\*/ *\ 6 Für die Praxis Das kleine ÜOungsleiter,,ABC" - Serie für Übungsleiterinnen und ÜOungsleiter M r wie Muskulatur Aufwärmen, Funktionsgymnastik, Zirkeltraining - diesen Elementen einer Trainingseinheit begegnen Übungsleiterinnen und Übungsleiter in Sportvereinen häufig in ihrer Praxis. Das theoretische Basiswissen zu diesen und weiteren Begrif- fen sowie aktuelle Informationen zu wichtigen Themen aus dem Übungs- leiteralltag stellen wir in unserer Serie ,,Das kleine ABC für Übungsleiter" vor. ln dieser Ausgabe steht das Thema Muskulatur im Mittel- punkt. Essen, atmen, sprechen, bewegen - ohne Muskeln wäre all dies nicht möglich. Überhaupt ist unser Leben abhängig von der Aktivität des wichtigsten Muskels im menschlichen Körper - des Herzens. Insgesamt sind etwa 400 Muskeln dafür verantwortlich, dass Bewegungen in Alltag, Freizeit und Sport gelingen. Die Hauptaufgabe der Muskulatur ist das Entwickeln von Kraft. 434 Skelettmuskel lm Sport liegt die Aufmerksamkeit vor allem auf der Skelettmuskulatur, die von unserem Zentral nervensvstem steuerbar ist (willkürliche Kontraktion). Sie wird auch als ,,quergestreifte" Muskulatur bezeichnet. Die 434 Skelettmuskeln des Menschen machen ungefähr 40 bis 45 Prozent der Gesamtmasse des Körpers aus. Bei einem untrainierten Menschen kann der Anteil der Muskulatur bis auf 30 Prozent absinken. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutsamkeit eines körperlichen Trainings zur Erhaltung der Muskulatur und der Körperfunktionen. Arten der Muskulatur lm Körper gibt es darüber hinaus die glatte Muskulatur, die in den Wänden von Darm, Blase, Magen und BlutgefäBen vorkommt. Sie wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert (unwillkürliche Kontraktion). Die glatte Muskulatur kontrahiert langsam und ist permanent aktiv. Die Herzmuskulatur unterscheidet Sport in Hesse n sich vom Gewebe her von beiden Muskelarten und arbeitet ebenfalls unwillkürlich. Die Muskelfasern des Herzens können sehr schnell kontrahieren und sind nahezu unermüdbar. Muskel und Bewegung Jeder Muskel besteht aus einem Muskelbauch, der beidseits an den Inden in eine Sehne übergeht, die am Knochen eines Gelenksystems befestigt ist. Zieht sich der Muskel zusammen, wird die wirkende Muskelkraft durch die Sehne übertragen und das Gelenk bewegt sich. Die Befestigung des Muskels an dem beweglichen Knochen wird Ansatz genannt (vom Rumpf entfernter liegend), die Befestigung am fixierten Knochen wird mit Ursprung (dem Rumpf näher liegend) bezeichnet. S kelettmusku latur Die Skelettmuskulatur ist für die aufrechte Körperhaltung ebenso zuständig, wie für die aktive Bewegung des Kör- pers. Hierfür wird reichlich Energie verbraucht. Selbst im Ruhezustand fallen zwischen 20 und 25 Prozent der verbrauchten Energie auf die Skelettmuskulatur. Das bedeutet auch, dass der Körper um so mehr Energie verbraucht, je besser die Skelettmuskulatur trainiert ist. Auch an der Wärmeproduktion im Kör- per ist die Skelettmuskulatur direkt be- teiligt. Weil von der Energie, die zur Anspannung des Muskels eingesetzt wird, nur 45 Prozent für die Kontraktion selbst gebraucht werden entsteht als ,,Abfallprodukt" Körperwärme. M us kelkontrakt ion Von einer Muskelkontraktion soricht man, wenn sich Muskeln auf ein Signal hin zusammen ziehen. Ein Beispiel: Wird der Unterarm angewinkelt, zieht sich der Bizepsmuskel (Agonist) zusammen. Während dessen wird der Trizeps als Gegenspieler (Antagonist) gedehnt. Wird der Arm ausgestreckt, zieht sich der Trizeps zusammen, während der Bizeps gestreckt wird. Unterschiedliche Formen Man unterscheidet isometrische, konzentrische und exzentrische Muskelkontraktionen: Unter isometrischer (haltend-sta- tisch) Muskelarbeit versteht man intramuskuläre Spannungsänderungen, ohne dass es zu einer Längenänderung der Muskeln kommt, beispielsweise, wenn Handflächen vor der Brust zusammengeführt werden, Spannung aufgebaut und gehalten wird. Unter konzentrischer Muskelarbeit (positiv-dynamisch) überwindet der Muskel den Widerstand und wird dadurch kürzer, wie bei der Bizepskräftigung mit und ohne Hantel durch Armbeugung. Unter exzentrischer Kontraktion (negativ-dynamisch, nachgebend) kommt es zu Spannungsänderungen und Verlängerung/Dehnung der Muskeln. Ansatz und Ursprung des Muskels entfernen sich voneinander, während der Muskel versucht, diese Bewegung abzubremsen. Beispiel: Wird der Körper nach einem Liegestütz wieder nach oben gedrückt, bremst der Bizeps durch seine Kontraktion die Bewegung ab. Kraft funktionell trainieren Ein gesundheitsorientiert ausgerichtetes Training berücksichtigt, dass Muskulatur gemäB ihrer Aufgabe, die sie physiologisch zu erfüllen hat, trainiert wird. Funktionelles Muskeltraining verfolgt folgende präventive Ziele: Den Erhalt und die Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit des Haltungs- und Bewegungsapparates. Die Verringerung des Verletzungs- und VerschleiBrisikos im Alltag, bei der Arbeit und im Sport. Auch die Stabilisierung des passiven Bewegungsapparates und die Erhöhung der Festigkeit und Belastbarkeit von Sehnen, Bändern, Knorpel und Knochen gehören dazu. Weiterhin kann durch funktionelles Muskeltraining Rückenbeschwerden, Haltungsschwächen, Osteoporose und muskulären Dysbalancen vorgebeugt werden. Da ab dem 30. Lebensjahr Muskelkraft und Muskelmasse abnehmen, kann dem ebenfalls durch Muskeltraining begegnet werden. Diana Bruch LITERATUR Maren Schwichtenberg/Alexander Jordan: ,,Kräftigen und Dehnen", Meyer & Meyer Verlag 2012 Jörn Rühl:,,Funktionelles Zirkeltraining: Das moderne Sensomotoriktraining für alle", Meyer & Meyer-Verlaq2Q12 Thorsten Gehrke:,,Sportanatomie", NIKOL-Verla q 2OO9 a2fi4 25. A1.7AW