Sozialisation und des Menschen Fähigkeit der Autonomie

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Sozialarbeitende
können nicht
kommunizieren!
- Kommunikation ist das zentrale Element der Sozialen Arbeit und
doch nicht direkt ausführbar aus soziologischer Sicht -
Wie beschreibt die soziologische Kommunikationstheorie Inklusion
/ Exklusion und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die
Soziale Arbeit?
Bachelorarbeit von: Roman Verastegui
Begleitender Dozent: Matthias Weber
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Sozialarbeitende können nicht kommunizieren!
Verfasst von:
Roman Verastegui, Wiesenstrasse 1, 8580 Amriswil
Sommersemester 2011 SA, FHSG
Begleitender Dozent:
Matthias Weber
Für den vorliegenden Inhalt ist ausschliesslich der Autor verantwortlich.
Amriswil, 19. März 2015
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Bachelorarbeit von: Roman Verastegui
Begleitender Dozent: Matthias Weber
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
INHALTSVERZEICHNIS
ABSTRACT ....................................................................................................................................4
VORWORT .....................................................................................................................................7
EINLEITUNG ..................................................................................................................................8
1.
METHODE UND THEORIEGRUNDLAGE .............................................................................10
2.
KOMMUNIKATION ................................................................................................................11
2.1
SCHULISCH ÜBLICHE KOMMUNIKATIONSGRUNDLAGEN BEGEGNEN DER SOZIOLOGISCHEN KOMMUNIKATIONSTHEORIE .............. 12
2.2
KOMMUNIKATION UND BEWUSSTSEIN ...................................................................................................................... 14
2.2.1 Abhängigkeit des Bewusstsein von Kommunikation ................................................................................... 19
2.3
FUNKTIONEN DER KOMMUNIKATION ........................................................................................................................ 20
2.4
KOMMUNIKATION UND ZEIT ................................................................................................................................... 23
2.5
KOMMUNIKATION UND GESELLSCHAFT ..................................................................................................................... 25
3.
DIE KONSEQUENZEN FÜR DIE SOZIALE ARBEIT .............................................................28
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4
INKLUSION UND EXKLUSION .................................................................................................................................... 30
DER VERGLEICH INTEGRATION UND INKLUSION ........................................................................................................... 31
INKLUSION / EXKLUSION ALS SCHNITTSTELLE ZWISCHEN MENSCHEN UND KOMMUNIKATIONEN ........................................... 33
INKLUSION / EXKLUSION AUFGRUND SOZIALER ADRESSEN ............................................................................................. 35
INKLUSION / EXKLUSION ALS ÜBERSCHWAPPENDE PROZESSE ......................................................................................... 37
SOZIALARBEIT ALS INKLUDIERENDE KOMMUNIKATIONSARBEIT................................41
SCHLUSSFOLGERUNGEN..........................................................................................................45
SCHLUSSWORT ..........................................................................................................................46
LITERATURVERZEICHNIS ..........................................................................................................47
QUELLENVERZEICHNIS .............................................................................................................51
ABBILDUNGSVERZEICHNIS: .....................................................................................................53
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Bachelorarbeit von: Roman Verastegui
Begleitender Dozent: Matthias Weber
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Abstract
Titel: Sozialarbeitende können nicht kommunizieren!
Kurzzusammenfassung: Die Arbeit beschreibt das schulisch übliche Verständnis von
Kommunikation in einem unüblichen Kontext und erfährt so ein
anderes Bild von Sozialarbeit. Dies geschieht anhand der
soziologischen Kommunikationstheorie mit ihren Begriffen der
Inklusion und Exklusion.
Autor(en):
Roman Verastegui
Referent/-in:
Matthias Weber
Publikationsformat:
BATH
MATH
Semesterarbeit
Forschungsbericht
Anderes
Veröffentlichung (Jahr):
2015
Sprache:
Deutsch
Zitation:
Verastegui, Roman. (2015). Sozialarbeitende können nicht
kommunizieren! Unveröffentlichte Bachelorarbeit, FHS St. Gallen,
Fachbereich Soziale Arbeit.
Schlagwörter (Tags):
Kommunikation, Kommunikationstheorie, Inklusion, Exklusion,
Inklusionsarbeit, Exklusionsprozesse, Soziale Arbeit
Ausgangslage:
Es wird davon ausgegangen, dass Kommunikation für die Soziale Arbeit ein zentrales
Element ist. Doch gibt es verschiedene Kommunikationstheorien und -konzepte, die in der
Sozialen Arbeit ihre Verwendung finden. Die Theorien bieten der Praxis in der Sozialen
Arbeit differente Definitionsmöglichkeiten ihrer Aufgaben an. So erscheint es wichtig, dass
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Sozialarbeitende während ihrer Studienzeit mit Kommunikationstheorien und -konzepten
konfrontiert werden, um sich so ihrer zukünftigen Aufgabe bewusster zu werden. Wenn aber,
wie in dieser Arbeit, die gängige Schultheorie auf eine spezifischere und differente Theorie
trifft, die das bisherige Verständnis von Kommunikation oder von Sozialarbeit verwirft, dann
entsteht Erklärungsbedarf.
Ziel:
Ob Kommunikation ein oder das zentrale Element der Sozialen Arbeit ist und ob diese durch
Sozialarbeitende auszuführen ist, wird anhand der soziologischen Kommunikationstheorie,
der Begriffe Inklusion und Exklusion sowie der Konsequenzen für die Soziale Arbeit und
deren Aufgaben geprüft. Zudem wird diese Theorie verglichen mit üblichen schulischen
Grundlagen und es wird beschrieben, was sie Spezifisches anzubieten hat. Die daraus
ergebene Fragestellung lautet: Wie beschreibt die soziologische Kommunikationstheorie
Inklusion / Exklusion und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Soziale Arbeit?
Es wird von der These ausgegangen, dass professionelle Sozialarbeit ohne spezifisches
Wissen über Kommunikation nicht ausführbar ist. Es ist ein weiteres Ziel, diese These zu
prüfen.
Vorgehen:
Die Arbeit vergleicht die hier behandelte soziologische Kommunikationstheorie und deren
Nutzen mit dem Alltagswissen über Kommunikation und die schulisch weit verbreiteten
Kommunikationsgrundlagen nach Schulz von Thun oder Widulle. Anschliessend werden
erste Konsequenzen für die Soziale Arbeit anhand des neuen Verständnisses für
Kommunikation aufgezeigt. Daraus folgt der unumgängliche theoretische Bezug auf die
Begriffe Inklusion / Exklusion. Anhand des Begriffs der Integration wird die wichtige
soziologische Bedeutung von Inklusion / Exklusion für die Soziale Arbeit verglichen. Aus dem
Resultat werden die Aufgaben der Sozialen Arbeit soziologisch definiert und mit der
allgemeinen Beschreibung nach der International Federation of Social Workers (IFSW)
verglichen. Aus dieser Abhandlung werden Resümees für die Soziale Arbeit gezogen und in
den Schlussfolgerungen zusammengefasst.
Erkenntnisse:
Kommunikation ist das zentrale Element der Sozialen Arbeit und nicht ausführbar durch
einen Menschen beziehungsweise einen Sozialarbeitenden. Dies lässt sich unter anderem
dadurch begründen, dass die soziologische Kommunikationstheorie die Sozialarbeit neu als
Kommunikationsarbeit benennt und die Soziale Arbeit selbst als eine Kommunikationseinheit
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definiert. Auch begründet sie die Unfähigkeit der Sozialarbeitenden zu kommunizieren damit,
dass sie sämtliche Kommunikation als menschenfrei beschreibt und nur Kommunikation
kommuniziert. Daher muss ein spezifisches Wissen über Kommunikation vorhanden sein,
um als Sozialarbeitender professionell arbeiten zu können.
Die soziologische Kommunikationstheorie beschreibt Kommunikation als eine sich selbst
erhaltende, in Abhängigkeit vom Bewusstsein stehende Einheit. Kommunikation ist der
rekonstruktive Versuch, die Geschlossenheit des Bewusstseins von Menschen
wiederzugeben. Die Kommunikation bietet dabei Anschlussmöglichkeiten für Menschen, um
Teilhabe an anderen Menschen zu erreichen. Die Konsequenz daraus ist, dass Menschen
und deren Bewusstsein genauso abhängig von der Kommunikation sind, dass sie an
anderen Menschen überhaupt teilhaben können. Die Gesellschaft ist zudem als eine weitere
Kommunikationseinheit zu verstehen, die als funktional differenziert zu bezeichnen ist und so
den Menschen differente Möglichkeiten für den Anschluss an ihr gewährt.
Aus soziologischer Sicht bezeichnen Inklusion und Exklusion ein kommunikatives Schema,
das wertefrei markiert, welcher Mensch für welche Kommunikation relevant oder eben nicht
relevant ist und somit Anschluss an ihr erhält. Inklusion / Exklusion ist die Schnittstelle
zwischen Menschen und Kommunikationen. Dieses Schema ist vor dem Prozess der
Integration anzusiedeln, da ohne Relevanz eines Menschen für eine Kommunikation keine
Integration stattfindet. Daraus ergibt sich, dass Sozialarbeitende unausweichlich mit diesem
Begriffspaar arbeiten müssen.
Die soziologische Kommunikationstheorie erklärt die Aufgaben der Sozialen Arbeit als
Bearbeiten von Inklusionsproblematiken und Verhindern von Exklusionsprozessen. Dies
schafft sie durch Arbeit an Kommunikationen. Diese Theorie bietet so eine konkretere und
präzisere Idee von den Aufgaben der Sozialen Arbeit an, wie dies die allgemeine
Beschreibung nach IFSW macht.
Literaturquellen (Auswahl):
Fuchs, Peter. (2013). Inklusion und Exklusion. Zeitschrift für Sozialpädagogik, Jg. 11 (1), 9399.
Uecker, Horst, Krebs, Marcel (Hrsg.). (2005). Beobachtungen der Sozialen Arbeit.
Heidelberg: Carl-Auer Verlag.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Vorwort
Es ist ungefähr drei Jahre her, seit mich eine Kommilitonin verzweifelt ansprach. Sie hatte
soeben ihr Studium mit dem damaligen Tag erfolgreich beendet, ich hatte noch über ein Jahr
vor mir. Sie erklärte mir entkräftet, dass sie nun drei Jahre lang die Soziale Arbeit studiert
habe und sich jetzt in die Arbeitswelt begebe mit dem Gefühl, kaum etwas aus dem Studium
mitzunehmen zu können. Sie erklärte mir, dass sie in den Praxissemestern bemerkte, dass
bei ihr überhaupt keine Fachkenntnisse vorhanden waren und, wenn doch, diese
ungenügend waren. Ihr war es ein Rätsel, welchen Nutzen das Studium an der
Fachhochschule St. Gallen haben sollte, wenn dort nicht spezifischer auf die praktischen
Fachkenntnisse eingegangen wird. Sie war nicht die erste Person, die mir gegenüber eine
solche Aussage machte. Auch ich stelle mir immer wieder diese Frage, was ich denn aus
diesem Studium mitnehme, worin ich innerhalb des Studiums gebildet werde. Ein Thema,
welches die Studierenden der Sozialen Arbeit stets bearbeiten, ist das Thema
Kommunikation. Doch stellen sich Studierende der Fachhochschule die Frage, was denn
Wissen über Kommunikation nützt, wenn beispielsweise der Anspruch auf
Ergänzungsleistungen der Klientel ermittelt werden muss?
Diesen zweifelnden Personen widme ich diese Arbeit. Sie soll ein Wegweiser sein, der
aufzeigt, was für einen Nutzen es haben kann, sich während des Studiums stetig mit dem
Thema Kommunikation auseinanderzusetzen.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Einleitung
An der Fachhochschule St. Gallen für Soziale Arbeit tangieren regelmässig Module den
Begriff der Kommunikation. Dies machen sie auf unterschiedliche Art und Weise mit
unterschiedlichen theoretischen und methodischen Grundlagen. Dennoch lässt sich
vermuten, dass Kommunikation ein wichtiges Thema für die Soziale Arbeit ist.
Ziel dieser Arbeit ist es, die Wichtigkeit der Kommunikation für die Soziale Arbeit zu prüfen.
Die These lautet: Professionelle Soziale Arbeit ist ohne ein spezifisches Wissen über
Kommunikation nicht ausführbar.
Das spezifische Wissen über Kommunikation, welches in dieser Arbeit gewonnen wird,
stammt aus dem Bereich der Soziologie. Es beschreibt den hier fokussierten Begriff
„Kommunikation“ aus seiner speziellen Perspektive und wird mittels der Begriffe „Inklusion“
und „Exklusion“ in die Aufgaben der Sozialen Arbeit überführt. In der Sozialen Arbeit zeigen
sich anschliessend die beobachteten Begriffe anhand ihrer Beschreibungen mit spezifischen
Auswirkungen. Diese werden innerhalb der Arbeit festgehalten und beschrieben. Diese
Arbeit zeigt einen Vorschlag, wie Kommunikation aus soziologischer Sicht in Verbindung mit
der Sozialen Arbeit verstanden wird.
Die soziologische Perspektive auf diese Begriffe ist deshalb gewählt worden, weil sie nicht
mehr einfach zu überlesen ist und aktuell viele Diskussionen von unzähligen Expertinnen
und Experten innerhalb der Sozialen Arbeit auslöst. Dies deshalb, weil sie ein anderes
Verständnis von Kommunikation, anders als das schulisch übliche
Kommunikationsverständnis, mit sich bringt. Somit ergab sich folgende Fragestellung für
diese Arbeit: Wie beschreibt die soziologische Kommunikationstheorie Inklusion / Exklusion
und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Soziale Arbeit?
Um den Nutzen der hier fokussierten Soziologie für die Soziale Arbeit zu erfassen, wird
zuerst überprüft, ob das „Alltagswissen“ über Kommunikation nicht ausreicht, um
professionell zu arbeiten. Anschliessend werden die üblichen Kommunikationsgrundlagen in
der Fachhochschule erläutert und anhand der hier verwendeten Soziologie überprüft sowie
kritisiert.
Danach wird die erarbeitete soziologische Kommunikationstheorie in den Kontext der
Sozialen Arbeit gesetzt und es werden erste Konsequenzen erschlossen. Dafür wird die
anerkannte Grunddefinition von Sozialer Arbeit der „International Federation of Social
Workers“ als Vorgabe dienen und anhand der soziologischen Kommunikationstheorie weiter
präzisiert. Aufgrund dessen werden die Begriffe Inklusion / Exklusion eingeführt, da sie
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wichtige Beschreibungen sowie Möglichkeiten zur Ausübung der Sozialarbeit aus
soziologischer Sicht anbieten.
Das letzte Theoriestück wird dann aus den erarbeiteten Resultaten die Aufgaben der
Sozialarbeit aus Sicht der soziologischen Kommunikationstheorie mit ihren Begriffen der
Inklusion / Exklusion beschreiben.
In den Schlussfolgerungen werden Erkenntnisse gesammelt, die sich aus den drei TheorieKapiteln ergeben haben. Dabei wird auch die aufgestellte These anhand des neu ermittelten
Wissens erneut betrachtet.
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1.
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Methode und Theoriegrundlage
Diese Arbeit ist eine reine Theorie-Arbeit. Die Antwort auf die Frage nach der Konsequenz
für die Soziale Arbeit, wenn Inklusion und Exklusion kommunikationstheoretisch beschrieben
werden, wird folglich anhand verschiedener Theorien und theoretischer Konzepte diskutiert.
Es werden keine eigenen empirischen Befunde mit einbezogen und so wird der Praxisbezug
rein über die Theorie erfolgen.
Die Fragestellung wird systematisch aufgearbeitet. Beginnend mit der Beschreibung der
Kommunikationstheorie, der sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Soziale Arbeit
sowie des zwingenden Verständnises für Inklusion und Exklusion, wird schliesslich die
soziologische Definition von Sozialarbeit theoretisch ermittelt. Um die Bedeutsamkeit des
soziologischen Vorschlags von Kommunikation innerhalb der Sozialen Arbeit
herauszuheben, wird dieser an angewandten Kommunikationsgrundlagen der
Fachhochschule methodisch abgearbeitet.
Für das Verständnis ist es wichtig, dass zu Beginn der Arbeit definiert wird, auf welcher
Wissenschaft oder Theorie das Geschriebene basiert. Grundlage dieser Arbeit ist die
erwähnte Soziologie, konkreter die soziologische Systemtheorie (Luhmann, 1927-1998). Die
soziologische Systemtheorie beinhaltet Themen, die in ihrer Menge so nicht in einer
Bachelorarbeit diskutiert werden können. Deshalb wird kurz gesagt, worum es in den
folgenden Überlegungen nicht geht: Es wird bewusst nicht auf die Grundlagen der
soziologischen Systemtheorie1 eingegangen. Diese Kenntnisse werden in dieser Arbeit nicht
zwingend nötig sein. Den Theorien der Beobachtung, der Differenz der Systemebenen2, der
Sinngebung, der Codes in der Systemtheorie und des Funktionalismus wird, wenn nötig,
lediglich in einer jeweils konkretisierten und für diese Arbeit brauchbaren Art Aufmerksamkeit
geschenkt. Im Fokus steht die Kommunikationstheorie, welche die ausführlich beschriebene
Grundlage dieser Bachelorarbeit ist.
Bei der Kommunikationstheorie werden Werke von Niklas Luhmann, Peter Fuchs, Horst
Uecker und Marcel Krebs als soziologische Grundlagen dienen und anhand verschiedener
Werke von Friedemann Schulz von Thun, Peter Weber und Wolfgang Widulle diskutiert. Zur
Beschreibung von Inklusion / Exklusion und der Konklusion der soziologischen
Kommunikationstheorie in der Sozialen Arbeit werden verstärkt Olaf Mass, Roland Merten,
Albert Scherr sowie Rudolf Stichweh mit Peter Fuchs‘ Ansicht und seiner als Grundlage
verwendeten Arbeit verglichen und diskutiert.
1
Dazu mehr in Niklas Luhmann. (2004). Einführung in die Systemtheorie.
Hier sind die Systemebenen der Interaktion, Organisation und Gesellschaft gemeint (vgl. Fuchs,
2013, S. 96-97).
2
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2.
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Kommunikation
Zu Beginn ist festzustellen, dass Kommunikation ein Wort ist. Dieses Wort hat seine
Abstammung aus einer Sprache. Im westlichen Mittelmeerraum gilt Latein als die Sprache,
welche dem Deutsch voranging. Folglich stammt „Kommunikation“ aus dem Lateinischen
„communicare“ und bedeutet übersetzt „mitteilen, teilnehmen lassen“ (vgl. Lexikon online für
Psychologie und Pädagogik, 2010). Bei Kommunikation handelt es sich allgemein formuliert
um eine soziale Handlung, in die mehrere Protagonisten einbezogen sind. Die Protagonisten
regen zum Zeichenprozess3 an und vollziehen diesen auch. Weiter wird allgemein
beschrieben, dass das Ziel von Kommunikation Teilhabe an etwas oder jemandem ist.
Zudem lässt Kommunikation auch immer etwas als etwas Gemeinsames zwischen mehreren
Protagonisten entstehen (vgl. Lexikon online für Psychologie und Pädagogik, 2010). Aus
dieser theoretischen Grundlage wird entnommen, dass Kommunikation Protagonisten
benötigt, die durch Zeichen soziale Teilhabe ermöglichen. Diese allgemeine Beschreibung
liefert jedoch keinen Anhaltspunkt dazu, wer die Protagonisten sind oder was
Kommunikation überhaupt ist. Sie kennzeichnet lediglich, was Kommunikation benötigt und
leistet. Daraus wird geschlossen, dass diese allgemeine Beschreibung, welche keiner
Disziplin4 zuzuordnen ist, keine brauchbare Grundlage für die Praxis der Sozialen Arbeit
darstellt. Deshalb werden zunächst allgemeine Kenntnisse von beliebigen Personen
innerhalb eines Video-Interviews analysiert, um herauszufinden, ob dieses Alltagswissen der
Sozialen Arbeit eine brauchbare Theoriegrundlage für Kommunikation liefert.
Helge (2008) zeigt in seinem Video-Interview zur Kommunikation mit diversen Passantinnen
und Passanten auf, dass der Begriff „Kommunikation“ im deutschsprachigen Raum weit
verbreitet ist. Aus dem Video erschliesst sich, dass jeder seine eigene Meinung und seine
eigene Begriffsdefinition für „Kommunikation“ nennt. Keine Passantin und kein Passant kann
auf ein theoretisch fundiertes Wissen verweisen. Jeder und jede erklärt den Begriff so, wie
es eben zuletzt gehört wurde oder durch Alltagswissen in der Praxis definiert wird.
Beispielsweise wird Kommunikation zumeist als ein Senden und Empfangen von
Informationen oder Worten beziehungsweise Zeichen beschrieben, das dazu dient, dass
Menschen miteinander leben können (vgl. Helge, 2008). Zusammengefasst ist für eine
grosse Anzahl von Personen unklar, was denn Kommunikation in der Theorie ist, wie diese
theoretisch funktioniert oder wozu sie in der Theorie nötig ist. Die Frage ist: Reicht diese
Beschreibung von Kommunikation, um in der Praxis der Sozialen Arbeit zu bestehen? Fuchs
(2013) sieht darin ein Problem, nämlich jenes der plakativ verwendeten Worte in der Praxis,
3
Damit ist beispielsweise das Sprechen der Sprache gemeint.
Damit sind berufliche Disziplinen gemeint, wie beispielsweise technische, soziale, wirtschaftliche
Disziplinen.
4
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
welche eine unverantwortbare Praxis5 mit sich ziehen (S. 98-99). Fuchs (2013) bezieht sich
dabei auf die Problematik, dass eine nicht wissenschaftlich fundierte Praxis eine nicht
verantwortbare Praxis in der Sozialen Arbeit ist. Daraus ergibt sich, dass sich Begriffe, die
nicht auf Theorie basieren, sich in der Sozialen Arbeit zu problematischen Phänomenen
entwickeln und keine Professionalität anbieten. Deshalb wird dem Begriff „Kommunikation“
nun eine Theorie zugrunde gelegt, welche die Praxis in der Sozialen Arbeit verantwortbar
und professionell macht. Somit lässt sich ein erstes Mal annehmen, wie wichtig das Erlernen
von Grundlagen zur Kommunikation an den Fachhochschulen für Soziale Arbeit und auch für
die Soziale Arbeit selber ist.
2.1
Schulisch übliche Kommunikationsgrundlagen begegnen der
soziologischen Kommunikationstheorie
An der Fachhochschule St. Gallen für Soziale Arbeit werden hauptsächlich die Grundlagen
der Kommunikation anhand der Theorie von Friedemann Schulz von Thun oder auch anhand
der Konzepte der Gesprächsführung nach Wolfgang Widulle vermittelt (vgl. Brack, 2011, S.
1). Schulz von Thun (2011) beschreibt Kommunikation als zwischenmenschlichen Vorgang,
der sich immer zwischen einem Sender und einem Empfänger abspielt (S. 27). Der Sender
sendet eine Nachricht an den Empfänger und es wird davon ausgegangen, dass dieser
versteht, was der Sender mit dieser Nachricht meint. Weiter gilt, dass der Empfänger auch
ein Feedback geben, mitteilen kann, was er anhand der Nachricht verstanden hat (vgl.
Schulz von Thun, 2011, S. 27). Eine solche Nachricht enthält immer vier Informationsarten,
welche vom Sender bewusst oder unbewusst in die Nachricht impliziert werden: die des
Sachinhalts, der Selbstoffenbarung, der Beziehung zwischen Sender und Empfänger und
des Appells (vgl. Schulz von Thun, 2011, S. 27-33). Dass Schulz von Thun diese Theorie der
Kommunikation nicht alleine vertritt, zeigt Peter Weber (2005), der sich mit dem Thema der
„Schlechte-Nachrichten-Gespräche“ auseinander setzt und als dessen Grundlage das selbe
Sender- und Empfänger-Modell der Kommunikation benutzt. Wichtig ist, dass dieser
Abschnitt aufzeigt, dass Kommunikation den menschlichen Fähigkeiten zugeschrieben wird.
Zudem gilt es zu beachten, wie der Sender immerzu das Kommunizierte beziehungsweise
die Nachricht mit Betreffbarkeit auflädt. Das heisst, der Sender bestimmt durch seine
Nachricht, was der Sachinhalt ist, was er von sich selbst offenbart, wie er die Beziehung
zwischen Sender und Empfänger empfindet und welchen Appell er an den Empfänger
aussendet6. Es wird angenommen, dass für Sozialarbeitende so alles Gesprochene als
Nachricht mit Unmengen an Informationen und vorbestimmten Bedeutungen gekennzeichnet
wird.
5
6
Hier: in der Praxis der Sozialen Arbeit.
Ob bewusst oder unbewusst, er macht es einfach.
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die Soziale Arbeit
Auch Wolfgang Widulle (2012) verwendet den Kommunikationsbegriff in seinem Lehrbuch
über die Wichtigkeit der Gesprächsführung in der Sozialen Arbeit als zentrales Element.
Hierbei bezeichnet er die Gesprächsführung im Kontext der Sozialen Arbeit als
sozialkommunikative Gestalt und er verweist auf die Grundlagen der
Kommunikationspsychologie (S. 14). Sie beruht nicht auf der selben
Kommunikationsgrundlage wie bei Schulz von Thun oder Weber. Dennoch verweist er auf
ein Menschenbild, bei welchem Menschen die Fähigkeit zu kommunizieren einfach
zugeschrieben bekommen (vgl. Widulle, 2012, S. 23). Die beschriebenen schulisch üblichen
Theorien und Grundlagenkonzepte liefern eine erste konkrete Darstellung, wie
Kommunikation in der Sozialen Arbeit verstanden wird, nämlich entweder als informative
Offenbarung seines Gegenübers oder als Basis zur Gesprächsführung. Dabei sagen beide
Ansätze aus, dass Menschen kommunizieren können. Zudem belegen sie die Wichtigkeit der
Kommunikation und das Wissen über diese in der Sozialen Arbeit. Anschliessend wird
beschrieben, was die soziologische Kommunikationstheorie dem Begriff „Kommunikation“
anzubieten hat.
Luhmann erschuf seine Systemtheorie zwecks universaler Verwendbarkeit in der
Gesellschaft (vgl. Gerth, 2005). Ein Teil dieser Systemtheorie ist die soziologische
Kommunikationstheorie und diese ist folglich mit demselben Anspruch ausgestattet (vgl.
Gerth, 2005). Innerhalb der soziologischen Kommunikationstheorie wird eine folgenschwere
Aussage gemacht: „Nur (..) Kommunikation kann kommunizieren“ (vgl. Luhmann, 1988, S.
884). Es handelt sich um einen provokanten Ausspruch, der sich aber innerhalb Luhmanns
universell gehaltener Theorie rezensieren lässt (vgl. Luhmann, 1927-1998). Es sagt nichts
weiter aus, als dass die Menschen, ihre Gehirne oder deren Bewusstsein schlicht nicht
kommunizieren können. Nur Kommunikation kann dies tun (vgl. Fuchs, 2002, S. 150).
Luhmann (1988) beschreibt Kommunikation als eigene Einheit und entnimmt somit den
Menschen die Fähigkeit, dies vollziehen zu können. Fuchs (2003) bestätigt das und spricht
die nicht vorhandene Fähigkeit des Bewusstseins7 von „Laut werden“ und die nicht
vorhandene Wahrnehmbarkeit der Gedanken an und erklärt so, dass Bewusstsein bereits
aufgrund dieser Fakten nicht fähig ist zu kommunizieren. Er ergänzt, dass Kommunikation
immer zu auch menschenfrei ist (S. 322-323). Fuchs (2002) erklärt zudem explizit den
Entzug des Kommunizierens vom Menschen, indem er auf den grammatikalischen
Wortstamm verweist: Kommunikation kommuniziert, wie Spiel spielt (S. 249). Luhmann
(1988) spricht konkreter von den internen Operationen von Kommunikation, die als
„kommunizieren“ zu verstehen sind, und nur diese sind so zu verstehen (S. 884). Was denn
die Operationen sind und was es damit auf sich hat, dazu folgt später mehr. Der wichtige
7
Und Bewusstsein wird allgemein dem Menschen zugeschrieben.
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Punkt ist, dass weder Menschen noch deren Bewusstsein in der soziologischen
Kommunikationstheorie kommunizieren können.
Die soziologische Kommunikationstheorie distanziert sich somit von Schulz von Thuns,
Webers oder Widulles Grundlagemodellen und beschreibt den Menschen als unfähig zu
kommunizieren. Somit wären den eingangs erwähnten Theoriemodellen und Konzepten die
Grundlagen für ihre Ausführbarkeit (zumindest teilweise) verloren gegangen. Für die Soziale
Arbeit liesse sich daraus schliessen, dass Methoden und Konzepte, welche auf schulisch
üblichen Grundlagen basieren, möglicherweise zu überdenken sind. Die zu kritisierenden
Punkte werden in den folgenden Kapiteln genauer überprüft.
Zusammenfassend versteht sich Kommunikation bisher, basierend auf der allgemeinen
Form, als ein soziales Bindeglied von Protagonisten, welches Zeichen sammelt. Soziologisch
erweitert, beschreibt sich Kommunikation als nicht auffindbar innerhalb des menschlichen
Körpers. Kommunikation ist auch nicht Bewusstsein. Zudem enthält sie kein solches. Die
Zuschreibung, dass Menschen kommunizieren können, wird ihnen anhand dieser Theorie
entrissen und Kommunikation wird fortwährend als eigene Einheit behandelt. Deshalb ist
anzunehmen, dass auch Sozialarbeitende nicht fähig sind zu kommunizieren. Zunächst wird
anhand des Zusammenspiels zwischen Bewusstsein und Kommunikation ermittelt, weshalb
dies so ist und an welchen Stellen die soziologische Kommunikationstheorie die anderen
Theorien und Konzepte kritisiert.
2.2
Kommunikation und Bewusstsein
In diesem Unterkapitel werden Gemeinsamkeiten, Unterscheidungen und elementare
Verknüpfungen von Bewusstsein und Kommunikation beschrieben. Es wird veranschaulicht,
dass anhand der Beschreibung des Bewusstseins Kommunikation seine Struktur erhält in
der soziologischen Kommunikationstheorie. Zu Beginn wird die Verknüpfung von
Bewusstsein und Kommunikation in den schulisch üblichen Grundlagen ausgearbeitet.
Widulle (2012) benennt Kommunikation als menschliches Handeln oder Agieren, das von
innen gesteuert wird (S. 29). Er beschreibt, dass Kommunikation kognitive Autonomie und
somit kognitive Fähigkeiten voraussetzt, denn es sind mitunter Gedanken, die über den
Kommunikationsprozess ausgetauscht werden (vgl. Widulle, 2012, S. 23). Daraus lässt sich
schliessen, dass er Bewusstsein voraussetzt, damit Kommunikation entstehen kann, und
dass eben dieses Bewusstsein steuert, was kommuniziert wird. Weiter wird bei ihm jedoch
nicht darauf eingegangen. Bei Schulz von Thun (2011) wird das Bewusstsein nicht spezifisch
erwähnt. Immer wieder verweist er auf Gedankengänge, die vorab oder anschliessend an
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Kommunikation gemacht werden, ohne geklärt zu haben, ob überhaupt ein Bewusstsein für
Kommunikation vorhanden sein muss. Dies kann hier nur vermutet werden. Doch auch bei
Schulz von Thun (2011) wird auf die Steuerbarkeit dessen, was kommuniziert wird,
hingewiesen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei seinen Erklärungen zu formulierten „IchBotschaften“ (S. 88-90). Bei beiden Ansätzen ist dennoch zu erkennen, dass Bewusstsein
vorhanden sein muss, um Kommunikation entstehen zu lassen. Demnach stehen die beiden
Begriffe in einer wichtigen Verbindung zu einander.
Auch in der soziologischen Kommunikationstheorie stehen die beiden Begriffe unter
einander in einer wichtigen Verbindung und dennoch wird nun aufgezeigt, dass sie dies ganz
anders machen als in den schulisch üblichen Grundlagen. Bewusstsein und auch
Kommunikation werden von Luhmann (1988) als autopoietische Einheiten bezeichnet. Er
sieht einzig in dieser Bezeichnung Kommunikation angemessen beschrieben (S. 884-887).
Aufgrund der Autopoiesis und ihrer Geschlossenheit werden beide Einheiten nur durch sich
selber fortgesetzt (vgl. Fuchs, 2013, S. 98). Anhand dieses „durch sich selbst erhalten“ im
Sinn von „Kommunikation reproduziert sich durch Kommunikation“ versucht er, den Begriff
der Autopoiesis zu erklären (vgl. Fuchs, 1993, S. 202). Luhmann (1988) konkretisiert weiter,
dass Kommunikation eine sich selbst erschaffende und erhaltende Einheit ist, die sich durch
ihre eigene Struktur determiniert, also eingrenzt. Innerhalb ihrer Strukturen werden eigens für
diese Einheit geschaffene Operationen vollzogen (S. 885). Die Abbildung (1) ist ein Versuch,
den Begriff der Autopoiesis etwas besser verständlich zu machen:
Abbildung 1: Autopoiesis
(Quelle: gefunden am 10. September 2014 unter
http://www.swarmagents.cn/complex/bottomup/autopoiesis.htm)
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Es werden zwei zeichnende Hände gezeigt, die eigens dazu da sind, sich gegenseitig zu
zeichnen, um sich gegenseitig zu erhalten. Würde die eine Hand die andere nicht zeichnen,
so gäbe es keine von beiden. So kann Kommunikation als die zeichnende Hand verstanden
werden, die sich selbst erhält und eingrenzt, indem sie weitere Kommunikation erschafft oder
kommuniziert, welche dann wiederum die erste Kommunikation am „Leben“ erhält. Diese
sich selbst erhaltende Geschlossenheit bedeutet Autopoiesis. Gemäss den beschriebenen
Aussagen sind sowohl Kommunikation als auch das Bewusstsein autopoietisch.
Der Gewinn aus dem bisher Beschriebenen ist, dass Kommunikation über die gleiche
Struktur und den selben Erhaltungsprozess wie das Bewusstsein verfügt. Dieser Vergleich
wird weiter verfolgt. Festgestellt wird auch, dass, wie eingangs beschrieben, das
Bewusstsein auch in der soziologischen Kommunikationstheorie in einer wichtigen
Verbindung zu Kommunikation steht. Zunächst wird auf die erwähnten inneren Operationen
von Kommunikation eingegangen, um so die Differenz zu den schulisch üblichen Grundlagen
zu ermitteln.
Das Bewusstsein denkt. Es denkt sich Selbstgespräche oder eben Gedanken. Diese sind
seine Operationen (vgl. Luhmann, 1988, S. 886). Genauso verhält es sich mit der
Kommunikation, denn die Operationen von Kommunikation sind Kommunikationen. Weiter
gilt, dass nur Operationen, welche vom selben Typ sind, in der Kommunikation verwendet
werden (vgl. Uecker, 2013, S. 4), also Kommunikationen. Fuchs (1993) erkennt ebenso,
dass das Bewusstsein sich selbst nie mit seinen Operationen verlässt, es werden nie
Gedanken ausserhalb des Bewusstseins aufzufinden sein. Kommunikation, so Fuchs, wird
genauso durch seine eigens für sich verwendbaren Operationen fortgesetzt. Damit schliesst
sich aus, dass Operationen von Kommunikation diese je verlassen (vgl. Fuchs, 1993, S.
202). Es bestätigt sich demnach, dass sowohl Bewusstsein als auch Kommunikation eigens
in sich geschlossene Einheiten sind, welche sich durch ihre internen Operationen
reproduzieren und strukturieren8. Die in sich differenten Einheiten werden sich nie
überschneiden. Daher bestätigt sich ebenso, dass das Bewusstsein keine Kommunikation
enthält. Dies ist schliesslich eine Operation der Kommunikation (vgl. Luhmann, 1988, S. 892893). Wichtig dabei ist, dass Kommunikationen die internen Operationen von
Kommunikationen sind und nicht mit den Gedanken aus dem Bewusstsein operieren. Es
wird daraus geschlossen, dass Kommunikation als eine Operation zu bezeichnen ist, die
menschenfrei ist.
An diesem Punkt ist festzustellen, dass Widulles Grundlagen zur Gesprächsführung zu
kritisieren ist. Aufgrund des betreffenden Abschnittes ist die soziologisch betrachtete
8
Hier ist an die Autopoiesis und die Abbildung zu verweisen.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Kommunikation eben nicht ein Austausch von Gedanken. Es finden keine Überschneidungen
von Gedanken und Kommunikationen statt. Der soziologischen Kommunikationstheorie ist
demnach auch jegliches Senden von Nachrichten zwischen Sender und Empfänger fremd,
so wie dies Schulz von Thun beschrieb. Es besagt einmal mehr, dass Menschen in der
soziologischen Kommunikationstheorie nicht kommunizieren können. Für die Soziale Arbeit
bestätigt sich anhand dieser Abschnitte, dass die Sozialarbeitenden nicht, wie bisher
bekannt, ihre eigenen Gedanken, deren Bedeutung oder deren emotionale Auswirkungen in
das Bewusstsein der Klientel transferieren können. Was die soziologische
Kommunikationstheorie alternativ zu den üblichen Grundlagen in Bezug auf die Verbindung
zwischen Bewusstsein und Kommunikation anbietet, wird bis zum Kapitelende ausführlich
beschrieben.
Es wird beim letzten gemeinsamen Befund zwischen Theorie und schulischer Grundlage
begonnen, nämlich beim Punkt, dass auch in der soziologischen Kommunikationstheorie
Bewusstsein als Voraussetzung für Kommunikation verlangt wird. Denn diese kommt nur
dank Bewusstsein zustande (vgl. Luhmann 1988, S. 886-887). Auch Uecker (2013) erkennt,
dass keine Kommunikation entsteht, ohne dass ein Bewusstsein dahinter ist (S. 4).
Bewusstsein ist die nötige Umwelt von Kommunikation (vgl. Fuchs, 2003, S. 322). Das heisst
anders formuliert, dass Kommunikation von Bewusstsein abhängig ist. Dieser Zustand ist
jedoch vorerst nicht korrelativ zu verstehen, da Bewusstsein nicht abhängig von
Kommunikation ist. Bewusstsein kann auch weiter existieren, wenn keine Kommunikation
vorhanden ist. Es kann denken, nimmt etwas wahr, spürt sich selbst (Luhmann, 1988, S.
885-886). Insofern heisst dies, dass das Verhältnis zwischen Kommunikation und
Bewusstsein asymmetrisch, in ungleicher Abhängigkeit ist. Zu diesem
Abhängigkeitsverhältnis folgt später mehr. Es zeigt sich in diesem Abschnitt, dass
Bewusstsein die nötige Umwelt von Kommunikation ist.
Bewusstsein ist deshalb eine Voraussetzung und die nötige Umwelt für Kommunikation, da
es als Medium dient (Luhmann, 1988, S. 890-892). Dem Bewusstsein ist es möglich,
Sinnvolles aus der Kommunikation wahrzunehmen, wobei in diesem Prozess der Sinn an
sich als ein Medium für das Bewusstsein fungiert. Das Bewusstsein - und nur es - kann
einen Sinn wahrnehmen und diesen verarbeiten, um dann (wenn es denn möchte) sogleich
der Kommunikation als Medium zu dienen (vgl. Fuchs, 2013, S. 99). Mit Luhmann (1988)
wird der Gedanke nochmals aufgegriffen, dass sich Kommunikationen nur weiter erhalten
durch Kommunikationen, welche eben das Bewusstsein als Medium verwenden. Er fügt
hinzu, dass das Bewusstsein in der Lage ist, Kommunikation zu unterhalten durch Störungen
oder Irritationen, ohne dass es sich selber je verlassen oder gar zur Kommunikation wird. Er
konkretisiert, dass Kommunikation sich auch nur vom Bewusstsein irritieren lässt und sonst
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durch nichts anderes. Dennoch sind diese Einheiten überschneidungsfrei und doch in einem
Verhältnis gegenseitiger Vervollständigung (S. 892-893). Es ist festzuhalten, dass
Kommunikation nur möglich ist, wenn ein Bewusstsein als Medium dahintersteht. Mit dieser
Information ist klargestellt, weshalb das Bewusstsein für die Kommunikation eine so wichtige
Rolle spielt in der soziologischen Kommunikationstheorie. Wichtig ist zudem, dass
Kommunikationen Sinn reproduzieren, welcher jedoch nur durch das Bewusstsein
wahrgenommen wird. Offen bleibt, wie Irritationen und Störungen des Bewusstseins an
Kommunikationen zu verstehen sind. Diese Störungen werden zunächst genauer definiert.
Luhmann (1988) hebt nochmals hervor, dass Kommunikation sich selbst mithilfe der Irritation
des Bewusstseins durch Sprache reproduziert (S. 892). Sprache wird sowohl mündlich als
auch schriftlich für Kommunikation verwendet. Die Unterscheidung besteht lediglich in ihrer
Differenz: mündlich im Hörbaren und Ersichtlichem sowie schriftlich im lesbaren
Sprachbereich (vgl. Fuchs, 1993, S. 214). Das Schriftliche dient als stabilere Sprache, die
nicht wie das Mündliche nach dem Aussprechen gleich wieder verschwindet (vgl. Uecker,
2013, S. 5-6). Anders formuliert heisst das, dass Sprache sowohl als oraler Wortlaut als auch
als stumme Geste sowie als offensichtliches Verhalten zu verstehen ist. Alle drei sind
mündliche Formen. Die Schrift ist als eine erweiterte Art von Reproduktionsmittel für
Kommunikation zu sehen (vgl. Luhmann, 1988, S. 895). Folglich gelten die Sprache und die
Schrift, welche durch das Bewusstsein ausgelöst werden, als Irritation beziehungsweise
Störung und so unterhalten sie Kommunikation.
Der operative Vorgang von Kreieren und Ausgeben von Sprache oder Schrift auf
Bewusstseinsseite, beziehungsweise das „zur Verfügung stellen“ von Sinn auf
Kommunikationsseite, sowie das Verwerten dieser Aeusserungen ist als Interpenetration zu
beschreiben (vgl. Luhmann, 1988, S. 900). Es existieren viele Begriffe für diesen
Theorieabschnitt wie etwa strukturelle Kopplung, konditionierte Koproduktion oder eben
Interpenetration. Sie alle beschreiben dasselbe: die Verbindung zwischen Bewusstsein und
Kommunikation. Es ist ein gegenseitiges Irritieren beider Einheiten, eine, wie Fuchs das
beschreibt, reziproke Irritabilität (vgl. Fuchs, 2013, S. 99). Zusammenfassend lässt sich die
besagte Verbindung wie folgt beschreiben: Bewusstsein dient durch das Medium Sprache
oder Schrift als Medium für Kommunikation, welches als Medium für Bewusstsein durch das
Medium Sinn9 ist (vgl. Fuchs, 1993, 200-222). Fuchs (2013) selbst bestätigt und erweitert
diese Aussage in einem späteren Werk, in dem er beschreibt, dass Kommunikation mittels
Zeichen10 und anhand von Sinn ein wahrzunehmendes Medium für das Bewusstsein ist (vgl.
Fuchs, 2013, S. 99). Daraus wird geschlossen, dass die Verbindung beziehungsweise die
9
Sinn durch Sprache / Schrift.
Wird hier als allgemeine Bezeichnung von Sprache, Schrift und Inhalt verwendet.
10
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die Soziale Arbeit
Kopplung und alles, was sich in ihr abspielt, von Bewusstsein und Kommunikation der
Einfachheit halber als reziproke Irritabilität bezeichnet wird. Anhand der kurzen Bezeichnung
„reziproke Irritabilität“ wird einem langatmigen Beschreibungsverfahren Einhalt geboten.
Diese Bezeichnung besagt in zwei Wörtern, was zwischen den beiden Einheiten Nützliches
vorfällt. So erklärt sich die kommunikationstheoretische Verbindung zwischen Bewusstsein
und Kommunikation und so erweist sich einmal mehr, dass Menschen nicht kommunizieren
können. Denn sie denken sich lediglich Gedanken und geben Zeichen, während nur
Kommunikation kommuniziert.
Das bedeutet einerseits für die Soziale Arbeit, dass ihre Klientel und deren Bewusstsein eine
existenzielle Umwelt für Kommunikationen sind. Hier könnte man von einer verwendbaren
Ressource, welche die Klientel bereits mitbringt, sprechen. Andererseits zeigt sich erneut,
dass davon ausgegangen wird, dass Sozialarbeitende nicht im Stande sind zu
kommunizieren. Als Nächstes wird überprüft, ob die Kommunikation auch eine existenzielle
Umwelt für das Bewusstsein der Klientel der Sozialarbeitenden ist.
2.2.1
Abhängigkeit des Bewusstseins von Kommunikation
Im bisherigen Kapitel wurde die Abhängigkeit der Kommunikation vom Bewusstsein
hervorgehoben. Für spätere Zwecke wird auch die Abhängigkeit des Bewusstseins von
Kommunikation geprüft. Luhmann (1988) behauptet, dass sich das Bewusstsein anhand der
Kommunikation weiter entwickelt. Er beschreibt, dass es sich anhand der Kommunikation
auch sozialisiert (S. 900). Die Theorie geht sogar noch weiter und behauptet, dass
Kommunikation Bewusstsein gar diszipliniert (vgl. Uecker, 2013, S. 6). Kommunikationen
beanspruchen das Bewusstsein. Jedoch ist es das Bewusstsein, das sich anhand der
Kommunikation faszinieren und einnehmen lässt. Es passt sich Kommunikationen an und
nicht umgekehrt (vgl. Luhmann, 1988, S. 887). Fuchs (2003) fügt einen weiteren Grund der
möglichen Abhängigkeit des Bewusstseins von Kommunikation hinzu und ruft zuerst
nochmals in Erinnerung, dass Menschen nie Gedanken austauschen können, egal, wie nahe
sie sich sind. Er bezeichnet dies als Intransparenztheorem (S. 321-322). Deshalb ist das
Bewusstsein auf Kommunikation angewiesen. Fuchs (2013) benennt bei diesem Aspekt
einen elementaren Punkt, nämlich dass Kommunikationen nicht betreffbar sind. Anders
formuliert: Sie geben keine Emotionen wieder und bewerten ihren Inhalt nicht. Dies macht
nur das Bewusstsein mit seinen Gedanken11 anhand von Kommunikationen (S. 93). Somit
benötigt Bewusstsein Kommunikation, um Wertungen zu machen. Dies ist jedoch nicht die
Leistung oder die Funktion der Kommunikation.
11
Die wie eben beschrieben nicht austauschbar sind
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Zusammenfassend besagt die soziologische Theorie, dass den beiden Einheiten
Bewusstsein und Kommunikation ein gleicher Aufbau zugeschrieben wird. Beide beinhalten
eigens für sie verwendbare Operationen, welche sie nutzen, um weiter zu bestehen. Die
beiden Einheiten bestehen in einem zirkulären Abhängigkeitsverhältnis und bedienen sich
der reziproken Irritabilität, um die internen Operationen entstehen zu lassen. Die internen
Operationen und die weiteren Funktionen von Kommunikation werden im nächsten
Unterkapitel detaillierter beschrieben.
Das Ziel dieses Abschnittes ist das Belegen der korrelativen Abhängigkeit beider Einheiten.
Deshalb darf Kommunikation nicht ohne Bewusstsein betrachtet werden. Zusammenfassend
lässt sich erkennen, dass sich bis hierhin sowohl die schulisch üblichen Grundlagen als auch
die Kommunikationstheorie darüber einig sind, dass Kommunikation nicht ohne Bewusstsein
behandelt werden kann. Jedoch zeigt die soziologische Kommunikationstheorie, dass
Kommunikationen keine Wertungen machen, wie dies die schulischen Grundlagen
behaupten. Denn das ist eine Funktion des Bewusstseins. Es wird angenommen, dass in
diesem Punkt den gemachten Aussagen von Schulz von Thun und seiner Ansicht zu den
Funktionen von Kommunikation widersprochen wird. Deshalb werden im nächsten Kapitel
die Funktionen der Kommunikation untersucht. Für die Soziale Arbeit ist wichtig, dass dieses
Kapitel zeigt, dass auch Kommunikationen eine existenzielle Umwelt für das Bewusstsein
der Klientel sind. Deshalb erscheint es auch umso wichtiger, dass Sozialarbeitende ein
spezifisches Wissen über Kommunikation besitzen, um professionell arbeiten zu können.
2.3
Funktionen der Kommunikation
Schulz von Thun (2011) benennt das Übermitteln einer Nachricht mit vielen Botschaften als
Funktion der Kommunikation (S. 36). Die Nachricht wird vom Sender entweder explizit oder
implizit mit Wertungen und Emotionen aufgeladen und in mindestens drei der vier Seiten
einer Nachricht wiedergegeben12 (vgl. Schulz von Thun, 2011, S. 36-38). Weber (2005)
spricht ebenso das Übermitteln von Nachrichten an, die mit entschiedenen Wertungen
vorbelasteten sind, gerichtet an einen oder an mehrere Empfänger, als Funktion von
Kommunikation (S. 8-10). Widulle (2012) erkennt zwei Dimensionen in der Funktion von
Kommunikation: die der Interessenrealisierung und die der Verständigung (S. 28).
Hervorgehoben wird in dieser Arbeit die Dimension der Interessenrealisierung, in welcher
beschrieben wird, dass Menschen andere Menschen über Kommunikation zum eigenen
Vorteil beeinflussen. Sie leiten sozusagen über Kommunikation ihre Mitmenschen zum
Handeln im eigenen Sinne an (vgl. Widulle, 2012, S. 23-26).
12
Es sind die vier Seiten Sachinhalt, Appell, Beziehung und Selbstoffenbarung der Nachricht gemeint.
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die Soziale Arbeit
Die soziologische Kommunikationstheorie zeigt einen differenteren Blick auf die Funktionen
der Kommunikation. Wie bereits im Unterkapitel 2.2. beschrieben, sind es die internen
Operationen der Kommunikation, also die Kommunikationen, welche diese Einheit weiter
erhalten. Somit ist eine Funktion der Kommunikation, sich selber zu erhalten
beziehungsweise sich durch sich selbst auszudehnen (vgl. Luhmann, 1988, S. 899). Diese
Funktion wurde im vorangegangenen Kapitel anhand des Begriffs der Autopoiesis bereits
ausreichend beschrieben. Daher erscheint sie logisch und unausweichlich, sodass keine
weiteren Belege für diese Funktion aufgeführt werden.
Weiter wurde bereits beschrieben, dass Kommunikation benötigt wird, um das
Intransparenztheorem zu überwinden und die Idee reeller erscheinen zu lassen, und dass
verschiedene Bewusstseinsarten Übereinstimmung erlangen (vgl. Luhmann, 1988, S. 898).
Die Intransparenz der Gedanken soll mittels Kommunikation unterschiedlich rekonstruiert
werden (vgl. Fuchs, 1993, S. 211-210). Fuchs (2002) setzt dabei wieder an dem Punkt an,
dass ein Bewusstsein Gedanken besitzt, welche durch den Körper anhand von Zeichen an
das Aussen des Bewusstseins getragen werden oder eben an die Kommunikation. Diese hat
die Funktion zu kommunizieren. Das heisst, die Zeichen zu ordnen und so für ein
Bewusstsein sinnvoll erscheinen zu lassen. Er ergänzt, dass Kommunikation als ein
Transformator fungiert, der vom Bewusstsein unterhalten wird, um wiederum Bewusstsein zu
unterhalten (S. 159-160). Kommunikation versucht anhand eigener Operationen, die
Operationen des Bewusstseins wieder herzustellen in einer für ein anderes Bewusstsein
wahrzunehmenden Einheit (vgl. Fuchs, 1993, S. 201-202). Das Formulierte nochmals anders
beschrieben, heisst, dass Kommunikation dem Bewusstsein als Versuchseinheit zur
Anteilnahme an den möglichen Gedanken anderer Bewusstseinsarten dient. Dies macht
Kommunikation, indem es die nicht austauschbaren Gedanken von Bewusstsein zu
Bewusstsein über Zeichen in Kommunikationen umwandelt, die wiederum sinnvoll und in
Form von Zeichen erkennbar für das Bewusstsein erscheinen. So beschrieben, ist es eine
Funktion von Kommunikation, das Intransparenztheorem anhand ihrer Operationen zu
überwinden.
Die Operation Kommunikation zeigt aufgeschlüsselt, dass diese entlang der Theorie die
Funktion des Zusammenschlusses von Mitteilung und Information enthält. Die Mitteilung
beschreibt unterschiedliche Verhaltensmöglichkeiten, während die Information stets
Sachverhalte beschreibt (vgl. Luhmann 1988, S. 898). Uecker (2013) beschreibt einen
erweiterten Blick auf die operative Einheit Kommunikation, indem er sie als eine Verbindung
von Information, Mitteilung und Verstehen zusammensetzt (S. 4). Fuchs (2003) beschreibt
die Verbindung der drei Selektionen ebenso als die Wahl einer Information, die Wahl eines
Verhaltens, das diese Information publik macht und schliesslich die Wahl eines aus der
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Differenz von Information und Mitteilung ermittelten Anschlussverhaltens, genannt:
„Verstehen“ (S. 323). Daraus wird geschlossen, dass die Operation Kommunikation in die
drei Selektionen Mitteilung, Information und Verstehen aufgeteilt wird. Anhand der letzten
Selektion, des „Verstehens“, wird die nötige Anschlussfähigkeit gewährleistet, um weitere
Kommunikation folgen zu lassen (vgl. Fuchs, 2013, S. 95-96). Umformuliert ist es das
„Verstehen“ des Gegenübers, welches dem zuerst Sprechenden zu erkennen gibt, was für
einen Sinngehalt das Gesagte für sein Gegenüber überhaupt gehabt hat. Anhand dieser
Belege zeigen sich die Zusammensetzung der Operation Kommunikation und die daraus
entstehende Möglichkeit der Anteilnahme daran. Folglich bietet Kommunikation die Funktion
der Anschlussmöglichkeit (vgl. Luhmann, 1988, S. 888). Entlang der Theorie beschrieben,
suchen Operationen von Kommunikation weitere ihnen gleiche Operationen und deren
Anschlussmöglichkeit. Dies tun sie, um anzuschliessen und selber weitere Anschlüsse zu
produzieren, welche für anschliessende Operationen bereit stehen (vgl. Fuchs, 1993, S.
214). Uecker (2013) erinnert, dass Kommunikation nur Kommunikation ist, wenn eine
folgende an sie anschliesst. Dies tut sie immer in sinnfreiem Zustand, um anschlussfähig zu
bleiben. Sinn wird immer der Leistung des Bewusstseins zugeschrieben (S. 4-5). Daraus
wird bestätigt, dass, Anschlussmöglichkeiten zu erschaffen, eine Funktion von
Kommunikation ist.
Abschliessend ist anhand dieses Unterkapitels festzuhalten, dass Kommunikation in der
soziologischen Kommunikationstheorie die Funktion der Selbsterhaltung, der Überwindung
des Intransparenztheorems, der Synergie von Mitteilung, Information und Verstehen sowie
des Erhalts der Anschlussmöglichkeit für weitere Kommunikation anbietet. Weiter erschliesst
sich, dass Kommunikation als Versuchseinheit für Anteilnahme zwischen verschiedenen
Bewusstseinsarten verstanden wird. Dies ist die wichtigste Erkenntnis und Funktion dieser
Arbeit.
Die soziologische Kommunikationstheorie kritisiert somit gemachte Aussagen von Weber,
Schulz von Thun und Widulle. Kommunikation ist dementsprechend nicht beladen mit
bestimmten Wertungen, wie dies Weber und Schulz von Thun behaupten. Dies ist nicht ihre
Funktion. Dem Geschriebenen wird entnommen, dass es die Funktion des Bewusstseins
eines Menschen ist, welche Wertungen macht bei möglichen anhand der Kommunikation
transformierten Gedanken des anderen Menschen. Auch beschreibt die Theorie, dass
Menschen anderen Menschen nicht Sinn aufdrängen und diese zu eigenvorteiligem Handeln
bewegen können, so, wie dies Widulle beschrieb. Dies, weil erst das Verstehen des
Gegenübers zu erkennen gibt, was eigentlich gesagt wurde. Sozialarbeitende können also
beispielsweise in einem Gespräch ihre Klientel nicht zu Handlungen in eigenem Interesse
bewegen. Diese Entscheidung fällt immer nur die Klientel. Dieser Aussage wird im nächsten
22/54
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Kapitel nochmals nachgegangen. Genauso sind Sozialarbeitende entlang der
Kommunikationstheorie entlastet von dem Faktum, dass ihre Aussagen immerzu beladen
sind mit explizit oder implizit gemachten Wertungen oder Emotionen.
2.4
Kommunikation und Zeit
Der Begriff der Zeitlichkeit, so darf angenommen werden, ist für ein Bewusstsein und den
dahinter stehenden Menschen kein Fremdes. Es findet bei der Geburt seinen Anfang und
sein vorherbestimmbares Ende mit dem Tod des Menschen. Die Antwort auf die Frage, ob
denn Kommunikation genauso geschieht und vorherzubestimmen ist, strukturiert die Einheit
Kommunikation nochmals zusätzlich. Die zeitliche Rahmung von Kommunikation wird hierbei
unterschiedlich beschrieben und zwischen den schulisch üblichen Grundlagen und der
soziologischen Kommunikationstheorie verwendet.
Weber (2005) verwendet in seinem Praxisanleitungskonzept zur Gesprächsführung die
Transaktionsanalyse als wichtigsten Baustein für die Ausführung seines vorgestellten
Konzepts. Diese Transaktionsanalyse bedient sich psychologischer Konzepte, welche
behaupten, menschliches Verhalten vorherzusehen und somit zukünftige sowie folgende
Kommunikationen zu bestimmen zu können (S. 22-24). Schulz von Thun (2011) bietet die
eben angesprochene Kommunikationspsychologie an, welche besonders bei den
Beeinflussungsmethoden besagt, dass Menschen zu vorbestimmten Handlungen, an zeitlich
vorbestimmten Punkten, bewegt werden können (S. 280-284). Widulle (2012) bedient sich in
seinem vorgestellten Konzept der Gesprächsführung einer Phaseneinteilung des Gesprächs.
Er stellt verschiedene Gesprächsphasen vor, welche idealtypischerweise auch durchlaufen
werden und somit einen Gesprächsprozess planbar machen in seinem Verlauf sowie in
seinem Anfang und Ende. Hierbei sensibilisiert er, dass die Phasen in ungeordneter
Reihenfolge erscheinen können, aber die Phasenbezeichnung und deren Inhalt festgelegt
sind (S. 73-78). Zusammengefasst beschreiben uns die schulisch üblichen Grundlagen, dass
Kommunikation planbar und zeitlich bestimmbar ist. Somit scheint es für Sozialarbeitende
wichtig, dass nach einem methodischen Plan gearbeitet wird, der vorbestimmbar ist.
Wie bereits in der soziologischen Kommunikationstheorie festgestellt, reproduziert
Kommunikation sich selbst anhand von Kommunikationen, welche die einzig verwendbaren
Operationen sind, mit denen sich Kommunikation selbst erhalten kann. Zeitlich verstanden,
kann deshalb Kommunikation nur so lange fortgesetzt werden, wie dies eben der Fall ist (vgl.
Luhmann, 1988, S. 887). Zeit ist ein beweglicher Begriff, der im Zusammenhang mit
Kommunikation in der Soziologie festgehalten werden muss. Operationen von
Kommunikation existieren, solange weitere Operationen an diese anschliessen (vgl. Fuchs,
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
2013, S. 96). Beispielsweise kann der startende Flirtversuch einer Dame bei einem Herrn nur
dann als solcher erkannt werden, wenn er vom Herrn so verstanden und mit einer Reaktion
als eben solcher behandelt wird. Dabei darf die Reaktion nur als Reaktion verstanden
werden, wenn diese von der Dame als solche verstanden wird. Dieses Spiel kann endlos
weitergehen oder endet eben dann, wenn es endet (vgl. Fuchs, 1993, S. 202-203). Da
Kommunikationen in sich geschlossene und durch sich selbst erhaltende Einheiten sind, sind
sie unendlich zirkuläre Einheiten (vgl. Fuchs, 1993, S. 206-207). Der Versuch, das zeitliche
Verhältnis nochmals aus anderer Sicht zu definieren, hiesse, dass Zeit in zwei Kategorien zu
unterscheiden ist: in die Naturzeit und die Sinnzeit. Die Naturzeit, welche beschreibt, wie
lange ein Menschenkörper funktionstüchtig ist oder wie lange eine Blume benötigt, um zu
blühen, verliert hierbei an Bedeutung für die Kommunikation. Sie hält sich an die Sinnzeit,
welche beschreibt, dass die letzte Kommunikation nur eine existierende Kommunikation ist,
wenn diese anhand von existierender Kommunikation als solche beschrieben wird, welche
nur existiert, wenn diese mittels existierender Kommunikation beschrieben wird13. Diese
Zeitform ist stets auf die Vergangenheit bezogen und kann nur beschreiben, was bereits
passiert ist (vgl. Fuchs, 2003, S. 323-325). Der Effekt aus diesem Abschnitt ist, dass
Kommunikationen keinen feststellbaren Anfang und kein feststellbares Ende haben. Sie
haben keine zählbare Anzahl Einheiten, die zukünftig bestimmbar sind (vgl. Fuchs, 2003, S.
329). Aus diesem Grund benennt die soziologische Systemtheorie jegliche anschliessende
Kommunikation an eine Kommunikation als kontingent, beziehungsweise als so variativ,
dass sie nicht vorherbestimmbar ist. Auf diese Weise sensibilisiert die Theorie, dass alles
Folgende, ob Gesprochenes oder Handelndes, immer auch hätte anders kommen können
(vgl. Uecker / Krebs, 2005, S. 44-45). Deshalb wird angenommen, dass es einem Menschen
nicht möglich ist vorauszudenken, ob das zuletzt Gesagte auch so verstanden wurde, wie er
sich das gedacht hatte, und ob es zu einer entsprechenden Handlung kommt.
Die soziologische Kommunikationstheorie setzt demnach in Bezug auf den zeitlichen Aspekt
klare Kritik an den schulisch üblichen Grundlagen. Sie besagt, dass es eben nicht möglich
ist, Zukünftiges kommunikativ vorherzubestimmen. Dabei wird es auch nicht möglich sein,
Kommunikation oder deren Gespräche bezüglich Anfang und Ende anhand einer
Phaseneinteilung zu bestimmen. Bedeutsam für die Soziale Arbeit ist bei dieser Erkenntnis,
dass es möglicherweise nicht Aufgabe der Sozialarbeitenden ist, die Klientel anhand
planbarer Kommunikation oder Gesprächsmethoden an vorbestimmte Ziele zu führen,
sondern dass die Aufgabe der Sozialen Arbeit anderswo angesiedelt ist. Dazu folgt später
mehr.
13
An diesem Punkt wird an die Abbildung (1) erinnert und an den Versuch, dieses Phänomen der
Autopoiesis zu imaginieren.
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2.5
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Kommunikation und Gesellschaft
Innerhalb der schulisch üblichen Grundlagen wird weder bei Weber (2005), Schulz von Thun
(2011) noch Widulle (2012) spezifisch auf den Begriff der Gesellschaft und seine Bedeutung
für die Kommunikation eingegangen. Ihre Konzepte lassen vermuten, dass die Bedeutung
der Gesellschaft für die Kommunikation nicht erwähnenswert ist und nicht nützlich erscheint.
Lediglich Widulle (2012) nähert sich einem Begriff, dem nämlich, der einer Gesellschaftsform
am nächsten kommt: die Organisation. Dabei bezeichnet er Organisationen als
Zusammenzug verschiedener Menschen, die dann innerhalb oder zwischen diesen
Organisationen anhand von Kommunikation in einen Austausch geraten. Dabei sieht er das
professionelle Führen der Kommunikation als Aufgabe der Sozialarbeitenden, welches sich
anhand seines vorgestellten Konzepts anleiten lässt (S. 173). Zusammenfassend zeigen die
schulisch üblichen Grundlagen einen schwachen Bezug von Kommunikation zum Begriff der
Gesellschaft und dennoch wird beschrieben, wie wichtig es für Sozialarbeitende ist, sich
spezifisch in der Kommunikation auszukennen. Eine mögliche Gesellschaftsform wird hierbei
als Organisation benannt, welche man als Zusammenzug von Menschen beschreibt.
Kommunikation nimmt innerhalb der soziologischen Kommunikationstheorie ein erweitertes
Grössenverständnis ein, wenn sie mit dem Begriff der Gesellschaft in Verbindung gebracht
wird. Dies geschieht anhand von Luhmanns Aussage, dass die Gesellschaft selbst eine
Einheit von Kommunikation ist (vgl. Luhmann, 1988, S. 895). Innerhalb der erarbeiteten
soziologischen Kommunikationstheorie wird Gesellschaft nicht als die Gesamtheit der
Verhältnisse zwischen Menschen verstanden oder als Gesamtheit der Menschen per se. Die
Gesellschaft besteht ausschliesslich aus Kommunikation, sie ist Kommunikation (vgl. Fuchs,
o. J.). Der Gesellschaftsbegriff, verstanden als Kommunikation, bedeutet wiederum, dass die
Gesellschaft sich durch sich selbst reproduziert. Sie ist die Gesellschaft der Gesellschaft
(vgl. Fuchs, 2003, S. 329). Dabei gilt die Gesellschaft als funktional differenziert, was
bedeutet, dass es verschiedene Ebenen der Anschlussmöglichkeiten an Teile der
Gesellschaft gibt (vgl. Fuchs, 1993, S. 203). Als differenzierte Funktionen der Gesellschaft
werden beispielsweise Wirtschaft, Recht und Politik14 beschrieben, welche weiter nichts als
Kommunikationen mit unterschiedlichen Anschlussmöglichkeiten sind (vgl. Fuchs, 2002, S.
151). Es wird dem bisher Beschriebenen entnommen, dass Kommunikation dem Begriff der
Gesellschaft gleichzusetzten ist oder, umformuliert, dass die Gesellschaft als
Kommunikationseinheit mit funktional differenzierten Operationen verstanden wird. Aufgrund
dieser Beschreibung und der in früheren Kapiteln ermittelten Zusammenhänge heisst das,
dass kein Mensch15 innerhalb der Gesellschaft aufzufinden ist. Die Gesellschaft ist demnach
14
15
Die Aufzählung ist nicht abschliessend.
Oder eben auch kein Bewusstsein.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
bewusstseinsleer oder eben menschenfrei. Sie benötigt Menschen und deren Bewusstsein
um sich. Aber diese Menschen eben sind nicht innerhalb der Gesellschaft (vgl. Fuchs, 2003,
S. 322). Die soziologische Kommunikationstheorie bemüht sich demnach um die Wichtigkeit
des Zusammenhangs zwischen Kommunikation und Gesellschaft und macht dies entgegen
den schulisch üblichen Grundlagen. Wie beschrieben, sieht sie die Gesellschaft als
Kommunikation an, welche differenzierte Funktionen beinhaltet. Somit ist die Aufgabe der
Sozialarbeitenden kommunikationstheoretisch nicht innerhalb einer Gesellschaft (-sform)
anzusiedeln, wie beispielsweise innerhalb einer Organisation, weil Menschen nicht innerhalb
der Gesellschaft respektive von Kommunikation anzutreffen sind.
Auch innerhalb dieses Unterkapitels und der anderen Unterkapitel der Kommunikation
werden die schulisch üblichen Grundlagen anhand der soziologischen
Kommunikationstheorie kritisiert. Die Konsequenz daraus ist, dass es für die Soziale Arbeit
aus kommunikationstheoretischer Sicht nach anderen Wirkungsformen verlangt, als diese in
den schulisch üblichen Grundlagen vorgestellt wurden. Bevor diese im nächsten Kapitel
weiter erläutert werden, wird das Kapitel der Kommunikation und deren soziologischer
Definitionsvorschlag kurz zusammengefasst und ein Resümee aus dem Vergleich von
schulisch üblichen Grundlagen und der soziologischen Kommunikationstheorie gezogen.
Als, soziologisch betrachtet, wichtiger Gewinn aus dem Gesamtkapitel „Kommunikation“
ergibt sich für diese Arbeit, dass Bewusstsein und Kommunikation sich selbst erhaltende, in
Abhängigkeit stehende Einheiten sind. Kommunikation wird dabei verstanden als die
beobachtungstechnische Rekonstruktion der Geschlossenheit des Bewusstseins von
Menschen. Die Kommunikation bietet Anschlussmöglichkeiten, mit denen Menschen die
Teilhabe an anderen Menschen ermöglicht wird. Dennoch besagt die Theorie, dass
Menschen nicht kommunizieren können. Lediglich die Kommunikation über Zeichen irritieren.
Keine existierende Kommunikation bedeutet auch keine Gesellschaft und keine ihrer
funktional differenzierten Kommunikationen. Die Konsequenz daraus ist, dass Menschen
Anteilnahme an Kommunikation benötigen, um an anderen Menschen teilzuhaben, und dass
Kommunikationen Menschen benötigen, um sich beziehungsweise die Gesellschaft und
deren differenzierte Funktionseinheiten entstehen zu lassen.
Zusammengefasst besagt die soziologische Kommunikationstheorie genauso wie die
schulisch üblichen Theorien, dass Kommunikation ein zentrales Element der Sozialen Arbeit
ist. Entgegen den schulisch üblichen Grundlagen beschreibt die Soziologie, dass auch
Sozialarbeitende nicht befähigt sind zu kommunizieren. Sie können auch nicht ihrem Klientel
anhand von Gesprächsführungsmethoden oder Kommunikationskonzepten die eigenen
Gedanken oder Wertungen in deren Bewusstsein transferieren. Dies deshalb, weil
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Kommunikationen nicht mit Gedanken oder Wertungen beladen sind. Das ist nicht ihre
Funktion. Genauso wenig wie Kommunikation einem Bewusstsein einen fremden Sinn und
Handlungen aufdrängen kann. Denn das Erfassen von Sinn und das Ausführen von
Handlungen ist immer eine Entscheidung des Bewusstseins und somit der Klientel der
Sozialarbeitenden. Dies ist auch damit begründet worden, dass der zeitliche Aspekt in der
soziologischen Kommunikationstheorie ein anderer ist als in den schulisch üblichen
Grundlagen. Hier existiert die Sinnzeit, die immer nur Vergangenes in der Kommunikation
festhält und bei der Zukünftiges kontingent ist. Zudem zeigt die soziologische Theorie auf,
dass die Gesellschaft nur Kommunikation ist und die Sozialarbeitenden
kommunikationstheoretisch demnach nicht innerhalb der menschenfreien Gesellschaft
existieren.
Das Resultat für die Sozialarbeitenden ist, wie bereits angedeutet, dass die schulisch
üblichen Grundlagen auf der Basis der soziologischen Kommunikationstheorie schwierig
auszuüben oder anzuerkennen sind. Deshalb folgen nun die Konsequenzen für die Soziale
Arbeit, wenn diese soziologisch angegangen wird.
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3.
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Die Konsequenzen für die Soziale Arbeit
Nachdem der Begriff Kommunikation aus systemtheoretischer Sicht beschrieben wurde,
werden mit dieser systemtheoretischen Form von Kommunikation die Auswirkungen auf das
Verstehen der Sozialen Arbeit ausformuliert. Als Einstieg wird die allgemein geltende
Definition von Sozialer Arbeit nach der International Federation of Social Workers aufgezeigt.
So wird eine grundlegende und allgemein anerkannte Definition von Sozialer Arbeit
beschrieben, welche anschliessend mit dem soziologischen Verständnis für Soziale Arbeit
verglichen und weiter präzisiert wird.
Die International Federation of Social Workers [IFSW] (2000) beschreibt die Soziale Arbeit
wie folgt: „Die Profession Soziale Arbeit fördert den sozialen Wandel, die Problemlösungen
in menschlichen Beziehungen sowie die Ermächtigung und Befreiung von Menschen, um ihr
Wohlbefinden zu heben. Unter Nutzung von Theorien menschlichen Verhaltens und sozialer
Systeme vermittelt Soziale Arbeit am Punkt, wo Menschen und ihre sozialen Umfelder
aufeinander einwirken. Dabei sind die Prinzipien der Menschenrechte und sozialer
Gerechtigkeit für die Soziale Arbeit fundamental“ (S. 1). Zudem betrachtet die IFSW keine
Definition der Sozialen Arbeit als vollständig und sie bietet somit eine allgemeine Grundlage
für weitere spezifizierte Definitionen der Sozialen Arbeit an (International Federation of Social
Workers [IFSW], 2000, S. 1). Entlang dieser grundlegenden Definition wird die
systemtheoretische Ansicht mit ihrem Verständnis von Kommunikation ansetzen.
Kleve (2004) überträgt die Aufgabe der Sozialen Arbeit der kommunikativen Vermittlung (S.
163) und setzt dabei an der geschriebenen Aussage der IFSW an in Bezug auf den Auftrag
der Sozialen Arbeit im „Vermitteln“. Dies geschieht, so Kleve, im Spannungsfeld der Klientel
beziehungsweise der Gruppen der Klientel und der unterschiedlichen Systeme des Staates,
wie beispielsweise im Gesundheits- oder Sozialwesen. Er beschreibt, dass Sozialarbeitende
aufgrund der differenten Bezugspersonen, gleichgültig ob aus Kreisen der Klientel oder der
Systemkreise, auf differente Kommunikationsanwendungen treffen und deshalb selber
Kommunikationsexperten sein müssen (vgl. Merten / Scherr, 2004, S. 163-164). Bereits
anhand dieser Aussage muss einmal mehr davon ausgegangen werden, dass
Sozialarbeitende eine klare Vorstellung vom Begriff Kommunikation benötigen, um in ihrem
Beruf Fuss fassen zu können, und dass Kommunikation ein zentrales Element der Sozialen
Arbeit ist.
Scherr (2004) beschreibt die Soziale Arbeit, allgemein verstanden, als organisierte Hilfe für
die vielfältige Hilfsbedürftigkeit von Personen. Er schränkt diese Aussage ein, indem er die
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Soziale Arbeit als Ergänzung zu den Angeboten der sozialen Sicherungseinheiten16, die
spezialisierte Hilfe anbieten, und zu den Angeboten der gewöhnlichen gegenseitigen Hilfen
kennzeichnet (S. 57). Scherr (2004) zeigt weiter auf, dass dieses ergänzende Angebot der
Sozialen Arbeit ins Spannungsfeld von Klientel und vorgegebenen Lebensbedingungen der
Gesellschaft gehört (S. 58). Zusammenfassend wird die Soziale Arbeit als eine vermittelnde
Hilfestellung für eine individuell handelnde Klientel innerhalb der herrschenden
Gesellschaftsstrukturen beschrieben. Soziologisch umformuliert, hiesse das, dass die
Soziale Arbeit vermittelt zwischen gesellschaftlichen Kommunikationen und dem
individuellen Menschen.
Fuchs (2005) hakt bei diesem Punkt ein, indem er das Wort „Sozial“, welches der Begriff der
Sozialarbeit mit sich bringt, im Kontext der Sozialen Arbeit umwandelt und als
„Kommunikation“ beschreibt. Das Resultat ist „Kommunikationsarbeit“. Deshalb ist Fuchs der
Meinung, dass die soziologische Kommunikationstheorie die Eigenschaft hat, die allgemeine
Definition von Sozialarbeit etwas genauer und komplexer zu beschreiben (S. 7). Scherr
(2004) gewichtet die hier behandelte Kommunikationstheorie, weil sie beschreibt, dass die
Individualität von Personen anhand der Gesellschaft begrenzt, aber auch durch die
Gesellschaft erst ermöglicht wird. Er rechnet dieser Theorie, einer kritischen Theorie, welche,
so Scherr, die Individualität immer mehr durch die Gesellschaft eingeschränkt sieht, einen
höheren Nutzen in der modernen Gesellschaft an. Dies begründet er anhand der funktional
differenzierten Gesellschaft, wie sie in der Moderne beschrieben wird17 (S. 59-60). Hier wird
auf die multiplen Anschlussmöglichkeiten bei einer funktional differenzierten Gesellschaft
angespielt, welche aufgrund ihrer Vielzahl letztlich vielen unterschiedlichen individuellen
Menschen Zugang ermöglicht.
Scherr (2005) sieht einen weiteren Gewinn der kommunikationstheoretischen Betrachtung
der Sozialen Arbeit darin, dass sie die Soziale Arbeit nicht mehr als Hilfe von Mensch zu
Mensch versteht, sondern als komplexe Reflexion, die das Umfeld der Sozialen Arbeit ins
Zentrum stellt (S. 18). Zugleich grenzt er anhand dieser Aussage die Funktion dieser Theorie
auf einen rein theoretischen Bereich ein. Fuchs (2005) schliesst sich dem an und bekennt
die hier beschriebene Kommunikationstheorie nicht als eine Anleitung zum Handeln in der
Sozialen Arbeit. Er beschreibt sie vielmehr als ein theoretisch verwendbares, moralfreies
Professionsbild der Sozialen Arbeit und der adressierbaren Sozialarbeitenden (S. 13). Dies
im Gegensatz zu den Gesprächsführungskonzepten nach Widulle oder zur
Kommunikationspsychologie nach Schulz von Thun oder Weber, welche zum Handeln
anleiten wollen.
16
17
Rechtsanwälte, Ärzte und weitere.
Vgl. dazu Kapitel 2.5.
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die Soziale Arbeit
Zusammenfassend bedeutet dies, dass die soziologische Kommunikationstheorie im Stande
ist, die Soziale Arbeit aus einer der Moderne angepassten Sicht zu beschreiben. Sie dient
der Sozialen Arbeit als theoretische Reflexion und nicht als praktische
Anwendungsanleitung. Ausserdem wird aufgrund der Übersetzung von „Sozialarbeit“ in
„Kommunikationsarbeit“ geschlossen, dass einerseits Kommunikation möglicherweise das
zentrale Element der Sozialen Arbeit ist und andererseits die soziologische
Kommunikationstheorie die Soziale Arbeit und ihre Aufgaben konkret zu beschreiben
vermag, was zur nächsten Frage führt: Wie beschreibt sie die Soziale Arbeit letztlich?
Die Soziale Arbeit ist, aus kommunikationstheoretischer Sicht beschrieben, eine weitere
gesellschaftliche Funktionseinheit mit der Aufgabe, Gelegenheiten für Inklusion zu
ermöglichen (vgl. Uecker / Krebs, 2005, S. 13-14), beziehungsweise, mit dem kleinsten
Nenner benannt, eine weitere Kommunikation18. Fuchs beschreibt weiter, dass die Soziale
Arbeit diejenige gesellschaftliche Funktionseinheit ist, welche jene sozialen Adressen resp.
Menschen für relevant erklärt, die an anderen Funktionseinheiten ihre Relevanz verloren
haben (vgl. Uecker / Krebs, 2005, S. 14). Dabei ist eine Parallele zur allgemeinen
Beschreibung der Sozialen Arbeit und ihrer ergänzenden Funktion zu den Angeboten der
sozialen Sicherungseinheiten zu erkennen, wie dies bereits weiter oben beschrieben wurde.
Uecker (2013) beschreibt die Soziale Arbeit als übersetzende Kommunikation, die
Bedürftigkeit wahrnimmt, diese in behandelbare Fälle und Ansprüche umwandelt und in
Leistungen umsetzt (S. 3). Hünersdorf (2004) fasst das eben Erwähnte zusammen und
benennt die Soziale Arbeit als prüfend betrachtende, sich durch sich selbst erhaltende
Kommunikation beziehungsweise als autopoietische Reflexion leistende Funktionseinheit (S.
46-47). Die Soziale Arbeit hat demnach die Aufgabe, Menschen, die für Kommunikationen
uninteressant wurden, durch Kommunikation wieder interessant zu machen. Dabei wird das
Interessantwerden für Kommunikationen als Inklusion verstanden und die Aufgabe der
Sozialarbeitenden wird mit dem Begriff „Inklusion“ tangiert. Doch wie kann die Soziale Arbeit
Menschen in Kommunikationen inkludieren, ohne gegen die Regeln der soziologischen
Kommunikationstheorie zu verstossen? Dazu benötigt man den Begriff Inklusion und dessen
umfassende Beschreibung.
3.1
Inklusion und Exklusion
In den folgenden Unterkapiteln werden die Wichtigkeit und die umfassende Beschreibung
des Begriffspaars Inklusion / Exklusion für die Verbindung zwischen Mensch und
Kommunikation theoretisch aufgearbeitet. Dies als Vorbereitung, um mit dem am Ende neu
18
So gesehen, eine logische Folgerung aus der dargestellten soziologischen Kommunikationstheorie.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
ermittelten Wissen über diese Begriffe die Aufgaben der Sozialen Arbeit zu beschreiben.
Dabei werden verschiedene Begriffe tangiert, welche ebenso nach einer ausführlichen
theoretischen Beschreibung verlangen und auch dementsprechend ausgeführt werden.
Wird dem Wortstamm der Begriffe Inklusion sowie Exklusion nachgegangen, wird
herausgefunden, dass auch diese Begriffe aus dem Lateinischen stammen. Inklusion wird im
Allgemeinen mit dem Synonym „Einschluss“ übersetzt (vgl. Lexikon online für Psychologie
und Pädagogik, 2009). Exklusion wird als „Ausschliessung“ verstanden (vgl.
Bibliographisches Institut GmbH, 2013). So betrachtet ist Inklusion dann immer der
Einschluss von etwas in etwas und Exklusion der Ausschluss von etwas aus etwas. Diese
Beschreibung genügt für den Kontext der Sozialen Arbeit nicht. Deshalb ist es zwingend,
diesen Ansatz der allgemeinen Definition weiter auszuführen (vgl. Fuchs, 2013, S. 93).
Es ist festzuhalten, dass Inklusion und Exklusion immer miteinander in Erscheinung treten
(vgl. Fuchs, 2011, S. 242). Wenn also Inklusion an einer Stelle stattfindet, dann wird an einer
anderen Stelle Exklusion vollzogen (vgl. Mass, 2012, S. 73). Historisch zu berichten gilt es,
dass in den soziologischen Theorien die Begriffe ihre Wichtigkeit und ihre Unterscheidung
erst in den letzten dreissig bis vierzig Jahren erhielten (vgl. Stichweh, 2013, S. 4). Stichweh
(2014) nennt als Grund eine schlecht beschriebene Problemstelle in der Soziologie, die bis
anhin durch den Begriff der „Integration“ zu decken versucht wurde (S. 4). Diese Aussage
wird von Kleve geteilt und Integration / Desintegration als klassisches Begriffspaar der
Sozialen Arbeit bezeichnet (vgl. Merten / Scherr, 2004, S. 164). Fuchs (2013) erklärt die
aufkommende Bedeutung von Inklusion und Exklusion aufgrund der Veränderung des
Ordnungsprinzips der Gesellschaft vom Schichten-Verhältnis aus dem monarchischen
Mittelalter zur funktionalen Differenzierung in der Moderne (S. 94). Mittels der Erwähnung
der funktionalen Differenzierung zeigt Fuchs eine erste Verbindung von Inklusion / Exklusion
und der im vorangegangen Kapitel beschriebenen Aufgabe der Sozialen Arbeit.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Integration vor Inklusion in der Soziologie
verwendet wurde. Deshalb wird zu Beginn Integration definiert und als Kontrast für Inklusion
und Exklusion verwendet.
3.2
Der Vergleich Integration und Inklusion
Die hier behandelten Begriffe werden fälschlicherweise oft der Integration nahe gelegt oder
sogar damit beschrieben (vgl. Shenavari, 2014). Doch mit Integration ist eine Anpassung
differenter Seiten gemeint, nämlich die eine Seite, die versucht, sich anzupassen, um in die
andere Seite aufgenommen zu werden oder die andere Seite, die sich anpasst, um die eine
Seite aufzunehmen (vgl. Stichweh, 2013, S. 4). Oder im Gesellschaftskontext formuliert,
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
bedeutet Integration, dass versucht wird einen Menschen in seiner Eigenheit, an das
vorherrschende und zugleich annehmende Gesellschaftsbild anzupassen, indem auch
innerhalb der Gesellschaft ein spezifischer Raum geschaffen wird, der für den
Anpassungsprozess vorgesehen ist (vgl. Shenavari, 2014, S. 2). Daraus wird geschlossen,
dass bei der Integration der Fokus auf der korrelativen Anpassung beruht, mit dem Resultat
des schliesslich angepassten Einzelnen an das Vorherrschende und auch das sich an das
Einzelne angepasste Gesamte.
Bei diesem Modell der Integration wird das Individuum als ganzheitlich und die Gesellschaft
wird immer als einheitliches Gebilde verstanden (vgl. Meier Kressig, 2005, S. 50). Folglich
handelt es sich bei diesem Integrationsmodell um korrelative Anpassung von etwas
Ganzheitlichem an etwas Einheitliches. Somit ist differenztheoretisch aufgezeigt, worum es
sich bei Inklusion und Exklusion eben nicht handelt. Es ist sogar so, dass dem
Integrationsprozess Inklusion vorauszusetzen ist (vgl. Stichweh, 2013, S. 4). Aus diesem
Grund wird die Beschreibung von Inklusion und Exklusion im soziologischen Kontext
zwingend. Wenn demnach Inklusion und Exklusion nichts mit gegenseitiger Anpassung zu
tun haben und dennoch im Allgemeinen ein Einschluss- beziehungsweise ein
Ausschlussverfahren bedeutet, lässt sich fragen, wie dies zu verstehen ist.
Die soziale Inklusion wird als barrierefreier Begriff verwendet, der den Einschluss von
jedermann in die Gesellschaft bedeutet (vgl. Lexikon online für Psychologie und Pädagogik,
2009). Balz et al. (2012) beschreiben Soziale Inklusion im Spannungsfeld von sozialen
Interessen, sozialer Integration, Partizipation und Gleichstellung sowie Gerechtigkeit. Der
Begriff steht und verlangt nach Anteilnahme aller Personen an der Gemeinschaft (S. 2).
Exklusion beschreibt hingegen den Zustand der Nicht-Zugehörigkeit und wird, ohne eine
wertende Ausgrenzung zu vollziehen, als das Nicht-Anteilnehmen an der Gesellschaft
verstanden (vgl. Kuhlmann, 2012, S. 42).
Der wichtigste Punkt ist, dass aus diesem Kapitel das Begriffspaar Inklusion und Exklusion
als ein Anteilnehmen an etwas und das Nicht-Anteilnehmen an etwas zu verstehen ist und
diese beiden Begriffe immer gemeinsam in Erscheinung treten. Inklusion leistet zudem die
Vorarbeit, bevor es überhaupt zur Integration kommen kann, und nimmt somit einen
wichtigen Platz in der Soziologie ein. Dementsprechend wichtig erscheint das Begriffspaar
auch für die Soziale Arbeit, da, bevor die Klientel integriert wird, immer zuerst eine Inklusion
stattfindet.
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3.3
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Inklusion / Exklusion als Schnittstelle zwischen Menschen und
Kommunikationen
Entlang der aufgearbeiteten Kommunikationstheorie wird in diesem Unterkapitel die
kommunikationstheoretische Definition von Inklusion und Exklusion und deren Bedeutung für
die Soziale Arbeit konkretisiert und diskutiert.
Basierend auf der soziologischen Kommunikationstheorie dürfen Inklusion und Exklusion
nicht als ein Ein- und Ausschliessen von Menschen in oder aus Räumen verstanden werden
(vgl. Fuchs, 2011, S. 241-242). Wenn also ein Mensch an Kommunikation beziehungsweise
an der Gesellschaft beteiligt ist, ist dieser nicht eingeschlossen in eine räumliche Einheit von
Kommunikation (vgl. Fuchs, 2013, S. 93). Dies ist deshalb schon nicht möglich, da in den
vorangehenden Kapiteln bestimmt wurde, dass Menschen mit ihrem Bewusstsein und mit
Kommunikationen eigene, nicht ineinander verschmelzende Einheiten sind. Wenn also in der
Kommunikationstheorie von Inklusion und Exklusion die Rede ist, dann geht es um die
wertefreie Zusage und die wertefreie Entsage von Beteiligungschancen der Menschen an
Kommunikation. Oder anders formuliert: Es geht um die durch Kommunikationen wertefrei
erteilte Relevanz von Menschen für Kommunikationen (vgl. Fuchs, 2013, S. 93-94). Merten
(2004) formuliert die Inklusion als Form der Beachtung von Menschen in den funktional
differenzierten Einheiten der Gesellschaft (S. 102). Stichweh (2013) spricht von einer
Adressierung (Inklusion) oder einem Ausbleiben einer Adressierung (Exklusion) eines
Menschen innerhalb der Kommunikation (S. 4). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es
bei Inklusion und Exklusion um Relevanzmarkierung von Menschen durch Kommunikation
an Kommunikation geht. Das leistet der Begriff der Integration nicht, da bei diesem
vorausgesetzt wird, dass Menschen bereits relevant sind für Kommunikationen. Wird auf die
Konsequenzen für die Soziale Arbeit zurück geblickt, dann zeichnet sich ab, dass eben mit
diesem Begriff der Inklusion gearbeitet werden muss, um weitere Prozesse für die Klientel
überhaupt erst zu ermöglichen.
Meier Kressig (2005) beschreibt Inklusion so: „ (...) aus Sicht des Individuums den Zugang
zu einzelnen Teilsystemen und aus der Perspektive dieser Teilsysteme die
Inanspruchnahme der Individuen in ganz spezifischer Hinsicht“ (S. 50). Gemeint ist damit,
dass Menschen nicht mehr ganz eingeschlossen sind in Einheiten der Gesellschaft, sondern
nur mit dem Teil, der für die Kommunikationseinheit relevant ist (vgl. Uecker / Krebs, 2005,
S. 50). Hierbei wird die Teilrelevanz von Menschen für Kommunikationen angesprochen, auf
die später in dieser Arbeit genauer eingegangen wird. Exklusion, so Meier Kressig, bedeutet
dann umgekehrt den Ausschluss aus Einheiten der Gesellschaft (vgl. Uecker / Krebs, 2005,
S. 50). Zu beachten ist, dass in diesen Aussagen von Meier Kressig entgegen den anderen
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Theorien wieder von Einschluss und Ausschluss in eine Kommunikationseinheit19 die Rede
ist. Weshalb dies so beschrieben wurde, wird nicht weiter erläutert (vgl. Uecker / Krebs,
2005, S. 50-53). Es kann davon ausgegangen werden, dass hierbei die Rede ist von
Einschluss von Teilen des Adressenprofils eines Menschen. Zum Begriff des Adressenprofils
folgt später mehr. Hervorzuheben gilt es, dass Inklusionen und Exklusionen wertefreie
Relevanzmarkierungsprozesse sind. Es wird angenommen, dass eben diese Inklusion als
Schnittstelle dient, um Menschen an Kommunikationen heranzubringen. Im Anschluss an
diese Beschreibung lässt sich fragen, wie denn Menschen für Kommunikation relevant
werden, ohne dass sie einen Einschluss in diese Einheit erleben? Um diese Frage zu
beantworten, wird zunächst geklärt, wie Inklusion und Exklusion angewendet werden.
Inklusion / Exklusion ist ein Schema (vgl. Fuchs, 2013, S. 93). Genauer beschrieben, ist es
ein kommunikatives Schema, das die Gesellschaft und ihre differenten, funktionalen
Einheiten (Wirtschaft, Recht etc.) zur Verfügung stellt. Dieses Schema angewendet, erzeugt
einen Mechanismus, der als Resultat die Differenz von Inklusion und Exklusion aufweist (vgl.
Mass, 2012, S. 41). Oder anders formuliert, ist Inklusion und Exklusion ein kommunikativ
fungierendes Schema, das an die Operation Kommunikation anzuheften ist (vgl. Fuchs,
2011, S. 242). Es gilt festzuhalten, dass nicht die funktionalen Einheiten der Gesellschaft
dieses Schema anwenden, sondern dieses lediglich zur Verfügung stellen. Die Anwendung
findet sich bei den kommunikativen Adressen der Personen wieder (vgl. Merten / Scherr,
2004, S. 25). Mass (2012) erklärt das Vorgehen des Schemas anhand eines praktischen
Beispiels einer kranken Person. Eine immer schwerer erkrankende Person gewinnt an
Relevanz (Inklusion) für die funktionale Einheit der Medizin, verliert aber an Relevanz
(Exklusion) für die funktionale Einheit des Arbeitsmarktes, bis hin zum vollumfänglichen
Relevanz-Verlust (S. 73-74). Fuchs (2004) selbst widerlegte die Bezeichnung von Inklusion
und Exklusion als ein Schema. Dies wird allerdings nur dann der Fall sein, wenn die
Thematik der Moral mit einbezogen wird (S. 31). Dieser Ansatz wird in dieser Arbeit nicht
weiter verfolgt, da der hier behandelte Begriff von Inklusion und Exklusion als wertefrei gilt
und so nicht moralisierend wirkt (vgl. Fuchs, 2013, S. 94). Wird von dem Geschriebenen
ausgegangen, so bedeutet dies, dass Inklusion und Exklusion ein Schema der
Kommunikation ist, das durch die kommunikativen Adressen von Menschen verwendet wird.
Weiter wird beschrieben, dass das Resultat aus der Anwendung des Schemas dann
entweder Inklusion oder Exklusion ist. Daraus schliesst sich, dass Inklusion / Exklusion
anhand sozialer Adressen dem Menschen als Schnittstelle zur Kommunikation dient. Doch
was sind soziale Adressen von Menschen und wie kommen diese zustande? Und wie erfolgt
schliesslich das bereits angesprochene Adressenprofil?
19
Hier: der Gesellschaft.
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3.4
Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Inklusion / Exklusion aufgrund sozialer Adressen
Fuchs (2013) beschreibt, dass die soziale Adresse eines Menschen deren Erreichbarkeit für
Kommunikationen kennzeichnet. Die soziale Adresse wird aufgeteilt in die vorbestimmte
Adresse der Rolle und die auf individuellen Merkmalen basierenden Adresse der Person.
Diese beiden Adressen bilden die soziale Adresse, welche bestimmt, an welchen
Kommunikationen sie Anteil haben können (S. 94). Luhmann (1988) erklärt die
Erreichbarkeit von Personen durch Kommunikation anhand der mentalen und körperlichen
Eigendynamiken. Diese finden ausserhalb der Person (im Aussen des Bewusstseins), in der
Kommunikation ihre Verwendung. Sie sind es, die begrenzte kommunikative
Anschlussmöglichkeiten bilden (S. 900-901).
Mass (2012) erfasst die Idee der sozialen Adresse ebenso in Rolle und Person, welche er
anschliessend weiter ausführt. Die Rolle kennzeichnet, was erwartet werden darf. Die
Adresse der Person zeigt auf, was spezifisch von diesem einen Menschen und seinen
Attributen beziehungsweise anhand seiner Eigendynamiken mitgebracht wird. Er differenziert
zudem die Vorgegebenheit der Rolle und die Anpassungsfähigkeit der Adresse der Person
durch mögliche Erziehung (S. 92). Um die Unterteilung mit Fuchs (2011) an einem Beispiel
zu erklären, ist die Adresse der Rolle für schnelle Orientierung zu verwenden. Hierbei sind
Rollen, wie die von Polizisten oder Rechtsanwälten gemeint, die adäquate Erwartungen mit
sich bringen. Die Adresse der Person zeigt eine spezifische Signatur, welche den Menschen
hinter der Rolle individualisiert kennzeichnet, jedoch den Menschen selber nicht
individualisiert. Es geht in diesem Beispiel um die Adressabilität der Menschen, welche
gegeben sein muss, um an Kommunikationen teilzuhaben (S. 243). Daher wird davon
ausgegangen, dass Sozialarbeitende mit diesen sozialen Adressen zu arbeiten haben.
Mass (2012) macht auf diese „Nicht-Individualisierung“ des Menschen durch die Adresse der
Person besonders aufmerksam. Er erklärt, dass die soziale Adresse der Person anhand der
Kommunikation spezifische Merkmale eines Menschen bezeichnet, die durch
Kommunikationen bestimmt werden. Diese müssen jedoch nicht mit den Gedanken des
Menschen über sich selber übereinstimmen. So kann es sein, dass die soziale Adresse einer
Person nicht dem Bild entspricht, das die Person selbst eigentlich vermitteln möchte.
Deshalb erschafft die Person in seinem Bewusstsein ein neues Gegenbild, um seine soziale
Adresse möglicherweise etwas anzupassen (S. 92-93). Auf dieses Gegenbild nach Mass
wird jedoch in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen. Wichtig ist aber, dass Gegenbilder in
den Menschen entstehen können und diese die soziale Adresse der Person anpassen
können. Zudem ist so kommunikationstheoretisch aufgezeigt, dass Menschen nicht immer
den kommunikativen Zuschreibungen entsprechen oder entsprechen möchten. Aus diesem
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Abschnitt ist für die Arbeit weiter wichtig, dass Personen beziehungsweise Menschen über
ihre soziale Adresse für Kommunikation adressierbar sind und so für bestimmte
Kommunikationen relevant sind. Ihre Adressabilität wird in Rolle und Person unterteilt, wobei
die Adresse der Person die anpassungsfähigere ist. An diesem Punkt lässt sich die
Schnittstelle des Menschen zur Kommunikation als Inklusion, respektive der Inklusion
anhand der Sozialen Adresse beschreiben. Dies ein erstes Mal ohne, dass es nötig
erscheint, einen Menschen in Kommunikation einzuschliessen. So beschrieben, bestätigt
sich für die Sozialarbeitenden, dass die soziale Adresse der Klientel, insbesondere die
soziale Adresse der Person, als eine zu bearbeitende Ressource verstanden werden kann.
Stichweh (2013) entgegnet dieser bisher stringenten Beschreibungsweise der Adressabilität
von Personen durch Inklusion und Exklusion, dass diese zumeist über Erwartungen und
Rollensets geschieht. Er beschreibt weiter, dass anhand der Erwartungen und Rollensets in
den funktional differenzierten Einheiten der Gesellschaft Leistungs- und Publikumsrollen zu
unterscheiden sind. Damit meint er die Rollen, welche die Operationen der
Gesellschaftseinheit herstellen (Leistungsrollen) und jene, die eben diese kommentieren
(Publikumsrollen). An einem Beispiel formuliert, redet er von Sportlern und den Zuschauern
im Sport (S. 4-5). Aus diesem Abschnitt wird mitgenommen, dass die Adresse der Rolle und
die Adresse der Person durch Erwartungen und Rollensets umschrieben werden. Unklar ist,
ob diese sogar durch die Umschreibung ersetzt werden. Der wichtige Punkt ist aber, dass
die soziale Adresse eines Menschen einem Splitting unterzogen wird, hier in Leistungsrolle
sowie Publikumsrolle.
Fuchs (2013) erklärt, dass die Menschen in der Moderne einer Zersplitterung ihrer sozialen
Adresse aufgrund des grossen Angebots an funktionalen Einheiten der Gesellschaft
unterliegen, die allesamt leicht zugänglich sind. Damit ist gemeint, dass diese funktional
differenzierten Einheiten die sozialen Adressen der in deren Umwelt verfügbaren Menschen
weitläufig mit Relevanz markieren. Diese breite Markierung von sozialen Adressen ist der
moderne Normalfall (S. 95). Das bestätigt die bereits gemachte Feststellung, dass die
Individualität von Menschen anhand der Gesellschaft erst ermöglicht wird, und sie widerlegt
die Feststellung der kritischen Theorie einmal mehr, dass die Individualität immer mehr durch
die Gesellschaft eingeschränkt wird. Dabei wird der gemachte Schluss in Kapitel 2.2
bestätigt, dass das korrelative Abhängigkeitsverhältnis von Klientel und Gesellschaft eine
mögliche Ressource ist. Dies findet für Sozialarbeitende möglicherweise eine wichtige
Verwendung.
Stichweh (2013) bestätigt diese Zersplitterung in der Moderne nicht nur durch das im letzten
Abschnitt aufgeführte Beispiel. Er bestätigt die multiplen Inklusions- und
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die Soziale Arbeit
Exklusionsmöglichkeiten, die dank der grossen Anzahl der von der Gesellschaft zur
Verfügung gestellten Funktionseinheiten vorhanden sind (S. 4). Merten (2004) nennt diesen
Fakt, weist jedoch explizit auf die Teilrelevanz der sozialen Adressen von Menschen für die
funktional differenzierten Einheiten der Gesellschaft hin. Die funktionale Einheit markiert den
jeweils nur für sie wichtigen Teil der sozialen Adresse (S. 102). Mass (2012) redet dabei von
einem Adressenprofil eines jeden Menschen. Diese Profile werden angefertigt durch die
Anwendung von Inklusion und Exklusion in den funktional differenzierten Einheiten. Gemeint
ist damit beispielsweise, dass ein männlicher Mensch nicht nur entweder Ausländer oder
Inländer ist, dadurch Relevanz in der politischen Einheit der Gesellschaft erhält und seine
soziale Adresse auf diesen Fakt zu reduzieren ist. Er kann auch zahlungsfähig oder nicht
zahlungsfähig - relevant für die Wirtschaft - oder Vater / nicht Vater - relevant für die Familie sein (S. 71-73). Zusammenfassend und wichtig für diese Arbeit ist, dass in der Gegenwart
ein breites Inklusionsangebot sowie Exklusionsmöglichkeiten aufgrund der funktional
differenzierten Einheiten der Gesellschaft bestehen und diese Angebote oder Möglichkeiten
durch die Adressenprofile der Menschen verwendet werden. Zudem wurde beschrieben,
dass Adressenprofile durch ihre grosse Anzahl an Teilrelevanzen entstehen. So gesehen
hätte die Soziale Arbeit eine Vielzahl an Inklusionsmöglichkeiten als Ressource.
Es wird folgendes Zwischenfazit gezogen: Die sozialen Adressen von Menschen stellen ihre
Adressabilität für Kommunikation dar. Die Vielfalt an funktionalen Kommunikationseinheiten
der Gesellschaft erschafft eine Vielzahl von Inklusions- und Exklusionsmöglichkeiten für
soziale Adressen, die deshalb mit Adressenprofil bezeichnet werden. Adressenprofile
beinhalten sämtliche Teilrelevanzen der sozialen Adresse des Menschen für die
differenzierten, gesellschaftlichen Funktionseinheiten. Diese sozialen Adressen sind es,
welche sich des Kommunikationsschemas der Inklusion und Exklusion bedienen, um
entweder Inklusion oder Exklusion zu generieren. Inklusion und Exklusion dienen somit als
Schnittstelle zwischen Mensch und Kommunikation. Des Weiteren wird der Ausdruck der
funktional differenzierten Einheiten der Gesellschaft für folgende Kapitel einfachheitshalber
mit (gesellschaftlichen) Funktionseinheiten bezeichnet.
3.5
Inklusion / Exklusion als überschwappende Prozesse
Abschliessend wird ein sich möglicherweise ergebendes Phänomen aus dem angewendeten
Schema der Inklusion / Exklusion betrachtet, welches schwerwiegende Auswirkungen mit
sich bringt. Auswirkungen, von denen angenommen wird, dass sie auch in Anbetracht der
Aufgabe der Sozialarbeitenden von Bedeutung sind.
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Prozesshafte Exklusionen entstehen, wenn eine Exklusion eine weitere Exklusion mit sich
zieht und dies folglich auf immer mehr gesellschaftliche Funktionseinheiten übergreift (vgl.
Fuchs, 2013, S. 96). Uecker (2013) sieht die Existenz dieser Exklusionsprozesse ebenso als
vorhanden (S. 3), welche Scherr (2004) als Exklusionsverkettung beschreibt (S. 65). Mass
(2012) spricht hierbei von einer Exklusionsdrift, die durch ein Überschwappen einer
Exklusion von einer sozialen Adresse einer Funktionseinheit auf eine weitere
Funktionseinheit entsteht. Er formuliert die Exklusionsdrift als ein Überschlagen der
Relevanzmarkierung. An einem Beispiel erklärt er, dass eine aus der Bildung exkludierte
arbeitslose Person voraussichtlich auch auf dem Arbeitsmarkt an Relevanz verliert. Durch
die Stellenlosigkeit hat die Person wenig finanzielles Einkommen und folglich verliert sie
auch ihre wirtschaftliche Adressabilität, beziehungsweise sie wird aus der Wirtschaft mehr
und mehr exkludiert (vgl. S. 73). Mass (2012) spricht hierbei als Einziger von ebenso
möglichen Inklusionsprozessen (S. 75), die dann Gegenteiliges zu den Exklusionsprozessen
bewirken.
Wie in der Grunddefinition von Inklusion / Exklusion festgestellt worden ist, geschieht jedoch
niemals Exklusion ohne Inklusion oder umgekehrt. Obschon diese Aussage von der in dieser
Arbeit zitierten Literatur allgemein angenommen wird, sind es letztlich nur Mass (2012) und
Stichweh (2013), die weiter darauf eingehen. Mass (2012) wurde in Hinsicht darauf bereits
am Ende des Kapitels 3.1 mit dem Beispiel der kranken Person, die durch Inklusion in die
Medizin aus dem Arbeitsmarkt exkludiert werden kann, zitiert. Auch in diesem Fall kann es
zu einem Überschwappen kommen und ein Exklusionsprozess kann aufgrund einer
Krankheit in weiteren Funktionseinheiten stattfinden (vgl. S. 73-74). Stichweh (2013) erfasst
die Bedeutsamkeit dieses gemeinsamen Auftretens nochmals anders. Er beschreibt das
Begriffspaar in einem engen Verhältnis und kennzeichnet sie als Formen der exkludierenden
Inklusion und der inkludierenden Exklusion. Dadurch werden Exklusionen nicht verhindert,
jedoch zeigt es das Verhältnis von Inklusion und Exklusion genauer auf. Erklären liesse sich
dies wiederum anhand der kranken Person, die aus dem Arbeitsmarkt exkludiert, jedoch
mittels eines Hospitals in die Medizin inkludiert wurde. Oder der freiwillige Eintritt in eine
religiöse Sekte, der die Person fernhält von einem Mitwirken in einer anerkannten
gesellschaftlichen Glaubensrichtung. Dies ist eine exkludierende Inklusion (S. 4-5). So
verstanden, können Inklusion und Exklusion prozesshafte Abläufe einnehmen. Sie machen
dies jedoch immer in einer gleichzeitigen Wirkung zueinander. Folglich wird die potentielle
Klientel der Sozialarbeitenden vor deren Zusammentreffen mit den Sozialarbeitenden nicht
nur Exklusionen aus gesellschaftlichen Funktionseinheiten erfahren, sondern auch
Inklusionen in solche Funktionseinheiten. Auch das Wissen um bestehende Inklusion der
Klientel in Funktionseinheiten kann als mögliche Ressource für die Sozialarbeitenden
betrachtet werden.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Zusammenfassend wichtig für das letzte Kapitel ist, dass in Kapitel 2 aufgezeigt wird, dass
Anteilnahme an Kommunikation zwingend ist, um Menschen die Teilhabe aneinander zu
ermöglichen. Der Prozess des Anteilhabens beziehungsweise Nicht-Anteilhabens an
Kommunikation wird in Kapitel 3 als Inklusion und Exklusion beschrieben. Das Modell der
Integration ist dabei nicht mit der Theorie der Inklusion / Exklusion gleichzusetzen. Daher
bedeutet das für die Soziale Arbeit, dass sie den Zugang zu ihren Aufgaben aus
soziologischer Sicht vorerst über die Inklusion erhält. Dies deshalb, da Inklusion bereits
Voraussetzung für Integration ist und sie mit einer funktional differenzierten Gesellschaft und
mit Teilen aus einem Adressenprofil einer Person arbeitet. Dabei markiert Inklusion /
Exklusion wertefrei und schematisch anhand von Kommunikationen Personen mit Relevanz
oder sie entzieht ihnen Relevanz für Kommunikationen. Welche Person für eine
Kommunikation beziehungsweise für welche gesellschaftliche Funktionseinheit relevant ist,
wird durch das kommunikative Adressenprofil von Personen, bei welchem die soziale
Adresse auch mit gemeint ist, selektioniert. Dieses Adressenprofil beinhaltet verschiedene
Teilrelevanzen für eine gegenwärtige Vielzahl an gesellschaftlichen Funktionseinheiten.
Aufgrund dieser sozialen Adresse ist die Person adressierbar für die Funktionseinheiten. Die
soziale Adresse ist aufzuteilen in die von vorbestimmten Erwartungen geprägte Adresse der
Rolle und in die individuell signierte Adresse der Person. Zudem wird die soziale Adresse
einem Splitting unterzogen, welches sie in Leistungs- und Publikumsrolle unterteilt.
Inklusionen und Exklusionen20 können weitere Inklusionen beziehungsweise Exklusionen mit
sich ziehen. Diese sind als Inklusions- und Exklusionsprozesse beschrieben. An diese
wichtigen Punkte schliesst das letzte Kapitel 4 nun an.
Der wichtige Punkt ist, dass die Soziale Arbeit, kommunikationstheoretisch beschrieben,
genau das ist, was in den ersten beiden Theoriekapiteln hergeleitet wurde, nämlich eine
kommunikative Funktionseinheit der Gesellschaft, die folglich das Schema Inklusion /
Exklusion anbietet21. Diese Ansicht stellt Lehmann (2004) in Frage und er verweist auf die
Bezugsproblematik der Individualität22 innerhalb der Sozialen Arbeit (S. 146). Diese Ansicht
wird jedoch in dieser Arbeit nicht weiter aufgearbeitet, da sie der Beantwortung der
Fragestellung nicht dient. Dennoch wird so aufgezeigt, dass hier keine eindeutige Einigkeit
der Systemtheoretiker in Bezug auf die Soziale Arbeit besteht und weitere Nachforschungen,
was die Theorie angeht, bereits prozessiert werden.
Das bis hierhin Beschriebene aus der gesamten Arbeit zeigt auf, dass die soziologische
Kommunikationstheorie mit ihren Begriffen der Inklusion und Exklusion eine für die moderne
Gesellschaft genauere und komplexere theoretische Formulierung für die Soziale Arbeit und
20
Besonders Exklusionen sind in dieser Arbeit hervorzuheben.
Vgl. dazu Kapitel 2.5 und 3.1.
22
Dies in ihrer Abhandlung zu Parasitären Systemen, vgl. dazu Merten / Scherr, 2004, S. 143-161.
21
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Kommunikation und
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deren Aufgaben anbietet. Dies vollzieht sie nicht beschreibungsfern der allgemein geltenden
Bezeichnung für die Soziale Arbeit, sondern sie macht dies darauf aufbauend. Es folgen
konkrete Beschreibungen der Aufgaben der Sozialen Arbeit aufgrund der
kommunikationstheoretischen Definition und angelehnt an die bereits beschriebenen
möglichen Ressourcen für die Bewältigung der Aufgaben der Sozialarbeitenden.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Sozialarbeit als inkludierende Kommunikationsarbeit
Nach der umfassenden Beschreibung der Inklusion und ihrer zentralen Begriffe werden
erneut die konkreten Auswirkungen des neuen Wissens auf die Aufgabe der Soziale Arbeit
betrachtet.
Soziale Arbeit hat die Aufgabe, professionelle Inklusionsarbeit zu betreiben (vgl. Fuchs,
2013). Fuchs (2013) setzt bei der Erfüllung dieser Aufgabe voraus, dass Inklusion als
kommunikativer Vorgang verstanden wird und deshalb ein Verständnis für Kommunikation
zwingend ist. Die Inklusionsarbeit, so Fuchs, darf dennoch nicht als ein Wiederherstellen der
Relevanz von anderen gesellschaftliche Funktionseinheiten verstanden werden. Die
Inklusionsarbeit der Sozialen Arbeit ist als eine Inklusion der sozialen Adresse der Klientel in
die Funktionseinheit der Sozialen Arbeit zu verstehen (S. 95). Daraus schliesst Fuchs
(2013), dass es sich bei Inklusionsarbeit um Kommunikationsarbeit an den Adressenprofilen
von Menschen handelt, mit dem Ziel, Inklusion bei erfahrener Exklusion oder bei erfahrenen
Exklusionsprozessen wieder herzustellen (S. 98). Zu beachten ist, dass Fuchs hier auf einige
in dieser Arbeit behandelte Begriffe23 zurückgreift und das Wissen um deren Bedeutung in
der Sozialen Arbeit somit vorauszusetzen ist. Fuchs (2013) betont die Wichtigkeit des
Wissens von Kommunikation in der Sozialen Arbeit anhand seiner Feststellung, dass aus
Sicht der hier verwendeten Theorie Kommunikation das einzige Mittel für das nicht direkt
koppelbare Bewusstsein ist, sich doch zueinander in Verbindung zu setzen und Soziale
Arbeit so erst möglich zu machen (S. 98). Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass
Kommunikation das zentrale Element der Sozialen Arbeit ist.
Mass (2012) beschreibt die Aufgabe der Sozialen Arbeit anhand dreier Aspekte. Er sieht die
Aufgaben in der Arbeit an der Chance für Re-Inklusionsprozesse in andere gesellschaftliche
Funktionseinheiten als Simulation der Re-Inklusion und als Vermeidung von
Exklusionstendenzen (S. 75). Mit der Arbeit an der Chance für Re-Inklusion ist die Arbeit an
der Gestaltung von inkludierenden Voraussetzungen der von Exklusion betroffenen Person
gemeint (vgl. Mass, 2012, S. 75). Beispielhaft dargestellt hiesse das, dass der Klientel,
welche aus Geldmangel von der Funktionseinheit der Wirtschaft exkludiert ist und
möglicherweise ihre Wohnung nicht mehr zahlen kann, eine finanzielle Unterstützung in
Höhe der Miete ausgerichtet wird. Somit wäre die Voraussetzung der Klientel für eine ReInklusion in die wirtschaftliche Funktionseinheit gewährleistet, insbesondere für die
Bezahlung der Miete. Doch ob die Klientel das Geld auch dafür verwendet, bleibt mit einer
Überweisung der Gelder auf deren Konto im Unklaren. Die Entscheidung fällt die Klientel.
23
Gemeint sind hier Kommunikation, Inklusion, Adressenprofile und Exklusionsprozesse.
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Die Möglichkeit der Sozialen Arbeit bleibt in diesem Beispiel bei der Gestaltung der reinkludierenden Voraussetzung (vgl. Mass, 2012, S. 75). Als zweite Aufgabe beschreibt Mass
(2012) die Simulation der Re-Inklusion, die sich dadurch auszeichnet, dass sie dann eintritt,
wenn die Re-Inklusion von Personen in gesellschaftliche Funktionseinheiten nicht zu
bewerkstelligen ist. Dies geschieht aufgrund nicht zu bewältigender Zugänge zu den
Inklusionsmöglichkeiten, welche die Funktionseinheiten anbieten (S. 76). An einem Beispiel
dargestellt, zeigt sich die Simulation der Re-Inklusion in Sonderschulen, in welchen die
Inklusion in das herrschende Bildungssystem simuliert wird (vgl. Mass, 2012, S. 76). Die
letzte Aufgabe in Form von Vermeidung von Exklusionstendenzen ist das präventive
Verhindern von überschwappenden Exklusionen24 (vgl. Mass, 2012, S. 78), wie
beispielsweise durch Beratung einer Alkohol trinkenden Klientel, welche durch exzessives
Ausüben des Trinkens aus dem aktuellen Arbeitsverhältnis entlassen wird und deshalb
droht, auch aus der Familie exkludiert zu werden (vgl. Mass, 2012, S. 46). Hier zeigt sich,
dass Mass eine ähnliche, aber genauere Beschreibung der von Fuchs im letzten Abschnitt
genannten Aufgabenbeschreibung der Sozialen Arbeit liefert. Anders formuliert, liefert Fuchs
im Vergleich mit Mass eine allgemeinere Beschreibung, wie die Soziale Arbeit ihre Aufgabe
auszuführen hat. Mass präzisiert diese Beschreibung.
Auch Uecker (2013) beschreibt das Bearbeiten heikler Exklusionsprozesse oder deren
Verhinderung als Hauptaufgabe der Sozialen Arbeit (S. 3). Doch stellt er diese Aufgabe
gleich in den praxisnahen Rahmen der Sozialberatung, in welchem an der sozialen Adresse
der Klientel gearbeitet wird. Ziel dabei ist es, so Uecker, dass Anschlussproblematiken der
Klientel an Funktionseinheiten gezielt behandelt werden, mit dem Resultat der Veränderung
der sozialen Adresse der Klientel. Ob dann das Resultat eine Chance auf Re-Inklusion
bietet, was die Sozialberatung bezwecken möchte, oder ein Risiko für weitere Exklusion, was
dennoch erfolgen kann, bleibt stets ungewiss. Klar ist nur, so Uecker, dass es bei der
Sozialen Arbeit immerzu um Inklusions-/Exklusionskrisen der sozialen Adressen geht (vgl.
Uecker / Krebs, 2005, S. 72-73). Uecker beschreibt die Aufgabe der Sozialen Arbeit
demnach nochmals etwas tiefenschärfer, als dies zuvor Mass oder eben Fuchs taten. Die
Idee ist, dass Uecker mit der Arbeit an den sozialen Adressen eine klarere Beschreibung
liefert, wie sich die Aufgaben der Sozialen Arbeit mit deren Klientel konkret äussern. Sie
macht dies in Form von Adressenarbeit (vgl. Mass, 2012, S. 94). Mass (2012) nimmt die Idee
ebenso auf und unterscheidet hierbei wieder die Arbeit an der Adresse der Rolle und der
Adresse der Person. Er sieht die Differenz, egal ob Arbeit an Rolle oder Person, im Kontext
von Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Der Pädagoge wird mehrheitlich an der sozialen
Adresse der Person arbeiten, während der Sozialarbeiter die Adresse der Rolle fokussiert (S.
24
Vgl. dazu Kapitel 3.3.
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94). Dieser Differenz wird in dieser Arbeit nicht weiter nachgegangen. Doch wird ein
praktisches Beispiel zur Veranschaulichung einer solchen Adressenarbeit noch beschrieben.
Mass (2012) nennt als Beispiel einen jungen, arbeitswilligen Mann, der auf das Sozialamt
kommt und erklärt, er finde keine Arbeit. Den Sozialarbeitenden fällt auf, dass der junge
Mann, wie er gekleidet ist, nicht der von Arbeitgebern erwarteten Rolle eines Menschen, der
auf der Suche nach Arbeit ist, entspricht. Die Sozialarbeitenden weisen auf die Problematik
der Kleidung hin und versuchen so, die Anschlussmöglichkeit des Menschen an den
Arbeitsmarkt zu steigern, indem er in Zukunft auf angemessene Kleidung achtet. Weshalb
sich der junge Mann so kleidete und welche individuelle Einstellung dahinter steht, wird
dabei nicht angesprochen und nicht von den Sozialarbeitenden bearbeitet. Hierbei wurde
spezifisch an der Adresse der Rolle gearbeitet und nicht an der Adresse der Person (S. 94).
Anhand der Ausführungen von Uecker und Mass werden die Aufgaben der Sozialen Arbeit,
wie sie zuvor schon von Fuchs und Mass umschrieben wurden, nochmals präzisiert und auf
ein konkreteres Aufgabenprofil definiert.
Stichweh (2013) setzt beim Beschreiben des Aufgabenbereichs der Sozialen Arbeit an
seinen Ausführungen zu Inklusion und Exklusion an, bei welchen er die Leistungsrollen und
Publikumsrollen fokussiert. Er beschreibt das Aufgabenprofil der Sozialen Arbeit im
Vermitteln und Befördern von Inklusion bei Gesellschaftsmitgliedern, die einer
Inklusionsproblematik unterliegen (S. 6). Er teilt die möglichen Inklusionsprobleme, die von
der Sozialen Arbeit behandelt werden, in vier Kategorien: in die störenden Fälle bei
Publikumsrollen, welche durch die Soziale Arbeit, beispielsweise in Form von Fanbetreuung,
behandelt werden; in Institutionen, die für die inkludierende Exklusion zuständig sind, bei
welchen die Sozialarbeitenden als Mitarbeiter fungieren und die Institutionen mitbetreiben; in
Gruppenzusammenhänge der exkludierenden Inklusion, bei welchen die Soziale Arbeit
Ausstiegsmöglichkeiten anbietet für einzelne Personen; sowie in separierende und
integrierende Inklusion, bei welcher die Soziale Arbeit auf beiden Seiten als Mitarbeit
involviert ist (vgl. Stichweh, 2013, S. 6). Wichtig dabei ist, dass Stichweh (2013) die
Entstehung des Berufs der Sozialen Arbeit der vielfältigen Inklusionsproblematik in der
modernen Gesellschaft zuschreibt (S. 6). Es wird aufgezeigt, dass Stichweh bei seiner
Beschreibung der Aufgaben der Sozialen Arbeit aufgrund kommunikationstheoretischer
Inklusion und Exklusion präzisen Bezug auf die Auslegung nimmt, wo sich die Soziale Arbeit
in Berufsfeldern zeigt. Dies im Gegensatz zu zuvor aufgeführten Beschreibungen, die
allesamt beschrieben, wie sich die Aufgabe der Sozialen Arbeit äussert. Durch Stichweh
(2013) wird grundsätzlich keine differente Meinung zur Aufgabe der Sozialen Arbeit
beschrieben. Doch werden erweiterte Ansätze der Verortung, wo die Soziale Arbeit
anzutreffen ist, theoretisch festgehalten.
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Kommunikation und
die Soziale Arbeit
Zum Ende wird festgehalten, dass die Kommunikationstheorie und ihre Begriffe der Inklusion
und Exklusion bei der allgemeinen Beschreibung nach der IFSW von Sozialer Arbeit
ansetzen und der Sozialen Arbeit eine theoretische, reflexionsfähige Grundlage, ihre
Aufgaben zu betrachten und zu beschreiben, anbieten. Im Sinne der Kommunikationstheorie
kennzeichnet sie die Soziale Arbeit selbst als eine Kommunikationseinheit und weist ihr
ebenso deren Funktionen zu. Genauso bietet auch die Soziale Arbeit das Schema der
Inklusion und Exklusion an, welcher sie gleichermassen ihre Notwendigkeit in der
Gesellschaft verdankt. Das Bearbeiten beziehungsweise Verhindern von
Exklusionsprozessen oder, allgemeiner formuliert, das Bearbeiten von
Inklusionsproblematiken in der Gesellschaft setzt sie in ihren Aufgabenfokus. Um dies
möglich zu machen, arbeiten die Sozialarbeitenden über Kommunikation an den
Adressenprofilen der Klientel und dies, ohne schulisch üblichen Regeln als
Kommunikationsgrundlage zu folgen oder diese anzuwenden. Weiter zeigt das letzte Kapitel,
dass alle in dieser Arbeit beschriebenen Aufgaben der Sozialen Arbeit selbst als
Konsequenz aus einer mit kommunikationstheoretischer Inklusion / Exklusion operierenden
Sozialen Arbeit zu verstehen ist.
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die Soziale Arbeit
Schlussfolgerungen
Anhand des Geschriebenen und der Meinungen der Expertinnen und Experten sehe ich in
jedem Fall die aufgestellte These bestätigt, dass in der Sozialen Arbeit spezifisches Wissen
über Kommunikation vorhanden sein muss, um diese professionell auszuüben. Zudem ist
Kommunikation aus dieser soziologischen Perspektive das zentrale Element in der Sozialen
Arbeit.
Schliesslich zeigt sich, dass die kommunikationstheoretische Beschreibung von Inklusion /
Exklusion und deren Etablierung in der Sozialen Arbeit eine konkretere und fassbarere
Vorstellung von Sozialarbeit anbietet. Findet diese Theorie Anwendung, so bietet sie meines
Erachtens besonders eines an, nämlich die moralische und spürbare Entlastung der
Sozialarbeitenden innerhalb des Kommunikationsprozesses. Sie haben mit der
Kommunikation und ihren Auswirkungen auf die Klientel zu arbeiten, sind aber nicht für
deren Entscheidungen verantwortlich.
Weitere Schlussfolgerungen
Im Kontext der soziologischen Kommunikationstheorie und ihrer Begriffe Inklusion /
Exklusion wird deutlich, dass Menschen und dementsprechend Sozialarbeitende nicht
kommunizieren können. Meiner Meinung nach wird hier das Problem, dass Menschen
beziehungsweise Sozialarbeitende nicht in Kommunikationen eingeschlossen werden dürfen
und nicht kommunizieren können, lediglich umgangen und es werden Adressenprofile
erschaffen, die dann anstelle der Menschen ihre Relevanz durch Kommunikation erteilt
bekommen und kommunizieren. Dies ist für mich nachvollziehbar, jedoch befürchte ich darin
eine vielleicht nicht zwingende Verkomplizierung einfacher Dinge.
Nimmt man das in dieser Arbeit Ausgeführte jedoch vorerst so auf wie beschrieben, so lässt
sich weiter Folgendes daraus erschliessen: Die hier verwendete soziologische
Kommunikationstheorie macht ein Angebot, das nicht ausgeblendet werden sollte, um die
Soziale Arbeit in der modernen Gesellschaft zu bestimmen. Die Theorie ist eine sehr
komplexe und in sich geschlossene Ansichtsmöglichkeit. Um im Stande zu sein, sie in ihrer
Gesamtheit zu erfassen, muss jedoch mit grösserem Aufwand gerechnet werden, wie dies
eine Bachelorarbeit anbietet. Nichtsdestotrotz kann das hier Geschriebene als ein nützliches
Werkzeug für die Sozialarbeitenden verwendet werden. Besonders im reflexiven
Aufgabenbereich der Sozialen Arbeit bietet dieser Theorieansatz viele Möglichkeiten,
Situationsanalysen zu überdenken oder in der Praxis überhaupt erst zu erstellen.
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die Soziale Arbeit
Schlusswort
Ohne die schulische Ausbildung und das stetige Behandeln von Kommunikationskonzepten
oder -theorien, wäre nach meiner Meinung die Ausübung der Sozialen Arbeit professionell
überhaupt nicht möglich. Sie käme einer Nachbarschaftshilfe oder Ähnlichem näher als der
Tätigkeit von Sozialarbeitenden. Dies beruht insbesondere darauf, dass ich gar nicht wüsste,
wie in Anwesenheit der Klientel oder der relevanten Menschen jeweils zu reden wäre. Was
das fehlende Fachwissen betrifft, über welches dazumal meine Kommilitonin klagte, kann ich
ihr nur zustimmen. Im Berufsleben angekommen, so sehe ich das, gilt es erst einmal, sich
weiter in seinem Fach zu spezialisieren oder es erst einmal genauer kennenzulernen. Das
gelingt meines Erachtens aber nur, wenn die Grundlagen zur Kommunikation und das
Wissen, wie ich in Anwesenheit der Klientel und anderer relevanter Menschen zu reden
habe, bereits vorhanden ist. Sonst müsste ich mich vorrangig mit diesem Problem
auseinander setzen und ich käme wohl nie zum Erlernen meines berufsspezifischen
Fachwissens. Die Ausbildung an der Fachhochschule St. Gallen hat mir somit eine
zwingende Basis geschaffen, um mich in meinem neuen Beruf zurecht zu finden.
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Kommunikation und
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Bachelorarbeit von: Roman Verastegui
Begleitender Dozent: Matthias Weber
Kommunikation und
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Ich erkläre hiermit:
dass ich die vorliegende Arbeit ohne fremde Hilfe und ohne Benützung anderer als der
angegebenen Hilfsmittel verfasst habe.
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Amriswil, 19. März 2015
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