Transparenz bei Infektionen im Spital

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SALK Presseinformation, 16. Mai 2014
SALK Vorreiter im
Hygienemanagement:
Transparenz bei
Infektionen im
Spital
Mit dem Begriff „Nosokomiale Infektionen“ bezeichnet man
Infektionen, die sich ein Mensch im Krankenhaus zuzieht –
man spricht deshalb auch von Spitalsinfektionen.
Österreichweit ziehen sich jedes Jahr etwa 100.000
Patienten während eines Kranken-hausaufenthaltes
Infektionen zu - etwa ein Drittel dieser Infektionen gelten
als vermeidbar. Ärzte und Kliniken müssen Krankenhausinfektionen genau doku-mentieren. Aber diese Infektionen
müssen im Gegensatz zur Situation im benachbarten Deutschland bisher nicht den
Gesundheitsbehörden aktiv gemeldet werden. Die Salzburger Landeskliniken führen seit
vielen Jahren sehr genaue Aufzeichnungen darüber und sind in Österreich federführend im
Hygienemanagement und in der Infektionskontrolle.
Teilnehmer:
 Priv.-Doz. Dr. Paul Sungler, SALK Geschäftsführer
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Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)
ao. Univ.-Prof. Dr. med. Kurt Grünewald, SALK Aufsichtsratsmitglied
Obmann der Grünen Bildungswerkstatt Tirol
Priv.-Doz. Dr. Markus Hell, SALK Stabstelle für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle
Bildrechte SALK/Wild&Team
Abdruck honorarfrei
SALK Vorreiter im Hygienemanagement:
Infektionen im Spital
Faktencheck: Mit dem Begriff „Nosokomiale Infektionen“ bezeichnet man Infektionen, die
sich ein Mensch im Krankenhaus zuzieht – man spricht deshalb auch von Spitalsinfektionen.
Österreichweit werden pro Jahr etwa 100.000 Patienten infiziert.
Transparenz ist wichtig: Keine behördliche Meldepflicht in Österreich
Ärzte und Kliniken müssen Krankenhausinfektionen genau dokumentieren. Aber diese
Infektionen müssen im Gegensatz zum benachbarten Deutschland bisher nicht den
Gesundheitsbehörden aktiv gemeldet werden. Es gibt kein umfassendes Meldesystem von
Krankenhäusern an den Bund. Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger von der Österreichischen
Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) betont dass es trügerisch sein
kann, gemeldete Infektionsraten einzelner Krankenhäuser untereinander kritiklos zu
vergleichen; dennoch ist Transparenz wichtig und ein wichtiger Schritt um
krankenhaushygienisches Optimierungspotential zu erkennen und zu nutzen.
Ein kürzlich geründeter „Infektiologischer Arbeitskreis“ fragt jetzt bundesweit die
Nosokomialen Infektionen der Kliniken ab. Bisher kann man in Österreich die Kliniken nicht
vergleichen. Die Salzburger Landeskliniken sind österreichweit federführend im
Hygienemanagement und in der Infektionskontrolle. SALK Geschäftsführer Priv.-Doz. Dr.
Paul Sungler erklärt: „Die Salzburger Landeskliniken führen seit vielen Jahren sehr genaue
Aufzeichnungen und melden diese den Gesundheitsbehörden. Initiiert wurde dies schon
1992 von unserem erst kürzlich pensionierter Intensivmediziner Univ.-Prof. Dr. Gernot
Pauser.“ SALK Aufsichtsratsmitglied Univ.-Prof. Dr. Kurt Grünewald ergänzt: „Als
stellvertretender Vorsitzender im SALK Aufsichtsrat bemühe ich mich den Intentionen der
Gesundheitsreform Genüge zu tun und stoße auf einen massiven Mangel an Daten, um die
Leistungen der SALK mit anderen Krankenanstalten zu vergleichen. Das betrifft die
Tumorregister der Länder, Diagnosen, Operationen und deren Outcome, sowie bei Hygiene
und hier speziell bei Krankenhauskeimen.“
Hygienemanagement wichtig
Krankenhaushygieniker, Priv.-Doz. Dr. Markus Hell erklärt: „Nosokomiale Infektionen sind ein
Fall für das Fehlermanagement. Rund ein 1/3 der Spitalsinfektionen könnten vermeidbar
sein. Händehygiene/Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um
nosokomiale Infektionen zu verhindern. Ein umfassendes Hygienemanagement und eine
lückenlose Erhebung/Erfassung der Spitalsinfektionen muss Standard in Österreich sein. Ein
Vergleich der Daten würde Transparenz liefern. Da müssen wir österreichweit hin.“
Ursachen von Krankenhausinfektionen: Die Ursachen von Krankenhausinfektionen
lassen sich im Wesentlichen in vier Gruppen unterteilen:
 Patientenfaktoren: Die Erkrankungen oder Gesundheitsprobleme, denen Patienten
ihren stationären Aufenthalt verdanken, machen die Betroffenen auch anfälliger für
Infektionserreger. Wenn zum Beispiel das Immunsystem des Patienten geschwächt
ist, haben Keime, die sich bereits im Körper befinden, leichtes Spiel und können sich
rasant vermehren. Bestimmte Faktoren steigern zusätzlich die Wahrscheinlichkeit
einer Krankenhausinfektion (z.B. höheres Alter des Patienten, sehr geringes Alter des
Patienten, z.B. Frühchen, Mangelernährung, Operationswunden).
 Umwelt: Viele kranke Menschen auf relativ kleinem Raum, kontaminierte Geräte,
Bau- und Renovierungsmaßnahmen, Krankenpfleger oder Ärzte mit nicht
desinfizierten Händen - die Klinikumgebung an sich birgt ein gewisses Risiko für
Infektionen bei den Patienten.
 Technologie: Die moderne Medizintechnik ermöglicht es, Patienten besser zu
überwachen und zu versorgen. Die Gerätschaften (z.B. Katheter, Dialyse- oder
Beatmungsgeräte) bieten Infektionserregern aber auch zusätzliche Eintrittspforten in
den Körper der Patienten.
 Menschliche Faktoren: Es ist wichtig, dass dem medizinischen Personal genug Zeit
für ausreichende Hygienemaßnahmen bleibt.
Infektion vom Erreger abhängig
Die Wahrscheinlichkeit einer nosokomialen Infektion hängt auch stark vom Erregertyp ab.
Entscheidend sind vor allem seine Virulenz (Fähigkeit, eine Krankheit zu verursachen), seine
Überlebensfähigkeit in der Krankenhausumgebung sowie seine Resistenzeigenschaften. So
sind zum Beispiel die Bakterien Staphylokokkus aureus und Pseudomonas aeruginosa
häufige Erreger von Krankenhausinfektionen, weil sie sehr virulent und gegen viele
Antibiotika unempfindlich sind (Multi-Resistenz).
Die wichtigsten Erreger
Nosokomiale Infektionen werden in ca. 71 Prozent der Fälle durch Bakterien verursacht,
während Viren in etwa 21 Prozent der Auslöser sind. Der Rest entfällt auf Pilze und
Parasiten. Die wichtigsten bakteriellen Erreger von Krankenhausinfektionen sind Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa und sogenannte Enterobakterien.
Viele von ihnen kommen auch am oder sogar im Körper von gesunden Menschen vor,
richten aber keinen Schaden an, weil das Immunsystem sie unter Kontrolle hält. Bei kranken
oder immungeschwächten Menschen kann das Eindringen solcher Erreger aber eine
nosokomiale Infektion auslösen.
MRSA
Besonders problematisch wird dies, wenn die Keime unempfindlich gegen entsprechende
Medikamente (Antibiotika) geworden sind, weil sie sich dann schwer bekämpfen lassen. Eine
wichtige Rolle unter diesen multiresistenten Bakterien spielt MRSA - S. aureus, der gegen
Methicillin und viele weitere gängige Antibiotika resistent geworden ist (methicillinresistenter/multiresistenter S. aureus). Er besiedelt gerne Hautoberflächen und Schleimhäute
(z.B. in der Nase, im Rachen, in der Leiste). Gelingt es dem Keim, zum Beispiel über eine
offene Wunde oder einen Blasenkatheter in den Körper einzudringen, kann er krank machen.
Zur Behandlung erhält der Betroffene Antibiotika, gegen die der Keim noch nicht "immun" ist.
Zudem wird der Betroffene von anderen Patienten isoliert, weil MRSA über die Hände leicht
übertragen werden kann. Dank seiner Widerstandsfähigkeit kann der Erreger auch auf
Gegenständen wie Arztkitteln oder medizinischen Instrumente lange überleben, was strenge
Hygienemaßnahmen erfordert.
Die häufigsten nosokomialen Infektionen

Harnwegsinfektionen stellen die häufigste Form nosokomialer Infektionen dar. Mehr
als 80 Prozent davon werden durch einen Blasenkatheter verursacht. Das ist ein
dünner Kunststoffschlauch, der über die Harnröhre oder Bauchdecke bis in die Blase
vorgeschoben wird und der Ableitung des Urins dient (z.B. bei
Blasenentleerungsstörungen). Je länger ein Katheter in der Blase liegt, desto eher
kommt es zu einer Infektion.
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Atemwegsinfektionen sind die zweithäufigste Art einer nosokomialen Infektion. Am
wichtigsten ist die Lungenentzündung (Pneumonie), die aufgrund ihrer hohen
Sterblichkeit (bis zu 50 Prozent) sehr gefürchtet ist. Manche Patientengruppen in
Krankenhäusern sind besonders "anfällig" für eine nosokomiale Lungenentzündung.
Das gilt unter anderem für Patienten, die:
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auf einer Intensivstation liegen,
künstlich beatmet werden,
Antibiotika oder das Immunsystem unterdrückende Medikamente
(Immunsuppressiva) erhalten,
größere Operationen im Bauch- oder Brustbereich hinter sich haben oder
ein fortgeschrittenes Alter aufweisen.
Wundinfektionen: Die dritthäufigste Krankenhausinfektion machen Wundinfektionen
nach Operationen aus. Pro Jahr werden in deutschen Kliniken etwa 160.000
postoperative Wundinfektionen diagnostiziert.
Weitere Erkrankungen, die sich Patienten im Krankenhaus holen können, sind
Einschwemmungen von Bakterien oder Pilzen in den Blutkreislauf (Bakteriämie, Fungämie).
Sie werden zum Beispiel von Erregern ausgelöst, die über den Darmtrakt oder einen
Katheter in den Körper gelangen. Manchmal werden Bakterien oder Pilze auch direkt in die
Blutbahn eingebracht (z.B. bei längerer intravenöser Ernährung). Bakteriämien können auch
sekundär im Zuge anderer Infektionen (wie Lungenentzündung, Nierenbeckenentzündung)
entstehen. Verursacht die Bakteriämie bzw. Fungämie klinische Symptome, sprechen
Mediziner von Blutvergiftung (Sepsis).
Folgen nosokomialer Infektionen
Krankenhausinfektionen können den Zustand eines Patienten erheblich verschlechtern und
den Heilungsprozess verzögern. In der Folge müssen die Betroffenen länger in der Klinik
bleiben. Das bedeutet auch einen Anstieg der Behandlungskosten. Manchmal können
nosokomiale Infektionen (z.B. eine Sepsis oder Lungenentzündung) auch lebensbedrohlich
werden und zum Tod des Patienten führen. So verdoppelt sich beispielsweise das
Sterberisiko für operierte Patienten, wenn sie eine Krankenhausinfektion entwickeln.
Vorbeugung nosokomialer Infektionen
Händehygiene oder Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um
nosokomiale Infektionen zu verhindern. Das Pflegepersonal ist dazu angehalten, vor und
nach jedem Patientenkontakt die Hände gründlich zu reinigen. Besonders wichtig ist dies in
so heiklen Bereichen wie Intensivstationen und Abteilungen für Blutkrebspatienten
(hämatologisch-onkologische Stationen). Vor allem auch Besucher sollten auf Sauberkeit
und Hygiene achten (vor dem Eintritt in die Intensivstation ist Händedesinfektion Pflicht).
Hygiene ist natürlich auch in der Krankenhausumgebung, bei medizinischen Geräten und
Instrumenten sehr wichtig.
Rückfragen an:
Mag. Mick Weinberger
Leiterin SALK Unternehmenskommunikation & Marketing
SALK - Salzburger Landeskliniken Betriebsgmbh.
Müllner Hauptstraße 48
5020 Salzburg
Tel: +43/0662/4482-1007
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