Daniel Foerster Katrin Plötner Therese Willstedt

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Daniel Foerster
Katrin Plötner
Therese Willstedt
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
Liebes Publikum,
das REGIEstudio geht mit Beginn der Saison
Liebes Publikum,
2015/16 in sein drittes Jahr.
Das Projekt und seine Beteiligten sind zum festen
Bestandteil des Frankfurter Spielplans geworden.
Als Ergebnis dieses außerordentlichen Erfolges
sind darum auch die strukturellen Neuerungen für
den neuen Jahrgang zu verstehen: Nicht mehr über
eine, sondern über eineinhalb Spielzeiten erstreckt
sich das Engagement und neben Arbeiten in der
Box wird das REGIEstudio auch im Spielplan der
Kammerspiele verstärkt präsent sein.
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen Katrin
Plötner, Therese Willstedt, Daniel Foerster und ihre
Arbeiten vor.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und hoffen,
dass auch Sie unseren jungen Künstlern mit Lust
und Freude begegnen werden!
Clara Topic-Matutin Leitung REGIEstudio
Dr. Michael Billenkamp
Dramaturgische Beratung REGIEstudio
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Das REGIEstudio wird
ermöglicht durch
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
P R E M I E R E N
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REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
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Ferdinand Havlicek ist ein Niemand,
ein Verstoßener: aus dem einen
Land ist er ausgewiesen, in das andere, das seine Heimat ist, darf er
nicht hinein, weil ihm die Staatsbürgerschaft abgelaufen ist. Nun pendelt er über die Brücke, die beide
Länder verbindet, an deren Enden
die Grenzorgane sitzen und pflichtbewusst ihre Grenze bewachen.
Ehe er sich versieht, ist er in seiner
grenzfreien Existenz tief verstrickt in
politische Machenschaften, illegale
Schmuggler- und heimliche Liebesgeschichten.
Ödön von Horváth schreibt 1933
mit »Hin und Her« eine groteske
Posse über die Auswüchse einer
Grenzpolitik, die sich selbst ad absurdum führt. Und während im Europa 2015 die Grenzzäune höher
denn je gezogen werden, endet
Horváth sarkastisch: »Grenzen wird
es immer geben, denn von den
Grenzen tun wir leben. So ziehen
wir die Konsequenz: Es lebe hoch
die schöne Grenz!«
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Regie Katrin Plötner Bühne
Anneliese Neudecker Kostüme
Lili Wanner Dramaturgie Henrieke
Beuthner Mit Susanne Bredehöft,
Paula Skorupa; Jan Breustedt,
Vincent Glander Premiere am
11. Oktober 2015 in der Box
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SPIELZEIT 2015/16
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MAGISCHEN
DENKENS
August Strindberg
Joan Didion
Mittsommernacht: die Menschen
feiern, tanzen, trinken. Die Nacht
kennt keine Dunkelheit und wo der
Tag in tiefster Finsternis kein Ende
und keinen Anfang findet, verschwimmen auch die Grenzen von
Stand und Hierarchie. So finden
sich in einer Küche das Fräulein
Julie und ihr Knecht Jean. Übermütig
vom Wein und Tanz, lassen sich die
beiden auf ein gefährliches Spiel um
Lust, Abhängigkeit und Unterwerfung ein. Doch was in der Nacht voller Leichtigkeit möglich erscheint,
zeigt sich im Morgengrauen entzaubert und als schonungslose Realität: das Fräulein ist seiner Ehre beraubt und sieht aus ihrer misslichen
Lage keinen anderen Ausweg als
den Selbstmord.
Mit »Fräulein Julie« stellt sich Daniel
Foerster im REGIEstudio am
Schauspiel Frankfurt vor und wird
die Abgründe einer nachttrunkenen
Liebessucht inszenieren.
»Das Leben ändert sich schnell.
Das Leben ändert sich in einem Augenblick. Man setzt sich zum
Abendessen, und das Leben, das
man kennt, hört auf.«
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schwersten Herausforderungen, denen sich der
Mensch in seinem Leben stellen
muss. Wie kann man selbst weiterleben mit der Leerstelle dort, wo immer jemand gewesen ist? Ein Jahr
nach dem Tod ihres Mannes beginnt
Joan Didion zu schreiben, sie skizziert behutsam die ersten Tage nach
dem Tod, ihre verzweifelten Versuche, den Tod zu verstehen, der so
viel größer ist als der Mensch, und
ihren Weg, das Leben aus einer
neuen Perspektive zu betrachten.
Mit ihrer ersten Arbeit am Schauspiel Frankfurt widmet sich Therese
Willstedt, zusammen mit Schauspielerin Heidi Ecks und Tänzerin
Kate Strong, den großen Themen
Tod, Leben, Verlust, Vergänglichkeit,
Einsamkeit und Hoffnung.
Regie Daniel Foerster Ausstattung Lydia Huller, Robert Sievert
Dramaturgie Henrieke Beuthner
Mit Katharina Bach, Verena Bukal;
Alexej Lochmann Premiere am
20. Dezember 2015 in der Box
Regie Therese Willstedt Dramaturgie Rebecca Lang Mit Heidi
Ecks, Kate Strong Premiere im
Januar 2016 in der Box
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»Das Leben ändert sich schnell.
Das Leben ändert sich in einem Augenblick. Man setzt sich zum
Abendessen, und das Leben, das
man kennt, hört auf.«
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schwersten Herausforderungen, denen sich der
Mensch in seinem Leben stellen
muss. Wie kann man selbst weiterleben mit der Leerstelle dort, wo immer jemand gewesen ist? Ein Jahr
nach dem Tod ihres Mannes beginnt
Joan Didion zu schreiben, sie skizziert behutsam die ersten Tage nach
dem Tod, ihre verzweifelten Versuche, den Tod zu verstehen, der so
viel größer ist als der Mensch, und
ihren Weg, das Leben aus einer
neuen Perspektive zu betrachten.
Mit ihrer ersten Arbeit am Schauspiel Frankfurt widmet sich Therese
Willstedt, zusammen mit Schauspielerin Heidi Ecks und Tänzerin
Kate Strong, den großen Themen
Tod, Leben, Verlust, Vergänglichkeit,
Einsamkeit und Hoffnung.
Regie Therese Willstedt Dramaturgie Rebecca Lang Mit Heidi
Ecks, Kate Strong Premiere am
31. Januar 2016 in der Box
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SPIELZEIT 2015/16
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erkennt ein Voodoopriester in Darfur
deutlich die Probleme Afrikas: Die
Gesellschaft schaut dem eigenen
Verfall zu, wiegt sich in der Lethargie der Kolonialzeit, gibt dem Westen die Schuld an der eigenen Unfähigkeit und bekämpft sich lieber
wechselseitig, als gemeinsam Besserung zu schaffen. Aber es gibt einen Ausweg: Den »goldenen Fleiß«,
der vor langer, langer Zeit von den
europäischen Kolonialmächten gestohlen wurde. Die Freunde Jayson
und Marbadu werden in den Norden
geschickt, um ihn schleunigst zurückzuholen, denn er bringt Glück,
Zufriedenheit und Wohlstand für alle.
Alexander Eisenach überschreibt in
seinem für das AUTORENstudio
entstandenen Stück den antiken
Mythos vom »Goldenen Vlies« und
transponiert die große Suche der
Argonauten in unsere krisengeschüttelte Gegenwart – mit scharfem Blick auf uns und die Anderen.
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hat: er will Macht und er nimm
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herrscht er über seine Familie
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Regie Daniel Foerster
Dramaturgie Rebecca Lang
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Ferdinand Havlicek ist ein Niemand,
ein Verstoßener: aus dem einen
Land ist er ausgewiesen, in das andere, das seine Heimat ist, darf er
nicht hinein, weil ihm die Staatsbürgerschaft abgelaufen ist. Nun pendelt er über die Brücke, die beide
Länder verbindet, an deren Enden
die Grenzorgane sitzen und pflichtbewusst ihre Grenze bewachen.
Ehe er sich versieht, ist er in seiner
grenzfreien Existenz tief verstrickt in
politische Machenschaften, illegale
Schmuggler- und heimliche Liebesgeschichten.
Ödön von Horváth schreibt 1933
mit »Hin und Her« eine groteske
Posse über die Auswüchse einer
Grenzpolitik, die sich selbst ad absurdum führt. Und während im Europa 2015 die Grenzzäune höher
denn je gezogen werden, endet
Horvath sarkastisch: »Grenzen wird
es immer geben, denn von den
Grenzen tun wir leben. So ziehen
wir die Konsequenz: Es lebe hoch
die schöne Grenz!«
Mittsommernacht: die Menschen
feiern, tanzen, trinken. Die Nacht
kennt keine Dunkelheit und wo der
Tag in tiefster Finsternis kein Ende
und keinen Anfang findet, verschwimmen auch die Grenzen von
Stand und Hierarchie. So finden
sich in einer Küche das Fräulein Julie und ihr Knecht Jean. Übermütig
vom Wein und Tanz, lassen sich die
beiden auf ein gefährliches Spiel um
Lust, Abhängigkeit und Unterwerfung ein. Doch was in der Nacht voller Leichtigkeit möglich erscheint,
zeigt sich im Morgengrauen entzaubert und als schonungslose Realität: das Fräulein ist seiner Ehre beraubt und sieht aus ihrer misslichen
Lage keinen anderen Ausweg als
den Selbstmord.
Mit »Fräulein Julie« stellt sich Daniel
Foerster im REGIEstudio am
Schauspiel Frankfurt vor und wird
die Abgründe einer nachttrunkenen
Liebessucht inszenieren.
Francesco Cenci hat den Thron erklommen, den er sich selbst gebaut
hat: er will Macht und er nimmt sie
sich. Tyrannisch und bedingungslos
herrscht er über seine Familie, seine
Dienerschaft und alles, was ihn umgibt. Sein Streben nach Macht und
Geld macht auch vor der Kirche
nicht halt, der Papst steht Cencis
Verbrechen als verdeckter Geschäftspartner zur Seite. Um sich
gottgleich über die Überreste seiner
Familie zu erheben, lässt er seine
Söhne ermorden und schändet seine Tochter Beatrice, die nur noch
einen Ausweg sieht, um die beispiellose Spur der Gewalt zur beenden.
In ihrer zweiten Arbeit am Schauspiel Frankfurt wird Katrin Plötner
Artauds selten gespieltes, archaisches und finsteres Familiendrama
in der Box inszenieren, mit dem Artaud 1935 versuchte, sein »Theater
der Grausamkeit« bühnenfähig zu
machen.
Regie Katrin Plötner Bühne
Anneliese Neudecker Kostüme
Lili Wanner Dramaturgie Henrieke
Beuthner Mit Susanne Bredehöft,
Paula Skorupa; Jan Breustedt,
Vincent Glander Premiere am
11. Oktober 2015 in der Box
Regie Daniel Foerster Ausstattung Lydia Huller, Robert Sievert
Dramaturgie Henrieke Beuthner
Mit Katharina Bach, Verena Bukal;
Alexej Lochmann Premiere am
20. Dezember 2015 in der Box
Regie Katrin Plötner Dramaturgie
Rebecca Lang Premiere im Mai
2016 in der Box
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REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
DIE
ODYSSEE
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Sascha Hargesheimer
IN DER
SPIELZEIT
2016/17
Eine Produktion von REGIEstudio
und AUTORENstudio
Wer ist der Herrscher über das
Meer? Wer beherrscht die Grenzen,
die es umgeben? In Homers Epos
sind es die Götter, die den König
von Ithaka auf den Weg schicken.
Sie gewähren dem Fremden Zuflucht und lassen ihn dennoch nicht
heimkehren. Angesichts der heutigen Flüchtlingsströme, die über das
Mittelmeer kommen und der europäischen Grenzpolitik stellt sich die
Frage: Wer sind die Götter von heute? Wer herrscht über das Meer
und seine Grenzen? Welche Heimat
wird verlassen und wo findet sich
eine neue?
Sascha Hargesheimer, Mitglied im
AUTORENstudio, stellt die Geschichte von Homers »Odyssee« in
einen heutigen Kontext, in dem die
Heimatlosigkeit und die gefährliche
Fahrt über das Meer erschreckend
aktuell sind.
ENTSTEHEN
ZWEI
WEITERE
INSZENIERUNGEN
IN DEN
KAMMERSPIELEN
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INSZENIERUNG
IN DER BOX.
Regie Therese Willstedt
Dramaturgie Henrieke Beuthner
Uraufführung im Mai 2016 in den
Kammerspielen
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REGIEstudio
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B I O G R A F I E N
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I N T E R V I E W S
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K A T R I N
P L Ö T N E R
Katrin Plötner wurde 1985 geboren und wuchs in Berlin auf. Von 2006 bis 2011
studierte sie Regie an der Universität Mozarteum Salzburg. Ihre Diplominszenierung »Angriffe auf Anne« wurde zum Fast Forward (Europäisches Festival für
junge Regie) ans Staatstheater Braunschweig eingeladen. Laut Theater heute
gehört sie zu den drei wichtigsten Absolventen der letzten 10 Jahre an der Universität Mozarteum Salzburg. Sie inszenierte u.a. am Residenztheater München,
Staatstheater Karlsruhe, Theater Regensburg, Landestheater Niederösterreich,
K A T R I N
Theater Augsburg und am Mainfranken Theater Würzburg und erhielt Einladungen zum Kaltstart Festival Hamburg, zur Young Actors Week Salzburg, in das
Rottstr5 Theater, Bochum, und zum UniThea Festival, Frankfurt (Oder). In der
Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird Katrin Plötner zwei Inszenierungen in der
Box und eine Arbeit in den Kammerspielen auf die Bühne bringen.
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P L Ö T N E R
Biog
2 r1a f i e
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
KATRIN PLÖTNER
Wie bist du zum Theatermachen
gekommen?
Ich bin in einem Hochhausgebiet in
Berlin geboren und aufgewachsen.
Zunächst habe ich mich überhaupt
nicht für das Theater interessiert. Als
ich in die Pubertät kam, sind meine
Eltern an den Rand von Berlin, in den
sogenannten »Speckgürtel« gezogen. Der Schulwechsel war damals
für mich ein großer Kulturschock:
Von der Brennpunktklasse ins brave
Gutbürgertum. Damit bin ich nicht
besonders gut zurechtgekommen.
Schließlich wurde ich von meiner Familie mehr oder weniger überredet,
Theaterspielen als Hobby auszuprobieren, um Anschluss an mein neues
Umfeld zu finden. Schnell habe ich
meine gesamte Zeit in einem Jugendclub (Alte Möbelfabrik e.V.) verbracht, in dem ich zunächst selbst
gespielt habe.
Wir sind dann mit unserer Theatergruppe nach Dänemark, Irland und
auf die Shetland Inseln gereist.
Während dieser Zeit habe ich mehr
und mehr Funktionen außerhalb der
Bühne übernommen und immer weniger selbst gespielt, sodass ich
plötzlich auf dem Regiestuhl mehr zu
Hause war als auf der Bühne.
So entstand der Wunsch, Regisseurin zu werden. Ich habe dann an der
Universität Mozarteum Salzburg Regie studiert und anschließend am
Residenztheater München assistiert,
wo ich auch meine ersten Inszenierungen realisieren konnte. Seit 2013
arbeite ich als freie Regisseurin.
Wie würdest du deine eigene
Arbeit beschreiben?
Mein Ziel ist mit jeder Inszenierung
eine Vision in Bezug auf unsere Gesellschaft zu entwickeln. Mich interessiert also nicht die direkte Spiegelung der Realität, sondern die Suche
nach einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Leben und unseren sogenannten »gemeinschaftlichen Werten«.
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Das Publikum soll bei meinen Inszenierungen die Möglichkeit bekommen, das Theater mit einem anderen
Blick auf das Leben zu verlassen –
ich möchte ihm keine Meinungen vorkauen, sondern lieber Fragen stellen.
behindern nicht nur eine mutige, kreative Arbeit und den ehrlichen Umgang miteinander, sondern auch die
eigene Fähigkeit, glücklich zu sein.
Daher sind in sich ruhende Menschen stets ein Vorbild für mich.
Was hast du dir für deine Zeit in
Frankfurt vorgenommen?
Ich versuche mich mit jeder künstlerischen Arbeit weiterzuentwickeln.
Als freie Regisseurin konnte ich
schon an den verschiedensten
Staats- und Stadttheatern Erfahrungen sammeln. Die Besonderheit des
REGIEstudios am Schauspiel Frankfurt machen für mich zwei Dinge aus:
Zum einen habe ich völlige Freiheit in
der Auswahl der Stoffe und Themen
für einen Theaterabend, zum anderen besteht die Möglichkeit einer
langfristigen Zusammenarbeit, da
ich in den nächsten zwei Jahren drei
Inszenierungen realisieren werde.
Als Regisseurin begeistere ich mich
oftmals für merkwürdige, brutale
oder abseitige Stoffe, die man nicht
an jedem Theater umsetzen kann.
Am REGIEstudio kann ich genau
diese Themen bearbeiten, die mich
im Moment wirklich umtreiben – das
stärkt natürlich meinen persönlichen
künstlerischen Zugriff und Ausdruck.
Gleichzeitig gibt mir die langfristige
Zusammenarbeit die Möglichkeit zu
wachsen: Ich kann mutiger, klarer
und direkter in meiner Regiehandschrift werden – ich darf auch scheitern oder Umwege gehen, da ich hier
die Zeit und den Raum habe, mich
weiterzuentwickeln.
Auf diese Zeit des Wachsens freue
ich mich, da das REGIEstudio nicht
nur ergebnisorientiert auf mich als
Regisseurin schaut, sondern mich in
meiner Entwicklung begleiten möchte.
Welche Themen beschäftigen
dich in deiner Theaterarbeit
besonders?
Zwischenmenschliche Machtverhältnisse. Der Tod. Die Macht des Kapitals. Die Unendlichkeit. Zu dieser
Frage fällt mir alles und nichts ein.
Derzeit inszeniere ich ein vergessenes Horváth-Stück, »Hin und Her«.
Es thematisiert die Geschichte von
Ferdinand Havlicek, der nach dem
Konkurs seines Unternehmens zum
einen aus seiner Wahlheimat ausgewiesen und zum anderen in sein Geburtsland nicht wieder hineingelassen wird, da sein Pass abgelaufen
ist. Er befindet sich das gesamte
Stück über auf einer Brücke, der sogenannten »neutralen Zone«, und
wird immer wieder zwischen den
beiden Staaten hin- und hergeschickt. Der Mensch geht schließlich – zumindest in unserer Fassung
– am System zugrunde.
Ich habe lange nach einem Stück
gesucht, das sich inhaltlich mit den
Themen Flucht, Vertreibung und
Staatenlosigkeit auseinandersetzt
und dafür trotzdem eine geformte
Übertragung findet, die über die gegenwärtigen Zustände hinausweist.
Zusätzlich ist das Stück voll von einem seltsam-depressiven Humor,
wodurch es der Gefahr entgeht, Betroffenheit zu erzeugen. Solche Texte begeistern mich.
Hast du Vorbilder?
Menschen, die ruhiger und gelassener als ich agieren können. Falscher
Ehrgeiz und übertriebene Strenge
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Wie sieht dein ideales Theater
aus?
Offen, ehrlich, mutig und direkt.
Die Fragen stellte Dramaturgin
Henrieke Beuthner
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
F O E R S T E R
D A N I E L
F O E R S T E R
F O E R S T E R
1986 in Göttingen geboren, hospitierte und assistierte Daniel Foerster am HAU
Berlin, bei den Wiener Festwochen, am Theater Freiburg und am Maxim Gorki
Theater Berlin. Ab 2005 realisierte er eigene Projekte als Autor und Regisseur
bei den Jungen Akteuren des Theater Bremen, am Deutschen Theater in
Göttingen und im TiK Berlin. Von 2011 bis 2015 studierte er Regie an der
Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Seine Inszenierung
»Borkman« nach Henrik Ibsen wurde im Mai 2014 zum Körber Studio Junge
Regie eingeladen. Für sein Stück »Tanzen! Tanzen!« erhielt Daniel Foerster
den Nachwuchspreis des Heidelberger Stückemarktes 2014. Am Theater
Osnabrück inszenierte er beim Spieltriebe-Festival »Archiv der Erschöpfung«
von Sascha Hargesheimer. In der Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird Daniel
Foerster drei Inszenierungen in der Box auf die Bühne bringen.
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F O E R S T E R
Biog
2 r5a f i e
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
DANIEL FOERSTER
Wie bist du zum Theatermachen
gekommen?
Für mich war es immer wichtig, meine Sicht auf die Welt und mich zu
erzählen und diese Erzählung mit
anderen Menschen zu teilen. Wenn
ich genau überlege, habe ich das
von klein auf getan, auf unterschiedlichste Art und Weise, habe geschrieben, gespielt, in meinem Kinderzimmer Aufführungen veranstaltet
– bis mir in der zwölften Klasse ein
Lehrer die Leitung der Theater AG
anbot, weil er selbst keine Lust mehr
hatte. Spätestens da wusste ich,
dass es das Theater sein soll. Ich
habe ein Stück geschrieben und inszeniert, und wir sind damit bis zum
Theatertreffen der Jugend in Berlin
gekommen. Seit dieser Arbeit, die
sich über ein Jahr hinzog, will ich es
halt immer wieder: anfangen bei
Null, sich Tage und Nächte um die
Ohren schlagen, zittern, lieben, wütend sein, suchen, Lebende und Tote beschwören (und sich all den anderen Dingen aussetzen, die sonst
noch dazugehören).
Wie sieht dein ideales Theater
aus?
Ein Theater, das jede*r besucht, das
von allen Menschen als wichtiger
Gegen-Raum, als wichtige GegenÖffentlichkeit (und Öffentlichkeit)
verstanden und geschätzt wird. Das
Theater wird von allem und jedem
gebraucht, immer wieder, gleichzeitig braucht es niemand, und deswegen braucht man es so sehr – weil es
vergeblich ist, weil man immer wieder von vorn beginnen muss, weil es
pervers und abgründig ist, weil das
alles keinen messbaren Wert hat.
Das Theater steht mit seiner vermeintlichen Unnützlichkeit einer
Markt- und Effizienzlogik diametral
gegenüber, behauptet dies nicht nur,
sondern lebt sie auch, und aus ge-
nau diesem Grund bezahlt es all die
dort Arbeitenden und sich Verschwendenden so wie Banker und
erfolgreiche Anwälte. Das ideale
Theater ist verschwenderisch, größenwahnsinnig und steht quer – sowohl auf einer dicht befahrenen Straße inmitten der Stadt als auch in den
Köpfen der Menschen, die mit ihm in
Berührung kommen. Das ideale Theater ist in einem Haus. Die Menschen
müssen zum Theater kommen, das
Theater kommt auf keinen Fall zu den
Menschen. Nur in diesem speziellen,
geweihten, dem Theater zur Verfügung gestellten Raum ist es möglich,
dass sich Menschen zum Theatermachen und Theatererleben versammeln. Wenn man die Fenster des
Hauses öffnet, strömt salzige Meer-
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luft hinein. Auf dem Haus ist ein Feld
und ein großer Wald, in dem Wolfram Lotz sitzt und Theaterstücke und
Forderungen an das Theater
schreibt. Das ideale Theater ist in jeder Hinsicht ideal, allerdings hat es
ein Problem – mit dem Wort IDEAL.
Seit das Theater ideal geworden ist,
wagt niemand mehr, einen Anfang zu
machen, weil alle Angst haben, das
Ideal nicht zu erfüllen. Ich will mein
ideales Theater anstreben – aber
was mache ich, wenn alles Wirklichkeit geworden ist?
Wie würdest du deine eigene
Arbeit beschreiben?
Meine Arbeit ist wie ein nächtlicher
Gang durch Berliner Straßen von der
Kneipe nach Hause, wenn man zehn
Bier und drei Whiskey intus hat und
die Sonne erste Lichtschimmer an
den Himmel schickt, die die frisch
renovierten Altbaufassaden, hinter
denen man nicht wohnt, in ahnungsvolles, mitteleuropäisches Frühsommerrot taucht. Meine Arbeit ist wie
ein verschwitzter Golfjunge, der nebenan zunächst nur Eier leihen wollte.
Meine Arbeit ist wie ein Kind, dessen
Eltern nie mehr wiederkommen. Meine Arbeit ist wie ein Mercedes AMG
GT S, der auf der Basse Corniche
bei erhöhter Geschwindigkeit aus
der Kurve fliegt und ins Meer stürzt,
während er fast einen planschenden
patriotischen Europäer, der sich nach
dem Urlaub vornehmen wird, seinen
Hass auf allen Kanälen noch salonfähiger zu machen, unter sich begräbt
– jedoch nur fast. Meine Arbeit ist wie
das heteronormativ dargestellte Portrait einer jungen, weiß-blonden,
strahlenden Familie auf einer Milchtüte, in der die Milch seit Wochen gammelt. Meine Arbeit ist wie eine Krähe,
die Nüsse auf den Asphalt schmeißt,
um sie von Autos knacken zu lassen
und sich das Spektakel von einem
Ast aus anschaut. Meine Arbeit ist
wie ein veganes Monster, das sich
zur Feier des Tages eine halbe Haxe
genehmigt. Meine Arbeit ist wie ein
Zwanzigstel Spinatblatt auf einem
weißen Zahn eines jungen Mannes in
der Hand einer jungen Frau in einem
Werbespot für »dieses beruhigende
Gefühl.« Meine Arbeit ist wie ein
Flugzeug, das bei der Landung zuerst
den hinteren Teil des Fahrwerks aufsetzt und dann den vorderen. Meine
Arbeit ist jung, wild, spritzig, hip, gefährlich, völlig neu, nie gesehen,
schräg, hetero, homo, coloured, völlig
uneitel und bescheiden. Meine Arbeit
ist eine Sehnsucht nach all dem. Die
Analyse meiner Arbeit ist top secret.
Meine Arbeit – muss ich selbst erst
verstehen.
Hast du Vorbilder?
Ja.
Was hast du dir für deine Zeit in
Frankfurt vorgenommen?
»du hast gesagt
es geht um Liebe
du hast gesagt
es geht um Kunst
es geht um Reden
Bilder, Melodien
es geht um Streit
und Stimmigkeit
es geht um Menschen
die was sagen
wollen, tun
normal
es geht um Schöpfung und Gebärden
um Dinge, Sachen
und Ideen
es geht um Alltag
Wahrheit und Banalität
es geht nicht sehr um Handlungen
es wird nicht viel entscheiden hier
es wird nicht sehr geschrieen
es geht um Kummer
und Melancholie
es geht um Rhythmen
wie in manchen Liedern
um ein Gehör
von Ferne her
es geht ganz allgemein um allgemeine Worte
um Sätze sozusagen dieser Tage
es geht um Fehler
Perfektion
zu glatt
zu wenig rauh
zu wenig wild und
viel zu wenig viel zu viel
es geht
so blöd das klingt
um Harmonie
stimmt gar nicht
halt, stop, Lüge, falsch
im Gegenteil
es geht ums Nie der Harmonie«
[Rainald Goetz – Jeff Koons]
I n t e2r 7v i e w
Welche Themen beschäftigen
dich in deiner Theaterarbeit
besonders?
Wir stellen die Gegenfragen, nehmen Distanz ein zum Lauf der Dinge,
treten einen Schritt zurück, reißen
die Lücken und die Leerstellen in das
Getriebe, damit es stolpert, damit es
sich seinem Funktionswahn bewusst
wird und das Ungesunde, Überflüssige, Hässliche, Unproduktive, Perverse, Fremde, Unterdrückte – und
ja, schließen Sie jetzt die Augen,
meine Damen und Herren, auch das
Schöne – hervortritt. Für mich ist die
Theaterarbeit eine ritualisierte Sinnsuche, ein Fragestellen, das sich einer Wahrheit, einer Antwort vielleicht, annähert, diese Wahrheit aber
niemals erreichen darf, nicht für sich
in Anspruch nehmen darf. Sonst
wüssten wir ja alles und das Fragestellen wäre vorbei. Was mich bei
dieser Arbeit anmacht, ist, die dunklen und dunkelsten Seelenabgründe
von Menschen zu erkunden, Sehnsucht nach Auswegen von Unterdrückung jeglicher Art, Sehnsucht überhaupt. Das weite Feld jenseits der
Vernunft. Das und noch vieles mehr.
Dieser Text soll keinen Anspruch auf
Vollständigkeit haben. Bitte kommen
Sie mir jetzt nicht mit »Ihr Thema ist
ja...« Sobald man etwas benennt, tötet man es auch. Also. Der Rest ist
Nebel.
Die Fragen stellte Dramaturgin
Henrieke Beuthner
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
T H E R E S E
W I L L S T E D T
1984 in Schweden geboren, studierte Therese Willstedt von 2001 bis 2004 an
der Ballettakademie in Göteborg und von 2008 bis 2012 Regie an der Danish
National School of Performance Arts in Kopenhagen, wo sie auch unterrichtete.
Sie lebt in Kopenhagen und arbeitet in Skandinavien als Theaterregisseurin und
Choreografin. Für ihre Inszenierung von Schillers »Røverne«/»Die Räuber« am
Aalborg Teater wurde sie 2013 für den dänischen Theaterpreis als beste
Theaterregisseurin nominiert. In den vergangenen Jahren inszenierte sie in
Dänemark, u.a. am Kongelige Teater Kopenhagen, dem Odense Teater, am
Aalborg Teater und dem Teater Nordkraft. In Deutschland zeigte sie im Rahmen
des Körber Studio Junge Regie 2011 »Jeanne d’Arc« am Thalia Theater
Hamburg und in diesem Jahr auf der Mannheimer Bürgerbühne »9220«. Neben
Regiearbeiten entwickelt sie Choreografien und Tanz-Theater-Performances,
u.a. in Dänemark und Palästina. In der Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird
Therese Willstedt zwei Inszenierungen in den Kammerspielen und eine Arbeit in
der Box auf die Bühne bringen.
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Biog
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REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
THERESE WILLSTEDT
Wie bist du zum Theatermachen
gekommen?
Als ich 17 Jahre alt war, habe ich
meine erste choreographische Arbeit gemacht und bei dieser Arbeit
wollte ich, dass die Bewegungen
mehr auf einer dramatischen Situation basieren. Ich wollte nach einem
neuen Vokabular suchen. Das Ergebnis war dann eher eine TheaterPerformance als eine Tanz-Performance. Ich glaube, das war für mich
der Wendepunkt, an dem ich mich
entschieden habe, mich mehr in
Richtung Theater zu orientieren.
Wie sieht dein ideales Theater
aus?
Ich würde meine Arbeit gerne als eine Forschung an menschlichen und
sozialen Dilemmata und Mechanismen betrachten. Jeder Inszenierungsprozess ist in dieser Hinsicht
eher eine Forschung, eine Untersuchung dieser Themenfelder, als der
Versuch, ein schnelles und solides
Ergebnis, ein Produkt, herzustellen.
Mein ideales Theater wäre also ein
Theater, das daran interessiert ist,
den Prozess und die künstlerische
Suche zu unterstützen. Ich liebe es,
Inszenierungen zu sehen, bei denen
sichtbar und spürbar ist, dass auf
der Bühne immer noch Erforschungen und Untersuchungen stattfinden.
Wie würdest du deine eigene
Arbeit beschreiben?
Ich entwickle mein Material häufig
durch Improvisationen mit den
Schauspielern und in Zusammenarbeit mit meinen Sound- und Lichtdesignern. Die Inszenierung ist am
Ende das organisierte und strukturierte Ergebnis unserer Forschungen
und Entwicklungen auf der Probe.
Der Kern meiner Arbeiten ist das
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Kreieren einer starken Atmosphäre
und eines klaren, körperlichen Kosmos’: Wie verhalten sich Menschen
und was bringt sie dazu, sich auf diese Weise zu verhalten?
Hast du Vorbilder?
Wenn damit gemeint ist, wer und
was mich in meiner beruflichen Haltung und in meiner Arbeitsweise inspiriert, dann wäre die Liste sehr lang.
Was hast du dir für deine Zeit
in Frankfurt vorgenommen, in
der deine ersten Arbeiten in
Deutschland entstehen werden?
Ich freue mich darauf, in einer anderen Kultur zu arbeiten. Auch wenn
Deutschland wahrscheinlich nicht so
wirkt, als wäre es weit weg von
Schweden oder sehr verschieden,
bin ich ziemlich sicher, dass es das
eine oder andere Aufeinanderprallen
der Kulturen geben wird. Darauf
freue ich mich, weil ich weiß, dass es
mich provozieren und dazu zwingen
wird, meine Fähigkeiten und meinen
Standpunkt als Regisseurin und den
Blick auf meine Arbeit weiterzuentwickeln. Mein Plan ist es daher, meine bisherigen Arbeitsmethoden weiterzuentwickeln und gleichzeitig
offen zu sein.
Welche Themen beschäftigen
dich in deiner Theaterarbeit
besonders?
Bei der Themenfindung für meine Inszenierungen geht es immer um die
Frage, welche speziellen Themen
mich gerade provozieren und/oder
interessieren, sowohl gesellschaftlich als auch in meinem persönlichen
Leben.
Aber es gibt einen Mechanismus,
der mich immer fasziniert: Wie weit
würden Menschen gehen, um Kon-
I n t e3r 1v i e w
frontationen zu entgehen und unsere
Probleme anzunehmen, was auch
immer das sein mag. (Auch wenn wir
alle wissen, dass »das Problem« niemals ohne Konfrontation verschwinden wird.)
Interview und Übersetzung aus
dem Englischen von Dramaturgin
Henrieke Beuthner
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
Das AUTORENstudio geht mit Beginn der Spielzeit 2015/16 in seine zweite Runde. Wieder werden junge Autoren ab einem
frühen Stadium mit den Regisseuren des REGIEstudio an Themen, Textentwürfen und Skizzen arbeiten. Intensive Zusammenarbeit von Anfang an – dieses Modell der Autorenförderung hat sich im ersten Jahr bewährt und wird mit Roscha A. Säidow,
Alexander Eisenach und Sascha Hargesheimer fortgesetzt. Das AUTORENstudio wird ermöglicht durch die
AUTORENstudio
Alexander Eisenach
Sascha Hargesheimer
Roscha A. Säidow
Der goldene Fleiß (UA)
Regie: Daniel Foerster
Die Odyssee (UA)
Regie: Therese Willstedt
Ein neues Stück (UA)
Regie: Roscha A. Säidow
Alexander Eisenach wurde 1984
in Berlin geboren. Nach einem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Leipzig und Paris
arbeitete er als Regieassistent am
Centraltheater Leipzig, wo auch seine ersten Regiearbeiten entstanden.
Als Mitglied des REGIEstudio in der
Spielzeit 2013/14 entwickelte er neben Inszenierungen auch diverse
Bühnentexte. Es folgten Arbeiten als
freier Regisseur am Schauspiel
Frankfurt, wo er regelmäßig inszeniert, dem Schauspiel Hannover,
dem Theater Neumarkt Zürich und
dem Schauspiel Graz. Seit der
Spielzeit 2015/16 ist er Stipendiat
des AUTORENstudio am Schauspiel Frankfurt. Geboren 1982 in Frankfurt am Main,
studierte Sascha Hargesheimer
Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sein Erstlingswerk »Polen ist mein Italien«
gewann 2013 den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik, das Nachfolgestück »In Salz«
wurde 2014 mit dem Osnabrücker
Dramatikerpreis ausgezeichnet. Im
Rahmen der Autorentheatertage
2015 wurde »Archiv der Erschöpfung« am Deutschen Theater Berlin
uraufgeführt. Mit Beginn der Spielzeit 2015/16 ist Sascha Hargesheimer Stipendiat des AUTORENstudio
am Schauspiel Frankfurt. Roscha A. Säidow wurde 1985 in
Berlin geboren. Sie studierte Philosophie und Theaterwissenschaft an
der FU Berlin, leitete parallel das
Theater im Kino Berlin, und studierte
Schauspielregie an der Hochschule
für Schauspielkunst »Ernst Busch«
Berlin. Sie inszenierte u.a. in Frankfurt am Main, Marburg, Dresden und
Berlin. Ihre Inszenierung »Helden«
wurde beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielschulen in
Hamburg 2011 mit dem VontobelPreis ausgezeichnet. In Dresden,
Magdeburg und Dortmund brachte
sie ihre eigenen Stücke zur Uraufführung. Sie ist Gründungsmitglied der
freien Berliner Puppencompany »Retrofuturisten«. Seit 2015/16 ist sie
Stipendiatin des AUTORENstudio
am Schauspiel Frankfurt. 32
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Nstudio
REGIEstudio
SPIELZEIT 2015/16
IMPRESSUM
Herausgeber: Schauspiel Frankfurt
Intendant: Oliver Reese
Redaktionsleitung: Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Redaktion: Henrieke Beuthner,
Dr. Michael Billenkamp, Clara Topic-Matutin
Gestaltung: Mirjam Kremer
Fotos: Birgit Hupfeld
Druck: Druckerei Zarbock, Frankfurt am Main
Redaktionsschluss: 2. Oktober 2015
Änderungen vorbehalten.
Schauspiel Frankfurt ist eine Sparte der Städtische
Bühnen Frankfurt am Main GmbH
Geschäftsführer: Bernd Loebe, Oliver Reese
Aufsichtsratvorsitzender:
Prof. Dr. Felix Semmelroth
HRB-Nr. 52240 beim Amtsgericht
Frankfurt am Main
Steuernummer: 047 250 38165
Kontakt
Schauspiel Frankfurt
Neue Mainzer Straße 17
60311 Frankfurt am Main
E-Mail [email protected]
Zentrale Schauspiel Frankfurt
069.212.37.10.1
www.schauspielfrankfurt.de
www.schauspielfrankfurt.de/REGIEstudio
www.schauspielfrankfurt.de/AUTORENstudio
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REGIEstudio
Clara Topic-Matutin Leitung REGIEstudio
Dr. Michael Billenkamp Dramaturgische Beratung REGIEstudio
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