!dnatsba Tom M., 31, Patient mit schizophrener Psychose: Dank Risperdal® CONSTA® kann er Rückschläge auf Distanz halten. ABSTRACTS www.risperdal-consta.de Zurück ins Leben 2. Deutscher Psychoedukations-Kongress „Psychoedukation zwischen Neurobiologie und Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen“ vom 11. – 12. März 2005 in München Veranstalter: ® ® RISPERDAL RISPERDAL® CONSTA CONSTA® 25 25mg/mg/-37,5 37,5mg/mg/-50 50mg. mg.Wirkstoff: Wirkstoff:Risperidon. Risperidon.Zusammensetzung: Zusammensetzung:11Durchstechflasche Durchstechflascheenth. enth.25 25mg, mg,37,5 37,5mg mgbzw. bzw.50 50mg mgRisperidon. Risperidon.Sonstige SonstigeBestandteile: Bestandteile:Pulver: Pulver:Poly(glycolsäure-co-milchsäure) Poly(glycolsäure-co-milchsäure)(25:75). (25:75). Lösungsmittel: Carmellose-Natrium (40 (40 mPas), Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, wasserfr. Citronensäure, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, Wasser fürWasser Injektionszw.. Anwendungsgebiete: Zur ErhalLösungsmittel:Polysorbat Polysorbat20,20, Carmellose-Natrium mPas), Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, wasserfr. Citronensäure, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, für Injektionszw.. Anwendungsgebiete: ® Zur Erhaltungstherapie u. Rezidivprophylaxe b. schizophrenen Gegenanzeigen: Überempfindlichk. Wirkst. od. Gegenanzeigen: sonst. Bestandt.;Überempfindlichk. bestehende, nichtgg.durch Arzneim. bed.Bestandt.; Hyperprolaktinämie; u. JugendTabl./Lsg.gg. Voraussetzung. Wirkst. od. sonst. bestehende,Kinder nicht durch Arztungstherapie u. Rezidivprophylaxe b. schizophrenen Psychosen. Psychosen. Vorherige Einstellung auf RISPERDAL liche. bed. Stillzeit. Vorsichtige Anw.: Leberu. Niereninsuff., Parkinson-Krankh., Lewy-Body-Demenz, bek. Epilepsie, Prolaktin-abh. (z.B. Prolaktinom d. Hypophyse) u. (z.B. möglicherweise (z.B. neim. Hyperprolaktinämie; Kinder u. Jugendliche. Stillzeit. Vorsichtige Anw.: Leberu. Niereninsuff.,anamn. Parkinson-Krankh., Lewy-Body-Demenz, anamn. bek. Epilepsie, Prolaktin-abh. Prolaktinom prolaktin-abh. d. Hypophyse) Tumoren u. möglicherMamma-Ca), patholog. Veränd. (z.B. d. Blutbildes, Diab.patholog. mell. o. Vorliegen vonBlutbildes, Risikofakt.bek. dafür, bek. schwere Herz-Kreislauf-Erkr. (angebor. langes QT-Intervall, Bradykardie, Herzinsuff., Myokardinfarkt, Reizleit.störg.,Dehydrierung, Dehydrierung, weise prolaktin-abh. Tumoren Mamma-Ca), Veränd. d. schwere Herz-Kreislauf-Erkr. (angebor. langes QT-Intervall, Bradykardie, Herzinsuff., Myokardinfarkt, Reizleit.störg., Hypovolämie od. zerebrovask. Erkr.), Elektrolytstörg., Kombin. m. QT-Intervall-verlängernden Arzneimitteln, Einn. furosemidhaltiger Arzneim., Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufig: Gewichtszun., Depression u. Erschöpfung, Hypovolämie od. zerebrovask. Erkr.), Elektrolytstörg., Kombin. m. QT-Intervall-verlängernden Arzneimitteln. Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufig: Gewichtszun., Depression u. Erschöpfung, extrapyramidale Sympt.. extrapyramidale Sympt.. Gelegentlich: Nervosität, Schlafstörg., Apathie, Konzentrationsstörg., Sehstörg., Hypotension, Synkope, Exantheme, Pruritus, periph. Reakt. am Injekt.ort, Sympt. e. Gelegentlich: Gewichtsverlust, Nervosität,Gewichtsverlust, Schlafstörg., Apathie, Konzentrationsstörg., Sehstörg., Hypotension, Synkope, Exantheme, Pruritus, periph. Ödeme, Reakt. am Injekt.ort, Sympt.Ödeme, e. Hyperprolaktinämie wie Galaktorrhö, Hyperprolaktinämie wie Galaktorrhö, Menstr.störg., Amenorrhö, gestörte Sexualfunkt., Ejak.störg., vermind. Libido u. Erekt.störg.. Selten: Krampfanfälle, malign. neurolept. Syndr., tard. Dyskinesien. Sehr selten: Blutbildveränd. wie Menstr.störg., Amenorrhö, gestörte Sexualfunkt., Ejak.störg., vermind. Libido u. Erekt.störg.. Selten: Krampfanfälle, malign. neurolept. Syndr., tard. Dyskinesien. Sehr selten: Blutbildveränd. wie Erhöhg./Vermind. d. LeukozyErhöhg./Vermind. d. Leukozytenzahl, Erhöhg. d. Leberenzyme. Zusätzl. bei oral verabr. Risperidon: Insomnie, Agitat., Angstzust., Kopfschm., Somnolenz, Benommenh., tenzahl, Erhöhg. d. Leberenzyme. Zusätzl. bei oral verabr. Risperidon: Insomnie,Rhinitis, Agitat., Regulationsstörg. Angstzust., Kopfschm., Somnolenz,Störg. Benommenh., Obstipation, entw. Dyspepsie, Obstipation, Dyspepsie, Übelk./Erbr., Bauchschm., Priapismus, Harninkontin., d. Körpertemp., d. Wasserhaushaltes, durch Übelk./Erbr., Priapismus,Sekretion Harninkontin., Rhinitis, Regulationsstörg. d. Körpertemp., Störg. d. Ereign. Wasserhaushaltes, durch Polydipsie od. d. Syndr. Polydipsie od.Bauchschm., d. Syndr. d. inadäquat. v. antidiuret. Hormon (SIADH) hervorgerufen; zerebrovask. einschl. Insultentw. u. transitor. ischäm. Attacken (TIA). d. Sekretion antidiuret. Hormon hervorgerufen; zerebrovask. Ereign. mell.. einschl.Stand Insult u.der transitor. ischäm. Attacken (TIA). In sehr selt. Fällen In inadäquat. sehr selt. Fällen v.Hyperglykämie u. (SIADH) Exazerbation eines vorbest. Diabetes Information: 12/04. Verschreibungspflichtig. Hyperglykämie Exazerbation eines vorbest. Diabetes mell.. Stand der Information: 07/2003. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, 41457 Neuss. JANSSEN-CILAGu.GmbH, 41457 Neuss. Dr. Josef Bäuml, TU München Dr. Gabi Pitschel-Walz, TU München Prof. Dr. Hans Förstl, TU München Prof. Dr. Andreas Heinz, Charité Berlin PD Dr. Georg Juckel, Charité Berlin (FETZ) mit freundlicher Unterstützung: [ Zukunftsarbeit ] in Kooperation mit: Mit freundlicher Unterstützung: BVD N Berufsverband Deutscher Nervenärzte e.V. Berlin-Brandenburg Abbildung der Titelseite: Marion Rosenschon, “Profilreich”; Kunsttherapie TU München, Leiterin Christine Sattler Psychoedukation zwischen Neurobiologie und Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen Der Erkenntniszuwachs auf neurobiologischem Gebiet bei psychischen Erkrankungen geht stetig voran. Die sich daraus ergebenden Verbesserungen von Diagnostik und Behandlung geben Anlaß zu berechtigtem Optimismus. Die optimale Nutzung neuer Behandlungsoptionen wird aber nur dann möglich sein, wenn die von einer Erkrankung Betroffenen bereitwillig und kooperativ mit den professionellen Helfern zusammenarbeiten. Dies wird umso leichter möglich sein, je eher eine Vollremission mit Restitutio in Aussicht gestellt werden kann. Bei chronischen Krankheitsverläufen wird sich angesichts überhöhter Erwartungen oft eine umso größere Enttäuschung einstellen, wenn diese Gesundung zumindest kurzfristig nicht garantiert werden kann. Diese Kluft zwischen maximalen diagnostischen Möglichkeiten und limitierten Therapiefortschritten erfordert speziell bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis nach wie vor sehr viel Geduld und Frustrationstoleranz bei den Patienten sowie ihren Angehörigen. Die Teilhabe am medizinischen Fortschritt wird nur dann möglich sein, wenn sich eine sehr enge Allianz aus Betroffenen, Angehörigen und Behandlern bildet. Die Psychoedukation versteht sich in diesem Kontext als verbindende Klammer zwischen Betroffenen, Angehörigen und Professionellen, um das heute Machbare aus Neurobiologie und Psychotherapie optimal auszuschöpfen. Psychoedukation soll das Know-how bezüglich der Erkrankung stärken und den Autonomiestatus sichern, damit die Patienten den Behandlungsweg einschlagen können, den sie von einer selbstkompetenten und informierten Warte aus einschlagen wollen. Der zweite Psychoedukationskongreß in München versucht im Anschluß an die Auftaktveranstaltung an der Charité in Berlin im Februar 2004 diesem Aspekt bei schizophrenen Psychosen seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Zusammen mit den auf diesem Gebiet führenden Experten hoffen wir, ein ermutigendes Signal zu setzen, künftig noch gezielter und systematischer durch psychoedukative Interventionen den Behandlungsstandard bei schizophrenen Psychosen zu verbessern. Dr. J. Bäuml* Dr. G. Pitschel-Walz* Prof. Dr. H. Förstl TU München TU München TU München Prof. Dr. A. Heinz PD Dr. G. Juckel Charité Berlin Charité Berlin (FETZ) (* Für die Arbeitsgruppe „Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Erkrankungen“) 1 Programm Freitag, den 11.03.2005 / 10:00 – 17: 30 Uhr (Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume) 10.00 – 11.00 11.00 – 11.15 Registrierung, Begrüßungskaffee Eröffnung und Grußworte Dr. J. Bäuml, Prof. Dr. H. Förstl, Prof. Dr. A. Heinz, Prof. Dr. F. Hohagen (DGPPN), Dr. F. Bergmann (BVDN) 11.15 – 13.00 BLOCK I: NEUROBIOLOGIE, PSYCHOTHERAPIE, PSYCHOEDUKATION Chair: Prof. Dr. H. Förstl 11.15 – 11.50 Neurobiologisch fundierte Therapie bei schizophrenen Psychosen Prof. Dr. P. Falkai 11.50 – 12.25 Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten bei schizophrenen Psychosen PD Dr. S. Klingberg 12.25 – 13.00 Das Spezifische der Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen Dr. J. Bäuml 13.00 – 14.15 Mittagspause / Imbiss im Foyer WORKSHOPS 1-4 NEUROBIOLOGIE UND PSYCHOTHERAPIE Workshop 1 Neurobiologische Krankheitskonzepte vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung Prof. Dr. P. Falkai Workshop 2 Neueste medikamentöse Behandlungsstrategien vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung Prof. Dr. A. Heinz, PD Dr. G. Juckel Workshop 3 PEFI (Psychoedukative Familienintervention) Prof. Dr. H. Berger, Dipl. Psych. H. Gunia Workshop 4 Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie PD Dr. G. Wiedemann, PD Dr. S. Klingberg 2 Programm Freitag, den 11.03.2005 / 10:00 – 17: 30 Uhr (Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume) WORKSHOPS 5-8 VERSCHIEDENE PSYCHOEDUKATIVE STRATEGIEN BEI SCHIZOPHRENEN PSYCHOSEN Workshop 5 Früherkennungsstrategien bei schizophrenen Psychosen (FETZ) Dr. A. Bechdolf, Dipl. Psych. B. Conradt, PD Dr. G. Juckel Workshop 6 Psychoedukation bei Doppeldiagnosen (Schizophrenie und Sucht) Dr. H. Schönell, Dipl. Psych. R. D’Amelio Workshop 7 Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder Krankheitseinsicht Dr. T. Froböse, Dr. B. Sibum, Dr. J. Bäuml Workshop 8 Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen: Peer-to-Peer-Strategien Dr. C. Rummel, Dr. W. Kissling, B. Staglschmidt, A. Helbig, C. Brandstätter, Dr. S. Gross WORKSHOPS 9-12 PSYCHOEDUKATION BEI ANDEREN PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN Workshop 9 Psychoedukative Interventionen bei Borderline-Patienten Dr. M. Rentrop, Dr. M. Bender, Dipl. Psych. M. Jensen Workshop 10 Psychoedukation bei depressiven Erkrankungen Dr. G. Pitschel-Walz, Prof. Dr. H. J. Luderer Workshop 11 Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen Dr. A. Schaub, Prof. Dr. P. Bräunig Workshop 12 Psychoedukation bei Zwangserkrankungen Dr. K. Stengler-Wenzke, Prof. Dr. P. Hornung 17.30 Ende des Programms 3 Programm Samstag, den 12.03. 2005 / 09:15 – 14:15 Uhr (Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume) 09:15-09:30 Morgenkaffee 9.30 – 11.00 BLOCK II: PRÄSENTATION DER WORKSHOP-PROTOKOLLE 1-12 MIT KURZDISKUSSION Chair: PD Dr. G. Juckel, Dr. B. Behrendt 11.00 – 11.30 11.30 – 14.00 Kaffeepause BLOCK III: AKTUELLE THERAPIE-STRATEGIEN Chair: Prof. Dr. F.-M. Sadre Chirazi-Stark, Dr. G. Pitschel-Walz 11.30 – 12.00 Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschung Prof. Dr. A. Heinz 12.00 – 12.30 Medikamentöse Rezidivprophylaxe vor dem Hintergrund neuester Metaanalysen PD Dr. S. Leucht 12.30 – 13.00 Psychoedukative Angehörigenarbeit bei dementiellen Erkrankungen Prof. Dr. A. Kurz 13.00 – 13.30 Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht der Angehörigen und Betroffenen K-H Möhrmann, W.-P. Hansen 13.30 – 14.00 „Integrierte Versorgung“ bei schizophrenen Patienten: Aktueller Stand Dr. W. Kissling 14.00 – 14.15 Schlusswort und Verabschiedung der Teilnehmer Dr. J. Bäuml 14.15 Abschlussimbiss im Foyer 4 Eröffnung und Grussworte Dr. Josef Bäuml Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Prof. Dr. Hans Förstl Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Prof. Dr. Andreas Heinz Berlin, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Campus Mitte Prof. Dr. Fritz Hohagen (DGPPN) Lübeck, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) Dr. Frank Bergmann (BVDN) Aachen, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN) 5 6 BLOCK I NEUROBIOLOGIE, PSYCHOTHERAPIE, PSYCHOEDUKATION Chair: Prof. Dr. Hans Förstl 7 Prof. Dr. Peter Falkai CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. Peter Falkai KURZLEBENSLAUF PROF. DR. PETER FALKAI Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes D-66421 Homburg/Saar Medizinstudium in Düsseldorf mit einem abschließenden Jahr bei TJ Crow in London, England. Facharztausbildung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Düsseldorf zuletzt leitender Oberarzt ebenda. Seit 1996 Direktor der Abteilung für Medizinpsychologie und leitender Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der Universität Bonn. Seit August 2002 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität des Saarlandes. Wissenschaftlich bestand schon früh Interesse an pathomorphologischen Aspekten der Schizophrenie. Promotion zum Thema „Zytoarchitektonische Basis der Hippokampusatrophie bei Schizophrenie“ am C.u.O.Vogt Institut für Hirnforschung unter Supervision von Prof. Dr. B. Bogerts. Habilitation zum Thema „Gestörte Cerebrale Asymmetrie und Schizophrenie“. Seit 1992 Leitung eines multidisziplinären Forschungsteams, welche Untersuchungen zur Genexpression bei humanen post-mortem Gewebe bis hin zu Studien mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie durchführen. Ziel ist die Identifikation von Kandidatenmolekülen/-pathways, die kausal an der Pathophysiologie schizophrener Psychosen beteiligt sind. Zahlreiche der laufenden Forschungsprojekte sind durch die DFG, das BMBF und die Stanley-Foundation Drittmittel gefördert. 8 Vortrag Neurobiologisch fundierte Therapie bei schizophrenen Psychosen Prof. Dr. Peter Falkai Die Schizophrenie ist ihrer Natur nach eine Gehirnerkrankung, die bei ca. der Hälfte der Betroffenen zu einer deutlichen Beeinträchtigung ihrer psychosozialen Entwicklungsfähigkeit führt. Obwohl sie eine ganz zentrale Erkrankung des Fachs Psychiatrie und Psychotherapie darstellt, sind viele Aspekte in ihrer Entstehung unklar. Was wir aufgrund von Familien- und Zwillingsstudien wissen, ist, dass ca. die Hälfte des Risikos, eine Schizophrenie zu entwickeln, genetische Ursachen hat und die andere Hälfte auf nicht genetische, d. h. Umweltfaktoren, zurückgeführt werden kann. Gerade bezüglich der genetischen Faktoren konnten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt werden, indem man die ersten sogenannten Risikogene beschreiben konnte, darunter Dysbindin, Neuregulin und COMT. COMT ist am Dopaminstoffwechsel beteiligt, und es konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass Varianten des Genes, die gehäuft bei der Schizophrenie gefunden werden, mit einer erhöhten Aktivität des dopaminergen Systems verbunden sind. Die Funktionen der beiden anderen Risikogene sind komplexer und reichen von der Aufrechterhaltung der Myelinscheiden bis hin zur Regulation der Synapsen. Neben den Risikogenen gibt es aber eine Reihe identifizierter nicht genetischer Faktoren. Zu diesen zählen Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, Virusinfekte der Mutter, insbesondere im zweiten Trimenon, Drogenmissbrauch in der Jugend sowie Geburtsort und Geburtszeitpunkt. Neueste Studien zeigen, dass aber weder die genetische Disposition für eine Schizophrenie noch die genannten Umweltfaktoren alleine zum Ausbruch der Erkrankung führen. Die Interaktionen aus genetischen und Umweltfaktoren entscheiden, wobei weder die genaue Mischung noch der damit verbundene Mechanismus bekannt sind. Betrachtet man das Wissen zum Ausbruch der Erkrankung, so ist mittlerweile klar, dass einer Schizophrenie Prodromi über 4 bis 5 Jahre vorauslaufen. Diese sind charakterisiert durch kognitive und depressive Störungen sowie die letzten zwei Jahre vor Ausbruch der Erkrankung durch spezifische Negativsymptome. Besteht also eine positive Familienanamnese für eine psychotische Erkrankung und lassen sich solche Prodromi 9 explorieren, so muss differentialdiagnostisch an eine beginnende schizophrene Psychose gedacht werden. Ist die Schizophrenie erst einmal im Vollbild vorhanden, so muss sehr dezidiert darauf geachtet werden, nach Abklingen der Symptomatik ein erneutes Rezidiv zu verhindern. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren konnten in den letzten Jahren nämlich nachweisen, dass insbesondere in den ersten Jahren nach Ausbruch der Erkrankung ein progredienter, wenn auch nur wenige Volumenprozent umfassender Volumenverlust nachgewiesen werden kann. Dieser ist wahrscheinlich nicht nur Folge der Erkrankung, sondern möglicherweise auch teilweise durch die Medikamente mitbedingt. Relativ klar ist, je ausgeprägter die Veränderungen sind, desto deutlicher die kognitiven Störungen und desto deutlicher die Negativsymptomatik. Abschließend sollte darauf hingewiesen werden, dass die Schizophrenie insbesondere Strukturen des sogenannten limbischen Systems umfasst. Zu diesen Hirnregionen im Bereich des Cortex (frontal, cingulär und temporal) und subkortikal (Hippocampus, Mandelkern, Thalamus), die zum einen zentral am Prozess der Informationsverarbeitung/-filterung beteiligt sind, zum anderen aber auch auf das Kurzzeitgedächtnis sowie die Regulierung der Stimmung Einfluss nehmen. Insofern ist es ganz wichtig, dass nach Abklingen der Positivsymptomatik auf das Vorhandensein von kognitiven Störungen, aber auch an eine depressive Symptomatik geachtet werden muss. In diesem Zusammenhang kommt das alte Konzept der postpsychotischen Neurasthenie zum Tragen, die eine unspezifisch reduzierte Belastbarkeit der Betroffenen widerspiegelt und in der Regel im Kontakt zwischen Betroffenen und Therapeuten nur unzureichend angesprochen wird. Gerade hier besteht aber die Möglichkeit, einen Teil des Leides, der im Rahmen der Negativsymptomatik entsteht, aufzufangen und zu bearbeiten. 10 Notizen 11 PD Dr. Stefan Klingberg CURRICULUM VITAE: PD Dr. Stefan Klingberg PERSÖNLICHE DATEN DIENSTANSCHRIFT Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Osianderstr. 24 72076 Tübingen Tel. 07071/2982330 und 2982684, Fax 07071/294141 email: [email protected] GEGENWÄRTIGE BERUFLICHE POSITION Hochschuldozent und Leitender Diplom-Psychologe an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen AKADEMISCHE AUSBILDUNG Oktober 1984 – März 1990 Studium der Psychologie Mai 1993 Promotion am Psychologischen Institut der Universität Münster Juni 2003 Habilitation an der Fakultät für Informations- und Kognitionswissenschaften, Universität Tübingen. BERUFLICHE LAUFBAHN 1990 - 1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. R. Tölle). 1993 – 1996 Wissenschaftlicher Angestellter an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer). 1996 - 2003 Leitender Diplom-Psychologe und Wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen. seit 2004 Hochschuldozent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer). PSYCHOTHERAPEUTISCHE WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATIONEN Weiterbildungen in Klientenzentrierter Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie Supervisor für Verhaltenstherapie Approbation als Psychologischer Psychotherapeut 12 Vortrag Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen PD Dr. Stefan Klingberg Die Bedeutung psychotherapeutischer Interventionen in der Behandlung schizophrener Psychosen gewinnt zunehmend klare Konturen. Aktuelle Behandlungsleitlinien bringen klar zum Ausdruck, dass eine zeitgemäße, optimale Behandlung von Patienten mit schizophrenen Psychosen psychotherapeutische Interventionen beinhalten sollte. Die aktuellen Krankheitsmodelle zu schizophrenen Störungen weisen Ansatzpunkte für psychotherapeutische Interventionen auf. Die überwiegend neurobiologisch verstandene Vulnerabilität und psychosoziale Faktoren interagieren im gesamten Verlauf der Krankheitsgeschichte, von der Prodromalphase bis zur Chronifizierung oder Remission. Neben der Bearbeitung des Krankheitskonzepts der Patienten sind die Anfälligkeit gegenüber sozialen Belastungen, die Einschränkungen bei der Selbstevaluation, dysfunktionale Attributionsstile, soziale und emotionale Kompetenzdefizite sowie neuropsychologische Leistungsminderungen Zielgrößen von Behandlungsansätzen. Aus dem Spektrum kognitiver Verhaltenstherapie sind verschiedene Interventionsstrategien entwickelt und empirisch überprüft worden. Systematische Reviews unterscheiden Psychoedukation, psychoedukative Familieninterventionen, kognitive Verhaltenstherapie, kognitive Remediation, Trainings sozialer Kompetenz. Insbesondere kognitiv-behaviorale Einzeltherapieverfahren sowie psychoedukative Familieninterventionen haben sich als wirksame Verfahren erwiesen, während die Evidenz für die Wirksamkeit von Trainingsverfahren zur kognitiven Remediation, aber auch für Trainings sozialer Kompetenz noch verbessert werden muss. Neue Studien weisen auf die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie auch schon im Prodromalstadium der Erkrankung hin. Kurze psychoedukative Gruppeninterventionen müssen darüber hinaus als gute klinische Praxis verstanden werden und sollten als ein selbstverständlicher Bestandteil einer angemessenen Behandlung gesehen werden. Der Überblick über die verschiedenen Verfahren wird ergänzt durch Ergebnisse eigener Studien. Jenseits der spezifischen Therapieverfahren ist darüber hinaus zu betonen, dass jede Behandlung von Patienten mit dieser schweren psychischen Störungen nur auf der Basis einer psychotherapeutischen Grundhaltung langfristig gelingen kann. 13 Künftig wird es vor allem darauf ankommen, die Implementierung wirksamer Psychotherapieverfahren in der Praxis ganz erheblich zu intensivieren. Hier ist ein ganz erheblicher Nachholbedarf festzustellen. 14 Notizen 15 Dr. Josef Bäuml CURRICULUM VITAE: Dr. med. Josef Bäuml, Ltd. OA Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie KURZBIOGRAPHIE: - verheiratet mit Sonderschullehrerin - 3 Kinder AKADEMISCHER UND KLINISCHER WERDEGANG: 1975-76 Universität Regensburg, Germanistik und Theologie 1976-78 Universität Regensburg, Klinisches Vorstudium 1978-83 Techn. Universität München, klinisches Studium 5 / 1983 Approbation als Arzt 1983-84 Senioren-Tagesklinik, Klinikum rechts der Isar der TUM 1986 Promotion, Techn. Univ. München 1984-88 Akutpsychiatrie, Klinikum rechts der Isar der TUM 1988-89 Neurologische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TUM 1989-99 Akutpsychiatrie, Psychiatrischer Konsiliardienst Konsiliardienst auf der Toxikologischen Abteilung 1992 Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie 1997 Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM 1.2.2000 Leitender Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM Oberärztliche Leitung der akutpsychiatrischen Abteilung. WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE: Angehörigenarbeit bei schizophrenen Psychosen. Compliance-Verbesserung bei psychiatrischen Patienten. Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Patienten. Empowerment und Trialog bei psychischen Erkrankungen. Psychopharmakotherapeutische Rezidivprophylaxe. Therapieresistenz bei schizophrenen und affektiven Erkrankungen FACHGESELLSCHAFTEN Referent in der Fort- und Weiterbildung der BLÄK , IFT , Akademie im Park in Wiesloch, LV Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e.V. Mitgliedschaft in Fachgesellschaften: DGPPN, AGNP, gfts, BAP und CIP (verhaltens-therapeutische Ausbildungsinstitute), ÄWK (Psychotherapeut. Ausbildungsinst.) ADRESSE: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel. 089/4140-4205/06 Fax: 089/4140-4245 [email protected] 16 Vortrag Das Spezifische der Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen Dr. Josef Bäuml Psychoedukation soll sicherstellen, dass erkrankte Menschen alle heute zur Verfügung stehenden therapeutischen Hilfestellungen in Anspruch nehmen können, um mit ihrer Erkrankung bestmöglich zurechtzukommen. Das gilt ganz besonders für psychische Erkrankungen, denen heute eine erhebliche Vielfalt an therapeutischen Optionen zur Verfügung steht, die für einen medizinischen Laien weder überschaubar noch bezüglich ihrer Dignität für die jeweilige Erkrankung richtig einschätzbar sind. Während es bei vielen nicht schizophren Erkrankten in der Regel mit Zunahme des subjektiven Leidensdrucks letztendlich doch zu einer meist freiwilligen Kontaktaufnahme mit dem medizinisch-psychotherapeutischen Hilfssystem kommt, ist bei Patienten mit einer schizophrenen Psychose ein geradezu proportional umgekehrter Zusammenhang erkennbar; je schwerer und akuter die Erkrankung, umso geringer die Bereitschaft, therapeutische Hilfen aufzusuchen und auch anzunehmen. Dieses Phänomen der „mangelhaften Krankheitseinsicht“ zählt mehr denn je zu den großen therapeutischen Herausforderungen bei der psychiatrischen Behandlung schizophrener Psychosen. Gerade in einer Zeit, in der die möglichst umfassende Respektierung des Patientenwillens zu den obersten Behandlungsmaximen zählt und Maßnahmen gegen den Willen der Erkrankten auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben sollen, kommt der Psychoedukation die enorm wichtige Schrittmacherfunktion zu, rechtzeitig die Voraussetzungen für die Entwicklung einer tragfähigen Behandlungspartnerschaft zu schaffen. Was nützen all die Verbesserungen auf psychopharmakologischem und psychosozialem Gebiet, wenn die von der Erkrankung Betroffenen die sich dahinter verbergenden Chancen nicht erkennen und umsetzen können? Bei allem Respekt vor der freien Willensentscheidung des einzelnen muss nämlich stets sichergestellt sein, dass es sich bei der Nichtentscheidung für eine Behandlung tatsächlich um eine abgewogene und auf nüchternem Kalkül basierende Überlegung handelt und nicht um den Artefakt eines auf Vorurteilen, Halbwissen und irrationalen Ängsten beruhenden Abwehrverhaltens. Das „Anbieten“ einer normierten Informationsmenge alleine genügt in vielen Fällen nicht. Gerade auf Akutstationen erleben sich die Therapeuten immer wieder in der eigenartigen Rolle 17 Das Spezifische der Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen J. Bäuml Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München (Direktor der Klinik: Prof. Dr. H. Förstl) Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen“ 11.3.2005 2. Deutscher Psychoedukations-Kongress TU München Arbeitsgruppe: Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen Konsensuspapier: „Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen“ (2003), Schattauer-Verlag Mitglieder der Arbeitsgruppe: J. Bäuml (TU München) A. Barth-Stopik (Berlin) B. Behrendt (Homburg) M. Bender (Herborn) B. Conradt (Düsseldorf) W. P. Hornung (Bonn) S. Jensen (Hamburg) W. Kissling TU München) S. Klingberg (Tübingen) J. Kohler (Ravensburg) R. Lägel (Leipzig) H.-J. Luderer (Weinsberg) G. Pitschel-Walz (TU München) M. Puffe (Leipzig) C. Rummel (TU Müchen) A. Schaub (LMU München) H. Schönell (Neuss) B. Sibum (Paderborn) F.-M.Sadre Chirazi- Stark (Hamburg) K. Stengler-Wenzke (Leipzig) G. Wiedemann (Tübingen) G. Wienberg (Bielefeld) J. Bäuml, 11/2004 Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen: Erschwernisse für die Patienten Erschwernisse durch spezifisch morbogene Beeinträchtigungen: • • • • Eingeschränkte Selbstwahrnehmung der FWZ bei Erstmanifestation Kognitive Desorganisation mit reduzierter Aufmerksamkeitsspanne Konkretistisches Erleben Mangelnde Abstraktionsfähigkeit Erschwernisse durch spezifisch morbogene Verarbeitungsmechanismen: • • • • • Projektive Kausalattributionen Dysfunktionale Kontrollattributionen Mangelnder epikritischer Überstieg mit „apriorer Gewissheit“ Fehlende kopernikanische Wende Verleugnung als Copingstrategie J. Bäuml (3/2005) Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen : Erschwernisse für die therapeutische Beziehung • • • • • • • • • Erstkontakt häufig mit Zwangsmaßnahmen im Vorfeld verbunden Wahnhafte Situationsverkennung bei Kontaktaufnahme Instabile Übertragungssituation bei florider Psychose „Überführungssituation“ bei Konfrontation mit Dissimulation „Indizienbeweis“ durch fremdanamnestische Angaben „Sich aufdrängen müssen“ zu Beginn der Krankheit „Eine Ware abliefern müssen, die keiner bestellt hat...“ Kränkung durch Zuschreibung einer schizophrenen Psychose Langfristige Medikation ohne klare Terminierung J. Bäuml (11/2004) Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen: Krankheitsadaptierte Interventionstechniken • • • • • • • • • • • • • • Weg der kleinsten Schritte Kontinuierliche und behutsame Beziehungsarbeit Dosierte Diskrepanz (Linden 2003) Kleinsten gemeinsamen Nenner finden Inokulation mit minimal kompatiblen Informationseinheiten Systematische Redundanz Professionelle Simplifizierung komplexer Fakten Kultivierung der „Doppelten Buchführung“ Affektneutrale Metaebene einführen bei der Entwicklung des KK Instruktion vor Abstinenz Probleme funktionalisieren Mitpatienten als Vermittler und Moderatoren einbeziehen Angehörige zu „Co - Therapeuten“ befähigen Ressourcen herausarbeiten J. Bäuml (3/2005) Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen: Ressourcen für das Gelingen der Psychoedukation • Wahndynamik nimmt durch medikamentöse Behandlung relativ rasch ab • • • • • • • • • • • Realitätskontrolle ein natürliches Bedürfnis vieler Patienten Stille Zweifel am Realitätsgehalt des Erlebten rasch einsetzend Nachdenklichkeit wegen mangelnder Steuerbarkeit der psychot. Eindrücke Kausalitätsbedürfnis bezüglich wahnhafter Symptome sehr stark Neugierde nach alternativen Erklärungsmodellen für wahnhaftes Erleben Anschauliche Bilder erleichtern das Verstehen trotz formaler Probleme Interaktive Informationserarbeitung bedeutet Wertschätzung der eigenen Ideen PE in der Gruppe ermöglicht Solidaritätserleben Stressfreies Gruppenklima ermöglicht Vertrauen in die Therapeuten Identifikationsmöglichkeit mit den Therapeuten durch Gruppenerfahrung Aufwertung durch „gleiche Augenhöhe“ mit Gruppentherapeuten J. Bäuml (3/2005) eines Helfers, der sich „aufdrängen“ muss, der in Gefahr ist, die Patienten „zu ihrem Glück nötigen“ zu wollen und der eine Behandlungs-„Ware“ abliefern soll, die „keiner bestellt“ hat. Diese Metaphern können nur annähernd andeuten, welche „Quadratur des Kreises“ sich oftmals hinter den lange Zeit frustranen Behandlungsbemühungen engagierter Helfer jeglicher Couleur verbirgt. Daraus entwickelt sich immer wieder die angesichts der heutigen Behandlungsfortschritte fast zynisch anmutende laissezfair-Haltung, dass jeder seines eigenen „Glückes Schmied“ sei und dass manche Patienten eben erst einige „Runden drehen“ müssten, bis sie den Ernst der Lage erkennen würden. Diese Haltung war früher eher vertretbar, als die Zusammenhänge zwischen den neurotoxischen Auswirkungen einer unbehandelten floriden Psychose noch nicht bekannt waren. Es muss deshalb zum Standard jeglicher psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung werden, alle Maßnahmen zu unternehmen, um dem Gros der Patienten das Abgleiten in eine prognostisch ungünstige Subpopulation aufgrund einer ausgebliebenen oder nur halbherzig durchgeführten Behandlung zu ersparen. In diesem Beitrag sollen einerseits die spezifischen Besonderheiten schizophrener Erkrankungen hinsichtlich Krankheitseinsicht und Compliance aufgeführt und psychoedukativ-psychosoziale Strategien andererseits aufgezeigt werden, um diese Kluft zwischen dem therapeutisch möglichen aber krankheitsbedingt oft nicht entsprechend ausgeschöpftem Verbesserungspotential möglichst gering zu halten. 18 Notizen 19 Workshop 1 Prof. Dr. Peter Falkai CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. Peter Falkai KURZLEBENSLAUF PROF. DR. PETER FALKAI Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes D-66421 Homburg/Saar Medizinstudium in Düsseldorf mit einem abschließenden Jahr bei TJ Crow in London, England. Facharztausbildung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Düsseldorf zuletzt leitender Oberarzt ebenda. Seit 1996 Direktor der Abteilung für Medizinpsychologie und leitender Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der Universität Bonn. Seit August 2002 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität des Saarlandes. Wissenschaftlich bestand schon früh Interesse an pathomorphologischen Aspekten der Schizophrenie. Promotion zum Thema „Zytoarchitektonische Basis der Hippokampusatrophie bei Schizophrenie“ am C.u.O.Vogt Institut für Hirnforschung unter Supervision von Prof. Dr. B. Bogerts. Habilitation zum Thema „Gestörte Cerebrale Asymmetrie und Schizophrenie“. Seit 1992 Leitung eines multidisziplinären Forschungsteams, welche Untersuchungen zur Genexpression bei humanen post-mortem Gewebe bis hin zu Studien mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie durchführen. Ziel ist die Identifikation von Kandidatenmolekülen/-pathways, die kausal an der Pathophysiologie schizophrener Psychosen beteiligt sind. Zahlreiche der laufenden Forschungsprojekte sind durch die DFG, das BMBF und die Stanley-Foundation Drittmittel gefördert. 20 Workshop 1 Neurobiologische Krankheitskonzepte vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung Prof. Dr. Peter Falkai Aufbauend auf den Vortrag aus Block I. mit dem Titel „Neurobiologisch fundierte Therapie bei schizophrenen Psychosen“ werden im Rahmen des Workshops folgende Hypothesen bearbeitet: 1. Die kürzlich beschriebenen Risikogene der Schizophrenie (Neuregulin, Dysbindin und COMT) sind wahrscheinlich am Dopamin und/oder am Glutamatstoffwechsel beteiligt. Hier wird das aktuelle Wissen zur Funktion der Risikogene beschrieben und daraus abgeleitete Konzepte der Pathogenese dargestellt. Aus dem Blickwinkel der Psychoedukation sollen Fragen nach den Wirkprinzipien bekannter, aber auch neuartiger Therapiestrategien gestellt werden. 2. Es gibt eine Reihe nicht genetisch vermittelter Risikofaktoren (u. a. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, Geburtsort, Geburtsdatum, Drogenmissbrauch in der Jugend etc.), die zum Ausbruch einer Schizophrenie beitragen. An dieser Stelle wird insbesondere auf das Risiko des Konsums von Haschisch und anderen Drogen eingegangen. Das Problem der Doppeldiagnosen, deren Diagnostik und Therapie wird angerissen. 3. Der Schizophrenie gehen bei 75 % der Betroffenen Prodromi und hier insbesondere kognitive und affektive Störungen voraus. Das Auftreten von Störungen der Kognition und des Affekts bei jungen Erwachsenen mit positiver Familienanamnese sollte differentialdiagnostisch an eine Schizophrenie denken lassen. An dieser Stelle werden die wesentlichen Ergebnisse der Früherkennung schizophrener Psychosen zusammengetragen, um auch hier einen sinnvollen Erkenntnisstand bei psychoedukativen Maßnahmen aufzubauen. 4. Nach Erstmanifestation einer Schizophrenie muss das Rezidiv verhindert werden, da im weiteren Verlauf bei unzureichender Behandlung eine subtile Volumenreduktion insbesondere kortikaler Strukturen nachzuweisen ist. Diese ist assoziiert mit einer deutlicheren Ausprägung der Negativsymptomatik und von kognitiven Defiziten. Hier sollen krankheitsassoziierte Veränderungen über die Zeit als Folge der Erkrankung und/oder Behandlungsmaßnahmen diskutiert werden. Inwiefern die Schizophrenie eine atypische degenerative Erkrankung ist, wird auf dem Hintergrund aktueller Befunde referiert. 5. Die Zuordnung hirnregional spezifischer Dysfunktionsmuster erleichtert das Verständnis der Folgen der Negativsymptomatik. Die Schizophrenie ist ihrer Natur nach eine Erkrankung des limbischen Systems. Neben einer Reihe von kortikalen Regionen zählen auch wichtige subkortikale Areale wie der Hippocampus oder Thalamus dazu. Das Verständnis der Funktion dieser Hirnareale erlaubt eine bessere Aufklärung der Genese der Positiv-, aber auch Negativsymptomatik und hier insbesondere kognitiver und affektiver Störungen. Diese Zusammenhänge sollen abschließend vertieft werden. Das Ziel dieses Workshops ist es, neueste Erkenntnisse der Ätiologie und Pathogenese der Schizophrenie so aufzubereiten, dass im Rahmen der Psychoedukation ein ausgewogenes Krankheitskonzept auf der Grundlage neuester Daten weitergegeben werden kann. 21 Workshop 2 Prof. Dr. Andreas Heinz CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. Andreas Heinz Arbeitsadresse: Prof. Dr. Andreas Heinz Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Campus Mitte Charité – Universitätsmedizin Berlin Schumannstr. 20/21 10117 Berlin BERUFLICHER WERDEGANG 1988 Approbation bei der Ärztekammer Berlin 1988 Dissertation “Regression bei Schizophrenen - ein pathogenetischer Begriff im historischen Wandel”, bei Prof. Dr. Viefhues, Institut für Soziale Medizin, Ruhr-Universität Bochum, Magna cum laude 1988 – 1994 Studium der Philosophie an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum Magister artium, Philosophie, “Das Konzept seelischer Gesundheit”, bei Prof. Dr. Honneth, FU Berlin, Cum laude 1994 – 1997 Studium der Anthropologie an der FU Berlin und der Howard University, Washington DC 1988 – 1991 Facharztausbildung in Neurologie an der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Przuntek 1993 Arzt für Neurologie, Ärztekammer Berlin 1991 – 1995 Facharztausbildung in Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin, Prof. Dr. H. Helmchen und Mitarbeiter der Forschungsgruppe “Neurobiologische Mechanismen der Abhängigkeitserkrankungen”, Prof. Dr. Rommelspacher 1994 Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Ärztekammer Berlin 1995 1995 Zusatztitel Psychotherapie, Ärztekammer Berlin 2001 umgewandelt in Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Baden-Württemberg 1995 – 1997 Forschung im Rahmen eines Habilitationsstipendiums der DFG am National Institute of Mental Health bei Prof. Dr. Weinberger und am National Institute for Alcohol Abuse and Addiction bei Prof. Dr. Linnoila 1998 Habilitation im Fach Psychiatrie an der Freien Universität Berlin unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Helmchen mit dem Thema “Das dopaminerge Verstärkungssystem – Funktion, Verbindung zu anderen Neurotransmittersystemen und pathopsychologische Korrelate” 1997 – 1998 Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek) 1998 – 1999 Freistellung zur Fortbildung in Sozialmedizin und Aufbau der Neurologischen Fachklinik Feldberg/MV in der Position des Chefarztes (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek) 2000 Zusatztitel Sozialmedizin 1999 - 2002 9/2000 Leitender Oberarzt der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Mann) Berufung auf die C3-Professur für Suchtforschung an der Universität Heidelberg 10/2001 seit 4/2002 Berufung auf die C4-Professur für Psychiatrie an der Humboldt-Universität zu Berlin Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Charité Campus Mitte 22 WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Berlin (2002) Neurologie (1 Jahr), Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern (1999) FORSCHUNGSFÖRDERUNG Forschungsprojekt „Genetics of alcoholism“ im Rahmen des Antrags „Functional genomics and diseases of the brain“ des Standortes Heidelberg (Sprecher: P. Seeburg & H. Monyer) zum „Nationalen Genforschungsnetz“, Förderung durch das BMBF, Studienleiter A. Heinz & R. Spanagel Projektbezogene Gesamtsumme ca. 550.000 Euro (seit 6/2001) „Individually adapted therapy of alcoholism“ im Rahmen des „Forschungsverbunds für Suchtforschung Baden-Württemberg“ (Sprecher: K. Mann) Förderung durch das BMBF (01EB0110) und Landesmittel, Studienleiter eines Projekts mit Gesamtsumme ca. 600.000 Euro (seit 12/2001) Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Serotonintransporter bei Alkoholabhängigkeit, Depression und Zwangskrankheiten“ (He 2597/7-1 & 7-2 & Ba 1026/6-1) Gesamtsumme ca. 180.000 Euro (seit 10/2001) Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Dopaminerge Mechanismen des reizabhängigen Alkoholverlangens“ (He 2597/4-1 & 4-2 Ba 1101/2-1) Gesamtsumme ca. 320.000 Euro (Beginn 4/2000) Einladung zur Gastprofessur an der Columbia University, Department of Neuroscience 1998 (wg. Arbeitsbeginns am ZI Mannheim nicht angetreten) Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health, Bethesda, MD (He 2597/1-1) Gesamtsumme ca. 70.000 Euro (1995 – 1997) Industrieförderung zum Aufbau eines Früherkennungszentrums für Psychosen und zur bildgebenden Darstellung von Neuroleptikawirkungen auf das dopaminerge Verstärkungssystem (Fa. Lilly, Fa. Janssen) Gesamtsumme ca. 360.000 Euro (2002-2003) Reisekostenbeihilfen der DFG (He 2597/5-1) FORSCHUNGSPREISE Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis 2000, Bereich Grundlagenforschung Thema: Die Rolle der serotonergen Funktionsstörung in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Alkoholabhängigkeit TÄTIGKEIT IN WISSENSCHAFTLICHEN BEIRÄTEN UND REVIEWBOARDS • Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „European Psychiatry“ der Association of European Psychiatrists (AEP) seit 2000 • Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „Journal of Studies on Alcoholism“ seit 2002 • Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Der Nervenarzt“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) seit 2003 • Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Sucht“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren seit 2001 • Wissenschaftlicher Beirat der Prof. Dr. Matthias Gottschaldt Stiftung seit 2002 23 Workshop 2 PD Dr. Georg Juckel CURRICULUM VITAE: Priv.-Doz. Dr. med. Georg Juckel Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Stv. Leitender Oberarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charite, Humboldt-Universität Schumannstr. 20/21 10117 Berlin [email protected] Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Berlin, 1980 Abitur am Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf, 1981-1986 Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie an der Freien Universität Berlin, 1983-1986 Wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Institut, 1986-1995 Studium der Humanmedizin an der Freien Universität und Humboldt Universität Berlin, 1989-93 Doktorand und Studentische Hilfskraft der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. H. Helmchen), Promotion: „Akustisch evozierte Potentiale bei Patienten mit affektiven Störungen unter Fluvoxamin, Lichttherapie und Lithium“ bei Prof. Dr. B. MüllerOerlinghausen, 1992-93 Forschungsaufenthalt im Department of Psychophysiology, Institute for Psychology, Hungarian Academy of Sciences Budapest, 1995-2002 AIP- und Assistenzarztzeit an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. H.J. Möller), Leitung des Labors für Mimik- und Bewegungsanalyse psychiatrischer Patienten, 1997-1998 Forschungsaufenthalt im Program in Neuroscience, Princeton University, USA (Prof. B.L. Jacobs), 1998-2002 Stellvertretender Leiter und Funktionsoberarzt der Abteilung für Klinische Neurophysiologie (Prof. Dr. U. Hegerl), regelmäßiger Mitveranstalter der „Münchener EEGTage“, 1999-2002 Aufbau und Leitung der Arbeitsgruppe Hirnfunktionsdiagnostik (EEG, fMRT) der Psychiatrischen Klinik, Subprojektleiter im BMBF-geförderten bundesweiten Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“, 1999-2001 Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapieausbildung in München und Tübingen, 2001-2002 Neurologiezeit an der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (Prof. Dr. T. Brandt), seit 2002 Stv. Leitender Oberarzt an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charite Berlin (Prof. Dr. A. Heinz), Leitung des Labors für Experimentelle Psychiatrie, der AG Hirnfunktionsdiagnostik, der AG funktionelle und strukturelle Bildgebung, des Früherkennungs- und Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg, des Schwerpunktes Schizophrenie und der Akutstation, 2003 Habilitation („Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale als Indikator des zentralen serotonergen Systems – Untersuchungen im Tiermodell sowie an psychiatrischen Patienten und gesunden Probanden“), Beginn des Aufbaus des lokalen Netzwerks „Früherkennung schizophrener Prodromalzustände“ Berlin-Brandenburg, 2004 Ernennung zum Oberassistenten (C2). Autor von über 90 Original- und Review-Artikeln in internationalen und nationalen Fachzeitschriften sowie Büchern, Auszeichnung durch mehrere Preise so z. B. mit dem hochdotierten DGPPN-Duphar/Solvay-Forschungspreis, umfangreiche Reviewertätigkeit und Lehrtätigkeit im regulären und Reformstudiengang für Mediziner sowie im internationalen Studiengang Medical Neuroscience, Mitglied mehrerer psychiatrischer und neurowissenschaftlicher Fachgesellschaften, gegenwärtige Forschungsschwerpunkte: Tiermodelle psychiatrischer Erkrankungen, fMRI, Neurobiologie des Frühverlaufs schizophrener Erkrankungen. 24 Workshop 2 Medikamentöse Behandlungsstrategien vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse und ihre Psychoedukative Umsetzung Prof. Dr. Andreas Heinz, PD Dr. Georg Juckel Ein wichtiger Erklärungsansatz zur Entstehung schizophrener Psychosen geht von einer Interaktion von sozialen Streßsituationen mit einer lebenslangen Vulnerabilität aus. Diese bildet sich wahrscheinlich im Rahmen einer entwicklungsspezifischen Störung der Hirnreifung, bei der die Interaktion zwischen dem dorsolateralen präfrontalen und dem temporolimbischen Kortex betroffen ist. Setzt diese Störung der neuronalen Organisation des temporolimbischen Kortex entsprechend früh in der individuellen Entwicklung ein, kommt es zu einer temporolimbisch-präfrontalen Fehlvernetzung und zu einer verminderten Kontrolle des präfrontalen Kortex über die subkortikale Dopaminfreisetzung. Dies kann vor allem in Streßsituationen bei Aktivierung des präfrontalen Kortex zu einer Erhöhung der mesolimbisch-mesokortikalen Dopaminfreisetzung führen. Für diese Theorie sprechen einerseits tierexperimentelle Untersuchungen, andererseits wurden multimodale bildgebende Untersuchungen auch beim Menschen durchgeführt. Hier zeigte sich, dass das Ausmaß der temporolimbischen und präfrontalen neuronalen Organisationsstörung mit einer verstärkten Dopaminproduktion und Dopaminfreisetzung im Bereich des Striatums einhergeht. Dies betrifft vor allem den Zustand der akuten Psychose und ist dann mit positiven Symptomen wie Wahnstimmung und Halluzinationen verbunden. Psychopharmaka bei Schizophrenien: Grundlagen erklären Anforderungen Andreas Heinz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Charité Mitte & St. Hedwig Kliniken Kortikale Dysfunktion und kognitive Negativsymptomatik & Enthemmung der subkortikalen Dopaminfreisetzung VTA/ Substanti a nigra (DA) Carlsson et al., 1999 Heinz et al., 1999 Kegeles et al., 2000 Blockade der D2 Rezeptoren durch typische versus atypische Neuroleptika via 5-HT2A atypische Neuroleptka endogenes DA stimuliert DRD2 25 typische Neuroleptika endogenes DA blockiert Psychomotorische Verlangsamung (dominante Hand) versus Motivationsstörung (SANS) 1200 1000 Reaktionszeit in ms Umgekehrt führt die exzessive Blockade der striären Dopaminfreisetzung nicht nur zu extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen, sondern auch zu einer Störung des dopaminergen Belohnungssystems, das die Aufmerksamkeit gegenüber belohnungsanzeigenden Reizen steuert. Als Folge können sich einzelne sekundäre Negativ-Symptome ausbilden, die oft nur schwer von der primären Negativ-Symptomatik getrennt werden können. Unter atypischen Neuroleptika zeigt sich nicht nur eine verminderte Ausprägung emotionaler NegativSymptome, aktuelle Studien weisen auch darauf hin, dass kognitive Funktionsstörungen mit Beteiligung des präfrontalen Kortex unter Gabe atypischer Neuroleptika rückbildungsfähig sind. Von besonderem Interesse ist hier der Einfluss bestimmter Genotypen, die den Dopaminumsatz 800 600 400 200 0 0 Heinz et al., Schiz. Res. 1998 5 10 Avolition/Apathy SANS Score 15 Bedeutung der Psycho- und Soziotherapie Randomisierte Studie bei 82 Patienten über 18 Monate: Rezidivraten 17% versus 34% bei Standardbehandlung wenn zusätzlich: 1. Psychoedukation 2. Überwachung & Intervention (inclusive erhöhte Medikation) bei Prodromalsymptomen 3. Wöchentliche Gruppentherapie 4. Angehörigengruppen (Herz et al., Arch Gen Psychiatry 2000) im präfrontalen Kortex steuern und die Patienten vulnerabler gegenüber Veränderungen der dopaminergen Neurotransmission in diesem Hirnbereich machen. Zukünftige Studien werden untersuchen müssen, ob sich anhand der genotypischen Untersuchung der Patienten Hinweise darauf finden lassen, wie sich die medikamentöse Therapie schizophrener Patienten optimieren lässt. Zusammenfassung • Lebenslange Vulnerabilität gegenüber Stress bei schizophrenen Patienten • Hochgradige Blockade zentraler Dopaminrezeptoren verbunden mit EPMS und Negativsymptomatik • Intermittierende Prophylaxe bei Ersterkrankten möglich, sonst Erhaltungstherapie, in Depotform gut wirksam • Medikation bei Atypika senkt allgemeine Gesundheitskosten • Psychoedukation, Patienten und Angehörigengruppen & frühe Intervention verbessern Behandlungsverlauf 26 Notizen 27 Workshop 3 Prof. Dr. Hartmut Berger CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. H. Berger 1966 Abitur. 1974 Approbation. 1979 Promotion. 1981 Anerkennung als Arzt für Psychiatrie Neurologie und Psychotherapie. 1981 Leitender Oberarzt der Psychiatrischen Abteilung der Städtischen Kliniken Offenbach Seit 1991 Ärztlicher Direktor der Walter-Picard-Klinik des Zentrums für Soziale Psychiatrie Philippshospital Riedstadt. Seit 1998 Projektmanager der Task Force on Health Promoting Psychiatric Services und Mitglied im wissenschaftlichen Komitee des Europäischen Netzwerkes gesundheitsfördernder Krankenhäuser. Seit 2004 Mitglied einer von der EU geförderten Kommission zur Implementation von Strategien zur Prävention depressiver Störungen. 2004 Ernennung zum Professor an der Technischen Universität Darmstadt. DERZEITIGE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE: Entwicklung und wissenschaftliche Evaluation psychoedukativer Therapieangebote, Implementation und Evaluation gesundheitsfördernder Strategien, Untersuchungen zu Verordnungsgewohnheiten und Entwicklung von Leitlinien zur Psychopharmakotherapie. 28 Workshop 3 Dipl. Psych. Hans Gunia CURRICULUM VITAE: Dipl. Psych. Hans Gunia Am 3.3.56 geboren. Studium der Psychologie an der TU Darmstadt. Ausgebildet in Verhaltenstherapie, Dialektisch-Behavioraler Therapie und Integriertem Psychologischem Trainingsprogramm. Dozent und Supervisor für Verhaltenstherapie und Dialektisch-Behavioraler Therapie. Lehraufträge im Bereich Klinische Psychologie an der TU Darmstadt. Seit 1988 beschäftigt im Zentrum für Soziale Psychiatrie, Walter-Picard Klinik und seit gleicher Zeit auch in eigener Praxis tätig. Therapeut im Darmstädter DBT-Netzwerk. Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Ambulante Therapie von Borderline-Patienten und Psychoedukation in der Behandlung von Psychosen. 29 Workshop 3 Psychoedukative Familienintervention – ein Multifamilienansatz Prof. Dr. Hartmut Berger / Dipl. Psych. Hans Gunia Das familiäre Klima bestimmt mit über den Verlauf psychotischer Störungen. In zahlreichen Studien zeigten sich Zusammenhänge von ungünstiger familiärer Atmosphäre mit erhöhten Rückfallraten. Psychoedukation zur Verbesserung des familiären Milieus konnte im Verbund mit Neuroleptika diese Rückfallraten erheblich senken. In neueren Metaanalysen zeigte sich, dass insbesondere verhaltens-therapeutisch orientierte FamilienInterventionen hierbei sehr effizient waren. Trotzdem werden Patienten und Angehörige üblicherweise separat mit Psychoedukation behandelt. Der Aufwand einer Familien-betreuung vor Ort ist für die Regelversorgung viel zu kostenintensiv. Am Zentrum für Soziale Psychiatrie Riedstadt wurde die 'Psychoedukative Familienintervention' (PEFI) entwickelt, um in ökonomischer Weise das zusätzliche Präventionspotential vereint behandelter Familien zu erschließen. Da mehrere Familien gleichzeitig teilnehmen, kommen Techniken aus der verhaltenstherapeutischen Gruppenund Familientherapie zum Einsatz (z.B. Rollenspiele mit interfamiliärer Besetzung). An den zehnwöchigen Gruppen nahmen bisher 25 Familien teil. Berichtet wird die Implemen-tierung von PEFI, von der Manuali-sierung über die Trainerausbildung bis hin zur Evaluation und Qualitätssicherung. Darüber hinaus kann unser experimenteller Ansatz zur Emotionsdekodierung als Element von Expressed Emotions dargestellt werden. Die bisherigen Hauptergebnisse der Begleitforschung unter Standardversorgungsbedingungen: verringerte Rückfallraten (von 66% auf 19%), Reduktion der Symptomatik (BPRS von 39 auf 22), Zunahme des Wissens über die Erkrankung und Copingstrategien. Auch die Teilnahmequote von 92% und die positiven Beurteilungen der Sitzungen führen zum dem Schluss, dass mit der PEFI ein effizientes Nachsorge-Modul zur Verfügung steht und dass Mehrfamiliengruppen problemlos in der psychiatrischen Standardbehandlung eingesetzt werden könnten. KORRESPONDENZADRESSE Dr. J. Friedrich, Institut f. Psychologie, TU Darmstadt (D) Hochschulstr. 1, D-64289 Darmstadt Tel.: 06151/16-3814F ax: 06151/16-6638 E-Mail: [email protected] 30 Notizen 31 Workshop 4 PD Dr. Georg Wiedemann CURRICULUM VITAE: Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann Herr Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann ist sowohl Facharzt für Psychiatrie und Neurologie (Nervenarzt) mit den Zusatztiteln Psychotherapie und Psychoanalyse sowie den Fachkunden Suchttherapie und Suchtmedizin und der fakultativen Weiterbildung Klinische Geriatrie, als auch Facharzt für Psychotherapeutische Medizin sowie Lehrtherapeut und Supervisor. Nach einer internistischen Tätigkeit arbeitete er sowohl langjährig an einer verhaltenstherapeutisch orientierten psychosomatischen Fachklinik (Windach), als auch an einer psychoanalytisch orientierten psychosomatischen Klinik (München-Bogenhausen). Danach war er am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München tätig und führte dort zusammen mit Prof. Hahlweg das Forschungsprojekt „Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Psychosen durch Kombination von Familienbetreuung und Psychopharmakotherapie“ im Rahmen des BMFT-Schwerpunktprogramms "Therapie und Rückfallprophylaxe chronischer psychischer Erkrankungen im Erwachsenenalter" durch. Seine Habilitation befasst sich mit dem Thema "Therapie, Verlauf und Prädiktion der Schizophrenie - Rückfallprophylaxe durch Kombination von Familienbetreuung und unterschiedlicher Psychopharmakotherapie". Die Lehrbefugnis für das Fach "Psychiatrie und Psychotherapie und Psychosomatische Medizin" erhielt er im Februar 2000. Herr Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann ist zurzeit als Leitender Oberarzt und Stellvertretender Ärztlicher Klinikdirektor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Frankfurt am Main tätig. Er ist einerseits für Psychotherapie- und Interventionsforschung in Kombination mit neurowissenschaftlichen Fragestellungen aus der Affektforschung zuständig. Andererseits stellt die Entwicklung und Implementierung störungsspezifischer Behandlungskonzepte mit der Kombination aus Psychotherapie, Psychopharmakotherapie, Soziotherapie und Angehörigenbetreuung und deren wissenschaftliche Evaluation im Rahmen der Umsetzung in die Versorgungsrealität einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit dar. Beispiele für Projekte in Kooperation mit Partnern, gefördert von DFG und weiteren Drittmittelgebern, sind "Prospektive Untersuchungen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Panikangst an Panikpatienten und Patienten mit einem automatischen implantierten Kardioversions-Defibrillator", "Wirkvariablen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention für schizophrene Patienten unter besonderer Berücksichtigung der Therapeuten- und Patientenmerkmale", "Kognitive Verhaltenstherapie mit schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen im postakuten Stadium" und weitere. Im Jahre 2004 erhielt er von der "Stiftung für Seelische Gesundheit" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) einen Psychotherapie-Preis für hervorragende Leistungen in grundlagenbezogener und klinischer Psychotherapieforschung. AKTUELLE ADRESSE: Priv.-Doz. Dr. med. Georg Wiedemann Ltd. Oberarzt und Stellvertretender Ärztlicher Klinikdirektor Klinikum der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main Zentrum der Psychiatrie und Psychotherapie Heinrich-Hoffmann Str. 10 60528 Frankfurt am Main Tel. 069/ 6301-5341 Fax 069/ 6301-5936 32 Workshop 4 PD Dr. Stefan Klingberg CURRICULUM VITAE: PD Dr. Stefan Klingberg PERSÖNLICHE DATEN DIENSTANSCHRIFT Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Osianderstr. 24 72076 Tübingen Tel. 07071/2982330 und 2982684, Fax 07071/294141 email: [email protected] GEGENWÄRTIGE BERUFLICHE POSITION Hochschuldozent und Leitender Diplom-Psychologe an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen AKADEMISCHE AUSBILDUNG Oktober 1984 – März 1990 Studium der Psychologie Mai 1993 Promotion am Psychologischen Institut der Universität Münster Juni 2003 Habilitation an der Fakultät für Informations- und Kognitionswissenschaften, Universität Tübingen. BERUFLICHE LAUFBAHN 1990 - 1992 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. R. Tölle). 1993 – 1996 Wissenschaftlicher Angestellter an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer). 1996 - 2003 Leitender Diplom-Psychologe und Wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen. seit 2004 Hochschuldozent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer). PSYCHOTHERAPEUTISCHE WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATIONEN Weiterbildungen in Klientenzentrierter Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie Supervisor für Verhaltenstherapie Approbation als Psychologischer Psychotherapeut 33 Workshop 4 Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie PD Dr. G. Wiedemann / PD Dr. S. Klingberg Von manchen wird der Begriff Psychoedukation kritisch gesehen Es handelt sich um einen eingedeutschten Begriff für was eigentlich? Wo hört Psychoedukation auf und wann fängt Psychotherapie, insbesondere Verhaltenstherapie, an? Was ist und hat Verhaltenstherapie, was Psychoedukation nicht hat? etc. etc. Die Abgrenzungsfragen möchten wir an den bisher erfolgreichsten psychotherapeutischen Interventionen zur Behandlung schizophrener Störungen aufzeigen: der verhaltenstherapeutisch orientierten Einzel-Familientherapie und der kognitiven Verhaltenstherapie mit Patienten: Für Familien wurden eine Reihe von verhaltenstherapeutisch orientierten entwickelt, die alle von dem Verletzlichkeits-Streß-Bewältigungs-Konzept ausgehen. Der Ansatz von Falloon et al. (1990) zur verhaltenstherapeutisch orientierten Familientherapie ist am fundiertesten ausgearbeitet. Dieser teilt sich im Laufe von ca. 25 Sitzungen während eines Jahres grob in vier Teile auf: Die Verhaltensanalyse, die Informationsphase, das Kommunikationstraining und das Problemlösetraining. Alle neueren Familientherapieformen bei der Schizophrenie haben folgende Gemeinsamkeiten: - eine positive und aufrichtige Arbeitsbeziehung zwischen Therapeut und Familie, - die Bereitstellung von Familientherapie in einer stabilen, strukturierten Form - ein Schwerpunkt in der Verbesserung des Umganges mit Stress und eine Fokussierung auf die aktuellen Probleme - Ermutigung des Respekts für und der Akzeptanz von zwischenmenschlichen Grenzen innerhalb der Familie - Bereitstellung von Information über die biologische Natur der Erkrankung mit Reduktion von Scham- und Schuldgefühlen in der Familie - Verwendung verhaltenstherapeutischer Techniken wie schrittweise Bearbeitung von Problemen - Verbesserung der Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern. Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Arbeit mit Patienten verfolgt verschiedene Ziele: die Verbesserung der Rückfallverhütung, die Reduktion von positiven und negativen Symptomen sowie die Verbesserung der sozialen Integration der Patienten. Dabei wird zunächst von 34 allgemeinverhaltenstherapeutischen Strategien Gebrauch gemacht wie: Therapieplanung auf der Basis einer gemeinsamen Problem-, Motivations- und Zielanalyse; strukturiertes, transparentes und geplantes Vorgehen; Einsatz von Protokollen und Hausaufgaben; Verwendung von Techniken, die Verhalten, Fühlen und Denken in Zusammenhang bringen. Für die Rückfallverhütung werden dann folgende Strategien eingesetzt: ein systematisches Training zur Erkennung von Frühwarnzeichen und zur Krisenbewältigung sowie ein systematisches Training zur Erkennung und Bewältigung von Belastungen im Alltag. Die Strategien zur Symptomreduktion erfordern zunächst die Beachtung der Besonderheiten der Therapeut-Patient-Beziehung bei dieser schweren Störung. In behutsamer aber konsequenter Weise wird versucht, Positiv-Symptome durch Strategien der Realitätsprüfung zu beeinflussen und die funktionalen Einschränkungen durch die Symptome zu minimieren. Negativ-Symptome werden einerseits als Kompetenzdefizite, andererseits als Bewältigungsverhalten verstanden und entsprechend differenziert angegangen. Zur Verbesserung der sozialen Situation werden Trainings sozialer und emotionaler Kompetenzen durchgeführt. Die Grundlage aller aktuellen Therapiekonzeptionen stellen die empirischen Befunde zum Vulnerabilitäts-Streß-Bewältigungs-Modell dar. Als Triggerfaktoren für eine Symptomauslösung wurden belastende Lebensereignisse, eine überlastende soziale Umgebung und ein emotional spannungsgeladenes Familienklima erkannt. Schutzfaktoren stellen adäquate neuroleptische Medikation, Bewältigungskompetenzen auf Seiten des Patienten und der Familie und unterstützende psychosoziale Ressourcen dar. 35 Workshop 5 Dr. Andreas Bechdolf CURRICULUM VITAE: Dr. med. Andreas Bechdolf LEBENSLAUF: Geboren: Familienstand: Hochschulreife: am 20.07.1967 in Köln in Partnerschaft, zwei Kinder 6/1986 Abitur am Viktoriagymnasium Aachen Studium: 10/1987 bis 12/1994 Humanmedizin an der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und an der Freien Universität Berlin Approbation: Promotion: 5/1996 11/1996 an der RWTH Aachen bei Prof. Dr. Klosterkötter zum Thema: Selbst wahrnehmbare Vulnerabilität, Prodromalsymptome und Bewäligungsreaktionen vor affektiven Psychosen Facharzt: 12/2001 Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Zusatzbezeichnung: 4/2003 Anerkennung zum Führen der Zusatzbezeichnung„Psychotherapie“ Berufliche Tätigkeiten: 12/1994-5/1996 Arzt im Praktikum, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin (Direktor: Prof. Dr. H. Helmchen) 6/1996-10/1996 Arzt, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin (Direktor: Prof. Dr. H. Helmchen) 1/1997-8/2002 Arzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. J. Klosterkötter) seit 9/2002 Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. J. Klosterkötter) Psychotherapeutische Tätigkeiten: 12/1997- 2/2002 berufsbegleitende Verhaltenstherapie-Weiterbildung zur Erlangung des Zusatztitels “Psychotherapie” für Ärzte an der Akademie für Verhaltenstherapie Köln (AVT) zusätzliche Seminare und Workshops bei H. D. Brenner, I.Falloon , P. Garety, F. Kanfer, M. Linehan, K. Hahlweg, J. Margraf, P. McFarlane, H. U. Wittchen, V. Roder seit 2001 Dozent u. a. bei Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Akademie für Verhaltenstherapie Köln (AVT), International Early Psychosis Association (IEPA) zur Diagnostik und Therapie von Personen mit erhöhtem Risiko für schizophrene Erkrankungen und zu kognitivverhaltenstherapeutischen Interventionen bei Patienten mit schizophrenen Störungen Wissenschaftliche Schwerpunkte: Antragsteller und Projektleiter von randomisierten Studien zur Evaluation von kognitivverhaltens therapeutischen Strategien bei Patienten mit schizophrenen Störungen, Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht und einer vom BMBF mit ca. 500.000 Euro geförderten Studie bei Risikopersonen mir erhöhtem Psychoserisiko Weitere Interessensgebiete sind Prodromalsymptome bei schizophrenen und affektiven Störungen, Coping- und Lebensqualitätsforschung 36 Workshop 5 Dipl. Psych. B. Conradt CURRICULUM VITAE: Dipl.- Psych. Birgit Conradt, Psychologische Psychotherapeutin LEBENSLAUF: Geb. 1959 in Düsseldorf, verheiratet, 2 Kinder SCHUL- UND UNIVERSITÄTSAUSBILDUNG: 1978 Abitur 1980-87 Psychologie-Studium an der Universität Würzburg und der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie 1987 Abschluß des Studiums als Diplom-Psychologin WEITERBILDUNG: 1986-1989 Ausbildung am AFS (Köln) in Paar- und Familien-Therapie mit Abschluß als Paar- und Familientherapeutin 1996-1999 Verhaltenstherapeutische Ausbildung am Institut für KlinischeVerhaltenstherapie an der Psychiatrischen Klinik der Heinrich-Heine Universität 1999 Approbation als Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) BERUFLICHE TÄTIGKEIT: 1987-1990 Wissenschaftliche Angestellte am Medizinischen Institut für Umwelthygiene an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf 1990-1992 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt des BMFG „Ausgliederung geistig behinderter Menschen aus Psychiatrischen Kliniken, Heilpädagogischen Heimen in Hessen und im Rheinland“ seit 1993 Diplom-Psychologin an den Rheinische Kliniken Düsseldorf, Kliniken der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf 1993 - 99 Diplom-Psychologin in der Psychiatrischen Tagesklinik 2000-2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenznetz Schizophrenie im Projekt „Psychologische Interventionen bei ersterkrankten Schizophrenen“ ARBEITSSCHWERPUNKTE: Verhaltenstherapeutische Interventionen bei schizophrenen Psychosen, Kognitive Therapie, Psychoedukation, Therapiestudien, Leitung von Weiter- und Fortbildungen für Ärzte und Pflegepersonal, Supervision, seit 2004 Mitglied der Arbeitsgruppe Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen ADRESSE: Dipl.-Psych. Birgit Conradt Rheinische Kliniken Düsseldorf Kliniken der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf Bergische Landstr.2 40629 Düsseldorf Tel.: 0211 / 9223454 [email protected] 37 Workshop 5 PD Dr. Georg Juckel CURRICULUM VITAE: Priv.-Doz. Dr. med. Georg Juckel Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Stv. Leitender Oberarzt Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charite, Humboldt-Universität Schumannstr. 20/21 10117 Berlin [email protected] Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Berlin, 1980 Abitur am Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf, 1981-1986 Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie an der Freien Universität Berlin, 1983-1986 Wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Institut, 1986-1995 Studium der Humanmedizin an der Freien Universität und Humboldt Universität Berlin, 1989-93 Doktorand und Studentische Hilfskraft der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. H. Helmchen), Promotion: „Akustisch evozierte Potentiale bei Patienten mit affektiven Störungen unter Fluvoxamin, Lichttherapie und Lithium“ bei Prof. Dr. B. MüllerOerlinghausen, 1992-93 Forschungsaufenthalt im Department of Psychophysiology, Institute for Psychology, Hungarian Academy of Sciences Budapest, 1995-2002 AIP- und Assistenzarztzeit an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. H.J. Möller), Leitung des Labors für Mimik- und Bewegungsanalyse psychiatrischer Patienten, 1997-1998 Forschungsaufenthalt im Program in Neuroscience, Princeton University, USA (Prof. B.L. Jacobs), 1998-2002 Stellvertretender Leiter und Funktionsoberarzt der Abteilung für Klinische Neurophysiologie (Prof. Dr. U. Hegerl), regelmäßiger Mitveranstalter der „Münchener EEGTage“, 1999-2002 Aufbau und Leitung der Arbeitsgruppe Hirnfunktionsdiagnostik (EEG, fMRT) der Psychiatrischen Klinik, Subprojektleiter im BMBF-geförderten bundesweiten Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“, 1999-2001 Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapieausbildung in München und Tübingen, 2001-2002 Neurologiezeit an der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (Prof. Dr. T. Brandt), seit 2002 Stv. Leitender Oberarzt an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charite Berlin (Prof. Dr. A. Heinz), Leitung des Labors für Experimentelle Psychiatrie, der AG Hirnfunktionsdiagnostik, der AG funktionelle und strukturelle Bildgebung, des Früherkennungs- und Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg, des Schwerpunktes Schizophrenie und der Akutstation, 2003 Habilitation („Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale als Indikator des zentralen serotonergen Systems – Untersuchungen im Tiermodell sowie an psychiatrischen Patienten und gesunden Probanden“), Beginn des Aufbaus des lokalen Netzwerks „Früherkennung schizophrener Prodromalzustände“ Berlin-Brandenburg, 2004 Ernennung zum Oberassistenten (C2). Autor von über 90 Original- und Review-Artikeln in internationalen und nationalen Fachzeitschriften sowie Büchern, Auszeichnung durch mehrere Preise so z. B. mit dem hochdotierten DGPPN-Duphar/Solvay-Forschungspreis, umfangreiche Reviewertätigkeit und Lehrtätigkeit im regulären und Reformstudiengang für Mediziner sowie im internationalen Studiengang Medical Neuroscience, Mitglied mehrerer psychiatrischer und neurowissenschaftlicher Fachgesellschaften, gegenwärtige Forschungsschwerpunkte: Tiermodelle psychiatrischer Erkrankungen, fMRI, Neurobiologie des Frühverlaufs schizophrener Erkrankungen. 38 Workshop 5 Psychologisch-psychoedukative Frühinterventionen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko Dr. Andreas Bechdolf 39 Frühverlauf Frühverlauf schizophrener schizophrener Erstepisoden Erstepisoden -- Mannheimer -Studie -(n ABC Mannheimer ABCABC-Studie (n == 267) 267) PsychoPsychotische Vorphase Prodromalphase Alter 24,2 29,0 Zeitdauer 5,0 Jahre 2 Monate 30,1 30,3 1,1 Jahre positive Symptome negative und unspezifische Symptome Auftreten sozialer Defizite erstes Anzeichen einer psychischen Störung (unspezifisches / negatives Symptom) erstes Maximum positives der Symptom PositivPositivsymptomatik Ersthospitalisierung (mod. nach Häfner et al., 1995) 12 MonateMonate-Psychoseraten bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko 60 Übergangsraten in % 50 40 30 20 10 Yu PA ng et CE a (N= l., 20 104 04 ) Mil PR ler et IME al. (N= , 200 13) 2 Yu PA ng et CE a (N= l., 20 49) 03 0 Interventionen bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko 40 35 30 25 20 15 10 5 0 S I, 6 M o n a te S I, 12 M o n a te S I-C , 12 M o n a te C T , 12 M o n a te T A U , 12 M o n a te O L Z, 12 M o n a te Mc PR Glas IME han (n= et a l., 2 60) 004 N S I, 12 M o n a te Mo ED rriso DIE n e (n= t al. 58 , 20 ) 04 N S I, 6 M o n a te Mc PA Gorr CE y e (n= t al., 59 20 ) 02 Übergangsraten in Psychose % pro Gruppe Verschiedene Untersuchungen zeigen, daß kognitive Denkund Wahrnehmungsstörungen, Negativsymptomatik, Ängste, depressive Symptome sowie soziale Stagnation oder sozialer Abstieg in der Regel der schizophrenen Erstmanifestation um Jahre vorausgehen. Vor dem Hintergrund dieser Befunde wurden mittlerweile Kriterien entwickelt, welche den Übergang in eine Psychose prospektiv in 35-54 % der Fälle innerhalb von 12 Monaten oder 70 % der Fälle innerhalb von 5.4 Jahren vorhersagen können. Erste randomisierte Präventionsstudien zeigen Hinweise für eine Verzögerung/ Verhinderung der Psychosemanifestation unter der Behandlung mit Low-Dose-Risperidon and kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) kombiniert (SI, McGorry et al., 2002), KVT alleine (Morrison et al., 2004) und OlanzapinMedikation alleine (McGlashan et al., 2004). Erstmals wird jetzt im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie eine differentielle Frühintervention bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko evaluiert. Im psychosefernen Stadium (Risiko: 70 % / 5.4 Jahre) wird eine umfassende KVT-Intervention evaluiert, im psychosenahem Stadium (Risiko: 35 - 54 % / 1 Jahr) eine Behandlung mit Amisulprid. Die therapeutischen Techniken, die bei der KVT-Intervention im psychosefernen Stadium zur Anwendung kommen, sind kognitiv-behavioural ausgerichtet und orientieren sich an den empirisch gesicherten wirksamen Interventionen bei erst- oder rezidivierend erkrankten Schizophrenen und bei Klienten mit Angst- oder Depressionssymptomatik. Das Behandlungsangebot umfaßt Einzel-, Gruppentherapie, Angehörigenberatung und Kognitives Training. Die Ziele dieses etwa über 12 Monate angebotenen Programms liegen in der Besserung der aktuellen Beschwerden und Symptome der Klienten, der Vermeidung von sozialem Abstieg und Behinderung sowie der Verzögerung, wenn möglich der Verhinderung des Auftretens psychotischer Symptome. Die ersten Erfahrungen zeigen, daß das entwickelte psychologische Frühinterventionsprogramm von den Klienten angenommen wird und sie motiviert an der Behandlung teil-nehmen. Gemäß der Programmziele, konnte bei den meisten Klienten eine Besserung der aktuellen Beschwerden und Symptome, die Vermeidung von sozialem Abstieg oder Behinderung erreicht werden. Erste Zwischenergebnisse zeigen geringere Übergangsraten in die Psychose im KVTProgramm als in einer unspezifischen Kontrollbedingung. P L C , 12 M o n a te Differentielle Frühintervention bei Risikopersonen Psychosefern: Psychosefern: Psychosenah : - prädiktive Basissymptome - Kurzzeitige intermittierende psychotische Symptome (BLIPS) oder - Leistungsabfall bei vorhandenem Risiko (familiär oder obstetrisch) obstetrisch) oder - attenuierte Positivsymptome Kognitive Verhaltenstherapie Stützende Interventionen + Amilsulprid Prä-Scores für Prä post Prä-- and and postpost-Scores für KVT KVT bei bei Risikopersonen Risikopersonen im im psychosefernen psychosefernen Prodrom Prodrom (n (n == 10) 10) pre post 50 300 * ** 250 40 200 ** 150 30 20 ** ** 10 100 GAF and SPAI PANSS, BSS and MADRS 60 50 0 0 P A N S S to tal B SS SPAI M ADRS *p < 0.05, ** p G AF < 0.01 PANSS total= General Psychopathology, Psychopathology, BSS = Basic Symptom Score, MADRS = Depression, SPAI = Social Anxiety, Anxiety, GAF = Global Assessment of Functioning Bechdolf et al., Psychiatry Res (in press) 40 Workshop 5 Früherkennungsstrategien bei schizophrenen Psychosen / Psychoedukation bei ersterkrankten schizophrenen Patienten / Rezidivprohylaxe Dipl.-Psych. Birgit Conradt Während die Psychoedukation von Patienten in der Prodromalphase noch auf einer nicht gesicherten Diagnose basiert und eher unspezifische Symptome im Vordergrund stehen, wird der Patient bei der Manifestation einer ersten psychotischen Episode mit der Diagnose, den Symptomen, dem Krankheitsmodell und den Behandlungsmöglichkeiten deutlich konfrontiert. Das Auftreten eines Rezidivs muss berücksichtigt werden und bei Wiederauftreten möglicher Frühsymptome kann eine prodromgestützte Frühintervention entsprechend dem VSC-Modell erfolgen. Krisensituationen, Belastungssituationen und deren Bewältigung müssen in das Behandlungskonzept eingebunden werden und gemeinsam mit dem Patienten bearbeitet werden. Bei der Behandlung ersterkrankten Patienten, das sind etwa 15% der stationär aufgenommenen Patienten, ist häufig mangelnde Krankheits- und Behandlungssicht und wenig compliance anzutreffen. Zudem erholen sich etwa 20% der Patienten trotz Behandlung gemäß heutiger Standards nicht von der ersten Episode. Damit gewinnt die Auseinandersetzung mit der Erkrankung besondere Bedeutung. Hier ist besonders auf ein selbstwertschonendes therapeutisches Vorgehen zu achten, in dem neben Schwierigkeiten und Defiziten der Patienten seine Bewältigungsstrategien und Ressourcen herausgearbeitet werden. Mögliche Informationsverarbeitungsstörungen, vorherrschende Negativsymptomatik und paranoides Misstrauen müssen dabei berücksichtigt werden. Bei Ersterkrankten ist Psychoedukation für Patienten und Angehörige Pflicht. Angehörige Ersterkrankter haben oft ein besonders hohes Informationsbedürfnis und hohen Leidensdruck. Vorgestellt wird ein im Rahmen des Kompetenznetzes Schizophrenie entwickeltes kognitiv - verhaltenstherapeutischen Therapiekonzept, in das ein 8 std. psychoedukatives Programm für Patienten und Angehörige integriert ist (Klingberg, Schaub, Conradt: Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Störungen, 2003, Beltz-Verlag). Es ist ein ambulantes Therapieangebot im Einzelkontakt, das für niedergelassene Therapeuten und Ambulanzen entwickelt wurde. 41 PRODROMGESTÜTZTE FRÜHINTERVENTION BEI ERSTERKRANKTEN SCHIZOPHRENEN Prodromale Symptome im VSC-Modell Effektive Regulation von Affekten u/o Coping Skills Rückkehr zum stabilen Stadium Vulnerable individuelle Stressverarbeitung Stabiles Stadium Prodromähnliche Symptome Rückkehr zum stabilen Stadium Effektive Regulation von Affekten u/o Coping Skills Effektive familiäre u/o soziale Unterstützung u/o Therapeutische Interventionen Ineffektive Regulation von Affekten u/o Coping Skills Stressor Prodromale Phase Ineffektive Regulation von Affekten u/o Coping Skills Ineffektive familiäre u/o soziale Unterstützung u/o Therapeutische Interventionen Herz & Lamberti (1995) Rückfall RÜCKFALLPHASEN UND INTERVENTIONEN BEI SCHIZOPHRENEN STÖRUNGEN Rückfall Symptomatik und Störung der Rollenfunktion Psychotische Exazerbation ProdromalPhase Prodromartige Symptome Baseline Individuelles FrühCoping intervention Notfallbehandlung Stressor Zeit Krisenintervention Hospitalisierung Herz & Lamberti (1995) Grundlagen zur Psychoedukation bei ersterkrankten schizophrenen Patienten - 15% aller stationär aufgenommenen schizophrenen Patienten sind Ersterkrankte - 20 – 30 % der ersterkrankten Patienten bedürfen aufgrund monoepisodischer Verläufe, Placeboresponse bzw. Scheinresponse eigentlich keiner Langzeitmedikation, sind aber bislang prospektiv nicht identifizierbar - Ersterkrankte haben ein erhöhtes Risiko unerwünschter Neuroleptikawirkungen - die Krankheits- und Behandlungseinsicht Ersterkrankter ist besonders gering - die Compliance Ersterkrankter ist besonders gering - 20% der Patienten erholen sich trotz Behandlung gemäß heutiger Standards nicht von der ersten Episode Ersterkrankte Schizophrene sind eine spezielle Patientengruppe mit spezifischen Behandlungsbedürfnissen Behandlungstrategien: • Bearbeitung des Krankheitsund Behandlungskonzepts • Frühsymptom-Erkennung und Krisenmanagement • Erkennung und Bewältigung von Belastungen • Bewältigung andauernder Symptome • Einbeziehung von Angehörigen Wesentliche Elemente sind: Bearbeitung des Krankheits- und Behandlungskonzepts, Einführung in das Frühsymptom- und Krisenmanagement, Einführung in Erkennung und Bewältigung von Belastungen. Im weiteren Therapieverlauf erfolgt eine Vertiefung auf der Basis einer individuellen Fallkonzeption und Therapieplanung. Je nach Problemlage werden unterschiedliche Bereiche bearbeitet: Intervention bei auftretenden Frühsymptomen, bei relevanten Belastungsfaktoren oder bei persistierenden Symptomen. In einem 8-stündigen Angehörigen-Programm werden neben den o.g. psychoedukativen Inhalten in 2 gemeinsamen Sitzungen mit dem Patienten die Krankheitsmodelle von Patienten, Angehörige und Therapeuten, Frühsymptomen und die Entwicklung eines (gemeinsamen) Krisenplans bearbeitet, ebenso wie Alltagsprobleme im Umgang mit den Patienten. 42 Workshop 5 Berliner Erfahrungen mit Psychoedukation bei schizophrenen Prodromalzuständen PD Dr. Georg Juckel, M. Hauser (Berlin) Die Psychoedukation von Patienten und ihren Bezugspersonen hat sich als ein wichtiges Therapieelement in der Behandlung der Schizophrenie erwiesen. Sie findet daher auch in der frühen Behandlung von Prodromalzuständen vor der ersten manifesten schizophrenen Episode Anwendung, wobei jedoch einige Besonderheiten der Behandlung in diesem frühen Erkrankungsstadium beachtet werden müssen, da die Patienten und ihre Angehörigen das Vollbild der Erkrankung noch nicht kennengelernt haben. In dem Beitrag sollen erste Erfahrungen im Früherkennungs- und Therapiezentrum für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg mit einem an das Kölner Manual (Bechdolf et al. 2002, Kompetenznetz Schizophrenie) angelehnten Psychoedukationsprogramm für Betroffene im Prodromalzustand und deren Angehörige vorgestellt werden. Es basiert auf der Vorstellung, dass es für den weiteren Verlauf von Prodromalpatienten insgesamt günstiger ist, deren Krankheitseinsicht, Compliance und Copingstrategien zu fördern. Eventuelle Nachteile wie Förderung von Ängsten und Stigmatisierung dürften dies nicht aufwiegen, sollten aber im Rahmen des Psychoedukationsprogramm oder in einer begleitenden Psychotherapie thematisiert und aufgefangen werden. Die Programm für Betroffene wird einzeln in 7 Sitzungen durchgeführt, das für Angehörige in 6 Sitzungen in der Gruppe angeboten. Themen sind die individuellen gegenwärtigen Symptome, Erklärungsmodelle wie neurobiologische Hypothesen und das Vulnerabilitäts-Streß-Modell, Copingstrategien und Stressreduktion, Rolle von Drogen, Krankheitskonzepte und allgemeine Informationen zur möglichen Krankheit.(Risiko, Häufigkeit, Verlauf, Therapie, etc.). Dieses Programm wird evaluiert mit Fragebögen zum Wissen, Krankheitseinstellung, Lebensqualität, psychopathologischen Veränderungen und zum Nutzen des Programms selber. Erste Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert. Programm für Betroffene (7 Einzelsitzungen á 60 Minuten; wöchentlicher Rhythmus, Papier/Bleistift und vielé Arbeitsblätter) 1. Sitzung: Vorstellen des Programms Besprechen von Zielen und Fragen 2. Sitzung: S Klärung des Begriffs Psychose / Abgrenzung zur eigenen Symptomatik Besprechen individueller Symptome im Zusammenhang zu bestimmten Situationen Einordnung der Symptome in Kategorien 3. Sitzung: Ursachen für die Symptome Verletzlichkeits-Stress-Modell zur veranschaulichenden Erklärung der Entstehung von Symptomen 4. Sitzung: Belastungen und Bewältigung I: Erkennen eigener Belastungen und Bewältigungsfähigkeiten; Behandlungsmöglichkeiten durch sozialpsycho-therapeutische Maßnahmen 5. Sitzung: Belastungen und Bewältigung II: Umgang mit Belastungen und Problemen Erkennen einer Verringerung der eigenen Belastbarkeit Was mache ich bei einer Krise? 6. Sitzung: Ursachen für Symptome aus biologischer Sicht Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten 7. Sitzung: 43 Abschließende Besprechung Offene Fragen Wie geht’s weiter? Workshop 6 Dr. med. Helmut Schönell CURRICULUM VITAE: Dr. med. Helmut Schönell 1958 Geboren in Düsseldorf 1977 - 1985 Studium der Medizin an der Universität Düsseldorf 1980 - 1985 Studium der Soziologie, Philosophie und Linguistik an der Universität Düsseldorf 1985 - 1992 Assistenzarzt an den Rheinischen Kliniken Düsseldorf 1992 - 2001 Oberarzt in der Allgemeinen Psychiatrie der Rheinischen Kliniken Düsseldorf 2001 - 2003 Leitender Oberarzt der Abteilung Suchtkrankheit an den Rheinischen Kliniken Düsseldorf seit Juli 2003 Chefarzt am St. Josef Krankenhaus in Neuss WISSENSCHAFTLICHE ARBEITSSCHWERPUNKTE: • Diagnostik in der Psychiatrie • Psychopathologie, Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP) • Psychoedukation bei schizophrenen Störungen • Psychiatrische Begutachtung 44 Workshop 6 Dipl. Psych. Roberto D’Amelio CURRICULUM VITAE: Dipl. Psych. Roberto D’Amelio LEBENSLAUF: Dipl. Psych. Roberto D’Amelio, Studium in Heidelberg, Psychologischer Psychotherapeut und verhaltenstherapeutischer Supervisor, Weiterbildung in Verhaltenstherapie und Hypnotherapie, seit 1996 Mitarbeiter an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes mit Schwerpunkt Krankheitsverarbeitung und psychotherapeutischer Interventionsforschung, Dozent in den Fachbereichen Medizinische und Klinische Psychologie und in der Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. Dipl. Psych./ Psych. Psychotherapeut Roberto D'Amelio Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes D-66421 Homburg/ Saar Tel.: Fax: E-Mail: E-Mail: 06841-1624211, -10 06841-1624147 [email protected] [email protected] 45 Workshop 6 Psychoedukation bei Doppeldiagnosen Dr. med. Helmut Schönell Die Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen der ICD-10 Gruppen F2-F4 und gleichzeitigem Substanzkonsum stellt seit Jahren eine Herausforderung für psychiatrische Versorgungseinrichtungen dar. Die Behandlung dieser comorbiden Patientengruppe ist am ehesten durch ein zielgruppenspezifisches – die suchtspezifischen und sonstigen psychiatrischen Krankheitsanteile gleichermassen berücksichtigendes – stationäres/teilstationäres Angebot zur Diagnostik und Behandlung zu realisieren. In dem Workshop werden die Entwicklung und die Therapieprinzipien einer solchen Schwerpunktstation unter besonderer Berücksichtigung einer psychoedukativen Grundhaltung dargestellt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich unter diesem Therapieregime die Verweildauern und die Wiederaufnahmelatenzen nicht von einer Vergleichsgruppe chronisch psychisch Kranker ohne Substanzkonsum unterscheiden. 46 Workshop 6 GOAL- Gesund Ohne Abhängigkeit Leben. Ein Behandlungsprogramm für Patienten mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis und Drogenabusus Dipl. Psych. Roberto D’Amelio • Autoren: Dipl. Psych. R. D’Amelio, Prof. Dr. med. P. Falkai, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes, D-66421 Homburg/Saar Schizophren Erkrankte stellen unter den Benutzern von illegalen Drogen einen bedeutende und in den letzten Jahren in der Zahl anwachsende Gruppe dar. Diese Patientengruppe lässt sich durch Polytoxikomanie, ein frühes Auftreten der schizophrenen Symptomatik und unzureichender sozialer Integration charakterisieren. Die Behandlung gestaltet sich wegen der unzureichenden Medikamenten- und Therapie-Compliance als schwierig. Das hieraus resultierende erhöhte Rückfallrisiko in Bezug auf die schizophrene Erkrankung und der fortgesetzte Missbrauch von psychoaktiven Substanzen führt im Vergleich zu Patienten ohne Drogenproblematik zu einer deutlich häufigeren Wiederaufnahme in die Klinik und zu einem malignem Verlauf der Erkrankung. In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes wurde für diese Patienten mit Doppeldiagnose das „Gesund Ohne Abhängigkeit Leben" („GOAL“) Behandlungsprogramm entwickelt. Wesentlicher Baustein dieses spezifischen Interventionsprogramms ist die kognitiv-behaviorale GOAL“-Therapiegruppe“, mit Fokus auf Krankheitsinformation, Rückfallprophylaxe und Rückfallmanagement. Das bedeutet zum einen, dass die Vermittlung von doppeldiagnosespezifischem Wissen und die Thematisierung der kurz- und langfristigen negativen Zusammenhänge zwischen Substanzkonsum und Verlauf der schizophrenen Psychose stattfinden soll. Darüber hinaus sollen Fertigkeiten zur Vermeidung, Prävention und Begrenzung eines Rückfalls (sog. konsumbezogene „skills“) verbessert werden. Der Patient soll in der „GOALTherapiegruppe“ erfahren, wie er einen möglichen Substanzkonsum begrenzen (Management von „Ausrutschern“) und wie er weiteren Rückfällen vorbeugen kann (Management von „Hochrisikosituationen“; adäquates Verhalten bei „Alarmsignalen“). Darüber hinaus sollen gesundheitsdienliche Alternativen („Gesunde Gewohnheiten“) zum Drogenkonsum erarbeitet und umgesetzt werden. 47 GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes: Übersicht über die Ziele des GOAL-Behandlungsprogramm • Information: Der Patient soll über die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Drogenkonsums, unter besonderer Berücksichtigung der schizophrenen Grunderkrankung, informiert werden. • Abstinenz: Beim Patienten soll die Entscheidung zur Abstinenz gefestigt werden. • Rückfall: Der Patient soll lernen, rückfallgefährdende Situationen zu identifizieren, diese nach Möglichkeit zu vermeiden oder sie mittels geeigneter Strategien zu bewältigen. • Alternativen: Beim Patienten soll Verhalten angestoßen werden, das alternativ zum Drogenkonsum ist und dazu dient, Gesundheit und Lebenszufriedenheit herzustellen bzw. zu erhöhen. • Behandlung: Der Patient soll zu einer weiterführenden und kontinuierlichen Behandlung der Psychose und der Drogenproblematik motiviert werden. GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes: Behandlungsmodule EinzelPsychotherapie Außerklininische Aktivitäten Sportgruppe im Fitness-Studio Warnsignalgruppe Psychiatrische Behandlung Ergotherapie als psychoedukatives Behandlungsmodul der schizophrenen Symptomatik Soziale Kompetenzgruppe GOAL-Gruppe als psychoedukatives Behandlungsmodul der Doppeldiagnose-Symptomatik Kunst- und GestaltungsTherapie FreizeitAktivitäten Kognitives Training Arbeitstraining Alltagpraktisches Training GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes: Übersicht über die GOAL-Gruppe • • • • • • • Block I: Stunde 1: Fakten zu Drogenkonsum und Verlauf der Psychose Stunde 2: Drogenkonsum als „ungesunde Gewohnheit“ Stunde 3: Schadensbegrenzung bei erneutem Drogenkonsum Stunde 4: Besprechung von Hochrisiko-Situationen Stunde 5: Besprechung von Alarmsignalen Stunde 6: Erstellung einer persönlichen Notfallkarte • • • • • Block II: Stunde 7: Gesundheitsförderliche Aktivitäten Stunde 8: Abstinenz lohnt sich Stunde 9: Benennung einer Vertrauensperson Stunde 10 bis 12: Praktische Übung in Rückfall-Prävention und Rückfall-Management Die „GOAL-Therapiegruppe“ stellt eine Adaption des Konzeptes von Roberts et al. (1999) dar und ist als halboffene Gruppe mit 6-8 Teilnehmern konzipiert, die unter der Anleitung von 2 Therapeuten über 12 Sitzungen und mit der Frequenz von 2x pro Woche stattfindet. • Literatur: - Behrendt B (2001) Meine persönlichen Warnsignale. Ein Therapieprogramm zur Rezidivprophylaxe bei schizophrener und schizoaffektiver Erkrankung. Manual für Gruppenleiter. Tübingen: DGVT Verlag - D’Amelio R, Klein T, Behrendt B, Falkai P, Oest M (2005) GOAL- Gesund Ohne Abhängigkeit Leben. Ein Therapieprogramm für Patienten mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis und Drogenabusus. In: Behrendt B & Schaub A. (Hrsg.) Psychoedukation und Selbstmanagement. Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Krankheitsbewältigung für die klinische Praxis. Tübingen: DGVT Verlag, 79-110 48 Notizen 49 Workshop 7 Dr. Teresa Froböse CURRICULUM VITAE: Teresa Froböse LEBENSLAUF PERSÖNLICHE DATEN Name: Geburtsdatum: Geburtsort: Staatsangehörigkeit: Religionsbekenntnis: Familienstand: Eltern: Geschwister: SCHULBILDUNG 06/1996 STUDIUM WS 1996/97 – SS1998 WS 1998/99 – 05/2003 Teresa Froböse 05.08.1977 Hannover deutsch röm.katholisch ledig Dr. med. H.-J. Froböse, Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie Christiane Froböse, Ärztin Engmann-Froböse, Anja, geb. Froböse, Diplom-Soziologin Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife, Reuchlin Gymnasium Ingolstadt (Leistungskurse Latein, Mathematik) Humanmedizin an der LMU München Humanmedizin an der TU München FAMULATUREN Innere Medizin: Kreiskrankenhaus Kösching Chirurgie: Klinikum Ingolstadt Strahlentherapie und Radioonkologie: Universitätsklinikum Großhadern, München Gynäkologie und Geburtshilfe: Frauenklinik Dr.Geisenhofer, München Neurologie: Prof.Dr.Angstwurm, Ludwig-Maximilians-Universität München Arbeitsmedizin: Arbeitsmedizinischer Dienst AUDI AG Ingolstadt PRAKTISCHES JAHR 04/2002 – 03/2003 1. Tertial: Innere Medizin - Prof. Helmke 4. Medizinische Abteilung des KH München - Bogenhausen 2. Tertial: Neurologie – Prof. Hess Neurologische Klinik und Poliklinik Universitätsspital Zürich Hospitation in Praxis Prof. Mumenthaler in Zürich 3. Tertial: Chirurgie - Dr. Reuter Chirurgische Abteilung des KH der Barmherzigen Brüder München Ärztin im Praktikum 01.08.2003 – 30.09.2004 Akutpsychiatrie, Klinikum r.d.Isar der TU München Approbation 10/04 Dissertationsthema Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München Direktor: Prof. Förstl/ OA Dr. Bäuml Thema: Modifizierte Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit kognitiven Störungen 50 Workshop 7 Dr. Bernhard Sibum CURRICULUM VITAE: Dr. Bernhard Sibum BIOGRAPHIE: Dr. med. Bernhard Sibum *1954 Approbation 1981 Ausbildung in den Bereichen Innere Medizin, Psychosomatik und Psychotherapie undPsychiatrie. Mitglied der Bielefelder Arbeitsgruppe „PEGASUS“ seit 1989 und Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukation“ seit 1996. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin, Klinische Geriatrie. Stv. Ärztlicher Direktor des Westfälischen Zentrums Paderborn und Chefarzt der Abt. Gerontopsychiatrie, Soziotherapie. 51 Workshop 7 Dr. Josef Bäuml CURRICULUM VITAE: Dr. med. Josef Bäuml, Ltd. OA Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie KURZBIOGRAPHIE: - verheiratet mit Sonderschullehrerin - 3 Kinder AKADEMISCHER UND KLINISCHER WERDEGANG: 1975-76 Universität Regensburg, Germanistik und Theologie 1976-78 Universität Regensburg, Klinisches Vorstudium 1978-83 Techn. Universität München, klinisches Studium 5 / 1983 Approbation als Arzt 1983-84 Senioren-Tagesklinik, Klinikum rechts der Isar der TUM 1986 Promotion, Techn. Univ. München 1984-88 Akutpsychiatrie, Klinikum rechts der Isar der TUM 1988-89 Neurologische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TUM 1989-99 Akutpsychiatrie, Psychiatrischer Konsiliardienst Konsiliardienst auf der Toxikologischen Abteilung 1992 Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie 1997 Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM 1.2.2000 Leitender Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM Oberärztliche Leitung der akutpsychiatrischen Abteilung. WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE: Angehörigenarbeit bei schizophrenen Psychosen. Compliance-Verbesserung bei psychiatrischen Patienten. Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Patienten. Empowerment und Trialog bei psychischen Erkrankungen. Psychopharmakotherapeutische Rezidivprophylaxe. Therapieresistenz bei schizophrenen und affektiven Erkrankungen FACHGESELLSCHAFTEN Referent in der Fort- und Weiterbildung der BLÄK , IFT , Akademie im Park in Wiesloch, LV Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e.V. Mitgliedschaft in Fachgesellschaften: DGPPN, AGNP, gfts, BAP und CIP (verhaltens-therapeutische Ausbildungsinstitute), ÄWK (Psychotherapeut. Ausbildungsinst.) ADRESSE: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar Technische Universität München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel. 089/4140-4205/06 Fax: 089/4140-4245 [email protected] 52 Workshop 7 Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder Krankheitseinsicht Dr. Teresa Froböse / Dr. Josef Bäuml Die Patienten-Kooperation und Compliance haben bei der Behandlung chronischer Erkrankungen eine zentrale Rolle. Durch die pharmakologische Weiterentwicklung der neuroleptischen Therapie bei schizophrenen Patienten konnte die stationäre Behandlungsdauer verkürzt werden und eine bessere ambulante Behandlung gewährleistet werden. Die Verkürzung des stationären Aufenthaltes und eine anschließende stufenweise soziale Reintegration stellen eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten dar. Während früher die Patienten nur stationär behandelt werden konnten, kann heute ein großer Anteil der Patienten mit entsprechender Krankheitseinsicht auch ambulant behandelt werden. Diese Umverteilung hat zur Folge, dass sich gerade im stationären Bereich vermehrt schwer kranke Patienten häufen mit fehlender Krankheits- und Behandlungseinsicht. In diesem Zusammenhang ist eine enge Kooperation zwischen Angehörigen und professionellen Helfern unbedingt erforderlich. Im Rahmen eines Vortrages für die Aktionsgemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker e.V. am 20.7.04 von Dr. J. Bäuml über „Die Rolle der Angehörigen bei der Behandlung von krankheits- und behandlungsuneinsichtigen schizophrenen Patienten“ wurden mit einem Fragebogen Daten von 84 Angehörigen bei ca. 120 Teilnehmern erhoben. Mit diesen Fragen sollten mögliche Zusammenhänge zwischen der fehlenden Krankheitseinsicht von Patienten und den eventuell dafür verantwortlichen Faktoren untersucht werden. Die 84 Angehörigen waren im Durchschnitt 62 Jahre alt, 75% der Angehörigen waren weiblich, zu 79,5% hatten sie einen Realschul- bzw. Gymnasialabschluß und zu 59% waren die Söhne der Angehörigen, zu 23,1% die Töchter, zu 11.5% die (Ehe-)Partner betroffen. Die dazu gehörigen Patienten waren im Durchschnitt 35 Jahre alt, 30,5 % waren weiblich, 75% absolvierten die Realschule bzw. das Gymnasium, im Mittel lagen zum Erhebungszeitpunkt bereits 3 stationäre Aufenthalte vor und 59,9% waren in medikamentöser Behandlung, 32,9% hatten keine Medikation und bei 7,3% waren keine weiteren Angaben möglich. 53 Beschreibung der Angehörigen und Patienten Angehörige (n=84) Patienten (n=84) 62 Jahre (Median) (28-81 Jahre) 35 Jahre (Median) (19-70 Jahre) w 75 % 30,5% Schulbildung Realsch./Gymn. Verwandtschaftsverhältnis Sohn Tochter (Ehe-) Partner Sonstiges 79,5 % 75% Alter Geschlecht 59% 23,1% 11,5% 6,4% 3 (Median), 0-25 Stationäre Aufenthalte Medikamentöse Behandlung ja nein keine Angabe 59,8% 32,9% 7,3% Gründe für fehlende Krankheitseinsicht aus Sicht der Angehörigen • • • • • • Patient : 58,3% Nebenwirkungen: 29,8% Schicksal: 13,1% Behandler: 9,5% Fehlende Wirksamkeit der Medikation: 6% Angehörige: 2,4% Zusammenhang Medikationseinnahme und Krankheitseinsicht der Patienten Etwas/ Ausgesprochen/ gar nicht überwiegend krankheitseinsichtig krankheitseinsichtig (n=22) (n=54) 39% (n=19) 61% (n=30) Medikation Ja Medikation Nein 11% (n=3) 89% (n=24) 59% der Angehörigen berichten, dass ihre erkrankten Familienangehörigen nur „etwas“ oder „gar nicht“ krankheitseinsichtig seien. Die Ursachen für diese fehlende Krankheitseinsicht liegt aus der Sicht von 58,3% der Angehörigen hauptsächlich am Patienten selbst. 29,3% der Angehörigen vertreten die Meinung, dass die Nebenwirkungen der Medikamente verantwortlich für eine fehlende Krankheitseinsicht seien. Als weitere Gründe werden von 13,1% das Schicksal, von 9,5% die behandelnden Ärzte, und von 6% die fehlende Wirksamkeit der Medikamente genannt. Es stellte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Medikationseinnahme und Krankheitseinsicht der Patienten dar. Von den Patienten, die Medikamente einnehmen, zeigten 39% eine ausgeprägte Krankheitseinsicht, während 61% von ihnen diese auch akzeptierten trotz mangelnder Krankheitseinsicht. Patienten ohne medikamentöse Behandlung waren zu 89% krankheitsuneinsichtig. Fehlendes Wissen über die Erkrankung, Unerfahrenheit der Angehörigen und ein dysfunktionales Krankheitskonzept der Patienten sind häufig die Ursachen der Non-Compliance. Die bifokale Psychoedukation mit Einbeziehung der Angehörigen versucht in erster Linie, die basalen Informationsdefizite zu beheben. Allerdings reicht dieses Vorgehen offensichtlich bei 40% nicht aus, um ihnen eine ausreichende Krankheitseinsicht zu ermöglichen. 1/3 von ihnen nimmt überhaupt keine Medikation ein. In diesem Workshop soll durch interaktives Vorgehen versucht werden innovative Strategien zu entwickeln, um auch krankheitsuneinsichtige Patienten über eine „Kultivierung der doppelten Buchführung“ für eine ausreichende Behandlung zu gewinnen. 54 Workshop 7 Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder Krankheitseinsicht – Ambulantes Setting Dr. Bernhard Sibum Das ambulante Setting unterscheidet sich vom stationären dadurch, dass viele PsychoseErfahrene sich in einer anderen Phase ihrer Erkrankung befinden. Die Betroffenen haben nach dem Klinikaufenthalt meistens eine mehr oder weniger große Distanz zum psychotischen Erleben entwickelt. Sie befinden sich häufig in der Auseinandersetzung mit dem Schicksalsschlag „Psychose“ und haben im Rahmen der zu leistenden Trauerarbeit mit Nicht-Wahr-Haben-Wollen, Wut, Ohnmacht und Trauer die erste Kränkung überwunden Psychose-Erfahrene, die sich für eine ambulante psychoedukative Gruppe interessieren, gehen häufig in die Auseinandersetzung mit ihrer Erkrankung, aber auch mit den Professionellen, wollen mehr wissen. Sie sind selbstbewusster. Ausgehend von den „Erlebniswelten“ und eigenen Konzepten der Psychose-Erfahrenen wird über die Erarbeitung des kleinsten gemeinsamen Nenners eine Annäherung an die medizinischen Diagnosen versucht. Die Akzeptanz der Diagnose einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis kann dabei keineswegs Voraussetzung für die Teilnahme an einer psychoedukativen Gruppe sein. Allein das Interesse an der Gruppe ist für uns hinreichend. In dem Workshop sollen zur Erarbeitung geeigneter Zugangsweisen zu den PsychoseErfahrenen die Konstrukte „Krankheitseinsicht“ und „compliance“ besprochen werden. Methodisch besteht über das Rollenspielverfahren für die Teilnehmer die Möglichkeit (aber kein Zwang!), exemplarisch an einer psychoedukativen Gruppensequenz teilzunehmen und sich somit in die Rolle eines Betroffenen zu versetzen und aus dessen Perspektive die professionelle Seite kennen zu lernen. 55 Workshop 8 Dr. med. Christine Rummel CURRICULUM VITAE: Dr. med. Christine Rummel Name: Dr. med. Christine Rummel Anschrift: Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München Möhlstr. 26 81675 München [email protected] Schulbesuch: 1980 – 1984 St. Anna-Volksschule, Augsburg 1984 – 1993 Gymnasium A. B. von Stettensches Institut, Augsburg Studium der Humanmedizin: 1993 – 2000 Medizinische Fakultät der Technischen Universität München; mehrmonatige Studienaufenthalte in den USA (u.a. The Zucker Hillside Hospital, New York) Dissertation: 2003 Arbeitsschwerpunkte: Psychoedukations- und ComplianceForschung Preise: Sonderpreis des Klinikförderpreises 2004 der bayerischen Landesbank für das Projekt „Patienten informieren Patienten“ Die Bestimmung der neuroleptischen Schwellendosis 56 Workshop 8 Dr. Werner Kissling CURRICULUM VITAE: Dr. Werner Kissling DERZEITIGE POSITION Leiter des Centrums für Disease Management an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München Möhlstr. 26, 81675 München Tel. 089 4140 4207, Fax: 089 4140 4894 E-mail: [email protected] BERUFLICHER WERDEGANG 1969-1976 Studium der Humanmedizin an der Universität Tübingen und der Technischen Universität München 1977-1980 Psychiatrische Weiterbildungszeit und Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München Seit 1980 Psychiatrische Universitätsklinik der Technischen Universität München Leitender Oberarzt und Leiter des Centrums für Disease Management (seit 2000). FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE Rezidivprophylaxe schizophrener Psychosen, Evidenzbasierte Psychiatrie, Qualitätsmanagement, Medical decision making, Compliance, Psychoedukation, Gesundheitsökonomie, Shared Decision Making, Organisator der Konsensuskonferenz von Brügge und Herausgeber der "Guidelines for neuroleptic relapse prevention in schizophrenia" (1991). Leiter der vom BMBF geförderten „Münchner PIP Studie“ zur Wirksamkeit psychoedukativer Maßnahmen bei schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen, Leiter des vom BMGS geförderten Modellprojekts „SHARED DECISION MAKING, Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess“ und Leiter einiger Teilprojekte des „Kompetenznetzes Schizophrenie“. Autor und wissenschaftlicher Berater des internationalen „Alliance“ Programms, einem in Zusammenarbeit mit Patienten und Angehörigen herausgegebenen Psychoedukationsprogramm für schizophrene Patienten und Angehörige. Leiter des bayerischen Qualitätszirkel Netzwerks für niedergelassene Nervenärzte Koordinator der Anti-Stigma Aktion BASTA (www.openthedoors.de) und stellvertretender Vorstand des deutschen Anti-Stigma Vereins „open the doors“ e.V. Projektleiter eines von der EU geförderten Projekts der Cochrane Collaboration zur Erstellung einer Datenbank für psychiatrische Therapie Leitlinien Mitglied in zahlreichen psychiatrischen Fachgesellschaften wie der DGPPN, AGNP. ECNP etc. 57 Workshop 8 Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen: Peer-to-Peer-Strategien Dr. med. Christine Rummel Ausbildung mittels „5-Stufenplan“ Stufe 1 Teilnahme der zukünftigen Peer-Moderatoren an einer Psychoedukations(PE)gruppe Stufe 2 Teilnahme an Trainings-Workshops (Gruppenmoderation, Wissensvertiefung, Rollenspiele mit Videoaufzeichnung) Stufe 3 Durchführung von PE-Gruppen von Peer-Moderatoren in CoModeration mit Ärzten/Psychologen Stufe 4 Eigenständige Durchführung von PE-Gruppen durch PeerModeratoren, Supervision durch Ärzte/Psychologen Stufe 5 Rekrutierung neuer Peer-Moderatoren aus den laufenden Gruppen CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München Ergebnisse • Der 5-Stufenplan scheint geeignet zur Ausbildung von PeerModeratoren zu Leitern von PE-Gruppen • Geeignete Patienten/Angehörige können nach Schulung eine PEGruppe in Co-Moderation bzw. selbständig leiten • Wissensveränderung der Teilnehmer gemeinsam bzw. selbständig geleiteter Gruppen sind vergleichbar mit rein professionell geleiteten Gruppen • Die Peer-Moderatoren und das Programm genießen eine sehr hohe Akzeptanz CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München Peer-to-peer-Programme: Grenzen und Chancen Grenzen – Naturgemäß begrenztes medizinisches Wissen – Mögliche Belastung der Peer-Moderatoren – Rekrutierung geeigneter Peer-Moderatoren Von Schizophrenie Betroffene und Angehörige von schizophren Erkrankten werden in jeweils eigenen Gruppen für die Leitung von Psychoedukationsgruppen für die jeweilige „Peergruppe“ (schizophren Erkrankte bzw. Angehörige) anhand eines 5-Stufenplanes ausgebildet. In Stufe 1 nehmen die zukünftigen Gruppenleiter an einer regulären Psychoedukationsgruppe mit acht Sitzungen (Einführung, Symptome und Diagnose, Ursachen, Medikamente, Warnzeichen und Rückfallschutz, psychosoziale Behandlung, Bedeutung der Angehörigen, Abschlusssitzung) teil. Stufe 1 ermöglicht somit einen Einstieg in die Materie aus Sicht eines Teilnehmers. Stufe 2 beinhaltet in mehrtägigen Trainings-Workshops eine Einführung in die Gruppenmoderation, Wissensvertiefung über Schizophrenie sowie Rollenspiele von Psychoedukationssitzungen mit Videoaufzeichnung. Stufe 3 umfasst die Gruppenleitung in Ko-Moderation mit einem ärztlichen/psychologischen Gruppenleiter. Ab Stufe 4 führen jeweils zwei ausgebildete Patienten-Gruppenleiter (für Angehörigengruppen zwei ausgebildete AngehörigenGruppenleiter) gemeinsam Psychoedukationsgruppen durch und rekrutieren aus diesen Gruppen als 5. Stufe neue, zukünftige Moderatoren für die Gruppenleitung. Ergebnisse aus von Patienten-Moderatoren geleiteten Patienten-Gruppen und von Angehörigen-Moderatoren geleiteten Angehörigengruppen werden im Rahmen dieses Workshops dargestellt. In den bisherigen Gruppen konnte gezeigt werden, dass die Wissenszunahme der Teilnehmer Peer-geleiteter Gruppen vergleichbar ist mit der Wissenszunahme in von Ärzten oder Psychologen geleiteten Gruppen. Die Peer-Moderatoren genießen eine hohe Akzeptanz bei den Gruppenteilnehmern. Eine besondere Chance des Projektes stellt die hohe Glaubwürdigkeit der Peer-Moderatoren dar, da sie die Schizophrenie aus eigener Erfahrung kennen bzw. selbst einen betroffenen Angehörigen haben. Im Rahmen dieses Workshops sollen Chancen und Grenzen dieses neuen Ansatzes gemeinsam mit Peer-Moderatoren diskutiert werden. Chancen – Glaubwürdigkeit der Peer-Moderatoren – Niedrigere Schwelle, sich bei anderen „Peers“ zu informieren – Ergänzung des professionellen PE-Angebotes CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München 58 Notizen 59 Workshop 9 Dr. Michael Rentrop CURRICULUM VITAE: Dr. Michael Rentrop LEBENSLAUF Dr. Michael Rentrop, geboren am 07.11.63 in Hilden. 1984 - 87 1988 - 1995 1998 1995 - 2004 2000-2002 2004 Seit 10/2004 Ausbildung zum Krankenpfleger am BKH Gabersee Studium der Humanmedizin an der TU München. Promotion zur Patientenzufriedenheit mit stationär psychiatrischer Behandlung Assistenzarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München, Klinikum rechts der Isar. Weiterbildung in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) nach O.F. Kernberg. Facharztanerkennung für Psychiatrie und Psychotherapie. Oberarzt und Leiter der Psychiatrischen Poliklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München. PUBLIKATIONEN: J. Klingelhöfer M. Rentrop : Klinikleitfaden Neurologie Psychiatrie, 3. Auflage, Urban und Fischer Verlag München 2003 Schlagmann C, Rentrop M, Mirisch S: Psychopharmakotherapie. In: A. Sellschopp, M. Fegg, E. Frick et al. Psychoonkologie. Zuckschwerdt Verlag München 2002. Rentrop M, Theml T, Förstl H. Wahnhafte Mißidentifikationen. Klinik, Vorkommen und neuropsychologische Modelle. Fortschritte Nurologie Psychiatrie 2002; 70: 313-320 Rentrop M., Häussermann P, Wilhelm Th, Heldmann B, Bischoff C, Conrad B. Hirnstamm und Kleinhirnatrophie bei Neurolues. Nervenarzt 2001; 72: 647-651 Rentrop M., Müller R. Kapitel 19. Schizophrene Psychosen, schizoaffektive, schizotype und wahnhafte Störungen. In: J Klingelhöfer, M Sprange (Hrsg) Klinikleitfaden Neurologie Psychiatrie, 2. Auflage, Urban & Fischer Verlag München 2001 Rentrop M, Böhm A, Kissling W. Patientenzufriedenheit mit stationär psychiatrischer Behandlung. Fortschritte Neurologie Psychiatrie 1999; 67: 456-465 Rentrop M, Hakk K, Freisleder FJ, Kissling W, Kockott G. Kindstötung und hebephrenes Syndrom bei metachromatischer Leukodystrophie. Nervenarzt 1999; 70 : 276-280 60 Workshop 9 Dr. med. Matthias Bender CURRICULUM VITAE: Dr. med. Matthias Bender Jahrgang 1961, verheiratet, drei Kinder; Stellv. Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Zentrum für Soziale Psychiatrie der Rehbergpark g.GmbH in 35745 Herborn, Austraße 40, Tel 02772/504502, [email protected] HOCHSCHULSTUDIUM 1982-1984 1983-1990 BERUFLICHER WERDEGANG 1990 1991-2000 1992-1998 Studium der Allgemeinen Literaturwissenschaft, Philosophie und Chemie an der Universität-GH-Siegen Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg und Cochabamba, Bolivien Forschungsstipendium an der Klinik für Innere Medizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Abteilung Internistische Psychotherapie wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Nervenheilkunde der PhilippsUniversität Marburg, davon: an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Prof W. Blankenburg, Prof J.-C. Krieg) 1998-1999 an der Klinik mit Poliklinik für Neurologie (Prof W. Oertel) 07/1999-03/2000 an der Klinik mit Poliklinik für Psychotherapie und Verhaltensmedizin 1999 Zusatztitel Psychotherapie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie seit 04/2000 stellv. Ärztlicher Direktor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für Soziale Psychiatrie der Rehbergpark g.GmbH Herborn; leitender Oberarzt für die Behandlungsschwerpunkte „schizophrene Psychosen“ und „Persönlichkeitsstörungen“ mit je einer 20 Betten führenden Aufnahmestation mit integrierter tagesklinischer und ambulanter Behandlung; u.a. mit ADHS-Spezialambulanz. u.a. Dozent an der Psychotherapie-Weiterbildungsstätte Marburg-Gießen-Kassel, Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Psychosen“, Lehrbeauftragter am Klinikum der Philipps-Universität Marburg 61 Workshop 9 Dipl. Psych. Maren Jensen CURRICULUM VITAE: Maren Jensen, Dipl.-Psychologin Psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin, Approbation 1999. medizinisch technische Laboratoriumsassistentin Ausbildung zur medizinisch-technischen Laboratoriumsassistentin am Hygiene Institut in Kiel (1979-1981), Berufstätigkeit als MTA/L im Bereich Pharmakologie und Hirnforschung, Arzneimittelfirma Ferring GmbH/Kiel (1982-1983), Studium der Psychologie an der Universität Hamburg (1986-1993), Beratungstätigkeit auf Honorarbasis für die Kontakt und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen in Hamburg (1993-1998), freiberufliche Tätigkeit als Psychotherapeutin und Supervisorin seit 1993, Angestelltentätigkeit als Diplom Psychologin im Klinikum Nord Ochsenzoll/Hamburg-Psychiatrie (1994-1999), seit 1999 Angestelltentätigkeit als Diplom Psychologin im Asklepios Westklinikum Hamburg zunächst im stationären Setting, seit 2001 in der Psychiatrischen Institutsambulanz. KLINISCHE SCHWERPUNKTE: Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien, psychologische Diagnostik und Evaluation. ERFAHRUNGEN IN DEN BEREICHEN: niedergelassene Praxis, psychosoziale Trainingsstation, Gerontopsychiatrie, Akutpsychiatrie und Psychiatrische Institutsambulanz, Supervision. ANSCHRIFT: Dipl.-Psych. Maren Jensen Asklepios Westklinikum Hamburg Psychiatrische Institutsambulanz Suurheid 20 22559 Hamburg. e-mail: [email protected] 62 Workshop 9 Psychoedukative Interventionen bei Borderline Patienten Dr. Michael Rentrop, Dr. Matthias Bender, Dipl. Psych. Maren Jensen Psychoedukative Interventionen bei Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung gehören noch nicht überall zum standardisierten Repertoire psychiatrischer Versorgung. Trotz der hohen Prävalenz der Borderline Störung mit etwa 1,5% in der Allgemeinbevölkerung und einem Anteil von bis zu 20% bei den stationär psychiatrisch behandelten Patienten steckt die Erarbeitung und Implementierung psychoedukativer Programme für diese Patientengruppe noch in den Anfängen. Die grundsätzlichen Anliegen psychoedukativer Interventionen für Borderline-Patienten entsprechen den im Konsensuspapier der Arbeitsgruppe „Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen“ getroffenen Aussagen. Sie liegen in einer systematisch didaktisch-psychotherapeutischen Vermittlung von Informationen zum Krankheitsbild, Förderung des Krankheitsverständnisses und der -bewältigung sowie Hilfen zum selbstverantwortlichen Umgang mit dieser Störung. In drei Impulsreferaten werden verschiedene klinische Ansätze psychoedukativer Interventionen für Patienten mit Borderlinestörung vorgestellt. Dabei steht, im Sinne einer Einführung, ein Referat über ein für 10 Gruppensitzungen konzipiertes Programm aus dem Bereich der Akutpsychiatrie am Anfang (M. Rentrop / München) Im folgenden Referat werden die inhaltlichen Basismodule und das psychosoziale Konfliktmanagement eines multimodalen, DBT orientierten Therapieprogramms dargestellt (M. Bender / Herborn). Dieses Modell wurde an einer versorgungspsychiatrischen Klinik mit stationärem Behandlungsschwerpunkt für Patienten mit Persönlichkeitsstörung entwickelt und erprobt. Ergänzend dazu wird eine Anspannungsregulationmethode vorgestellt, welche in besonderer Weise auf die erhöhte Sensitivität von Borderline Patienten gegenüber emotionalen Stimuli eingeht und ein psychologisches Erklärungsmodell für die zugrundeliegende physiologische und psychologische Anspannung, die emotionale Dysregulation sowie der damit verbundenen Impulsdurchbrüche anbietet (M. Jensen / Hamburg). Der psychoedukative, wissensvermittelnde Teil des Anspannungsregulationstrainings versteht sich als Teil eines psychoedukativen Ansatzes für Patienten mit Borderline-Störung und ist darüber hinaus für diagnoseübergreifende psychoeduaktive Gruppen gut geeignet. Orientiert an den Fragestellungen, den Interessen und dem Erfahrungshintergrund der Teilnehmer sollen inhaltliche und spezielle psychotherapeutische Fragen der Psychoedukation für Patienten mit Borderline-Störungen diskutiert werden. Dabei sollen auch Erfahrungen zu Fragen der Angehörigenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit berichtet und ausgetauscht werden. 63 Workshop 9 Dr. Matthias Bender Problembereiche der BPSSymptomatik auf klinischer Ebene: •Affektregulation •Selbstbild •Psychosoziale Integration •Kognitive Funktionsfähigkeit (u.a. dissoziative und pseudopsychotische Symptomatik •Verhaltensebene (u.a. Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten, Eßstörungen) Therapie der BPS in Modulen Überprüfung stationäre BB Loslösung von Überprüfung Maß nahmen zur Überprüfung geklärt und Info über Ziele für stationäre – Ambulant: DBT – Gruppentherapie Einzeltherapie: Trauma Psychoedukativer Schwerpunkt in der Basisgruppe I n. H. Dö Dörner Basismodule: z Einseitig entwickelte persönliche Stile versus psychische Gesundheit z Menschliche Grundbedürfnisse und Persönlichkeitsentwicklung – Das Circumplex- oder Polaritätenmodell z Was ist für mich wichtig, was ist für mich nicht wichtig? z Gesunde Persönlichkeit und funktionaler Persönlichkeitsstil z Gefährdung der psychischen Persönlichkeitsstörungen z Die „Rolle“ meines Lebens z Therapeutische Ziele formulieren und Problemlösungen erarbeiten z Zuordnung der Therapieangebote zu unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen Gesundheit und Persönlichkeit – Psychoedukativer Schwerpunkt in der Basisgruppe II n. H. Dö Dörner Psychosoziales Konfliktmanagement • Strukturierte und zielorientierte Therapieangebote o Selbstkontrolle und Selbstvertrauen • o Einsichts- und beziehungsorientierte Therapieangebote Selbstaktualisierung und Offenheit gegenüber Erfahrungen o Training sozialer Fertigkeiten Prosoziale Autonomie o Interpersonell orientierte Therapieangebote: Vertrauen in soziale Beziehungen • • 64 Notizen 65 Workshop 10 Dr. Gabi Pitschel-Walz CURRICULUM VITAE: Dr. Gabi Pitschel-Walz LEBENSLAUF Dr. rer. biol. hum. Gabi Pitschel-Walz, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin Geb. am 20.4.1956 in München SCHULBESUCH (1962-1975): Allgemeine Hochschulreife 1975, Sophie-Scholl-Gymnasium, München STUDIUM DER PSYCHOLOGIE AN DER LMU MÜNCHEN: 1975-1981 Schwerpunkt: Klinische Psychologie; Diplomprüfungen 1980/81 Thema der Diplomarbeit: Die Gemeinschaftspraxis – Modell der Kooperation helfender Berufe 1982-1987 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IFT Institut für Therapieforschung, Projektgruppe Herz-Kreislauf-Prävention 1988-1989 1990-1995 ARBEITSSCHWERPUNKTE: Entwicklung und Durchführung von verhaltenstherapeutischen Programmen zur Raucherentwöhnung und Übergewichtsreduktion freiberufliche Tätigkeit als Schulungs- und Kursleiterin sowie als Supervisorin für Kursleiter Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Psychiatrischen Klinik der LMU München, BMFT-geförderte multizentrische, randomisierte PIP-Studie (Psychosen-Informations-Projekt) ARBEITSSCHWERPUNKTE: Durchführung der psychoedukativen Patienten- und Angehörigengruppen im Rahmen der Studie; Datenverwaltung und Auswertung der Studie Seit 1995 psychologische Psychotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München Aktuelle klinische Arbeitsschwerpunkte: Psychoedukation bei Schizophrenie und Depression; Psychoseseminare; Psychotherapie (Kognitive Verhaltenstherapie); Angehörigenarbeit; Durchführung von Workshops zur Psychoedukation bei Schizophrenie und Depression für Ärzte, Psychologen und andere in der Psychiatrie tätige Berufsgruppen. Weitere Schwerpunkte: Therapieforschung - Studienplanung, Fragebogenentwicklung, Evaluation, Durchführung von Metaanalysen 1997 1999 Promotion (Dr. rer. biol. hum.) an der LMU München (Prof. R.R. Engel) Thema der Dissertation: Die Einbeziehung der Angehörigen in die Behandlung schizophrener Patienten und ihr Einfluss auf den Krankheitsverlauf Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie) Dr. Gabi Pitschel-Walz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel. 089/4140-4239 e-mail: [email protected] 66 Workshop 10 Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer LEBENSLAUF Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer 18.09.1949 Geboren in Mannheim 11.06.1968 Abitur 1969-1974 Studium der Medizin an der Universität Heidelberg 02.07.1974 Ärztliche Prüfung an der Universität Heidelberg 01.10.1974 - 30.04.1976 Medizinalassistent 04.03.1975 30.04.1976 Promotion an der Universität Heidelberg (Thema: Methodologische, psychophysische und neurophysiologische Aspekte des Schmerzproblems) Approbation als Arzt 01.07.1976 Beginn der Facharztausbildung am Bezirkskrankenhaus Günzburg 13.05.1981 Anerkennung als Psychiater 17.03.1983 Anerkennung als Nervenarzt 13.08.1983 Anerkennung als Gesprächspsychotherapeut in der GwG (Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie) 01.05.1985 Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 01.07.1987 Habilitation für das Fach Psychiatrie. (Habilitationsschrift: Aufklärung und Information in der Psychiatrie. Untersuchungen zum Kommunikationsstil von Psychiatern und zum Kenntnisstand psychisch Kranker) 14.09.1987 Erteilung der Lehrbefugnis an der Universität Erlangen-Nürnberg für das Fach Psychiatrie 28.01.1989 Anerkennung als Psychopathologie-Ausbilder der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP) 25.09.1990 Anerkennung als delegierter Ausbilder der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) 12.09.1991 Ernennung zum Professor für Psychiatrie (C3) an der Universität ErlangenNürnberg 10.05.1994 Anerkennung als Psychotherapeut durch die Landesärztekammer Bayern 09.03.1995 Anerkennung als Lehrtherapeut für Gesprächspsychotherapie durch die Landesärztekammer Bayern 01.07.1996 Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie (heute: Klinikum am Weissenhof) Weinsberg 15.12.1997 Umhabilitation, Universität Heidelberg 09.02.1999 Außerplanmäßiger Professor, Universität Heidelberg 67 Workshop 10 Psychoedukation bei depressiven Erkrankungen Dr. Gabi Pitschel-Walz / Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer Curriculum der psychoedukativen Gruppen bei Depression 1. Wie gerät man in die Depression und wie kommt man wieder raus? - Depressionsspirale 2. Symptome; Dreieck: Fühlen, Denken, Handeln 3. Ursachen (V/S-Modell); Diagnosen 4. Behandlung: Medikamente, Nebenwirkungen, Rezidivprophylaxe (Reizübertragung – Synapsenmodell) 5. Behandlung: Psychotherapie, weitere Behandlungsmöglichkeiten 6. Selbsthilfe: Steigerung angenehmer Aktivitäten 7. Selbsthilfe: Negative Gedanken erkennen und korrigieren; Problemlösen statt Grübeln; Suizidprävention Hilfe durch Angehörige, Hilfe für Angehörige 8. Goldene Regeln, Krisenplan, Literaturempfehlungen, Selbsthilfegruppen, wichtige Adressen Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003) Psychoedukation Depressionen. München: Urban & Fischer DIP-Pilotstudien: Beschreibung der Patienten Alter DIP-Pilotstudie I (n=91) DIP-Pilotstudie II (n=98) ∅ 55 Jahre (24-90 Jahre) ∅ 51 Jahre (23-84 Jahre) w 75 % 71% Schulbildung Realsch./Gymn. 48 % 48% Diagnose Bipolare Störung Depressive Episode Rez.depressive Störung Andere Diagnosen Stationäre Aufenthalte 10 % 30 % 56 % 4% 3 (1-18), Median: 2 12% 36% 48% 4% 3 (1-14), Median: 2 Geschlecht Medikamentöe Behandlung Klassische Antidepressiva SSRI und andere neue AD 49 % 34 % 9% 76% Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003) Feedback der Teilnehmer (DIP-Pilotstudie I und II) Patienten DIP-Pilotstudie I DIP-Pilotstudie II N=39 N=53 Angehörige N=32 Als wie hilfreich haben Sie die Gruppe erlebt? Sehr hilfreich/hilfreich 87% 94% 100% Wie gut fühlen Sie sich informiert? Sehr gut/gut 95% 94% 100% Was halten Sie von der Anzahl der Treffen? Zu wenig 5% Angemessen 92% Zuviel 3% 13% 85% 2% 13% 84% 3% Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003) Bedeutung der Psychoedukation für die Compliance • Ausführliche u. zweiseitige Information über Behandlungsoptionen • Förderung einer generell positiven Haltung der Behandlung gegenüber • Hilfe annehmen als kompetentes Verhalten sehen lernen • Vermittlung des „Prophylaxegedankens“ • Motivierung zu Psychotherapie • Motivierung zur Auseinandersetzung mit dem behandelnden Arzt (Optimierung der Behandlung) Die Psychoedukation hat sich in den letzten Jahren zu einem nicht mehr wegzudenkendem Bestandteil der Behandlung Schizophreniekranker entwickelt. Die überzeugenden Wirkungsnachweise und die positiven praktischen Erfahrungen bei der Behandlung dieser Patientengruppe führten zur Ausweitung des psychoedukativen Ansatzes auf zahlreiche andere psychische Störungen. 1998 wurde an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München ein psychoedukatives Programm für Patienten mit episodenhaft verlaufenden Depressionen und deren Angehörige zusammengestellt. In jeweils 8 Gruppentreffen - getrennt für Patienten und Angehörige - werden die wesentlichen Informationen über die Erkrankung selbst, die Behandlungsformen und die eigenen Einflussmöglichkeiten vermittelt. Zum anderen bieten diese Gruppen die Gelegenheit, persönliche Erfahrungen im Zusammenhang mit der Erkrankung und ihrer Bewältigung mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die Ergebnisse der Erprobung in einer Pilotstudie waren ermutigend. Ein ähnliches Programm wurde zur gleichen Zeit gemeinsam von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Heidelberg und dem Klinikum am Weissenhof Weinsberg entwickelt. Im Workshop werden die Informationsinhalte sowie die didaktischen Besonderheiten dieser Interventionsprogramme vorgestellt. In Rollenspielen sollen anschließend die Grundprinzipien des kognitiv-verhaltenstherapeutisch und des gesprächspsychotherapeutisch orientierten Vorgehens in einzel- und gruppentherapeutischen Situationen demonstriert und trainiert werden. Daneben soll Raum sein für Diskussionen über weitere Erfahrungen mit psychoedukativen Interventionsansätzen und Implementierungsstrategien bei depressiven Erkrankungen. Lit.: Pitschel-Walz G, Bäuml J, Kissling W (2003). Psychoedukation: Depressionen. Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban & Fischer. Dr. Gabi Pitschel-Walz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München 68 Notizen 69 Workshop 11 Dr. Annette Schaub CURRICULUM VITAE: Annette Schaub, Dr. phil., Diplom-Psychologin, psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin und Lehrtherapeutin für Kognitive Verhaltenstherapie, Promotion 1992, Approbation 1999 Studium der Psychologie an den Universitäten Mainz und Bonn; wissenschaftliche Assistentin an den Psychiatrischen Universitätskliniken Bonn (1984-1991), Bern (1993-1996) und München (LMU) (1995-1992: Teilnahme an Forschungsprojekten in den Arbeitsgruppen von Michael J. Goldstein, R.P. Liberman, Alan S. Bellack und Kim T. Mueser. Seit 1997 leitende Diplom- Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München KLINISCHE SCHWERPUNKTE: Durchführung von Einzel- und Gruppeninterventionen bei Patienten mit schizophrenen, depressiven und bipolaren Erkrankungen im stationären und ambulanten Setting. Lehrtätigkeit in Medizinischer Psychologie, Klinischer Psychologie und Kognitiver Verhaltenstherapie sowie Supervision in kognitiver Verhaltens- und Familientherapie. FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE: Leitung von Projekten zur Entwicklung und Evaluation einer bewältigungsorientierten Gruppentherapie bei Patienten mit schizophrenen Störungen, zur Psychoedukation und Krankheitsbewältigung bei Patienten mit depressiven oder bipolaren Störungen sowie zu neuropsychologischen Funktionen bei Patienten mit depressiven oder schizophrenen Störungen. Das Projekt für die Optimierung der Behandlung affektiver Störungen (1999-2004) wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. ANSCHRIFT: Dr. Annette Schaub Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität Nußbaumstr. 7 80336 München E-Mail: [email protected] 70 Workshop 11 Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig CURRICULUM VITAE: Peter Bräunig 1974 – 1976: Studies of Medical Sciences, Humboldt-University Berlin, (Charité), Germany 1976 – 1979: Studies of Medical Sciences, University Carl Gustav Carus Dresden, Germany 1979 – 1980: Internships, University Carl Gustav Carus Dresden Neurosurgery, Neuroophthalmology, Internal Medicine 1980: 1981: Diploma in Medical Sciences Medical Thesis 1980 – 1984: 1984 Resident in Psychiatry and Neurology, University Carl Gustav Carus Dresden Training in Psychotherapy, Department of Psychotherapy and Psychosomatic Medicine, Bezirkskrankenhaus Dresden-Neustadt 1984/1985 Dismissal from the citizenship of the German Democratic Republic (GDR) and relocation to the Federal Republic of Germany (FRG) 1985 – 1989 Resident in Psychiatry/Staff Psychiatrist, Department of Psychiatry, University of Bonn, Germany 1986 Board certification as 'Psychiatrist' 1989 – 1998 Head, Department of Clinical Psychiatry, Westfälisches Zentrum für Psychiatrie, University of Bochum, Germany 1991/92 Assistant Professor of Psychiatry 1993 – 1998 Head, Center for Rehabilitation in Psychiatry, associated with the 'Westfälische Zentrum für Psychiatrie' Bochum, Germany 1996 1997 Certification as Psychotherapist Associate Professor of Psychiatry since 1998 Chief, Clinic for Psychiatry, Behavioural Medicine and Psychosomatics Chemnitz, Affiliated with the University of Dresden, Germany Visiting scientist 1993/1994 Center for Addiction and Mental Health, Department of Mood and Anxiety Disorders, University of Toronto, Canada 1999/2000 Center for Addiction and Mental Health, Department of Mood and Anxiety Disorders, University of Toronto, Canada Chemnitz, 11.01.2005 Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig 71 Workshop 11 Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen Dr. Annette Schaub KLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE DER LMU MÜNCHEN Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen Annette Schaub Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München Ansatzpunkte psychotherapeutischer Interventionen • Lebensfreude und ein selbstbestimmtes Leben zurückgewinnen; Rückfällen, Substanzmißbrauch, Suizidalität vorbeugen • Aufbau eines funktionalen Krankheits-Gesundheits-Modells • Mitarbeit mit der Pharmako- und Psychotherapie verbessern • Allgemeine Belastbarkeit und Stressmanagement erhöhen (z.B. Überforderungshaltung hinterfragen und loslassen) Psychotherapeutische Interventionen bei bipolaren Erkrankungen waren lange Zeit umstritten. Erst in den letzten Jahren konnten kontrollierte randomisierte Studien belegen, dass sich psychoedukative und kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze als hilfreich und empirisch effizient erweisen. Diese Veränderung hat sich vereinzelt im stationären und ambulanten Setting spezifischer Zentren vollzogen, jedoch nur bedingt in allgemeinen Kliniken, Praxen und Ausbildungsinstituten. Wenn-gleich die pharmakologischen Interventionen die Rückfallrate senken können, profitieren die Betroffenen stärker von einer Psychotherapie in bezug auf Selbstwertprobleme, Bewältigung des Stigmas, Verbesserung von Kompetenzen im Umgang mit der Erkrankung sowie familiärer Kommunikations- und Problemlösestrategien. • Regelmäßigen Lebensrhythmus stabilisieren • Frühwarnzeichen erkennen und angemessen reagieren Genetische und biologische Vulnerabilität Störungsmodell modif. nach Miklowitz und Goldstein (1997) Andere belastende Lebensereignisse Störungen des Lebensrhythmus’ Familiäre Konflikte Frühwarnzeichen Psychologische Bewältigungsstrategien Pharmakologische Strategien Auftreten affektiver Symptome Therapieansätze • Psychoedukative Ansätze - Fördern eines selbstverantwortlichem Umgangs mit der Erkrankung über Wissenszuwachs und über Selbsthilfestrategien wie Frühsymptom-und Medikationsmanagement • Kognitiv-behaviorale Interventionen - Verändern selbstwerthinderlicher Überzeugungen - Tagesstruktur und Schlaf-Wach-Rhythmus aufrechterhalten Interpersonelle Psychotherapie - Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen • Familienbezogene Interventionen - Psychoedukation, Kommunikations- und Problemlösestrategien Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der vom BMBF geförderten Studie zu unipolaren Störungen wurde 2000 an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig Maximilians Universität München eine kognitivpsychoedukative Gruppenintervention für Patienten mit bipolaren Erkrankungen und deren Angehörige entwickelt und etabliert. Das aktuelle Programm (Schaub A, Bernhard B, Gauck L, 2004) erstreckt sich auf 14 Sitzungen und deckt folgende Inhalte ab: das Vulnerabilitäts-Streß-Bewältigungsmodell, Informationen zur pharmakologischen Behandlung, Umgang mit Depression und Manie, Stärkung eigener Ressourcen und Kommunikations- und Problemlösestrategien sowie Suizidalität. Die Gruppen werden interaktiv und ressourcenorientiert durchgeführt. Die Organisation und Durchführung psychoedukativer Gruppen bipolarer Patienten und ihrer Angehörigen wurden in den letzten Jahren wissenschaftlich begleitet und evaluiert. In Ergänzung zu früheren Konzepten setzt diese Manual auch einen besonderen Schwerpunkt in der Einbindung der Angehörigen. Bisher haben 62 Patienten und 37 Angehörige an diesen Gruppen teilgenommen und sie fast vollzählig als informativ sowie hilfreich eingestuft. Bei den Patienten zeigte sich ein signifikanter 72 Workshop 11 Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen Dr. Annette Schaub Wissenszuwachs über die Erkrankung. Die Angehörigen fühlten sich nach Abschluss der Gruppen deutlich entlastet. Diese Ergebnisse zeigen, dass psychoedukative Interventionen ein wesentlicher Bestandteil in der Behandlung bipolarer Patienten sein sollte. Manuale: - Kognitive Verhaltenstherapie zur Rückfallprophylaxe. Meyer & Hautzinger 2004. - Kognitiv-psychoedukative Therapie bei bipolaren Erkrankungen. Schaub, Bernhard und Gauck 2004. - Psychoedukation bei bipolaren Störungen. Wagner & Bräunig 2004. Psychologische Ratgeber: - Achterbahn der Gefühle. Bock 1998. Psychoedukation hilft somit, ein gemeinsames Verständnis der Erkrankung zu entwickeln, aber auch Probleme und individuelle Vorstellungen der Betroffenen zu besprechen und den „Kommunikationsknoten“ aufzulösen. Das von uns entwickelte Manual kann ambulant und stationär im Einzel- oder Gruppensetting angewandt werden und erleichtert Klinikern und Therapeuten den psychotherapeutischen Zugang. Dieser Workshop gibt erst einen Überblick über aktuelle kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze und deren Evaluation, aber der Schwerpunkt liegt in der Darstellung unseres Behandlungskonzeptes und der Einübung spezifischer Fertigkeiten. - Zwischen den Polen von Manie und Depression. Bräunig & Wagner 2004. - Meine ruhelose Seele. Die Geschichte einer manischen Depression. Jamison 1999. - Mit gebrochenen Flügeln fliegen. Kingma 2002. - Bipolar: Leben mit extremen Emotionen. Wormer 2004. Inhalte der Gruppensitzungen für Patienten 1. Erklärungsmodell der Erkrankung 2. Einführung und Überblick 3. Medikamentöse Behandlung 4. Nebenwirkungen und weitere Behandlungsmöglichkeiten 5. – 8. Depression : Symptome und Bewältigungsmöglichkeiten; aktiver werden; „schwarze Brille abgeben“; Rückfällen vorbeugen 9. – 10. Manie: Symptome und Bewältigungsmöglichkeiten; Rückfällen vorbeugen, Belastbarkeit erhöhen 11. – 13. Gesunde Lebensführung: Lebensrhythmus, Alkohol und Drogen; Individuelle Ziele, Psychotherapie; Einführung in die LifeChart Methode 14. Zusammenfassung, Rückblick & Feedback Zusammenfassung: Fazit der Therapiestudien Psychoedukation als Ergänzung zur Pharmakotherapie erleichtert die Krankheitsbewältigung (höhere Akzeptanz der Erkrankung, höhere Mitarbeitsbereitschaft und Selbstwirksamkeit) verlängert deutlich die Dauer bis zum Rückfall bei depressiven (Miklowitz et al. 2003, Colom et al. 2003), gemischten (Colom et al. 2003) sowie bei (hypo-)manischen Episoden (Lam et al. 2003, Perry et al. 1999) verhindert nicht den Krankenhausaufenthalt, aber verkürzt deutlich die Aufenthaltsdauer ! Strukturierte psychologische Interventionen sind daher sehr wichtig! 73 Workshop 11 Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig Psychoedukatives Gruppenprogramm für Patienten mit bipolaren Störungen • Schwerpunkt Psychoedukation • Gruppentherapie • stationäres, teilstationäres und ambulantes Setting möglich • 12 Sitzungen à 60 Minuten • 8-12 Teilnehmer Wagner & Bräunig, 2004 Ziele der Psychoedukation • Aufklärung über die Erkrankung und Behandlung Informationsvermittlung • Aufbau von Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Erkrankung Rückfallprophylaxe • Stärkung der Eigenverantwortlichkeit Selbstmanagement fördern Themenschwerpunkte • Basisinformationen zur Erkrankung • Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell • Medikamentöse Therapie • Erfassung von Frühwarnsymptomen • Biologische und soziale Rhythmen • Stressmanagement und -prophylaxe • Interpersonelle Einflußfaktoren • Erarbeitung von Krisenplänen Die bipolare bzw. manisch-depressive Erkrankung stellt mit einer Prävalenz von bis zu 1,5% für die Bipolar I Störung und bis zu 11% für das gesamte bipolare Spektrum eine häufige psychische Störung dar. Die Rückfallraten sind hoch und betragen trotz deutlicher Fortschritte in der pharmakologischen Akuttherapie und Rezidivprophylaxe im ersten Jahr nach einer Episode 40% und bereits 73% nach 5 Jahren. Diese Limitierungen der pharmakologischen Behandlung führten dazu, psychosoziale Faktoren bei der Therapie der Erkrankung stärker zu berücksichtigen. Erste psychotherapeutische Interventionen beschränkten sich zunächst auf die Vermittlung von Informationen über die Erkrankung im Rahmen psychoedukativer Sitzungen. Erst in den letzten 10 Jahren etablierten sich zunehmend ausdifferenziertere psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung bipolarer Erkrankungen. Psychoedukation findet sich heute als integrierter Bestandteil mit unterschiedlicher Gewichtung und Elaboriertheit in fast all diesen Therapieformen wieder. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass bisherige Ergebnisse der Psychotherapieforschung auf die positive Wirkung von Psychoedukation im Rahmen der Rückfallprophylaxe hindeuten. Einen elaborierten psychoedukativen Ansatz stellt das in der Klinik für Psychiatrie, Verhaltensmedizin und Psychosomatik des Klinikums Chemnitz entwickelte manualisierte Gruppenprogramm zur Behandlung bipolarer Erkrankungen (Wagner & Bräunig, 2004) dar. Neben der Informationsvermittlung über die Erkrankung, ihre Entstehung und ihre Behandlungsmöglichkeiten wird auf die Förderung des Selbstmanagements des Betroffenen und den Aufbau von Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Erkrankung fokussiert. Zentrale Themenbereiche des Manuals, wie sie auch von anderen Therapieansätzen in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung berücksichtigt werden, sind die Erfassung von Frühwarnsymptomen, die Regulation biologischer und sozialer Rhythmen, ein Stress- und Krisenmangement, die Veränderung krankheitsbegünstigender Denk- und Verhaltensmustern sowie interpersonelle Problembereiche. Gemeinsam mit den Patienten werden in diesem Zusammenhang deren individuelle Risikofaktoren für eine erneute Erkrankung erarbeitet und Strategien zur Rückfallprophylaxe vorgestellt. 74 Lit.: Wagner, P. & Bräunig, P. (2004). Psychoedukation bei bipolaren Störungen. Ein Therapiemanual für Gruppen. Stuttgart: Schattauer. 75 Workshop 12 Dr. med. Katarina Stengler-Wenzke CURRICULUM VITAE: Dr. med. Katarina Stengler-Wenzke: Katarina Stengler-Wenzke; geboren 1968, lebt mit ihrer Familie (Ehemann und Tochter) in Leipzig. Nach Abschluss des Abiturs 1987 und einjährigem Klinikspraktikum Medizinstudium an der Universität Leipzig von 1988-1994; 1994-2000 Weiterbildung und Abschluss als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Leipzig. 1995 Promotion an der Universität Leipzig - Institut für Klinische Chemie Seit 2004 als Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie der Universität Leipzig (Professor Dr. med. M. C. Angermeyer) tätig – Leiterin der Ambulanz. Klinischer und Forschungsschwerpunkt: Zwangserkrankungen – psychotherapeutische und neurobiologische Studien. Seit 1996 Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukation bei schizophren Erkrankten“. 76 Workshop 12 Prof. Dr. med. Peter Hornung CURRICULUM VITAE: KURZ-BIOGRAFIE: W. Peter Hornung, Prof. Dr. med., geb. 21.01.1955 in Karlsruhe/Baden. Verheiratet, 2 Kinder. Abitur in Karlsruhe. Studium der Medizin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sowie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; fachärztliche Aus- und Weiterbildung in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der WWU Münster (Leitung: Prof. Dr. Tölle), in der Klinik und Poliklinik für Neurologie der WWU Münster (Leitung: Prof. Dr. Brune), sowie in den Westfälischen Kliniken Lengerich und den Krankenanstalten Sarepta (Bielefeld-Bethel); Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. 1981 Promotion zum Doktor der Medizin, 1995 Habilitation im Fach Psychiatrie, seit 2002 außerplanmäßiger Professor für das Fach Psychiatrie an der WWU Münster. Seit 1998 Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie 1 der Rheinischen Kliniken Bonn. Arbeitsschwerpunkte: Psychoedukation, Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen, Angst- und Zwangsstörungen, Verhaltenstherapie, Sozialpsychiatrische Methoden. Autor bzw. Ko-Autor mehrerer Bücher, u.a: „Psychoedukatives Therapieprogramm für schizophrene Patienten“ (dgvt-Verlag, Tübingen), „Psychoedukation und Psychopharmakotherapie“ (Schattauer-Verlag, Stuttgart), Psychoedukation bei Zwangsstörungen (Elsevier-Verlag). 77 Workshop 12 Psychoedukation bei Zwangserkrankungen Dr. Katarina Stengler-Wenzke / Prof. Dr. Peter Hornung Ambulantes psychoedukatives Gruppenprogramm für Patienten mit Zwangserkrankungen und deren Angehörige (Stengler-Wenzke et al., 2002) Organisatorischer Rahmen: • Gruppenraum (Ambulanz) • Wöchentlich - 2 Stunden, Gesamtdauer: 16 Wochen, • Geschlossene Gruppenform mit jeweils 6-8 Patienten, max. 2 Angehörige/ Patient, • je ein Therapeut und ein Co-Therapeut (Arzt/ Psychologe/ Sozialarbeiter) Psychoedukation als eine Dimension der Psychotherapie konnte in den letzten Jahren in der Routineversorgung psychiatrischer Erkrankungen weitgehend etabliert werden. Dabei gibt es störungsspezifische Unterschiede hinsichtlich Struktur, Setting und auch Inhalt der psychoedukativen Interventionen. Indikation: • ICD 10 F42.0 – F42.2; (F63.3) • basale Gruppenfähigkeit Kontraindikation: • Vorliegen einer hirnorganischen Störung (CCT) • psychotische Episoden, primäre Behandlungsdiagnose Depression Gruppeninhalte: (Ambulantes Gruppenprogramm) Dauer Inhaltliche Schwerpunkte Teilnehmer 1./2. Sitzung Einführungsteil - Vorstellung der Gruppenteilnehmer - Erwartungen, Wünsche, Vorerfahrungen der Teilnehmer, Informationssammlung Patienten 3.- 5. Sitzung - Beginn Informationsvermittlung über die Erkrankung: Definition, Subtypen, Verlauf, Ursachen und Bedingungen, Erarbeitung des Krankheitsmodells, Therapiemöglichkeiten Patienten 6.-12. (13.) Sitzung - Verhaltensanalyse und Demonstration der Problemsituationen, Vorbereitung der Expositionsübungen, Versuch der Übertragung in den realen Alltag (Alltagsübungen) - Förderung der sozialen Kompetenz Patienten 14.-16. Sitzung Einbeziehung der Angehörigen - Informationsvermittlung u. emotionale Entlastung der Angehörigen - Funktionale Auseinandersetzung mit dem Zwang im familiären Umfeld der Betroffenen Patienten und Angehörige Schwierigkeiten in der Behandlung von Zwangserkrankungen ¾ ¾ Komorbidität Dauer der Erkrankung ¾ ¾ ¾ ¾ Motivation Verheimlichung von Symptomen Symptomwechsel/ -verschiebung „funktionale Zwänge“ → Einbeziehung der Angehörigen Bifokale psychoedukativ-behaviorale Gruppentherapie für PatientInnen mit Zwangsstörungen in der Tagesklinik der Rheinischen Kliniken Bonn Organisatorischer Rahmen: • Tagesklinik der RK Bonn • Täglich - 8 Stunden, Gesamtdauer: 12 Wochen, • Geschlossene Gruppenform mit jeweils 4 -6 Patienten, max. 2 Angehörige/ Patient, • je ein Therapeut und ein Co-Therapeut (Arzt/ Psychologe/ Sozialarbeiter/Krankenschwester) Therapieinhalte: • Psychoedukative Gruppe • VT-Gruppe/Einzelsitzungen • Ergo-/Bürotherapie, Kognitives Training • Gruppentraining für Soziale Kompetenzen • Progressive Muskel-Relaxation In der Behandlung von Zwangserkrankungen gilt die Verhaltenstherapie als Mittel der der ersten Wahl – es liegen zahlreiche wissenschaftliche Nachweise bezüglich der Effektivität und des Behandlungserfolges vor. Lange Zeit standen dabei vor allem (kognitiv-) verhaltenstherapeutische Einzelinterventionen im Vordergrund, erst in den letzten Jahren konnten sich insbesondere psychoedukative gruppentherapeutische Programme zunehmend bewähren. Auch hier finden sich in der Literatur Unterschiede hinsichtlich Behandlungssetting, struktureller und inhaltlicher Ausrichtung sowie hinsichtlich der Art der Einbeziehung von Angehörigen. Die aktuellen Konzepte zur psychoedukativen Gruppentherapie bei Zwangsstörungen werden vorgestellt und hinsichtlich ihrer praxisrelevanten Vor- und Nachteile verglichen. Die Autoren stellen eigene Erfahrungen mit einem tagesklinischem und ambulanten, bewältigungsorientierten Gruppentherapieprogramm für Patienten mit Zwangserkrankungen und deren Angehörige vor. Dabei werden einerseits settingspezifische Probleme in der tagesklinischen und ambulanten Behandlung erörtert; andererseits soll auf Schwierigkeiten bei der Einbeziehung von Angehörigen in den therapeutischen Prozess von Zwangserkrankten hingewiesen werden. Im Zusammenhang mit ersten Untersuchungsergebnissen werden Erfahrungen mit Angehörigen von Zwangserkrankten im therapeutischen Prozess diskutiert, die Notwendigkeit der Einbeziehung von Angehörigen in die Behandlung von Zwangserkrankten hervorgehoben und entsprechende Schlussfolgerungen für die zukünftige Gruppenarbeit gezogen. 78 Workshop 12 Psychoedukation bei Zwangserkrankungen Dr. Katarina Stengler-Wenzke / Prof. Dr. Peter Hornung Demnach ist es für die psychiatrische Praxis wichtig, zunächst den Stellenwert der psychoedukativen Intervention im Rahmen des Gesamtbehandlungsplanes bei Zwangserkrankungen klar zu definieren. Hier gilt es zunächst institutionsinterne Gewohnheiten insbesondere hinsichtlich der Einbeziehung von Angehörigen zu berücksichtigen – die „Compliance“ der Angehörigen ist entscheidend abhängig von der Rolle, die Angehörige von den Professionellen „zugewiesen“ bekommen. Bifokale psychoedukativ-behaviorale Gruppentherapie für PatientInnen mit Zwangsstörungen in der Tagesklinik der Rheinischen Kliniken Bonn Warum psychoedukativ? • • • • Hohes Maß an Strukturierung. Ziel ist • Informationsvermittlung • Krankheitsaufklärung • Austausch der Betroffenen untereinander • bessere Krankheitsbewältigung. Sie gewährleisten ein hohes Maß an Teilnahmebereitschaft. Teilnehmende Angehörige sehen sich nicht als Menschen, die selbst Therapie brauchen. Bifokale psychoedukativ-behaviorale Gruppentherapie für PatientInnen mit Zwangsstörungen in der Tagesklinik der Rheinischen Kliniken Bonn Warum bifokal? • • • • Oft werden Angehörige massiv in eine Zwangsproblematik einbezogen. Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse im Hinblick auf Informationen und Austausch untereinander. Ermöglichung zeitlich versetzter Teilnahme an Gruppenangeboten für Patienten und Angehörige möglich. Dabei sollen aber psychodynamische Aspekte und die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander keinesfalls vernachlässigt werden. Bifokale psychoedukativ-behaviorale Gruppentherapie für PatientInnen mit Zwangsstörungen in der Tagesklinik der Rheinischen Kliniken Bonn Warum tagesklinisch? • Verbleib im gewohnten sozialen Umfeld. • Erleichterung des Übertrags erzielter Verhaltensänderungen nach Hause. • Intensivere (wenn erforderlich, hochfrequente) Behandlung. • Verbesserte Kooperation und geringere Therapieabbrüche. • Zusätzliche Möglichkeit, soziale Kompetenz zu erhöhen. • Zusätzlicher Einsatz kognitiver Therapieprogramme. • Tagesklinische Behandlung ist gegenüber einer vollstationären ökonomischer. Bifokale psychoedukativ-behaviorale Gruppentherapie für PatientInnen mit Zwangsstörungen in der Tagesklinik der Rheinischen Kliniken Bonn SCHWERPUNKTE DER GRUPPENSITZUNGEN Sitzung 1 – 10: Informationsvermittlung über Zwangssymptomatik, Diagnostik von Zwangsstörungen, Erklärungsmodelle, Rolle der Familienangehörigen, Behandlungsmöglichkeiten (Psychopharmaka, Reiz-Expositions-Management), Komplikationen der Behandlung, Umgang mit Rezidiven Sitzung 11 – 20: Funktionale Bedingungsanalyse, Expositionsübungen in der Gruppe, Erarbeiten von Hausaufgaben, Bedeutung interaktioneller Gruppenprozesse 79 80 BLOCK II PRÄSENTATION DER WORKSHOPPROTOKOLLE 1-12 MIT KURZDISKUSSION Chair: PD Dr. Georg Juckel, Dr. Bernd Behrendt 81 82 BLOCK III AKTUELLE THERAPIE-STRATEGIEN Chair: Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark, Dr. Gabi Pitschel-Walz 83 Prof. Dr. Andreas Heinz CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. Andreas Heinz Arbeitsadresse: Prof. Dr. Andreas Heinz Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Campus Mitte Charité – Universitätsmedizin Berlin Schumannstr. 20/21 10117 Berlin BERUFLICHER WERDEGANG 1988 Approbation bei der Ärztekammer Berlin 1988 Dissertation “Regression bei Schizophrenen - ein pathogenetischer Begriff im historischen Wandel”, bei Prof. Dr. Viefhues, Institut für Soziale Medizin, Ruhr-Universität Bochum, Magna cum laude 1988 – 1994 Studium der Philosophie an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum Magister artium, Philosophie, “Das Konzept seelischer Gesundheit”, bei Prof. Dr. Honneth, FU Berlin, Cum laude 1994 – 1997 Studium der Anthropologie an der FU Berlin und der Howard University, Washington DC 1988 – 1991 Facharztausbildung in Neurologie an der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Przuntek 1993 Arzt für Neurologie, Ärztekammer Berlin 1991 – 1995 Facharztausbildung in Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin, Prof. Dr. H. Helmchen und Mitarbeiter der Forschungsgruppe “Neurobiologische Mechanismen der Abhängigkeitserkrankungen”, Prof. Dr. Rommelspacher 1994 Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Ärztekammer Berlin 1995 1995 Zusatztitel Psychotherapie, Ärztekammer Berlin 2001 umgewandelt in Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Baden-Württemberg 1995 – 1997 Forschung im Rahmen eines Habilitationsstipendiums der DFG am National Institute of Mental Health bei Prof. Dr. Weinberger und am National Institute for Alcohol Abuse and Addiction bei Prof. Dr. Linnoila 1998 Habilitation im Fach Psychiatrie an der Freien Universität Berlin unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Helmchen mit dem Thema “Das dopaminerge Verstärkungssystem – Funktion, Verbindung zu anderen Neurotransmittersystemen und pathopsychologische Korrelate” 1997 – 1998 Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek) 1998 – 1999 Freistellung zur Fortbildung in Sozialmedizin und Aufbau der Neurologischen Fachklinik Feldberg/MV in der Position des Chefarztes (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek) 2000 Zusatztitel Sozialmedizin 1999 - 2002 9/2000 Leitender Oberarzt der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Mann) Berufung auf die C3-Professur für Suchtforschung an der Universität Heidelberg 10/2001 seit 4/2002 Berufung auf die C4-Professur für Psychiatrie an der Humboldt-Universität zu Berlin Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Charité Campus Mitt 84 WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Berlin (2002) Neurologie (1 Jahr), Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern (1999) FORSCHUNGSFÖRDERUNG Forschungsprojekt „Genetics of alcoholism“ im Rahmen des Antrags „Functional genomics and diseases of the brain“ des Standortes Heidelberg (Sprecher: P. Seeburg & H. Monyer) zum „Nationalen Genforschungsnetz“, Förderung durch das BMBF, Studienleiter A. Heinz & R. Spanagel Projektbezogene Gesamtsumme ca. 550.000 Euro (seit 6/2001) „Individually adapted therapy of alcoholism“ im Rahmen des „Forschungsverbunds für Suchtforschung Baden-Württemberg“ (Sprecher: K. Mann) Förderung durch das BMBF (01EB0110) und Landesmittel, Studienleiter eines Projekts mit Gesamtsumme ca. 600.000 Euro (seit 12/2001) Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Serotonintransporter bei Alkoholabhängigkeit, Depression und Zwangskrankheiten“ (He 2597/7-1 & 7-2 & Ba 1026/6-1) Gesamtsumme ca. 180.000 Euro (seit 10/2001) Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Dopaminerge Mechanismen des reizabhängigen Alkoholverlangens“ (He 2597/4-1 & 4-2 Ba 1101/2-1) Gesamtsumme ca. 320.000 Euro (Beginn 4/2000) Einladung zur Gastprofessur an der Columbia University, Department of Neuroscience 1998 (wg. Arbeitsbeginns am ZI Mannheim nicht angetreten) Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health, Bethesda, MD (He 2597/1-1) Gesamtsumme ca. 70.000 Euro (1995 – 1997) Industrieförderung zum Aufbau eines Früherkennungszentrums für Psychosen und zur bildgebenden Darstellung von Neuroleptikawirkungen auf das dopaminerge Verstärkungssystem (Fa. Lilly, Fa. Janssen) Gesamtsumme ca. 360.000 Euro (2002-2003) Reisekostenbeihilfen der DFG (He 2597/5-1) FORSCHUNGSPREISE Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis 2000, Bereich Grundlagenforschung Thema: Die Rolle der serotonergen Funktionsstörung in der Entstehung und Aufrechterhaltung der Alkoholabhängigkeit TÄTIGKEIT IN WISSENSCHAFTLICHEN BEIRÄTEN UND REVIEWBOARDS • Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „European Psychiatry“ der Association of European Psychiatrists (AEP) seit 2000 • Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „Journal of Studies on Alcoholism“ seit 2002 • Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Der Nervenarzt“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) seit 2003 • Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Sucht“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren seit 2001 • Wissenschaftlicher Beirat der Prof. Dr. Matthias Gottschaldt Stiftung seit 2002 85 Vortrag Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschung Prof. Dr. Andreas Heinz Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschung Andreas Heinz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Charité Mitte & St. Hedwig Kliniken Glutamat stimuliert GABA inhibiert D1 Substantia nigra (DA) Locus coeruleus (NA) Raphekerne (5-HT) Abi-Dargham et al., 2002 Sesack et al., 2002 Dopaminerge Dysfunction bei Schizophrenen DA Transporter Reith et al., 1994 Dao-Castellana et al., 1997 COMT HVA L-Tyrosin Laruelle et al., 1996 Abi-Dargham et al., 2000 Aktuelle bildgebende Verfahren konnten zeigen, dass während akuter psychotischer Episoden ein erhöhter Dopaminumsatz im Bereich des Striatums schizophrener Patienten vorliegt. Dies belegt, dass Neuroleptika nicht einfach im Sinne von „dämpfenden“ Substanzen zu verstehen sind, sondern tatsächlich gezielt eine Dysbalance im Bereich der dopaminergen Neutransmission ausgleichen. Allerdings ist diese verstärkte Dopaminfreisetzung mit größter Wahrscheinlichkeit ihrerseits wieder Folge einer Fehlregulation in der Abstimmung von limbischen (und damit der Emotionsregulation dienenden) Hirnzentren wie dem Hippocampus und der Amygdala einerseits und andererseits von Hirnzentren, die der kognitiven Kontrolle dienen, wie es beim präfrontalen Kortex der Fall ist. In der medikamentösen Akuttherapie ist neben der guten Wirksamkeit gegen die sogenannte Positivsymptomatik im Sinne der Ich-Störungen, Halluzinationen und Wahnbildung eine Minimierung der Nebenwirkung neuroleptischer Therapie ein wichtiges Therapieziel. Denn die Patienten sollen die Medikation ja als Hilfestellung und nicht als Belastung empfinden. Zu den Zielen der akuten Pharmakotherapie gehört damit neben der akuten Symptomreduktion die möglichst geringgradige Einschränkung oder sogar Verbesserung der emotionalen und kognitiven Negativsymptomatik. Erste Studien ergeben hier Hinweise darauf, dass sich bei Behandlung mit atypischen im Gegensatz zu typischen Neuroleptika eine tendenzielle Verbesserung jener Hirnfunktionen erzielen lässt, die beispielsweise dem Arbeitsgedächtnis und der Verarbeitung emotional positiver Umweltreize zugrunde liegen. Die entsprechenden Befunde werden vorgestellt und im Hinblick auf das Verständnis akuter schizophrener Psychosen diskutiert. Vor Konditionierung Belohnung Licht Nach Konditionierung Licht Beginn der Armbewegung Belohnung Schultz et al., Nature 1996 86 Vortrag Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschung Prof. Dr. Andreas Heinz Gewinn- und Verlusterwartung & Negativsymptomatik Zusammenfassung • Akute striäre Dopaminfreisetzung unter Stress • Fehlattribution von Bedeutung zu Umweltreizen • Hochgradige Blockade zentraler Dopaminrezeptoren verbunden mit EPMS und Negativsymptomatik • Medikation mit Atypika kann Negativsymptomatik und assoziierte Hirnfunktionen verbessern • Psychoedukation, Patienten und Angehörigengruppen & frühe Intervention verbessern Behandlungsverlauf 87 PD Dr. Stefan Leucht CURRICULUM VITAE: Dr. Stefan Leucht PERSONAL DATA: Name: Date of birth: Family status: Nationality: Parents: Dr. med. Stefan Leucht March 21, 1967 in Munich single German Dr. med. Klaus Leucht, Internist Helgi Leucht, language teacher SCHOOLING: 1973-77: 1977-86: 1986: Grade school in Munich Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in Munich Abitur STUDIES: 1986-87: 1987-93: Study of jurisprudence in Munich Study of medicine at the Ludwig Maximilian University, Munich Received scholarship in accordance with the Bavarian Enactment for the Sponsoring of the Highly Talented PROFESSION: Since 10/1994 psychiatry resident at the Psychiatric department of the Technische Universität München (Head: Prof. Dr. Hans Förstl) Since September 1999 contributing editor of the Cochrane Schizophrenia Group RESEARCH AWARDS: 1999 AGNP (Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie) Young Scientist Award 2000 ECNP Fellowship Award 2002 Young Scientist Award of the Biennal Winter Workshop on Schizophrenia LIST OF PUBLICATIONS BY DR. STEFAN LEUCHT PUBLICATIONS IN JOURNALS: Leucht S, Pitschel-Walz G, Engel R, Kissling W (2002). Amisulpride – an unusual atypical antipsychotic. American Journal of Psychiatry 159 (february). Leucht S, McGrath J, White P, Kissling W. Carbamazepine augmentation for schizophrenia – how good is the evidence? Journal of Clinical Psychiatry, in press. Leucht S, Abraham D, Kissling W, 1999. Efficacy and extrapyramidal side-effects of the new antipsychotics olanzapine, quetiapine, risperidone, and sertindole compared to conventional antipsychotics and placebo. A meta-analysis of randomized controlled trials. Schizophrenia research 35:51-68. Leucht S, Hackl H-J, Steimer W, Angersbach D, Zimmer R, 2000. Effect of adjunctive paroxetine on serum-levels and sideeffects of tricyclic antidepressants in depressive inpatients. Psychopharmacology 147: 378-83. 88 Vortrag Medikamentöse Rezidivprophylaxe vor dem Hintergrund neuester Metaanalysen PD Dr. Stefan Leucht Effect sizes of ten second generation antipsychotics 0,70 0,60 Effect Size d 0,50 Favors SGA 0,40 0,30 P = 2x10-8 0,20 -12 P = 4x10-7 P = 2x10 P = 2x10-9 0,10 0,00 P = 0.03 -0,10 -0,20 P = NS P = NS P = NS P = NS is ul pr id e R is pe rid on e O la nz ap in e Zo te pi ne Se rti nd ol e Ar ip ip ra zo le Q ue ti a pi ne Zi pr as id on R e em ox ip rid e P = 0.08 Favors FGA Am za pi ne -0,30 C lo Hohe Rückfallraten bleiben ein grosses Problem der Schizophreniebehandlung. Sogar erstmals erkrankte Patienten erleiden zu etwa 80% innerhalb von 5 Jahren mindestens einen Rückfall. Nach einer New Yorker Studie (1) sind die wichtigsten Prädiktoren für einen Rückfall Absetzen der Medikation und extrapyramidal-motorische Nebenwirkungen (EPS). Eine der größten Hoffnungen in die neuen („atypischen“) Antipsychotika besteht daher darin, dass sie aufgrund ihres geringen EPS Risikos die Compliance verbessern und Rückfallraten senken. Um dies zu untersuchen, haben wir eine Meta-analyse über alle randomisierten Langzeitstudien, die neue und konventionelle Antipsychotika miteinander verglichen, erstellt. In den 11 eingeschlossenen Studien (2032 Patienten) zeigten sich signifikant niedrigere Einjahresrückfallraten unter neuen (15%) im Vergleich zu konventionellen (23%) Antipsychotika (2). Auch allgemeines „Therapieversagen“ (vorzeitiges Abbrechen der Studie wegen eines Rückfalles, wegen Nebenwirkungen oder wegen einer unzureichenden Wirksamkeit der Behandlung) war unter neuen Antipsychotika signifikant seltener als unter konventionellen Medikamenten (49% versus 66%). In einer weiteren Meta-analyse (11 Studien, 2769 Patienten) fand sich ein Einjahresrisiko für tardive Dyskinesien von etwa 1% unter neuen Antipsychotika im Vergleich zu etwa 5% unter Haloperidol (3). Neuere Studien zeigen, dass Psychiater die Compliance ihrer Patienten überschätzen und die Non-Compliance Raten schizophrener Patienten weiterhin hoch sind. Vielversprechende Strategien hiergegen sind Psychoedukation und neue Antipsychotika, die in Depotform verfügbar sind. Davis et al. Arch Gen Psychiatry 2003 Relapse prevention – first vs new generation antipsychotics SGA n/N % Csernansky 2000 - risperidone Risk difference FGA n/N % 2/33 6% Marder 2002 - risperidone (95% CI fixed) 3/30 10% 41/177 23% 65/188 35% 43/210 21% 68/218 31% Risperidone pooled Daniel 1998 - sertindole 2/94 2% Speller 1997 - amisulpride 5/29 17% 9/31 29% Tamminga 1993 - clozapine 1/25 4% 0% 13/76 17% 15/48 31% Rosenheck 1999 - clozapine 10/35 29% 29% Clozapine pooledd 24/136 18% Tran 1998a - olanzapine 10/45 22% Tran 1998b - olanzapine 6/48 13% Tran 1998c - olanzapine 71/534 13% 29/156 19% Olanzapine pooled 87/627 14% Total 161/1096 15% Essock 1996 – clozapine 12/109 11% 0/14 4/14 19/76 25% 2/10 20% 3/14 21% 34/180 19% 142/614 23% p=0.0001 in favour of atypical drugs -0 ,5 0 Favours NGA 0 ,5 Favours CA Leucht et al. Am J Psychiatry 2003; 160:1209- 1222 1. Robinson DG et al. Archives of General Psychiatry. 1999;56:241-247. 2. Leucht S, Barnes TRE, Kissling W, Engel R, Correll C, Kane J (2003). Relapse prevention in schizophrenia with new generation antipsychotics. A systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. American Journal of Psychiatry 160:1209-1222. One year incidence of tardive dyskinesia with second (n=2769) and first (n=408) generation antipsychotics % 6 89 5,3 5,4 Elderly (n=521, N=4*) HaloperidolTreated Adults (n=408, N=3) 5 4 3 3. Correll CU, Leucht S, Kane JM (2003) Reduced Risk for Tardive Dyskinesia Associated with Second Generation Antipsychotics: A Systematic Review of One-Year Studies. American Journal of Psychiatry, in press. 6,8 7 2,1 2 0,8 1 0 0 Total (n=2,769, N=11) Children (n=77, Adults (n=1.964, N=1)) N=6*) Adults and Elderly (n=207, N=1) Correll, Leucht and Kane, Am J Psych 2004; 161;3:414-425 Vortrag Prof. Dr. med. Alexander Kurz CURRICULUM VITAE: Prof. Dr. med. Alexander Kurz WISSENSCHAFTLICHER LEBENLAUF Prof. Dr. med. Alexander Friedrich Kurz ist Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet das Zentrum für Kognitive Störungen an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München. Seine medizinische Ausbildung erhielt er an der Ludwig-Maximilians Universität München. Seit 1985 widmet er sich den psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen in der zweiten Lebenshälfte. Seine wissenschaftlichen Hauptinteressen gelten der Früherkennung der Alzheimer-Krankheit und anderer neurodegenerativer Prozesse mit Hilfe von biochemischen Markern und funktionellen bildgebenen Verfahren, der Identifikation und Prognose von geringgradigen kognitiven Beeinträchtigungen, der weiteren Aufklärung von genetischen Ursachen und Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit, dem Zusammenhang zwischen Ausbildung und Berufsqualifikation mit kognitiven Störungen im Alter, sowie der Diagnose und Behandlung frontotemporaler Degenerationen. Die Arbeitsgruppe von Professor Kurz wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das National Institute of Health (NIH, USA). Sie ist Teil des Nationalen Genomforschungsnetzes und des Kompetenznetzes Demenzen (beide BMBF). Prof. Kurz setzt sich auch für die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Demenzerkrankungen ein. Er hat als Prüfleiter an zahlreichen klinischen Studien von Nootropika, Cholinesterase-Hemmern, Muskarinagonisten und anderen Substanzen teilgenommen. Er ist Autor und Mitautor von mehr als 300 wissenschaftlichen Zeitschriften- und Buchbeiträgen, und hat an der Herausgabe von zahlreichen Büchern über die AlzheimerKrankheit und andere Demenzursachen mitgewirkt. Prof. Kurz ist regelmäßiger Gutachter für internationale Fachzeitschriften wie Neurology, Journal of Neurology Neurosurgery and Psychiatry, Alzheimer's Disease and Related Disorders, European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, und Neurogenetics. Neben seiner akademischen Tätigkeit hat Professor Kurz zur Entwicklung von Alzheimer-Selbsthilfeinitiativen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene beigetragen. Er ist Mitglied im Vorstand der Alzheimer Gesellschaft München sowie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat von Alzheimer’s Disease International an. 90 Vortrag Psychoedukative Angehörigenarbeit bei dementiellen Erkrankungen Prof. Dr. med. Alexander Kurz 91 Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung Verminderte psychische Belastung in mehreren Studien belegt Studie SMD (95% CI) • Marriot • Hinchcliff • Teri (problem solving) Quayhagen • Die Beratung der versorgenden Angehörigen ist ein unentbehrliches Element der Behandlung Demenzkranker. Die empirische Forschung auf diesem Gebiet hat gezeigt, dass Selbsthilfegruppen subjektive Erfolgsmaße wie emotionalen Rückhalt, sozialen Kontakt und Kontrolle über die eigene Lebenssituation positiv beeinflussen können. Dadurch erleichtern sie die Pflege und führen zu einer psychischen Entlastung. Eine Wirkung auf objektive Zielgrößen wie Zeitaufwand für die Versorgung der Patienten oder Häufigkeit von Pflegeheimeinweisungen ist für Selbsthilfegruppen bisher jedoch nicht nachgewiesen worden. Expertengeleitete Beratungsprogramme haben je nach ihren Schwerpunkten signifikante Effekte auf psychische und psychosomatische Probleme, pflegerische Kompetenz, Stressmanagement und Bewältigung von problematischen Verhaltensweisen. Expertengeleitete Beratungsprogramme für pflegende Angehörige waren in verschiedenen Ländern auch wirksam im Hinblick auf die Verzögerung von Pflegeheimeinweisungen der Patienten. Dadurch kommt ihnen möglicherweise eine beträchtliche gesundheitsökonomische Bedeutung zu. Ob eine systematische Schulungsreihe für pflegende Angehörige auch unter den Bedingungen des deutschen Gesundheits- und Sozialsystems zu einer Entlastung der pflegenden Angehörigen, zu einer Verringerung der Heimeinweisungen und damit zu einer Einsparung direkter demenzbedingter Kosten führt, untersuchen wir gegenwärtig in der AENEAS-Studie (A European Network for the Evaluation of Alzheimer Supportgrouups). Im Rahmen dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten randomisierten und kontrollierten Projekts wird die von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft entwickelte Schulungsreihe "Hilfe beim Helfen" mit einem sozialpädagogischen Beratungsgespräch als Kontrollbedingung verglichen. Für die Angehörigen von Patienten mit seltenen Demenzursachen müssen spezifische Beratungsprogramme entwickelt werden. In ersten Pilotprojekten bei Huntington-Krankheit und Frontotemporaler Demenz wurden hierzu ermutigende Erfahrungen gesammelt. Brodaty ‘89 Zanetti SMD: standardised mean difference 1.57* 1.42* 1.10* 0.92 0.78* • • • Teri (pleasant events) *p < 0.05 • • Effektstärke 0.53 0.46 McCurry 0.21 Mohide 0.21 -1 0 1 2 Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung Studie Hébert et al. N (P-A Paare) 45 Diagnose DSMDSM-III R Demenz Intervention (I) Arch Gerontol Geriatr 20: 129129-134, 1995 Gruppen (4(4-8 Teiln.) geleitet von Studienschwester Inhalte Information über Krankheit, Rollenspiel, Bewältigung von Verhaltens Verhaltens-störungen und emptionalen Problemen, Entspannungstechniken Std. gesamt 24 Kontrolle (K) Überweisung an örtliche Alzheimer Gesellschaft Nachunters. 24 Monate Ergebnis Wahrscheinlichkeit HU 0.33 (I) vs 0.45 (K) P-Wert 0.31 Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung Studie Mittelman et al. N (P-A Paare) 206 Diagnose JAMA276: 17251725-1731, 1996 AlzheimerAlzheimer-Krankheit Intervention (I) EinzelEinzel- und Familienberatung, danach wöchentliche Angehörigengruppe, ständige Verfügbarkeit eines Beraters Inhalte Information über AK, Problemlösestrategien, Bewältigung von Verhaltensstörungen, emotionaler und sozialer Rückhalt, Hilfsmöglichk. Hilfsmöglichk. Std. gesamt 9+ Kontrolle (K) Übliche soziale Dienste Nachunters. Bis zu 8 Jahren Ergebnis HU verzögert von 874 auf 1203 Tage (§ ( 1 Jahr) P-Wert 0.02 Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung Studie Brodaty et al. N (P-A Paare) 96 Diagnose Int J Geriatr Psychiatry 12: 183 - 192, 1997 Demenz Intervention (I) 1010-tägiges intensives Programm Inhalte Bekämpfen von Isolation, Selbstsicherheitstraining, Problemlösestrategien, Problemlösestrategien, Fitness und Ernährung, medizinische Aspekte, Std. gesamt 20 Kontrolle (K) Warteliste (WL) or Gedächtnistraining (GT) Nachunters. 6.5 - 8.5 Jahre Ergebnis HU verzögert von 28 (GT) auf 48 Mo. (I ) (§ ( 1.5 J.) P-Wert < 0.05 (I im Vergleich zu WL+GT) Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung Studie EloniemiEloniemi-Sulkava et al. N (P-A Paare) 100 K. Iqbal et al.( eds) Alzheimers etc. London: Wiley & Sons 1999 Diagnose Demenz DSMDSM-III R Intervention (I) Hilfe durch FamilienFamilien-Koordinator, Hausbesuche, zwei jährliche intensive Kurse Inhalte Beratung und individuelle Unterstützung, Vermittlung von ambulanten ambulanten Diensten Std. gesamt Keine Angabe Kontrolle (K) Übliche Pflegedienste und Beratungsstellen Nachunters. 2 Jahre Ergebnis HU verzögert von 240 auf 473 Tage (§ ( 1/2 Jahr) P-Wert 0.02 Die AENEAS-Studie N (P-A Paare) 292 Diagnose Demenz ICDICD-10 + Prob. AD NINCDSNINCDS-ADRDA Intervention (I) Schulungsreihe Hilfe beim Helfen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Gesellschaft Inhalte 7 Sitzungen, thematische Schwerpunkte nach Krankheitsstadien geordnet, geordnet, 1414-tägig, tägig, + 6 Wiederholungstreffen alle 2 Monate Std. gesamt 26 Kontrolle (K) Sozialpädagogisches Beratungsgespräch Nachunters. 1 Jahr Zw.-Ergebnis Nach 3 Monaten 11 HU (4 in I, 7 in K) 92 Notizen 93 Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann CURRICULUM VITAE: Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann KURZBIOGRAPHIE Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann wurde 1940 in Pforzheim geboren. Er war bis April 2002 als leitender Angestellter bei der Siemens AG in München in der nachrichtentechnischen Vorfeldentwicklung tätig. Herr Möhrmann leitet seit mehr als 12 Jahren eine Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch Kranker in München. Nach vierjähriger Tätigkeit im Vorstandsteam des Landesverbandes Bayern der Angehörigen psychisch Kranker e.V. hat er im Oktober 2004 das Amt des ersten Vorsitzenden dieses Verbandes übernommen. Als Vorsitzender des „Arbeitskreises für psychosoziale Hilfe e.V.“ in München ist er auch in der Arbeit mit Psychiatrie-Erfahrenen engagiert, sowie im Beirat der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen (Angehörigenfragen). 94 Wulf-Peter Hansen 95 Vortrag Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht der Angehörigen Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann Mangelnde Behandlungsbereitschaft psychisch kranker Patienten und Fehlverhalten der Angehörigen beruhen in aller Regel nicht auf Böswilligkeit sondern auf mangelnder Kenntnis über die Erkrankung, aber auch über Möglichkeiten und Chancen. Der Erwerb dieser Kenntnisse im erforderlichen Umfang ist nicht einfach. Schließlich haben auch die psychiatrischen Fachleute ihr Wissen erst in mühevollem jahrelangem Studium erwerben müssen. Es ist daher abwegig, zu glauben, dass alles notwendige Wissen über die Erkrankung, und für die Angehörigen über den „richtigen“ Umgang mit dem/der Erkrankten, in einem halbstündigen Gespräch vermittelt werden kann. Hierzu ist ein aufwendiges Programm notwendig. Auch genügt es nicht, nur eine Seite „schlau zu machen“. Wenn die Angehörigen den gleichen Kenntnisstand wie die Patienten besitzen, gibt es weniger Missverständnisse und Konflikte, was ganz wesentlich zur Erleichterung des Zusammenlebens, zur besseren Bewältigung der Erkrankung und zur Reduzierung der Rückfallrate beiträgt. Wer nicht informiert ist, wird gesteuert. Nur wer informiert ist, kann selbst steuern! Umfassende Psychoedukation für Angehörige und für Patienten muss daher ein zentrales Anliegen der Angehörigenbewegung sein. 96 Vortrag Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht eines Betroffenen Wulf-Peter Hansen Bei meiner Ersterkrankung 1980 gab es noch keine Psychoedukation. D.H. ich war auf spärliche Informationen angewiesen, die mir meine behandelnden Ärzte auf grund ihres Zeitmangels lediglich geben konnten. Auch bei meinen weiteren Aufenthalten in unterschiedlichen psychiatrischen Kliniken bestand das Angebot der Psychoedukation nicht. Durch die Anti-Stigma Arbeit der BASTA- Bündnis für psychisch kranke Menschen war ich in Kontakt mit dem Klinikum rechts der Isar gekommen. Eine Ärztin der Klinik sprach mich an, ob ich Interesse hätte, eine Ausbildung zum Peer-to-Peer Psychoedukations Moderator zu absolvieren. Insofern war mir die Gelegenheit sehr willkommen vor ca. vier Jahren, an einer Psychoedukationsgruppe hier im Klinikum im Rahmen meiner Ausbildung zum Peerto-Peer Moderator teilnehmen zu können. So erfuhr ich zum ersten Mal z.B. von dem Wirkmechanismus der Antipsychotika. Besonders wichtig erschienen mir die Informationen über die Bedeutung der Diagnose und Symptomatik der Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Hierbei interessierte mich natürlich besonders, was unter meiner eigenen Diagnose: schizoaffektive Psychose zu verstehen ist. Wie sich bei meiner letzten akuten Episode herausstellte, ist es für mich extrem wichtig, meine eigenen Frühwarnsymptome zu erkennen und entsprechend zu handeln. So suchte ich umgehend meinen behandelnden Psychiater auf, reduzierte Stress und sprach mit meinen Angehörigen über die entstandene Situation. Im weiteren Verlauf der Episode verdanke ich es der Psychoedukation, dass ich in akutem Zustand, der leider trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen eintrat, meine Medikation weiter einnahm. Dadurch verlief die Psychose leichter und kürzer und mein Psychiater und ich konnten die Erkrankung ambulant abfangen. Auch die sonst aufgetretene postschizophrene Depression blieb mir erspart. Auch bei anderen Mitpatienten habe ich oft erlebt, einen wie hohen Stellenwert die Psychoedukation hat. Insofern würde ich mir sehr wünschen, dass möglichst jeder psychiatrische Patient, der an einer schizophrenen Psychose leidet, die Gelegenheit zur Information durch die Psychoedukation erhält. 97 Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht eines Betroffenen 2. Psychoedukationskongress München, 11./12. März 2005 W.-P. Hansen Meine Begegnung mit Psychoedukation • Ersterkrankung 1980 – keine Psychoedukation • Kontakt mit dem Klinikum rechts der Isar 2001 – erstmals Psychoedukation • Für mich wichtige Inhalte der Psychoedukation (Diagnostik, Symptomatik, Frühwarnsymptome, Krisenplan, Medikamente und Nebenwirkungen) • Mein veränderter Umgang mit einer akuten Episode • Äußerungen von anderen Betroffenen zur Psychoedukation Fazit • Psychoedukation verhallt nicht im luftleeren Raum, sondern führt zu Verhaltensänderungen • Psychoedukation ermöglicht die Korrektur eigener Einstellungen durch die Beiträge der anderen Teilnehmer • Es erscheint mir wünschenswert, dass Psychoedukation zum Standard in der modernen Schizophreniebehandlung wird Dr. Werner Kissling CURRICULUM VITAE: Dr. Werner Kissling DERZEITIGE POSITION Leiter des Centrums für Disease Management an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München Möhlstr. 26, 81675 München Tel. 089 4140 4207, Fax: 089 4140 4894 E-mail: [email protected] BERUFLICHER WERDEGANG 1969-1976 Studium der Humanmedizin an der Universität Tübingen und der Technischen Universität München 1977-1980 Psychiatrische Weiterbildungszeit und Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München Seit 1980 Psychiatrische Universitätsklinik der Technischen Universität München Leitender Oberarzt und Leiter des Centrums für Disease Management (seit 2000). FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE Rezidivprophylaxe schizophrener Psychosen, Evidenzbasierte Psychiatrie, Qualitätsmanagement, Medical decision making, Compliance, Psychoedukation, Gesundheitsökonomie, Shared Decision Making, Organisator der Konsensuskonferenz von Brügge und Herausgeber der "Guidelines for neuroleptic relapse prevention in schizophrenia" (1991). Leiter der vom BMBF geförderten „Münchner PIP Studie“ zur Wirksamkeit psychoedukativer Maßnahmen bei schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen, Leiter des vom BMGS geförderten Modellprojekts „SHARED DECISION MAKING, Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess“ und Leiter einiger Teilprojekte des „Kompetenznetzes Schizophrenie“. Autor und wissenschaftlicher Berater des internationalen „Alliance“ Programms, einem in Zusammenarbeit mit Patienten und Angehörigen herausgegebenen Psychoedukationsprogramm für schizophrene Patienten und Angehörige. Leiter des bayerischen Qualitätszirkel Netzwerks für niedergelassene Nervenärzte Koordinator der Anti-Stigma Aktion BASTA (www.openthedoors.de) und stellvertretender Vorstand des deutschen Anti-Stigma Vereins „open the doors“ e.V. Projektleiter eines von der EU geförderten Projekts der Cochrane Collaboration zur Erstellung einer Datenbank für psychiatrische Therapie Leitlinien Mitglied in zahlreichen psychiatrischen Fachgesellschaften wie der DGPPN, AGNP. ECNP etc. 98 Vortrag Psychoedukation und Integrierte Versorgung Dr. Werner Kissling Obwohl Psychoedukation in allen gängigen Therapieleitlinien als unverzichtbar für die Behandlung schizophrener und depressiver Patienten bezeichnet wird, wird sie nur bei weniger als 30 % dieser Patienten und sogar nur bei 6 % (!) der Angehörigen durchgeführt (Rummel et al. 2004). Als Hauptursache für dieses Implementierungsdefizit wird immer wieder genannt, dass psychoedukative Maßnahmen weder im ambulanten noch im stationären Bereich angemessen honoriert würden. Seit Erlass des GKV Modernisierungsgesetzes am 1.1.2004 gilt diese Begründung nicht mehr uneingeschränkt. Denn durch dieses Gesetz wurde erstmals für Kliniken, Institutsambulanzen und Niedergelassene die Möglichkeit eröffnet, psychoedukative Programme über ein gesondertes Budget im Rahmen der Integrierten Versorgung kostendeckend finanziert zu bekommen. Obwohl diese interessante Finanzierungsmöglichkeit bereits seit über einem Jahr besteht, wird sie von psychiatrischen Leistungserbringern bis jetzt noch kaum genutzt. So wurden 2004 zwar schon mehr als 150 Modellfinanzierungen für nicht psychiatrische Indikationen vertraglich vereinbart, aus der Psychiatrie waren es aber nur ganze 7 und nur eine davon mit dem Focus auf psychoedukativen Maßnahmen für schizophrene und depressive Patienten (Kissling et al. 2004). Dass die Psychiatrie hier so deutlich hinter den somatischen Fächern hinterher hinkt, hat mehrere Gründe: Nach Auskunft der Krankenkassen fehlt es zum einen an plausiblen, innovativen und empirisch begründeten Anträgen aus der Psychiatrie, zum anderen scheinen sich die Kassen mit psychiatrischen Anträgen auch besonders schwer zu tun. Um beide Seiten bei dieser versorgungspolitisch sehr wichtigen neuen Aufgabe zu unterstützen, berät unser Centrum zum einen die Krankenkassen bei der Bewertung und Erarbeitung von Anträgen zu psychiatrischen Indikationen. Zum anderen unterstützen wir psychiatrische Kliniken und ambulante Netzwerke bei der Planung, Antragstellung und Implementierung von regionalen Modellen der Integrierten Versorgung. Im Rahmen dieser Beratungstätigkeit hat sich gezeigt, dass Anträge dann besonders hohe Erfolgschancen haben, • wenn die darin vorgeschlagenen Maßnahmen innovativ, qualitätsverbessernd und kostensenkend sind, • wenn diese Effekte in (eigenen) Voruntersuchungen empirisch belegt werden konnten und • wenn die Niedergelassenen als gleichberechtigte Partner einbezogen werden. 99 Centrum für Disease Management Psychiatrische Klinik der Technischen Universität München Agenda Was ist Integrierte Versorgung (IV) ? Für wen ist sie interessant? Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt sein? Was passiert (Neues) bei der IV? Antragsvorbereitungen Antragstellung Vertragsverhandlungen Implementierung IV: Risiko oder Chance? • Die Integrierte Versorgung (IV) eröffnet erstmals die Möglichkeit, psychoedukative Maßnahmen angemessen finanziert zu bekommen. • Diese Chance sollte genutzt werden • Das Centrum für Disease Management hilft bei der Antragstellung, Vertragsverhandlung und Organisation lokaler IV Modelle: [email protected] Abhängig von der jeweiligen Indikation und Zielsetzung werden natürlich unterschiedliche Einzelmaßnahmen zum Erreichen der Ziele der Integrierten Versorgung benötigt: Benutzerfreundliche Instrumente zur Verbesserung der Kooperation an der Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Behandlung, (psychoedukative) Compliance Programme, Qualitätsmanagement, Depot Clinics, Vorschaltambulanzen, Reminder- und Bonussysteme etc.. Wenn die Modelle zur Integrierten Versorgung sorgfältig geplant, verhandelt und praktisch umgesetzt werden, haben sie für alle Beteiligten Vorteile: Patienten und Angehörige bekommen ein deutlich besseres Behandlungsangebot, Kliniken und Niedergelassene werden für ihre Leistungen angemessener honoriert und die Kostenträger sparen 20 bis 50 % ihrer derzeitigen Ausgaben. Es spricht also vieles dafür, rasch solche Anträge zu stellen. W. Kissling, U. Seemann, J. Fritze (2004) Integrierte Versorgung, Neurotransmitter 10 (31-34) Rummel C, Pitschel-Walz G, Bäuml J, Kissling W. Umfrage zur aktuellen Versorgungssituation im Bereich Psychoedukation in deutschsprachigen Ländern. Nervenarzt 2004; 75 Suppl 2: S48 100 in Kooperation mit: Mit freundlicher Unterstützung: BVD N Berufsverband Deutscher Nervenärzte e.V. Berlin-Brandenburg Abbildung der Titelseite: Marion Rosenschon, “Profilreich”; Kunsttherapie TU München, Leiterin Christine Sattler