Geoelektrische Erkundung und Überwachung im Salzgestein Dipl.-Geophys. Gerhard Kurz, wissenschaftlicher Angestellter bei den Geowissenschaftlichen Gemeinschaftsaufgaben, Hannover, zur Zeit des Forschungsvorhabens Diplomand und Mitarbeiter an der TU Berlin, und Professor Dr. rer. nat. Ugur Yaramanci, Professor für Angewandte Geophysik mit Schwerpunkt Umwelt- und Ingenieurgeophysik am Institut für Geowissenschaften II, Fachgebiet für Angewandte Geophysik, TU Berlin Im Rahmen geophysikalischer Erkundungsmaßnahmen wurden im Forschungsbergwerk Asse gleichstromgeoelektrische Messungen durchgeführt, um Aussagen über petrophysikalische Verhältnisse wie Laugenvorkommen und Klüftigkeit zu treffen. Lauge besitzt im Vergleich zu Salzgesteinsmatrix einen bedeutend niedrigeren spezifischen Widerstand. Daher ist die Geoelektrik besonders zum Observieren der Laugenverhältnisse geeignet. Es wurde eine WennerPseudosektion gemessen, die aus 878 einzelnen Meßpunkten bestand. Es konnte nachgewiesen werden, daß die spezifischen Widerstände im Gebirge deutlich eine lokale und vor allem eine zeitliche Variation zeigen. Anhand früherer Untersuchungen konnte diesem Widerstandskontrast eine Wassergehaltsänderung zugeordnet werden. Das geoelektrische Meßverfahren ist soweit ausgereift, daß es für eine Überwachung von Laugenverhältnissen im Salinar sinnvoll eingesetzt werden kann Die Erkundung und Überwachung von Salzgesteinen, insbesondere bezüglich Laugenvorkommen und -migrationen stellen wichtige Aufgaben für die Sicherheit einer Untertagedeponie oder eines produzierenden Bergwerks dar. Hierfür eignet sich die Gleichstromgeoelektrik besonders gut, da Laugenvorkommen aufgrund ihrer extrem hohen elektrischen Leitfähigkeit gegenüber der Gesteinsmatrix sehr gut zu detektieren sind. Durch zahlreiche und vielfältige Arbeiten im Institut für Tieflagerung des GSF (Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit) wurde Anfang der 90er Jahre das geoelektrische Vierpunktverfahren für die Anwendung im Salinar weiterentwickelt beziehungsweise optimiert, so daß es mittlerweile für eine dauerhafte Überwachung eingesetzt werden kann. Die Arbeiten waren einerseits technischer Natur (zum Beispiel der Bau einer vollautomatisierten auch für eine Dauerüberwachung geeigneten Geoelektrikanlage (1, 2, 3, 4) und eines Leitfähigkeitssensors (5, 6)). Sie erstreckten sich andererseits auf die elektrischen Eigenschaften des Salinars, insbesondere den Zusammenhang der elektrischen Leitfähigkeit zur Laugenmenge im Salinar (7, 4, 8, 9) und beinhalteten ausführliche Testmessungen auf der 490-mSohle des Forschungsbergwerks Asse. Des weiteren wurden auch umfangreiche Modellierungen mit den Finiten-Differenzen zur Simulation und Inversion der elektrischen Messungen im Salzgestein durchgeführt (10, 11). Nachdem nun die Voraussetzungen für eine dauerhafte geoelektrische Überwachung erarbeitet waren, wurden Ende 1996 ein großräumiges fest installiertes Überwachungsnetzwerk und eine Meßanlage im Forschungsbergwerk Asse in Betrieb genommen. Die Überwachung eines 500 m langen Profils bezüglich Präsenz und Migration von Laugen im Salinar wurde in diesem Umfang zum ersten Mal realisiert. lm vorliegenden Beitrag werden die exemplarischen Messungen zur Erkundung und in der Folge zur Dauerüberwachung vorgestellt, wodurch die Funktionsfähigkeit der Meßapparatur und des Verfahrens belegt wird. Weiterhin zeigen die Messungen, daß sich die elektrische Leitfähigkeit im Salinar mit der Zeit auch in tieferen Bereichen deutlich ändert. Dies wurde im Rahmen einer Diplomarbeit (12) und eines Forschungsberichts (13) ausführlich untersucht. Die Ergebnisse sind in diesen Beitrag eingeflossen. Meßort Gemessen wurde im Forschungsbergwerk Asse auf der 490-m-Sohle in der südlichen Richtstrecke der Südwestflanke (Bild 1). Dort befindet sich auch ein klimatisierter und weitestgehend staubgeschützter Meßcontainer, der die Meßgeräte enthält und in dem die Elektroden angesteuert werden können. Das Geoelektrikprofil ist insgesamt ca. 500 m lang. Es verläuft mit seiner Numerierung von Südost nach Nordwest, wobei die Elektroden am Südstoß der südlichen Richtstrecke installiert wurden. Es ist das längste durchgehende Profil im Bergwerk Asse, mit dem auch sehr große Auslagen gemessen werden können. Insgesamt wurden 249 Elektroden angebracht und fest im Gebirge verankert. Die Elektroden haben einen mittleren Abstand von 2 m und sind einzeln mit der Meßanlage im Meßcontainer verbunden. Bild 1. Grundriß der 490-m-Sohle im Forschungsbergwerk Asse. Das Geoelektrikprofil ist entlang der Südwestflanke dick markiert. Es treten vornehmlich drei steil stehende Schichten auf: So-Buntsandstein, So1A-Anhydrit und Na...-Steinsalz. Die Elektroden wurden in Löcher eingesetzt und anschließend einzementiert. Im westlichen Teil des Profils wurden kleine Löcher von ca. 5 cm Durchmesser in einem ungefähren Winkel von 45° zu den einzementierten Elektroden gebohrt. Diese Löcher konnten mit Lauge befüllt werden, um den Übergangswiderstand zwischen Elektrode und Salz zu minimieren. Grundlagen des geoelektrischen Verfahrens Die Gleichstromgeoelektrik zählt zu den geophysikalischen Potentialverfahren, mit dem die Verteilung des spezifischen elektrischen Widerstands (Resistivität beziehungsweise Kehrwert von der Leitfähigkeit) des Gebirges gemessen beziehungsweise abgebildet wird (14,15,16,17). In der Regel wird die Messung mit einer sogenannten Vierpunktanordnung durchgeführt (Bild 2). Durch zwei Elektroden (A und B) wird im Gebirge ein Stromfeld aufgebaut. Senkrecht dazu liegt das elektrische Potentialfeld. Mit zwei weiteren Elektroden (M und N) kann im Potentialfeld die Potentialdifferenz (auch Meßspannung genannt) gemessen werden. Die Berechnung des spezifischen Widerstands erfolgt nach Formel [1]: ρs = K ∆V I [1] Dabei ist AV die Potentialdifferenz beziehungsweise die Spannung zwischen M und N, l der Strom, der durch A und B eingespeist wird. K beschreibt den Geometriefaktor und wird wie folgt berechnet: K= 2π 1 rAM 1 rAN 1 rBM 1 + rBN [2] Hier bezeichnet r den Abstand zwischen den Elektroden. Der Geometriefaktor ergibt sich aus der Lage der Elektroden zueinander. Eine der häufig benutzten Bild 2. Aufbau der Elektrodenanordnungen ist die allgemeinen Vierpunktsogenannte Wenner-Anordnung Anordnung. A und B: Elektroden zur (Bild 3). Sie zeichnet sich Stromeinspeisung; dadurch aus, daß alle M und N: Elektroden zur Elektroden äquidistant auf einer Messung des elektrischen Feldes. Linie angeordnet sind, wobei über die beiden äußeren Elektroden der Strom eingespeist wird. Der Bild 3. Aufbau einer WennerGeometriefaktor K einer Anordnung Wenner-Anordnung im Halbraum ist gleich 2πa (Berechnung mit Formel [2]: rAM = rBN = a und rAN = rBM = 2a). Die Herleitung von [2] beruht auf den Bedingungen für einen Halbraum. Für einen Vollraum - was hier nicht explizit gezeigt wird - ergibt sich für den Geometriefaktor 4πa. Wird mit einer kleinen Auslage im Stollen gemessen, dann ist in einer guten Näherung die Halbraumbedingung erfüllt. Mit steigenden Auslagen wird der Einfluß des Gebirges „hinter" den Elektroden immer größer, so daß eigentlich der spezifische Widerstand mit 4πa (Vollraum) berechnet werden müßte. Wegen der Kompliziertheit des Profilverlaufs (Profil durchquert Kammern, Elektroden sind in Bohrlöchern verlegt und einzementiert. Stollendurchmesser ist ungleichmäßig) wurde der Übergang von Halbraum auf Vollraum stellenweise nicht berücksichtigt. Bei Messungen unter realen Bedingungen wird ein scheinbarer spezifischer Widerstand gemessen, da die Herleitung von [1] auf einem homogenen isotropen Untergrund beruht. Es wird also davon ausgegangen, daß der spezifische Widerstand keine physikalische räumliche Abhängigkeit zeigt, wie sie zum Beispiel durch Inhomogenitäten im Aufbau des Gesteins hervorgerufen wird. Eine der zentralen Arbeiten in der Geoelektrik besteht darin, aus den gemessenen scheinbaren spezifischen Widerständen die Verteilung des wahren spezifischen Widerstands abzuleiten. Bei unseren Arbeiten wurde die Wenner-Anordnung bevorzugt, weil mit ihr eine zuverlässige stabile automatische Meßwertaufnahme möglich war. Selbst bei großen Auslagen konnte noch eine meßbare Potentialdifferenz gemessen werden, was mit anderen Anordnungen nicht erreicht werden konnte. Eine Information aus größeren Tiefen erhält man dadurch, daß man den Elektrodenabstand a um ein ganzzahliges Vielfaches vergrößert. Durch systematisches Vorgehen bei der Veränderung des Elektrodenabstands wurde eine sogenannte Pseudosektion aufgenommen. Eine Pseudosektion besteht aus mehreren Kartierungen (Messung entlang dem Profil mit gleichem Elektrodenabstand). Die einzelnen Kartierungen unterscheiden sich dadurch, daß ihnen ein unterschiedlicher Elektrodenabstand zugrunde liegt (Bild 4). Werden die einzelnen Kartierungen untereinander angeordnet, ist es bereits möglich, die scheinbaren spezifischen Widerstände zweidimensional darzustellen. Üblicherweise wird ein Meßwert immer auf den Auslagenmittelpunkt bezogen. Allerdings zeigen sich die Verhältnisse in den Pseudosektionen verzerrt, da die zunächst zugeordnete Tiefe von a/2 nicht der tatsächlichen entspricht, weshalb der Begriff Pseudotiefe verwendet wird. Ähnliches gilt auch für die scheinbare spezifischen Widerstände. Eine bessere Darstellung, mit einer korrigierten Tiefe und einem korrigierten spezifischen Widerstand, kann durch eine Inversion gewonnen werden. Mit der Inversion wird aus den gemessenen scheinbaren spezifischen Widerständen (ρs) die wahre spezifische Widerstandsverteilung (ρ) im Untergrund berechnet und tiefenmäßig korrigiert dargestellt (18,19,20,21,22). Für die Inversionsrechnung ist es Bild 4. Prinzipskizze einer Wennernotwendig, den Untergrund unter den Elektroden in K Pseudosektion. A = fester Elektrodenabstand, Zellen aufzuteilen. Jeder Zelle wird ein spezifischer a = nA Elektrodenabstand bei den einzelnen Kartierungen. Widerstand zugeordnet. Die Verknüpfung zwischen den gemessenen scheinbaren spezifischen Widerstandwerten (ρs,i) und den wahren spezifischen Widerstandwerten (ρj) der einzelnen Zellen wird über die Sensitivitätsmatrix hergestellt. Die mathematische Beschreibung lautet: ρ s ,i = K sij ρ j j =1 Dabei ist Sij = δρ s ,i δρ j die Sensitivitätsmatrix, die Auskunft über die Richtcharakteristik einer Messung gibt beziehungsweise den Einfluß des j-ten Zellenwerts auf die i-te Messung beschreibt. Im allgemeinen ist der Zusammenhang zwischen den scheinbaren und wahren spezifischen Widerständen nicht linear, wodurch die Rechnung zusätzlich kompliziert wird. Für die Meßspannung V in der i-ten Messung gilt Vi = Φ ( rM ,i ) − Φ ( rn ,i ) = f i ( ρ j ), wobei rM,i und rN,i die Koordinaten der Elektroden der i-ten Messung an den Potentialsonden M beziehungsweise N sind. Das Potential (Φ) genügt einer Poissongleichung, die auch Potentialgleichung genannt wird: æ 1 ö ∇çç ∇Φ ( r ) = − Iδ ( r − rA,i ) + Iδ ( r − rB ,i ), è ρ (r) wobei rA,i und rB,i die Koordinaten der Stromelektroden bei der i-ten Messung sind und r die allgemeine Ortskoordinate ist. Ausgehend von einem Startmodell (alle Zellen sind zunächst mit einem beliebig abgeschätzten spezifischen Widerstandswert (ρi) belegt), erfolgt durch eine Vorwärtsmodellierung (Lösung der Potentialgleichung und Berechnung von (ρs,i)) die Simulation von Messungen. Die simulierten Daten werden dann mit den real gemessenen Daten verglichen, und daraus wird schließlich eine Korrektur für die wahren spezifischen Widerstände mit Hilfe der kleinsten Fehlerquadrate errechnet. Die spezifischen Widerstandswerte der einzelnen Zellen werden dann entsprechend der Korrektur verbessert. Die Lösung der Potentialgleichung und Verbesserung der spezifischen Widerstandswerte der Zellen wird solange iterativ wiederholt, bis die Abweichung zwischen den gemessenen und den simulierten scheinbaren spezifischen Widerstandswerten sehr klein wird beziehungsweise sie in vorgegebenen Grenzen liegt. Das zuletzt berechnete Modell wird dann ausgegeben. Über die Berechnung der kleinsten Fehlerquadrate läßt sich auch ein RMS (root mean square)Faktor ableiten. Er beurteilt die Anpassung der gemessenen scheinbaren spezifischen Widerstandswerten an die simulierten. Allerdings ist der RMS-Faktor nicht immer ein verläßliches Maß für die Güte der Inversion. Bei unseren Arbeiten wurde ein Programm von Loke und Barker (19, 22) (verfügbar über Campus Ltd.) für die Inversion benutzt. Dieses Programm ist repräsentativ für viele andere Inversionsprogramme, die momentan in der Geoelektrik zur Anwendung kommen. Die Geoelektrik-Meßanlage Das zentrale Meßinstrument für die geoelektrischen Messungen ist eine Syscal-R2-Apparatur (23). Dieses Gerät wurde speziell für Grundwasserexplorationen, geologische Untersuchungen sowie für geoelektrische Untertage-Untersuchungen entwickelt. Neben den Meßgrößen, die für die Berechnung von [1] notwendig sind, registriert das Gerät das Eigenpotential und die induzierte Polarisation. Im Salzgestein können spezifische Widerstände von 106 Qm und mehr auftreten. Da der Spannungsabfall in hochohmigeren Medien größer ist, können nur geringe Ströme eingespeist werden und es wird die Auflösungsgrenze des Geräts bezüglich des Stroms erreicht. Um noch eine ausreichende Empfindlichkeit zu bekommen, wurde der werksinterne Meßbereich für den Strom von 1,5 A auf 200 mA erniedrigt. Die Ströme können dadurch erhöht werden, daß eine höhere Einspeisespannung angelegt wird. Daraus resultiert aber wiederum eine höhere Meßspannung, weshalb der Meßbereich von 4 V auf 20 V erhöht wurde. Der Multiplexer wurde von der Firma Geosoft Feldtmann & Hagen GbR hergestellt. An ihm sind alle Elektroden angeschlossen. Das Gerät ist in der Lage, aus insgesamt 480 Elektroden zwei Einspeisungselektroden und zwei Elektroden für den Potentialabgriff auszuwählen und für eine Messung durchzuschalten. In der Regel wurden die Messungen übertage gestartet. Dazu diente ein Modem, über das mit dem Fernwartungsprogramm Teleservice der Firma Shamrock Software GmbH auf den zentralen Rechner im Meßcontainer zugegriffen werden konnte. Bevor das Steuerungsprogramm eine Messung durchführen kann, benötigt es drei Dateien. Zum einen ist es die Datei „corel.dat". In ihr sind alle Elektroden mit ihren Koordinaten aufgeführt. Die zweite Datei heißt „melec.dat". Darin sind die Elektroden an den Eingängen des Multiplexers angegeben. Als dritte Datei benötigt das Programm noch „mespar.dat", in dem neben den vier für eine Messung notwendigen Elektroden auch der zu benutzende Meßzyklus festgelegt ist. Eine umfangreiche Darstellung der verwendeten Geoelektrikanlage wurde bereits veröffentlicht (1). Messungen Um eine gute Interpretationsgrundlage zu erhalten, wurden die Messungen dem Inversionsprogramm Res2Dinv (20) zugeführt. Da Res2Dinv nur eine bestimmte Anzahl von Meßwerten invertieren konnte, wurden zur Reduktion der Meßwerte einer Pseudosektion die einzelnen Wenner-Auslagen nicht um den kleinsten Elektrodenabstand, sondern immer um den gerade verwendeten Elektrodenabstand (a) verschoben. Dadurch überlappten sich hintereinander laufende Messungen zu 1/ 3. Eine weitere Grenze des Programms bestand darin, daß nur Auslagen invertiert werden konnten, welche die 24fache Größe des kleinsten Elektrodenabstands haben, das heißt hier 48 m. Mit diesen Einschränkungen reduzierte sich die Anzahl der Meßwerte auf 878 pro Pseudosektion. Bei der Inversion zeigte sich, daß das Inversionsprogramm keine gute Anpassung der berechneten scheinbaren spezifischen Widerständen zu den gemessenen erreicht. Abhilfe schaffte eine Glättung der Daten, wodurch aufgrund von Meßfehlern entstandene Ausreißer in den Messungen eliminiert wurden. Die Wirkung dieser Glättung ist in Bild 5 dargestellt. Ein Vergleich beider Inversionsergebnisse (a und b) zeigte, daß dieser Bearbeitungsschritt den Informationsgehalt nicht verfälschte. Die durch die Inversion berechneten Modelle für die Verteilung des spezifischen Widerstands sind in Bild 6 dargestellt, wobei logarithmische Isolinienabstände benutzt wurden. Helle Farben beschreiben leitfähige Bereiche, dunkle resistive. Die x-Achse gibt die Profillänge an. Der Profilanfang befindet sich bei 0 m im Osten, während das Profilende nach -500 m im Westen endet (vgl. Bild 1). Die y-Achse stellt die zugeordnete Tiefe horizontal ins Gebirge dar. Das Meßdatum befindet sich in sechsziffriger Darstellung als Überschrift über jedem Modell. Alle Modelle wurden nacheinander in zeitlicher Reihenfolge dargestellt. In der linken Spalte befinden sich die Modellbilder, wie sie von dem Inversionsprogramm Res2Dinv (nach der sechsten Iteration) berechnet wurden. In der rechten Spalte befinden sich Modelldifferenzbilder (in logarithmischer Darstellung wird dies durch das Verhältnis erreicht). Ein Modellbild wurde jeweils von dem direkt davor liegenden abgezogen. Dadurch ist es vielfach leichter. Leitfähigkeitsänderungen von einem Meßzeitpunkt zum darauffolgenden zu erkennen. In diesen Bildern bedeutet die Null-Linie keine Änderung. (a) (b) Bild 5. Wenner-Pseudosektion einer Messung, (a) ungeglättet, (b) geglättet realen Betrachtet man die Inversionsergebnisse des Bilds 6 näher, so fällt auf, daß sich eine große Anzahl von Anomalien im stollennahen Bereich abzeichnet. Sie können in allen anderen Modellen in kaum veränderter Struktur beobachtet werden. Daraus wurde gefolgert, daß keine oder nur geringe Leitfähigkeitsänderungen in diesem Bereich stattgefunden haben. Neben diesen, die gegenüber der Zeit kaum oder keine Veränderung zeigen, finden sich aber welche, die sich mit der Zeit deutlich ändern. Auf diese wird im folgenden näher eingegangen. Am 4. Dezember 1996 wurde zum ersten Mal ein vollständiger Datensatz der 490-m-Sohle gewonnen. Der auffälligste Bereich in dieser Abbildung ist im zentralen Teil, zwischen -250 m und -200 m und einer Tiefe von -10 m zu sehen. Dort liegt ein spezifischer Widerstand von 2 x 106 Ωm vor. Im Vergleich zu Steinsalz, dessen typischer Wert bei rund 5 x 105 Ωm liegt, deutet dies auf einen resistiven Bereich hin. Weitere resistive, aber kleinere Bereiche finden sich oberflächennah (bis 8 m Tiefe) zwischen -500 und -250 m, bei -440 m, bei -390 m, bei -360 m und bei -310 m. Ein etwas leitfähigerer Bereich zeichnet sich zwischen -400 und -350 m in ca. 15 m Tiefe ab. Als weiterer charakteristischer Bereich fällt am östlichen Rand der Abbildung eine resistive Anomalie auf. Zwei Wochen später, am 18. Dezember 1996, hatten sich die beschriebenen resistiveren und leitfähigeren Bereiche verstärkt. Alle Anomalien, die am 4. Dezember 1996 beobachtet wurden, waren ebenfalls wieder vorhanden. Es fanden kaum Veränderungen zum vorhergehenden Zustand statt, was auch anhand des Differenzbilds festgestellt werden kann. Mitte Januar war der zentrale Bereich nicht mehr so stark und zeigte sich nicht mehr so abgeschlossen. Der Bereich mit einem Widerstandswert von 106 Ωm hatte sich in Richtung Osten ausgedehnt, was am Differenzbild erkennbar war. Ende Januar war dieses Verhalten wieder entgegengesetzt. Allerdings konnte hier zum ersten Mal ein Bereich detektiert werden, der deutlich leitfähiger ist. Er befindet sich in einer Tiefe von rund -23 m am östlichsten Teil des Modells. Diese leitfähige Zone konnte ebenfalls im gesamten Zeitraum Februar gefunden werden. Gegen Ende dieses Monats hat sie sich sogar hinsichtlich ihrer Fläche und ihrer Leitfähigkeit vergrößert. Sie liegt in einem Bereich von 104 Ωm und erscheint am Modellende auf einer Breite von rund 50 m. Im Differenzbild ist ein Faktor 2 in logarithmischer Darstellung zu erkennen, also ein Faktor 100 in linearer Darstellung. Im März waren diese Bereiche nicht mehr in diesem Umfang zu erkennen. Allerdings erschien im Differenzbild in der Modellmitte in 20 m Tiefe eine resistive Zone, was mit einer schlauchförmigen Ausbildung des zentralen Bereichs des Modellbilds korreliert werden konnte. Im nächsten Monat zeigte sich, daß sich die zentrale Anomalie weiter durch das ganze Modell vom stollennahen Bereich bis in das Gebirgsinnere zog. Nur das Modell vom 26. April 1997 verdeutlichte, daß eine kurzfristige (ca. zehn Tage) Leitfähigkeitsänderung möglich ist, denn kurz darauf im Mai, war wieder die langgestreckte Form zu beobachten. Dies stimmt auch mit dem Differenzbild vom 3. Mai 1997 überein. Weiterhin tauchte im Mai ein Bereich von 107 Ωm auf, welcher in den vorangegangenen Modellen nicht vorhanden war. Parallel dazu erschien wiederum eine Anomalie in der gleichen Größenordnung im östlichen hinteren Bereich des Modells. Die nächste Messung wurde erst wieder im Juli durchgeführt. Es sind große Unterschiede zu erkennen. So sind die resistiven Bereiche am östlichen Rand vollständig verschwunden. Bei -350 m ist ein leitfähiger Zustand von 104 Ωm zu beobachten. Des weiteren ist der resistive Bereich von Anfang Mai wieder im hinterem Bereich bei -375 m zu erkennen. Bei den Differenzbildern hat sich gezeigt, daß Widerstandsänderungen auftauchen können, die sich um einen Faktor 10 vom vorhergehenden Zustand unterscheiden. Bei dem direkt darauf folgenden Meßzeitpunkt ist es dann meist so, daß sich diese Änderungen umkehren. Diese Umkehr ist oft stärker als ein reiner Rückgang der vorher entstandenen Verhältnisse, so daß ein Widerstandskontrast von einem Faktor 100 entsteht. Dieser Kontrast ist so groß, daß er durch Prozesse im Gebirge hervorgerufen werden muß. Er kann nicht auf Fehler, die den Messungen naturgemäß anhaften, zurückgeführt werden. Solche Fehler wären zum Beispiel: keine Berücksichtigung der Vollraumverhältnisse (Faktor 2), keine Berücksichtigung des Genauigkeitsverlusts bei niedrigen Stromwerten und ein generell recht hoher RMS-Faktor. Bild 6. Links: Darstellung der Inversionsmodelle. Rechts: Darstellung zum jeweils vorhergehenden Zeitpunkt. Skala der Inversionsmodelle: Logarithmus des spezifischen Widerstandes. Skala der Differenzbilder: Logarithmus des Verhältnisses der spezifischen Widerstände. Petrophysikalische Betrachtungen Eine Zuordnung der spezifischen Widerstände zu petrophysikalischen Größen erfolgt über die modifizierte Archie-Gleichung (24): ρ = ρ w Φ −m S −n [3] Dabei ist ρ der spezifische Widerstand des Gesteins, ρw der spezifische Widerstand des Elektrolyts im Porenraum, Φ die Porosität, m der Zementationsfaktor beziehungsweise Archie-Exponent, S der Sättigungsgrad und n der Sättigungsexponent. Die Porosität ist durch Φ= V por V ges Und der Sättigungsgrad durch S= Vw V por gegeben, wobei Vges das Gesamtvolumen des Gesteins, Vpor das Volumen der Porenräume und Vw das Volumen des Elektrolyts im Porenraum sind. Weiterhin gilt die Beziehung G = S ⋅Φ [4] mit dem Wassergehalt G= Vw V ges Mit dieser Gleichung kann die Archie-Gleichung direkt mit dem Wassergehalt geschrieben werden: ρ = ρ w G −m S m−n Die Werte für m und n sind für die meisten Gesteine ähnlich (25), so daß m-n sehr klein ist und damit Sm-n gegen 1 geht. Der spezifische Widerstand des Elektrolyts ist 0,035 Ωm (vollgesättigte Lauge). Der Zementationsfaktor beträgt nach ausführlichen Labor- und In-situ-Messungen 1,9 (9). Damit kann aus dem spezifischen Widerstand der Wasser- beziehungsweise der Laugengehalt bestimmt werden. Der Wassergehalt von intaktem Steinsalz mit einem spezifischen Widerstand von 5 x 105 Ωm ist etwa 0,02 % (Volumenprozent bezogen aufs Gesamtvolumen). In mehr ausgetrockneten Bereichen mit 107 Ωm beträgt der Wassergehalt rund 0,004 %. Bereiche mit 104 - 103 Ωm gelten schon als feucht mit entsprechendem Wassergehalt von 0,14 - 0,45 %. Literatur 1. Yaramanci, U.; Flach, D. (1989a): Geoelectrical measurements in the salt mine Asse to observe an underground barrier construction, in: Lecture Notes in Earth Sciences, Vol. 27, Detection of Subsurface Flow Phenomena, Springer Verlag, 295-312. 2. Yaramanci, U.; Flach, D. 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(1997): Untersuchungen zur geoelektrischen Überwachung des Salinars im Forschungsbergwerk „Asse", Diplomarbeit, TU Berlin, Institut für Angewandte Geowissenschaften II (unveröffentlicht). 13. Yaramanci, U.; Kurz, G.; Becken, M. (1997): Geoelektrisches Überwachungssystem in der Südwestflanke des Forschungsbergwerkes Asse, (Bericht zum Forschungsauftrag für GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (Forschungsbergwerk Asse)), TU Berlin, Institut für Angewandte Geowissenschaften II, Fachgebiet Angewandte Geophysik. 14. Militzer, H.; Schön, J.; Stötzner, U. (1978): Angewandte Geophysik im Ingenieur- und Bergbau, Enke-Verlag. 15. Robinson, S. E. und Coruh, C. (1988): Basic Exploration Geophysics, John Wiley and Sons. 16. Zhadanov, M. S.; Keller, G. V. (1994): The Geoelectrical Methods in Geophysical Exploration, Elsevier. 17. Telford, W. M.; Geldart, L. P.; Sheriff, R. E. (1995): Applied Geophysics, Cambridge University Press. 18. Friedel, S. (1997): Hochauflösende Geoelektrik – Geoelektrische Tomographie, in: Umweltgeophysik, Ernst & Sohn Verlag, 131-151. 19. Loke, M. H.; Barker, R. D. (1996): Rapid least-squares inversion of apparent resistivity pseudosections by a quasi-Newton method. Geophysical Prospecting, 44, 131-152. 20.Campus Geophysical Instruments Ltd., (1995), Res2Dinv - 2D resistivity inversion using the Gauss-Broyden least-squares methods. Campus Geophysical Instruments Ltd. 21. Tripp, A. C.; Hohmann, G. W.; Swift, C. M., Jr. (1984): Two-dimensional resistivity inversion. Geophysics 49, 1708-1717. 22. Barker, R. D. (1992): A simple algoritm for electrical imaging of the subsurface. First Break 10, 53-62. 23. Iris Instruments (1993): Syscal R2 Operating Manual, Iris Instruments BRGM & OYO Joint Venture. 24. Archie, G. E. (1942): The electric resistivity log as an aid in determining some reservoir characteristics, Trans. AIME 146, 54-62. 25. Schopper, J. 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