ETHIK UND KOMMUNIKATION DIE MODERNE Vortragsreihe KOMMUNIKATIONSGESELLSCHAFT Sommersemester 2011 ALS ETHISCHE HERAUSFORDERUNG Im Rahmen der Vorlesung „Medien- und Kommunikationsethik“ Univ.-Prof. Dr. Maximilian Gottschlich Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft Beginn Montag, 02. Mai 2011 16.00-17.30 Uhr AudiMax Universität Wien Dr.-Karl-Lueger-Ring 1 1010 Wien Vorwort Will die Kommunikationswissenschaft ihre tradierten praktizistischen Werkstatthorizonte überwinden und sich auch als Krisenwissenschaft der modernen Kommunikationsgesellschaft verstehen, dann muss sie wohl auch ihre Reflexionshorizonte erweitern. Dazu gehört vor allem die laufende kritische Überprüfung der begrifflichen Voraussetzungen kommunikationswissenschaftlichen Denkens, Argumentierens und Forschens. Dazu gehört aber auch zweitens, sich der Frage nach den normativen Voraussetzungen kommunikativen Handelns – sei es im privat- und zwischenmenschlichen, sei es im öffentlich- und massenkommunikativen Bereich – zu stellen. Denn die Frage nach dem „Guten“ und „Richtigen“ in der sozialen Kommunikation ist nicht substituierbar durch die Frage nach den Bedingungen ihres vermeintlichen oder tatsächlichen Funktionierens. Die Vorlesung „Medien- und Kommunikationsethik“ orientiert sich an diesem doppelten Anspruch. Dazu werden in diesem Sommersemester 2011 eine Reihe renommierter Gastvortragender aus unterschiedlichen publizistischen und philosophischen Perspektiven interdisziplinäre Beiträge liefern. Damit soll ein fruchtbarer Dialog über enge Fachgrenzen hinaus eröffnet werden... Wien, April 2011 Univ.-Prof. Dr. Maximilian Gottschlich PROGRAMM 02. Mai 2011 16-17:30 09. Mai 2011 16-17:30 16. Mai 2011 16-17:30 23. Mai 2011 16-17:30 30. Mai 2011 16-17:30 06. Juni 2011 16-17:30 20. Juni 2011 16-17:30 Prof. Dr. Wolfram Hogrebe / Universität Bonn „Die Untiefen des Verstehens“ Prof. (em.) Dr. Robert Spaemann / Deutschland „Was macht Personen zu Personen?“ Prof. (em.) Dr. Wilhelm Lütterfelds / Deutschland „Das Verstehen des Anderen im Sprachspiel der Kommunikation“ Chaim Noll / Israel „Neuer Antisemitismus in Europa – eine ethische Herausforderung für Journalismus und Medien“ Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann / Fernuniversität Hagen „Nur Worte. Die Unterscheidung zwischen leerer und gehaltvoller Rede als Aufgabe einer philosophischen Ethik der Kommunikation“ Prof. Dr. Bernhard Irrgang / TU Dresden „Probleme einer Internetethik“ Prof. Dr. Volker Gerhardt / Humboldt Universität zu Berlin „Öffentlichkeit. Die politische Form des Geistes“ Ort: AudiMax der Universität Wien 02. Mai 2011 Prof. Dr. Wolfram Hogrebe / Universität Bonn „Die Untiefen des Verstehens“ Normalerweise verständigen wir uns sprachlich. Manchmal fällt uns auf, dass es nicht so erheblich ist, wie sich jemand artikuliert: Man könnte es auch anders sagen. Manchmal indes macht der Ton die Musik und wir wissen: So hättest Du das nicht sagen sollen. Hier ist die spezifische Moral unserer Verständigung angesiedelt. Im Schriftlichen begegnen uns Sätze, die man so oder auch anders formulieren könnte. So gibt es hier Varianten ihrer Übersetzung. Manchmal sind die Sätze aber nicht zu variieren. Sie müssen so bleiben wie sie sind. Eine Gedichtzeile darf nicht angetastet werden, wenn wir ihre Botschaft nicht beschädigen wollen. Unterhalb dieser Ebene sprachlicher Verständigung gibt es aber auch sogenannte nonverbale Formen des Verstehens. Sie betreffen unsere Mimik, Gesten und Körperhaltungen. Noch tiefer reicht eine Form des Verstehens, die auf Resonanzen unserer Befindlichkeit reagiert. In einem Gebäude, in dem wir uns nicht auskennen, registrieren wir bei Dunkelheit Geräusche, die wir als bedrohlich empfinden. Diese Form des Verstehens reicht tief in unser Sicherungsverhalten. Das Verstehen hat hier immer auch eine prognostische Valenz, die auf die Frage antworten will: Was kommt hier auf mich zu. Dieses Verstehen gehört nicht mehr zu Semantik und Hermeneutik, sondern zur Mantik. Der Vortrag wird gerade diese basalen Formen des Verstehens thematisieren. Lebenslauf Prof. Dr. Wolfram Hogrebe; geb. 1945; Studium der Philosophie, der alten und neuen Germanistik, Pädagogik, Informationswissenschaft und Theaterwissenschaft (Münster, München, Düsseldorf); Promotion 1972; Habilitation 1976 Professur für Philosophie an der Universität Düsseldorf (seit 1980), an der Universität Jena (seit 1992), an der Universität Bonn (seit 1996); Gastprofessur an der staatlichen Universität Belo Horizonte in Brasilien (1978), der American University of Cairo in Ägypten (2000), Gadamer-Professur an der Universität Heidelberg (2006); Vorstandsvorsitzender des Internationalen Zentrums für Philosophie Nordrhein-Westfalen (seit 2008) Aktuelle Publikationen (Auswahl) - Echo des Nichtwissens; Berlin 2006 - Die Wirklichkeit des Denkens; Heidelberg 2007 - Riskante Lebensnähe. Die szenische Existenz des Menschen; Berlin 2009 - Beuysianismus. Expressive Strukturen der Moderne; München 2011 09. Mai 2011 Prof. (em.) Dr. Robert Spaemann / Deutschland „Was macht Personen zu Personen?“ Person-Sein beruht auf einem Selbstverhältnis. Ein Selbstverhältnis entsteht nur unter der Voraussetzung zwischenmenschlicher Kommunikation. Selbstverständigung, Reflexion sind Ausformungen des Selbstverhältnisses. Diese setzen wiederum Sprache voraus. Der Mensch ist von Natur aus ein Sprachwesen. Es gibt aber keine natürliche Sprache. Es gibt Sprache nur als Medium gesellschaftlicher Kommunikation. Personen gibt es nur im Plural, d.h. als Mitglieder von Personengemeinschaften. Der Mensch kann nur "Ich" sagen lernen als Du eines Anderen. Trotz all dem haben wir alle Exemplare der species homo sapiens als Personen zu respektieren, auch jene, die über die spezifisch personalen Eigenschaften noch nicht, vorübergehend nicht oder nicht mehr verfügen. Der Vortrag soll den Paradoxien des Personenbegriffs nachgehen. Lebenslauf Prof. (em.) Dr. Robert Spaemann; geb. 1927; Studium der Philosophie, Theologie und Romanistik (Münster, München, Fribourg, Paris); Promotion 1952; Habilitation 1962; Emeritierung 1992 Professur für Philosophie an der TH Stuttgart, der Universität Heidelberg und der Universität München (bis 1992); Gastprofessuren in Paris, Rio de Janeiro, Louvain-la-Neuve und Peking Verleihung der Ehrendoktorwürde von den Universitäten Fribourg, Pamplona, Washington und Santiago de Chile Verleihung des Karl-Jaspers-Preises der Stadt und Universität Heidelberg (2001) Publikationen (Auswahl) - Der Ursprung der Soziologie aus dem Geist der Restauration. Studien über L.C.A. de Bonald; München 1959, Stuttgart 1998 - Die Frage Wozu? Geschichte und Wiederentdeckung des teleologischen Denkens; München/Zürich 1981, München 1985, 1991 (mit Löw Reinhard) - Über den Begriff der Menschenwürde. In: Ernst-Wolfgang Böckenförde/Robert Spaemann (Hrsg.): Menschenrechte und Menschenwürde; Stuttgart 1987, S. 295-313 - Glück und Wohlwollen. Versuch über Ethik; Stuttgart 1989, 1998 - Personen. Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas’ und ‚jemand’; Stuttgart 1996, 2006 - Der letzte Gottesbeweis; München 2007 - Schritte über uns hinaus. Gesammelte Reden und Aufsätze; Stuttgart 2010 16. Mai 2011 Prof. (em.) Dr. Wilhelm Lütterfelds / Deutschland „Das Verstehen des Anderen im Sprachspiel der Kommunikation“ In philosophischer Perspektive ist das soziale Leben immer ein Phänomen der Kommunikation, in der sprachlicher und nicht-sprachlicher Sinn mitgeteilt und verstanden, oder aber missverstanden, wird. Wie sollen wir nun das öffentliche, mediale und das private Verstehen des Anderen und des von ihm kommunizierten Sinnes verstehen, z.B. den Sinn eines Berichtes über ein soziales Ereignis, über einen technischen oder auch natürlichen Sachverhalt oder über ein Erlebnis einer Person? Versteht man nun die Mitteilung des Anderen, wenn man sich das selbe vorstellt, wie er, bzw. das selbe wahrnimmt und das selbe denkt? Oder versteht man sie, wenn man seine Äußerungen hört und liest und darin deren Sinn findet? Oder versteht man sie, wenn man sich in den Anderen hineinversetzt? Oder wenn man mit ihm die selbe Lebensform, das selbe Sprachspiel oder das selbe Weltbild (Wittgenstein) teilt? Und was sollen wir überhaupt über den kommunizierten Sinn verstehen – etwa die (natürlich, sozialen, kulturellen) Tatsachen der Welt, oder subjektunabhängige geistige Begriffe und Gedanken oder aber Handlungskontexte des Lebens? Schließlich ist unsere Kommunikation häufig oder gar normalerweise vom Verstehenskonflikt geprägt – „Du verstehst mich nicht“. Philosophisches Thema ist die Frage nach den Ursachen dieses Konfliktes und nach der Möglichkeit seiner Auflösung, aber natürlich auch die Frage nach dem gelingenden Verstehen und seiner Kriterien. Diese Problematik verschärft sich unter den globalen Bedingungen interkultureller Kommunikation. Dass jede öffentliche und private Kommunikation moralischen Kriterien unterliegt -, dieser Sachverhalt hängt in seiner Tragweite auch von dem umstrittenen Konzept des Verstehens des Anderen ab. Lebenslauf Prof. (em.) Dr. Wilhelm Lütterfelds; geb. 1943; Studium der Philosophie, Katholischen Theologie und Pädagogik (Bonn, München, Tübingen); Staatsexamen 1969; Promotion 1974; Habilitation 1980; Emeritierung 2009 Vertragsassistent (1970-1978) und Universitätsassistent ( 19871985) am I. Philosophischen Institut der Universität Wien Professur für Philosophie an der Universität Passau (ab 1985) Lehrauftrag an der KTU Linz (SS 2011) Mitherausgeber der Zeitschrift „Wittgenstein-Studien“ (Passau) Publikationen (Auswahl) - Ist die evolutionäre Ethik moralisch neutral und ethisch irrelevant? In: Evolutionäre Ethik zwischen Naturalismus und Idealismus. Darmstadt 1992, S. 180-207 - Wittgensteins Paradox des interkulturellen Verstehens. In: Beiträge der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft; Wien 2002, S. 151–154 - Sprachspiele – Weltbilder – Lebensformen im interkulturellen Kontext. In: Dokos, Revista Filosofica, Vol. 2, 2008; S. 3-47 23. Mai 2011 Chaim Noll / Israel „Neuer Antisemitismus in Europa – eine ethische Herausforderungen für Journalismus und Medien“ Das grundsätzliche Dilemma der Medien auf dem freien Markt besteht darin, dass sie zugleich zwei verschiedene Bedürfnisse befriedigen sollen: Erstens das Bedürfnis nach Information, zweitens das Bedürfnis nach Unterhaltung. Information ist die offizielle Aufgabe der Medien, Unterhaltung die inoffizielle Leistung, die sie bieten müssen, um wirtschaftlich zu überleben. Doch Information und Unterhaltung erfordern zwei verschiedene, oft inkompatible Arten der Rezeption. Unterhaltung wendet sich an den emotionalen Bereich unserer Psyche, ihre Rezeption ist überwiegend irrational. Dagegen ist die Verarbeitung von Information ein intellektueller Vorgang, der in einer Massengesellschaft ohnehin gern vereinfacht wird. Es besteht also zunächst die Gefahr der Simplifizierung von komplexen Informations-Zusammenhängen mit entsprechenden Wahrheitsverlusten. Im weiteren Verlauf ersetzen Stereotype den um Aufklärung bemühten tieferen Einblick. Die Stereotype der Berichterstattung bestimmen die Selektion, den Ton und die unterschwellige Tendenz der Nachricht. Sie beruhen auf tradierten Ressentiments, deren Bestätigung vielen Medien-Konsumenten lieber ist als eine zum Umdenken bewegende Information. Diese Thematik soll am Beispiel der Israel-Berichterstattung vorgestellt werden. Lebenslauf Chaim Noll; geb. 1954 in Ostberlin. Sein Vater ist der Schriftsteller Dieter Noll. Er verweigerte den Wehrdienst in der DDR. 1983 reiste er nach Westberlin aus, 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel. Publikationen (Auswahl) - Der Abschied; 1985 (Roman) - Berliner Scharade; 1987 (Roman) - Die Wüste lächelt; 2001 (Gedichte) - Meine Sprache wohnt woanders. Gedanken zu Deutschland und Israel (mit Lea Fleischmann); 2006 - Der Kitharaspieler; 2008 (Roman) - Der goldene Löffel; 2009 (Roman) - Feuer; 2010 (Roman) 30. Mai 2011 Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann / Fernuniversität Hagen „Nur Worte. Die Unterscheidung zwischen leerer und gehaltvoller Rede als Aufgabe einer philosophischen Ethik der Kommunikation“ Dass Worte „nichts sagen“ können, ja dass man es bewusst darauf anlegen kann, in einem großen Aufwand an Worten dennoch „nichts zu sagen“, ist für die Griechen des 5. Jahrhunderts v. Chr. eine geradezu traumatische Erfahrung gewesen. Die europäische Philosophie hat in Reaktion auf die Erfahrung von Anfang an versucht, leere und gehaltvolle Rede methodisch unterscheidbar zu halten. Wenn dennoch gerade im öffentlichen Raum immer wieder „kommunikative Blasen“ entstehen, die eine erfüllte humane Kommunikation überlagern, gehört es zu den Aufgaben einer Ethik der Kommunikation, die philosophische Unterscheidungskunst auf die je aktuelle Weise zu erneuern. Der Vortrag will in diesem Sinne eine Perspektive eröffnen, die bei den Grundlagen unserer sprachlichen Existenz beginnt und bis zu konkreten Aufgabenstellungen im Medienzeitalter führt. Lebenslauf Prof. Dr. Thomas Sören Hoffman; geb. 1961; Studium der Philosophie, der evangelischen Theologie und Italianistik (Tübingen, Wien und Bonn); Promotion 1990; Habilitation 1999 Außerplanmäßige Professur für Philosophie an der Universität Bonn (seit 2005); Professur für Philosophie mit dem Schwerpunkt Praktische Philosophie (Ethik, Rechtsphilosophie und Wirtschaftspsychologie) an der Fernuniversität Hagen (seit 2009); Gastprofessur an der KTU Linz (WS 2009, WS 2010) Verleihung des Karl Jaspers-Förderpreises der Universität Oldenburg (2007) Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Internationale Aspekte der Bioethik“ der Deutschen UNESCO-Kommission (2007-2009) Freie Mitarbeit bei Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (insbesondere 1999-2002) Aktuelle Publikationen (Auswahl) - Wirtschaftsphilosophie; Wiesbaden 2009 - Hegel als Denker der modernen Welt; Hamburg 2009 - Josef Simon: Philosophie der Verdeutlichung; Berlin/New York 2010 06. Juni 2011 Prof. Dr. Bernhard Irrgang / TU Dresden „Probleme einer Internetethik“ Mit dem Internet ist ein neues Medium entstanden, das mit dem Gebiet der klassischen Informations- und Medienethik nicht identisch ist, sondern eine Reihe neuer Fragen stellt. Vor allem haben sich neue Formen von Kriminalität entwickelt, die einer ethischen Reflexion bedürfen. Ein dritter wichtiger Bereich betrifft ganz neue Formen der Kommunikation, die eigene Probleme ethischer Art aufwerfen. Lebenslauf Prof. Dr. Bernhard Irrgang; geb. 1953; Studium der Philosophie, der katholischen Theologie, Germanistik und Indologie (Würzburg); Philosophie und Theologie (auch in Passau und München); Promotion 1982 und 1991; Zweites Staatsexamen 1985; Habilitation 1996 Assistent in theologischer Ethik (München 1986-1991, Siegen 1992/93); Interdisziplinäre Seminare (Genzentrum München 1988-1993); Professur für Technikphilosophie an der TU Dresden (seit 1993) Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschriften/Buchreihe "Forum für Interdisziplinäre Forschung"; Mitarbeiter des "Philosophischen Literaturanzeigers" sowie "Ethica" Herausgeber der Buchreihen Technikhermeneutik und Dresden Philosophy of Technology Studies/Dresdner Studien zur Philosophie der Technologie (Frankfurt u.a., ab 2005) Aktuelle Publikationen (Auswahl) - Einführung in die Bioethik; München 2005 - Hermeneutische Ethik. Pragmatisch-ethische Orientierung in technologischen Gesellschaften; Darmstadt 2007 - Der Leib des Menschen. Grundriss einer phänomenologischhermeneutischen Anthropologie; Stuttgart 2009 - Internetethik. Philosophische Versuche zur Kommunikationskultur im Informationszeitalter; Würzburg 2011 20. Juni 2011 Prof. Dr. Volker Gerhardt / Humboldt Universität zu Berlin „Öffentlichkeit. Die politische Form des Geistes“ Öffentlichkeit ist die Sphäre gesellschaftlicher Verständigung. Sie steht unter der Prämisse möglicher praktischer Leistungen. Jeder, der an der Kommunikation teilnimmt, hält dies nicht nur für interessant, sondern mit Blick auf mögliche Ernstfälle auch für wichtig. Öffentlichkeit ist somit nicht einfach nur die Verteilung von Informationen im Raum, sondern sie spannt ein Netz aus Nachrichten und Meinungen, die deshalb interessant sind, weil man erwartet, dass sie Bedeutungen für das gemeinsame Handeln haben könnten. Nehmen wir hinzu, dass gesellschaftliche Öffentlichkeit sich nicht vom Bewusstsein der an ihr teilnehmenden Individuen trennen lässt, dann springt auch die Verbindung zum „Geist“ ins Auge. Ja, man kann, wie Prof. Dr. Volker Gerhardt zeigen möchte, die Öffentlichkeit als die „Form“ erkennen, in der Geistiges hervortreten muss, um kenntlich und wirksam zu sein. Und wenn der Mensch sich als „geistiges Wesen“ bezeichnet, begreift er sich notwendig als „homo publicus“. Lebenslauf Prof. Dr. Volker Gerhardt; geb. 1944; Studium der Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft und Soziologie (Frankfurt und Münster); Promotion 1974; Habilitation 1984 Professur für Philosophie an der Universität Münster (seit 1986); Gastprofessur an der Universität Zürich (1986); Leiter des Instituts für Philosophie an der Deutschen Sporthochschule (Köln 1988-1992); Lehrstuhl für Praktische Philosophie (Schwerpunkt: Rechts- und Sozialphilosophie) an der HumboldtUniversität zu Berlin (seit 1992); Honorarprofessor der University of Wuhan (seit 2007) u.a. Vorsitzender der Kommission für die Förderinitiative Bioethik der DFG (1997-2002), Vorsitzender der Nietzsche- und der Kant-Kommission der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; Mitglied des Senats der Deutschen Nationalstiftung, Mitglied des Nationalen Ethikrats; Mitherausgeber der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Friedrich Nietzsches (KGW) Aktuelle Publikationen (Auswahl) - Die angeborene Würde des Menschen; Berlin 2004 - Partizipation. Das Prinzip der Politik; München 2007