Géotope suisse n°310 (GL, SG, GR) Glarner Hauptüberschiebung / UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona (GL, SG, GR) Commune / lieu-dit: Bad Ragaz, Flims, Flums, Glarus, Glarus Süd, Glarus Nord, Laax, Mels, Pfäfers, Quarten, Tamins, Trin, Vilters-Wangs / Zwischen Linthal ? Walensee ? Sarganserland ? Rheintal Vorderrheintal - Surselva Carte nationale: 1134 Walensee, 1153 Klöntal, 1154 Spitzmeilen, 1155 Sargans, 1174 Elm, 1175 Vättis, 1194 Flims, 1195 Reichenau (LK25); 237 Walenstadt, 247 Sardona (LK50) (coords.: 738'224 / 203'616) Description résumée du site Im UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona lassen sich die vielfältigen und ursprünglichen Phänomene der Gebirgsbildung auf anschauliche und weltweit einzigartige Weise in der Natur beobachten und sogar anfassen. Bei der Kollision der afrikanischen mit der Intérêts scientifiques principaux structural stratigraphique géomorphologique Intérêts scientifiques secondaires hydrogéologique paléontologique sédimentologique pétrographique géochimique spéléologique pédologique paysager culturel didactique historique économique loisir géoculturel esthétique Appartenance aux inventaires existants IFP: 1602 Murgtal & Mürtschental (nur ein Teil davon) (Quarten, Glarus Nord), 1611 Lochsite bei Schwanden (Glarus Süd) Site marécageux (partiellement): 359 Plaun Segnas Sut (Flims) Haut-marais (partiellement): 426 Rietlichopf im Murgtal (Quarten), 428 Unter Murgsee (Quarten), 441 Mürtschen (Glarus Nord) Zone alluviale (partiellement): 216 Chrauchbach: Haris (Matt), 1262 Glatschiu dil Segnas (Flims), 1316 Plaun Segnas Sut (Flims) Bas-marais (partiellement): 1918 Mürtschen (Glarus Nord) 1919 Ober Mürtschen (Glarus Nord) 1926 Murgsee (Quarten) 1933 Gnappetriet (Glarus Süd) 3698 PlaunSegnas Sut (Flims) OBat (partiellement): GL18 Talsee (Glarus Nord) OPPS (partiellement): GR 8736 Tschanenca (kartiert aber noch nicht bewertet) (Trin) GR 8737 Schneca (kartiert aber noch nicht bewertet) (Flims / Trin) GR 8858 Vadre (kartiert aber noch nicht bewertet) (Trin) GR 8859 Vadre Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 1 (kartiert aber noch nicht bewertet) (Trin) Géotope cantonal: SG 17 Autre: Liste der kantonalen Schutzinventarobjekte im UNESCO Welterbe Tektonikarena Sardona Kantonale Landschafts- und Lebensraumschutzgebiete Lebensraum Kerngebiete (Richtplan SG) - Weisstannental ? Vermii ? Graue Hörner ? Valtnov - Calfeisen ? Taminatal Lebensraum Schongebiete (Richtplan SG) - Calfeisen ? Taminatal - Foo ? Obersiez ? Spitzmeilen - Murgtal ? Chammen Landschaftsschutzgebiete (Richtplan GL) - Mühlibachtal (Inventar-Nummer 11) - Nüen-Britteren (Inventar-Nummer 3) Touristische Ausschlussgebiete (Richtplan GL) - Segnes (Inventar-Nummer 13.8) - Chrauchtal (Inventar-Nummer 13.9) - Schilt (Inventar-Nummer 13.10) - Mürtschenstock (Inventar-Nummer 13.11) Landschaftsschutzgebiete (Richtplan GR) - Ringelspitz (01.LS.07R) - Segnas-Flimserstein / Crap da Flem ? Bargis / Fil de Cassons ? Ils Lags (02.LS.34R) Auengebiete von kantonaler Bedeutung - Weisstannen/Seez (Mels) - 1227 Bargis (Flims, Trin) Hochmoore von kantonaler Bedeutung - 27002 Im Grüenen (Glarus Süd) Flachmoore von kantonaler Bedeutung - 595 Gamidaurchamm (Vilters-Wangs) - 1892 Ober Heubützli (Mels) - 1893 Unter Heubützli (Mels) - 1931 Rietboden (Flums) - 2165 Chli Sächser - Sächserseeli (Flums) - 2166 Chli Sächser - Sächserseeli (Flums) - 1927 Murgtal/Seitenhänge: Chammseen (Quarten) - 1928 Schattenchamm/Wasserboden (Quarten) - 1002 Rietboden-Rietlibüel (Glarus Nord) - 1004 Gspon (Glarus Nord) - 2008 Feldriet (Glarus Nord) - 2011 Tschermannen (Glarus Nord) - 3916 Rietloch (Glarus Nord) - 14001 Auf der Wässeri (Glarus Süd) - 27002 Im Grüenen (Glarus Süd) - 27007 Glattmatt (Glarus Süd) Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 2 - 27008 Lüsermatt (Glarus Süd) - 28006 Winggel (Glarus Süd) - 28007 Unter Winggel (Glarus Süd) - 28010 Bruch (Glarus Süd) - 29001 Morgedweid (Glarus Süd) - 29002 Chrumm (Glarus Süd) - 29003 Gamperdunwald (Glarus Süd) Amphibienlaichgebiete von kantonaler Bedeutung - 3609 Unterer Murgsee (Quarten) Trockenwiesen von kantonaler Bedeutung (ev. von nationaler Bedeutung, in Bearbeitung) - 2009 Mürtschen ? Grosse Friz (Glarus Nord) - 2006 Hüttenberg (Glarus Nord) - 8008 Mulleren (Glarus Nord) - 12002 Vögeliboden (Glarus) - 12003 Ennetrösligen (Glarus) - 12004 Ätzgen (Glarus) - 12006 Brand-Beglingen (Glarus) - 12007 Riegen (Glarus) - 14005 Fessis (Glarus Süd) - 27007 Glattmatt (Glarus Süd) - 28010 Bruch (Glarus Süd) - 28011 Geissstafel (Glarus Süd) - 29006 Tschinglenbach (Glarus Süd) - 29007 Nideren (Glarus Süd) - 29008 Böden (Glarus Süd) - 29009 Lauben (Glarus Süd) Autre(s) inventaire(s): Eidgenössische Jagdbanngebiete und Steinbockkolonien: Jagdbanngebiete: 13 Schilt (teilweise innerhalb Perimeter) (Glarus / Glarus Süd) 15 Graue Hörner (fast vollständig innerhalb Perimeter) (Pfäfers / Mels) Steinbockkolonien: 119 Oberalp-Tödi-Calanda 129 Foostock 130 Graue Hörner Weitere Details zu den Inventaren sind im Managementplan für das UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona sowie dem Besuchermanagement (HS Rapperswil, in prep.) zu entnehmen. Valeur globale importance nationale et internationale Intégrité Sehr gut Rareté Als aussergewöhnlich und universell auf der UNESCO Welterbeliste aufgeführt. Der Glarner Hauptüberschiebung wurde in einer detaillierten Vergleichsstudie (Comparative Study on Thrust Faults, Pfiffner et al. 2006) der höchste wissenschaftliche Wert, die beste Sichtbarkeit, das deutlichste geomorphologische Erscheinungsbild und das grösste Potenzial für die Bildung und Sensibilisierung aller Überschiebungen weltweit attestiert. Représentativité Gebirgsbildung eines Deckengebirges im Falle von Kontinent-Kontinentkollisionen. Die deutliche dreidimensionale Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 3 Ausprägung der für diesen Mechanismus charakteristischen Strukturen und Prozesse. Bemerkenswert ist zudem die wissenschaftshistorische Bedeutung. Anhaltendes Interesse für die geologische Forschung. Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 4 n°310 (GL, SG, GR) Illustrations Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 5 n°310 (GL, SG, GR) Descriptions détaillées Description générale UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona, benannt nach dem Piz Sardona im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen, Glarus und Graubünden. Die Glarner Hauptüberschiebung stellt ein wichtiges Element des geologischen UNESCO-Welterbes Tektonikarena Sardona dar. Description scientifique Aufgrund guter Zugänglichkeit und Sichtbarkeit der Naturphänomene hat das UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona eine ausserordentliche wissenschaftliche Bedeutung. Die über 200-jährige Forschungsgeschichte ist äusserst spannend und geprägt von vielfältigen Meinungen und kontroversen Interpretationen. Diese Diskussionen führten zu wesentlichen allgemeinen Erkenntnissen über die Entstehung von Gebirgen auf der Erde. Die anhaltende Bedeutung des Gebietes für die geologische Forschung ist bezeichnend. Die Glarner Hauptüberscheibung als ein wichtiges Element des Welterbes Sardona verfügt über eine einmalige Sichtbarkeit in einer Bergszenerie mit eindrücklichen Aufschlussverhältnissen. In Richtung der ehemaligen Transportdistanz von mind. 35 km können Aufschlüsse über fast zwanzig Kilometer entlang der Glarner Hauptüberschiebung an der Erdoberfläche untersucht werden. Der Überschiebungskontakt ist auf deutliche und vielfältige Weise aufgeschlossen. Die unterschiedlichen Gesteine im Liegenden der Überschiebung (Flysch-Gesteine im Norden, Kalke im Süden) sowie die unterschiedlichen peak-metamorphen Bedingungen am Überschiebungskontakt von 230 °C im Norden (Lochsite) bis ca. 360 °C im Süden (Cassons, Flimserstein) führen zu unterschiedlichen Erscheinungen der Überschiebungsbahn aufgrund verschiedener, sich ablösender Mechanismen und Prozesse. Die Glarner Hauptüberschiebung markiert die Basis der Helvetischen Decken mit den Verrucano-Gesteine an deren Basis über dem Infrahelvetikum. Letzteres setzt sich aus paraautochthonen Kalken im Süden und Flysch-Gesteinen im Norden zusammen. Die Verrucano-Gesteine sind rund 250-300 Millionen Jahren alt und die Flysch-Gesteine 35-50 Millionen Jahre, die Kalke liegen vom Alter her dazwischen. Während normalerweise jüngere Sedimentgesteine auf älteren abgelagert werden, liegen hier aufgrund einer von weit her sichtbaren Überschiebung, der Glarner Hauptüberschiebung, ältere Gesteine auf viel jüngeren Gesteinen. Dazwischen liegt der Lochsiten-Tektonit, ein während der Überschiebungstätigkeit neu entstandener polymineralischer Tektonik. Die Glarner Hauptüberschiebung hat heute die Form einer riesigen gewölbten, domartigen Fläche welche sich über eine Vertikaldistanz von fast 2500 m Höhendifferenz im Gelände erstreckt. Sie entstand im Erdinnern als südwärts gerichtete Fläche. Erst die differenzielle Hebung des gesamten Gebirgskörpers in der Region führte zur heutigen gewölbten Form. Die Erosion an der Erdoberfläche schuf einmalige tektonische Fenstern und Klippen und lässt die Überschiebung in der Bergwelt wie in einer riesigen natürlichen Arena erleben. Autres caractéristiques Bei der Glarner Hauptüberschiebung / UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona handelts es sich um ein nationales Geotop welches aus einer Ansammlung von Einzelgeotopen und Geotopkomplexen und Geotoplandschaften und einer grossen Anzahl weiterer schützenswerter Gebiete besteht, welche innerhalb des UNESCO-Welterbe Perimeters zu liegen kommen und entweder integraler Bestandteil oder einfach ein Teil des Geotopes Glarner Hauptüberschiebung / UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona darstellen. Folgende Auflistung ist nicht als abschliessend zu betrachten: Innerhalb des UNESCO-Perimeters werden folgende nationale Geotope unterschieden: Geotopenkomplexe (innerhalb des UNESCO-Perimeters) : Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 6 - Foostock-Tschingelhoren-Ofen/Piz Sardona-Piz Segnas-Piz Atlas/Piz Dolf (SG 17 / GR 26 / GL 1): Glarner Hauptüberschiebung + Alpiner Glazialkomplex (Mels, Glarus Süd, Flims). - Tschepp-Ringelspitz-Tristelhorn (SG 276 / GR 2): Glarner Hauptüberschiebung + Alpiner Glazialkomplex (Pfäfers, Trin,Tamins). - Pizol-Graue-Hörner (SG 19): Glarner Hauptüberschiebung + Alpiner Glazialkomplex (Pfäfers, Mels, Bad Ragaz, Vilters-Wangs). Geotopenkomplex (innerhalb des UNESCO-Perimeters) : Mürtschenalp-Hochmättli (SG 183 / GL 40): Kupfer-Silber-Uran-Erzlagerstätte, Kupfermine/Verhüttung (Quarten, Glarus Nord). Geotoplandschaft (innerhalb des UNESCO-Perimeters): Murgsee-Rietlichopf (SG 18 / GL 2): Kartreppenlandschaft (Quarten, Glarus Süd). Segnas Sura (GR 22): Sanderebene und glaziales Vorland (Flims). Segnas Sut (GR 23): Sanderebene und Moorlandschaft (Flims). Einzelgeotope (innerhalb des UNESCO-Perimeters): - Lochsite (GL 113, BLN 1611/KLN 3.23c): Glarner Hauptüberschiebung (Glarus Süd). - Crap da Flem ? Il Fil (GR 3): Glarner Hauptüberschiebung (Flims) - Piz Aulta/Tegia sura (Crap da Flem, GR 4): Glarner Hauptüberschiebung (Flims) - Martinsloch, Segnespass und Glarner Überschiebung an den Tschingelhörnern (GL 89 / GR 21) (Glarus Süd, Flims) Einzelgeotop (innerhalb des UNESCO-Perimeters) : Chrüzbachtobel (SG 71): Vättiser Fenster (Pfäfers). Innerhalb des UNESCO-Perimeters werden folgende Geotope von kantonaler & lokaler Bedeutung unterschieden: Geotopenkomplex (innerhalb des UNESCO-Perimeters) : - Tristli-Siwellen-Schilt (GL 114, Glarus): Klippen Tristli und Siwellen, Deckenaufbau Schilt, Schilt Typlokalität, Kupfer Erzlagerstätte. - Siwellen-Mürtschenstock-Fronalpstock (GL 132, Glarus Nord und Glarus): Karstphänomene, Tektonische und Stratigraphische Besonderheiten - Mürtschenstock (GL 85, Glarus Nord): Faltenbau, Mürtschenlücke, Eisenerz Lagerstätte - Fursch-Bäll (SG 140, Flums): Glaziale Erosionslandschaft - Batöni (SG 426, Mels): Erosionstrichter und Tektonisches Fenster - Platta Grischa (GR 12, Flims): Karstphänomene, Tektonische und Stratigraphische Besonderheiten Geotoplandschaft (innerhalb des UNESCO-Perimeters): - Nüenchamm (GL 137, Glarus Nord) Sequenzstratigraphie - Heustöckli (GL 148, Glarus): Überschiebungszone - Gufelstock (GL 102.1, Glarus und Glarus Süd): Verrucano-Trias Kartreppenlandschaft mit Seen - Magerrain-Wissmeilen-Spitzmeilen (SG 223 / GL 33, Flums, Glarus Süd): Trias/Liasabfolge, Gips- und Dolomitaufschlüsse - Hinteres Schilstal (SG 353, Flums): Glazial- und Karstlandschaft - Ritschli-Heubützli (SG 231, Mels): Alpine Flyschlandschaft Moorlandschaft - Bergsturz von Elm & Schieferabbau (GL 19, Glarus Süd): Bergsturz - Treppenlandschaft (Stufental) Martinsmad (GL 20, Glarus Süd) - Mülibachtal (Gletscher- und Karstlandschaft) (GL 52, Glarus Süd) - Mürtschental (GL 2, BLN 1602/KLN 3.23, Glarus Süd) Einzelgeotop (innerhalb des UNESCO-Perimeters) : - Helloch Doline (GL 132.2, Glarus Nord): Doline Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 7 - Rottor (GL 84, Glarus Süd): Stratigraphischer Hiatus - Fuggstock (GL 87, Glarus Süd): Vulkanite - Drachenloch (SG 142, Pfäfers): Prähistorisch genutzte Karsthöhle - Raschaglius (GR 11, Flims und Trin): Assilinen Grünsandstein - Überschiebungszone am Heustöckli (Gl 148, Glarus Süd) - Schichtlücke Rottor (GL 84, Glarus Süd) - Vulkanite am Fuggstock (GL 87, Glarus Süd) Weitere Details zu den Geotopen sind in der Präzisierung des OUV?s (Buckingham, in prep.) zu entnehmen. Références Pfiffner. O.A., Schmid S. & Burkhard M., 2006: Comparative Study on Thrust Faults UNESCO (2010): Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturgutes der Welt, 0.451.41 UNESCO (2008): BERICHT VON IUCN ÜBER DIE TECHNISCHE BEURTEILUNG DER ANTRÄGE UM AUFNAHME IN DIE WELTERBELISTE, 0908_035_D UNESCO (2008): IUCN Evaluation of Nominations of Natural and Mixed Propertiesto the World Heritage List, WHC-08/32.COM/8B & WHC-08/32.COM/INF.8B2 UNESCO (2008): TEKTONIKARENA SARDONA (SCHWEIZ), Beschluss: 32 COM 8B.14 Hochschule Rapperswil, in prep.: Besuchermanagement Tektonikarena Sardona Buckingham, in prep.: Präzisierung des OUV?s der Tektonikarena Sardona Für eine vollständige Literaturliste zum Geotop sei auf die Literaturdatenbank auf www.unesco-sardona.ch verwiesen. Adresse de contact Buckingham Thomas Geschäftsstelle IG Tektonikarena Sardona, Städtchenstr. 45 7320 Sargans 081 723 59 20 [email protected] www.unesco-sardona.ch Fiche exportée le 08.11.2012 - Page 8