JOHANNES SCHMID REGISSEUR JOHANNES SCHMID Geboren 1973 in Niederbayern. Von 1995 bis 2001 Studium der Theaterund Filmwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Erlangen und München. Seit 2000 ist Johannes Schmid als freischaffender Regisseur für Theater und Film tätig. Er inszenierte Sprech- und Musiktheater u.a. für das Bayerische Staatsschauspiel, das Theater Sankt Gallen, das Theater Konstanz, die Schauburg – Theater der Jugend München und das Pfalztheater Kaiserslautern. Er führte Regie u.a. bei Tirso de Molinas Don Gil von den grünen Hosen, bei Donizettis komischer Oper Don Pasquale, dem Junk-Musical Shockheaded Peter, Fausto Paravidinos Stillleben in einem Graben, Kafkas Der Proceß, Cervantes` Don Quijote von der Mancha und bei der zeitgenössischen Kammeroper Jakob von Gunten. Für Eine Odyssee nach Homer erhielt er den TZ-Rosenstrauß des Jahres 2007 für die beste Theaterinszenierung Münchens. Als Regisseur und Autor drehte Johannes Schmid 2006 mit der von ihm mitgegründeten Filmproduktionsfirma schlicht und ergreifend Film GmbH sein Spielfilmdebüt Blöde Mütze!. Der Film feierte seine Premiere auf den Berliner Filmfestspielen 2007, wurde national und international mehrfach ausgezeichnet und war 2008/2009 in den deutschen Kinos zu sehen. Im Januar/Februar 2010 wurde sein zweiter Kinofilm, die deutsch-polnische Co-Produktion Wintertochter, abgedreht. Kinostart ist im Herbst 2011. Wichtigstes ästhetisches Prinzip von Johannes Schmid - sowohl in der Theater- als auch in der Filmarbeit - ist die weitreichende Reduktion der Mittel bei dennoch größter erzählerischer Dichte. Mit wenig viel und intensiv erzählen. Atmosphärische, poetische Bilder, Liebe zum Detail, sanfte Ironie und eine musikalische Rhythmisierung. In Vorbereitung befindet sich u. a. der Kinofilm Agnes (nach dem gleichnamigen Roman von Peter Stamm). Für die Spielzeiten 2010/2011/2012 gibt es Regieverabredungen mit dem Theater Konstanz, der Jungen Oper Mannheim und dem Theater Sankt Gallen. INSZENIERUNGEN 1997 Die überspannte Person, Einakter von Arthur Schnitzler, Experi- mentiertheater Universität Erlangen In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa, Erotischer Bilder bogen von Federico Garcia Lorca, Experimentiertheater Universität Erlangen 1998 Leviathan von Dea Loher, PODIUM Freies Theater Erlangen 2000 Jeda, der Schneemann, Kinderstück von Mark Wetter, Kleines Theater - Kammerspiele Landshut 2001 Heute Abend: Lola Blau, Musical von Georg Kreisler, Kleines Theater - Kammerspiele Landshut 2002 Eine Woche voller Samstage, Musical von Paul Maar und Rainer Bielfeldt, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern A Glamorous Life?, montierte Mini-Oper von Barbara Pöschl, Christoph Schmid und Johannes Schmid, Teamtheater Comedy München/diverse Gastspiele 2003 Don Gil von den grünen Hosen, Komödie von Tirso de Molina, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern 2004 Amphitryon, Lustspiel von Jean Baptiste Molière, KULTURmobil des Bezirks Niederbayern Babytalk, Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke, Team theater Comedy München/Altstadttheater Ingolstadt 2005 Die Drei Wünsche, Kindermusiktheater frei nach Johann Peter Hebel, Schauburg – Theater der Jugend München Don Pasquale, Komische Oper von Gaetano Donizetti, Pasinger Fabrik/Münchens Kleinstes Opernhaus 2006 Das Trollkind, Kinderstück nach Selma Lagerlöf, Schauburg - Theater der Jugend München 2007 Shockheaded Peter, Junk-Opera von McDermott/Crouch/Jacques, Pfalztheater Kaiserslautern Eine Odyssee, Stück von Ad de Bont nach Homer, Schauburg Theater der Jugend München 2008 Unser Muni, Kinderstück von Werner Bodinek u.a., Rheinisches Landestheater Neuss Stillleben in einem Graben, Stück von Fausto Paravidino, Bayerisches Staatsschauspiel/Marstall Der Proceß, nach Franz Kafka, Dramatisierung Ruth Bader/Johannes Schmid, Theater Konstanz 2009 Don Quijote von der Mancha, von Cervantes, Textfassung Georg Holzer/JohannesSchmid, Bayerisches Staatsschauspiel/ Cuvilliéstheater 2010 Jakob von Gunten, Kammeroper von Benjamin Schweitzer nach dem Roman von Robert Walser, Theater Sankt Gallen 2010 Die kleine Meerjungfrau nach H. C. Andersen, Theater Konstanz In Vorbereitung: Eisberg nach Sizilien (Oper von Kurt Schwertsik, UA) und The Fairy Queen (Semiopera von Henry Purcell) FILME 1996 1997 1998 2001 2002 Sternenzug, Kurzfilm, Buch & Regie Abseits, Kurzfilm, Buch & Regie halbdrei, Kurzfilm, Buch & Regie Flügelfisch, Kurzfilm, Buch & Regie Merle, Kurzfilm, Buch & Regie 2003 Aus der Tiefe des Raumes, 90minütiger Kinofilm, Produktion 2007 Blöde Mütze!, 91minütiger Kinofilm, Buch & Regie 2010 Wintertochter, 93minütiger Kinofilm, Buchmitarbeit & Regie In Vorbereitung: Agnes, Liebesdrama nach dem gleichnamigen Roman von Peter Stamm, Buch & Regie, geplante Drehzeit: 2012 THEATER DON GIL VON DEN GRÜNEN HOSEN Endlich ist es wieder unterwegs – das Kulturmobil zieht bis September mit einem wahren Juwel durch Niederbayern. Zwei Stunden lang war die Halle VI des Agrarausbildungszentrums Landshut am Freitagabend zur todschicken Studiobühne mutiert, in welcher eine anmutige Melange aus inszenatorischem Gespür, darstellerischer Verve, multifunktionaler Bühne und phantastischen Kostümen ihr Publikum nonstop zu begeistern wusste. (...) Und tatsächlich steht nach der Vorpremiere der Barock-Komödie „Don Gil von den grünen Hosen“ fest, dass nur Unwägbarkeiten der übersinnlichen Art dieser eleganten Abendproduktion des diesjährigen Kulturmobils noch etwas anhaben könnten. Schmids stark bearbeitete Version von Tirso de Molinas Verwechslungs komödie (...) besticht durch temporeichen Witz. Ohne je die klare Aussage dem allzu schnellen Gag zu opfern. (...) Innerhalb einer makellosen Ensembleleistung (...) interpretiert Petra Hofmann ihren Titelpart mit hinreißenden Nuancen. (...) Inhaltliche Unstimmigkeiten, bei „Don Gil von den grünen Hosen“ immer wieder moniert, wurden von Johannes Schmid dezent beseitigt, bemühter Gegenwartsbezug wohltuenderweise vermieden. Das Kulturmobil wartet solcherart (in seiner mittlerweile sechsten Saison) mit einer Produktion auf, die auch feste, städtische Bühnen zieren würde. (Uli Karg in Landshuter Zeitung vom 24.06.03) von Tiro de Molina, Bearbeitung von Johannes Schmid und Michael E. Bauer Bühne: Udo Vollmer Kostüme: Anke Friedrich Musik: Michael E. Bauer Choreographie: Birgitt Paulus Kulturmobil NIederbayern Premiere: 21.06.2003 BABYTALK – DAS KINDER-KRIEGMUSICAL In dem entzückenden Mini-Musical dreht sich alles um das Eine - ein Baby. Man diskutiert, plant, zeugt, trennt sich und versöhnt sich. Wie das Leben eben so ist. Peter Lunds Dialoge sind amüsant pointiert, Thomas Zaufkes Musik schmeichelt sich zwischen Weill und Webber ins Ohr und Johannes Schmids Inszenierung spielt gekonnt mit allen Mann-Frau-Klischees. Petra Einhoff und Matthias Kostya meistern die beengte Bühnensituation mit großer Präsenz, guten Stimmen und Charme, ja, schaffen sogar schwungvolle kleine Tanzeinlagen auf dem schmalen Brettl. Dort lässt der Regisseur sie zwischen multifunktionalen Würfeln - mal Bar, mal Bad, mal Bett - herumwirbeln. Und hält geschickt die Balance zwischen realistischer Erdung und stilisiertem Spiel. (Barbara Welter in TZ vom 16.10.04) Ehekrieg lustig. Ein Babytalk bleibt das nach Andrew Lloyd Webber klingende Musical, das im Teamtheater Comedy bei der Premiere heftig umjubelt wurde. (...) Johannes Schmid hat den Babytalk flott inszeniert und braucht nur ein paar Kisten (Bühne: Caroline Brösamle), um die unbequeme Situation zu möblieren (...). Wer flotte Unterhaltung mit Tiefgang möchte, der liegt hier richtig. „Babytalk“ geht nicht an die Nieren, aber das Musical macht Spaß, weil sich ein jeder in seiner Verhaltensweise auch mal auf der Bühne kennenlernen kann. (Gert Gliewe in Abendzeitung vom 16.10.04) Deutschlands Geburtenrate sinkt. Warum das so ist, erfährt man jetzt im Münchner Teamtheater Comedy in „Babytalk“. (...) ihr beruflicher Ehrgeiz, die Panik vor dem veränderten Körper, sein sexuelles Ausbüchsen, der Zeugungsstress (...), die altbekannten Hürden eben. Die aber so ausnehmend nuaciert zwischen Entertainment und doch absolutem Problem-Ernst gespielt werden von Petra Einhoff und Matthias Kostya, dass dieses Kammermusical unbedingt als „Kinderkrieg- Schule“ zu empfehlen ist. Regisseur Johannes Schmid hat Sinn fürs Detail und Birgitt Paulus (Choreographie) für Winz-Räume. Einhoff und Kostya bewegen sich (...) fast so schnell-behände wie einst der „Amerikaner in Paris“ Gene Kelly in seiner Klappbett-Studentenbude. (Malve Gradinger in Münchner Merkur vom 16.10.04) von Peter Lund und Thomas Zaufke Ausstattung: Caroline Brösamle Choreographie: Birgitt Paulus Theatertheater Comedy Premiere: 14.10.2004 DIE DREI WÜNSCHE Regisseur Johannes Schmid bringt (...) auf der leeren, weißen Bühne der Schauburg nur mit Hilfe von ein paar Schwingtüren viel Bewegung in die moralische Mär. (...) Zwei Mädchen wirbeln in einem nostalgischen, aber gar nicht bieder angehauchten Mini-Musical über die Bühne. Als von einem bösen Wirt ausgebeutete Mägde schrubben sie ein putziges Wischtuch-Ballett, trällern sehnsuchtsvoll vom freien Leben, gurgeln beim Zähneputzen im Duett. Das macht nicht nur den Kindern im Publikum Spaß. Regisseur Schmid hat die 70 Minuten präzise durchchoreografiert, mit viel Gefühl für Rhythmus und für schöne, manchmal auch schön alberne Effekte. Höhepunkt ist eine aufwändige Szene, in der Film und Leben eins werden: Da steigt wahrhaftig ein Filmstar von der Leinwand herab, um Lisbeth im Kinosaal seine Liebe zu bekennen. Zu kitschig, um wahr zu sein – weshalb am Ende (...) natürlich die Vernunft siegt. Und heitere Zufriedeheit. (Antje Weber in Süddeutsche Zeitung vom 17.02.05) Zwischen Gut und Böse lehren uns die Märchen zu unterscheiden, zu erkennen, was sittsam ist. Und weil bittere Medizin besser schmeckt, wenn sie auf einem Zuckerwürfel serviert wird, ist die Moral der Märchen für gewöhnlich in eine possierliche Geschichte gepackt. Der Regisseur Johannes Schmid dreht deutlich stärker an dieser Schraube, in seiner Inszenierung „Die Drei Wünsche“ nach Johann Peter Hebel in der Münchner Schauburg steigert er harmlos Nettes zu tatsächlich Gewitztem, zu skurril Albernem, zu großer Komik. Präzise choreographierte Schauspieler schenken dem 65 Minuten kurzen Abend mit ihrer Körperkomik eine wunderbare Leichtigkeit, ohne den moralischen Impetus des Märchens zu denunzieren. (...) Wie jede gute Inszenierung an einem Kinder- und Jugendtheater sind auch „Die Drei Wünsche“, obgleich bereits ab einem Alter von 7 Jahren geeignet, beileibe nicht nur für Heranwachsende sehenswert. (...) Für eines der Mädchen erweist sich sogar eine Filmleinwand als durchlässig, Fiktion und Realität gehen ineinander über. Das hat großen Charme und beweist, wie klug man Filmprojektionen im Theater einsetzen kann. (Stefan Fischer in CULT: Nr. 27, Februar 2005) von Hageby/Rudolfson/ Ponsoen frei nach Johann Peter Hebel, bearbeitet von Johannes Schmid Ausstattung: Caroline Brösamle Choreographie: Birgitt Paulus Schauburg Theater der Jugend München Premiere: 15.02.2005 Preis der Jugendjury, Bayerische Theatertage 2006 DON PASQUALE Kleinstes großes Opernglück! Als Giovanni Ruffini sein Libretto zu Donizettis Oper „Don Pasquale“ vollendet hatte, konnte er das Werk kaum mehr als sein eigenes erkennen. (...) Viele Jahre später hätte sich Ruffini überzeugen können, dass es einem Opernlibretto durchaus gut tun kann, wenn ein anderer es seinem künstlerischen Willen und Können unterwirft. Er wäre dann in der Pasinger Fabrik gesessen und hätte sich daran erfreut, dass die dortige Aufführung von „Don Pasquale“ eine in sich so überzeugende Leistung ist, dass man sich gar nicht die Frage stellt, warum man diese an sich mäßig komische Geschichte (...) erzählen soll. Regisseur Johannes Schmid modernisierte behutsam den Text und macht auch sonst gar nicht viel. Keine Mätzchen, keine schalen Witze – aber er arbeitet mit den Sängern, dass es eine Freude ist. Gibt ihnen Rollenverständnis und darauf aufbauend den Freiraum, aus dem die Komik in der komischen Oper erwachsen kann. (...) Isolde Daum als Norina (...) ein Bühnentier, wie alle hier, von einer Überzeugungskraft, die den Ton ihrer schlanken, schönen Stimme mitträgt. (...) Die Sehnsucht ist echt, und der Erfolg gibt ihr Recht. (Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 06. Juli 2005) In der Pasinger Fabrik entzündet sich bei der „opera buffa“ von Gaetano Donizetti mitreißende Komödiantik, die deshalb so wirksam ist, weil sie Ängste und Versagen der Figuren nicht als Klamauk zu verkaufen versucht. (Mathias Hejny in Abendzeitung vom 06. Juli 2005) Aus Münchens kleinstem Opernhaus in der Pasinger Fabrik kamen bisher schon viele Erfolgsmeldungen. Und diesen muss man jetzt unbedingt eine hinzufügen: „Don Pasquale“, Donizettis HeiratsintrigenSchmankerl, in Johannes Schmids lausbubenfrech-humorvoller Inszenierung. (...) Trotz Winz-Spielfläche – bewegt wird sich viel, rauf und runter auf der geschwungenen Treppe, in deren Mitte eine Hausfront mit Magritte-Fenster thront. Viele solcher liebevoller Details in Bühne, Kostüm und Regie – die via Papierflieger ins Publikum segelnden Liebesschwüre – die diesen Donizetti zum Erlebnis machen. Hautnah, sinnlich und textverständlich. (Malve Gradinger in Münchner Merkur vom 04. Juli 05) von Gaetano Donizetti, bearbeitet von Johannes Schmid Musikalische Leitung: Martin Hannus, Andreas Pascal Heinzmann Bühne: Udo Vollmer Kostüme: Anke Friedrich Pasinger Fabrik/Münchens Kleinstes Opernhaus Premiere: 01.07.2005 DAS TROLLKIND „Das Trollkind“ handelt von einer Kindsvertauschung und der Angst des Menschen, nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden. In der Schauburg inszenierte Johannes Schmid das Märchen vom Wechselbalg für Kinder ab 9 als packende, irritierende Lektion über Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit. Als ihr Pferd scheut, lässt eine Bäuerin im Wald ihr Baby fallen: Eine Trollfrau (Marie Ruback) tauscht es gegen das eigene aus. Obwohl das Bauernpaar den Wechselbalg sofort erkennt, bringt die Mutter (Tamara Hoerschelmann) es nicht fertig, den struppigen, plärrenden Quälgeist sich selbst zu überlassen. Sie pflegt und hätschelt ihn, ernährt ihn artgerecht mit Mäusen und Fröschen. Weil sie Mitgefühl und Verantwortung für das fremde Wesen sogar unter Einsatz des eigenen Lebens über die Liebe zu ihrem Mann (Oliver Bürgin) stellt, zerbricht ihre Ehe. Der Knecht (Sebastian Hofmüller) will abhauen, der Hof treibt in den Ruin. In der kleinen Rund-Arena mit vier aufklappbaren Bodenplatten (Bühne und Kostüme: Michael Kraus) schaffen die Schauspieler eine intensive Atmosphäre der sozialen und familiären Zerrüttung, bedrohlich verstärkt durch die LiveMusik des Duos Portmanteau. Stefan Maaß als Erzähler und Quengelkind führt die Story zum Märchenschluss. Die Moral: Wie du mir, so ich dir – mit der Sorge für das fremde Kind hat die Mutter das eigene gerettet. Man muss auch seine dunklen Seiten lieben. (Gabriella Lorenz in Abendzeitung vom 24.04.06) Ach, wie lebten sie selig, Mama, Papa und ihr hübsches Baby. Doch das Familienidyll währt nicht lang. (...) „Das Trollkind. Oder: Das Märchen vom Wechselbalg“ von Selma Lagerlöf in der Schauburg spielt mit der ewigen Phantasie vom vertauschten Kind. Johannes Schmid zeigt in seiner Inszenierung mit an alte Märchenbücher angelehnten Bildern fabelhafte Einfälle, lässt Bauer und Bäuerin lustig mit zu Pferdekörpern ausgestellten Röcken aufgaloppieren. Und wie der Erzähler(Stefan Maaß) den schnuckeligen Sonnenschein und das knurrende Babymonster mimt, ist nicht nur für Kinderherzen eine Freude. Natürlich ist dies nicht zuletzt eine Geschichte über emotionale Ambivalenzen und die Gesichter jeden Kindes. (...) Die wundersame Auswechslung erlaubt es, die dunklen Seiten der Eltern-Kind-Beziehung auszuagieren. Je zorniger der Vater (Oliver Bürgin) sich von der kleinen Nervensäge von Göran Tunström frei nach Selma Lagerlöf, bearbeitet von Johannes Schmid Ausstattung: Michael S. Kraus Musik: Portmanteau Schauburg Theater der Jugend München Premiere: 22.04.2006 TZ-Rose der Woche Einladung zum 9. Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen abwendet, desto mehr wirft sich die verzweifelte Mutter (Tamara Hoerschelmann) schützend auf sie. Erst nachdem er seine Mordphantasien an den Troll ausgelebt hat, trifft er den guten Sohn wieder. Es kommt zum Happy End (...) (Petra Hallmayer in Süddeutsche Zeitung vom 24.04.2006) Es hat Haare wie Schweinsborsten, messerscharfe Zähne und eine große Kralle; es verspeist Ratten und Frösche; es kreischt und tobt, ist ein Wesen des Schreckens: ein Trollkind. Welche Menschenmutter könnte ein solches Ungeheuer lieben? Eine kann es. Von ihr erzählt „Das Trollkind“, ein Märchen, das die schwedische „Nils Holgersson“-Autorin und Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (1858-1940) Anfang des 20. Jahrhunderts nach einer Volkssage verfasste. Nun steht es (dramatisiert von Göran Tunström) unter der Regie von Johannes Schmid als aufregende kleine Parabel auf dem Spielplan der Münchner Schauburg. (...) Auf die unterschiedlichen, mal wundersam leisen, dann wieder gruseligen Töne des Märchens antwortet Johannes Schmid mit einer originellen Inszenierung, die bei Gil Mehmert offensichtlich einiges über Lyrik multifunktionaler Einfachheit gelernt hat. Dazu lässt das Duo Portmanteau in experimenteller Livemusik zart die Gläser klingen und entlockt im nächsten Moment dem Laptop ohrenbetäubende E-Gitarren-Klagen. (...) (Teresa Grenzmann in Münchner Merkur vom 24.04.06) Was die Schwedin Selma Lagerlöf da in ihrem düsteren „Märchen vom Wechselbalg“ erzählt, entbehrt nicht einer gehörigen Portion Pathos: Weil die Bäuerin sich verhält wie eine Bilderbuch-Mutter und ihre Bedürfnisse dem gar nicht lieben Kleinen unterordnet, wird am Ende ihr eigener Sohn aus den Fängen der Trolle gerettet. Da kann selbst der Vater nur staunen und seine Mordversuche bereuen. Göran Tunström hat das Märchen unter dem Tiltel „Das Trollkind“ dramatisiert, die Uraufführung fand 1983 im schwedischen Västeras Teater statt. Mehr als zwanzig Jahre später hat die Münchner Schauburg das Stück wiederentdeckt. Johannes Schmid hat es mit viel Phantasie inszeniert und ausdrucksstarke Bilder für die wechselhafte Beziehung zwischen den ungleichen Familienmitgliedern gefunden. (Anne Fritsch in Die Deutsche Bühne, 03/07) SHOCKHEADED PETER Das britische Autorenduo Phelim McDermott und Julian Crouch beschreibt das Ableben der lieben Kleinen. Frei nach dem Motte: 50 Wege, sie zu meucheln. (...) „Monster, schlimmer als die Atomkatastrophe“ nennt denn auch Schauspielerin Hannelore Bähr, die als Ärztin durch den raschen Reigen führt, die Plagen beim Namen. Und Astrid Vosberg, Brigitte Urhausen, Björn Büchner, Günther Fingerle und Henning Kohne leben sie mit wahrer Lust aus. Komödianten, wie sie im Buche stehen allesamt. (...) Mit viel Liebe zum Detail und witzigen Regieeinfällen wartet die temporeiche Inszenierung von Johannes Schmid auf. Kindlich phantasievoll sind die Kostüme von Anke Friedrich, mit zahllosen Fächern ist die Bühne von Udo Vollmer vor allem praktisch ausgestattet. Aus den Türchen purzeln immer neue Katastrophen heraus. (...) Die wilde Mischung aus Zirkusmusik bis hin zu lateinamerikanischen Klängen wird von Kaiserslauterer Szenegrößen (...) regelrecht entflammt. (Fabian R. Lovisa in Die Rheinpfalz vom 03.03.07) Wer in Schmids Inszenierung eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten der Kindergeschichten erwartet, wird diese vermissen. Stattdessen bietet „Shockheaded Peter“ eine herrliche Kostprobe tiefschwarzen, englischen Humors. Das Premierenpublikum ist davon bereits nach wenigen Momenten begeistert. (...) Offensichtlich haben auch die Akteure auf der Bühne Spaß bei ihrer Arbeit. Vom üppigen Szenenapplaus angetrieben, führt Hannelore Bähr in der Rolle einer abgestumpften Ärztin durch den Abend. Von einer Anekdote zur nächsten bestätigt sie gleichmütig den Tod des unartigen Kindes. Ihre Partner wechseln unterdessen eilig Rollen und Kostüme. Die Aufführung erlangt auch dadurch ein beachtlich hohes Tempo. Herrlich schräg erscheinen Björn Büchner als Struwwelpeter, Astrid Vosberg als Paulinchen, Brigitte Urhausen aus Suppen-Kaspar, Günther Fingerle alsZappelphilipp und (unvergleichlich) Henning Kohne als Konrads Mutter. (...) Fazit: Nichts für Kinder, nur für Erwachsene, aber jenen dringend empfohlen. (Hans-Jürgen Brehm-Seufert in Wochenblatt vom 06.03.07) von McDermott, Crouch und Jacques, bearbeitet von Johannes Schmid Bühne: Udo Vollmer Kostüme: Anke Friedrich Choreographie: Birgitt Paulus Pfalztheater Kaiserslautern Premiere: 01.03.07 Eine Odyssee nach Homer Der niederländische Autor hat uns an diesem Schauburg-Abend gelehrt, dass die Helden und eben auch die Götter der griechischen Antike die längste Zeit als seelen- und damit sinnlose Schöpfe über Schulbücher und –Bühnen gekrochen sind. Sein Odysseus ist der langwierigen Irrfahrten so müde wie die Zuschauer. Und seine Götter sind recht launisch wie die Menschen, handeln je nach Tagesform. Doch ganz und gar schlitzäugig mogelt de Bont den umgangssprachlichen Reden seiner „Odyssee“ Verse unter, den Versen Hexameter... und den jugendlichen Zuschauern ein sanftes Gespür dafür, dass das eine so lebendig wie das andere sein kann. Wenn es denn eine solch kongeniale Entmüdung erfährt wie im Münchner Theater der Jugend. (...) Überhaupt liegen unter Johannes Schmids empfindsam erfinderischer Regie Homer und Humor oft nah beieinander. Ein abenteuerliches Auf und Ab aus Spannung und Entspannung. Ein allein auf Stimmungswellen tanzendes Theater, das nie langweilig wird, weil es den Herzschlag seiner Figuren und Themen erfühlt. Mal fesselt es durch abstraktes Schattenspiel, mal durch rollenspielartige Videosequenzen. (...) Elektrisierend, großartig. (Teresa Grenzmann in Münchner Merkur vom 15.10.07) Besseres kann man jungen Leuten kaum anbieten: Einen großen, welthaltigen Stoff ganz ernst und über weite Strecken auch beim Hexameter genommen. Trotzdem aber furchtlos abgeklopft aufs Familiendrama. Herauskommt genau die spannende Geschichte über Irrfahrt und Heimkehr, die drinsteckt in der „Odyssee“. (...) Johannes Schmid inszenierte nun nach seinem hoch gelungenen „Trollkind“ in der Schauburg (...) die eineinhalb pausenlosen Stunden voller szenischer Überraschungen bei fast gar keinem Bühnenbild. Das aber sagt genug. Michael Kraus machten einen mit weißen Tüchern bespannten Raum an dessen Rückseite Videos mit verblüffenden Schattenwirkungen möglich sind. Den Rest besorgen die dramaturgisch genaue Beleuchtung und die unverfrorene Musik von Portmanteau. Einziger Gegenstand auf der Bühne: Ein Baumstamm, der sich zum Schiff oder Floß umdrehen und zum Aussichtsturm aufstellen lässt. Schmid muss Götter- und Menschenwelt darstellen, und er kann es. Die Götter agieren oft in der Höhe auf Emporen, rutschen an Kletterstangen rauf und runter, bleiben auch mal auf halber Höhe, als könnten sie in der Luft existieren – es ist ein wunderbar konkret unterfütterter Appell an die Fantasie. von Ad de Bont Ausstattung: Michael S. Kraus Musik: Portmanteau Choreographie: Birgitt Paulus Schauburg Theater der Jugend München Premiere: 13.10.2007 TZ-Rose der Woche TZ-Rosenstrauß des Jahres (...) Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn das junge Publikum nicht an der Geschichte in allen drei hier verwendeten Sprachschichten: Alltagsrede, Jargon, aber eben auch an dem das Rückgrat stärkenden Glanz des Hexameters seinen Spaß hätte. Auch Erwachsenen sehr zu empfehlen, wenn sie für die alten Griechen, ohne „abzusteigen“ mal dem etwas anstrengendem Kulturvollzug in den großen Häusern entgehen wollen. (Beate Kayer in TZ vom 15.10.07) Diese Aufführung ist ein schöner Beweis dafür, dass man eine alte, große Geschichte so erzählen kann, dass sie für Jugendliche spannend, fesselnd, unterhaltsam ist. Und auch fordernd. (...) Johannes Schmid nahm sich an der Schauburg mit sensibler Hochachtung des Textes an. Dort, wo dieser von Odysseus’ Heldentaten erzählt, entwirft er temporeiche Schattenspiele und effektvolle Projektionen, lasst Agamemnon aus dem Totenreich erscheinen und die Sirenen als im Meer treibende Münder. Das ist sehr hübsch, sehr poetisch und wird durch die Auseinandersetzungen der Götter permanent gebrochen. Hoch über der weiß eingehüllten Spielfläche liefern sich die Götterbrüder Zeus und Poseidon ein Duell mit zwei Schlagzeugen, wie überhaupt die Aufführung in einen atmosphärischen, mitunter dramatischen Soundtrack der Moderne gehüllt ist. (Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 15.10.07) Stillleben in einem Graben Ein ungemein spannender Krimi des 1976 in Genua geborenen Autors Fausto Paravidino (...) und eine Inszenierung dazu, die ganz gewaltig unter die Haut geht. Denn nicht nur die Schauspieler agieren hier ungemein authentisch und typengerecht, sondern auch der Regisseur Johannes Schmid hat diesen italienischen „Tatort“ (...) ganz kühl, ohne jeglichen Schnickschnak oder filmisches Beiwerk, aber psychologisch höchst einfühlsam in Mono- und Dialoge zerlegt. Und um die Spannung noch zu erhöhen und die Atmosphäre solch einer schwierigen Ermittlungstätigkeit spürbar zu machen, baute der Regisseur scheinbar unvermittelt Emotionsausbrüche der Figuren ein, die immer wieder die Verhöre und die Reflexionen über die Tat dramatisch unterbrechen. Kurzum: Ein mitreißender, ein aufwühlender Krimi im Marstall des Bayerischen Staatsschauspiels. Enthusiastischer Applaus des Premierenpublikums. (Hannes S. Macher in Donaukurier vom 22.10.08) Regisseur Johannes Schmid und sein Ausstatter Michael S. Kraus verlegen die Auflösung dieses Mordfalls entsprechend an einen Nicht-Ort, gewissermaßen in den Straßengraben: Die Bühne ist eine asphaltgraue Böschung, der Mittelstreifen davor kann von unten neonkalt beleuchtet werden – und schon befinden wir uns in der Gerichtsmedizin. Dort steht eine Mutter, die von ihrer jetzt toten Tochter erschreckend wenig wusste und auch noch die Fremdheit des eigenen Ehemanns entdeckt. Nur in seltenen Momenten lässt Schmid die Figuren einander begegnen. Alle schildern sie die Geschichte aus ihrer Sicht, in abwechslungsreichen Monologen – eine darstellerische Herausforderung für jeden einzelnen. Die Schauspieler meistern sie – offensichtlich gut geführt durch den 34-jährigen Regisseur – ausnahmslos auf hohem Niveau. Ulrike Arnold macht das vorzeitige Ergrauen der Mutter sichtbar. Stefan Maaß kehrt schelmisch den Kleinbürger heraus, der in diesem Dealer steckt. Und Stefan Wilkening gibt den Kommissar mit abgebrühter Fassade, der glaubt, die Welt sei so ordentlich wie sein tadellos gepflegtes Schuhwerk: Er will beweisen, das nur „der stirbt, der den Tod sucht“ (...). Aber auch er muss einsehen, dass man selbst im „Stillleben“ der Provinz vor seinem Allernächsten nicht sicher ist. Mehr soll nicht verraten werden. Viel zu schön ist es, hier mitzurätseln. (Christine Diller in Münchner Merkur vom 21.10.08) von Fausto Paravidino Ausstattung: Micheal S. Kraus Musik: Christian Heiß Choreographie: Anna Holter, Birgitt Paulus Bayerisches Staatsschauspiel Premiere: 19.10.2008 Spartanisch leer die Bühne: ein Stück Straße, hinten zu einer Steigung erhöht, auf der das Leben bildlich immer wieder ins Rutschen kommt. Regisseur Johannes Schmid nutzt diesen Raum geschickt für expressives, rasantes Körpertheater – vor allem bei den bösen Buben (Martin Liema, Stefan Maaß und Frederic Linkemann). Aber auch die Frauen (Ulrike Arnold als innerlich zerbröckelnde Mutter und Katharina Gebauer als herbbittere Hure) zeigen deutliche Konturen. Stefan Wilkening als Knautsch-Kommissar mit Bauchweh steht souverän im Mittelpunkt. (Rolf May in TZ vom 21.10.08) Regisseur Johannes Schmid bleibt bei der anti-illusionistischen Dramaturgie des Autors, bricht sie nur selten in kurze Dialoge auf und verkneift sich mit Ausnahme der Kostüme jeden Naturalismus. Die Spielfläche ist ein start stilisiertes Stück Landstraße, auf dem hoch präsente Schauspieler Typen und Chargen zu einem fast durchweg spannend zu beobachtenden Personengeflecht weben. Herausragend sind Stefan Wilkening als cooler Profi-Cop mit Magenproblemen und Katharina Gebauer als osteuropäische Zwangsprostituierte. (Mathias Hejny in Abendzeitung vom 21.10.08) Tags darauf erwacht das Staatsschauspiel (...) zum Leben. Johannes Schmid, in München bekannt durch Inszenierungen am Theater der Jugend und als Filmregisseur, soll wohl eine Art Frischzellenkur herbeiführen, was er in der ihm eigenen, ästhetischen Weise durchaus tut. Paravidinos „Stillleben in einem Graben“ ist der Versuch einer ironischen Literarisierung der Fernsehkrimis, der Soaps. (...) Auch hier ist die Bühne technoid leer, aber im Soundtrack von Christian Heiß erblühen die Figuren zu einem trotzig der Literatur abgerungenem Leben. Vor allem Stefan Wilkening als genretyoisch magenkranker Kriminaler, Katharina Gebauer als dem eigenen beschissenen Leben offensiv gegenüberstehende Hure und Ulrike Arnold als wissend leidende Mama machen Lust auf die Geschichte (...). Ein bisschen drollig mutet Paravidinos Drang, Missstände unmissverständlich bloßzulegen, schon manchmal an. Aber im Falle von „Stillleben in einem Graben“ ist es spannende Theaterunterhaltung. (Egbert Tholl in Bayerische Staatszeitung vom 24.10.08) Der ProceSS Zwischen dem Auftreten einer fremden Macht, die sich als „Gesetz“ Josef K. aufdrängt, und jener Türhüter-Parabel entwickelt sich in der Konstanzer Spiegelhalle in der Regie von Johannes Schmid „Der Proceß“ als dichtes Schauspiel, das wie eine Liturgie die strenge Form mit emotionalen Wirrnissen zu verbinden weiss, ohne jedoch Erlösung zu prophezeien; eine Messe, die Gültigkeit für sich in Anspruch nimmt, gerade und vor allem dann, wenn nach der „Türsteher-Parabel“ eine lang anhaltende Stille wie ein Abgrund klafft. Alexander Peutz (...) wirkt im grauen Anzug mit Weste (...) wie ein altersloser Mann ohne Leben, eingezwängt in Stereotype – ein Josef K., wie man ihn sich künftig denken wird. (…) Michael S. Kraus hat ein reduziertes Bühnenbild entworfen, das dem All-In-One-Phänomen gehorcht und verblüffend ästhetisch ausfällt: die Struktur von Lattenrosten gibt das Grundmuster einer rund konzipierten und auf Rollen laufenden Bank ab, in deren Mitte sich eine schräge Ebene erhebt, die klappbar ist, auch als Dach oder Gefängnisgitter funktioniert. Licht trennt feinsinnig oder taucht Kafkas Welt in Traumbilder ein, entrückt und verbindet. Wie das Licht wirkt auch das Konglomerat aus Musik und Geräuschen, das Christian Heiß komponiert hat und das DJ Martin Tenschert live zur Vollendung treibt. Eine Sinfonie, in die die vier Schauspieler mit herausragender Spielkunst eingreifen. (…) Schliesslich Kafkas Text als Urgrund dieses Theaterabends: wer sich bisher von der quälenden Atemlosigkeit dieser Sprache hat abschrecken lassen, wird hier fündig, um nicht zu sagen: gläubig. Alexander Peutz, auf den dieser Josef K. gebündelt bleibt, spricht Sätze, die strahlend wie Silber sind, auch wenn es um den Zusammenbruch von Ordnung durch ein Übermass an Ordnung geht. Die Türhüter-Parabel nimmt ein Ende, das fatalistisch gedeutet werden kann, aber auch zum entschiedenen Widerstand aufrufen könnte. “Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn”, wird dem Einlass-Begehrenden nach lebenslangem Warten beschieden. Wenn sich die Türen nach der Aufführung schliessen, kann man sicher sein, dass sie wieder geöffnet werden. Ein Glück, das Kafka sich nicht erträumt hätte. (Brigitte Elsner-Heller in Thurgauer Zeitung vom 08.12.08) nach dem Roman von Franz Kafka, Dramatisierung von Ruth Bader/Johannes Schmid Ausstattung: Michael S. Kraus Musik: Christian Heiß Theater Konstanz Premiere: 06.12.2008 DON QUIJOTE VON DER MANCHA So wie Don Quijote in Cervantes‘ Roman das goldene Zeitalter der Ritter und der zu beschützenden Fräuleins in das eiserene der ihn umgebenden, poesielosen Gegenwart holen will, so – hat es jedenfalls den Anschein – will Johannes Schmid das auf dem Theater längst verschwundene ungebrochene Erzählen in die Welt des gegenwärtigen Theaters zurückbringen. Das ist süß – und verblüffend naiv. Als handwerklich versierter Regisseur verlässt sich Schmid auf alte Theatertricks. (...) Für ein Märchen, wie es Schmid im Sinn hat, braucht es nicht viel: eine Leinwand, über die Wolken zeihen, eine Drehbühne die ihre spärlichen Kulissen auch von hinten zeigt, eine Diskokugel, die einen Sternenhimmel zaubert. Man merkt allen Beteiligten, allen voran dem euphorisch glitzernden Stefan Wilkening in der Titelrolle, die Freude an ihrem Treiben an. Doch dann hätte man vielleicht noch viel weiter gehen können. Mehr Theater, mehr Poesie, vielleicht auch mehr Leid. (…) Doch für ein paar Minuten wird der Abend groß. Das Puppenspiel, das der vermeintliche Ritter im Wahn zertrümmert, ist hier eine Leinwand. Schmid, als Kinoregisseur erfahren, lässt darüber eine Schwarz-Weiß-Mittelalterschmonzette flackern, mit Mohren, Mauern, Pferden und Rüstungen, gedreht mit den Darstellern, die auch auf der Bühne stehen. In greller Stummfilmästhetik werden hier der Witz und der Wahn nachgereicht, den die Aufführung ansonsten vermissen lässt. (Egbert Tholl in Süddeutsche Zeitung vom 17.10.09) Selten war das Premierenpublikum nach fast drei Stunden zwischen Jubel und Kopfschütteln so gespalten wie hier. (Hannes S. Macher in Donaukurier vom 17.10.09) In der verspielten Rokoko-Architektur des Cuvilliéstheater wurde aus dem Roman ein melancholisch-poetischer Abend mit fantasievollen Bildern, wehmütiger Musik und Schauspielern, die eine heiter-besinnliche Fabel erzählen. (…) ein barockes Abenteuerspiel für groß und klein. (Peter Jungblut, Bayerischer Rundfunk,16.10.09) Von Miguel de Cervantes Saavedra. Fassung von Georg Holzer und Johannes Schmid nach der Übersetzung von Ludwig Braunfels Bühne: Marie Holzer Kostüme: Katja Raine Musik: Michael E. Bauer Bayerisches Staatsschauspiel im Cuvilliéstheater Premiere: 15.10.2009 JAKOB VON GUNTEN Der deutsche Komponist Benjamin Schweitzer nähert sich dem Tagebuchroman von Robert Walser (...) höchst intellektuell. (…) Jakob, von James Cleverton in seinem Schwanken zwischen Demut und Auflehnung eindringlich verkörpert, ist der Schauspieler Michael Ransburg als „Alter Ego“ zugesellt, ein Sprecher, der weit über die bloße Sprechrolle hinauswächst und die Sprache Walsers in ihrem Wechsel von ungefährer Beiläufigkeit und äußerster Präzision lebendig werden lässt. Die klangliche Verhaltenheit kommt zwar der Textverständlichkeit auch in den gesungenen Passagen zugute; zugleich aber wird das Gefälle zwischen Wort und Musik noch offenkundiger. Umso bestechender ist die szenische Umsetzung (...) Eine riesige liegende Trommel, seitlich offen und von einem Laufsteg umfasst, bildet die Spielfläche; dem Rand entlang sind schachtartige überdeckelte Öffnungen als Behausungen der Zöglinge eingelassen. Doch unter den Deckeln kriechen diese hervor, lassen sich brav den täglichen Löffel Lebertran einlöffeln, als schleckten sie Honig, studieren ihr einziges Lehrmittel, das schmale schwarze Heft mit den Weisheitslehrern der Institutsleitung, klettern auf die Spielfläche und vereinen sich zu einem groteksen Chor. Bilder und Figuren prägen sich ein. (…) Nicht die Musik, wohl aber die bis ins Detail stimmige und ausgefeilte Inszenierung, sowie Sprache und Figuren Walsers lassen diesen „Jakob von Gunten“ zu einem Ereignis werden. (Peter E. Schaufelberger in Südkurier vom 20.04.10) (…) der Text steht absolut im Vordergrund, wohl auch durch die Tatsache, dass der Titelpartie ein sprechendes Alter ego zugeordnet ist, das Partien aus dem Roman liest. In seiner Inszenierung setzte Johannes Schmid diese Spiegelung virtuos um. Das Ensemble ging auf seine Intentionen außerordentlich sensibel ein, kleinste Regungen waren mit Bedeutung angefüllt und doch von heiterer Leichtigkeit. (...) Michael Ransburg als Sprecher und Jakobs Alter ego war ein absolut packender Verführer, dessen Blick und Sprache einen in die Handlung hineinsog, und dessen Intensität James Cleverton im singenden Jakob aufzunehmen und weiterzugeben in der Lage war. (…) Eine anspruchsvolle Produktion aus einem Guss, die auf erfreulich wache und gute Resonanz stieß. (Felix Falkner in Orpheus, 7+8.2010) Kammeroper von Benjamin Schweitzer nach dem Roman von Robert Walser (UA 2000) Musikalische Leitung: Christian Schumann Ausstattung: Michael S. Kraus Choreographie: Anna Holter Theater Sankt Gallen Premiere: 15.04.2010 FILM BLÖDE MÜTZE! Martin, ein aufgeweckter Junge, nur etwas zu klein und schmächtig geraten für seine dreizehn Jahre, ist mit seinen Eltern ins verschlafene Örtchen Bellbach gezogen. Neue Stadt, neues Zuhause, neue Schule – doch damit nicht genug der Veränderungen, denn auch mit Martins Gefühlsleben geschieht Ungewohntes! Als er der gleichaltrigen Silke begegnet, ist da auf einmal dieses seltsame Kribbeln in seinem Bauch… Zu dumm, dass es da noch den obercoolen dreizehnjährigen Oliver gibt, der ziemlich gut mit Silke befreundet ist. Allerdings – wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Martin muss Silke einfach näher kennen lernen! Und er will auch herausfinden, welches Geheimnis sich hinter Olivers aggressivem Auftreten verbirgt… BLÖDE MÜTZE – eine lebensnahe, amüsante und bewegende Geschichte über Freundschaft, Familie und das große Abenteuer Erwachsenwerden. Ein spannendes Filmerlebnis für Kinder und Eltern nach dem gleichnamigen im Oetinger-Verlag erschienenen Roman von Thomas Schmid. Regie: Johannes Schmid Drehbuch: Johannes Schmid, Michael Demuth Kamera: Michael Bertl Musik: Michael Heilrath Szenenbild: Angelica Böhm Kostümbild: Steffi Bruhn Schnitt: Thomas Kohler Redaktion: Friederike Euler (BR), Anke Sperl (RBB) Produzenten: Philipp Budweg /Johannes Schmid (schlicht und ergreifend), Ingelore König (Kinderfilm GmbH) Mit: Johann Hillmann, Konrad Baumann, Lea Eisleb, Inka Friedrich, Stephan Kampwirth, Inga Busch, Claudia Geisler, Andreas Hoppe u.v.a. Eine Co-Produktion von Kinderfilm GmbH und schlicht und ergreifend mit dem Bayerischen Rundfunk und dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Gefördert durch die Mitteldeutsche Medienförderung, den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Kuratorium junger deutscher Film, die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH. Drehbuch gefördert vom FilmFernsehFonds Bayern und FirstMovieProgram. Deutschland 2007 35 mm, Farbe 1:1,85, 91 Minuten, DTS Prädikat: besonders wertvoll Premiere: Berlinale 2007 Kinostart: 24. April 2008 BLÖDE MÜTZE war auf über 25 Filmfestivals im In- und Ausland zu sehen. BLÖDE MÜTZE! ist rundum gelungene Kinounterhaltung mit Tiefgang, an der auch Eltern Vergnügen sowie Verständnis für die Gemütslagen ihrer Sprösslinge finden können. (Begründung der FBW-Jury für „besonders wertvoll“) Man muss sich dies sehr deutlich vor Augen führen: “Blöde Mütze!” ist ein Kinderfilm, der amüsant, charmant, auch spannend unterhält und etwas zu sagen hat: und das, obwohl er sich an keine marktgängigen (Verwertungs-) Formate und Trend-Themen anlehnt (...). Auch im nur scheinbar uninteressanten Mittelschichtambiente, in dem nun mal die meisten Kinder hierzulande aufwachsen, gibt es Herausforderungen, denen sich Kids stellen und die sie mit Mut, Selbstüberwindung und wachsender Charakterstärke bewältigen müssen. Das sind handfeste, existenzielle Themen, zu denen „Blöde Mütze!“ einfühlsam auch witzig und leicht parodistisch ein weiteres zentrales Thema hinzuaddiert: die Liebe. (...) Es ist schon fast eine Kunst für sich: einen sonnendurchfluteten Film aus der “Provinz” so natürlich und unprätentiös erscheinen zu lassen und doch zu einer für Kinder relevanten Substanz durchzudringen. (Film-Dienst 09/08, Horst-Peter Koll) Ein existenzieller Crashkurs in 90 Minuten. (Die Tageszeitung, Februar 2007, David Denk) Hut ab vor der Kindermütze: Der Eröffnungsbeitrag des diesjährigen Kinderfilmfestes ist eine pointierte und sehr kritische Nahaufnahme in drei typisch deutschen Familien. (...) Hier wird auf wunderbar verspielte, oft auch tragische Weise erzählt, wie Kinder den Anfang der Pubertät erleben, und ihre Eltern meist überzogen darauf reagieren oder sich eben gar nicht mit den Kindern beschäftigen. (...) Unbedingt anschauen. (Abendzeitung 23./24.6.2007, Marius Müller-Preuß) Realitätsnah und ohne Wink mit dem pädagogischen Zaunpfahl. (Süddeutsche Zeitung extra, 27.6.2007, Susanne Hermanski) Nachwuchspreis beim Kinderfilmfestival „Goldener Spatz 2007“ Kindermedienpreis “Der weiße Elefant 2007” für Regisseur und Kinderensemble Hauptpreis „Goldener Schwan“ beim Internationalen Kinderfilmfestival Moskau 2007 Drehbuchpreis „Kindertiger 2008“ Schmids Debüt weiß zu überzeugen. Nicht zuletzt auch wegen seiner drei wunderbaren jugendlichen Darsteller. (Hamburger Abendblatt, 24.4.08, Volker Albers) Schmids souveräne Inszenierung ist geprägt von Humor, Feingefühl und Liebe zu den Figuren. So bleibt die Geschichte stets unterhaltsam, wirkt authentisch, bezaubert Jung und Alt gleichermaßen – und weckt sogar gegenseitiges Verständnis. Kurz gesagt: ein Glücksfall für das deutsche Kino. Mütze, pardon, Hut ab! (Hamburger Morgenpost, 24.4.08, Marco Schmidt) Schon das Buch von Thomas Schmid (erschienen bei Oetinger) ist ein wunderbares Werk, das man auch als Erwachsener gerne liest. Sein Bruder Johannes hat es kongenial umgesetzt: mit wenig Aufwand und so lebensnah, dass es fast schmerzt. (...) Viel zu sehenswert, um ihn allein den Kindern zu überlassen. (Südkurier, 24.4.08, Tilmann P. Gangloff) In einer perfekten Welt würde dieser Film ein Millionenpublikum ziehen, während Vergleichsprodukte leer ausgingen. (Mannheimer Morgen, 24.4.08, André Wesche) Dieser Film ist eine Rarität. (...) Denn Schmid hat die deutsche Mittelschicht genau studiert und findet in diesem auf den ersten Blick so banalen Alltag behüteter Kinder genügend Potenzial für einen klugen, wahren und liebenswerten Spielfilm. (Münchner Merkur 24.4.08, Ulrike Frick) Hier wird ein Teeniepublikum mal nicht aus- sondern ernst genommen. Bravo! (Neue Presse Hannover, 24.4.08, Matthias Halbig) Witzig, warzmherzig und bewegend, nicht nur für Kinder. (TV Spielfilm, 09/08) WINTERTOCHTER Zwischen den Jahren machen sich die 11jährige Kattaka und die 75jährige Lene auf eine für beide sehr aufregende Reise von Berlin nach Polen. Kattaka auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, einem russischen Matrosen, der gerade mit seinem Schiff in Danzig liegt – Lene auf die Suche nach ihrer bisher verdrängten Vergangenheit, in der sie während des Krieges aus Masuren fliehen musste und ihre Eltern verloren hat. Eine Geschichte über Freundschaft zwischen verschiedenen Generationen und Nationen und über den Mut, sich dem Leben zu stellen. Regie: Johannes Schmid Drehbuch: Michaela Hinnenthal, Thomas Schmid Casting: Daniela Tolkien Kamera: Michael Bertl bvk Szenenbild: Dorothee von Bodelschwingh Kostümbild: Walter Schwarzmeier Maskenbild: Waldemar Pokromski, Annette Keiser Schnitt: Thomas Kohler bfs Musik: Kathrin Mickiewicz, Michael Heilrath Redaktion: Sabine Preuschhof und Anke Sperl (RBB) Herstellungsleitung: Thomas Blieninger Produzenten: Philipp Budweg, Mikolaj Pokromski Mit: Ursula Werner, Nina Monka, Leon Seidel, Dominik Nowak, Katharina Marie Schubert, Maxim Mehmet, Daniel Olbrychski, Merab Ninidze u.v.a. Eine Co-Produktion von schlicht und ergreifend Film GmbH und Pokromski Studio mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg, dem Mitteldeutschen Rundfunk, dem Bayerischen Rundfunk, dem Norddeutschen Rundfunk und dem Südwestdeutschen Rundfunk. Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur/Kuratorium junger deutscher Film, das Polnische Filminstitut, das Medienboard BerlinBrandenburg, die Filmförderungsanstalt und die Mitteldeutsche Medienförderung. Projektentwicklungsförderung von deutsch-polnischen Co-Developmentfonds (MBB, MDM, Polnisches Filminstitut). Deutschland 2010 35 mm, Farbe 1: 2,35, 93 Minuten Dolby Digital Stand: fertiggestellt Premiere: Januar 2011 im Wettbewerb um den MaxOphüls-Preis in Saarbrücken Kinostart: Herbst 2011 durch Zorro-Filmverleih KONTAKT ADRESSE Johannes Schmid Klarastraße 3 80636 München Tel: 089 - 74 79 29 26 mobil: 0179 - 51 36 073 [email protected] www.schmidjohannes.de www.schlichtundergreifend-film.de www.bloedemuetze.de DVDs zu den einzelnen Produktionen auf Anfrage.