Daniel Foerster Katrin Plötner Therese Willstedt REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 Liebes Publikum, das REGIEstudio geht mit Beginn der Saison Liebes Publikum, 2015/16 in sein drittes Jahr. Das Projekt und seine Beteiligten sind zum festen Bestandteil des Frankfurter Spielplans geworden. Als Ergebnis dieses außerordentlichen Erfolges sind darum auch die strukturellen Neuerungen für den neuen Jahrgang zu verstehen: Nicht mehr über eine, sondern über eineinhalb Spielzeiten erstreckt sich das Engagement und neben Arbeiten in der Box wird das REGIEstudio auch im Spielplan der Kammerspiele verstärkt präsent sein. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen Katrin Plötner, Therese Willstedt, Daniel Foerster und ihre Arbeiten vor. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und hoffen, dass auch Sie unseren jungen Künstlern mit Lust und Freude begegnen werden! Clara Topic-Matutin Leitung REGIEstudio Dr. Michael Billenkamp Dramaturgische Beratung REGIEstudio 2 3 Das REGIEstudio wird ermöglicht durch REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 P R E M I E R E N 4 5 REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 F UJ NIH DNU REH t s uguA htáv roH nov nödÖ o st t i M t , n r e i ef k tnnek t ni gaT iek dnu i wh c s d n a tS ni hcis d n u e il W mov nedieb A , tsuL ie gnu f cieL rel i s t g i ez nu t re b sad :tät u tbua r k e ga L eS ned rF » t i M ts reoF uahc S b A e id s ebeiL ,dnameiN nie tsi kecilvaH dnanidreF nenie med sua :reneßotsreV nie - n a s a d n i , n e s e i we g s u a r e t s i d n a L r e f r a d , t s i ta m i e H e n i e s s a d , e r e d -rübstaatS eid mhi liew ,nienih thcin - n e p n u N . t s i n ef u a l e g b a t fa h c s r e g edieb eid ,ekcürB eid rebü re tled n e d n E n e r e d n a , t e d n i b r ev r e d n ä L -thciflp dnu neztis enagroznerG eid .nehcaweb eznerG erhi tssuweb r e n i e s n i r e t s i , t h e i s r ev h c i s r e e h E ni t kcirtsrev feit znetsix E neierf znerg elagelli ,net fahcsnehcaM ehcsitilop -sebeiL ehcilmieh dnu -relggumhcS .nethcihcseg 3391 tbierhcs htáv roH nov nödÖ eksetorg enie «reH dnu niH» tim r e n i e e s h c ü w s u A e i d r e b ü e s s oP - b a d a t s b l e s h c i s e id , k it il o pz n e r G - o r u E m i d n e r h äw d n U . t r h ü f m u d r u s rehöh enuäz znerG eid 5102 ap tedne ,nedrew negozeg ej nned driw neznerG » :hcsitsakras htáv roH ned nov nned ,nebeg remmi se neheiz oS .nebel riw nut neznerG hcoh ebel sE :zneuqesnoK eid riw «!znerG enöhcs eid Ferdinand Havlicek ist ein Niemand, ein Verstoßener: aus dem einen Land ist er ausgewiesen, in das andere, das seine Heimat ist, darf er nicht hinein, weil ihm die Staatsbürgerschaft abgelaufen ist. Nun pendelt er über die Brücke, die beide Länder verbindet, an deren Enden die Grenzorgane sitzen und pflichtbewusst ihre Grenze bewachen. Ehe er sich versieht, ist er in seiner grenzfreien Existenz tief verstrickt in politische Machenschaften, illegale Schmuggler- und heimliche Liebesgeschichten. Ödön von Horváth schreibt 1933 mit »Hin und Her« eine groteske Posse über die Auswüchse einer Grenzpolitik, die sich selbst ad absurdum führt. Und während im Europa 2015 die Grenzzäune höher denn je gezogen werden, endet Horváth sarkastisch: »Grenzen wird es immer geben, denn von den Grenzen tun wir leben. So ziehen wir die Konsequenz: Es lebe hoch die schöne Grenz!« Mittsom feiern, t kennt ke Tag in ti und kein schwim Stand u sich in e lie und i vom We beiden Lust, Ab fung ein ler Leich zeigt sic bert und tät: das raubt un Lage ke den Sel Mit »Frä Foerste Schaus die Abg Liebess e ig e R L g nu t a ma r D a K ti M j exe l A e D . 02 e nhü B r e n t ö l P n i r t a K e ig e R emütsoK rekcedueN eseilennA ekeirneH eigrutamarD rennaW iliL , t fö h e d e r B e n n a s u S ti M r e n ht u e B ,tdetsuerB naJ ;apurokS aluaP m a e r e im e r P r e d n a l G t n e c n i V xoB red ni 5102 rebot kO .11 Regie Katrin Plötner Bühne Anneliese Neudecker Kostüme Lili Wanner Dramaturgie Henrieke Beuthner Mit Susanne Bredehöft, Paula Skorupa; Jan Breustedt, Vincent Glander Premiere am 11. Oktober 2015 in der Box Regie D tung Ly Dramat Mit Kat Alexej L 20. Dez 6 7 HIN UND HER FR JUL Ödön von Horváth August emand, nen das anarf er atsbürn penbeide Enden pflichthen. seiner trickt in llegale Liebes- 1933 ske einer ad abm Euroher det en wird en ehen hoch me enrieke ehöft, dt, am REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 FRÄULEIN JULIE DAS JAHR MAGISCHEN DENKENS August Strindberg Joan Didion Mittsommernacht: die Menschen feiern, tanzen, trinken. Die Nacht kennt keine Dunkelheit und wo der Tag in tiefster Finsternis kein Ende und keinen Anfang findet, verschwimmen auch die Grenzen von Stand und Hierarchie. So finden sich in einer Küche das Fräulein Julie und ihr Knecht Jean. Übermütig vom Wein und Tanz, lassen sich die beiden auf ein gefährliches Spiel um Lust, Abhängigkeit und Unterwerfung ein. Doch was in der Nacht voller Leichtigkeit möglich erscheint, zeigt sich im Morgengrauen entzaubert und als schonungslose Realität: das Fräulein ist seiner Ehre beraubt und sieht aus ihrer misslichen Lage keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Mit »Fräulein Julie« stellt sich Daniel Foerster im REGIEstudio am Schauspiel Frankfurt vor und wird die Abgründe einer nachttrunkenen Liebessucht inszenieren. »Das Leben ändert sich schnell. Das Leben ändert sich in einem Augenblick. Man setzt sich zum Abendessen, und das Leben, das man kennt, hört auf.« Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schwersten Herausforderungen, denen sich der Mensch in seinem Leben stellen muss. Wie kann man selbst weiterleben mit der Leerstelle dort, wo immer jemand gewesen ist? Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes beginnt Joan Didion zu schreiben, sie skizziert behutsam die ersten Tage nach dem Tod, ihre verzweifelten Versuche, den Tod zu verstehen, der so viel größer ist als der Mensch, und ihren Weg, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Mit ihrer ersten Arbeit am Schauspiel Frankfurt widmet sich Therese Willstedt, zusammen mit Schauspielerin Heidi Ecks und Tänzerin Kate Strong, den großen Themen Tod, Leben, Verlust, Vergänglichkeit, Einsamkeit und Hoffnung. Regie Daniel Foerster Ausstattung Lydia Huller, Robert Sievert Dramaturgie Henrieke Beuthner Mit Katharina Bach, Verena Bukal; Alexej Lochmann Premiere am 20. Dezember 2015 in der Box Regie Therese Willstedt Dramaturgie Rebecca Lang Mit Heidi Ecks, Kate Strong Premiere im Januar 2016 in der Box 8 9 REGIEstudio N SPIELZEIT 2015/16 DAS JAHR MAGISCHEN DENKENS Joan Didion chen acht wo der Ende ren von den ein Jumütig ich die Spiel um rweracht volheint, entzauRealihre beslichen g als Daniel wird nkenen tatevert thner Bukal; am ox »Das Leben ändert sich schnell. Das Leben ändert sich in einem Augenblick. Man setzt sich zum Abendessen, und das Leben, das man kennt, hört auf.« Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine der schwersten Herausforderungen, denen sich der Mensch in seinem Leben stellen muss. Wie kann man selbst weiterleben mit der Leerstelle dort, wo immer jemand gewesen ist? Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes beginnt Joan Didion zu schreiben, sie skizziert behutsam die ersten Tage nach dem Tod, ihre verzweifelten Versuche, den Tod zu verstehen, der so viel größer ist als der Mensch, und ihren Weg, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Mit ihrer ersten Arbeit am Schauspiel Frankfurt widmet sich Therese Willstedt, zusammen mit Schauspielerin Heidi Ecks und Tänzerin Kate Strong, den großen Themen Tod, Leben, Verlust, Vergänglichkeit, Einsamkeit und Hoffnung. Regie Therese Willstedt Dramaturgie Rebecca Lang Mit Heidi Ecks, Kate Strong Premiere am 31. Januar 2016 in der Box 10 11 REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 R LDENE ISS (UA) Eisenach uktion von REGIEstudio RENstudio geweiden eines Schafes n Voodoopriester in Darfur e Probleme Afrikas: Die aft schaut dem eigenen wiegt sich in der Letharlonialzeit, gibt dem Weshuld an der eigenen Unfäd bekämpft sich lieber itig als gemeinsam Besschaffen. Aber es gibt eieg: Den »goldenen Fleiß«, ger, langer Zeit von den hen Kolonialmächten geurde. Die Freunde Jayson adu werden in den Norden um ihn schleunigst zuen, denn er bringt Glück, eit und Wohlstand für alle. Eisenach überschreibt in das AUTORENstudio nen Stück den antiken m »Goldenen Vlies« und rt die große Suche der n in unsere krisengeGegenwart – mit scharauf uns und die Anderen. DER GOLDENE niel Foerster gie Rebecca Lang rung im März 2016 in REDFLEISS ENEDLOG 12 SSIELF 13 DER GOLDENE FLEISS (UA) DIE CENC Alexander Eisenach Antonin Artaud Eine Produktion von REGIEstudio und AUTORENstudio In den Eingeweiden eines Schafes erkennt ein Voodoopriester in Darfur deutlich die Probleme Afrikas: Die Gesellschaft schaut dem eigenen Verfall zu, wiegt sich in der Lethargie der Kolonialzeit, gibt dem Westen die Schuld an der eigenen Unfähigkeit und bekämpft sich lieber wechselseitig, als gemeinsam Besserung zu schaffen. Aber es gibt einen Ausweg: Den »goldenen Fleiß«, der vor langer, langer Zeit von den europäischen Kolonialmächten gestohlen wurde. Die Freunde Jayson und Marbadu werden in den Norden geschickt, um ihn schleunigst zurückzuholen, denn er bringt Glück, Zufriedenheit und Wohlstand für alle. Alexander Eisenach überschreibt in seinem für das AUTORENstudio entstandenen Stück den antiken Mythos vom »Goldenen Vlies« und transponiert die große Suche der Argonauten in unsere krisengeschüttelte Gegenwart – mit scharfem Blick auf uns und die Anderen. Francesco Cenci hat den Thro klommen, den er sich selbst g hat: er will Macht und er nimm sich. Tyrannisch und bedingun herrscht er über seine Familie Dienerschaft und alles, was ih gibt. Sein Streben nach Mach Geld macht auch vor der Kirch nicht halt, der Papst steht Cen Verbrechen als verdeckter Ge schäftspartner zur Seite. Um s gottgleich über die Überreste Familie zu erheben, lässt er se Söhne ermorden und schände ne Tochter Beatrice, die nur no einen Ausweg sieht, um die be spiellose Spur der Gewalt zur den. In ihrer zweiten Arbeit am Sch spiel Frankfurt wird Katrin Plöt Artauds selten gespieltes, arc sches und finsteres Familiend in der Box inszenieren, mit dem aud 1935 versuchte, sein »The der Grausamkeit« bühnenfähig machen. Regie Daniel Foerster Dramaturgie Rebecca Lang Uraufführung im März 2016 in der Box Regie Katrin Plötner Dramat Rebecca Lang Premiere im M 2016 in der Box REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 HIN UND HER FRÄULEIN JULIE DIE CENCI Ödön von Horváth August Strindberg Antonin Artaud Ferdinand Havlicek ist ein Niemand, ein Verstoßener: aus dem einen Land ist er ausgewiesen, in das andere, das seine Heimat ist, darf er nicht hinein, weil ihm die Staatsbürgerschaft abgelaufen ist. Nun pendelt er über die Brücke, die beide Länder verbindet, an deren Enden die Grenzorgane sitzen und pflichtbewusst ihre Grenze bewachen. Ehe er sich versieht, ist er in seiner grenzfreien Existenz tief verstrickt in politische Machenschaften, illegale Schmuggler- und heimliche Liebesgeschichten. Ödön von Horváth schreibt 1933 mit »Hin und Her« eine groteske Posse über die Auswüchse einer Grenzpolitik, die sich selbst ad absurdum führt. Und während im Europa 2015 die Grenzzäune höher denn je gezogen werden, endet Horvath sarkastisch: »Grenzen wird es immer geben, denn von den Grenzen tun wir leben. So ziehen wir die Konsequenz: Es lebe hoch die schöne Grenz!« Mittsommernacht: die Menschen feiern, tanzen, trinken. Die Nacht kennt keine Dunkelheit und wo der Tag in tiefster Finsternis kein Ende und keinen Anfang findet, verschwimmen auch die Grenzen von Stand und Hierarchie. So finden sich in einer Küche das Fräulein Julie und ihr Knecht Jean. Übermütig vom Wein und Tanz, lassen sich die beiden auf ein gefährliches Spiel um Lust, Abhängigkeit und Unterwerfung ein. Doch was in der Nacht voller Leichtigkeit möglich erscheint, zeigt sich im Morgengrauen entzaubert und als schonungslose Realität: das Fräulein ist seiner Ehre beraubt und sieht aus ihrer misslichen Lage keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Mit »Fräulein Julie« stellt sich Daniel Foerster im REGIEstudio am Schauspiel Frankfurt vor und wird die Abgründe einer nachttrunkenen Liebessucht inszenieren. Francesco Cenci hat den Thron erklommen, den er sich selbst gebaut hat: er will Macht und er nimmt sie sich. Tyrannisch und bedingungslos herrscht er über seine Familie, seine Dienerschaft und alles, was ihn umgibt. Sein Streben nach Macht und Geld macht auch vor der Kirche nicht halt, der Papst steht Cencis Verbrechen als verdeckter Geschäftspartner zur Seite. Um sich gottgleich über die Überreste seiner Familie zu erheben, lässt er seine Söhne ermorden und schändet seine Tochter Beatrice, die nur noch einen Ausweg sieht, um die beispiellose Spur der Gewalt zur beenden. In ihrer zweiten Arbeit am Schauspiel Frankfurt wird Katrin Plötner Artauds selten gespieltes, archaisches und finsteres Familiendrama in der Box inszenieren, mit dem Artaud 1935 versuchte, sein »Theater der Grausamkeit« bühnenfähig zu machen. Regie Katrin Plötner Bühne Anneliese Neudecker Kostüme Lili Wanner Dramaturgie Henrieke Beuthner Mit Susanne Bredehöft, Paula Skorupa; Jan Breustedt, Vincent Glander Premiere am 11. Oktober 2015 in der Box Regie Daniel Foerster Ausstattung Lydia Huller, Robert Sievert Dramaturgie Henrieke Beuthner Mit Katharina Bach, Verena Bukal; Alexej Lochmann Premiere am 20. Dezember 2015 in der Box Regie Katrin Plötner Dramaturgie Rebecca Lang Premiere im Mai 2016 in der Box 14 15 REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 DIE ODYSSEE (UA) Sascha Hargesheimer IN DER SPIELZEIT 2016/17 Eine Produktion von REGIEstudio und AUTORENstudio Wer ist der Herrscher über das Meer? Wer beherrscht die Grenzen, die es umgeben? In Homers Epos sind es die Götter, die den König von Ithaka auf den Weg schicken. Sie gewähren dem Fremden Zuflucht und lassen ihn dennoch nicht heimkehren. Angesichts der heutigen Flüchtlingsströme, die über das Mittelmeer kommen und der europäischen Grenzpolitik stellt sich die Frage: Wer sind die Götter von heute? Wer herrscht über das Meer und seine Grenzen? Welche Heimat wird verlassen und wo findet sich eine neue? Sascha Hargesheimer, Mitglied im AUTORENstudio, stellt die Geschichte von Homers »Odyssee« in einen heutigen Kontext, in dem die Heimatlosigkeit und die gefährliche Fahrt über das Meer erschreckend aktuell sind. ENTSTEHEN ZWEI WEITERE INSZENIERUNGEN IN DEN KAMMERSPIELEN SOWIE EINE INSZENIERUNG IN DER BOX. Regie Therese Willstedt Dramaturgie Henrieke Beuthner Uraufführung im Mai 2016 in den Kammerspielen 16 17 REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 B I O G R A F I E N 18 I N T E R V I E W S 19 REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 K A T R I N P L Ö T N E R Katrin Plötner wurde 1985 geboren und wuchs in Berlin auf. Von 2006 bis 2011 studierte sie Regie an der Universität Mozarteum Salzburg. Ihre Diplominszenierung »Angriffe auf Anne« wurde zum Fast Forward (Europäisches Festival für junge Regie) ans Staatstheater Braunschweig eingeladen. Laut Theater heute gehört sie zu den drei wichtigsten Absolventen der letzten 10 Jahre an der Universität Mozarteum Salzburg. Sie inszenierte u.a. am Residenztheater München, Staatstheater Karlsruhe, Theater Regensburg, Landestheater Niederösterreich, K A T R I N Theater Augsburg und am Mainfranken Theater Würzburg und erhielt Einladungen zum Kaltstart Festival Hamburg, zur Young Actors Week Salzburg, in das Rottstr5 Theater, Bochum, und zum UniThea Festival, Frankfurt (Oder). In der Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird Katrin Plötner zwei Inszenierungen in der Box und eine Arbeit in den Kammerspielen auf die Bühne bringen. 20 P L Ö T N E R Biog 2 r1a f i e REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 KATRIN PLÖTNER Wie bist du zum Theatermachen gekommen? Ich bin in einem Hochhausgebiet in Berlin geboren und aufgewachsen. Zunächst habe ich mich überhaupt nicht für das Theater interessiert. Als ich in die Pubertät kam, sind meine Eltern an den Rand von Berlin, in den sogenannten »Speckgürtel« gezogen. Der Schulwechsel war damals für mich ein großer Kulturschock: Von der Brennpunktklasse ins brave Gutbürgertum. Damit bin ich nicht besonders gut zurechtgekommen. Schließlich wurde ich von meiner Familie mehr oder weniger überredet, Theaterspielen als Hobby auszuprobieren, um Anschluss an mein neues Umfeld zu finden. Schnell habe ich meine gesamte Zeit in einem Jugendclub (Alte Möbelfabrik e.V.) verbracht, in dem ich zunächst selbst gespielt habe. Wir sind dann mit unserer Theatergruppe nach Dänemark, Irland und auf die Shetland Inseln gereist. Während dieser Zeit habe ich mehr und mehr Funktionen außerhalb der Bühne übernommen und immer weniger selbst gespielt, sodass ich plötzlich auf dem Regiestuhl mehr zu Hause war als auf der Bühne. So entstand der Wunsch, Regisseurin zu werden. Ich habe dann an der Universität Mozarteum Salzburg Regie studiert und anschließend am Residenztheater München assistiert, wo ich auch meine ersten Inszenierungen realisieren konnte. Seit 2013 arbeite ich als freie Regisseurin. Wie würdest du deine eigene Arbeit beschreiben? Mein Ziel ist mit jeder Inszenierung eine Vision in Bezug auf unsere Gesellschaft zu entwickeln. Mich interessiert also nicht die direkte Spiegelung der Realität, sondern die Suche nach einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Leben und unseren sogenannten »gemeinschaftlichen Werten«. 22 Das Publikum soll bei meinen Inszenierungen die Möglichkeit bekommen, das Theater mit einem anderen Blick auf das Leben zu verlassen – ich möchte ihm keine Meinungen vorkauen, sondern lieber Fragen stellen. behindern nicht nur eine mutige, kreative Arbeit und den ehrlichen Umgang miteinander, sondern auch die eigene Fähigkeit, glücklich zu sein. Daher sind in sich ruhende Menschen stets ein Vorbild für mich. Was hast du dir für deine Zeit in Frankfurt vorgenommen? Ich versuche mich mit jeder künstlerischen Arbeit weiterzuentwickeln. Als freie Regisseurin konnte ich schon an den verschiedensten Staats- und Stadttheatern Erfahrungen sammeln. Die Besonderheit des REGIEstudios am Schauspiel Frankfurt machen für mich zwei Dinge aus: Zum einen habe ich völlige Freiheit in der Auswahl der Stoffe und Themen für einen Theaterabend, zum anderen besteht die Möglichkeit einer langfristigen Zusammenarbeit, da ich in den nächsten zwei Jahren drei Inszenierungen realisieren werde. Als Regisseurin begeistere ich mich oftmals für merkwürdige, brutale oder abseitige Stoffe, die man nicht an jedem Theater umsetzen kann. Am REGIEstudio kann ich genau diese Themen bearbeiten, die mich im Moment wirklich umtreiben – das stärkt natürlich meinen persönlichen künstlerischen Zugriff und Ausdruck. Gleichzeitig gibt mir die langfristige Zusammenarbeit die Möglichkeit zu wachsen: Ich kann mutiger, klarer und direkter in meiner Regiehandschrift werden – ich darf auch scheitern oder Umwege gehen, da ich hier die Zeit und den Raum habe, mich weiterzuentwickeln. Auf diese Zeit des Wachsens freue ich mich, da das REGIEstudio nicht nur ergebnisorientiert auf mich als Regisseurin schaut, sondern mich in meiner Entwicklung begleiten möchte. Welche Themen beschäftigen dich in deiner Theaterarbeit besonders? Zwischenmenschliche Machtverhältnisse. Der Tod. Die Macht des Kapitals. Die Unendlichkeit. Zu dieser Frage fällt mir alles und nichts ein. Derzeit inszeniere ich ein vergessenes Horváth-Stück, »Hin und Her«. Es thematisiert die Geschichte von Ferdinand Havlicek, der nach dem Konkurs seines Unternehmens zum einen aus seiner Wahlheimat ausgewiesen und zum anderen in sein Geburtsland nicht wieder hineingelassen wird, da sein Pass abgelaufen ist. Er befindet sich das gesamte Stück über auf einer Brücke, der sogenannten »neutralen Zone«, und wird immer wieder zwischen den beiden Staaten hin- und hergeschickt. Der Mensch geht schließlich – zumindest in unserer Fassung – am System zugrunde. Ich habe lange nach einem Stück gesucht, das sich inhaltlich mit den Themen Flucht, Vertreibung und Staatenlosigkeit auseinandersetzt und dafür trotzdem eine geformte Übertragung findet, die über die gegenwärtigen Zustände hinausweist. Zusätzlich ist das Stück voll von einem seltsam-depressiven Humor, wodurch es der Gefahr entgeht, Betroffenheit zu erzeugen. Solche Texte begeistern mich. Hast du Vorbilder? Menschen, die ruhiger und gelassener als ich agieren können. Falscher Ehrgeiz und übertriebene Strenge I n t e2r 3 view Wie sieht dein ideales Theater aus? Offen, ehrlich, mutig und direkt. Die Fragen stellte Dramaturgin Henrieke Beuthner REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 F O E R S T E R D A N I E L F O E R S T E R F O E R S T E R 1986 in Göttingen geboren, hospitierte und assistierte Daniel Foerster am HAU Berlin, bei den Wiener Festwochen, am Theater Freiburg und am Maxim Gorki Theater Berlin. Ab 2005 realisierte er eigene Projekte als Autor und Regisseur bei den Jungen Akteuren des Theater Bremen, am Deutschen Theater in Göttingen und im TiK Berlin. Von 2011 bis 2015 studierte er Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg. Seine Inszenierung »Borkman« nach Henrik Ibsen wurde im Mai 2014 zum Körber Studio Junge Regie eingeladen. Für sein Stück »Tanzen! Tanzen!« erhielt Daniel Foerster den Nachwuchspreis des Heidelberger Stückemarktes 2014. Am Theater Osnabrück inszenierte er beim Spieltriebe-Festival »Archiv der Erschöpfung« von Sascha Hargesheimer. In der Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird Daniel Foerster drei Inszenierungen in der Box auf die Bühne bringen. 24 F O E R S T E R Biog 2 r5a f i e REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 DANIEL FOERSTER Wie bist du zum Theatermachen gekommen? Für mich war es immer wichtig, meine Sicht auf die Welt und mich zu erzählen und diese Erzählung mit anderen Menschen zu teilen. Wenn ich genau überlege, habe ich das von klein auf getan, auf unterschiedlichste Art und Weise, habe geschrieben, gespielt, in meinem Kinderzimmer Aufführungen veranstaltet – bis mir in der zwölften Klasse ein Lehrer die Leitung der Theater AG anbot, weil er selbst keine Lust mehr hatte. Spätestens da wusste ich, dass es das Theater sein soll. Ich habe ein Stück geschrieben und inszeniert, und wir sind damit bis zum Theatertreffen der Jugend in Berlin gekommen. Seit dieser Arbeit, die sich über ein Jahr hinzog, will ich es halt immer wieder: anfangen bei Null, sich Tage und Nächte um die Ohren schlagen, zittern, lieben, wütend sein, suchen, Lebende und Tote beschwören (und sich all den anderen Dingen aussetzen, die sonst noch dazugehören). Wie sieht dein ideales Theater aus? Ein Theater, das jede*r besucht, das von allen Menschen als wichtiger Gegen-Raum, als wichtige GegenÖffentlichkeit (und Öffentlichkeit) verstanden und geschätzt wird. Das Theater wird von allem und jedem gebraucht, immer wieder, gleichzeitig braucht es niemand, und deswegen braucht man es so sehr – weil es vergeblich ist, weil man immer wieder von vorn beginnen muss, weil es pervers und abgründig ist, weil das alles keinen messbaren Wert hat. Das Theater steht mit seiner vermeintlichen Unnützlichkeit einer Markt- und Effizienzlogik diametral gegenüber, behauptet dies nicht nur, sondern lebt sie auch, und aus ge- nau diesem Grund bezahlt es all die dort Arbeitenden und sich Verschwendenden so wie Banker und erfolgreiche Anwälte. Das ideale Theater ist verschwenderisch, größenwahnsinnig und steht quer – sowohl auf einer dicht befahrenen Straße inmitten der Stadt als auch in den Köpfen der Menschen, die mit ihm in Berührung kommen. Das ideale Theater ist in einem Haus. Die Menschen müssen zum Theater kommen, das Theater kommt auf keinen Fall zu den Menschen. Nur in diesem speziellen, geweihten, dem Theater zur Verfügung gestellten Raum ist es möglich, dass sich Menschen zum Theatermachen und Theatererleben versammeln. Wenn man die Fenster des Hauses öffnet, strömt salzige Meer- 26 luft hinein. Auf dem Haus ist ein Feld und ein großer Wald, in dem Wolfram Lotz sitzt und Theaterstücke und Forderungen an das Theater schreibt. Das ideale Theater ist in jeder Hinsicht ideal, allerdings hat es ein Problem – mit dem Wort IDEAL. Seit das Theater ideal geworden ist, wagt niemand mehr, einen Anfang zu machen, weil alle Angst haben, das Ideal nicht zu erfüllen. Ich will mein ideales Theater anstreben – aber was mache ich, wenn alles Wirklichkeit geworden ist? Wie würdest du deine eigene Arbeit beschreiben? Meine Arbeit ist wie ein nächtlicher Gang durch Berliner Straßen von der Kneipe nach Hause, wenn man zehn Bier und drei Whiskey intus hat und die Sonne erste Lichtschimmer an den Himmel schickt, die die frisch renovierten Altbaufassaden, hinter denen man nicht wohnt, in ahnungsvolles, mitteleuropäisches Frühsommerrot taucht. Meine Arbeit ist wie ein verschwitzter Golfjunge, der nebenan zunächst nur Eier leihen wollte. Meine Arbeit ist wie ein Kind, dessen Eltern nie mehr wiederkommen. Meine Arbeit ist wie ein Mercedes AMG GT S, der auf der Basse Corniche bei erhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve fliegt und ins Meer stürzt, während er fast einen planschenden patriotischen Europäer, der sich nach dem Urlaub vornehmen wird, seinen Hass auf allen Kanälen noch salonfähiger zu machen, unter sich begräbt – jedoch nur fast. Meine Arbeit ist wie das heteronormativ dargestellte Portrait einer jungen, weiß-blonden, strahlenden Familie auf einer Milchtüte, in der die Milch seit Wochen gammelt. Meine Arbeit ist wie eine Krähe, die Nüsse auf den Asphalt schmeißt, um sie von Autos knacken zu lassen und sich das Spektakel von einem Ast aus anschaut. Meine Arbeit ist wie ein veganes Monster, das sich zur Feier des Tages eine halbe Haxe genehmigt. Meine Arbeit ist wie ein Zwanzigstel Spinatblatt auf einem weißen Zahn eines jungen Mannes in der Hand einer jungen Frau in einem Werbespot für »dieses beruhigende Gefühl.« Meine Arbeit ist wie ein Flugzeug, das bei der Landung zuerst den hinteren Teil des Fahrwerks aufsetzt und dann den vorderen. Meine Arbeit ist jung, wild, spritzig, hip, gefährlich, völlig neu, nie gesehen, schräg, hetero, homo, coloured, völlig uneitel und bescheiden. Meine Arbeit ist eine Sehnsucht nach all dem. Die Analyse meiner Arbeit ist top secret. Meine Arbeit – muss ich selbst erst verstehen. Hast du Vorbilder? Ja. Was hast du dir für deine Zeit in Frankfurt vorgenommen? »du hast gesagt es geht um Liebe du hast gesagt es geht um Kunst es geht um Reden Bilder, Melodien es geht um Streit und Stimmigkeit es geht um Menschen die was sagen wollen, tun normal es geht um Schöpfung und Gebärden um Dinge, Sachen und Ideen es geht um Alltag Wahrheit und Banalität es geht nicht sehr um Handlungen es wird nicht viel entscheiden hier es wird nicht sehr geschrieen es geht um Kummer und Melancholie es geht um Rhythmen wie in manchen Liedern um ein Gehör von Ferne her es geht ganz allgemein um allgemeine Worte um Sätze sozusagen dieser Tage es geht um Fehler Perfektion zu glatt zu wenig rauh zu wenig wild und viel zu wenig viel zu viel es geht so blöd das klingt um Harmonie stimmt gar nicht halt, stop, Lüge, falsch im Gegenteil es geht ums Nie der Harmonie« [Rainald Goetz – Jeff Koons] I n t e2r 7v i e w Welche Themen beschäftigen dich in deiner Theaterarbeit besonders? Wir stellen die Gegenfragen, nehmen Distanz ein zum Lauf der Dinge, treten einen Schritt zurück, reißen die Lücken und die Leerstellen in das Getriebe, damit es stolpert, damit es sich seinem Funktionswahn bewusst wird und das Ungesunde, Überflüssige, Hässliche, Unproduktive, Perverse, Fremde, Unterdrückte – und ja, schließen Sie jetzt die Augen, meine Damen und Herren, auch das Schöne – hervortritt. Für mich ist die Theaterarbeit eine ritualisierte Sinnsuche, ein Fragestellen, das sich einer Wahrheit, einer Antwort vielleicht, annähert, diese Wahrheit aber niemals erreichen darf, nicht für sich in Anspruch nehmen darf. Sonst wüssten wir ja alles und das Fragestellen wäre vorbei. Was mich bei dieser Arbeit anmacht, ist, die dunklen und dunkelsten Seelenabgründe von Menschen zu erkunden, Sehnsucht nach Auswegen von Unterdrückung jeglicher Art, Sehnsucht überhaupt. Das weite Feld jenseits der Vernunft. Das und noch vieles mehr. Dieser Text soll keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Bitte kommen Sie mir jetzt nicht mit »Ihr Thema ist ja...« Sobald man etwas benennt, tötet man es auch. Also. Der Rest ist Nebel. Die Fragen stellte Dramaturgin Henrieke Beuthner REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 T H E R E S E W I L L S T E D T 1984 in Schweden geboren, studierte Therese Willstedt von 2001 bis 2004 an der Ballettakademie in Göteborg und von 2008 bis 2012 Regie an der Danish National School of Performance Arts in Kopenhagen, wo sie auch unterrichtete. Sie lebt in Kopenhagen und arbeitet in Skandinavien als Theaterregisseurin und Choreografin. Für ihre Inszenierung von Schillers »Røverne«/»Die Räuber« am Aalborg Teater wurde sie 2013 für den dänischen Theaterpreis als beste Theaterregisseurin nominiert. In den vergangenen Jahren inszenierte sie in Dänemark, u.a. am Kongelige Teater Kopenhagen, dem Odense Teater, am Aalborg Teater und dem Teater Nordkraft. In Deutschland zeigte sie im Rahmen des Körber Studio Junge Regie 2011 »Jeanne d’Arc« am Thalia Theater Hamburg und in diesem Jahr auf der Mannheimer Bürgerbühne »9220«. Neben Regiearbeiten entwickelt sie Choreografien und Tanz-Theater-Performances, u.a. in Dänemark und Palästina. In der Spielzeit 2015/16 und 2016/17 wird Therese Willstedt zwei Inszenierungen in den Kammerspielen und eine Arbeit in der Box auf die Bühne bringen. 28 Biog 2 r9a f i e REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 THERESE WILLSTEDT Wie bist du zum Theatermachen gekommen? Als ich 17 Jahre alt war, habe ich meine erste choreographische Arbeit gemacht und bei dieser Arbeit wollte ich, dass die Bewegungen mehr auf einer dramatischen Situation basieren. Ich wollte nach einem neuen Vokabular suchen. Das Ergebnis war dann eher eine TheaterPerformance als eine Tanz-Performance. Ich glaube, das war für mich der Wendepunkt, an dem ich mich entschieden habe, mich mehr in Richtung Theater zu orientieren. Wie sieht dein ideales Theater aus? Ich würde meine Arbeit gerne als eine Forschung an menschlichen und sozialen Dilemmata und Mechanismen betrachten. Jeder Inszenierungsprozess ist in dieser Hinsicht eher eine Forschung, eine Untersuchung dieser Themenfelder, als der Versuch, ein schnelles und solides Ergebnis, ein Produkt, herzustellen. Mein ideales Theater wäre also ein Theater, das daran interessiert ist, den Prozess und die künstlerische Suche zu unterstützen. Ich liebe es, Inszenierungen zu sehen, bei denen sichtbar und spürbar ist, dass auf der Bühne immer noch Erforschungen und Untersuchungen stattfinden. Wie würdest du deine eigene Arbeit beschreiben? Ich entwickle mein Material häufig durch Improvisationen mit den Schauspielern und in Zusammenarbeit mit meinen Sound- und Lichtdesignern. Die Inszenierung ist am Ende das organisierte und strukturierte Ergebnis unserer Forschungen und Entwicklungen auf der Probe. Der Kern meiner Arbeiten ist das 30 Kreieren einer starken Atmosphäre und eines klaren, körperlichen Kosmos’: Wie verhalten sich Menschen und was bringt sie dazu, sich auf diese Weise zu verhalten? Hast du Vorbilder? Wenn damit gemeint ist, wer und was mich in meiner beruflichen Haltung und in meiner Arbeitsweise inspiriert, dann wäre die Liste sehr lang. Was hast du dir für deine Zeit in Frankfurt vorgenommen, in der deine ersten Arbeiten in Deutschland entstehen werden? Ich freue mich darauf, in einer anderen Kultur zu arbeiten. Auch wenn Deutschland wahrscheinlich nicht so wirkt, als wäre es weit weg von Schweden oder sehr verschieden, bin ich ziemlich sicher, dass es das eine oder andere Aufeinanderprallen der Kulturen geben wird. Darauf freue ich mich, weil ich weiß, dass es mich provozieren und dazu zwingen wird, meine Fähigkeiten und meinen Standpunkt als Regisseurin und den Blick auf meine Arbeit weiterzuentwickeln. Mein Plan ist es daher, meine bisherigen Arbeitsmethoden weiterzuentwickeln und gleichzeitig offen zu sein. Welche Themen beschäftigen dich in deiner Theaterarbeit besonders? Bei der Themenfindung für meine Inszenierungen geht es immer um die Frage, welche speziellen Themen mich gerade provozieren und/oder interessieren, sowohl gesellschaftlich als auch in meinem persönlichen Leben. Aber es gibt einen Mechanismus, der mich immer fasziniert: Wie weit würden Menschen gehen, um Kon- I n t e3r 1v i e w frontationen zu entgehen und unsere Probleme anzunehmen, was auch immer das sein mag. (Auch wenn wir alle wissen, dass »das Problem« niemals ohne Konfrontation verschwinden wird.) Interview und Übersetzung aus dem Englischen von Dramaturgin Henrieke Beuthner REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 Das AUTORENstudio geht mit Beginn der Spielzeit 2015/16 in seine zweite Runde. Wieder werden junge Autoren ab einem frühen Stadium mit den Regisseuren des REGIEstudio an Themen, Textentwürfen und Skizzen arbeiten. Intensive Zusammenarbeit von Anfang an – dieses Modell der Autorenförderung hat sich im ersten Jahr bewährt und wird mit Roscha A. Säidow, Alexander Eisenach und Sascha Hargesheimer fortgesetzt. Das AUTORENstudio wird ermöglicht durch die AUTORENstudio Alexander Eisenach Sascha Hargesheimer Roscha A. Säidow Der goldene Fleiß (UA) Regie: Daniel Foerster Die Odyssee (UA) Regie: Therese Willstedt Ein neues Stück (UA) Regie: Roscha A. Säidow Alexander Eisenach wurde 1984 in Berlin geboren. Nach einem Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft in Leipzig und Paris arbeitete er als Regieassistent am Centraltheater Leipzig, wo auch seine ersten Regiearbeiten entstanden. Als Mitglied des REGIEstudio in der Spielzeit 2013/14 entwickelte er neben Inszenierungen auch diverse Bühnentexte. Es folgten Arbeiten als freier Regisseur am Schauspiel Frankfurt, wo er regelmäßig inszeniert, dem Schauspiel Hannover, dem Theater Neumarkt Zürich und dem Schauspiel Graz. Seit der Spielzeit 2015/16 ist er Stipendiat des AUTORENstudio am Schauspiel Frankfurt. Geboren 1982 in Frankfurt am Main, studierte Sascha Hargesheimer Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Sein Erstlingswerk »Polen ist mein Italien« gewann 2013 den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik, das Nachfolgestück »In Salz« wurde 2014 mit dem Osnabrücker Dramatikerpreis ausgezeichnet. Im Rahmen der Autorentheatertage 2015 wurde »Archiv der Erschöpfung« am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Mit Beginn der Spielzeit 2015/16 ist Sascha Hargesheimer Stipendiat des AUTORENstudio am Schauspiel Frankfurt. Roscha A. Säidow wurde 1985 in Berlin geboren. Sie studierte Philosophie und Theaterwissenschaft an der FU Berlin, leitete parallel das Theater im Kino Berlin, und studierte Schauspielregie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Sie inszenierte u.a. in Frankfurt am Main, Marburg, Dresden und Berlin. Ihre Inszenierung »Helden« wurde beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielschulen in Hamburg 2011 mit dem VontobelPreis ausgezeichnet. In Dresden, Magdeburg und Dortmund brachte sie ihre eigenen Stücke zur Uraufführung. Sie ist Gründungsmitglied der freien Berliner Puppencompany »Retrofuturisten«. Seit 2015/16 ist sie Stipendiatin des AUTORENstudio am Schauspiel Frankfurt. 32 AU TO R3 E3 Nstudio REGIEstudio SPIELZEIT 2015/16 IMPRESSUM Herausgeber: Schauspiel Frankfurt Intendant: Oliver Reese Redaktionsleitung: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion: Henrieke Beuthner, Dr. Michael Billenkamp, Clara Topic-Matutin Gestaltung: Mirjam Kremer Fotos: Birgit Hupfeld Druck: Druckerei Zarbock, Frankfurt am Main Redaktionsschluss: 2. Oktober 2015 Änderungen vorbehalten. Schauspiel Frankfurt ist eine Sparte der Städtische Bühnen Frankfurt am Main GmbH Geschäftsführer: Bernd Loebe, Oliver Reese Aufsichtsratvorsitzender: Prof. Dr. Felix Semmelroth HRB-Nr. 52240 beim Amtsgericht Frankfurt am Main Steuernummer: 047 250 38165 Kontakt Schauspiel Frankfurt Neue Mainzer Straße 17 60311 Frankfurt am Main E-Mail [email protected] Zentrale Schauspiel Frankfurt 069.212.37.10.1 www.schauspielfrankfurt.de www.schauspielfrankfurt.de/REGIEstudio www.schauspielfrankfurt.de/AUTORENstudio 34 35 REGIEstudio Clara Topic-Matutin Leitung REGIEstudio Dr. Michael Billenkamp Dramaturgische Beratung REGIEstudio 36