Inneres Hören begriffliche Komplexe und praktische Modelle Diplomarbeit eingereicht und verteidigt an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Gutachter: Prof. Dr. Lessing / Prof. Dr. Heinemann Von Markus Pötschke Hauptfach: Musikpädagogik, Saxophon J/R/P Mat.: 5192 Dresden, 30.04.2012 1 VORWORT 2 2 DAS INNERE HÖREN UND DIE MEDIZIN 3 2.1 FUNKTIONSWEISE DES HÖRENS - DAS OHR 2.1.1 Vom Außenohr, über das Corti-Organ, bis zur Hörbahn 2.1.2 Von der Hörbahn bis zur primären Hörrinde 2.1.3 Die primäre und die sekundäre Hörrinde 2.2 DIE SPEICHERUNG AKUSTISCHER INFORMATIONEN 2.2.1 Was passiert nun aber genau im Gehirn? 2.2.2 Chunking 2.2.3 Emotionen und unser Gedächtnis 2.2.4 Die Gedächtnisbildung zusammengefasst 2.2.5 Gedächtnisbildung und die Musik 2.2.6 Wo befindet sich das innere Ohr? 3 DAS INNERE HÖREN NACH JOACHIM-ERNST BERENDT 3.1 4 3 3 8 8 9 10 12 13 15 15 19 23 J. E. BERENDT – BIOGRAFISCHER ABRISS 23 3.2 ‚DAS DRITTE OHR’ 3.2.1 Das Ohr als wichtiges Wahrnehmungsmittel 3.2.2 Unhörbare und hörbare Klänge 24 24 25 PRAKTISCHE METHODEN 4.1 29 ABLEITUNG AUS DEN VORHERIGEN KAPITELN 29 4.2 ÜBUNGEN ZUR KONZENTRATION 4.2.1 Meditation 4.2.2 Audiation 4.2.3 Vor- und Nachspielübungen – Imitation 34 34 38 41 5 ZUSAMMENFASSUNG 43 6 LITERATURVERZEICHNIS 44 7 INTERNETVERZEICHNIS 46 8 EIDESTATTLICHE ERKLÄRUNG 47 1 Vorwort Musikunterricht, was ist das? Was heißt es, Musik zu unterrichten? Was heißt denn Musik? Kann man diese unterrichten? Schaut man sich die Wortbedeutung an, ist Musik das Wissen, Töne unter Einfluss bestimmter musikspezifischer Regeln zu einer individuellen Komposition zu verknüpfen. Wie lernt man das? Das Lernen der Regeln der Musik ist im Musikunterricht vielfach ein wesentlicher Bestandteil. Wie man jedoch diese Regeln anwenden lernt, um die Töne zu einer individuellen Komposition zu verknüpfen, ist meiner Ansicht nach schon wesentlich seltener. Besonders selten wird der Frage nach der Art der Töne nachgegangen. Es heißt zwar, dass Musik eine Verknüpfung von Tönen ist, aber welcher Töne? Wo kommen die Töne her? Wie nimmt der menschliche Körper diese wahr? Wie verarbeitet er diese? Produziert der Musiker selbst seine Töne, seine eigenen Melodien? Sind diese vielleicht schon vorhanden und er filtert sie mit Hilfe seiner persönlichen Empfindung heraus? Wie kann man lernen, seine eigene Musik zu hören? Wie kann man lernen, diese auch nach außen zu geben? Für mich sind diese Fragen von besonderer Bedeutung, gerade, wenn man sich mit der Improvisation und dem Unterrichten von Musik befasst. Mit der Diplomarbeit über ‚inneres Hören’ möchte ich diesen Fragen nachgehen und zusammentragen, was bisher zu ihrer Beantwortung erforscht worden ist. 2 2 Das innere Hören und die Medizin 2.1 Funktionsweise des Hörens - Das Ohr 2.1.1 Vom Außenohr, über das Corti-Organ, bis zur Hörbahn Um das innere Hören aus physiologischer Sicht zu verstehen, ist es fast unausweichlich, die Anatomie des Hörapparates, dem Ohr, zu kennen. Das Ohr wird in drei Bereiche aufgeteilt: das Außenohr, Mittelohr und das Innenohr. Das Außenohr beinhaltet die Ohrmuschel mit Ohrknorpel und Ohrläppchen, den äußeren Gehörgang und die äußere Seite des Trommelfells. An der inneren Seite des Trommelfells beginnt das Mittelohr. Es beinhaltet die Eustachsche Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum verbindet und die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss, Steigbügel. Mit Hilfe dieser Knöchelchen findet eine Umwandlung der in das Ohr eintretenden Schallwellen in mechanische Impulse statt. Diese können dann über die Fußplatte des Steigbügels in das Innenohr weitergegeben werden. Das ovale Fenster ist dabei die Schnittstelle vom Mittel- zum Innenohr. Dieses liegt in einem knöchernen Labyrinth, das wiederum das membranöse Labyrinth in sich trägt. Das knöcherne Labyrinth beinhaltet die Schnecke und das Gleichgewichtsorgan. Beide sind miteinander verbunden und mit jeweils zwei Flüssigkeiten gefüllt. Dabei ist der Zwischenraum zwischen dem knöchernen und membranösen Labyrinth mit Perilymphe und das membranöse Labyrinth an sich mit Endolymphe gefüllt. Beide Flüssigkeiten werden im Gleichgewichtsorgan, medizinisch: Vestibularorgan, primär durch die Änderung des Kopfes in Bezug zur Erdanziehungskraft in Bewegung gesetzt. In der Cochlea, der Schnecke, wird die Perilymphe, durch die im Mittelohr zu mechanischen Impulsen veränderten Schallwellen, in Bewegung gesetzt. Genauer gesagt passiert dieser Vorgang am ovalen Fenster. Je nach Stärke des Impulses, ergibt sich eine bestimmte Frequenz der Perilymphe in der Cochlea. Ebenso ist die Bewegung der Peri- und Endolymphe im Vestibularorgan abhängig vom Änderungsimpuls der Kopfbewegung. Die eigentliche Wahrnehmung einer Änderung des Schalldrucks passiert nun aber mit Hilfe von Endolymphe umgebenen, feinen Sinneszellen im membranösen Labyrinth der Cochlea. Die im Mittelohr in Impulse umgewandelten Schallwellen werden von der Perilymphe, durch eben diese Impulse, über die Wirkung des Steigbügels, am ovalen Fenster aufgenommen. Dort setzen sie sich durch die Schnecke fort. Die Schnecke ist so 3 aufgebaut, dass „[...] die zweieinhalb Windungen umfassende knöcherne Cochlea [...]“1 einen „[...] 30 mm langen Kanal [...]“2 bildet. Dieser ist in drei weitere Kanäle geteilt. Zum einen dem vom ovalen Fenster zum Schnecken-Oberen hinführenden Kanal, der Scala vestibuli und dem vom Schnecken-Oberen zum Fenster, zur Paukenhöhle führenden Kanal, der Scala tympani. Diese beiden sind durch eine dünne Verbindung, der Lamina spiralis ossea (Abb.2, 4), voneinander getrennt. Sie bildet eine Halterung für den dritten Kanal, dem Ductus cochlearis, dem membranösen Labyrinth der Cochlea. Dieser Ductus cochlearis befindet sich in der Scala vestibuli, gegenüber vom Zentrum der Schnecke, an der Lamina spiralis ossea. Er ist von ihr über die Membrana vestibularis, einer dünnen Zellmembran getrennt. Als visuelle Veranschaulichung dient folgende Grafik: Abb. 1 „Ductus cochlearis (Scala media), Schematischer Schnitt durch eine einzelne Schneckenwindung“3 Die untere Trennung von der Scala tympani besteht durch die Membrana tympani, oder auch Lamina basilaris. Auf dieser befindet sich das Corti-Organ, welches aufgrund seiner direkten Verbindung zum VIII. Hirnnerv das eigentliche Wahrnehmungsorgan für 1 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004. Cochlea [...]. Seite 320. 2 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004. Cochlea [...]. Seite 320. 3 Welleschik, 2008: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ductus_cochlearis_schema.jpg&filetimest amp=20080517175325 (22.01.2012, 01:55 Uhr) 4 Schallwellen ist. Das Corti-Organ besteht aus Stützzellen und Sinneszellen. Letztere werden, wie in Abbildung 2 ersichtlich, auch Haarzellen genannt und sind mit den Stereozilien, den Sinneshärchen bestückt. Diese dienen der Wahrnehmung feinster Veränderungen ihrer Umgebung. Funktions- und lokalbedingt ist dabei aber auch zwischen drei bis fünf äußeren Haarzellreihen und einer inneren zu unterscheiden. Abb. 2 „[...] 1 Reissner-Membran, 2 Basilarmembran, 3 Tektorialmembran, 4 Lamina spiralis ossea, 5 äußere Haarzellen die Pfeile deuten Schwingungsrichtungen an.“4 Noch nicht erwähnt, wird in dieser Abbildung die Tektorialmembran deutlich. Diese ist eine Membran, welche „[...] auf der Lamina spiralis ossea fixiert ist und deshalb vergleichsweise unbeweglicher ist [...]“5. Unbeweglicher in Bezug auf die ReissnerMembran und die Lamina basilaris. Die Abbildung verdeutlicht, welche Auswirkungen eine sich bewegende, eine schwingende Perilymphe in der Scala vestibuli hat. Bewegt sie sich, wird die Reissner-Membran in Schwingungen versetzt. „Auf Grund der Inkomprimierbarkeit von Flüssigkeiten [...]“6 wird dabei die Lamina basilaris in die gleiche Schwingung versetzt, sodass sich eine Lokalveränderung der Sinneshärchen ergibt. Weil die äußeren Sinneshärchen in Verbindung mit der Tektorialmembran stehen, ergibt sich damit für die Sinneshärchen eine durch Reibung wahrnehmbare Veränderung ihrer Umgebung. Diese Wahrnehmung, diese Impulse veranlassen kontraktile Fasern zur 4 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004. Abb. 13.22, Seite 322 5 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004. Funktion des Corti-Organs, Vorgang der Hörwahrnehmung [...], Seite 322 6 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004. Funktion des Corti-Organs, Vorgang der Hörwahrnehmung [...], Seite 321 5 Aktion, sodass eine „[...] Verstärkung der Schwingung im Endolymphraum[...]“7 passiert und somit auch die inneren Haarzellen gereizt werden. Diesen genügt der reine Schwingungsimpuls der Endolymphe, hervorgerufen durch den Impuls der Perilymphe, nicht. Sie sind nicht mit der Tektorialmembran verbunden und bedürfen daher einer größeren, deutlicheren Änderung ihrer Umgebung. Erst dann geraten auch die inneren Haarzellsinneshärchen in Schwingung und erregen damit die Zelle an sich. Diese Erregung wird anschließend über afferente Nervenfasern ins Zentrale Nervensystem (ZNS) geleitet. Efferente Nervenfasern leiten dann bestimmte Informationen des ZNS zurück an die äußeren Haarzellen, sodass eine erneute Kontraktion zur weiteren Verstärkung oder eine Entspannung dieser Zellen, für eine Abschwächung des Schwingungsimpulses, bewirkt wird. „Die äußeren Haarzellen erhöhen also die Empfindlichkeit des Innenohrs auf Schallreize.“8 Ebenso ist es ihnen mit einer entsprechenden Gegenkontraktion möglich, das Corti-Organ vor zu großen Impulsen zu schützen. Das Corti-Organ besitzt die Fähigkeit frequenz-genaue Informationen aufzunehmen. Dazu ist jeder Frequenz nur ein bestimmter Bereich der inneren Haarsinneszellen zugeordnet. Darüber hinaus erhält „[...] jede Hörnervenfaser ihre Information nur von einer einzigen (inneren) Haarzelle [...].“9 Zusätzlich ist die Basilarmembran unterschiedlich stark elastisch. In den apikalen Bereichen der Schnecke, also den Bereichen der Schneckenspitze, ist sie breiter und flexibler als in den basalen Bereichen, also am Beginn der Schnecke. So regen tiefe Frequenzen die Basilarmembran deutlicher in apikalen und hohe Frequenzen diese deutlicher in basalen Schneckenbereichen an. Das Corti-Organ kann damit in mindestens zwei Frequenzbereiche gegliedert werden: den Abschnitt für hohe Frequenzen basaler Lokalisation und den Abschnitt für tiefe Frequenzen apikaler Lokalisation. Dementsprechend führen mittlere Frequenzen mehr im mittleren Bereich des Corti-Organs zu einer Auslenkung. Die damit einhergehende Gliederung des Corti-Organs und damit der von diesem gesendete Informationen heißt Tonotopie und wird während des gesamten Weiterverlaufs der Informationen durch das Gehirn beibehalten. Nehmen nun die Zilien, die kleinen Sinneshärchen der inneren Haarsinneszellen, einen Reiz wahr, wird diese Information an afferente Nervenfasern (Abb. 3b, 14) abgegeben. All 7 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, Funktion des Corti-Organs, Vorgang der Hörwahrnehmung [...]. Seite 322 8 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, Funktion des Corti-Organs, Vorgang der Hörwahrnehmung [...]. Seite 322 9 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, Funktion des Corti-Organs, Vorgang der Hörwahrnehmung [...]. Seite 322 6 diese Fasern laufen im Ganglion spirale cochleae (Abb. 3a, 12) zusammen zum Nucleus cochleares (Abb. 3a, 11). Dieser bildet zusammen mit dem Nucleus vestibularis (Abb. 3a, 7 und 8) den VIII. Hirnnerv, den Nucleus vestibulocochlearis (Abb. 3a, 9). Zur besseren Veranschaulichung dient folgende Abbildung: Abb. 3 Darstellung von „[...] (a) Axialer Schnitt durch die Schnecke [und] b) Corti-Organ [...]“10 10 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, Seite 320 7 2.1.2 Von der Hörbahn bis zur primären Hörrinde Der weitere Verlauf der Hörinformationen passiert nun über die Hörbahn. Diese beginnt „[...] mit den afferenten Fortsätzen der [...] Hörnervenzellen [...]“11 im Ganglion spirale und endet an der primären Hörrinde. Unter tonotopischer Gliederung durchlaufen die Hörbahnfasern verschiedene Kerne und Gebiete, in denen sie geteilt werden und durch die andere Hirnhälfte – kontralateral – weiter verlaufen. Dabei verläuft der größere Teil der Fasern kontralateral, der kleinere ipsilateral, also auf derselben Seite des Gehirns, aus dem das dortige Corti-Organ die Informationen sendet. Die Kerne haben die unterschiedlichsten Funktionen. Sie können beispielsweise für die genaue Fokussierung auf den Frequenzbereich eines Instruments in einem Orchester oder das bewusste Erhöhen der Sprachfrequenzen einer Person in einem lauten Umfeld zuständig sein. Es werden ebenfalls Laufzeitunterschiede und Lautstärken in diesen Kernen wahrgenommen. Zum einen gelangen über efferente Nervenfasern Aktionsinformationen von diesen Kernen wieder zurück zu den äußeren Haarsinneszellen, zum Anderem gelangen schließlich alle Informationen an die primäre Hörrinde. 2.1.3 Die primäre und die sekundäre Hörrinde Dort werden sie uns zum ersten Mal interpretationsfrei bewusst. Interpretationsfrei bedeutet, dass alle einkommenden Reize, in der primären Hörrinde, stets nur als „[...] einzelne Laute oder Lautstärkemuster unterschiedlicher Frequenz, niemals aber [als] Wörter oder Melodien wahrgenommen“12 werden. Efferente Bahnen der primären Hörrinde enden danach in der sekundären Hörrinde. Dort werden alle Informationen interpretiert, das heißt, sie werden zu Phrasen, ganzen Melodien, Wörtern und ganzen Sätzen zusammengesetzt. Vorraussetzung dafür sind über die Zeit durch Lernprozesse entstandene „[...] anatomische Schaltkreise [...]“13 in diesem Kortexareal. Hier beginnt die Trennung der Funktionen auf die linke und die rechte Hirnhälfte. In der einen werden die Impulse mehr rational in der Anderen eher nichtrational integriert. Dabei ist es abhängig, 11 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, 9.10.1 Hörbahn, afferentes System zur Hörrinde, Seite 228 12 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, 9.10.2 Primäre Hörrinde, Seite 228 13 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, 9.10.3 Sekundäre Hörrinde, Seite 230 8 welche Seite des Köpers die dominierende ist. In dieser passiert die vorwiegend rationale Integration auditorischer Reize. Im Gegenpart soll die Verarbeitung von Musik und deren Empfindung und Verständnis eine große Rolle spielen. Welche der Hemisphären die dominierende ist, hängt von der motorischen und sensorischen Sprachverarbeitung ab. So ist es bei Rechtshändern die linke Seite und bei Linkshändern die rechte oder auch die linke. Es kann also von einer Einteilung in „mehr verbal-rationale und mehr nonverbalmusische Intergrationsvorgänge“14 beider Hemisphären gesprochen werden. Diese Einteilung, in Bezug auf die sekundäre Hörrinde, kann ebenfalls für weitere Kortexareale gebildet werden. Von einer zu strengen Interpretation ist jedoch abzuraten. 2.2 Die Speicherung akustischer Informationen Eckart Altenmüller, derzeit Professor und Direktor des Instituts für Musikphysiologie und Musikmedizin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, hat über die Speicherung von Musik und Bildung von musikalischem Verständnis einen umfassenden Artikel für die Zeit Wissen Edition: Schaltstelle Gehirn - Denken, Erkennen, Handeln geschrieben: E. Altenmüller beschreibt in diesem Artikel den Prozess der musikalischen Bildung als einen Vorgang der Gedächtnisbildung. Schon als Fötus beginnt das menschliche Gehirn akustische Signale wahrzunehmen und zu speichern. Die Wahrnehmung beginnt. Da unser Gehirn, genauer „ [...] die zentral nervösen Strukturen, die unser Gedächtnis repräsentieren [...]“, 15 noch nicht fertig ausgebildet ist, kann es nur sehr grobe Erfahrungen sammeln. Mit der Zeit und mit fortwährender, musikalischer Beschallung bildet man eine Art Musik-Schablone, mit welcher alles Neue verglichen und weiterverarbeitet wird. Explizit bedeutet dies, dass sich durch stets komplexer werdende akustische Eindrücke auch eine stets komplexer werdende Schablone bildet. Herr Altenmüller spricht hierbei auch von „[...] Hörbiographien: Zuerst kommen Wiegenlieder, also einfach strukturierte, gut zu singende, getragene Melodien, darauf 14 Martin Trepel: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004, 9.10.3 Sekundäre Hörrinde, Seite 230 15 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 4; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 9 folgen Kinderlieder, deren Tonumfang schon größer ist und die auch mit einem höherem Tempo vorgetragen werden können. [...] Während der Kindheit und Jugend gelingt es dann, zunehmend komplizierte akustische Strukturen zu speichern [...].“16 Über die Zeit wäre es dem Menschen möglich, anhand gehörter und gelernter Musik entsprechende Regeln zu Tonhöhen, Rhythmen und Harmonien abzuleiten. Auf diese wird jederzeit bei musikalischen Erfahrungen zurückgegriffen. Jede weitere akustische Erfahrung bewirkt eine Regelabrufung, deren Korrektur, Festigung und somit Konkretisierung. Damit würde zunehmend komplexe Musik verstanden werden. 2.2.1 Was passiert nun aber genau im Gehirn? Da selbst E. Altenmüller sagt, dass „die Mechanismen der musikalischen Gedächtnisbildung [...] erst in den Grundzügen aufgeklärt“ sind, gilt für die folgenden Informationen keine Absolutheit. Zuerst gelangen die akustischen Informationen in das echotische oder sensorische Gedächtnis, auch bekannt als Ultrakurzzeitgedächtnis. Darin werden sie für wenige Sekunden gespeichert, um bei Bedarf eine schnelle Abrufung zu gewährleisten. Bei individuell wichtigen Informationen, wie Fragen anderer, auf die man höflicher Weise nach Beendigung eines Gesprächs mit einer weiteren, dritten Person, eingehen möchte oder Melodiephrasen der Mitmusiker, werden diese Informationen in das Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet. Eine große Aufmerksamkeit ermöglicht es, eine Vielzahl von Eindrücken und Details aufzunehmen und deren Verarbeitung bewusst zu steuern. Entschieden wird anhand der Informationen selbst, wie damit weiter verfahren wird. Das folgende Beispiel dient zur Veranschaulichung. Während einer Improvisation von Jazzmusikern erfolgt beim Musizieren eine Kommunikation und ein Interagieren miteinander. Niemand spielt unabhängig von den Anderen seine eigene Musik- vielmehr beeinflusst man sich gegenseitig. Ein Musiker gibt eine Idee, ein anderer nimmt diese mit seinem ganz persönlichen Stil auf. So erzeugt sich eine vollkommen neue Idee in den Ohren des ersten Interpreten. Bewusst fällt dieser dann, unter Einbezug seiner eigenen Melodien in diesem Moment, die Entscheidung über die 16 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 4; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 10 Verarbeitung der Idee seines Mitspielers. Also ob er jene aufnimmt, wenn ja wie, und was er daraus macht. Als Ergebnis entsteht eine Interaktion, die improvisierte Musik. Es werden Ideen angeboten, bearbeitet und oder ignoriert. In diesem Kontext heißt „bewusst“, dass die persönliche Konzentration gezielt auf die im echotischen Gedächtnis gespeicherten, auditiven Informationen gelenkt wird. Damit wird eine Entscheidung ermöglicht, die Melodie ins Kurzzeitgedächtnis zu verschieben oder diese zu verwerfen. Einmal für die Verlagerung ins Kurzzeitgedächtnis entschieden, ist jederzeit eine gezielte Weiterverarbeitung möglich. Eine gute Veranschaulichung gibt das „Modell der Gedächtnisbildung“17 : Abb. 4 ‚Modell der Gedächtnisbildung’ 17 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 6; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 11 Dieses Modell veranschaulicht das Prinzip des gesamten Vorgangs: äußere Reize wirken auf den Organismus ein und werden von dessen Sinnesorganen aufgenommen. Die dort entstandenen Informationseinheiten werden an das Ultrakurzzeitgedächtnis gesendet. Je nach Wichtigkeit findet eine Übertragung in das Primär- oder Kurzzeitgedächtnis statt. Eine erste Einteilung der eingehenden Informationen passiert schon auf diesem Weg. Sind es bekannte Informationen, ergeben sie ein Muster und ist dieses von Interesse? Diese Einteilung ist für die weitere Verarbeitung äußerst relevant. Fällt eine Information aus diesen Mustern heraus, wird sie als nicht mehr so wichtig eingestuft und von anderen Eindrücken überlagert. Wie bereits erwähnt, greift ein stetes Wiederholen dem Überlagern vor, und ermöglicht eine gezielte Informationsverarbeitung. Das differenzierte Wiederholen und Assoziieren führt zu einer Verlagerung bestimmter Informationen in das Langzeitgedächtnis. Ein ständiger Zugriff darauf ist damit geschaffen. 2.2.2 Chunking Um Informationen aus dem Langzeitgedächtnis abrufen zu können, müssen diese jedoch vorher dahin gelangen. Derzeit wird nach E. Altenmüller die Meinung vertreten, dass „[...] sieben bis acht Gedächtnis-Items [...]“18 im Kurzzeitgedächtnis über wenige Sekunden abgespeichert werden können. Eine Erhöhung dieser Item-Anzahl kann man erneut durch ständiges Wiederholen gewünschter Informationen erreichen. Es entsteht ein Aural-OralLoop, ein Kreislauf zwischen ständigem Vorsagen und Nachhören spezifischer Informationen. Beispielsweise kann zum Auswendiglernen einer Melodie diese durch wiederholtes Singen mit Hilfe von einfachen Silben oder Pfeifen in unser Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Das ist aber nur eine Methode, die Anzahl der Gedächtnis-Items zu erhöhen. Prinzipiell erreichen wir es, indem wir uns bewusst für eine Weiterverarbeitung bestimmter Informationen entscheiden. „Aus dem passiven Kurzzeitgedächtnis wird dann das aktive Arbeitsgedächtnis.“19 Hilfreich ist dann eine „[...] sinnvolle Gruppierung von einzelnen Gedächtnisinhalten [...]“20 . Diesen Vorgang nennt 18 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 6; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 19 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 6; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 20 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 6; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 12 man ‚Chunking’, aus dem Englischen von chunk, dem „Brocken oder Klumpen.“21 In diesem Zusammenhang kann man auch von im Gehirn gespeicherten Schemata sprechen. Beim Umgang mit dem Wort ‚Chunking’ ist aber zu beachten, dass dieser Vorgang primär automatisch passiert. Schemata und Chunks sind zwar annähernd identisch in ihrer Bedeutung, jedoch erfordert „[...] das Einordnen und Vergleichen von eingehenden Reizen mit den im Gehirn gespeicherten Schemata [...]“22 einen aktiven, bewussten Vorgang. Ein ‚Chunk’ bedarf, um möglichst automatisch entstehen zu können, gewisser Vorbildung. Im musikalischen Kontext bedeutet das, dass ein Chunk umso leichter entsteht, je mehr man von der Musik gehört hat. Das Gehirn erkennt automatisch Strukturen, Wiederholungen und Figuren, denen es neue musikalische Informationen zuordnen kann, je öfter es eine Art von Musik gehört hat. Das erklärt auch, weshalb musikalisches Verständnis nicht für jede Musik gleich ist, obwohl jeder Mensch grundlegend anatomisch und biologisch dieselben Voraussetzungen hat. Musikformen, welche dem vertrauten Kulturkreis nicht entsprechen, benötigen oftmals ein „Reinhören“. Das Gehirn erhält damit die Chance, die neuen musikalischen Informationen mit dem vorhandenen Wissen abzugleichen und diese gegebenenfalls zu erlernen. Auf ähnliche Weise passiert letztlich das Lernen von musikalischem Verständnis, dem Erstellen einer persönlichen „[...] Musikbibliothek im Kopf“23 . Es entsteht ein Archiv an Chunks und Schemata in unserem Langzeitgedächtnis. Dieses beeinflusst die Speicherung aller neuen akustischen Signale. 2.2.3 Emotionen und unser Gedächtnis Gelegentlich kann uns dieses Archiv aber hinderlich sein. Viele der darin gespeicherten Informationen sind verknüpft mit Emotionen. Diese sind „[...] für die Gedächtnisbildung von größter Bedeutung [...]“24, sodass sogar „[...] Menschen mit weit fortgeschrittener Alzheimer-Demenz [...]“25 fähig sind, sich an Musik vergangener Tage zu erinnern. Damit 21 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 6; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 22 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 7; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 23 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 7; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 24 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 7; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 25 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 7; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 13 haben Emotionen einen großen, positiven Einfluss auf die Gedächtnisbildung. Was ist jedoch, wenn wir negative Erfahrungen mit einem Sachverhalt machen? Oftmals distanzieren wir uns von diesem und versuchen ihn zu umgehen. Nicht unbegründet hat H. Jacoby mit seinen Untersuchungen zur musikalischen Erziehung begonnen. Ihm stellte sich die Frage nach den Gründen „[...] des sogenannten Unmusikalisch-Seins, der ‚Unbegabtheit für Musik’.“26 Er stellte fest, dass es sich bei diesem Sachverhalt „[...] um funktionelle Zusammenhänge und allgemeine Verhaltensprobleme handelt [...].“27 Diese gelten entsprechend für alle Vorgänge der Sinneswahrnehmung und für „[...] alle anderen Ausdrucksgebiete wie Körperbewegung, Sprache, bildnerischen Ausdruck und für Denkprozesse [...].“28 Nicht selten sind bei seinen Nachforschungen Verknüpfungen von den gerade genannten Aspekten und negativen Erfahrungen als Ursache zu Tage getreten. Schlussfolgernd ergibt sich daraus, dass es weniger Probleme im Umgang mit Musik geben wird, wenn man lernt, seine Emotionen und damit auch seine Optionen zu kennen. Man kann durchaus negative Gefühle erleben, man sollte es sogar. Nur so lernt man neue Optionen kennen. Ein Sachverhalt kann mehr positiv oder mehr negativ in Erscheinung treten. Ein genaues Analysieren lässt Unterschiede entstehen, die es uns ermöglichen, in neuen Situationen nicht von negativen Emotionen bestimmt zu werden. Die aus Albert Einsteins Relativitätstheorie abgeleitete Aussage, Alles sei relativ, verdeutlicht, dass auch jeder Sachverhalt relativ sein kann. Man kann ihn sowohl mehr positiv als auch mehr negativ betrachten. An dem Sachverhalt ändert sich nichts. Er bleibt, wie er ist und hält beide Optionen – um genauer zu sein, mindestens drei Optionen, wenn man die neutrale mit einbezieht – inne. Das ist es, wofür uns das genaue ‚In-Uns-Hinein-Horchen’ befähigt: ein möglichst bewusster, und damit den Optionen bewusster, Umgang mit äußeren Einwirkungen. Diese sind demnach nicht mehr nur negativ oder nur positiv. Sie sind beides. Selbstverständlich sind unsere Emotionen für den Gedächtnisvorgang von elementarer Bedeutung und sollten daher nicht durch vollkommene Neutralität ersetzt werden. Die Fähigkeit, zu abstrahieren, uns nicht zu sehr von unseren Gefühlen leiten zu lassen, ermöglicht uns einen leichteren Zugang zu neuen Sachverhalten, die Elemente enthalten, welche uns an negative Erlebnisse erinnern. Damit 26 Heinrich Jacoby: „Jenseits von ‚Begabt’ und ‚Unbegabt’“ , Hans Christians Verlag, Hamburg, 1991, 2. Vorwort, Seite 9 27 Heinrich Jacoby: „Jenseits von ‚Begabt’ und ‚Unbegabt’“ , Hans Christians Verlag, Hamburg, 1991, 2. Vorwort, Seite 9 28 Heinrich Jacoby: „Jenseits von ‚Begabt’ und ‚Unbegabt’“ , Hans Christians Verlag, Hamburg, 1991, 2. Vorwort, Seite 9 14 stehen uns die Emotionen als starker ‚Gedächtnisbildungs-Helfer’ nicht im Weg und wir können sie bewusst einsetzen, mit ihnen bewusst umgehen. 2.2.4 Die Gedächtnisbildung zusammengefasst Zusammengefasst ergibt sich aus dem derzeitigen Wissen über die Gedächtnisbildung folgendes: Sobald unser Hörorgan fertig ausgebildet ist, was im Allgemeinen schon mehrere Monate vor der Geburt der Fall ist, beginnen wir akustische Reize wahrzunehmen. Die Sinneszellen im Corti-Organ werden angeregt, auf der Hörbahn werden die ersten Informationen transmittiert und diese regen über die primäre und sekundäre Hörrinde „[...] die zentralnervösen Strukturen [...]“29 an. Das Gedächtnis ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebildet, sodass eine ausgeprägte Speicherung von musikalischen Erlebnissen noch nicht stattfinden kann. Dies würde nur bei anhaltender Konfrontation mit diesem Klangerlebnis passieren. Mit zunehmendem Alter lernen wir akustische Reize wieder zu erkennen oder für neu zu befinden. Unser Gehirn legt mit Hilfe von Verknüpfungen bekannter Signale eine Art Bibliothek an. Das passiert mit Hilfe von Chunks und Schemata. Sie dienen zum Abgleich von neuen Informationen und zur besseren Speichermöglichkeit. Hiermit ist die Erinnerungsfähigkeit, demnach die Reproduzierfähigkeit gemeint. Emotionen haben schließlich auf die Gedächtnisbildung einen entscheidenden Einfluss. Sie ermöglichen eine bessere, schnellere Speicherung neuer Informationen, können uns zeitgleich aber auch vor neuen Informationen verschließen lassen. 2.2.5 Gedächtnisbildung und die Musik Bezogen auf die Musik, auf die musikalische Bildung heißt das, dass wir schon vor der Geburt in der Lage sind, Musik wahrzunehmen. Wir beginnen damit schon vor der Geburt, unser Archiv anzulegen. Weil das Gedächtnis zu dieser Zeit jedoch noch nicht vollkommen ist, bedarf es einer anhaltenden Konfrontation mit diesen Klängen. Nur so kann das noch sehr junge Klang-Archiv an Stabilität gewinnen. Zunächst beginnen wir, 29 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 4; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 15 einfache Strukturen anhand von rhythmischen oder melodischen Wiederholungen zu erkennen. Lautstärkeunterschiede und unterschiedliche Frequenzen spielen dabei eine große Rolle, gerade, weil sie auch Einfluss auf unsere Emotionen haben. Nehmen wir beispielsweise hohe Frequenzen sehr laut wahr, so ist unsere Schmerzgrenze schnell erreicht. Tiefere Töne mit selbiger Lautstärke werden als nicht so schmerzhaft wahrgenommen. „Die empfundene Lautstärke ist frequenzabhängig.“30 Ebenso ist die Lautstärke eine subjektive Wahrnehmung. Es kann also passieren, dass ein junger Mensch eine Melodie hört, die in einem extrem hohen Frequenzbereich gespielt wird. Er nimmt diese Melodie als schmerzhaft wahr und verknüpft gleichzeitig auch das Instrument mit diesem Erlebnis. Seine Emotionen veranlassen ihn demnach, das Instrument mit diesem negativen Klangerlebnis zu verbinden. Gleichfalls kann es sein, dass er die Melodie mit diesem schmerzenden Erlebnis verknüpft. In dem Fall ist es wahrscheinlich, dass er sich beim erneuten Hören dieser Melodie wohl eher abwendet. Aufgrund seiner Erfahrungen möchte er diese Melodie nicht erneut hören. Sein Gedächtnis beinhaltet nun eine Verknüpfung von unterschiedlichsten Faktoren mit einem Negativ-Erlebnis. Anders ausgedrückt heißt das, diese unterschiedlichen Faktoren besitzen nun eine Verknüpfung mit einer schmerzhaften Erfahrung. Jede neue akustische Information wird von nun an damit abgeglichen werden. Lernt dieser Mensch über die Jahre aber seine Emotionen kennen, so lernt er auch zu abstrahieren. Er beginnt zu erkennen, dass die Lautstärke subjektiv ist, sodass diese Melodie durchaus auch leise erklingen kann. Wie hört sich das an? Es wird ein neues Klangerlebnis. Er beginnt zu erkennen, dass das Instrument, welches er mit dem schmerzhaften Erlebnis in Verbindung gebracht hat, auch in anderen Frequenzbereichen spielen kann. Wie hört sich das an? Es wird ein neues Klangerlebnis. Er beginnt zudem zu erkennen, dass er die Melodie so sehr in seinem Gedächtnis gespeichert hat, dass er sie in sich hören kann. Er reproduziert seine Erinnerung in seinem Gehirn. Seine auditiven Hirnareale werden aktiviert, sowie auch alle weiteren Areale, wie z. B. die motorischen, emotionalen und visuellen Bereiche, die beim Erleben des Ereignisses aktiviert wurden. Eine Speicherung eines Erlebnisses im Gedächtnis ist schlussendlich eine Speicherung einer Verknüpfung. Diese Verknüpfung hat alle Resultate der durch das Erlebnis angeregten Hirnareale in sich. Das ist keine geringe Zahl. Schon allein auf der Hörbahn werden die eintreffenden Signale unterschiedlich verarbeitet. Anfang und Ende und Veränderungen in den Frequenzen werden 30 Jens Huppelsberg und Kerstin Walter: „Kurzlehrbuch Physiologie“ , Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2005, Die Lautstärke, Seite 354 16 beispielsweise schon im Hirnstamm, „[...] dem Zellkerngebiet des Nucleus cochlearis [...]“31 , analysiert. Das ist allein das erste analysierende Areal auf der Hörbahn. Über die weiteren Zellkerngebiete werden die eingehenden Informationen auf Lautstärkeverhältnisse, Muster und Laufzeitunterschiede untersucht. Wir können damit erkennen, aus welcher Richtung die akustischen Informationen kommen und welche Frequenzen – damit, welche Instrumente – wir wahrnehmen. Am Ende der Hörbahn, in der primären aber auch in der sekundären Hörrinde, werden alle Informationen zusammengetragen. Eine visuelle Veranschaulichung, von separaten Informationen aus einer Melodie, gibt die folgende Abbildung: Abb. 5 „Verschiedene Elemente einer Melodie“32 31 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 10; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 32 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 17; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 17 Weitere Aspekte, wie Lautstärke oder Instrumentierung kann man als zusätzliche Informationen vermerken. Es ist erkennbar, dass schon allein in dieser kleinen Melodie eine Vielzahl an Faktoren zu verzeichnen sind, die unser Gehirn, in Kombination von Wissen und Gehörtem, mit dieser Melodie verknüpfen kann. Allein diese Faktoren sind emotionsfreie, musiktheoretisch geprägte und über die Jahre sprachlich etablierte Elemente der Musik. Das ist die Sprache, mit der im Allgemeinen annähernd gleich informativ kommuniziert werden kann. Selbstverständlich stoßen wir immer wieder an Grenzen bei dem Versuch, unsere eigenen musikalischen Erlebnisse in Worte fassen zu wollen. Eine Bewusstwerdung eben genannter Faktoren ermöglicht uns jedoch durchaus, ein etwaiges Klangbild in anderen Menschen nur durch die Sprache erzeugen zu können. Diese Fähigkeit, uns bestmöglich und uns-getreu artikulieren zu können, ist aus meiner Sicht einer der Schlüssel zu unseren eigenen Melodien. Wir lernen Muster zu erkennen, Verknüpfungen mit unserer Sprache zu bilden und uns darüber in einen steten Kreislauf zu bewegen: Inneres Hören → Analysieren ↑ ↓ Analysieren ← Reproduzieren Indem wir unserer inneren Melodie lauschen, aktivieren wir unsere auditiven Areale, unser Gedächtnis für die Melodie, die mit ihr verbundenen Hirnareale, zuständig für Emotionen, sensorische Areale und andere. In der Analyse gehen wir die erlernten Bereiche ab, um für uns zu verbalisieren, woraus diese Melodie besteht: Tonhöhen, Bewegung, Rhythmus, Frequenzen, Dynamik und andere. Das versuchen wir, so gut es unseren Fähigkeiten entspricht. Fehlen uns die passenden Worte oder überhaupt das Wissen über die Existenz eines weiteren Faktors, sind das ebenfalls zu analysierende Faktoren und keinesfalls Hindernisse. Um zu reproduzieren, benötigen wir die Aktivierung aller dafür notwendigen motorischen Hirnareale, demnach das motorische Gedächtnis, sowie das Wissen, beispielsweise für die Umsetzung von Rhythmus, Lautstärke und Technik. Zur Analyse des von uns Reproduzierten ist eine Aktivierung aller Wahrnehmungsorgane, der Sinne, notwendig. Schließlich ist neben der Aktivierung des Kurzzeitgedächtnisses, für die eben geschehene Reproduktion, auch eine Aktivierung des Langzeitgedächtnisses, für einen Vergleich beider Melodien notwendig. Mit dem bewussten Lenken unserer 18 Aufmerksamkeit auf die Unterschiede der eigentlich gewollten und der tatsächlich reproduzierten Melodie, kann nun die Analyse beginnen. Das wiederum entspricht dem in sich Horchen, dem inneren Hören. Zusammengefasst ist dieser Kreislauf ein steter Wechsel zwischen innerem Hören und Reproduzieren. Die Analyse kann auf verbale, aber auch nonverbale Art passieren. Das verbale Analysieren hilft uns, sich Hilfe von anderen zukommen zu lassen. Wenn man plausibel erklären kann, was an der eigenen Melodiereproduktion noch fehlt, so kann sich der eigene Horizont durch die Erfahrungen anderer erweitern. Dabei ist einem die Fähigkeit, selbst das meiste zu erfahren nicht abgesprochen, aber man kann gewiss schnellere Fortschritte erlangen, um sich selbst zu lernen. Eine zweite Person kann möglicherweise die passenden Worte liefern, um einen Sachverhalt zu beschreiben. Eine zweite Person kann womöglich andere Faktoren herausgefunden haben, die man selber noch nicht wusste, sodass man seinen Horizont erweitern kann. Die nonverbale Analyse ist schließlich unser Mittel, uns selbst genauestens zu beobachten, mit uns selbst zu kommunizieren und darüber, uns selbst besser kennen zu lernen. Sie nützt uns, jederzeit üben und uns musikalisch bilden zu können, mit uns, unabhängig von der Umwelt, jederzeit verbunden zu sein. So lernen wir in jedem Moment unseres Lebens. 2.2.6 Wo befindet sich das innere Ohr? Musikalische Informationen werden in der sekundären Hörrinde mit anderen Informationen der übrigen Sinnesbereiche verknüpft. Mit diesem Wissen ist es möglich, gezielt einzugreifen. Besteht das Ziel darin, eine Melodie so genau wie möglich zu lernen, um sie exakt wiederzugeben, können beispielsweise Verknüpfungen mit Bildern oder Bewegungen die Sache erleichtern. Das innere Hören, die Gesamtheit aller, einer inneren Musik zugehörigen Informationen, konnte bis heute nicht genau lokalisiert werden. Die Neurowissenschaftler, wie Eckart Altenmüller gehen derzeit davon aus, dass es sich um unterschiedlich abgespeicherte Areal-Verknüpfungen im Gehirn handelt. So ist eine innere Musik nicht nur eine Melodie. Diese ist nicht nur ein bestimmter Ablauf von Sinustönen, sondern von unterschiedlichen Frequenzen, Lautstärken, Rhythmen etc. Ebenso gehören dazu die Emotionen, die aus der persönlichen Erfahrung stammen. Verknüpft sind auch die Körperhaltungen, Bewegungen und Bilder, die in dem Moment des ersten Höreindrucks auf uns einströmen. Gleichsam kann eine innere Musik, die aus einem selbst strömt, man 19 selbst noch nicht außer-akustisch wahrgenommen hat, mit all diesen Faktoren verknüpft sein. Das Gehirn lernt auf die unterschiedlichsten Weisen. Das wurde durch verschiedenen Studien, z. B. durch „Christo Pantev vom Institut für Biomagnetismus und Biosignalanalyse der Usiversität Münster [...]“33, dem Musikpädagogen Wilfried Gruhn und Gundhild Liebert, nachgewiesen. Beispielsweise wurde einer Gruppe von Schülern das Empfinden von ‚geschlossenen’ und ‚offenen’ musikalischen Phrasen gelehrt. Das geschah auf drei unterschiedliche Arten. Die Schüler, geteilt in drei Gruppen A, B und C wurden alle vor der Studie mit dieser Aufgabe konfrontiert und dabei über ein GleichspannungsEEG untersucht. Während der Erstellung eines Gleichspannungs-EEGs nimmt man kleinste Spannungsveränderungen an der Oberfläche des Schädels über „[...] 32 auf der Kopfhaut anliegende Messfühler [...]“34 wahr. Die Veränderungen ermöglichen es, eine Aussage zum „[...] Aktivitätszustand der darunter liegenden Hirnareale [...]“35 zu treffen. Die erhaltenen Bilder konnten nach der Studie mit den Bildern verglichen werden, die während der erneuten Konfrontation mit der Aufgabe entstanden. Sechs Wochen lang wurden die Schüler auf verschiedenste Arten unterrichtet. Gruppe A erhielt rein theoretischen Unterricht und eignete sich das Wissen zum Lösen dieser Aufgabe über die Verknüpfung mit dem Sprachzentrum an. Gruppe B wurde ohne verbale Kommunikation über Bewegungen zur Lösung der Aufgabe unterrichtet. Gruppe C, die Gruppe zur Kontrolle, wurde nicht unterrichtet. Ihr wurden lediglich Musikvideos vorgeführt. Nach den 6 Wochen Unterricht wurden alle Schüler wieder vor dieselbe Aufgabe gestellt. Dabei wurde jeweils erneut ein Gleichspannungs-EEG erstellt. 33 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 17; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 34 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 19; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 35 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 19; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 20 Abb. 6 Darstellung der Gleichspannungs-EEG36 Vergleicht man die Bilder der Erstmessung mit der jeweiligen Zweitmessung, erkennt man Aktivierungsveränderungen. Vereinfacht ausgedrückt, „[...] erzeugte der verbal ausgerichtete Unterricht der Gruppe A eher eine Mehraktivierung der linken Stirnhirn- und Schläfenregion, während der musikbetonte Unterricht der Gruppe B eher die rechte Stirnhirnregion und beide Scheitelregionen ansprach.“37 Die Sprachregionen befinden sich in der linken Stirnhirn- und Schläfenregion. Dies legt die Vermutung nahe, dass sich die Schüler mit Hilfe von ‚innerem Mitsprechen’ der Aufgabe stellen. Der ‚musikbetonten’ Unterricht nimmt Bezug auf die Bildung eines ‚Bauchgefühls’ für Musik. „Improvisatorisches Musizieren, durch Tanz und Bewegung“38 war die gelehrte Herangehensweise, um offene von geschlossenen Melodien zu unterscheiden. Nach diesem Unterricht ist ersichtlich, dass die damit gelehrte ganzheitliche Auffassungsgabe für Melodien ihre Anwendung findet. „Die Scheitelregionen sind wichtige Zentren, in denen räumliche Verarbeitung stattfindet.“39 Die Gruppe C weist lediglich eine kleine Verringerung ihrer Hirnaktivierungen auf. Das ist aber mehr der mangelnden Forderung 36 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 20; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 37 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 19; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 38 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 19; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 39 Eckart Altenmüller: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Seite 19; Manuskript für die ZEIT WISSEN Edition, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 21 durch erneutes Stellen derselben Aufgabe zu schulden, als einer ‚Verdummung’, durch das Ansehen von Musikvideos. Daraus abgeleitet hängt unser Verständnis für Musik von den jeweiligen Umständen ab. Diese nehmen Einfluss auf unser Lernen, welches den Grundstock für unser Gedächtnis bildet. Das Lernen passiert multisensorisch. Das Resultat ist schließlich von der Reizung aller Sinnesbereiche abhängig. Beansprucht man beim Lernen mehr den räumlichen Verständnisbereich, wird man diesen zukünftig nutzen können. Beansprucht man mehr den verbalen Verständnisbereich, wird dieser zur Lösung ähnlich gestellter Aufgaben genutzt. Das Potential wird davon nicht beeinflusst. Das heißt, dass man eine Aufgabe unterschiedlich, aber mit demselben Kraftaufwand zu lösen vermag und sich das Ergebnis nicht verändert. Bezogen auf unser inneres Hören heißt das, dass unsere innere Musik individuelle Verknüpfungen verschiedenster Gehirnareale ist. Wenn wir diese ganzheitlich verstehen wollen, um sie zufriedenstellend wiedergeben zu können, ist eine ganzheitlich sensorische Bildung und Bewusstwerdung unseres Selbst eine denkbare Methode. 22 3 Das innere Hören nach Joachim-Ernst Berendt Joachim-Ernst Berendt hat sich mit dem Thema ‚inneres Hören’ individuell und tief greifend beschäftigt. Er ist nicht der Einzige, der auf diesem Gebiet seine Forschungen gemacht hat, doch ist er häufig einer der ersten, der mit diesem Thema assoziiert wird. 3.1 J. E. Berendt – Biografischer Abriss Am 20. Juli 1922 wurde Joachim-Ernst Berendt in Berlin geboren. Er war 1945 ein Mitbegründer des Südwestfunks und gründete selbst 1964 das ‚Jazzfest Berlin’. Zusätzlich war er Leiter mehrerer Musikfestivals auf der ganzen Welt: „[...] des weltweit ersten World Music Festivals (1967 in Berlin), des Olympia Jazz Festivals München 1972 [...] und von Jazz and World Music im Lincoln Center New York 1984.“40 Seit 1975 trat J. E. Berendt besonders durch sein Wirken in der Auseinandersetzung mit der Welt des Klanges und dem Hören in Erscheinung. Er hielt Vorträge und gab Workshops, sowie Seminare in der ganzen Welt. Bekannte Bücher wie ‚Nada Brahma – Die Welt ist Klang’, ‚Ich Höre, also bin ich’ und ‚Das Dritte Ohr’ sind neben seinem wohl bekanntesten ‚Das Jazzbuch’ die Werke, die seine Gedanken darüber sehr gut wiedergeben. Joachim-Ernst Berendt starb am 04. Februar 2000 in Hamburg durch einen Verkehrsunfall. Der Philosoph und Religionswissenschaftler Arnold Keyserling sagte über J. E. Berendt: „Niemand in unserem Jahrhundert ist so tief in das Wunder des Hörens eingedrungen wie Joachim-Ernst Berendt.“41 In seinen Werken über die Klangwelt und unsere akustische Wahrnehmung zeigt J. E. Berendt, dass er sich intensiv mit den „großen alten Kulturen der Menschheit“42 auseinandergesetzt hat. „Die Weisheit aller östlichen Kulturen – von China und Japan über Indien bis hin zu den Sufis Persiens und den Derwischen der Türkei [...]“43, aber auch von europäischen Dichtern und Denkern, wie Eichendorff, Hermann Hesse, Friedrich Rückert, J. W. Goethe und anderen bedeutenden Menschen der Geschichte, wie 40 http://www.j-e-berendt.de/ ,unter Biografie – Biografie deutsch – Joachim-Ernst Berendt. 16.04.2012 um 13.20 Uhr 41 http://www.j-e-berendt.de/ ,unter Biografie – Biografie deutsch – Joachim-Ernst Berendt. 16.04.2012 um 13.20 Uhr 42 http://www.j-e-berendt.de/ ,unter Biografie – Biografie deutsch – Joachim-Ernst Berendt. 16.04.2012 um 13.20 Uhr 43 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 225 23 Albert Einstein und John Cage war Bestandteil seiner Untersuchungen über das Hören und den Menschen. „[...] Das Ohr ist für ihn der Weg zum Ich gewesen.“44 3.2 ‚Das Dritte Ohr’ 3.2.1 Das Ohr als wichtiges Wahrnehmungsmittel Nach J. E. Berendt ist die Welt voller Klang. Das ist eine seiner elementarsten Aussagen, die das innere Hören betreffen. Sie ist in unserer Gesellschaft wenig bekannt, doch wagen sich mehr und mehr Forscher, dieser Aussage nachzugehen. Es ist nicht so, dass diese Ansicht von J. E. Berendt formuliert wurde oder neu ist. Er beschäftigte sich mit vielen alten Kulturen und fand heraus, dass das Ohr, im Vergleich zu heute, in den damaligen Zeiten einen wesentlich höheren Stellenwert in der Wahrnehmung besaß. Arbeiten wir heute sehr stark visuell – mit Fernsehern, Computern und anderen, primär visuellen Medien – war früher der Fokus mehr auf die Akustik gerichtet. Auch Heinrich Jacoby nutzte das Wissen darüber für seine Lehren. „Vielleicht wissen Sie“, sagte H. Jacoby bei einem seiner Kurse, „daß in ‚alten Zeiten’ Geschichten, Heldenepen und Märchen auf eine rezitativartige Weise gesungen wurden. Homer war ein Sänger, und die Barden waren auch Sänger. Im Orient wird noch heute das, was wir erzählen, rezitativisch gesungen.“45 Besucht man heutzutage christliche Gottesdienste, sind rezitativisch vorgetragene Bibelstellen und das Singen von Liedern mit biblischem Inhalt oftmals ein wesentlicher Bestandteil. Über 2000 Jahre ist die christliche Religion alt. Wie sonst hätten sich die Informationen aus den Anfangstagen bis heute erhalten können? Der Buchdruck war noch lange nicht populär und des Lesens waren nur wenige mächtig. Die Bedeutung der Musik in der gesellschaftlichen Kommunikation ist nicht zu gering einzuschätzen. Sie kann mobilisieren, Menschen in Bewegung setzen oder aber als Schlaflied beruhigen. Des Weiteren fungiert die Musik als Motivator zum Tanzen und nicht zuletzt auch im Krieg. 44 http://www.j-e-berendt.de/ ,unter Biografie – Biografie deutsch – Unfall. 16.04.2012 um 13.20 Uhr 45 Heinrich Jacoby: „Jenseits von ‚Begabt’ und ‚Unbegabt’“ , Hans Christians Verlag, Hamburg, 1991, 17. Kurs, Seite 337 24 3.2.2 Unhörbare und hörbare Klänge Weiterführend haben die alten Kulturen in der Akustik mehr gesehen, als ein bloßes Mittel der Kommunikation. Nach J. E. Berendt sind besonders die östlichen Kulturen heute noch davon überzeugt, „daß die Welt voller unhörbarer Klänge sei [...]“46. Für sie heißt das, es gibt Töne, die der Mensch nicht über seine Sinne wahrnehmen kann. „Der Shabd – der innere Weltenton – kann durch die Sinne nicht erfasst werden, er kann gesehen werden ohne Augen, und er kann gehört werden ohne Ohren [...]“47. Diese Aussage stammt von Majh War, einem Weisen, der der monotheistischen und in Indien entstandenen Religion der Sikh angehört. Die Upanishaden „[...] gehören zu den wichtigsten philosophischreligiösen Schriften des Hinduismus“48. In ihnen steht dazu: „Das Nada, das Unhörbare, ‚ist der königliche Pfad zur Erlösung’.“49 Mit solchen Aussagen gehen oft tief greifende wissenschaftliche und geistliche Gedankengänge einher. Es ist teilweise recht schwer nachzuvollziehen, wie man etwas hören soll, obwohl es doch anscheinend nicht zu hören ist. Um das zu verstehen, ist es hilfreich, sich von dem deutschen Wort „hören“ und dessen hierzulande primärer Bedeutung, der Wahrnehmung akustischer Reize, zu entfernen und neu zu betrachten. Hören heißt nicht nur akustisch wahrnehmen, es heißt auch einfach nur etwas wahrzunehmen. Höre ich etwas in mir, so nehme ich etwas wahr. Es ist dabei irrelevant, ob es aus mir kommt oder von außen auf mich wirkt. Hören ist wahrnehmen. Kirpal Singh, ein weiterer bedeutender Mensch aus Indien, der unter anderem die Lehren des Islams, Christentums, Buddhismus und der Sikh studierte, sagte zu diesem Thema, dass die Fähigkeit zu hören, stets besteht. Unabhängig davon, ob ein Ton erklingt oder nicht, wir hören ihn. Joachim-Ernst Berendt beschäftigte sich aber nicht nur mit den Philosophien alter östlicher Kulturen, sondern auch mit den Erkenntnissen der westlichen Wissenschaft. In seinem Buch ‚Das Dritte Ohr’ geht er, insbesondere in dem Kapitel ‚Der hörbare und unhörbare Klang’, auf die oben genannten Weisheiten aus Asien ein. 46 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 225 47 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 225 48 Herbert Becker: http://www.arthur-schopenhauerstudienkreis.de/Upanishaden/upanishaden.html 27.04.2012, 14.40 Uhr 49 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 225 25 Zusätzlich zitiert und benennt er viele bedeutende europäische Dichter und Denker, die sich mit diesem Thema beschäftigt haben. So schreibt Novalis: „Die musicalischen Verhältnisse scheinen mir recht eigentlich die Grundverhältnisse der Natur zu seyn.“50 Ebenso zitiert Berendt Bettina von Arnim: „... wenn ich der Natur lausche, Zuhören will ich`s nicht nennen, denn es ist mehr, als man mit dem Ohr fassen kann, aber lauschen, das tut die Seele...“51, oder Friedrich Rückert in einem Auszug aus ‚Weisheit der Brahmanen’: „Du bist einfacher Ton, die siebenfachen Saiten Der Weltenleiter sind´s, die dich mit dir entzweiten. Du bist der Grundton, der in sieben Strahlen träuft, Die Leider nieder- und zurück zum Anfang läuft. Du selber bist der Laut und bist der Lautenschläger Und alle Schwingungen der Seele deine Träger.“52 Hermann Hesse, Rudolf Steiner, Friedrich Rückert, Novalis, Roswitha von Gandersheim, Bettina von Arnim, „[...] Majh War, Kirpal Singh, die Upanischaden, Sha Niaz [...], Goethe, Jakob Böhme, Meister Eckehart, Luther, Nietzsche, der Prophet Jesaja [...] Heraklit, Heidegger etc.“53 sind alles bekannte Personen, die sich mit dem Hören als etwas anderem, als der bloßen Aufnahme und Verarbeitung von akustischen Reizen auseinandergesetzt haben. Daraus kann man schließen, dass, wenn man sich mit dem inneren Hören befasst, man sich nicht allein mit der Physiologie und Psychologie der Schulmedizin beschäftigen sollte. Die philosophischen und kognitiven Errungenschaften vorheriger Generationen aus dem eigenen und anderen Kulturkreisen sind hierzu, meiner Ansicht nach, genauso relevant. Ebenso ist stets zu beachten, dass das Gehirn des Menschen und viele Wirkungen der Umwelt auf uns noch nicht vollständig untersucht wurden und erklärbar sind. Damit ist man gezwungen, eine stete Bereitschaft zu wahren, offen zu sein, für Neues und das heißt auch, sein bisheriges Wissen durch neues zu ersetzen. So wie in der Improvisation in der Musik neue Töne und Melodien willkommen sind, weil diese stets neue Anregungen und 50 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 224 51 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 224 52 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 224 53 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 226 26 damit wiederum neue Melodien und Töne bewirken, so sind neue Ideen und Forschungszweige auch stets willkommen zu heißen. In der harmonikalen Grundlagenforschung, einem Wissenschaftszweig, der eine Gesamtheit allen Seins im Blickpunkt hat, passiert genau das. Während sich ein Großteil der Wissenschaften auf die „[...] Reduktion auf das Meßbare und Quantifizierbare, wie sie GALILEO GALILEI [...] und JOHN LOCKE [...] vornahmen [...]“54, stützen, rücken in diesem Zweig „[...] qualitative Parameter wie Form, Gestalt oder Harmonie [...]“55 in den Blickpunkt. JoachimErnst Berendt weist in dem Kontext zum inneren Hören auf die Erkenntnisse dieser Wissenschaft hin. In Bezug auf physikalisch betrachtet, Milliarden möglicher Schwingungen möchte er folgendes festhalten: „[...] der Kosmos, das Universum, die Natur besitzen die Tendenz, aus diesen Milliarden von Möglichkeiten die wenigen tausend auszuwählen, welche harmonikalen – was letztlich immer auch heißt: musikalischen – Sinn ergeben: die ganzzahligen Proportionen der Obertonreihe, der Dur-, seltener schon der Moll-Tonleiter und bestimmter gregorianischer und indischer Skalen, die 1:2-Polarität der Oktave...“56. Zusätzlich versucht J. E. Berendt über seine philosophischen Ansätze, herrührend aus der harmonikalen Grundlagenforschung und jahrtausende alter Überlieferungen, anscheinend die Verbindung zwischen wissenschaftlichen und geistlichen Ansätzen zu finden. „[...] Das innere Hören beginnt nicht an irgendwelchen Grenzbereichen. Es beginnt dort, wo gehört wird: an dem Punkt in der Cochlea des Innenohrs, von dem aus die logarithmische Kurve des Hörvorgangs aufsteigt.“57 Damit zielt er auf eine Transzendenz ab, die mit einer logarithmischen Kurve bis ins Unendliche verstanden werden kann. Diesen Vorgang leitet er zum einen etymologisch, zum anderen aber auch religionswissenschaftlich her. „Transzendenz heißt Überschreitung.“58 Dafür braucht es einen „[...] Ausgangspunkt und ein „Ziel“ sowie ein 54 http://kurthaider.megalo.at/node/49 19.04.2012, 21.55 Uhr http://kurthaider.megalo.at/node/49 19.04.2012, 21.55 Uhr 56 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 222 57 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 221 58 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 70 55 27 Drittes: die „Gegend“ zwischen beiden [...].“59 Die ‚Gegend’ ist deshalb relevant, weil mit ihr besser veranschaulicht werden kann, wie zwischen einem Anfangspunkt und einem ‚Ziel’ ein Übergang passiert. Sie ist noch Teil vom Anfangs- aber auch schon Teil des Zielbereiches. Letztlich schwingt bei dem Gebrauch der Worte Transzendenz und Überschreitung stets, wenn auch nur gering, eine theologische Bedeutung mit. „Das Ohr überschreitet. Es hört und es ist Ohr, w e i l es überschreitet. In einer nicht endenden Folge von Überschreitungsprozessen – beginnend mit dem Aufprall des Tons auf die Schnecke und mündend in die Transzendierung des Endlichen in das Unendliche. Sie alle fügen sich bruchlos nicht etwa nur an-, sondern auch ineinander.“60 Das, was wir in uns hören sind Klänge, die wir in uns haben, die von außen kommen und die wir schon seit Beginn unseres Lebens aufnehmen. Mit Hilfe der jeweils aktuellen Technik versuchen wir diese inneren Töne wiederzugeben, können also mit einer Geige ebenso gut wie mit einem Synthesizer die unhörbare in hörbare Musik verwandeln. Musikinstrumente sind Hilfsmittel. Sie dienen dazu, das in uns Hörbare nach außen zu geben. Das setzt aber voraus, dass wir etwas in uns wahrnehmen. Es ist demnach möglich zu definieren, dass man, nach Berendt, die inneren Töne nicht nur selber kreirt, sondern auch eine Wahrnehmungsverstärkung erfährt. Diese lässt einem die bekannten Klänge und Melodien unserer Welt deutlicher werden. Eigene Melodien entstehen demnach immer auch unter Einfluss der Weltenklänge, des Ganzen. 59 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 70 60 J. E. Berendt: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988, Seite 70 28 4 Praktische Methoden 4.1 Ableitung aus den vorherigen Kapiteln In diesem Kapitel verknüpfe ich die errungenen Erkenntnisse aus den zuvor zusammengetragenen Informationen miteinander. Neben Erläuterungen einzelner Methoden werde ich auch auf deren Wichtigkeit eingehen. Es gibt bereits genügend Beispiele und Anleitungen, wie man am besten eine abwechslungsreiche Stunde gestaltet. Meist bestehen diese aus einer guten Mischung an Bewegung, Musizieren, Instrumentenkunde und Theorie. Es gibt Anleitungen in denen es nur um einen Aspekt dieser vier geht und es gibt den allgemeinen Unterricht als solchen. Aus meiner Sicht gibt es bisher zu wenige Anleitungen für das Lehren vom Musizieren auf Grundlage des Hörens an sich. Genauso scheint mir das Ziel des Lehrens von Musik aus dem Menschen selbst zu gering vertreten zu sein. Betrachtet man das Angebot der Musikhochschulen in Deutschland, gibt es zwar auch Unterricht, der genau darauf abzielt, das Ohr zu schulen, selten sind aber Elemente aus diesem Unterricht Bestandteil des Allgemeinunterrichts. Zumindest wird diesen Elementen nicht so viel Bedeutung zugeschrieben, wie es meiner Meinung nach sein sollte. So stellt auch Edwin Gordon, auf den ich später unter ‚Audiation’ eingehen werde, die Frage, ob es Sinn macht, zuerst die Grammatik einer Sprache zu lehren, bevor man gelernt hat, deren Wörter zu sprechen. Passiert das häufig im Musikunterricht nicht auch? Lehren wir nicht selten schon die Namen der Noten, der Notenschlüssel, Dur und Moll und anderes musikalisch- theoretisches Wissen, bevor wir das Erklingenlassen dieser durch den Schüler selbst unterrichten? Wenn man sich im Bereich der Musikpädagogik auf die Fähigkeiten des Menschen konzentriert, die es ihm ermöglichen, von sich aus zu musizieren, also für ihn wohlklingende akustische Signale zu erzeugen, kommt man fast unweigerlich auf viele grundsätzliche Fragen. Wie kann man das schulen? Was genau möchte ich schulen? In wie weit ist die Musiktheorie Bestandteil des Unterrichts? Wie unterschiedlich stark sollte die Gewichtung von Praxis und Theorie ausgeprägt sein? Was sind die genauen Inhalte von Theorie und Praxis und wie unterschiedlich sind die darin enthaltenen Fakten gewichtet? Für mich gehört in den theoretischen Teil eines Musikunterrichtes nicht nur die Musiktheorie. Darin enthalten ist auch Körperkunde und Philosophie. Wie funktioniert mein Körper? Wie nehme ich Musik wahr und verarbeite sie? Wie gehe ich mit Musik um? 29 In welchem musikalischen Kulturkreis lebe ich und welche anderen gibt es noch? Was kann Musik bewirken, braucht man sie? Was genau ist Musik? Was genau ist Musik für mich? Im Duden wird Musik als Tonkunst definiert, als „Kunst, Töne in bestimmter (geschichtlich bedingter) Gesetzmäßigkeit hinsichtlich Rhythmus, Melodie, Harmonie zu einer Gruppe von Klängen und zu einer stilistisch eigenständigen Komposition zu ordnen [...].“61 Was heißt ‚geschichtlich bedingt’? Es heißt durch die Geschichte, die Vergangenheit gefordert. Bedingt stammt von Bedingung ab und Synonyme dafür sind Forderung, Grundlage oder Voraussetzung. Demnach ist Musik stets durch eine geschichtliche Grundlage beeinflusst. Was genau heißt das nun? Heißt das, dass Musik nur als solche gilt, wenn sie Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die eine Gruppe von fachkundigen Musikern durch Zusammenführen ihrer persönlichen Wahrnehmungen getroffen hat? „Geschichtlich bedingt“ kann durchaus auch auf die Koppelung mit der Musikgeschichte abzielen. Mit ihr verbunden ist der stete Wandel der Gesetzmäßigkeiten aufgrund von theoretischem und akustischem Wissen. Ebenso kann „geschichtlich bedingt“ auch nur in Bezug auf die Zeit betrachtet werden. Untersucht man, wie Gesetzmäßigkeiten entstehen, so ist es fast überflüssig zu definieren, dass diese geschichtlich bedingt sind. Gesetzmäßigkeiten stammen vom Gesetz ab. Ein „[...] unveränderlicher Zusammenhang zwischen bestimmten Dingen und Erscheinungen in der Natur [...]“62, so wird es unter anderem definiert. Diese Erscheinungen müssen aber zuvor wahrgenommen werden. Es passiert also zuerst etwas, das wir danach erst definieren können. Damit hängt jedes Gesetz von unserer Wahrnehmung ab. Es ist nicht festgehalten, wer ein Gesetz ausrufen darf oder nicht. Ein Staat, eine Familie oder ein Gruppe von fachkundigen Menschen können dies für sich ausrufen. Ein einzelner Mensch darf dies aber auch für sich. Wenn er etwas wahrnimmt und darin für sich unveränderliche Zusammenhänge erkennt, ist er laut Duden befähigt, ein Gesetz für sich auszurufen. Das heißt, für die Musik, dass diese sowohl abhängig von der Gruppierung fachkundiger Personen ist, als auch individuell, von nur einer Person. Weiterführend hieß Kunst ursprünglich Wissen. Damit ist Musik ein Wissen „Töne in bestimmter [...] Gesetzmäßigkeit [...] zu ordnen.“63 Da Wissen die „Gesamtheit der Kenntnisse, die jemand 61 http://www.duden.de/rechtschreibung/Musik#Bedeutung1a 24.04.2012 01.00 Uhr http://www.duden.de/rechtschreibung/Gesetz#Bedeutung2 24.04.2012, 01.25 Uhr 63 http://www.duden.de/rechtschreibung/Gesetz#Bedeutung2 24.04.2012, 01.25 Uhr 62 30 [auf einem bestimmten Gebiet] hat“64 bedeutet und dieses Gebiet durch die Komplexität von Musik, also von Erfahrungen in der Akustik, der Optik, Haptik, Motorik und letztlich des Ganzen bestimmt ist, kann man Musik wie folgt definieren: Musik ist das Wissen darüber, Töne, die man durch ganzheitliches Erfahren individuell definiert hat, in bestimmter persönlicher Gesetzmäßigkeit zu ordnen. Aus dieser Definition ergibt sich, dass man, um das Musizieren zu erlernen, sein Wahrnehmungspotential erkennen und ausbauen sollte und sein Urteilsvermögen gegenüber den Gesetzmäßigkeiten der individuellen Umgebung zu schulen. Beides bedarf bewusstseinserweiternder Übungen und intensiver Auseinandersetzung mit dem Material. Das Material ist, bezogen auf die Musik und unter Beachtung der vorangegangenen Kapitel, in sechs Bereiche unterteilbar: - akustische Reize: Was genau ist ein akustischer Reiz und wie entsteht er? Das Ohr nimmt Schalldruckveränderungen seiner Umgebung auf. Diese können von unterschiedlichen Quellen kommen. Das können Musikinstrumente, Naturgeräusche oder andere Klangerzeuger sein. All diese Quellen können in unterschiedlichen Frequenzen senden. Diese werden durch ein durchschnittlich junges menschliches Ohr in einem Bereich von 16 Hz bis 20kHz erfasst. Ein Ton wird als eine „[...] reine Sinusschwingung mit einer einzigen Frequenz [...]“65 definiert. Klänge werden als „[...] periodenförmige Schwingungen mit gemischtem Frequenzbild [...], ungeordnete Frequenzgemische als Geräusch bezeichnet“66 . - Verarbeitung akustischer Reize: Das menschliche Ohr verarbeitet die einfallenden Signale an mehreren Orten. Zum einen im Ohr selbst, durch seine Anatomie und zum anderen auf der Hörbahn und in den Hörrinden. Je nach physiologischen Vorraussetzungen können diese Bereiche auf die akustischen Reize Einfluss nehmen. - Speicherung akustischer Reize: 64 http://www.duden.de/rechtschreibung/Wissen#Bedeutunga 24.04.2012 01.40 Uhr Jens Huppelsberg und Kerstin Walter: „Kurzlehrbuch Physiologie“ , Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2005, 18.1.2 Physiologische Akustik, Seite 353 66 Jens Huppelsberg und Kerstin Walter: „Kurzlehrbuch Physiologie“ , Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2005, 18.1.2 Physiologische Akustik, Seite 353 65 31 In Kombination mit dem Assoziationskortex und allen weiteren aktiven Gehirnarealen beim Wahrnehmen von akustischen Reizen, werden diese als individuelle Verknüpfungen verschiedenster Gehirnareale abgespeichert. Einen besonderen Einfluss haben dabei die Emotionen. - Einflussnahme anderer Sinnesareale auf die akustisch-sensorischen Gehirnareale Als Teil einer individuellen Verknüpfung verschiedenster Gehirnbereiche, können die akustisch-sensorischen Verarbeitungsareale im Gehirn ebenfalls eine Reizung erfahren, obwohl keine außer-akustische Reizung passiert. - Bewusstsein im aktiven Handeln: Außer-akustische Impulse erfahren erst in der primären Hörrinde eine Bewusstwerdung. Von diesem Punkt an kann man gezielt andere Bereiche aktivieren oder deaktivieren. So können zum Beispiel bestimmten Frequenzen eine Bewegung oder visuelle Reize zuordnet werden. - Wirkung und Verarbeitungsmöglichkeiten von außer- und inner-akustischen Reizen: Die Philosophien und Geschichten alter Kulturen über den Geist und die Gesundheit des Menschen lehren uns, dass es für den Menschen noch nicht ausführlich genug ist, was die Physiologie, die Psychologie, die Neurologie, die Physik, die Musiktheorie und selbst die harmonikale Grundlagenforschung herausgefunden haben. Fragen nach den Weltenklängen und dem ‚Ganzen’67 sind beispielsweise noch unbeantwortet. Aus der Studie mit verschiedenen Lehransätzen68 und den gleichen Ergebnissen geht hervor, dass sich diese Bereiche ebenso auf die Musiktheorie, Rhythmus-, Harmonie- und Formlehre, sowie alle musikgeschichtlich relevanten Faktoren beziehen können. Das Gehirn kann anscheinend auf unterschiedlichste Arten lernen und unterliegt dabei dem Einfluss der oben genannten Bereiche. Diese sind das Material, mit dem man sich meiner Meinung nach mindestens auseinandersetzen sollte – bezogen auf das Gebiet, in dem man 67 68 siehe Kapitel 3.2.2 ‚Unhörbare und Hörbare Klänge’ dieser Diplomarbeit siehe Kapitel 2.2.6 ‚Wo befindet sich das innere Ohr’ dieser Diplomarbeit 32 lernt und auf das Ergebnis, welches man erzielen will – möchte man sein inneres Hören ausbauen. Für dieses Ausbauen sind bewusstseinserweiternde Übungen ratsam. Bewusstsein bedeutet „[...] deutliches Wissen von etwas [...]“69 zu haben, man hat Gewissheit und die „[...] volle Herrschaft über seine Sinne.“70 Das Wissen hängt jedoch von allem ab, was man wahrnimmt und versteht. Musik kann man beispielsweise hören und auf sich wirken lassen. Einen Walzer erkennt man an der regelmäßig wiederkehrenden Betonung einer einzigen Zählzeit. Das kann man fühlen und hören. Zu erkennen, dass diese Betonung die Zählzeit eins ist und man eine gleichmäßige Aufteilung der Zeit bis zur nächsten Betonung in drei Teile vornehmen kann, ist ein Schritt, der auf die Erkennung einer regelmäßig wiederkehrenden Betonung aufbaut. Er ist aber nicht zwangsläufig notwendig. Man kann Musik auch einfach nur hören und auf sich einwirken lassen. Auch das kann heißen, dass man etwas mit vollem Bewusstsein macht. Ich höre Musik und weiß das. Ich habe gelernt, den Begriff ‚Walzer’ mit Überbegriff ‚Musik’ zu verknüpfen. Höre ich einen Walzer, kann ich definieren, dass dieser Musik ist. Ebenso nehme ich wahr, dass diese Klänge auf mich einwirken. Sie können mich beruhigen, mich motivieren, mich verärgern oder erfreuen. Das weiß ich und nehme es wahr. Warum das so ist und mit welchen Mitteln das geschieht, muss für mich nicht relevant sein. Mein Bewusstsein beschränkt sich immer auf mein Wissen, auf meinen aktuellen Wissenstand. Indem man sich mit bewusstseinserweiternden Übungen beschäftigt, erhält man die Möglichkeit die „[...] Herrschaft über seine Sinne“71 auszubauen. Man erweitert seinen Wissenstand. So ist es einem möglich, einen Walzer als einen drei-viertel Takt zu erkennen, eigene Kompositionen mit einer gleichen Zählzeitbetonung zu schreiben und mit einer Variation von regelmäßig wiederkehrenden Betonungen unterschiedliche Wirkungen auf den Zuhörer zu erzielen. In diesen Fällen hilft das Wissen über die spezifischen Wirkungen von Zählzeiten untereinander in einem Takt. Des weiteren kann ein drei-viertel Takt auch als ein vier-viertel Takt empfunden werden, wenn man die Betonungen auf die punktierten Viertel setzt. Das sind nur Beispiele, die verdeutlichen sollen, wie sehr ein Umgang mit einem Element vom individuellen Wissenstand abhängig ist. 69 http://www.duden.de/rechtschreibung/Bewusstsein#Bedeutung1a 25.04.2012 11.55 Uhr http://www.duden.de/rechtschreibung/Bewusstsein#Bedeutung2 25.04.2012 11.55 Uhr 71 http://www.duden.de/rechtschreibung/Bewusstsein#Bedeutung2 25.04.2012 11.55 Uhr 70 33 4.2 Übungen zur Konzentration Egal, was für Musik wir machen wollen, egal, wie wir durch das Leben gehen möchten, es ist aus meiner Sicht stets von Wichtigkeit, an alles bewusst heran zu treten. Dafür bedarf es dem Wissen nach der Bewusstheit und einer großen Konzentrationsfähigkeit auf die eigenen Taten. Besonders beim Erlernen von neuem ist es durchaus nützlich, eine größtmögliche Konzentration auf die auszuführenden, neuen Handlungen zu haben. Dieser Fakt ist nicht neu und wurde schon von vielen Generationen bedacht, sodass es dafür schon längst eine Vielzahl an Übungen und Ideen gibt. Einige von ihnen haben sich erst durch die heutigen medizinischen Möglichkeiten etabliert, andere haben sich über Jahrtausende gehalten und werden erst heute mit neuesten Technologien erforscht. Memory spielen, Schritte zählen, Sekunden abwärts zählen, das Radio sehr leise stellen und dennoch versuchen alles Gesagte wahrzunehmen, Sudoku, Meditation, autogenes Training, diese und viele andere sind Übungsvorschläge zur Förderung der Konzentrationsfähigkeit. Ebenso sind gute Ernährung und ausreichender Schlaf gerade in der heutigen westlichen Welt von großer Bedeutung – nicht nur in Bezug auf die Konzentrationsfähigkeit, sondern auch auf das Leben an sich. All die genannten und neben denen existierenden Konzentrationsübungen haben etwas gemeinsam. Sie lassen den Menschen sich mit nur einem Sachverhalt beschäftigen. Eine Überreizung des menschlichen Gehirns kann damit umgangen werden und es wird eine intensive Auseinandersetzung mit dem, zum Sachverhalt gehörenden spezifischen Material ermöglicht. In Bezug auf das innere Hören ist zum Beispiel die Meditation eine sehr vielfältige und effiziente Übungsmöglichkeit, sein Bewusstsein, sein Wissen und damit seine Wahrnehmungsfähigkeit zu erweitern. 4.2.1 Meditation Schaut man allein auf die Herkunft des Wortes, wird der Großteil der dabei auszuübenden Handlungen recht schnell deutlich. Meditari, das lateinische Verb, bedeutet nachdenken, nachsinnen, überlegen. Ebenso etymologisch betrachtet ist Meditation mit den lateinischen Wörtern mederi und medicina auf Deutsch „heilen und die Heilkunst“ verwandt. Eigentlich 34 ist Meditation aber eine Handlung, die einen primär spirituellen Hintergrund hat. So ist sie schon im 11., 12. Jahrhundert vor 1150 n. Chr. als Bestandteil der ‚Scala claustralium’ erwähnt worden. Die ‚Scala claustralium’ ist eine Schrift des Kartäusermönches Guigo II. († 1193). In ihr hält er Anweisungen fest, die er als „[...] die Leiter der Mönche, durch die sie von der Erde in den Himmel hinaufgeführt werden [...]“72 beschreibt. Diese Anweisungen entsprechen den Stufen der Leiter: „lectio (Lesung), meditatio (Meditation), oratio (Gebet) und contemplatio (Kontemplation)“73. Am weitesten zurückverfolgen lässt sich die Meditation aber bei den Upanishaden oder der buddhistischen Tradition. „Das größte Heilmittel ist – nicht nur im Buddhismus, ebenso im Hinduismus und Daoismus – die Meditation, die Geist und Seele entstört.“74 Diese jahrtausende alten Religionen streben nach einem reinen Geist und gesunden Körper. So kann man den Buddhismus auch „[...] als eine Gesundheitsreligion, eine Heilslehre im Sinne ganzheitlicher Gesundung [...]“75 betrachten. Durch Meditation lernt man seine Gedanken zu kontrollieren. Man beginnt primär mit einer Entspannungsphase um sich dann auf einen Gedanken, einen Punkt zu konzentrieren. Schweift man ab – man wird es, weil wir stets neue Gedanken haben – und bemerkt, dass man sich nicht mehr auf das Eigentliche konzentriert, gilt es, die neuen Gedanken sanft beiseite zu lenken und sich wieder auf den einen Gedanken, den einen Punkt zu konzentrieren. Mit der Häufigkeit des Meditierens vergrößert sich auch die Zeitspanne, mit der man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Es wird leichter, kommende Gedanken beiseite zu lenken und bei der Sache zu bleiben. Auf lange Sicht, ist es damit möglich, sich von äußeren Einflüssen weniger oder mehr beeinflussen zu lassen. Man lernt das bewusste Handeln. Man lernt selber zu entscheiden. Dieses Wissen benutzen auch die Religionen für sich. Natürlich ist das erwünschte Ziel nicht allein das bewusste Handeln. Im Vordergrund steht immer die Nähe zu Gott. Wie schon erwähnt, kann man z.B. im Christentum durch Meditation über bestimmte Verse aus der Bibel zu Gott finden. In den asiatischen Religionen, aber auch in der indianischen 72 Tibi., Daniel: „Guigo der Kartäuser: Scala claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina“,Verlag Traugott Bautz, Nordhausen, 2008, Seite 5 73 Tibi., Daniel: „Guigo der Kartäuser: Scala claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina“,Verlag Traugott Bautz, Nordhausen, 2008, Seite 5 74 Tibi., Daniel: „Guigo der Kartäuser: Scala claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina“,Verlag Traugott Bautz, Nordhausen, 2008, Seite 20 75 Tibi., Daniel: „Guigo der Kartäuser: Scala claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina“,Verlag Traugott Bautz, Nordhausen, 2008, Seite 20 35 Weltanschauung, gelten die „[...] Sammlung des Geistes und Innenschau“76 als wichtige Grundlagen für das Erreichen der jeweiligen Hauptinteressen. Unabhängig davon, dass die Meditation im Ursprung rein spirituelle Hintergründe hat, kann sie für den heutigen Alltag der europäischen Gesellschaft sehr hilfreich sein. Versucht man sich bei der Meditation auf bestimmte Namen, Klänge, auf sein Inneres zu konzentrieren, lernt man dadurch, gezielt die bewusste Steuerung seiner Gedanken und Wahrnehmung. Um seine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen bedarf es der vorherigen Registrierung dieser. Demnach ist die Wahrnehmung auch hier im Vordergrund. Erst mit ihr ist es möglich, bewusst in den Gedankengang einzugreifen. Denn: Wie soll ich eingreifen, wenn ich nicht weiß worin? So ist es auch in der Musik. Wie soll ich meine eigene Musik spielen, wenn ich nicht weiß wie sie klingt? Wie soll ich mich darauf konzentrieren, wenn ich die ablenkenden Gedanken nicht wahrnehme? Besser ist in diesem Zusammenhang sogar zu fragen, wie ich mich darauf konzentrieren soll, wenn ich nicht wahrnehme, dass ich mich nicht mehr auf das Wesentliche konzentriere. Denn es ist primär irrelevant, welche Art Gedanken mich vom Eigentlichen ablenken. Im Rahmen der Meditation lernt man seine Gedanken wahrzunehmen, nicht zu werten und diese somit emotionsfrei beiseite zu legen. Erst dann kann man sich wieder um das Wesentliche kümmern. Es ist besonders wichtig, seine Gedanken nicht zu werten. Sobald das passiert, kann es zu Emotionen kommen, die es nur erschweren, sich wieder zu fokussieren. Damit ist nicht gesagt, dass Emotionen falsch sind oder in der Musik nichts zu suchen haben. Es ist jedoch einfacher, sich nur auf eine bestimmte Anzahl von Faktoren zu konzentrieren. Wie schon im Kapitel ‚Das innere Ohr und die Medizin’ beschrieben, haben Emotionen einen großen Einfluss auf das Gedächtnis, damit aber auch einen ebenso großen Einfluss auf all unsere Handlungen, solange wir nicht selbst über diesen Einfluss bestimmen können. Vielleicht wird dieser Sachverhalt deutlicher, wenn man sich beispielsweise auf bestimmte Emotionen, in diesem Fall auf große Freude, konzentriert: Ich möchte ergründen, was mich dazu bewegt große Freude in mir zu spüren und was genau in meinem Körper dabei passiert. Hierbei liegt also der Fokus auf großer Freude und meinem Körper, zwei Elementen. Ich beginne mich zu erinnern, was mir große Freude gebracht hat und horche in mich hinein, um den zwei Elementen nachzugehen. Jetzt bemerke ich, dass ich im Rahmen der Konzentration auf die große Freude auch über 76 Ernst Stürmer: „Asiatische Heilkunst“, Das praktische Handbuch, Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 1996, Seite 20 36 großes Leid nachdenke. Würde ich nun beginnen diese Information zu werten, dass ich nicht über Freude, sondern auch über Leid nachdenke, beginne ich schon, den Fokus von meinen zwei Elementen auf das dritte zu lenken. In dem ich registriere, dass ich über etwas anderes sinniere, aber sofort interveniere, also dem nicht weiter in Form von Wertung nachgehe, schaffe ich es leichter, diese neuen Gedanken beiseite zu schieben und mich wieder meinen zwei Elementen zu widmen. Dass man ständig mit neuen Gedanken konfrontiert wird, ist kein neues Phänomen. Das menschliche Gehirn ist dafür da, stets Gedanken zu bilden. Was wir lernen können ist, es so gut wie möglich selber zu kontrollieren. Wenn wir also musizieren, und unseren Fokus auf die inneren Töne legen, so werden wir auch da feststellen, dass wir zeitweise an etwas völlig anderes denken. Es gilt dieses zur Kenntnis zu nehmen. Die reine Kenntnisnahme reicht dabei oft aber nicht aus. Es hilft, sich einen effektiven Umgang damit anzueignen. So tritt man in Asien diesem Gedankenstrom sehr neutral gegenüber. Man registriert die aufkommenden Gedanken, geht aber nicht auf sie ein. Man lässt sie geschehen und vorbeiziehen. Man bekämpft sie nicht und man unterdrückt sie nicht. Man lässt sie passieren. Damit hält man sich von einem zu starken Einfluss dieser Gedanken auf sich fern und kann leichter wieder zum Eigentlichen zurückkehren. Zusammengefasst kann die Meditation in all ihren Formen helfen, zu sich selbst zu finden. Man lernt einen besonderen Umgang mit sich selbst. Sie hilft das persönliche Wahrnehmungspotential kennen zu lernen und schult das individuelle Urteilsvermögen, bezogen auf die Umwelt. Das Bewusstsein über sich selbst, das Wissen über sich selbst, kann mit Hilfe der Meditation erweitert werden. Damit legt man einen guten Grundstein um sein inneres Ohr zu schulen. Man lernt sich bewusster wahrzunehmen, sodass man auch seine innere Klangwelt besser wahrnehmen lernt. Ebenso lernt man seine eigenen Fähigkeiten besser kennen, was einem das Reproduzieren seiner eigenen Musik erleichtert. 37 4.2.2 Audiation Einen besonderen Stellenwert für das innere Hören hat die Audiation. Sie wird oft mit diesem Thema verknüpft. Audiation ist ein Begriff, der das ‚Denken in Musik’ bezeichnet. Edwin Elias Gordon ist ein Musikpsychologe, der 1976 den Begriff geprägt und definiert hat. Durch eigens erstellte Testverfahren, versucht E. Gordon der Frage nach der musikalischen Begabung nachzugehen. Seine Testergebnisse flossen in seine ‚Music Learning Theory’ aber auch in die Entwicklung weiterer Tests ein. Deren Grundlage und die Ergebnisse sind elementar, um seine Herangehensweisen zu verstehen. Edwin Gordon hat während seines Unterrichtens von Musik für Anfänger und Fortgeschrittene, 10 Jahre lang das Lernen seiner Schüler und Studenten untersucht und aus seinen Beobachtungen die ‚Music Learning Theory’ erstellt. Er geht davon aus, dass jeder Mensch mit einem bestimmten musikalischen Potential auf die Welt kommt, dieses aber bei mangelnder Förderung zurückgeht, bis ungefähr zum neunten Lebensjahr. „After approximately age nine, music aptitude is no longer developmental, it becomes stabilized.“77 Davon ausgehend hat er jeweils Tests für die Altersgruppe bis 9 Jahre und für die Zeit danach erstellt. „ ‚Primary Measures of Music Audiation’ [...] und ‚Intermediate Measures of Music Audiation’ [...]“78 sind Tests, die für das Ermitteln des Potentials im Entwicklungsstadium dienen. Für das daran anschließende „[...] Stadium des stabilisierten musikalischen Potentials finden ‚Advanced Measures of Music Audiation’ [...] und das ‚Musical Aptitude Profile’ [...] Verwendung.“79 Der ‚Musical Aptitude Profile’ (MAP) hat eine „[...] weite Verbreitung gefunden und wird als Messinstrument in vielen Forschungsstudien im angloamerikanischen Raum verwendet.“80 Um eine Standardisierung zu erlangen, wurde er beispielsweise an „ [...] 12.000 Probanden aus 17 amerikanischen Staaten durchgeführt.“81 77 Edwin E. Gordon: „Learning Sequences in Music“, A Music Learning Theory, GIA Publications, Inc. Chicago 1997, Seite xiv 78 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken 2005, Seite 37 ; zit. n. Edwin E. Gordon, Chicago, 1979 u. 1982 79 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken 2005, Seite 37 ff. ; zit. n. Edwin E. Gordon, Chicago, 1989 u. 1965 80 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005, Seite 38 81 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005, Seite 38 38 Wie schon erwähnt, fließen die Ergebnisse aus seinen Tests in Edwin Gordons ‚Music Learning Theory’. Sie ist eine Lehrmethode, die als eins ihrer Ziele das Verstehen von Musik beinhaltet. Ebenso geht sie der Frage nach, wie ein erfolgreicher Lernprozess passieren sollte. Dabei ist E. Gordon der Ansicht, dass ein systematischer Aufbau von musikalischen Grundlagen dafür wesentlich sei. Dieser ist so konzipiert, dass das jeweilige musikalische Potential im Entwicklungsstadium aber auch in den späteren Altersstufen gefördert werden kann. Um dieses Potential zu erhalten, damit es die Lehrkraft effektiv fördern kann, nimmt E. Gordon seine Aptitude-Tests zu Hilfe. Zusätzlich ermittelt man mit Hilfe spezifischer Pattern-Übungen die Fähigkeiten, die ein Schüler zur Bewältigung von Aufgaben, mit rhythmischem und tonalem Inhalt, besitzt. Damit ermittelt Edwin E. Gordon den aktuellen Stand der Fähigkeiten eines Schülers, die er als sehr dienlich für die ‚Audiation’ ansieht. Im Rahmen seiner ‚Music Learning Theory’ sind drei Fähigkeiten besonders relevant: 1) Die Fähigkeit mit einer Gesangsstimme zu singen. 2) Die Fähigkeit, den eigenen Körper auf frei fließende und ununterbrochene Art und Weise zu bewegen. 3) Die Fähigkeit, seine Beine und Füße für Makrobeats und seine Arme und Hände für Mikrobeats zu benutzen. ‚Audiation’ ist die Basis für musikalisches Potential (music aptitude) und musikalische Fähigkeiten (music achievement). Sie bildet das zentrale Konzept hinter der ‚Music Learning Theory’. Dabei ist Audiation bezogen auf Musik, zu verstehen, wie Gedanken bezogen auf die Sprache. „Audiation is to music what thought is to language.“82 Man kann, während man spricht, anderen Gesprächen lauschen, diese teilweise verstehen und sich zusätzlich Gedanken über seine nächsten Worte machen. So ist Audiation im übertragenen Sinn zu verstehen. Während man musiziert, ist man demnach fähig, neue musikalische Informationen aufzunehmen und gleichzeitig bewusst über seine nächsten, eigenen Klänge zu bestimmen. Inhaltlich liegt bei der ‚Music Learning Theory’ „[...] die Entwicklung solcher musikalischer Elemente im Mittelpunkt, die in unterschiedlichen Musikarten und Stilen abendländischer Kultur Fundament bilden.“83 Dabei erfolgt die akustische Umsetzung 82 Edwin E. Gordon: „Study Guide for Learning Sequences in Music“, GIA Publications, Inc. Chicago 1997, Audiation, Seite 3 83 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005, Edwin Gordons Music Learning Theory, Seite 26 39 zuerst mit Hilfe der Singstimme. Diese sollte zu kontrollieren gelernt werden, bevor man zum Instrumentalspiel übergeht. „Im Zentrum steht dabei nicht die Schulung instrumentaltechnischer Fertigkeiten, sondern die Entwicklung des ‚Instrumentes im Kopf’.“84 Eine Herangehensweise der Lehrkraft, um beispielsweise kurze melodische Pattern zu lehren, ist das Singen dieser mit Hilfe von einfachen Silben, wie ‚bah’ oder ‚bum’. Der Schüler ist angehalten, die Phrase, das kurze, melodische Pattern, erst nach einer kurzen Pause nach zu singen. Diese sollte zum Einatmen genutzt werden. Dabei passiert anscheinend, ähnlich, wie beim Sprechvorgang, bevor man seine Worte tatsächlich sagt, ein kurzes Durchdenken und Verstehen des Folgenden. Das unterscheidet schließlich das Audiieren vom Imitieren. Für das Erlernen von Audiation ist die Imitation eine elementare Grundlage, aber sie schließt nicht immer den Prozess des Verstehens mit ein. So sind „Kinder [...] beispielsweise imstande, vorgetragene Lieder durch Imitation zu lernen, ohne ihnen eine musikalische oder syntaktische Bedeutung geben zu können.“85 „Imitation is learning through someone else`s ears. Audiation is learning through one`s own ears.“86 Nach Edwin E. Gordon ist Audiation, mangels einheitlicher Definition, nicht mit dem inneren Hören gleich zu setzen. Audiation schließt auf jeden Fall das Verstehen ein, wohingegen das innere Hören teils auch als ein rein mentaler Prozess gesehen werden kann. Das syntaktische Verstehen ist in den Vorgang des inneren Hörens nicht deutlich integriert. Beschreibt man inneres Hören nun aber als innere Wahrnehmung und bewussten Umgang mit sich selbst, kann man Audiation unter den Begriff ‚inneres Hören’ setzen. Da mit Audiation das syntaktische Verständnis in Bezug auf die musikalischen Elemente der abendländischen Kultur, und damit auch ein bewusster Umgang mit ihnen passiert, kann man mit Audiation einen großen Teil an bewussten Umgang mit dem eigenen Wissen erlernen. Ebenso wird, zum Beispiel schon durch die kurze Atempause vor dem Wiederholen einer gehörten Phrase, ein Element aus Konzentrationsübungen mit integriert. Die Pause gibt Einem Zeit in sich zu horchen. So, wie der Atem in der Meditation ein 84 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005, Edwin Gordons Music Learning Theory, Seite 26 85 Almuth Süberkrüb: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005, Edwin Gordons Music Learning Theory, Seite 31 86 Edwin E. Gordon: „Learning Sequences in Music“, A Music Learning Theory, GIA Publications, Inc. Chicago 1997, Distinguishing audiation from imitation, Seite 9 40 Mittel ist, sich über diesen auf eine bestimmte Sache besser konzentrieren zu können, ermöglicht uns diese Atempause dasselbe. Weil Audiation jedoch den Fokus primär auf Elemente der abendländischen Musikkultur legt, werden andere Musikkulturen und damit viele weitere Umgangsmöglichkeiten mit Musik außen vor gelassen. Damit ist die Audiation meiner Ansicht nach eine durchaus effektive, da auch auf wissenschaftlichen Tests beruhende, Lehrmethode, zumindest den abendländischen Umgang mit Musik zu schulen. 4.2.3 Vor- und Nachspielübungen – Imitation Um das innere Hören auch allgemein gültig und damit Kulturkreis unabhängig, zu schulen, ist es aus meiner Sicht wichtig, Teile der ‚Music Learning Theory’ zu verwenden und leicht zu verändern. Bei der Imitation geht es danach grundlegend um das bestmögliche Nachspielen von Gehörtem. Das können akustische Informationen aus der Umgebung sein, oder eine Phrase eines beliebten Stückes. Nach dem Prinzip, dass man die größte Detailanzahl eines Elementes erhält, wenn man sich nur auf einen sehr kleinen Teil dessen konzentriert, empfiehlt sich dies auch bei solchen Übungen. Schon allein einen einzigen Ton zu analysieren ergibt eine Vielzahl von Informationen. Wo kommt er her? Wie laut ist er? Welche Frequenzen hat er in sich? Das sind beispielsweise Fragen nach der lokalen und dynamischen Information, sowie nach der, mit instrumentspezifischen Frequenzbändern, verknüpfenden Information. Doch damit sollte nicht sofort begonnen werden. Am Beginn steht das intensive Hören. Wenn möglich mehrmals und bei Bedarf so oft wie möglich. Damit bekommt man dieses Signal in sein eigenes Ohr, in sein Gedächtnis, und kann es, mit jedem weiteren Hören, detaillierter in sich hören. Der nächste Schritt ist das Imitieren an sich. Dabei versucht man nun mit seinen Möglichkeiten, sei es nun ein Instrument oder nur der Körper als Instrument, das eben gehörte, sich nun im Gedächtnis befindliche Signal, nachzuahmen. Für eine sehr genaue Imitation ist nun der ständige Vergleich des Imitierten mit dem im Gedächtnis befindlichen Signal hilfreich. Natürlich könnte man auch das Original mit der eigenen Imitation vergleichen, jedoch ist es meiner Meinung nach, angelehnt an E. Gordon, deutlich lehrreicher, wenn man das Verstehen in diesen Vorgang mit integriert. Dabei ist es aber nicht zwangsläufig notwendig alle Details des Originals zu verstehen. Relevant zu wissen ist, wie sich die Details anhören und wie man ähnliche oder 41 gleiche Details reproduzieren kann. Auf die Sprache übersetzt heißt das, dass man einen Satz einer fremden Sprache durchaus imitieren kann, in dem man sich bewusst wird, wie man seine Sprachmuskulatur benutzen muss. Dabei ist es irrelevant die Grammatik oder die Vokabeln zu verstehen. Daraus abgeleitet kann man die Imitation ebenso, wie die Audiation unter den Begriff ‚inneres Hören’ setzen. Auch mit ihr wird die Wahrnehmung des Selbst geschult, in dem man sich vor Augen führt, welche Möglichkeiten man zur Imitation, bezogen auf das Instrument hat. Auch wird der bewusste Umgang mit sich selbst gefördert, indem man beispielsweise dem nachforscht, wie man die, dem Instrument spezifischen, Möglichkeiten gezielt einsetzt. 42 5 Zusammenfassung Anhand des inneren Hörens kann man lernen, seine eigene Musik besser zu hören und wiederzugeben. Ich komme zu dem Schluss, dass für dieses Ziel ein besonderer Fokus im Musikunterricht auf das eigene Wahrnehmen und den bewussten Umgang mit sich selbst gelegt werden sollte. Die Fragen nach den Tönen, woher sie kommen und wie der Mensch sie wahrnimmt und verarbeitet, wurden schon gut erforscht, noch sind diese Forschungen aber nicht abgeschlossen. Heinrich Jacoby und Edwin Elias Gordon haben mit ihren Tests und Beobachtungen Schlussfolgerungen über das Lernen gezogen, die die neurologische, physiologische, psychologische und damit die westliche Medizin noch nicht oder nur in Ansätzen erforscht hat. Die Geschichte der Meditation lehrt uns, dass es noch eine Vielzahl unerklärter Zusammenhänge gibt, über das Zusammenspiel von Geist und Körper. Ebenso sind über die harmonikale Grundlagenforschung Erklärungsansätze, jedoch noch keine endgültigen Antworten gefunden worden. Solange die Fragen nach dem ‚Ganzen’ und den Weltenklängen, sowie der kompletten Verarbeitung akustischer Reize im Gehirn nicht erforscht sind, gilt es, sich alle Optionen offen zu halten. Damit ermöglicht man sich einen flexiblen Umgang mit der Umwelt und so einen individuellen Umgang mit sich selbst und seiner eigenen Musik. Mit Hilfe von Meditation, Audiation und Imitation kann man das innere Ohr auf die innere Musik lenken lernen. Konzentrationsübungen und Wissen können helfen, das innere Hören zu schulen. Damit bieten diese Ansätze eine mögliche Grundlage für einen Musikunterricht, mehr Elemente des Lehrens von Musik zu integrieren. Musik ist das Wissen, Töne unter Einfluss bestimmter musikspezifischer Regeln zu einer individuellen Komposition zu verknüpfen. Neben dem Wissen über musikspezifische Regeln, ist das Wissen über eine individuelle Art zu verknüpfen, nach dieser Definition, gleichwertig zu betrachten. Inneres Hören heißt auf sich hören, sich wahrnehmen, sich kennen lernen. 43 6 Literaturverzeichnis - Altenmüller, Eckart: „Musik hören – Musik entsteht im Kopf“, Manuskript für ZEIT WISSEN Edition: „Schaltstelle Gehirn - Denken, Erkennen, Handeln“, Spektrum Akademischer Verlag, 2008 - Berendt, Joachim-Ernst: „Das Dritte Ohr“, Rohwolt Taschenbuch Verlag GmbH, Reineck bei Hamburg, 1988 - Gordon, Edwin Elias: - „Learning Sequences in Music“, A Music Learning Theory, GIA Publications, Inc. Chicago, 1997 - „Study Guide for Learning Sequences in Music“, GIA Publications, Inc. Chicago, 1997 - „A Music Learning Theory for Newborn and Young Children“,GIA Publications, Inc. Chicago, 2003 - Huppelsberg, Jens und Walter, Kerstin: „Kurzlehrbuch Physiologie“ , Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, 2003, 2., korrigierte Auflage, 2005 - Hülshoff, Thomas: „Medizinische Grundlagen der Heilpädagogik“, Ernst Reinhardt, GmbH & Co. KG, Verlag, München, 2005 - Jacoby, Heinrich: „Jenseits von ‚Begabt’ und ‚Unbegabt’“ , Hans Christians Verlag, Hamburg, 1991 - Mahlert, Ulrich: „Handbuch Üben – Grundlagen, Konzepte, Methoden“, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden, 2006, 2. Auflage, 2007 - Mantel, Gerhard: „Einfach üben – 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten“, Schott Musik International, Mainz 2001, 3. Auflage, 2004 - Ni, Maoshing und Bart O. W.: „Der Gelbe Kaiser –Das Grundlagenwerk der chinesischen Medizin“, Maoshing Ni, 1995, 5. Auflage, 2003, Originalausgabe: „The Yellow Emperor`s Classic of Medicine“, Shambhala Publications, Boston, 1995 - Spitzer, Manfred: „Musik im Kopf – Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im Neuronalen Netzwerk“, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2002, 7., unveränderter Nachdruck 2007 - Stürmer, Ernst: „Asiatische Heilkunst“, Das praktische Handbuch, Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag GmbH, Augsburg, 1996 - Süberkrüb, Almuth: „Musiklernen: ‚Verstehen und Geschehen’“, PFAU-Verlag, Saarbrücken, 2005 - Tibi., Daniel: „Guigo der Kartäuser: Scala claustralium – Die Leiter der Mönche zu Gott. Eine Hinführung zur Lectio divina“, aus dem Lateinischen übersetzt, Verlag Traugott Bautz, Nordhausen, 2008 44 - Trepel, Martin: „Neuroanatomie, Struktur und Funktion“, Elevier GmbH, München, 2004 - Turner, Lorraine: „Meditation“, Parragon Books Ltd, Bath BAI IHE, UK, 2005 - Ziegenrücker, Wieland: „ABC Musik – Allgemeine Musiklehre“, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1997, 3., unveränderte Auflage, 2000 45 7 Internetverzeichnis - Alexander-Technik-Verband Deutschland (ATVD): http://www.alexander-technik.org/?p=0-1-0 - Becker, Herbert: http://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/Upanishaden/upanishaden.html - Feldenkrais-Verband Deutschland e.V., 2010: http://www.feldenkrais.de/ - Haider, Kurt: http://kurthaider.megalo.at/node/49 - Kirschbaum, Clemens: http://www.biologische-psychologie.de - Marijan-Berendt, Jadranka: http://www.j-e-berendt.de/ - Martin, Albert: http://albertmartin.de/latein/ - Mayer, Karl C.: http://www.neuro24.de/ - Schulze Steinemann, Stefan: http://www.frag-caesar.de/ - Welleschik, 2008: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Ductus_cochlearis_schema.jpg&fil etimestamp=20080517175325 - 2012, http://www.duden.de/ 46 8 Eidestattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, daß ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur mit den angegebenen Hilfsmitteln verfaßt habe. Literatur- und Quellennachweise sind exakt gekennzeichnet. Dresden, 30.04.2012 47