3/2015 J AHRGANG 27 / NO VEMBE R 2015 Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie Akutbehandlung primärer Kopfschmerzen Schneller Wirkeintritt und gute Verträglichkeit sprechen für die weiterentwickelte Aspirin Tablette Für eine schnelle Wirksamkeit von Acetylsalicylsäure ist die Wahl der richtigen Darreichungsform ausschlaggebend. Die neue Generation der Aspirin Tablette führt bei primären Kopfschmerzen aufgrund ihrer innovativen Pharmakokinetik doppelt so schnell zu einer deutlich spürbaren Schmerzlinderung wie die bisherige Formulierung – bei gleich guter Verträglichkeit und einfacher Anwendbarkeit. Die Autoren einer aktuellen Übersichtsarbeit kommen zu dem Schluss, dass die weiterentwickelte Aspirin Tablette ein Mittel der Wahl bei akuten Spanungskopfschmerzen und Migräne darstellt [1]. Bei akuten Kopfschmerzen steht neben der guten analgetischen Wirkung eine schnelle Schmerzlinderung für die Patienten im Vordergrund. Lecchi et al. weisen in ihrer aktuellen Übersichtsarbeit [1] darauf hin, dass Aspirin seine gute analgetische Wirksamkeit bei akuten Spannungskopfschmerzen und Migräne in einer Vielzahl klinischer Studien unter Beweis gestellt hat, in denen sich Acetylsalicylsäure sowohl bei Spannungskopfschmerzen als auch bei akuten Migränekopfschmerzen als ebenso wirksam wie die jeweiligen Standardtherapien erwies. Dies spiegelt sich auch in den Empfehlungen der Fachgesellschaften wider: So rät die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken als Mittel der ersten Wahl unter anderem zur Einnahme von Acetylsalicylsäure. ASPIRIN-0315.indd 1 Kann ARDS durch ASS gebremst werden? Aspirin könnte die Überlebenschancen von Patienten mit akutem progressivem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS) verbessern. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie bei insgesamt 202 Patienten mit ARDS. 56 dieser Patienten (28%) erhielten Acetylsalicylsäure. Die Gabe erfolgte entweder vor der Klinikaufnahme oder auf der Intensivstation oder eine Kombination von beidem. Patienten, die vor oder während des Klinikaufenthalts ASS bekommen hatten, verstarben signifikant seltener auf der Intensivstation (Odds Ratio [OR] 0,38; 0,15–0,96; p = 0,04). Nach Ansicht der Autoren spricht dies für einen protektiven Effekt von ASS bei ARDS. Boyle AJ et al. Critical Care 2015; 19: 109 doi: 10.1186/ s13054-015-0846-4 Überzug versehen wurde, der das Schlucken vereinfacht. Schnellere Schmerzlinderung durch innovative Galenik Verantwortlich für den beschleunigten Wirkeintritt der weiterentwickelten Aspirin Tablette ist die innovative galenische Formulierung: Zum einen wurden die Wirkstoffpartikel um 90% verkleinert, zum anderen wurde Natriumcarbonat als aktiver Zerfallsbeschleuniger hinzugefügt. Durch diese sogenannte MicroAktiv-Technologie löst sich die Tablette erheblich schneller als bisher im Magen auf und setzt den Wirkstoff Acetylsalicylsäure rasch frei, sodass er schneller resorbiert werden kann. In einer Pharmakokinetik-Studie [2] wurden bei 30 Probanden die mittleren Plasmakonzentrationen über die Zeit nach der Einnahme der bisherigen und der weiterentwickelten Aspirin Tablette verglichen. Die durchschnittlichen maximalen Plasmakonzentrationen (Cmax) für Acetylsalicylsäure und Salicylsäure waren unter der weiterentwickelten Formulierung höher als unter der bisherigen Formulierung und die mittlere Zeit bis zum Erreichen von Cmax war für Acetylsalicylsäure deutlich kürzer. Maximale Plasmaspiegel wurden mit der weiterentwickelten Tablette bereits ▲ Die Darreichungsform/Galenik von Aspirin hat einen großen Einfluss auf die Geschwindigkeit der Resorption des Wirkstoffs. Die maximale Plasmakonzentration (Cmax) der ASS korreliert dabei invers mit der Zeit bis zum Erreichen dieser Maximalkonzentration (tmax). Eine besonders schnelle Wirkstoffresorption wird z.B. durch lösliche Formulierungen wie Brausetabletten erreicht. Aufgrund der innovativen Formulierung der weiter- entwickelten Aspirin Tablette wird die maximale ASS-Plasmakonzentration vergleichbar schnell erreicht wie bei einer ASS-Brausetablette. Dabei ist die Tablette einfach anzuwenden, da sie mit einem 09.11.15 10:25 2 Könnte ASS vor Leberkrebs schützen? Chronische Entzündungsprozesse spielen eine Schlüsselrolle in der Pathogenese des hepatozellulären Karzinoms (HCC) und des intrahepatischen Gallenwegskarzinoms (ICC), den beiden häufigsten Formen von Leberkrebs. Nachdem die Ergebnisse experimenteller Studien nahegelegt hatten, dass Acetylsalicylsäure vor Leberkrebs schützen könnte, wurden im Rahmen des Liver Cancer Pooling Projects die Daten von insgesamt 1.084.133 Personen (HCC = 679, ICC = 225) aus zehn prospektiven Kohortenstudien ausgewertet. Das Ergebnis: Personen, die regelmäßig Acetylsalicylsäure einnahmen, erkrankten im Vergleich zur Nichtanwendern deutlich seltener an einem HCC (HR = nach 17,5 Minuten erzielt – im Vergleich zu 45 Minuten unter der bisherigen Formulierung. Damit erreicht der Wirkstoff 2,5-mal schneller den Blutkreislauf als bisher [2]. Für die Patienten spiegelt sich das schnellere Erreichen der maximalen Wirkstoffkonzentrationen in einer doppelt so schnellen deutlich spürbaren Schmerzlinderung im Vergleich zu bisherigen Tabletten wider. Verträglichkeit: Aspirin schneidet auch im Vergleich gut ab Die Verträglichkeit von Aspirin in der bei Kopfschmerzen eingesetzten Dosierung von 500 mg bis 1.000 mg wurde in klinischen Studien belegt. Lecchi et al. verweisen unter anderem auf eine Metaanalyse, in der die Daten aus insgesamt 67 Studien und mehr als 13.000 Patienten ausgewer- 0,68, 95%-KI 0,57–0,81). Der schützende Effekt war stärker bei täglicher Anwendung, längerer Anwendungsdauer und niedriger Dosierung. Die Anwendung von Ibuprofen hatte keinen Einfluss auf das HCC-Risiko. Bei Männern wurde auch das ICC-Risiko durch die ASS-Anwendung reduziert (HR = 0,64, 95%-KI = 0,42–0,98), bei Frauen jedoch nicht (HR = 1,34, 95%-KI = 0,89–2,01, p für Interaktion = 0,01). Nach Ansicht der Autoren sprechen diese Daten für einen HCC-protektiven Effekt von ASS, der in weiteren Studien untersucht werden sollte. Petrick JL et al. Cancer Prevention Research 2015; DOI: 10.1158/1940-6207. CAPR-15-0126 tet wurden. Insgesamt 6.181 Patienten hatten Aspirin eingenommen (54% in einer Tagesdosis zwischen 500 und 1.000 mg), 3.515 Patienten hatten im Rahmen der in die Metaanalyse einbezogenen Studie Placebo angewendet und weitere 3.526 Patienten eine aktive Vergleichssubstanz (meist Paracetamol oder Ibuprofen). Die Analyse der individuellen Patientendaten belegte die gute Verträglichkeit von ASS: Bei der kurzzeitigen Anwendung im Rahmen der Selbstmedikation akuter Schmerzen waren schwerwiegende gastrointestinale Ereignisse selten. Auch im Vergleich zu anderen in der Selbstmedikation eingesetzten Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol bestätigte sich die gute Verträglichkeit von Aspirin [3]. Insbesondere die gastrointestinalen Ereignisraten waren vergleichbar. Aspirin® 500 mg überzogene Tabletten Wirkstoff: Acetylsalicylsäure (Ph.Eur.) Zusammensetzung: 1 überzogene Tablette enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure (Ph.Eur.), 500 mg; sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Natriumcarbonat, Hochdisperses Siliciumdioxid; Tablettenüberzug: Hypromellose, Zinkstearat (Ph.Eur.), Carnaubawachs. Anwendungsgebiete: Bei Fieber und/oder leichten bis mäßig starken Schmerzen wie z.B. Kopfschmerzen, Schmerzen im Rahmen eines grippalen Infekts, Zahnschmerzen sowie Muskelschmerzen. Bitte beachten Sie die Angaben für Kinder und Jugendliche. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile von Aspirin; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder ähnliche Arzneimittel (insbesondere andere nichtsteroidale Entzündungshemmer) mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde (z.B. mit Urtikaria, Angioödem, schwere Rhinitis, Schock); aktives peptisches Ulkus; hämorrhagische Diathese; schwere Leber- oder Niereninsuffizienz; schwere, nicht eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat von mehr als 20 mg pro Woche; gleichzeitige Behandlung mit ASPIRIN-0315.indd 2 Die weiterentwickelte Aspirin Tablette ist ebenso verträglich wie die bisherige Formulierung. In einer klinischen Studie [2] traten Nebenwirkungen nicht häufiger auf als unter Placebo oder der bisherigen Tablette – auch nicht im Gastrointestinaltrakt: Insgesamt wurden bei 38 (18,4%) Patienten, die mit der weiterentwickelten Tablette behandelt worden waren, unerwünschte Ereignisse festgestellt. Die Häufigkeit unter Placebo betrug 21,9% (23 Patienten). Unerwartete oder schwerwiegende Ereignisse wie z. B. Blutungen wurden nicht beobachtet. Experten empfehlen die moderne Aspirin Tablette als erste Wahl bei Kopfschmerz Die Übersichtsarbeit von Lecchi et al. schließt mit einer „Expert Opinion“. Hier wird darauf hingewiesen, dass Acetylsalicylsäure (ASS) die Anforderungen der „American Academy of Neurology“ und des „US Headache Consortiums“ für ein ideales Analgetikum zur Linderung von akuten Migräne- und Spannungskopfschmerzen erfüllt: Das Analgetikum sollte schnell wirken (bei Migräne auch im Hinblick auf die Begleitsymptome), die Funktionalität des Patienten wieder herstellen, die Notwendigkeit einer „Rescue“-Medikation minimieren, die Selbstmedikation optimieren sowie kostengünstig und verträglich sein. Lecchi et al. kommen in ihrem aktuellen Review [1] zu dem Schluss, dass die weiterentwickelte Aspirin Tablette aufgrund ihrer schnellen Wirksamkeit und guten Verträglichkeit als First-line-Therapie bei akuten primären Kopfschmerzen angesehen werden sollte. ■ 1. Lecchi M et al.Expert Opin. Drug Metab Toxicol 2014; 10: 1381–95 2. Cooper SA, Voelker M. Inflammopharmacolgy 2012; 20: 233–42 3. Lanas A et al. Drugs in R&D 2011; 11: 277–88 oralen Antikoagulanzien; ab dem 6. Monat der Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. Blutungen und Blutungsneigung (Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Purpura etc.) bei Verlängerung der Blutungszeit. Das Blutungsrisiko kann nach Absetzen noch 4-8 Tage anhalten. Infolgedessen kann das Blutungsrisiko bei Operationen erhöht sein. Auch intrakranielle und gastrointestinale Blutungen können vorkommen. Überempfindlichkeitsreaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Asthma, Angioödem. Kopfschmerzen, Schwindel, Hörverlust, Tinnitus; diese Störungen sind gewöhnlich Zeichen für eine Überdosierung; intrakranielle Blutung. Bauchschmerzen, okkulte oder offenkundige Gastrointestinalblutungen (Hämatemesis, Meläna etc.) mit der Folge einer Eisenmangelanämie; Das Blutungsrisiko ist dosisabhängig. Magenulzera und -perforationen. Anstieg der Leberenzyme,weitgehend reversibel nach Absetzen der Therapie; Leber-schädigung, hauptsächlich hepatozellulär. Urtikaria, Hautreaktionen. Reye-Syndrom. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 07/2014 09.11.15 10:25 3 ASS bei Brustkrebs Aktuelle Metaanalyse zeigt weniger Metastasen und geringeres Sterberisiko Könnte ASS das Überleben von Patientinnen mit Brustkrebs verbessern? Darauf weist eine aktuelle Metaanalyse hin, in der die Daten von insgesamt 64.189 Brustkrebspatientinnen analysiert wurden. Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure nach der Brustkrebsdiagnose korrelierte mit einer verbesserten Überlebensrate und ging mit einer geringeren Rate von Rezidiven und Metastasen einher. Trotz aller therapeutischer Fortschritte ist das Mammakarzinom nach wie vor die häufigste Krebstodesursache bei Frauen. Die aktuelle Metaanalyse ging der Frage nach, inwieweit nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), darunter auch Acetylsalicylsäure (ASS), das Überleben von Patientinnen mit Brustkrebs beeinflussen. Ausgewertet wurden die Daten von 16 Studien, in denen die Studienteilnehmerinnen NSAR eingenommen hatten. In allen Studien war die Brustkrebsmortalität ein definierter Endpunkt. Die Studien waren zwischen 2000 und 2014 in den USA, Großbritannien, Kanada, Belgien und Schweden durchgeführt worden. Zehn Studien hatten die Einnahme von NSAR nach der Brustkrebsdiagnose untersucht und sechs Studien die Einnahme von NSAR vor der Brustkrebsdiagnose. Ausgewertet wurden elf Kohortenstudien und fünf Fall-Kontroll-Studien. Signifikant weniger Rezidive und Metastasen Die Einnahme von NSAR nach der Brustkrebsdiagnose korrelierte signifikant invers mit dem Rezidiv- und Metastasenrisiko (Hazard Ratio [HR] 0,69, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,59–0,80) und zeigte eine Tendenz zur Reduktion der Gesamtmortalität, wobei dieser Effekt nicht signifikant war (HR 0,79, 95%-KI 0,61–1,02). In den Kohortenstudien war die Assoziation zwischen NSAR-Einnahme nach der Brustkrebsdiagnose und der brustkrebsspezifischen Überlebensrate stärker und weniger heterogen (brustkrebsspezifische Aspirin® protect 100mg / Aspirin® protect 300mg Aspirin® N 100mg / Aspirin® N 300mg Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Tablette Aspirin protect 100mg/300mg enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke, Lacküberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1-Dispersion 30% (Ph. Eur.), Polysorbat 80, Natriumdodecylsulfat, Talkum, Triethylcitrat. Anwendungsgebiete: Aspirin protect 100mg: instabile Angina pectoris (Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen) – als Teil der Standardtherapie; akuter Herzinfarkt – als Teil der Standardtherapie; zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe); nach Operationen oder anderen Eingriffen an arteriellen Blutgefäßen (nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen, z.B. nach aortokoronarem VenenBypass [ACVB], bei perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie [PTCA]); zur Vorbeugung von vorübergehender Mangeldurchblutung im Gehirn (TIA: transitorisch ischämische Attacken) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien (z.B. vorübergehende Lähmungserscheinungen im Gesicht oder der Armmuskulatur oder vorübergehender Sehverlust) aufgetreten sind. Kawasaki-Syndrom – zur Entzündungshemmung für die Dauer der Fieber-Phase, - zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel bei Wandveränderungen der Herzkranzgefäße (prophylaktische Thrombozyten¬aggregations-hemmung bei koronararteriellen Aneurismen). Aspirin protect 300mg: zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe). Hinweise: Diese Arzneimittel eignen sich nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (hämorraghische Diathese); Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft in einer Dosierung von mehr als 150 mg Acetylsalicylsäure pro Tag. Nebenwirkungen: Verdauungstrakt: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Geringfügige Blutverluste ASPIRIN-0315.indd 3 Sterblichkeit: HR 0,65, 95%-KI 0,48–0,89; Geamtmortalität: HR 0,73, 95%-KI 0,57– 0,92; Rezidiv-/Metastasen: HR 0,73, 95%KI 0,61–0,86). Regelmäßige ASS-Einnahme verbesserte die Überlebenschancen Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure nach der Brustkrebsdiagnose war sowohl mit einer signifikanten Reduktion der brustkrebsspezifischen Sterblichkeit (HR 0,69, 95%-KI 0,50–0,96) als auch von Rezidiv und Metastasen (HR 0,75, 95%-KI 0,56–1,00) assoziiert. Außerdem zeigte sich eine Tendenz zur Reduktion der Gesamtmortalität (HR 0,79, 95%-KI 0,60–1,03). Wurden ausschließlich Kohortenstudien in die Analyse einbezogen, zeigte sich eine signifikante Reduktion der Gesamtmortalität (HR 0,72, 95%-KI 0,56– 0,93), während die weiteren Ergebnisse ähnlich waren. Das Fazit der Autoren Die regelmäßige Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure nach – aber nicht vor – der Brustkrebsdiagnose könnte die Überlebenschancen der betroffenen Patientinnen erheblich verbessern. Sowohl die Brustkrebs- als auch die Gesamtmortalität werden reduziert und Rezidive und Metastasen treten seltener auf. ■ Huang X et al. Cancer Causes Control. Doi:10.1007/s10552015-0539-y aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen). Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen. Nach längerer Anwendung von Aspirin protect kann eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) durch verborgene Blutverluste aus dem Magen- oder Darmbereich auftreten. Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr selten zum Durchbruch führen können. Magen-Darm-Entzündungen. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem Erbrechen (Zeichen einer schweren Magenblutung) müssen Sie sofort Ihren Arzt benachrichtigen. Haut: Gelegentlich: Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Überempfindlichkeitsreaktionen:. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen oder Ohrensausen (Tinnitus) können Anzeichen einer Überdosierung sein. Blut: Selten bis sehr selten sind auch schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirnblutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (Antikoagulantien) berichtet worden, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Leber: Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Nieren: Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen. Stoffwechsel: Sehr selten: Verminderung der Blutzuckerwerte (Hypoglykämie). Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei hierfür gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 01/2012 09.11.15 10:25 4 Antiinflammatorische Wirkung von ASS beim akuten Koronarsyndrom nase verändert, die durch transzellullären Metabolismus zur Bildung des antientzündlichen Mediators 15-epi-lipoxin (Aspirin getriggertes Lipoxin, ATL) führt. Effekte von Acetylsalicylsäure jenseits der Plättchenhemmung Für die protektive Wirkung von Aspirin beim akuten Koronarsyndrom (ACS) spielen neben der Hemmung der Thrombozytenaggregation weitere pharmakologische Effekte eine Rolle. Offensichtlich inhibiert niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) inflammatorische Prozesse, die beim ACS eine zentrale Rolle spielen. Die zentrale Bedeutung der Entzündung beim ACS zeigte bereits die Physicians’ Health Study [2], in der die Anwendung von Acetylsalicylsäure die Herzinfarktrate abhängig vom Ausgangswert des Entzündungsmarkers CRP (C-reaktives Protein) reduzierte. Die protektive Wirkung war am stärksten ausgeprägt (56% Risikoreduktion) bei den Patienten mit dem höchsten CRP-Ausgangswert (Abb. 1). Diese Daten legten nahe, dass hier eine antiinflammatorische Wirkung von ASS eine Rolle spielen könnte. Relatives Herzinfarktrisiko 5 4 ∆46,3% 3 2 ∆55,7% ■ Placebo ■ Acetylsalicylsäure ∆33,4% ∆13,9% 1 0 ≤0,55 0,56–1,14 1,15–2,10 CRP (mg/l) ≥2,11 Abb. 1: Relatives Myokardinfarktrisiko in Abhängigkeit vom CRP-Ausgangwert (mod. nach [2]). ASPIRIN-0315.indd 4 Abb. 2: Konzentrationsabhängige Zunahme der NO-Bildung durch ASS und ihr Derivat APHS (o-(acetoxy-phenyl)hept2-ynyl sulfide) durch Acetylierung von eNOS. Na+-Salicylat ist dagegen größtenteils ineffektiv (mod. nach [3]). 8 APHS 6 NO (nM) Für die Progression der Atherosklerose bis hin zur Plaque-Ruptur spielen entzündliche Prozesse eine zentrale Rolle. Beim ACS induziert die Verletzung der Gefäßwand einen komplexen Cross-Talk zwischen inflammatorischen Mediatoren, Thrombozyten und Gerinnung, wobei die Interaktion zwischen Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren wie z. B. Thrombin wahrscheinlich einen zentralen Link zwischen Thrombose und Inflammation bildet. Darüber hinaus fördert ASS die Synthese von NO, das neben seiner bekannten vasodilatierenden Wirkung auch eine wichtige Rolle bei inflammatorischen Prozessen spielt. Sowohl die endotheliale als auch die Plättchen NO-Synthase (eNOS) werden durch ASS stimuliert. Dieser von ASS 4 2 Na+-Salicylat 0 –9 –8 –7 –6 Konzentration (log M) –5 Wie Hohlfeld und Schrör in einer aktuellen Arbeit [1] darlegen, spiegeln sich die antiinflammatorischen Effekte niedrig dosierter ASS beim ACS in der Abnahme von Entzündungsmarkern wie CRP, M-CSF (Macrophage colony-stimulating factor), MCP-1 (Monocyte chemoattractant protein-1) wider. Für diese Wirkung spielt wahrscheinlich die Inhibition der Plättchen-Cox-1-abhängigen Thromboxanbildung eine wichtige Rolle. Dabei dürfte sowohl die Inhibierung der Thrombinbildung ebenso wie die Inhibition von sekundären proinflammatorischen Mediatoren wie Sphingosin-1-Phosphat involviert sein. ASS interagiert nicht nur mit den Thrombozyten Experimentelle sowie einige klinische Daten sprechen zusätzlich für eine antiinflammatorische Wirkung von ASS unabhängig von ihrer Wirkung auf die Thrombozyten. So führt niedrig dosierte ASS zu einer Acetylierung von COX-2 in Zellen der Gefäßwand, was die Aktivität des Enzyms in Richtung einer 15-Lipoxyge- der COX-1- oder der COX-2-Inhibition unabhängige Effekt wird bereits bei niedrigen Konzentrationen von 10 μM gesehen und ist wahrscheinlich auf die Lysin-Acetylierung der eNOS zurückzuführen (Abb. 2). Letzteres bewirkt eine Induktion der Hämoxygenase 1 (HO-1), einem Downstream-Target von NO, das die adaptive Antwort auf oxidativen Stress und Inflammation verbessert. ■ 1. Hohlfeld T, Schrör K. Thromb Haemost 2015; Thromb Haemost 2015 114 3: 469-77 2. Ridker PM et al. N Engl J Med 1997; 336: 973–9 3. Taubert D et al. Br J Pharmacol 2004; 143: 159–65 IMPRESSUM Quellen: Siehe Literaturhinweise im Text. Herausgeber: Bayer Vital GmbH, CC – Scientific Affairs, Leverkusen. Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal Gestaltung: Atelier 59, Eutin Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. © OHV, München Aspirin® ist eingetragenes Warenzeichen der Bayer AG in über 140 Ländern 09.11.15 10:26