Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Daniel Endres Universität Erlangen - Seminar Optische Lithographie 05.11.2008 Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Inhalt Problemstellung hochaperturiger Abbildung Strahlenoptisches Verfahren: Raytracing Wellenoptische Verfahren Wellenoptische Berechnung mit Polarisation Zusammenfassung Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Problemstellung hochaperturiger Abbildung Warum benötigt man eine hochaperturige Abbildung links SD-Ram, rechts 45nm-Waver www.intel.com Um feine Strukturen (z.B. Intel Core-2-Duo: 45nm) mit Fotolithographie scharf abzubilden, werden hohe numerische Aperturen benötigt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Problemstellung hochaperturiger Abbildung Für die maximale Auflösung ∆x gilt: ∆x = k λ mit der NA numerischen Apertur NA = n sin(u) , k = 0.61 für planar bestrahlte Kreisblende Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Problemstellung hochaperturiger Abbildung λ ∆x = k n sin u Möglichkeiten, ∆x zu verkleinern und damit Auflösung zu verbessern: geringe Wellenlängen: EUV-Beleuchtung 13.5nm hohe numerische Aperturen hohe Brechzahlen: Immersionslithographie große Aperturwinkel ⇒ Problem: Kleinwinkelnäherungen nicht mehr gültig, Linsenfehler, asphärische Linsen notwendig,... ⇒ Numerische Berechnung für Konstruktion und Fehlerabschätzung nötig Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Problemstellung hochaperturiger Abbildung links: Lithographie-Objektiv, rechts: Wavestepper http://www.smt.zeiss.com Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing Licht wird strahlenoptisch betrachtet Brechung an Medien mit ∆n und Reflexionen werden berücksichtigt Nicht berücksichtigt: Blenden-Beugungseffekte, optische Gitter, Beugung bei Freiraumausbreitung etc. Grundsatz: Alle Veränderungen des Strahls finden an Grenzflächen statt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Numerische Grundzüge Beleuchtung des Linsensystems mit Nx · Ny Teilstrahlen Ein Strahl lässt sich parametrisch mit einer Geradengleichung beschreiben: ~r = ~r0 + k~e ; k > 0 Schleifenablauf Man bestimmt den Schnittpunkt des Strahls mit der 1. Grenzfläche, das neue ~r0 Man prüft ob der Schnittpunkt im ”erlaubten” Bereich der Grenzfläche liegt, sonst weiter mit nächstem Strahl Man bestimmt den Normalenvektor der Oberfläche,... ...mit dem man den neuen Richtungsvektor ~e festlegt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Definition der Oberflächen Oberfläche wird charakterisiert durch eine Gleichung F (~r ) = 0 sowie die beidseitigen Brechungsindizes Die Oberfläche kann durch Randlinien begrenzt werden (z.B. Linsenfassungen) Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Beispiele: Oberflächen (Prismen-)Fläche mit Normalenvektor ~n, ein Punkt auf der Fläche a~0 Es gilt: (~r − a~0 ) ◦ ~n = 0 ⇒ F (~r ) = (~r − a~0 ) ◦ ~n ~ Oberfläche einer sphärische Linse, Radius R, Mittelpunkt M, Durchmesser d, optische Achse in z-Richtung ~ 2 − R2 ~ 2 = R 2 ⇒ F (~r ) = (~r − M) Es gilt: (~r − M) Außerdem muss gelten: rx2 + ry2 < (d/2)2 allg. Oberflächenfunktion (z.B. Asphäre) z = f (x, y ) ⇒ F (~r ) = f (rx , ry ) − rz Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Oberflächen Zuerst muss die Gleichung F (~r ) = F (~r0 + k~e ) = 0 nach k aufgelöst werden. Für einfache Flächen kann dies analytisch durchgeführt und im Programm implementiert werden. Allgemein jedoch nicht lösbar ⇒ numerische Methoden (z.B. Newton) ~ ~ = ∇F (~r ) |k Bestimmung des Normalenvektors auf der Fläche N ~ (~r )| |∇F Auch i. Allg. nur numerisch lösbar, je nach Oberfläche Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Implementierung des Brechungsgesetzes Brechungsgesetz von Snellius n1 sin(φ1 ) = n2 sin(φ2 ) ~ = n2~eout × N ~ Hier n1~ein × N n1 ~ = 0 ⇒ ~eout = (~eout − n2 ~ein ) × N n1 ~ n2 ein ~ + γN Der Parameter γ wird q durch Normierung festgelegt. n1 ~ ~ 2) γ = − ~ein ◦ N ± 1 − ( n1 )2 (1 − (~ein ◦ N) n2 n2 Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing ~ = sign(~eout ◦ N) ~ , damit: Für gebrochenen Strahl gilt sign(~ein ◦ N) r n1 n1 n1 ~ + sign(~ein ◦ N) ~ ~ 2) N ~ ~eout = ~ein − ~ein ◦ N 1 − ( )2 (1 − (~ein ◦ N) n2 n2 n2 Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Implementierung von Reflexionen Benutzung der gleichen Ausgangsformel wie bei Brechung ~ (~eout = nn12 ~ein + γ N) n1 = n2 Wahl der anderen Lösung für γ, anderes Vorzeichen ~ + sign(~ein N)|~ ~ ein N|) ~ N ~ = ~ein − 2(~ein N) ~ N ~ ~eout = ~ein − (~ein N Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Sequentielles und nichtsequentielles Raytracing Sequentielles Raytracing Abarbeiten einer Liste von Grenzflächen oder optischen Elementen Problem: keine Strahlaufspaltungen bei Teil-Reflexion Problem: Mehrfachspiegelungen nicht möglich Nicht-sequentielles Raytracing Berechnung der Schnittpunkte des Strahls mit allen Flächen→ Berechnung des nächstliegenden Schnittpunktes Teilreflexionen/Mehrfachspiegelungen durch neue Strahlen Abbruch der Verfolgung eines Strahls bei einer Intensitätsschwelle (Intensität als neue Variable) Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Erweiterungen Berücksichtigung der Strahlstärke (Strahlaufspaltung) Dazu: Berücksichtigung der Polarisationsrichtung der Teilstrahlen Fresnelformeln =⇒ verschiedene Intensität für verschiedene Polarisationsrichtungen Zusatzvariable: optische Weglänge (später wichtig) Pro Strahl 3er-Vektor Polarisation und optische Weglänge als neue Variablen Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Raytracing - Beispiele Kamera-Objektiv Canon EF 85mm f/1.2L USM (70mm-200mm) http://www.digitalphotopro.com/gear/lenses/fast-lenses-on-sub-full-frame-sensors.html Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Lithographie-Objektive http://www.yabeopt.de Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Lithographie-Objektiv IBM www.research.ibm.com/journal/rd/411/singh.html Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Strahlenoptische Verfahren Raytracing Lobster-Eye (Hummer-Auge) spie.org/x14632.xml Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Allgemeines zur Wellenausbreitung Einige Welleneigenschaften des Lichts Licht wird an Blenden gebeugt (z.B. an den Fassungen von Linsen) Licht fokussiert nicht perfekt, es gibt Auflösungsgrenzen Der Fokus hat eine gewisse Tiefe entlang der optischen Achse Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Allgemeines zur Wellenausbreitung Wellenausbreitung analytisch Beschreibung der Wellenausbreitung durch die Planwellenspektrum-Methode ~ Idee: Welle wird aus ebenen Wellen uj (~r ) = uj,0 e i kj~r zusammengesetzt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Allgemeines zur Wellenausbreitung Wellenausbreitung analytisch Beschreibung der Wellenausbreitung durch die Planwellenspektrum-Methode ~ Idee: Welle wird aus ebenen Wellen uj (~r ) = uj,0 e i kj~r zusammengesetzt zu beachten: |~k| = 2π|(νx , νy , νz )| = 2πn/λ Aufintegration aller Teilwellen: Z Z q 2 2πi n 1− λ2 (νx2 +νy2 )z 2πi(νx x+νy y ) n u(~r ) = dνx dνy ũ0 (νx , νy )e λ e Für z = 0 ergibt sich: u(z = 0) = u˜0 = F {u(z = 0)} RR dνx dνy u˜0 e 2πi(νx x+νy y ) ⇒ für n = konst.(Freiraumausbreitung) 2 Fouriertransformationen + Multiplikation Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Allgemeines zur Wellenausbreitung Wellenausbreitung analytisch Fraunhofernäherung Vereinfachung: Entwicklung bis zur 1.Ordnung von x,x’,y,y’ (Koordinaten x,y bei z=0 x’,y’ bei z=z) Z Z 0 0 2πin −in z ikn r u(x, y , z) = e dx 0 dy 0 u0 e − λr (xx +yy ) λr r (Fraunhofer-Beugung): Fouriertransformation ⇒ Rechenaufwand im Fernfeld von 2 Fouriertransformationen auf 1 reduziert, aber nur gültig für kleine NA, außer r = f dann exakt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Allgemeines zur Wellenausbreitung Wissenswertes zur Simulation Die Fast Fourier Transformation Fouriertransformationen durch FFTs Stützstellenzahl N = 2n , n ∈ {1, 2, 3, ..} Zeitlicher Aufwand (für Nx Stützstellen): Nx log2 (Nx ) Rechenschritte ↔ 2-dim. Integration: Nx2 Breite des berücksichtigten Frequenzraums(Dν): Dνx Dx = Nx genausoviele Frequenz-Stützstellen wie im Ortsraum Bedingungen für vollständige Übertragung: νx,max ≥ n/λ und Nx ≥ 2nDx /λ Beispiel: n = 1, Dx = 1mm, λ = 0.5µm ⇒ Nx = 4000 ⇒ Wahl von 4096 Stützstellen Re/Im 4096×4096 Speicherverbrauch: (double) 8 B → 16 B → 256 MB Aktuell Berechnungen mit 8192 Stützstellen → 1 GB Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Verfahren Wave-Propagation-Method Wave-Propagation-Method WPM Zerlege optisches Element in Scheibchen der Dicke ∆z xy-Abhängigkeit von n wird berücksichtigt Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Verfahren Wave-Propagation-Method Von zk nach zk+1 Ausbreitung mit Planwellenspektrum u(x, y , z0 + (k + 1)∆z) =ruk+1 = n(x,y ,z0 +k∆z)2 RR −νx2 −νy2 2πi(ν x+ν y ) 2πi∆z λ2 x y dνx dνy F {uk } e e Rechenaufwand sehr hoch, meist nur 1-dim Simulation Rechenaufwand wird geringer, wenn nur diskrete n-Werte auftauchen Beispiel Linse: −→ Berechne für alle (xi , yj ): uk+1 |n(x,y )=n und uk+1 |n(x,y )=1 −→ ordne den (x,y) das passende uk+1 (x, y ) zu Allg. Problem: Scheibchenanzahl zu hoch für optische Lithographie: λ N > max(∆n) Für λ = 0.5µm, Dicke d = 10cm: d = d max(∆n) = 100000 Scheibchenzahl = ∆z λ ebenso: Anzahl der lateralen Stützstellen zu groß (Linsen-∅ 30cm) Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Verfahren PSF-Berechnung mit skalarem Debye-Integral PSF-Berechnung mit skalarem Debye-Integral Ausgangspunkt: Raytracing bis zu einer bestimmten Ebene. Idee: Wenn Licht perfekt fokussiert, dann ideale Kugelwelle Berechnung der Wellenaberrationen W (x 0 , y 0 ): Differenzen zu Kugelwelle Die ~k 0 (x, y ) sind durch die ~e aus Raytracing gegeben. Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Verfahren PSF-Berechnung mit skalarem Debye-Integral Definition der Amplitudenfunktion A, gegeben durch Lichtstärke der einzelnen Strahlen (abgeblendete Strahlen: A = 0) 0 0 Definition der Pupillenfunktion: P(x 0 , y 0 ) = A(x 0 , y 0 )e ikW (x ,y ) A ist Amplitudentransmission (def. durch kleinste Blende) W ist Gangunterschied/Wellenaberration des Strahls/der Stützstelle Definition R Rder Punktbildfunktion: 0 0 2 2πi PSF ∝ dx 0 dy 0 P(x 0 , y 0 )e − λr (xx +yy ) Normierung durch PSF = 1 für alle W (x 0 , y 0 ) = 0 PSF wird bei r = f ausgewertet ⇒ Intensität in der Brennebene Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Einfluss der Polarisation auf den Fokus Einfluss der Polarisation Bis jetzt: Licht als Skalarfeld Aufsummation der el. Feldstärkevektoren ⇒ Asymmetrien im Beugungsbild scheinbar symmetrischer Aufbauten Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Einfluss der Polarisation auf den Fokus für lineare Polarisationen: Asymmetrischer Fokus Wenn Fokus direkt hinter Linse ⇒ nahezu Auslöschung Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Einfluss der Polarisation auf den Fokus Für radiale Polarisation (doughnut mode) bleibt Symmetrie Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Einfluss der Polarisation auf den Fokus Links,Mitte: Seitenansichten, Licht linear in y-Richtung polarisiert rechts: Seitenansicht, Licht radial polarisiert (632.8 nm, NA=1) N. Lindlein: Simulationsmethoden in der Optik Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Debye-Integral ~ 0 = g (θ)(P ~ − (P~ ~ e|| )~e|| + (P~ ~ e|| )~e 0 ) Es gilt P || 1 g (θ) = √cos : unterschiedlicher Intensitäts-Beitrag θ (Strahlungsfluss-Erhaltung) Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Debye-Integral Vektorielle Formulierung des Debye-Integrals Gesamtfeld im Fokus: Summation aller einfallenden Planwellen ~ Fokus ∝ P P ~ 0 i~ki,j0 (~r −W (x,y )) E i,j i,j e Vorfaktor aus genauerer Rechnung: X ~ Fokus = 1 ~ 0 e i~ki,j0 (~r −W (x,y )) E P i,j iλf i,j (diskrete vektorielle Form des Debye-Integrals) Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Wellenoptische Berechnung mit Berücksichtigung der Polarisation Debye-Integral Berechnung der Wellenaberrationen Wi,j nötig: Raytracing bis zur letzten Oberfläche des Objektivs ⇒ Schnitt der letzten Strahlen mit Referenzkugel um Fokus (Radius = Brennweite des Systems) ⇒ Vergleich der Strahlen ergibt Wi,j . Nur eine Freiraumausbreitung (an letzter Linse) zu berechnen andere Beugungen werden vernachlässigt Vorteil: Polarisation und Einfallswinkel berücksichtigt. ⇒ Auch für hohe Aperturen gültig Hochaperturige Abbildungssysteme und ihre Berechnung Zusammenfassung Zusammenfassung: allgemeine Vorgehensweise 2-dim. Raytracing durch das gesamte Linsensystem Berücksichtigung der Intensität + Polarisation mit Fresnel-Formeln und Berechnung der optischen Weglänge Berechnung der Schnittpunkte der Strahlen mit Referenzkugel um Fokus Berechnung der Wellenaberrationen Berechnung der Pupillenfunktion Vektorielle Debye-Integral-Berechnung