Merkblatt Enzootische Pneumonie (260 kB, PDF)

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Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin
Abteilung für Wildtiere
Institut für Tierpathologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern,
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Merkblatt Enzootische Pneumonie (EP) bei Wildschweinen
N. Wu
Die enzootische Pneumonie (EP) ist eine
ansteckende, bakterielle Lungenentzündung
der Schweine. Es sind vor allem Mastjäger und
Absetzferkel
betroffen1.
Neben
Hausschweinen können aber auch Wildschweine
Keimträger sein1.
Erreger
Die EP wird durch sehr kleine, zellwandlose
Bakterien
hervorgerufen
(Mycoplasma
hyopneumoniae). Sie sind obligate Parasiten
von Zelloberflächen, besonders von Schleimhäuten2 der Atemwege6. Diese Erreger sind
sehr wirtsspezifisch und überleben schlecht
ausserhalb des Wirtes2.
Übertragung
Die
Übertragung erfolgt v.a.
durch
Tiertransporte und durch die Luft (aerogen).
Die infizierten Schweine atmen die Keime aus,
welche bei nasskaltem Wetter mehrere
Kilometer weit fliegen können und so
entfernte Schweine anstecken1. Deswegen ist
oft eine saisonale Häufung der Fälle zwischen
November und März zu beobachten. Infizierte
Mastbetriebe stellen das grösste Risiko dar.
Innerhalb eines Betriebs wird die Infektion
durch Faktoren wie Stallklima und Belegdichte
begünstigt6. Oft werden die Keime durch
Tiere, die infiziert aber gesund sind
(sogenannte Träger), in Betriebe eingeschleppt und so infizieren sich dann weitere
Tiere. Die Übertragung kann auch indirekt
durch Kontakt mit mit Hustensekret
kontaminierten Stiefeln oder Kleidern
geschehen1.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit von 2 bis 4
Wochen zeigen die Schweine respiratorische
Symptome wie feuchten und später trockenen
Husten, meist ausgelöst durch das Auftreiben
ruhender Tiere, Fütterung oder Herumjagen6.
Dazu zeigen sie verminderte Fresslust,
Dezember 2010
Wachstum- und Gewichteinbussen1. Bei
unkomplizierter
EP,
ohne
sekundäre
bakterielle Infektion, haben die Tiere kein
Fieber und keine Atembeschwerden6.
Die Wildschweine können Träger von M.
hyopneumoniae
sein,
ohne
typische
Symptome zu zeigen5.
Epidemiologie
Wildschweine stehen im Verdacht, eine Rolle
als Reservoir für den Erreger der Enzootischen
Pneumonie zu spielen, d.h. als potentielle
Ansteckungs-Quelle für Hausschweine4,3.
Gefahr für den Menschen
Der Erreger der EP ist für den Menschen nicht
gefährlich. Fleischprodukte von infizierten
Tieren, die klinisch gesund sind, können
bedenkenlos konsumiert werden1.
Situation in Europa und in der Schweiz
Die Enzootische Pneumonie gehört in der
Schweiz zu den zu bekämpfenden,
meldepflichtigen Tierseuchen. Die Krankheit
kommt beim Hausschwein weltweit vor. Nach
dem Abschluss der landesweiten Flächensanierungen in der Schweiz Ende 2003 gelten
alle Schweinebestände als anerkannt frei von
der Enzootischen Pneumonie2.
Trotz dieser Sanierung treten sporadisch noch
vereinzelte Fälle auf. Im Juli 2007 brach die
Krankheit in einer Genfer Schweinezucht aus,
in einer Region mit hoher Wildschweindichte.
Da die epidemiologischen Untersuchungen
keine klaren Hinweise auf die Herkunft der
Infektion gaben, wurde eine Studie bei
Wildschweinen durchgeführt. Die Resultate
zeigen, dass mehrere der untersuchten Wildschweinproben, DNA von M. hyopneumoniae
enthielten, teilweise ohne erkennbare
Lungenentzündung. Dies deutet darauf hin,
dass sich Haus- und Wildschweine gegenseitig
anstecken können4.
In Europa wurde bis jetzt nur in drei Länder
das Serum von Wildschweinen nach EPAntikörpern untersucht: Slowenien, Frankreich und Spanien. In Frankreich wurden in
58%, in Slowenien in 21% der Tiere Antikörper
gegen M. hyopneumoniae nachgewiesen,
während
in Südzentral-Spanien keine
Antikörper nachgewiesen wurden 3 7,8. Die
Zuverlässigkeit der serologischen Tests für M.
hyopneumoniae ist jedoch umstritten.
Literatur:
1. Anonym. 2004. Enzootische Pneumonie (EP) und Actinobazillose (APP). Faltblatt BVET.
http://www.bvet.admin.ch/shop/00005/00013/index.html?lang=de
2. Anonyme. 2005. Enzootische Pneumonie. Merkblatt BVET.
3. Marois, C. et al. 2007. Mise en évidence de Mycoplasma hyopneumoniae chez le sanglier en France. Journées Recherche
Porcine. 39, 433-434
4. Mermod, Laurence et al. 2007. Mycoplasma hyopneumoniae bei Wildschweinen im Kanton Genf. Information des
Veterinärdienstes und des Landschaftsamtes des Kantons Genf sowie des Institut Galli-Valerio, Lausanne.
5. Office vétérinaire cantonal (Genève). 2007. Rapport d’activité 2007.
6. Skript Krankheiten der Schweine, CD Kurs.
7. Vengust, G. et al. 2006. A serological Survey of selected pathogens in wild boar in Slovenia. Journal. Vet. Med, B 53, 24-27.
8. Vicente, J. et al. 2002. Antibodies to selected viral and bacterial pathogens in European wild boars from southcentral Spain.
J. of wildlife disease, 38 (3), 649-652
Dezember 2010
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