basiswissen Gemüse Kohl Foto: stockfood, U.Kirmse (Teil 1) Weiß-, Spitz- und Rotkohl, Wirsing und Grünkohl O bwohl ganzjährig auf dem Markt, gelten Grünkohl sowie die Kopfkohlsorten Weiß-, Rot-, Spitzkohl und Wirsing als Wintergemüse. Die wenigsten Verbraucher wissen, dass es – wie bei Möhren und Lauch – sowohl früh- als auch spät reifende Sorten gibt, die auch unterschiedlich schmecken und verschiedene Lagerqualität haben. Am liebsten werden Rot- und Weißkohl als nass- oder sauer eingelegte Konserve gekauft. Rot- und Spitzkohl werden gern auch als Rohkost oder im Salat verzehrt. Ansonsten wird Weiß- und Rotkraut, Wirsing oder Grünkohl meist als gedämpftes oder gekochtes Gemüse geschätzt. Nährwert Die Kopfkohlarten sind roh oftmals reicher an Vitamin C als Obst. Aber auch in gegarten Zubereitungen ist – im Gegensatz zu den meisten anderen Gemüsen – der Gehalt an diesem Vitamin noch beträchtlich. Dies liegt daran, dass Kohl in hohem Maß Ascorbigen enthält, eine Vorstufe von Vitamin C, das sich erst durch das Erhitzen erschließt. Vor allem der Grünkohl übertrifft in seinem Vitamin-C- Gehalt selbst in gekochter Form noch Kiwi und Orange. Kohl enthält außerdem viel Provitamin A (besonders Wirsing und Grünkohl), Vitamin E, Vitamine der B-Gruppe, Folsäure sowie Mineralstoffe: Darunter Calcium, das für den Knochenaufbau wichtig ist und Mangan, das der Leber bei der täglichen Entgiftungsarbeit hilft. Beides ist besonders in Grünkohl; Weißkohl und Wirsing enthalten. Rotkohl wiederum ist reich an Eisen und an Anthozyanen, den roten Pflanzenfarbstoffen, die als Radikalenfänger wirken. Als milchsauer eingelegtes Gemüse enthält Sauerkraut das in pflanzlichen Lebensmittelprodukten eher rare Vitamin B12. Kohl ist ferner reich an Ballaststoffen und wertvollem Protein sowie an sekundären Pflanzenstoffen, unter anderem an Glukosinolaten, die für das typische „Kohlaroma“ verantwortlich sind. Sie beugen Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und wirken antibakteriell. Diese Stoffe werden jedoch erst beim Zerkleinern der Blätter freigesetzt und sind sehr hitzeempfindlich, weshalb Kohl möglichst nur kurz gekocht oder gedünstet werden sollte. Die gefürchteten Blähungen lassen sich durch – eventuell in kleinen Säckchen – mitgekochte Gewürze wie Kümmel, Fenchel, Wacholder oder Anis verringern. Die Kopfkohlsorten stehen für eines der variantenreichsten und gesündesten Gemüse überhaupt. In Bio-Qualität hat Kohl ganz besondere Vorteile: Das langsamere Wachstum beschert ihm mehr Aroma und Vitalstoffe. // Sylvia Meise Sorten Kohl gehört zu den sortenreichsten Gemüsearten überhaupt, von denen immer neu gezüchtete Varietäten im Angebot sind. Prinzipiell wird bei Kohl nach früh und spät reifenden Sorten unterschieden – die frühen halten sich bis zu 14 Tagen, während sich die späten bei optimaler Lagerung monatelang halten. Das Bundessortenamt unterscheidet bei Rot- und Weißkohl: Früh-, Mittelfrüh-, Herbst- und Dauerkohl, bei Wirsing: Herbst- und Wintersorten. Grünkohl dagegen, der auch Braun- oder Krauskohl genannt wird, ist ein reines Wintergemüse. Durch neue Züchtungen ist Kohlgemüse heute weniger herb als früher. Tipps zum Verkauf ● Kohl ist problemlos lagerfähig. Die Haltbarkeit der KopfkohlDauersorten nimmt in der Reihenfolge Weißkraut-RotkrautWirsing ab, aber vor allem der Reifezeitpunkt ist entscheidend. Bei 0-1 Grad Celsius und 95 % relativer Luftfeuchtigkeit hält sich Spitzkohl 1-2 Wochen, früher Weiß- und Rotkohl bis zu 4 Wochen, die Herbstkohlarten etwa zwei Monate und Winterkohl bis zu 8 Monate. ● Kohl ist ethylenempfindlich. Man sollte ihn daher nicht neben Äpfeln, Birnen oder Tomaten lagern. ● Besonders schwere Köpfe können auch geteilt verkauft werden, wenn man die Schnittflächen mit Folie schützt. ● Kohlköpfe sind vorsichtig zu behandeln, beschädigte äußere Blätter müssen entfernt werden, sonst faulen sie. ● Frischer Kohl glänzt, hat je nach Sorten einen reifartigen Überzug. Er darf weder Fraß- noch sonstige beschädigte Stellen aufweisen. ● Erntefrisch wird der Kopfkohl mit Deckblättern angeboten, aus dem Lager kommend wird er aber nachgeputzt und ohne Deckblätter vermarktet. A B C D E F G H I J K L M O P R St T U V W Z ● Das Aufplatzen der Köpfe im Frühjahr lässt sich durch Einschnitte im Strunk vermeiden. ● Ein Verweis auf „samenfeste“ und „besonders aromatische“ Sorten kann sich verkaufsfördernd auswirken BioHandel Oktober 2007 71 Ökologische Züchter legen den Schwerpunkt auf Bekömmlichkeit und Krankheitsresistenz, konventionelle Züchter eher auf schnellen Wuchs und hohen Ertrag. Bio-Einkäufer können mittlerweile oft zwischen samenfesten- und nicht samenfesten Sorten wählen. Samenfester Weißkohl etwa ist der Dottenfelder Dauer, teilweise auch der Marner Lagerweiß und das Filderkraut, nicht samenfest der Holsteiner Platter. Im Handel jedoch wird die genaue Sortenbezeichnung bislang weder angegeben noch nachgefragt. Anbau sekundären Pflanzenstoffen stärkt Kohlgemüse Immunabwehr und Kreislauf. ● Nur für Magen-Darm-Kranke ist Kohl nicht zu empfehlen. Blähungen können durch mitgekochte Gewürze wie Kümmel, Fenchel, Wacholder oder Anis stark verringert werden. Auch Tiefkühl-Kohl, der vor dem Einfrieren blanchiert wird, hat kaum blähende Wirkung. durch langsameres Wachstum mehr Aroma und Nährstoffe. ● Weiß- und Rotkohl oder Wirsing werden das ganze Jahr über angeboten, Hochsaison des deutschen Kohlanbaus jedoch ist der Herbst. Lagerware gibt es meist bis in den Januar, danach wird Kohl aus den Niederlanden, Spanien, und Italien importiert, Wirsing aus Frankreich. Lagerung und Verkauf ● Angeschnittener Kohl lässt sich gut im Kühlschrank aufbewahren, wenn man die Schnittflächen mit Folie abdeckt. ● Früh reifender Sommerkohl sollte nach dem Einkauf bald verbraucht werden. Späte Herbst- und Wintersorten lassen sich hingegen gut im Keller für einige Wochen lagern. neben Tomaten liegen. Das Reifegas lässt Kohlblätter welken und vergilben. Optimale Lagertemperatur ist 0-1 Grad Celsius bei 95 % relativer Luftfeuchtigkeit. So hält sich Spitzkohl 1-2 Wochen, früher Weiß- und Rotkohl bis 4 Wochen, Herbstkohl zwei Monate und Winterkohl bis zu 6 Monate. Aber auch ein 8 bis 15 Grad kühler Kellerraum ist für die Lagerung von Dauerkohlsorten geeignet. Man kann sie am Strunk aufhängen oder in eine Holzkiste mit Sand schichten, die auch „Miete“ genannt wird. Diese Miete sollte auf jeden Fall einen Ablauf für Kondenswasser haben. ■ Weißkohl Foto: Stockfood Foto: Stills-Online Foto: Stills-Online Frischer Kohl muss glänzen, darf keine Fraß- oder andere beschädigte Stellen aufweisen. Ein Hinweis für die Kunden auf „besonders bekömmliche und aromareiche“ Sorten könnte verkaufsfördernd wirken. Lagern lässt sich Kohl problemlos, jedoch sollte er nicht neben ethylenabgebendem Obst wie Äpfel und Birnen oder werden. Spitzkohl Foto: Stills-Online Weiß- und Rotkohl oder Wirsing werden das ganze Jahr über angeboten, Hochsaison des deutschen Kohlanbaus jedoch ist der Herbst. Grünkohl ist ein reines Wintergemüse. Lagerware gibt es meist bis in den Januar, danach wird Kohl aus den Niederlanden, Spanien, und Italien importiert, Wirsing aus Frankreich. Besondere Bio-Standards gibt es nicht, allerdings haben Analysen ergeben, dass Bio-Kohl durch sein langsameres Wachstum stabilere Zellstrukturen aufweist und damit mehr Geschmack und höhere Nährwerte. Rotkohl stammt überwiegend aus der Region. Außerdem beinhaltet er ● Kohl sollte nicht neben Äpfeln, Birnen oder Tomaten aufbewahrt Handel und Distribution Basiswissen Gemüse enthält sehr viel Vitamin und Kalzium. Durch seinen Gehalt an ● Bio-Kohl ist ein ökologisch gehandeltes Lebensmittel, denn er Der Anbau ist unproblematisch, allerdings zehren Kohlpflanzen den Boden stark aus. In der ökologischen Landwirtschaft wird deswegen mit speziellen natürlichen Düngern für Kohl gearbeitet sowie mit wechselnden Fruchtfolgen und Zwischenpflanzungen, die sich günstig auf die Bodenbeschaffenheit auswirken und vor Pilzkrankheiten und Schädlingen schützen. Besonders gefürchtet sind Kohlhernie und Kohlweißling. 72 ● Kohlgemüse ist kalorienarm und gesund. Besonders Grünkohl Foto: irisblende Kohl Wichtiges für die Kundenberatung Wirsing Grünkohl BioHandel Oktober 2007