Grampositive und gramnegative Stäbchen

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Gram-positive und gramnegative
Stäbchen,
Atemwegs-, Gewebe- und
systemische Infektionen,
Enterobakterien I
Bettina Löffler / Wolfgang Pfister
Institut für Medizinische Mikrobiologie
Universitätsklinikum Jena
Wintersemester 2016/17
Corynebacterium diphtheriae
Diphterie
• Gram-positive, teils keulenförmige Stäbchen,
sporenlos, unbekapselt, unbeweglich
• C. diphtheriae
C. ulcerans
C. jeikeium
C. pseudodiphtheriticum
C. xerosis
• humanpathogen: toxigene Stämme von C. diphtheriae, alle anderen
Corynebakterien gehören entweder zur Normalflora oder infizieren nur
immunsupprimierte Patienten
• Corynebakterien lassen sich leicht anzüchten und biochemisch
differenzieren
• Mit Neisser-Färbung: Polkörperchen (Polyphosphat-Granula), zarte
Stäbchen und Lagerung in V- oder Y-Form weisen auf C. diphtheriae hin
Corynebacterium diphtheriae
Wichtigster Virulenzfaktor
Nur Toxin-produzierende Stämme sind pathogen,
Toxine werden von Phagen kodiert
Virulenzfaktor
Diphterietoxin AB-Toxin:
• Toxin wird über Teil B in Epithelzellen
aufgenommen
• Teil A hemmt Elongationsfaktor 2 und
damit die Proteinbiosynthese
Funktion
Nekrose des befallenen
Epithels (lokale Intoxikation)
Bei Eintritt in den Kreislauf
(systemische Intoxikation)
Corynebacterium diphtheriae
Diphterie
Diphterie ist eine klinische Diagnose
Übertragung durch Tröpfcheninfektion, Inkubationszeit: 2-5 Tage
- Rachendiphtherie
- Wunddiphtherie
- Augendiphtherie
- primär toxische Diphtherie
mit systemischer Toxinwirkung
Symptome:
- pseudomenmbranöse Entzündung (Belege aus Fibrin, toten Immunund Epithelzelle, Schleimhautnekrosen, Rachenbräune, Blutung)
- starkes Ödem (Cäsarenhals, Stridor, Dyspnoe)
- süßlicher Geruch aus dem Hals
- schweres Krankheitsgefühl
Verläufe:
• Lokale Infektion: Infektion der Schleimhaut, Nasopharynx, Wunden, Hautinfektion;
Erreger dringen ein, vermehren sich und produzieren Toxine  lokale Zellschäden
• Systemische Intoxikation: Toxinwirkung auf Herz (dilatative Kardiomyopathie), Leber
Niere, Nerven
Corynebacterium diphtheriae
Maßnahmen bei Diphterieverdacht
1.
Rachenabstrich  Mikrobiologie
2.
antitoxisches Serum 500 – 1000 IE/kg
(vom Pferd!, cave Anaphylaxie  Schockbereitschaft)
3.
Antibiotika (Penicillin, Erythromycin)
4.
Krankenhauseinweisung
5.
Meldung, Gesundheitsamt
6.
Kontaktpersonen ermitteln
Corynebacterium diphtheriae
Diagnostik
• Primärpräparat
• Anzucht und biochemische Differenzierung
• Toxin-Nachweis (zum Ausschluß von Toxin-negativen Stämmen)
- PCR (Toxin-Gen Nachweis)
- Elek-Test (Immundiffusionsverfahren)
- (- Tierversuch)
Therapie
• Möglichst früh: Antitoxische Serumtherapie (passive Immunsierung)
• Ergänzt durch Antibiotikatherapie (Penicilline)
Prophylaxe
•
Aktive Immunisierung:
Ende 2., 3., 4., 11.-14. Monat
2. – 4. LJ Nachimpfung
9. - 17. LJ zwei Auffrischungsimpfungen
alle 10 Jahre
DTP
DT
Francisko Goya, 1802-1812
Corynebacterium diphtheriae
Geschichte/Epidemiologie
Schon im Altertum und Mittelalter als Würgeengel der
Kinder bekannt (1617: Tod von 60 000 Kinder im Königreich Neapel an Diphtherie)
Entdeckung des Erregers 1884 durch Friedrich Loeffler
Nachweis des Toxins 1888 durch Roux und Yersin
Entwicklung eines antitoxischen Heilserums 1894
durch Emil v. Behring (Nobelpreis 1901)
Letzte (Klein-)Epidemie in Deutschland 1975/76
Letzte große Epidemie in der GUS 1995
Immunisierungsrate in Deutschland
schlecht, Epidemie, ausgehend von
eingeschleppten Fällen jederzeit möglich!
In Deutschland werden im Mittel 3-4 Erkrankungen pro Jahr gemeldet
Weltweit erkranken pro Jahr 50.000 bis 60.000 Menschen.
Emil von Behring
Listeria monocytogenes
Listeriose
• Gram-positive, meist kurze sporenlose Stäbchen, mobil begeißelt
• Potentiell humanpathogen: Listeria monocytogenes
Virulenzfaktor: Listeriolysin O (Hämolysin)
Virulenzfaktor
Funktion
Adhäsine, Invasine
Adhärenz und Invasion in Körperzellen,
z.B. an Darmepithelzellen
Listeriolysin O (Hämolysin)
Zerstörung von Membranen,
Entweichen von Phagosomen ins Zytoplasma
 Vermehrung im Zytoplasma
 Vermehrung sogar in Monozyten
• Gutes Wachstum auf normalen Nährmedien
• Vermehrung sogar noch bei 4°C
(Vermehrung im Kühlschrank)  Kälteanreicherung
Listeria monocytogenes
Listeriose
Klinik:
• 2/3 aller Listeriosefälle treten bei
abwehrgeschwächten Patienten oder Neugeborenen
auf (seltene Erkrankung)
• Sepsis mit Fieber, akute Meningitis, Enzephalitis
• Infektionen während der Schwangerschaft 
intrauterine Infektion: Abort oder Kind wird mit
Zeichen von Sepsis, Meningitis, Enzephalitis
geboren
• Konnatale Infektion bei Neugeborenen, bei
Kolonisation der Geburtswege
• Therapie: Ampicillin (+Gentamycin)
• Meldepflicht
Haemophile Bakterien
• Haemophilus influenzae wurde 1892 von Richard
Pfeiffer entdeckt, für Erreger der Influenza gehalten
• Gram-negative, zarte, unbewegliche Stäbchen, oft
kokkoid
• hohe Ansprüche an Nährböden, benötigen Hämin (XFaktor) und NAD (V-Faktor)
 Ammenphänomen
• H. influenzae und H. ducrei sind humanpathogen
• H. influenzae kommt nur beim Menschen vor, im
Nasenrachenraum, (Reservoir: Symptomlose Träger,
ca. 30%)
• andere Arten sind Bestandteile unserer Flora,
z.B. H. parainfluenzae, H. parahaemolyticus,…
Haemophilus influenzae
Wichtige Virulenzfaktoren
Virulenzfaktor
Funktion
Kapsel (Typen nach Polysaccharid a-f)
H. influenzae Typ b (Hib)
Schutz vor Phagozytose
Adhäsine
(Fimbrien, Fibrillen)
Bindung an Epithelzellen
Lipo-Oligosaccharide (LOS)
Inflammation
IgA-Protease
Hydrolysieren sekretorische Antikörper
 Immunevasion
Haemophilus influenzae
Wichtige Infektionen
•
•
•
•
•
•
•
•
Meningitis, Letalität 80%, behandelt 2-3%, Gefahr der Defektheilungen
Sepsis (Waterhouse-Friederichsen-Syndrom)
Epiglottitis
Bronchopulmomale Infektionen
(auch als Superinfektion nach viraler Pneumonie)
Otitis media, Sinusitis
Konjunktivitis
Weichteilinfektionen (Zellulitis)
(Peri-, Endokarditis, Arthritis, Osteomyelitis)
H. influenzae Typ b verursacht weltweit 3 Mio. schwere Infektionen bei
Kindern  400 000 bis 700 000 Todesfälle bei Kleinkindern
> 4 - < 18 Monate
auch bei Personen über 60 Jahre (in Deutschland die größte Gruppe)
Haemophilus influenzae
Diagnostik
Mikroskopischer und Kultureller Nachweis des Erregers auf Kochbutplatten
Therapie
• Penicillinase-feste Betalaktam-Antibiotika, z.B. orale Cephalosporine
• Meldepflicht
Prophylaxe
• Impfung mit dem Konjugatvakzine Hib
2. + 3. + 4. + 11.-14. Monat Grundimmunisierung
2. bis 4. Lebensjahr Nachimpfung
• Prophylaxe nach Exposition mit Rifampicin
 seit Einführung der Regelimpfung hat die Inzidenz schwerer, invasiver
Infektionen bei Kindern auf ca. 1/10 abgenommen.
Pseudomonaden
• anspruchslose Gram-negative Stäbchen,
meist beweglich, in „bunter Reihe“ kaum
stoffwechselaktiv (Nonfermenter), obligat aerob
• Vorkommen im Wasser, Boden, Pflanzen, Nahrungsmitteln  anspruchslos
• Opportunist: befällt v.a. Menschen mit lokal oder allg. geschwächten
Immunsystem
• medizinisch bedeutsam:
Pseudomonas aeruginosa, P. fluorescens
Acinetobacter spp.
Stenotrophomonas maltophilia
Burkholderia spp.
• Vorkommen bei Huftieren: Burkholderia mallei
 Rotz
• v.a. bei Pferdekontakt
• Arbeiten mit dem Erreger sind auf Labore der Sicherheitsstufe 3 begrenzt
Pseudomonas aeruginosa
Wichtige Virulenzfaktoren
Virulenzfaktor
Funktion
Schleimkapsel aus Alginat
Schutz vor Phagozytose, hohe Umweltresistenz
Adhäsine (Fimbrien, Fibrillen)
Bindung an Epithelzellen (keine Invasion)
Typ-III-Sekretion
Injektion von Zytotoxine in Immunzellen
Exotoxine (ExotoxinA, Hämolysine,….)
Zytotoxische Wirkung auf Gewebezellen
Exoenzyme (Metalloproteasen,
Elastase, ….)
Verdau von Matrix, zerstören Zellmembranen
Biofilmbildung
Schutz vor Antibiotika und dem Immunsystem
Persistenzstrategien (SCV-Bildung)
Lange Persistenz im Gewebe, chronische
Infektionen
Pseudomonas aeruginosa hat ein großes Genom:
• Expression einer Vielzahl von Virulenzfaktoren
• Schnelles Akquirieren von Resistenzgenen  Gefahr von Multiresistenzen
• Hohe Umweltresistenz, Desinfektionsmittelresistenz; Hospitalkeim
Pseudomonas aeruginosa
Wichtige Infektionen
Infektionen meist bei Prädisposition
• Wundinfektionen (Verbrennungen,
chronische Fußulcera bei Diabtetes),
• Kontaktlinsen-Keratitis,
• chronische Otitis media/externa,
• Harnwegsinfektion,
• Beatmungspneumonie,
• Sepsis bei Neutropenie,
• Osteomyelitis und Endokarditis
• Pneumonie bei Mukoviszidose
Diagnose
•
Humanmedizinisch wichtigste Pseudomonas-Art
•
Wächst als Kolonien mit Metall-Glanz,
„Lindenblütengeruch“
können Pigmente bilden: Pyoverdin, Pyocyanin
•
Immer Resistenzbestimmung erforderlich
Pseudomonaden
bei Cystischer Fibrose (CF)
• CF ist die häufigste hereditäre
Stoffwechselerkrankung in Europa
• Fehlfunktion von Chloridkanälen
bestimmter Körperzellen, wodurch die
Zusammensetzung aller Sekrete exokriner
Drüsen verändert ist  zäher Schleim in
Atemwegen
• Patienten mit CF entwickeln mit
zunehmenden Alter eine chronische
Lungeninfektion durch Pseudomonaden
 Verschlechterung der Lungenfunktion
• Bei Persistenz von Pseudomonas entstehen
angepasste und multiresistente Stämme
• Weitere Bakterien: Burkholderia cepacia;
Stenotrophomonas maltophilia
Normal
CF
Pseudomonas aeruginosa
Therapie
• Behandlung des Grundleidens
• Pseudomonas-Lücke bei Cephalosporinen und AminoglykosidAntibiotika
• Carbapeneme, Piperacillin, Ceftacidim, evtl. Tobramycin (Aminoglykosid
gegen Pseudomonaden)
• Bei invasiven Infektionen immer Kombinationstherapie
• Resistenzentstehung unter Therapie sehr häufig
Prophylaxe
Strenge Krankenhaushygiene in Bereichen von immunsupprimierten
Patienten (Waschbecken, Lüftungen, Toiletten,…)
Legionellen
• obligat intrazelluläre Bakterien, Gram-negativ, sehr hohe
Ansprüche an Nährmedien (Vitamin B12, Aktivkohle, Eisen,
Hefeextrakt)  schwer anzüchtbar
• langsames Wachstum, biochemisch inaktiv, kaum anfärbbar,
deshalb erst 1977 entdeckt
• 1976 Treffen der American-Legion Veteranen in einem alten
Hotel in Philadelphia (221 Pneumonie-Fälle, 34 Todesfälle),
Legionärskrankheit
• Sommer 1968 in Pontiac, Michigan: Grippe-ähnliche
Erkrankungen bei 37 Besuchern einer Gesundheitsbehörde;
fieberhafte Erkrankung, Pontiac-Fieber
Legionellen
• humanpathogene Spezies: L. pneumophila (84%)
L. micdadei
L. bozemannii
L. dumoffii
L. longbeachii
• Pathogenese: Einatmen von Aerosolen oder Aspiration
von belastetem Wasser (Klimaanlage, Dusche, Pool),
keine Übertragung von Mensch zu Mensch
Atypische Pneumonie
• Virulenz: Aufnahme der Legionellen durch Alveolarmakrophagen,
intrazelluläres Überleben und Vermehrung
• Disposition: Diabetes mellitus, COPD,
Raucher-Anamnese, Alter
• Inkubationszeit ~ 2-10 Tage, Fieber, Schüttelfrost, Myalgien,
produktiver Husten, atypische Pneumonie, Durchfall
Pontiac-Fieber ohne Pneumonie
• Letalität 80% (Komplikation der Grundkrankheit),
bei rechtzeitiger Therapie 0 – 20%
Legionellen
Diagnose
PCR-basierter Nachweis,
Antigen-Nachweis aus Urin
mikroskopischer Nachweis mittels Floureszein markierter AB
Therapie
Makrolid-Antibiotika, Fluochinolone, (+Rifampicin)
Prophylaxe
Hygiene-Überwachung der Trinkwassersysteme und Klimaanlagen
Natürlicher Lebensraum sind Feuchtbiotope, in Amöben-Spezies;
erst durch Erhitzen des Wassers bis auf 70°C werden sie abgetötet
1000 Legionellen/l  Grenzwert
10000 Legionellen/l  Sanierungspflicht
Meldepflicht
Bordetella
Keuchhusten, Pertussis
• Bordetella pertussis, Bordetella parapertussis
• Gram-negative, kokkoide Stäbchen, langsam wachsend,
empfindlich gegen Umwelteinflüsse, Anzucht schwierig
Wichtige Virulenzfaktoren
Virulenzfaktor
Funktion
Kapsel
Schutz vor Phagozytose
Adhäsine
(Fimbrien, Filamenthämagglutinin)
Bindung an Epithelzellen
Outer membrane proteins (OMP),
Lipopolysaccharid (LPS)
Inflammation
Toxine:
• Pertussistoxin (Ptx): AB-Toxin, ADPRibosyltransferase  cAMP 
• Tracheales Zytotoxin
• Adenylatzyklasetoxin
• …
Störung der Sekretion
Zilienepithelien beeinträchtigt
Phagosomenhemmung
Bordetella
Klinik: Keuchhusten, Pertussis
Verlauf:
• Inkubationszeit: 1 – 2 Wochen
• Stadium catarrhale: 1 – 2 Wochen (grippeähnlich
Symptome)
• Stadium convulsivum: 4 – 6 Wochen
(Stakkatohusten, inspiratorischer Stridor, Erbrechen,
Phrenulumnekrose)
• Stadium decrementi 6 – 10 Wochen
(Komplikationen: sekundäre Pneumonie durch
Pneumokokken oder Hämophilus, Otitis media,
Krampfanfälle, Enzephalopathie)
Bordetella
Diagnostik
• Keimausscheidung im Stadium catarrhale
Nasopharynxabstrich
• Materialtransport in Aktivkohle-haltigen Medien,
Bakterien sterben sehr leicht ab!
• Nasopharynxabstrich für PCR
oder direkte Immunfluoreszenz
• Pertussis-Serologie: Antikörperanstieg nach
2 Wochen, insbesondere IgA, IgM unsicher! Impftiter
und Durchseuchungstiter beachten!
Bordetella
Therapie
• Wirkung von Antibiotika nur im Stadium catarrhale zu
erwarten; Antibiotika kommen meist zu spät, senken aber
Keimausscheidung
• Makrolid-Antibiotika, Cotrimoxazol, 7 Tage,
auch geimpfte Kontaktpersonen therapieren
• Mucolytica, keine Antitussiva, keine Sedativa
Prophylaxe
• Impfung mit Totimpfstoff (2-4 Komponenten)
 im 2., 3., 4. und 11.-14. Monat Grundimmunisierung,
 im 2.- 4. Jahr und alle 10 Jahre Nachimpfung
• symptomatische Patienten 1 Woche isolieren,
Erythromycin-Prophylaxe von Kontaktpersonen
Yersinia enterocolitica
Yersiniose
• 18 O-Antigene (Europa: O3 u. O9, USA: O8)
• Reservoir: Haustiere, rohes Schweinefleisch
• Invasion der M-Zellen im Ileum
Enteritis/Enterocolitis
bei Kindern bis 10 Jahre, bei Pat. > 30 Jahre
Sepsis, Meningitis, Endokarditis, Osteomyelitis
(bei Abwehrgeschwächten Patienten)
Folgekrankheiten: Erythema nodosum, Arthritis, Myokarditis, GuillainBarré-Syndrom, M. Reiter (HLA B 27)
Yersinia pseudotuberculosis
Yersiniose
• 15 O-Antigene (Typen I-VI)
• Reservoir: Wild- und Haustiere
• Invasion der M-Zellen im terminalen Ileum
• mesenteriale Lymphadenitis / terminale Ileitis bei Kindern
DD.: Appendizitis
• Enteritis / Enterocolitis bei Erwachsenen
• Folgekrankheiten: Erythema nodosum , Arthritis
Therapie nur bei schweren Verläufen nach Antibiogramm
Meldepflicht nach IfSG für alle Yersiniosen
Zusammenfassung: Gram-negative (Gram-positive) Stäbchen;
Pneumonie, invasive Infektionen
• Gram-negative Erreger mit den Virulenzfaktoren Kapsel, Adhäsine,
Exoenzyme und Toxine können verschiedene akute pulmonale,
systemische und HNO-Infektionen verursachen.
• Pseudomonas aeruginosa kann schwer-therapierbare
Gewebeinfektionen in der Klinik hervorrufen; Multiresistenzen und
Persistenzstrategien
• Zoonosen, die durch direkten und indirekten Kontakt mit infizierten
tierischen Material mit der Haut/Schleimhaut entstehen, verursachen
häufig Lymphadenopathien, aber auch septische Verläufe.
 ein geschwächter Wirt (Immunsuppression) ist besonders gefährdet
• Corynnebakterium diphteriae verursacht schwere Rachendiphterie und
systemische Intoxikationen; schnelle Antitoxische Serumtherapie
Gastrointestinale Infektionen
Ösophagitis
Gastritis
Enteritis
Colitis
Helicobacter pylori
• Spiralig gekrümmtes, Gram-negatives Stäbchen mit lophotricher
Begeißelung
• Fäkal-oral übertragen und kolonisiert die oberste Schicht der
Magenmukose; tiefere Schichten  Infektion
• Von dem Pathologen Warren und dem Internisten Marshall aus dem
Magen von Gastritis-kranker Patienten isoliert.
Virulenz
Virulenzfaktor
Funktion
Begeißelung
Fördert Kolonisation
Urease
Neutralisiert Magensäure
Helicobacter outer membrane proteins
(HOP)
Adhärenz an Epithel
Zytotoxin Vac A
Zerstört Mucosazellen
cagA; Typ iV-Sekretionssystem
Beeinflussung von Epithezellen
Helicobacter pylori
Assoziierte Erkrankungen
• Gastritis Typ B (mäßig klinische Symptome)
• Ulcera des Duodenums und Magens
• Chronisch-atrophische Gastritis
• Adenokarzinom des Magens
• Mukosaassoziiertes Lymphom der Magenschleimhaut
(MALT-Lymphom)
Diagnostik
• Endoskopische Biopsien (Urease-Test, Hisologie, Kultur, PCR)
• Indirekte Verfahren (Atemtest, Stuhl-Antigen ELISA)
Therapie/Epidemiologie
• Bei klinische Symptomatik
• Protonenpumpenblocker + Amoxicillin + Clarithromycin
• Prävalenz: 5-25%, höher bei Migranten
Gastrointestinale Infektionen
Enteritis
Kolitis
Dünndarm
Dickdarm
Enterotoxin
Zytotoxin
Erbrechen/Durchfall
Durchfall
Stuhl:
wässrig
kaum Enzündung
Stuhl:
blutig/schleimig
viel Enzündung
Paradigma:
Cholera
Paradigma:
Bakterielle Ruhr
Gastrointestinale Infektionen
Pathogenese
orale Aufnahme
Adhäsion an Mukosa
Enterotoxinbildung
(extrazellulär)
1. Zytotoxinbildung
2. Mukosazellinvasion
H2O u.
Elektrolytverlust
Entzündung +
Nekrose
Campylobacter
• Humanpathogen: C. jejuni, C. coli, C. fetus
• Pathogenese:
• Invasion: Enterokolitis mit Durchfall (auch blutig)  Spontanheilung
• C. fetus: Invasion  Bakteriemie  Sepsis, Meningitis (bei Immunsuppr.)
Diagnostik
• Kultur
Therapie/Epidemiologie
• Makrolide, Fluorchinolone (bei schweren Verläufen)
• Weltweit unter den häufigsten Erregern der Enteritiden
• Übertragung durch Tiere, Lebensmittel, Trinkwasser
Folgekrankheiten
• Konjunktivitis, Polyarthritis, Urethritis
Vibrio cholerae
Cholera
• Gram-negative, leicht gekrümmte Stäbchen
• Humanpathogen: V. cholerae, Serovar O1, O139
• Mensch ist einzige Infektionsquelle, Übertragung
direkt oder über Wasser, Nahrungsmittel
• Pathogenese: orale Aufnahme, IKZ 2-5 Tage,
massive wässrige Diarrhoe durch Choleratoxin;
durch Alkalitoleranz Vermehrung der Keime im
Duodenum
• Toxin-regulierte Pili (TCP): Adhärenz an
Darmzellen, keine Invasion der Mukosa
• Choleratoxin (CT); AB-Toxin: Aktivierung der
Adenlytacyclase cAMP  vermehrte Sekretion
von Cl- und Wasser
Epithelzelle
Vibrio cholerae
Cholera: Klinik
• Massive Ausscheidung von Elektrolyten und Wasser (bis zu 20l/Tag)
• Breiig, immer wässriger werdender Stuhl („Reiswasserstuhl“),
Erbrechen
• Großer Flüssigkeitsverlust:  Krämpfe, Heißerkeit, Blutdruckabfall,
bis Anurie, Kreislaufkollaps
• Häufig sind auch leichte Verlaufsformen
Vibrio cholerae
Diagnose
• Mikroskopische Schnelldiagnostik: aus Reiswasserstuhl;
Nativpräparat, um die Beweglichkeit der Vibrionen zu
sehen
• Kultureller Erregernachweis: Empfindliche Erreger,
schneller Transport, Anreicherung in alkalischen
Peptonwasser, TCBS-Agar
Therapie
• Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes
• Evtl. Antibiotika (Tetrazycline): vermindern die Erregerausscheidung
• Expositionsprophylaxe
Enterobakterien
• Schließen ein: Salmonella, Escherichia, Shigella, Edwardsiella,
Enterobacter, Citrobacter, Klebsiella, Serratia, Yersinia, Hafnia,
Proteus, Plesiomonas
• Gram-negative, zum Teil bewegliche, sporenlose Stäbchen
• unterscheidbar nach biochemischen Leistungen, molekularer
Zusammensetzung, an Hand der Virulenzfaktoren
oder an Hand der Massenspektren (MALDI-TOF)
Salmonella
Überblick: Salmonella enterica
• humanpathogene Salmonellen gehören zur Ssp. enterica I
• Typhöse Salmonellen: Erreger systemischer Infektionen
Infektionsquelle: Mensch
S. typhi, S. paratyphi A, B, C,
Infektionsquelle: Lebensmittel
(S. enteritidis, S. typhimurium und einige andere bei
immunschwachen Personen, v.a. < 1 Jahr und > 60 J.)
• Enteritis-Salmonellen: Erreger von Gastro-Enteritiden
Infektionsquelle: Lebensmittel, Nutztiere
S. enteritidis, S. typhimurium, S. dublin, S. rostock, S. kahla
und viele andere
• nur bei Tieren vorkommende Salmonellen
Salmonella
Einteilung: Salmonella enterica
Einteilung nach biochemische Leistungen:
Glukose
+
Lactose
H2S
+
Beweglichkeit
+
Einteilung nach Antigenen der Zellwand (O), der Kapsel (K) und der Geisel (H)
Einteilung durch Agglutination
 Kauffmann-White-Schema : (Antigen-Formel) SEROVAR
Typisierung
Gram-negativer Bakterien
Kauffmann-White-Schema

K-Antigene
 K 1, ....
„Oberfläche“

(outer membrane)
O-Antigene
 O 112 ….

H-Antigene
 H1 / H2; g, m / 1,6
KAPSEL
Geissel
 Antigen-Formel
 SEROVAR (serologischer Typ)
Beispiel: SEROVAR als „PSEUDOSPECIES“
Salmonella enterica, subspecies enterica,
SEROVAR 01, 4, 5, 12: H1 i: H2 1, 2
 S. typhimurium
Salmonella
Wichtige Virulenzfaktoren
Virulenzfaktor
Funktion
Kapsel (K-Antigene)
Schutz, Widerstand gegen
Umwelteinflüsse
Geißel (H-Antigene)
Beweglichkeit
Adhäsine
(Fimbrien, Fibrillen)
Bindung an Epithelzellen/M-Zellen
des Dünndarms
Invasine (Typ III-Sekretionsapparat)
SopE, SptP, SPI-3, SipB
Aufnahme in Wirtszellen und
intrazelluläres Überleben
 Transzytose
 hämatogene, lymphogene Streuung
Toxine:
LPS
Enterotoxin
Inflammation
Persistenzstrategien (Biofilm?, SCVs?)
Langzeitinfektionen
Salmonella
Typhus (typhoid fever)
• Salmonella Typhi
Salmonella Paratyphi A, B, C,
• Zyklische Infektion:
•
Inkubation 1 – 2(3) Wochen (Internalisierung in M-Zellen, Invasion der Peyerschen
•
Generalisation (Bakteriämie, Fieber, Eintrübung, rel. Bradykadie, Leukopenie,
•
Organmanifestation (Typhome, Roseolen, Myokarditis, Enzephalitis, Pneumonie,)
•
Erst ab 3. Woche tritt Diarrhoe ein, evtl. Darmblutungen durch Ulcera der Mukosa,
Ausscheidung der Erreger im Stuhl
•
Nachfolgend Elimination (Stadium decremendi) Fieberabfall über 1 – 2 Wochen
Plaques, primäre Bakteriämie)
Obstipation)
• Komplikationen:
akut: Perforations-Peritonitis, Blutungen Herzversagen, Endotoxin-Shock
chronisch: chronische bakterielle Persistenz in der Gallenblase
 Dauerausscheider
Salmonella
Typhus (typhoid fever): Diagnose
• Erregernachweis:
- Lebensmittel
- Blutkultur ab 1. Krankheitswoche
- Urin ab 1. Krankheitswoche (wie Blutkultur)
- Stuhl während IKZ, ab 2. Woche
(cave: Dauerausscheider!)
• Antikörpernachweis: ab Ende 1. oder ab 2. Woche
Typhus (typhoid fever): Therapie und Prophylaxe
• Ciprofloxacin, Ceftriaxon, (Chloramphenicol)
Sanierung von Dauerausscheidern mit Antibiotika allein nicht möglich
 Cholezystektomie!
• Prophylaxe:
- Überwachung von Personen aus Epidemiegebieten
- Erfassung der Dauerausscheider
- Schutzimpfung
- Meldepflicht
Salmonella
Enteritis
• Erreger-Reservoir: Nutz- und Wildtiere
 geringere Adaptation an den Menschen
• Infektionsdosis: 103 – 105 (Anreicherung im Lebensmittel erforderlich)
•  akute Gastroenteritis, IKZ: 5-72 Std.
Übelkeit, Erbrechen, breiig-wässriger Durchfall, Fieber, Kopfschmerzen
• Typhöse Verlaufsformen: < 1Jahr > 65 Jahre,
schwere systemische Verläufe bei AIDS oder Immunsuppression
• Komplikationen:
Hämodynamische Folgen des Wasserverlustes
Osteomyelitis, septische Arthritis, Endokarditis
• Diagnose: Erregernachweis im Lebensmittel, Stuhl
• Therapie: Wasser- und Elektrolyt-Ersatz, Antibiotika nur bei Komplikationen
• Prophylaxe: Lebensmittelhygiene (z.B. Verwendungsverbot für Roheimasse
in Gemeinschaftsküchen)
Meldepflicht
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