JOHANNES SCHMID REGISSEUR

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JOHANNES
SCHMID
REGISSEUR
JOHANNES
SCHMID
Geboren 1973 in Niederbayern. Von 1995 bis 2001 Studium der Theaterund Filmwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Erlangen
und München.
Seit 2000 ist Johannes Schmid als freischaffender Regisseur für Theater
und Film tätig. Er inszenierte Sprech- und Musiktheater u.a. für das
Bayerische Staatsschauspiel, das Theater Sankt Gallen, das Theater
Konstanz, die Schauburg – Theater der Jugend München und das Pfalztheater Kaiserslautern. Er führte Regie u.a. bei Tirso de Molinas Don Gil
von den grünen Hosen, bei Donizettis komischer Oper Don Pasquale,
dem Junk-Musical Shockheaded Peter, Fausto Paravidinos Stillleben
in einem Graben, Kafkas Der Proceß, Cervantes` Don Quijote von der
Mancha und bei der zeitgenössischen Kammeroper Jakob von Gunten.
Für Eine Odyssee nach Homer erhielt er den TZ-Rosenstrauß des
Jahres 2007 für die beste Theaterinszenierung Münchens.
Als Regisseur und Autor drehte Johannes Schmid 2006 mit der von
ihm mitgegründeten Filmproduktionsfirma schlicht und ergreifend Film
GmbH sein Spielfilmdebüt Blöde Mütze!. Der Film feierte seine Premiere
auf den Berliner Filmfestspielen 2007, wurde national und international
mehrfach ausgezeichnet und war 2008/2009 in den deutschen
Kinos zu sehen. Im Januar/Februar 2010 wurde sein zweiter Kinofilm,
die deutsch-polnische Co-Produktion Wintertochter, abgedreht. Kinostart ist im Herbst 2011.
Wichtigstes ästhetisches Prinzip von Johannes Schmid - sowohl in der
Theater- als auch in der Filmarbeit - ist die weitreichende Reduktion
der Mittel bei dennoch größter erzählerischer Dichte. Mit wenig viel und
intensiv erzählen. Atmosphärische, poetische Bilder, Liebe zum Detail,
sanfte Ironie und eine musikalische Rhythmisierung.
In Vorbereitung befindet sich u. a. der Kinofilm Agnes (nach dem gleichnamigen Roman von Peter Stamm). Für die Spielzeiten 2010/2011/2012
gibt es Regieverabredungen mit dem Theater Konstanz, der Jungen
Oper Mannheim und dem Theater Sankt Gallen.
INSZENIERUNGEN
1997 Die überspannte Person, Einakter von Arthur Schnitzler, Experi-
mentiertheater Universität Erlangen
In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa, Erotischer Bilder
bogen von Federico Garcia Lorca, Experimentiertheater Universität Erlangen
1998 Leviathan von Dea Loher, PODIUM Freies Theater Erlangen
2000 Jeda, der Schneemann, Kinderstück von Mark Wetter, Kleines
Theater - Kammerspiele Landshut
2001 Heute Abend: Lola Blau, Musical von Georg Kreisler, Kleines
Theater - Kammerspiele Landshut
2002 Eine Woche voller Samstage, Musical von Paul Maar und Rainer Bielfeldt, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern
A Glamorous Life?, montierte Mini-Oper von Barbara Pöschl, Christoph Schmid und Johannes Schmid, Teamtheater Comedy München/diverse Gastspiele
2003 Don Gil von den grünen Hosen, Komödie von Tirso de Molina, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern
2004 Amphitryon, Lustspiel von Jean Baptiste Molière, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern
Babytalk, Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke, Team
theater Comedy München/Altstadttheater Ingolstadt
2005 Die Drei Wünsche, Kindermusiktheater frei nach Johann Peter
Hebel, Schauburg – Theater der Jugend München
Don Pasquale, Komische Oper von Gaetano Donizetti, Pasinger
Fabrik/Münchens Kleinstes Opernhaus
2006 Das Trollkind, Kinderstück nach Selma Lagerlöf, Schauburg - Theater
der Jugend München
2007 Shockheaded Peter, Junk-Opera von McDermott/Crouch/Jacques, Pfalztheater Kaiserslautern
Eine Odyssee, Stück von Ad de Bont nach Homer, Schauburg Theater der Jugend München
2008 Unser Muni, Kinderstück von Werner Bodinek u.a., Rheinisches
Landestheater Neuss
Stillleben in einem Graben, Stück von Fausto Paravidino, Bayerisches
Staatsschauspiel/Marstall
Der Proceß, nach Franz Kafka, Dramatisierung Ruth Bader/Johannes
Schmid, Theater Konstanz
2009 Don Quijote von der Mancha, von Cervantes, Textfassung Georg
Holzer/JohannesSchmid, Bayerisches Staatsschauspiel/
Cuvilliéstheater
2010 Jakob von Gunten, Kammeroper von Benjamin Schweitzer nach dem
Roman von Robert Walser, Theater Sankt Gallen
2010 Die kleine Meerjungfrau nach H. C. Andersen, Theater Konstanz
In Vorbereitung:
Eisberg nach Sizilien (Oper von Kurt Schwertsik, UA) und The Fairy Queen
(Semiopera von Henry Purcell)
FILME
1996 1997 1998
2001 2002 Sternenzug, Kurzfilm, Buch & Regie
Abseits, Kurzfilm, Buch & Regie
halbdrei, Kurzfilm, Buch & Regie
Flügelfisch, Kurzfilm, Buch & Regie
Merle, Kurzfilm, Buch & Regie
2003 Aus der Tiefe des Raumes, 90minütiger Kinofilm, Produktion
2007 Blöde Mütze!, 91minütiger Kinofilm, Buch & Regie
2010 Wintertochter, 93minütiger Kinofilm, Buchmitarbeit & Regie
In Vorbereitung:
Agnes, Liebesdrama nach dem gleichnamigen Roman von Peter Stamm,
Buch & Regie, geplante Drehzeit: 2012
THEATER
DON GIL VON
DEN GRÜNEN
HOSEN
Endlich ist es wieder unterwegs – das Kulturmobil zieht bis September
mit einem wahren Juwel durch Niederbayern. Zwei Stunden lang war
die Halle VI des Agrarausbildungszentrums Landshut am Freitagabend
zur todschicken Studiobühne mutiert, in welcher eine anmutige Melange
aus inszenatorischem Gespür, darstellerischer Verve, multifunktionaler Bühne und phantastischen Kostümen ihr Publikum nonstop zu
begeistern wusste. (...) Und tatsächlich steht nach der Vorpremiere der
Barock-Komödie „Don Gil von den grünen Hosen“ fest, dass nur Unwägbarkeiten der übersinnlichen Art dieser eleganten Abendproduktion
des diesjährigen Kulturmobils noch etwas anhaben könnten. Schmids
stark bearbeitete Version von Tirso de Molinas Verwechslungs
komödie (...) besticht durch temporeichen Witz. Ohne je die klare
Aussage dem allzu schnellen Gag zu opfern. (...) Innerhalb einer
makellosen Ensembleleistung (...) interpretiert Petra Hofmann ihren
Titelpart mit hinreißenden Nuancen. (...) Inhaltliche Unstimmigkeiten,
bei „Don Gil von den grünen Hosen“ immer wieder moniert, wurden von
Johannes Schmid dezent beseitigt, bemühter Gegenwartsbezug wohltuenderweise vermieden. Das Kulturmobil wartet solcherart (in seiner
mittlerweile sechsten Saison) mit einer Produktion auf, die auch feste,
städtische Bühnen zieren würde.
(Uli Karg in Landshuter Zeitung vom 24.06.03)
von Tiro de Molina,
Bearbeitung von
Johannes Schmid und
Michael E. Bauer
Bühne: Udo Vollmer
Kostüme: Anke Friedrich
Musik: Michael E. Bauer
Choreographie: Birgitt
Paulus
Kulturmobil NIederbayern
Premiere: 21.06.2003
BABYTALK –
DAS KINDER-KRIEGMUSICAL
In dem entzückenden Mini-Musical dreht sich alles um das Eine - ein
Baby. Man diskutiert, plant, zeugt, trennt sich und versöhnt sich. Wie
das Leben eben so ist. Peter Lunds Dialoge sind amüsant pointiert,
Thomas Zaufkes Musik schmeichelt sich zwischen Weill und Webber ins Ohr und Johannes Schmids Inszenierung spielt gekonnt mit
allen Mann-Frau-Klischees. Petra Einhoff und Matthias Kostya meistern die beengte Bühnensituation mit großer Präsenz, guten Stimmen
und Charme, ja, schaffen sogar schwungvolle kleine Tanzeinlagen auf
dem schmalen Brettl. Dort lässt der Regisseur sie zwischen multifunktionalen Würfeln - mal Bar, mal Bad, mal Bett - herumwirbeln.
Und hält geschickt die Balance zwischen realistischer Erdung und
stilisiertem Spiel.
(Barbara Welter in TZ vom 16.10.04)
Ehekrieg lustig. Ein Babytalk bleibt das nach Andrew Lloyd Webber
klingende Musical, das im Teamtheater Comedy bei der Premiere heftig
umjubelt wurde. (...) Johannes Schmid hat den Babytalk flott inszeniert und braucht nur ein paar Kisten (Bühne: Caroline Brösamle), um
die unbequeme Situation zu möblieren (...). Wer flotte Unterhaltung
mit Tiefgang möchte, der liegt hier richtig. „Babytalk“ geht nicht an
die Nieren, aber das Musical macht Spaß, weil sich ein jeder in seiner
Verhaltensweise auch mal auf der Bühne kennenlernen kann.
(Gert Gliewe in Abendzeitung vom 16.10.04)
Deutschlands Geburtenrate sinkt. Warum das so ist, erfährt man jetzt
im Münchner Teamtheater Comedy in „Babytalk“. (...) ihr beruflicher
Ehrgeiz, die Panik vor dem veränderten Körper, sein sexuelles Ausbüchsen, der Zeugungsstress (...), die altbekannten Hürden eben. Die
aber so ausnehmend nuaciert zwischen Entertainment und doch
absolutem Problem-Ernst gespielt werden von Petra Einhoff und
Matthias Kostya, dass dieses Kammermusical unbedingt als „Kinderkrieg- Schule“ zu empfehlen ist. Regisseur Johannes Schmid hat Sinn
fürs Detail und Birgitt Paulus (Choreographie) für Winz-Räume. Einhoff
und Kostya bewegen sich (...) fast so schnell-behände wie einst der
„Amerikaner in Paris“ Gene Kelly in seiner Klappbett-Studentenbude.
(Malve Gradinger in Münchner Merkur vom 16.10.04)
von Peter Lund und
Thomas Zaufke
Ausstattung:
Caroline Brösamle
Choreographie: Birgitt Paulus
Theatertheater Comedy
Premiere: 14.10.2004
DIE
DREI
WÜNSCHE
Regisseur Johannes Schmid bringt (...) auf der leeren, weißen Bühne
der Schauburg nur mit Hilfe von ein paar Schwingtüren viel Bewegung in die moralische Mär. (...) Zwei Mädchen wirbeln in einem nostalgischen, aber gar nicht bieder angehauchten Mini-Musical über die
Bühne. Als von einem bösen Wirt ausgebeutete Mägde schrubben sie
ein putziges Wischtuch-Ballett, trällern sehnsuchtsvoll vom freien
Leben, gurgeln beim Zähneputzen im Duett. Das macht nicht nur den
Kindern im Publikum Spaß. Regisseur Schmid hat die 70 Minuten
präzise durchchoreografiert, mit viel Gefühl für Rhythmus und für
schöne, manchmal auch schön alberne Effekte. Höhepunkt ist eine
aufwändige Szene, in der Film und Leben eins werden: Da steigt wahrhaftig ein Filmstar von der Leinwand herab, um Lisbeth im Kinosaal
seine Liebe zu bekennen. Zu kitschig, um wahr zu sein – weshalb am
Ende (...) natürlich die Vernunft siegt. Und heitere Zufriedeheit.
(Antje Weber in Süddeutsche Zeitung vom 17.02.05)
Zwischen Gut und Böse lehren uns die Märchen zu unterscheiden, zu
erkennen, was sittsam ist. Und weil bittere Medizin besser schmeckt,
wenn sie auf einem Zuckerwürfel serviert wird, ist die Moral der
Märchen für gewöhnlich in eine possierliche Geschichte gepackt. Der
Regisseur Johannes Schmid dreht deutlich stärker an dieser Schraube,
in seiner Inszenierung „Die Drei Wünsche“ nach Johann Peter Hebel
in der Münchner Schauburg steigert er harmlos Nettes zu tatsächlich
Gewitztem, zu skurril Albernem, zu großer Komik. Präzise choreographierte Schauspieler schenken dem 65 Minuten kurzen Abend mit
ihrer Körperkomik eine wunderbare Leichtigkeit, ohne den moralischen
Impetus des Märchens zu denunzieren. (...) Wie jede gute Inszenierung
an einem Kinder- und Jugendtheater sind auch „Die Drei Wünsche“,
obgleich bereits ab einem Alter von 7 Jahren geeignet, beileibe nicht
nur für Heranwachsende sehenswert. (...) Für eines der Mädchen
erweist sich sogar eine Filmleinwand als durchlässig, Fiktion und
Realität gehen ineinander über. Das hat großen Charme und beweist,
wie klug man Filmprojektionen im Theater einsetzen kann.
(Stefan Fischer in CULT: Nr. 27, Februar 2005)
von Hageby/Rudolfson/
Ponsoen frei nach Johann
Peter Hebel, bearbeitet von
Johannes Schmid
Ausstattung:
Caroline Brösamle
Choreographie: Birgitt Paulus
Schauburg Theater der Jugend München
Premiere: 15.02.2005
Preis der Jugendjury,
Bayerische Theatertage 2006
DON
PASQUALE
Kleinstes großes Opernglück! Als Giovanni Ruffini sein Libretto zu
Donizettis Oper „Don Pasquale“ vollendet hatte, konnte er das Werk
kaum mehr als sein eigenes erkennen. (...) Viele Jahre später hätte
sich Ruffini überzeugen können, dass es einem Opernlibretto durchaus
gut tun kann, wenn ein anderer es seinem künstlerischen Willen und
Können unterwirft. Er wäre dann in der Pasinger Fabrik gesessen
und hätte sich daran erfreut, dass die dortige Aufführung von „Don
Pasquale“ eine in sich so überzeugende Leistung ist, dass man sich
gar nicht die Frage stellt, warum man diese an sich mäßig komische
Geschichte (...) erzählen soll. Regisseur Johannes Schmid modernisierte behutsam den Text und macht auch sonst gar nicht viel. Keine
Mätzchen, keine schalen Witze – aber er arbeitet mit den Sängern, dass
es eine Freude ist. Gibt ihnen Rollenverständnis und darauf aufbauend
den Freiraum, aus dem die Komik in der komischen Oper erwachsen
kann. (...) Isolde Daum als Norina (...) ein Bühnentier, wie alle hier, von
einer Überzeugungskraft, die den Ton ihrer schlanken, schönen Stimme
mitträgt. (...) Die Sehnsucht ist echt, und der Erfolg gibt ihr Recht.
(Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 06. Juli 2005)
In der Pasinger Fabrik entzündet sich bei der „opera buffa“ von
Gaetano Donizetti mitreißende Komödiantik, die deshalb so wirksam
ist, weil sie Ängste und Versagen der Figuren nicht als Klamauk zu
verkaufen versucht.
(Mathias Hejny in Abendzeitung vom 06. Juli 2005)
Aus Münchens kleinstem Opernhaus in der Pasinger Fabrik kamen
bisher schon viele Erfolgsmeldungen. Und diesen muss man jetzt
unbedingt eine hinzufügen: „Don Pasquale“, Donizettis HeiratsintrigenSchmankerl, in Johannes Schmids lausbubenfrech-humorvoller
Inszenierung. (...) Trotz Winz-Spielfläche – bewegt wird sich viel, rauf
und runter auf der geschwungenen Treppe, in deren Mitte eine Hausfront mit Magritte-Fenster thront. Viele solcher liebevoller Details in
Bühne, Kostüm und Regie – die via Papierflieger ins Publikum segelnden
Liebesschwüre – die diesen Donizetti zum Erlebnis machen. Hautnah,
sinnlich und textverständlich.
(Malve Gradinger in Münchner Merkur vom 04. Juli 05)
von Gaetano Donizetti,
bearbeitet von Johannes
Schmid
Musikalische Leitung:
Martin Hannus, Andreas Pascal Heinzmann
Bühne: Udo Vollmer
Kostüme: Anke Friedrich
Pasinger Fabrik/Münchens
Kleinstes Opernhaus
Premiere: 01.07.2005
DAS
TROLLKIND
„Das Trollkind“ handelt von einer Kindsvertauschung und der Angst
des Menschen, nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden. In der
Schauburg inszenierte Johannes Schmid das Märchen vom Wechselbalg für Kinder ab 9 als packende, irritierende Lektion über Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Als ihr Pferd scheut, lässt eine Bäuerin
im Wald ihr Baby fallen: Eine Trollfrau (Marie Ruback) tauscht es gegen
das eigene aus. Obwohl das Bauernpaar den Wechselbalg sofort
erkennt, bringt die Mutter (Tamara Hoerschelmann) es nicht fertig, den
struppigen, plärrenden Quälgeist sich selbst zu überlassen. Sie pflegt
und hätschelt ihn, ernährt ihn artgerecht mit Mäusen und Fröschen.
Weil sie Mitgefühl und Verantwortung für das fremde Wesen sogar unter Einsatz des eigenen Lebens über die Liebe zu ihrem Mann (Oliver
Bürgin) stellt, zerbricht ihre Ehe. Der Knecht (Sebastian Hofmüller)
will abhauen, der Hof treibt in den Ruin. In der kleinen Rund-Arena
mit vier aufklappbaren Bodenplatten (Bühne und Kostüme: Michael
Kraus) schaffen die Schauspieler eine intensive Atmosphäre der
sozialen und familiären Zerrüttung, bedrohlich verstärkt durch die LiveMusik des Duos Portmanteau. Stefan Maaß als Erzähler und Quengelkind führt die Story zum Märchenschluss. Die Moral: Wie du mir, so
ich dir – mit der Sorge für das fremde Kind hat die Mutter das eigene
gerettet. Man muss auch seine dunklen Seiten lieben.
(Gabriella Lorenz in Abendzeitung vom 24.04.06)
Ach, wie lebten sie selig, Mama, Papa und ihr hübsches Baby. Doch das
Familienidyll währt nicht lang. (...) „Das Trollkind. Oder: Das Märchen
vom Wechselbalg“ von Selma Lagerlöf in der Schauburg spielt mit der
ewigen Phantasie vom vertauschten Kind. Johannes Schmid zeigt in
seiner Inszenierung mit an alte Märchenbücher angelehnten Bildern
fabelhafte Einfälle, lässt Bauer und Bäuerin lustig mit zu Pferdekörpern ausgestellten Röcken aufgaloppieren. Und wie der Erzähler(Stefan
Maaß) den schnuckeligen Sonnenschein und das knurrende Babymonster mimt, ist nicht nur für Kinderherzen eine Freude. Natürlich
ist dies nicht zuletzt eine Geschichte über emotionale Ambivalenzen
und die Gesichter jeden Kindes. (...) Die wundersame Auswechslung
erlaubt es, die dunklen Seiten der Eltern-Kind-Beziehung auszuagieren.
Je zorniger der Vater (Oliver Bürgin) sich von der kleinen Nervensäge
von Göran Tunström frei nach
Selma Lagerlöf, bearbeitet
von Johannes Schmid
Ausstattung: Michael S. Kraus
Musik: Portmanteau
Schauburg Theater der Jugend München
Premiere: 22.04.2006
TZ-Rose der Woche
Einladung zum 9. Deutschen
Kinder- und Jugendtheatertreffen
abwendet, desto mehr wirft sich die verzweifelte Mutter (Tamara Hoerschelmann) schützend auf sie. Erst nachdem er seine Mordphantasien
an den Troll ausgelebt hat, trifft er den guten Sohn wieder. Es kommt
zum Happy End (...)
(Petra Hallmayer in Süddeutsche Zeitung vom 24.04.2006)
Es hat Haare wie Schweinsborsten, messerscharfe Zähne und eine große
Kralle; es verspeist Ratten und Frösche; es kreischt und tobt, ist ein
Wesen des Schreckens: ein Trollkind. Welche Menschenmutter könnte
ein solches Ungeheuer lieben? Eine kann es. Von ihr erzählt „Das Trollkind“, ein Märchen, das die schwedische „Nils Holgersson“-Autorin
und Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (1858-1940) Anfang
des 20. Jahrhunderts nach einer Volkssage verfasste. Nun steht es
(dramatisiert von Göran Tunström) unter der Regie von Johannes
Schmid als aufregende kleine Parabel auf dem Spielplan der Münchner
Schauburg. (...) Auf die unterschiedlichen, mal wundersam leisen,
dann wieder gruseligen Töne des Märchens antwortet Johannes
Schmid mit einer originellen Inszenierung, die bei Gil Mehmert offensichtlich einiges über Lyrik multifunktionaler Einfachheit gelernt hat.
Dazu lässt das Duo Portmanteau in experimenteller Livemusik zart
die Gläser klingen und entlockt im nächsten Moment dem Laptop
ohrenbetäubende E-Gitarren-Klagen. (...)
(Teresa Grenzmann in Münchner Merkur vom 24.04.06)
Was die Schwedin Selma Lagerlöf da in ihrem düsteren „Märchen vom
Wechselbalg“ erzählt, entbehrt nicht einer gehörigen Portion Pathos:
Weil die Bäuerin sich verhält wie eine Bilderbuch-Mutter und ihre Bedürfnisse dem gar nicht lieben Kleinen unterordnet, wird am Ende ihr
eigener Sohn aus den Fängen der Trolle gerettet. Da kann selbst der
Vater nur staunen und seine Mordversuche bereuen. Göran Tunström
hat das Märchen unter dem Tiltel „Das Trollkind“ dramatisiert, die
Uraufführung fand 1983 im schwedischen Västeras Teater statt. Mehr
als zwanzig Jahre später hat die Münchner Schauburg das Stück
wiederentdeckt. Johannes Schmid hat es mit viel Phantasie inszeniert
und ausdrucksstarke Bilder für die wechselhafte Beziehung zwischen
den ungleichen Familienmitgliedern gefunden.
(Anne Fritsch in Die Deutsche Bühne, 03/07)
SHOCKHEADED
PETER
Das britische Autorenduo Phelim McDermott und Julian Crouch beschreibt das Ableben der lieben Kleinen. Frei nach dem Motte: 50
Wege, sie zu meucheln. (...) „Monster, schlimmer als die Atomkatastrophe“ nennt denn auch Schauspielerin Hannelore Bähr, die als Ärztin
durch den raschen Reigen führt, die Plagen beim Namen. Und Astrid
Vosberg, Brigitte Urhausen, Björn Büchner, Günther Fingerle und Henning Kohne leben sie mit wahrer Lust aus. Komödianten, wie sie im
Buche stehen allesamt. (...) Mit viel Liebe zum Detail und witzigen
Regieeinfällen wartet die temporeiche Inszenierung von Johannes
Schmid auf. Kindlich phantasievoll sind die Kostüme von Anke Friedrich, mit zahllosen Fächern ist die Bühne von Udo Vollmer vor allem
praktisch ausgestattet. Aus den Türchen purzeln immer neue Katastrophen heraus. (...) Die wilde Mischung aus Zirkusmusik bis hin zu
lateinamerikanischen Klängen wird von Kaiserslauterer Szenegrößen
(...) regelrecht entflammt.
(Fabian R. Lovisa in Die Rheinpfalz vom 03.03.07)
Wer in Schmids Inszenierung eine kritische Auseinandersetzung mit
den Inhalten der Kindergeschichten erwartet, wird diese vermissen.
Stattdessen bietet „Shockheaded Peter“ eine herrliche Kostprobe
tiefschwarzen, englischen Humors. Das Premierenpublikum ist
davon bereits nach wenigen Momenten begeistert. (...) Offensichtlich
haben auch die Akteure auf der Bühne Spaß bei ihrer Arbeit. Vom
üppigen Szenenapplaus angetrieben, führt Hannelore Bähr in der
Rolle einer abgestumpften Ärztin durch den Abend. Von einer Anekdote zur nächsten bestätigt sie gleichmütig den Tod des unartigen
Kindes. Ihre Partner wechseln unterdessen eilig Rollen und Kostüme.
Die Aufführung erlangt auch dadurch ein beachtlich hohes Tempo.
Herrlich schräg erscheinen Björn Büchner als Struwwelpeter, Astrid
Vosberg als Paulinchen, Brigitte Urhausen aus Suppen-Kaspar,
Günther Fingerle alsZappelphilipp und (unvergleichlich) Henning Kohne
als Konrads Mutter. (...) Fazit: Nichts für Kinder, nur für Erwachsene,
aber jenen dringend empfohlen.
(Hans-Jürgen Brehm-Seufert in Wochenblatt vom 06.03.07)
von McDermott, Crouch
und Jacques, bearbeitet von
Johannes Schmid
Bühne: Udo Vollmer
Kostüme: Anke Friedrich
Choreographie: Birgitt Paulus
Pfalztheater Kaiserslautern
Premiere: 01.03.07
Eine Odyssee
nach Homer
Der niederländische Autor hat uns an diesem Schauburg-Abend gelehrt,
dass die Helden und eben auch die Götter der griechischen Antike die
längste Zeit als seelen- und damit sinnlose Schöpfe über Schulbücher
und –Bühnen gekrochen sind. Sein Odysseus ist der langwierigen
Irrfahrten so müde wie die Zuschauer. Und seine Götter sind recht
launisch wie die Menschen, handeln je nach Tagesform. Doch ganz
und gar schlitzäugig mogelt de Bont den umgangssprachlichen Reden
seiner „Odyssee“ Verse unter, den Versen Hexameter... und den
jugendlichen Zuschauern ein sanftes Gespür dafür, dass das eine so
lebendig wie das andere sein kann. Wenn es denn eine solch kongeniale
Entmüdung erfährt wie im Münchner Theater der Jugend. (...)
Überhaupt liegen unter Johannes Schmids empfindsam erfinderischer
Regie Homer und Humor oft nah beieinander. Ein abenteuerliches Auf
und Ab aus Spannung und Entspannung. Ein allein auf Stimmungswellen tanzendes Theater, das nie langweilig wird, weil es den Herzschlag
seiner Figuren und Themen erfühlt. Mal fesselt es durch abstraktes
Schattenspiel, mal durch rollenspielartige Videosequenzen. (...)
Elektrisierend, großartig.
(Teresa Grenzmann in Münchner Merkur vom 15.10.07)
Besseres kann man jungen Leuten kaum anbieten: Einen großen, welthaltigen Stoff ganz ernst und über weite Strecken auch beim Hexameter genommen. Trotzdem aber furchtlos abgeklopft aufs Familiendrama. Herauskommt genau die spannende Geschichte über Irrfahrt
und Heimkehr, die drinsteckt in der „Odyssee“. (...) Johannes Schmid
inszenierte nun nach seinem hoch gelungenen „Trollkind“ in der Schauburg (...) die eineinhalb pausenlosen Stunden voller szenischer Überraschungen bei fast gar keinem Bühnenbild. Das aber sagt genug.
Michael Kraus machten einen mit weißen Tüchern bespannten Raum an
dessen Rückseite Videos mit verblüffenden Schattenwirkungen möglich sind. Den Rest besorgen die dramaturgisch genaue Beleuchtung
und die unverfrorene Musik von Portmanteau. Einziger Gegenstand auf
der Bühne: Ein Baumstamm, der sich zum Schiff oder Floß umdrehen
und zum Aussichtsturm aufstellen lässt. Schmid muss Götter- und
Menschenwelt darstellen, und er kann es. Die Götter agieren oft in der
Höhe auf Emporen, rutschen an Kletterstangen rauf und runter, bleiben auch mal auf halber Höhe, als könnten sie in der Luft existieren
– es ist ein wunderbar konkret unterfütterter Appell an die Fantasie.
von Ad de Bont
Ausstattung: Michael S. Kraus
Musik: Portmanteau
Choreographie: Birgitt Paulus
Schauburg Theater der Jugend München
Premiere: 13.10.2007
TZ-Rose der Woche
TZ-Rosenstrauß des Jahres
(...) Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn das junge Publikum nicht
an der Geschichte in allen drei hier verwendeten Sprachschichten: Alltagsrede, Jargon, aber eben auch an dem das Rückgrat stärkenden
Glanz des Hexameters seinen Spaß hätte. Auch Erwachsenen sehr
zu empfehlen, wenn sie für die alten Griechen, ohne „abzusteigen“
mal dem etwas anstrengendem Kulturvollzug in den großen Häusern
entgehen wollen.
(Beate Kayer in TZ vom 15.10.07)
Diese Aufführung ist ein schöner Beweis dafür, dass man eine alte,
große Geschichte so erzählen kann, dass sie für Jugendliche spannend,
fesselnd, unterhaltsam ist. Und auch fordernd. (...) Johannes Schmid
nahm sich an der Schauburg mit sensibler Hochachtung des Textes an.
Dort, wo dieser von Odysseus’ Heldentaten erzählt, entwirft er temporeiche Schattenspiele und effektvolle Projektionen, lasst Agamemnon
aus dem Totenreich erscheinen und die Sirenen als im Meer treibende
Münder. Das ist sehr hübsch, sehr poetisch und wird durch die Auseinandersetzungen der Götter permanent gebrochen. Hoch über der
weiß eingehüllten Spielfläche liefern sich die Götterbrüder Zeus und
Poseidon ein Duell mit zwei Schlagzeugen, wie überhaupt die Aufführung in einen atmosphärischen, mitunter dramatischen Soundtrack
der Moderne gehüllt ist.
(Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 15.10.07)
Stillleben
in einem
Graben Ein ungemein spannender Krimi des 1976 in Genua geborenen Autors
Fausto Paravidino (...) und eine Inszenierung dazu, die ganz gewaltig
unter die Haut geht. Denn nicht nur die Schauspieler agieren hier
ungemein authentisch und typengerecht, sondern auch der Regisseur
Johannes Schmid hat diesen italienischen „Tatort“ (...) ganz kühl,
ohne jeglichen Schnickschnak oder filmisches Beiwerk, aber psychologisch höchst einfühlsam in Mono- und Dialoge zerlegt. Und um die
Spannung noch zu erhöhen und die Atmosphäre solch einer schwierigen Ermittlungstätigkeit spürbar zu machen, baute der Regisseur
scheinbar unvermittelt Emotionsausbrüche der Figuren ein, die immer
wieder die Verhöre und die Reflexionen über die Tat dramatisch unterbrechen. Kurzum: Ein mitreißender, ein aufwühlender Krimi im
Marstall des Bayerischen Staatsschauspiels. Enthusiastischer Applaus
des Premierenpublikums.
(Hannes S. Macher in Donaukurier vom 22.10.08)
Regisseur Johannes Schmid und sein Ausstatter Michael S. Kraus verlegen die Auflösung dieses Mordfalls entsprechend an einen Nicht-Ort,
gewissermaßen in den Straßengraben: Die Bühne ist eine asphaltgraue
Böschung, der Mittelstreifen davor kann von unten neonkalt beleuchtet
werden – und schon befinden wir uns in der Gerichtsmedizin. Dort steht
eine Mutter, die von ihrer jetzt toten Tochter erschreckend wenig wusste
und auch noch die Fremdheit des eigenen Ehemanns entdeckt. Nur in
seltenen Momenten lässt Schmid die Figuren einander begegnen. Alle
schildern sie die Geschichte aus ihrer Sicht, in abwechslungsreichen
Monologen – eine darstellerische Herausforderung für jeden einzelnen.
Die Schauspieler meistern sie – offensichtlich gut geführt durch den
34-jährigen Regisseur – ausnahmslos auf hohem Niveau. Ulrike Arnold
macht das vorzeitige Ergrauen der Mutter sichtbar. Stefan Maaß kehrt
schelmisch den Kleinbürger heraus, der in diesem Dealer steckt. Und
Stefan Wilkening gibt den Kommissar mit abgebrühter Fassade, der
glaubt, die Welt sei so ordentlich wie sein tadellos gepflegtes Schuhwerk: Er will beweisen, das nur „der stirbt, der den Tod sucht“ (...). Aber
auch er muss einsehen, dass man selbst im „Stillleben“ der Provinz vor
seinem Allernächsten nicht sicher ist. Mehr soll nicht verraten werden.
Viel zu schön ist es, hier mitzurätseln.
(Christine Diller in Münchner Merkur vom 21.10.08)
von Fausto Paravidino
Ausstattung: Micheal S. Kraus
Musik: Christian Heiß
Choreographie: Anna Holter,
Birgitt Paulus
Bayerisches Staatsschauspiel
Premiere: 19.10.2008
Spartanisch leer die Bühne: ein Stück Straße, hinten zu einer Steigung
erhöht, auf der das Leben bildlich immer wieder ins Rutschen kommt.
Regisseur Johannes Schmid nutzt diesen Raum geschickt für expressives, rasantes Körpertheater – vor allem bei den bösen Buben (Martin
Liema, Stefan Maaß und Frederic Linkemann). Aber auch die Frauen
(Ulrike Arnold als innerlich zerbröckelnde Mutter und Katharina Gebauer
als herbbittere Hure) zeigen deutliche Konturen. Stefan Wilkening als
Knautsch-Kommissar mit Bauchweh steht souverän im Mittelpunkt.
(Rolf May in TZ vom 21.10.08)
Regisseur Johannes Schmid bleibt bei der anti-illusionistischen
Dramaturgie des Autors, bricht sie nur selten in kurze Dialoge auf und
verkneift sich mit Ausnahme der Kostüme jeden Naturalismus. Die
Spielfläche ist ein start stilisiertes Stück Landstraße, auf dem hoch
präsente Schauspieler Typen und Chargen zu einem fast durchweg
spannend zu beobachtenden Personengeflecht weben. Herausragend
sind Stefan Wilkening als cooler Profi-Cop mit Magenproblemen und
Katharina Gebauer als osteuropäische Zwangsprostituierte.
(Mathias Hejny in Abendzeitung vom 21.10.08)
Tags darauf erwacht das Staatsschauspiel (...) zum Leben. Johannes
Schmid, in München bekannt durch Inszenierungen am Theater der
Jugend und als Filmregisseur, soll wohl eine Art Frischzellenkur
herbeiführen, was er in der ihm eigenen, ästhetischen Weise durchaus
tut. Paravidinos „Stillleben in einem Graben“ ist der Versuch einer
ironischen Literarisierung der Fernsehkrimis, der Soaps. (...) Auch hier
ist die Bühne technoid leer, aber im Soundtrack von Christian Heiß
erblühen die Figuren zu einem trotzig der Literatur abgerungenem
Leben. Vor allem Stefan Wilkening als genretyoisch magenkranker
Kriminaler, Katharina Gebauer als dem eigenen beschissenen Leben
offensiv gegenüberstehende Hure und Ulrike Arnold als wissend
leidende Mama machen Lust auf die Geschichte (...). Ein bisschen drollig
mutet Paravidinos Drang, Missstände unmissverständlich bloßzulegen,
schon manchmal an. Aber im Falle von „Stillleben in einem Graben“ ist
es spannende Theaterunterhaltung.
(Egbert Tholl in Bayerische Staatszeitung vom 24.10.08)
Der
ProceSS
Zwischen dem Auftreten einer fremden Macht, die sich als „Gesetz“
Josef K. aufdrängt, und jener Türhüter-Parabel entwickelt sich in
der Konstanzer Spiegelhalle in der Regie von Johannes Schmid „Der
Proceß“ als dichtes Schauspiel, das wie eine Liturgie die strenge
Form mit emotionalen Wirrnissen zu verbinden weiss, ohne jedoch
Erlösung zu prophezeien; eine Messe, die Gültigkeit für sich in Anspruch
nimmt, gerade und vor allem dann, wenn nach der „Türsteher-Parabel“
eine lang anhaltende Stille wie ein Abgrund klafft. Alexander Peutz (...)
wirkt im grauen Anzug mit Weste (...) wie ein altersloser Mann ohne
Leben, eingezwängt in Stereotype – ein Josef K., wie man ihn sich künftig
denken wird. (…) Michael S. Kraus hat ein reduziertes Bühnenbild
entworfen, das dem All-In-One-Phänomen gehorcht und verblüffend
ästhetisch ausfällt: die Struktur von Lattenrosten gibt das Grundmuster einer rund konzipierten und auf Rollen laufenden Bank ab, in
deren Mitte sich eine schräge Ebene erhebt, die klappbar ist, auch als
Dach oder Gefängnisgitter funktioniert. Licht trennt feinsinnig oder
taucht Kafkas Welt in Traumbilder ein, entrückt und verbindet. Wie
das Licht wirkt auch das Konglomerat aus Musik und Geräuschen, das
Christian Heiß komponiert hat und das DJ Martin Tenschert live zur
Vollendung treibt. Eine Sinfonie, in die die vier Schauspieler mit
herausragender Spielkunst eingreifen. (…) Schliesslich Kafkas Text
als Urgrund dieses Theaterabends: wer sich bisher von der quälenden
Atemlosigkeit dieser Sprache hat abschrecken lassen, wird hier fündig,
um nicht zu sagen: gläubig. Alexander Peutz, auf den dieser Josef K.
gebündelt bleibt, spricht Sätze, die strahlend wie Silber sind, auch
wenn es um den Zusammenbruch von Ordnung durch ein Übermass an
Ordnung geht. Die Türhüter-Parabel nimmt ein Ende, das fatalistisch
gedeutet werden kann, aber auch zum entschiedenen Widerstand aufrufen könnte. “Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser
Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn”,
wird dem Einlass-Begehrenden nach lebenslangem Warten beschieden.
Wenn sich die Türen nach der Aufführung schliessen, kann man sicher
sein, dass sie wieder geöffnet werden. Ein Glück, das Kafka sich nicht
erträumt hätte.
(Brigitte Elsner-Heller in Thurgauer Zeitung vom 08.12.08)
nach dem Roman von
Franz Kafka, Dramatisierung
von Ruth Bader/Johannes
Schmid
Ausstattung: Michael S. Kraus
Musik: Christian Heiß
Theater Konstanz
Premiere: 06.12.2008
DON QUIJOTE
VON DER MANCHA
So wie Don Quijote in Cervantes‘ Roman das goldene Zeitalter der
Ritter und der zu beschützenden Fräuleins in das eiserene der ihn
umgebenden, poesielosen Gegenwart holen will, so – hat es jedenfalls
den Anschein – will Johannes Schmid das auf dem Theater längst
verschwundene ungebrochene Erzählen in die Welt des gegenwärtigen Theaters zurückbringen. Das ist süß – und verblüffend naiv. Als
handwerklich versierter Regisseur verlässt sich Schmid auf alte Theatertricks. (...) Für ein Märchen, wie es Schmid im Sinn hat, braucht
es nicht viel: eine Leinwand, über die Wolken zeihen, eine Drehbühne
die ihre spärlichen Kulissen auch von hinten zeigt, eine Diskokugel, die
einen Sternenhimmel zaubert. Man merkt allen Beteiligten, allen voran dem euphorisch glitzernden Stefan Wilkening in der Titelrolle, die
Freude an ihrem Treiben an. Doch dann hätte man vielleicht noch viel
weiter gehen können. Mehr Theater, mehr Poesie, vielleicht auch mehr
Leid. (…) Doch für ein paar Minuten wird der Abend groß. Das Puppenspiel, das der vermeintliche Ritter im Wahn zertrümmert, ist hier
eine Leinwand. Schmid, als Kinoregisseur erfahren, lässt darüber eine
Schwarz-Weiß-Mittelalterschmonzette flackern, mit Mohren, Mauern, Pferden und Rüstungen, gedreht mit den Darstellern, die auch
auf der Bühne stehen. In greller Stummfilmästhetik werden hier der
Witz und der Wahn nachgereicht, den die Aufführung ansonsten vermissen lässt.
(Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 17.10.09)
Selten war das Premierenpublikum nach fast drei Stunden zwischen
Jubel und Kopfschütteln so gespalten wie hier.
(Hannes S. Macher in Donaukurier vom 17.10.09)
In der verspielten Rokoko-Architektur des Cuvilliéstheater wurde aus
dem Roman ein melancholisch-poetischer Abend mit fantasievollen
Bildern, wehmütiger Musik und Schauspielern, die eine heiter-besinnliche Fabel erzählen. (…) ein barockes Abenteuerspiel für groß und
klein.
(Peter Jungblut, Bayerischer Rundfunk,16.10.09)
Von Miguel de Cervantes
Saavedra.
Fassung von Georg Holzer
und Johannes Schmid nach
der Übersetzung von Ludwig
Braunfels
Bühne: Marie Holzer
Kostüme: Katja Raine
Musik: Michael E. Bauer
Bayerisches Staatsschauspiel
im Cuvilliéstheater
Premiere: 15.10.2009
JAKOB VON GUNTEN
Der deutsche Komponist Benjamin Schweitzer nähert sich dem Tagebuchroman von Robert Walser (...) höchst intellektuell. (…) Jakob, von
James Cleverton in seinem Schwanken zwischen Demut und Auflehnung eindringlich verkörpert, ist der Schauspieler Michael Ransburg als
„Alter Ego“ zugesellt, ein Sprecher, der weit über die bloße Sprechrolle hinauswächst und die Sprache Walsers in ihrem Wechsel von ungefährer Beiläufigkeit und äußerster Präzision lebendig werden lässt. Die
klangliche Verhaltenheit kommt zwar der Textverständlichkeit auch in
den gesungenen Passagen zugute; zugleich aber wird das Gefälle zwischen Wort und Musik noch offenkundiger. Umso bestechender ist die
szenische Umsetzung (...) Eine riesige liegende Trommel, seitlich offen und von einem Laufsteg umfasst, bildet die Spielfläche; dem Rand
entlang sind schachtartige überdeckelte Öffnungen als Behausungen
der Zöglinge eingelassen. Doch unter den Deckeln kriechen diese
hervor, lassen sich brav den täglichen Löffel Lebertran einlöffeln, als
schleckten sie Honig, studieren ihr einziges Lehrmittel, das schmale
schwarze Heft mit den Weisheitslehrern der Institutsleitung, klettern
auf die Spielfläche und vereinen sich zu einem groteksen Chor. Bilder
und Figuren prägen sich ein. (…) Nicht die Musik, wohl aber die bis
ins Detail stimmige und ausgefeilte Inszenierung, sowie Sprache und
Figuren Walsers lassen diesen „Jakob von Gunten“ zu einem Ereignis
werden.
(Peter E. Schaufelberger in Südkurier vom 20.04.10)
(…) der Text steht absolut im Vordergrund, wohl auch durch die Tatsache, dass der Titelpartie ein sprechendes Alter ego zugeordnet ist,
das Partien aus dem Roman liest. In seiner Inszenierung setzte Johannes Schmid diese Spiegelung virtuos um. Das Ensemble ging auf
seine Intentionen außerordentlich sensibel ein, kleinste Regungen waren mit Bedeutung angefüllt und doch von heiterer Leichtigkeit. (...)
Michael Ransburg als Sprecher und Jakobs Alter ego war ein absolut
packender Verführer, dessen Blick und Sprache einen in die Handlung
hineinsog, und dessen Intensität James Cleverton im singenden Jakob
aufzunehmen und weiterzugeben in der Lage war. (…) Eine anspruchsvolle Produktion aus einem Guss, die auf erfreulich wache und gute
Resonanz stieß.
(Felix Falkner in Orpheus, 7+8.2010)
Kammeroper von Benjamin
Schweitzer nach dem Roman
von Robert Walser
(UA 2000)
Musikalische Leitung:
Christian Schumann
Ausstattung: Michael S. Kraus
Choreographie: Anna Holter
Theater Sankt Gallen
Premiere: 15.04.2010
FILM
BLÖDE
MÜTZE!
Martin, ein aufgeweckter Junge, nur etwas zu klein und schmächtig
geraten für seine dreizehn Jahre, ist mit seinen Eltern ins verschlafene
Örtchen Bellbach gezogen. Neue Stadt, neues Zuhause, neue Schule
– doch damit nicht genug der Veränderungen, denn auch mit Martins
Gefühlsleben geschieht Ungewohntes! Als er der gleichaltrigen Silke
begegnet, ist da auf einmal dieses seltsame Kribbeln in seinem Bauch…
Zu dumm, dass es da noch den obercoolen dreizehnjährigen Oliver
gibt, der ziemlich gut mit Silke befreundet ist. Allerdings – wer nicht
wagt, der nicht gewinnt! Martin muss Silke einfach näher kennen
lernen! Und er will auch herausfinden, welches Geheimnis sich hinter
Olivers aggressivem Auftreten verbirgt…
BLÖDE MÜTZE – eine lebensnahe, amüsante und bewegende Geschichte
über Freundschaft, Familie und das große Abenteuer Erwachsenwerden.
Ein spannendes Filmerlebnis für Kinder und Eltern nach dem gleichnamigen im Oetinger-Verlag erschienenen Roman von Thomas Schmid.
Regie: Johannes Schmid
Drehbuch: Johannes Schmid, Michael Demuth
Kamera: Michael Bertl
Musik: Michael Heilrath
Szenenbild: Angelica Böhm
Kostümbild: Steffi Bruhn
Schnitt: Thomas Kohler
Redaktion: Friederike Euler (BR), Anke Sperl (RBB)
Produzenten: Philipp Budweg /Johannes Schmid (schlicht und
ergreifend), Ingelore König (Kinderfilm GmbH)
Mit: Johann Hillmann, Konrad Baumann, Lea Eisleb, Inka Friedrich,
Stephan Kampwirth, Inga Busch, Claudia Geisler, Andreas Hoppe u.v.a.
Eine Co-Produktion von Kinderfilm GmbH und schlicht und ergreifend
mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Gefördert durch die Mitteldeutsche Medienförderung, den Beauftragten
der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Kuratorium junger
deutscher Film, die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. Drehbuch
gefördert vom FilmFernsehFonds Bayern und FirstMovieProgram.
Deutschland 2007
35 mm, Farbe
1:1,85, 91 Minuten, DTS
Prädikat: besonders wertvoll
Premiere: Berlinale 2007
Kinostart: 24. April 2008
BLÖDE MÜTZE war auf über
25 Filmfestivals im In- und
Ausland zu sehen.
BLÖDE MÜTZE! ist rundum gelungene Kinounterhaltung mit Tiefgang,
an der auch Eltern Vergnügen sowie Verständnis für die Gemütslagen
ihrer Sprösslinge finden können.
(Begründung der FBW-Jury für „besonders wertvoll“)
Man muss sich dies sehr deutlich vor Augen führen: “Blöde Mütze!” ist
ein Kinderfilm, der amüsant, charmant, auch spannend unterhält und
etwas zu sagen hat: und das, obwohl er sich an keine marktgängigen
(Verwertungs-) Formate und Trend-Themen anlehnt (...). Auch im nur
scheinbar uninteressanten Mittelschichtambiente, in dem nun mal die
meisten Kinder hierzulande aufwachsen, gibt es Herausforderungen,
denen sich Kids stellen und die sie mit Mut, Selbstüberwindung und
wachsender Charakterstärke bewältigen müssen. Das sind handfeste,
existenzielle Themen, zu denen „Blöde Mütze!“ einfühlsam auch witzig
und leicht parodistisch ein weiteres zentrales Thema hinzuaddiert: die
Liebe. (...) Es ist schon fast eine Kunst für sich: einen sonnendurchfluteten Film aus der “Provinz” so natürlich und unprätentiös erscheinen
zu lassen und doch zu einer für Kinder relevanten Substanz durchzudringen.
(Film-Dienst 09/08, Horst-Peter Koll)
Ein existenzieller Crashkurs in 90 Minuten.
(Die Tageszeitung, Februar 2007, David Denk)
Hut ab vor der Kindermütze: Der Eröffnungsbeitrag des diesjährigen
Kinderfilmfestes ist eine pointierte und sehr kritische Nahaufnahme
in drei typisch deutschen Familien. (...) Hier wird auf wunderbar
verspielte, oft auch tragische Weise erzählt, wie Kinder den Anfang der
Pubertät erleben, und ihre Eltern meist überzogen darauf reagieren
oder sich eben gar nicht mit den Kindern beschäftigen. (...) Unbedingt
anschauen.
(Abendzeitung 23./24.6.2007, Marius Müller-Preuß)
Realitätsnah und ohne Wink mit dem pädagogischen Zaunpfahl.
(Süddeutsche Zeitung extra, 27.6.2007, Susanne Hermanski)
Nachwuchspreis beim
Kinderfilmfestival „Goldener
Spatz 2007“
Kindermedienpreis “Der weiße
Elefant 2007” für Regisseur
und Kinderensemble
Hauptpreis „Goldener
Schwan“ beim Internationalen
Kinderfilmfestival Moskau
2007
Drehbuchpreis „Kindertiger
2008“
Schmids Debüt weiß zu überzeugen. Nicht zuletzt auch wegen seiner
drei wunderbaren jugendlichen Darsteller.
(Hamburger Abendblatt, 24.4.08, Volker Albers)
Schmids souveräne Inszenierung ist geprägt von Humor, Feingefühl
und Liebe zu den Figuren. So bleibt die Geschichte stets unterhaltsam,
wirkt authentisch, bezaubert Jung und Alt gleichermaßen – und weckt
sogar gegenseitiges Verständnis. Kurz gesagt: ein Glücksfall für das
deutsche Kino. Mütze, pardon, Hut ab!
(Hamburger Morgenpost, 24.4.08, Marco Schmidt)
Schon das Buch von Thomas Schmid (erschienen bei Oetinger) ist ein
wunderbares Werk, das man auch als Erwachsener gerne liest. Sein
Bruder Johannes hat es kongenial umgesetzt: mit wenig Aufwand und
so lebensnah, dass es fast schmerzt. (...) Viel zu sehenswert, um ihn
allein den Kindern zu überlassen.
(Südkurier, 24.4.08, Tilmann P. Gangloff)
In einer perfekten Welt würde dieser Film ein Millionenpublikum ziehen,
während Vergleichsprodukte leer ausgingen.
(Mannheimer Morgen, 24.4.08, André Wesche)
Dieser Film ist eine Rarität. (...) Denn Schmid hat die deutsche Mittelschicht genau studiert und findet in diesem auf den ersten Blick so
banalen Alltag behüteter Kinder genügend Potenzial für einen klugen,
wahren und liebenswerten Spielfilm.
(Münchner Merkur 24.4.08, Ulrike Frick)
Hier wird ein Teeniepublikum mal nicht aus- sondern ernst genommen.
Bravo!
(Neue Presse Hannover, 24.4.08, Matthias Halbig)
Witzig, warzmherzig und bewegend, nicht nur für Kinder.
(TV Spielfilm, 09/08)
WINTERTOCHTER
Zwischen den Jahren machen sich die 11jährige Kattaka und die 75jährige
Lene auf eine für beide sehr aufregende Reise von Berlin nach Polen.
Kattaka auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, einem russischen
Matrosen, der gerade mit seinem Schiff in Danzig liegt – Lene auf die
Suche nach ihrer bisher verdrängten Vergangenheit, in der sie während
des Krieges aus Masuren fliehen musste und ihre Eltern verloren hat.
Eine Geschichte über Freundschaft zwischen verschiedenen Generationen und Nationen und über den Mut, sich dem Leben zu stellen.
Regie: Johannes Schmid
Drehbuch: Michaela Hinnenthal, Thomas Schmid
Casting: Daniela Tolkien
Kamera: Michael Bertl bvk
Szenenbild: Dorothee von Bodelschwingh
Kostümbild: Walter Schwarzmeier
Maskenbild: Waldemar Pokromski, Annette Keiser
Schnitt: Thomas Kohler bfs
Musik: Kathrin Mickiewicz, Michael Heilrath
Redaktion: Sabine Preuschhof und Anke Sperl (RBB)
Herstellungsleitung: Thomas Blieninger
Produzenten: Philipp Budweg, Mikolaj Pokromski
Mit: Ursula Werner, Nina Monka, Leon Seidel, Dominik Nowak, Katharina
Marie Schubert, Maxim Mehmet, Daniel Olbrychski, Merab Ninidze u.v.a.
Eine Co-Produktion von schlicht und ergreifend Film GmbH und
Pokromski Studio mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg, dem Mitteldeutschen Rundfunk, dem Bayerischen Rundfunk, dem Norddeutschen
Rundfunk und dem Südwestdeutschen Rundfunk. Gefördert durch
den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur/Kuratorium junger
deutscher Film, das Polnische Filminstitut, das Medienboard BerlinBrandenburg, die Filmförderungsanstalt und die Mitteldeutsche Medienförderung. Projektentwicklungsförderung von deutsch-polnischen
Co-Developmentfonds (MBB, MDM, Polnisches Filminstitut).
Deutschland 2010
35 mm, Farbe
1: 2,35, 93 Minuten
Dolby Digital
Stand: fertiggestellt
Premiere: Januar 2011 im
Wettbewerb um den MaxOphüls-Preis in Saarbrücken
Kinostart: Herbst 2011 durch
Zorro-Filmverleih
KONTAKT
ADRESSE
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Klarastraße 3
80636 München
Tel: 089 - 74 79 29 26
mobil: 0179 - 51 36 073
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