Themendienst Bahn erfolgreich im Kampf gegen Graffiti und Vandalismus 34 Millionen Euro Schaden durch Vandalismus und Graffiti • Deliktzahlen um 20 Prozent zurückgegangen • Strafverfolgung und Schadenersatz (Berlin, April 2016) Für Jugendliche ist es häufig nur ein Streich, der Kick etwas Verbotenes zu tun, die Suche nach Anerkennung in einer angesagten Szene – also nicht weiter schlimm. Für die Deutsche Bahn bedeutet es jährlich immense Ausgaben: Graffiti und Vandalismus. Der Schaden, der der DB dadurch entsteht, beläuft sich jedes Jahr auf über 34 Millionen Euro. Geld, das die DB lieber zum Nutzen ihrer Kunden einsetzen würde. 2015 wurden 25.900 Vandalismus- und Graffititaten zu Lasten der DB registriert. Das waren rund 26 Prozent weniger als im Vorjahr. Regionale Schwerpunkte sind Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Betrachtet man die Graffiti-Straftaten (16.240) alleine, ergibt sich ein Rückgang um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kosten für die Graffitibeseitigung liegen wegen höherer Kosten für die Beseitigung der Graffiti und Fahrzeuglackierungen ähnlich wie im Vorjahr bei über 8 Millionen Euro gestiegen. Neben der intensiven Zusammenarbeit mit der Bundespolizei zeigt damit das verbesserte Einsatzkonzept der DB-eigenen Sicherheitskräfte Wirkung. Konzertierte Einsätze an Schwerpunkten und eine verstärkte Bestreifung von Abstellanlagen haben die Zahl der auf frischer Tat gestellten Täter weiter erhöht. Spezielle Einsatz-Teams der DB Sicherheit haben allein in Berlin im Jahr 2015 rund 80 Sprayer auf frischer Tat ertappt, bundesweit haben DB-Mitarbeiter mehr als 300 Graffiti-Sprayer stellen und der Polizei übergeben können. Sprayer kommen aus allen sozialen Schichten Graffiti ist bei der Deutschen Bahn Schwerpunkt der Vandalismusdelikte. Betroffen sind vor allem S-Bahnen, Nahverkehrs- und Güterzüge, Brückenpfeiler, Bahnsteigzugänge und Lärmschutzwände. Art und Größe der Verschmutzungen variieren stark. Mal sind es „nur“ kleine Kritzeleien. Oft sind aber ganze Züge mit Farbe überzogen. Dieses sogenannte „bomben“ eines Zuges ist in der Szene besonders angesehen. Der Ruhm (“fame“) der Sprayer entsteht dadurch, dass Züge mit dem gesprayten „Kunstwerk“ quer durchs Land fahren. Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, beseitigt die DB die Schäden möglichst innerhalb von 24 bis 72 Stunden. Bei Hinweisschildern, Informationstafeln oder –vitrinen mit Fahrplanaushängen ist die schnelle Entfernung des Graffitis besonders wichtig. Zudem befeuert eine Fläche mit Graffiti immer auch den Wettbewerb unter den Sprayern, so dass im Lauf der Zeit immer mehr Graffitis hinzukommen. Die meisten Sprayer verlieren hingegen die Lust, wenn ihr „Kunstwerk“ schnell wieder verschwindet und suchen sich Flächen, an denen ihr Werk länger zu sehen ist. Herausgeber: Deutsche Bahn AG Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland Verantwortlich für den Inhalt: Leiter Kommunikation und Marketing Oliver Schumacher Jens-Oliver Voß Leiter Kommunikation Wirtschaft, Recht und Regulierung Tel. +49 (0) 30 297-61140 Fax +49 (0) 69 265-53347 [email protected] www.deutschebahn 2016 HB/JOV 1/3 Themendienst Der Begriff Graffiti (Singular: Graffito) stammt aus dem Italienischen und bezeichnet ursprünglich eine in eine Wand eingekratzte Inschrift. Die GraffitiBewegung entstand in den siebziger Jahren in New York und verbreitete sich von dort aus in die ganze Welt. Das zunächst als kurzlebig eingestufte Phänomen ist inzwischen zweifelhafter Bestandteil der Jugendkultur. Unter Graffiti versteht man heute meist mit Spraydosen gesprühte oder mit Filzstiften gemalte Schriftzüge und Bilder („pieces“). Verbreitet sind auch die gekritzelten Signaturen („tags“) einzelner Sprayer oder ganzer Gruppen. Die Sprayer-Szene zieht vor allem männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren an. Anders als zu Beginn der Graffiti-Ära, als die Sprayer vorrangig aus sozial schwachem Umfeld stammten, kommen sie heute aus allen gesellschaftlichen Schichten. Reinigung in aufwändiger Handarbeit Die Entfernung von Graffiti erfordert Erfahrung und Fachwissen. Aufwand, Umweltbelastung und Kosten sind enorm. Um die aufgesprühte Farbe vom Lack der Züge zu entfernen, werden stark reizende Chemikalien eingesetzt. Die Reinigung der Züge ist daher nur in speziell ausgestatteten Werkstätten unter Einhaltung von strengen Arbeits- und Umweltvorschriften möglich. Speziell geschulte Mitarbeiter der DB müssen die einzelnen Farbschichten in häufig zeitintensiver und mühsamer Handarbeit Schicht um Schicht abtragen. Dabei greifen die Chemikalien die darunterliegenden Lack- und Folienschichten der Züge an. Lösungsmittelfreie und umweltfreundliche Lacke sind nach der zweiten „chemischen Reinigung“ zerstört und müssen komplett erneuert werden. Für die Reinigung eines Nahverkehrs-Triebwagens benötigen zwei bis drei Fachkräfte einen ganzen Arbeitstag. Die Kosten variieren je nach Größe und Schichtdicke des Graffitis. Die Neulackierung eines kompletten Triebwagens kostet bis zu 20.000 Euro und dauert rund sieben Tage. Auch Stützmauern, Gebäude und Lärmschutzwände sind immer wieder Ziel von Farbschmierereien. Vor allem bei historischen Bauwerken ist die Entfernung oft problematisch und erfordert den Einsatz von hochqualifizierten Fachleuten. Bei Gebäuden aus Sandstein frisst sich der Lack regelrecht in das Gestein und kann nur durch eine teure Sandstrahlbehandlung entfernt werden. In anderen Fällen müssen Graffitiflächen immer wieder überstrichen werden, was die Luftdurchlässigkeit des Steins beeinträchtigt. Dann drohen Mauerschimmel und Feuchtigkeitsschäden. Damit die Wände weiter atmen können, erhalten viele Gebäude zum Schutz vor Graffiti Beschichtungen aus mikroporösem Wachs. Kein Kavaliersdelikt: Sprayer können 30 Jahre lang haftbar gemacht werden Sobald öffentliches oder privates Eigentum illegal bemalt wird, handelt es sich um Sachbeschädigung. In Extremfällen drohen den Tätern bis zu zwei Jahre Gefängnis. Die Bahn erstattet grundsätzlich bei jedem Vandalismusdelikt Herausgeber: Deutsche Bahn AG Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland Verantwortlich für den Inhalt: Leiter Kommunikation und Marketing Oliver Schumacher Holger Bajohra Sprecher Sicherheit Tel. +49 (0) 30 297-60841 Fax +49 (0) 69 265-53347 [email protected] www.deutschebahn.com/presse 04/2016 HB/JOV 2/3 Themendienst Strafanzeige. Alle Verschmutzungen werden dokumentiert: „tags“ und „pieces“ werden fotografiert, um sie den Tätern zuzuordnen und Schadensersatz fordern zu können. Was den wenigsten Tätern klar ist: Auch wenn sie strafrechtlich unter das Jugendstrafrecht fallen und oft sogar ohne Strafe davonkommen, kann die DB den materiellen Schaden als zivilrechtliche Forderung über 30 Jahre im Nachhinein geltend machen. Beträge von oft vielen Tausend Euro können so noch Jahre später eingefordert werden, auch wenn der Täter zum Zeitpunkt der Tat minderjährig war oder kein Einkommen hatte. Als weitere Straftat kommt quasi unbemerkt noch Hausfriedensbruch dazu, wenn die Täter z.B. Bahnanlagen oder Grundstücke unbefugt betreten. Wird ein Sprayer geschnappt, auch wenn er nur Wache steht, haftet er im Rahmen der gesamtschuldnerischen Haftung für den ganzen Schaden. Mit Schutzlacken und Ordnungspartnerschaften gegen Graffiti Um effektiv gegen die Schmierereien vorzugehen, arbeiten die DB-eigenen Sicherheitskräfte eng mit der Bundespolizei zusammen. Außerdem pflegt die Deutsche Bahn einen engen Kontakt zu den Landespolizeien. Präventions- und Aufklärungskampagnen in Schulen sollen helfen, den Jugendlichen die Konsequenzen illegalen Sprayens deutlich zu machen. Zum Schutz von Zügen und Gebäuden setzt die DB Schutzlacke und GraffitiSchutzfolien ein. Außerdem werden Zugabstellanlagen mit Technik und Personal bewacht. Gebäude erhalten zum Schutz neben Lackanstrichen so genannte „Opferschichten“. Darauf lassen sich Graffiti leichter entfernen. Allerdings muss die Schicht nach drei bis vier Reinigungen erneuert werden. Eine stärkere Beleuchtung möglicher Tatorte und der künftig verstärkte Einsatz von Sicherheitstechnik sollen dafür sorgen, dass weniger Graffiti entsteht. Herausgeber: Deutsche Bahn AG Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Deutschland Verantwortlich für den Inhalt: Leiter Kommunikation und Marketing Oliver Schumacher Holger Bajohra Sprecher Sicherheit Tel. +49 (0) 30 297-60841 Fax +49 (0) 69 265-53347 [email protected] www.deutschebahn.com/presse 04/2016 HB/JOV 3/3