Feline Coronaviren - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller

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Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra
Feline infektiöse Peritonitis (FIP)/
Feline Coronaviren
Zusammengestellt aus “Krankheiten der Katze“ ( Horzinek, Schmidt, Lutz, 2003 )
FIP-Viren sind mit den wenig krankmachenden Felinen Coronaviren (FCoV) sehr nahe verwandt.
FIP = ansteckende Bauchfellentzündung der Katze. Sie ist eine typische Erkrankung von
Jungtieren vorwiegend aus Kollektivbeständen. Über 50% der Fälle treten bei Katzen
unter einem Jahr auf, insgesamt 70% bei Katzen unter 4 Jahren.
Ansteckung
a) FCoV
Die wichtigste Eintrittspforte ist die Nase bzw. Maulhöhle. Das Feline Coronavirus gelangt mit der
Nahrung in den Darm. Durch die Darmschleimhaut gelangt es in den Blutkreislauf (Virämie).
Hauptsächlich vermehrt es sich im Darm und wird mit dem Kot ausgeschieden. Die funktionierende
zelluläre Abwehr eines intakten Immunsystems kann die Virusvermehrung unter Kontrolle halten.
Meist stecken sich Jungtiere durch direkten Kontakt mit der infizierten Mutter oder am Kot von
symptomlosen (klinisch „gesunden“ Virusträgern) Ausscheidern an.
In Katzenzuchten oder anderen Haltungen von vielen Katzen (Tierheim etc.) sind durchschnittlich
70% der Katzen FCoV-Ausscheider.
b) FIP
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Coronaviren sind besonders empfänglich gegenüber Mutationen (Veränderung der DNA,
genetische Umwandlung). Das tödliche FIP-Virus entsteht in der Regel „zufällig“ durch Mutation
eines der in der Katze schon befindlichen Coronaviren. Die Gefahr ist also größer, je mehr Viren die
Katze in sich hat (Virusload) bzw. dann auch ausscheidet. Ist die Katze geschwächt in ihrer Abwehr
(Stress, andere Erkrankungen), kann sich das Virus stärker vermehren.
In Einzelfällen kann das FIP-Virus allerdings auch direkt auf eine immungeschwächte Katze
übertragen werden und in kurzer Zeit eine FIP auslösen.
Krankheitsverlauf
a) FCoV
Das FCoV verursacht einen Durchfall, dessen Stärke von der Körperabwehrkraft der jeweiligen
Katze und der Menge der aufgenommenen Viren abhängt. Er kann mild verlaufen oder bei Welpen
und sehr schwachen Katzen zum Tod führen. Fieber, Schnupfensymptome und Appetitlosigkeit
können auftreten. Eine erstmalige Infektion bei erwachsenen Tieren kann völlig unauffällig sein.
b) FIP
Vornehmlich fallen Appetitlosigkeit, wiederkehrendes Fieber, Apathie und Gewichtsverlust auf. Die
Schleimhäute werden blass oder gelblich. Bei der feuchten Form ist vor allem der Bauch
flüssigkeitsgefüllt und erscheint dick.
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Das Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle. FIP tritt vor allem auf, wenn gleichzeitig eine
FeLV-Infektion (Felines Leukosevirus) vorhanden ist, da diese das zelluläre Immunsystem hemmt.
Daher muss das humorale Immunsystem aktiver sein. Durch den starken Antikörperanstieg, der
keine Schutzfunktion hat aber als Parameter für den Virusload steht, kommt es zu sog.
Immunkomplexen. Diese lagern sich an kleine Gefäße an und rufen dort weitere
Entzündungsreaktionen hervor. Dadurch kommt es zu Gewebeschädigungen, die einen
Flüssigkeitsaustritt in die Körperhöhlen verursachen.
Eine andere Form der FIP ist die trockene, bei der granulomatöse Ablagerungen, wie kleinste
Knoten, in den Geweben zu finden sind.
Gelegentlich sind in der vorderen Augenkammer entzündliche Ablagerungen zu erkennen.
Außerdem können neurologische Symptome auftreten.
Diagnose
 Bauchpunktat: Die typische visköse, fadenziehende, gelbliche Flüssigkeit (zellarm,
proteinreich) gilt als beweisend für FIP.
 Weitere einzelne Parameter allein sind nicht beweisend, daher wurde ein FIP-Sceening
entwickelt:
Blut: - Hämatologie: Anämie, Neutrophilie (Linksverschiebung), Lymphopenie
-
Serumchemie: ( Bilirubin, AST, Globuline erhöht; Albumin, Albumin-Globulin-Quotient
erniedrigt.)
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Mind. 6 veränderte Parameter beweisen eine FIP.
Bei weniger veränderten Laborparametern, wird eine Coronavirus-Antikörpertiter-Bestimmung durchgeführt. Der
zusätzliche Titer > 1:1600 beweist eine FIP. Ansonsten ist die FIP weder bestätigt noch widerlegt, die
Untersuchungen sollten wiederholt werden.

Immunologie : Fallen der FeLV- ( Felines Leukosevirus ) oder der FIV- ( Felines
Immunschwäche Virus ) Test positiv aus, ist die FIP-Diagnose nicht mehr relevant !
Behandlung
Die Therapie eines Durchfalles durch evtl. FCoV entspricht der symptomatischen
Durchfallbehandlung, wie sie auch bei Durchfällen aufgrund von Parasiten, Bakterien oder anderen
Viren durchgeführt wird.
Eine Erkrankung an FIP ist nicht heilbar und verlangt von uns das Erlösen des Tieres, sobald es
keine Lebensqualität mehr hat.
Vorbeugung
Vorbeugend kann eine Impfung durchgeführt werden, die sich in einer Schweizer Studie als
signifikant wirksam zur Vermeidung von FIP-Fällen erwiesen hat, sofern die Katze nicht schon
infiziert ist.
In Ausnahmefällen ( Immunschwäche ) kann eine Katze aber trotz Impfung an FIP erkranken.
Der Impfstoff wird in die Nase geträufelt. Daher vermehrt sich das Impfvirus nur in der Eintrittspforte,
nämlich in den oberen Luftwegen der Katze, nicht im gesamten Körper.
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Tragende Zuchtkatzen sollten unbedingt ca. 14 Tage vor der Geburt getrennt von anderen Katzen
gehalten werden, um den Infektionsdruck (Viren im Kot der Ausscheider) zu mindern.
Bis zu einem Alter von vier Wochen sind die Katzenwelpen von den maternalen Antikörpern in der
Muttermilch geschützt. Danach sinkt der Antikörperspiegel ab, was eine Infektion möglich macht.
Die mutterlose Aufzucht ab der fünften bis sechsten Lebenswoche hat sich allerdings nicht als
schützend erwiesen.
Bei mehreren Katzen in einem Haushalt ist es besonders wichtig, auch mehrere Katzenklos
aufzustellen und den Kot möglichst schnell zu entfernen. So wird eine Ansteckungsgefahr über das
Beschnuppern von infektiösem Kot markant vermindert.
In Zuchtbeständen sollten Katzen bevorzugt werden, die bereits problemlos Jungtiere großgezogen
haben.
Ist eine Katze an FIP gestorben, sollten Böden mit Haushaltsdesinfektionsmitteln gereinigt, sowie
Teppiche und bevorzugte Liegestellen shampooniert werden.
Das Coronavirus ist nach Austrocknung weniger als 24 Std. infektiös. Durch Desinfektionsmittel
kann es inaktiviert werden.
Durch Einfrieren unter –10°C wird es allerdings auch über Monate nicht beeinflusst.
Eine neue Katze sollte erst nach einigen Wochen diese Räume betreten.
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