Vorwort aus besonderem Anlass 2 Stücheli Architekten 2012 6 Firmengeschichte8 Leistungen10 Bauten Projekte Wettbewerbe 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH 2, Zürich 1936 Geschäftshaus Splügenstrasse, Zürich 2020 Dorfzentrum Leue, Männedorf 2064 Büro- und Geschäftshaus Grünenhof, Zürich 2064 Büro- und Geschäftshaus «Delphin» Grünenhof, Zürich 2121 Geschäftshaus C, Esslingen 2124 Geschäftshaus Holbeinstrasse, Zürich 2143Geschäftshaus Goethestrasse, Zürich 2144 Freibad «Zwischen den Hölzern», Oberengstringen 2161 Wohnüberbauung Bertastrasse, Zürich 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 konstanz und veränderung, max bill, 1953 34 2042 Geschäfts- und Wohnhaus «Phönix», Neuhausen 2091 Bürogebäude Forchstrasse, Zürich 2100 Ambassador-House, Opfikon-Glattbrugg 2113 Wohnüberbauung Bahnhofareal Süd, Turgi 2137 Wohn- und Geschäftshaus Lindbergh-Allee Glattpark, Opfikon 2140 Zentrum Isenriet, Mönchaltdorf 2142 Terrassenhäuser, Herrliberg 2157 Ökonomiegebäude Stiftung Brunegg, Hombrechtikon 2159 Kulturpark Zürich West, Zürich 2163 Wohnüberbauung «Carus», Salenstein 2165Überbauung Zypressenhof Limmatfeld, Zürich 2171 Wohn- und Geschäftsüberbauung «Beugen», Meilen Entwurfsstudio WeimarZürich, ETH Zürich 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 Von einem armen, reichen Manne, Adolf Loos, 1900 68 2148 Wohn- und Geschäftshaus Emmi-Butterzentrale, Luzern 74 2180 Stadtarchiv, Luzern 76 2182Büro- und Geschäftshaus Baufeld B Europaallee, Zürich 78 2185 Kinderspital Lenggstrasse, Zürich 80 2187 Geschäftshaus Kirchenweg, Zürich 82 2194 Lakeview Residence-Suiten, Bürgenstock 84 2195 Stadthausareal, Adliswil 86 2201 Wohnüberbauung Boulevard Lilienthals, Glattbrugg 88 2203 Wohn- und Geschäftshaus Schlotterbeck, Zürich 90 2205 Schulhaus Sandgruben, Basel 92 2206 Wohnsiedlung für Studierende HWW, Zürich 94 2209 Schulhaus, Schlieren96 2210 Geschäftshaus Balsberg, Zürich98 2214 Bürogebäude Optima, Weinfelden 100 Kenndaten102 Team Stücheli Architekten 106 Vorwort aus besonderem Anlass «Konstanz und Veränderung» Als Institution: Das Büro Stücheli Architekten ist eines der ältesten und grössten Architekturbüros in Zürich. Es blickt auf eine lange und erfolgreiche Firmengeschichte zurück, die mit der Gründung durch den Namensgeber Werner Stücheli im Jahre 1946 begann. Seither wurden mehr als 500 Bauten, hauptsächlich im Grossraum Zürich, erstellt. Mit einem renommierten Ruf und ehemals stadtbekannten Namen des Gründungsvaters Werner Stücheli versehen, wurde es lange Zeit etwas ruhiger – allein – um den Namen «Stücheli Architekten» – die Bautätigkeit und die intensive Beschäftigung mit den alltäglichen, den historischen und den aktuellen Themen der Architektur liess aber nie nach. Auch heute ist das Büro erfolgreich, leistungsstark und beschäftigt über 70 Mitarbeiter. Doch woher kommt es, dass ein Architekturbüro mit einem solchen Hintergrund und einem solch umfang­ reichen Werkkatalog im öffentlichen Diskurs der Stadt Zürich so wenig präsent ist? Sicher ist auch dies ein Teil der firmeneigenen Tradition. Werner Stücheli, bekannt als charismatisch, überzeugend und willensstark, legte Wert auf die Tat und bevorzugte das persönlich gesprochene Wort. Daher sind nur­ wenige Zitate überliefert. Es gibt keine Traktate und Schriften von ihm. Seine Haltung zum Bauen und Gestalten zeigt sich aber deutlich in seinen Bauten, Entwurfszeichnungen und Skizzen – er überzeugte durch die Umsetzung von Wort in Tat. Doch diese Mittel scheinen heutzutage nicht mehr auszureichen, um sich bekannt zu machen. Öffentlichkeitsarbeit gehorcht heute anderen Gesetzen als in den 1950er- und 1960er-Jahren. Dieses Jahrbuch ist ein erster Schritt, um das kontinuierliche Schaffen dieses traditionsreichen, Züricher Architekturbüros wieder etwas mehr in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken – prägen doch die Bauten von Stücheli Architekten schon längst 2 als wertvoller, vielseitiger, alltagstauglicher Bestandteil das Leben in der Stadt Zürich. Im Personellen: Heinz Wegmann übernahm 1996 zusammen mit den Partnern Christof Glaus und Matthias Roth in 3. Generation die Leitung der Firmengeschicke. Nach nunmehr 15 Jahren Einsatz und Engagement würdigen wir sein Wirken in der Geschäftsleitung von Stücheli Architekten. Heinz Wegmanns wertvoller Beitrag besteht darin, den nötigen Anpassungen und Veränderungen im Laufe der Zeit immer das rechte Mass an Konstanz, Erfahrung, Solidität einzubringen – ein Garant für Qualität und Leistung. Dafür danken ihm die Geschäftsleitung und die Mitarbeiter von Stücheli Architekten. Die Übertragung und Vermittlung seiner Kompetenzen und Verantwortlichkeiten ist bereits langfristig geplant – die Kontinuität in der Firmenhaltung bleibt gesichert. Andreas Mosimann verstärkt die Geschäftsleitung seit 2006 und Eva Schaub stiess 2011 in die Firmenleitung der Stücheli Architekten, nun bestehend aus dem 5-köpfigen Team: Christof Glaus, Matthias Roth, Heinz Wegmann, Andreas Mosimann und Eva Schaub. Als Arbeitshaltung: Wenn wir zur Kenntnis nehmen, wie sich Max Bill 1953 anlässlich der Jahrestagung des Schweizerischen Werkbundes beklagt, so könnte man seine Worte auch als ­eine polemische aber nicht ganz falsche Kritik des heutigen Gestaltungsvermögens übertragen: «heute ist die gestalterei zu einer modeerscheinung geworden (...) die ‹funktion der gestalterei› rangiert zwischen verkaufsförderung und spielerei. (...) ein neomodernismus übler art, der parallel zu einem traditionellen rückfall in kommerzielle stilnachahmung läuft, ist charakteristisch für die gegenstände, die heute angeboten werden. das nützliche, das auf schöne art bescheidene, gibt es kaum mehr. es ist vom markt verschwunden. die einfachsten gebrauchsgüter fehlen. im besten fall ist es möglich, ein anständiges technisches gerät zu kaufen. im übrigen haben sich alle designer an die stelle gesetzt, die vor hundert jahren die verschiedenen musterzeichner einnahmen. der sinn des gestalters ist wieder abhanden gekommen im zug einer hochkonjunktur und wegen dem von ihr angeheizten konsumbedürfnis einer wegwerfgesellschaft. ich halte die heutige situation als auf krankhafte art kulturlos. die zivilisation frisst sich selbst auf. ‹lebensqualität› wurde zu einem modewort. freiheit bleibt dem konsumzwang. wenn man ‹die funktion der gestalteten gegenstände› von der heutigen situation aus untersucht, muss vorerst festgehalten werden, dass nur ein sehr geringes interesse besteht für dieses thema. offensichtlich hängt jedoch mit diesem thema der begriff kultur zusammen. denn gestaltete gegenstände sind kulturgüter. ihre funktion ist es, zusätzlich zum gebrauchswert, den rahmen zu bilden, in dem unsere kultur sich manifestiert. was dann, wenn dieser rahmen verarmt?» [1] Sicher spricht Max Bill nicht vor allem über Architektur – aber Architektur muss Gebrauchswert besitzen und für die Architektur stehen Gestaltfindung und kultureller Beitrag im Vordergrund – das beklagte Manko wäre also übertragbar. Nun besteht die grösste Kompetenz von Stücheli Architekten nicht in der verbalen Kritik gesellschaftlicher Umstände, wohl aber setzen sie sich mit diesen Umständen auseinander, bilden sich eine Meinung und bringen diese in ihren architektonischen Beiträgen zum Ausdruck; in Bauten, in Projekten und in Wettbewerbsbeiträgen. Dabei sind sie immer auf der Suche nach dem Eigentlichen der Architektur. Dieses Eigentliche suchen sie in der Funktion des Gebäudes – und das ist nicht etwa im Sinne eines naiven Funktionalismus gemeint – sondern es beschreibt die Suche nach einer ganzheitlichen Betrachtung der Bedingungen und Anforderungen. Ihr Ziel ist es, Gebäude funktional zu gestalten. Dieses Ziel ver- folgen Stücheli Architekten immer in Bezug auf die Funktion für den Ort, für den Menschen und in Bezug auf die Einordnung in die Zeit. Die Handschrift ihrer Arbeit soll sich durch den hohen Gebrauchswert ihrer Bauten definieren und zeigt sich somit nicht vordergründig in reinen Äusserlichkeiten, in stilistischen Regeln oder modischen Zeitgeistattitüden. Modische Momente zeigen sich zwar durchaus auch in ihren Arbeiten – finden doch die Einflüsse der Autorenschaft glücklicher Weise immer ihren Ausdruck. Doch sind diese modischen Attribute bei Stücheli Architekten lediglich Beiwerk und von Ort zu Ort, von Planungsteam zu Planungsteam, von Bauaufgabe zu Bauaufgabe, von Zeit zu Zeit verschieden. Schon Werner Stücheli formulierte: «Ich fürchte, dass man kaum von einem einheitlichen Stil meiner Bauten sprechen kann. Dies kommt wohl daher, dass ich stets zu Konzessionen bereit bin, sowohl in formaler wie auch in finanzieller Hinsicht. Ich gehe dabei von der in gewissen Fachkreisen geradezu ketzerischen Ansicht aus, dass mein Bauherr später in seinem Haus und nicht in meinem Haus wohnen soll.» [2] Und Max Bill beschreibt treffend: «diese art der modischen arbeit möchten wir nicht missen. sie gehört zum leben in unserer zeit, ebenso wie das historische, das wir auch nicht leugnen können und das uns mancherlei anregungen zu geben vermag. aber über eines müssen wir uns immer klar sein, so sehr uns das modische erfreuen mag, so sehr wir das historische verehren, so wenig dürfen wir vergessen, dass sowohl das modische, das am stärksten wandelbare, wie das historsiche, das historisch wurde, weil sich alles gewandelt hat, nur dann ihren sinn behalten, wenn wir das konstante im auge behalten; das ist die idee, dem menschen zu dienen. dafür schaffen wir jene standardgegenstände, die erst die basis bilden für einen höheren lebensstandard, in dem die veränderung im modischen eine erfreuliche zutat ist.» [3] 3 Stücheli Architekten verschreiben sich seit jeher ganz ­unprätentiös der Arbeit am Standard, dem Anspruch des Alltags und der ständigen Suche nach dem Eigentlichen. Dieses Bekenntnis zum Alltäglichen, «das Suchen nach dem Besonderen der Situation und nicht nach dem ­Spektakulären» [4] – das verbindet die verschiedenen Genera­tionen der Stücheli Architekten. Diese gemein­ same ­ Haltung erzeugt Konstanz in der Qualität der ­Arbeit, g ­ eneriert einen Pool nützlicher Erfahrungen und bildet den soliden Hintergrund, vor dem auch Platz für den Mut zur Veränderung bleibt. Mit dem richtigen Mass von «Konstanz und Veränderung» werden Stücheli ­Architekten auch die nächsten Jahre ihre kontinuierliche Firmengeschichte fortschreiben. Es wäre verdient, wenn etwas mehr öffentliches Augenmerk auf diese Leistung fallen würde. Diese drei Abschnitte stehen genauso unter dem Titel «Konstanz und Veränderung» wie der Vortrag von Max Bill. Jedoch habe ich die Begriffe recht frei adaptiert und interpretiert im Sinne einer eigenen Aussage. Um gegenüber dem Original gerecht zu bleiben, erscheint ein kompletter Abdruck des Aufsatzes an passender Stelle im Jahrbuch. Ihm wird ein weiterer Text an die Seite gestellt, in dem Adolf Loos seinem Ruf als unbequemer Kritiker gerecht wird. Beide Texte sprechen Inhalte an, die das Denken und Schaffen der Stücheli Architekten bestimmen und damit auch ihre Grenzen beschreiben. Auch wenn beide Texte aus einer anderen Zeit stammen, so zeigen gerade sie – mit Abstand betrachtet – erstaunliche Parallelen, Übertragungen und Einsichten auf, die auch heute aktuell und bemerkenswert sind. Über Stücheli Architekten Henrietta Krüger, 5.8.2012 [1]aus «die funktion der gestalteten objekte» in max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988 hrsg. von Jakob Bill, Bern: Benteli, 2008, ISBN 978-3-7165-1522-8 [2]aus Forschungsprojekt Werner Stücheli (1916 –1983), GTA ETH Zürich, http://www.gta.arch.ethz.ch/forschung/werner-stuecheli1916 –1983, Zugriff 5.8.2012 [3]aus «konstanz und veränderung» S. 74, in max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988 hrsg. von Jakob Bill, Bern: Benteli, 2008, ISBN 978-3-7165-1522-8 [4]aus «Werner Stücheli (1916–1983)», Ruchat-Roncati, Flora und Oechslin, Werner (Hrsg.), Zürich 2002 (Reihe Dokumente zur modernen Schweizer Architektur) ISBN 3-85676-111-X 4 5 Gestalten «vielmehr ist es wirklich das konstante, [...] das suchen nach der gültigen gestalt. das erkennungszeichen einer solchen gestalt ist die einfachheit in ihrem wesen, aber nicht die künstlerische vereinfachung, nicht die stilisierung, sondern einfache und richtige funktion. und darüber hinaus noch schönheit, aber auch nicht eine zusätzliche künstlich aufgelegte schönheit, sondern eine selbstverständliche schönheit.» [4] Stücheli Architekten 2012 Mit Erfahrung, Konstanz, Angemessenheit und Gestaltfähigkeit garantieren wir unseren Auftraggebern Qualität und Zuverlässigkeit in der Bearbeitung ihrer Aufträge. Wir verstehen uns als kompetenter Dienstleister und erstellen im treuhänderischen Auftrag unserer Bauherrschaften Gebäude mit hohem Gebrauchswert und ganzheitlicher Funktionalität. Unser reicher Erfahrungsschatz bildet den soliden Hintergrund für unsere ständige Weiterentwicklung. Der Anspruch, in unseren Projekten wie auch als Betrieb kulturelle, soziale und ökonomische Verantwortung wahrzunehmen, treibt uns an, uns ständig zu verbessern. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 [4]aus «konstanz und veränderung» S. 68, in max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988, hrsg. von Jakob Bill, Bern: Benteli, 2008, ISBN 978-3-7165-1522-8 Abb. 1 Konzeptmodell Halle, 2100 Ambassador-House, Opfikon Glattbrugg, Foto: St’A-Archiv Abb. 2 Konzeptmodell Fassade, 2180 Büro- und Geschäftshaus Baufeld B Europaallee, Zürich, Foto: St’A-Archiv Abb. 3 Ausschnitt Innenraummodell, 2148 Wohn- und Geschäftshaus Emmi-Butterzentrale, Luzern, Foto: St’A-Archiv 6 7 Konstatieren «und sie werden mich nun fragen: wo bleibt die konstanz? und da kann ich ihnen nur antworten: die konstanz kann nur im ziel bleiben.» [5] Firmengeschichte Nach dem Gewinn des grossen Wettbewerbs für das Tierspital Zürich gründete Werner Stücheli 1946 das nach ihm benannte Architekturbüro. In den 20 Jahren, während sich die Erstellung des Tierspitals verzögerte, entstanden viele bekannte Gebäude, welche bis heute das Züricher Stadtbild prägen. Aus dem grossen Portfolio mit Auszeichnungen für «Gute Bauten» der Stadt Zürich stehen unter anderem das 1955 als erstes Hochhaus in der Innenstadt erbaute Geschäftshaus zur Bastei, das Büro- und Wohnhaus Leonhardshalde (1960) oder auch das Freibad «Zwischen den Hölzern» in Oberengstringen (1963). 25 Jahre nach der Gründung werden Ernst Stücheli, Sohn eines Cousins, und Theo Huggenberger, als 2. Generation Partner im neu benannten Architekturbüro Stücheli Huggenberger Stücheli. In dieser Zeit expandiert das Büro zum grössten in Zürich und erwirbt sich den Ruf als erfahrener Planer von Grossprojekten. So zeugen z. B. das Verwaltungszentrum Uetlihof, der Hauptsitz von Basler + Hoffman und die Bebauung am Tessinerplatz von der regen Bautätigkeit. Nach dem plötzlichen Tod von Werner Stücheli (1983) und Theo Huggenberger (1989) wird die Nachfolge aktiv geplant. 1996 übernimmt die 3. Generation die Leitung der Firmengeschicke. Obwohl mit dem Austritt von Ernst Stücheli kein Familienmitglied mehr im Büro arbeitet, entscheiden sich die Partner Heinz Wegmann, Christof Glaus und Matthias Roth, dem Namen und der Tradition von Werner Stücheli verbunden zu bleiben und seine «zwinglianische Masshaltung» fortzuführen. 2006 verstärkt Andreas Mosimann als vierter Partner die Geschäftsleitung und setzt damit ein klares Zeichen zur Kontinuität des Büros. 2011 ergänzt Eva Schaub als erstes weibliches Mitglied die Geschäftsleitung. So ist die Nachfolgeregelung langfristig geplant, Erfahrungen und Know-how können von Generation zu Generation weitergegeben werden. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 4 Abb. 3 [5]aus «konstanz und veränderung» S. 68, in max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988. h rsg. von Jakob Bill, Bern: Benteli, 2008, ISBN 978-3-7165-1522-8 Abb. 1 Büro- und Wohnhaus, Leonhardshalde 21, 1960, Foto: St’A-Archiv Abb. 2 Kraftwerk 1, Hardturmstrasse 269, Foto: St’A-Archiv Abb. 3 Badi Oberengstringen, Foto: St’A-Archiv Abb. 4 Seilbahn-Mast der G59, Foto: St’A-Archiv; André Melchior, Zürich 8 9 Praktizieren «denn in der heutigen zeit der spezialisierung, glaube ich, sind es die künstlerisch befähigten menschen, die eine koordination zustande bringen müssen.» [6] Leistungen Stücheli Architekten bieten umfassende Dienstleistungen in allen Phasen eines Bauvorhabens: von der Strategischen Planung bis zur Schlüsselübergabe. Durch unsere eigene Bauleitungsabteilung sind wir in der Lage, ein konventionelles Ausführungsmodell eigenständig umzusetzen. Gleichzeitig besteht auch die Möglichkeit, an einer General- oder Totalunternehmerlösung teilzunehmen. In immer komplexeren Projekten und wachsenden Planungsteams übernehmen wir auch als Generalplaner die Verantwortung für die gesamte Projektierung. Als einziger Vertrags- und Ansprechpartner der Bauherrschaft garantieren wir so eine effiziente Projektabwicklung. Die Teilnahme an Wettbewerben sehen wir nicht nur als Akquisitionsmöglichkeit, sondern auch als Beitrag zum baukulturellen Diskurs. So sind einige unserer besten und grössten Projekte aus Wettbewerben oder Studienauf­ trägen hervorgegangen. Wir beteiligen uns an Jurierungen von Wettbewerben und bieten deren Organisation, Durchführung und Vorprüfung an. Neben Verwaltungs-, Büro- und Wohnbauten erstellen wir auch Schul- und Forschungseinrichtungen, Bauten für das Pflege- und Gesundheitswesen, wie auch Hotellerie und Gastronomiebauten. Dabei planen wir für Industrie und Gewerbe ebenso wie für die öffentliche Hand und Private. Wir planen Neubauten und Erweiterungen, aber auch Sanierungen und Umbauten unter Betrieb. Nutzungsoptimierungen und Revitalisierungen gehören ebenso zu unserem Repertoire wie Mieterausbauten und Innenarchitekturprojekte. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 [6]aus «konstanz und veränderung» S. 71, in max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988 hrsg. von Jakob Bill, Bern: Benteli, 2008, ISBN 978-3-7165-1522-8 Abb. 1 Modellstudien, Entwurfsphase, 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH 2, Zürich, Foto: St’A-Archiv Abb. 2 Visualisierung, Vorprojekt, 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH 2, Zürich, Foto: St’A-Archiv Abb. 3 Innenhof, Realisierung, 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH 2, Zürich, Foto: St’A Abb. 4 Aussenansicht, Realisierung, 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH 2, Zürich, Foto: Luc Joos 10 11 Bauten 12 13 profilieren im Schnitt, im Umriss zeichnen, gestalten, anlegen, gliedern; die Oberfläche eines Gegenstandes mit Rillen, Kerbungen versehen; sich eine charakteristische Gestalt, Prägung geben [Anfang 17. Jh.]. Es handelt sich um eine Rückbildung aus ital. profilare «aufzeichnen, im Umriss zeichnen, umreissen, umsäumen, am Rande [mit Fäden] verzieren», zu ital. filo «Faden, Garn, Zwirn» [aus lat. fīlum «Faden, Gewebe, Form, Gepräge»]. 1936 Geschäftshaus Splügenstrasse, Zürich Die Liegenschaft Splügenstrasse/Jenatstrasse liegt in einem klassischen Blockrandquartier in Zürich Enge. Mit dem Instrument der Profilerhaltung wird mit diesem Geschäftshaus der vorhandene Blockrand wieder geschlossen. Der Neubau nimmt das Regelwerk der bestehenden Gebäudefluchten und Traufhöhen auf, interpretiert aber die Regeln für das Dachgeschoss neu. Während sogar die Kubatur der ehemaligen Gebäude in der Regelfassade sichtbar angedeutet wird, überführen die Lukarnen in abstrakter Weise die Ebene der Fassadenfenster in das Dachgeschoss. Das Gleichgewicht von Einzelteil und Gesamtheit ist übergeordnetes Thema der architektonischen Untersuchung; analog der Balance zwischen Gesamtensemble und Einzelbau lotet die Fassade das Gleichgewicht von Muralität und Transparenz aus. Die tiefen Fensterleibungen erlauben das Gebäude je nach Standpunkt geschlossener oder offener zu erleben. Horizontale und vertikale Gebäudeteile werden mit unterschiedlich farbigen Kratzputzen ausgeführt. Die markanten Naturholzfenster werden aussen durch helle Aluminiumrahmen gefasst, welche an die kunstvoll gefertigten Gesimse des Bestandes erinnern. Im Innenhof werden die Einzelfenster zu Bandfenstern gefügt und verleihen der Fassade einen differenzierten Charakter. Der Versatz der Fenster führt im Inneren zu räumlich spannenden Situationen. Die Reduktionen der Materialien und ihre natürliche Art der Behandlung prägen auch den Innenausbau. Holzeinbauten für kollektive Nutzungen unterteilen die Räume. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Reinhard Zimmermann 16 17 zentrieren Zentrum «Mittelpunkt, Mitte»; mittelhochdeutsch zentrum; Übernahme von lat. centrum «fester Schenkel des Zirkels, um den sich der andere dreht» [daher eigentl. «Stachel»]; «Mittelpunkt des Kreises»; griech. kéntron [κέντρον] «Stachel[stab], Spitze [eines Zirkelschenkels], Ort, wo man einen Schenkel des Zirkels einsetzt, zufrühst in der Bedeutung «Kreismittelpunkt», dann «Mitte, Mittelpunkt» von geografischen oder topo­grafischen Lagebestimmungen [vgl. auss dem Centro der erden, 16. Jh.], speziell «Stadtmitte, -kern, Innenstadt» [Anfang 20. Jh.]; übertragen «zentrale Stelle als Ausgangs- und Zielpunkt von Vorgängen und Entwicklungen, zentrale Einrichtung» [2. Hälfte 16. Jh.]. Zentrale für «Stelle, von der aus etwas verwaltet, geleitet, gesteuert wird» [2. Hälfte 19. Jh.]. zentralisieren «[Verwaltungsfunktionen] organisatorisch zusammenfassen, einer einheitlichen Leitung unterstellen». 2020 Dorfzentrum Leue, Männedorf Im Herzen von Männedorf entsteht ein Zentrum aus Gemeindehaus, Kirchgemeindehaus und einem Büro- und Gewerbebau mit Einkaufsmall. Ziel des Projektes ist es, ein Ensemble zu bilden, das sich in die dörfliche Struktur eingliedert und auf die spezifischen Merkmale, insbesondere die Hanglage und den See, reagiert. Der übergeordnete Masterplan und die Realisation des Einkaufszentrums und des Kirchgemeindehauses erfolgt durch Stücheli Architekten. Als Sieger des Studienauftrages für das Gemeindehaus sind SAM Architekten und Partner hervorgegangen. Innerhalb eines «ClusterKonzeptes» wird, abgewandelt aus der Struktur der Einzelhäuser, eine neue komplexe Typologie entwickelt, die Verdichtungen, Platzbildungen und fragmentarische Urbanität zulässt. Kristallisationspunkt der Anlage ist der «Leue Platz». An ihn grenzen Kirch­ gemeindehaus, Gemeindehaus und Einkaufsmall mit ihren Eingangsbereichen. Hier findet öffentliches Leben statt, hier vereint sich ein gebäudeumspannendes Weg­ ­ geflecht. Die Überbauung zeichnet sich durch klare räumliche Abfolgen, die präzise ­Orthogonalität der Anlage und durch die unterschiedliche Materialität der Häuser aus. So prägen schalungsglatte und warmtonige Waschbetonpartien das Kirchgemeindehaus, grossformatige Metallplatten mit spezieller Fügung das Büro- und Gewerbehaus und ein transluzides Streckmetallgewebe das Gemeindehaus. Neben den Sitzungs- und Schulungsräumen für die Kirchgemeinde Männedorf befindet sich im Kirchgemeindehaus auch ein kontemplativer Meditationsraum mit Kunst von Carmen Perrin. Im Sockelgeschoss des Gewerbehauses bietet der Grossverteiler MIGROS ein verbessertes ­Angebot an und trägt somit zur Aktivierung des Zentrums bei. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Reinhard Zimmermann 18 19 werten «den Wert festsetzen, einschätzen»; althochdeutsch werdōn [8. Jh.], mittelhochdeutsch werden «[wert]schätzen, für wert ­halten, würdigen, verherrlichen»; auch vereinzelt «kaufen, den Wert vergüten»; Wertvorstellungen oder kurz Werte sind Vorstellungen über Eigenschaften [Qualitäten], die Dingen, Ideen, Beziehungen u. a. m. beigelegt werden. 2064 Büro- und Geschäftshaus Grünenhof, Zürich Das Blockrandensemble liegt an einem der ausserordentlichsten Plätze der Stadt Zürich – dem Pelikanplatz – und weist eine grosse städtebauliche Ausstrahlung auf. Das Gebäudegeviert Grünenhof im Zentrum der Stadt Zürich umfasst die beiden Eckhäuser «Astoria» und «Delphin». Sie wurden 1911 respektive 1912, in der Zeit des späten Jugendstils, erstellt. Ebenfalls dazu gehören die 1946/1948 erbauten Gebäude Grünenhof-Süd, Grünenhof-West und Grünenhof-Ost sowie das UBS-Konferenzgebäude im ­Innenhof des Komplexes, welches erst 1991 fertig­gestellt wurde. Im Rahmen der Totalsanierung des Grünenhofes, der Gebäudeteile Grünenhof Ost, Süd und West – hervorgegangen aus einem TU-Wettbewerb – wird die Gebäudehülle, in Anlehnung an die filigrane Fassadensprache des Originalbaus aus den 40er-Jahren, überarbeitet und dem Ursprung angepasst. Die Fenster werden ersetzt und die Fassade von innen nachgedämmt. Abb. 1 Der Umbau wird bezüglich Erdbebensicherheit den heute geltenden SIA-Normen angepasst, die Gebäudetechnik neu konzipiert. Die Dachlandschaft wird von Technikaufbauten befreit und somit stark beruhigt. Das Grünenhof-Areal ist kein autonomes Gebäudeensemble, sondern weitreichend mit anderen, zumeist bankeigenen Liegenschaften verbunden. So beliefern die unterirdisch installierten Heizungs- und Kühlanlagen auch umliegende UBS-Gebäude mit Wärme und Kälte. Die Sicherstellung eines unterbruchlosen Betriebes ist während der Bau­ arbeiten essenziell. Der Innenausbau wird von zahlreichen Ausbaustufen befreit und insbesondere die Haustechnik wird den neusten Ansprüchen angepasst und besser integriert. Es entsteht ein klares, übersichtliches Raumkontinuum, das heutigen Arbeitsplatzbedingungen genügt. Der renovierte und erweiterte Grünenhof vereint rund 900 hochwertige Arbeitsplätze, ein bestehendes Konferenzzentrum und exklusive Ladenflächen unter einem Dach. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1 Modell: K-Atelier, Foto: St’A-Archiv Abb. 2 – 3 Fotos: Reinhard Zimmermann 20 21 markieren Marke für «Zeichen, Fabrikat, Sorte, Wertschein»; Das Neutrum mittelhochdeutsch marc; Mark «Zeichen, Kennzeichen» [noch bis ins 18. Jh. in den Wörterbüchern verzeichnet]; «durch Zeichen markierte Grenze, Grenzzeichen»; merki «Kennzeichen» gelangt ins Frz. [afrz. merc «Grenzstein, Kennzeichen, Mal am menschlichen Körper»] und liegt letztlich dem Verb mfrz. frz. marquer «mit einem Kennzeichen versehen» zugrunde [s. markieren]; daraus abgeleitetes frz. marque «Zeichen, Merkmal» wird um 1700 mit der Bedeutung «auf einer Ware angebrachtes Zeichen, Handels-, Fabrikzeichen, Sorte» als Marke in die dt. Kaufmannssprache rückentlehnt; merken alt­ hochdeutsch «bezeichnen, angeben, abgrenzen» [11. Jh.], mittelhochdeutsch merken «beachten, beobachten, wahrnehmen, sich ein­ prägen, mit einem Zeichen versehen»; das Markieren ist eine der grundlegenden Methoden des Kennzeichnens in der Produktions- und Sicherheitstechnik und zur Produktkennzeichnung im Qualitätsmanagement. Es ist das Anbringen bestimmter Merkmale [der Marke oder Markierung auf Objekten]. 2064 Büro- und Geschäftshaus «Delphin» Grünenhof, Zürich Der «Delphin» ist Teil des Grünenhof-Ensembles am Pelikanplatz. Entgegen der Vorgabe durch den Wettbewerb hat man den denkmalgeschützten aber durch eine Auf­ stockung verunstalteten «Delphin» abgebrochen und neu erstellt. Der parzielle Ersatzneubau «Delphin» setzt dabei einen architektonischen Schwerpunkt. Er verortet sich städtebaulich durch seine markante Eckausbildung und nimmt durch seine präzise Höhenstaffelung Bezug auf die ihn umgebenden Gebäude. Das Thema der Fügung im Bestand wird durch das Verweben der Fassade weitergeführt. Versetzt über zwei Stockwerke erstrecken sich Betonfertigteile, welche sich mit den horizontalen Elementen zu einem Ganzen fügen. Die murale, feste und dauerhafte Materialität der angrenzenden Gebäude wird damit beibehalten. Sandgestrahlter Beton übernimmt den Dialog zwischen dem Sandstein des Astoria-Gebäudes und der Putzoberfläche des Grünenhofs. Er lässt die Fassade entlang der Baulinie edel, homogen und diskret im städtischen Kontext erscheinen. Die Hoffassade und Rücksprünge wirken durch ihre schalungsglatte Oberfläche dagegen einfacher und robuster. Die Fenster verweben sich präzise mit der vorgegebenen Struktur. Die zwei unterschiedlichen Glasebenen spielen mit der Massstäblichkeit des Bestandes, während die aluminiumeloxierte Zarge das Fenster zu einem Gestaltungselement zusammenfasst. Der Neubau vermag mit seiner zeitgenössischen, reduzierten Detaillierung und Materialisierung dem gesamten städtischen Block ein neues Gesicht zu verleihen. Verschiedene Niveaus und Geschosshöhen des Günenhofs werden zu grosszügigen Büroflächen vereint, die gesamthaft oder als autonome Einheiten betrieben werden können. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1 Foto: Karin Rohländer, St’A Abb. 3 Foto: St’A-Archiv Abb. 2+4 Fotos: Reinhard Zimmermann 22 23 produzieren «[Gebrauchsgüter] herstellen, erzeugen» [19. Jh.]; «hervorbringen, erzeugen» [Anfang 18. Jh.], «vorführen, vorstellen» [Anfang 17. Jh.]; «heraus- oder hervorführen, aufschieben, verlängern» [2. Hälfte 16. Jh.], auch refl. «sich [wirkungsvoll] in den Vordergrund stellen, sich auffallend benehmen» [18. Jh.]; entlehnt aus lat. prōdūcere [prōductum] «vorwärtsführen, [weiter] vorführen, ausdehnen, verlängern»; kirchenlat. [in der biblischen Schöpfungsgeschichte] «hervorbringen, erzeugen»; vgl. lat. dūcere «ziehen, führen». 2121 Geschäftshaus C, Esslingen Das noch weitgehend unbebaute Areal «Esslinger Dreieck» bietet zwischen Löwen-, Uster- und Forchstrasse dank seiner zentralen Lage zum Bahnhof das notwendige Entwicklungspotenzial und befindet sich in einem stetigen Wandel. Der Gestaltungsplan aus dem Jahre 1991, welcher 2002 vom Architekturbüro agps überarbeitet wurde, sieht auf rund 24 000 m2 ein Zentrum für das heute 1600 Einwohner zählende Dorf Esslingen mit Bürohäusern, Läden, Autoeinstellhallen, Dorfwiese und Wohnbauten vor. Das neue Bürogebäude für die Firma Basler & Hofmann Ingenieure und Planer ergänzt im Rahmen des Gestaltungsplanes des Esslinger Dreiecks zwei bestehende Bauten des Architekturbüros agps. Sämtliche Gebäude weisen einen für ihre Zeit herausragenden Anspruch an Nachhaltigkeit aus. Für konzeptionelle Klarheit und eine nachhaltige Baustruktur wird das neue Gebäude auf drei funktionale Einheiten reduziert: ein kompaktes Volumen, eine technische Haut und einen flexiblen Ausbau. Aus dem optimierten Zusammenspiel dieser Elemente resultiert ein Geschäftshaus mit hohem Wiedererkennungswert. Ein innovatives Heizsystem und die Eigenschaften eines prototypischen Minergie-P-Eco-Hauses zeichnen dieses Gebäude zusätzlich aus. Der beheizte Sichtbetonkörper wird für höchste Energieeffizienz kompakt gehalten und mit einer Holzfassade verkleidet. Über ihn legt sich eine aufgefaltete äussere Haut. Transluzent integriert sie sämtliche energietechnischen Elemente der Fassade und orientiert diese, ihrer Aufgabe entsprechend, optimal zur Sonne. So ist die spezielle Gebäudegeometrie konsequent zur Besonnung optimiert worden. Das Gebäude wird zum Kraftwerk, welches die gewonnene Energie im Erdreich speichert und diesem bei Bedarf wieder entzieht. Durch die Verknüpfung von technischer Perfektion und ästhetischer Formgebung wird das gesamte Gebäude für den Bauherrn zum grossen Vermittler seiner Kompetenzen und Werte. Abb. 1 Abb. 3 Abb. 2 Abb. 4 Abb. 1, 2, 4 Fotos: Reinhard Zimmermann Abb. 3 Foto: Karin Rohländer, St’A 24 25 investieren «in ein Amt einsetzen, mit den Zeichen der Amtswürde bekleiden»; spätmittelhochdeutsch investieren «feierlich einsetzen» [14. Jh.]; aus lat. investīre «bekleiden», mlat. «in ein Amt einsetzen» [also wohl «mit einem feierlichen Gewand, dem Zeichen der Amtswürde, bekleiden»]; vgl. lat. vestis «Kleid, Gewand» [s. Weste]. Dazu Investitur für «Einsetzung in ein [kirchliches] Amt, einen Besitz», historisch vor allem «Einsetzung eines Bischofs» durch Papst oder Kaiser [vgl. Investiturstreit], spätmhd. investitūr [14. Jh.], mlat. investitura «Einkleidung, Einsetzung»; dagegen geht die erst im 19. Jh. im Dt. nachgewiesene Bedeutung «Kapital nutzbringend anlegen» auf gleichbed. ital. investire [gleicher Herkunft] zurück [vielleicht über das aus dem Ital. entlehnte engl. to invest]. Möglicherweise beruht diese Übertragung auf der Vorstellung «dem Geld ein anderes Gewand, d. h. eine andere Erscheinungsform geben». 2124 Geschäftshaus Holbeinstrasse, Zürich Im Zürcher Seefeldquartier werden zwei Liegenschaften an der Holbeinstrasse aus den Jahren 1961 und 1973 erweitert und zu einem neuen, repräsentativen und effizient installierten Bürogebäude verschmolzen. Die Gebäude sind ursprünglich von unabhängigen Bauherren zu unterschiedlichen Zwecken erstellt worden – die Hol­ ­ beinstrasse 30 als Büro- und Geschäftshaus, die Holbeinstrasse 22 als Gewerbehaus. Dementsprechend unterschiedlich sind Geschosshöhen, Tragwerke und Er­schlies­sungen. Kernziele der Bauherrschaft sind die Wahrung der bestehenden Büronutzung, die Erneuerung der Haustechnik und das Erreichen des Minergie-Standards. Die Erneuerung der Fassaden folgt dem Grundsatz einer einheitlichen Gestaltung beider Gebäude, die dem zeitgleichen, tiefgreifenden Umbau im Innern Rechnung trägt. Ihre Qualität zeigt sich in der Differenzierung beider Häuser durch die Komposition verschiedener Fensterformate. Abb. 1 Das ursprüngliche Fassadenmaterial wird neu interpretiert und in seiner formalen Inszenierung zeitgemäss verwendet. Eine dunkle, hinterlüftete Glasmosaikfassade bildet nun eine einheitliche Hülle über alle Gebäudeteile. Die überaus grosszügigen Doppelfenster stehen leicht vor. Die weissen, abgerundeten Zargen kontrastieren mit dem dunklen Hintergrund und bringen die Fassadentiefe zum Ausdruck. Speziell in der Schrägsicht bewirken die Lichtreflektionen auf Glas und Keramik ein besonders lebendiges Fassadenbild. Im Inneren werden die individuellen Tragstrukturen erhalten und ein neues Treppenhaus mit Terrazzobelag als zentrales Element eingefügt. Sämtliche Räume werden dank Wärmetauscher ausschliesslich mit Seewasser gekühlt und geheizt. Das neue Gebäude erfüllt so die Vorgaben des Minergie-Standards. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Reinhard Zimmermann 26 27 aktivieren aktiv Adj. «tatkräftig, tätig, geschäftig, unternehmend»; entlehnt [16. Jh.] aus gleichbed. lat. āctīvus, einer Bildung zu lat. agere [āctum] «in Bewegung setzen, treiben, handeln, tätig sein»; sehr geläufig seit Ende des 18. Jhs. in unterschiedlichen Bedeutungen wie «im Beruf, im Dienst stehend» und in jüngerer Sprache entwickelten Auffassungen wie «rührig, zielstrebig»; in der Chemie «stark reaktionsfähig» [aktive Körper], «Strahlen aussendend» [s. radioaktiv]; in der Medizin «fortschreitend» [aktive Tbc], «in besonderer Weise wirksam» [biologisch aktives Insulin]. Einige Verwendungen erklären sich aus der Opposition zu passiv [s. d.], so aktives Wahlrecht, aktive Bestechung. Aktivität f. «Tätigkeit, Geschäftigkeit, Tatbereitschaft, Wirksamkeit», entlehnt [2. Hälfte 17. Jh.] unter Einfluss von frz. activité aus mlat. activitas [Gen. activitatis] «Wirkungskraft». 2143 Geschäftshaus Goethestrasse, Zürich Mit ihren rund 500 m2 nimmt die neue Filiale «Clientis Zürcher Regionalbank» einen eher kleinen Teil der Liegenschaft Goethestrasse 18/Falkenstrasse 21 in Anspruch. Dem Stadelhofenplatz zugewandt ist die 24 Stunden zugängliche und 50 m2 grosse Automatenhalle, welche mit ihrer Grösse fast die gesamte Fassadenbreite des Erdgeschosses einnimmt. An sie angegliedert ist der Empfangsbereich. Hier werden Kunden an zwei frei platzierten Beraterdesks in Empfang genommen und je nach Anliegen und nötiger Diskretion zu den kleineren Beraterboxen im Erdgeschoss oder den grossen Sitzungszimmern im Obergeschoss geführt. Der begrünte Innenhof stellt eine weitere Besonderheit dar. Um eine Belichtung bis tief in das Innere des Gebäudes zu ermöglichen, wird aus dem Flachdach zwischen den beiden Gebäudeteilen Goethe- und Falkenstrasse eine Fläche von 30 m2 herausgestanzt und bis ins Kellergeschoss gezogen. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Roger Frei 28 29 respektieren Respekt mit «Ehrerbietung, Achtung, Scheu»; Entlehnung [2. Hälfte 16. Jh.] von mfrz. frz. «Hochachtung»; afrz. «Hinsicht, Rücksicht, Erwägung»; nach lat. respectus «Rückblick, Rücksicht, Berücksichtigung»; Abstraktbildung zu lat. respicere [respectum] «zurückblicken, überdenken, berücksichtigen»; vgl. lat. specere «sehen». 2144 Freibad «Zwischen den Hölzern», Oberengstringen Schön gelegen, oberhalb von Oberengstringen, ist das Schwimmbad «Zwischen den Hölzern» ein wertvoller Zeitzeuge der Fünfziger-Jahre-Bauten des Werner Stücheli. Hervorgegangen aus einem eingeladenen Wettbewerb können umfangreiche Sanierungsmassnahmen ausgeführt werden, welche die bestehende Anlage respektieren und sich auf das Notwendige beschränken. Darüber hinaus sehen wir unseren Beitrag in einem erweiterten Kontext der Landschaft und einem Mehrwert für den Nutzer. Die ursprünglichen Gestaltungs- und Funktionskonzepte sollen wieder klar lesbar gemacht und durch die neuen Elemente sinngemäss ergänzt werden. Die vorgeschlagenen Holzelemente für die Liege- und Sitzflächen ersetzen einerseits die bestehenden schwe- Abb. 1 ren Betontröge, dienen primär aber dem gewünschten Bedarf einer Verlängerung der Sitzstufen zu einer vielseitig nutzbaren Plattform. Auf die bestehende Bepflanzung der Terrasse wird auch aufgrund baupolizeilicher Anforderungen (Absturzsicherung) verzichtet. Der Ersatz der rückwärtigen Bepflanzung durch eine Sitzbank dient zusätzlich dem Windschutz. Letztendlich ersetzen die Holzelemente die Bepflanzung und könnten metaphernhaft als konservierte Bepflanzung gelesen werden. Alle neuen Elemente werden im Rahmen der bestehenden Materialisierung konstruiert: Beton, verzinkter Stahl und Holz. Holz schlagen wir vor, da das Bad in einem erweiterten Rahmen der Zürcher Bäder gelesen werden kann. Das Künstlerpaar Lang/Baumann zeichnet mit verantwortlich für die Entwicklung der Holzelemente an der eingangsseitigen Betonwand. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Karin Rohländer, St’A 30 31 recherchieren «ermitteln, nachforschen, erkunden»; entlehnt [vereinzelt 2. Hälfte 17. Jh., häufiger im 19. Jh.] aus gleichbed. frz. rechercher. Dies beruht auf afrz. recerchier «suchend durchstreifen», auch [in der Schreibvariante recherger] «sorgfältig suchen», einer Präfixbildung zu afrz. cerchier «durchstreifen, suchen»; das durch Assimilation des Anlauts an den der zweiten Silbe mfrz. frz. chercher ergibt. Zugrunde liegt spätlat. circāre «um etw. herumgehen, eine Gegend suchend durchstreifen», mlat. auch «inspizieren, durchforschen», zu lat. circus «Kreislinie, Kreis, [runde] Rennbahn für Wagenrennen» [s. Zirkus]. – Recherche für «Nachforschung, Ermittlung»; Übernahme [Mitte 17. Jh.] von gleichbed. mfrz. frz. recherche. 2161 Wohnüberbauung Bertastrasse, Zürich Die Platanus Immobilien AG besitzt die Liegenschaft an der Bertastrasse 97/99, Gutstrasse 2 in Zürich, bestehend aus einem mehrgeschossigen Wohngebäude an der Bertastrasse und einem eingeschossigen Ladengebäude an der Gut­strasse. Die beiden Bauten bilden zusammen ein städtebaulich markantes Ensemble und stehen unter Denkmalschutz. In den nächsten Jahren stehen für die beiden Bauten verschiedene Sanierungsmassnahmen an. Diese sollen in mehreren Etappen realisiert werden. In einem ersten Schritt ist eine Fassadensanierung des Wohngebäudes durchgeführt worden. Die Überbauung ist 1951/1952 durch den Architekten Werner Stücheli erstellt worden. Sie gehört zu seinen frühen Werken und ist in ihrem städtebaulichen Ansatz und ihrer sorgfältigen architektonischen Gestaltung ein wichtiger Zeuge der schweizerischen Baukultur der Nachkriegszeit. Die Überbauung ist 1997 durch die Stadt Zürich unter Denkmalschutz gestellt worden. Seit ihrer Erstellung wurden an der Überbauung verschiedene Umbau- und Renovationsarbeiten durch Stücheli Architekten durchgeführt. Im Rahmen der Sanierungsmassnahmen ist die Fassade des Wohngebäudes, unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Auflagen instand gestellt worden. Originalbauteile werden soweit als möglich erhalten. Die ursprüngliche Farbigkeit der weissen Wellblechbrüstungen ist Ende der 70er-Jahre durch ein rot-grünes Farbkonzept ersetzt worden. Nach umfangreichen Farbuntersuchungen – in Absprache mit der Denkmalpflege – ist entschieden worden, dass diese kontrastreiche Farbgebung den Charakter des Hauses und seine Stellung im Stadtgefüge unterstreicht. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Fotos: Reinhard Zimmermann 32 33 konstanz und veränderung, max bill 40. jahrestagung «schweizerischer werkbund», rathaussaal biel, 27.9.1953 aus max bill «funktion und funktionalismus» schriften: 1945 –1988 herausgegeben von jakob bill, bern, benteli, 2008 wenn wir uns einem thema dieser art nähern, müssen wir zuerst untersuchen, was wir unter den beiden begriffen, das heisst unter konstanz und unter veränderung, verstehen. konstanz bedeutet, das bleibende, also das was immer gleichwertig, gleichförmig, bestehen bleibt. veränderung ist das gegenteil von konstanz. es ist das, was sich verändert, jedoch in gewissen grenzen. das heisst eine veränderung ist nicht etwas das sprungweise sich verwandelt, zum beispiel so, wie sich im märchen, ohne zwischenstufe, eine kröte in einen prinzen verwandelt. wenn wir jedoch die beiden begriffe näher betrachten wollen, dann müssen wir einen masstab finden, sowohl um daran das konstante zu messen, wie auch das ver­ änderliche. wenn wir beide begriffe am alter der erde messen würden, dann wäre das einzige konstante eine formel die besagt, dass die energiemenge immer gleich bleibt. wenn ich nun sage, die energiemenge, so bedeutet das, dass nicht die form, in der die energie erkennbar ist, gleich bleiben würde, sondern lediglich die energiemenge selbst. es bedeutet also, dass die form in der diese gleichbleibende energiemenge auftritt, verschieden ist, und einem ständigen wandel unterworfen. daraus könnte man folgern, dass konstanz nicht in der materie zu finden wäre, sondern vor allem in der idee. vielleicht einzig in der idee, die sich im laufe der zeiten nicht gewandelt hätte. um nicht missverstanden zu werden, möchte ich hier idee und energie gleichsetzen. wenn wir nun im gleichen zeitraum die veränderungen untersuchen, so sehen wir eine sich verändernde erde. mit einem zeitraffer, der alle bewegungen sehr rasch zusammenpressen würde, könnten wir im laufe der jahrmillionen einer veränderung beiwohnen, von der wir wissen, dass sie ungeheuer gross ist. wir würden also mit dem begriff der lichtgeschwindigkeit die geschehnisse auf der erde messen. 34 aus diesem beispiel sehen sie, dass sowohl der begriff des konstanten wie jener der veränderung der relativität unterworfen sind. das heisst, wir müssen uns fragen: konstanz unter welchen bedingungen und veränderung unter welchen bedingungen. es handelt sich also um eine relative konstanz zu einer relativen veränderung. auch wenn wir in engeren grenzen suchen, also innerhalb unseres lebens, dann haben wir noch immer verschiedene masstäbe, in dem wir doch verschiedene zeitabschnitte, minuten, stunden, tage, wochen, monate, jahre, jahrzehnte durchleben, und wir daran das konstante und das veränderliche messen. man kommt bei dieser betrachtungsweise leicht in versuchung, nichts als konstant und alles als veränderlich, oder dann alles als konstant und nichts als veränderlich anzusehen, je nach dem gewählten zeitabschnitt. es ist also die zeit die als mass dient, die dauer während der wir messen. so betrachtet, empfinden wir als konstant etwas, dessen veränderung wir nicht ohne weiteres wahrnehmen. und als veränderung etwas, das sich ganz offensichtlich wandelt. es kommt hinzu, dass wir die konstanz in relation setzen zur lebensdauer der sache selbst, das heisst im falle eines gegenstandes, zum beispiel eines stuhles, beurteilen wir nicht allein seine solidität in bezug auf konstanz und veränderung, sondern ebenso seine gesamte art, also die stühle als ganzes durch grössere zeiträume. wir sehen dann innerhalb eines einzelnen gegenstandes sowohl elemente der konstanz, wie auch der veränderung. wenn wir heute über dieses thema nachdenken wollen, dann vor allem deshalb, weil wir uns klar werden möchten über unser verhältnis zum sogenannten konstanten und zum sogenannten veränderlichen. wir wollen wissen, was für eine funktion die konstanz, und was für eine funktion die veränderung hat. und wir wollen wissen, wie wir uns dazu verhalten. da wir nicht nur künstlerisch, sondern auch sozial interessiert sind, müssen wir erkennen, dass sowohl die konstanz, wie die veränderung wesentliche, ja unzertrennliche merkmale des künstlerischen sind. wir stellen zudem fest, dass auch auf dem gebiet des sozialen, sowohl die konstanz, wie die veränderung, wesentliche grundlagen sind. sanftes nachhelfen zu dem wird, was wir gestalt nennen. gestalt in diesem sinn ist mehr als form, denn es ist das gültige, das konstante. allerdings mit der einschränkung, dass sich die gestalt mit der Zweckveränderung auch ändert. diese art von veränderung möchte ich eine organische entwicklung nennen, indem sie aus den gegebenheiten der funktion entsteht. die frage ist also: konstanz wozu? veränderung wozu? und einschränkend: konstanz worin? veränderung worin? wenn wir in der beschriebenen weise vorgehen, dann kommen wir schliesslich dazu, für alle dinge um uns ihre gestalt zu suchen und zu finden. das führt dazu, dass die stile wirklich verschwinden, dass nicht einfach, durch neue formideen getrieben, ein stil den andern ablöst. ich möchte hier an den irrturn erinnern, der einst dazu führte, alle gegenstände auf sogenannte «grundformen» zu reduzieren, auf kugeln, kegel, zylinder etc. man glaubte damit die stile überwinden zu können, aber man hatte nur den letzten stil durch einen neuen ersetzt. nicht diese art «reinigung» der formensprache möchte ich empfehlen. vielmehr ist es wirklich das konstante, das ich für solche dinge empfehlen möchte, wenigstens das suchen danach, das suchen nach der gültigen gestalt. das erkennungszeichen einer solchen gestalt ist die einfachheit in ihrem wesen, aber nicht künstliche vereinfachung, nicht stilisierung, sondern einfache und richtige funktion. und darüber hinaus noch schönheit, aber auch nicht eine zusätzliche künstlich aufgelegte schönheit, sondern eine selbstverständliche schönheit. solche gegenstände setzen eine bescheidenheit der gestaltenden voraus. jedes sich selbst ausdrücken («selfexpression», wie es die anglosaxen so schön nennen) wäre hier falsch, denn nicht der ausdruck des gestalters ist massgebend, sondern der des gegenstandes, der neutral seinem zweck dienen soll. das will nun nicht heissen, dass ein solcher gegenstand «stillos» werden müsse im sinne von charakterlos. gerade der charakter eines solchen gegenstandes wird sehr ausgeprägt. es ist aber nicht mehr der sogenannte kunstgewerbliche stil, den adolf loos einmal so schön dargestellt hat, indem er eine frau erzählen liess, was stil sei, nämlich dass auf allen gegenständen und möbeln die gleichen embleme angebracht seien. im falle des genannten beispiels von adolf loos war es ein löwenkopf. später wurde daraus einmal das stahlrohr und die kugellampe. später die paar dekorationslinien, die heute auf den meisten amerikanischen gebrauchsgegenständen zu treffen sind. aber auch das gar so blonde holz, das heute für die möbel verwendet wird, entspringt einem ähnlichen geist von kunstgewerblichkeit, von äusserlicher gleichmacherei, die mit der gestalt der dinge nichts zu tun hat. wenn wir vom menschen ausgehen und von seinen bedürfnissen, so erkennen wir, dass diese verschieden sind je nach den verhältnissen. doch im grunde brauchen alle menschen ganz bestimmte dinge als notwendige bestandteile ihres lebens: gabeln, messer, löffel, teller, tassen, stühle, tische, betten und ähnliche solcher eindeutigen gebrauchsgüter. der gebrauch dieser dinge ist regional verschieden, so verwendet man in china und japan nicht gabeln und löffel, sondern stäbchen. auch die stühle sind je nach ort und zweck verschieden. doch innerhalb einer region ändern sich die verwendungszwecke wenig. es wäre also eine konstanz zu erwarten, insofern, als verwendungszweck und gebrauch sich kaum ändern. doch sehen wir unser essbesteck an und seine entwicklung! wir konstatieren, dass es sehr viele wandlungen durchgemacht hat und dass es schwer fällt einen einzigen löffel zu finden, der vollständig unabhängig von irgend einem zeitbedingten stileinfluss, ganz allein aus seinem eindeutigen, aber vielartigen zweck geformt ist. es sind also äusserliche, künstliche stilveränderungen, die ihren einfluss auf die konstanz des verwendungszweckes ausüben, wodurch dann die konstanz der form unterliegt. ich weiss nicht, ob es ein streben nach vollkommenheit, oder ein streben nach freiheit, oder ein streben nach einem absolutismus ist, das uns dazu führt zu wünschen, dass zum beispiel ein löffel für alle zeiten, weil gleich benützt, auch gleich aussehen soll. oder ob es ein spieltrieb im menschen ist, ein bedürfnis nach abwechslung, das dazu führt, dass der löffel immer wieder verändert wird. ich glaube jedoch, der löffel wird deshalb immer wieder verändert, weil man seine wirkliche form, die allen seinen verschiedenen funktionen entspricht, noch nicht gefunden hat. diese form ist nicht abhängig von irgend einem form-einfall, sondern vor allem einmal vom verwendungszweck. wenn dieser feststeht, und in allen teilen durchprobiert ist, dann ergibt sich etwas, das vorerst einmal eine provisorische form hat, die erst durch 35 wenn wir die forderung nach der gestalt aufstellen, also den dingen ihre ihnen eigene form zu geben bestrebt sind, dann kommen wir mit den bisherigen prinzipien nicht mehr aus. wir müssen in diesem fall viel mehr zu neuen methoden greifen. diese methoden finden wir in der morphologie, der lehre von der gestalt. wenn die begründer der morphologie, vor allem goethe und roux, den gesetzmässigen aufbau der gestalt der lebewesen anhand von wissenschaftlichen methoden zu verstehen suchten, das heisst die zusammenhänge der funktionen und auch der wandel der funktionen, so war das ein analytisches suchen nach einer anwendbaren lehre von der gestalt. auch heute noch wird die morphologie meist in diesem analytisch-vergleichenden sinne gehandhabt, das heisst zur vergleichenden untersuchung über den wandel und die bestehenden erscheinungen, über aufbau und funktion der lebewesen. was wir heute brauchen, ist eine synthetische, eine schöpferische morphologie, eine schöpferische lehre von der gestalt. genauso wie wir untersuchend auf das bestehende zurück schauen können, so können wir auf das zu schaffende vorwärts schauen anhand der kenntnisse des vorhandenen. nun sind allerdings die gegenstände, die der mensch schafft anderer art, als die tiere und pflanzen, denn diese sind das ergebnis einer langen, sich selbst korrigierenden entwicklungsreihe, einer metamorphose. unter diesem gesichtswinkel betrachtet können wir auch anhand der lehre von der gestalt nachweisen, dass alles sich wandelt, auch die lebewesen, die sich ständig neuen verhältnissen anzupassen suchen. die morphologie auf die gegenstände anzuwenden bedeutet, dass sämtliche komponenten, sämtliche funktionen eines gegenstandes, seine technischen eigenschaften, und schliesslich auch sein aussehen, im zusammenhang zu betrachten sind. weder die eine noch die andere komponente darf dominieren, sondern alle müssen in harmonischer überstimmung sein. dadurch verlassen wir jedoch vollständig das gebiet des kunstgewerbes und begeben uns auf ein anderes, noch unbekanntes gebiet. sie werden mich nun fragen: wo bleibt die konstanz? und da kann ich nur antworten: die konstanz kann nur im ziel bleiben. das ziel ist jedoch ebenfalls zu sehen, klar zu sehen. wir arbeiten nicht für die maschinen, nicht für irgendwelche unpersönliche, übergeordnete begriffe wie «industrie», «staat», «gemeinschaft». wir arbeiten für das wohlergehen jedes einzelnen menschen, jedes 36 individuums, als teil einer gemeinschaft. die gegenstände, die wir zu entwickeln bestrebt sind, sollen jedem menschen gleich dienen können, ihm das leben erleichtern und es verschönern. ihm mehr freiheit geben zur entfaltung seiner selbst. dieses ziel, dieser neue humanismus möchte ich als die konstanz erkennen. für dieses ziel arbeiten wir an jener relativen konstanz der gegenstände, aus diesem grund fordern wir immer wieder qualität. vorerst war es die technische qualität. dinge, die solid und daher preiswert sind. dinge, die dauern, weil wir keinen grund sehen, sie innert kurzer zeit zu verändern. die gestaltqualität ist das, was man als die summe aller gestaltungsfaktoren bezeichnen kann, die sich im ganzen widerspiegeln und eben diesem ganzen gestalt geben. sie ist merkmal des in jeder beziehung funktionellen gegenstandes. wo aber bleibt nun die phantasie und die kunst? ich glaube, dass diese frage berechtigt ist und dass ein ausweg aus dem dilemma gefunden werden muss, in dem wir uns befinden, in dem wir uns seit jahrzehnten befinden. hie kunst – hie leben. hie kunst – hie zweck. bezogen auf die forderung nach der morphologischen grundlage der gestaltungsqualitäten scheint vielleicht vorerst eine mitarbeit der künstler überflüssig. es könnte so scheinen, als ob der ingenieur alles errechnen und er konstruieren könnte. so etwa nach dem geflügelten satz, den ein schweizer ingenieur auf einem darmstädter gespräch aussetzte, als es sich darum handelte, ob ein begabter junger mann architekt werden soll. er sagte dazu: «wenn er begabt ist, dann lassen sie ihn architekt werden, wenn er sehr begabt ist, dann lassen sie ihn ingenieur werden.» – starker beifall, steht an dieser stelle im protokoll. man kann diesen ausspruch als charakteristisch bezeichnen, für eine zeit, wo man wirklich von der kunst einschliesslich der architektur anscheinend nicht mehr viel zu erwarten scheint, und dafür alles vom ingenieur. ich jedoch glaube nicht, dass dies die richtige einstellung ist, und die richtige lösung auf diese weise gefunden werden kann. ich glaube allerdings, dass wenn ein ingenieur etwas in jeder beziehung gutes macht, es dann eben der künstler in ihm ist, der sich durchsetzt. doch wäre es eine völlige verkennung der funktion des architekten und des künstlers in der gesellschaft, wenn man glaubte, ihn durch den begabten ingenieur ersetzen zu können. wenigstens nicht den ingenieur wie er von den heutigen schulen kommt, mit den heutigen ansichten. es scheint mir, dass die sehr begabten nicht nur ingenieure werden sollten, sondern dass sie wirkli- che kreative gestalter von täglichem gebrauchsgerät werden müssten. denn in der heutigen zeit der spezialisierung, glaube ich, sind es die künstlerisch befähigten menschen, die eine koordination zustande bringen müssen. dies hängt weitgehend von ihrer ausbildung ab. und darin bin ich mit dem ingenieur, der in darmstadt sprach, einig: lieber ein begabter ingenieur als ein mittelbegabter architekt oder sogenannter künstler. und lieber ein ingenieur mit wissen als ein unwissender künstler. tät aufweist, die wir fordern möchten. sie sehen aus diesem beispiel, dass selbst bei einem vielleicht belanglosen, aber typischen gegenstand wie einem löffel die gestaltprobleme sehr eng mit dem produktionsprozess zusammenhängen, und dass die technik bis heute noch immer nicht in der lage ist, oder oft auch nicht gewillt ist, jene dinge herzustellen, die vernünftigerweise nicht anders hergestellt werden sollten, als auf grund der ­ ­besten erkenntnisse. nun möchte ich zurück kommen auf das eigentliche thema. die konstanz, habe ich gesagt, sei das ziel, der dienst am menschen, der neue humanismus. dieses ziel, so breit definiert, ist keiner veränderung unterworfen, wenn man das ziel ernst nimmt. aber die wege, die zu diesem ziel führen, sind sicher sehr verschieden. da gibt es viele varianten. ich möchte als kleines, aber typisches beispiel nochmals den löffel anführen und feststellen, dass auch bei sorgfältigster morphologischer untersuchung die gestaltqualität eines löffels verschieden ausfallen kann. denn nicht alles, was die gestalt ausmacht, ist überdenkbar und messbar. so können also varianten entstehen, verschiedene löffel. so wie es in der naturverschiedene singvögel gibt, auch wenn diese wenig verschiedenheiten aufweisen, und ihr zweck, ihre funktion schwer definiert werden kann, weder in bezug auf ihre gestalt, noch auf ihren nutzen. wir sehen also, dass ohne zuhilfenahme von künstlichen und selbst künstlerischen mitteln, dieselbe funktion schon mehrere gestalten annehmen kann. es erübrigt sich also, dazu noch extra und willentlich, die sogenannte phantasie walten lassen zu wollen, um aus der einfachen funktion eines löffels noch irgendein kunststück oder machwerk erzeugen zu wollen. anderseits ist die technische entwicklung noch nicht auf der stufe angelangt, dass man jedes beliebige ding herstellen kann. dies beeinflusst das von mir skizzierte programm. solange es unmöglich ist, eine konstante form auf wirtschaftlich tragbare weise herzustellen, ist es auch kaum möglich, alle abweichungen davon zu umgehen, denn alle mängel der funktion müssen bekanntlich durch nebensächlichkeiten wie dekoration ­ und auffallende formgebung kompensiert werden. schon allein der herstellungsvorgang eines löffels kann zu verschiedenen formen führen. doch sind diese formen nicht morphologisch bedingt, sondern herstellungstechnisch. das bedeutet also, dass wenn wir wider bessere erkenntnis, aus technischen gründen, die form eines löffels verändern müssen, so wie es in der industrie tagtäglich vorkommt, wir daraus den sinn und zweck des löffels verändern zu gunsten der herstellungsmethode und dadurch einen teil von dem postulat aufgeben, dass der löffel dem menschen dienen soll und nicht der maschine. im extremen fall entsteht aus einer solchen einstellung heraus vielleicht ein schlechter, vielleicht ein billiger löffel, im besten fall vielleicht ein löffel von mittlerer güte und brauchbarkeit. doch niemals wirklich der löffel, der morphologisch richtig ist und jene gestaltquali- ich habe hier den einfluss des technischen skizziert, von der industrie aus betrachtet. das handwerk ist hierin anpassungsfähiger, denn auf handwerklicher basis ­ ­können einzelstücke hergestellt werden, die unabhängig der kosten in vollkommener übereinstimmung von ­gestalt und material sind. dies ist ein ausgesprochener vorteil der einzelherstellung, wobei wir die ökonomische seite nicht in betracht ziehen dürfen. aber es ist ja oft auch diese ökonomische seite, die es der industrie verunmöglicht, einen gegenstand herzustellen, indem das risiko für die investition zu gross ist. der herstellungsprozess ist nur eine seite des problems. auf der andern seite steht das material, das seinen einfluss auf den löffel ausübt. wir können die verschiedensten materialien verwenden, und jedes davon hat gewisse vor- und nachteile. ich nenne nur holz, porzellan, silber, zink, chrom, kunststoffe. gewicht und oberfläche sind verschieden; das allein führt zu verschiedener formung. die gestaltqualitäten eines leichten löffels sind anders als jene eines schweren. das zeigt, dass, falls man sich nicht auf ein einziges, für löffel zweckmässiges material einigen kann, jedes material, auf grund der summe seiner spezifischen eigenschaften zu verschiedenen resultaten führen muss. sie alle können – wenigstens theoretisch – morphologisch richtig sein. es ergeben sich also hier, ohne jede willkür, allein aus den gegebenheiten heraus, varianten. dies wären also die naturgegebenen veränderungen, die ich hiermit andeuten möchte, die gar nichts zu tun haben mit willkürlichen formspielereien. 37 sie werden mich vielleicht wieder fragen, warum denn künstler, wenn die individuellen gestaltungskräfte so zurückgebunden werden sollen, dass zwischen erfinder und künstler kein wesentlicher unterschied mehr besteht? da möchte ich jene begabten, die es nicht aushalten, sich für die länger dauernden dinge zu begeistern, auf jene gebiete verweisen, die von der veränderung leben. von der raschen veränderung, nicht von der langsamen metamorphose. wenn ich so sehr das relativ konstante betont habe, das sich langsam morphologisch entwickelnde, so ist das nicht etwa, weil ich das als die einzige möglichkeit betrachte, sich das leben einzurichten. ich glaube aber, dass diese standardgegenstände gewissermassen den grundstock bilden können, die das leben erleichtern. wer dann lust hat seine individuellen wünsche in irgend einer weise darüber hinaus zu kultivieren, und der über die dazu nötigen mittel verfügt, der hat dazu beliebig viele möglichkeiten. zum beispiel in der mode, wo schöpferische handwerker im weiteren sinn, einem anzug, einem mantel den vollkommenen sitz und eine harmonische linie geben. eine linie, die jedes jahr sich wandelt und von der wir uns immer wieder gerne überraschen lassen. die wandlungen sind oft grösser – oft geringer – aber sie sind im zusammenhang mit unserer zeit. sie sind so verbunden mit der zeit und dem ort, dass man noch immer das beispiel von adolf loos, dem unerschöpflichen kritiker, anwenden kann, das beispiel von den zylinderhüten. der zylinderhut wird als ein symbol zeitloser eleganz betrachtet. man kann darüber verschiedener meinung sein. aber loos stellt fest, dass wenn man 20 zylinderhüte aus den letzten 100 jahren zusammenlege, und jemanden einen auswählen lasse, der sich gewohnt sei einen zu tragen, er mit absoluter sicherheit den letzten auswähle. doch was gehen diese zylinderhüte von loos uns an? ja, sie sind eben ein beispiel eines standards, der trotzdem er standard ist, der mode, der modischen veränderung unterworfen ist. diese art der modischen arbeit möchten wir nicht missen. sie gehört zum leben in unserer zeit, ebenso wie das historische, das wir auch nicht leugnen können und das uns mancherlei anregungen zu geben vermag. 38 aber über eines müssen wir uns immer klar sein, so sehr uns das modische erfreuen mag, so sehr wir das historische verehren, so wenig dürfen wir vergessen, dass sowohl das modische, das am stärksten wandelbare, wie das historische, das historisch wurde, weil sich alles gewandelt hat, nur dann ihren sinn behalten, wenn wir das konstante im auge behalten; das ist die idee, dem menschen zu dienen. dafür schaffen wir jene standardgegenstände, die erst die basis bilden für einen höheren lebensstandard, in dem die veränderung im modischen eine erfreuliche zutat ist. wenn ich nun zu ihnen von diesen standardgegenständen sprach, die allenthalben in guter form fehlen, und über die wege, die dazu führen, solche zu machen, so deshalb, weil es nun gerade diese dinge sind, die uns täglich umgeben und es gerade diese gegenstände sind, die in ihrem zusammenwirken unsere umgebung formen. wenn diese gegenstände in der vorher beschriebenen art entstehen, werden es bestandteile unserer kultur sein, dann werden die konsumgüter zu kulturgütern. dies ist der weg, über den die kunst aus ihren elfenbein­ türmen heraus wieder zum leben zurückkehrt. nicht mehr als ersatz für das leben, sondern als ein helfender bestandteil. © jakob bill für max bill-archiv/max, binia + jakob bill stiftung, adligenswil 39 Projekte 40 41 erinnern «ins Gedächtnis zurückrufen, mahnen, aufmerksam machen»; der Präfixbildung frühnhd. erinnern «inne werden [lassen], wissen machen» gehen mhd. geinnern «inne werden lassen, erinnern» voraus und das vielleicht gleichbed. ahd. giinnaren [Hs. 12. Jh.], das als Glosse allerdings lat. aperīre «öffnen» [also «einlassen»] übersetzt. Die Präfixbildungen gehören wie das Simplex mhd. innern «erinnern, in Kenntnis setzen, belehren, überzeugen» zum Komparativ ahd. innaro «inner, tiefer», mhd. inner «inwendig, im Innern liegend» [s. in]. – Erinnerung für «im Gedächtnis bewahrter Eindruck, Andenken, Gedenken» [15. Jh.] 2042 Geschäfts- und Wohnhaus «Phönix», Neuhausen Das Industrieareal der SIG war für den wirtschaftlichen Erfolg von Neuhausen von grösster Bedeutung. Das ­Gelände der SIG in Schaffhausen wird grossflächig umgenutzt und neu einer Mischnutzung aus Gewerbe, Büro und Wohnnutzung mit einem starken Genius Loci zugeführt. Dafür werden bestehende Gebäude teilweise erhalten und umgenutzt. Die Erinnerung an die SIG und an die Geschichte Neuhausens wird weitergetragen und ein Ort mit spürbarer Identität geschaffen. Es entsteht eine Choreografie von alt und neu, von hoch und tief, von eng und weit. Das Mehrdeutige und Widersprüchliche des Ortes wird zum generierenden Element. Der Ausdruck des neuen Gebäudes lehnt sich an den Bestand an und ­ ­transformiert diesen. Das Projekt «Phönix» macht den Auftakt zur gesamten Entwicklung des ganzen Areals. Der Hochbau, der immer für einen Massstabsprung zur bestehenden Dorfstruktur gestanden hat, wird durch einen gleichwertigen Neubau ergänzt. Abb. 1 Im Inneren des Areals entsteht ein neuer, klar definierter öffentlicher Raum. Der allen zugängliche, ebenerdige «Industrieboden» wird auch bei der künftigen Entwicklung des Quartiers verschiedene Räume und Bauten zusammenbinden. Die darüberliegenden Ebenen sind für halböffentliche und private Nutzung gedacht. Das Erd­ geschoss des «Phönix» wird von öffentlichen Nutzun­ gen – ein Grossverteiler wird Platz finden – belegt. In den dichten Strukturen wird grösstmögliche Transparenz und räumliches Erlebnis erreicht. So entsteht eine vielfältig vernetzte Struktur mit physisch und räumlich erlebbaren Verbindungen. Grosse Öffnungen lassen spannungsvolle Einblicke in das Industriequartier und in das Gebäude zu. Um das homogene, monolithische Erscheinungsbild des Bestandes zu erhalten, wird das Gleichgewicht von Wand und Fensterflächen sorgfältig austariert. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Visualisierungen: St’A 42 43 addieren Vb. ‘hinzufügen, zusammenzählen’, als mathematischer Terminus in der Mitte des 15. Jhs. das gleichbed. lat. addere (vgl. lat. dare ‘geben’ und ad- ‘zu, an, hin(zu), heran, herbei’) der lat. Wissenschaftssprache ablösend; dazu Addition f. (Mitte 15. Jh.), lat. additio (Gen. additiōnis). 2091 Bürogebäude Forchstrasse, Zürich Basler + Hofmann ist eines der renommiertesten Inge­ nieur- und Planungsbüros in Zürich. Seit Anfang der 70er-Jahre haben sie ihren Hauptsitz an der Forchstrasse; ein klar strukturierter Bau mit auskragenden Betonplatten, aussenliegenden Stützen und Brüstungselementen aus Holz. Nach einer Aufstockung besteht nun wieder grosser Arbeitsplatzbedarf. Auf dem heutigen Parkplatz entsteht ein autonomer Erweiterungsbau als Pavillon. Ausgehend von einem orthogonalen Rechteck, werden die Seiten leicht nach innen geknickt. Der Neubau wird zum raumfassenden Objekt, ein eigenständiges Statement, das sich aus dem Bestand heraus entwickelt. Die horizontale Grundausrichtung der Betonplatten wird aufgenommen, genau so wie die subtile vertikale Ausrichtung der Lüftungs- und Fensterelemente. So entsteht ein äusserst kompakter, energieeffizienter Büroneubau, der sich optimal in die Situation einfügt und trotz Kompaktheit innenräumlichen Erlebnisreichtum und attraktive Grosszügigkeit verspricht. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1– 2 Visualisierungen: St’A 44 45 positionieren Position für «Haltung, Stellung, Stelle, Standort»; im 16. Jh. entlehnt aus lat. positio [Gen. positiōnis] «das Setzen, Stellen, Lage, Stellung»; einer Ableitung von lat. pōnere [positum] «setzen, stellen, legen»; unter Einfluss von gleichbed. frz. position als Fachwort [Philosophie, Heeressprache, Fechtkunst, Nautik, Wirtschaft, Astronomie, Sport] und im allgemeinen Sprachgebrauch [«wichtige Stelle innerhalb einer Institution, eines Betriebes, eines Systems»] sehr verbreitet; die Positionierung im Marketing bezeichnet das gezielte, planmässige Schaffen und Herausstellen von Stärken und Qualitäten, durch die sich ein Produkt oder eine Dienstleistung in der Einschätzung der Zielgruppe klar und positiv von anderen Produkten oder Dienstleistungen unterscheidet. 2100 Ambassador-House, Opfikon-Glattbrugg Das Ambassador-House wird zwischen 1985 und 1989 am Rande des Oberhauserriets erstellt. Damals ist dieses Quartier noch ein heterogenes, suburbanes Gebiet an der Verbindungsachse zwischen Zürich Nord und dem Flughafen Kloten. Mit zehn Obergeschossen, einer Gebäudelänge von 150 m und einem oberirdischen Gebäudevolumen von rund 200 000 m3 steht das Ambassador-House seither als markantes Gebäude an der Thurgauerstrasse. Nun wird dieser postmoderne Zeitzeuge einer vollständigen Sanierung und Umgestaltung unterzogen. Die Objekthaftigkeit des Gebäudes bleibt erhalten und wird vermehrt auf die neue städtebauliche Situation ausgerichtet. Die einzelnen horizontalen Gebäudeteile werden herausgearbeitet und genutzt, um mit markanter Auskragung eine Kopfsituation zu bilden, die auf den neuen Verkehrsknotenpunkt ausgerichtet ist. Abb. 1 Zwei grosse Innenhöfe prägen das Gebäudeinnere und geben dem öffentlichen Erdgeschoss auf eine attraktive Art und Weise das fehlende Umfeld zurück – ebenso wie entstehende Terrassen, die auch genutzt werden können. Die Farbigkeit und Materialität lassen Rückschlüsse auf den ehemaligen Bestand zu. Das aktuelle Szenario sieht einen Abbruch der unwirtschaftlichen Turmgeschosse vor und kompensiert die dabei frei gewordene Baumasse in den Geschossen EG bis 6. OG. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Visualisierungen: imagina 46 47 geleiten «aus Ehrerweisung, zum Schutz jemanden begleiten», althochdeutsch gileiten [8. Jh.], mittelhochdeutsch geleiten «führen, schützend begleiten» [s. auch begleiten]; Geleit n. «der Ehrung oder dem Schutz dienende Begleitung, alle begleitenden Personen,­­ Gefolge», mittelhochdeutsch geleit[e] «Leitung, Führung, Begleitung, Schutz». 2113 Wohnüberbauung Bahnhofareal Süd, Turgi Zwischen den Gleisen des Bahnhofs Turgi im Nordosten und der Weichlenstrasse im Südwesten befindet sich das schmale und langgezogene Planungsgebiet. Südwestlich grenzt es an ein Wohngebiet und wird nordöstlich durch die Gleisanlagen von der unmittelbaren Umgebung getrennt. Das Projekt basiert auf einem bewilligten Gestaltungsplan. Es reagiert städtebaulich auf den linearen Gleiskörper und erinnert in seiner Erscheinung an die endlos langen Holzstapel, die entlang der Bahngleise gelagert waren. Mit seiner geschlossenen Bauweise reagiert der 350 m lange Körper aber ebenso auf die erhöhten Schallschutzbedürfnisse und schützt somit auch die dahinterliegenden Wohnhäuser. Die Wohnungen des Gebäudes selbst orientieren sich nach Südwesten und kehren dadurch dem Bahnhof ihre lärmunempfindlichen Räume zu. Durch horizontale Verschiebungen wird die Fassade strukturiert und gegliedert. Die dadurch entstehenden «Durchstösse» auf allen drei Geschossebenen lassen Durchblicke entstehen und können im 1. Obergeschoss gemeinschaftlich genutzt werden. Dabei nehmen die Aussparungen auf Erdgeschossniveau Bezug auf die bestehende und geplante Bahnhofunterführung. Vorgesehen sind günstige kleine und mittelgrosse Mietwohnungen für ein mobiles Publikum. Abb. 3 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1+3 Visualisierungen: St’A Abb. 2 Modell: K-Atelier, Foto: St’A-Archiv 48 49 typologisieren Typus mit «durch die einer bestimmten Gruppe von Personen oder Dingen gemeinsamen, für diese Gruppe charakteristischen wesentlichen Merkmale gekennzeichnete Erscheinungsform einer Person, eines Einzeldinges, Grundform, Urgestalt»; auch «die gemeinsamen Merkmale besonders ausgeprägt aufweisender Vertreter einer bestimmten Gattung, Idealbild, Inbegriff» [18. Jh.]; zuvor [abgesehen von vereinzeltem Gebrauch in der Grammatik für «Muster, Paradigma», 17. Jh.] bei Theologen «Vorbild, alttestamentlicher Bericht mit auf das Neue Testament vorausdeutendem Sinn», Entlehnung [Ende 16. Jh.] von lat. typus «Figur, Bild» [spätlat. auch «periodische Zu- und Abnahme einer Krankheit, regelmässige Wiederkehr»], griech. týpos [ τύπος] «Schlag, Stoss, Abdruck, Gepräge, erhabene Arbeit, Bildwerk, Schriftduktus, Abbild, Vorbild, Gestalt, Umriss, Entwurf, Regel»; in dt. Texten folgt Typus noch bis ins 18. Jh. öfters der lat. Flexion. Zu der seit dem 18. Jh. verwendeten Pluralform Typen stellt sich im frühen 20. Jh. der eindeutschende Sing. Typ, der für die jungen Bedeutungen «besondere, von anderen Produkten derselben Funktion abweichende Bauart eines in Serie gefertigten Erzeugnisses, Modell, Sorte, verbindliche Norm» [in Technik und Wirtschaft, Anfang 20. Jh.] und «seltsamer Kerl, Sonderling». 2137 Wohn- und Geschäftshaus Lindbergh-Allee Glattpark, Opfikon Die Typologie der Gebäude und der Aussenräume sind im Quartierplan Glattpark klar ausformuliert. Blockrandbebauungen und ein Netz von Aussenräumen definieren einen hohen Grad an Ordnung und eine präzise Abstufung von öffentlichem zu privatem Raum. Diese Klarheit hat etwas Grosszügiges und bietet Basis für inspirierende Vielfalt innerhalb genau bestimmter Regeln. Ein grosser Blockrand mit Wohn- und Dienstleistungsnutzung prägt die Überbauung an der Lindbergh-Allee. Zwei Innenhöfe strukturieren den Gebäudekörper, sind Erschliessungsraum für die Wohnungen und Lichthof für die Büros gegen die Thurgauerstrasse. Sowohl auf dem Niveau der Lindbergh-Allee als auch der Thurgauerstrasse finden sich grosse Läden, welche die Versorgung für den Glattpark sicherstellen. In den Erdgeschossen befinden sich die grossflächigen Nutzungen; Grossverteiler am Lilienthal-Boulevard und an der Thurgauerstrasse, Restaurant und Kleingewerbe an der Lindbergh-Allee. Bei der Fassade gilt es, mit einem Minimum von unterschiedlichen Elementen einen eigenen, prägnanten Ausdruck zu erzeugen. Eine modulare Fassade, die viele Nutzungen zulässt und den Körper einprägsam umhüllt. Sie garantiert ausserdem Wirtschaftlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit. Flächeneffiziente Wohnungen für jüngere Ein- oder Zweipersonenhaushalte werden angeboten. Durchgehende Wohnzimmer mit Loggien auf beiden Seiten vermitteln Grosszügigkeit und zeigen Durchblick, erlauben Wohnerlebnis sowohl mit dem Hof als auch mit der Umgebung. Abb. 4 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierungen: St’A 50 51 modulieren in der Musik «Klangfarbe, Tonstärke abwandeln, die Tonart überleitend wechseln» [16. Jh.], in der Technik «eine Frequenz zum Zwecke der Nachrichtenübermittlung beeinflussen» [20. Jh.]; allgemein «gestaltend abwandeln», entlehnt aus lat. modulārī «messen, regeln, taktmässig und melodisch spielen oder singen» [zu lat. modulus «Mass[stab], Rhythmus, Takt», s. Modell]. 2140 Zentrum Isenriet, Mönchaltdorf Der Neubau Zentrum Isenriet befindet sich in der Industriezone von Mönchaltorf an der Isenrietstrasse. Auf einem präzis definierten Bebauungsfeld entsteht eine gestalterische Gesamtlösung. Zwei Hauptbauten definieren das Feld, bewältigen den Abschluss des Industriequartiers und den Eingang in das dörfliche Kerngebiet. Die modular kontrollierte Clusterbildung garantiert nutzungsoptimierte Flexibilität und Anpassung sowie architektonische Qualität und Prägnanz im Industriequartier. Aufgrund der Anordnung des Gebäudes auf dem Bebauungsfeld können alle vermietbaren Flächen des Erdgeschosses direkt mit dem Aussenraum verbunden werden. Die Parkplätze vor dem Haus sowie die Anlieferung werden ausschliesslich von der Isenrietstrasse erschlossen. Auf den Flächen für den ruhenden Verkehr wird mit Abb. 1 Pflanzungen von Bäumen der Bezug zum ländlichen Aussenraum hergestellt. Eine öffentliche Fussgängerverbindung führt durch das Ensemble und verbindet die Isenrietstrasse mit der Esslingerstrasse. Der modulare Aufbau des Zentrums Isenriet und der grosszügige Raster von 8 x 8 m ermöglichen eine flexible Aufteilung der Nutzflächen. Zwei Erschliessungskerne garantieren grösstmögliche Erschliessungsflexibilität. Grös­ se und Lage eines Lichthofes können den Nutzerbedürfnissen angepasst werden. Je nach Programm können die Gebäudevolumen vom heutigen Projektstand abweichen, sofern sie den Regeln im Gestaltungsplan entsprechen. Auch die Fassadengestaltung ist programmabhängig und im Einvernehmen mit den zukünftigen ­Nutzern zu gestalten. Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Visualisierungen: St’A 52 53 erfinden «bisher noch nicht Vorhandenes ersinnen, erschaffen», althochdeutsch irfindan «erfahren, erkennen, erfassen» [9. Jh.], ­mittelhochdeutsch ervinden «ausfindig machen, bemerken, erfahren». Erfindung für «das Ersonnene, Erschaffene» [15. Jh.]. Erfinder mit «wer bisher nicht Vorhandenes ersinnt, erschafft» [15. Jh.], heute bes. im technischen Bereich. erfinderisch Adj. «einfallsreich» [18. Jh.]. 2142 Terrassenhäuser, Herrliberg Oberhalb von Herrliberg, mit wunderbarem Blick auf den Zürichsee, entsteht eine Terrassensiedling spezieller Prägung. Die Architektur ist auf das Wesentliche konzentriert und das einfache statische System optimal in das steile Gelände eingefügt. Die gelochten, horizontalen Betonplatten der Geschossebenen mit ihrem Licht- und Schattenspiel prägen das Erscheinungsbild und setzen die Bebauung mit ihren speziellen Räumen gekonnt in Szene. Den Eingangsraum bildet eine kaskadierende Treppe. Innerhalb der klaren Struktur hat der Bewohner grösste Freiheit. Er bestimmt den Charakter seiner Wohnung selbst. Das ausladende Vordach garantiert Privatsphäre und konzentriert den Blick auf den See. Das Wohnen wird zelebriert ohne klare Trennung von innen und aussen, ohne vorbestimmte Zimmerzahl, Zimmergrösse oder Nutzung. Nur drei parallele Zonen werden definiert: Nebenräume, Wohnräume und überdachte Terrasse. Die transparente Membran lässt das Innen und das Aussen verschmelzen und schafft so ein erweitertes Wohnerlebnis. Ein 50 m langer, naturnaher Schwimmteich kombiniert nachhaltige Regenwasserretention mit Freizeitaktivitäten und Ausbauluxus. Erdsonden und Wärmepumpen versorgen dezentral jede Wohnung. Unterhaltskosten und Energieeffizienz stehen damit für eine lohnende Investition in die Zukunft. Abb. 4 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierungen: St’A 54 55 integrieren «ergänzen, vervollständigen, sich zusammenschliessen, in ein grösseres Ganzes eingliedern» [18. Jh.], entlehnt aus lat. integrāre «wiederherstellen, ergänzen, erneuern, geistig auffrischen» [zu lat. integer, s. unten]; auch [wohl nach frz. intégrer] «ein Integral berechnen»; dazu integrierend Part.adj. «zur Vollständigkeit erforderlich, notwendig», bes. in der Fügung integrierender [Bestand]teil [18. Jh.], anfangs auch integranter Teil [nach frz. partie intégrante]. 2157 Ökonomiegebäude Stiftung Brunegg, Hombrechtikon Das neue Mehrzweckgebäude der Stiftung Brunegg in Hombrechtikon fügt sich in Form und Massstab in die vorgefundene Umgebung ein. Der zweigeschossige Kopfbau bildet zusammen mit dem bestehenden Haupthaus aus dem Jahr 1991 einen Platz – eine neu betonte Mitte auf dem Areal der Gärtnerei. Der eingeschossige Anbau erstreckt sich gleich wie die Gewächshäuser am nördlichen Ende der Parzelle dem Hang entlang. Dachformen und Materialisierung des Neubaus folgen derselben Absicht einer Anlehnung an die bestehende Substanz, um ein möglichst stimmiges Ensemble zu schaffen, ohne jedoch ins Pittoreske zu verfallen: Die Blechdächer, die verputzten Aussenwände und einheitliche Fenstertüren zeugen vom Pragmatismus eines Zweckbaus. Deutlicher als die zu ersetzende Scheune artikuliert das neue Haus die Bedeutung und die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung Brunegg: Esssaal, Schulungsräume und Büros sind im vorderen Bau untergebracht, Ateliers und Gärtnereiraum im Anbau. Der Neubau soll ein Begegnungsort werden und einen Beitrag zum wertvollen Zusammenleben in der landschaftlich geprägten Umgebung leisten. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1+2 Visualisierungen: visual tool Abb. 3 Modell und Modellfoto: St’A 56 57 konzipieren Vb. «aufsetzen, abfassen, entwerfen, eine erste Fassung herstellen», mhd. concipieren, auch «ein Kind empfangen», entlehnt aus lat. concipere (conceptum) «auffassen, in sich aufnehmen, schwanger werden, empfangen, etw. in einer bestimmten Formel aussprechen, sich etw. vorstellen»; vgl. lat. capere «nehmen, fassen, ergreifen». – Konzept n. «erste Niederschrift, Plan, Entwurf» (16. Jh.), aus lat. conceptum, dem substantivierten Neutrum des Part. Perf. von lat. concipere (s. oben), vielleicht unter Einfluss von lat. conceptus «das Zusammenfassen, Erfassen, Empfängnis», spätlat. auch «Gedanke, Vorsatz», da im Dt. anfangs auch «gedanklicher Entwurf, Vorsatz, Absicht»; vgl. aus dem Konzept kommen (17. Jh.), aus dem Konzept bringen (18. Jh.). Konzeption f. «schöpferischer Einfall, (künstlerischer) Entwurf, Auffassung, Empfängnis», entlehnt (18. Jh.) aus lat. conceptio (Gen. conceptiōnis) «das Zusammen-, Auffassen, Ausdruck einer Sache in Worten, Inbegriff, Empfängnis». 2159 Kulturpark Zürich West, Zürich Gemeinsam geplant von der Hamasil Stiftung, der Paulus-Akademie Zürich und der W. Schmid + Co. AG, entsteht ein Kulturpark an zentraler Lage in Zürich-West in unmittelbarer Nähe von Bahnhof Hardbrücke und Technopark, zwischen Pfingstweidstrasse und Schiffbaustrasse. Ab 2015 wird hier gemäss den Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung gearbeitet und gewohnt. Soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, interreligiöses Zusammenleben, Ethik und Kultur stehen im Zentrum der vielfältigen, zukunftsgerichteten Nutzungen des Kulturparks. Die Bereiche «Arbeiten», «Wohnen» und «Bildung» unterstützen sich gegenseitig und schaffen eine urbane Plattform mit grosser Ausstrahlung. Das Wohnhaus mit seinen 54 Wohnungen schafft ein breites Angebot von 1½- bis 6½-Zimmer-Wohnungen für altersdurchmischtes städtisches Wohnen. Weitere Gewerbe- und Verkaufsräume im Erdgeschoss ergänzen dieses Angebot. Grundlage für die Planung ist der private ergänzende Gestaltungsplan Escher-Wyss-Gebiet, welcher die zukünftige Bebauung zwischen Hard-, Pfingstweid- und Schiffbaustrasse regelt. Das Wohnhaus folgt in seiner Geometrie den Vorgaben des Gestaltungsplanes und bildet innerhalb des Quartiers das Bindeglied zwischen der Paulus-Akademie an der Pfingstweidstrasse und der angrenzenden Bebauung an der Schiffbaustrasse. Abb. 3 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1– 3 Visualisierungen: St’A 58 59 verankern Anker m. Der mehrarmig gekrümmte Eisenhaken zum Festmachen von Wasserfahrzeugen ist vermutlich eine Erfindung der Griechen, griech. ánkyra [ άγκυρα], eigentl. «Gerät mit gekrümmten Enden», dem wie bei Angel und Anger [s. d.] die Wurzel ie. *ank-, *ang- «biegen, krümmen» zugrunde liegt. Die bildliche Verwendung von Anker als Symbol des Glaubens und der Hoffnung ist schon in mhd. Zeit üblich. ankern «vor Anker gehen, liegen», mhd. ankern; verankern Vb. «durch Anker, Eisenhaken, befestigen» und entsprechend Verankerung f. [18. Jh.]; in übertragener Bedeutung wird verankern «festlegen» in der 1. Hälfte des 20. Jhs. ein häufig gebrauchter Ausdruck. 2163 Wohnüberbauung «Carus», Salenstein Auf dem Grundstück des ehemaligen Hotel und Restaurant Haldenhof entstehen drei neue Wohnbauten für das gehobene Käufersegment. Der einzigartigen Lage und den anspruchsvollen Wünschen der Käuferschaft entsprechend, entsteht dabei ein ­charakterstarkes, prägnantes Projekt mit Fernwirkung. Drei neue Wohnbauten gruppieren sich am Ende einer Moränenzunge zu einer eigenständigen Ansammlung ruhender Findlinge. In die sie umgebende Wiese gelegt, verbinden sich die erratischen Körper an dieser spektakulären Lage mit der Natur und lösen sich aus dem Kontext der umgebenden Wohnbauten ab. Dach und Fassaden der Betonkonstruktion sind mit grau-grünem Naturschiefer verkleidet. Dabei verstärken die aufgesetzten Fensterrahmen aus Metall den Eindruck einer alles umfliessenden Steinverkleidung. Rücksprünge und Knicke in der Fassadenabwicklung gliedern die Körper und reduzieren deren Erscheinungsbild im Zusammenspiel mit einer leichten Neigung des Daches in Hangrichtung zu haptisch fassbaren Volumen. Durch die präzise Setzung der Volumen auf der Parzelle und deren unterschiedliche Höhenlage werden auch dem See abgewandten Wohnungen Aus­ blicke nach Norden über den Untersee eröffnet. Direkt dem Terrain folgend, entwickeln sich die Grundrisse der einzelnen Wohnungen über unterschiedliche Niveaus und weisen zusätzlich überhohe Räume aus. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1 Modellstudien und Foto: St’A Abb. 2 Modell: K-Atelier Foto: St’A 60 61 implantieren «einpflanzen, einpfropfen, einimpfen» [um 1800], entlehnt aus spätlat. implantāre [implantātum] «einpflanzen» [s. pflanzen]. In der Chirurgie «[ausgeschlagene Zähne] operativ einsetzen» [Ende 19. Jh.], dann [im Unterschied zu transplantieren, s. d.] « ­ Gewebe [Haut], künstliche Organteile [Zapfen für Zähne], künstlich hergestellte Organe oder Geräte [Herzschrittmacher] in den lebenden Organismus operativ einsetzen» [20. Jh.]. Dazu Implantation f. «Einpflanzung» auf fremden, anderen Boden [Mitte 19. Jh.], «operative Einsetzung bestimmter Teile [s. oben] in den Körper» [Ende 19. Jh.]. Implantat n. [in der Chirurgie] «das durch Implantieren Eingesetzte» [20. Jh.]. 2165 Überbauung Zypressenhof Limmatfeld, Zürich Im Limmatfeld in Dietikon soll ein zukunftsorientierter, attraktiver Stadtteil mit gemischter Nutzung für hochwertiges Wohnen und Arbeiten samt Freizeitangebot entstehen. Ergänzt wird diese Nutzung mit der entsprechenden Versorgung und Infrastruktur. Im Rahmen des Wettbewerbes sind verschiedene Varianten von Stadthäusern entwickelt worden; die Ergebnisse zeigen den vielfältigen Umgang mit der betreffenden Typologie. Ein abwechslungsreiches Addieren von verschiedenen Architektursprachen vermeidet ein grossflächiges monotones Stadtbild und nimmt die Tradition des eher kleinteiligen Städtebaus wieder auf – dies allerdings unter Berücksichtigung der gesamtplanerischen Rahmenbedingungen des Gestaltungsplans. Das Baufeld G unterliegt der Gesamtplanung von Stücheli Architekten. Innerhalb eines städtebaulichen Konzeptes wurden Rahmenbedingungen für die einzelnen Module vordefiniert, welche dann unter der Koordination von St‘A von eingeladenen Jung-Architekten konzeptionell bearbeitet worden sind. Die Überarbeitung und Ausführungsplanung sowie die gesamte Erarbeitung des Kopfbaues und zwei weiterer Module unterliegt dabei Stücheli Architekten direkt. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Visualisierungen: raumgleiter 62 63 funktionieren Funktion f. «Aufgabe, Wirkungsbereich, Amt», auch Fachwort verschiedener Wissenschaftszweige, im 17. Jh. entlehnt aus lat. fūnctio (Gen. fūnctiōnis) «Dienstverrichtung, Amtsobliegenheit», zum Verb lat. fungī (fūnctus sum) «verrichten, vollziehen» – funktionieren Vb. «reibungslos ablaufen, seiner Aufgabe gerecht werden», um 1800 vom Substantiv abgeleitet, zunächst nur von Personen im Sinne von «amtieren» (dafür heute fungieren, s. d.), im 20. Jh. fast nur mit Sachsubjekt; vgl. gleichbed. frz. fonctionner. Funktionär m. «mit Leitungstätigkeit Beauftragter einer Organisation, verantwortlicher Mitarbeiter eines Verbandes» (20. Jh.). 2171 Wohn- und Geschäftsüberbauung «Beugen», Meilen Das Beugen-Areal befindet sich südöstlich des Dorfkerns von Meilen an der Seestrasse. Es bildet Anfang respektive Abschluss der Kernzone «Winkel» und ist, gegeben durch Lage und Grösse, von städtebaulicher Bedeutung. Geprägt wird das Grundstück durch das bestehende, inventarisierte Weinbauernhaus, durch die Hanglage, die begrenzenden linearen Elemente der Bahnlinie im Norden, des grünen Bachraumes im Osten sowie der Seestrasse im Süden. Dem natürlichen Terrainverlauf folgend, schiebt sich die private Wohnnutzung über die öffentliche Ladennutzung. Windmühlenartig um das Weinbauernhaus schmiegt sich, gebildet aus drei in sich ähnlichen L-förmigen Häusern, die einprägsame Gebäudekomposition. Sie bildet im Zentrum der Anlage einen Wohnhof und reagiert spezifisch auf die Umgebung mit einem offenen Zugangsraum für die Ladennutzung gegen das westlich gelegene Dorfzentrum, einem langgezogenen Eingangsraum zum Wohnen entlang der Bahnlinie und einem durchgrünten Bereich entlang des Baches. Die Schenkel der Häuser sind unterschiedlich hoch. Durch die Höhenstaffelung wird für eine grosse Anzahl Wohnungen der Blick zum See freigegeben sowie die Massstäblichkeit der umgebenden Häuser aufgenommen. Es gelingt eine aufgelöste Verteilung der Baumasse und die Integration des Weinbauernhauses, welches durch die Schräg­ stellung eigenständig bleibt. Die Architektur entwickelt sich aus der Nutzung und statischen Eigenheiten des Projektes. Über einem einheitlichen Raster des Laden- und Untergeschosses entwickeln die Wohnhäuser, je nach Lage mit unterschiedlich positionierten Wandscheiben – einem Strichcode gehorchend – eine eigene Identität. Dieses statische Konzept wird in der Fassade sichtbar und ermöglicht die Ablesbarkeit der inneren Ordnung. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 64 Abb. 4 Konzeptskizze: St’A Modell: K-Atelier Modell: St’A Visualisierung: St’A 65 entwickeln «entstehen, (sich) entfalten, in einem Prozess voranschreiten», Präfixbildung (17. Jh.) mit ent- (s. d.) zu wickeln (s. d.); zunächst im Sinne von «aufwickeln, auseinanderfalten», doch nur in wenigen, meist bildlichen Verwendungen als Gegenwort von einwickeln. Im 18. Jh. in der Auffassung «Verwickeltes entwirren», seitdem insbes. «(einen komplizierten Sachverhalt) darlegen». Fototechnisch «durch Chemikalien ein Bild sichtbar machen» (19. Jh.). Entwickler m. chemische Flüssigkeit für die Sichtbarmachung fotografischer Aufnahmen (19. Jh.). Entwicklung f. «Entstehung, Entfaltung». Seit dem 17. Jh. in den meisten Verwendungen dem Verb folgend; als Bestimmungswort in zahlreichen Komposita, von Campe (um 1800) zur Verdeutschung von Evolution vorgeschlagen (ebenso Entwicklungslehre für Evolu­tionslehre). Entwurfsstudio WeimarZürich, ETH Zürich Im Frühjahrssemester 2011 konnten sich Stücheli Architekten am Entwurfsstudio der Professur D. Eberle, ETH Zürich, massgeblich beteiligen. Unter dem Titel «Bauen im Bestand» entwarfen 14 Studierende aus Weimar und Zürich ein Erweiterungs- und Modernisierungskonzept für das Hochhaus zur Bastei, von Werner Stücheli, 1955. Die konkrete Bauaufgabe umfasste die bauliche Erweiterung, die strukturelle Anpassung sowie die energetische Ertüchtigung des bestehenden Gebäudes. Ziel des Entwurfsstudios war die Vermittlung von Wissen und Methodik im Umgang mit dem Gebäudebestand, die Sensibilisierung für die Fragen des Denkmalschutzes und die Befähigung zu einer eigenen Entwurfshaltung im Spannungsfeld von Erhalt und Erneuerung bestehender Bausubstanz. Die integrierten Disziplinen Tragwerksentwurf, Konstruktion und Gebäudetechnik, Beiträge und Kritiken der Denkmalpflege, der Bauherrschaft und der Architekten bildeten eine erweiterte Grundlage zur Bewältigung dieser alltäglichen und doch komplexen Aufgabenstellung. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 4 Abb. 3 Abb. 1 Entwurfsbeitrag Felix Kubetzek, BUW Abb. 2 Entwurfsbeitrag Luc Joos, ETH Z Abb. 3 Entwurfsbeitrag Marko Jovanovic, ETH Z Abb. 4 Entwurfsbeitrag Victoria Catunda Gross, BUW 66 67 Von einem armen, reichen Manne Adolf Loos, «Neues Wiener Tagblatt», 26. April 1900 Von einem armen, reichen Manne will ich euch erzählen. Er hatte Geld und Gut, ein treues Weib, das ihm die Sorgen, die das Geschäft mit sich brachte, von der Stirne küsste, einen Kreis von Kindern, um die ihn der ärmste seiner Arbeiter beneidet hätte. Seine Freunde liebten ihn, denn was er angriff, gedieh. Aber heute ist es ganz, ganz anders geworden. Und das kam so: Eines Tages sagte sich dieser Mann: Du hast Geld und Gut, ein treues Weib und Kinder, um die dich der ärmste Arbeiter beneiden würde. Aber bist du denn glücklich? Siehe, es gibt Menschen, denen alles fehlt, worum man dich beneidet. Aber ihre Sorgen werden hinweggescheucht durch eine grosse Zauberin, die Kunst. Und was ist dir die Kunst? Du kennst sie nicht einmal dem Namen nach. Jeder Protz kann seine Visitenkarte bei dir abgeben. Und dein Diener reisst die Flügel auf. Aber die Kunst hast du noch nicht bei dir empfangen. Ich weiss wohl, dass sie nicht kommt. Aber ich werde sie aufsuchen. Wie eine Königin soll sie bei mir einziehen und bei mir wohnen. Er war ein kraftvoller Mann, was er anpackte, wurde mit Energie ausgeführt. Das war man immer bei seinen Geschäften gewohnt. Und so ging er noch am selben Tage zu einem berühmten Architekten und sagte ihm: «Bringen sie mir Kunst, die Kunst in meine vier Pfähle. Kostenpunkt Nebensache.» Der Architekt liess sich das nicht zweimal sagen. Er ging zu dem reichen Manne hin, warf alle seine Möbel hinaus, liess ein Heer von Parkettierern, Spalierern, Lackierern, Maurern, Anstreichern, Tischlern, Installateuren, Töpfern, Teppichspannern, Malern und Bildhauern einziehen und hui, hast du nicht gesehen, war die Kunst eingefangen, eingeschachtelt, wohlverwahrt in den vier Pfählen des reichen Mannes. Der reiche Mann war überglücklich. Überglücklich ging er durch die neuen Räume. Wo er hinsah, war Kunst, Kunst in allem und jedem. Er griff in Kunst, wenn er eine Klinke ergriff, er setzte sich auf Kunst, wenn er sich in einem Sessel niederliess, er vergrub sein Haupt in Kunst, wenn er es ermüdet in die Kissen vergrub, sein Fuss versank in Kunst, wenn er über 68 die Teppiche schritt. Mit einer ungeheuren Inbrunst schwelgte er in Kunst. Seitdem auch sein Teller mit artistischem Dekor versehen war, schnitt er sein bœuf à ­l‘oignon noch einmal so fest entzwei. Man pries ihn, man beneidete ihn. Die Kunstzeitschriften verherrlichten seinen Namen als einen der ersten im Reiche der Mäzene, seine Zimmer wurden zum Vorbild und zur Darnachachtung abgebildet, erläutert und erklärt. Aber sie verdienten es auch. Jeder Raum bildete eine abgeschlossene Farbensymphonie. Wand, Möbel und Stoffe waren in der raffiniertesten Weise zusammengestimmt. Jedes Gerät hatte seinen bestimmten Platz und war mit den anderen zu den wunderbarsten Kombinationen verbunden. Nichts, gar nichts hatte der Architekt vergessen. Zigarrenabstreifer, Bestecke, Lichtauslöscher, alles, alles war von ihm kombiniert worden. Aber es waren nicht die landläufigen Architektenkünste, nein, in jedem Ornamente, in jeder Form, in jedem Nagel war die Individualität des Besitzers ausgedrückt. (Eine psychologische Arbeit, deren Schwierigkeit jedermann einleuchten wird.) Der Architekt aber wehrte alle Ehren bescheiden ab. Denn, sagte er, diese Räume sind gar nicht von mir. Da drüben in der Ecke steht nämlich eine Statue von Charpentier. Und wie ich es jedem verübeln würde, ein Zimmer als seinen Entwurf auszugeben, sobald er vielleicht nur eine meiner Türschnallen verwendet hätte, gerade so wenig kann ich mir nun herausnehmen, diese Zimmer als mein geistiges Eigentum auszugeben. Das war edel und konsequent gesprochen. Mancher Tischler, der vielleicht sein Zimmer mit einer Walter Crane‘schen Tapete versehen hatte, und doch die darin befindlichen Möbel sich zuschreiben wollte, weil er sie erfunden und ausgeführt hatte, schämte sich in den tiefsten Grund seiner schwarzen Seele hinein, als er diese Worte erfuhr. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu unserem reichen Manne zurück. Ich habe ja schon gesagt, wie glücklich er war. Einen grossen Teil seiner Zeit widmete er von nun an dem Studium seiner Wohnung. Denn das muss gelernt sein; das sah er wohl bald. Da gab es gar viel zu merken. Jedes Gerät hatte einen bestimmten Platz. Der Architekt hatte es gut mit ihm gemeint. An alles hatte er schon vorher gedacht. Für das kleinste Schächtelchen gab es einen bestimmten Platz, der gerade dafür gemacht war. Bequem war die Wohnung, aber den Kopf strengte sie sehr an. Der Architekt überwachte daher in den ersten Wochen das Wohnen, damit sich kein Fehler einschleiche. Der reiche Mann gab sich alle Mühe. Aber es geschah doch, dass er ein Buch aus der Hand legte, und es im Gedanken in jenes Fach schob, das für die Zeitungen angefertigt war. Oder dass er die Asche seiner Zigarre in jene Vertiefung des Tisches abstrich, die für den Leuchter bestimmt war. Hatte man einmal einen Gegenstand in die Hand genommen, so war des Ratens und des Suchens nach dem alten Platz kein Ende und manchmal musste der Architekt die Detailzeichnungen aufrollen, um den Platz für eine Zündholzschachtel wieder zu entdecken. Wo die angewandte Kunst solche Triumphe feierte, durfte die angewandte Musik nicht zurückbleiben. Diese Idee beschäftigte den reichen Mann sehr. Er machte eine Eingabe an die Tramwaygesellschaft, in der er ersuchte, sich statt des sinnlosen Läutens des Parsivalglockenmotives zu bedienen. Allein er fand bei der ­Gesellschaft kein Entgegenkommen. Dort war man für moderne Ideen noch nicht genug empfänglich. Dafür wurde ihm gestattet, die Pflasterung vor seinem Hause auf eigene Kosten ausführen zu lassen, wodurch jedes Fuhrwerk gezwungen wurde, im Rhythmus des Radetzky­ marsches vorbei zu rollen. Auch die elektrischen Läu­ten­ werke in seinen Räumen erhielten Wagner- und Beet­ hovenmotive und alle berufenen Kunstkritiker waren voll des Lobes über den Mann, der der «Kunst im Gebrauchsgegenstande» ein neues Gebiet eröffnet hatte. Man kann sich vorstellen, dass alle diese Verbesserungen den Mann noch glücklicher machten. Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass er es vorzog, möglichst wenig zu hause zu sein. Nun ja, von so viel Kunst will man sich hie und da ausruhen. Oder könnten sie in einer Bildgalerie wohnen? Oder Monate lang in «Tristan und Isolde» sitzen? Nun also! Wer wollte es ihm verdenken, wenn er neue Kräfte im Café, im Restaurant oder bei Freunden und Bekannten für seine Wohnung sammelte. Er hatte sich das anders gedacht. Aber der Kunst müssen Opfer gebracht werden. Er hatte doch schon so viele gebracht. Sein Auge wurde feucht. Er dachte vieler alter Dinge, die er so lieb gehabt hatte und die er doch manchmal vermisste. Der grosse Lehnstuhl! Sein Vater hatte immer sein Nachmittagsschläfchen darin gemacht. Die alte Uhr! Und die Bilder! Aber die Kunst verlangt es! Nur nicht weich werden! Einmal geschah es, dass er seinen Geburtstag feierte. Frau und Kinder hatten ihn reich beschenkt. Die Sachen gefielen ihm ausnehmend und bereiteten ihm herzliche Freude. Bald darauf kam der Architekt, um nach dem Rechten zu sehen und Entscheidungen in schwierigen Fragen zu treffen. Er trat in das Zimmer. Der Hausherr kam ihm freudig entgegen, denn er hatte vieles auf dem Herzen. Aber der Architekt sah nicht die Freude des Hausherrn. Er hatte etwas ganz anderes entdeckt und erbleichte: «Was haben Sie denn für Hausschuhe an», stiess er mühsam hervor. Der Hausherr besah seine bestickten Schuhe. Aber er atmete erleichtert auf. Diesmal fühlte er sich ganz unschuldig. Die Schuhe waren nämlich auch nach dem Originalentwurfe des Architekten gearbeitet worden. Er antwortete daher überlegen: «Aber Herr Architekt! Haben Sie schon vergessen? Die Schuhe haben Sie ja selbst gezeichnet!» «Gewiss», donnerte der Architekt, «aber für das Schlafzimmer. Sie aber zerreissen mit diesen zwei unmöglichen Farbflecken die ganze Stimmung. Sehen Sie denn das gar nicht ein?» Der Hausherr sah das wohl ein. Er zog rasch die Schuhe aus, und war todfroh, dass der Architekt nicht noch seine Strümpfe unmöglich fand. Sie gingen nach dem Schlafzimmer, wo der reiche Mann wieder seine Schuhe anziehen durfte. «Ich habe», begann er hier zaghaft, «gestern meinen Geburtstag gefeiert. Meine Lieben haben mich mit Geschenken förmlich überschüttet. Ich habe Sie rufen lassen, lieber Herr Architekt, damit Sie uns Ratschläge geben, wie wir die Sachen am besten aufstellen könnten.» Das Gesicht des Architekten verlängerte sich zusehends. Dann brach er los: «Wie kommen Sie dazu, sich etwas schenken zu lassen! Habe ich Ihnen nicht alles gezeichnet? Habe ich nicht auf alles Rücksicht genommen? Sie brauchen nichts mehr. Sie sind komplett!» «Aber», erlaubte der Hausherr zu erwidern, «ich werde mir doch noch etwas kaufen dürfen!» «Nein, das dürfen Sie nicht! Nie und niemals! Das fehlte mir noch. Sachen, die nicht von mir gezeichnet sind? Habe ich nicht genug getan, dass ich den Charpentier gestattete? Die Statue, die mir den ganzen Ruhm meiner Arbeit raubte! Nein, Sie dürfen nichts mehr kaufen!» «Aber wenn mir mein Enkel eine Kindergartenarbeit schenkt?» «Dann dürfen Sie sie nicht nehmen!» 69 Der Hausherr war vernichtet. Aber noch hatte er nicht verloren. Eine Idee, jawohl, eine Idee! «Und wenn ich mir in der Sezession ein Bild kaufen wollte?» fragte er triumphierend. «Dann versuchen Sie, es doch irgendwo aufzuhängen. Sehen Sie denn nicht, dass für nichts mehr Platz ist? Sehen Sie denn nicht, dass ich für jedes Bild, das ich Ihnen hergehängt habe, auch einen Rahmen auf der Wand, auf der Mauer dazu komponiert habe? Nicht einmal rücken können Sie mit einem Bilde. Probieren Sie doch, ein neues Bild unterzubringen.» Da vollzog sich in dem reichen Manne eine Wandlung. Der Glückliche fühlte sich plötzlich tief, tief unglücklich. Er sah sein zukünftiges Leben. Niemand durfte ihm Freude bereiten. Wunschlos musste er an den Verkaufsläden dieser Stadt vorübergehen. Für ihn wurde nichts mehr erzeugt. Keiner seiner Lieben durfte ihm sein Bild schenken, für ihn gab es keine Maler mehr, keine Künstler, keine Handwerker. Er war ausgeschaltet aus dem künftigen Leben und Streben, Werden und Wünschen. Er fühlte: Jetzt heisst es lernen, mit seinem eigenen Leichnam herumzugehen. Jawohl! Er ist fertig! Er ist komplett! 70 71 Wettbewerbe 72 73 kontinuieren heute nicht mehr gebräuchliches Verb für «fortsetzen, fortfahren, dauern» [1. Hälfte 18. Jh.], einer Entlehnung aus lat. continuāre «ohne Unterbrechung fortführen, verbinden, fortsetzen» [zu lat. continuus «zusammenhängend, fortlaufend, aufeinanderfolgend»]. 2148 Wohn- und Geschäftshaus Emmi-Butterzentrale, Luzern Für die Umnutzung des Areals der Emmi-Butterzentrale in Luzern wird eine städtebauliche Lösung gefunden, welche sich sowohl massstabgerecht in die vormals industrielle Umgebung eingliedert als auch dem menschlichen Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe gerecht wird. Es entsteht ein neuer Komplex für den Hauptsitz der Emmi und für umfangreiche Wohnnutzung. Die Überbauung bildet eine gegliederte Grossform, in deren Mitte sich auf den Unter­ geschossen der ehemaligen Butterzentrale ein Innenhof erstreckt; dieser erinnert an eine typische Schweizer Kulturlandschaft. Die untersten Wohnungen sind als Hoch­ parterre oder Maisonette ausgestaltet. Dadurch bieten sie gleichzeitig Privatsphäre auf der Hofseite, wie auch Anschluss an die Aussenwelt mit Schule und Fussballplatz. Mit drei verschiedenen Wohntypologien wird auf das Umfeld reagiert: Privatsphäre, Ruhe und optimale Besonnung werden gezielt gefördert. Der neue Hauptsitz der Emmi AG zeichnet sich durch seine Bürolandschaft aus, welche über fünf Geschosse hinweg eine kontinuierliche Raumabfolge bildet. Niveausprünge von nur 90 cm erlauben die Räume zusammenhängend zu erleben, ohne sich dabei auf derselben Etage zu befinden. Egalität und Austausch innerhalb des Gebäudes werden gefördert. Abb. 4 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierungen und Modellfotos: St’A 74 75 konservieren «erhalten, bewahren, vor Verderbnis schützen, haltbar machen» wird im 16. Jh. aus lat cōnservāre «bewahren, unversehrt erhalten» entlehnt [vgl. gleichbed. lat. servāre]. 2180 Stadtarchiv, Luzern An dieser städtebaulich heterogenen, unstrukturierten Lage bildet die ausgedehnte, freie Fläche der Parzelle und deren Entwicklung in die Tiefe eine entscheidende Standortqualität. Als Implantat ordnet sich der erratische Bau in diese Landschaft ein; in seiner präzisen Positionierung mit dem bestehenden Schulhausbau spannt er neue Räume auf und verhakt sich mit seiner Erschliessung fein mit der Umgebung. Das neue Stadtarchiv zeigt sich von aussen als kontemplativer Ort, als robuste Archivtruhe, welche sich als singulärer Körper in seinem Ausdruck vom gängigen Erscheinungsbild eines Gebäudes löst und damit die Nutzung versinnbildlicht. Die Bleche unterschiedlich grosser Lochung steuern den Übergang von aussen und ­innen in differenzierter Weise. Genauso spannen im Innern präzise gesetzte Mauern kontemplative und kommunikative, nach aussen gerichtete Räume auf; ein Wechselspiel von Archivieren und der öffentlichen Beschäftigung mit der Geschichte. Abb. 2 Abb. 1 Abb. 1–2 Visualisierungen: St’A 76 77 konstruieren «entwerfen, errichten, bauen, Wörter bzw. Satzglieder zusammenordnen». Das aus gleichbed. lat. cōnstruere [cōnstrūctum], einer Bildung zu lat. struere «schichtweise über- oder nebeneinanderlegen, aufschichten, aneinanderfügen, errichten, ordnen» ­entlehnte Verb begegnet im 16. Jh. als grammatischer, später als technischer Terminus. 2182 Büro- und Geschäftshaus Baufeld B Europaallee, Zürich Die Einbindung des Gebäudes in das neu entstehende Ensemble der Europaallee und in die übergeordnete Zürcher Stadtstruktur prägt den Bau in seiner volumetrischen Erscheinung. Abgestimmt auf die Ansprüche der unterschiedlichen Orientierungen reagiert der exponierte Kopfbau mit einer fliessenden Veränderung seiner Modellierung. Durch die Bewegung des Betrachters verändert sich die Wahrnehmung des Gebäudes kontinuierlich. Je nach Standort wirkt das Gebäude ruhig, skulptural oder dynamisch und reflektiert damit auch im übertragenen Sinn seine vielfältige Umgebung. Durch seine zurückhaltende, grossflächige Fassade entlang der Europaallee konzentriert sich der Bau auf seine Aufgabe, den Europaplatz optimal zu fassen und in den Vordergrund zu stellen. Ein leicht zurückversetzter Sockelbereich akzentuiert die öffentliche Nutzung des Erdgeschosses ohne die Gesamterscheinung zu dominieren. Zur Stirnfassade hin entwickelt das Gebäude seine volle skulpturale Wirkung für eine identitätstiftende Fernwirkung zum Bahnhofplatz. Mit dem Perron nimmt die Fassade zusätzlich Geschwindigkeit auf. Sie reagiert damit dynamisch auf die fliehenden Linien des Gleisfeldes und die schnelleren Bewegungen des Bahngastes. Die auslaufenden Auskragungen betonen die Tiefenwirkung entlang des Bahnsteigs und provozieren Assoziationen zur klassischen Typologie des Stellwerks. Durch den Zuschnitt des Grundstückes und die Volume­ trie zeigt sich das Projekt als präzises Konstrukt, in dem ein Teil den anderen bedingt. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 4 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierungen: St’A 78 79 collagieren Collage f. «Klebebild». Um 1910 von G. Braque und P. Picasso erfundene und zuerst frz. papiers collés «zusammengeklebte Papiere» bezeichnete Kunstart. Frz. collage m. «das Leimen, Aufkleben» ist von coller «leimen, kleben» abgeleitet, das auf frz. colle, vlat. *colla, griech. kólla [ κόλλα] «Leim» zurückgeht. In der 1. Hälfte des 20. Jhs. wird Collage auch im Dt. üblich. 2185 Kinderspital Lenggstrasse, Zürich Durch die Konzentration von Klinikbauten in der unmittelbaren Umgebung entwickelt sich die Gegend vom Balgrist zum Burghölzli zunehmend zu einem eigentlichen Spitalzentrum. Die beiden neuen Bauvolumen des Kinderspitals verstehen sich als autonome Cluster, die bewusst keinen direkten Bezug zur Strassengeometrie aufbauen, sondern sich als eigenständige Geometrien analog der bestehenden Anlage der Psychiatrischen Klinik verhalten. Somit ist eine zusammenhängende Lektüre der bestehenden und neuen Bauten möglich, ohne deren jeweilige Eigenständigkeit anzutasten. Die städtebauliche Setzung der beiden Neubauten überführt den ehemals von offenen Wiesenflächen geprägten Landschaftsraum in einen urbanen Ort. Wir sehen das Kinderspital Zürich als grosses, vielschichtiges Haus, dessen gestalterische Konzeption als facettenreiche Collage neugierig macht. Die Einzelteile und verschiedenen Stimmungen des Spitals sollen jeden Abb. 1 Betrachter individuell ansprechen und von diesem spezifisch interpretiert werden können. Um den entscheidenden Bedürfnissen einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche gerecht zu werden, sind angemessene Massstäblichkeit, erlebbare Atmosphäre und starke Identität die Schlüsselinstrumente zur Sicherstellung von Behaglichkeit, Sicherheit und Orientierung im Gebäude. Die vorgeschlagene Volumetrie von sich überlagernden Hofstrukturen soll sich im Aussenraum als differenziertes Vor- und Rückspringen der Gebäudefluchten zeigen und dabei kleinräumliche Bereiche wie eingezogene Hofräume und Zugangssituationen schaffen, ohne die grosse Dimension des Gebäudekomplexes zu ignorieren. Das Forschungs-, Lehr- und Administrationsgebäude auf dem Areal Nord nimmt mit der gezielt tief gehaltenen Volumetrie des Seminarzentrums Rücksicht auf die Ausstrahlung der bauhistorisch bedeutenden Anlage der Psychiatrischen Universitätsklinik. Abb. 2 Abb. 4 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierungen: raumgleiter 80 81 tradieren Vb. «(Kenntnisse, Erfahrungen, kulturelle Werte der Nachwelt mündlich oder schriftlich) überliefern, Überliefertes weiterführen, weitergeben», entlehnt (2. Hälfte 15. Jh.) aus lat. trādere «(von Hand zu Hand) weitergeben, überreichen, anvertrauen, überlassen, abtreten, übereignen, mündlich oder schriftlich weitergeben, überliefern, aufzeichnen, berichten, mitteilen, vortragen, lehren», eigentl. «übergeben», aus lat. trāns- «durch-, hin-, über-, hinüber-, über … hin(aus) -» (s. trans-) und dare «geben»; im Dt. zuerst vereinzelt in der Bedeutung «geben, unterweisen, berichten, ausliefern, verraten» (16. Jh.), dann (entsprechend der juristischen Bedeutung von Tradition, s. oben) «übergeben, übereignen» (2. Hälfte 16. Jh. bis Anfang 19. Jh.), schliesslich in der oben angeführten Bedeutung (Mitte 16. Jh. bis 19. Jh. selten, in neuerer Zeit häufiger). 2187 Geschäftshaus Kirchenweg, Zürich Die Liegenschaft befindet sich im Zürcher Seefeld an einer spannenden Nahtstelle zwischen dichter städtischer Bebauung und parkartigen Bebauungsstrukturen. Die Denkmalpflege wehrte sich damals vehement, jedoch erfolglos für den Erhalt des Ensembles der Villa «Seeburg». Das 1962/1963 ausgearbeitete Bauprojekt erstreckt sich in Folge über die ganze Länge des Grundstücks. Aus baugesetzlichen Gründen ist das Gebäude entlang des Kirchenwegs in zwei Teile gegliedert, die entsprechend dem Geländeverlauf um ein Geschoss zueinander versetzt sind. Dadurch ergibt sich eine gewisse Auflockerung des Körpers in der von Wohnhäusern beherrschten Quartiersstruktur. Beide Gebäudeteile sind im Untergeschoss sowie durch einen brückenartigen Zwischenbau miteinander verbunden. Ein auf den Park ausgerichteter pavillonartiger Sitzungssaal ergänzt die Anlage an der Mühlebachstrasse. Heute erscheinen die Situierung und die Struktur des Gebäudes wie geschaffen für eine umfassend denkende Klientel: «Am Puls der Zeit sein und die Ruhe geniessen.» Das Gebäude regelt den Übergang von Stadt und Park, von Öffentlichkeit zu Privatheit. Bei der Umnutzung des Bürogebäudes in Wohnen wird die Struktur vollständig belassen und typologische Merkmale werden beibehalten. Innere Korridore erschliessen die Maisonette-Wohnungen, die Anteil an Stadt und Park haben. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 4 Visualisierungen: visual tools und St’A 82 83 charakterisieren Charakter m. «Gesamtheit der Wesenszüge, Eigenart eines Menschen oder einer Sache», spätmhd. karacter «Buchstabe, Zauberschrift, Merkmal», von lat. charactēr, griech. charaktḗr (χαρακτήρ) «Werkzeug zum Graben, Gravieren, eingeritzter Buchstabe, körperliche und sprachliche Eigenart, Merkmal», im Lat. auch «das den Tieren (auch Sklaven) eingebrannte Erkennungszeichen, der Stempel», zu griech. charássein (χαράσσειν) «spitzen, ritzen, eingraben, prägen». Die Bedeutung «Buchstabe, Zauberzeichen» ist noch im 18. Jh. nachzuweisen. Die bis ins 19. Jh. bezeugte Verwendung im Sinne von «Merkmal, Zeichen» wird seit dem Ende des 17. Jhs. auf Stand und Rang einer Person (den Charakter eines Sekretärs erhalten) und in zunehmendem Masse seit der 1. Hälfte des 18. Jhs. auf die Gesamtheit ihrer Wesenszüge, auf ihre Eigenart bezogen. Der Charakter ist also im Wesentlichen das dem Menschen «Eingeritzte, Eingeprägte» an psychischen und geistigen Eigenarten. Diese Bedeutung liegt bereits im Griech. vor, wird aber im Dt., wohl unter Einfluss von frz. caractère, erneut entwickelt. Auch die Verwendung von Charakter bei Sachobjekten entsteht in der 1. Hälfte des 18. Jhs. – charakterisieren Vb. «mit einem Zeichen, Merkmal versehen» (17. Jh.), «einen Rang, Titel verleihen» (17. Jh., anfangs häufig im Part. Prät.), «jmdn. oder etw. gemäss seiner Eigenart schildern, darstellen» (18. Jh.), aus frz. caractériser entlehnt. 2194 Lakeview Residence-Suiten, Bürgenstock Das Bürgenstock-Resort soll auf der Nordseite, mit fantastischem Panoramablick auf den Vierwaldstättersee, durch Residenz-Suiten ergänzt werden. Es wird eine «VillenTypologie» vorgeschlagen, die eigenständig in Erscheinung tritt, in ihrer Addition aber die Kraft aufbringt, gegen die Natur und auf die grossmassstäblichen Hotelgebäude zu reagieren. Die gewählte Typologie kann gelesen werden als «nebeneinanderliegende grosse Felsbrocken» oder als «zerfurchtes Felsenband» durch dessen Spalten die Sonne konzentriert durchtritt – eine vielfältige Landschaft, die eine ganz eigene Ikonografie entwickelt. Die Villen besitzen durch ihre Lage und Typologie eine massive Erscheinung, welche sich aus dem Felsen des Bürgenstockmassivs heraus entwickelt. Bergseits wachsen die Gebäudekörper zusammen und verschmelzen mit dem Fels. Während im Äusseren eine Art rauer Charakter aus regionalem Naturstein dominiert, der durch Oberfläche, Struktur und Licht das Gebäude zu reichhaltigem Leben erweckt, erwarten uns im Innern vor allem edle, glatte und helle Oberflächen, die das Licht optimal in die Räume transportieren. Geschaffen wird eine starke Struktur mit Volumen und Hohlräumen, welche räumliche Haupterlebnisse vorgibt. Innenräumlich ist jedoch durch den Gebäuderahmen grosse Flexibilität möglich. Die grundsätzliche Zonierung ergibt introvertierte und extrovertierte Bereiche. Die Villen thematisieren die Charakteristiken der alpinen Berg- und Felswelt, welche in dem rauen jahreszeitlichen Wechsel körperlich erlebbar wird. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1,2,4 Visualisierungen: St’A Abb. 3 Visualisierungen: maars 84 85 stärken stark «voller Kraft, kräftig, gross, dick», ahd. [8. Jh.], mhd. starc «gewaltig, kräftig, schwer zu ertragen, schlimm», asächs. mnd. stark, mnl. starc, staerc, sterc, nl. sterk, aengl. stearc, engl. stark «steif, starr», anord. sterkr, starkr, schwed. stark führt mit einer Ausgangsbedeutung «starr, steif» wie [ablautend] ahd. gistorkanēn «erstarren» [9. Jh.]. 2195 Stadthausareal, Adliswil Auf dem Stadthausareal soll ein neuer städtebaulicher Schwerpunkt im Zentrum von Adliswil entstehen. Dazu braucht es eine angemessene städtische Struktur und entsprechende Nutzungsangebote. In seinem Entwurfsansatz basiert das Projekt auf einer Aktivierung und Verknüpfung von Stadt- und Flussraum. Die Setzung von vier Baukörpern und die Formulierung unterschiedlicher Aussenräume mit differenziertem Öffentlichkeitsgrad kennzeichnen das Projekt. Die Körnung der vorgeschlagenen Bebauung orientiert sich am Massstab der Umgebung; trotzdem ermöglicht das Ensemble eine städtebauliche Akzentuierung. Durch die Orthogonalität und die Dichte erhält die Bebauung einerseits inneren Halt und Wertigkeit und schafft es andererseits, die disperse städtebauliche Situation zu stabilisieren und klare Räume zu erzeugen. Dabei wird die topografische Situation zum generierenden Element. Mit einem städtischen, zum Quartier hin orientierten Platz an der Zürichstrasse und der tiefer gelegenen Terrasse an der Sihl entstehen neue, markante Orte im öffentlichen Raum. In seiner volumetrischen Erscheinung wird das Areal durch die vier unterschiedlich ausgeformten und genutzten Gebäude geprägt. Über ihre Positionierung im Raum und ihre unterschiedlichen Proportionen werden die einzelnen Volumen sowohl als individuelle Einheiten wie auch als Teile eines übergeordneten Ganzen lesbar gemacht. Das Grundthema des prismatischen Körpers und dessen Variation wird eingesetzt, um die Identität des Ortes zu stärken und eine klare Adressbildung für die verschiedenen Nutzungen zu ermöglichen. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 3 Visualisierungen: architron Abb. 4 Modell: K-Atelier, Zürich 86 87 hofieren Hof m. «in einen Wohnkomplex einbezogener eingezäunter Platz, bäuerliches Anwesen, fürstliche Residenz, fürstliches Gefolge und Milieu», ahd. [9. Jh.], mhd. asächs. mnd. mnl. nl. aengl. hof können der unter Hobel [s. d.] behandelten Labialerweiterung ie. *keup-, *kūp- der Wurzel ie. *keu-, *keuə- «biegen, Wölbung, Höhlung» zugeordnet werden; dann würde Verwandtschaft mit Hübel eben� so wie mit Hügel, hoch [s. d.] und den dort genannten Wörtern bestehen. Der inhaltliche Bezug zur genannten Wurzel liesse sich aus der Vorstellung eines auf erhöhtem Gelände, auf einer Anhöhe gelegenen Anwesens erklären, wofür Parallelen wie norw. hov «Hügel», anord. hof «Tempel» sprechen. Die bei mhd. hof deutlich hervortretende Verwendung im Sinne von «Fürstenresidenz, fürstlicher Hofstaat», entwickelt sich unter dem Einfluss von gleichbed. afrz. cort [frz. cour], mlat. cortis, curtis. Gehöft n. «bäuerliches Anwesen, ländlicher Gebäudekomplex», frühnhd. [md.] gehofte [15. Jh.], dann Gehöfte, Gehöfde; Kollektivbildung zu Hof. hofieren «jmdn. mit Galanterie, übertriebener Liebenswürdigkeit behandeln, sich mit Höflichkeit und Dienstbeflissenheit um jmds. Gunst bemühen» [vgl. jmdm. den Hof machen], mhd. hovieren, hofieren, auch «in festlicher Geselligkeit sich erfreuen, aufwarten, musizieren, einherstolzieren». 2201 Wohnüberbauung Boulevard Lilienthals, Glattbrugg Vielen Neubausiedlungen, die retortenhaft auf der grünen Wiese entstehen, fehlt es trotz gut gemeinter Planung an identitätstiftenden Merkmalen. Identität und Intimität stehen daher im Vordergrund des Projektes, um der sich abzeichnenden Anonymität entgegenzutreten. Der «halboffene» Blockrand mit dem abgestaffelten Gebäudevolumen schafft Massstäblichkeit, knüpft an umgebende Höhen an und bringt vor allem Licht in den Innenhof. Die einprägsame Bandfassade zeigt sich nach aussen geschlossen und betont die städtebauliche Setzung. Im Hof hingegen öffnet sich der Baukörper, die zur Strasse hin starren Bänder fangen an zu schwingen und bieten Platz für privaten Aussenraum. Diese Schwingungen setzen sich in der Hofgestaltung fort. Schilf bietet Sichtschutz für die Hochparterre-Geschosse und zieht sich gleichzeitig als Thema durch die gesamte Gestaltung. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1– 3 Visualisierungen: vizoom 88 89 adressieren Adresse f. «Anschrift, Wohnungsangabe», bis ins 18. Jh. auch, dem Frz. entsprechend, «Zugang, Gelegenheit» und «Geschicklichkeit», Entlehnung (17. Jh.) von gleichbed. frz. adresse, afrz. adrece «Richtung, Richtweg, richtige Gelegenheit», gebildet zu afrz. adrecier (s. unten). Die Bedeutung «schriftliche Willensbekundung, offizielles, feierliches Schreiben» (im Dt. um 1700 aufkommend, später vor allem «Glückwunsch-, Grussschreiben») stammt aus der engl. Parlamentssprache, vgl. engl. address «Bittschrift des Parlaments an den König» (nach frz. adresse im früh veralteten Sinne von «Anrede, Hinwendung»). Unter engl. Einfluss begegnet im Dt. anfangs die Schreibung Address(e) auch in den anderen Verwendungen des Wortes – adressieren Vb. «mit einer Anschrift versehen, an jmdn. richten» (Ende 16. Jh.), nach gleichbed. mfrz. frz. adresser, afrz. adrecier «in eine Richtung, in Ordnung bringen, ausführen, ausstatten, zurechtweisen, helfen», aus vlat. *addīrēctiāre «in gerade Richtung bringen, ausrichten», einer Ableitung von lat. dīrēctus «gerade­ gerichtet», dem Part. Perf. von dīrigere »geraderichten, hinlenken» (s. dirigieren). 2203 Wohn- und Geschäftshaus Schlotterbeck, Zürich Die Projektidee beruht auf dem Anliegen, die Identität des Gebäudes und des Ortes möglichst umfassend zu erhalten. Als Träger dieser Identität wird neben der eigenwilligen Form und der Setzung des Bestandes vor allem das grosse, zusammenfassende Dach identifiziert. Es wird quasi in die Höhe gehoben mit dem Ziel, im so gewonnenen Volumen die neuen Nutzungen anzubieten. In einer zweiten Massnahme wird im parkseitigen Bereich der Parzelle ein Hochbau errichtet, der sich aus dem Bestand entwickelt und durch seine Volumetrie eine Adresse zu den umliegenden Hochhäusern bildet. Zusammen bilden sie eine neue Einheit, die auf Umgebung, Bestand und Stimmung an der Badener Strasse reagiert und zu einer neuen Prägnanz führt. Die Wohnungen übernehmen die industrielle Sprache, respektieren die bestehende Tragstruktur und entwickeln sich zu loftartigen, frei unterteilbaren Grundrissen. Die charakteristisch tiefen Grundrisse werden durch zentrale Lichthöfe aufgewertet. Diese Lichthöfe akzentuieren gleichzeitig die inneren Erschliessungsbereiche und geben somit Orientierung und Sicherheit. Das Verhältnis von Hüllfläche zu Nutzfläche ist durch die konsequente und dichte Bespielung des Hallenvolumens ungewöhnlich günstig. Ebenso wird die Rampe zum nutzungsorientierten Objekt inszeniert und zum Ort der Begegnung. Sie wird als Ikone der Mobilität bewahrt. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 1– 5 Modelle und Visualisierung: krueger | architektur + H. Krüger, L. Joos, M. Pschorn, A. Denkeler 90 91 sozialisieren sozial Adj. «Entlehnung» (Anfang 19. Jh.) von frz. social, lat. sociālis «die Gesellschaft betreffend, gemeinschaftlich, gesellig», abgeleitet von lat. socius «gemeinsam» (s. Sozius). Frz. social, zu Beginn des 17. Jhs. in der Bedeutung «gesellig», wird im 18. Jh. bei den Enzyklopädisten im Sinne von «auf die Beziehungen des Zusammenlebens gerichtet, der Gemeinschaft verbunden und ihr dienend» zum Ausdruck einer natur- und vernunftgemässen Moral, die das menschliche Zusammenleben prägt. Der Gebrauch des Adjektivs durch die Physiokraten setzt es in Beziehung zur Wirtschaft, bei Saint-Simon entwickelt es sich zum Gegensatz von frz. individuell, im weiteren erhält es im Hinblick auf eine Lösung ökonomisch bedingter gesellschaftlicher Gegensätze den Sinn «durch Beseitigung überkommener Privilegien den gesellschaftlich und wirtschaftlich Benachteiligten stützend». Erst in Zusammenhang mit dem nach 1830 merkbar eindringenden revolutionären frz. Ideengut bürgert sich sozial im Dt. ein und wird zum politischen Schlagwort, vgl. soziale Frage, soziale Verhältnisse, soziales Leben, soziale Idee, soziale Reform (19. Jh.). Ältere Komposita wie Social(zu)stand, Socialgesetz (Ende 18. Jh.) dürften dagegen auf einer früheren, direkten Entlehnung aus dem Lat. beruhen. 2205 Schulhaus Sandgruben, Basel Die Schule soll ein Ort sein, der einen stabilen Rahmen schafft und der flexibel genug ist, sich veränderten gesellschaftlichen Bedürfnissen anzupassen. Dazu bedarf es flexibler räumlicher Strukturen, die genügend gross sind, sich veränderten Bedürfnissen anzupassen. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die innere Erschliessungsfläche als Begegnungs- und Kommunikationszone. Das neue Schulhaus nimmt Bezug zur näheren Umgebung indem die Analogie zu bestehenden Elementen aus der Umgebung zur Strategie erklärt wird. Die vorhandenen Schulbauten bilden zusammen mit den näheren Gebäuden ein räumliches Grundmuster, in das sich die neue Schulanlage einfügt. So wird die offene Hoftypologie des bestehenden Schulhauses aufgenommen und die städtebauliche Körnigkeit der bestehenden Schulanlage wiederholt. Alle Gebäudevolumen sind als Einzelbauten lesbar, bilden aber dennoch eine Einheit. Der offene und übersichtliche Erschliessungsbereich im Erdgeschoss erlauben zusammen mit dem Vordach und dem Innenhof eine einfache Orientierung in der Schule. Die drei Hauptvolumen – Lerntrakt, Spezialtrakt und Turnhallen – weisen wegen ihrer spezifischen Funktion eine unterschiedliche Grundstruktur auf. Für den Lernbereich wird innerhalb eines vorgegebenen Stützenrasters eine maximale Flexibilität ermöglicht. Auch eine klassische Korridorlösung ohne strukturellen Eingriff ist jederzeit möglich. Das Gebäudevolumen mit dem Spezialbereich für Chemie, Physik, usw. orientiert sich zum Hof. Aufgrund der zusätzlichen Funktion dieses Gebäudeteils als Schutzmassnahme gegenüber der Schwarzwaldallee, ­liegen die Unterrichtsräume lärmabgewandt zum Hof hin orientiert. Die Turnhallen sind mit der Schule verbunden, jedoch akustisch und organisatorisch getrennt. Das Vereinslokal mit den dazugehörenden Garderoben und ­Nebengebäuden ist ein Teil dieses Gebäudevolumens. Abb. 4 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 1– 4 Visualisierung: St’A 92 93 programmieren Entlehnung (um 1700) aus lat. programma n., griech. prógramma (πρόγραμμα) «öffentlicher Anschlag, Tagesordnung», anfangs in griech.-lat. Form Programma mit der Bedeutung «öffentliche Bekanntmachung, öffentliche Einladungsschrift» (eingedeutschtes Programm um 1800). Zugrunde liegt das Verb griech. prográphein (προγράφειν) «vor-, voranschreiben, durch öffentlichen Anschlag im voraus anzeigen, bekanntmachen»; s. -gramm. In der Kybernetik «eindeutige Anweisung an einen Rechenautomaten zur Lösung bestimmter Aufgaben, Probleme, zeitliche Aufeinanderfolge von Schaltvorgängen automatisch arbeitender Apparate, Maschinen» (Mitte 20. Jh.). 2206 Wohnsiedlung für Studierende HWW, Zürich Vier einbündige, von Ost nach West verlaufende Zeilenbauten werden zu zwei Wohnhäusern mit je einem zentralen Erschliessungshof gruppiert. Ein zweigeschossiges Randgebäude im Osten, dort wo Science City beginnt, verbindet und verdichtet die beiden fünf- und sechsgeschossigen Baukörper zu einem städtischen Gebäudekonglomerat, das Räume mit unterschiedlichen, aber spezifischen Qualitäten ein- und ausschliesst. Nach Westen hingegen vereinzeln sich wiederum die vier Zeilen und öffnen sich hin zum Landschaftsraum. Um der speziellen Lage des Grundstücks am Übergang von Stadt und Landschaft gerecht zu werden, sind die Baukörper untereinander in der Länge und in der Höhe gestaffelt ausgebildet und unterschreiten die Traufhöhe des geplanten HWO markant. Dichte und Höhe der Baukörper steigern sich von Südwest nach Nordost, von der Landschaft zur Stadt. Zwischen den Baukörpern entwickelt sich ein dichtes Netz von Erschliessungswegen, die durch mehrere Räume mit unterschiedlichen Graden von Öffentlichkeit und Privatheit führen. Diese entwickeln sich analog zur Volumetrie vom öffentlichen Stadtplatz im Nordosten zum semiprivaten Aussenraum im Südwesten. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 3 Visualisierungen: St’A Abb. 4 Modell: K-Atelier, Zürich 94 95 bilden Vb. «formen, gestalten, hervorbringen, darstellen, sein» übertragen «erziehen, die geistigen Anlagen entwickeln», ahd. biliden «formen, gestalten, zum Beispiel geben, nachahmen» (9. Jh.) und bilidōn «abbilden, nachahmen, Vorbild sein, gestalten» (8./9. Jh., vom 10. Jh. an vorherrschend), postnominale Ableitungen von ahd. bilidi (s. Bild), fallen zusammen in mhd. bilden «mit Bildern verzieren, gestalten, nachbilden, vorstellen» (vgl. gleichbed. mnd. bělden, bilden und nl. beelden «bilden, abbilden, malen»); von der Mitte des 18. Jhs. an und bes. in der Klassik wird bilden zum Ausdruck für die Bestrebungen der bürgerlich-humanistischen Pädagogik; gleichzeitig werden daher auch das Part. adj. gebildet, das das Erziehungsergebnis kennzeichnet, und dessen Substantivierung der Gebildete üblich. 2209 Schulhaus, Schlieren Die neue Schulanlage ist auf zwei Volumen beschränkt. Der Sporttrakt schliesst das Areal gegen den Bahndamm. Die Integration der Aula/Quartiersaal in den Sporttrakt verweist auf die Bedeutung des Sporttraktes über den unmittelbaren Schulbetrieb hinaus. Das «öffentlichste» Gebäude steht direkt an der Parkallee, der inneren Haupt­ erschliessung des neu im Entstehen begriffenen Quartiers und unterstützt die im ­Gestaltungsplan formulierte Idee einer quartiereigenen neuen Erschliessungsachse. Die Erschliessung erfolgt direkt von der Parkallee. Entsprechend der Bedeutung ist der Eingang mit Foyer grosszügiger ausgelegt und befindet sich auf dem gleichen Niveau wie die Parkallee. Die Sekundarschule bildet den viergeschossigen Abschluss entlang der Badenerstrasse, der Kindergarten und die Primarschule den zweigeschossigen rückwertig inneren und geschützten Teil der Schule. Begrenzt durch die angrenzenden Wohn­bauten wird der Park, der Allwetterplatz und die begeh­baren Dachflächen der Schule als zusammenhängender Binnenraum verstanden. Unterstützt wird dieser räum­ liche Zusammenhang durch die Durchlässigkeit des Erdgeschosses in Verbindung mit dem Parkweg und die mit der Umgebung durch Treppen verbundenen begehbaren ­Terrassen, einer Art «promenade architectural». Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 1– 3 Visualisierung: vizoom Abb. 4 Modell: St’A 96 97 ordnen Vb. «in eine bestimmte Ordnung, richtige Reihenfolge, in einen ordentlichen Zustand bringen», ahd. ordinōn «(an)ordnen, ein­ reihen, einteilen, ordnungsgemäss erfüllen» (9. Jh.), mhd. ordenen «in Ordnung bringen, anordnen», entlehnt aus lat. ōrdināre «in Reihen anpflanzen, in Reih und Glied aufstellen, regeln, in ein Amt einsetzen», abgeleitet von lat. ōrdo (Gen. ōrdinis) «Reihe(nfolge), Glied, Stand, Ordnung». 2210 Geschäftshaus Balsberg, Zürich Der Balsberg wirkt als Generator mit einer starken Grundfigur, die weiter gestrickt wird. Bürobänder unterschied­ licher Dicke formieren sich um Aussenräume. Während die Höfe des bestehenden Balsbergs abgeschlossen, nur aus dem Gebäudeinneren erschlossen werden können, verknüpft sich der Aussenraum der Erweiterung mit dem Umfeld und bildet ein offen kommunikatives System. Wie ein leichtes luftiges Kleid umhüllen die Neubauten den Bestand und führen zu einer ganz neuen, komplexen ­Figur, zu einer neuen Einheit. Gegen die Autobahn zeigt sich der Balsberg verhüllt, zur High-Line wird das Kleid in Falten geworfen und wirkt sehr kompakt; gegen die BalzZimmermann-Strasse zeigen sich die Bauten aufgereiht. Der Haupteingang zum Balsberg wird zelebriert durch Treppen und Dächer, flankiert wird er neu durch Balsberg Süd und Nord; auch ihre Haupteingänge liegen an der Balz-Zimmermann-Strasse. Neues räumliches Konzept jedoch ist, dass der Balsberg Nord mit der High-Line und der verbindenden Terrasse kommuniziert. Dies gibt eine komplexe innere Welt frei, die vielfältig genutzt werden kann. Die Terrasse wird zum durchgängigen und verbindenden Element des Balsberg «Clusters». Von der Terrasse gelangt man über zwei Fussgänger-Brücken über die Autobahn zum Gebiet «Platten». Abb. 1 Abb. 4 Abb. 2 Abb. 1– 3 Plan und Perspektiven: St’A Abb. 4 Modell: K-Atelier 98 Abb. 3 99 definieren lat. dēfīnīre «abgrenzen, bestimmen, erörtern, festsetzen», vgl. lat. fīnīre «begrenzen, bestimmen, erklären», fīnis «Grenze, Ende, Abschluss, Endziel», eigentl. «Festgestecktes, Abgrenzung»; – definieren Vb. «bestimmen, festlegen» (14. Jh.), aus lat. dēfīnīre (s. oben), anfangs auch diffinieren (vgl. die Variante lat. diffīnīre). Im 19. Jh. definitiv Adv. «bestimmt», auch adjektivisch «endgültig, ­bestimmt» (17. Jh.), lat. dēfīnītīvus «begriffsbestimmend, erläuternd, bestimmt», spätlat. «endgültig». 2214 Bürogebäude Optima, Weinfelden Das Ensemble zweier sich präzise aufeinander beziehender, jedoch gegensätzlich gestalteter Gebäudekörper definiert klar einen Ort im heterogenen Umfeld. Der umschliessende, asphaltierte «Stadtboden» und die Anordnung von Birken verankert die Komposition im Kontext. Das Thema der Schichtung, welches im bestehenden Gebäude in der Abstufung des Volumens zum Ausdruck kommt, wird im Neubau radikal zu einem neuen Ausdruck transformiert. Massive Betonbänder definieren die Aussenmasse des Baukörpers und vermitteln dadurch städtebauliche Präsenz, Konsistenz und Sicherheit. Die membran­ artigen Fensterbänder springen vor und zurück, wirken leicht und transparent und sind als Zeichen der inneren Gesinnung der Thurgauer Kantonalbank zu verstehen. Die Transformation des gegensätzlichen Gestaltungspaares «schwer und leicht» innerhalb des Neubaus und im Gesamtensemble wird als Zeichen des Wandels gelebt. Die Fortführung dieser Gegensätzlichkeit erhält der Entwurf des Neubaus in seiner inneren Organisation. Sind es beim bestehenden Hauptsitz die im Inneren liegenden Atrien und Höfe und die geschlossene Fassade, so ist es beim Neubau der im Inneren zentral angeordnete Versorgungskern und die vollständige Öffnung nach aussen, welche diese Gegensätzlichkeit weiter betont und deutlich werden lässt. Zusammen mit den innenliegenden tragenden Stützen ermöglicht diese Anordnung eine flexible Raumeinteilung für die Arbeitszonen, Abb. 3 Abb. 1 Abb. 2 Abb. 1– 3 Visualisierungen: St’A 100 101 Kenndaten 2161 Wohnüberbauung Bertastrasse, Zürich Bauaufgabe: Fassadensanierung Standort: Bertastrasse 97+99, Gutstrasse 2, 8055 Zürich Planung: 2010 – 2011 Bauzeit: 2011 Projekte 2100 Geschäfts- und Wohnhaus «Phönix», Neuhausen Bauaufgabe: Neubau, Umbau Bauherrschaft: SIG Gemeinnützige Stiftung Standort: Industrieplatz, 8212 Neuhausen am Rheinfall Wettbewerb: 2004 Planung: 2010 – 2014 Bauzeit: 2013 – 2015 GF (m2 ): 16 000 Label: Minergie 2091 Bürogebäude Forchstrasse, Zürich Bauten 1165 Verwaltungszentrum Uetlihof, Erweiterung UH2, Zürich Bauaufgabe: Neubau, Erweiterung Bauherrschaft: Credit Suisse AG Standort: Uetlibergstrasse 231, 8045 Zürich GU: HRS Real Estate AG Planung: 2005–2010 Bauzeit: 2009 – 2012 GF (m2 ): 64 800 Arbeitsplätze: 2000 oder 2500 Label: Minergie P-Eco, Gutes Innenraumklima 1936 Geschäftshaus Splügenstrasse, Zürich Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Swiss Life AG Standort: Splügenstrasse 5, 8002 Zürich Planung: 1998 – 2008 Bauzeit: 2008 – 2011 GF (m2 ): 6500 Arbeitsplätze: 200 Label: LEED Platin 2020 Zentrum Leue, Männedorf Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Helvetia Lebensversicherungsgesellschaft AG, Evangelisch-reformierte ­­ Kirchgemeinde Männedorf Standort: Alte Landstrasse, Männedorf GU: Allreal Planung: 2004 – 2010 Bauzeit: 2009 – 2010 GF (m2 ): 18 000 Arbeitsplätze: 60 2064 Büro- und Geschäftshaus Grünenhof, Zürich Bauaufgabe: Sanierung Bauherrschaft: UBS AG, Corporate Real Estate & Administrative Services Standort: Pelikanstrasse 19, 8001 Zürich GU: Halter Generalunternehmung Planung: 2006 – 2008 Bauzeit: 2007 – 2009 GF (m2 ): 13 600 Arbeitsplätze: 700 2064 Büro- und Geschäftshaus «Delphin» Grünenhof, Zürich Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: UBS AG, Corporate Real Estate & Administrative Services Standort: Talacker 24, 8001 Zürich GU: Halter Generalunternehmung Planung: 2006 – 2009 Bauzeit: 2009 – 2010 GF (m2 ): 4900 Arbeitsplätze: 300 Label: Minergie, nicht zertifiziert 2121 Geschäftshaus C, Esslingen Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Rehalp Verwaltungs AG, Basler&Hofmann AG Standort: Bachweg 3, 8133 Esslingen Planung: 2008 – 2009 Bauzeit: 2009 – 2010 GF (m2 ): 2900 Arbeitsplätze: 120 Label: Minergie P-Eco 2124 Geschäftshaus Holbeinstrasse, Zürich Bauaufgabe: Umbau Bauherrschaft: Züblin Immo AG Standort: Holbeinstrasse 22/30, 8008 Zürich Planung: 2008 – 2009 Bauzeit: 2009 – 2010 GF (m2 ): 8400 Label: Minergie 2143 Geschäftshaus Goethestrasse, Zürich Bauaufgabe: Umbau Bauherrschaft: Clientis Zürcher Regionalbank Genossenschaft Standort: Goethestrasse 18, Falkenstrasse 21, 8001 Zürich Planung: 2009 – 2010 Bauzeit: 2011– 2011 GF (m2 ): 3400 2144 Freibad «Zwischen den Hölzern», Oberengstringen Bauaufgabe: Sanierung Bauherrschaft: Stadt Zürich Standort: «Zwischen den Hölzern», Oberengstringen Planung: 2009 – 2010 Bauzeit: 2010 – 2011 GF (m2 ): 1100 102 Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Rehalp Verwaltungs AG, Basler & Hofmann AG Standort: Forchstrasse 395, 8008 Zürich Planung: 201 – 2012 Bauzeit: 2013 – 2014 GF (m2 ): 3000 AP: 100 Label: Minergie 2100 Ambassador-House, Opfikon-Glattbrugg Bauaufgabe: Totalsanierung Bauherrschaft: Immobiliengesellschaft Balintra AG, Immobiliengesellschaft Immosip AG, INTERSWISS «Aargau» Immobilien AG Standort: Thurgauerstrasse 101, 8152 Opfikon Planung: 2008 – 2014 Bauzeit: 2015 – 2016 GF (m2 ): 51 900 AP: 3000 Label: LEED Platin 2113 Wohnüberbauung Bahnhofareal Süd, Turgi Bauaufgabe: Entwicklung Gestaltungsplan Bauherrschaft: Schweizerische Bundesbahnen SBB, Interessengemeinschaft Turgi Standort: Weichlenstrasse, 5300 Turgi Planung: 2008 – 2013 Bauzeit: 2013 – 2015 GF (m2 ): 12 500 Label: Minergie 2137 Wohn- und Geschäftshaus Lindbergh-Allee Glattpark, Opfikon Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Credit Suisse Funds AG Standort: Lindbergh-Allee, 8152 Glattpark, (Opfikon) GU: Steiner AG Planung: 2010 – 2013 Bauzeit: 2012 – 2015 GF (m2 ): 50 000 AP: 800 Label: Minergie P-Eco 2140 Zentrum Isenriet, Möchaltdorf Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Buchbinderei Burkhardt AG Standort: Isenrietstrasse 21, 8617 Mönchaltorf Planung: 2011– 2013 Bauzeit: 2013 – 2014 GF (m2 ): 8500 2142 Terrassenhaus, Herrliberg Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Mobimo AG Standort: Rigiweg, 8704 Herrliberg TU: Allco AG Planung: 2009 – 2011 GF (m2 ): 1500 2157 Ökonomiegebäude Stiftung Brunegg, Hombrechtikon Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Stiftung Brunegg Standort: Brunegg 3, 8634 Hombrechtikon Planung: 2010 – 2012 Bauzeit: 2012 – 2013 GF (m2 ): 1500 Label: Minergie 2159 Kulturpark Zürich West, Zürich Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: W. Schmid & Co AG, Römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich Standort: Schiffbaustrasse, Pfingstweidstrasse, 8005 Zürich Planung: 2011– 2013 Bauzeit: 2013 – 2015 GF (m2 ): 11 900 Label: Minergie, Minergie P-Eco, nicht zertifiziert 2163 Wohnüberbauung «Carus», Salenstein Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: BSS & M Real Estate AG Standort: Hauptstrasse 8, 8269 Salenstein GU: Implenia Planung: 2010 – 2012 Bauzeit: 2013 – 2015 GF (m2 ): 6200 Label: Minergie 2165 Überbauung Zypressenhof Limmatfeld, Zürich Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Rapid Holding AG, Halter AG Entwicklungen Standort: Heimstrasse, 8953 Dietikon GU: Priora Generalunternehmung AG Planung: 2010 – 2012 Bauzeit: 2012 – 2013 GF (m2 ): 24 200 Label: Minergie 103 2171 Wohn- und Geschäftsüberbauung «Beugen», Meilen 2209 Schulhaus, Schlieren Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Schneider Umweltservice AG Standort: Bergstrasse 10, 8706 Meilen Planung: 2010 – 2014 Bauzeit: 2014 – 2016 GF (m2 ): 26 500 Label: Minergie Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Stadt Schlieren, ZH Planung: 2012 GF (m2 ): 53 600 Label: Minergie P-Eco 2210 Geschäftshaus Balsberg, Zürich Entwurfsstudio Weimar Zürich, ETH Zürich In Kooperation mit: ETH- Zürich, Professur D. Eberle, Professur für Architektur und Entwurf | Projektverantwortung: Henrietta Krüger, MAS Arch. ETH und Bauhaus Universität Weimar, Professur W. Stamm- Teske | Projektverantwortung: Jessica Christoph Dipl.-Ing. Studierende: Tobias Eichenberger, Susanne Franke, Victoria Catunda Gross, Sabrina Höck, Luc Joos, Marco Jovanovic, Silvia Knobel, Felix Kubetzek, Felix Küster, Margit Pschorn, Valentin Schmitt, Fabian Spahr Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Priora Development AG Standort: Balz -Zimmermannstrasse 7, 8058 Zürich Airport Planung: 2012 GF (m2 ): 16 355 Label: Minergie 2214 Bürogebäude Optima, Weinfelden Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Thurgauer Kantonalbank Standort: Bankplatz 1, 8570 Weinfelden Planung: 2012 GF (m2 ): 5649 Label: Minergie-ECO Wettbewerbe 2148 Wohn- und Geschäftshaus Emmi-Butterzentrale, Luzern Bauaufgabe: Neubau, 2. Rang Bauherrschaft: Emmi Butterzentrale AG Standort: Landenberg-/Eisfeldstrasse, Luzern Planung: 2009 – 2010 GF (m2 ): 29 451 AP: 200 Label: Minergie 2180 Stadtarchiv, Luzern Bauaufgabe: Neubau, 3. Rang Bauherrschaft: Stadt Luzern Standort: Industriestrasse 6, 6005 Luzern 2182 Büro- und Geschäftshaus Baufeld B Europaalle, Zürich Bauaufgabe: Neubau, 1. Rang Bauherrschaft: SBB Immobilien Portfolio Management Standort: Le Corbusier Platz, 8001 Zürich Planung: 2012 – 2016 Bauzeit: 2015 – 2018 GF (m2 ): 17 000 Label: Minergie P-Eco + SGNI 2185 Kinderspital Lengstrasse, Zürich Bauaufgabe: Neubau, 2. Runde, keine Rangierung Bauherrschaft: Eleonorenstiftung Baukommission Standort: Lenggstrasse, August-Forel-Strasse, Zürich Planung: 2011 – 2012 GF (m2 ): 90 900 2187 Geschäftshaus Kirchenweg, Zürich Bauaufgabe: Umbau, 2. Runde, 2. Rang Bauherrschaft: Ledermann Immobilien AG Standort: Kirchenweg 2/8, Zürich Planung: Februar 2011 – September 2011 GF (m2 ): 10 260 2194 Lakeview Residence-Suiten, Bürgenstock Bauaufgabe: Neubau, 1. Rang Bauherrschaft: QDHP Swiss Management AG Standort: Bürgenstock, 6363 Stansstad Planung: 2011 – 2012 GF (m2 ): 5950 2195 Stadthausareal, Adliswil Bauaufgabe: Neubau, 2. Rang Bauherrschaft: Stadt Adliswil Liegenschaften Standort: Zürichstrasse 11–15, 8134 Adliswil Planung: 2011 2201 Wohnüberbauung Boulevard Lilienthal, Glattbrugg Bauaufgabe: Neubau Bauherrschaft: Mettler2invest Standort: Glattpark / Opfikon, Zürich Planung: 2012 GF (m2 ): 17 200 AP: 150 2203 Wohn- und Geschäftshaus Schlotterbeck, Zürich Bauaufgabe: Umbau und Erweiterung Bauherrschaft: Schlotterbeckgarage Standort: Badenerstrasse 415, 8003 Zürich Planung: 2012 GF (m2 ): 17 905 2205 Schulhaus Sandgruben, Basel Bauaufgabe: Neubau, 1. Rang Bauherrschaft: Kanton Basel-Stadt Standort: Sandgruben, Basel Planung: 2012–2014 Bauzeit: 2012 – 2015 GF (m2 ): 17 200 Label: Minergie P-Eco 2206 Wohnsiedlung für Studierende HWW, Zürich Bauaufgabe: Neubau, 1. Rang Bauherrschaft: LUPK, Luzerner Pensionskasse Standort: ETH Hönggerberg, 8093 Zürich GU: Losinger Marazzi SA Planung: 2012 Bauzeit: 2014 – 2016 GF (m2 ): 18 200 Label: Minergie P-Eco 104 105 Mitarbeiterliste Bachmann Ulrich Bader Heidi Becker Ramona Berger Andrea Brandt Silvana Bretschneider Thomas Brusky Elisa Cerlito Giuliana Crameri Valentino Doetsch Fredi Erismann Christoph Feissli Meret Fischer Jean-Marc Fornaro Andrea Fuchs Katharina Fujara Johanna Gisi Stephan Graf Markus Glaus Christof Grüning Juliane Härtel Denise Häusler Géraldine Heule Thomas Hilfiker Laurine Hüttinger Iris Jacklowsky Anett Kaden Sven Klein Stephanie Koller Claudio Kuhn Claudia Masaaki Matsuoka Meier Fabienne Meier Yanik 106 Mengetto Sandro Mora Carlos Mosimann Andreas Nordmann Benjamin Noves Salto Beatriz Ochsner Sabrina Oezkan Nuray Paetzold Kamilla Pfrang Axel Raugust Annika Risch Martin Rochat Henri Rohländer Karin Rolser Sabine Roth Matthias Shakerin Elham Sandow Stefanie Schär Anna Schärli Beatrice Schaub Eva Schneider Roman Schoch Reto Semere Jokavet Shimamoto Mariko Skoupra Anthi Ueda Thoma Kana Vogler Verena Wegmann Heinz Worwa Patrick Yavuz Koray Zuljevic Rafaela Zuppiger Daniel Zürcher Tomoko 107