6 am niedrigsten ausfällt, liegt er mit 6.1 bei den Sechsjährigen am höchsten. Die Prävalenzraten im Grenzbereich liegen zwischen 1.5 und 4.0 %, wobei niedrige Raten bei vier- und fünfjährigen Kindern beobachtet wurden und die höchste Rate die Dreijährigen zeigen. Mit Hilfe von Chi2 -Tests wurde überprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder und den Prävalenzraten gibt. Bei folgenden Skalen sind die Merkmale Alter und Ausmaß der Auffälligkeit nicht voneinander unabhängig: Ängstlich/Depressiv (c2 (6) = 13.36, p < .05), Soziale Probleme (c2 (6) = 13.80, p < .05) und Aufmerksamkeitsprobleme (c2 (6) = 14.97, p < .05). Die für diese Skalen a posteriori durchgeführten Einzelvergleiche ergaben unter Berücksichtigung der a-Fehler-Korrektur jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. Jungen Wie sich die Prävalenzraten der Syndromskalen (Grenzbereich und klinisch auffällig) bei den Jungen über die einzelnen Altersstufen verteilen, ist der Tabelle 8.30 zu entnehmen. Für die Skala Sozialer Rückzug wurden klinisch relevante Prävalenzraten zwischen 0 % und 3.6 % ermittelt. Während bei den Dreijährigen dem Sozialen Rückzug noch keine klinische Bedeutung zukommt, liegt der Prozentsatz bei den Fünf- und Sechsjährigen bei 3.6 % bzw. 3.4 %. Ein umgekehrtes Bild zeichnet sich bei den Prävalenzraten im Grenzbereich: hier liegt die höchste Rate bei den Dreijährigen (8.3 %) und die niedrigste bei den Sechsjährigen (5.9 %). 119 Kapitel 8 Ergebnisse Bei Körperlichen Beschwerden ist zu beobachten, dass die Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich in den ersten drei Altersgruppen zwischen 2 und 3 % liegen und der höchste Anteil mit 4.3 % bei 6-jährigen Kindern liegt. Die Prävalenzrate im Grenzbereich ist am niedrigsten bei den Dreijährigen (0 %) und am höchsten bei den Vierjährigen (5.6 %). Ängstlich/depressives Verhalten in klinisch bedeutsamer Ausprägung spielt wie Sozialer Rückzug bei dreijährigen Kindergartenkindern noch keine Rolle. Mit 2.9 % liegt die Rate für klinische Auffälligkeiten am höchsten bei Kindern im Alter von 5 Jahren. Bei sechsjährigen Kindern ist der Anteil der T-Werte im Grenzbereich mit 10.3 % am höchsten, am niedrigsten bei Vierjährigen (2.9 %). Tabelle 8.30: Prävalenzraten (N, Angaben in Prozent in Klammern) der Syndromskalen für Jungen der einzelnen Altersstufen. Alter Skala 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 4 (8.3) 0 (0) 9 (7.1) 1 (0.8) 9 (6.5) 5 (3.6) 7 (5.9) 4 (3.4) 0 (0) 1 (2.1) 7 (5.6) 4 (3.2) 4 (2.9) 4 (2.9) 1 (0.9) 5 (4.3) 3 (6.3) 0 (0) 3 (2.4) 2 (1.6) 8 (5.8) 4 (2.9) 12(10.3) 1 (0.9) Dissoziales Verhalten 2 (4.2) 1 (2.1) 7 (5.6) 3 (2.4) 12 (8.6) 1 (0.7) 6 (5.1) 2 (1.7) Aggressives Verhalten 4 (8.3) 1 (2.1) 7 (5.6) 9 (7.1) 18 (12.0) 7 (5.0) 8 (6.8) 4 (3.4) 2 (4.2) 0 (0) 2 (1.6) 2 (1.6) 2 (1.4) 7 (5.0) 1 (0.9) 8 (6.8) 0 (0) 2 (4.2) 1 (0.8) 3 (2.4) 4 (2.9) 11 (7.9) 2 (1.7) 5 (4.2) Internalisierende Auffälligkeiten Sozialer Rückzug Körperliche Beschwerden Ängstlich/Depressiv Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Soziale Probleme Aufmerksamkeitsprobleme Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Bei den Skalen der Externalisierenden Auffälligkeiten zeichnet sich folgendes Bild: Für die Skala Dissoziales Verhalten wurden Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich zwischen 0.7 % und 2.4 % ermittelt. Dabei liegt die höchste Rate bei den Vierjährigen, die niedrigste Rate bei fünfjährigen Kindern. Etwa doppelt so hoch fallen dagegen die Prävalenzraten aus, die für den Grenzbereich berechnet wurden. Diese liegen zwischen 4.2 % und 8.6 %, wobei diesmal die niedrigste Rate bei den Dreijährigen und die höchste Rate bei den Fünfjährigen zu verzeichnen ist. Klinisch bedeutsames Aggressives Verhalten kommt bei 2.1 % bis 7.1 % der Jungen vor. Am häufigsten wurde dieses Verhalten bei den Vierjährigen beobachtet. Am seltensten tritt es dagegen bei dreijährigen Kindern auf. Die Prävalenzraten für den Grenzbereich reichen von 5.6 % (Vierjährige) bis 12.0 % (Fünfjährige). 120 Kapitel 8 Ergebnisse Aufmerksamkeitsprobleme in klinisch relevanter Ausprägung wurden bei 2.4 % bis 7.9 % der Jungen beobachtet. Die Prävalenzrate ist bei den Fünfjährigen am höchsten, während sie bei vierjährigen Kindern am niedrigsten ausfällt. Die Prävalenzrate im Grenzbereich fällt mit 2.9 % bei den Fünfjährigen am höchsten, bei den Dreijährigen mit 0 % am niedrigsten aus. Klinisch relevante Soziale Probleme gewinnen auch bei Jungen erst mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Während bei den Vierjährigen der Prozentsatz mit 1.6 am niedrigsten ausfällt, liegt er mit 6.8 % bei den Sechsjährigen am höchsten. Die Prävalenzraten im Grenzbereich liegen zwischen 0.9 % und 4.2 %, wobei niedrige Raten bei sechsjährigen Kindern beobachtet wurden und die höchste Rate die Dreijährigen zeigen. Nachdem die ermittelten Prävalenzraten in den einzelnen Altersgruppen beschrieben wurden, wurde mit Hilfe von Chi2-Tests überprüft, ob es bei den einzelnen Syndromskalen einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Jungen und der Höhe der Prävalenzraten gibt. Es konnten jedoch keine statistisch signifikanten Altersunterschiede hinsichtlich der Prävalenzraten festgestellt werden. Mädchen Auch in der Stichprobe der Mädchen wurde untersucht, wie sich die Prävalenzraten der Syndromskalen über die einzelnen Altersstufen verteilen. Die Prävalenzraten für die drei- bis sechsjährigen Kinder sind in Tabelle 8.31 zusammengefasst und beziehen sich auf den Grenzbereich und den klinisch auffälligen Bereich. Betrachtet man die Prävalenzraten der Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten, so fällt auf, dass klinisch relevante internale Verhaltensprobleme bei den dreijährigen Mädchen keine Rolle spielen. Dagegen wurden bei allen internalisierenden Skalen für die Sechsjährigen die höchsten Prävalenzraten ermittelt. Sie liegen bei 2.6 % (Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden) bzw. 5.1 % (Ängstlich/Depressiv). Für alle internalisierenden Auffälligkeiten gilt also, dass die Prävalenzraten mit dem Alter der Kinder ansteigen. Etwas anders verhält es sich dagegen bei den Skalen der Externalisierenden Auffälligkeiten. Dissoziales Verhalten in klinisch bedeutsamer Ausprägung wurde bei drei- und fünfjährigen Mädchen nicht beobachtet. Bei den Vier- bzw. Sechsjährigen liegen die Prävalenzraten bei 0.8 bzw. 1.3 %. Aggressives Verhalten nimmt von drei bis fünf Jahren von 3.8 bis 5.0 % zu, während in der Altersgruppe der Sechsjährigen keine klinisch relevanten aggressiven Verhaltensweisen beobachtet wurden. Auch die Häufigkeit Sozialer Probleme verstärkt sich mit zunehmendem Alter der Kinder. Bei den Dreijährigen liegt die Rate bei 0%, sie steigt auf 5.1 % bei den Sechsjährigen an. Klinisch bedeutsame Aufmerksamkeitsprobleme wurden am häufigsten in der Altersgruppe der Fünfjährigen beobachtet (bei 4.2 %), sie kommen dagegen bei den Sechsjährigen praktisch nicht mehr vor. 121 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.31: Prävalenzraten (N, Angaben in Prozent in Klammern) der Syndromskalen für Mädchen der einzelnen Altersstufen. Alter Skala 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 T 67-70 T > 70 Sozialer Rückzug 1 (1.9) 0 (0) 4 (3.1) 2 (1.6) 8 (6.7) 3 (2.5) 4 (5.1) 2 (2.6) Körperliche Beschwerden 1 (1.9) 0 (0) 2 (1.6) 0 (0) 4 (3.3) 3 (2.5) 3 (3.8) 2 (2.6) Ängstlich/Depressiv 1 (1.9) 0 (0) 9 (7.1) 1 (0.8) 6 (5.0) 7 (5.8) 6 (7.7) 4 (5.1) Dissoziales Verhalten 2 (3.8) 0 (0) 1 (0.8) 1 (0.8) 1 (0.8) 0 (0) 0 (0) 1 (1.3) Aggressives Verhalten 6 (11.5) 2 (3.8) 13 (10.2) 5 (3.9) 13 (10.8) 6 (5.0) 3 (3.8) 0 (0) Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Soziale Probleme Aufmerksamkeitsprobleme 2 (3.8) 0 (0) 2 (1.6) 2 (1.6) 2 (1.7) 4 (3.3) 4 (5.1) 4 (5.1) 0 (0) 1 (1.9) 3 (2.4) 1 (0.8) 4 (3.3) 5 (4.2) 6 (7.7) 0 (0) Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Nach der deskriptiven Darstellung der ermittelten Prävalenzraten wurde mit Hilfe von Chi2Tests überprüft, ob es bei den einzelnen Syndromskalen einen Zusammenhang zwischen dem Alter der Mädchen und der Höhe der Prävalenzraten gibt. Es konnten jedoch keine statistisch signifikanten Altersunterschiede hinsichtlich der Prävalenzraten festgestellt werden. 8.3.2.3 Syndromprävalenzraten in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes Jungen Die Prävalenzraten der Syndromskalen in der Jungenstichprobe (N = 439) sind Tabelle 8.32 zu entnehmen. Es sind die Prävalenzraten für den Grenzbereich (T-Werte zwischen 67 und 70) und den klinisch auffälligen Bereich (T > 70) sowie die Gesamtprävalenzraten dargestellt. Von den internalisierenden Auffälligkeiten in klinisch bedeutsamer Ausprägung kommen in der Jungenstichprobe am häufigsten Körperliche Beschwerden vor (3.2 %). Für die Skalen Ängstlich/Depressives und Sozialer Rückzug wurden Prävalenzraten von 2.3 % bzw. 1.6 % berechnet. Bei den externalisierenden Auffälligkeiten zeigt sich, dass klinisch bedeutsames aggressives Verhalten bei Jungen mit 5.0 % am häufigsten auftritt. Deutlich geringer fällt dagegen die Prävalenzrate beim Dissozialen Verhalten aus. Mit 1.6 % weist diese Skala gemeinsam mit ängstlich/depressivem Verhalten die niedrigste Prävalenz im klinisch auffälligen Bereich auf. Auch Aufmerksamkeitsprobleme treten bei den Jungen häufig auf. Mit 4.9 % liegt die Rate genauso hoch wie beim aggressiven Verhalten. Für die Skala Soziale Probleme wurde eine Prävalenzrate von 4.0 % ermittelt. 122 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.32: Prävalenzraten (Grenzbereich, klinisch auffällig) der Syndromskalen für Jungen (N = 431). T 67 - 70 Skala Anzahl T > 70 Prozent Anzahl Gesamt Prozent Anzahl Prozent Internalisierende Auffälligkeiten Sozialer Rückzug 29 6.7 10 2.3 39 9.0 Körperliche Beschwerden 12 2.8 14 3.2 26 6.0 Ängstlich/Depressiv 26 6.1 7 1.6 33 7.7 Dissoziales Verhalten 27 6.3 7 1.6 34 7.9 Aggressives Verhalten 37 8.6 21 4.9 58 13.5 Soziale Probleme 7 1.6 17 4.0 24 5.6 Aufmerksamkeitsprobleme 7 1.6 21 4.9 28 6.5 Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Betrachtet man die Prävalenzraten für T-Werte zwischen 67 und 70, so fällt auf, dass auch hier die höchste Rate die Skala Aggressives Verhalten (8.6 %) aufweist. 6.7 % der Jungen zeigen sozial zurückgezogenes Verhalten, fast ebenso hoch ist der Anteil der Jungen, die durch dissoziales Verhalten auffallen. Ängstlich/depressives Verhalten tritt ebenfalls bei über 6 % der Jungen auf. Die Raten für die Gemischten Auffälligkeiten im Grenzbereich liegen bei etwa 2 % (Soziale Probleme 2.1 %, Aufmerksamkeitsprobleme 1.6 %). Mädchen Die Prävalenzraten, die in der Mädchenstichprobe für die Syndromskalen ermittelt wurden, sind Tabelle 8.33 zu entnehmen. Zuerst soll auf die Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich näher eingegangen werden. Generell ist festzuhalten, dass hier die Auftretenshäufigkeiten zwischen 0.5 % und 3.4 % liegen. Auch bei den Mädchen ist aggressives Verhalten die häufigste psychische Störung. 3.4 % der Mädchen zeigen klinisch relevante aggressive Verhaltensweisen. Bei ca. 3 % der Kinder sind ängstlich/depressives Verhalten und soziale Probleme anzutreffen. Für die Skalen Sozialer Rückzug und Aufmerksamkeitsprobleme wurde eine Prävalenzrate von 1.9 % ermittelt. Klinisch bedeutsame körperliche Beschwerden treten bei 1.3 % der Mädchen auf. Die geringste Prävalenzrate (0.5 %) weist die Skala Dissoziales Verhalten auf. Die Prävalenzraten im Grenzbereich streuen etwas stärker als im klinisch auffälligen Bereich. Es bleibt auch hier festzuhalten, dass die Skala Aggressives Verhalten mit 9.3 % die höchste Rate und die Skala Dissoziales Verhalten die niedrigste Rate (1.1 %) aufweist. Bei den Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten sowie der Skala Aufmerksamkeitsprobleme liegen die Prävalenzraten jeweils etwa doppelt so hoch im Vergleich zu denen, die für den klinisch auffälligen Bereich ermittelt wurden. Lediglich bei der Skala Soziale Probleme stimmen die Prävalenzraten im Grenzbereich und im klinisch auffälligen Bereich überein. 123 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.33: Prävalenzraten (Grenzbereich, klinisch auffällig) der Syndromskalen für Mädchen (N = 378). T 67 - 70 Skala Anzahl T > 70 Prozent Anzahl Gesamt Prozent Anzahl Prozent Internalisierende Auffälligkeiten Sozialer Rückzug 17 4.5 7 1.9 24 6.4 Körperliche Beschwerden 10 2.7 5 1.3 15 4.0 Ängstlich/Depressiv 22 5.9 12 3.2 34 9.1 Dissoziales Verhalten 4 1.1 2 0.5 6 1.6 Aggressives Verhalten 35 9.3 13 3.4 48 12.7 Soziale Probleme 10 2.7 10 2.7 20 5.4 Aufmerksamkeitsprobleme 13 3.5 7 1.9 20 5.4 Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Geschlechtsunterschiede Um die Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der Prävalenzraten zu verdeutlichen, sind die Prävalenzraten der Jungen und Mädchen in Tabelle 8.34 noch einmal direkt gegenübergestellt. Wie die Ergebnisse der Chi2-Tests zeigen (siehe Tabelle 8.34), gibt es bei zwei Syndromskalen signifikante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Dies betrifft zum einen die Skala Dissoziales Verhalten, bei der die Prävalenzrate im Grenzbereich bei den Jungen mit 6.3 % signifikant höher im Vergleich zu den Mädchen ausfällt (1.1 %). Zum anderen zeigen Jungen auch signifikant häufiger klinisch relevante Aufmerksamkeitsprobleme als Mädchen (4.9 % vs. 1.9 %). Tabelle 8.34: Prävalenzraten (Grenzbereich, klinisch auffällig) der Syndromskalen für Jungen und Mädchen. Ergebnisse der Signifikanztests. T 67 - 70 Skala T > 70 Signifikanztest c2 (2) Jungen Mädchen Jungen Mädchen Sozialer Rückzug 6.7 4.5 2.3 1.9 2.10 Körperliche Beschwerden 2.8 2.7 3.2 1.3 3.27 Ängstlich/Depressiv 6.1 5.9 1.6 3.2 2.12 Dissoziales Verhalten 6.3 1.1 1.6 0.5 17.25*** Aggressives Verhalten 8.6 9.3 4.9 3.4 1.10 Soziale Probleme 1.6 2.7 4.0 2.7 2.02 Aufmerksamkeitsprobleme 1.6 3.5 4.9 1.9 8.01* Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Gemischte Auffälligkeiten Anmerkungen. T-Werte zwischen 67 und 70 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 70 liegen im klinisch auffälligen Bereich. *** p < .001, * p < .05. 124 Kapitel 8 Ergebnisse 8.3.3 Übergeordnete Skalen: Prävalenzraten 8.3.3.1 Gesamtstichprobe In Tabelle 8.35 sind die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen für die Gesamtstichprobe dargestellt. Die höchste klinisch bedeutsame Prävalenzrate (19.4 %) weist die Skala Externalisierende Auffälligkeiten auf. 13.5 % aller Kindergartenkinder zeigen Internalisierende Auffälligkeiten. Für den Gesamtauffälligkeitswert wurde eine Prävalenzrate von 17.4 % ermittelt. Betrachtet man die Häufigkeiten im Grenzbereich, so fällt auf, dass auch hier die niedrigste Rate die Skala Internalisierende Auffälligkeiten aufweist (9.3 %). Mit 18.5 % verzeichnet die Skala Gesamtauffälligkeit die höchste Prävalenzrate, während 17.3 % aller Kindergartenkinder Externalisierende Auffälligkeiten zeigen. Tabelle 8.35: Prävalenzraten (Grenzbereich, klinisch auffälliger Bereich) der übergeordneten Skalen für die Gesamtstichprobe (N = 809). Übergeordnete Skalen T 60 - 63 T > 63 Gesamt Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Internalisierende Auffälligkeiten 75 9.3 109 13.5 184 22.6 Externalisierende Auffälligkeiten 140 17.3 156 19.3 296 36.6 Gesamtauffälligkeit 147 18.2 140 17.4 287 35.6 Anmerkungen. T-Werte zwischen 60 und 63 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 63 liegen im klinisch auffälligen Bereich. 8.3.3.2 Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Alter der Kinder Gesamtstichprobe Auch für die übergeordneten Skalen wurden Prävalenzraten für die einzelnen Altersstufen berechnet. Diese sind Tabelle 8.36 zu entnehmen. Die klinisch bedeutsamen Prävalenzraten für die Skala Internalisierende Auffälligkeiten liegen zwischen 6.0 % und 18.1 %, wobei diese Auffälligkeiten bei den Dreijährigen am geringsten und bei den Fünfjährigen am stärksten ausgeprägt sind. Die Raten für den Grenzbereich fallen insgesamt etwas niedriger aus, wobei auch hier die geringste Ausprägung die dreijährigen Kinder aufweisen (5.0 %). Die höchste Rate liegt mit 10.7 % bei den Sechsjährigen. Für die Skala Externalisierende Auffälligkeiten wurden klinisch bedeutende Prävalenzraten zwischen 13.8 % und 23.8 % berechnet. 125 Kapitel 8 Ergebnisse Am häufigsten treten externale Verhaltensprobleme bei den Fünfjährigen, am seltensten bei den Sechsjährigen auf. Letzteres trifft auch für die Prävalenzraten im Grenzbereich zu. Hier liegt die höchste Rate mit 24.0 % bei den dreijährigen und die niedrigste Rate bei den sechsjährigen Kindern. Für die Skala Gesamtauffälligkeit wurden Prävalenzraten für T-Werte über 63 zwischen 15.3 % und 19.3 %, für T-Werte im Grenzbereich zwischen 11.2 % und 21.2 % ermittelt. Dabei fällt auf, dass in beiden Bereichen die höchsten Raten die Fünfjährigen und die niedrigsten Raten die Dreijährigen zeigen. Tabelle 8.36: Prävalenzraten (n, Angaben in Prozent in Klammern) der übergeordneten Skalen für Kinder der einzelnen Altersstufen. Alter Übergeordnete Skalen 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre T 60-63 T > 63 T 60-63 T > 63 T 60-63 T > 63 T 60-63 T > 63 Internalisierende Auffälligkeiten 5 (5.0) 6 (6.0) 24 (9.5) 25 (9.9) 25 (6.9) 47 (18.1) 21 (10.7) 31 (15.8) Externalisierende Auffälligkeiten 24 (24.0) 15 (15.0) 42 (16.6) 52 (20.6) 44 (17.0) 62 (23.8) 30 (15.3) 27 (13.8) Gesamtauffälligkeit 11 (11.2) 15 (15.3) 49 (19.4) 44 (17.3) 55 (21.2) 50 (19.3) 32 (16.3) 31 (15.8) Anmerkungen. T-Werte zwischen 60 und 63 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 63 liegen im klinisch auffälligen Bereich. Nach der Berechnung und Darstellung der Prävalenzraten der übergeordneten Skalen in den einzelnen Altersgruppen wurde mit Hilfe von Chi2-Tests überprüft, ob es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder und den Prävalenzraten gibt. Während sich beim Gesamtauffälligkeitswert die Prävalenzraten zwischen den einzelnen Altersstufen nicht signifikant voneinander unterscheiden, gibt es bei den Internalisierenden Auffälligkeiten (c2 (6) = 17.30, p < .05) und den Externalisierenden Auffälligkeiten (c2 (6) = 12.89, p < .05) einen signifikanten Zusammenhang. Da diese Ergebnisse noch nichts darüber aussagen, bei welchen Altersgruppen signifikante Unterschiede bestehen, wurden a posteriori Einzelvergleiche mit a-Fehler-Korrektur gerechnet. Danach ist bei den Internalisierenden Auffälligkeiten die klinisch relevante Prävalenzrate in der Gruppe der Dreijährigen mit 6.0 % signifikant niedriger im Vergleich zu den Fünfjährigen (18.1 %; c2 (2) = 11.73, p =.003) und den Sechsjährigen (15.8 %; c2 (2) = 9.60, p =.008). Internalisierende Auffälligkeiten erhalten mit zunehmendem Alter der Kinder eine immer größere klinische Relevanz. Dagegen ergaben die Einzelvergleiche zwischen den Altersgruppen bei den Externalisierenden Auffälligkeiten unter Berücksichtigung der a-Fehler-Korrektur keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. 126 Kapitel 8 Ergebnisse Jungen Die Verteilung der Prävalenzraten über die einzelnen Altersstufen ist in Tabelle 8.37 dargestellt. Es zeigt sich, dass klinisch bedeutsame internalisierende Auffälligkeiten bei den Jungen mit zunehmendem Alter an Bedeutung gewinnen. Während bei den Dreijährigen nur 8.3 % internale Auffälligkeiten zeigen, liegt der Prozentsatz bei den Fünf- und Sechsjährigen bei 18.0 % bzw. 16.9 %. Durchweg geringer fallen die Prävalenzraten im Grenzbereich aus. Sie liegen zwischen 4.2 % (dreijährige Jungen) und 10.8 % (fünfjährige Jungen). Externalisierende Auffälligkeiten in klinischer Ausprägung treten am häufigsten bei den Fünfjährigen auf. In dieser Altersgruppe zeigen 23.7 % der Kinder externale Verhaltensprobleme. Weit weniger stark ausgeprägt sind externalisierende Auffälligkeiten bei den Dreijährigen (10.4 %). Betrachtet man den Anteil der Kinder, die T-Werte im Grenzbereich aufweisen, so ist festzuhalten, dass mit 20.8 % bzw. 19.0 % vor allem die jüngeren Kinder betroffen sind. Bei den Fünf- und Sechsjährigen verringert sich der Prozentsatz um die Hälfte, wobei hier deutlich mehr klinisch auffällige Werte zu beobachten sind. Beim Gesamtauffälligkeitswert liegen die Prävalenzraten im klinischen Bereich zwischen 15.3 % (Sechsjährige) und 21.6 % (Fünfjährige). Die Prävalenzraten im Grenzbereich reichen von 6.3 % (Dreijährige) bis 17.2 % (Vierjährige). Auch bei den Jungen wurde der Zusammenhang zwischen dem Alter der Kinder und der Höhe der Prävalenzraten mit Hilfe von Chi2-Tests überprüft. Eine signifikante Altersabhängigkeit konnte jedoch nicht festgestellt werden. Tabelle 8.37: Prävalenzraten (n, Angaben in Prozent in Klammern) der übergeordneten Skalen für Jungen der einzelnen Altersstufen. Alter 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre Übergeordnete Skalen T 60-63 T > 63 T 60-63 T > 63 T 60-63 Internalisierende Auffälligkeiten 2 (4.2) 4 (8.3) 11 (8.7) 11 (8.7) 15 (10.8) 25 (18.0) Externalisierende Auffälligkeiten 10 (20.8) 5 (10.4) 24 (19.0) 21 (16.7) 16 (11.5) 33 (23.7) 13 (11.0) 18 (15.3) 3 (6.3) 8 (16.7) 22 (17.5) 23 (18.3) 21 (15.1) 30 (21.6) 18 (15.3) 18 (15.3) Gesamtauffälligkeit T > 63 T 60-63 T > 63 9 (7.6) 20 (16.9) Anmerkungen. T-Werte zwischen 60 und 63 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 63 liegen im klinisch auffälligen Bereich. 127 Kapitel 8 Ergebnisse Mädchen Wie sich die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen in den einzelnen Altersgruppen verteilen ist Tabelle 8.38 zu entnehmen. Klinisch bedeutsame Internalisierende Auffälligkeiten treten bei den Mädchen am häufigsten in der Altersgruppe der Fünfjährigen auf (18.3 %). Am niedrigsten ist der Prozentsatz bei den dreijährigen Mädchen - hier zeigen nur 3.8 % der Kinder entsprechende Auffälligkeiten. Externalisierende Auffälligkeiten zeigen 19.2 % der Dreijährigen, 24.4 % der Vier- und Fünfjährigen sowie 11.5 % der Sechsjährigen. Beim Gesamtauffälligkeitswert ist ein kontinuierlicher Anstieg von 14.0 % bei den Dreijährigen bis zu 16.7 % bei Fünf- und Sechsjährigen zu verzeichnen. Wie schon bei den Jungen festgestellt wurde, gibt es hinsichtlich der Prävalenzraten keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. Tabelle 8.38: Prävalenzraten (n, Angaben in Prozent in Klammern) der übergeordneten Skalen für Mädchen der einzelnen Altersstufen. Alter 3 Jahre 4 Jahre Übergeordnete Skalen T 60-63 T > 63 T 60-63 Internalisierende Auffälligkeiten 3 (5.8) 2 (3.8) 13 (10.3) 14 (11.1) T > 63 5 Jahre T 60-63 10 (8.3) T > 63 6 Jahre T 60-63 22 (18.3) 12 (15.4) 11 (14.1) Externalisierende Auffälligkeiten 14 (26.9) 10 (19.2) 18 (14.2) 31 (24.4) 28 (23.3) 29 (24.2) 17 (21.8) Gesamtauffälligkeit 8 (16.0) 7 (14.0) T > 63 9 (11.5) 27 (21.3) 21 (16.5) 34 (28.3) 20 (16.7) 14 (17.9) 13 (16.7) Anmerkungen. T-Werte zwischen 60 und 63 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 63 liegen im klinisch auffälligen Bereich. 8.3.3.3 Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes Jungen Wie der Tabelle 8.39 zu entnehmen ist, wurden für die übergeordneten Skalen bei den Jungen Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich zwischen 13.9 % und 18.3 % ermittelt. Etwa 18 % der Jungen weisen bei den Externalisierenden Auffälligkeiten und in der Gesamtauffälligkeit T-Werte > 63 auf. Internalisierende Auffälligkeiten sind bei rund 14 % der Jungen zu beobachten. Auch die Prävalenzraten für den Grenzbereich sind bei den Externalisierenden Auffälligkeiten und der Gesamtauffälligkeit vergleichbar hoch (ca. 15 %). Mit 8.6 % weist die Skala Internalisierende Auffälligkeiten die geringste Prävalenzrate auf. 128 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.39: Prävalenzraten (Angaben in Prozent) der übergeordneten Skalen für Jungen und Mädchen. Ergebnisse der Signifikanztests. Übergeordnete Skalen T 60 - 63 T > 63 Sig. Jungen Mädchen Jungen Mädchen c2 (2) Internalisierende Auffälligkeiten 8.6 10.1 13.9 13.0 0.63 Externalisierende Auffälligkeiten 14.6 20.4 17.9 21.0 7.42* Gesamtauffälligkeit 14.8 22.1 18.3 16.3 7.17* Anmerkungen. T-Werte zwischen 60 und 63 markieren den Grenzbereich, T-Werte > 63 liegen im klinisch auffälligen Bereich. * p < .05. Mädchen Wie aus Tabelle 8.39 ersichtlich wird, weist die höchste klinisch bedeutsame Prävalenzrate die Skala Externalisierende Auffälligkeiten auf. 21.0 % der Mädchen zeigen behandlungsbedürftige externale Verhaltensprobleme. Für den Gesamtauffälligkeitswert wurde eine Prävalenzrate von 16.3 % ermittelt. Von Internalisierenden Auffälligkeiten sind 13.0 % der Mädchen betroffen. Betrachtet man dazu die Prävalenzraten des Grenzbereichs, so liegt hier mit 22.1 % die höchste Rate beim Gesamtwert. 20.4 % der Mädchen zeigen externalisierende Auffälligkeiten, bei den internalisierenden Auffälligkeiten sind es 10.1 %. Geschlechtsunterschiede Um die Geschlechtsunterschiede bei den Prävalenzraten der übergeordneten Skalen besser darstellen zu können, sind in Tabelle 8.39 die Prävalenzraten in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes zusammengefasst. Die Tabelle enthält außerdem die Ergebnisse der Chi2-Tests. Die Prävalenzraten der übergeordneten Skala Internalisierende Auffälligkeiten weisen sowohl im Grenzbereich als auch im klinisch auffälligen Bereich große Übereinstimmungen zwischen Jungen und Mädchen auf. Signifikante Unterschiede gibt es dagegen bei den Externalisierenden Auffälligkeiten und der Gesamtauffälligkeit (siehe Tabelle 8.39). Bei beiden Skalen fallen die Prävalenzraten im Grenzbereich bei den Mädchen deutlich höher aus. Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen betragen 5.8 % bzw. 7.3 %. Somit ist festzuhalten, dass drei- bis sechsjährige Mädchen im Vergleich zu gleichaltrigen Jungen mehr externale Verhaltensprobleme zeigen und die Gesamtproblembelastung höher ist. Diese Aussagen beziehen sich auf den Grenzbereich, der den Übergang zu klinisch relevanten Auffälligkeiten markiert. 129 Kapitel 8 8.3.3.4 Ergebnisse Prävalenzraten in Abhängigkeit von soziodemographischen Daten der Familien Alter der Mütter In Tabelle 8.40 sind die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe getrennt nach dem Alter der Mütter angegeben. Es zeigt sich, dass die Prävalenzraten bei Kindern sehr junger Mütter (bis 25 Jahre) höher ausfallen im Vergleich zu Kindern älterer Mütter. Während es bei der Skala Internalisierende Auffälligkeiten keine signifikanten Unterschiede gibt, trifft dies jedoch auf die Externalisierenden Auffälligkeiten (c2 (8) = 20.09, p < .05) sowie den Gesamtauffälligkeitswert (c2 (8) = 25.0, p < .05) zu. Bei den Externalisierenden Auffälligkeiten weisen die Kinder sehr junger Mütter mit einem Anteil von 37.9 % die höchste Rate auf, die Kinder über 40-Jähriger mit 13.2 % die niedrigste Prävalenzrate. Die Prävalenzraten nehmen mit zunehmendem Alter der Mütter ab. Auf der Ebene der Einzelvergleiche ergaben sich jedoch bei Berücksichtigung der Bonferoni-Korrektur keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. Etwas anders sieht es beim Gesamtauffälligkeitswert aus: 44.8 % der Kinder sehr junger Mütter zeigen klinisch relevante Auffälligkeiten – diese Prävalenzrate liegt sowohl im Vergleich zu Kindern 36- bis 40jähriger Mütter (11.9 %) als auch der über 40-Jähriger (7.9 %) signifikant höher (c2 (2) = 18.19, p < .001 bzw. c2 (2) = 12.35, p < .05). Tabelle 8.40: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen ( T > 63) in der Gesamtstichprobe in Abhängigkeit vom Alter der Mütter. Alter der Mutter Internalisierende Auffälligkeiten Anzahl Prozent Externalisierende Auffälligkeiten Anzahl Prozent Gesamtauffälligkeit Anzahl Prozent Bis 25 Jahre (N = 29) 7 24.1 11 37.9 13 44.8 26 – 30 Jahre (N = 112) 20 17.9 33 29.5 24 21.4 31 – 35 Jahre (N = 235) 40 17.0 39 16.6 47 20.1 36 – 40 Jahre (N = 143) 14 9.8 20 14.0 17 11.9 Über 40 Jahre (N = 38) 4 10.5 5 13.2 3 7.9 Die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in Abhängigkeit vom Alter der Mütter unter Kontrolle des Geschlechts des Kindes sind in Tabelle 8.41 dargestellt. Es fällt auf, dass in der Gruppe der bis 25-jährigen Mütter bei den Mädchen die Prävalenzraten durchweg höher ausfallen im Vergleich zu den Jungen. Die Unterschiede konnten jedoch wegen der geringen Stichprobenzahl in dieser Altersgruppe statistisch nicht abgesichert werden. Auch bei den anderen Altersgruppen gibt es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede. 130 Kapitel 8 Ergebnisse Betrachtet man die geschlechtsspezifischen Teilstichproben separat, so finden sich lediglich bei den Mädchen signifikante Effekte, die die Skalen Externalisierende Auffälligkeiten (c2 (8) = 18.36, p < .05) und Gesamtauffälligkeitswert (c2 (8) = 23.27, p < .05) betreffen. Die anschließend durchgeführten Einzelvergleiche ergaben unter Berücksichtigung der BonferoniKorrektur nur für den Gesamtauffälligkeitswert statistisch bedeutsame Unterschiede zwischen den einzelnen Altersgruppen. Wie auch in der Gesamtstichprobe liegt die Prävalenzrate der Mädchen sehr junger Mütter mit 52.9 % signifikant höher im Vergleich zur Altersgruppe der 36- bis 40-Jährigen (10.2 %, c2 (2) = 15.26, p < .001) und der über 40jährigen Mütter (keine Auffälligkeit, (c2 (2) = 12.40, p < .001). Tabelle 8.41: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen ( T > 63) in Abhängigkeit vom Alter der Mütter und dem Geschlecht des Kindes. Alter der Mutter Internalisierende Auffälligkeiten Jungen Mädchen Externalisierende Auffälligkeiten Jungen Mädchen Gesamtauffälligkeit Jungen Mädchen Bis 25 Jahre (N = 29) 16.7 29.4 25.0 47.1 33.3 52.9 26 – 30 Jahre (N = 112) 24.0 12.9 28.0 30.6 26.0 17.7 31 – 35 Jahre (N = 235) 14.4 20.4 15.2 18.4 16.7 24.5 36 – 40 Jahre (N = 143) 10.7 8.5 14.3 13.6 13.1 10.2 Über 40 Jahre (N = 38) 14.3 5.9 19.0 5.9 14.3 0.0 Familienstand In Tabelle 8.42 sind die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe getrennt für verheiratete bzw. in fester Partnerschaft lebende Eltern sowie Alleinerziehende zusammengefasst. Bei den Internalisierenden Auffälligkeiten zeigen Kinder Alleinerziehender mit 23.8 % fast doppelt so häufig klinisch relevantes Verhalten im Vergleich zu Kindern, deren Eltern verheiratet sind bzw. in fester Partnerschaft leben (c2 (2) = 11.14, p < .05). Als statistisch signifikant erweisen sich auch die Unterschiede in den Prävalenzraten bei den Externalisierenden Auffälligkeiten (c2 (2) = 9.37, p < .05) und beim Gesamtauffälligkeitswert (c2 (2) = 9.02, p < .05). 39.1 % der Kinder allein erziehender Eltern zeigen klinisch relevante externalisierende Auffälligkeiten – bei verheirateten Eltern trifft das auf 18.5 % der Kinder zu. Beim Gesamtauffälligkeitswert zeigen 27.7 % bzw. 16.0 % der Kinder behandlungsbedürftige emotionale und Verhaltensprobleme. 131 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.42: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen ( T > 63) in der Gesamtstichprobe für verheiratete/in fester Partnerschaft lebende Eltern (N = 702) und Alleinerziehende (N = 101). Übergeordnete Skalen Familienstand Verheiratet/feste Partnerschaft Allein erziehend Anzahl Prozent Anzahl Prozent Internalisierende Auffälligkeiten 85 12.1 24 23.8 Externalisierende Auffälligkeiten 125 17.8 31 30.7 Gesamtauffälligkeit 112 16.0 28 27.7 In Tabelle 8.43 sind die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen in Abhängigkeit vom Familienstand und dem Geschlecht des Kindes dargestellt. Während sich die Prävalenzraten auf den einzelnen Skalen statistisch nicht signifikant zwischen den Geschlechtern unterscheiden, so zeigt auch Tabelle 8.43 bei den Mädchen höhere Prävalenzraten in der Gruppe der Alleinerziehenden. Diese Unterschiede lassen sich auf allen Skalen statistisch wie folgt absichern. Bei den Internalisierenden Auffälligkeiten liegt die Prävalenzrate der Mädchen allein erziehender Eltern mit 30.4 % etwa dreimal so hoch im Vergleich zu verheirateten Eltern (10.7 %, c2 (2) = 18.85, p < .001). Bei den Externalisierenden Auffälligkeiten fällt die Prävalenzrate mit 39.1 % im Vergleich zu 18.5 % auch bedeutend höher aus (c2 (2) = 10.29, p < .05). In der Gesamtauffälligkeit zeigen 37.0 % der Mädchen alleinerziehender Mütter klinisch relevante Probleme – bei verheirateten Eltern liegt der Anteil bei 13.5 % (c2 (2) = 17.08, p < .05. Tabelle 8.43: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) für verheiratete/in fester Partnerschaft lebende Eltern (N = 702) und Alleinerziehende (N = 101) in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes. Übergeordnete Skalen Familienstand Verheiratet/feste Partnerschaft Allein erziehend Jungen Mädchen Jungen Mädchen Internalisierende Auffälligkeiten 13.4 10.7 18.2 30.4 Externalisierende Auffälligkeiten 17.2 18.5 23.6 39.1 Gesamtauffälligkeit 18.2 13.5 20.0 37.0 132 Kapitel 8 Ergebnisse Schulabschluss der Eltern Die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe in Abhängigkeit vom Bildungsstand der Eltern sind Tabelle 8.44 zu entnehmen. Der Bildungsstand wurde über die Variable höchster Schulabschluss erfasst. Der Schulabschluss der Eltern hat bei den Skalen Internalisierende Auffälligkeiten (c2 (6) = 13.54, p < .05) und Gesamtauffälligkeit (c2 (6) = 18.59, p < .05) einen signifikanten Einfluss auf die Prävalenzraten. Die anschließend durchgeführten Einzelvergleiche zeigen, dass auf der Skala Internalisierende Auffälligkeiten Kinder, deren Eltern einen Haupt- oder Sonderschulabschluss haben, signifikant auffälliger sind als Kinder, deren Eltern die Realschule besucht haben (18.4 % vs.9.2 %; c2 (2) = 11.13, p < .01). Beim Gesamtauffälligkeitswert unterscheiden sich die Prävalenzraten in den Kategorien Haupt- oder Sonderschulabschluss und Realschulabschluss (26.5 % vs. 12.9 %; c2 (2) = 15.24, p < .001) sowie Hauptschul- und Hochschulabschluss (26.5 % vs. 14.1 %; c2 (2) = 12.40, p < .001) statistisch signifikant voneinander. Tabelle 8.44: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe getrennt nach dem Schulabschluss der Eltern. Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Haupt-/Sonderschule (N = 185) 34 18.4 46 24.9 49 26.5 Realschule (N = 303) 28 9.2 53 17.5 39 12.9 Abitur, Fachabitur (N = 133) 23 17.3 28 20.9 25 18.7 Hochschule/FH (N = 171) 20 11.7 26 15.2 24 14.1 Schulabschluss Gesamtauffälligkeit Über die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in Abhängigkeit vom Schulabschluss der Eltern und dem Geschlecht der Kinder gibt Tabelle 8.45 Auskunft. Als erstes kann festgehalten werden, dass es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede hinsichtlich der ermittelten Prävalenzraten gibt. In den geschlechtsspezifischen Teilstichproben zeigt sich, dass sich der Schulabschluss der Eltern bei den Jungen auf den Skalen Internalisierende Auffälligkeiten (c2 (6) = 13.27, p < .05) und Gesamtauffälligkeit (c2 (6) = 14.66, p < .05) und bei den Mädchen nur auf die Skala Gesamtauffälligkeit (c2 (6) = 15.33, p < .05) signifikant auf die Höhe der Prävalenzrate auswirkt. Bei den anschließend durchgeführten Einzelvergleichen zeigt sich unter Berücksichtigung der Bonferoni-Korrektur nur bei den Mädchen auf der Skala Gesamtauffälligkeit ein signifikanter Unterschied: 28.9 % der Mädchen, deren Eltern die Hauptschule besucht haben, aber nur 12.1 % in der Kategorie Realschulabschluss zeigen klinisch relevante Auffälligkeiten (c2 (2) = 9.84, p < .01). 133 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.45: Prävalenzraten (T > 63, Angaben in Prozent) für die übergeordneten Skalen in Abhängigkeit vom Schulabschluss der Eltern und dem Geschlecht der Kinder. Schulabschluss Internalisierende Auffälligkeiten Jungen Mädchen Externalisierende Gesamtauffälligkeit Auffälligkeiten Jungen Mädchen Jungen Mädchen Haupt-/Sonderschule (N = 185) 17.6 19.3 24.5 25.3 24.5 28.9 Realschule (N = 303) 9.2 9.3 14.7 20.7 13.5 12.1 Abitur, Fachabitur (N = 133) 23.6 9.8 25.0 16.1 25.0 11.3 Hochschule/FH (N = 171) 10.1 13.4 11.2 19.5 15.7 12.3 Familien-Nettoeinkommen Tabelle 8.46 fasst die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe in Abhängigkeit vom Familien-Nettoeinkommen zusammen. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Prävalenzraten wird deutlich, dass sie sich in den einzelnen Einkommenskategorien deutlich unterschieden. Diese Unterschiede konnten wie folgt statistisch abgesichert werden: Internalisierende Auffälligkeiten (c2 (8) = 25.74, p < .001), Externalisierende Auffälligkeiten (c2 (8) = 30.51, p < .001) und Gesamtauffälligkeit (c2 (8) = 38.42, p < .001). Im folgenden sollen für die einzelnen Skalen die Ergebnisse der Einzelvergleiche beschrieben werden. Tabelle 8.46: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in der Gesamtstichprobe getrennt nach dem Familien-Nettoeinkommen. Einkommen Bis 1999 DM (N = 106) Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Gesamtauffälligkeit Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent 27 25.5 36 34.0 32 30.2 2000 – 2999 DM (N = 136) 20 14.7 27 19.9 28. 20.7 3000 – 3999 DM (N = 197) 20 10.2 25 12.6 23. 11.6 4000 – 4999 DM (N = 149) 21 14.1 30 20.1 29 19.5 Über 5000 DM (N = 174) 14 8.0 28 16.1 19 11.0 134 Kapitel 8 Ergebnisse Bei den Internalisierenden Auffälligkeiten liegt in der Einkommenskategorie bis 1999 DM die Prävalenzrate bei 25.5 % und damit signifikant höher als bei den Einkommen bis 3999 DM (10.2 %; c2 (2) = 13.30, p < .001) und > 5000 DM (8.0 %, c2 (2) = 19.26, p < .001). Vergleichbar sind die Befunde bei den Externalisierenden Auffälligkeiten: Auch hier ist die Prävalenzrate in der Einkommenskategorie bis 1999 DM mit 34.0 % deutlich höher im Vergleich zu den Einkommen bis 3999 DM (20.1 %; c2 (2) = 19.61, p < .001) und über 5000 DM (16.1 %; c2 (2) = 15.24, p < .001). Für den Gesamtauffälligkeitswert konnten folgende signifikante Effekte ermittelt werden: 30.2 % der Kinder aus Familien mit dem geringsten Einkommen zeigen klinisch relevantes Verhalten und damit deutlich mehr als bei den Einkommenskategorien bis 3999 DM (11.6 %; c2 (2) = 19.75, p < .001), bis 4999 DM (19.5 %; c2 (2) = 11.88, p < .01) und über 5000 DM (11.0 %; c2 (2) = 22.18, p < .001). Darüber hinaus ist auch die Prävalenzrate in der Einkommenskategorie bis 2999 DM mit 20.7 % im Vergleich zum höchsten Einkommen signifikant erhöht (11.0 %, c2 (2) = 12.61, p < .001). In Tabelle 8.47 sind die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in Abhängigkeit vom Familien-Nettoeinkommen und dem Geschlecht des Kindes dargestellt. Was die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bei den Prävalenzraten angeht, so fällt auf, dass es bis auf die Einkommenskategorie bis 2999 DM der Skala Externalisierende Auffälligkeiten keine signifikanten Unterschiede gibt. Während bei den Jungen dieser Einkommenskategorie die Prävalenzrate bei 13.5 % liegt, ist sie bei den Mädchen mit 27.4 % doppelt so hoch (c2 (2) = 6.52, p < .05). Tabelle 8.47: Prävalenzraten der übergeordneten Skalen (T > 63) in Abhängigkeit vom Familien-Nettoeinkommen und dem Geschlecht der Kinder. Internalisierende Auffälligkeiten Externalisierende Auffälligkeiten Jungen Mädchen Jungen Mädchen Jungen Mädchen Bis 1999 DM (N = 106) 27.6 22.9 31.0 37.5 29.3 31.3 2000 – 2999 DM (N = 136) 12.2 17.7 13.5 27.4 17.6 24.6 3000 – 3999 DM (N = 197) 9.1 11.5 11.8 13.6 12.7 10.2 4000 – 4999 DM (N = 149) 14.1 14.1 18.8 21.9 21.2 17.2 Über 5000 DM (N = 174) 10.0 12.8 18.8 13.8 15.0 7.5 Einkommen Gesamtauffälligkeit 135 Kapitel 8 Ergebnisse Betrachtet man die geschlechtsspezifischen Teilstichproben, so finden sich signifikante Unterschiede auf den Skalen Internalisierende Auffälligkeiten (c2 (8) = 17.90, p < .05), Externalisierende Auffälligkeiten (c2 (8) = 24.86, p < .05) und Gesamtauffälligkeit (c2 (2) = 30.08, p < .05) lediglich in der Stichprobe der Mädchen. Bei den Jungen hat das FamilienNettoeinkommen keinen signifikanten Einfluss auf die Höhe der Prävalenzraten. Bei den Mädchen fallen die Prävalenzraten auf allen Skalen in der niedrigsten Einkommenskategorie am höchsten aus. Posteriori durchgeführte Einzelvergleiche ergaben (unter Berücksichtigung der Bonferoni-Korrektur) signifikante Unterschiede zwischen folgenden Einkommenskategorien. 22.9 % der Mädchen, deren Familien ein Einkommen bis 1999 DM zur Verfügung steht, zeigen klinisch relevante internalisierende Auffälligkeiten und damit signifikant mehr als Mädchen, deren Familien ein Einkommen über 5000 DM angeben (12.8 %, (c2 (2) = 12.05, p < .01). Auch bei den Externalisierenden Auffälligkeiten unterscheiden sich die Prävalenzraten der genannten Einkommenskategorien (37.5 % vs. 13.8 %, c2 (2) = 11.85, p < .01). Darüber hinaus liegt die Prävalenzrate bei Mädchen, deren Familien ein Einkommen bis 3999 DM haben, mit 13.6 % ebenfalls signifikant niedriger im Vergleich zum geringsten FamilienNettoeinkommen (c2 (2) = 10.63, p < .01). Für die Skala Gesamtauffälligkeit wurden vergleichbare Befunde ermittelt. Hier liegt die Prävalenzrate in der Einkommenskategorie bis 1999 DM mit 31.3 % ebenfalls signifikant höher im Vergleich zu den Kategorien bis 3999 DM (10.2 %, c2 (2) = 12.36, p < .01) und über 5000 DM (7.5 %, c2 (2) = 17.88, p < .001). 8.3.3.5 Zusammenfassung An dieser Stelle sollen die wichtigsten Ergebnisse der Prävalenzraten psychischer Störungen und Auffälligkeiten in Abhängigkeit von den soziodemographischen Daten der Kinder und Familien zusammengefasst werden. Dabei wird zuerst auf die Prävalenzraten der Syndromskalen eingegangen, anschließend werden die Ergebnisse für die übergeordneten Skalen beschrieben. Klinisch bedeutsame internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten kommen bei ca. 2-4 % der Kindergartenkinder vor. Dabei liegt die Prävalenzrate bei den internalisierenden Skalen bei 2 %, soziale Probleme und hyperkinetische Auffälligkeiten zeigen 3 % der Kinder. Am häufigsten ist in dieser Altersgruppe behandlungsbedürftiges aggressives Verhalten zu beobachten. Für ältere Kindergartenkinder wurden bei den Skalen Ängstlich/Depressiv, Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme höhere Prävalenzraten im Vergleich zu jüngeren Kindern ermittelt. Geschlechtsunterschiede gibt es dagegen bei den Skalen Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme – Jungen fallen häufiger durch dissoziale Verhaltensweisen und hyperkinetische Störungen auf. Für die übergeordneten Skalen wurden Prävalenzraten im Grenzbereich zwischen 9.3 % und 18.2 % und für den klinisch auffälligen Bereich von 13.5 % und 19.3 % ermittelt. Dabei liegt die niedrigste Rate bei den Internalisierenden Auffälligkeiten und die höchste beim Gesamtwert bzw. den Externalisierenden Auffälligkeiten. Internalisierende Auffälligkeiten gewinnen mit zunehmendem Alter der Kinder an klinischer Relevanz. 136 Kapitel 8 Ergebnisse Drei- bis sechsjährige Mädchen zeigen im Grenzbereich mehr externale Auffälligkeiten und auch die Gesamtbelastung ist höher im Vergleich zu den Jungen. Auch die soziodemographischen Daten der Familien haben einen signifikanten Einfluss auf die Höhe der Prävalenzraten. Kinder sehr junger Mütter und allein erziehender Eltern sowie Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien zeigen deutlich häufiger klinisch relevante emotionale und Verhaltensprobleme. 8.4 Komorbidität Um Aussagen darüber treffen zu können, welche psychischen Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern komorbid auftreten und wie häufig diese sind, werden die Syndromskalenwerte des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern/CBCL 3-6 herangezogen. Um Vergleiche zu internationalen Studien ziehen zu können, gehen in die Auswertung alle Syndromskalenwerte T-Wert ³ 67 ein (vgl. McConaughy & Achenbach, 1994). Die Skalenwerte der übergeordneten Skalen werden nicht berücksichtigt. Zuerst wird für jede Syndromskala angegeben, wie hoch der Anteil der Kinder ist, deren T-Werte über dem cut-off liegen. Danach werden die bidirektionale Komorbiditätsraten für die einzelnen Syndromskalenpaare berichtet. Die Skalenwerte der Skala Schizoid/Zwanghaft gehen wegen unzureichender Reliabilität dieser Skala nicht in die Berechnung der Komorbiditätsraten ein. Komorbiditätsraten werden sowohl für die Gesamtstichprobe als auch getrennt für Jungen und Mädchen berichtet. 8.4.1 Gesamtstichprobe Tabelle 8.48 ist zu entnehmen, wie hoch in der Gesamtstichprobe der prozentuale Anteil der Kinder ist, die bei den einzelnen Syndromskalen T-Werte ³ 67 erreichen. Die beiden Syndromskalen Dissoziales Verhalten (4.9 %) und Körperliche Beschwerden (5.1 %) weisen geringe Prozentsätze auf, während für die Skala Aggressives Verhalten mit 13.1 % ein deutlich höherer Prozentsatz ermittelt wurde. Tabelle 8.48: Prozentualer Anteil der Kinder, deren Syndromskalenwerte T ³ 67 sind. Gesamtstichprobe (N = 809). Syndromskala Anzahl Sozialer Rückzug 63 7.8 Körperliche Beschwerden 41 5.1 Ängstlich/Depressiv 67 8.4 Soziale Probleme 44 5.4 Aufmerksamkeitsprobleme 48 6.0 Prozent Dissoziales Verhalten 40 4.9 Aggressives Verhalten 106 13.1 137 Kapitel 8 Ergebnisse Wie Tabelle 8.49 zeigt, haben 73.7 % aller Kindergartenkinder unauffällige Syndromskalenwerte und bei 15.2 % gibt es einen auffälligen Skalenwert. Insgesamt 11.2 % aller Kindergartenkinder zeigen komorbide psychische Störungen bzw. Auffälligkeiten, da sie zwei oder mehr Syndromskalenwerte im Grenzbereich oder im klinisch auffälligen Bereich haben. Tabelle 8.49: Prozentsatz der Kinder mit auffälligen Syndromskalenwerten (T ³ 67). Analysen für die Gesamtstichprobe (N = 809). Auffällige Skalenwerte Anzahl Prozent Unauffällig 596 73.7 Ein auffälliger Skalenwert 122 15.1 Zwei auffällige Skalenwerte 45 5.6 Drei auffällige Skalenwerte 15 1.9 Vier auffällige Skalenwerte 13 1.6 Fünf oder mehr auffällige Skalenwerte 18 2.1 Die bidirektionalen Komorbiditätsraten der einzelnen Syndromskalenpaare in der Gesamtstichprobe sind in Tabelle 8.50 zusammengefasst. Die Komorbiditätsraten reichen von 10.8 % (Sozialer Rückzug und Dissoziales Verhalten) bis 25.0 % (Ängstlich/Depressiv und Sozialer Rückzug). Insgesamt sechs Komorbiditätsraten liegen über 20 %, wobei folgende Auffälligkeiten häufig komorbid auftreten: Bei etwa 23 % der Kindergartenkinder gehen internalisierende Auffälligkeiten (zurückgezogenes und ängstlich/depressives Verhalten) und Aufmerksamkeitsprobleme mit Sozialen Problemen einher. Darüber hinaus treten bei dreibis sechsjährigen Kindern verschiedene expansive Verhaltensprobleme gleichzeitig auf: 24.6 % aller Kinder haben auffällige Werte auf den Skalen Dissoziales und Aggressives Verhalten und Aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme sind bei 22.9 % der Kinder zu beobachten. Durchweg niedrige Komorbiditätsraten zwischen 12 % und 13 % weist die Skala Körperliche Beschwerden auf. Tabelle 8.50: Bidirektionale Komorbiditätsraten der Syndromskalen für die Gesamtstichprobe (N = 809). Komorbidität zu Skala SR KB ÄD SP AP DV Sozialer Rückzug (SR) Körperliche Beschwerden (KB) 12.3 Ängstlich/Depressiv (ÄD) 25.0 13.8 Soziale Probleme (SP) 23.1 12.1 22.6 Aufmerksamkeitsprobleme (AP) 19.6 11.9 20.0 23.2 Dissoziales Verhalten (DV) 10.8 13.3 14.3 16.7 16.5 Aggressives Verhalten (AV) 18.4 13.4 19.9 18.8 22.9 24.6 138 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.51 sind die Odds ratios für die Komorbidität der einzelnen Syndromskalenpaare zu entnehmen. Anhand der Odds ratios lässt sich ablesen, wie viel häufiger das Risiko für auffällige Syndromskalenwerte ist, wenn bei einer bestimmten Syndromskala bereits auffällige Werte vorliegen im Vergleich zu unauffälligen Werten. Die Odds ratios liegen zwischen 3.4 und 28.4, wobei für folgende Skalen auffällig hohe Odds ratios (> 20) ermittelt wurden: Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme (28.3), Soziale Probleme und Ängstlich/Depressiv (25.3), Soziale Probleme und Sozialer Rückzug (25.1), Ängstlich/Depressiv und Sozialer Rückzug (20.8) sowie Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten (20.6). Es lässt sich festhalten: Bei Aufmerksamkeitsproblemen und internalisierenden Auffälligkeiten treten ca. 20mal häufiger auch Probleme im Kontakt zu Gleichaltrigen und Erwachsenen auf im Vergleich zu Kindern, die auf den genannten Skalen keine bedeutsamen Auffälligkeiten zeigen. Darüber hinaus besteht in der Gesamtstichprobe auch ein etwa 20-fach erhöhtes Risiko, bei vorliegenden aggressivem Verhalten auch durch dissoziale Verhaltensweisen aufzufallen. Im Vergleich dazu weist die Skala Körperliche Beschwerden niedrige Odds ratios und damit ein geringeres Erkrankungsrisiko auf. Tabelle 8.51: Odds ratios für die Komorbidität der Syndromskalenpaare. Gesamtstichprobe (N = 809). Komorbidität zu Skala SR KB ÄD SP AP DV Sozialer Rückzug (SR) Körperliche Beschwerden (KB) 4.4 Ängstlich/Depressiv (ÄD) 20.8 5.4 Soziale Probleme (SP) 25.1 5.0 25.3 Aufmerksamkeitsprobleme (AP) 13.3 4.5 17.4 28.3 Dissoziales Verhalten (DV) 4.5 5.7 8.2 13.8 11.6 Aggressives Verhalten (AV) 7.7 3.4 7.0 10.1 15.0 8.4.2 Komorbidität in Abhängigkeit vom Geschlecht des Kindes 8.4.2.1 Jungen 20.6 Tabelle 8.52 gibt Auskunft darüber, wie hoch bei den einzelnen Syndromskalen der prozentuale Anteil der Jungen ist, die T-Werte im Grenzbereich bzw. im klinisch auffällig Bereich aufweisen. Die Skala Aggressives Verhalten weist mit 13.5 % der Kinder den höchsten Prozentsatz auf. Bei den Skalen Körperliche Beschwerden, Soziale Probleme und Aufmerksamkeitsprobleme weisen jeweils rund 6 % aller Jungen T-Werte auf, die über dem cut-off liegen. Höhere Raten wurden für die Skalen Ängstlich/Depressiv, Dissoziales Verhalten und Sozialer Rückzug ermittelt, wobei die Skala Sozialer Rückzug mit 9.0 % die zweithöchste Rate hat. 139 Kapitel 8 Ergebnisse Tabelle 8.52: CBCL-Syndromskalen. Prozentualer Anteil der Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378), deren TWerte ³ 67 sind. Syndromskala Jungen Mädchen Anzahl Prozent Anzahl Prozent Sozialer Rückzug 39 9.0 24 6.4 Körperliche Beschwerden 26 6.1 15 4.0 Ängstlich/Depressiv 33 7.7 34 9.1 Soziale Probleme 24 5.6 20 5.4 Aufmerksamkeitsprobleme 28 6.5 20 5.4 Dissoziales Verhalten 34 7.9 6 1.6 Aggressives Verhalten 58 13.5 48 12.7 Erste Anhaltspunkte zu komorbiden Auffälligkeiten bei Jungen liefert die Verteilung der Anzahl der auffälligen Skalenwerte, die in Tabelle 8.53 dargestellt ist. 73.1 % aller Jungen erreichen auf allen Syndromskalen unauffällige T-Werte. Der Anteil der Kinder mit einem auffälligen Syndromskalenwert liegt bei 13.9 %. Zwei oder mehr Skalenwerte, die über dem cut-off liegen und somit das gleichzeitige Auftreten verschiedener psychischer Auffälligkeiten anzeigen, sind bei insgesamt 13.0 % der Jungen zu beobachten. Tabelle 8.53: Prozentsatz der Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378) mit auffälligen Syndromskalenwerten (T ³ 67). Auffällige Skalenwerte Jungen Mädchen Anzahl Prozent Anzahl Prozent Unauffällig 315 73.1 281 74.3 Ein auffälliger Skalenwert 60 13.9 62 16.4 Zwei auffällige Skalenwerte 26 6.0 19 5.0 Drei auffällige Skalenwerte 9 2.1 6 1.6 Vier auffällige Skalenwerte 10 2.3 3 0.8 Fünf oder mehr auffällige Skalenwerte 11 2.6 7 1.8 Die bidirektionalen Komorbiditätsraten für alle Syndromskalenpaare weist Tabelle 8.54 aus. Insgesamt liegen die Komorbiditätsraten zwischen 9.7 % und 30.9 %, wobei die höchste Komorbidität zwischen den Skalen Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten besteht. Acht Komorbiditätsraten liegen über 20 %. Etwa 25 % aller Jungen weisen gleichzeitig zurückgezogenes und ängstlich/depressives Verhalten bzw. Probleme im sozialen Kontakt auf. Soziale Probleme treten darüber hinaus häufig auch komorbid zu Aufmerksamkeitsproblemen (24.2 %) auf. Aufmerksamkeitsprobleme wiederum werden bei 23.0 % der Kinder von auffälligem Aggressivem Verhalten begleitet. 140 Kapitel 8 Ergebnisse Geringe Komorbiditätsraten weist die Skala Körperliche Beschwerden auf. Außer der Skala Aggressives Verhalten (17.7 %) liegen hier die Komorbiditätsraten zwischen 10 % und 13 %. Komorbide Auffälligkeiten sind zum einen häufig zwischen expansiven Verhaltensproblemen sowie zwischen internalisierenden Auffälligkeiten zu beobachten und zum anderen gehen diese Probleme häufig mit Sozialen Problemen einher. Tabelle 8.54: Bidirektionale Komorbiditätsraten der Syndromskalen für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Komorbidität zu Skala SR J KB M ÄD J M SP J M AP J M DV J M J M Sozialer Rückzug (SR) Körperliche Beschwerden (KB) 11.5 13.8 Ängstlich/Depressiv (ÄD) 23.3 28.3 12.0 15.4 Soziale Probleme (SP) 24.6 20.9 Aufmerksamkeitsprobleme (AP) 20.0 18.9 13.0 Dissoziales Verhalten (DV) 13.2 Aggressives Verhalten (AV) 18.4 18.5 17.7 4.0 9.7 16.0 21.0 25.5 9.5 21.7 18.4 24.2 21.2 12.8 15.4 16.7 11.1 18.0 13.0 18.5 10.0 5.7 19.8 20.0 19.0 18.4 23.0 22.7 30.9 9.1 Anmerkung. J = Jungen, M = Mädchen. Die Odds ratios für die Syndromskalenpaare bei den Jungen sind Tabelle 8.55 zu entnehmen – sie liegen zwischen 3.3 und 50.4. Hohe Odds ratios (> 20) wurden für folgende Skalen ermittelt: Aufmerksamkeitsprobleme und Soziale Probleme (50.4), Sozialer Rückzug und Soziale Probleme (33.3), Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten (30.5), Aufmerksamkeitsprobleme und Ängstlich/Depressiv (26.7) sowie Ängstlich/Depressiv und Soziale Probleme (22.7). Lediglich drei Odds ratios sind bei den Jungen < 5 – sie betreffen die Skalen Körperliche Beschwerden und Sozialer Rückzug. Tabelle 8.55: Odds ratios für die Komorbidität der Syndromskalenpaare getrennt für Jungen (N = 431) und Mädchen (N = 378). Komorbidität zu Skala SR KB J M Körperliche Beschwerden (KB) 3.3 6.5 ÄD J M J SP M J AP M J DV M J M 30.5 7.3 Sozialer Rückzug (SR) Ängstlich/Depressiv (ÄD) 18.6 29.2 4.1 8.2 Soziale Probleme (SP) 33.3 18.6 3.4 9.3 22.7 29.6 Aufmerksamkeitsprobleme (AP) 15.1 10.8 5.2 3.1 26.7 10.8 50.4 14.3 Dissoziales Verhalten (DV) 4.4 3.0 4.0 18.3 8.1 22.7 14.7 20.8 13.0 9.8 Aggressives Verhalten (AV) 5.8 5.9 5.5 1.1 9.2 5.4 8.4 14.4 6.7 23.9 Anmerkung. J = Jungen, M = Mädchen. 141 Kapitel 8 8.4.2.2 Ergebnisse Mädchen Tabelle 8.52 gibt Auskunft darüber, wie hoch bei den einzelnen Syndromskalen der prozentuale Anteil der Mädchen ist, deren T-Werte im Grenzbereich liegen bzw. klinisch auffällig sind. Wie auch bei den Jungen weist die Skala Aggressives Verhalten mit 12.7 % den höchsten Anteil an Kindern auf, deren T-Werte über dem cut-off liegen. Am zweithäufigsten ist ängstlich/depressives Verhalten zu beobachten (9.1 %) zu beobachten. Die Skala Sozialer Rückzug, die ebenfalls zu den Internalisierenden Auffälligkeiten zählt, weist im Vergleich dazu mit 6.3% eine etwas geringere Rate auf. Die niedrigste Rate verzeichnet die Skala Dissoziales Verhalten - 1.6 % der Mädchen zeigen bedeutsame dissoziale Verhaltensweisen. Einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Jungen und Mädchen weist die Skala Dissoziales Verhalten auf, wobei Jungen wesentlich häufiger durch dissoziale Verhaltensweisen auffallen (c2 (1) = 17.0, p < .001). Bei allen anderen Syndromskalen gibt es keine statistisch signifikanten Unterschiede. Wie Tabelle 8.53 zeigt, haben 74.3 % aller Mädchen unauffällige Skalenwerte und 16.4 % einen auffälligen Skalenwert. Während mit 5.0 % der Anteil der Kinder, die auf zwei Syndromskalen auffällige Werte erreichen, mit dem der Jungen vergleichbar ist, treten komorbide Auffälligkeiten insgesamt bei Mädchen seltener auf als bei Jungen (9.2 % vs. 13.0 %). Dieser Unterschied kann statistisch nicht abgesichert werden, zeigt sich aber im Trend (c2 (1) = 2.81, p = .06). Bei den Mädchen liegen die bidirektionalen Komorbiditätsraten zwischen 5.7 % und 28.3 %. Die höchste Komorbidität besteht zwischen den Skalen Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv, die niedrigste zwischen den Skalen Körperliche Beschwerden und Aggressives Verhalten. Insgesamt sechs Komorbiditätsraten liegen über 20 %. Die hohen Komorbiditätsraten wurden hauptsächlich für die internalisierenden Auffälligkeiten Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv sowie die Gemischten Auffälligkeiten ermittelt. Bei 23 % aller Mädchen treten Aufmerksamkeitsprobleme und Aggressives Verhalten komorbid auf. Es gibt außerdem fünf niedrige Komorbiditätsraten (< 10 %) und damit deutlich mehr als bei den Jungen, wo nur die Komorbiditätsrate für Soziale Probleme und Körperliche Beschwerden unter 10 % liegt. Die niedrigen Komorbiditätsraten betreffen hauptsächlich die Skala Dissoziales Verhalten. Bei den Mädchen treten dissoziale Verhaltensweisen vergleichsweise selten komorbid mit Sozialem Rückzug, Aggressivem Verhalten und Aufmerksamkeitsproblemen auf. Ebenfalls unter 10 % liegt die Komorbidität zwischen Körperlichen Beschwerden und Aufmerksamkeitsproblemen. 142 Kapitel 8 Ergebnisse An dieser Stelle soll auf Geschlechtsunterschiede bei den bidirektionalen Komorbiditätsraten eingegangen werden. Bei den Skalen der Internalisierenden Auffälligkeiten gibt es insgesamt große Übereinstimmungen. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gibt es bei folgenden Skalen: Dissoziales Verhalten und Aggressives Verhalten tritt bei Jungen dreimal häufiger komorbid auf (c2 (1) = 15.18, p < .001). Ebenso hoch ist das Verhältnis bei den Skalen Dissoziales Verhalten und Sozialer Rückzug (13.2 % vs. 4.0 %; c2 (1) = 5.50, p < .05) sowie Körperliche Beschwerden und Aggressives Verhalten (17.7 % vs. 5.7 %; c2 (1) = 5.24, p < .05). Dagegen treten Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme zweimal häufiger bei Jungen auf (18.5 % vs. 10.0 %, c2 (1) = 6.03, p < .05). Die Odds ratios für die Komorbidität der Syndromskalenpaare in der Mädchenstichprobe sind Tabelle 8.55 zu entnehmen. Die Odds ratios reichen von 1.1 bis 29.6, wobei der Range bei den Mädchen kleiner ausfällt als bei den Jungen. Hohe Odds ratios (> 20) verzeichnen die Skalen Ängstlich/Depressiv und Soziale Probleme, Ängstlich/Depressiv und Sozialer Rückzug, Dissoziales Verhalten und Ängstlich/Depressiv sowie Dissoziales Verhalten und Soziale Probleme. Insgesamt 11 Odds ratios sind < 10 – sie wurden vor allem für die Skalen Sozialer Rückzug, Körperliche Beschwerden und Aufmerksamkeitsprobleme ermittelt. 8.4.3 Zusammenfassung Abschließend sollen die wichtigsten Ergebnisse zur Komorbidität psychischer Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern zusammengefasst werden. Betrachtet man zuerst den Anteil der Kinder mit zwei oder mehr auffälligen Syndromskalenwerten, so liegt dieser bei den Jungen mit 13.0 % geringfügig über dem der Mädchen (9.2 %). Dieser Unterschied kann statistisch zwar nicht abgesichert werden, jedoch zeigt sich im Trend, dass bereits im Vorschulalter Jungen häufiger komorbide Auffälligkeiten zeigen. Die bidirektionalen Komorbiditätsraten liegen in der Gesamtstichprobe zwischen 10.8 % und 25.0 %, wobei internalisierende Auffälligkeiten und Aufmerksamkeitsprobleme häufig mit Schwierigkeiten im Sozialkontakt einhergehen. Darüber hinaus treten bei ca. 23 % der Kindergartenkinder verschiedene expansive Verhaltensprobleme gleichzeitig auf. Zu nennen sind hier aggressive und dissoziale Verhaltensweisen sowie aggressives Verhalten verbunden mit Aufmerksamkeitsproblemen. Durchweg niedrige Komorbiditätsraten weist die Skala Körperliche Beschwerden auf. Die bidirektionalen Komorbiditätsraten der Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten stimmen bei Jungen und Mädchen sehr gut überein. Dagegen sind komorbide externale Verhaltensprobleme wie dissoziales und aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme zwei- bis dreimal häufiger bei Jungen als bei Mädchen zu beobachten. 143 Kapitel 9 9 Diskussion der Ergebnisse Diskussion der Ergebnisse Nachdem im vorangegangenen Kapitel die einzelnen Ergebnisse dieser Untersuchung ausführlich dargestellt wurden, soll nun die Diskussion der wichtigsten Ergebnisse folgen. Darüber hinaus wird auf einige methodische Aspekte der Studie eingegangen und abschließend hinsichtlich der weiteren Forschung ein Ausblick in die Zukunft gegeben. 9.1 Psychometrische Kennwerte der CBCL bei Kindergartenkindern Die methodische Überprüfung wurde vorgenommen, um die Frage zu beantworten, ob die modifizierte Version des Elternfragebogens über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen/CBCL 4-18 bei Kindergartenkindern hinreichend reliabel ist und einen Einsatz im Rahmen der vorliegenden Untersuchung rechtfertigt. Zur Bestimmung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) ermittelt. Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, sind in Tabelle 9.1 die internen Konsistenzen der Gesamtstichprobe denen anderer deutscher Untersuchungen (Döpfner et al., 1994; Löffler, 1998; Walter & Remschmidt, 1999; Wichary, 1999) gegenübergestellt. Tabelle 9.1: Vergleich der Reliabilitäten (interne Konsistenz) der CBCL bei Kindergartenkindern mit anderen deutschsprachigen Untersuchungen. Skalen BS Gesamtauffälligkeit .92 = Internalisierende Auffälligkeiten .80 Ängstlich/Depressiv Sozialer Rückzug Döpfner et al. Löffler (1998) (1994) Walter & Remschmidt (1999) Wichary (1999) = = = = - = = .74 = = = = .61 = - = Körperliche Beschwerden .44 - - = = Externalisierende Auffälligkeiten .87 = = = = Aggressives Verhalten .85 = = = = Dissoziales Verhalten .53 - - - - Aufmerksamkeitsprobleme .71 = = = = Soziale Probleme .62 = = Kein Vergleich = Schizoid/Zwanghaft .47 + + = + Gemischte Auffälligkeiten Anmerkungen. = bedeutet, dass die interne Konsistenz nur bis ± 0.05 abweicht, - bedeutet geringere Konsistenzwerte in der entsprechenden Untersuchung, + bedeutet höhere Konsistenzwerte in der entsprechenden Untersuchung. 144 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Die Reliabilitäten der Skalen des modifizierten Elterfragebogens reichen in der Gesamtstichprobe und in den geschlechtsspezifischen Teilstichproben von unbefriedigend bis sehr gut, wobei festzuhalten ist, dass bis auf zwei Ausnahmen die Ergebnisse von Döpfner et al. (1994) repliziert werden konnten. Etwas differenzierter ist das Bild, wenn die aktuellen Studien zum Vergleich herangezogen werden. Die höchste Reliabilität weist in allen Braunschweiger Stichproben sowie den Vergleichsuntersuchungen die Skala Gesamtauffälligkeitswert auf. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in der Braunschweiger Stichprobe der Gesamtwert auf Grund der vorgenommenen Modifikationen nur 114 statt 120 Items umfasste. Es zeigt sich, dass die Modifikationen keinen negativen Einfluss auf die interne Konsistenz der Gesamtskala hatten. Den anderen übergeordneten Skalen und der Skala Aggressives Verhalten kann ebenfalls eine gute Reliabilität bescheinigt werden. Walter und Remschmidt (1999) sowie Löffler (1998) ermittelten für die Skala Externalisierende Auffälligkeiten sogar eine sehr gute interne Konsistenz. Die geringfügigen Abweichungen zu den letztgenannten Studien lassen sich zum Teil dadurch erklären, dass die vorgenommenen Modifikationen der Skala Dissoziales Verhalten die interne Konsistenz der Skala Externalisierende Auffälligkeiten geringfügig beeinflusst haben kann. Ebenfalls eine Ausnahme bildet in der Braunschweiger Jungenstichprobe die Skala Internalisierende Auffälligkeiten, für die eine befriedigende Reliabilität berechnet wurde. Insgesamt ist zu den Reliabilitäten der übergeordneten Skalen festzuhalten, dass die Werte von Döpfner et al. (1994) nahezu identisch repliziert werden konnten, was dafür spricht, dass diese Skalen auch für drei- bis sechsjährige Kinder geeignet sind. Reliabilitätsunterschiede werden offensichtlich, wenn die internen Konsistenzen der Syndromskalen betrachtet werden. Eine befriedigende Reliabilität weisen in der Gesamt- sowie der Jungenstichprobe die Skalen Aufmerksamkeitsprobleme und Ängstlich/Depressiv auf – Ergebnisse, die Döpfner et al. (1994) und Wichary (1999) berichten. Die Skala Aufmerksamkeitsprobleme erreicht dagegen bei den Braunschweiger Mädchen nur eine ausreichende Reliabilität. Eine ausreichende Reliabilität weisen die Skalen Sozialer Rückzug, Soziale Probleme und Dissoziales Verhalten auf. Diese Befunde gelten für die Gesamt- und die Jungenstichprobe; bei den Mädchen außer der Skala Dissoziales Verhalten. Die genannten Skalen erreichen auch in den Untersuchungen von Wichary (1999) und Döpfner et al. (1994) vergleichbare Reliabilitäten. In der Untersuchung von Löffler (1998) weisen die Skalen Sozialer Rückzug und Dissoziales Verhalten höhere interne Konsistenzen auf und können deshalb als befriedigend beurteilt werden. Remschmidt und Walter (1999) berichten für die Skala Sozialer Rückzug bei den Jungen ebenfalls eine eingeschränkte Reliabilität, bei den Mädchen fällt sie für diese Skala befriedigend aus. 145 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Der Skala Dissoziales Verhalten bescheinigen die Autoren eine befriedigende Reliabilität bei den Jungen, bei den Mädchen nur eine unbefriedigende – ein Ergebnis, das sich mit dem der Braunschweiger Mädchen vergleichen lässt. Die aufgeführten Unterschiede, die vor allem die Skala Dissoziales Verhalten betreffen, sind möglicherweise darauf zurückzuführen, dass diese Skala für die drei- bis sechsjährigen Kinder verändert wurde. Während sich die Skala Dissoziales Verhalten im Originalfragebogen aus 13 Items zusammensetzt, umfasst die modifizierte Version nur 10 Items. Zu bedenken ist ferner, dass dissoziale Verhaltensweisen nach dem Modell von Loeber (1990) über den Entwicklungsverlauf zunehmen, also bei älteren Kindern häufiger als bei Kindergartenkindern zu beobachten sind. In allen bisher vorliegenden Untersuchungen wurde die Reliabilität der Skala Schizoid/Zwanghaft als unbefriedigend eingeschätzt. Dieses Ergebnis kann durch die vorliegende Untersuchung bestätigt werden. Darüber hinaus muss aber auch der Skala Körperliche Beschwerden in der Gesamt- und den geschlechtsspezifischen Teilstichproben nur eine unbefriedigende Reliabilität bescheinigt werden. Bei der Skala bewirkt die Elimination des Items 56e (Hautausschläge oder andere Hautprobleme) eine Reliabilitätserhöhung um .02, was auch Löffler (1998) herausfand. Betrachtet man die Symptome, die zur Skala Körperliche Beschwerden gehören, so muss man sich fragen, ob sie für Kinder im Vorschulalter angemessen sind. Bislang ist unklar, ob sich psychische Probleme, z. B. Stress durch Überforderung auch bei Kindergartenkindern mit Schwindel, Müdigkeit, Kopf- oder anderen unspezifischen Schmerzen manifestieren. Auf Grund der niedrigen Reliabilität ist auch auf eine inkonsistente Beantwortung zu schließen; ein Kind das unter Bauchschmerzen leidet, muss nicht zwangsläufig auch andere somatische Beschwerden zeigen. Die Trennschärfen der Items der Skala Gesamtauffälligkeit fallen in der Gesamtstichprobe und den geschlechtsspezifischen Teilstichproben vergleichbar aus. Da mit dem Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern heterogene Merkmale, eine Vielfalt von emotionalen und Verhaltensproblemen erfasst werden, haben Trennschärfekoeffizienten auf der Gesamtebene eine geringere Bedeutung. Eine große Spannweite der Trennschärfekoeffizienten ist auf Grund der Heterogenität des Fragebogens zu erwarten. Da der Inhalt der Skalen Internalisierende Auffälligkeiten und Externalisierende Auffälligkeiten homogener als der des gesamten Fragebogens ist, fällt der Range dieser Trennschärfekoeffizienten erwartungsgemäß etwas geringer aus. Betrachtet man den Anteil der Items mit niedrigen bzw. sehr hohen Trennschärfen, so fallen geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf. Der Prozentsatz der Items mit niedrigen Trennschärfen liegt bei den Jungen bei 24 %, bei den Mädchen bei 30 %. Dagegen fällt der Anteil der Items mit sehr hohen Trennschärfen bei den Jungen mit 13 % mehr als doppelt so hoch aus als bei den Mädchen. 146 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Die Ergebnisse der Trennschärfeanalysen für die einzelnen Syndromskalen zeigen, dass die Differenzierungsfähigkeit der Skalen unterschiedlich zu bewerten ist. Die höchsten Trennschärfen weist die Skala Aggressives Verhalten auf. Insgesamt liegen die Trennschärfen im mittleren bis hohen Bereich und bis auf zwei Ausnahmen unterschreiten die Trennschärfen rtt .30 nicht. In der Jungenstichprobe liegt der Anteil der Items mit hohen Trennschärfen bei 50 %, in der Mädchenstichprobe fällt er dagegen mit 25 % deutlich niedriger aus. Das deutet darauf hin, dass die Skala eher jungentypisches aggressiv-oppositionelles Verhalten erfasst. Bewährt haben sich auch die Items der Skalen Sozialer Rückzug, Ängstlich/Depressiv und Aufmerksamkeitsprobleme. Die Trennschärfen der einzelnen Items sprechen bis auf wenige Ausnahmen für eine befriedigende bis gute Differenzierungsfähigkeit. Für die Skala Soziale Probleme konnten Trennschärfen im mittleren Bereich berechnet werden. Eher im unteren bis mittleren Bereich liegen die Trennschärfekoeffizienten der Skalen Dissoziales Verhalten, Körperliche Beschwerden und Schizoid/Zwanghaft. Um die Ergebnisse der Trennschärfeanalysen einordnen zu können, werden sie mit der Untersuchung von Döpfner et al. (1994) verglichen. Da die Autoren die Trennschärfen der einzelnen Skalen nur im Range für die Gesamtstichprobe angegeben, wird der Vergleich zwischen der Gesamtstichprobe der Braunschweiger Kindergartenkinder und der Feldstichprobe vorgenommen. Für alle übergeordneten Skalen gilt, dass die ermittelten Trennschärfen sehr gut mit denen von Döpfner et al. (1994) übereinstimmen. Bei den Syndromskalen gilt das auch für die Skalen Körperliche Beschwerden, Ängstlich/Depressiv, Soziale Probleme und Aggressives Verhalten. Geringfügige Unterschiede bei den Trennschärfen zeigen sich wie folgt: Bei den Skalen Sozialer Rückzug, Schizoid/Zwanghaft und Aufmerksamkeitsprobleme liegen in der Braunschweiger Stichprobe einige Trennschärfen über denen der Vergleichsuntersuchung. Die Ergebnisse der Skaleninterkorrelationen zeigen, dass keine Skalenkombination das von Döpfner et al. (1994) aufgestellte Kriterium (r > .70) überschritten hat. In diesem Sinne kann den Skalen eine hinreichende Unabhängigkeit bescheinigt werden. Darüber hinaus stimmen die ermittelten Skalenkorrelationen in der Gesamtstichprobe sehr gut mit denen überein, die Döpfner et al. (1994) in der Münsterländer Feldstichprobe ermittelten. Die Untersuchung der Faktorenstruktur des modifizierten Elternfragebogens zeigt, dass sich die acht Syndromskalen in allen Stichproben nur zum Teil replizieren ließen. Von den Faktorenanalysen wurden auf Grund mangelnder Reliabilitäten die Items der Skala Schizoid/Zwanghaft ausgeschlossen, so dass maximal eine 7-faktorielle Lösung zu erwarten gewesen wäre. Es wurden letztendlich sowohl in der Gesamtstichprobe als auch den geschlechtsspezifischen Teilstichproben 6-faktorielle Lösungen als optimale Lösungen favorisiert. Zur Faktorenlösung von Döpfner et al. (1994) gibt es folgende Unterschiede, die sich jeweils auf die Gesamtstichprobe beziehen: 147 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Bei Döpfner et al. (1994) klären die ermittelten Faktoren insgesamt 39.2 % der Varianz auf. In der Kindergartenstichprobe liegt der Anteil an aufgeklärter Varianz mit 31.3 % vergleichsweise gut, wenn man beachtet, dass hier die Itemzahl reduziert wurde und es sich nicht um eine klinische Stichprobe handelt. Es zeigen sich stärkere Vermischungen hinsichtlich der inhaltlichen Zusammensetzung. So laden auf den ersten beiden Faktoren Items der Skalen Aggressives Verhalten, Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme. Die Trennung von Aggressivität und hyperkinetischen Symptomen kann hier nicht so klar erfolgen, was sich auch in anderen Untersuchungen zeigte (z. B. Campell & Werry, 1986; Mayr, 1987). Dass sich der Faktor Dissoziales Verhalten nicht als eigenständiger Faktor replizieren ließ, ist darauf zurückzuführen, dass sich solche Verhaltensweisen erst im Entwicklungsverlauf stärker herauskristallisieren (Loeber, 1990) und dass darüber hinaus die Itemzahl der Skala gegenüber der Originalversion reduziert wurde. Es konnte auch nicht die Skala Soziale Probleme als eigenständiger Faktor abgebildet werden, sondern die Items dieser Skala weisen ihre größten Ladungen auf den Faktoren auf, die aggressives und dissoziales Verhalten sowie hyperkinetische Auffälligkeiten beschreiben. Dieses Ergebnis deckt sich jedoch mit der deutschen Untersuchung sowie internationalen Studien (De Groot, 1994). Insgesamt lassen sich die beschriebenen Unterschiede darauf zurückführen, dass es gerade im Vorschulalter schwieriger ist, unterschiedliche Störungsbilder bei Kindern zu identifizieren, da diese wahrscheinlich noch nicht voll ausdifferenziert sind. Hinzu kommt, dass in einer Feldstichprobe die Merkmalsvarianz eingeschränkt ist und in Zukunft die Faktorenstruktur in einer klinischen Stichprobe drei- bis sechsjähriger Kinder überprüft werden müsste. 9.2 Soziodemographische Daten und Verhaltensauffälligkeit Die Auswertung der CBCL-Skalenrohwerte in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Kinder zeigte, dass es bedeutende Unterschiede bei der Verteilung der einzelnen Summenwerte gibt. Sowohl bei den Jungen als auch den Mädchen hat das Alter der Kinder einen signifikanten Einfluss auf die Summenwerte der internalisierenden Auffälligkeiten. Bei jüngeren Kindern sind internale Verhaltensprobleme insgesamt sowie ängstlich/depressives Verhalten weit weniger verbreitet im Vergleich zu älteren Kindergartenkindern. Im Rahmen der PAK-KID-Studie (Döpfner et al., 1997) konnten für alle Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten signifikante Alterseffekte nachgewiesen werden. Jedoch wurde hierbei eine wesentlich größere Altersspanne (4 bis 18 Jahre) untersucht, so dass diese Ergebnisse nur bedingt vergleichbar sind. Achenbach (1991a) stellte im Elternurteil ebenfalls für alle Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten eine Zunahme mit dem Alter fest. Dieses Ergebnis bezieht sich auf die Altersspanne von vier bis elf Jahren. 148 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Signifikante Geschlechtsunterschiede waren bei den Skalen der internalisierenden Auffälligkeiten nicht zu beobachten. Jedoch erreichen Jungen auf den Skalen Externalisierende Auffälligkeiten, Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme deutlich höhere Skalenwerte als Mädchen. Diese Ergebnisse stimmen sehr gut mit den Befunden der deutschen (Döpfner et al., 1997; Walter, 1993) und internationalen dimensionalen Studien überein. In einer kulturvergleichenden Studie (Crijnen et al., 1997), bei der CBCL-Daten von insgesamt 13697 Kindern aus 12 Ländern ausgewertet wurden, konnte eindrucksvoll nachgewiesen werden, dass Jungen auf den Skalen Externalisierende Auffälligkeiten und Gesamtauffälligkeit signifikant höhere Skalenwerte erreichen als Mädchen. Internalisierende Auffälligkeiten waren bei den Mädchen häufiger zu beobachten. Zu berücksichtigen ist, dass in den einzelnen Studien ein wesentlich größerer Altersbereich (6 bis 17 Jahre) wurde und sich die Auswertung nur auf die übergeordneten Skalen bezieht. Die Verhaltensauffälligkeiten der Kinder werden nur zum Teil von soziodemographischen Daten der Familie beeinflusst. So konnten für die Variablen Alter der Mütter und Schulabschluss der Eltern keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen nachgewiesen werden. Psychische Auffälligkeiten nehmen also nicht mit dem Alter der Mütter oder einem höheren Schulabschluss ab. Jedoch haben der Familienstand sowie die Höhe des zur Verfügung stehenden Netto-Einkommens einen entscheidenden Einfluss auf das Ausmaß der Verhaltensauffälligkeiten. Kinder Alleinerziehender weisen deutlich häufiger ängstlich-depressives Verhalten im Vergleich zu Kindern von zusammen lebenden Eltern auf. Auch bei den übergeordneten Skalen sowie für die Skala Dissoziales Verhalten deutet sich der Trend der höheren Auffälligkeit bei Kindern allein erziehender Eltern an. In der Literatur wird übereinstimmend berichtet, dass es vor allem externalisierende Auffälligkeiten sind, die Kinder Alleinerziehender zeigen (Allen, 1993; Hilton & Devall, 1998). Uljas et al. (1999) fanden in der finnischen Stichprobe dreijähriger Kinder signifikante Unterschiede zwischen Alleinerziehenden und verheirateten Familien bei den Syndromskalen Körperliche Beschwerden, Aggressives und Destruktives Verhalten. Wie in der vorliegenden Untersuchung fanden auch Forehand, Neighbors, Devine und Armistead (1994) dagegen mehr internalisierende Auffälligkeiten im Vergleich zu intakten Familien. Jedoch wurden hier Jugendliche untersucht – ein Vergleich mit Untersuchungen im Vorschulalter ist schwierig. Wie die Meta-Analyse von Amato und Keith (1991) zeigt, konzentrierte sich die Forschung bislang hauptsächlich auf Kinder im Schulalter. 149 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Die Höhe des Familien-Nettoeinkommens beeinflusst maßgeblich das Ausmaß kindlicher Verhaltensauffälligkeiten. Kinder aus Familien mit einem niedrigen Einkommen sind auf fast allen Syndrom- und allen übergeordneten Skalen höher belastet. In der internationalen Literatur wird der Einfluss der sozialen Schicht meist im Hinblick auf die Gesamtbelastung bzw. internalisierende und externalisierende Auffälligkeiten und weniger auf die einzelnen Syndromskalen berichtet. In den Untersuchungen von Achenbach und Edelbrock (1981), Verhulst, Akkerhuis und Althaus (1985) sowie Verhulst und Althaus (1988) wiesen Unterschichtkinder höhere Werte auf, was auch durch aktuellere Studien (z. B. Larson et al., 1988; Larsson & Frisk, 1999; Liu et al., 1999; Uljas et al., 1999) belegt wird. Verhulst und Althaus (1988) konnten darüber hinaus zeigen, dass Kinder aus der Unterschicht auch häufiger zu aggressivem Verhalten neigen. Die Regressionsanalysen zur Vorhersage der Summenwerte der übergeordneten Skalen lassen den Schluss zu, dass die soziodemographischen Daten der Kinder und Familien insgesamt nur einen geringen Beitrag zur Varianzaufklärung leisten. Von Bedeutung sind vor allem das geringe Einkommen einer Familie sowie das jugendliche Alter der Mütter. Der Anteil der aufgeklärten Varianz liegt zwischen 4.4 % und 7.2 % - die entsprechenden Effektstärken betragen 0.05 bis 0.08 und sind nach Cohen (1988) als geringe Effekte einzuschätzen. Diese Ergebnisse stimmen gut mit denen überein, die beispielsweise Haffner et al. (1999) im Rahmen der Heidelberger Einschulungsuntersuchung berichten. Einschränkend ist hier zu bemerken, dass über 90 % der Varianz bei den Auffälligkeiten der Kinder in anderen Faktoren, die nicht Gegenstand dieser Untersuchung waren, zu suchen sind. Verhaltensmuster und psychische Auffälligkeiten von Kindern werden durch eine Vielzahl von Faktoren und deren Wechselwirkungen beeinflusst (z. B. Genetik, kritische Lebensereignisse, Wohnsituation und Wohnumfeld, Erziehung, psychische Symptomatik der Eltern). Aufschluss über die Einflussfaktoren Erziehungsverhalten und Kompetenzgefühl der Eltern gibt die Untersuchung von Miller (2001), während Köppe (2001) die psychische Symptomatik sowie die Partnerschaft der Eltern als Prädiktoren zur Vorhersage kindlicher Verhaltensauffälligkeiten untersucht. 9.3 Epidemiologische Untersuchung 9.3.1 Symptomprävalenzraten In diesem Abschnitt soll noch einmal auf die Häufigkeit emotionaler und Verhaltensprobleme bei Braunschweiger Kindergartenkindern eingegangen werden. Dazu werden die Ergebnisse im Vergleich zu vorliegenden Untersuchungen eingeordnet. Dabei werden Unterschiede in den Prävalenzraten bei einer Abweichung von mehr als 5 % berichtet. Es wird außerdem auf Geschlechtsunterschiede eingegangen und überprüft, ob diese auch in der Literatur berichtet werden. 150 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Wie erwartet kommen die häufigsten emotionalen und Verhaltensprobleme bei Kindergartenkindern aus dem Bereich oppositionelles und aufmerksamkeitssuchendes Verhalten. Daneben zeigen die Kinder expansiv-hyperaktives Verhalten mit motorischer Unruhe, Impulsivität und Konzentrationsproblemen. Die häufigen Nennungen zur Skala Aggressives Verhalten beschreiben die Spannung zwischen oppositionellem Verhalten zur Durchsetzung eigener Bedürfnisse und aufmerksamkeitsforderndes Verhalten zur Befriedigung emotionaler Bedürfnisse. Auf der anderen Seite ist ein ebenso großer Anteil an Kindern unsicher im sozialen Kontakt – sie sind häufig schüchtern, ziehen sich zurück, sind ängstlich, furchtsam und leicht befangen. Diesen internalisierenden Auffälligkeiten muss in Zukunft mehr Beachtung geschenkt werden, da dass „klassische“ Bild von external auffälligen (und störenden) Kindern eine einseitige Betrachtung ist. Wie sehen nun die ermittelten Häufigkeiten im Vergleich zu anderen deutschen Untersuchungen aus? Die sich anschließenden Vergleiche werden getrennt für Jungen und Mädchen vorgenommen. Dabei werden die Prävalenzraten zuerst mit denen der Heidelberger Einschulungsuntersuchung (Haffner et al, 1998) verglichen. Jungen Haffner et al. (1998) berichten Prävalenzraten für eine Stichprobe von 2319 Jungen. Es fällt auf, dass es bei fast allen Syndromskalen sehr gute Übereinstimmungen hinsichtlich der Prävalenzraten gibt. Meist sind es pro Skala nur ein bis zwei Symptomprävalenzen, die sich unterscheiden. Dabei wurden in der Braunschweiger Stichprobe höhere Raten berechnet. Bei den Skalen der Externalisierenden Auffälligkeiten gibt es deutlich mehr Häufigkeitsunterschiede, die auch wesentlich stärker ausgeprägt sind. Braunschweiger Jungen fehlt häufiger das Schulbewusstsein bei Problemverhalten und sie fluchen und lügen häufiger als Heidelberger Kinder. Bei der Skala Aggressives Verhalten sind es insgesamt 13 Items, bei denen Braunschweiger Jungen höhere Prävalenzraten aufweisen. Es sind dies zum einen Items, die oppositionelles Trotzverhalten beschreiben – Verhaltensweisen, die im jüngeren Vorschulalter noch stärker ausgeprägt sind und zum anderen Items, die sich auf körperliche Aggressionen etc. beziehen. Was die Verhaltensprobleme angeht, die keiner Skala zugeordnet werden, so lässt sich festhalten, dass bei den Kindergartenkindern Einnässen, Einkoten, Quengeln und Jammern, Phobien, Albträume sowie Probleme beim Sprechen häufiger zu beobachten sind als bei den Einschulungskindern. Nach dem Vergleich der Symptomprävalenzraten mit den Untersuchungen von Lehmkuhl et al. (1998), Löffler (1998), Remschmidt und Walter (1990) sowie Wichary (1999) lässt sich Folgendes festhalten: Am häufigsten wird bei Kindergartenkindern Schmollen und leichtes Eingeschnapptsein angegeben. Dieses Item wird auch in allen anderen am häufigsten positiv beantwortet, wobei die Prävalenzraten von 30 % bis 54 % variieren. Das zweithäufigste Item in der Braunschweiger Stichprobe ist Item 75 (Ist scheu), was auch auf die Studien von Löffler und Lehmkuhl et al. zutrifft, wobei die Braunschweiger Prävalenzrate um 6 % bzw. 14 % höher ausfällt. 151 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Als häufigste körperliche Beschwerden werden Hautprobleme, Bauchschmerzen und Müdigkeit genannt. Die Kindergartenkinder leiden ca. dreimal häufiger an Hautproblemen als die älteren Kinder – eine ähnlich hohe Rate berichtet nur Löffler (1998). Bauchschmerzen als zweithäufigstes Symptom tritt auch in den Untersuchungen von Remschmidt und Walter sowie Wichary auf und auch die Prävalenzraten sind vergleichbar. Bei den drei häufigsten Items der Skala Ängstlich/Depressiv fällt auf, dass die in Braunschweig ermittelten Häufigkeiten durchweg höher liegen als in den Vergleichsuntersuchungen. Bei Kindergartenkinder ist ängstliches und befangenes Verhalten sowie häufiges Weinen stärker ausgeprägt als bei Schulkindern. Bei sozialen Problemen wird am häufigsten angegeben, dass sich die Kindergartenkinder zu sehr an Erwachsene klammern. Auch in den Vergleichsuntersuchungen wird es als häufiges Problem genannt, nur liegen hier die Prävalenzraten um ca. 10 % niedriger. Die anderen typischen Verhaltensprobleme wie mit anderen Kindern nicht auskommen und nicht altersgemäßes Verhalten spiegeln sich in ähnlicher Häufigkeit in den Vergleichsuntersuchungen wider. In allen Untersuchungen werden als häufige Aufmerksamkeitsprobleme Konzentrationsschwierigkeiten sowie unruhiges und impulsives Verhalten genannt. Während über 50 % der Kindergartenkinder gelegentlich durch impulsives Verhalten auffallen, liegt der Prozentsatz bei den Schulkindern niedriger. Konzentrationsschwierigkeiten und Unruhe treten ebenso häufig auf wie bei Schulkindern. Bei etwa 30 % der Jungen ist fehlendes Schuldbewusstsein ein Problem, das damit wesentlich stärker ausgeprägt ist als in den Vergleichsuntersuchungen. Das fehlende Schuldbewusstsein kann mit Blick auf die kognitive Reifung im Übergangsalter zur konkret operationalen Phase interpretiert werden. Fluchen und Lügen als häufige Verhaltensprobleme (ca. 30 %) sind bei Kindergartenkindern fast ebenso häufig zu beobachten wie bei Schulkindern. Die drei häufigsten Items der Skala Aggressives Verhalten in der Braunschweiger Studie finden sich, wenn auch in unterschiedlicher Rangfolge, in allen Vergleichsuntersuchungen. Das häufigste Problem bei Kindergartenkindern ist Ungehorsam zu Haus (62 %), bei Schulkindern wird dieses Problem meist an zweiter oder dritter Stelle genannt und tritt bei ca. 40 % der Kinder auf. Wesentlich stärker ist bei Kindergartenkindern das Verlangen nach Beachtung ausgeprägt, was für diese Altersgruppe bezeichnend ist und häufig beschrieben wurde (Campbell, 1990). Bei den Items der Skala Andere Probleme wurde als häufigstes Problem Quengeln und Jammern genannt. Bei 42 % der Kindergartenkinder ist dies ein gelegentliches Problem, in allen anderen Studien wurden wesentlich niedrigere Prävalenzraten ermittelt, was darauf hindeutet, dass es sich um ein für diese Altersgruppe spezifisches Problem handelt. Phobien werden bei 31 % der Kindergartenkinder angegeben, auch hier liegt die Prävalenzrate deutlich höher als in den Vergleichsuntersuchungen. Probleme beim Essen wurde in allen Untersuchungen als zweit- bzw. dritthäufigstes Problem genannt, auch hier ist es bei Kindergartenkinder noch stärker ausgeprägt als bei Schulkindern. 152 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Mädchen Beim Vergleich der Symptomprävalenzen mit der Heidelberger Einschulungsuntersuchung (N = 2044) zeigt sich, dass die Prävalenzunterschiede differenzierter zu betrachten sind als bei den Jungen. Große Übereinstimmungen finden sich bei der Skala Körperliche Beschwerden. Hier sind die Symptomprävalenzen bis auf Hautprobleme und Müdigkeit, die bei den Braunschweiger Mädchen häufiger auftreten, vergleichbar. Bei der Skala Sozialer Rückzug weist die Hälfte der Items höhere Prävalenzraten auf. Die Kindergartenkinder werden häufiger als verschlossen, schüchtern, traurig und schmollend beschrieben. Folgende fünf Items der Skala Ängstlich/Depressiv sind ebenfalls stärker ausgeprägt: Weint viel, ist furchtsam oder ängstlich, ist befangen, ist misstrauisch und ist traurig. Bei Mädchen im Kindergartenalter spielen soziale Probleme eine wesentlich größere Rolle als bei den Einschulungskindern. Die Kindergartenkinder klammern sich noch häufiger an Erwachsene, kommen mit anderen Kindern nicht aus, sind bei anderen Kindern nicht beliebt und wirken oft tapsig. Darüber hinaus fallen Kindergartenkinder stärker durch unkonzentriertes, unruhiges und impulsives Verhalten auf. Wie bereits bei den Jungen beschrieben, gibt es auch Unterschiede bei den Items der Skalen Dissoziales und Aggressives Verhalten. Auch Mädchen haben häufiger ein fehlendes Schuldbewusstsein, sie lügen und fluchen öfter als in der Vergleichsstichprobe. Für die Skala Aggressives Verhalten wurden ebenfalls 13 höhere Prävalenzraten ermittelt. Sie beziehen sich auch hier vorwiegend auf oppositionelle und körperlich-aggressive Verhaltensweisen. Folgende Items der Skala Andere Probleme treten bei Kindergartenkindern häufiger als bei Einschulungskindern auf: Essprobleme, Phobien, Neigung zu Unfällen/Verletzungen, Albträume, Probleme beim Sprechen, zu ordentliches Verhalten, Schlafstörungen, Einnässen sowie Quengeln und Jammern. Bei den Items der Skala Sozialer Rückzug wird Schmollen und leichtes Eingeschnapptsein als häufiges Problem angegeben. Dieses Item wird auch in anderen Untersuchungen am häufigsten positiv beantwortet, wobei alle Prävalenzraten bei 50 % liegen. Das zweithäufigste Item ist in allen Untersuchungen Item 75 (Ist scheu), wobei die Braunschweiger Prävalenzrate um 13 % bis 23 % höher auffällt. Häufige körperliche Beschwerden sind bei den Mädchen Hautprobleme, Bauchschmerzen und Müdigkeit. Auffällig ist auch hier, dass nur in der Kindergartenstichprobe Hautprobleme am häufigsten genannt werden, weshalb die Prävalenzrate im Vergleich zwei- bis viermal höher ausfällt. Während für ca. 10 % der Braunschweiger Mädchen Müdigkeit ein gelegentliches Problem ist, kommt es in anderen Untersuchungen bei etwa 4 % der Kinder vor. Bei den drei häufigsten Items der Skala Ängstlich/Depressiv fällt auf, dass die hier ermittelten Prävalenzraten durchweg höher liegen als in den Vergleichsuntersuchungen. Auch bei weiblichen Kindergartenkindern ist ängstliches und befangenes Verhalten sowie häufiges Weinen stärker ausgeprägt als bei Schulkindern. 153 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Bei sozialen Problemen wird am häufigsten angegeben, dass sich die Kindergartenkinder zu sehr an Erwachsene klammern. Auch in den Vergleichsuntersuchungen wird es als häufiges Problem genannt, nur liegen hier die Prävalenzraten um 15 % bis 25 % niedriger. Ebenfalls eine höhere Prävalenzrate weist Item 25 (Kommt mit anderen Kindern nicht aus) auf, was auf Kindergartenkinder etwa doppelt so häufig zutrifft wie auf Schulkinder. Auch bei den Mädchen werden als häufige Aufmerksamkeitsprobleme Konzentrationsschwierigkeiten sowie unruhiges und impulsives Verhalten genannt. Während über 50 % der Kindergartenkinder gelegentlich durch impulsives Verhalten auffallen, liegt der Prozentsatz in den Vergleichsstudien ebenfalls um 15 % bis 25 % niedriger. Durchweg niedriger fallen in den anderen Untersuchungen auch die Prävalenzraten für das Item 10 (Ist unruhig) aus, während 47 % der Braunschweiger Mädchen gelegentlich davon betroffen sind, sind es bei Schulkindern ca. 30 %. Fehlendes Schuldbewusstsein ist bei auch bei Mädchen das häufigste Problem der Skala Dissoziales Verhalten und stärker ausgeprägt als in allen anderen Studien. Mit einer Häufigkeit von jeweils 26 % treten bei den Braunschweiger Mädchen Verhaltensweisen wie Fluchen und Zusammensein mit Älteren auf. Für beide Items gilt, dass diese Prävalenzrate etwa um die Hälfte höher liegt als in den Vergleichsuntersuchungen. Die drei häufigsten Items der Skala Aggressives Verhalten in der Braunschweiger Studie finden sich, wenn auch in unterschiedlicher Rangfolge, in allen Vergleichsuntersuchungen. Das häufigste Problem bei Kindergartenkindern ist häufiges Streiten (86 %), fast ebenso häufig wie Streiten tritt das Problem „Verlangt viel Beachtung“ auf, ein für diese Altersgruppe typisches Problem, da es, wenn man die Prävalenzraten bei Schulkinder betrachtet, mit zunehmendem Alter an Bedeutung verliert. 70 % der Braunschweiger Mädchen werden gelegentlich eifersüchtig – in den Vergleichsstudien liegt der Prozentsatz bei 40 % bis 50 %. Für fast 50 % der Kindergartenkinder sind Phobien ein gelegentliches Problem. In anderen Studien werden Phobien zwar auch als häufiges Problem genannt, nur ist es bei Schulkindern nicht ganz so verbreitet (bei ca. 20 % bis 30 %). Als zweithäufigstes Problem wurde bei den Items dieser Skala Quengeln und Jammern genannt. Bei 46 % der Kindergartenkinder ist dies ein gelegentliches Problem, in allen anderen Studien wurden wesentlich niedrigere Prävalenzraten ermittelt, was darauf hindeutet, dass es sich um ein für diese Altersgruppe spezifisches Problem handelt. Probleme beim Essen wurde in allen Untersuchungen als zweit- bzw. dritthäufigstes Problem genannt, auch hier ist es bei Kindergartenkinder noch stärker ausgeprägt als bei Schulkindern. 154 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Geschlechtsunterschiede Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass es vor allem bei den Symptomprävalenzraten der Skalen Aggressives Verhalten, Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme signifikante Geschlechtsunterschiede in der Richtung gibt, dass externale Verhaltensauffälligkeiten deutlich häufiger von Jungen berichtet werden. Darüber hinaus wurde erwartet, dass Jungen mehr Schwierigkeiten im Sozialkontakt haben und sie häufiger durch Sprachprobleme, Einnässen und Einkoten auffallen. Während für Aufmerksamkeitsprobleme, oppositionelles Trotzverhalten, das mutwillige Zerstören von Sachen und Einnässen die Hypothese bestätigt werden konnte, gibt es keine signifikanten Geschlechtsunterschiede bei den Items der Skalen Soziale Probleme und Dissoziales Verhalten. Als zusammenfassende Betrachtung der Symptomprävalenzraten ist festzuhalten, dass die Ergebnisse gut mit den deutschen Vergleichsuntersuchungen übereinstimmen. Auf Grund der vergleichbareren Altersgruppen gibt es viele Gemeinsamkeiten mit der Heidelberger Einschulungsuntersuchung (Haffner et al., 1998). Bedeutende Unterschiede zu den Vergleichsstudien gibt es bei den Items der Skalen Aggressives Verhalten und Andere Probleme. Zwar sind die häufigsten Items auch in den anderen Untersuchungen zu finden, jedoch mit deutlich niedrigeren Prävalenzraten. Vor allem oppositionelles Trotzverhalten, fehlendes Schuldbewusstsein, das Verlangen nach Beachtung und impulsives Verhalten sind bei Kindergartenkindern wesentlich häufiger zu beobachten als bei Grundschulkindern. Es bleibt zu diskutieren, ob die genannten Verhaltensweisen auf Grund ihrer Häufigkeiten als alterstypische Verhaltensweisen und im Kontext der kognitiven und emotionalen Entwicklung im Vorschulalter (Lahey et al., 1999) oder als individuelle Problemverhaltensweisen zu betrachten sind. Als weitere Verhaltensprobleme werden von Kindergartenkindern häufiger Einnässen, Einkoten, Quengeln und Jammern sowie spezifische Phobien genannt. Wie Campbell (1990) in ihrer Übersichtsarbeit zu Verhaltensproblemen im Vorschulalter ausführt, haben sich sowohl die letztgenannten monosymptomatischen Auffälligkeiten als auch oppositionelle Verhaltensweisen in vielen internationalen Studien als die von den Eltern am häufigsten genannten Probleme erwiesen. 9.3.2 Prävalenzraten psychischer Auffälligkeiten Die für die Gesamtstichprobe ermittelten Prävalenzraten sollen in diesem Abschnitt in die Befunde deutscher und internationaler Studien eingeordnet werden. Dazu werden zuerst Untersuchungen herangezogen, in denen die Child Behavior Checklist verwendet wurde. Anschließend werden die Ergebnisse mit kategorialen Studien verglichen. Eine zusammenfassende Darstellung der Prävalenzraten im Vergleich zu anderen Studien gestaltet sich schwierig, weil zum einen die Skalen der CBCL/2-3 und CBCL/4-18 nicht vollständig vergleichbar sind und zum anderen sehr unterschiedliche Definitionskriterien für die Prävalenzraten verwendet wurden. Deshalb wird auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den jeweiligen Studien Bezug genommen. 155 Kapitel 9 9.3.2.1 Diskussion der Ergebnisse Prävalenzraten der übergeordneten Skalen und der Syndromskalen Deutsche Untersuchungen Fegert (1996) ermittelte im Rahmen der Multizentrischen Atopiestudie (MAS-90) an einer Stichprobe von N = 751 zweieinhalbjährigen Kindern Prävalenzraten (cutoff 98. Perzentil) für die Syndromskalen der CBCL/2-3. Demnach treten Internalisierende Auffälligkeiten in klinisch relevanter Ausprägung bei 2 % bis 3 % der Kinder auf. Diese Prävalenzraten decken sich sehr gut mit denen der vorliegenden Studie. Deutliche Unterschiede gibt es dagegen bei den Externalisierenden Auffälligkeiten. Während Dissoziales Verhalten bei 1.1 % der Kindergartenkinder in klinischer Ausprägung beobachtet wurde, zeigen 2.8 % der zweieinhalbjährigen Kinder destruktives Verhalten. Mit zunehmendem Alter gewinnt aggressives Verhalten immer mehr an Bedeutung, da der Anteil behandlungsbedürftiger aggressiver Verhaltensweisen bei den Kindergartenkindern doppelt so hoch ausfällt als bei den jüngeren Kindern. Diese Diskrepanzen sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass gerade bei Vorschulkindern oppositionelles Verhalten (der Skala Aggressives Verhalten zugeordnet) alterstypisch wesentlich stärker ausgeprägt ist. Betrachtet man jedoch den Prozentsatz der Kinder, die auf mindestens einer Syndromskala das 98. Perzentil überschritten haben, so zeigen sich zwischen beiden Studien große Ähnlichkeiten. In der Untersuchung von Fegert werden nach diesem Kriterium 11.6 % der Kinder als auffällig beurteilt, in der Kindergartenstichprobe trifft das auf 10.9 % der Kinder zu. Blanz et al (1999) berichten für Jenaer Einschulungskinder Prävalenzraten der Syndromskalen im klinisch auffälligen Bereich. Lediglich die Prävalenzrate der Skala Sozialer Rückzug ist in beiden Studien identisch, sonst sind in der Braunschweiger Stichprobe durchweg höhere Prävalenzraten zu beobachten. Eine Ausnahme bildet die Skala Dissoziales Verhalten – hier liegt die Prävalenzrate in Jena mit 2.2 % doppelt so hoch wie in Braunschweig. Am größten sind die Diskrepanzen bei den Skalen Soziale Probleme und Aggressives Verhalten: Soziale Probleme treten bei 3.3 % der Kindergartenkinder und bei 1.8 % der Einschulungskinder auf. Klinisch relevante aggressive Verhaltensweisen zeigen 4.2 % der Braunschweiger Kinder und damit dreimal mehr als in Jena. Auch hinsichtlich der Gesamtprävalenzrate erweisen sich die Kindergartenkinder auffälliger als die Einschulungskinder. Während in der Braunschweiger Stichprobe die Prävalenzrate im klinisch auffälligen Bereich 17.8 % beträgt, ermittelten Blanz et al. (1999) eine Rate von 12.8 %. Ein Vergleich der hier vorgelegten Prävalenzrate auf der Ebene des Ansatzes, nach dem Kinder als auffällig beurteilt werden, wenn beim Gesamtauffälligkeitswert das 85. Perzentil oder bei den Syndromskalen das 95. Perzentil überschritten wurde, offenbart auch beträchtliche Diskrepanzen zu anderen deutschsprachigen Untersuchungen. So liegt die Prävalenzrate bei den Braunschweiger Kindergartenkindern nach diesem Ansatz bei 41.5 %, während deutlich geringere Raten von Lehmkuhl et al. (1998) mit 28.3 % und Poustka und Schmeck (1996) mit 22.3 % berichtet werden. 156 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Diese Diskrepanzen sind noch deutlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Prävalenzrate der vorliegenden Studie auf Grund der vorgenommenen Modifikationen am Elternfragebogen eine eher konservative Schätzung ist. Zurückzuführen sind die Unterschiede möglicherweise auf Alters- und Stichprobeneffekte. Zu berücksichtigen ist auch, dass bei o.g. Ansatz Kinder als auffällig beurteilt werden, deren T-Werte im Grenzbereich liegen. Wie aber die Symptomprävalenzraten zeigen, gibt es bei Kindergartenkindern Verhaltensweisen, die bei dem Großteil der Kinder auftreten und alterstypisches Verhalten beschreiben. Es ist daher zu überlegen, ob zur Beschreibung psychischer Auffälligkeit bei Kindergartenkindern das klinische Kriterium (cutoff 90. bzw. 98. Perzentil) geeigneter ist. Im deutschsprachigen Raum fehlen leider prospektive Längsschnittstudien, bei denen die CBCL bereits im Klein- bzw. Vorschulalter eingesetzt und der Entwicklungsverlauf psychischer Auffälligkeiten verfolgt wurde. Wird jedoch die im Kapitel 5.3.1 beschriebene mittlere Prävalenzrate von 17.4 % für die deutschen dimensionalen Studien herangezogen, so ist festzuhalten, dass sie exakt übereinstimmen. Die Ergebnisse der Untersuchungen von Castell et al. (1981) sowie Esser (1980) können zum Vergleich nur bedingt herangezogen werden. Bei Castell et al. (1981) wurden die Diagnosen nach dem Multiaxialen Klassifikationsschema (MAS, Remschmidt & Schmidt, 1986) gestellt. Die Autoren ermittelten auf diese Weise einen Anteil von 18 % der Kinder mit einem positiven Befund, 5 % waren im engeren Sinn psychisch krank und 13 % wiesen Verhaltensstörungen auf. Diese Prävalenzraten sind nicht nur wegen des Erhebungsinstruments bedingt vergleichbar. Es handelt sich auch um eine ältere Studie an einer Stichprobe aus einer ländlichen Untersuchungsregion mit einer größeren Altersspanne (3 bis 14 Jahre mit einem sehr geringen Anteil an Vorschulkindern). Letzteres trifft zwar auch auf die Untersuchung von Esser (1980) zu, allerdings ist hier die untersuchte Altersgruppe vergleichbar. Esser konnte für Vier- bis Fünfjährige eine Gesamtprävalenzrate von 18.3 % bestimmen. Im Rahmen der Mannheimer prospektiven Längsschnittstudie (Esser et al., 1992) wurde für Achtjährige eine Gesamtprävalenzrate von 16.2 % für mäßig bzw. schwer ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten ermittelt. Trotz der eingeschränkten Vergleichbarkeit gibt es hinsichtlich der Gesamtbelastung große Übereinstimmungen. Internationale Untersuchungen Koot und Verhulst (1991) untersuchten N = 421 zwei- bis vierjährige niederländische Kinder und fanden im Vergleich zur vorliegenden Studie für die Internalisierenden Auffälligkeiten Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv Prävalenzraten von 1.2 %, während Körperliche Beschwerden bei niederländischen Kindern häufiger beobachtet wurden (3.7 %). Bei den Externalisierenden Auffälligkeiten fällt auf, dass klinisch bedeutsames Aggressives Verhalten bei Braunschweiger Kindern viermal häufiger auftritt. 157 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Ein Vergleich der Prävalenzraten der Syndromskalen (T > 67) mit der Studie von McConaughy und Achenbach (1994) zeigt in der vorliegenden Untersuchung niedrigere Prävalenzraten bei den Skalen Körperliche Beschwerden, Aufmerksamkeitsprobleme und Dissoziales Verhalten. Vergleichbar ist die Prävalenzrate der Skala Soziale Probleme. Braunschweiger Kindergartenkinder weisen bei den internalisierenden Auffälligkeiten Sozialer Rückzug und Ängstlich/Depressiv sowie beim Aggressiven Verhalten höhere Prävalenzraten auf. Besonders beim Aggressiven Verhalten ist die Diskrepanz auffällig, da die Kindergartenkinder eine zweimal höhere Prävalenzrate aufweisen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass auch hier das Kriterium der Auffälligkeit beim Grenzbereich festgelegt wurde – auf die damit verbundenen Schwierigkeiten wurde bereits hingewiesen. In internationalen Studien wurde die Gesamtprävalenzrate häufig danach berechnet, wie viele Kinder auf mindestens einer Syndromskala klinisch auffällige Skalenwerte erreichen. Nach diesem Kriterium liegt die Gesamtprävalenzrate bei den Braunschweiger Kindergartenkindern bei 10.9 %. Ein Vergleich mit der von Koot und Verhulst (1991) ermittelten Rate von 7.8 % zeigt, dass Braunschweiger Kinder auffälliger sind. Die Prävalenzunterschiede sind möglicherweise neben den unterschiedlichen Altersgruppen auch durch Stichprobeneffekte bedingt, da in der niederländischen Stichprobe die Stadtbevölkerung unterrepräsentiert ist. Eine fast identische Gesamtprävalenzrate wie die in der vorliegenden Studie berichten Larson et al. (1988), die N = 756 dreijährige Kinder in Kanada untersuchten. Die Prävalenzraten der Syndromskalen entsprechen denen von Achenbach (1992) sowie Koot und Verhulst (1991). In einer aktuellen Untersuchung von Uljas et al. (1999) an N = 1068 dreijährigen finnischen Kindern konnte eine Gesamtprävalenzrate von 9.8 % ermittelt werden. Aus den zuvor genannten Ergebnissen kann gefolgert werden, dass sich die Gesamtprävalenzrate der vorliegenden Untersuchung im internationalen Vergleich gut einordnen lässt. In einer Übersichtsarbeit von Roberts et al. (1998) zur Prävalenz psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen werden insgesamt 52 Studien beschrieben und ausgewertet. Für die Altersgruppe der Vorschulkinder (bis 5 bzw. 6 Jahre) konnten insgesamt 10 epidemiologische Studien in Feldstichproben identifiziert werden. In diesen Studien kamen unterschiedliche Methoden der Falldefinition zum Einsatz (z. B. klinisches Urteil, BSQ-Scale, Rutter Kriterien, DSM-III-Kriterien, ICD 9-Diagnosen, Normen der CBCL). Die Prävalenzraten liegen zwischen 4 und 24 % (Median 8.3 %) wobei die mittlere Prävalenz 10.2 % beträgt. Eine eigene Zusammenfassung auf der Grundlage von 20 dimensionalen Studien an Kindern bis zu einem Alter von 6 Jahren ergab Prävalenzraten zwischen 4 % und 50 %. Die mittlere Prävalenzrate für diese Untersuchungen liegt bei 15.8 % (Median 13.1 %). Trotz der Unterschiede zwischen den Resultaten der verschiedenen epidemiologischen Studien ergibt sich insofern eine bemerkenswerte Übereinstimmung, als die Prävalenzraten im Durchschnitt bei 10 % bis 15 % liegen. 158 Kapitel 9 9.3.2.2 Diskussion der Ergebnisse Prävalenzraten in Abhängigkeit von soziodemographischen Daten Auf den Syndromskalen Dissoziales Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme weisen Jungen höhere Auffälligkeitsraten auf als Mädchen. Dies betrifft beim dissozialen Verhalten den Grenzbereich und bei Aufmerksamkeitsproblemen den klinisch auffälligen Bereich. Diese Ergebnisse entsprechen der aufgestellten Hypothese und dem durchgängigen Befund, dass Jungen häufiger externale Probleme und hyperkinetische Verhaltensauffälligkeiten zeigen (z. B. Blanz et al., 1999; Brühl, Döpfner & Lehmkuhl, 1999; Döpfner et al., 1997). Im Gegensatz zu deutschen und internationalen dimensionalen Studien konnte die Hypothese 5 nicht bestätigt werden, da für die übergeordneten Skalen Externalisierende Auffälligkeiten und Gesamtauffälligkeit keine höheren Prävalenzraten für Jungen ermittelt wurden. Während sich die Prävalenzraten im klinisch auffälligen Bereich nicht zwischen Jungen und Mädchen unterscheiden, liegen die Prävalenzraten im Grenzbereich bei den Mädchen um etwa 6 - 7 % höher. Die möglichen Ursachen für diese Diskrepanzen können hier nur angerissen werden. Die Vergleichbarkeit mit anderen CBCL-Studien ist insofern eingeschränkt, weil in der Regel die Prävalenzraten für den klinisch auffälligen Bereich und selten für den Grenzbereich mitgeteilt werden. Zur Erklärung der höheren Auftretensrate externalisierender Auffälligkeiten können verschiedene Hypothesen angeführt werden: Jungen und Mädchen machen unterschiedliche Sozialisations- und Erziehungserfahrungen. Wenn beispielsweise aggressives, dominantes und rivalisierendes Verhalten als männlich angesehen wird, dann wird dies bei Jungen erwartet bzw. belohnt, bei Mädchen hingegen unterdrückt oder als auffällig beurteilt. Ob möglicherweise Unterschiede in der biologischen, kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung oder der Übergang vom Vorschul- zum Schulalter als Phase erhöhter Vulnerabilität für die höheren Auftretensraten verantwortlich sind, kann nur im Rahmen von prospektiven Längsschnittstudien beantwortet werden. Letztlich muss berücksichtigt werden, dass auch methodische Aspekte eine entscheidende Rolle spielen. Die vorliegenden Ergebnisse sind stichprobenabhängig und lassen sich nicht ohne weiteres für Vorschulkinder verallgemeinern. Dazu wären nicht nur in Braunschweig weitere Untersuchungen, die Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren aus Kindereinrichtungen in anderer Trägerschaft sowie aus dem häuslichen Umfeld rekrutieren, notwendig. Darüber hinaus können Beurteilereffekte für die Ergebnisse verantwortlich sein, denn vor diesem Hintergrund ist die Frage interessant, wie die Kindergartenkinder hinsichtlich externaler Verhaltensprobleme von ihren Erzieherinnen beurteilt werden. Im Rahmen der Braunschweiger Kindergartenstudie konnte von N = 540 Kindergartenkindern sowohl die Einschätzung der Eltern als auch die der Erzieherin eingeholt werden. Die Ergebnisse der beurteilerübergreifenden Analysen liegen jedoch noch nicht vor. 159 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Es wurde erwartet, dass bei Kindergartenkindern psychische Auffälligkeiten mit der Höhe der sozialen Schicht abnehmen und dass Kinder sehr junger Mütter und Alleinerziehender eine höhere Gesamtprävalenzrate aufweisen. Die Variablen junges Alter der Mütter, niedriges Familien-Nettoeinkommen, Status Alleinerziehender sowie ein niedriger Schulabschluss der Eltern haben den erwarteten Einfluss auf die Prävalenzraten der übergeordneten Skalen. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der prospektiven Längsschnittstudie von Laucht et al. (1996). Hier wurden u.a. die Auswirkungen psychosozialer Risiken (darunter niedriges Bildungsniveau, frühe Elternschaft und allein erziehende Eltern) auf die Entwicklung von N = 362 Kindern im Vorschulalter untersucht. Im klinischen Urteil zeigten Kinder aus psychosozial belasteten Familien signifikant häufiger hyperkinetische Störungen und Störungen des Sozialverhaltens. Ebenfalls in einer Längsschnittstudie konnten Velez et al. (1989) zeigen, dass der niedrige sozioökonomische Status ein Risikofaktor für alle expansiven Verhaltensstörungen ist. Offord et al. (1989) fanden deutlich häufiger Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen und Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten bei Kindern aus finanziell benachteiligten Familien; dagegen berichten Bird et al. (1989) auf der Basis von DSM-III-Diagnosen, dass die Prävalenzrate für irgendeine psychische Störung bei niedrigem Einkommen signifikant höher ausfällt. 9.3.3 Komorbidität Die Komorbidität psychischer Auffälligkeiten im Vorschulalter wurde bislang in der epidemiologischen Forschung vernachlässigt. Deshalb sollte diese Untersuchung Aufschluss über die Verbreitung komorbider Auffälligkeiten bei Kindergartenkindern geben. Bei der Einordnung der vorliegenden Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass nur auf internationale Studien an größeren Altersgruppen zurückgegriffen werden kann. Bei drei- bis sechsjährigen Kinder liegt der Anteil der Kinder, die auf zwei oder mehr Syndromskalen auffällige Werte erreichen bei 11.2 %. Dieser Prozentsatz ist vergleichbar mit der Komorbiditätsrate, die Tolan und Henry (1996) in ihrer Untersuchung an 3647 amerikanischen Grundschulkindern mit Hilfe der Teacher´s Report Form der CBCL ermittelten (12. 5 %). In ihrer Übersichtsarbeit zur Komorbidität im Kindes- und Jugendalter berichten Loeber und Keenan (1994), dass Jungen häufiger komorbide Auffälligkeiten und Störungen zeigen als Mädchen. In der Braunschweiger Stichprobe deutet sich der Trend an, dass bereits im Vorschulalter bei Jungen häufiger komorbide Auffälligkeiten zu beobachten sind. 160 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Die in der Gesamtstichprobe ermittelten bidirektionalen Komorbiditätsraten liegen zwischen 10.8 % und 25.0 %, wobei Aufmerksamkeitsprobleme, ängstlich/depressives Verhalten und sozialer Rückzug bei ca. 20 % der Kinder mit sozialen Problemen einhergehen. Auch aggressive und dissoziale Verhaltensweisen treten bei Kindergartenkindern häufig gemeinsam auf. Eine hohe Überschneidung zwischen oppositionellen und hyperkinetischen Verhaltensstörungen wird in der Literatur immer wieder berichtet (vgl. Kazdin, 1993). Darüber hinaus ist durch mehrere Studien belegt, dass Kinder mit externalisierenden Auffälligkeiten auch eine deutlich höhere Rate emotionaler Auffälligkeiten (z. B. depressive Störungen) aufweisen (Döpfner & Lehmkuhl, 1995; Döpfner, Plück & Lehmkuhl, 1996). Mc Conaughy und Achenbach (1994) berichten für die US-repräsentative Feldstichprobe an Kindern im Alter zwischen 4 und 16 Jahren Komorbiditätsraten zwischen 10.5 % und 30.2 %. Im Vergleich zur Braunschweiger Untersuchung liegen hier die einzelnen Komorbiditätsraten im Durchschnitt um 5 % höher, was auf den größeren Altersbereich zurückzuführen ist. In der amerikanischen Stichprobe besteht eine hohe Komorbidität zwischen aggressivem und dissozialem Verhalten, Aufmerksamkeitsproblemen und schizoid-zwanghaftem Verhalten, Aufmerksamkeitsproblemen und aggressivem sowie ängstlich-depressivem Verhalten. Bei den älteren Kindern gehen am häufigsten Aufmerksamkeitsprobleme komorbid mit internalen und externalen Verhaltensauffälligkeiten einher. Bei Kindergartenkindern haben sowohl externalisierende als auch internalisierende Auffälligkeiten vor allem negative Auswirkungen auf den sozialen Kontakt zu Gleichaltrigen und Erwachsenen. Sowohl in der Braunschweiger Stichprobe als auch in der amerikanischen Untersuchung wurden die niedrigsten Komorbiditätsraten für die Skala Körperliche Beschwerden berechnet. Betrachtet man die für die Gesamtstichprobe ermittelten Odds ratios im Vergleich zu den Untersuchungen von Mc Conaughy und Achenbach (1994) sowie Verhulst und van der Ende (1993), so bleibt Folgendes festzuhalten: Die Odds ratios sind konsistent bei den Skalen Aggressives Verhalten und Dissoziales Verhalten, Aggressives Verhalten und Aufmerksamkeitsprobleme, Aufmerksamkeitsprobleme und Dissoziales Verhalten sowie Aufmerksamkeitsprobleme und Ängstlich/Depressiv. Insgesamt höher fallen alle Odds ratios der Skala Soziale Probleme aus. Vor dem Hintergrund, dass für diese Skala fast identische Basisauftretensraten berechnet wurden, ist dieser Umstand wohl hauptsächlich auf Alters- und Stichprobeneffekte zurückzuführen. 161 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Mc Conaughy und Achenbach (1994) geben in ihrer Arbeit auch bidirektionale Komorbiditätsraten für vier große kategoriale Feldstudien (Anderson et al., 1987; Bird et al., 1988; Kashani et al. 1987; McGee et al., 1990) an, die zur Ermittlung der Prävalenzraten strukturierte Interviews einsetzten. Somit ist ein Vergleich der Komorbiditätsraten des dimensionalen und kategorialen Ansatzes möglich. Die Komorbiditätsraten zwischen ängstlich/depressivem Verhalten und den externalisierenden Auffälligkeiten sowie zwischen Aufmerksamkeitsproblemen und externalisierenden Auffälligkeiten stimmen gut überein. Lediglich die Komorbiditätsrate zwischen den Skalen Ängstlich/Depressiv und Aufmerksamkeitsprobleme fällt im Vergleich zu den kategorialen Studien doppelt so hoch aus. Sie liegt jedoch im Rahmen der in Übersichtsarbeiten beschriebenen Komorbiditätsraten (siehe z. B. Biederman, Newcorn & Sprich, 1991; Jensen, Martin & Cantwell, 1997). 9.3.4 Schlussbetrachtung und Ausblick Will man die Bedeutung der vorliegenden epidemiologischen Daten richtig verstehen und angemessene Schlussfolgerungen ziehen, so ist es notwendig, noch einmal auf grundsätzliche Probleme der epidemiologischen Forschung einzugehen. Die Güte und der Aussagewert der Daten hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehört als erstes die Repräsentativität der untersuchten Stichprobe. Diese Untersuchung wurde an drei- bis sechsjährigen Kindern durchgeführt, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung eine der städtischen Kindertagesstätten in Braunschweig besuchten. Deshalb gelten die gemachten Aussagen für diese spezielle Gruppe von Vorschulkindern. Sie sind nicht so ohne Weiteres auf alle Vorschulkinder übertragbar, denn dazu wären Vergleichsuntersuchungen z. B. in Kindertagesstätten in freier oder kirchlicher Trägerschaft sowie in Elterninitiativen notwendig. Leider war es nicht möglich, die soziodemographischen Daten der Familien (z. B. Anzahl der Kinder, Schulabschluss der Eltern oder Nettoeinkommen der Familie) mit aktuellen Sozialdaten der Stadt Braunschweig zu vergleichen, da nach Auskunft vom Amt für Statistik und Stadtentwicklung der Stadt Braunschweig solche Daten zurzeit noch erstellt werden. Ferner ist die Rücklaufquote dieser Untersuchung zu berücksichtigen. Während bei den meisten Studien mit der Child Behavior Checklist die Rücklaufquoten 60 % bis 80 % betragen, liegt die Rücklaufquote der hier auswertbaren Fragebögen bei 45 %. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass im Rahmen der Braunschweiger Kindergartenstudie neben den Verhaltensauffälligkeiten der Kinder weitere Variablen wie Erziehungsverhalten und –kompetenz der Eltern, psychische Symptomatik, Partnerschaft und Lebenszufriedenheit erfasst wurden. Das Fragebogenpaket für Eltern umfasste insgesamt 20 Seiten und setzte ein hohes Maß an Bereitschaft und Engagement voraus, einen Einblick in die familiäre und persönliche Situation zu gewähren. Vor diesem Hintergrund ist die Rücklaufquote als gut zu beurteilen. 162 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Die Frage, ob Kinder, deren Eltern die Teilnahme verweigert haben, psychisch auffälliger oder weniger auffälliger sind als die Teilnehmer, wird auch in der Literatur nicht eindeutig beantwortet. Wefers (1989) konnte nachweisen, dass es keine systematischen Unterschiede zwischen einer Zufallsstichprobe von Verweigerern, die schließlich noch zur Mitarbeit motiviert werden konnten, und der Hauptstichprobe gibt. Auch Brandenburg et al. (1990) fanden heraus, dass der Nonresponse-Bias nicht zu einer systematischen Unterschätzung der Prävalenz psychischer Auffälligkeiten führt. Jedoch gibt es auch Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass unter Verweigerern höhere Prävalenzraten zu finden sind (Walter, 1993). Ein Nachteil der Verwendung von Fragebögen ist, dass Eltern Problembereiche in einer anonymeren Fragebogensituation bereitwilliger als bei einer Exploration benennen. Wenn Eltern von der Problematik sehr belastet sind, tendieren sie dazu, in Fragebogen Auffälligkeiten als stärker ausgeprägt zu beschreiben als dies möglicherweise der Fall ist (Tendenzen zur Simulation oder zum Aggravieren von Problemen; Döpfner, Lehmkuhl, Heubrock et al., 2000). Welche Implikationen für die epidemiologische Forschung sowie die Prävention und Intervention von kindlichen Verhaltensstörungen lassen sich aus den vorliegenden Befunden ableiten? Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass diese Studie nur erste Erkenntnisse zur Verbreitung psychischer Auffälligkeiten bei Vorschulkindern beitragen kann. In Zukunft sollten sich die Forschungsbemühungen verstärkt auf Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter konzentrieren, idealerweise zu Beginn von prospektiven Längsschnittstudien, in denen die Entwicklung der Kinder bis in das Jugendalter hinein verfolgt wird. So könnte nicht nur der Einfluss kritischer Entwicklungsperioden sondern auch der von Risiko- und Schutzfaktoren für psychische Auffälligkeiten untersucht werden. Zu überlegen ist außerdem, zweistufige epidemiologische Studien mit einem Screeningverfahren und klinischer Diagnostik mit Hilfe von strukturierten Interviewverfahren durchzuführen. Bislang werden Interviewverfahren bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr eingesetzt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Entwicklung von Interviewverfahren für Eltern von Vorschulkindern auch in Deutschland fortgeführt wird. Für die Beurteilung von Kindern im Alter von eineinhalb bis fünf Jahren kann auch der Elternfragebogen für Klein- und Vorschulkinder (CBCL 1 ½ - 5) eingesetzt werden, der ab 2001 den CBCL/2-3 sowie den hier eingesetzten modifizierten Elternfragebogen ablöst. Das Urteil der Erzieherinnen in der Kinderkrippe und im Kindergarten kann mit Hilfe des Fragebogens für Erzieherinnen von Kleinund Vorschulkindern (C-TRF 1 ½ - 5; ) erfasst werden, so dass eine beurteilerübergreifende Diagnostik sowie ein Vergleich mit internationalen Studien möglich ist. Allerdings stehen die methodische Überprüfung und die deutsche Normierung dieser Instrumente noch aus. 163 Kapitel 9 Diskussion der Ergebnisse Entgegen der weit verbreiteten Auffassung haben Ergebnisse prospektiver Längsschnittstudien deutlich gemacht, dass es sich bei vielen frühen Verhaltensauffälligkeiten nicht um passagere Probleme handelt, denen keine prognostische Bedeutung zukommt (Laucht et al., 1993). Als eine der Hauptursachen für die Entwicklung oppositioneller und aggressiver Verhaltensweisen in der frühen Kindheit sind nach Patterson, DeBaryshe und Ramsey (1989) inkonsistente Erziehung und mangelnde Kontrolle verbunden mit verminderter Aufmerksamkeit für prosoziale Verhaltensweisen und daraus resultierender mangelnder Wärme in den Eltern-Kind-Beziehungen. Ineffizientes Erziehungsverhalten stellt nur einen Risikofaktor für die Entwicklung problematischen Verhaltens dar, dieser Faktor ist jedoch zumindest potenziell veränderbar. In Anbetracht der Prävalenzraten, der Komorbidität psychischer Auffälligkeiten, des Wissens um die Entwicklung und den Verlauf psychischer Probleme und der geringen Bereitschaft der Betroffenen, die bestehenden Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten wahrzunehmen (Petermann et al., 2000), scheint die Entwicklung und Verbreitung von präventiven Ansätzen ein erfolgversprechender Weg. Mit Triple P (Positive Parenting Program; Sanders, 1996) existiert ein mehrstufiges präventives Programm zu positiver Erziehung mit dem Ziel, den häufig entstehenden Teufelskreis von Verhaltensproblemen der Kinder, Erziehungsinkompetenz, Hilflosigkeit und weiteren Familienproblemen zu durchbrechen bzw. ihm vorzubeugen. Triple P wurde in Australien durch Sanders und Mitarbeiter an der University von Brisbane am dortigen Parenting and Family Support Centre entwickelt und basiert auf dem aktuellen klinisch-psychologischen Forschungsstand. Nicht nur auf Grund der Ergebnisse zur Effektivität der einzelnen Interventionsebenen, die u.a. klinisch und statistisch bedeutsame Veränderungen im Verhalten der Kinder belegen, sondern auch wegen der Verbreitung und Akzeptanz des Programms wird Triple P als Präventionsprogramm zurzeit in Deutschland eingeführt. Eine kontrollierte Studie zur Wirksamkeit des Programms im Hinblick auf die Reduktion von internalen und externalen Verhaltensstörungen bei Kindergartenkindern wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell unterstützt (HA 1400/14-1). 164 Kapitel 10 10 Zusammenfassung Zusammenfassung Die epidemiologische Forschung im Kindes- und Jugendalter hat sich seit ihren Anfängen in den 70-er Jahren als eigenständige Disziplin rasch weiterentwickelt. Ausgangspunkt dieser Untersuchung war jedoch die Tatsache, dass es im deutschen Sprachraum keine aktuellen epidemiologischen Studien zur Verbreitung von psychischen Auffälligkeiten und Störungen gibt, die sich speziell an Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren richten. Deshalb versucht die vorliegende Arbeit, diese Forschungslücke zu schließen und Aussagen zur Prävalenz von Verhaltensproblemen und psychischen Auffälligkeiten im Vorschulalter zu machen. Im theoretischen Teil dieser Arbeit wurden zuerst Störungskonzepte im Kindesalter beschrieben. Danach wurden die zwei wesentlichen Ansätze zur Klassifikation psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter vorgestellt. Diese Darstellung bildete die Grundlage für die Beschreibung verschiedener diagnostischer Instrumente zur Erfassung psychischer Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Dabei wurde der Schwerpunkt auf deutsche und internationale Fragebogenverfahren sowie diagnostische Interviews gelegt. Nicht nur im Rahmen von epidemiologischen Studien gehören die Instrumente der Child Behavior Checklist (CBCL) zu den am häufigsten eingesetzten Verfahren, weshalb dieses Fragebogensystems bei der Beschreibung einen besonderen Stellenwert bekam. Im Kapitel 5 wurden nach einer Einführung in die methodischen Grundlagen der Epidemiologie wesentliche Ergebnisse deutscher und internationaler Studien vorgestellt. Dazu wurden 37 dimensionale und 23 kategoriale internationale epidemiologische Studien zur Prävalenz psychischer Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen ausgewertet. In der Ergebnisdarstellung wurden aber auch Aspekte wie Alter und Geschlecht der Kinder, sozioökonomischer Status der Familien sowie die Komorbidität psychischer Störungen berücksichtigt. Der empirische Teil dieser Untersuchung basierte auf der Auswertung von Daten, die im Rahmen der Braunschweiger Kindergartenstudie im November 1998 von N = 809 Kindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren aus allen städtischen Kindertagesstätten gewonnen wurden. Da die Child Behavior Checklist/CBCL 4-18 für den Einsatz im Vorschulalter leicht modifiziert wurde, stand zunächst die Überprüfung der psychometrischen Kennwerte und der Faktorenstruktur im Vordergrund. Die ermittelten internen Konsistenzen der Skalen des modifizierten Fragebogens sind mit denen der deutschen Feldstichproben vergleichbar. Lediglich für die Skala Dissoziales Verhalten wurden auf Grund der Modifikationen und der untersuchten Altersgruppe niedrigere Reliabilitäten bestimmt. Die Faktorenstruktur konnte in der unausgelesenen Stichprobe teilweise repliziert werden. 165 Kapitel 10 Zusammenfassung Auf der Ebene der Häufigkeit einzelner Verhaltensprobleme, körperlicher Beschwerden und emotionaler Probleme zeigte sich, dass über 30 % der Kindergartenkinder durch oppositionelles und aufmerksamkeitssuchendes Verhalten sowie hyperkinetisches Verhalten mit motorischer Unruhe, Impulsivität und Konzentrationsproblemen auffallen. Aber auch Unsicherheiten im sozialen Kontakt sowie schüchtern-zurückgezogenes Verhalten wurden von den Eltern sehr häufig genannt. Ca. 2-4 % der Kindergartenkinder zeigen klinisch relevante Auffälligkeiten auf den einzelnen Syndromskalen, wobei am häufigsten aggressives Verhalten (4.1 %) zu beobachten war. Aufmerksamkeitsprobleme und soziale Probleme kamen bei 3 % der drei- bis sechsjährigen Kinder vor. Was die Gesamtprävalenzrate psychischer Auffälligkeiten anbelangt, so zeigten 17.4 % der Kindergartenkinder behandlungsbedürftige psychische Auffälligkeiten und weitere 18.2 % emotionale und Verhaltensprobleme, die dem Grenzbereich zuzuordnen sind. Die Analysen zur Prävalenz in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Kinder ergaben, dass internalisierende Auffälligkeiten mit zunehmendem Alter immer mehr an Bedeutung gewinnen und dass Jungen häufiger Aufmerksamkeitsprobleme und dissoziales Verhalten zeigen. Darüber hinaus leiden Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kinder sehr junger Mütter oder Alleinerziehender deutlich häufiger an klinisch relevanten emotionalen und Verhaltensproblemen. Um die Befunde interpretieren zu können, wurden sie mit deutschen und internationalen Studien verglichen. Insgesamt zeigte sich, dass die Ergebnisse der Literatur entsprechen. Im letzten Kapitel wurde außerdem auf methodische Aspekte der vorliegenden Untersuchung eingegangen und diskutiert, welche Schlussfolgerungen sich für die zukünftige epidemiologische Forschung ableiten lassen. In Anbetracht der bestehenden Problemlage und des Wissens um die Entwicklung und den Verlauf psychischer Störungen erscheint die Entwicklung und Verbreitung universeller und indizierter Präventionsmaßnahmen im Vorschulalter als dringend geboten. 166 Kapitel 11 11 Literatur Literatur Achenbach, T. M. (1991a). Manual for the Child Behavior Checklist/4-18 and 1991 Profile. Burlington: University of Vermont, Department of Psychiatry. Achenbach, T. M. (1991b). Manual for the Teacher´s Report Form and 1991 Profile. Burlington: University of Vermont, Department of Psychiatry. Achenbach, T. M. (1991c). Manual for the Youth Self-Report and 1991 Profile. Burlington: University of Vermont, Department of Psychiatry. Achenbach, T. M. (1991d). 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Konstantin-Uhde-Str. 4 38106 Braunschweig Das Triple P-Fragebogenpaket für Eltern Hinweise zur Bearbeitung Die Triple P-Fragebögen für Eltern beziehen sich auf verschiedene Bereiche: Auf den ersten Seiten werden Sie gebeten, eine Reihe von Angaben zum Verhalten Ihres Kindergartenkindes zu machen. Darauf folgen Aussagen, die sich auf elterliches Erziehungsverhalten beziehen, sowie solche, die Gefühle und Einstellungen von Eltern bzw. Erziehungskonflikte zwischen Eltern beschreiben. Abschließend werden Sie zu Ihrer eigenen Befindlichkeit, der Zufriedenheit mit Ihrer Partnerschaft und Ihrer Lebensqualität befragt. Wir wissen, dass insbesondere die letztgenannten Bereich sehr persönlich sind und ein hohes Maß an Offenheit verlangen. Deshalb möchten wir an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass Ihre Angaben selbstverständlich vertraulich behandelt und ausschließlich in anonymisierter Form ausgewertet werden. Um dies zu gewährleisten und trotzdem Ihre Angaben den Angaben der Erzieherinnen zuordnen zu können, möchten wir Sie bitten, einen Code nach dem folgenden Muster zu erstellen: Schreiben Sie bitte in die beiden ersten Kästchen die Anfangsbuchstaben des Vor- und Nachnamens Ihres Kindes und in die vier weiteren Kästchen die Ziffern für seinen Geburtstag und -monat. Wenn das Kind z. B. Lena Petermann heißt und am 1. Mai geboren ist, wäre der Code LL P 0 1 0 5 Ihr Code: oooooo In vielen Fragebögen geht es um kindliches Problemverhalten. Selbstverständlich können wir nicht festlegen, was unter solches Verhalten fällt. Uns ist besonders wichtig, dass Sie als Eltern bei der Bearbeitung der Fragebögen selbst entscheiden, welche Verhaltensweisen Ihres Kindes für Sie problematisch sind. Wir bitten Sie, alle Fragen so gut wie möglich zu beantworten. Es kommt vor, dass Aussagen auf Kinder im Kindergartenalter nicht zutreffen, da einige Fragebögen für breitere Altersspannen entwickelt wurden. Wenn dies der Fall ist oder Sie eine Frage aus anderen Gründen nicht beantworten können (z. B. kann es sein, dass die Fragen zur Partnerschaft für Alleinerziehende nicht relevant sind), streichen Sie diese bitte einfach durch. Damit die Fragebögen möglichst zuverlässig sind, kommen verschiedene Aspekte mehrfach vor. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Falls Sie an bestimmten Stellen Anmerkungen oder Ergänzungen machen möchten, tun Sie dies bitte jeweils auf den Rückseiten. Wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Mitarbeit und Ihre Bereitschaft, Zeit zu investieren! Fragebogen zu persönlichen Daten Persönliche Daten Geschlecht des Kindes: Alter des Kindes: Kind ist... Dieser Fragebogen wird ausgefüllt von: ¡ weiblich ¡ männlich ___ Jahre ___ Monate ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ leibliches Kind Stiefkind Adoptivkind Pflegekind Sonstiges: ______________ der Mutter dem Vater beiden Eltern ¡ ¡ ¡ anderen Erziehungsberechtigten: ______________ Alter: selbst ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ Familienstand: < 20 Jahre 20 - 25 Jahre 26 - 30 Jahre 31 - 35 Jahre 36 - 40 Jahre 41 - 45 Jahre 46 – 50 Jahre > 50 Jahre Partner/in ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ < 20 Jahre 20 - 25 Jahre 26 - 30 Jahre 31 - 35 Jahre 36 - 40 Jahre 41 - 45 Jahre 46 - 50Jahre > 50 Jahre ¡ verheiratet/feste Partnerschaft: ¡ in gemeinsamen Haushalt lebend ¡ in getrennten Haushalten lebend ¡ geschieden/getrennt ¡ Sonstiges, und zwar: ___________________ Sind Sie der/diejenige, der/die Ihr Kind hauptsächlich betreut? ¡ JA Wieviel Zeit verbringen Sie durchschnittlich mit Ihrem Kind? ____ Stunden pro Tag Wird Ihr Kind zudem durch eine Tagesmutter, Verwandte o.ä. betreut? Wenn ja, wie viele Stunden pro Tag? Triple P-Fragebogenpaket für Eltern ¡ JA ¡ NEIN ¡ NEIN ____ Stunden pro Tag - 185 - Fragebogen zu persönlichen Daten Geschwister: Geben Sie bitte Geschlecht und Geburtsdatum jedes weiteren Kindes an: _____________________________________________________ _____________________________________________________ _____________________________________________________ Höchster Schulabschluß: berufstätig als: Arbeitszeit: ¡ ¡ ¡ ¡ selbst Hauptschulabschluß Realschulabschluß Abitur/Fachabitur Hochschul-/FH-Abschluß ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ selbst arbeitslos Hausfrau/-mann Arbeiter/in Angestellte/r Beamte/r Selbständige/r ¡ vollzeit ¡ teilzeit: _____ Stunden/Monat ¡ ¡ ¡ ¡ Partner/in Hauptschulabschluß Realschulabschluß Abitur/Fachabitur Hochschul-/FH-Abschluß ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ Partner/in arbeitslos Hausfrau/-mann Arbeiter/in Angestellte/r Beamte/r Selbständige/r ¡ vollzeit ¡ teilzeit: _____ Std./Monat Einkommen: Wie hoch ist Ihr monatliches Haushalts-Netto-Einkommen? ¡ bis 1999 DM ¡ 2000-2999 DM ¡ 3000-3999 DM ¡ 4000-4999 DM ¡ 5000 DM und mehr Haben Sie oder Ihr/e Partner/in während der letzten 6 Monate professionelle Hilfe/ Unterstützung in Anspruch genommen? JA NEIN Wenn ja, bitte angeben, welcher Art: ¡ ¡ selbst Partner/in ¡ Dipl.-Psychologe/in ¡ Facharzt/ärztin für ¡ Dipl.-Psychologe/in ¡ Facharzt/ärztin für Neurologie/Psychiatrie Beratungsstelle Sozialarbeiter/in Andere: ___________________ Neurologie/Psychiatrie Beratungsstelle Sozialarbeiter/in Andere: _________________ ¡ ¡ ¡ Triple P-Fragebogenpaket für Eltern ¡ ¡ ¡ - 186 - Fragebogen zu persönlichen Daten Bitte kreuzen Sie an, ob Ihr Kind unter folgenden Problemen leidet: Seh-/Hörfehler chronische Erkrankung: _________________ körperliche Behinderung: ________________ Entwicklungsstörung Geistige Behinderung: __________________ verordnete Diät ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ Sonstige: ____________________________ Ist Ihr Kind wegen emotionaler Probleme oder Verhaltensauffälligkeiten schon einmal in Behandlung gewesen? ¡ JA ¡ NEIN Wenn ja, bitte angeben, wann und welcher Art: Beratungsstelle Kinder- oder Facharzt/ärztin Dipl.-Psychologe/in Sozialarbeiter/in Andere: _____________________________ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ Hat es in Ihrer Familie in den letzten vier Wochen bedeutende Veränderungen (z. B. Geburt eines Kindes, Umzug etc.) in folgenden Bereichen gegeben? Wenn ja, bitte ankreuzen und kurz beschreiben: ¡ Familie/Freunde/Bekannte: _________________________________________ ¡ Beruf: __________________________________________________________ ¡ Gesundheit: _____________________________________________________ ¡ Finanzielle Angelegenheiten: ________________________________________ ¡ Gesetzliche Angelegenheiten: _______________________________________ Gibt es sonst noch Details, von denen Sie meinen, daß sie für uns wichtig zu wissen sind? NEIN: ¡ ¡ JA, und zwar: _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________ Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Triple P-Fragebogenpaket für Eltern - 187 - Fragebogen zu kindlichen Fähigkeiten und Kompetenzen Auf dieser Seite finden Sie eine Liste von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die viele Eltern an ihrem Kind mögen. Bitte geben Sie für jede Eigenschaft an, wie oft sie bei Ihrem Kind im Moment zu beobachten ist. Bitte lesen Sie die einzelnen Aussagen sorgfältig durch und kreuzen Sie die Antwort an, die am besten zutrifft. Das Verhalten tritt nie auf. Das Verhalten tritt selten, manchmal auf. Das Verhalten tritt häufig, oft auf. Das Verhalten tritt sehr oft, die meiste Zeit auf. Wie häufig tritt das Verhalten auf? sehr oft, die meiste Zeit häufig, oft Mein Kind... 1. kümmert sich um andere Kinder 2. beschäftigt sich allein 3. hat gute Tischmanieren 4. hat kreative Ideen 5. kann sich gut konzentrieren, wenn es an etwas interessiert ist 6. teilt Dinge mit anderen 7. ist neugierig und probiert vieles aus 8. möchte mir bei Dingen helfen 9. spielt kooperativ mit anderen Kindern 10. interessiert sich für viele verschiedene Dinge 11. zieht sich selbständig an 12. geht mit Spielzeug und anderen Dingen sorgsam um 13. bringt angefangene Dinge/Aufgaben zu Ende 14. drückt eigene Bedürfnisse und Gefühle angemessen aus 15. hält sich an getroffene Absprachen 16. tut Dinge, um die ich es bitte 17. ist motorisch geschickt 18. nimmt Gefühle bei anderen wahr 19. kommt mit seinen Geschwistern gut aus 20. löst Probleme altersgemäß Triple P-Fragebogenpaket für Eltern : : : : : : : selten, manchmal nie : : : - 188 - Elternfagebogen über das Verhalten von Kindern Dieser Fragebogen erfaßt schwieriges Verhalten von Kindern. Bitte füllen Sie den Fragebogen danach aus, wie Sie das Verhalten Ihres Kindes einschätzen, auch wenn andere Personen vielleicht nicht damit übereinstimmen. Bitte schreiben Sie zusätzliche Informationen dazu, wenn es Ihnen erforderlich erscheint. Angaben zum Kind Was gefällt Ihnen an Ihrem Kind am besten? Worüber machen Sie sich bei Ihrem Kind die meisten Sorgen? Triple P-Fragebogenpaket für Eltern - 189 - Elternfagebogen über das Verhalten von Kindern Es folgt eine Liste von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die bei Kindern auftreten können. Nach jeder Eigenschaft finden Sie die Ziffern 0, 1, 2. Beantworten Sie bitte für jede Eigenschaft, ob sie jetzt oder innerhalb der letzten 6 Monate bei Ihrem Kind zu beobachten war. Wenn diese Eigenschaft genau so oder häufig zu beobachten war, kreuzen Sie die Ziffer 2 an, wenn die Eigenschaft etwas oder manchmal auftrat, die Ziffer 1, wenn sie für Ihr Kind nicht zutrifft, die Ziffer 0. Beantworten Sie bitte die Fragen so gut Sie können und unterstreichen Sie diejenigen Probleme, die Ihnen Sorgen machen. 0 = nicht zutreffend 1 = etwas oder manchmal zutreffend 1. Verhält sich zu jung für sein / ihr Alter... 2. Leidet unter Heuschnupfen oder anderen Allergien; bitte beschreiben: ______________________ 3. Streitet oder widerspricht viel... 4. Hat Asthma... 5. Bei Jungen: verhält sich wie ein Mädchen (bei Mädchen: wie Junge)... 6. Entleert den Darm außerhalb der Toilette, kotet ein... 7. Gibt an, schneidet auf... 8. Kann sich nicht konzentrieren, kann nicht lange aufpassen... 9. Kommt von bestimmten Gedanken nicht los; bitte beschreiben: ___________________________ 10. Kann nicht stillsitzen, ist unruhig oder überaktiv... 11. Klammert sich an Erwachsene oder ist zu abhängig... 12. Klagt über Einsamkeit... 13. Ist verwirrt oder zerstreut... 14. Weint viel... 15. Ist roh zu Tieren oder quält sie... 16. Ist roh oder gemein zu anderen oder schüchtert sie ein... 17. Hat Tagträume oder ist gedankenverloren... 18. Verletzt sich absichtlich oder versucht Selbstmord... Triple P-Fragebogenpaket für Eltern 2 = genau oder häufig zutreffend 19. Verlangt viel Beachtung... 20. Macht seine / ihre eigenen Sachen kaputt... 21. Macht Sachen kaputt, die den Eltern, Geschwistern oder anderen gehören 22. Gehorcht nicht zu Hause... 23. Gehorcht nicht im Kindergarten... 24. Ißt schlecht... 25. Kommt mit anderen Kindern nicht aus... 26. Scheint sich nicht schuldig zu fühlen, wenn er/sie sich schlecht benommen hat... 27. Ist leicht eifersüchtig... 28. Ißt oder trinkt Dinge, die nicht zum Essen oder Trinken geeignet sind; bitte beschreiben: _________________________ 29. Fürchtet sich vor bestimmten Tieren, Situationen oder Plätzen (Kindergarten ausgenommen); bitte beschreiben: ________________________ 30. Hat Angst, in den Kindergarten zu gehen... 31. Hat Angst, etwas Schlimmes zu denken oder zu tun... 32. Glaubt, perfekt sein zu müssen... 33. Fühlt oder beklagt sich, daß niemand ihn/sie liebt... 34. Glaubt, andere wollen ihm/ihr etwas antun... - 190 - Elternfagebogen über das Verhalten von Kindern 35. Fühlt sich wertlos oder unterlegen... 36. Verletzt sich häufig ungewollt, neigt zu Unfällen... 37. Gerät leicht in Raufereien, Schlägereien... 38. Wird viel gehänselt... 39. Hat Umgang mit anderen, die in Schwierigkeiten geraten... 40. Hört Geräusche oder Stimmen, die nicht da sind; bitte beschreiben: __________________________ 41. Ist impulsiv oder handelt, ohne zu überlegen... 42. Ist lieber allein als mit anderen zusammen... 43. Lügt, betrügt oder schwindelt... 44. Kaut Fingernägel... 45. Ist nervös oder angespannt... 46. Hat nervöse Bewegungen oder Zuckungen (betrifft nicht die unter 10 erwähnte Zappeligkeit); bitte beschreiben: ________________ 47. Hat Alpträume... 48. Ist bei anderen Kindern nicht beliebt... 49. Leidet an Verstopfung... 50. Ist zu furchtsam oder ängstlich... 51. Fühlt sich schwindelig... 52. Hat zu starke Schuldgefühle... 53. Ißt zu viel... 54. Ist immer müde... 55. Hat Übergewicht... Triple P-Fragebogenpaket für Eltern 56. Hat folgende Beschwerden ohne bekannte körperliche Ursachen: a) Schmerzen (außer Kopf- oder Bauchschmerzen)... b) Kopfschmerzen... c) Übelkeit... d) Augenbeschwerden (ausgenommen solche, die durch Brille korrigiert sind); bitte beschreiben: _________________________ e) Hautausschläge oder andere Hautprobleme... f) Bauchschmerzen oder Magenkrämpfe... g) Erbrechen... h) andere Beschwerden; bitte beschreiben: __________________________ 57. Greift andere körperlich an... 58. Bohrt in der Nase, zupft oder kratzt sich an Körperstellen; bitte beschreiben: __________________________ 59. Spielt in der Öffentlichkeit an den eigenen Geschlechtsteilen... 60. Spielt zu viel an den eigenen Geschlechtsteilen... 61. ist schlecht in der Schule... 62. Ist körperlich unbeholfen oder ungeschickt... 63. Ist lieber mit älteren Kindern oder Jugendlichen als mit Gleichaltrigen zusammen... 64. Ist lieber mit Jüngeren als mit Gleichaltrigen zusammen... 65. Weigert sich zu sprechen... 66. Tut bestimmte Dinge immer und immer wieder, wie unter einem Zwang, bitte beschreiben: __________________________ - 191 - Elternfagebogen über das Verhalten von Kindern 67. Läuft von zu Hause weg... 68. Schreit viel... 69. Ist verschlossen, behält Dinge für sich... 70. Sieht Dinge, die nicht da sind; bitte beschreiben: __________________________ 71. Ist befangen oder wird leicht verlegen... 72. Zündelt gerne oder hat schon Feuer gelegt... 73. Hat sexuelle Probleme; bitte beschreiben: __________________________ 74. Produziert sich gern oder spielt den Clown... 75. Ist schüchtern oder zaghaft... 76. Schläft weniger als die meisten Gleichaltrigen... 79. Hat Schwierigkeiten beim Sprechen; bitte beschreiben: __________________________ 80. Starrt ins Leere... 81. Stiehlt zu Hause... 82. Stiehlt anderswo... 83. Hortet Dinge, die er/sie nicht braucht; bitte beschreiben: __________________________ 84. Verhält sich seltsam oder eigenartig; bitte beschreiben: __________________________ 85. Hat seltsame Gedanken oder Ideen; bitte beschreiben: __________________________ 86. Ist störrisch, mürrisch oder reizbar... 87. Zeigt plötzliche Stimmungs- oder Gefühlswechsel... 88. Schmollt viel oder ist leicht eingeschnappt... Triple P-Fragebogenpaket für Eltern 89. Ist mißtrauisch... 90. Flucht oder gebraucht obszöne (schmutzige) Wörter... 91. Spricht davon, sich umzubringen... 92. Redet oder wandelt im Schlaf; bitte beschreiben: __________________ 93. Redet zu viel... 94. Hänselt andere gern... 95. Hat Wutausbrüche oder hitziges Temperament... 96. Bedroht andere... 97. Lutscht am Daumen... 98. Ist zu sehr auf Ordentlichkeit oder Sauberkeit bedacht... 99. Hat Schwierigkeiten mit dem Schlafen; bitte beschreiben: _________________________ 100. Zeigt zu wenig Aktivität, ist zu langsam oder träge... 101. Ist unglücklich, traurig oder niedergeschlagen... 102. Ist ungewöhnlich laut... 103. Richtet mutwillig Zerstörungen an... 104. Näßt bei Tag ein... 105. Näßt im Schlaf ein... 106. Quengelt oder jammert... 107. Bei Jungen: Möchte lieber ein Mädchen sein... Bei Mädchen: Möchte lieber ein Junge sein... 108. Zieht sich zurück, nimmt keinen Kontakt zu anderen auf... 109. Macht sich zuviel Sorgen... - 192 - Erziehungsfragebogen für Eltern Von Zeit zu Zeit verhalten sich alle Kinder ungezogen oder unangemessen. Sie tun Dinge, die ihnen selbst oder anderen schaden oder die ihre Eltern nicht mögen. Eltern haben unterschiedliche Auffassungen darüber, was unter ungezogenem oder unangemessenem Verhalten zu verstehen ist. Das heißt, Sie als Eltern entscheiden selbst, welche Verhaltensweisen Ihres Kindes für Sie ein Problem sind. Beispiele für solche Verhaltensweisen könnten sein: andere schlagen oder anschreien auf die Straße laufen / weglaufen Essen oder andere Dinge herumwerfen Jammern oder Quengeln sich weigern, aufzuräumen sich weigern, ins Bett zu gehen Lügen immer Beachtung durch Erwachsene verlangen Eltern gehen auf unterschiedliche Art und Weise mit diesen Problemen um. Nachfolgend sind Aussagen aufgeführt, die einige Arten von Erziehungsverhalten beschreiben. Auf jeweils der rechten und der linken Seite stehen zwei Möglichkeiten, wie sich Eltern in der beschriebenen Situation verhalten können. Die Zahlen bedeuten: Beispiel: Bei den Mahlzeiten... lasse ich mein Kind selbst entscheiden, wieviel es essen möchte entscheide ich darüber, wieviel mein Kind ißt Die angekreuzte Zahl würde bedeuten, daß Sie Ihr Kind eher selbst entscheiden lassen, wieviel es essen möchte. Bitte kreuzen Sie jeweils die Zahl an, die Ihr eigenes Verhalten in den letzten zwei Monaten am besten beschreibt. Wenn Sie in der beschriebenen Situation eher so reagieren wie auf der rechten (linken) Seite angegeben, kreuzen Sie je nach Ausprägung die , oder auf der rechten (linken) Seite an. Die häufig zutreffen. bedeutet, daß beide Aussagen gleich 1. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... reagiere ich gleich darauf gehe ich später darauf ein 2. Bevor ich bei einem Problem reagiere... ermahne oder erinnere ich mein Kind mehrmals Triple P-Fragebogenpaket für Eltern ermahne oder erinnere ich es normalerweise nur einmal - 193 - Erziehungsfragebogen für Eltern 3. Wenn ich aufgeregt oder unter Streß bin... bin ich bei dem, was mein Kind tut, kleinlicher bin ich bei dem, was mein Kind tut, nicht kleinlicher als gewöhnlich 4. Wenn ich meinem Kind etwas verbiete... rede ich dabei sehr wenig rede ich dabei sehr viel 5. Wenn mich mein Kind nervt und mir keine Ruhe läßt... kann ich das gut ignorieren kann ich das nicht ignorieren 6. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... gerate ich mit ihm meist in eine längere Diskussion darüber 7. Ich drohe mit Dingen... bei denen ich mir sicher bin, daß ich sie verwirklichen kann 8. Ich bin eine Mutter/ein Vater... die/der Grenzen setzt und meinem Kind sagt, was erlaubt ist und was nicht lasse ich mich auf keine langen Diskussionen ein von denen ich weiß, daß ich sie nicht tun werde die/der mein Kind das tun läßt, was es will 9. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... belehre und ermahne ich es ausführlich fasse ich mich kurz und sage ihm das, was wichtig ist 10. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... hebe ich meine Stimme oder schreie mein Kind an spreche ich ruhig mit meinem Kind 11. Wenn mein Kind auf „Nein“ nicht reagiert... unternehme ich sofort etwas spreche ich weiter mit ihm und versuche, es zu überzeugen 12. Wenn ich möchte, daß mein Kind etwas unterläßt... sage ich das in einem entschiedenen Ton Triple P-Fragebogenpaket für Eltern überrede oder bitte ich mein Kind darum - 194 - Erziehungsfragebogen für Eltern 13. Wenn mein Kind nicht in meiner Nähe ist... weiß ich oft nicht, was es gerade tut weiß ich meistens in etwa, was es gerade tut 14. Nachdem es Probleme mit meinem Kind gegeben hat... bin ich noch lange ärgerlich 15. Wenn wir nicht zu Hause sind... gehe ich mit meinem Kind so um wie zu Hause gehe ich schnell zum normalen Geschehen über lasse ich meinem Kind mehr durchgehen als zu Hause 16. Wenn mein Kind etwas tut, was ich nicht mag... unternehme ich jedesmal etwas dagegen lasse ich es oft einfach durchgehen 17. Wenn es ein Problem mit meinem Kind gibt... entgleitet mir die Situation häufig, und ich tue Dinge, die ich gar nicht tun wollte habe ich mich unter Kontrolle 18. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... gebe ich ihm nie oder selten einen Klaps oder eine Ohrfeige bekommt es meistens bzw. immer einen Klaps oder eine Ohrfeige 19. Wenn mein Kind nicht tut, worum ich es gebeten habe... lasse ich es oft irgendwann in Ruhe oder mache es selbst versuche ich auf andere Weise, es dazu zu bewegen 20. Wenn ich eine angemessene Drohung oder Warnung ausspreche... setze ich sie oft nicht in die Tat um setze ich sie auch in die Tat um 21. Wenn „Nein-Sagen“ bei meinem Kind nicht wirkt... versuche ich es auf andere Weise verspreche ich meinem Kind eine Belohnung, wenn es sich benimmt 22. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... gehe ich damit um, ohne mich aus der Fassung bringen zu lassen Triple P-Fragebogenpaket für Eltern bin ich so verärgert und frustriert, daß mein Kind merkt, daß es mich aus der Fassung gebracht hat - 195 - Erziehungsfragebogen für Eltern 23. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... bringe ich mein Kind dazu, mir zu sagen, warum es das tut verbiete ich es ihm oder tue etwas anderes, damit es dies unterläßt 24. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält und es ihm hinterher leid tut... reagiere ich wie sonst auch lasse ich es damit gut sein 25. Wenn mein Kind ungezogen ist oder sich unangemessen verhält... fluche ich selten und gebrauche selten Schimpfwörter fluche ich oft und gebrauche oft Schimpfwörter 26. Wenn ich meinem Kind etwas verboten habe... lasse ich es mein Kind dann häufig trotzdem tun halte ich mich an das, was ich gesagt habe 27. Wenn ich bei Problemverhalten meines Kindes etwas unternehmen mußte... sage ich ihm hinterher, daß es mir leid tut sage ich ihm nicht, daß es mir leid tut 28. Wenn mein Kind etwas tut, das ich nicht möchte... sage ich nie oder selten gemeine und verletzende Sachen oder Beschimpfungen sage ich meistens gemeine und verletzende Sachen oder Beschimpfungen 29. Wenn mein Kind mir widerspricht oder sich beschwert, wenn ich auf Problemverhalten reagiere... bleibe ich bei dem was ich gesagt habe und ignoriere seinen Protest bleibe ich dabei und diskutiere mit meinem Kind darüber, daß es sich nicht beschweren soll 30. Wenn mein Kind sich aufregt, wenn ich ihm etwas verboten habe... nehme ich das Verbot zurück Triple P-Fragebogenpaket für Eltern bleibe ich dabei - 196 - Fragebogen zur Zufriedenheit mit der Elternrolle Auf dieser Seite finden Sie eine Reihe von Aussagen und Meinungen, die sich auf Ihre Gefühle als Eltern beziehen. Bitte geben Sie jedesmal an, ob und in welchem Maße Sie diesen Aussagen zustimmen. Kreuzen Sie dazu die jeweils passende Antwortmöglichkeit (von bis ) an. Bearbeiten Sie bitte die einzelnen Äußerungen der Reihe nach und lassen Sie keine aus. Es gibt auch dabei keine richtigen und falschen Antworten, sondern es geht um Ihre persönliche Meinung. Die einzelnen Antwortmöglichkeiten haben folgende Bedeutung: stimme völlig zu stimme zu stimme eher zu stimme eher nicht zu stimme nicht zu stimme überhaupt nicht zu stimme überhaupt nicht zu stimme nicht zu stimme eher nicht zu stimme eher zu stimme zu stimme völlig zu 1 Mir ist klargeworden, daß die Probleme der Kindererziehung leicht 2 3 4 5 6 7 8 9 zu lösen sind, wenn man einmal verstanden hat, wie das eigene Handeln die Kinder beeinflußt. Obwohl Elternschaft sehr erfüllend sein kann, bin ich beim jetzigen Alter meines Kindes häufig frustriert. Ich gehe abends genauso zu Bett wie ich morgens aufwache - mit dem Gefühl, eine ganze Menge nicht bewältigt zu haben. Ich weiß nicht warum, aber manchmal fühle ich mich in Situationen manipuliert, in denen ich eigentlich die Kontrolle haben sollte. Meine Eltern waren besser als ich darauf vorbereitet, gute Eltern zu sein. Ich würde ein gutes Vorbild für andere junge Eltern abgeben, die lernen wollen, gute Eltern zu sein. Erziehung ist zu schaffen und auftretende Probleme sind leicht zu lösen. Für Eltern besteht ein großes Problem darin, daß sie nicht wissen, ob sie ihre Aufgabe gut oder schlecht erfüllen. Manchmal fühle ich mich so, als ob ich nichts schaffen würde. 10 Ich erfülle meine persönlichen Erwartungen daran, wie ich mich um mein Kind kümmere. 11 Wenn irgend jemand eine Antwort darauf weiß, was mit meinem 12 13 14 15 16 Kind los ist, dann bin ich es. Meine Begabungen und Interessen liegen auf anderen Gebieten als der Kindererziehung. Wenn ich bedenke, wie lange ich schon Mutter/Vater bin, fühle ich mich mit dieser Rolle sehr vertraut. Wenn Elternschaft interessanter wäre, wäre ich motivierter, meine Aufgabe als Mutter/Vater besser zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, daß ich über alle notwendigen Fertigkeiten verfüge, um meinem Kind eine gute Mutter / ein guter Vater zu sein. Mutter bzw. Vater zu sein macht mich ängstlich und angespannt. Triple P-Fragebogenpaket für Eltern - 197 - Problemliste für Eltern Auf dieser Seite finden Sie eine Reihe von Schwierigkeiten bei der Kindererziehung, die von Eltern oft diskutiert werden. Bitte geben Sie jedesmal an, ob (JA/NEIN) und in welchem Ausmaß ( bis ) diese Punkte für Sie und Ihren Partner während der letzten vier Wochen ein Problem dargestellt haben. Bearbeiten Sie bitte die einzelnen Punkte der Reihe nach und lassen Sie keinen aus. Halten Sie sich bei den einzelnen Aussagen nicht zu lange auf, sondern kreuzen Sie immer die Antwortmöglichkeit an, die am ehesten auf Sie zutrifft. Es gibt auch hier keine richtigen oder falschen Antworten, sondern es geht um Ihre persönliche Meinung. Stellt der folgende Punkt ein Problem für Sie und Ihren Partner dar? 1. Meinungsverschiedenheiten über Regeln im Haus (z. B. über die Schlafenszeit oder darüber, wo gespielt werden darf) JA NEIN 2. Meinungsverschiedenheiten über die Art der Bestrafung der Kinder JA NEIN 3. Meinungsverschiedenheiten darüber, wer die Kinder bestrafen sollte JA NEIN 4. Streit in Gegenwart der Kinder JA NEIN 5. Unterschiede im Verhalten zwischen Vater und Mutter JA NEIN 6. Eltern haben wegen der Kinder kaum Zeit, für sich allein zu sein JA NEIN 7. Meinungsverschiedenheiten darüber, wie das Pensum der Kinderbetreuung aufgeteilt wird JA NEIN 8. Unfähigkeit, die Unstimmigkeiten bezüglich der Kindererziehung zu lösen JA NEIN 9. Diskussionen über die Erziehung der Kinder enden häufig im Streit JA NEIN 10. Sich gegenseitig in den Rücken fallen JA NEIN 11. Bevorzugung eines Kindes vor einem anderen durch ein Elternteil JA NEIN 12. Mangel an Austausch der Partner über die Kindererziehung JA NEIN 13. Mangel an Austausch der Partner über andere Dinge JA NEIN 14. Ein Elternteil ist nachsichtig, der andere eher streng JA NEIN 15. Die Kinder benehmen sich bei einem Elternteil „schlimmer“ als beim anderen JA NEIN 16. Meinungsverschiedenheiten darüber, was ungezogenes Verhalten ist JA NEIN Triple P-Fragebogenpaket für Eltern In welchem Ausmaß ist dieser Punkt ein Problem für Sie und Ihren Partner? gar nicht sehr stark - 198 - Depression-Angst-Streß-Fragebogen Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Aufstellung von Gedanken und Empfindungen. Bitte lesen Sie die einzelnen Aussagen sorgfältig durch. Kreuzen Sie die Antwort an, die Ihrem Befinden während der letzten beiden Wochen am besten entspricht/entsprochen hat. Während der letzten beiden Wochen... sehr oft, die meiste Zeit häufig, oft : selten, manchmal : : nie 1. habe ich mich über Kleinigkeiten aufgeregt 2. konnte ich mich zu nichts richtig aufraffen 3. fühlte ich mich schwach oder kraftlos 4. hatte ich Atembeschwerden (z. B. Atemnot) ohne körperliche Belastung 5. fühlte ich mich deprimiert/niedergeschlagen 6. konnte ich mich nur schwer wieder beruhigen, nachdem mich etwas aufgeregt hatte 7. schwitzte ich auffallend viel bzw. hatte ich feuchte Hände 8. wurde ich leicht ungeduldig, wenn ich auf irgendeine Weise aufgehalten wurde 9. gab es Situationen, die mich so ängstlich machten, daß ich erleichtert war, wenn die Situationen vorüber waren 10. neigte ich dazu, in bestimmten Situationen überempfindlich oder übertrieben zu reagieren 11. habe ich mich schnell über Dinge aufgeregt 12. hatte ich das Gefühl, daß es nichts gibt, worauf ich mich freuen kann 13. schien es mir unmöglich, positive Gefühle zu empfinden 14. war ich sehr empfindlich, reizbar und mißgelaunt 15. litt ich unter Mundtrockenheit 16. hatte ich jegliches Interesse verloren 17. dachte ich ohne Hoffnung an die Zukunft 18. spürte ich ohne körperliche Belastung unregelmäßigen Herzschlag bzw. Herzrasen : : : : : : : : : : : : nie : selten, manchmal häufig, oft sehr oft, die meiste Zeit Triple P-Fragebogenpaket für Eltern - 199 - : : : : Depression-Angst-Streß-Fragebogen Während der letzten beiden Wochen... sehr oft, die meiste Zeit häufig, oft : selten, manchmal : : nie : : : : : : : : : nie : selten, manchmal häufig, oft sehr oft, die meiste Zeit : : : 20. dachte ich, es lohnt sich nicht zu leben 21. reagierte ich empfindlicher als sonst 22. benötigte ich sehr viel Schwung und Energie 23. fand ich kein Vergnügen und keine Freude an den Dingen, die ich tat 24. hatte ich weiche Knie bzw. Beine 25. war ich niedergeschlagen und traurig 26. hatte ich Schwierigkeiten, die Initiative aufzubringen, etwas zu tun 27. fiel es mir schwer, mich zu entspannen 28. war ich wütend auf alles, was mich daran hinderte, meine Beschäftigung fortzuführen 29. fiel es mir schwer, Dinge „herunterzuschlucken“ 30. befürchtete ich, mich könnte eine einfache aber unbekannte Aufgabe umwerfen 31. fühlte ich mich wertlos 32. konnte ich für nichts Begeisterung empfinden 33. machte ich mir Sorgen über Situationen, in denen ich panisch reagieren oder mich blamieren könnte 35. war ich kurz davor, panisch zu reagieren 36. fühlte ich mich als Person wertlos 37. konnte ich mich kaum entspannen 38. hatte ich schreckliche Angst 39. litt ich unter Zittern meiner Hände 40. war ich aufgeregt und aufgewühlt 41. dachte ich, mein Leben hat keinen Sinn 42. konnte ich es nur schwer tolerieren, wenn ich unterbrochen wurde Triple P-Fragebogenpaket für Eltern : : : : 19. hatte ich ohne ersichtlichen Grund Angst 34. war ich ständig in einem nervös-angespannten Zustand - 200 - Fragebogen zur Beurteilung einer Zweierbeziehung In jeder Partnerschaft gibt es Bereiche, in denen Übereinstimmung zwischen den Partnern besteht und Bereiche, in denen keine Übereinstimmung besteht. Kreuzen Sie bitte in jeder Zeile der folgenden Liste an, wie sehr Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin übereinstimmen bzw. nicht übereinstimmen. immer einig 1 Weltanschauung 2 Dinge und Ziele, die wir für wichtig halten 3 Ausmaß an gemeinsam verbrachter Zeit meistens einig manchmal uneinig häufig uneinig meistens uneinig immer uneinig nie 4 5 6 wenigstens einmal im Monat ein- oder zweimal im Monat ein- oder zweimal in der Woche einmal am Tag öfter Wie oft findet ein anregender Gedankenaustausch zwischen Ihnen und Ihrem Partner/Ihrer Partnerin statt? Wie oft diskutieren Sie in Ruhe miteinander? Wie oft arbeiten Sie an gemeinsamen Vorhaben? Wie glücklich würden Sie Ihre Partnerschaft im Augenblick einschätzen? extrem unglücklich ziemlich unglücklich ein wenig unglücklich Triple P-Fragebogenpaket für Eltern glücklich sehr glücklich äußerst glücklich perfekt - 201 - Fragen zu Partnerschaft und Erziehung Bitte lesen Sie die einzelnen Aussagen sorgfältig durch. Kreuzen Sie die Antwort an, die Ihrer Partnerschaft bzw. Ihrer Einstellung zur Rolle als Mutter oder Vater am besten entspricht. Die Abstufungen der Antwort haben folgende Bedeutung: trifft gar nicht zu trifft manchmal zu trifft oft zu trifft immer zu Seit wann besteht Ihre Beziehung? (Geben Sie bitte die Zeitspanne je nach Länge in Wochen, Monaten oder Jahren an.) _________________ trifft immer zu trifft oft zu trifft manchmal zu trifft gar nicht zu : : : : : : 2. Wir haben Spaß miteinander. 3. Als Mutter und Vater sind wir ein gutes Team. 4. Mein/e Partner/in ist mir eine gute Unterstützung. 5. Wieviel Wochen ist es her, daß Sie beide zu zweit (ohne andere Personen) etwas miteinander unternommen haben? (z. B. Theater, Kino oder Restaurant) __ Wochen trifft immer zu trifft oft zu trifft manchmal zu trifft gar nicht zu : 7. Mutter / Vater zu sein, überlastet mich. 8. Mutter / Vater zu sein, setzt mich unter Druck. 9. Mutter / Vater zu sein, macht mir Spaß. 10. Mutter / Vater zu sein ist schwerer als ich vorher gedacht habe. 11. Mutter / Vater zu sein, verunsichert mich oft. 12. Mutter / Vater zu sein ist eine Verantwortung, die schwer auf mir lastet. 13. Mutter / Vater zu sein, bringt mehr Freude als Sorgen. Triple P-Fragebogenpaket für Eltern : : : : 1. Wir unterhalten uns wie gute Freunde. 6. Mutter / Vater zu sein, ist erfüllend. : : : : : : : : : - 202 - Fragebogen zur Lebenszufriedenheit Bei den folgenden Fragen geht es darum, wie zufrieden Sie mit Ihrem Leben und einzelnen Aspekten Ihres Lebens sind. Außerdem sollen Sie angeben, wie wichtig einzelne Lebensbereiche (z. B. Beruf oder Freizeit) für Ihre Zufriedenheit und Ihr Wohlbefinden sind. Bitte beantworten Sie alle Fragen, auch diejenigen, die scheinbar nicht auf Sie zutreffen: Wenn Sie z. B. keinen Partner haben, können Sie bei der Frage nach der „Partnerschaft“ trotzdem angeben, wie wichtig Ihnen das wäre und wie zufrieden Sie mit der derzeitigen Situation (ohne Partner) sind. Lassen Sie sich nicht davon beeinflussen, ob Sie sich im Augenblick gut oder schlecht fühlen, sondern versuchen Sie, bei der Beurteilung die letzten vier Wochen zu berücksichtigen. Bitte kreuzen Sie zunächst an, wie wichtig jeder einzelne Lebensbereich für Ihre Zufriedenheit insgesamt ist. Bevor Sie beginnen, schauen Sie bitte erst alle Bereiche an. Wie wichtig ist (sind) für Sie... 1. Freunde / Bekannte _____________ 2. Freizeitgestaltung / Hobbies _______ 3. Gesundheit ____________________ 4. Einkommen / finanzielle Sicherheit 5. Beruf / Arbeit ___________________ 6. Wohnsituation __________________ 7. Familienleben / Kinder ___________ 8. Partnerschaft / Sexualität _________ nicht wichtig q q q q q q q q etwas wichtig q q q q q q q q ziemlich wichtig q q q q q q q q sehr wichtig q q q q q q q q extrem wichtig q q q q q q q q Bitte kreuzen Sie nun an, wie zufrieden Sie in den einzelnen Lebensbereichen sind. Wie zufrieden sind Sie mit... 1. Freunde / Bekannte _____________ 2. Freizeitgestaltung / Hobbies _______ 3. Gesundheit ____________________ 4. Einkommen / finanzielle Sicherheit __ 5. Beruf / Arbeit ___________________ 6. Wohnsituation __________________ 7. Familienleben / Kinder ___________ 8. Partnerschaft /Sexualität __________ Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben insgesamt wenn Sie alle Aspekte zusammennehmen? Triple P-Fragebogenpaket für Eltern un-zufrieden eher unzufrieden eher zufrieden ziemlich zufrieden sehr zufrieden q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q - 203 - Anhang B: Informationsbrief für Eltern 204 Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie Institut Braunschweig an der Technischen Universität Positives Erziehungsprogramm Braunschweig, 22. September 1998 Liebe Eltern ! Im Laufe des nächsten Jahres wird in den Braunschweiger Kindertagesstätten ein Pilotprojekt der Technischen Universität Braunschweig unter Leitung von Professor Kurt Hahlweg in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt durchgeführt. Hierbei geht es um ein Programm zu positiver Erziehung, genannt Triple P. Ein Bestandteil des Programms ist ein Gruppentraining, in dem Eltern die Grundlagen positiver Erziehung und Möglichkeiten, mit Problemverhalten von Kindern umzugehen, lernen und ausprobieren können. Bevor Triple P in der ganzen Bundesrepublik eingeführt wird, sollen Braunschweiger Eltern die Möglichkeit bekommen, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen und erste Erfahrungen mit Triple P zu sammeln. Ziel des Projekts ist es, zunächst einige wichtige Informationen über das Leben in Familien, den Umgang mit Kindern und eventuelle Probleme in diesem Zusammenhang zu erheben. Dies soll in einer breiten Befragung möglichst vieler Familien mit Kindergartenkindern in städtischen Kindertagesstätten der Stadt Braunschweig geschehen. Außerdem werden auch die Erzieherinnen gebeten, für alle Kinder, die den Kindergarten schon im letzten Jahr (1997/98) besucht haben, einen Fragebogen zum Verhalten im Kindergarten auszufüllen. Dieser beinhaltet dieselben Fragen über das Verhalten des Kindes wie der entsprechende Elternfragebogen. Wie sieht der Fragebogen für Eltern aus? Das Fragebogenpaket umfasst 19 Seiten und fragt danach · wie sich Ihr Kind verhält, was es kann und wo es Schwierigkeiten gibt · wie es Ihnen als Eltern geht und wie Sie Erziehung sehen · wie zufrieden Sie mit Ihrer Partnerschaft und Ihrem Familienleben sind Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, die Fragebögen mit Ihrer Hilfe zu verbessern. Wir sind Ihnen deshalb für Anregungen sehr dankbar. " ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- - Bitte umseitigen Abschnitt ausfüllen - 205 Wie soll die Fragebogenaktion ablaufen? Alle Eltern erhalten von der Erzieherin ihres Kindes ab 2. November 1998 ein Fragebogenpaket mit Rückumschlag. Natürlich ist die Teilnahme für jede Familie freiwillig, wir freuen uns jedoch, wenn möglichst alle Eltern den Fragebogen ausfüllen. Die Rückgabe der Fragebögen in der Kindertagesstätte soll bis spätestens 27. November 1998 in einem verschlossenen Rückumschlag erfolgen. Alle Daten werden anonym erhoben und streng vertraulich behandelt. Auf den Fragebögen für Eltern und Erzieherinnen werden keine Namen, sondern nur anonyme Codes angegeben. Das heißt, weder die Projektmitarbeiterinnen noch die Erzieherinnen (verschlossener Rückumschlag) können die Angaben einer bestimmten Familie oder einem bestimmten Kind zuordnen. Welche Angebote für Eltern gibt es? In allen Kindertagesstätten wird bis Ende des Jahres ein Triple P-Infoabend angeboten. An diesem Abend können Sie nähere Informationen und eine kurze Einführung in Triple P erhalten, und Sie haben die Möglichkeit, Fragen zum Projekt und zum Triple PProgramm zu stellen. Bitte achten Sie auf entsprechende Aushänge in Ihrer Kindertagesstätte. Wenn Sie Fragen zu Triple P, den Fragebögen oder dem Projekt allgemein haben, können Sie unsere Mitarbeiterinnen, die Diplompsychologinnen Evi Köppe, Annett Kuschel, Anne Lübke und Yvonne Miller zu folgenden Zeiten erreichen: è Info-Hotline 0531 / 391-2870: jeweils Dienstag, 10-11 Uhr und Mittwoch, 17-18 Uhr Damit auch die Erzieherinnen über das Verhalten der Kinder in der Kindertagesstätte einen Fragebogen ausfüllen können, benötigen wir von Ihnen als Eltern eine schriftliche Einverständniserklärung. Füllen Sie bitte den nachfolgenden Abschnitt aus und geben Sie ihn bei der Erzieherin Ihres Kindes ab. Wir danken Ihnen schon jetzt für Ihre Mitarbeit! " ----------------------------------------------------------------------------------------------------------- Einverständniserklärung Ich bin einverstanden, dass die Erzieherin meines Kindes (Vor- und Zuname des Kindes) einen Fragebogen unter anderem zu seinem Verhalten im Kindergarten ausfüllt. Datum Unterschrift der/des Erziehungsberechtigten 206 Tabelle A 1: Trennschärfen der Items der CBCL-Syndromskalen in der Gesamtstichprobe und den geschlechtsspezifischen Teilstichproben. Skala Aggressives Verhalten 3 7 16 19 20 21 22 23 27 37 57 68 74 86 87 93 94 95 96 102 Streitet viel Gibt an* Gemein zu Anderen Verlangt Beachtung Zerstört Eigenes Zerstört Fremdes Ungehorsam Haus Ungehorsam Kindergarten Eifersucht Raufereien Körperliche Aggressionen Schreit viel Spielt Clown Störrisch Affektlabil Redet zu viel Hänselt Wutausbruch Bedroht Andere Sehr laut Skala Dissoziales Verhalten 26 39 43 63 67 72 81 82 90 103 Nicht schuldig Schlechter Umgang Lügt Lieber mit Älteren Weglaufen Feuer legen Stehlen zu Hause Stehlen anderswo Flucht Vandalismus Skala Soziale Probleme 1 11 25 38 48 55 62 64 Verhält sich zu jung Klammert Kommt nicht aus Wird gehänselt Nicht beliebt Übergewicht Tapsig Lieber mit Jüngeren Skala Sozialer Rückzug 42 65 69 75 80 88 100 101 108 Lieber allein Spricht nicht Verschlossen Scheu Starrt ins Leere Schmollt Wenig aktiv Traurig Sozialer Rückzug Gesamt Jungen Mädchen .53 .35 .44 .45 .42 .42 .54 .34 .33 .43 .49 .53 .50 .56 .49 .32 .41 .55 .33 .54 .52 .37 .51 .48 .45 .44 .54 .40 .41 .52 .57 .55 .48 .59 .56 .27 .44 .58 .40 .57 .55 .32 .30 .43 .37 .36 .54 .23 .28 .23 .32 .49 .51 .53 .42 .43 .37 .53 .19 .48 Gesamt Jungen Mädchen .31 .19 .37 .20 .14 .15 .19 .24 .31 .39 .30 .22 .37 .20 .18 .17 .24 .26 .32 .44 .34 .10 .39 .19 .07 -.02 .11 .15 .25 .20 Gesamt Jungen Mädchen .32 .31 .38 .37 .40 .13 .36 .35 .38 .28 .40 .43 .39 .15 .36 .36 .24 .36 .37 .29 .41 .11 .36 .36 Gesamt Jungen Mädchen .27 .26 .49 .34 .30 .23 .30 .31 .43 .25 .28 .43 .33 .33 .21 .27 .32 .38 .32 .25 .42 .35 .27 .24 .34 .30 .46 Fortsetzung Tabelle A 1 Skala Aufmerksamkeitsprobleme 1 8 10 13 17 41 45 46 62 80 Verhält sich zu jung Konzentration Unruhig Verwirrt Tagträume Impulsiv Nervös Tics Tapsig Starrt ins Leere Skala Ängstlich/Depressiv 12 14 31 32 33 34 35 45 50 52 71 89 101 109 Einsam Weint Angst/Schlimmes Denken/Tun Perfekt Ungeliebt Andere antun Wertlos Nervös Ängstlich Schuldgefühle Befangen Misstrauisch Traurig Sorgen Skala Körperliche Beschwerden 51 54 56a 56b 56c 56d 56e 56f 56g Schwindelig Müde Schmerzen Kopfschmerzen Übelkeit Augenprobleme Hautprobleme Bauchschmerzen Erbrechen Skala Schizoid/Zwanghaft 9 40 66 70 80 84 85 Kommt von Gedanken nicht los Hört Geräusche Tut bestimmte Dinge Sieht Dinge die nicht da sind Starrt ins Leere Verhält sich seltsam Hat seltsame Gedanken Gesamt Jungen Mädchen .32 .52 .46 .48 .30 .43 .47 .19 .31 .36 .33 .50 .45 .52 .35 .47 .48 .20 .37 .36 .29 .55 .46 .42 .26 .38 .45 .15 .19 .36 Gesamt Jungen Mädchen .32 .32 .26 .36 .37 .43 .42 .32 .45 .35 .36 .32 .41 .42 .27 .37 .20 .40 .35 .42 .37 .39 .41 .25 .32 .29 .40 .35 .37 .27 .31 .32 .38 .46 .47 .26 .48 .42 .40 .33 .43 .50 Gesamt Jungen Mädchen .16 .15 .28 .19 .34 .11 .10 .31 .28 .19 .14 .30 .19 .31 .07 .12 .28 .27 .14 .16 .26 .20 .37 .16 .08 .34 .30 Gesamt Jungen Mädchen .27 .27 .21 .31 .30 .15 .18 .31 .19 .23 .23 .29 .18 .24 .23 .36 .19 .40 .32 .11 .09 Tabelle A 2: Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation) in der Gesamtstichprobe mit den Items der Syndromskalen (außer Schizoid/Zwanghaft). 6-faktorielle Lösung, Ladung ³ .30. Skala Aggressives Verhalten F1 3 7 16 19 20 21 22 23 27 37 57 68 74 86 87 93 94 95 96 102 .63 Streitet viel Gibt an* Gemein zu Anderen Verlangt Beachtung Zerstört Eigenes Zerstört Fremdes Ungehorsam Haus Ungehorsam Kindergarten Eifersucht Raufereien Körperliche Aggressionen Schreit viel Spielt Clown Störrisch Affektlabil Redet zu viel Hänselt Wutausbruch Bedroht Andere Sehr laut 42 65 69 75 80 88 100 101 108 .34 .32 .30 .56 .59 .57 F2 F3 F4 F5 F6 F5 F6 .42 .32 .36 .30 .31 .35 .34 .58 F1 F2 F3 F4 .46 Verhält sich zu jung Klammert Kommt nicht aus Wird gehänselt Nicht beliebt Übergewicht* Tapsig Lieber mit Jüngeren Lieber allein Spricht nicht Verschlossen Scheu Starrt ins Leere Schmollt Wenig aktiv Traurig Sozialer Rückzug F6 .40 .50 .32 .44 Skala Sozialer Rückzug F5 .56 .54 .63 .54 .49 26 39 43 63 67 72 81 82 90 103 1 11 25 38 48 55 62 64 F4 .68 .68 F1 Skala Soziale Probleme F3 .63 .50 .39 .35 .60 .31 .33 Skala Dissoziales Verhalten Nicht schuldig Schlechter Umgang* Lügt Lieber mit Älteren* Weglaufen* Feuer legen Stehlen zu Hause Stehlen anderswo Flucht Vandalismus F2 .43 .39 .33 .44 .30 .35 .42 .33 .34 F1 F2 F3 F4 F5 .36 .44 .46 .70 .53 .49 .33 .40 .31 .61 F6 Fortsetzung Tabelle A 2 Skala Aufmerksamkeitsprobleme 1 8 10 13 17 41 45 46 62 80 Verhält sich zu jung Konzentration Unruhig Verwirrt Tagträume Impulsiv Nervös Tics Tapsig Starrt ins Leere Skala Ängstlich/Depressiv 12 14 31 32 33 34 35 45 50 52 71 89 101 109 Einsam Weint Angst/Schlimmes Denken/Tun Perfekt Ungeliebt Andere antun Wertlos Nervös Ängstlich Schuldgefühle Befangen Misstrauisch Traurig Sorgen Skala Körperliche Beschwerden 51 54 56a 56b 56c 56d 56e 56f 56g Schwindelig Müde Schmerzen Kopfschmerzen Übelkeit Augenprobleme Hautprobleme* Bauchschmerzen Erbrechen F1 F2 F3 F4 F5 F6 F5 F6 .46 .46 .36 .47 .36 .40 .52 .60 .35 F1 F2 F3 .52 .31 .42 .53 F4 .46 .39 .30 .40 .54 .50 .39 .30 .30 .52 .64 .54 .57 .41 .30 .50 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .32 .41 .43 .31 .38 .73 .30 .61 .68 Anmerkungen. Itemformulierung verkürzt. Anordnung der Items entsprechend der Skalenzuordnung von Döpfner et al. (1998). Kursiv geschriebene Items sind in der Tabelle an früherer Stelle bereits aufgeführt, weil sie Bestandteil von zwei Skalen sind. Mit * gekennzeichnete Items weisen keine Faktorladungen ³ .30 auf. Tabelle A 3: Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation) in der Jungenstichprobe mit den Items der Syndromskalen (außer Schizoid/Zwanghaft). 6-faktorielle Lösung, Ladung ³ .30. Skala Aggressives Verhalten F1 3 7 16 19 20 21 22 23 27 37 57 68 74 86 87 93 94 95 96 102 .59 Streitet viel Gibt an* Gemein zu Anderen Verlangt Beachtung Zerstört Eigenes Zerstört Fremdes Ungehorsam Haus Ungehorsam Kindergarten Eifersucht Raufereien Körperl. Aggressionen Schreit viel Spielt Clown Störrisch Affektlabil Redet zuviel Hänselt Wutausbruch Bedroht Andere Sehr laut .39 .59 .53 .67 .54 .38 F6 F5 F6 .32 .69 .58 .30 .60 .58 .63 .41 Verhält sich zu jung Klammert Kommt nicht aus Wird gehänselt Nicht beliebt Übergewicht* Tapsig Lieber mit Jüngeren F5 .50 26 39 43 63 67 72 81 82 90 103 1 11 25 38 48 55 62 64 F4 .63 F1 Skala Soziale Probleme F3 .51 .52 .52 .56 .36 .35 Skala Dissoziales Verhalten Nicht schuldig Schlechter Umgang Lügt Lieber mit Älteren* Weglaufen Feuer legen* Stehlen zu Hause Stehlen anderswo Flucht Vandalismus F2 .35 F2 F3 F4 .30 .38 .39 .30 .76 .74 .50 .52 .30 .38 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .45 .45 .39 .50 .63 .44 .43 .36 Fortsetzung Tabelle A 3 Skala Sozialer Rückzug 42 65 69 75 80 88 100 101 108 Lieber allein* Spricht nicht Verschlossen Scheu Starrt ins Leere Schmollt Wenig aktiv Traurig Sozialer Rückzug Skala Aufmerksamkeitsprobleme 1 8 10 13 17 41 45 46 62 80 Verhält sich zu jung Konzentration Unruhig Verwirrt Tagträume* Impulsiv Nervös Tics Tapsig Starrt ins Leere Skala Ängstlich/Depressiv 12 14 31 32 33 34 35 45 50 52 71 89 101 109 Einsam Weint Angst/Schlimmes Denken/Tun Perfekt Ungeliebt Andere antun Wertlos Nervös Ängstlich Schuldgefühle Befangen Misstrauisch Traurig Sorgen Skala Körperliche Beschwerden 51 54 56a 56b 56c 56d 56e 56f 56g Schwindelig Müde Schmerzen Kopfschmerz Übelkeit* Augenprobleme* Hautprobleme* Bauchschmerzen* Erbrechen* F1 F2 F3 F4 .46 .51 .70 .48 F5 F6 .34 .36 .42 .42 .33 .47 .58 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .45 .39 .57 .31 .31 .32 .63 .32 .30 .43 .36 .44 .48 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .50 .37 .51 .54 .39 .34 .41 .32 .30 .35 .67 .37 .53 .36 .47 .49 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .51 .48 .32 .39 .37 .54 Anmerkungen. Itemformulierung verkürzt. Anordnung der Items entsprechend der Skalenzuordnung von Döpfner et al. (1998). Kursiv geschriebene Items sind in der Tabelle an früherer Stelle bereits aufgeführt, weil sie Bestandteil von zwei Skalen sind. Mit * gekennzeichnete Items weisen keine Faktorladungen ³ .30 auf. Tabelle A 4: Faktorenanalyse (Hauptkomponentenanalyse mit Varimax-Rotation) in der Mädchenstichprobe mit den Items der Syndromskalen (außer Schizoid/Zwanghaft). 6-faktorielle Lösung, Ladung ³ .30. Skala Aggressives Verhalten F1 3 7 16 19 20 21 22 23 .61 .30 27 37 57 68 74 86 87 93 94 Streitet viel Gibt an Gemein zu Anderen Verlangt Beachtung Zerstört Eigenes Zerstört Fremdes Ungehorsam Haus Ungehorsam Kindergarten* Eifersucht* Raufereien Körperl. Aggressionen Schreit viel Spielt Clown Störrisch Affektlabil Redet zuviel Hänselt .47 .38 .53 F2 F3 F4 F5 F6 .36 .46 .45 .32 .60 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .51 Verhält sich zu jung Klammert Kommt nicht aus Wird gehänselt Nicht beliebt Übergewicht* Tapsig Lieber mit Jüngeren Lieber allein Spricht nicht Verschlossen Scheu Starrt ins Leere Schmollt Wenig aktiv Traurig Sozialer Rückzug .30 .37 26 39 43 63 67 81 90 103 42 65 69 75 80 88 100 101 108 F6 .45 .49 .54 .56 .62 .57 .53 F1 Skala Sozialer Rückzug F5 .45 .66 Skala Dissoziales Verhalten 1 11 25 38 48 55 62 64 F4 .49 .56 Skala Soziale Probleme F3 .44 .36 .31 .65 95 Wutausbruch 96 Bedroht Andere 102 Sehr laut Nicht schuldig Schlechter Umgang Lügt Lieber mit Älteren* Weglaufen* Stehlen zu Hause Flucht* Vandalismus F2 .49 .39 .37 F1 .33 .43 .30 .36 F2 F3 .42 .45 .47 .65 .33 .55 .54 .30 .32 .38 .57 .38 F4 .36 .41 F5 F6 .31 Fortsetzung Tabelle A 4 Skala Aufmerksamkeitsprobleme 1 8 10 13 17 41 45 46 62 80 Verhält sich zu jung Konzentration Unruhig Verwirrt Tagträume Impulsiv Nervös Tics Tapsig Starrt ins Leere Skala Ängstlich/Depressiv 12 14 31 32 33 34 35 45 50 52 71 89 101 109 Einsam Weint Angst/Schlimmes Denken/Tun* Perfekt Ungeliebt Andere antun Wertlos Nervös Ängstlich Schuldgefühle Befangen Mißtrauisch Traurig Sorgen Skala Körperliche Beschwerden 51 54 56a 56b 56c 56d 56e 56f 56g Schwindelig Müde Schmerzen Kopfschmerz Übelkeit Augenprobleme Hautprobleme* Bauchschmerzen Erbrechen F1 F2 F3 F4 F5 F6 .51 .44 .46 .44 .38 .42 .32 .33 .61 .54 .55 .43 .31 .55 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .30 .45 .54 .33 .30 .40 .48 .44 .54 .63 .61 .52 .43 .38 .51 F1 F2 F3 F4 F5 F6 .34 .51 .52 .48 .74 .46 .45 .50 Anmerkungen. Itemformulierung verkürzt. Anordnung der Items entsprechend der Skalenzuordnung von Döpfner et al. (1998). Kursiv geschriebene Items sind in der Tabelle an früherer Stelle bereits aufgeführt, weil sie Bestandteil von zwei Skalen sind. Mit * gekennzeichnete Items weisen keine Faktorladungen ³ .30 auf.