Depression - Westermayer Verlags-GmbH

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ISSN 1434-3975
43603
Nr. 63 / September 2015 / 2. Auflage
Neurologie / Psychiatrie
Max Schmauß
Ihre Patienten
wollen Verträglichkeit.
Westermayer Verlag
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Depression
Depression
Inhalt
Hinweise zur Benutzung der Tabellen
Vorwort
7
8
Epidemiologie, Ätiopathogenese
und Diagnostik affektiver Erkrankungen
Epidemiologie affektiver Störungen
Einteilung affektiver Störungen
Krankheitsverlauf affektiver Störungen
Modellvorstellungen zur Ätiopathogenese
von Depressionen
Häufigkeit typischer Depressionssymptome
Beispiele für pharmakogene Depressionen
Beispiele für somatogene Depressionen
Grundsätze der Arzt-Patienten-Beziehung
Screening bei Depressionsverdacht
Diagnose der depressiven Episode nach ICD-10
Fragebogen „depressive Episode“ nach ICD-10
Diagnose Depression – Checkliste
Überweisung zum Facharzt – Kriterien
Abgrenzung depressive Pseudodemenz –
senile Demenz
Depression im Alter
Diagnose „manischen Episode“ nach ICD-10
Häufigkeit typischer Manie-Symptome
Manie-Screening
Bipolare Depression vs. Unipolare Depression
10
10
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12
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20
20
Suizidalität
Suizidalität – ein Spektrum
Checkliste Suizidalität – Risikofaktoren
Stadien bei Suizidalität
Fragenkatalog zur Abschätzung der Suizidalität
Gruppen mit erhöhtem Risiko für suizidales Verhalten
Abschätzung der Suizidalität
Therapie bei Verdacht auf Suizidalität
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21
22
22
23
23
24
Depression
September 2015
Depression und Komorbidität
TT
Die häufigsten komorbiden Erkrankungen
bei Depression
Verteilung von depressiver Symptomatik und
Angst-Symptomatik in der Allgemeinbevölkerung
Lebenszeitkomorbidität der Major Depression
mit Angsterkrankungen
Gemeinsame Symptome Major Depression / Angst
Ausgewählte Prädiktoren Angst / Depression
Beziehung zwischen Depression und Angst
Einfluss der Komorbidität auf die Symptomatik
depressiver Erkrankungen
Komorbidität erhöht Wahrscheinlichkeit
von Suizidversuchen
Konsequenzen einer Komorbidität Angst / Depression
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24
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25
25
26
26
26
27
Allgemeines zur Therapie depressiver Störungen
Therapieempfehlungen nach S3-Leitlinie
„Unipolare Depression“
27
Definition von Symptomveränderungen
27
Depressionstherapie – Übersicht
28
Depressionstherapie – Checkliste
28
Grundprinzipien antidepressiver Therapie
29
S3-Leitlinie „Unipolare Depression“:
Kriterien für die Auswahl eines Antidepressivums
29
Antidepressiva: Wichtige Faktoren bei Auswahl
und Therapie
30
Einflussfaktoren auf die Compliance / Adhärenz
30 / 31
Spezielle Patientengruppen
31
Kriterien für die Auswahl eines Antidepressivums
Pharmakologische Einteilung von Antidepressiva
Auswahlkriterien für Antidepressiva: 5 STEPS
Klinische Auswahl des Antidepressivums
Checkliste vor Beginn einer Behandlung
mit Antidepressiva
Schematische Darstellung des Behandlungsverlaufs
Empfehlung eines pharmakologischen Stufenmodells
Depressive Störung – Behandlungsalgorithmus –
Akuttherapie
33
33
34
34
35
35
37
Pharmakologie und Klinik der Antidepressiva
Mögliche klinische Bedeutung der NA-, 5-HTund DA-Wiederaufnahmehemmung
Neurochemisches Profil der Antidepressiva
Profil wissenschaftlich-methodisch abgesicherter
Johanniskraut-Extrakte
Biochemische Wirkungscharakteristika
ausgewählter Antidepressiva
Unerwünschte Nebenwirkungen von Antidepressiva
Modifiziertes „Kielholz-Schema“
Argumente für den Einsatz von TZA, SSRI
und SSNRI
Dosierungen und pharmakokinetische Parameter
der SSRI
Dosierungen und pharmakokinetische Parameter
der SSNRI, NaSSA, SNRI, NDRI, Agomelatin
und Vortioxetin
Therapeutisches Drug-Monitoring (TDM)
der Antidepressiva und Blutspiegel
Cytochrom-P450-Isoenzyme: Substrate, Inhibitoren,
Induktoren
Nebenwirkungsspektrum und Interaktionspotenzial der SSRI
Hemmung von Cytochrom-P450-Isoenzymen
durch neue Antidepressiva
Erforderliche Untersuchungen vor Therapiebeginn
Empfehlungen für Routineuntersuchungen
während Antidepressiva-Therapie
37
38
39
39
40
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41
42
42
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46
46
47
3
Inhalt
Pharmakokinetische Interaktionen neuerer
Antidepressiva über Cytochrom-P450-Isoenzyme
Nebenwirkungen und Risiken von Tetrazyklika,
SSRI, RIMA, SSNRI, SNRI, NDRI, NaSSA,
Trazodon, Tianeptin, Agomelatin und Vortioxetin
„Duale“ Antidepressiva, Agomelatin und Vortioxetin
Monoaminoxidasehemmer (MAOH)
Monoaminoxidasen mit Substraten und Hemmern
Irreversible MAO-Hemmer und Zusatzmedikation
Interaktionsprofil von Moclobemid
Nebenwirkungsprofile trizyklischer Antidepressiva
Sedierende trizyklische Antidepressiva und Trazodon
Nicht sedierende trizyklische Antidepressiva
Empfohlene Dosierungen bei trizyklischen
Antidepressiva
Tetrazyklische Antidepressiva
Therapie der sogenannten AntidepressivaAbsetzsymptome
Klinische Symptomatik eines zentralen
Serotonin-Syndroms
Arzneimittel mit serotonergem Wirkprofil
Gewichtszunahme unter Therapie
mit Psychopharmaka
Synopsis bedeutsamer zentralnervöser und
peripherer Nebenwirkungen von Antidepressiva
Anticholinerg wirksame Pharmaka
Infusionstherapie mit Antidepressiva
Anwendung der Antidepressiva zur Infusionstherapie
Nebenwirkungen der infundierbaren Antidepressiva
48
49
49
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51
52
52
52
53
53
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55
55
Faktoren, die mit einem erhöhten Rezidivrisiko
der „Major Depression“ einhergehen
63
64
64
65
66
67
68
68
69
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70
71
71
71
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73
Rezidivprophylaxe bipolar-affektiver Störungen
59
59
59
60
60
61
61
Rezidivprophylaxe depressiver Störungen
4
„Mittel der 1. Wahl“ in der Akutbehandlung
der Manie nach WFSBP- und CANMAT-Leitlinien
Akuttherapie von bipolaren Psychosen –
Aripiprazol / Risperidon
Asenapin / Olanzapin / Quetiapin
Indikationen für eine Lithiumbehandlung
Kontraindikationen für eine Lithiumbehandlung
und besondere Risikosituationen
Empfohlene Bereiche für den 12 h-LithiumSerumspiegel
Kontrolluntersuchungen
Lithiumpräparate
Unerwünschte Wirkungen von Lithium,
Carbamazepin, Valproinsäure und Lamotrigin
Wirkungsverstärkung von Lithiumsalzen
Differenzialtherapie mit Lithium, Valproinsäure
und Carbamazepin
58
62
63
Therapie bipolar-affektiver Störungen –
Substanzen zur Akutbehandlung der Manie
56
56
57
57
57
Therapieresistenz depressiver Erkrankungen
Stadien der Therapieresistenz bei depressiven
Erkrankungen
Ursachen für Pseudo-Therapieresistenz und
Non-Response auf Antidepressiva
Diagnostische Maßnahmen zum Ausschluss organischer
Ursachen der Therapieresistenz einer Depression
Typische Behandlungsziele bei Therapieresistenz
Häufige Augmentationsstrategien bei Therapieresistenz
Vor- und Nachteile einer Lithium-Augmentationstherapie
Empfehlungen bei unzureichendem Ansprechen
auf die initiale Antidepressiva-Therapie
Risikoeinschätzung von Psychopharmaka im Alter
Therapie mit Antidepressiva im höheren Lebensalter
Dosierung von Antidepressiva bei älteren Patienten
Depressive Syndrome bei Hirnerkrankungen
Antidepressiva bei Morbus Parkinson
Pharmakologie und Klinik
der Stimmungsstabilisierer
58
62
Antidepressiva im höheren Lebensalter
55
Neue psychopharmakologische
Behandlungsstrategien
Vortioxetin in der Depressionsbehandlung
Neue psychopharmakologische Substanzen
in der Depressionsbehandlung
Indikationen für eine medikamentöse prophylaktische
Therapie bei „Unipolarer Depression“
Die Notwendigkeit einer prophylaktisch
antidepressiven Langzeittherapie
Regeln der Langzeitbehandlung affektiver Störungen
Metaanalyse zum Rückfallrisiko unter
verschiedenen Antidepressiva vs. Plazebo
62
Hinweise zur Auswahl des Medikaments bei der
Rezidivprophylaxe bipolar-affektiver Störungen
nach den CANMAT-ISBD-Leitlinien
Aktueller Stand der Wirkschwerpunkte
stimmungsstabilisierender Medikamente
Mögliche Substanzen zur Rezidivprophylaxe
„Medikamente der 1. Wahl“ zur Rezidivprophylaxe
bipolar-affektiver Störungen
Kontraindikationen für Phasenprophylaktika
Indikationen für Therapeutisches Drug Monitoring
bei affektiven Erkrankungen
Kurative und rezidivprophylaktische Therapieziele
bei bipolaren Störungen
Möglichkeiten der Behandlungsoptimierung
affektiver Episoden
74
74
75
75
76
76
77
77
Inhalt
Notizen
Psychopharmaka während
der Schwangerschaft und Stillzeit
Merksätze für Psychopharmaka
in der Schwangerschaft
Veränderungen der Arzneimittelkinetik
in der Schwangerschaft
Allgemeine Richtlinien für die Behandlung
mit Psychopharmaka
Psychopharmaka während der Schwangerschaft
und Stillzeit
78
78
78
79
Psychopharmaka und Fahrtauglichkeit
Psychopharmaka und Fahrtauglichkeit
TÜV-Empfehlung zur Fahrtauglichkeit
unter Antidepressiva
Kognitive / psychomotorische Beeinträchtigungen
durch Antidepressiva
Fahrtauglichkeit bei Klinikentlassung
80
80
80
81
Psychotherapeutische Verfahren
bei depressiven Störungen
Voraussetzungen und Grundelemente
der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT)
Behandlungsschema der KVT
Häufige Fehler im Umgang mit depressiven Patienten
KVT-Therapiemodell für chronische Depressionen
Ablauf der CBASP-Therapie
Interpersonelle Psychotherapie (IPT)
82
82
82
83
83
84
Internet-basierte Programme
depressiver Störungen
Internet-basierte Programme zur Therapieunterstützung von Patienten mit Depression
85
Schlafentzugsbehandlung
und Stimulationsverfahren
Praktisches Vorgehen bei der Schlafentzugsbehandlung 86
Aktuelle Stimulationsverfahren
in der Depressionsbehandlung
86
Depression
September 2015
Burnout
TT
Wichtigste Aussagen zum Thema „Burnout“
Gesellschaftliche und organisatorische
Risikofaktoren für Burnout-Erleben
Personenbezogene Risikofaktoren für
Burnout-Erleben
Burnout-Diagnose
Quellenangaben / Literatur
87
87
87
87
88
5
Impressum
TherapieTabellen
Neurologie / Psychiatrie
Nr. 63 / 2. Auflage / September 2015
Depression
Verlag
Westermayer Verlags-GmbH
82349 Pentenried
Telefon 0 89 / 2 72 20 28
Telefax 0 89 / 2 73 00 58
[email protected]
www.westermayer-verlag.de
Herausgeber und Supervisor
Prof. Dr. med. Max Schmauß
Bezirkskrankenhaus Augsburg
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatik
Dr.-Mack-Straße 1
86156 Augsburg
E-Mail: [email protected]
Projektleitung
Reinhilde Bossema-Collien
Verlagsadresse
E-Mail: [email protected]
Produktion
Birgit von Rhein, Babette Evers,
Christian Hehensteiner
Gesamtherstellung
G. Peschke Druckerei GmbH
Taxetstraße 4
85599 Parsdorf b. München
Quelle Titelbild: fotolia.de
© 2015 Westermayer Verlags-GmbH
Stand Juli 2015. Die in dieser Publikation veröffentlichten Tabellen und
Texte sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdruck und andere Arten der Vervielfältigung sind untersagt. Ausnahmen nur mit schriftlicher Genehmigung
des Verlages.
6
Notizen
Vorwort
Depression
Mit einer Lebenszeitprävalenz von 16 bis 20 % zählen
depressive Erkrankungen zu
den häufigsten psychischen
Störungen und stellen eine
Herausforderung für jedes
Gesundheitssystem dar. Angesichts dieser hohen Prävalenzzahlen haben sich in den
letzten 20 Jahren die diagnostischen und therapeutischen Perspektiven depressiver Erkrankungen erfreulicherweise verbessert. Nach
wie vor besteht jedoch ein Optimierungsbedarf in der
Diagnostik und Therapie depressiver Störungen.
Die erste Auflage dieser THERAPIETABELLEN hat erfreulicherweise eine weite Verbreitung und hohe Akzeptanz
gefunden. Ziel der THERAPIETABELLEN ist es ja, den interessierten Kollegen eine schnelle und umfassende Orientierung zu den wichtigsten ätiopathogenetischen Modellvorstellungen, zu Diagnostik, Verlauf und Therapie depressiver Störungen in ihrem Praxisalltag zu ermöglichen.
Das vorliegende Heft enthält zunächst Tabellen zur Epidemiologie, Ätiopathogenese und Diagnostik depressiver
Syndrome. Ein weiteres Kapitel ist der Diagnostik und
Abschätzung der Suizidalität gewidmet. Checklisten bzw.
Fragenkataloge zur Suizidalität sollen den interessierten
Kollegen Hilfestellung bei der Abschätzung suizidalen Verhaltens geben.
8
Nachdem depressive Erkrankungen häufig in Komorbidität
mit anderen psychischen Störungen auftreten, wird in einem
weiteren Kapitel die Komorbidität der Depression intensiv
beleuchtet. Nach allgemeinen Hinweisen zur Therapie depressiver Störungen wird ein Überblick zur Definition von
Symptomveränderungen und den Grundprinzipien antidepressiver Therapie gegeben, im Folgenden werden Kriterien
für die Auswahl eines Antidepressivums und Einflussfaktoren auf die Compliance bzw. Adhärenz der Patienten dargestellt. Die ins Auge gefassten Behandlungsstrategien sollten
mit dem Patienten ausführlich besprochen und diskutiert
werden. Grundlage für eine Compliance bzw. Adhärenz
des Patienten sind gerade zu Beginn einer Behandlung die
Schaffung einer stabilen Arzt-Patient-Beziehung sowie gezielte und verständliche Informationen über die intendierten
Behandlungsalternativen. Die Therapie depressiver Störungen sollte nur im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes
erfolgen. Psychotherapeutische Verfahren und soziotherapeutische Maßnahmen stellen neben der Pharmakotherapie
weitere wichtige Bausteine eines entsprechenden Gesamtbehandlungsplanes dar.
Vorwort
Bipolar-affektive Erkrankungen
Auch der Diagnostik und Therapie bipolarer Störungen
werden einige Kapitel gewidmet. Die aktuell verfügbaren
Psychopharmaka (Antidepressiva, Phasenprophylaktika
und Antipsychotika) ermöglichen unter Kenntnis von
Pharmakokinetik, Pharmakodynamik und des Arzneimittelinteraktionspotenzials der jeweiligen Substanzen eine
differenzierte Pharmakotherapie unipolarer wie auch bipolarer affektiver Erkrankungen.
Unerwünschte Wirkungen / Nebenwirkungen
Unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen können
bei jedem genannten Pharmakon auftreten. Dabei ist zu
bedenken, dass ein Teil dieser unerwünschten Wirkungen
vorübergehend ist und die Belastung des Patienten durch
eine schrittweise Aufdosierung reduziert werden kann. In
Bezug auf spezifische Behandlungen mit Antidepressiva
ist z. B. zu bedenken, dass Nebenwirkungen nach Verordnung einer Substanz nicht notwendigerweise auch
Nebenwirkungen bzw. unerwünschte Wirkung bei der
Verordnung eines anderen Antidepressivums der gleichen Substanzklasse bedeuten.
Arzneimittelinteraktionen
Werden mehrere Arzneimittel gleichzeitig oder nacheinander verabreicht, kann dies Arzneimittelinteraktionen
(Wechselwirkungen) nach sich ziehen, da Arzneimittelwirkungen oder -nebenwirkungen durch Zugabe eines
zweiten Pharmakons qualitativ oder quantitativ verändert werden können. Arzneimittelinteraktionen können
sowohl unbeabsichtigt und dann meist unerwünscht als
auch – im Rahmen einer Therapieoptimierung – beabsichtigt und erwünscht sein. Wechselwirkungen zwischen
Arzneimitteln sind sowohl auf pharmakokinetischer als
auch auf pharmakodynamischer Ebene möglich, häufig
stellen sie auch ein Wechselspiel zwischen pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Effekten dar. Für
pharmakokinetische Interaktionen ist kennzeichnend,
dass die Konzentration eines Interaktionspartners im
Plasma – und damit am Wirkort – verändert wird, pharmakodynamische Interaktionen finden dagegen z. B. auf
Rezeptorebene statt. Nicht alle Interaktionen sind jedoch
klinisch relevant und der Kliniker bekommt nur „die Spitze eines Eisbergs“ zu Gesicht. Wichtig für die tägliche
Praxis ist insbesondere, ob das entsprechende Arzneimittel einen therapeutischen Bereich aufweist oder den
Metabolismus anderer Pharmaka beeinflusst wie z. B.
Lithium, Carbamazepin oder Kalziumantagonisten. In
der klinischen Praxis ist anzuraten, auf klinische Symptome unerwünschter Arzneimittelwirkung vor allem dann
zu achten, wenn an der Medikation Veränderungen vorgenommen werden. Wichtig erscheint zudem der Hinweis,
dass die Häufigkeit von Medikamenteninteraktionen mit
dem Alter des Patienten, seiner Morbidität, der Anzahl
der verordneten Medikamente und der Anzahl an der
Behandlung beteiligten Ärzte zunimmt.
Psychopharmaka im Alter
In den vergangenen Jahrzehnten haben in Europa, den
USA und anderen westlichen Industrienationen vor allem
altersassoziierte psychische Erkrankungen zugenommen,
da der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung nicht nur kontinuierlich, sondern sogar exponenziell
ansteigt. Ein besonderes Augenmerk muss auf depressive
Störungen im Alter gerichtet werden. Psychopharmakotherapie im Alter orientiert sich an den gleichen Grundprinzipien wie die allgemeine Pharmakotherapie älterer
Patienten. Aufgrund der im Alter geänderten Nierenfunktion, der veränderten Kapazität von Leberenzymen und
des im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen anderen Verteilungsvolumens sollte generell mit niedrigen Dosierungen begonnen werden. Für viele der symptomatischen
Therapien, insbesondere neuropsychiatrischer Komplikationen, ist eine eher niedrige Dosis anzustreben.
Im Weiteren werden Hinweise zur Verordnung von Psychopharmaka in Schwangerschaft und Stillzeit und zum
Problem der Fahrtauglichkeit unter Psychopharmaka
dargestellt.
Wir hoffen, unsere Leser mit diesem kurzgefassten tabellarischen Ratgeber in ihrem Bemühen um eine differenzierte Therapie der Depression für ihre Patienten zu unterstützen. Der Leser findet hier vor allem im Gegensatz
zum umfassenden und differenzierten Lehrbuch oder zu
entsprechenden Diagnostik- und Therapieleitlinien einen
schnellen tabellarischen Überblick über die wesentlichen
differenzialdiagnostischen Erwägungen und die aktuell
zur Verfügung stehenden Therapiealternativen. Die Lektüre dieser Tabellen kann natürlich das Studium umfassender psychiatrischer Lehrbücher oder aktueller Originalarbeiten in entsprechenden deutsch- oder englischsprachigen Fachzeitschriften nicht ersetzen. Die Indikationen und Dosisangaben für alle Psychopharmaka wurden
sorgfältigst überprüft – eine Haftung für fälschliche Angaben kann jedoch trotzdem nicht übernommen werden.
Wir würden uns freuen, wenn auch diese 2. Auflage der
THERAPIETABELLEN die in Klinik und Praxis tätigen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen könnte. Rückmeldungen und Anregungen sind
für künftige Auflagen erwünscht und sehr willkommen.
Augsburg, im August 2015
9
Prof. Dr. med. Max Schmauß
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