RAUF ZUM PULT Sebastian Weigle: Vom Hornisten zum Dirigenten DER FRECHDACHS Dirigent Christian Zacharias spricht Klartext ÜBER ALLE GRENZEN Jean-Yves Thibaudet spielt Chatschaturjans Klavierkonzert DAS MULTI-TALENT Schlagzeug-Slalom mit Martin Grubinger 2 EDITORIAL | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | IN H A LT IN T EN DAN T IN N EN B R IEF Frauke Roth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 PO RT R ÄT I Xavier de Maistre: Retter der Harfenehre . . . . . 6 APR O PO S Joseph Haydn: Londoner Sinfonien . . . . . . . . 8 PO RT R ÄT II Martin Grubinger: Das Multi-Talent . . . . . . . 10 N AC HG EF R AG T Robert Volkmann zum 200. Geburtstag . . . . . 12 W IED ER B EG EG N UN G Sebastian Weigle: Rauf ans Pult . . . . . . . . . 14 APR O PO S Ludwig van Beethoven: »Missa solemnis« . . . . 17 PO RT R ÄT III Christian Zacharias: Der Frechdachs . . . . . . . 18 ART IST IN R ESID EN C E Martin Helmchen: Beglückender Dialog . . . . . 20 PO RT R ÄT IV Tobias Broström: Auf der Suche . . . . . . . . . 22 APR O PO S ...mit der PhilharmonieCard Gustav Holst »Die Planeten« . . . . . . . . . . 24 HAUSB ESUC H Orchestervorstand im Gespräch . . . . . . . . . 26 Erleben Sie auch in der Spielzeit 2014 / 2015 wieder hochkarätige Künstler und profitieren dabei von den Vorteilen der PHILHARMONIECARD: N AC HG EF R AG T Freddy Kempf: Solist mit Taktstock . . . . . . . . 28 C HEF D IR IG EN T Zum Beethoven-Wochenende . . . . . . . . . . 31 W IED ER B EG EG N UN G · 12€ in der Spielzeit, 20% Rabatt 6 1 | 4 866 86 +49 (0) 35 onie.de nerphilharm www.dresd onie m r a h l i Ph Card · flexible Terminauswahl · Rabatt bei kurzfristiger Buchung · unbegrenzte Zahl an Konzerten Jean-Yves Thibaudet: Über alle Grenzen . . . . . 32 N EUG IER D E Fragen an Martin Bülow . . . . . . . . . . . . . 34 KO N ZERT K ALEN D ER April bis Juni 2015 . . . . . . . . . . . . . . . 36 mit ermäßigten Karten erleben* l P h ri m ha i e o nr d Ca * nach Verfügbarkeit außer bei Sonder-, Silvester- und Neujahrskonzerten Die Dresdner Philharmonie ist Mitglied im Deutschen Bühnenverein Liebe Konzertbesucher! Von Himmelblau bis »mystisch, verworren und unheimlich...« beginnen wir in musikalischer Vielfalt das letzte Quartal dieser Spielzeit. Freuen dürfen wir uns auf Mahlers farbenreiches Monumentalwerk unter Markus Poschner im Albertinum zu Ostern. »Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen«, so steht es in Beethovens Autograph der Missa Solemnis. Mit hochkarätiger Sängerbesetzung und dem einmaligen MDR Rundfunkchor unter der Leitung von Sebastian Weigle steht dieses besondere Konzert in der Kreuzkirche auch im Zeichen des Erinnerns an unseren im Juni 2014 verstorbenen Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos. Am 06. Mai setzen wir die schöne neue Tradition der Carte-Blanche – Kammermusikabende unseres Artists in Residence fort. Martin Helmchen und Solisten unseres Orchesters gewähren Ihnen einen ganz privaten Blick in ihre Lieblingskammermusik. Gänzlich nordisch wird es am 16. und 17. Mai: im Mittelpunkt steht die Uraufführung des Konzerts für Schlagzeuger und Orchester vom schwedischen Komponisten Tobias Broström. Im letzten Konzert dieser Spielzeit unter der Leitung unseres Ersten Gastdirigenten Bertrand de Billy freuen wir uns auf das poetische Feingefühl und das brillante Spiel von Jean- Yves Thibaudet. Ein musikalisch reicher Frühling steht uns also bevor – aber natürlich liegt mir unser Benefizkonzert für die Konzertorgel im Kulturpalast am 9. Mai in der Kreuzkirche ganz besonders am Herzen. Helfen Sie unserem Förderverein auf den letzten Metern weiterhin mit, den Spendenmarathon für unsere Orgel in Bestzeit zu erreichen. Bleiben Sie uns herzlich gewogen, Ihr Michael Sanderling 3 4 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | INTENDANTINNENBRIEF | Frauke Roth | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Sehr geehrte Damen und Herren, verehrtes Konzertpublikum, im Januar 2015 habe ich mein Büro im WaldRafael Frühbeck de Burgos – anzuknüpfen. Eine Aufschlösschen-Areal bezogen. Hier haben das Orchester nahme mit dem Pianisten Alexander Krichel fand live und seine Verwaltung für die Interimszeit bis zum im Schauspielhaus statt: Ein herzlicher Dank gilt den Wiedereinzug in den Kulturpalast gute ArbeitsmöglichKollegen vom Staatsschauspiel Dresden, die die Philkeiten gefunden: Das Orchester und harmonie als angenehme und koldie Philharmonischen Chöre nutzen legiale Mitstreiter während ihrer »Weltoffenheit ist Teil die ehemaligen Kinosäle für ProWanderjahre tatkräftig unterstützen. unserer Identität, und die Pflege der musikalischen Freuen Sie sich auf die Früchte der ben und Versammlungen. In der Tradition ist für uns verZusammenarbeit des Orchesters und Verwaltungsetage finden Gespräche bunden mit der ständigen Michael Sanderling mit Sony Classimit Dirigenten und Solisten, ArbeitsSuche nach künstlerischen runden zu den Konzertprojekten der cal: wir gehen davon aus, dass die Zukunftsperspektiven. laufenden Saison und zur Planung erste fertige CD bereits in der zweiDie Zusammenarbeit mit internationalen Dirigenten der kommenden Spielzeiten statt. ten Jahreshälfte vorliegen wird. und Solisten gehört für uns Am Brauhaus 8 werden darüber hinSave the date: Das neue Spielplangenauso selbstverständlich aus die internationalen Tourneen der buch der Dresdner Philharmonie zum Programm wie die Dresdner Philharmonie geplant. Vorfür die Saison 2015 / 2016 wird am Offenheit gegenüber Mittwoch, 6. Mai 2015 im Deutschen bereitungen werden bereits bis weit Menschen jeglicher Herkunft.« Hygiene-Museum vorgestellt. Als in das Jahr 2018 hinein getroffen: Abonnent erhalten Sie hierfür eine Solisten werden angefragt, FlugverFrauke Roth persönliche Einladung. Falls Sie noch bindungen geprüft, gemeinsam mit kein Abonnent sind, melden Sie sich Michael Sanderling werden Progerne unter [email protected] gramme entworfen, die die Dresdner Philharmonie als Kulturbotschafter der sächsischen Landeshauptstadt in mit dem Stichwort »Abonnentenveranstaltung« für diese die Welt trägt. In diesem Jahr freuen wir uns nach einer exklusive Veranstaltung an. Wir freuen uns auf Sie als USA-Tournee im März auf eine Residenz in London und Freunde und Gäste unseres Orchesters! auf eine erneute Gastspielreise nach Korea und Japan. Als Intendantin an der Spitze der Dresdner Philharmonie Weltoffenheit ist Teil unserer Identität, und die Pflege schätze ich mich glücklich dafür, dass die Zusammender musikalischen Tradition ist für uns verbunden mit arbeit mit den Künstlern und innerhalb der Verwaltung der ständigen Suche nach künstlerischen Zukunftspersso schnell, aufgeschlossen, konstruktiv und sachorientiert funktioniert. Ich kann Ihnen versprechen, dass wir pektiven. Die Zusammenarbeit mit internationalen Sie bereits in der kommenden Saison überraschen und Dirigenten und Solisten gehört für uns genauso selbstfür Neues interessieren werden. Auf viele besondere verständlich zum Programm wie die Offenheit gegenKonzerte und besonders auf Ihr Feedback freue ich über Menschen jeglicher Herkunft. mich. Wenn Sie diese Ausgabe der Philharmonischen Blätter in Händen halten, hat das Orchester bereits seine ersten CD-Produktionen unter der Leitung von Michael Herzlichst Ihre Sanderling abgeschlossen. Wir freuen uns, an die legendäre Tradition von Aufnahmen in der Lukaskirche – denken Sie zum Beispiel an die Brahms Sinfonien mit Frauke Roth // Intendantin Angekommen: Die neue Intendantin Frauke Roth und Chefdirigent Michael Sanderling haben schon für die nächste Spielzeit viele aufregende Projekte in Planung. Roth: »Ich schätze mich glücklich dafür, dass die Zusammenarbeit mit den Künstlern und innerhalb der Verwaltung so schnell, aufgeschlossen, konstruktiv und sachorientiert funktioniert.« 5 6 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT I | Xavier de Maistre Ein Beau mit Mission Kann auch anders: Früher war Xavier de Maistre Hochleistungs-Ruderer | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Xavier de Maistre rettet die Harfenehre Allein schon der Name macht was her: Xavier aus der Familie de Maistre, einem südfranzösischen Adelshaus, ist eine Projektionsfigur für Sehnsüchte. Seinem Instrument kann der Harfenist damit einen guten Dienst erweisen. Christian Schmidt Man muss nicht darum herumreden: Xavier de Maistre ist ein Beau, ein schnittiger, sportlicher, feinsinniger Mann, dessen bloße Präsenz heiße Herzen in die Höhe schlagen lässt. Die Geschichte, sich als Neunjähriger in seine Lehrerin verliebt zu haben, die eben zufällig auch Harfe unterrichtete, erzählt der 41-Jährige immer wieder gern, und sie ist fast zu schön, um wahr zu sein. Dass de Maistre auch noch Ruderer in der französischen Nationalmannschaft war und neben der Harfe Jura, Politik- und Wirtschaftswissenschaften studiert hat, weist ihn erst recht als eines dieser Mysterien aus, auf die die moderne Welt so steht – ein Idol im besten Sinne. Denn Xavier de Maistre erfüllt zwar rein äußerlich viele Klischees, doch der Familienvater macht sie sich nicht zu eigen. Er will nur spielen – buchstäblich und sprichwörtlich. Damit reiht er sich ein in die Riege der neuen Pragmatiker unter den Musikern, die die medialen Gesetzmäßigkeiten so weit antizipieren, wie es ihrer Musik dient. Freilich verkauft de Maistre mit blendendem Erfolg seine inzwischen fünf Soloharfen-CDs. Aber der APRIL 2015 11 12 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 11. Konzert Mann hat auch eine Mission: seinem Instrument zu seinem Recht zu verhelfen, damit das Publikum glücklich zu machen und so auch sich selbst. Solo mit Spannung »Die Fähigkeit, Trauer, Leidenschaft und Freude zu teilen, ist keine rhetorische Hülse, ich habe mit Abstand den schönsten Beruf.« Wenn 2000 Menschen im Saal den Atem anhalten, dann sei das durch nichts zu ersetzen. Deswegen hat de Maistre eigentlich auch keinen Spaß an einsamen CD-Aufnahmen. »Ich brauche die Interaktion mit dem Publikum. Die Qualität von Stille hat im Konzert ja auch eine ganz andere Intensität als im Wald, wenn Sie allein sind.« De Maistre hat dafür ein einfaches Rezept: »Meine Dynamik ist extrem. Mit vierfachem Piano bringe ich die ans Laute gewöhnten Leute auch in einem großen Saal zum Zuhören – und berühre sie«, sagt der Franzose selbstbewusst und in einwandfreiem Deutsch. Immerhin war er zehn Jahre Soloharfenist bei den Wiener Philharmonikern, eine »…EIN MANN AM VORABEND DES Traumstelle, die er für eine SoloRUHMES.« – Diaghilew über Strawinsky karriere mit zunächst ungewissem SERGEJ PROKOFJEW Ausgang aufgab. »Bis heute bin ich Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44 der einzige Harfensolist, der davon REINHOLD GLIÈRE Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur op. 74 leben kann.« Bereut hat er den IGOR STRAWINSKY mutigen Schritt nie: »Ich war nie der »Der Feuervogel« – Ballett-Suite (Fassung 1919) Orchestermensch, der die längste Dmitri Kitajenko | Dirigent Zeit mit Warten auf den kleinen Xavier de Maistre | Harfe Bilderbuch-Karriere Einsatz verbringt. Das Leben, was ich jetzt führe, entspricht meinem Temperament.« Doch wie schwer ist es, als Künstler und nicht als Kuriosum anerkannt zu werden? Immerhin galt die Harfe ja eher als Pling-Plang-Instrument der höheren Bürgertöchter und nicht als Soloinstrument, mehr belächelt denn ernstgenommen. »Das war vielleicht am Anfang schwierig. Auf dich hat niemand gewartet, sagte man mir. Aber wenn die Leute einmal im Konzert waren, ist das Vorurteil erledigt.« Xavier de Maistre sieht sich nicht allein als Harfenist, sondern als ganzheitlicher Musiker auf der Suche nach neuen Klangfarben. Um das übersichtliche Repertoire zu erweitern, transkribiert er viel, schreibt Fingersätze, passt andere Sololiteratur für sein Instrument an. Und er überzeugt namhafte Komponisten zu neuen Harfenkonzerten: »Im Herbst kommt Penderecki, und nächstes Jahr schreibt Kaija Saariaho für mich. Da eröffnen sich Möglichkeiten, von denen ich kaum zu träumen wagte.« Xavier de Maistre hat noch viel vor. 1973 in Toulon geboren, wurde Xavier de Maistre zuerst am Konservatorium seiner Heimatstadt, dann in Paris ausgebildet. 1998 gewann er den wichtigsten Harfenwettbewerb mit einem ersten Preis. Nach kurzem Engagement in München wurde er mit 24 Jahren bei den Wiener Philharmonikern aufgenommen. De Maistre ist als Solist viel unterwegs und trat bereits mit zahlreichen renommierten Orchestern und Dirigenten auf. Seine große Liebe gilt indes auch der Kammermusik als Duo. 2009 wurde er in der Semperoper mit dem Echopreis ausgezeichnet. Neben seiner Solistenkarriere lehrt de Maistre als Professor an der Musikhochschule Hamburg und gibt regelmäßig Meisterkurse an allerersten Adressen. Mit einem Dresdner Orchester spielt er zum ersten Mal: Reinhold Glières Harfenkonzert gehört zudem zu den wichtigsten Solostücken für sein Instrument. 7 8 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | APROPOS | Joseph Haydn: Londoner Sinfonien | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Klassisches Reiseziel Haydn in London, mit Sinfonie im Gepäck Als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet, betritt Haydn die Londoner Öffentlichkeit. Virtuos bricht er die allseits vertrauten Regeln des Sinfonischen – er hat sie selbst erfunden. Carsten Hinrichs Endlich ist er da: Einen Monat nach seiner Abreise von Wien am 15. Dezember 1790 trifft Joseph Haydn mit dem Konzertveranstalter Johann Peter Salomon in London ein. Nachdem er allein zwei Tage braucht, um sich von den Strapazen zu erholen, besucht er als allererstes nicht etwa den Konzertsaal oder hochgestellte Persönlichkeiten, sondern die Zeitungsredaktionen. Denn Haydn möchte sich im Gespräch mit den Kritikern ein genaues Bild davon machen, mit welchem Publikum er es in London zu tun haben wird. Und das besteht auch in einer der ersten öffentlichen Konzertreihen der Welt aus dem Adel und dem ganz reichen Bürgertum, nur sie APRIL 2015 18 19 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 12. Konzert 02 MAI 2015 SAMSTAG 20.00 03 03 SONNTAG SONNTAG 11.00 17.00 Philharmonie im Museum Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum 4. Apéro-Konzert 5. Museums-Matinée 5. Blaue Stunde waren in der Lage, die teuren Abonnements zu bezahlen. Auch verlangte der als öffentliches Konzert zelebrierte Kunstgenuss vom Hörer, das Geschehen rational und mit einer gewissen Kennerschaft zu verfolgen, gewissermaßen gedanklich »Mitzukomponieren«. Auf solch ein Publikum hat Haydn nur gewartet. Sinfonienschmiede In seinem fast dreißigjährigen Dienst bei den Fürsten Esterházy gelingt es Haydn, die Sinfonie völlig zu verwandeln. Zu Beginn seiner Kapellmeisterlaufbahn war sie noch ein rasch verflogenes »…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…« – Stückchen Eröffnungsmusik für Grubinger 12 – 20 Musiker, je nachdem, BRUNO HARTL welche Instrumentalisten gerade Concerto for Percussion op. 23 JOSEPH HAYDN verfügbar waren. Doch der UmSinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie« stand, allabendlich für ein fast Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag« identisches fürstliches Publikum zu Markus Stenz | Dirigent Martin Grubinger | Multipercussion schreiben, forderte Haydns kompositorischen Eifer zum Experiment auf diesem Gebiet heraus: »Ich war ». . . DI ES E ARM E V E R S P R O C H E N E S I NF O NI E S CH W E B T S T E T S I N ME I N E R von der Welt abgesondert, niemand FANTAS I E… « – Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93 in meiner Nähe konnte mich an mir IGOR STRAWINSKY selbst irremachen und quälen, und Danses concertantes für Kammerorchester so musste ich original werden.« WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459 Im Gegenzug forderte Haydn JOSEPH HAYDN wiederum seine Hörer heraus: Er Sinfonie D-Dur Hob. I:93 stellt die Satzfolgen um, probiert Christian Zacharias | Klavier und Dirigent Klangeffekte und Besetzungen aus Reisen im Jahr 1791 In Zeiten der Billigflieger und ausgebauten Bahnstrecken kaum vorstellbar, welch Abenteuer eine Kutschfahrt von Wien nach London für den 58-jährigen Joseph Haydn darstellte. Einen Monat dauerte die Fahrt über München, Schloss Wallerstein (wo der Fürst die Sinfonie Nr. 92 zu Haydns Ehren aufführen ließ), Bonn, Brüssel, und von Calais über den Ärmelkanal nach Dover. Die harten Karossen ließen die Reisenden Stock und Stein fühlen, und teuer war der Spaß obendrein: Umgerechnet 250 Euro kostete damals allein der Abschnitt München-Nürnberg, dazu zahllose Trink- und Schmiergelder an jeder von Deutschlands Kleinstaatengrenzen. Am Österreichischen Zoll nach seinem Beruf gefragt, antwortete Haydn, er sei Tonkünstler. »Was?«, fragte der Grenzer? »Ein Töpfer«, belehrte ihn sein Kollege (zit. nach Griesinger). und formt die Sinfonie über die Jahrzehnte zu einem Klangmoment des sprühenden Geistes. Die stürmische »Abschieds-Sinfonie« Nr. 45 fis-Moll überrascht die Hörer im finalen Satz beispielsweise damit, dass eine um die andere Instrumentenstimme verstummt, bis nur noch der Konzertmeister und sein Pultkollege das wiegende Adagio verebben lassen. Nicht denkbar ist es, dass die Musiker – wie die Anekdote glauben machen will – dazu auch die Plätze verlassen haben, das hätte das strenge Hofzeremoniell in Anwesenheit des Fürsten nicht gestattet, aber die Aufmerksamkeit war Haydn für diesen ungewöhnlichen Kunstgriff gewiss. Dialog mit dem Publikum Die zwölf Sinfonien, die Haydn in seinen beiden Londoner Aufenthalten 1791 / 92 und 1793 / 94 komponierte, sind der Gipfel dieses Dialogs mit seinem Publikum. Jede ist durch eine Fülle von Einfällen und Kunstgriffen unverwechselbar, und doch gehorchen alle demselben großen Anspruch: Die Sinfonie selbst, im brillanten Geist ihrer musikalischen Einfälle, der Lässigkeit der souveränen Themenbehandlung, in ihrer Beredsamkeit und ihrem weltläufigen Witz spiegelt das Lebensgefühl des geschmackvollen, großstädtischen Publikums. Nur dieses kann die Persiflage der sonst geforderten »Simplicity« (Einfachheit) im geradezu einfältigen Andante-Thema der Sinfonie Nr. 94 »mit dem Paukenschlag« genießen: ein Thema, das sich jeder echten Variation sperrt und mit dem der Komponist so hörbar – und publikumswirksam – zu ringen hat. Und es erkennt sich wieder in der Majestät und flüssigen Grandezza der großen Kopfsätze, in denen Haydn der neuen Zeit von Geist und Vernunft gleich zu Beginn ein kühnes, klingendes Denkmal gesetzt hat. 9 10 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | »Das Feuer, das wir für klassische Musik verspüren, wollen wir an unser Publikum weitergeben. Alle Zuhörer im Saal sollen fühlen, dass wir bis an unsere Grenzen gehen, um große Emotionen entstehen zu lassen.« Martin Grubinger Das Multi-Talent Schlagzeug-Slalom im Albertinum Virtuos bewältigt Martin Grubinger rasante Wechsel von Trommeln zu Marimbaphon oder Pauke. Doch selbst für ihn bleibt Bruno Hartls Concerto for Percussion mit 24 Schlaginstrumenten eine extreme Herausforderung. Corina Kolbe In seiner Heimat Österreich hat Martin Grubinger schon früh auf Skiern gestanden. Seine gute physische Kondition kommt dem Schlagzeuger heute zugute, denn jeder seiner Bühnenauftritte ist Hochleistungssport. APRIL 2015 18 19 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 12. Konzert Der als Ausnahmetalent gefeierte Multipercussionist aus dem Salzkammergut, der mit international renommierten Orchestern, Dirigenten und Ensembles auftritt, hat dem Schlagwerk als Soloinstrument Geltung verschafft. »Trommeln, »…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…« Pauken, Marimbaphon, Xylophon, – Grubinger Glockenspiel – zum Schlagwerk BRUNO HARTL sind etwa 5000 Instrumente aus Concerto for Percussion op. 23 aller Welt zu rechnen«, sagt er. JOSEPH HAYDN Sinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie« »Und jedes von ihnen wird mit Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag« einer besonderen Technik gespielt. Markus Stenz | Dirigent Die stilistische Bandbreite reicht Martin Grubinger | Multipercussion Martin Grubinger | PORTRÄT II | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER von afrikanischen Rhythmen über Salsa, Samba und Jazz bis zur zeitgenössischen klassischen Musik. Um all dies auch nur annähernd zu beherrschen, muss man sich sehr intensiv vorbereiten.« Als Kind hatte Grubinger das Glück, anfangs nicht erst auf Kochtöpfen oder Telefonbüchern trommeln zu müssen. Sein Vater, ebenfalls Schlagzeuger, gab ihm mit vier Jahren den ersten Unterricht. »Man muss seine Bewegungen sehr gut koordinieren können und braucht außerdem ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus. Ein Schlagzeuger ist im Grunde ein Tänzer auf seinem Instrument.« jedes Mal an ein körperliches Limit. »Ich kenne kein schwierigeres Werk für Schlagzeug«, gesteht er. »Man muss sehr häufig zwischen den Instrumenten hin und her wechseln. Auch Solisten im Orchester, etwa die Solo-Flöte, das Englischhorn oder die Solo-Violine, sind besonders gefordert.« Rückkehr nach Dresden Martin Grubinger freut sich darüber, dass in Dresden alle drei Sätze dargeboten werden. »Bei anderen Aufführungen fällt zumeist der letzte Satz weg, weil das Konzert so schwierig und mit fast 40 Minuten Ein Mann, 24 Instrumente auch ziemlich lang ist. Ich bin davon überzeugt, dass Markus Stenz und dem Orchester dieses Stück Mit der Dresdner Philharmonie unter Leitung von sehr liegen wird.« Mit der Dresdner Philharmonie Markus Stenz wird Martin Grubinger das Concerto for Percussion op. 23 seines hat Grubinger unter anLandmanns Bruno Hartl derem 2011 die deutspielen. Hartl, langjähriger sche Erstaufführung eines Solo-Pauker der Wiener Schlagzeug-Konzerts von Philharmoniker, und weiJohn Corigliano gespielt und das Publikum, im alten tere Komponisten wie Kulturpalast präzise beFriedrich Cerha und Rolf Wallin schrieben für GruBruno Hartl, 1963 in Wien geboren, wurde Mitte gleitet von Dirigent Hannu der achtziger Jahre als jüngster Pauker von den Lintu am Pult, zu großem binger Werke, die er mit Wiener Philharmonikern aufgenommen. Neben Jubel hingerissen. großem Erfolg zur Uraufseiner Solistentätigkeit widmet er sich in letzter »Als Instrumentalisten sollführung brachte. »Bruno Zeit verstärkt dem Komponieren. Für Martin Hartl merkt man an, ten wir viele neue Werke Grubinger schrieb er das Konzert für Marimbadass er seit Jahrzehnten in Auftrag geben und uns im Orchester Opern und dafür einsetzen, dass sie phon, 4 Pauken, Percussion und Orchester. Das Sinfoniekonzerte spielt und häufig in den Konzertim April im Albertinum aufgeführte Concerto for das historische Repertoire Percussion op. 23, entstanden 2000 / 2001, ist sälen zu hören sind. Das bestens kennt. Zugleich ebenfalls dem Multipercussionisten gewidmet, Feuer, das wir selbst für arbeitet er an eigenen der hier 24 verschiedene Schlaginstrumente klassische Musik verspüKompositionen. Für mich zu spielen hat. »Eine Herausforderung für das ren, wollen wir an unser ist er ein Genie.« gesamte Orchester«, meint Grubinger. »Alle Publikum weitergeben. Musiker sagen mir, dass sie Hartls Komposition Alle Zuhörer im Saal solDas technisch höchst anschwieriger finden als etwa Strawinkys Le Sacre spruchsvolle Concerto for len die tiefe Leidenschaft du Printemps. Ich höre Einflüsse der Zweiten Percussion op. 23, das fühlen, mit der Musiker bis Wiener Schule heraus. Insofern steht das Stück die unglaubliche Zahl von an ihre Grenzen gehen, um für mich klar in Beziehung zur österreichischen 24 Schlaginstrumenten große Emotionen entsteMusiktradition.« vorsieht, bringt Grubinger hen zu lassen.« Österreichischer Schlagabtausch 11 12 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Wolfgang Hentrich | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER »Einfach schöne Musik« »In der Regel erwartet man, dass Musik kantig ist und das Publikum herausfordert. Volkmanns Serenaden dagegen sind einfach schöne Musik, romantischer Wohlklang – und genauso wertvoll.« Robert Volkmann beim Dresdner Abend Das Philharmonische Kammerorchester erinnert bei seinem nächsten Dresdner Abend an den vor 200 Jahren in Lommatzsch geborenen, zu Lebzeiten weithin berühmten Komponisten Robert Volkmann. Arnt Cobbers Das Philharmonische Kammerorchester Dresden ist Wolfgang Hentrich, einer der Ersten Konzertmeister etwas ganz Besonderes. Erstens ist es das traditionsder Philharmonie, der das Kammerorchester seit 2002 reichste Kammerorchester der Stadt. Dass Orchesterleitet. »Wir dagegen wollen ganz bewusst die ‚kleine musiker die so reizvolle Mischform zwischen dem Philharmonie‘ sein.« So ist der typische Streicherklang sinfonischen Klang und der intimen Kammermusik der »großen« Philharmonie denn auch charakteristisch pflegen, ist keine Seltenfür die kammerorchestrale heit. Dass ein KammerTochter. orchester über 46 Jahre 16 Streicher bilden Bestand hat, aber schon. den festen Stamm des Wobei die Geschichte Ensembles, der bei Bedarf des Ensembles – zählt um weitere Streicher und Robert Volkmann ist nicht nur Ehrenbürger man die Vorläufer hinzu – Bläser aus den Reihen des seiner Heimatstadt Lommatzsch im Landkreis sogar bis in die 1920er Orchesters aufgestockt Meißen, auch ein Denkmal und eine Straße im Jahre zurückreicht. wird. »Das limitiert die Stadtkern erinnern an den Komponisten, der Zweitens setzt sich das Zahl unserer Auftritte auf dort 1815 als Kantorensohn geboren wurde. rund 20 im Jahr und führt In Freiberg zum Lehrer ausgebildet, nahm er Philharmonische Kammerdazu, dass wir aus Terminin Leipzig Privatunterricht, ehe er als Musikorchester allein aus Mitlehrer nach Prag, Budapest und Wien ging. gliedern der Dresdner gründen auch interessante 1875 wurde er Professor für Komposition Philharmonie zusammen, Anfragen ablehnen müsin Budapest, wo er 1883 als international während allgemein ein sen wie gerade erst von bekannter Komponist starb. In stilistischer Modell wie etwa bei den der Kölner Philharmonie«, Nähe von Schumann und Brahms schrieb er Dresdner Kapellsolisten sagt Hentrich. Doch um u. a. zwei Sinfonien, sechs Streichquartette üblich ist: Ihnen gehören ihr Musizierideal zu verund ein Cellokonzert, das als einziges seiner auch Philharmoniker, Prowirklichen, nehmen die Werke noch ab und zu im Konzertsaal auffessoren und Freiberufler Musiker das in Kauf. taucht. Seine drei Streicherserenaden sind an. »Das ist künstlerisch Seinem Dresdner Pubtechnisch nicht sehr schwer, weshalb sie von durchaus befruchtend und likum präsentiert das ambitionierten Laienorchestern, aber leider macht ein Ensemble orgaEnsemble in der Regel kaum noch von Profis gespielt werden. nisatorisch flexibel«, sagt drei »Dresdner Abende« Robert Volkmann Wolfgang Hentrich pro Saison – im Hygiene-Museum, dessen Saal das Kammerorchester einst für die Philharmonie entdeckt hat. Am 22. April steht nun Robert Volkmann im Mittelpunkt, der am 6. April 1815 in Lommatzsch geboren wurde, später in Prag und Wien arbeitete und hochgeehrt 1883 in Budapest starb. Seine zweite Sinfonie gilt vielen als die bedeutendste zwischen Schumann und Brahms. Wolfgang Hentrich sieht das ganz genauso: »In der Regel erwartet man heute, dass Musik kantig ist, dass sie sich mit ihrer Zeit auseinandersetzt und das Publikum herausfordert. All das tut Volkmanns Musik nicht. Das ist einfach schöne Musik, das ist romantischer Wohlklang – und genauso wertvoll.« Zwischen den beiden Streicherserenaden erklingen zwei Werke des 20. Jahrhunderts, die das Publikum aber sehr wohl herausfordern und in denen sich zwei Solisten aus den Reihen der Philharmoniker Hausschatz aus »Streicherseide« präsentieren: das Cellokonzert des Wieners Ernst Toch und die Passacaglia für Oboe und Streichorchester von Es ist »eine gesunde Musik, die einen außerordentlich Sandor Veress aus Budapest. wohlthätigen Eindruck hervorruft und wahrhaft heilkräftig wie Haydn’sche Musik auf die Nerven wirkt«, Für Wolfgang Hentrich eine erstrebenswerte Dramaurteilte die Allgemeine Deutsche Biographie 1896, und turgie: »Ich finde es schön, wenn man in einen Abend allmählich eintauchen kann und VON SACHSEN IN DIE K&K-MONARCHIE – erst dann gefordert wird. Und ich 22 ZUM 200. GEBURTSTAG VON ROBERT FREITAG APRIL mag es, wenn ein Abend mal ohne VOLKMANN 2015 20.00 den großen Knalleffekt endet. Der ROBERT VOLKMANN Philharmonie im Museum Serenade Nr. 1 C-Dur für Streichorchester op. 62 Kreis wird sich schließen – und die Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum ERNST TOCH Musik hat der Seele des Menschen 10. Dresdner Abend Konzert für Violoncello und Orchester op. 35 wohl getan.« An diesem Abend wird SÁNDOR VERESS Passacaglia concertante für Oboe und Streichorchester es die Musik eines Sachsen sein, ROBERT VOLKMANN der einst in die Hauptstädte der Serenade Nr. 2 F-Dur für Streichorchester op. 63 k&k-Monarchie zog und dort Werke Philharmonisches Kammerorchester Dresden Wolfgang Hentrich | Leitung schrieb, die eine Wiederentdeckung Matthias Bräutigam | Violoncello allemal wert sind! Johannes Pfeiffer | Oboe 13 14 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | WIEDERBEGEGNUNG | Sebastian Weigle Rauf zum Pult Vom Hornisten zum Dirigenten Bahnhöfe, Flughäfen, Hotelzimmer – all das muss man mögen, wenn man ein gefragter Dirigent ist. Sebastian Weigle, der am 26. April bei der Dresdner Philharmonie Beethovens »Missa solemnis« dirigiert, kann davon ein Lied singen. Christian Schmidt Sebastian Weigle | WIEDERBEGEGNUNG | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER 15 Was genau nimmt man zwischen den Kollegen anders wahr als vor ihnen? Wenn Sie im Orchestergraben die Hornstimme spielen, haben Sie teilweise das Gefühl, Sie sind komplett alleine, und wenn Sie dann mal im Publikum sitzen, fragen Sie sich: Wo war denn diese Stelle, hat der Hornist seine Stimme geschmissen? Das Klangerlebnis ist ein völlig anderes, weil Sie das Orchester als Ganzes wahrnehmen und nicht nur die unmittelbare Umgebung. Sind Sie denn beim Dirigieren besonders aufmerksam auf die Hornisten? Heute früh leiteten Sie in Dresden eine öffentliche Probe, heute Abend dirigieren Sie schon wieder an der Berliner Staatsoper. Wie schafft man so etwas bei ihm im Kirchenchor gesungen, Klavier und Flöte gelernt. Und er hat mich schon im zarten Kindesalter unterrichtet. physisch? Das funktioniert nur im Vertrauen auf die Deutsche Sie haben aber später Horn studiert und wurden Bahn und in der Hoffnung, dass ich mich zwischendurch mit 21 Solist in der Staatskapelle Berlin. Dass ausruhen kann. »Der Freischütz« Pianisten auch dirigieren, läuft ja schon eine Weile, so dass kommt häufiger vor, bei Geigern »Die Musiker in Berlin kein Grund zu Nervosität wird es schon selten. Aber wie wollen ja musizieren besteht. Ideal ist natürlich etwas viele Hornisten gibt es wohl am und nicht totgequatscht anderes, nur manchmal ergibt es Pult? werden. sich eben so. Außer mir weiß ich von mindestens Ich weiß, was ich fordern und erwarten drei. Als ich in der Staatskapelle kann und was nicht.« spielte, dachte ich oft darüber Sie kommen aus einer MusikerSebastian Weigle nach, warum ich manchmal familie. Inwiefern beeinflusst ganz andere Ideen hatte als die das die eigene musikalische Dirigenten. Warum bloß klappte Entwicklung? dieser Übergang nie oder zog jenes Tempo plötzlich Geprägt wurde mein ganzes Leben durch meinen Vater, an? Unter Kollegen war ich bekannt für mein gutes er war als Kantor und Kirchenmusikdirektor für meinen Gehör, und außerdem hatte ich ja auch schon einen Bruder und mich die Hauptfigur. Ich habe viele Jahre Kammerchor und ein Kammer»WELCH ZERSTÖRENDES, WÜSTES orchester gegründet. Irgendwann 26 LEBEN UM MICH HER« – Beethoven SONNTAG APRIL suchte Daniel Barenboim einen 2015 18.00 LUDWIG VAN BEETHOVEN Nachfolger für seinen Assistenten, »Missa solemnis« D-Dur op. 123 Philharmonie ich wurde ihm empfohlen, und er in der Kreuzkirche Sebastian Weigle | Dirigent L'uba Orgonášová | Sopran gab mir die Chance. Am nächsten Marina Prudenskaya | Mezzosopran Tag stellte er mich ein. Ich habe Christian Elsner | Tenor René Pape | Bass großes Glück, dass es bei mir MDR Rundfunkchor funktioniert hat. Philipp Ahmann | Einstudierung Nur als ich anfing, das ist jetzt nicht mehr so, denn sie spielen ja wie alle anderen auch im Orchestersatz mit. Ich glaube aber, ich kann mich ganz gut in die Musiker hineinversetzen, so dass ich meistens die Hornisten mehr oder weniger in Ruhe lasse. Wenn ein Kollege nicht versteht, was ich will, dann lasse ich ihn in Ruhe. Nicht jeder hat die nötige Flexibilität, und das ist dann eben so. Jemandem etwas aufdrängen bedeutet nur Stress, der sich wiederum negativ auf den Klang auswirkt. Die Musiker wollen ja musizieren und nicht totgequatscht werden. Ich weiß, was ich fordern und erwarten kann und was nicht. Seit 2008 sind Sie GMD in Frankfurt und haben soeben bis 2023 verlängert. Sie werden dann 15 Jahre das dortige Orchester leiten. Welche Gefahren birgt solche Kontinuität? Sie ist sehr wichtig für den Stil, die Psychologie, die Hygiene und Entwicklung eines Orchesters. Je früher man ihm einen spezifischen Klang anerzieht, desto besser wissen die Musiker auch nur bei Andeutungen Bescheid und brauchen nicht unbedingt die große Geste. Das erhöht die Flexibilität. Natürlich muss man aber darauf vorbereitet sein, dass sich manche Dinge schnell ein- und dann abschleifen. Routine darf es nicht geben. Dagegen hilft nur Motivation, Disziplin und ständige Aufmerksamkeit. Wenn man nur seinen Dienst ableistet und nicht dafür brennt, ist das der Anfang vom Ende, egal auf welcher Seite der Bühne man steht. Nichts erzwingen: Sebastian Weigle behandelt Orchestermusiker mit Respekt 16 Ludwig van Beethoven: »Missa Solemnis« | APROPOS | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | 17 Vom Horn ans Pult 1961 in Berlin geboren, erhielt Sebastian Weigle ersten Unterricht bei seinem Vater Gottfried. Ab 1977 studierte er an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Horn, Klavier und Dirigieren und wurde direkt im Anschluss zum Ersten Solohornisten der Staatskapelle Berlin ernannt. An der Berliner Staatsoper erarbeitete er sich als Erster Kapellmeister ein breit gefächertes Repertoire und ging 2004 als Generalmusikdirektor nach Barcelona. Seit 2009 leitet Weigle in gleicher Position die musikalischen Geschicke der Oper Frankfurt und ihres Hausorchesters. Aufgrund seiner schnell Aufsehen erregenden Produktionen wurde er in rascher Folge er an die großen Häuser zwischen Wien und New York eingeladen und debütierte 2007 in Bayreuth. Sie dirigieren überall auf der Welt, von Bayreuth bis zur MET, zuletzt an der Staatsoper Berlin. Sind Ihre Neigungen zwischen Sinfonik und Musiktheater gleich verteilt? Ja. Wenn ich zu lange Oper mache, dann fehlt mir die Sinfonik. Und andersrum. Oper liegt mir aber schon mehr, sie hat in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Szenerien. Müssen Sie manchmal die Musik gegen die Regie verteidigen? Da erlebe ich bisher recht selten Konflikte. Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es heraus. Ich versuche, bei fast allen Regieproben dabei zu sein, um von vornherein etwas verhindern zu können, was nicht geht. Dabei sollte man aber nicht den Chef rauskehren. insgesamt gibt es ja eher selten die Gelegenheit, einen anderen Dirigenten kennenzulernen. So gesehen ist es ein einsamer Beruf, da muss man es sich gemütlich machen. Was verbinden Sie mit der Dresdner Philharmonie? Ich bin gern hier und mag die Stadt sehr. Anfang der 80er Jahre habe ich unter der Leitung meines Onkels alle Hornkonzerte von Mozart auf CD eingespielt, das ist eine Klammer. Ich empfinde das Orchester als sehr lustvoll, sehr jung, sehr frisch. Und vor allem erlebe ich es als unglaublich engagiert, aufmerksam und neugierig. Manchmal kommt es einem so vor, als wäre der Kanon der Chorsinfonik recht klein, dabei ist es einfach nur ein zu kleiner Ausschnitt, der zur Auf- Ihr Onkel Jörg-Peter Weigle war einige Jahre bei der führung gelangt. Warum wird Beethovens »Missa Dresdner Philharmonie Chefdirigent. Tauscht man solemnis« so selten gespielt? sich unter Kollegen oder sogar Verwandten eigentlich Sie bedeutet einen großen Aufwand, ist nicht einfach für den Chor, für die Solisten nicht minder. Andere klerikale Werke sind leichter zu singen. Ich freue mich schon sehr darauf, vom MDR-Rundfunkchor beeindruckt zu werden. aus über die Eigenheiten eines Orchesters? Das kommt manchmal vor, aber eher zufällig. Wir hatten gerade eine Familienfeier, da redet man natürlich schon mal über das eine oder andere. Aber Heroische Andacht Beethovens persönlicher Gottesdienst Ludwig van Beethoven hielt seine »Missa solemnis« für seine größte Komposition. Er hat mit ihr ein Werk geschaffen, das mit vielen Konventionen liturgischer Musik bricht. Albert Breier Die Missa solemnis verdankt ihre Entstehung der Ernennung von Beethovens Freund und Gönner, dem Erzherzog Rudolph, zum Erzbischof von Olmütz. Als Beethoven von der Ernennung erfuhr, schrieb er: »Der Tag, wo ein Hochamt von mir zu den Feierlichkeiten für I. K. H. soll aufgeführt werden, wird für mich der schönste meines Lebens sein; und Gott wird mich erleuchten, dass meine schwachen Kräfte zur Verherrlichung dieses feierlichen Tages beitragen.« Beethoven konnte die Komposition jedoch nicht rechtzeitig vollenden. Die Arbeit nahm ihn sechs Jahre lang in Anspruch, während derer er intensive Studien auf den Gebieten der Theologie, der Liturgik und der alten Kirchenmusik betrieb. Vollständig wurde die Messe erst nach Beethovens Tod aufgeführt, und zwar 1830 im böhmischen Warnsdorf. Das Kyrie der Missa solemnis ist noch vergleichsweise konventionell gehalten. Bei aller Feierlichkeit bewahrt die Musik den Ton ernster Andacht. Schon mit dem Gloria sprengt Beethoven dann jedoch den Rahmen des Üblichen: nicht nur in der großen Ausdehnung des Satzes, sondern auch in der das Fanatische streifenden Intensität des Ausdrucks. Vollends ungewöhnlich ist das Credo, ein Satz von außerordentlicher struktureller Vielfalt und Dichte, der in eine gewaltige, die Fähigkeiten des Chors rücksichtslos herausfordernden Fuge mündet. Einfacher gehalten ist das Sanctus, dem allerdings mit dem herrlichen Benedictus eine Musik folgt, die zum Individuellsten gehört, das Beethoven je geschrieben hat. Im Agnus Dei scheint der Komponist endgültig die Beschränkungen des Liturgischen hinter sich zu lassen. Das grelle Schlachtengemälde, das hier der Bitte um Frieden vorausgeht, nimmt bereits die symphonischen Dichtungen des späteren 19. Jahrhunderts vorweg. Titanenblick, die »Missa« in der Hand: Idealisierendes Beethoven-Gemälde (Joseph Karl Stielers, 1820) 18 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT III | Christian Zacharias | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Der Frechdachs Christian Zacharias hat klare Vorlieben – und Abneigungen »Beethoven das größte Genie auf Erden? Nein, tut mir Leid.« Wer wie Christian Zacharias solche Sätze sagen kann, der muss es wissen. Der Pianist und Dirigent ist bekannt für seine knackigen Urteile. Aber wenn er etwas mag, dann funkt’s. Christian Schmidt Die Antwort, warum sich viele Pianisten irgendwann ans Dirigentenpult stellen, kommt aus Christian Zacharias wie aus einer Pistole geschossen: »Wahrscheinlich sind sie mit ihrem schwarzen Kasten einfach irgendwann sehr einsam.« Und außerdem sei es ja gar kein Geheimnis: Je älter man werde, desto mehr müsse man am Klavier arbeiten, um den eigenen Ansprüchen weiterhin zu genügen. »Wahrscheinlich bin ich auch einfach zu faul für Stücke, deren Schwierigkeit in keinem Verhältnis zum künstlerischen Effekt steht.« Das Publikum und die Medien lieben solche Eingeständnisse, die natürlich immer mit einem augenzwinkernden Understatement verbunden sind. Immerhin erhielt der Pianist erst 2012 den ECHO Klassik für die siebte Folge seiner Mozartedition, »die beste Konzerteinspielung des Jahres«. Zacharias, noch keine 65, ist natürlich so wenig überaltert wie technisch unbedarft, im Gegenteil. Aber er hat starke Zuneigungen – und ebenso starke Abneigungen. Mit erhobenem Blick, aus dem stets ein halb ernster, halb schalkhafter Charakter zum Vorschein kommt, gefällt 02 MAI 2015 SAMSTAG 20.00 03 03 SONNTAG SONNTAG 11.00 17.00 Philharmonie im Museum Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum 4. Apéro-Konzert 5. Museums-Matinée 5. Blaue Stunde sich der Kosmopolit in der Rolle des Frechdachses. »Große Spätromantik ist mir zu pompös, da werden doch alle Maße gesprengt«, sagt er bestimmt, allerdings nicht ohne hinzuzufügen, dass Bruckners zweite Sinfonie ihm derzeit »die liebste Speise« sei. »Große Spätromantik ist mir zu pompös, da werden doch alle Maße gesprengt« Als Dirigent beflügelt Und ewig grüßt Scarlatti Die zuweilen recht enzyklopädische Aufnahmepraxis mancher Kollegen, die sich auf Sämtliches von A bis Z stürzten, findet der Wiener-Klassik-Häuptling eher langweilig: Er spielte lieber nur Bachs Präludien ohne die »entwertenden« Fugen ein, und staunenswert sei es doch nicht, dass »fast niemand alle Beethovensonaten aufgenommen hat«, denn sie hätten stilistisch, vor allem aber qualitativ gravierende Unterschiede. »Das soll das größte Genie auf Erden sein? Nein, tut mir Leid.« Zacharias kann glaubwürdig beweisen, dass selbst die größten Komponisten auch ihre schwachen Tage hatten. Dafür wagt er gern Experimente: Auf einer Scheibe versammelte er so Aufnahmen einer einzigen Scarlatti-Sonate, die er ab 1973 am ». . . DI ES E ARME V E R S P R O C H E N E S I NF O NI E S CH W E B T S T E T S I N ME I N E R Ende jedes seiner Konzerte in aller FANTAS I E… « – Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93 Welt zu spielen pflegte. So künden IGOR STRAWINSKY die zwanzig unterschiedlichen Danses concertantes für Kammerorchester Aufnahmen – trotz der im Grunde WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459 gleichen Musik – von vielen JOSEPH HAYDN verschiedenen Lebenssituationen. Sinfonie D-Dur Hob. I:93 »Wenn Sie bei großen Firmen die Christian Zacharias | Klavier und Dirigent Standards abgeliefert haben, wird es schwierig, die machen ja nur noch Hits. Jetzt darf ich noch entdecken und spielen, was und wie ich will.« Die Nischen sind es, die Zacharias sucht in einer schnelllebigen Welt der Oberfläche. Nicht weil er besonders sein will, sondern »weil ein Künstler vor allem auch sagen können muss, dazu stehe ich nicht«. Christian Zacharias hat etwas zu sagen, und er will es auch. Wird man aber als Spezialist für die Wiener Klassik nicht zum Routinier, gerade wenn es um Mozart und Haydn geht? »Genau umgekehrt! Sie gucken sich die Partitur an und entdecken beim fünften Mal, wie frisch es ist. Es kann da kein Spezialistentum geben, sondern jede Interpretation ist immer wieder neu, ohne Knopfdruck.« Mit dieser ganz eigenen Haltung hat auch zu tun, dass Zacharias den Hammerflügel als Konzertinstrument rundheraus ablehnt. »Ich greife die Inspiration auf und nehme die Originalklänge wahr, aber ich interpretiere heutig. Das meint auch immer den Transport woandershin.« Der Hammerflügel sei bloß ein unausgereifter Prototyp gewesen. »Ich liebe meinen modernen Flügel sehr und weiß, dass er mich trägt.« Christian Zacharias, 1950 in Indien geboren, wo sein Vater als Ingenieur arbeitete, holte schon als 19-Jähriger den 2. Preis beim renommierten Genfer Klavierwettbewerb. Weitere sollten schnell folgen. In den 80er Jahren stieg er zu einem der gefragtesten deutschen Interpreten auf. Seit seinem Debüt beim Genfer Orchestre de la Suisse Romande 1992 dirigiert er renommierte Orchester weltweit – mit Vorliebe vom Flügel aus. Als Leiter des Kammerorchesters Lausanne spielte er sämtliche Klavierkonzerte Mozarts ein und erntete dafür einen Preis nach dem anderen. Er wurde schnell in die Schublade gesteckt, ein Spezialist für die Wiener Klassik zu sein, schätzt aber auch zeitgenössische Komponisten – Voraussetzung ist für alle Werke, dass er damit etwas eigenes sagen kann. Furore machte er zum Beispiel durch die Integration türkischer Janitscharenmusik in Mozarts »Entführung aus dem Serail«. Bei der Dresdner Philharmonie ist er im Mai als Solist und Dirigent bereits zum 9. Mal zu Gast. 19 20 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | ARTIST IN RESIDENCE | Martin Helmchen Beglückender Dialog Kammermusik mit Martin Helmchen Bei seinem letzten Konzert als Artist in Residence trifft der Pianist im Mai auf philharmonische Streicher- und Bläsersolisten. Auf dem Programm stehen Stücke von Mozart, Schumann und Schubert. Corina Kolbe In kleiner Besetzung gemeinsam zu musizieren, ist für Martin Helmchen stets eine intensive Erfahrung. »Unmittelbar aufeinander einzugehen, sich gegenseitig Impulse zu geben, ist das Beglückende an der Kammermusik. In einem großen Orchester kommt es nur selten zu solch einem spontanen Zusammenspiel.« Zu den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Franz Schubert, die er als Artist in Residence 2014 / 2015 mit Solisten der Dresdner Philharmonie im Hygiene-Museum aufführen wird, hat der in Berlin geborene Pianist ein besonders enges Verhältnis. Mozarts Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello g-Moll spielte er 2001 im Halbfinale des renommierten Clara Haskil Wettbewerbs, aus dem er als Preisträger hervorging. »Dieses Quartett war für mich damals ein Meilenstein«, erinnert er sich. »Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier von Schumann habe ich später kennengelernt und mich sofort Hals über Kopf in die Musik verliebt. Und die Fantasiestücke, die ich jetzt in Dresden mit dem Klarinettisten Fabian Dirr spiele, führe ich sonst meistens mit meiner Frau, der Cellistin Marie-Elisabeth Hecker, auf. Ebenso wie Schuberts Forellenquintett, das wir in einer besonders schönen Besetzung auch auf CD aufgenommen haben.« Immer wieder taucht das Wort »Glück« auf, wenn Martin Helmchen über das Musizieren und das Leben an sich spricht. Mit sechseinhalb Jahren begann er Klavier zu spielen, keine Wunderkind-Karriere also. Auch nach dem Sieg beim Clara Haskil Wettbe- | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Kammermusikreigen Wolfgang Amadeus Mozart arbeitet 1785 gerade an der Oper Figaros Hochzeit , als er den Auftrag für drei Klavierquartette erhielt, von denen er letztlich nur zwei komponierte. Statt gefällige Musik nach dem Geschmack der Zeit zu schreiben, ließ er Streicher und Fortepiano in seinem Quartett g-Moll KV 478 in einen lebhaften Dialog treten. Beim Publikum fiel das Stück durch. Doch damit hatte die Geburtsstunde der Kammermusik als Konzertgenre geschlagen. Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 schenkte Schumann seiner geliebten Frau Clara 1849 zu Weih- werb wurde er nicht über Nacht zum Star. »Ich hatte genügend Zeit und Freiräume für meine künstlerische Entwicklung. Das empfinde ich im Nachhinein als sehr wertvoll.« Inzwischen gilt er als einer der besten jungen Pianisten, tritt mit internationalen Spitzenorchestern auf und erhielt bedeutende Preise wie den ECHO Klassik und den Credit Suisse Young Artist Award. nachten. Draufgängerischer wirken seine im selben Jahr entstandenen Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73, deren Stimmung sich zwischen Melancholie und Lebenselan bewegt. Franz Schuberts bekanntes Forellenquintett, entstanden im Sommer 1819, ist eines seiner heitersten Werke, in dem nur hin und wieder ein Hauch von düsterem Weltschmerz anklingt. nicht schwierig, Privates und Berufliches in Einklang zu bringen. Bei Proben und Konzerten ist es so wie früher, als die Partnerschaft noch rein musikalisch war. Was das blinde Verständnis betrifft, bewegen wir uns inzwischen natürlich auf einer anderen Ebene.« Seit einem Jahr sind sie Eltern einer Tochter, die sie ab und zu auf Tourneen mitnehmen. Familiäre Beziehungen hat Martin Helmchen auch zu Dresden und Sachsen, wo ein Großteil seiner Verwandten lebt. »Und der Erste Konzertmeister Familienbande der Dresdner Philharmonie, Ralf-Carsten Brömsel, ist der Schwiegervater eines Schwagers«, verrät er. »Bei dem Marie-Elisabeth Hecker, die er bei Gidon Kremers Orchester fühle ich mich immer zu Hause. Sein ruhiges Lockenhaus Festival kennenlernte, ist seine konstanteste Selbstbewusstsein, sein Wissen um die große MusikKammermusikpartnerin. »Erstaunlicherweise ist es gar tradition der Stadt haben mich von Anfang an mitgetragen.« Artist in Residence: MARTIN HELMCHEN 06 »…HIMMLISCHER DURCHBLICK STATT Für die Zukunft schmiedet HelmMITTWOCH MAI SCHWAMMIGER GEFÜHLSWOLKEN.« 2015 20.00 – Krause chen eifrig Pläne: »Mit dem riesigen Philharmonie im Museum Klavierrepertoire kommen wir PianisWOLFGANG AMADEUS MOZART Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum Quartett f. Klavier, Violine, Viola u. Violoncello g-Moll KV 478 ten nie ganz durch. Jeder von uns hat 2. Kammermusik ROBERT SCHUMANN Meisterwerke im Kopf, die er noch nie Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73 gespielt hat.« So schwebt ihm etwa FRANZ SCHUBERT ein Schubert-Sonatenzyklus vor, und Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass A-Dur D 667 (»Forellenquintett«) langfristig auch ein Bachprojekt mit Martin Helmchen | Klavier seiner Frau, das Klavier-Partiten mit Philharmonisches Streichtrio Dresden Cello-Suiten verbinden soll. Musiker der Dresdner Philharmonie 21 22 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT IV | Tobias Broström Auf der Suche Ein neues Werk von Tobias Broström Im Mai schreibt die Dresdner Philharmonie wieder ein Stück Musikgeschichte: mit der Uraufführung des Konzerts für zwei Schlagzeuger und Orchester des Schweden Tobias Broström. Arnt Cobbers Tobias Broström | PORTRÄT IV | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER und der zweiten Sinfonie von Jean Sibelius angesetzt ist, beeinflusse ihn beim Schreiben nicht, sagt er beim Telefoninterview während einer Komponierpause. »Aber meine Stücke werden oft mit Sibelius oder russischen Romantikern oder Schostakowitsch kombiniert. Das ist vermutlich kein Zufall und passt, finde ich. Sibelius ist in gewisser Weise eine große Inspiration für mich.« Auf die in Deutschland heftig diskutierte Frage, ob man (wieder) Dreiklänge und Melodien komponieren darf, antwortet Broström: »Das ist für mich keine Frage.« Er lebt seit zehn Jahren ausschließlich als Komponist – seine Aufträge erhält er nicht von Neue-Musik-Festivals »Ich bin Komponist. Musik zu schreiben ist meine Art, mich auszudrücken. Es ist eine Suche – nach etwas, das mir das normale Leben wirklich. Deshalb schreibe ich Solokonzerte, da kann ich meine musikalischen Ideen gemeinsam mit Musikern, die ich kenne und schätze, realisieren.« Als Musiker arbeitet er gar nicht mehr. »Das passt nicht zu meiner Natur. Ich bin Komponist. Musik zu schreiben ist meine Art, mich auszudrücken. Es ist eine Suche – nach etwas, das mir das normale Leben nicht geben kann.« Dass Broström neun Monate an einem zwanzigminütigen Stück schreibt, ist keine Seltenheit. Umso mehr genießt er den Moment, wenn er die Noten übergibt. »Dann ist meine Arbeit getan. Ich bin bei den Proben dabei, aber nur um Fehler zu verbessern oder Fragen zu beantworten. Die Musiker wissen, was sie tun. Und ich weiß auch ziemlich genau, was ich erwarten kann, wenn ich ein Stück zum ersten Mal höre.« Und bei der Uraufführung? »Da schlägt mein Herz schon schneller. Aber ich will ja, dass meine Musik gehört wird. Und die Dresdner Philharmonie ist ein wunderbares Orchester – ich freue mich auf den Abend.« nicht geben kann.« Tobias Broström vielen kleiner als der Wunsch, ein weiteres Mal das Altvertraute zu hören. Doch die Uraufführung von Tobias Broströms Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester dürfte auch für Neue-Musik-Muffel spannend werden. Zum einen bietet die Besetzung musikalisch wie optisch ungewöhnliche Reize – wobei der schwedische Komponist, der selbst klassisches Schlagzeug studiert hat, in seinem neuen Werk Instrumente Konzert im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele einsetzt, auf denen sich Melodien »ICH BIN EIN SKLAVE MEINER THEMEN« – Sibelius spielen lassen: Vibraphon und JEAN SIBELIUS Marimbaphon vor allem. »Finlandia« op. 26 Zum zweiten hat der 1978 in TOBIAS BROSTRÖM Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester (UA) Helsingborg geborene Broström JEAN SIBELIUS ein positives Verhältnis zu Tonalität Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43 und Tradition. Dass sein Stück in Michael Sanderling | Dirigent Dresden zwischen der »Finlandia« Patrick Raab & Johan Bridger | Schlagzeug Einst war es selbstverständlich, in Konzerten brandneue Musik zu hören. Und noch im 19. Jahrhundert spielten Profis und Liebhaber überwiegend Musik lebender Komponisten. Heute ist eine Uraufführung im Rahmen eines Sinfoniekonzerts etwas ganz Besonderes – ein Ereignis allerdings, das viele Besucher eher abschreckt. Die Neugier, dabei zu sein, wenn Musikgeschichte geschrieben wird, ist bei MAI 2015 16 17 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 13. Konzert Hammer und Amboss oder dem Rundfunk. Sondern von Orchestern, die aufs breite Publikum angewiesen sind. »Als Zuhörer möchte ich von einem Stück fortgetragen und hindurchgeleitet werden. Ein Stück braucht eine Dramaturgie. Ich habe kein Strukturgerüst, ich erzähle keine Geschichte; wenn ich komponiere, verlasse ich mich ganz auf meine Intuition und mein Handwerkszeug. Aber man sagt oft, meine Musik sei erzählerisch – und das gefällt mir.« Der Herzschlag der Uraufführung In den letzten Jahren hat Broström u. a. ein Klavierkonzert, ein Cello- und ein Trompetenkonzert geschrieben. »Komponieren bedeutet Einsamkeit. Dabei mag ich es, mit Menschen zu arbeiten, und das geht mit einem Kollektiv wie einem Orchester nicht Nicht nur beim Schmied, auch in jedem Ohr finden sich Hammer und Amboss. Auf Latein heißen die beiden Gehörknöchelchen Malleus und Incus – was zusammengesetzt den Namen eines der weltbesten Schlagwerk-Duos der Welt ergibt. Es wurde 1996 von zwei schwedischen Schlagzeugstudenten in Malmö gegründet. Patrick Raab ist inzwischen Solo-Schlagzeuger der Königlichen Oper Kopenhagen und Mitglied des Alte-Musik-Ensembles Concerto Copenhagen, Johan Bridger hat als gefragter Solist u.a. Tobias Broströms Schlagzeugkonzert »Arena« 2004 uraufgeführt. Und das wiederum gehört inzwischen zu den meistaufgeführten Konzerten für Schlagzeug und Orchester. In Dresden werden die Raab und Bridger auch das neue Auftragswerk von Broström aus der Taufe heben. 23 24 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | APROPOS | Gustav Holst: »Die Planeten« Tönende Himmelskörper Gustav Holsts klingende Astrologie Die Vorstellung eines tönenden Universums war schon den alten Griechen geläufig. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie von dem englischen Komponisten Gustav Holst spektakulär wiederbelebt. Albert Breier »Die Planeten« sind mit Abstand das bekannteste Werk des englischen Spätromantikers Gustav Holst. Der Komponist selbst war darüber nicht sehr glücklich, glaubte er doch, noch weit bessere Werke geschaffen zu haben. Jedoch ist die Konzeption der »Planeten« von derart durchschlagender Originalität, dass der Ruhm dieser Orchestersuite gerechtfertigt erscheint. Zum Zeitpunkt der Komposition war Holst Musiklehrer an einer Mädchenschule. Die Schule besaß einen schalldichten Musikraum, den Holst am Wochenende und in den Ferien zum Komponieren nutzen konnte. 1913 hatte der Komponist – noch vor der legendären Uraufführung – Zwergen-Nachzügler In Holsts Planetensuite wurde die Erde bewusst nicht berücksichtigt – aber auch nicht Pluto, jener Himmelskörper, der erst 1930 entdeckt wurde und bis zur Neudefinition des Planetenstatus im Jahre 2006 als neunter Planet galt. Sechs Jahre zuvor hatte der englische Komponist Colin Matthews vom Hallé-Orchester den Auftrag erhalten, einen dem Pluto gewidmeten Satz in Holsts Suite einzufügen. Musikalisch wird dem Werk dadurch eine ganz neue Facette hinzugefügt: Pluto, eigentlich der Gott der Unterwelt, heißt bei Matthews »Der Erneuerer«. bei einer Probe Strawinskis »Le sacre du printemps« hören können. Beeindruckt war er auch von Schönbergs »Fünf Orchesterstücken« op. 16, die in London aufgeführt worden waren. Er begann, Skizzen zu einer Reihe von sieben Orchesterstücken zu machen, nachdem er zuvor schon mit der Idee gespielt hatte, die Astrologie in eine seiner Kompositionen einfließen zu lassen. Die Lektüre von Alan Leos Buch »Was ist ein Horoskop« gab dieser Idee neue Nahrung. Leo schrieb in diesem Buch den Menschen, die im Zeichen bestimmter Planeten geboren sind, gewisse Charaktermerkmale zu. Daran orientierte sich Holst, indem er jeden Satz seiner Suite zu einem Charakter- und Stimmungsbild machte. Flaschengeist aller Filmmusiker So ist »Mars, der Kriegsbringer« durch Aggressivität und Militanz gekennzeichnet. Man hat in dem Satz eine Widerspiegelung der Schrecken des Ersten Weltkriegs sehen wollen, doch wurde er bereits vor dessen Ausbruch konzipiert. »Venus, die Friedensbringerin« lässt dagegen sanfte und schmeichelnde Töne hören. »Merkur, der geflügelte Bote« bekommt eine Musik von großer rhythmischer Flexibilität, in der bitonale Effekte eine Rolle spielen. Ausgelassen gibt sich »Jupiter, der Bringer der Fröhlichkeit«; hier sind Anklänge an Strawinskis »Petruschka« zu vermerken. »Saturn, der Bringer des Alters« malt eindrücklich die Angst vor dem unerbittlichen Herannahen des Todes. »Uranus, der | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Magier« zeichnet sich durch geradezu taschenspielerische klangliche Virtuosität aus. Ganz im Pianissimo verläuft »Neptun, der Mystiker« – eine Musik, die über die Grenzen des Sonnensystems hinauszuweisen scheint. Hier kommt ein sechsstimmiger Frauenchor zum Einsatz. Holsts Partitur hat Generationen von Filmkomponisten beeinflusst. Es handelt sich bei den »Planeten« gleichsam um die Ur-Filmmusik überhaupt. Zwar ist bereits das Werk Wagners in mehr als einer Hinsicht eine Vorahnung des Films, doch finden sich erst bei Holst sämtliche Ingredienzen, derer sich Hollywoods Komponisten für ihre Partituren bedienten. Bis heute ist der Einfluss der »Planeten« in dieser Hinsicht ungebrochen. Aufschwung erhielt er vor allem durch den Erfolg von Weltraum-Sagas wie »Star Wars«. Holsts Originalmusik findet aktuell selbst in Computerspiele Eingang, wobei sich vor allem »Mars, der Kriegsbringer« großer Beliebtheit erfreut. Gustav Holst hatte väterlicherseits deutsch-baltische sowie lettisch-schwedische Vorfahren, mütterlicherseits britische mit leichtem spanischen Einschlag. Zunächst wollte er Pianist werden, was aber an einer Nervenentzündung eines Armes scheiterte. Am Royal College of Music in London studierte Holst Komposition (bei MAI 2015 30 31 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 15. Konzert Charles Villiers Stanford) und Posaune. Im Anschluss an sein Studium war er bei verschiedenen Orchestern als Posaunist tätig. Danach wirkte er als Musiklehrer. 1919 bis 1923 unterrichtete er Komposition am Royal College of Music und an der Universität in Reading. Holsts Tochter Imogen erlangte ebenfalls Ruhm als Komponistin und Dirigentin. In den angelsächsischen Ländern war der Einfluss der Musik Holsts auf die »ICH ABER SUCHE DIE SPUR DEINES nachfolgende KomponistengeneraGEISTES DRAUSSEN IM WELTALL…« – Kepler tion außerordentlich stark. In JOHN ADAMS Deutschland konnte er sich hinge»Lollapalooza« (für Orchester) gen nie recht durchsetzen und stand WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299 immer im Schatten von Komponisten GUSTAV HOLST wie Richard Strauss. Einzig der Welt»Die Planeten« – Orchestersuite für großes Orchester op. 32 ruhm der »Planeten«-Suite hat Michael Sanderling | Dirigent Karin Hofmann | Flöte ihn auch ins deutsche Musikleben Nora Koch | Harfe Eingang finden lassen. Damen des Philharmonischen Chores Dresden 25 26 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | HAUSBESUCH | Orchestervorstand | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Dreihundertsechzig Grad Der Orchestervorstand der Philharmonie Der Orchestervorstand der Nicht nur DAX-Firmen haben einen Vorstand, sondern auch Orchester. Und bei der Dresdner Philharmonie agiert er in alle Richtungen – zum Wohl der Musikerkollegen und zur Entlastung der Verwaltung. Ein Hausbesuch Carsten Hinrichs Dresdner Philharmonie (v.l.n.r.): Norbert Schuster (Kontrabass), Prof. Jörg Wachsmuth (Tuba), Jörn Hettfleisch (2. Violine), Guido Titze (Oboe) und Peter Conrad (Bassposaune) wenn man eine solche Aufgabe ernst nimmt, und die ist Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit – davon wissen eben nicht immer angenehm.« nicht erst seit Karl Valentin auch all jene ein Lied zu So erging es beispielsweise Peter Conrad. Der Solo-Basssingen, die im Rampenlicht oder den Hinterzimmern posaunist ist neben seiner Vorstandstätigkeit auch der eines großen Sinfonieorchesters für den reibungsBeauftragte der Deutschen Orchestervereinigung. Im losen Ablauf sorgen. In einem der größeren HinterGespräch wirkt der gebürtige Dresdner humorvoll und zimmer im Büro am Waldschlösschen haben sich die gemütlich. Doch gleich nach seinem Einstand oblag es fünf Orchestervorstände der Dresdner Philharmonie ihm, einen Viertelstunden-Warnstreik zu Probenbeginn eingefunden, um von ihrer Arbeit zu berichten. zu organisieren. »Das war schon hart, wir Orchester»Der Orchestervorstand erfüllt zentrale Funktionen musiker gehen mit dem Thema Streik extrem vorsichtig für den Ablauf des Orchesteralltags«, erläutert der um«, erinnert sich Conrad. Und wie ist es mit der Kontrabassist Norbert Schuster. »Dazu gehört der Probendisziplin der Kollegen beKontakt zum Management und stellt? »Die ist bei uns eigentlich dem Chefdirigenten ebenso, wie die »Wir proben in mehreren gut«, meint Jörn Hettfleisch, abends Kommunikation in das Orchester Sprachen, spielen mit am Pult der zweiten Violinen zu hinein, etwa bei der Wahrung der Kollegen aus aller Herren erleben. »Wir achten aber nicht Orchesterdisziplin.« Dazu gibt es Länder, sind auf der ganzen nur darauf, dass die Musiker pünkteinen regelrechten BußgeldkataWelt zu Gast – für uns sind lich ihren Arbeitsplatz einnehmen, log, den sich das Orchester selbst Offenheit und gegenseitiger sondern auch, dass Dirigenten die auferlegt hat. Und der ist hart: Respekt Teil der täglichen Probenzeiten einschließlich einer Zuspätkommen bei der Probe ist Arbeit« regenerativen Pause einhalten.« Ob kein Kavaliersdelikt. »Im Extremschwieriger Anschluss, ob heikles fall werden bis zu einem Zehntel Zusammenspiel von Blech und Streichern – einen des Monatsgehalt fällig«, erzählt Guido Titze, stellvertretender Solo-Oboist des Orchesters und seit 2010 Maestro kann der Arbeitseifer über das Ende der Probe Mitglied des Vorstandes. Das Wichtigste ist: Mit den hinweg tragen. »Das passiert aber eher unerfahrenen Kollegen reden, alles im Fluss halten. Der Vorstand Dirigenten«, schmunzelt Hettfleisch. Sich nach dem agiert in alle Richtungen. Rutscht man da auch schon Konzert mit den Kollegen über die Leistung des Gastes mal zwischen die Stühle? »Das passiert hin und wieder auszutauschen und – als Rückmeldung an die Leitung – schon«, meint Schuster. »Das ist auch unausweichlich, ein transparentes Meinungsbild der Orchestermitglieder zu evaluieren, hat sich der Vorstand ebenfalls zur Aufgabe gemacht. Und man hat ein Ohr an der Politik, die die Weichen für die Orchesterzukunft stellt. »Das war sehr wichtig bei der Suche nach der neuen Intendantin«, erzählt Jörg Wachsmuth, der Tubist des Orchesters. »Erstmals hat der Orchestervorstand fast das gesamte Auswahlverfahren begleitet.« Damals war Norbert Schuster, als Sprecher des Vorstands, ein Mitglied der Findungskommission. So ist man sich heute auch sicher, mit Frauke Roth die tatsächlich beste Kandidatin gewählt zu haben. Aber auch als seinerzeit die Verhandlungen mit dem neuen Chefdirigenten im kulturpolitischen Unterholz zu verhaken drohten, ließ Schuster das Kulturamt wissen, dass das Orchester mit Nachdruck auf seinem Kandidaten bestehe. So kamen die Gespräche wieder in Gang. »Noch vor zwanzig Jahren wurden Chefdirigenten ohne Rücksprache installiert«, erinnert er sich, »da sind die Strukturen wesentlich demokratischer geworden.« Seit ein paar Jahren besteht der Orchestervorstand der Dresdner Philharmonie aus fünf statt drei Kandidaten – »das hilft nicht nur bei der Verteilung der Arbeitslast, sondern erhöht auch die Selbstkontrolle«, betont Violinist Hettfleisch. Natürlich kann dennoch nicht jede Interessensgruppe einen Kandidaten installieren, aber die Vorstände fühlen sich für alle Kollegen verantwortlich. Und für die Tonart des Miteinanders. Auf die aktuellen Ereignisse auf Dresdens Straßen angesprochen, reagieren sie mit Kopfschütteln. »Ein Orchester ist ein solch internationales Konstrukt, wir proben in verschiedenen Sprachen, spielen mit Kollegen aus aller Herren Länder, sind auf der ganzen Welt zu Gast«, sagt Conrad bestimmt. Und Titze ergänzt: »Für uns sind Offenheit und gegenseitiger Respekt Teil der täglichen Arbeit«. Auch, wenn mit einem Gastdirigenten einmal keine gemeinsame Fremdsprache zu finden ist, dann geht eine Probe schon mal nur mit Gesten von statten. Auf den neuen Saal blickt auch der Orchestervorstand mit Spannung. »Das wird ein enormer Motivationsschub für das Orchester werden, aber auch die Erwartungen an uns sind groß«, ist sich Jörn Hettfleisch sicher. »Bisher sind wir klanglich auf Diät, die aktuellen Spielstätten sind akustisch nicht optimal, aber auch der alte Kulturpalast war es nicht.« So wird der neue Saal erstmals wieder hörbar machen, was die Musiker auf Tournee selbst immer wieder als Überraschung erleben: wie seidig und tiefensatt das Orchester eigentlich klingt. Und Hettfleisch weiß: »Es geht vor allem um die Proben. Alle Spitzenorchester perfektionieren ihr musikalisches Zusammenspiel dadurch, dass sie bereits in hervorragenden akustischen Verhältnissen proben können.« Man darf also gespannt sein. 27 28 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Freddy Kempf Solist mit Taktstock Für Freddy Kempf ist Beethoven ein Vergnügen | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Herr Kempf, breite Aufmerksamkeit erreichten Sie ausgerechnet auch mit einer – vom Publikum heftig kritisierten – Niederlage beim renommierten Tschaikowsky-Wett- Gleich dreimal Solist des Beethoven-Wochenendes ist ein Pianist, der hierzulande noch zu entdecken ist. Wohlgemerkt, denn ansonsten ist Freddy Kempf auf den großen Bühnen zuhause. Arnt Cobbers In Deutschland muss man ihn auf den Spielplänen noch suchen, dabei gastiert er seit langem in den großen Konzertsälen und bei den großen Orchestern der Welt und nimmt jedes Jahr eine oder zwei meist hochgelobte CDs auf – die Rede ist von Freddy Kempf. Die Karriere des 37jährigen Londoners, der einen deutschen Vater, eine japanische Mutter und eine deutsche Frau hat, seit vier Jahren südlich von München wohnt und beim Telefoninterview gerade sein sechs Monate altes drittes Kind auf dem Schoß hielt, begann ungewöhnlich. Kempfernatur bewerb in Moskau 1998. Wie kam das? Kein Zufall ist die Namensähnlichkeit mit dem großen Pianistenkollegen Wilhelm Kempff, wie sich herausstellt. »Weil diese Frage immer wieder kommt. Ein Neffe von ihm hat die Familiengeschichte recherchiert und ist dabei auf meinen Vater gestoßen. Der erzählte ihm, dass ich auch Pianist sei. Ich war zwar erst acht Jahre alt war, hatte aber gerade mein erstes Konzert mit Orchester hinter mir. Und so wurde sogar ein Treffen vereinbart. Aber dann ist Wilhelm Kempff gestorben, ich habe ihn nie getroffen. Wir sind sehr entfernt verwandt.« Von den acht Preisen im Finale gingen sechs an Schüler des Vizepräsidenten der Jury – es war einfach zu offensichtlich, dass da was nicht stimmte. Immerhin wurde dann noch ein Preis für die beste Interpretation eines russischen Stücks gestiftet. Den bekam ich, und so war mein Preisgeld als Drittplatzierter insgesamt höher als das des Siegers. Kurz danach unterschrieb ich meinen Plattenvertrag und begann in der ganzen Welt zu spielen. Sie spielen viel Beethoven. Was fasziniert Sie an ihm? Dass er so vieles vorweggenommen hat. Wenn Sie im Film einen Sturm sehen, dann hören Sie eine Filmmusik, die die Mittel benutzt, die Beethoven erfunden hat. Ich liebe die Musik der Romantik, und Beethoven ist als erster den Weg von der Klassik zur Romantik gegangen, in der dritten Sinfonie und im zweiten Klavierkonzert. Und als Pianist merkt man, dass er selbst auch Pianist war. Es ist für mich immer ein Vergnügen, Beethoven zu spielen. Und weil er so viel geschrieben hat, kann man ihn auch oft spielen. Ist es für Sie ein Unterschied, ob Sie Beethoven spielen Nimm drei: Freddy Kempf ist mit einem wahren Konzertmarathon zu erleben! oder ein Stück, das das Publikum nicht kennt? Wenn ein Stück neu ist, muss man alles deutlicher machen, damit es fürs Publikum interessanter wird. Bei Beethoven kann man viel subtiler und kreativer sein. Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu frei wird. Passiert das? Wenn man ein Stück mehrmals hintereinander spielt, kommt schon irgendwann die Lust auf, zu improvisieren. Man weiß, dass Beethoven das auch gemacht hat. Aber das muss man lernen und üben. Wenn der Komponist das gleiche Material zweimal geschrieben hat, hat er erwartet, dass der Pianist damit freier umgeht. Es ist eigentlich klar, wann man das als Musiker tun darf und wann nicht. Sie dirigieren auch selbst. Sehen Sie seitdem die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten anders? Es gab für mich eine Schlüsselerfahrung, als ich zum ersten Mal das vierte Konzert vom Klavier aus geleitet habe. Im dritten Satz haben wir Solisten immer das Gefühl, das Orchester sei zu langsam. Während der ersten Probe habe ich den Einsatz gegeben, das Orchester hat mein ideales Tempo gespielt, dann setzte ich ein – und war zu schnell. Der Konzertmeister hat mich gefragt: Waren wir zu langsam? Ich musste antworten: Nein, der Solist war zu schnell. Da habe ich die Rollenverteilung verstanden. Der Dirigent hat die Übersicht und muss sehen, dass es für alle 90 Spieler passt – der Pianist denkt nur an sich. Seitdem streite ich nie mehr mit dem Dirigenten. Ich frage manchmal, ob wir nicht schneller spielen wollen. Aber wenn er sagt, ich mache es lieber so, dann folge ich ihm. Er weiß, dass der zweite Oboist vielleicht gerade eine Handverletzung hatte und nicht so schnell trillern kann oder was auch immer. Das kann der Solist als Gast nicht wissen. Dann sind Sie ja der Traumsolist für jeden Dirigenten! Viele Dirigenten verstehen sich im Solokonzert eher als Begleiter. 29 30 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Freddy Kempf Michael Sanderling | CHEFDIRIGENT | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER ich etwas auf meiner Schulter spürte. Ich habe mich Wenn der Dirigent das tut und der Solist so denkt wie umgedreht, und da schaute mich der Konzertmeister ich, dann findet man sich in einer sehr guten Mitte. Ich sehr hektisch an. Und dann sah ich auch schon aus habe auch schon als Dirigent mit Solisten gearbeitet dem Augenwinkel den ersten Schlag vom Dirigenten und versucht, so gut ich kann zu folgen. Aber wenn und hörte den Auftakt-Trommelwirbel – er hatte ein Satz mit einem langen Tutti beginnt, muss man als das Konzert angefangen, als ich Dirigent schon eine Vorstellung vom noch mit dem Hocker beschäftigt Ganzen haben. »Bei einem unbekannten war. Ich musste sofort den ersten Stück muss man alles deutlicher machen, damit es Macht es für Sie einen UnterAkkord greifen. schied, ob Sie den Dirigenten gut kennen? fürs Publikum interessanter wird. Bei Beethoven kann man viel subtiler und kreativer sein. Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu frei wird.« Beethovens Neune Das Beethoven-Wochenende In drei Konzerten dirigiert Michael Sanderling jeweils eine Ouvertüre, ein Klavierkonzert und eine Sinfonie – ganz klassisch! Aufgezeichnet von Arnt Cobbers Wird das Dirigieren Ihr zweites Standbein werden? Es ist vor allem wichtig, dass man einschätzen kann, wie er oder Ich habe nie geplant zu dirigieren. sie im Konzert ist. Wir sind alle Wir hatten den Beethoven-Zyklus Freddy Kempf Menschen und verändern uns unmit dem Royal Philharmonic Orchestra London vereinbart, aber ter Druck. Wenn man weiß, wie dann kam die Finanzkrise und plötzlich hing alles in jemand unter Konzertbedingungen reagiert, kann man der Luft. Da hatte meine Agentin die Idee: Machen einschätzen, ob man ein Risiko eingehen kann oder ob wir es ohne Dirigenten! Sie hat mich und den Intenman den Dirigenten besser nicht mit einer neuen Idee überrascht. danten überredet, dann habe ich es vergessen, und als mir drei Monate vor den Proben klar wurde, auf was ich mich eingelassen hatte, habe ich Unterricht Ist Ihnen das schon passiert? genommen. Und nach den elf Konzerten hat mich das Ich erzähle Ihnen eine lustige Geschichte: Ich habe mal Orchester gefragt, ob ich nicht noch zwei Programme das Grieg-Konzert mit Neeme Järvi gespielt, mehrere mit Beethoven-Sinfonien dirigieren wolle. Da dachte Abende hintereinander. Und an einem Abend hatte er ich mir: Da kann ich wohl nicht so schlecht gewesen auffallend gute Laune. Wir gingen zusammen auf die sein, und habe weitergemacht. Es macht einfach mehr Bühne. Ich habe noch meinen Hocker eingestellt, als Spaß, wenn man mit dem Orchester Ein Wochenende mit Beethoven direkt arbeiten darf. Man kann »VON HERZEN MÖGE ES ZU HERZEN GEHEN« – Beethoven neue Sachen ausprobieren, man LUDWIG VAN BEETHOVEN kann sich unterhalten. Als Solist 06 Ouvertüre zur Oper »Fidelio« op. 72b SAMSTAG JUNI sitzt man nur da und muss spieKonzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 2015 19.30 Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 len. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, ein Beethoven-KlavierLUDWIG VAN BEETHOVEN 07 Ouvertüre zu »Egmont« op. 84 konzert zu dirigieren, und ich SONNTAG JUNI Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 2015 11.00 Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« darf nicht spielen. Ich möchte ein Pianist bleiben, der auch dirigiert. LUDWIG VAN BEETHOVEN 07 Ouvertüre zu »Die Geschöpfe des Prometheus« op. 43 Die Hälfte meiner Konzerte sind SONNTAG JUNI Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 2015 19.30 Klavierabende, und wenn ich »Emperor« Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Philharmonie im Schauspielhaus darüber hinaus immer mal wieder Großes Haus vom Klavier aus dirigieren kann, Michael Sanderling | Dirigent 6. Konzert bin ich sehr glücklich! Freddy Kempf | Klavier Herr Sanderling, welche Idee steht hinter dem Beethoven-Wochenende fast zum Abschluss der Saison? Klang. Es gibt diesen spezifischen Dresdner Klang, den ich sehr schätze. Aber es ist wie in der Küche: Die schönste Zutat ist fehl am Platze, wenn sie nicht zum Gericht passt. Wir wissen inzwischen einfach zu viel über die Musikgeschichte, als dass wir diesen wunderbaren Klang über jede Partitur gießen dürften. Im Hinblick auf den Klang und die stilistische Flexibilität bei der Dresdner Philharmonie etwas zu bewegen, sehe ich als meine Aufgabe an – eine Aufgabe, die ich mit großer Freude zu erfüllen versuche. Erstens ist es wichtige Musik für uns, die wir geballt an einem Wochenende präsentieren möchten. Zum zweiten sind die drei Sinfonien ganz unterschiedlich in ihrem emotionalen Gehalt: Die Fünfte ist die Kämpferische, die Sechste die Idyllische, die Siebte die Ausgelassene – und das ist vielleicht ein schönes Abbild der Saison. Ich denke aber auch, dass Beethovens Musik mit ihrer Kraft und ihrem Aussagereichtum gerade wieder hochaktuell ist. Beethoven war wohl der erste Komponist, der eine gesellschaftskritische und politisch motivierte Musik geschrieben hat. Ich habe volles Verständnis dafür, dass Menschen in unserer Gesellschaft mit vielem unzufrieden sind, und ich habe viel Verständnis dafür, dass man den sozialen Unfrieden, den es zweifellos gibt, benennt. Aber ich habe kein Verständnis für die Überschrift, unter der das gerade in Dresden geschieht. Deswegen finde ich eine Rückbesinnung auf die Dinge, die uns in Beethovens Musik erzählt und gezeigt werden, »Beethoven war wohl der erste Komponist, der eine umso wichtiger. gesellschaftskritische und Und schließlich ist Beethovens Musik politisch motivierte Musik auch das beste Mittel, mit einem geschrieben hat. Ich denke, seine Musik ist mit ihrer Orchester zu arbeiten in Hinblick auf Kraft und ihrem Aussageunterschiedliche Stilistiken, auf die reichtum gerade wieder Einbettung von Naturinstrumenten, hochaktuell.« auf unterschiedliche OrchesteraufMichael Sanderling stellungen, auf einen differenzierten 31 32 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | WIEDERBEGEGNUNG | Jean-Yves Thibaudet WIEDERBEGEGNUNG | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Über alle Grenzen unter anderem den Echo, den Deutschen Schallplattenpreis und den Diapason d'Or erhielt, tritt Thibaudet bei Recitals und Orchesterkonzerten auf der ganzen Welt auf. Deutschland bleibt er – nicht zuletzt aufgrund seiner familiären Wurzeln – besonders tief verbunden. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er bereits unter ihrem früheren Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos. »Ich kenne das Orchester seit Langem, wir verstehen uns sehr gut.« Thibaudet spielt Chatschaturjans Klavierkonzert Der französische Starpianist hat bei seiner Rückkehr nach Dresden eine Rarität im Gepäck. Mit Aram Chatschaturjans selten aufgeführtem Klavierkonzert will er sein Publikum mitten ins Herz treffen. Corina Kolbe Liegen Debussy, Ravel oder Satie einem französischen trat zwei Jahre später zum ersten Mal vor Publikum Pianisten einfach so im Blut? Jean-Yves Thibaudet auf. Am Konservatorium in Paris studierte er als Zwölfkann über solche Klischeevorstellungen nur lachen. jähriger bei Lucette Descaves, einer Freundin und Mit»Ich spiele natürlich gern arbeiterin von Maurice Musik aus meiner Heimat, Ravel. »Sie war wunderhabe mich aber niemals bar und brachte mir nur darauf festlegen die große französische wollen. Meine Mutter ist Klaviertradition nahe«, übrigens Deutsche! Schon erzählt er begeistert. früh habe ich mich intenIn Paris kam er damals außerdem mit dem kürzsiv mit Schumann, Brahms, Der sowjetisch-armenische Komponist Aram Rachmaninow und Liszt Chatschaturjan (1903 – 1978) schrieb nur lich verstorbenen Meisterbeschäftigt«, sagt der in ein einziges Klavierkonzert. In dem 1936 pianisten Aldo Ciccolini Lyon geborene Künstler. entstandenen Werk in Des-Dur treffen große in Kontakt. »Alle meine »Und heute leben wir in Gegensätze aufeinander. Exotische Melodien Lehrer waren mir wichtig. einer globalisierten Welt, und Rhythmen der armenischen Volksmusik Von Aldo habe ich nicht in der man erst recht vereinen sich mit Einflüssen aus der russischen nur viel über Musik geüber alle Grenzen hinausSpätromantik, die vor allem durch Peter Tschailernt, sondern auch über kowsky und Alexander Glasunow geprägt Malerei, Philosophie und blickt.« wurde. Farben und Stimmungen scheinen den das Leben überhaupt. Bereits als kleines Kind Impressionisten des frühen 20. Jahrhunderts, Wir haben uns nie aus fühlte sich Jean-Yves insbesondere Maurice Ravel, entlehnt zu sein. den Augen verloren. Ein Thibaudet wie magisch Sein berühmter Landsmann Sergej Prokofjew paar Monate vor seinem angezogen vom Klavier lobte das Konzert, doch weltweit bekannt wurTod habe ich ihm noch im Haus seiner Eltern, de Chatschaturjan vor allem durch den »Säbei einem Besuch vorgedie beide in ihrer Freizeit beltanz« aus seinem Ballett »Gayaneh«, den musizierten. »Ich wollte spielt. Man hört nie auf zu der Regisseur Billy Wilder für seinen Film »Eins, immer darauf spielen und studieren.« Zwei, Drei« verwendete. Zu der Musik tanzte sang auch dazu.« Mit fünf Als bekannter Solist, der ausgelassen auf einem Tisch: Liselotte Pulver. bekam er Unterricht und für seine CD-Einspielungen Selten zu hörendes Konzert Völkerverständigung »Ich finde Chatschaturjans Konzert fantastisch und versuche es so oft wie möglich aufzuführen. Es steht ganz in der spätromantischen Klaviertradition und hat großartige Kadenzen.« JUNI 2015 13 14 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 Philharmonie im Albertinum Lichthof 16. Konzert Bei den Konzerten am 13. und 14. Juni wird der Franzose Bertrand de Billy am Pult stehen. »Es klingt verrückt – wir sind Freunde, schaffen es aber erst jetzt, gemeinsam auf die Bühne zu gehen.« Auf dem Programm steht das kaum gespielte Konzert für Klavier und Orchester Des-Dur des armenisch-sowjetischen Komponisten Aram Chatschaturjan .»Leider wird er oft unterschätzt und nicht auf eine Stufe mit den anderen russischen Komponisten gestellt. Das ist nicht gerecht«, meint Thibaudet. »Ich finde das Konzert fantastisch und versuche es so oft wie möglich aufzuführen. Es steht ganz in der spätromantischen Klaviertradition und hat großartige Kadenzen. Diese Musik kommt von Herzen, sie ist sehr eingängig und berührt die Zuhörer.« Jean-Yves Thibaudet schätzt Chatschaturjan auch als Schöpfer von Filmmusik. Der Pianist hat selbst ein großes Faible für das Kino. Mit dem English Chamber Orchestra spielte er Dario Marianellis Scores für den Film »Stolz und Vorurteil« und den 2008 mit einem Oscar und einem Golden Globe ausgezeichneten Welterfolg »Abbitte« ein. »Die Musik steht hier im Dienst der Bilder. Das ist eine » ...Z WE I CH A RA KT E RE IN E IN E M, D E R E IN E SP IE G E L D E S A N D E RE N « – Dutilleux echte Herausforderung«, sagt er. HENRI DUTILLEUX »Mir kommt es darauf an, ein mögSinfonie Nr. 2 »Le Double« lichst großes Publikum zu erreichen. ARAM CHATSCHATURJAN Konzert für Klavier und Orchester Des-Dur Millionen Menschen gehen ins Kino MAURICE RAVEL und hören diese Musik. Ich hoffe, »La Valse« dass viele von ihnen dann auch in Bertrand de Billy | Dirigent meine Konzerte kommen.« Jean-Yves Thibaudet | Klavier 33 34 Martin Bülow | FRAGEBOGEN | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | Fragebogen für Musiker und Nichtmusiker, Gäste und Mitarbeiter der Dresdner Philharmonie, Raucher und Nichtraucher, also: für Frauen und Männer aller Arten ... ... beantwortet von Martin Bülow, Verwaltungsdirektor und stellvertretender Intendant Ja – Al Jarreau: High Crime; Maximillian Hornung: Haydn & Azarashvili Cello Concertos. fliehende Steinway (trotz festgedrehter Räder) unter den Händen von Yefim Bronfman bei Prokofjew Sonate Nr. 7 op. 83: III. Precipitato. Was war für Sie der Anlass, Ihren Beruf zu ergreifen? Gibt es einen Pop-Song, für den Sie alle andere Mein Vater: Mitglied der ersten Violine von 1957 bis 2000 und Orchesterdirektor – Staatskapelle Dresden. Musik links liegen lassen würden? Auf guten Rat oder gegen alle Widerstände? Wenn Sie von der Bundesregierung beauftragt Immer auf guten Rat, aber guter Rat ist extrem selten. würden, neue Hörer für die klassische Musik zu Haben Sie heute schon Musik gehört? Welche? Earth, Wind and Fire – September. begeistern – was wäre Ihr erster Schritt? Zuhören, erklären, positiv konfigurieren. Ausbau der Ganztagsschulen, gern auch als Internat: verpflichtende Wahl zwischen Schulorchester und Schulchor. Und welcher Teil Ihrer Arbeit macht Ihnen am Auf Zeitreise im 19. Jahrhundert: Wen würden Sie meisten Spaß? gerne einmal live im Konzert erleben, Liszt oder Musik(er), und das täglich. Brahms? Welcher Teil Ihrer Arbeit nimmt heute die meiste Zeit ein? Eindeutig Brahms. Wo schlägt für Sie Dresdens Herz? Haben Sie einen Martin Bülow Lieblingsplatz in der Stadt? Und mit wem von beiden würden Sie lieber zu Auch wenn pulsierend etwas anderes ist – zwischen der Frauenkirche und dem Schloss Pillnitz, am besten mit der Vespa. Abend essen? des Dresdner Kreuzchores, Welcher Bach-Kantaten-Titel könnte als Überschrift Vor welchem Werk der bildenden Kunst würden Sie bevor er eine Lehre am zur Ihrer derzeitigen Situation dienen? länger verweilen, einem Apostel von Caravaggio Staatstheater Dresden absolvierte. »Herz und Mund und Tat und Leben«, BWV 147. oder Gerhard Richters Farbquadraten? Welches Instrument würden Sie heute nochmal Caravaggio, wegen des unglaublichen, handwerklichen Könnens. wurde 1965 geboren, war sechs Jahre lang Mitglied Anschließend arbeitete er zunächst bei der Bühnentechnik an der Semperoper Dresden. Auch wieder Brahms um herauszubekommen, was mit Clara Schumann lief. beginnen wollen? Eher chirurgische Instrumente als musikalische. 1988 bis 1993 studierte Was ist Ihre liebste Form der Entspannung? Die Ostsee zwischen Ahrenshoop und Hiddensee. Bülow an der Hochschule für Musik Hand auf’s Herz: Mit welchem anerkannten Meister- »Carl Maria von Weber« in Dresden werk klassischer Musik werden Sie bis heute nicht Apropos Lebenswandel: Was sollten Sie öfter mal bei Prof. Peter Krauß Kontrabass, warm? tun? Und was lieber seltener? Helene Fischer – Atemlos. Mehr stilles Wasser – weniger guten Weißwein. Und welches Werk war für Sie die größte persönliche Zum Abschluss, frei nach Haydn: Was war der Entdeckung? schönste Paukenschlag in ihrem Leben? Als Fünfjähriger: Bach – Goldberg-Variationen, BWV 988, als Diensthabender bei einer Zugabe: Der nach rechts Unstrittig: zweimal Kreißsaal – Clemens und Fabian bevor er 1996 auch das Studium zum Diplom-Betriebsverwaltungswirt abschloss. Seit 1995 arbeitet Martin Bülow bei der Dresdner Philharmonie. 35 36 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | KONZERTKALENDER | April bis Juni 2015 KONZERTK AL ENDER A P R I L B I S JU N I 2 0 1 5 APRIL 2015 | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER 18 19 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 à la carte Philharmonie im Albertinum Lichthof 12. Konzert à la carte »…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…« – Grubinger Philharmonie im Schauspielhaus Großes Haus 05 APRIL 2015 SONNTAG 19.30 5. Konzert S1 06 06 MONTAG MONTAG Dresdens Klang. zu Ostern JOSEPH HAYDN Sinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie« Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag« S3 18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD Säle »Kunst der Gegenwart« »DOCH AL L E L US T W I L L EW I GKEI T! « – Nietzsche RUDI STEPHAN Musik für Geige und Orchester GUSTAV MAHLER Sinfonie Nr. 4 G-Dur mit Sopran-Solo »Wir genießen die himmlischen Freuden« nach Worten aus »Des Knaben Wunderhorn« Markus Poschner | Dirigent Heike Janicke | Violine Maria Bengtsson | Sopran APRIL 2015 ziehen Sie mit! Markus Stenz | Dirigent Martin Grubinger | Multipercussion 11.00 19.30 S2 BRUNO HARTL Concerto for Percussion op. 23 WIR ZIEHEN ALLE REGISTER – 11 12 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 A3 22 APRIL 2015 MITTWOCH 20.00 Philharmonie im Museum Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum 10. Dresdner Abend H VON SACHSEN IN DIE K&K-MONARCHIE – ZUM 200. GEBURTSTAG VON ROBERT VOLKMANN Philharmonie im Albertinum Lichthof 11. Konzert A4 »…EIN MANN AM VORABEND DES RUHMES.« – Diaghilew über Strawinsky SERGEJ PROKOFJEW Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44 REINHOLD GLIÈRE Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur op. 74 ROBERT VOLKMANN Serenade Nr. 1 C-Dur für Streichorchester op. 62 ERNST TOCH Konzert für Violoncello und Orchester op. 35 SÁNDOR VERESS Passacaglia concertante für Oboe und Streichorchester ROBERT VOLKMANN Serenade Nr. 2 F-Dur für Streichorchester op. 63 Philharmonisches Kammerorchester Dresden Wolfgang Hentrich | Leitung Matthias Bräutigam | Violoncello Johannes Pfeiffer | Oboe IGOR STRAWINSKY »Der Feuervogel« – Ballett-Suite (Fassung 1919) Dmitri Kitajenko | Dirigent Xavier de Maistre | Harfe 26 APRIL 2015 SONNTAG Philharmonie in der Kreuzkirche 18.00 à la carte 18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD Klingersaal, Führung: »Fin de Siècle – das Streben nach einem Gesamtkunstwerk« durch Annabell Rink »WELCH ZERSTÖRENDES, WÜSTES LEBEN UM MICH HER« – Beethoven LUDWIG VAN BEETHOVEN »Missa solemnis« D-Dur op. 123 Sebastian Weigle | Dirigent L'uba Orgonášová | Sopran Marina Prudenskaya | Mezzosopran Christian Elsner | Tenor René Pape | Bass MDR Rundfunkchor Philipp Ahmann | Einstudierung ABENDKASSE: Besucherservice Weiße Gasse 8 Der Kulturpalast im Herzen der Stadt erhält ein neues Innenleben. Dresden baut für ihre Philharmonie einen neuen, akustisch und architektonisch erstklassigen Konzertsaal. Es versteht sich von selbst: vollständig ist ein solcher Saal nur mit einer prächtigen, dem Ambiente würdigen KonzertsaalOrgel. Mit diesem Instrument wollen wir den Kreis einer einzigartigen Orgellandschaft in unserer Region schließen. Bauherr für die Orgel ist der Förderverein der Dresdner Philharmonie e.V. Der Verein tritt damit uneingeschränkt in die Pflichten der Konzeption, Finanzierung und Durchführung des Vorhabens ein. Die Orgel dürfte geschätzte 1,3 Millionen Euro kosten. Eine Million wird der Förderverein aus Spendenmitteln bereitstellen und hofft dazu auf die engagierte Mithilfe vieler Bürgerinnen und Bürger, Institutionen und Firmen in Dresden und Umgebung und auf Menschen überall auf der Welt, deren Herz für Dresden und für die Musik schlägt. Liebe Dresdnerinnen und Dresdner, verehrte Gäste, es ist ein ehrgeiziges Ziel, 1 Million Euro für die neue Orgel im späteren KulturpalastKonzertsaal über Spenden einzuwerben. Doch nach seinem Umbau gewinnt das Haus damit an künstlerischer Faszinationskraft und internationaler Ausstrahlung. Ich bin mir sicher, dass dieser Gedanke Musikfreunde hier und anderswo so begeistert, dass auch sie gern mithelfen wollen. Ich bitte Sie, das Engagement des Fördervereins der Dresdner Philharmonie mit Ihrer OrgelPatenschaft zu unterstützen. Herzlichen Dank! Helma Orosz Schirmherrin 37 April bis Juni 2015 | KONZERTKALENDER | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Philharmonie im Museum Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum © gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner 02 MAI 2015 Benefizkonzert der Dresdner Philharmonie für die Konzertorgel im Kulturpalast SAMSTAG 20.00 H 03 03 SONNTAG SONNTAG 4. Apéro-Konzert 5. Museums-Matinée 5. Blaue Stunde FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Violinkonzert e-Moll op. 64 ˇ ANTONÍN DVORÁK Sinfonie Nr. 9 e-Moll »Aus der neuen Welt« Michael Sanderling | Dirigent Marc Bouchkov | Violine H » ...D IE SE A RME VE RSP ROCH E N E SIN FON IE SCH WE BT ST E T S IN ME IN E R FA N TA SIE …« – Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93 IGOR STRAWINSKY Danses concertantes für Kammerorchester Christian Zacharias | Klavier und Dirigent Michael Sanderling | Dirigent Marc Bouchkov | Violine 09 SAMSTAG 20.00 Philharmonie in der Frauenkirche 3. Konzert F » SE T Z E MIR E IN D E N KMAL, GANZ AUS Z U CKE R, T IE F IM ME E R« – Morgenstern 03 MAI 2015 SONNTAG 19.00 D1 Philharmonie auf Schloss Albrechtsberg Kronensaal 6. Kammerkonzert HENRY PURCELL Fantasia a 6 JOHANN SEBASTIAN BACH Labt das Herz, ihr holden Saiten (Satz: Rolf Lukowsky) MAURICE DURUFLÉ Tóta púlchra es » T RIO« GYÖRGY ORBÁN Lauda Sion BEETHOVEN JAVIER BUSTO Salve Regina Mareike Thrun | Flöte Fabian Dirr | Klarinette Daniel Bäz | Fagott Andreas Hecker | Klavier FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Hebe deine Augen auf (Terzett aus »Elias« op. 70) KURT BIKKEMBERGS Psalmi Novi (Psalm 135) ARVO PÄRT Da pacem Domine MAI 2015 MITTWOCH 20.00 Philharmonie im Museum Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum 2. Kammermusik H Artist in Residence: MARTIN HELMCHEN »…HIMMLISCHER DURCHBLICK STATT SCHWAMMIGER GEFÜHLSWOLKEN.« – Krause WOLFGANG AMADEUS MOZART Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello g-Moll KV 478 ROBERT SCHUMANN Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73 FRANZ SCHUBERT Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass A-Dur D 667 (»Forellenquintett«) Wir ziehen alle Register – ZIEHEN SIE MIT! Benefizkonzert FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY Violinkonzert e-Moll op. 64 ˇ ANTONÍN DVORÁK Sinfonie Nr. 9 e-Moll »Aus der neuen Welt« MAI 2015 JOSEPH HAYDN Sinfonie D-Dur Hob. I:93 06 Tickets: 0351 | 4 866 866 [email protected] 19.30 Philharmonie in der Kreuzkirche FV WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459 Fr 08. Mai 2015 | 19.30 Uhr Kreuzkirche FREITAG BE N E FIZ KON Z E RT 11.00 17.00 H 08 MAI 2015 Martin Helmchen | Klavier Philharmonisches Streichtrio Dresden Benedikt Hübner | Kontrabass Johannes Pfeiffer | Oboe Fabian Dirr | Klarinette LERA AUERBACH »Galgenlieder« n. Gedichten v. CHRISTIAN MORGENSTERN Fassung für Saxophonquartett und Kinderchor (Uraufführung) GIOVANNI GABRIELI Canzona prima »La Spiritata«, arr. von HARRY WHITE ARNE MELLNÄS Aglepta HENRY PURCELL Sound the trumpet Philharmonischer Kinderchor Dresden Gunter Berger | Einstudierung und Leitung Raschèr Saxophone Quartet 39 40 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | KONZERTKALENDER | April bis Juni 2015 MAI 2015 10 SONNTAG 10.30 10 SONNTAG 12.00 Otto der Ohrwurm Alter Schlachthof 10 | 5 Euro 17 MAI 2015 SONNTAG 11.00 April bis Juni 2015 | KONZERTKALENDER | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Familienkonzert der Dresdner Philharmonie HfM Dresden – Konzertsaal MAI 2015 24 25 SONNTAG MONTAG 19.30 19.30 A2 FAMILIENKONZERT ANTONÍN DVORÁK Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der neuen Welt« Leslie Suganandarajah | Dirigent Christian Gaul | Otto der Ohrwurm Christian Schruff | Moderation Andreas Tiedemann | Inszenierung und Bühne Luis Negrón van Grieken | Projektionen und Bühne MAI 2015 13 SONNTAG MITTWOCH 19.00 20.00 D1 D2 Ein Wochenende mit Beethoven »VON HERZEN MÖGE ES ZU HERZEN GEHEN« 14. Konzert – Beethoven A1 Philharmonie auf Schloss Albrechtsberg Kronensaal 7. Kammerkonzert Andere Lesung: »ABSCHIED S PARADI ES « – Auf sinnlichen Pfaden mit Mozart und Brahms OTTMAR GERSTER Capriccio für Pauken und Streichorchester » O LA SST MICH E IN E N A U G E N BLICK N OCH H IE R! « – Rinaldo HANS PETER PREU Concerto für Vibraphon und Orchester JOHANNES BRAHMS »Rinaldo« – Kantate für Tenor, Männerchor und Orchester op. 50 nach JOHANN WOLFGANG VON GOETHE MAX WUTZLER Intermezzo – (für ein weltoffenes Dresden) oder »Der Einzug der weltoffenen Dresnder« (UA) FRANZ LISZT Eine »Faust«-Sinfonie nach JOHANN WOLFGANG VON GOETHE ROBIN HOFFMANN Percussive Adventures Bertrand de Billy | Dirigent Johan Botha | Tenor Herren des Sächsischen Staatsopernchores Jörn Hinnerk Andresen | Einstudierung LEROY ANDERSON Serenata Heike Janicke, Markus Gundermann | Violine Christina Biwank, Beate Müller | Viola Matthias Bräutigam | Violoncello Olaf Bär | Sprecher MAI 2015 17 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 A3 13. Konzert Konzert im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele »ICH BIN E I N S KL AVE M EI NER THEM EN« – Sibelius SAMSTAG 19.30 6. Konzert à la carte LUDWIG VAN BEETHOVEN Ouvertüre zur Oper »Fidelio« op. 72b Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37 Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Philharmonie im Schauspielhaus Großes Haus 07 JUNI 2015 SONNTAG 11.00 6. Konzert LUDWIG VAN BEETHOVEN Ouvertüre zu »Egmont« op. 84 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« Philharmonie im Schauspielhaus Großes Haus 07 18 MAI 2015 Philharmonie im Albertinum Lichthof A4 JUNI 2015 à la carte Jugendsinfonieorchester am Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V. Mitglieder der Dresdner Philharmonie in Zusammenarbeit mit den Dresdner Schulkonzerten Milko Kersten | Dirigent und Moderator MOZART . BRAHMS 16 Philharmonie im Schauspielhaus Großes Haus 06 OTTO IN AMERIKA 10 Philharmonie im Albertinum Lichthof MONTAG 18.00 JUNI 2015 Ein Projekt in Zusammenarbeit mit KlangNetz Dresden SONNTAG 19.30 6. Konzert à la carte HfM Dresden – Konzertsaal LUDWIG VAN BEETHOVEN Ouvertüre zu »Die Geschöpfe des Prometheus« op. 43 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 »Emperor« Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 1. ANHÖRUNG Werke von Kompositionsstudenten der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Michael Sanderling | Dirigent Freddy Kempf | Klavier Leslie Suganandarajah | Dirigent JEAN SIBELIUS »Finlandia« op. 26 TOBIAS BROSTRÖM Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester (UA) JEAN SIBELIUS Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43 Michael Sanderling | Dirigent Patrick Raab & Johan Bridger | Schlagzeug 18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD Säle »Kunst der Gegenwart« 20 MAI 2015 MITTWOCH 20.00 Philharmonie in der Schlosskapelle 8. Kammerkonzert D » D I E B E S T E MU S I K D E R W E LT G E H T A U F A L L E N I N S T R U ME N T E N !« – Schnyder C. P. E. BACH . PIAZOLLA . HALVORSEN . SCHNYDER Anna Fritzsch, Frederico Kasik | Violine N.N. | Viola Norbert Anger | Violoncello Petr Popelka | Kontrabass Alexej Bröse | Percussion Philipp Zeller | Fagott MAI 2015 30 31 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 à la carte Philharmonie im Albertinum Lichthof JUNI 2015 13 14 SAMSTAG SONNTAG 19.30 19.30 A1 Philharmonie im Albertinum Lichthof 16. Konzert A2 15. Konzert à la carte » ...Z WE I CH A RA KT E RE IN EINEM , DER EINE SP IE G E L D E S A N D E RE N « – Dutilleux »ICH ABER SUCHE DIE SPUR DEINES GEISTES DRAUSSEN IM WELTALL…« – Kepler HENRI DUTILLEUX Sinfonie Nr. 2 »Le Double« JOHN ADAMS »Lollapalooza« (für Orchester) ARAM CHATSCHATURJAN Konzert für Klavier und Orchester Des-Dur WOLFGANG AMADEUS MOZART Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299 MAURICE RAVEL »La Valse« GUSTAV HOLST »Die Planeten« – Orchestersuite für großes Orchester op. 32 Bertrand de Billy | Dirigent Jean-Yves Thibaudet | Klavier Michael Sanderling | Dirigent Karin Hofmann | Flöte Nora Koch | Harfe Damen des Philharmonischen Chores Dresden 41 42 P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | Fördermitglieder | Impressum | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER Große Kunst braucht gute Freunde DI E DRE SDNE R P HILHARMONIE DANKT IHRE N FÖRDE R E R N DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH BMW Niederlassung Dresden Schloss Wackerbarth / Sächsisches Staatsweingut GmbH Hotel HILTON Dresden Heide Süß & Julia Distler Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG TRD - Reisen Dresden KG Dorint Hotel Dresden Media Logistik GmbH/PostModern SBS Steuerberatungsgesellschaft mbH Ströer Deutsche Städte Medien GmbH Eberhard Rink sanitär heizung elektro Dresdner Verkehrsbetriebe AG Ostsächsische Sparkasse Dresden Hotel Bülow Palais & Residenz Dresden Rechtsanwälte Zwipf Rosenhagen Partnerschaft Plakativ Media GmbH SWD GmbH NH Hotel Dresden Altmarkt THEEGARTEN-PACTEC GmbH & Co. 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Jagenburg Rechtsanwälte Kontakt: Notare Heckschen & van de Loo Förderverein Dresdner Philharmonie e.V. »Opus 61« CD-Fachgeschäft Sächsische Presseagentur Seibt Fremdspracheninstitut Dresden Lutz Kittelmann PF 120 424 · 01005 Dresden Radeberger Exportbierbrauerei Telefon +49 (0) 351 | 4 866 369 Fax +49 (0) 351 | 4 866 350 Mobil +49 (0) 171 | 5 49 37 87 Frank Schröder – Agentur für Kommunikation [email protected] I M PR ESSU M Bildnachweis: Archiv Dresdner Philharmonie; Künstlerfotos mit freundlicher Genehmigung der Künstler / Agenturen. Michael Herdlein / VISUM: Titel, 10 · Nikolaj Lund: 3, 4, 27, 31 Marco Borggreve: 13, 20, 34, 39, 40, 42, 44 Felix Broede / Sony Classical: 7 · Monika Rittershaus: 15, 16 Nicole Chuard: 19 · Jesper Lindgren: 22, 23 · Neda Navaee: 28 Kasskara / Decca: 33 · WikiCommons: 9 TRENTANO GmbH Herausgeber: Dresdner Philharmonie PF 120 424 · 01005 Dresden Chefdirigent: Michael Sanderling Ehrendirigent: Kurt Masur Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy Intendantin: Frauke Roth www.dresdnerphilharmonie.de [email protected] Redaktion: Carsten Hinrichs Redaktionsschluss: 30. Januar 2015 Satz und Gestaltung: www.victoriabraunschweig.de Druck: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH Wo möglich, haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Illustrationen ausfindig gemacht. Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wir berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können. Die »Philharmonischen Blätter« erscheinen viermal jährlich. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Redaktion. Veröffentlichte Äußerungen Dritter stimmen als eigenständige Meinungsäußerung nicht unbedingt mit der Ansicht des Herausgebers überein. Änderungen vorbehalten. ISSN 0949-6017 43 So 26. April 2015 18.00 Uhr | Kreuzkirche MISSA SOLEMNIS LUDWIG VAN BEETHOVEN »Missa solemnis« D-Dur op. 123 Sebastian Weigle | Dirigent L'uba Orgonášová | Sopran Marina Prudenskaya | Mezzosopran Christian Elsner | Tenor René Pape | Bass MDR Rundfunkchor Tickets: 0351 | 4 866 866 www.dresdnerphilharmonie.de