46 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ 7. Optische Sensoren Die Entwicklung optischer Sensortechniken beruht wesentlich auf den Fortschritten auf dem Gebiet der Festkörper-Laserdioden und Photodioden sowie der Erfahrung mit optischen Fasern. Die Methoden machen davon Gebrauch, daß polarisiertes monochromatisches Licht, wenn es von einer Oberfläche oder einer Schichtstruktur reflektiert wird, seine Intensität und das Phasenverhalten ändern, je nach den Eigenschaften des Schichtsystems (spektroskopische Eigenschaften wie Vibration oder elektronische Übergänge sind ausgeschlossen). Fällt Licht auf eine planare Grenzfläche zwischen zwei homogenen optisch isotropen Medien mit unterschiedlichem Brechungsindex, so wird das Licht gebrochen durch die Grenzfläche hindurchtreten und reflektiert werden. Wenn der elektrische Vektor parallel zu der Einfallsebene schwingt, ist das das Licht ppolariesiert, und die reflektierten und durchtretenden Wellen sind gleichermaßen polarisiert. Schwingt der magnetische Vektor parallel zu der Ebene, so ist das Licht s -polarisiert. Jede Welle wird in s- und p-Komponenten aufgelöst. Die Randbedindungen für die Grenzfläche verlangen, daß die tangentialen Komponenten der elektrischen und magnetischen Felder durch die Grenzfläche hindurch kontinuierlich sind, so daß die Amplitudenverhältnisse der Reflexion (d.h. Verhältnis von reflektierter zu einfallender Welle) folgendermaßen lauten: -n 2 cosQ + rp = n 2 cosQ + rs = cosQ + (n (n 2 2 ) Q) - sin 2 Q - sin 2 (s-Polarisierung) 2 2 2 2 (p-Polarisierung) (7.2) Q ist der Einfallswinkel, n ist der Brechungsindex. Diese Amplitudenverhältnisse sind die Fresnel-Gleichungen, und die für die Sensorik verwendeten Reflexionstechniken können durch ihre Ableitung und Lösung verstanden werden. Wenn n nur einen realen Teil enthält, so läßt sich zeigen, daß mit n » 1 die Amplitudenverhältnisse real sind und für n « 1 die Lösungen real sind, wenn sin q kleiner ist als n. Falls jedoch sin q » n, so werden die Verhältnisse komplex und enthalten damit Informationen über die relative Phasenverschiebung rs = rp = (sin Q - n ) ; (sin Q - n ) 2 cosQ - i 2 2 cosQ - i ( (sin 2 ) Q-n ) -n 2 cosQ + i sin 2 Q - n2 Dp = cosQ - ( n - sin Q ) (n - sin Q) (7.1) Dp = 2 n cosQ - i 2tan-1 2 2 (sin Q - n ) 2 (sin 2 2 (7.4) 2 cosQ 2tan-1 (7.3) Q - n2 n cos Q ) ; (7.5) Die Abbildung 7.2. zeigt r für s- und p-polarisiertes einfallendes Licht. Ellipsometrie Der allgemeinste Polarisationszustand ist eine elliptische Polarisation, d.h. die p- und s-Wellen sind unterschiedlich, und es existiert eine Phasenverschiebung zwischen den oszillierenden Vektoren. Es wird die Änderung des Polarisationszustands von parallelem Licht gemessen, die durch die Reflexion an der Oberfläche erzeugt wird, da die Reflexionen für s und p für einen gegebenen Einfallswinkel unterschiedlich sind (s. Abb.). Die Phasenverschiebung ∆s und ∆ p sind nicht Abb. 7.1. unabhängig meßbar. Jedoch folgt das komplexe Verhältnis: Werkstoffe und Sensorik 47 ________________________________________________________________________________________________________________________ D = Dp - Ds wobei Y der azimutale Winkel ist. Gewöhnliche Null-Ellipsometrie verwendet elliptisch polarisiertes Licht, so daß es nach der Reflexion linear polarisiert ist. Pseudo-Brewster Winkelreflektometrie Fällt p-polarisiertes Licht unter einem bestimmten Winkel auf die Oberfläche eines Substrats mit optischen Eigenschaften, die allein durch den Realteil des Brechungs-Indexes allein beschrieben werden können, dann wird kein Licht reflektiert. Der Einfallswinkel, der notwendig ist, um diese Bedingung zu erfüllen, wird Brewster oder allgemeiner Pseudo-BrewsterWinkel genannt. Abb. 7..2. Das Phänomen kann durch Betrachtung der erzwungenen Oszillation der Elektronen, die durch den elektrischen Feldvektor, hervorgerufen werden, verstanden werden. Die oszillierenden Elektronen können als Dipole betrachtet werden, deren Strahlung ein Maximum senkrecht zur Oszillationsrichtung und ein Minimum parallel dazu erreicht. Bei einem Brewster-Winkel würden die reflektierten und gebrochen transmittierten Strahlen senkrecht zueinander sein, die auf diese Weise die Richtung der minimalen Strahlung fixiert. Die Auflösung hängt von der instrumentellen Auflösung und dem maximalen Reflexionswinkel ∆R für die Schichtdicke d ab: Abb. 7.3. Ê DRˆ˜ Ddmin = Á Ë Dd ¯ Abb. 7.4. x= rp = (tany ) e iD rs (y = azinuntaler Winkel) (7.6) direkt aus den Messungen und liefert den Phasenunterschied: -1 DRmin (7.8) Unter der Annahme, daß der Winkel mit der Genauigkeit von 0,025% gemessen werden kann, so ist ∆d min = 0,5 Å. Interferenz-verstärkte Reflektometrie Einfügen dünner dielektrischer Multischichten. 48 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ klein ist (< 0,1 kJ/mol). Rückkehr in den Grundzustand: - Emission eines Photons: hnF (Fluoreszenz; stets vom niedrigsten Schwingungsniveau aus.) - Nichtstrahlende Energieverluste: Übergang zu dem angeregten TriplettZustand, der niedriger als S 1 liegt. Übergang zum Grundzustand: Abb. 7.5. Im Vergleich zur Ellipsometrie einfachere experimentelle Anordnung Oberflächen-Plasmonen-Resonanz Erzeugung einer elektromagnetischen Welle entlang der Oberfläche, die sehr empfindlich auf die optischen Eigenschaften in der Nähe der Grenzfläche reagiert. Anregung = Oberflächen-Plasmonen-Resonanz-Erzeugung eines Plasmonen-Oberflächen-Polaritons (ähnlich zu Photon Æ elektron. Übergang). Die elektromagnetische Welle regt eine kollektive Oszillation des nahezu freien Elektronengases an der Oberfläche des Materials (üblicherweise ein Metall) an. Es erfolgt die Analyse des Fluoreszenz-Spektrums. Übertragung mit optischen Lichtleitern. Die Schicht mit dem Fluoreszenz-Indikator wird von dem zu messenden Medium getrennt, indem eine geeignete Membran verwendet wird und/oder der Indikator immobilisiert wird. Die Moleküle absorbieren ein Photon der Energie DE = h c = hn 2 (7.9) Anregung aus dem Grundzustand (So) in verschiedene angeregte Singlett-Zustände (S1,S2,...). Die verschiedenen elektronischen Zustände können verschiedene Schwingungsniveaus besetzen, deren Energieunterschied i) Emission eines Photons: hnp (Phosphoreszenz; vom n i e drigsten Schwingungsniveau aus), ii) Interne Konversion, iii)verzögerte Fluoreszenz. Singlett- und Triplett-Zustände sind durch die Spinorientierung ihrer Elektronen charakterisiert. Das Elektron im angeregten Singlett-Zustand hat die entgegengesetzte Spinorientierung als das gepaarte Elektron im Grundzustand. Daher kann es in dem Grundzustand ohne Änderung der Spinorientierung zurückkehren. Der Triplett-Zustand ist durch ungepaarte Elektronen charakterisiert; der Übergang in den Grundzustand verlangt einen Wechsel der Spinorientierung. Quantenausbeute (Verh. emittierter Photonen/Zahl der absorbierten Photonen): QF = IF Ia (7.10) (I p: Fluoreszenzintensität des Fluorgehalts, Ia: absorbierte Lichtintensität). Lambert-Beersches Gesetz für die Absorption des eingestrahlten Lichts der Intensität Io; Intensität des durchgelassenen Lichts: I F = I 0 e -edc ≡ I 0 - I a (7.11) (e: Extinktionskoeffizient, d: Länge des optischen Pfades, c: Konzentration) ( I F = Q F - I a = Q F I 0 1- e edc ) (7.12) Reihenentwicklung des Exponentialterms und Vernachlässigung höherer Glieder: Abb. 7.6. Werkstoffe und Sensorik 49 ________________________________________________________________________________________________________________________ I F = (2.3QF ed )I 0 c (7.13) Fluoreszenz- Abschwächung durch den Analyten i) Kollisions- oder dynamische Abschwächung der Fluoreszenz. Stern-Volmer-Gleichung: IF = I0 1+ K SV [Q ] (7.14) KSV: Abschwächungskonstante, [Q]: Konzentration des Abschwächers. Diese Gleichung kann auf folgende Weise abgeleitet werden: Da die Wahrscheinlichkeit des Übergangs vom angeregten Zustand in den Grundzustand nur von der Gesamtzahl der Moleküle abhängt und nicht von ihrem Energiezustand, folgt der Abfall der Fluoreszierung einer Exponentialfunktion: dI F = I 0 ⋅ e -k i t dt (7.15) ki: Geschwindigkeitskonstante des Abfalls. Mittlere Lebensdauer t (Abfall auf 1/e der ursprünglichen Intensität): t = k-1 i (7.16) ki = k f (Fluoreszenz) + k c (interne Konversion) + ks (Intersystem - Übergang). Die Konzentration des Abschwächers bestimmt sowohl die stationäre Fluoreszenz-Intensität als auch die mittlere Lebensdauer. ii) Statische Abschwächung. Tritt durch Komplexierung auf; das komplexierte Fluorophor [In-Q] ist nichtfluoreszierend. MWG [In - Q ] = KA [ In][Q] (7.17) Gesamt-Indikator-Konzentration: [In ]T = [ In] + [ In - Q] = [In ] + K A [In ][Q ] (7.18) Da die Fluoreszenz-Intensität ohne Abschwächer (I o) proportional zu [In] T ist und mit Abschwächer proportional zu [In] ist, folgt: IF = I0 1 + K A [Q ] (7.19) Die mittlere Lebensdauer bleibt bei der statischen Abschwächung unverändert, da die unkomplexierten Fluorophore ungestört bleiben und die komplexierten Fluorophore nicht-fluoreszierend sind. Signalverarbeitung der Fluoreszenz-Messungen: Messung der Fluoreszenz-Intensität oder (bei Abschwächung) der Lebensdauer. Nach Vorgabe eines kurzen Lichtpulses nimmt die Fluoreszenz-Intensität exponentiell ab (log I vs. t). Bei sinusförmiger Modulation des Lichts hat das emittierte Licht die gleiche Modulationsfrequenz, aber ist in der Phase um den Winkel Ø verzögert: t = n -1 tan∅ n=2p∅ (7.20) Um nicht spezifische Wechselwirkungen zu verhindern, sind geeignete Oberflächenpräparationen erforderlich. Anwendung bisher besonders von immunologischen Reaktionen mit der Bindung von Antikörpern (AG) und Antigenen (Ag) mit dem Gleichgewicht Ab + Ag = Ab:Ag. Ellipsometrie: Antigen ist normalerweise an der reflektierenden Grenzfläche immobilisiert. Der Antikörper oder andere nicht-spezifische Proteine reagieren mit der Oberfläche aus der Lösung heraus. Brewster-Winkel-Messungen: Sie erscheint als gutes Basismaterial, da die Oberfläche leicht modifiziert werden kann und das Reflexionsminimum sehr ausgeprägt ist. Die Reflexionsänderung kann leicht durch eine Zwischenschicht aus SiO2 optimiert werden (500Å SiO2).