2. Deutscher Psychoedukations-Kongress „Psychoedukation

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schizophrener Psychose:
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Zurück ins Leben
2. Deutscher Psychoedukations-Kongress
„Psychoedukation zwischen
Neurobiologie und Psychotherapie
bei schizophrenen Psychosen“
vom 11. – 12. März 2005 in München
Veranstalter:
®
®
RISPERDAL
RISPERDAL® CONSTA
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25mg/mg/-37,5
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50mg.
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Wirkstoff:Risperidon.
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Durchstechflascheenth.
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Risperidon.Sonstige
SonstigeBestandteile:
Bestandteile:Pulver:
Pulver:Poly(glycolsäure-co-milchsäure)
Poly(glycolsäure-co-milchsäure)(25:75).
(25:75).
Lösungsmittel:
Carmellose-Natrium
(40 (40
mPas),
Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,
wasserfr.
Citronensäure,
Natriumchlorid,
Natriumhydroxid,
Wasser fürWasser
Injektionszw..
Anwendungsgebiete:
Zur ErhalLösungsmittel:Polysorbat
Polysorbat20,20,
Carmellose-Natrium
mPas),
Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat,
wasserfr.
Citronensäure,
Natriumchlorid,
Natriumhydroxid,
für Injektionszw..
Anwendungsgebiete:
®
Zur Erhaltungstherapie
u. Rezidivprophylaxe
b. schizophrenen
Gegenanzeigen:
Überempfindlichk.
Wirkst. od. Gegenanzeigen:
sonst. Bestandt.;Überempfindlichk.
bestehende, nichtgg.durch
Arzneim.
bed.Bestandt.;
Hyperprolaktinämie;
u. JugendTabl./Lsg.gg.
Voraussetzung.
Wirkst.
od. sonst.
bestehende,Kinder
nicht durch
Arztungstherapie
u. Rezidivprophylaxe
b. schizophrenen
Psychosen. Psychosen.
Vorherige Einstellung
auf RISPERDAL
liche. bed.
Stillzeit.
Vorsichtige Anw.:
Leberu. Niereninsuff.,
Parkinson-Krankh.,
Lewy-Body-Demenz,
bek. Epilepsie,
Prolaktin-abh. (z.B.
Prolaktinom
d. Hypophyse)
u. (z.B.
möglicherweise
(z.B.
neim.
Hyperprolaktinämie;
Kinder
u. Jugendliche.
Stillzeit.
Vorsichtige Anw.: Leberu. Niereninsuff.,anamn.
Parkinson-Krankh.,
Lewy-Body-Demenz,
anamn.
bek. Epilepsie,
Prolaktin-abh.
Prolaktinom prolaktin-abh.
d. Hypophyse) Tumoren
u. möglicherMamma-Ca),
patholog.
Veränd. (z.B.
d. Blutbildes,
Diab.patholog.
mell. o. Vorliegen
vonBlutbildes,
Risikofakt.bek.
dafür,
bek. schwere
Herz-Kreislauf-Erkr.
(angebor.
langes
QT-Intervall,
Bradykardie,
Herzinsuff.,
Myokardinfarkt,
Reizleit.störg.,Dehydrierung,
Dehydrierung,
weise
prolaktin-abh.
Tumoren
Mamma-Ca),
Veränd. d.
schwere
Herz-Kreislauf-Erkr.
(angebor.
langes
QT-Intervall,
Bradykardie,
Herzinsuff.,
Myokardinfarkt,
Reizleit.störg.,
Hypovolämie
od.
zerebrovask.
Erkr.),
Elektrolytstörg.,
Kombin.
m.
QT-Intervall-verlängernden
Arzneimitteln,
Einn.
furosemidhaltiger
Arzneim.,
Schwangerschaft.
Nebenwirkungen:
Häufig:
Gewichtszun.,
Depression
u.
Erschöpfung,
Hypovolämie od. zerebrovask. Erkr.), Elektrolytstörg., Kombin. m. QT-Intervall-verlängernden Arzneimitteln. Schwangerschaft. Nebenwirkungen: Häufig: Gewichtszun., Depression u. Erschöpfung, extrapyramidale Sympt..
extrapyramidale
Sympt.. Gelegentlich:
Nervosität,
Schlafstörg., Apathie,
Konzentrationsstörg.,
Sehstörg.,
Hypotension,
Synkope,
Exantheme,
Pruritus,
periph.
Reakt. am Injekt.ort,
Sympt. e.
Gelegentlich:
Gewichtsverlust,
Nervosität,Gewichtsverlust,
Schlafstörg., Apathie,
Konzentrationsstörg.,
Sehstörg.,
Hypotension, Synkope,
Exantheme,
Pruritus, periph.
Ödeme,
Reakt. am
Injekt.ort,
Sympt.Ödeme,
e. Hyperprolaktinämie
wie Galaktorrhö,
Hyperprolaktinämie wie Galaktorrhö, Menstr.störg., Amenorrhö, gestörte Sexualfunkt., Ejak.störg., vermind. Libido u. Erekt.störg.. Selten: Krampfanfälle, malign. neurolept. Syndr., tard. Dyskinesien. Sehr selten: Blutbildveränd. wie
Menstr.störg., Amenorrhö, gestörte Sexualfunkt., Ejak.störg., vermind. Libido u. Erekt.störg.. Selten: Krampfanfälle, malign. neurolept. Syndr., tard. Dyskinesien. Sehr selten: Blutbildveränd. wie Erhöhg./Vermind. d. LeukozyErhöhg./Vermind. d. Leukozytenzahl, Erhöhg. d. Leberenzyme. Zusätzl. bei oral verabr. Risperidon: Insomnie, Agitat., Angstzust., Kopfschm., Somnolenz, Benommenh.,
tenzahl,
Erhöhg.
d. Leberenzyme.
Zusätzl.
bei oral verabr.
Risperidon:
Insomnie,Rhinitis,
Agitat., Regulationsstörg.
Angstzust., Kopfschm.,
Somnolenz,Störg.
Benommenh.,
Obstipation, entw.
Dyspepsie,
Obstipation,
Dyspepsie,
Übelk./Erbr.,
Bauchschm.,
Priapismus,
Harninkontin.,
d. Körpertemp.,
d. Wasserhaushaltes,
durch
Übelk./Erbr.,
Priapismus,Sekretion
Harninkontin.,
Rhinitis,
Regulationsstörg.
d. Körpertemp.,
Störg. d. Ereign.
Wasserhaushaltes,
durch Polydipsie
od. d. Syndr.
Polydipsie od.Bauchschm.,
d. Syndr. d. inadäquat.
v. antidiuret.
Hormon
(SIADH) hervorgerufen;
zerebrovask.
einschl. Insultentw.
u. transitor.
ischäm. Attacken
(TIA).
d.
Sekretion
antidiuret. Hormon
hervorgerufen;
zerebrovask.
Ereign. mell..
einschl.Stand
Insult u.der
transitor.
ischäm. Attacken
(TIA). In sehr selt. Fällen
In inadäquat.
sehr selt.
Fällen v.Hyperglykämie
u. (SIADH)
Exazerbation
eines vorbest.
Diabetes
Information:
12/04. Verschreibungspflichtig.
Hyperglykämie
Exazerbation
eines vorbest. Diabetes mell.. Stand der Information: 07/2003. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, 41457 Neuss.
JANSSEN-CILAGu.GmbH,
41457 Neuss.
Dr. Josef Bäuml, TU München
Dr. Gabi Pitschel-Walz, TU München
Prof. Dr. Hans Förstl, TU München
Prof. Dr. Andreas Heinz, Charité Berlin
PD Dr. Georg Juckel, Charité Berlin (FETZ)
mit freundlicher Unterstützung:
[ Zukunftsarbeit ]
in Kooperation mit:
Mit freundlicher Unterstützung:
BVD N
Berufsverband
Deutscher Nervenärzte e.V.
Berlin-Brandenburg
Abbildung der Titelseite: Marion Rosenschon, “Profilreich”; Kunsttherapie TU München, Leiterin Christine Sattler
Psychoedukation zwischen Neurobiologie und Psychotherapie
bei schizophrenen Psychosen
Der Erkenntniszuwachs auf neurobiologischem Gebiet bei psychischen Erkrankungen geht stetig voran. Die sich daraus ergebenden Verbesserungen
von Diagnostik und Behandlung geben Anlaß zu berechtigtem Optimismus.
Die optimale Nutzung neuer Behandlungsoptionen wird aber nur dann möglich sein, wenn die von einer Erkrankung Betroffenen bereitwillig und kooperativ mit den professionellen Helfern zusammenarbeiten. Dies wird umso
leichter möglich sein, je eher eine Vollremission mit Restitutio in Aussicht
gestellt werden kann. Bei chronischen Krankheitsverläufen wird sich
angesichts überhöhter Erwartungen oft eine umso größere Enttäuschung
einstellen, wenn diese Gesundung zumindest kurzfristig nicht garantiert werden kann.
Diese Kluft zwischen maximalen diagnostischen Möglichkeiten und limitierten
Therapiefortschritten erfordert speziell bei Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis nach wie vor sehr viel Geduld und Frustrationstoleranz bei
den Patienten sowie ihren Angehörigen. Die Teilhabe am medizinischen
Fortschritt wird nur dann möglich sein, wenn sich eine sehr enge Allianz aus
Betroffenen, Angehörigen und Behandlern bildet.
Die Psychoedukation versteht sich in diesem Kontext als verbindende
Klammer zwischen Betroffenen, Angehörigen und Professionellen, um das
heute Machbare aus Neurobiologie und Psychotherapie optimal auszuschöpfen. Psychoedukation soll das Know-how bezüglich der Erkrankung
stärken und den Autonomiestatus sichern, damit die Patienten den
Behandlungsweg einschlagen können, den sie von einer selbstkompetenten
und informierten Warte aus einschlagen wollen.
Der zweite Psychoedukationskongreß in München versucht im Anschluß an
die Auftaktveranstaltung an der Charité in Berlin im Februar 2004 diesem
Aspekt bei schizophrenen Psychosen seine ganze Aufmerksamkeit zu
widmen. Zusammen mit den auf diesem Gebiet führenden Experten hoffen
wir, ein ermutigendes Signal zu setzen, künftig noch gezielter und systematischer durch psychoedukative Interventionen den Behandlungsstandard bei
schizophrenen Psychosen zu verbessern.
Dr. J. Bäuml*
Dr. G. Pitschel-Walz*
Prof. Dr. H. Förstl
TU München
TU München
TU München
Prof. Dr. A. Heinz
PD Dr. G. Juckel
Charité Berlin
Charité Berlin (FETZ)
(* Für die Arbeitsgruppe „Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen
Erkrankungen“)
1
Programm
Freitag, den 11.03.2005 / 10:00 – 17: 30 Uhr
(Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume)
10.00 – 11.00
11.00 – 11.15
Registrierung, Begrüßungskaffee
Eröffnung und Grußworte
Dr. J. Bäuml, Prof. Dr. H. Förstl, Prof. Dr. A. Heinz, Prof. Dr. F. Hohagen (DGPPN), Dr. F. Bergmann (BVDN)
11.15 – 13.00
BLOCK I: NEUROBIOLOGIE, PSYCHOTHERAPIE, PSYCHOEDUKATION
Chair: Prof. Dr. H. Förstl
11.15 – 11.50
Neurobiologisch fundierte Therapie bei schizophrenen Psychosen
Prof. Dr. P. Falkai
11.50 – 12.25
Psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten bei schizophrenen Psychosen
PD Dr. S. Klingberg
12.25 – 13.00
Das Spezifische der Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen
Dr. J. Bäuml
13.00 – 14.15
Mittagspause / Imbiss im Foyer
WORKSHOPS 1-4 NEUROBIOLOGIE UND PSYCHOTHERAPIE
Workshop 1
Neurobiologische Krankheitskonzepte vor dem Hintergrund aktueller
Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung
Prof. Dr. P. Falkai
Workshop 2
Neueste medikamentöse Behandlungsstrategien vor dem Hintergrund aktueller
Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung
Prof. Dr. A. Heinz, PD Dr. G. Juckel
Workshop 3
PEFI (Psychoedukative Familienintervention)
Prof. Dr. H. Berger, Dipl. Psych. H. Gunia
Workshop 4
Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie
PD Dr. G. Wiedemann, PD Dr. S. Klingberg
2
Programm
Freitag, den 11.03.2005 / 10:00 – 17: 30 Uhr
(Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume)
WORKSHOPS 5-8 VERSCHIEDENE PSYCHOEDUKATIVE STRATEGIEN
BEI SCHIZOPHRENEN PSYCHOSEN
Workshop 5
Früherkennungsstrategien bei schizophrenen Psychosen (FETZ)
Dr. A. Bechdolf, Dipl. Psych. B. Conradt, PD Dr. G. Juckel
Workshop 6
Psychoedukation bei Doppeldiagnosen (Schizophrenie und Sucht)
Dr. H. Schönell, Dipl. Psych. R. D’Amelio
Workshop 7
Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder Krankheitseinsicht
Dr. T. Froböse, Dr. B. Sibum, Dr. J. Bäuml
Workshop 8
Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen: Peer-to-Peer-Strategien
Dr. C. Rummel, Dr. W. Kissling, B. Staglschmidt, A. Helbig, C. Brandstätter, Dr. S. Gross
WORKSHOPS 9-12 PSYCHOEDUKATION BEI ANDEREN PSYCHISCHEN ERKRANKUNGEN
Workshop 9
Psychoedukative Interventionen bei Borderline-Patienten
Dr. M. Rentrop, Dr. M. Bender, Dipl. Psych. M. Jensen
Workshop 10
Psychoedukation bei depressiven Erkrankungen
Dr. G. Pitschel-Walz, Prof. Dr. H. J. Luderer
Workshop 11
Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen
Dr. A. Schaub, Prof. Dr. P. Bräunig
Workshop 12
Psychoedukation bei Zwangserkrankungen
Dr. K. Stengler-Wenzke, Prof. Dr. P. Hornung
17.30
Ende des Programms
3
Programm
Samstag, den 12.03. 2005 / 09:15 – 14:15 Uhr
(Klinikum rechts der Isar der TU München, Hörsaaltrakt + Seminarräume)
09:15-09:30
Morgenkaffee
9.30 – 11.00
BLOCK II: PRÄSENTATION DER WORKSHOP-PROTOKOLLE 1-12
MIT KURZDISKUSSION
Chair: PD Dr. G. Juckel, Dr. B. Behrendt
11.00 – 11.30
11.30 – 14.00
Kaffeepause
BLOCK III: AKTUELLE THERAPIE-STRATEGIEN
Chair: Prof. Dr. F.-M. Sadre Chirazi-Stark, Dr. G. Pitschel-Walz
11.30 – 12.00
Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der
aktuellen neurobiologischen Forschung
Prof. Dr. A. Heinz
12.00 – 12.30
Medikamentöse Rezidivprophylaxe vor dem Hintergrund
neuester Metaanalysen
PD Dr. S. Leucht
12.30 – 13.00
Psychoedukative Angehörigenarbeit
bei dementiellen Erkrankungen
Prof. Dr. A. Kurz
13.00 – 13.30
Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht der
Angehörigen und Betroffenen
K-H Möhrmann, W.-P. Hansen
13.30 – 14.00
„Integrierte Versorgung“ bei schizophrenen Patienten:
Aktueller Stand
Dr. W. Kissling
14.00 – 14.15
Schlusswort und Verabschiedung der Teilnehmer
Dr. J. Bäuml
14.15
Abschlussimbiss im Foyer
4
Eröffnung und Grussworte
Dr. Josef Bäuml
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar Technische Universität München
Prof. Dr. Hans Förstl
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar Technische Universität München
Prof. Dr. Andreas Heinz
Berlin, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité Campus Mitte
Prof. Dr. Fritz Hohagen (DGPPN)
Lübeck, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
Dr. Frank Bergmann (BVDN)
Aachen, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nervenärzte (BVDN)
5
6
BLOCK I
NEUROBIOLOGIE, PSYCHOTHERAPIE,
PSYCHOEDUKATION
Chair: Prof. Dr. Hans Förstl
7
Prof. Dr. Peter Falkai
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. Peter Falkai
KURZLEBENSLAUF PROF. DR. PETER FALKAI
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum des Saarlandes
D-66421 Homburg/Saar
Medizinstudium in Düsseldorf mit einem abschließenden Jahr bei TJ Crow in London, England.
Facharztausbildung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Düsseldorf zuletzt leitender Oberarzt ebenda.
Seit 1996 Direktor der Abteilung für Medizinpsychologie und leitender Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der
Universität Bonn. Seit August 2002 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität des
Saarlandes. Wissenschaftlich bestand schon früh Interesse an pathomorphologischen Aspekten der
Schizophrenie. Promotion zum Thema „Zytoarchitektonische Basis der Hippokampusatrophie bei Schizophrenie“
am C.u.O.Vogt Institut für Hirnforschung unter Supervision von Prof. Dr. B. Bogerts. Habilitation zum Thema
„Gestörte Cerebrale Asymmetrie und Schizophrenie“. Seit 1992 Leitung eines multidisziplinären Forschungsteams,
welche Untersuchungen zur Genexpression bei humanen post-mortem Gewebe bis hin zu Studien mit Hilfe der
funktionellen Kernspintomographie durchführen. Ziel ist die Identifikation von Kandidatenmolekülen/-pathways, die
kausal an der Pathophysiologie schizophrener Psychosen beteiligt sind. Zahlreiche der laufenden
Forschungsprojekte sind durch die DFG, das BMBF und die Stanley-Foundation Drittmittel gefördert.
8
Vortrag
Neurobiologisch fundierte Therapie bei schizophrenen Psychosen
Prof. Dr. Peter Falkai
Die Schizophrenie ist ihrer Natur nach eine Gehirnerkrankung, die bei ca. der Hälfte der Betroffenen zu einer
deutlichen Beeinträchtigung ihrer psychosozialen
Entwicklungsfähigkeit führt. Obwohl sie eine ganz zentrale Erkrankung des Fachs Psychiatrie und Psychotherapie
darstellt, sind viele Aspekte in ihrer Entstehung unklar.
Was wir aufgrund von Familien- und Zwillingsstudien
wissen, ist, dass ca. die Hälfte des Risikos, eine
Schizophrenie zu entwickeln, genetische Ursachen hat
und die andere Hälfte auf nicht genetische, d. h.
Umweltfaktoren, zurückgeführt werden kann. Gerade
bezüglich der genetischen Faktoren konnten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte erzielt werden, indem
man die ersten sogenannten Risikogene beschreiben
konnte, darunter Dysbindin, Neuregulin und COMT. COMT
ist am Dopaminstoffwechsel beteiligt, und es konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass Varianten des
Genes, die gehäuft bei der Schizophrenie gefunden werden, mit einer erhöhten Aktivität des dopaminergen
Systems verbunden sind. Die Funktionen der beiden
anderen Risikogene sind komplexer und reichen von der
Aufrechterhaltung der Myelinscheiden bis hin zur
Regulation der Synapsen.
Neben den Risikogenen gibt es aber eine Reihe identifizierter nicht genetischer Faktoren. Zu diesen zählen
Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, Virusinfekte der Mutter, insbesondere im zweiten Trimenon,
Drogenmissbrauch in der Jugend sowie Geburtsort und
Geburtszeitpunkt. Neueste Studien zeigen, dass aber
weder die genetische Disposition für eine Schizophrenie
noch die genannten Umweltfaktoren alleine zum
Ausbruch der Erkrankung führen. Die Interaktionen aus
genetischen und Umweltfaktoren entscheiden, wobei
weder die genaue Mischung noch der damit verbundene
Mechanismus bekannt sind.
Betrachtet man das Wissen zum Ausbruch der
Erkrankung, so ist mittlerweile klar, dass einer Schizophrenie Prodromi über 4 bis 5 Jahre vorauslaufen. Diese
sind charakterisiert durch kognitive und depressive
Störungen sowie die letzten zwei Jahre vor Ausbruch der
Erkrankung durch spezifische Negativsymptome. Besteht
also eine positive Familienanamnese für eine psychotische Erkrankung und lassen sich solche Prodromi
9
explorieren, so muss differentialdiagnostisch an eine
beginnende schizophrene Psychose gedacht werden.
Ist die Schizophrenie erst einmal im Vollbild vorhanden,
so muss sehr dezidiert darauf geachtet werden, nach
Abklingen der Symptomatik ein erneutes Rezidiv zu verhindern. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren
konnten in den letzten Jahren nämlich nachweisen, dass
insbesondere in den ersten Jahren nach Ausbruch der
Erkrankung ein progredienter, wenn auch nur wenige
Volumenprozent umfassender Volumenverlust nachgewiesen werden kann. Dieser ist wahrscheinlich nicht nur
Folge der Erkrankung, sondern möglicherweise auch teilweise durch die Medikamente mitbedingt. Relativ klar ist,
je ausgeprägter die Veränderungen sind, desto deutlicher
die kognitiven Störungen und desto deutlicher die
Negativsymptomatik.
Abschließend sollte darauf hingewiesen werden, dass die
Schizophrenie insbesondere Strukturen des sogenannten limbischen Systems umfasst. Zu diesen Hirnregionen
im Bereich des Cortex (frontal, cingulär und temporal)
und subkortikal (Hippocampus, Mandelkern, Thalamus),
die zum einen zentral am Prozess der Informationsverarbeitung/-filterung beteiligt sind, zum anderen aber
auch auf das Kurzzeitgedächtnis sowie die Regulierung
der Stimmung Einfluss nehmen. Insofern ist es ganz wichtig, dass nach Abklingen der Positivsymptomatik auf das
Vorhandensein von kognitiven Störungen, aber auch an
eine depressive Symptomatik geachtet werden muss. In
diesem Zusammenhang kommt das alte Konzept der
postpsychotischen Neurasthenie zum Tragen, die eine
unspezifisch reduzierte Belastbarkeit der Betroffenen
widerspiegelt und in der Regel im Kontakt zwischen
Betroffenen und Therapeuten nur unzureichend angesprochen wird. Gerade hier besteht aber die Möglichkeit,
einen Teil des Leides, der im Rahmen der Negativsymptomatik entsteht, aufzufangen und zu bearbeiten.
10
Notizen
11
PD Dr. Stefan Klingberg
CURRICULUM VITAE:
PD Dr. Stefan Klingberg
PERSÖNLICHE DATEN
DIENSTANSCHRIFT
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Osianderstr. 24
72076 Tübingen
Tel. 07071/2982330 und 2982684, Fax 07071/294141
email: [email protected]
GEGENWÄRTIGE BERUFLICHE POSITION
Hochschuldozent und Leitender Diplom-Psychologe an der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen
AKADEMISCHE AUSBILDUNG
Oktober 1984 – März 1990
Studium der Psychologie
Mai 1993
Promotion am Psychologischen Institut der Universität Münster
Juni 2003
Habilitation an der Fakultät für Informations- und Kognitionswissenschaften,
Universität Tübingen.
BERUFLICHE LAUFBAHN
1990 - 1992
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der
Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. R. Tölle).
1993 – 1996
Wissenschaftlicher Angestellter an der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer).
1996 - 2003
Leitender Diplom-Psychologe und Wissenschaftlicher Assistent an der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen.
seit 2004
Hochschuldozent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer).
PSYCHOTHERAPEUTISCHE WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATIONEN
Weiterbildungen in Klientenzentrierter Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie
Supervisor für Verhaltenstherapie
Approbation als Psychologischer Psychotherapeut
12
Vortrag
Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen
PD Dr. Stefan Klingberg
Die Bedeutung psychotherapeutischer Interventionen in der
Behandlung schizophrener Psychosen gewinnt zunehmend
klare Konturen. Aktuelle Behandlungsleitlinien bringen klar
zum Ausdruck, dass eine zeitgemäße, optimale Behandlung
von Patienten mit schizophrenen Psychosen psychotherapeutische Interventionen beinhalten sollte.
Die aktuellen Krankheitsmodelle zu schizophrenen
Störungen weisen Ansatzpunkte für psychotherapeutische
Interventionen auf. Die überwiegend neurobiologisch verstandene Vulnerabilität und psychosoziale Faktoren interagieren im gesamten Verlauf der Krankheitsgeschichte, von
der Prodromalphase bis zur Chronifizierung oder Remission. Neben der Bearbeitung des Krankheitskonzepts
der Patienten sind die Anfälligkeit gegenüber sozialen
Belastungen, die Einschränkungen bei der Selbstevaluation, dysfunktionale Attributionsstile, soziale und emotionale
Kompetenzdefizite sowie neuropsychologische Leistungsminderungen Zielgrößen von Behandlungsansätzen.
Aus dem Spektrum kognitiver Verhaltenstherapie sind verschiedene Interventionsstrategien entwickelt und empirisch
überprüft worden. Systematische Reviews unterscheiden
Psychoedukation, psychoedukative Familieninterventionen,
kognitive Verhaltenstherapie, kognitive Remediation,
Trainings sozialer Kompetenz. Insbesondere kognitiv-behaviorale Einzeltherapieverfahren sowie psychoedukative
Familieninterventionen haben sich als wirksame Verfahren
erwiesen, während die Evidenz für die Wirksamkeit von
Trainingsverfahren zur kognitiven Remediation, aber auch
für Trainings sozialer Kompetenz noch verbessert werden
muss. Neue Studien weisen auf die Wirksamkeit kognitiver
Verhaltenstherapie auch schon im Prodromalstadium der
Erkrankung hin. Kurze psychoedukative Gruppeninterventionen müssen darüber hinaus als gute klinische
Praxis verstanden werden und sollten als ein selbstverständlicher Bestandteil einer angemessenen Behandlung
gesehen werden. Der Überblick über die verschiedenen
Verfahren wird ergänzt durch Ergebnisse eigener Studien.
Jenseits der spezifischen Therapieverfahren ist darüber hinaus zu betonen, dass jede Behandlung von Patienten mit
dieser schweren psychischen Störungen nur auf der Basis
einer psychotherapeutischen Grundhaltung langfristig
gelingen kann.
13
Künftig wird es vor allem darauf ankommen, die Implementierung wirksamer Psychotherapieverfahren in der Praxis ganz erheblich zu intensivieren. Hier ist ein ganz erheblicher Nachholbedarf
festzustellen.
14
Notizen
15
Dr. Josef Bäuml
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Josef Bäuml, Ltd. OA
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
KURZBIOGRAPHIE:
- verheiratet mit Sonderschullehrerin
- 3 Kinder
AKADEMISCHER UND KLINISCHER WERDEGANG:
1975-76
Universität Regensburg, Germanistik und Theologie
1976-78
Universität Regensburg, Klinisches Vorstudium
1978-83
Techn. Universität München, klinisches Studium
5 / 1983
Approbation als Arzt
1983-84
Senioren-Tagesklinik, Klinikum rechts der Isar der TUM
1986
Promotion, Techn. Univ. München
1984-88
Akutpsychiatrie, Klinikum rechts der Isar der TUM
1988-89
Neurologische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TUM
1989-99
Akutpsychiatrie, Psychiatrischer Konsiliardienst
Konsiliardienst auf der Toxikologischen Abteilung
1992
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
1997
Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM
1.2.2000
Leitender Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM
Oberärztliche Leitung der akutpsychiatrischen Abteilung.
WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE:
Angehörigenarbeit bei schizophrenen Psychosen. Compliance-Verbesserung bei psychiatrischen Patienten.
Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Patienten.
Empowerment und Trialog bei psychischen Erkrankungen. Psychopharmakotherapeutische Rezidivprophylaxe.
Therapieresistenz bei schizophrenen und affektiven Erkrankungen
FACHGESELLSCHAFTEN
Referent in der Fort- und Weiterbildung der BLÄK , IFT , Akademie im Park in Wiesloch, LV Bayern der Angehörigen
psychisch Kranker e.V. Mitgliedschaft in Fachgesellschaften: DGPPN, AGNP, gfts, BAP und CIP (verhaltens-therapeutische Ausbildungsinstitute), ÄWK (Psychotherapeut. Ausbildungsinst.)
ADRESSE:
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel. 089/4140-4205/06
Fax: 089/4140-4245
[email protected]
16
Vortrag
Das Spezifische der Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen
Dr. Josef Bäuml
Psychoedukation soll sicherstellen, dass erkrankte
Menschen alle heute zur Verfügung stehenden therapeutischen Hilfestellungen in Anspruch nehmen können, um
mit ihrer Erkrankung bestmöglich zurechtzukommen. Das
gilt ganz besonders für psychische Erkrankungen, denen
heute eine erhebliche Vielfalt an therapeutischen
Optionen zur Verfügung steht, die für einen medizinischen
Laien weder überschaubar noch bezüglich ihrer Dignität
für die jeweilige Erkrankung richtig einschätzbar sind.
Während es bei vielen nicht schizophren Erkrankten in
der Regel mit Zunahme des subjektiven Leidensdrucks
letztendlich doch zu einer meist freiwilligen Kontaktaufnahme mit dem medizinisch-psychotherapeutischen
Hilfssystem kommt, ist bei Patienten mit einer schizophrenen Psychose ein geradezu proportional umgekehrter
Zusammenhang erkennbar; je schwerer und akuter die
Erkrankung, umso geringer die Bereitschaft, therapeutische Hilfen aufzusuchen und auch anzunehmen. Dieses
Phänomen der „mangelhaften Krankheitseinsicht“ zählt
mehr denn je zu den großen therapeutischen Herausforderungen bei der psychiatrischen Behandlung schizophrener Psychosen. Gerade in einer Zeit, in der die
möglichst umfassende Respektierung des Patientenwillens zu den obersten Behandlungsmaximen zählt und
Maßnahmen gegen den Willen der Erkrankten auf ein
absolutes Minimum beschränkt bleiben sollen, kommt der
Psychoedukation die enorm wichtige Schrittmacherfunktion zu, rechtzeitig die Voraussetzungen für die
Entwicklung einer tragfähigen Behandlungspartnerschaft
zu schaffen. Was nützen all die Verbesserungen auf
psychopharmakologischem und psychosozialem Gebiet,
wenn die von der Erkrankung Betroffenen die sich
dahinter verbergenden Chancen nicht erkennen und
umsetzen können?
Bei allem Respekt vor der freien Willensentscheidung des
einzelnen muss nämlich stets sichergestellt sein, dass es
sich bei der Nichtentscheidung für eine Behandlung tatsächlich um eine abgewogene und auf nüchternem
Kalkül basierende Überlegung handelt und nicht um den
Artefakt eines auf Vorurteilen, Halbwissen und irrationalen
Ängsten beruhenden Abwehrverhaltens. Das „Anbieten“
einer normierten Informationsmenge alleine genügt in vielen Fällen nicht. Gerade auf Akutstationen erleben sich
die Therapeuten immer wieder in der eigenartigen Rolle
17
Das Spezifische der Psychoedukation
bei schizophrenen Psychosen
J. Bäuml
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München
(Direktor der Klinik: Prof. Dr. H. Förstl)
Mitglied der Arbeitsgruppe
„Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen“
11.3.2005
2. Deutscher Psychoedukations-Kongress
TU München
Arbeitsgruppe:
Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen
Konsensuspapier:
„Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen“ (2003), Schattauer-Verlag
Mitglieder der Arbeitsgruppe:
J. Bäuml (TU München)
A. Barth-Stopik (Berlin)
B. Behrendt (Homburg)
M. Bender (Herborn)
B. Conradt (Düsseldorf)
W. P. Hornung (Bonn)
S. Jensen (Hamburg)
W. Kissling TU München)
S. Klingberg (Tübingen)
J. Kohler (Ravensburg)
R. Lägel (Leipzig)
H.-J. Luderer (Weinsberg)
G. Pitschel-Walz (TU München)
M. Puffe (Leipzig)
C. Rummel (TU Müchen)
A. Schaub (LMU München)
H. Schönell (Neuss)
B. Sibum (Paderborn)
F.-M.Sadre Chirazi- Stark (Hamburg)
K. Stengler-Wenzke (Leipzig)
G. Wiedemann (Tübingen)
G. Wienberg (Bielefeld)
J. Bäuml, 11/2004
Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen:
Erschwernisse für die Patienten
Erschwernisse durch spezifisch morbogene Beeinträchtigungen:
•
•
•
•
Eingeschränkte Selbstwahrnehmung der FWZ bei Erstmanifestation
Kognitive Desorganisation mit reduzierter Aufmerksamkeitsspanne
Konkretistisches Erleben
Mangelnde Abstraktionsfähigkeit
Erschwernisse durch spezifisch morbogene Verarbeitungsmechanismen:
•
•
•
•
•
Projektive Kausalattributionen
Dysfunktionale Kontrollattributionen
Mangelnder epikritischer Überstieg mit „apriorer Gewissheit“
Fehlende kopernikanische Wende
Verleugnung als Copingstrategie
J. Bäuml (3/2005)
Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen :
Erschwernisse für die therapeutische Beziehung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Erstkontakt häufig mit Zwangsmaßnahmen im Vorfeld verbunden
Wahnhafte Situationsverkennung bei Kontaktaufnahme
Instabile Übertragungssituation bei florider Psychose
„Überführungssituation“ bei Konfrontation mit Dissimulation
„Indizienbeweis“ durch fremdanamnestische Angaben
„Sich aufdrängen müssen“ zu Beginn der Krankheit
„Eine Ware abliefern müssen, die keiner bestellt hat...“
Kränkung durch Zuschreibung einer schizophrenen Psychose
Langfristige Medikation ohne klare Terminierung
J. Bäuml (11/2004)
Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen:
Krankheitsadaptierte Interventionstechniken
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Weg der kleinsten Schritte
Kontinuierliche und behutsame Beziehungsarbeit
Dosierte Diskrepanz (Linden 2003)
Kleinsten gemeinsamen Nenner finden
Inokulation mit minimal kompatiblen Informationseinheiten
Systematische Redundanz
Professionelle Simplifizierung komplexer Fakten
Kultivierung der „Doppelten Buchführung“
Affektneutrale Metaebene einführen bei der Entwicklung des KK
Instruktion vor Abstinenz
Probleme funktionalisieren
Mitpatienten als Vermittler und Moderatoren einbeziehen
Angehörige zu „Co - Therapeuten“ befähigen
Ressourcen herausarbeiten
J. Bäuml (3/2005)
Spezifika der PE bei schizophrenen Psychosen:
Ressourcen für das Gelingen der Psychoedukation
•
Wahndynamik nimmt durch medikamentöse Behandlung relativ rasch ab
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Realitätskontrolle ein natürliches Bedürfnis vieler Patienten
Stille Zweifel am Realitätsgehalt des Erlebten rasch einsetzend
Nachdenklichkeit wegen mangelnder Steuerbarkeit der psychot. Eindrücke
Kausalitätsbedürfnis bezüglich wahnhafter Symptome sehr stark
Neugierde nach alternativen Erklärungsmodellen für wahnhaftes Erleben
Anschauliche Bilder erleichtern das Verstehen trotz formaler Probleme
Interaktive Informationserarbeitung bedeutet Wertschätzung der eigenen Ideen
PE in der Gruppe ermöglicht Solidaritätserleben
Stressfreies Gruppenklima ermöglicht Vertrauen in die Therapeuten
Identifikationsmöglichkeit mit den Therapeuten durch Gruppenerfahrung
Aufwertung durch „gleiche Augenhöhe“ mit Gruppentherapeuten
J. Bäuml (3/2005)
eines Helfers, der sich „aufdrängen“ muss, der in Gefahr
ist, die Patienten „zu ihrem Glück nötigen“ zu wollen und
der eine Behandlungs-„Ware“ abliefern soll, die „keiner
bestellt“ hat. Diese Metaphern können nur annähernd
andeuten, welche „Quadratur des Kreises“ sich oftmals
hinter den lange Zeit frustranen Behandlungsbemühungen engagierter Helfer jeglicher Couleur verbirgt. Daraus
entwickelt sich immer wieder die angesichts der heutigen
Behandlungsfortschritte fast zynisch anmutende laissezfair-Haltung, dass jeder seines eigenen „Glückes
Schmied“ sei und dass manche Patienten eben erst einige „Runden drehen“ müssten, bis sie den Ernst der Lage
erkennen würden. Diese Haltung war früher eher vertretbar, als die Zusammenhänge zwischen den neurotoxischen Auswirkungen einer unbehandelten floriden
Psychose noch nicht bekannt waren. Es muss deshalb
zum Standard jeglicher psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung werden, alle Maßnahmen zu unternehmen, um dem Gros der Patienten das Abgleiten in eine
prognostisch ungünstige Subpopulation aufgrund einer
ausgebliebenen oder nur halbherzig durchgeführten
Behandlung zu ersparen.
In diesem Beitrag sollen einerseits die spezifischen
Besonderheiten schizophrener Erkrankungen hinsichtlich
Krankheitseinsicht und Compliance aufgeführt und
psychoedukativ-psychosoziale Strategien andererseits
aufgezeigt werden, um diese Kluft zwischen dem therapeutisch möglichen aber krankheitsbedingt oft nicht entsprechend ausgeschöpftem Verbesserungspotential
möglichst gering zu halten.
18
Notizen
19
Workshop 1
Prof. Dr. Peter Falkai
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. Peter Falkai
KURZLEBENSLAUF PROF. DR. PETER FALKAI
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum des Saarlandes
D-66421 Homburg/Saar
Medizinstudium in Düsseldorf mit einem abschließenden Jahr bei TJ Crow in London, England.
Facharztausbildung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Düsseldorf zuletzt leitender Oberarzt ebenda.
Seit 1996 Direktor der Abteilung für Medizinpsychologie und leitender Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der
Universität Bonn. Seit August 2002 Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität des
Saarlandes. Wissenschaftlich bestand schon früh Interesse an pathomorphologischen Aspekten der
Schizophrenie. Promotion zum Thema „Zytoarchitektonische Basis der Hippokampusatrophie bei Schizophrenie“
am C.u.O.Vogt Institut für Hirnforschung unter Supervision von Prof. Dr. B. Bogerts. Habilitation zum Thema
„Gestörte Cerebrale Asymmetrie und Schizophrenie“. Seit 1992 Leitung eines multidisziplinären Forschungsteams,
welche Untersuchungen zur Genexpression bei humanen post-mortem Gewebe bis hin zu Studien mit Hilfe der
funktionellen Kernspintomographie durchführen. Ziel ist die Identifikation von Kandidatenmolekülen/-pathways, die
kausal an der Pathophysiologie schizophrener Psychosen beteiligt sind. Zahlreiche der laufenden
Forschungsprojekte sind durch die DFG, das BMBF und die Stanley-Foundation Drittmittel gefördert.
20
Workshop 1
Neurobiologische Krankheitskonzepte vor dem Hintergrund aktueller
Forschungsergebnisse und ihre psychoedukative Umsetzung
Prof. Dr. Peter Falkai
Aufbauend auf den Vortrag aus Block I. mit dem Titel „Neurobiologisch fundierte Therapie bei
schizophrenen Psychosen“ werden im Rahmen des Workshops folgende Hypothesen
bearbeitet:
1. Die kürzlich beschriebenen Risikogene der Schizophrenie (Neuregulin, Dysbindin und
COMT) sind wahrscheinlich am Dopamin und/oder am Glutamatstoffwechsel beteiligt.
Hier wird das aktuelle Wissen zur Funktion der Risikogene beschrieben und daraus abgeleitete Konzepte der Pathogenese dargestellt. Aus dem Blickwinkel der Psychoedukation sollen
Fragen nach den Wirkprinzipien bekannter, aber auch neuartiger Therapiestrategien gestellt
werden.
2. Es gibt eine Reihe nicht genetisch vermittelter Risikofaktoren (u. a. Schwangerschafts- und
Geburtskomplikationen, Geburtsort, Geburtsdatum, Drogenmissbrauch in der Jugend etc.),
die zum Ausbruch einer Schizophrenie beitragen.
An dieser Stelle wird insbesondere auf das Risiko des Konsums von Haschisch und anderen
Drogen eingegangen. Das Problem der Doppeldiagnosen, deren Diagnostik und Therapie wird
angerissen.
3. Der Schizophrenie gehen bei 75 % der Betroffenen Prodromi und hier insbesondere kognitive und affektive Störungen voraus. Das Auftreten von Störungen der Kognition und des
Affekts bei jungen Erwachsenen mit positiver Familienanamnese sollte differentialdiagnostisch
an eine Schizophrenie denken lassen.
An dieser Stelle werden die wesentlichen Ergebnisse der Früherkennung schizophrener
Psychosen zusammengetragen, um auch hier einen sinnvollen Erkenntnisstand bei psychoedukativen Maßnahmen aufzubauen.
4. Nach Erstmanifestation einer Schizophrenie muss das Rezidiv verhindert werden, da im weiteren Verlauf bei unzureichender Behandlung eine subtile Volumenreduktion insbesondere
kortikaler Strukturen nachzuweisen ist. Diese ist assoziiert mit einer deutlicheren Ausprägung
der Negativsymptomatik und von kognitiven Defiziten.
Hier sollen krankheitsassoziierte Veränderungen über die Zeit als Folge der Erkrankung
und/oder Behandlungsmaßnahmen diskutiert werden. Inwiefern die Schizophrenie eine atypische degenerative Erkrankung ist, wird auf dem Hintergrund aktueller Befunde referiert.
5. Die Zuordnung hirnregional spezifischer Dysfunktionsmuster erleichtert das Verständnis der
Folgen der Negativsymptomatik.
Die Schizophrenie ist ihrer Natur nach eine Erkrankung des limbischen Systems. Neben einer
Reihe von kortikalen Regionen zählen auch wichtige subkortikale Areale wie der
Hippocampus oder Thalamus dazu. Das Verständnis der Funktion dieser Hirnareale erlaubt
eine bessere Aufklärung der Genese der Positiv-, aber auch Negativsymptomatik und hier insbesondere kognitiver und affektiver Störungen. Diese Zusammenhänge sollen abschließend
vertieft werden.
Das Ziel dieses Workshops ist es, neueste Erkenntnisse der Ätiologie und Pathogenese der
Schizophrenie so aufzubereiten, dass im Rahmen der Psychoedukation ein ausgewogenes
Krankheitskonzept auf der Grundlage neuester Daten weitergegeben werden kann.
21
Workshop 2
Prof. Dr. Andreas Heinz
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. Andreas Heinz
Arbeitsadresse:
Prof. Dr. Andreas Heinz
Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité Campus Mitte
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Schumannstr. 20/21
10117 Berlin
BERUFLICHER WERDEGANG
1988
Approbation bei der Ärztekammer Berlin
1988
Dissertation “Regression bei Schizophrenen - ein pathogenetischer Begriff im historischen Wandel”, bei
Prof. Dr. Viefhues, Institut für Soziale Medizin, Ruhr-Universität Bochum,
Magna cum laude
1988 – 1994
Studium der Philosophie an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum Magister artium,
Philosophie, “Das Konzept seelischer Gesundheit”, bei Prof. Dr. Honneth, FU Berlin, Cum laude
1994 – 1997
Studium der Anthropologie an der FU Berlin und der Howard University, Washington DC
1988 – 1991
Facharztausbildung in Neurologie an der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität
Bochum, Prof. Dr. Przuntek
1993
Arzt für Neurologie, Ärztekammer Berlin
1991 – 1995
Facharztausbildung in Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin,
Prof. Dr. H. Helmchen und Mitarbeiter der Forschungsgruppe “Neurobiologische Mechanismen
der Abhängigkeitserkrankungen”, Prof. Dr. Rommelspacher
1994
Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Ärztekammer Berlin
1995 1995
Zusatztitel Psychotherapie, Ärztekammer Berlin
2001
umgewandelt in Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Baden-Württemberg
1995 – 1997
Forschung im Rahmen eines Habilitationsstipendiums der DFG am National Institute of Mental Health bei
Prof. Dr. Weinberger und am National Institute for Alcohol Abuse and Addiction bei Prof. Dr. Linnoila
1998
Habilitation im Fach Psychiatrie an der Freien Universität Berlin unter dem Vorsitz von
Prof. Dr. Helmchen mit dem Thema “Das dopaminerge Verstärkungssystem – Funktion, Verbindung zu
anderen Neurotransmittersystemen und pathopsychologische Korrelate”
1997 – 1998
Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
(Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek)
1998 – 1999
Freistellung zur Fortbildung in Sozialmedizin und Aufbau der Neurologischen Fachklinik Feldberg/MV in
der Position des Chefarztes (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek)
2000
Zusatztitel Sozialmedizin
1999 - 2002
9/2000
Leitender Oberarzt der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Mann)
Berufung auf die C3-Professur für Suchtforschung an der Universität Heidelberg
10/2001
seit 4/2002
Berufung auf die C4-Professur für Psychiatrie an der Humboldt-Universität zu Berlin
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin,
Charité Campus Mitte
22
WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG
Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Berlin (2002)
Neurologie (1 Jahr), Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern (1999)
FORSCHUNGSFÖRDERUNG
Forschungsprojekt „Genetics of alcoholism“ im Rahmen des Antrags „Functional genomics and diseases of the
brain“ des Standortes Heidelberg (Sprecher: P. Seeburg & H. Monyer) zum „Nationalen Genforschungsnetz“,
Förderung durch das BMBF, Studienleiter A. Heinz & R. Spanagel
Projektbezogene Gesamtsumme ca. 550.000 Euro (seit 6/2001)
„Individually adapted therapy of alcoholism“ im Rahmen des „Forschungsverbunds für Suchtforschung
Baden-Württemberg“ (Sprecher: K. Mann)
Förderung durch das BMBF (01EB0110) und Landesmittel, Studienleiter eines Projekts mit Gesamtsumme
ca. 600.000 Euro (seit 12/2001)
Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Serotonintransporter bei Alkoholabhängigkeit, Depression und
Zwangskrankheiten“ (He 2597/7-1 & 7-2 & Ba 1026/6-1)
Gesamtsumme ca. 180.000 Euro (seit 10/2001)
Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Dopaminerge Mechanismen des reizabhängigen Alkoholverlangens“
(He 2597/4-1 & 4-2 Ba 1101/2-1)
Gesamtsumme ca. 320.000 Euro (Beginn 4/2000)
Einladung zur Gastprofessur an der Columbia University, Department of Neuroscience 1998
(wg. Arbeitsbeginns am ZI Mannheim nicht angetreten)
Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health, Bethesda,
MD (He 2597/1-1)
Gesamtsumme ca. 70.000 Euro (1995 – 1997)
Industrieförderung zum Aufbau eines Früherkennungszentrums für Psychosen und zur bildgebenden Darstellung
von Neuroleptikawirkungen auf das dopaminerge Verstärkungssystem (Fa. Lilly, Fa. Janssen)
Gesamtsumme ca. 360.000 Euro (2002-2003)
Reisekostenbeihilfen der DFG (He 2597/5-1)
FORSCHUNGSPREISE
Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis 2000, Bereich Grundlagenforschung
Thema: Die Rolle der serotonergen Funktionsstörung in der Entstehung und Aufrechterhaltung der
Alkoholabhängigkeit
TÄTIGKEIT IN WISSENSCHAFTLICHEN BEIRÄTEN UND REVIEWBOARDS
• Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „European Psychiatry“ der Association of European Psychiatrists
(AEP) seit 2000
• Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „Journal of Studies on Alcoholism“ seit 2002
• Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Der Nervenarzt“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) seit 2003
• Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Sucht“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren seit
2001
• Wissenschaftlicher Beirat der Prof. Dr. Matthias Gottschaldt Stiftung seit 2002
23
Workshop 2
PD Dr. Georg Juckel
CURRICULUM VITAE:
Priv.-Doz. Dr. med. Georg Juckel
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Stv. Leitender Oberarzt
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charite, Humboldt-Universität
Schumannstr. 20/21
10117 Berlin
[email protected]
Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Berlin, 1980 Abitur am Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf,
1981-1986 Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie an der Freien Universität Berlin,
1983-1986 Wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Institut, 1986-1995 Studium der Humanmedizin an der
Freien Universität und Humboldt Universität Berlin, 1989-93 Doktorand und Studentische Hilfskraft der
Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. H. Helmchen), Promotion: „Akustisch evozierte
Potentiale bei Patienten mit affektiven Störungen unter Fluvoxamin, Lichttherapie und Lithium“ bei Prof. Dr. B. MüllerOerlinghausen, 1992-93 Forschungsaufenthalt im Department of Psychophysiology, Institute for Psychology,
Hungarian Academy of Sciences Budapest, 1995-2002 AIP- und Assistenzarztzeit an der Psychiatrischen Klinik der
Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. H.J. Möller), Leitung des Labors für Mimik- und
Bewegungsanalyse psychiatrischer Patienten, 1997-1998 Forschungsaufenthalt im Program in Neuroscience,
Princeton University, USA (Prof. B.L. Jacobs), 1998-2002 Stellvertretender Leiter und Funktionsoberarzt der
Abteilung für Klinische Neurophysiologie (Prof. Dr. U. Hegerl), regelmäßiger Mitveranstalter der „Münchener EEGTage“, 1999-2002 Aufbau und Leitung der Arbeitsgruppe Hirnfunktionsdiagnostik (EEG, fMRT) der Psychiatrischen
Klinik, Subprojektleiter im BMBF-geförderten bundesweiten Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“,
1999-2001 Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapieausbildung in München und Tübingen,
2001-2002 Neurologiezeit an der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (Prof. Dr. T. Brandt), seit
2002 Stv. Leitender Oberarzt an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charite Berlin (Prof. Dr. A. Heinz),
Leitung des Labors für Experimentelle Psychiatrie, der AG Hirnfunktionsdiagnostik, der AG funktionelle und strukturelle Bildgebung, des Früherkennungs- und Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg, des
Schwerpunktes Schizophrenie und der Akutstation, 2003 Habilitation („Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale als Indikator des zentralen serotonergen Systems – Untersuchungen im Tiermodell sowie an psychiatrischen Patienten und gesunden Probanden“), Beginn des Aufbaus des lokalen Netzwerks „Früherkennung
schizophrener Prodromalzustände“ Berlin-Brandenburg, 2004 Ernennung zum Oberassistenten (C2).
Autor von über 90 Original- und Review-Artikeln in internationalen und nationalen Fachzeitschriften sowie Büchern,
Auszeichnung durch mehrere Preise so z. B. mit dem hochdotierten DGPPN-Duphar/Solvay-Forschungspreis,
umfangreiche Reviewertätigkeit und Lehrtätigkeit im regulären und Reformstudiengang für Mediziner sowie im internationalen Studiengang Medical Neuroscience, Mitglied mehrerer psychiatrischer und neurowissenschaftlicher
Fachgesellschaften, gegenwärtige Forschungsschwerpunkte: Tiermodelle psychiatrischer Erkrankungen, fMRI,
Neurobiologie des Frühverlaufs schizophrener Erkrankungen.
24
Workshop 2
Medikamentöse Behandlungsstrategien vor dem Hintergrund aktueller
Forschungsergebnisse und ihre Psychoedukative Umsetzung
Prof. Dr. Andreas Heinz, PD Dr. Georg Juckel
Ein wichtiger Erklärungsansatz zur Entstehung schizophrener Psychosen geht von einer Interaktion von sozialen
Streßsituationen mit einer lebenslangen Vulnerabilität aus.
Diese bildet sich wahrscheinlich im Rahmen einer entwicklungsspezifischen Störung der Hirnreifung, bei der
die Interaktion zwischen dem dorsolateralen präfrontalen
und dem temporolimbischen Kortex betroffen ist. Setzt
diese Störung der neuronalen Organisation des temporolimbischen Kortex entsprechend früh in der individuellen
Entwicklung ein, kommt es zu einer temporolimbisch-präfrontalen Fehlvernetzung und zu einer verminderten
Kontrolle des präfrontalen Kortex über die subkortikale
Dopaminfreisetzung. Dies kann vor allem in Streßsituationen bei Aktivierung des präfrontalen Kortex
zu einer Erhöhung der mesolimbisch-mesokortikalen
Dopaminfreisetzung führen.
Für diese Theorie sprechen einerseits tierexperimentelle
Untersuchungen, andererseits wurden multimodale bildgebende Untersuchungen auch beim Menschen durchgeführt. Hier zeigte sich, dass das Ausmaß der temporolimbischen und präfrontalen neuronalen Organisationsstörung mit einer verstärkten Dopaminproduktion und
Dopaminfreisetzung im Bereich des Striatums einhergeht.
Dies betrifft vor allem den Zustand der akuten Psychose
und ist dann mit positiven Symptomen wie Wahnstimmung und Halluzinationen verbunden.
Psychopharmaka bei Schizophrenien:
Grundlagen erklären Anforderungen
Andreas Heinz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte & St. Hedwig Kliniken
Kortikale Dysfunktion und kognitive Negativsymptomatik
& Enthemmung der subkortikalen Dopaminfreisetzung
VTA/
Substanti
a nigra
(DA)
Carlsson et al.,
1999
Heinz et al., 1999
Kegeles et al., 2000
Blockade der D2 Rezeptoren durch
typische versus atypische Neuroleptika
via 5-HT2A
atypische
Neuroleptka
endogenes DA stimuliert DRD2
25
typische
Neuroleptika
endogenes DA blockiert
Psychomotorische Verlangsamung (dominante
Hand) versus Motivationsstörung (SANS)
1200
1000
Reaktionszeit in ms
Umgekehrt führt die exzessive Blockade der striären
Dopaminfreisetzung nicht nur zu extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen, sondern auch zu einer Störung
des dopaminergen Belohnungssystems, das die
Aufmerksamkeit gegenüber belohnungsanzeigenden
Reizen steuert. Als Folge können sich einzelne sekundäre Negativ-Symptome ausbilden, die oft nur schwer von
der primären Negativ-Symptomatik getrennt werden können. Unter atypischen Neuroleptika zeigt sich nicht nur
eine verminderte Ausprägung emotionaler NegativSymptome, aktuelle Studien weisen auch darauf hin, dass
kognitive Funktionsstörungen mit Beteiligung des präfrontalen Kortex unter Gabe atypischer Neuroleptika rückbildungsfähig sind. Von besonderem Interesse ist hier der
Einfluss bestimmter Genotypen, die den Dopaminumsatz
800
600
400
200
0
0
Heinz et al., Schiz. Res. 1998
5
10
Avolition/Apathy SANS Score
15
Bedeutung der Psycho- und Soziotherapie
Randomisierte Studie bei 82 Patienten über 18 Monate:
Rezidivraten 17% versus 34% bei Standardbehandlung
wenn zusätzlich:
1. Psychoedukation
2. Überwachung & Intervention (inclusive erhöhte
Medikation) bei Prodromalsymptomen
3. Wöchentliche Gruppentherapie
4. Angehörigengruppen
(Herz et al., Arch Gen Psychiatry 2000)
im präfrontalen Kortex steuern und die Patienten vulnerabler gegenüber Veränderungen der dopaminergen
Neurotransmission in diesem Hirnbereich machen.
Zukünftige Studien werden untersuchen müssen, ob sich
anhand der genotypischen Untersuchung der Patienten
Hinweise darauf finden lassen, wie sich die medikamentöse Therapie schizophrener Patienten optimieren lässt.
Zusammenfassung
• Lebenslange Vulnerabilität gegenüber Stress bei
schizophrenen Patienten
• Hochgradige Blockade zentraler Dopaminrezeptoren
verbunden mit EPMS und Negativsymptomatik
• Intermittierende Prophylaxe bei Ersterkrankten möglich,
sonst Erhaltungstherapie, in Depotform gut wirksam
• Medikation bei Atypika senkt allgemeine Gesundheitskosten
• Psychoedukation, Patienten und Angehörigengruppen & frühe
Intervention verbessern Behandlungsverlauf
26
Notizen
27
Workshop 3
Prof. Dr. Hartmut Berger
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. H. Berger
1966 Abitur.
1974 Approbation.
1979 Promotion.
1981 Anerkennung als Arzt für Psychiatrie Neurologie und Psychotherapie.
1981 Leitender Oberarzt der Psychiatrischen Abteilung der Städtischen Kliniken Offenbach
Seit 1991 Ärztlicher Direktor der Walter-Picard-Klinik des Zentrums für Soziale Psychiatrie Philippshospital
Riedstadt.
Seit 1998 Projektmanager der Task Force on Health Promoting Psychiatric Services und Mitglied im
wissenschaftlichen Komitee des Europäischen Netzwerkes gesundheitsfördernder Krankenhäuser.
Seit 2004 Mitglied einer von der EU geförderten Kommission zur Implementation von Strategien zur Prävention
depressiver Störungen.
2004 Ernennung zum Professor an der Technischen Universität Darmstadt.
DERZEITIGE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:
Entwicklung und wissenschaftliche Evaluation psychoedukativer Therapieangebote, Implementation und
Evaluation gesundheitsfördernder Strategien, Untersuchungen zu Verordnungsgewohnheiten und
Entwicklung von Leitlinien zur Psychopharmakotherapie.
28
Workshop 3
Dipl. Psych. Hans Gunia
CURRICULUM VITAE:
Dipl. Psych. Hans Gunia
Am 3.3.56 geboren.
Studium der Psychologie an der TU Darmstadt. Ausgebildet in Verhaltenstherapie, Dialektisch-Behavioraler
Therapie und Integriertem Psychologischem Trainingsprogramm. Dozent und Supervisor für Verhaltenstherapie
und Dialektisch-Behavioraler Therapie.
Lehraufträge im Bereich Klinische Psychologie an der TU Darmstadt. Seit 1988 beschäftigt im Zentrum für Soziale
Psychiatrie, Walter-Picard Klinik und seit gleicher Zeit auch in eigener Praxis tätig.
Therapeut im Darmstädter DBT-Netzwerk. Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte: Ambulante Therapie von
Borderline-Patienten und Psychoedukation in der Behandlung von Psychosen.
29
Workshop 3
Psychoedukative Familienintervention – ein Multifamilienansatz
Prof. Dr. Hartmut Berger / Dipl. Psych. Hans Gunia
Das familiäre Klima bestimmt mit über den Verlauf
psychotischer Störungen. In zahlreichen Studien zeigten
sich Zusammenhänge von ungünstiger familiärer
Atmosphäre mit erhöhten Rückfallraten. Psychoedukation
zur Verbesserung des familiären Milieus konnte im
Verbund mit Neuroleptika diese Rückfallraten erheblich
senken. In neueren Metaanalysen zeigte sich, dass insbesondere verhaltens-therapeutisch orientierte FamilienInterventionen hierbei sehr effizient waren. Trotzdem
werden Patienten und Angehörige üblicherweise separat
mit Psychoedukation behandelt. Der Aufwand einer
Familien-betreuung vor Ort ist für die Regelversorgung
viel zu kostenintensiv.
Am Zentrum für Soziale Psychiatrie Riedstadt wurde die
'Psychoedukative Familienintervention' (PEFI) entwickelt,
um in ökonomischer Weise das zusätzliche Präventionspotential vereint behandelter Familien zu erschließen. Da
mehrere Familien gleichzeitig teilnehmen, kommen
Techniken aus der verhaltenstherapeutischen Gruppenund Familientherapie zum Einsatz (z.B. Rollenspiele mit
interfamiliärer Besetzung). An den zehnwöchigen Gruppen nahmen bisher 25 Familien teil.
Berichtet wird die Implemen-tierung von PEFI, von der
Manuali-sierung über die Trainerausbildung bis hin zur
Evaluation und Qualitätssicherung. Darüber hinaus kann
unser experimenteller Ansatz zur Emotionsdekodierung
als Element von Expressed Emotions dargestellt werden.
Die bisherigen Hauptergebnisse der Begleitforschung
unter Standardversorgungsbedingungen: verringerte
Rückfallraten (von 66% auf 19%), Reduktion der
Symptomatik (BPRS von 39 auf 22), Zunahme des
Wissens über die Erkrankung und Copingstrategien.
Auch die Teilnahmequote von 92% und die positiven
Beurteilungen der Sitzungen führen zum dem Schluss,
dass mit der PEFI ein effizientes Nachsorge-Modul zur
Verfügung steht und dass Mehrfamiliengruppen problemlos in der psychiatrischen Standardbehandlung eingesetzt werden könnten.
KORRESPONDENZADRESSE
Dr. J. Friedrich, Institut f. Psychologie, TU Darmstadt (D)
Hochschulstr. 1, D-64289 Darmstadt
Tel.: 06151/16-3814F ax: 06151/16-6638
E-Mail: [email protected]
30
Notizen
31
Workshop 4
PD Dr. Georg Wiedemann
CURRICULUM VITAE:
Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann
Herr Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann ist sowohl Facharzt für Psychiatrie und Neurologie (Nervenarzt) mit den
Zusatztiteln Psychotherapie und Psychoanalyse sowie den Fachkunden Suchttherapie und Suchtmedizin und der
fakultativen Weiterbildung Klinische Geriatrie, als auch Facharzt für Psychotherapeutische Medizin sowie
Lehrtherapeut und Supervisor. Nach einer internistischen Tätigkeit arbeitete er sowohl langjährig an einer verhaltenstherapeutisch orientierten psychosomatischen Fachklinik (Windach), als auch an einer psychoanalytisch orientierten psychosomatischen Klinik (München-Bogenhausen). Danach war er am Max-Planck-Institut für Psychiatrie
in München tätig und führte dort zusammen mit Prof. Hahlweg das Forschungsprojekt „Rezidivprophylaxe bei schizophrenen Psychosen durch Kombination von Familienbetreuung und Psychopharmakotherapie“ im Rahmen des
BMFT-Schwerpunktprogramms "Therapie und Rückfallprophylaxe chronischer psychischer Erkrankungen im
Erwachsenenalter" durch. Seine Habilitation befasst sich mit dem Thema "Therapie, Verlauf und Prädiktion der
Schizophrenie - Rückfallprophylaxe durch Kombination von Familienbetreuung und unterschiedlicher
Psychopharmakotherapie". Die Lehrbefugnis für das Fach "Psychiatrie und Psychotherapie und Psychosomatische
Medizin" erhielt er im Februar 2000.
Herr Priv.-Doz. Dr. Georg Wiedemann ist zurzeit als Leitender Oberarzt und Stellvertretender Ärztlicher Klinikdirektor
der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Frankfurt am Main tätig. Er ist einerseits für
Psychotherapie- und Interventionsforschung in Kombination mit neurowissenschaftlichen Fragestellungen aus der
Affektforschung zuständig. Andererseits stellt die Entwicklung und Implementierung störungsspezifischer
Behandlungskonzepte mit der Kombination aus Psychotherapie, Psychopharmakotherapie, Soziotherapie und
Angehörigenbetreuung und deren wissenschaftliche Evaluation im Rahmen der Umsetzung in die
Versorgungsrealität einen wichtigen Schwerpunkt seiner Arbeit dar.
Beispiele für Projekte in Kooperation mit Partnern, gefördert von DFG und weiteren Drittmittelgebern, sind
"Prospektive Untersuchungen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Panikangst an Panikpatienten und
Patienten mit einem automatischen implantierten Kardioversions-Defibrillator", "Wirkvariablen einer kognitiv-verhaltenstherapeutischen Gruppenintervention für schizophrene Patienten unter besonderer Berücksichtigung der
Therapeuten- und Patientenmerkmale", "Kognitive Verhaltenstherapie mit schizophrenen Patienten und ihren
Angehörigen im postakuten Stadium" und weitere.
Im Jahre 2004 erhielt er von der "Stiftung für Seelische Gesundheit" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) einen Psychotherapie-Preis für hervorragende Leistungen in grundlagenbezogener und klinischer Psychotherapieforschung.
AKTUELLE ADRESSE:
Priv.-Doz. Dr. med. Georg Wiedemann
Ltd. Oberarzt und Stellvertretender Ärztlicher Klinikdirektor
Klinikum der Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/Main
Zentrum der Psychiatrie und Psychotherapie
Heinrich-Hoffmann Str. 10
60528 Frankfurt am Main
Tel. 069/ 6301-5341
Fax 069/ 6301-5936
32
Workshop 4
PD Dr. Stefan Klingberg
CURRICULUM VITAE:
PD Dr. Stefan Klingberg
PERSÖNLICHE DATEN
DIENSTANSCHRIFT
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Osianderstr. 24
72076 Tübingen
Tel. 07071/2982330 und 2982684, Fax 07071/294141
email: [email protected]
GEGENWÄRTIGE BERUFLICHE POSITION
Hochschuldozent und Leitender Diplom-Psychologe an der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen
AKADEMISCHE AUSBILDUNG
Oktober 1984 – März 1990
Studium der Psychologie
Mai 1993
Promotion am Psychologischen Institut der Universität Münster
Juni 2003
Habilitation an der Fakultät für Informations- und Kognitionswissenschaften,
Universität Tübingen.
BERUFLICHE LAUFBAHN
1990 - 1992
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der
Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. R. Tölle).
1993 – 1996
Wissenschaftlicher Angestellter an der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie, Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer).
1996 - 2003
Leitender Diplom-Psychologe und Wissenschaftlicher Assistent an der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen.
seit 2004
Hochschuldozent an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Tübingen (Direktor: Prof. Dr. G. Buchkremer).
PSYCHOTHERAPEUTISCHE WEITERBILDUNG UND QUALIFIKATIONEN
Weiterbildungen in Klientenzentrierter Gesprächspsychotherapie und Verhaltenstherapie
Supervisor für Verhaltenstherapie
Approbation als Psychologischer Psychotherapeut
33
Workshop 4
Psychoedukation und kognitive Verhaltenstherapie
PD Dr. G. Wiedemann / PD Dr. S. Klingberg
Von manchen wird der Begriff Psychoedukation kritisch
gesehen Es handelt sich um einen eingedeutschten
Begriff für was eigentlich? Wo hört Psychoedukation auf
und wann fängt Psychotherapie, insbesondere Verhaltenstherapie, an? Was ist und hat Verhaltenstherapie,
was Psychoedukation nicht hat? etc. etc.
Die Abgrenzungsfragen möchten wir an den bisher
erfolgreichsten psychotherapeutischen Interventionen zur
Behandlung schizophrener Störungen aufzeigen: der verhaltenstherapeutisch orientierten Einzel-Familientherapie
und der kognitiven Verhaltenstherapie mit Patienten:
Für Familien wurden eine Reihe von verhaltenstherapeutisch orientierten entwickelt, die alle von dem Verletzlichkeits-Streß-Bewältigungs-Konzept ausgehen. Der Ansatz
von Falloon et al. (1990) zur verhaltenstherapeutisch
orientierten Familientherapie ist am fundiertesten ausgearbeitet. Dieser teilt sich im Laufe von ca. 25 Sitzungen während eines Jahres grob in vier Teile auf:
Die Verhaltensanalyse, die Informationsphase, das
Kommunikationstraining und das Problemlösetraining.
Alle neueren Familientherapieformen bei der Schizophrenie haben folgende Gemeinsamkeiten:
- eine positive und aufrichtige Arbeitsbeziehung zwischen
Therapeut und Familie,
- die Bereitstellung von Familientherapie in einer stabilen,
strukturierten Form
- ein Schwerpunkt in der Verbesserung des Umganges
mit Stress und eine Fokussierung auf die aktuellen
Probleme
- Ermutigung des Respekts für und der Akzeptanz von
zwischenmenschlichen Grenzen innerhalb der Familie
- Bereitstellung von Information über die biologische
Natur der Erkrankung mit Reduktion von Scham- und
Schuldgefühlen in der Familie
- Verwendung verhaltenstherapeutischer Techniken wie
schrittweise Bearbeitung von Problemen
- Verbesserung der Kommunikation zwischen den
Familienmitgliedern.
Die kognitiv-verhaltenstherapeutischen Arbeit mit
Patienten verfolgt verschiedene Ziele: die Verbesserung
der Rückfallverhütung, die Reduktion von positiven und
negativen Symptomen sowie die Verbesserung der sozialen Integration der Patienten. Dabei wird zunächst von
34
allgemeinverhaltenstherapeutischen Strategien Gebrauch gemacht wie: Therapieplanung auf der
Basis einer gemeinsamen Problem-, Motivations- und Zielanalyse; strukturiertes, transparentes
und geplantes Vorgehen; Einsatz von Protokollen und Hausaufgaben; Verwendung von
Techniken, die Verhalten, Fühlen und Denken in Zusammenhang bringen.
Für die Rückfallverhütung werden dann folgende Strategien eingesetzt: ein systematisches
Training zur Erkennung von Frühwarnzeichen und zur Krisenbewältigung sowie ein systematisches Training zur Erkennung und Bewältigung von Belastungen im Alltag.
Die Strategien zur Symptomreduktion erfordern zunächst die Beachtung der Besonderheiten der
Therapeut-Patient-Beziehung bei dieser schweren Störung. In behutsamer aber konsequenter
Weise wird versucht, Positiv-Symptome durch Strategien der Realitätsprüfung zu beeinflussen
und die funktionalen Einschränkungen durch die Symptome zu minimieren. Negativ-Symptome
werden einerseits als Kompetenzdefizite, andererseits als Bewältigungsverhalten verstanden und
entsprechend differenziert angegangen.
Zur Verbesserung der sozialen Situation werden Trainings sozialer und emotionaler
Kompetenzen durchgeführt.
Die Grundlage aller aktuellen Therapiekonzeptionen stellen die empirischen Befunde zum
Vulnerabilitäts-Streß-Bewältigungs-Modell dar. Als Triggerfaktoren für eine Symptomauslösung
wurden belastende Lebensereignisse, eine überlastende soziale Umgebung und ein emotional
spannungsgeladenes Familienklima erkannt. Schutzfaktoren stellen adäquate neuroleptische
Medikation, Bewältigungskompetenzen auf Seiten des Patienten und der Familie und unterstützende psychosoziale Ressourcen dar.
35
Workshop 5
Dr. Andreas Bechdolf
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Andreas Bechdolf
LEBENSLAUF:
Geboren:
Familienstand:
Hochschulreife:
am 20.07.1967 in Köln
in Partnerschaft, zwei Kinder
6/1986
Abitur am Viktoriagymnasium Aachen
Studium:
10/1987 bis 12/1994 Humanmedizin an der Rheinisch Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen und an der Freien Universität Berlin
Approbation:
Promotion:
5/1996
11/1996 an der RWTH Aachen bei Prof. Dr. Klosterkötter
zum Thema: Selbst wahrnehmbare Vulnerabilität, Prodromalsymptome und
Bewäligungsreaktionen vor affektiven Psychosen
Facharzt:
12/2001 Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Zusatzbezeichnung:
4/2003 Anerkennung zum Führen der Zusatzbezeichnung„Psychotherapie“
Berufliche Tätigkeiten:
12/1994-5/1996 Arzt im Praktikum, Psychiatrische Klinik und Poliklinik
der Freien Universität Berlin
(Direktor: Prof. Dr. H. Helmchen)
6/1996-10/1996 Arzt, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin
(Direktor: Prof. Dr. H. Helmchen)
1/1997-8/2002 Arzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln
(Direktor: Prof. Dr. J. Klosterkötter)
seit 9/2002 Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln
(Direktor: Prof. Dr. J. Klosterkötter)
Psychotherapeutische Tätigkeiten: 12/1997- 2/2002 berufsbegleitende Verhaltenstherapie-Weiterbildung zur Erlangung
des Zusatztitels “Psychotherapie” für Ärzte an der Akademie für Verhaltenstherapie
Köln (AVT)
zusätzliche Seminare und Workshops bei H. D. Brenner, I.Falloon , P. Garety, F. Kanfer,
M. Linehan, K. Hahlweg, J. Margraf, P. McFarlane, H. U. Wittchen, V. Roder
seit 2001 Dozent u. a. bei Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie
und Nervenheilkunde (DGPPN), Akademie für Verhaltenstherapie Köln (AVT),
International Early Psychosis Association (IEPA) zur Diagnostik und Therapie von
Personen mit erhöhtem Risiko für schizophrene Erkrankungen und zu kognitivverhaltenstherapeutischen Interventionen bei Patienten mit schizophrenen Störungen
Wissenschaftliche Schwerpunkte: Antragsteller und Projektleiter von randomisierten Studien zur Evaluation von kognitivverhaltens therapeutischen Strategien bei Patienten mit schizophrenen Störungen,
Patienten mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht und einer vom BMBF mit
ca. 500.000 Euro geförderten Studie bei Risikopersonen mir erhöhtem Psychoserisiko
Weitere Interessensgebiete sind Prodromalsymptome bei schizophrenen und affektiven
Störungen, Coping- und Lebensqualitätsforschung
36
Workshop 5
Dipl. Psych. B. Conradt
CURRICULUM VITAE:
Dipl.- Psych. Birgit Conradt,
Psychologische Psychotherapeutin
LEBENSLAUF:
Geb. 1959 in Düsseldorf, verheiratet, 2 Kinder
SCHUL- UND UNIVERSITÄTSAUSBILDUNG:
1978
Abitur
1980-87
Psychologie-Studium an der Universität Würzburg und der
Heinrich-Heine Universität Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie
1987
Abschluß des Studiums als Diplom-Psychologin
WEITERBILDUNG:
1986-1989
Ausbildung am AFS (Köln) in Paar- und Familien-Therapie mit Abschluß als Paar- und
Familientherapeutin
1996-1999
Verhaltenstherapeutische Ausbildung am Institut für KlinischeVerhaltenstherapie an der
Psychiatrischen Klinik der Heinrich-Heine Universität
1999
Approbation als Psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)
BERUFLICHE TÄTIGKEIT:
1987-1990
Wissenschaftliche Angestellte am Medizinischen Institut für Umwelthygiene an der
Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
1990-1992
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt des BMFG „Ausgliederung geistig behinderter
Menschen aus Psychiatrischen Kliniken, Heilpädagogischen Heimen in Hessen und im Rheinland“
seit 1993
Diplom-Psychologin an den Rheinische Kliniken Düsseldorf, Kliniken der
Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
1993 - 99
Diplom-Psychologin in der Psychiatrischen Tagesklinik
2000-2004
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenznetz Schizophrenie
im Projekt „Psychologische Interventionen bei ersterkrankten Schizophrenen“
ARBEITSSCHWERPUNKTE:
Verhaltenstherapeutische Interventionen bei schizophrenen Psychosen, Kognitive Therapie, Psychoedukation,
Therapiestudien, Leitung von Weiter- und Fortbildungen für Ärzte und Pflegepersonal, Supervision, seit 2004 Mitglied der
Arbeitsgruppe Psychoedukation bei schizophrenen Erkrankungen
ADRESSE:
Dipl.-Psych. Birgit Conradt
Rheinische Kliniken Düsseldorf
Kliniken der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
Bergische Landstr.2
40629 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 9223454
[email protected]
37
Workshop 5
PD Dr. Georg Juckel
CURRICULUM VITAE:
Priv.-Doz. Dr. med. Georg Juckel
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Stv. Leitender Oberarzt
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charite, Humboldt-Universität
Schumannstr. 20/21
10117 Berlin
[email protected]
Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Berlin, 1980 Abitur am Goethe-Gymnasium Berlin-Wilmersdorf,
1981-1986 Studium der Philosophie, Germanistik, Geschichte, Archäologie an der Freien Universität Berlin,
1983-1986 Wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Institut, 1986-1995 Studium der Humanmedizin an der
Freien Universität und Humboldt Universität Berlin, 1989-93 Doktorand und Studentische Hilfskraft der
Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin (Prof. Dr. H. Helmchen), Promotion: „Akustisch evozierte
Potentiale bei Patienten mit affektiven Störungen unter Fluvoxamin, Lichttherapie und Lithium“ bei Prof. Dr. B. MüllerOerlinghausen, 1992-93 Forschungsaufenthalt im Department of Psychophysiology, Institute for Psychology,
Hungarian Academy of Sciences Budapest, 1995-2002 AIP- und Assistenzarztzeit an der Psychiatrischen Klinik der
Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. H.J. Möller), Leitung des Labors für Mimik- und
Bewegungsanalyse psychiatrischer Patienten, 1997-1998 Forschungsaufenthalt im Program in Neuroscience,
Princeton University, USA (Prof. B.L. Jacobs), 1998-2002 Stellvertretender Leiter und Funktionsoberarzt der
Abteilung für Klinische Neurophysiologie (Prof. Dr. U. Hegerl), regelmäßiger Mitveranstalter der „Münchener EEGTage“, 1999-2002 Aufbau und Leitung der Arbeitsgruppe Hirnfunktionsdiagnostik (EEG, fMRT) der Psychiatrischen
Klinik, Subprojektleiter im BMBF-geförderten bundesweiten Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“,
1999-2001 Tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapieausbildung in München und Tübingen,
2001-2002 Neurologiezeit an der Neurologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität (Prof. Dr. T. Brandt), seit
2002 Stv. Leitender Oberarzt an die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charite Berlin (Prof. Dr. A. Heinz),
Leitung des Labors für Experimentelle Psychiatrie, der AG Hirnfunktionsdiagnostik, der AG funktionelle und strukturelle Bildgebung, des Früherkennungs- und Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg, des
Schwerpunktes Schizophrenie und der Akutstation, 2003 Habilitation („Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale als Indikator des zentralen serotonergen Systems – Untersuchungen im Tiermodell sowie an psychiatrischen Patienten und gesunden Probanden“), Beginn des Aufbaus des lokalen Netzwerks „Früherkennung
schizophrener Prodromalzustände“ Berlin-Brandenburg, 2004 Ernennung zum Oberassistenten (C2).
Autor von über 90 Original- und Review-Artikeln in internationalen und nationalen Fachzeitschriften sowie Büchern,
Auszeichnung durch mehrere Preise so z. B. mit dem hochdotierten DGPPN-Duphar/Solvay-Forschungspreis,
umfangreiche Reviewertätigkeit und Lehrtätigkeit im regulären und Reformstudiengang für Mediziner sowie im internationalen Studiengang Medical Neuroscience, Mitglied mehrerer psychiatrischer und neurowissenschaftlicher
Fachgesellschaften, gegenwärtige Forschungsschwerpunkte: Tiermodelle psychiatrischer Erkrankungen, fMRI,
Neurobiologie des Frühverlaufs schizophrener Erkrankungen.
38
Workshop 5
Psychologisch-psychoedukative Frühinterventionen bei Personen mit
erhöhtem Psychoserisiko
Dr. Andreas Bechdolf
39
Frühverlauf
Frühverlauf schizophrener
schizophrener Erstepisoden
Erstepisoden
-- Mannheimer
-Studie -(n
ABC
Mannheimer ABCABC-Studie
(n == 267)
267)
PsychoPsychotische
Vorphase
Prodromalphase
Alter
24,2
29,0
Zeitdauer
5,0 Jahre
2 Monate
30,1 30,3
1,1 Jahre
positive
Symptome
negative und
unspezifische
Symptome
Auftreten
sozialer Defizite
erstes Anzeichen einer
psychischen Störung
(unspezifisches / negatives Symptom)
erstes Maximum
positives
der
Symptom PositivPositivsymptomatik
Ersthospitalisierung
(mod. nach Häfner et al., 1995)
12 MonateMonate-Psychoseraten
bei Personen mit erhöhtem
Psychoserisiko
60
Übergangsraten in %
50
40
30
20
10
Yu
PA ng et
CE
a
(N= l., 20
104 04
)
Mil
PR ler et
IME al.
(N= , 200
13) 2
Yu
PA ng et
CE
a
(N= l., 20
49) 03
0
Interventionen bei Personen
mit erhöhtem Psychoserisiko
40
35
30
25
20
15
10
5
0
S I, 6
M o n a te
S I, 12
M o n a te
S I-C , 12
M o n a te
C T , 12
M o n a te
T A U , 12
M o n a te
O L Z, 12
M o n a te
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PR Glas
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(n= et a
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60)
004
N S I, 12
M o n a te
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(n= t al.
58 , 20
)
04
N S I, 6
M o n a te
Mc
PA Gorr
CE y e
(n= t al.,
59
20
)
02
Übergangsraten in Psychose
% pro Gruppe
Verschiedene Untersuchungen zeigen, daß kognitive Denkund Wahrnehmungsstörungen, Negativsymptomatik, Ängste,
depressive Symptome sowie soziale Stagnation oder sozialer Abstieg in der Regel der schizophrenen Erstmanifestation
um Jahre vorausgehen. Vor dem Hintergrund dieser Befunde
wurden mittlerweile Kriterien entwickelt, welche den Übergang in eine Psychose prospektiv in 35-54 % der Fälle innerhalb von 12 Monaten oder 70 % der Fälle innerhalb von
5.4 Jahren vorhersagen können. Erste randomisierte
Präventionsstudien zeigen Hinweise für eine Verzögerung/
Verhinderung der Psychosemanifestation unter der
Behandlung mit Low-Dose-Risperidon and kognitiver
Verhaltenstherapie (KVT) kombiniert (SI, McGorry et al.,
2002), KVT alleine (Morrison et al., 2004) und OlanzapinMedikation alleine (McGlashan et al., 2004).
Erstmals wird jetzt im Rahmen des Kompetenznetzes
Schizophrenie eine differentielle Frühintervention bei
Personen mit erhöhtem Psychoserisiko evaluiert. Im psychosefernen Stadium (Risiko: 70 % / 5.4 Jahre) wird eine umfassende KVT-Intervention evaluiert, im psychosenahem
Stadium (Risiko: 35 - 54 % / 1 Jahr) eine Behandlung mit
Amisulprid.
Die therapeutischen Techniken, die bei der KVT-Intervention
im psychosefernen Stadium zur Anwendung kommen, sind
kognitiv-behavioural ausgerichtet und orientieren sich an
den empirisch gesicherten wirksamen Interventionen bei
erst- oder rezidivierend erkrankten Schizophrenen und bei
Klienten mit Angst- oder Depressionssymptomatik. Das
Behandlungsangebot umfaßt Einzel-, Gruppentherapie,
Angehörigenberatung und Kognitives Training. Die Ziele dieses etwa über 12 Monate angebotenen Programms liegen in
der Besserung der aktuellen Beschwerden und Symptome
der Klienten, der Vermeidung von sozialem Abstieg und
Behinderung sowie der Verzögerung, wenn möglich der
Verhinderung des Auftretens psychotischer Symptome.
Die ersten Erfahrungen zeigen, daß das entwickelte psychologische Frühinterventionsprogramm von den Klienten angenommen wird und sie motiviert an der Behandlung teil-nehmen. Gemäß der Programmziele, konnte bei den meisten
Klienten eine Besserung der aktuellen Beschwerden und
Symptome, die Vermeidung von sozialem Abstieg oder
Behinderung erreicht werden. Erste Zwischenergebnisse
zeigen geringere Übergangsraten in die Psychose im KVTProgramm als in einer unspezifischen Kontrollbedingung.
P L C , 12
M o n a te
Differentielle Frühintervention
bei Risikopersonen
Psychosefern:
Psychosefern:
Psychosenah :
- prädiktive Basissymptome
- Kurzzeitige intermittierende
psychotische Symptome (BLIPS)
oder
- Leistungsabfall bei
vorhandenem Risiko
(familiär oder obstetrisch)
obstetrisch)
oder
- attenuierte Positivsymptome
Kognitive
Verhaltenstherapie
Stützende Interventionen
+
Amilsulprid
Prä-Scores für
Prä
post
Prä-- and
and postpost-Scores
für KVT
KVT bei
bei
Risikopersonen
Risikopersonen im
im psychosefernen
psychosefernen
Prodrom
Prodrom (n
(n == 10)
10)
pre
post
50
300
*
**
250
40
200
**
150
30
20
**
**
10
100
GAF and SPAI
PANSS, BSS and MADRS
60
50
0
0
P A N S S to tal
B SS
SPAI
M ADRS
*p
< 0.05,
** p
G AF
< 0.01
PANSS total= General Psychopathology,
Psychopathology, BSS = Basic Symptom Score, MADRS = Depression, SPAI = Social Anxiety,
Anxiety, GAF = Global Assessment of Functioning
Bechdolf et al., Psychiatry Res (in press)
40
Workshop 5
Früherkennungsstrategien bei schizophrenen Psychosen / Psychoedukation
bei ersterkrankten schizophrenen Patienten / Rezidivprohylaxe
Dipl.-Psych. Birgit Conradt
Während die Psychoedukation von Patienten in der
Prodromalphase noch auf einer nicht gesicherten
Diagnose basiert und eher unspezifische Symptome im
Vordergrund stehen, wird der Patient bei der Manifestation
einer ersten psychotischen Episode mit der Diagnose, den
Symptomen, dem Krankheitsmodell und den Behandlungsmöglichkeiten deutlich konfrontiert. Das Auftreten
eines Rezidivs muss berücksichtigt werden und bei
Wiederauftreten möglicher Frühsymptome kann eine prodromgestützte Frühintervention entsprechend dem
VSC-Modell erfolgen. Krisensituationen, Belastungssituationen und deren Bewältigung müssen in das
Behandlungskonzept eingebunden werden und gemeinsam mit dem Patienten bearbeitet werden.
Bei der Behandlung ersterkrankten Patienten, das sind
etwa 15% der stationär aufgenommenen Patienten, ist
häufig mangelnde Krankheits- und Behandlungssicht und
wenig compliance anzutreffen. Zudem erholen sich etwa
20% der Patienten trotz Behandlung gemäß heutiger
Standards nicht von der ersten Episode. Damit gewinnt die
Auseinandersetzung mit der Erkrankung besondere
Bedeutung. Hier ist besonders auf ein selbstwertschonendes therapeutisches Vorgehen zu achten, in dem neben
Schwierigkeiten und Defiziten der Patienten seine
Bewältigungsstrategien und Ressourcen herausgearbeitet
werden. Mögliche Informationsverarbeitungsstörungen,
vorherrschende Negativsymptomatik und paranoides
Misstrauen müssen dabei berücksichtigt werden.
Bei Ersterkrankten ist Psychoedukation für Patienten und
Angehörige Pflicht. Angehörige Ersterkrankter haben oft
ein besonders hohes Informationsbedürfnis und hohen
Leidensdruck.
Vorgestellt wird ein im Rahmen des Kompetenznetzes
Schizophrenie entwickeltes kognitiv - verhaltenstherapeutischen Therapiekonzept, in das ein 8 std. psychoedukatives Programm für Patienten und Angehörige integriert
ist (Klingberg, Schaub, Conradt: Rezidivprophylaxe
bei schizophrenen Störungen, 2003, Beltz-Verlag). Es ist
ein ambulantes Therapieangebot im Einzelkontakt, das für
niedergelassene Therapeuten und Ambulanzen entwickelt
wurde.
41
PRODROMGESTÜTZTE FRÜHINTERVENTION BEI
ERSTERKRANKTEN SCHIZOPHRENEN
Prodromale Symptome im VSC-Modell
Effektive
Regulation von
Affekten u/o
Coping Skills
Rückkehr zum
stabilen Stadium
Vulnerable
individuelle
Stressverarbeitung
Stabiles
Stadium
Prodromähnliche
Symptome
Rückkehr zum
stabilen Stadium
Effektive Regulation von
Affekten u/o Coping Skills
Effektive familiäre u/o soziale
Unterstützung u/o
Therapeutische Interventionen
Ineffektive
Regulation von
Affekten u/o
Coping Skills
Stressor
Prodromale
Phase
Ineffektive Regulation von
Affekten u/o Coping Skills
Ineffektive familiäre u/o
soziale Unterstützung u/o
Therapeutische Interventionen
Herz & Lamberti (1995)
Rückfall
RÜCKFALLPHASEN UND INTERVENTIONEN
BEI SCHIZOPHRENEN STÖRUNGEN
Rückfall
Symptomatik
und Störung
der Rollenfunktion
Psychotische
Exazerbation
ProdromalPhase
Prodromartige
Symptome
Baseline
Individuelles FrühCoping intervention
Notfallbehandlung
Stressor
Zeit
Krisenintervention
Hospitalisierung
Herz & Lamberti (1995)
Grundlagen zur Psychoedukation bei ersterkrankten
schizophrenen Patienten
- 15% aller stationär aufgenommenen schizophrenen Patienten sind Ersterkrankte
- 20 – 30 % der ersterkrankten Patienten bedürfen aufgrund monoepisodischer
Verläufe, Placeboresponse bzw. Scheinresponse eigentlich keiner
Langzeitmedikation, sind aber bislang prospektiv nicht identifizierbar
- Ersterkrankte haben ein erhöhtes Risiko unerwünschter Neuroleptikawirkungen
- die Krankheits- und Behandlungseinsicht Ersterkrankter ist besonders gering
- die Compliance Ersterkrankter ist besonders gering
- 20% der Patienten erholen sich trotz Behandlung gemäß heutiger
Standards nicht von der ersten Episode
Ersterkrankte Schizophrene sind eine spezielle Patientengruppe mit
spezifischen Behandlungsbedürfnissen
Behandlungstrategien:
• Bearbeitung des Krankheitsund Behandlungskonzepts
• Frühsymptom-Erkennung
und Krisenmanagement
• Erkennung und Bewältigung
von Belastungen
• Bewältigung andauernder
Symptome
• Einbeziehung von Angehörigen
Wesentliche Elemente sind: Bearbeitung des Krankheits- und Behandlungskonzepts, Einführung
in das Frühsymptom- und Krisenmanagement, Einführung in Erkennung und Bewältigung von
Belastungen. Im weiteren Therapieverlauf erfolgt eine Vertiefung auf der Basis einer individuellen
Fallkonzeption und Therapieplanung. Je nach Problemlage werden unterschiedliche Bereiche
bearbeitet: Intervention bei auftretenden Frühsymptomen, bei relevanten Belastungsfaktoren oder
bei persistierenden Symptomen. In einem 8-stündigen Angehörigen-Programm werden neben
den o.g. psychoedukativen Inhalten in 2 gemeinsamen Sitzungen mit dem Patienten die
Krankheitsmodelle von Patienten, Angehörige und Therapeuten, Frühsymptomen und die
Entwicklung eines (gemeinsamen) Krisenplans bearbeitet, ebenso wie Alltagsprobleme im
Umgang mit den Patienten.
42
Workshop 5
Berliner Erfahrungen mit Psychoedukation bei schizophrenen
Prodromalzuständen
PD Dr. Georg Juckel, M. Hauser (Berlin)
Die Psychoedukation von Patienten und ihren Bezugspersonen hat sich als ein wichtiges Therapieelement in
der Behandlung der Schizophrenie erwiesen. Sie findet
daher auch in der frühen Behandlung von Prodromalzuständen vor der ersten manifesten schizophrenen
Episode Anwendung, wobei jedoch einige Besonderheiten der Behandlung in diesem frühen Erkrankungsstadium beachtet werden müssen, da die Patienten und
ihre Angehörigen das Vollbild der Erkrankung noch nicht
kennengelernt haben. In dem Beitrag sollen erste
Erfahrungen im Früherkennungs- und Therapiezentrum
für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburg mit
einem an das Kölner Manual (Bechdolf et al. 2002,
Kompetenznetz Schizophrenie) angelehnten Psychoedukationsprogramm für Betroffene im Prodromalzustand
und deren Angehörige vorgestellt werden. Es basiert auf
der Vorstellung, dass es für den weiteren Verlauf von
Prodromalpatienten insgesamt günstiger ist, deren
Krankheitseinsicht, Compliance und Copingstrategien zu
fördern. Eventuelle Nachteile wie Förderung von Ängsten
und Stigmatisierung dürften dies nicht aufwiegen, sollten
aber im Rahmen des Psychoedukationsprogramm oder in
einer begleitenden Psychotherapie thematisiert und
aufgefangen werden. Die Programm für Betroffene wird
einzeln in 7 Sitzungen durchgeführt, das für Angehörige
in 6 Sitzungen in der Gruppe angeboten. Themen sind die
individuellen gegenwärtigen Symptome, Erklärungsmodelle wie neurobiologische Hypothesen und das
Vulnerabilitäts-Streß-Modell, Copingstrategien und
Stressreduktion, Rolle von Drogen, Krankheitskonzepte
und allgemeine Informationen zur möglichen Krankheit.(Risiko, Häufigkeit, Verlauf, Therapie, etc.). Dieses
Programm wird evaluiert mit Fragebögen zum Wissen,
Krankheitseinstellung, Lebensqualität, psychopathologischen Veränderungen und zum Nutzen des Programms
selber. Erste Ergebnisse werden vorgestellt und diskutiert.
Programm für Betroffene
(7 Einzelsitzungen á 60 Minuten; wöchentlicher Rhythmus,
Papier/Bleistift und vielé Arbeitsblätter)
1. Sitzung:
™
™
Vorstellen des Programms
Besprechen von Zielen und Fragen
2. Sitzung:
™
S
™
™
Klärung des Begriffs Psychose / Abgrenzung zur eigenen
Symptomatik
Besprechen individueller Symptome im Zusammenhang zu
bestimmten Situationen
Einordnung der Symptome in Kategorien
3. Sitzung:
Ursachen für die Symptome
Verletzlichkeits-Stress-Modell zur veranschaulichenden
Erklärung der Entstehung von Symptomen
4. Sitzung:
™
Belastungen und Bewältigung I: Erkennen eigener
Belastungen und Bewältigungsfähigkeiten; Behandlungsmöglichkeiten durch sozialpsycho-therapeutische Maßnahmen
5. Sitzung:
™
Belastungen und Bewältigung II:
Umgang mit Belastungen und Problemen Erkennen einer
Verringerung der eigenen Belastbarkeit
Was mache ich bei einer Krise?
6. Sitzung:
™
™
Ursachen für Symptome aus biologischer Sicht
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
7. Sitzung:
™
™
™
43
Abschließende Besprechung
Offene Fragen
Wie geht’s weiter?
Workshop 6
Dr. med. Helmut Schönell
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Helmut Schönell
1958
Geboren in Düsseldorf
1977 - 1985
Studium der Medizin an der Universität Düsseldorf
1980 - 1985
Studium der Soziologie, Philosophie und Linguistik an der
Universität Düsseldorf
1985 - 1992
Assistenzarzt an den Rheinischen Kliniken Düsseldorf
1992 - 2001
Oberarzt in der Allgemeinen Psychiatrie der Rheinischen Kliniken Düsseldorf
2001 - 2003
Leitender Oberarzt der Abteilung Suchtkrankheit an
den Rheinischen Kliniken Düsseldorf
seit Juli 2003
Chefarzt am St. Josef Krankenhaus in Neuss
WISSENSCHAFTLICHE ARBEITSSCHWERPUNKTE:
• Diagnostik in der Psychiatrie
• Psychopathologie, Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP)
• Psychoedukation bei schizophrenen Störungen
• Psychiatrische Begutachtung
44
Workshop 6
Dipl. Psych. Roberto D’Amelio
CURRICULUM VITAE:
Dipl. Psych. Roberto D’Amelio
LEBENSLAUF:
Dipl. Psych. Roberto D’Amelio, Studium in Heidelberg, Psychologischer Psychotherapeut und verhaltenstherapeutischer Supervisor, Weiterbildung in Verhaltenstherapie und Hypnotherapie, seit 1996 Mitarbeiter an der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes mit Schwerpunkt
Krankheitsverarbeitung und psychotherapeutischer Interventionsforschung, Dozent in den Fachbereichen
Medizinische und Klinische Psychologie und in der Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.
Dipl. Psych./ Psych. Psychotherapeut Roberto D'Amelio
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes
D-66421 Homburg/ Saar
Tel.:
Fax:
E-Mail:
E-Mail:
06841-1624211, -10
06841-1624147
[email protected]
[email protected]
45
Workshop 6
Psychoedukation bei Doppeldiagnosen
Dr. med. Helmut Schönell
Die Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen der ICD-10 Gruppen F2-F4 und
gleichzeitigem Substanzkonsum stellt seit Jahren eine Herausforderung für psychiatrische
Versorgungseinrichtungen dar. Die Behandlung dieser comorbiden Patientengruppe ist am
ehesten durch ein zielgruppenspezifisches – die suchtspezifischen und sonstigen psychiatrischen Krankheitsanteile gleichermassen berücksichtigendes – stationäres/teilstationäres
Angebot zur Diagnostik und Behandlung zu realisieren. In dem Workshop werden die
Entwicklung und die Therapieprinzipien einer solchen Schwerpunktstation unter besonderer
Berücksichtigung einer psychoedukativen Grundhaltung dargestellt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich unter diesem Therapieregime die Verweildauern und die Wiederaufnahmelatenzen nicht von einer Vergleichsgruppe chronisch psychisch Kranker ohne Substanzkonsum
unterscheiden.
46
Workshop 6
GOAL- Gesund Ohne Abhängigkeit Leben. Ein Behandlungsprogramm für Patienten
mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis und Drogenabusus
Dipl. Psych. Roberto D’Amelio
• Autoren: Dipl. Psych. R. D’Amelio, Prof. Dr. med. P. Falkai,
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
des Universitätsklinikums des Saarlandes, D-66421
Homburg/Saar
Schizophren Erkrankte stellen unter den Benutzern von
illegalen Drogen einen bedeutende und in den letzten
Jahren in der Zahl anwachsende Gruppe dar. Diese
Patientengruppe lässt sich durch Polytoxikomanie, ein
frühes Auftreten der schizophrenen Symptomatik und
unzureichender sozialer Integration charakterisieren. Die
Behandlung gestaltet sich wegen der unzureichenden
Medikamenten- und Therapie-Compliance als schwierig.
Das hieraus resultierende erhöhte Rückfallrisiko in Bezug
auf die schizophrene Erkrankung und der fortgesetzte
Missbrauch von psychoaktiven Substanzen führt im
Vergleich zu Patienten ohne Drogenproblematik zu einer
deutlich häufigeren Wiederaufnahme in die Klinik und zu
einem malignem Verlauf der Erkrankung. In der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums
des Saarlandes wurde für diese Patienten mit
Doppeldiagnose das „Gesund Ohne Abhängigkeit Leben"
(„GOAL“) Behandlungsprogramm entwickelt. Wesentlicher
Baustein dieses spezifischen Interventionsprogramms ist
die kognitiv-behaviorale GOAL“-Therapiegruppe“, mit
Fokus auf Krankheitsinformation, Rückfallprophylaxe und
Rückfallmanagement. Das bedeutet zum einen, dass die
Vermittlung von doppeldiagnosespezifischem Wissen und
die Thematisierung der kurz- und langfristigen negativen
Zusammenhänge zwischen Substanzkonsum und Verlauf
der schizophrenen Psychose stattfinden soll. Darüber
hinaus sollen Fertigkeiten zur Vermeidung, Prävention und
Begrenzung eines Rückfalls (sog. konsumbezogene
„skills“) verbessert werden. Der Patient soll in der „GOALTherapiegruppe“ erfahren, wie er einen möglichen
Substanzkonsum begrenzen (Management von „Ausrutschern“) und wie er weiteren Rückfällen vorbeugen
kann (Management von „Hochrisikosituationen“; adäquates Verhalten bei „Alarmsignalen“). Darüber hinaus sollen
gesundheitsdienliche Alternativen („Gesunde Gewohnheiten“) zum Drogenkonsum erarbeitet und umgesetzt
werden.
47
GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von
Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes:
Übersicht über die Ziele des GOAL-Behandlungsprogramm
•
Information: Der Patient soll über die kurz- und langfristigen Auswirkungen des
Drogenkonsums, unter besonderer Berücksichtigung der schizophrenen
Grunderkrankung, informiert werden.
•
Abstinenz: Beim Patienten soll die Entscheidung zur Abstinenz gefestigt
werden.
•
Rückfall: Der Patient soll lernen, rückfallgefährdende Situationen zu
identifizieren, diese nach Möglichkeit zu vermeiden oder sie mittels geeigneter
Strategien zu bewältigen.
•
Alternativen: Beim Patienten soll Verhalten angestoßen werden, das alternativ
zum Drogenkonsum ist und dazu dient, Gesundheit und Lebenszufriedenheit
herzustellen bzw. zu erhöhen.
•
Behandlung: Der Patient soll zu einer weiterführenden und kontinuierlichen
Behandlung der Psychose und der Drogenproblematik motiviert werden.
GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von
Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes:
Behandlungsmodule
EinzelPsychotherapie
Außerklininische
Aktivitäten
Sportgruppe im
Fitness-Studio
Warnsignalgruppe
Psychiatrische
Behandlung
Ergotherapie
als
psychoedukatives Behandlungsmodul
der schizophrenen Symptomatik
Soziale
Kompetenzgruppe
GOAL-Gruppe
als
psychoedukatives Behandlungsmodul
der Doppeldiagnose-Symptomatik
Kunst- und
GestaltungsTherapie
FreizeitAktivitäten
Kognitives
Training
Arbeitstraining
Alltagpraktisches
Training
GOAL - Gesund und ohne Abhängigkeit leben - Ein Integratives Konzept zur Behandlung von
Patienten mit schizophrener Psychose und komorbiden Substanzmissbrauch an der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes:
Übersicht über die GOAL-Gruppe
•
•
•
•
•
•
•
Block I:
Stunde 1: Fakten zu Drogenkonsum und Verlauf der Psychose
Stunde 2: Drogenkonsum als „ungesunde Gewohnheit“
Stunde 3: Schadensbegrenzung bei erneutem Drogenkonsum
Stunde 4: Besprechung von Hochrisiko-Situationen
Stunde 5: Besprechung von Alarmsignalen
Stunde 6: Erstellung einer persönlichen Notfallkarte
•
•
•
•
•
Block II:
Stunde 7: Gesundheitsförderliche Aktivitäten
Stunde 8: Abstinenz lohnt sich
Stunde 9: Benennung einer Vertrauensperson
Stunde 10 bis 12: Praktische Übung in Rückfall-Prävention und
Rückfall-Management
Die „GOAL-Therapiegruppe“ stellt eine Adaption des Konzeptes von Roberts et al. (1999) dar und
ist als halboffene Gruppe mit 6-8 Teilnehmern konzipiert, die unter der Anleitung von
2 Therapeuten über 12 Sitzungen und mit der Frequenz von 2x pro Woche stattfindet.
• Literatur:
- Behrendt B (2001) Meine persönlichen Warnsignale. Ein Therapieprogramm zur
Rezidivprophylaxe bei schizophrener und schizoaffektiver Erkrankung. Manual für
Gruppenleiter. Tübingen: DGVT Verlag
- D’Amelio R, Klein T, Behrendt B, Falkai P, Oest M (2005) GOAL- Gesund Ohne Abhängigkeit
Leben. Ein Therapieprogramm für Patienten mit einer Psychose aus dem schizophrenen
Formenkreis und Drogenabusus. In: Behrendt B & Schaub A. (Hrsg.) Psychoedukation und
Selbstmanagement. Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Krankheitsbewältigung für die
klinische Praxis. Tübingen: DGVT Verlag, 79-110
48
Notizen
49
Workshop 7
Dr. Teresa Froböse
CURRICULUM VITAE:
Teresa Froböse
LEBENSLAUF
PERSÖNLICHE DATEN
Name:
Geburtsdatum:
Geburtsort:
Staatsangehörigkeit:
Religionsbekenntnis:
Familienstand:
Eltern:
Geschwister:
SCHULBILDUNG
06/1996
STUDIUM
WS 1996/97 – SS1998
WS 1998/99 – 05/2003
Teresa Froböse
05.08.1977
Hannover
deutsch
röm.katholisch
ledig
Dr. med. H.-J. Froböse, Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie
Christiane Froböse, Ärztin
Engmann-Froböse, Anja, geb. Froböse, Diplom-Soziologin
Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife, Reuchlin Gymnasium Ingolstadt
(Leistungskurse Latein, Mathematik)
Humanmedizin an der LMU München
Humanmedizin an der TU München
FAMULATUREN
Innere Medizin: Kreiskrankenhaus Kösching
Chirurgie: Klinikum Ingolstadt
Strahlentherapie und Radioonkologie: Universitätsklinikum Großhadern, München
Gynäkologie und Geburtshilfe: Frauenklinik Dr.Geisenhofer, München
Neurologie: Prof.Dr.Angstwurm, Ludwig-Maximilians-Universität München
Arbeitsmedizin: Arbeitsmedizinischer Dienst AUDI AG Ingolstadt
PRAKTISCHES JAHR
04/2002 – 03/2003
1. Tertial: Innere Medizin - Prof. Helmke
4. Medizinische Abteilung des KH München - Bogenhausen
2. Tertial: Neurologie – Prof. Hess
Neurologische Klinik und Poliklinik Universitätsspital Zürich
Hospitation in Praxis Prof. Mumenthaler in Zürich
3. Tertial: Chirurgie - Dr. Reuter
Chirurgische Abteilung des KH der Barmherzigen Brüder München
Ärztin im Praktikum
01.08.2003 – 30.09.2004 Akutpsychiatrie, Klinikum r.d.Isar der TU München
Approbation
10/04
Dissertationsthema
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München
Direktor: Prof. Förstl/ OA Dr. Bäuml
Thema: Modifizierte Psychoedukation bei schizophrenen Patienten
mit kognitiven Störungen
50
Workshop 7
Dr. Bernhard Sibum
CURRICULUM VITAE:
Dr. Bernhard Sibum
BIOGRAPHIE:
Dr. med. Bernhard Sibum *1954
Approbation 1981
Ausbildung in den Bereichen Innere Medizin, Psychosomatik und Psychotherapie undPsychiatrie.
Mitglied der Bielefelder Arbeitsgruppe „PEGASUS“ seit 1989 und Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukation“
seit 1996.
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin, Klinische Geriatrie.
Stv. Ärztlicher Direktor des Westfälischen Zentrums Paderborn und Chefarzt der Abt. Gerontopsychiatrie,
Soziotherapie.
51
Workshop 7
Dr. Josef Bäuml
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Josef Bäuml, Ltd. OA
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
KURZBIOGRAPHIE:
- verheiratet mit Sonderschullehrerin
- 3 Kinder
AKADEMISCHER UND KLINISCHER WERDEGANG:
1975-76
Universität Regensburg, Germanistik und Theologie
1976-78
Universität Regensburg, Klinisches Vorstudium
1978-83
Techn. Universität München, klinisches Studium
5 / 1983
Approbation als Arzt
1983-84
Senioren-Tagesklinik, Klinikum rechts der Isar der TUM
1986
Promotion, Techn. Univ. München
1984-88
Akutpsychiatrie, Klinikum rechts der Isar der TUM
1988-89
Neurologische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TUM
1989-99
Akutpsychiatrie, Psychiatrischer Konsiliardienst
Konsiliardienst auf der Toxikologischen Abteilung
1992
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
1997
Oberarzt in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM
1.2.2000
Leitender Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TUM
Oberärztliche Leitung der akutpsychiatrischen Abteilung.
WISSENSCHAFTLICHE SCHWERPUNKTE:
Angehörigenarbeit bei schizophrenen Psychosen. Compliance-Verbesserung bei psychiatrischen Patienten.
Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Patienten.
Empowerment und Trialog bei psychischen Erkrankungen. Psychopharmakotherapeutische Rezidivprophylaxe.
Therapieresistenz bei schizophrenen und affektiven Erkrankungen
FACHGESELLSCHAFTEN
Referent in der Fort- und Weiterbildung der BLÄK , IFT , Akademie im Park in Wiesloch, LV Bayern der
Angehörigen psychisch Kranker e.V. Mitgliedschaft in Fachgesellschaften: DGPPN, AGNP, gfts, BAP und CIP (verhaltens-therapeutische Ausbildungsinstitute), ÄWK (Psychotherapeut. Ausbildungsinst.)
ADRESSE:
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel. 089/4140-4205/06
Fax: 089/4140-4245
[email protected]
52
Workshop 7
Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder
Krankheitseinsicht
Dr. Teresa Froböse / Dr. Josef Bäuml
Die Patienten-Kooperation und Compliance haben bei der
Behandlung chronischer Erkrankungen eine zentrale
Rolle. Durch die pharmakologische Weiterentwicklung der
neuroleptischen Therapie bei schizophrenen Patienten
konnte die stationäre Behandlungsdauer verkürzt werden
und eine bessere ambulante Behandlung gewährleistet
werden. Die Verkürzung des stationären Aufenthaltes und
eine anschließende stufenweise soziale Reintegration
stellen eine Verbesserung der Lebensqualität der
Patienten dar. Während früher die Patienten nur stationär
behandelt werden konnten, kann heute ein großer Anteil
der Patienten mit entsprechender Krankheitseinsicht
auch ambulant behandelt werden. Diese Umverteilung hat
zur Folge, dass sich gerade im stationären Bereich
vermehrt schwer kranke Patienten häufen mit fehlender
Krankheits- und Behandlungseinsicht. In diesem
Zusammenhang ist eine enge Kooperation zwischen
Angehörigen und professionellen Helfern unbedingt
erforderlich.
Im Rahmen eines Vortrages für die Aktionsgemeinschaft
der Angehörigen psychisch Kranker e.V. am 20.7.04 von
Dr. J. Bäuml über „Die Rolle der Angehörigen bei der
Behandlung von krankheits- und behandlungsuneinsichtigen schizophrenen Patienten“ wurden mit einem
Fragebogen Daten von 84 Angehörigen bei ca. 120
Teilnehmern erhoben. Mit diesen Fragen sollten mögliche
Zusammenhänge zwischen der fehlenden Krankheitseinsicht von Patienten und den eventuell dafür verantwortlichen Faktoren untersucht werden. Die 84
Angehörigen waren im Durchschnitt 62 Jahre alt, 75%
der Angehörigen waren weiblich, zu 79,5% hatten sie
einen Realschul- bzw. Gymnasialabschluß und zu 59%
waren die Söhne der Angehörigen, zu 23,1% die Töchter,
zu 11.5% die (Ehe-)Partner betroffen. Die dazu gehörigen
Patienten waren im Durchschnitt 35 Jahre alt, 30,5 %
waren weiblich, 75% absolvierten die Realschule bzw. das
Gymnasium, im Mittel lagen zum Erhebungszeitpunkt
bereits 3 stationäre Aufenthalte vor und 59,9% waren in
medikamentöser Behandlung, 32,9% hatten keine
Medikation und bei 7,3% waren keine weiteren Angaben
möglich.
53
Beschreibung der Angehörigen
und Patienten
Angehörige (n=84)
Patienten (n=84)
62 Jahre (Median)
(28-81 Jahre)
35 Jahre (Median)
(19-70 Jahre)
w
75 %
30,5%
Schulbildung Realsch./Gymn.
Verwandtschaftsverhältnis
Sohn
Tochter
(Ehe-) Partner
Sonstiges
79,5 %
75%
Alter
Geschlecht
59%
23,1%
11,5%
6,4%
3 (Median), 0-25
Stationäre Aufenthalte
Medikamentöse Behandlung
ja
nein
keine Angabe
59,8%
32,9%
7,3%
Gründe für fehlende
Krankheitseinsicht aus Sicht der
Angehörigen
•
•
•
•
•
•
Patient :
58,3%
Nebenwirkungen:
29,8%
Schicksal:
13,1%
Behandler:
9,5%
Fehlende Wirksamkeit der Medikation:
6%
Angehörige:
2,4%
Zusammenhang
Medikationseinnahme und
Krankheitseinsicht der Patienten
Etwas/
Ausgesprochen/
gar nicht
überwiegend
krankheitseinsichtig krankheitseinsichtig
(n=22)
(n=54)
39% (n=19)
61% (n=30)
Medikation
Ja
Medikation
Nein
11% (n=3)
89% (n=24)
59% der Angehörigen berichten, dass ihre erkrankten Familienangehörigen nur „etwas“ oder
„gar nicht“ krankheitseinsichtig seien. Die Ursachen für diese fehlende Krankheitseinsicht liegt
aus der Sicht von 58,3% der Angehörigen hauptsächlich am Patienten selbst. 29,3% der
Angehörigen vertreten die Meinung, dass die Nebenwirkungen der Medikamente verantwortlich
für eine fehlende Krankheitseinsicht seien. Als weitere Gründe werden von 13,1% das Schicksal,
von 9,5% die behandelnden Ärzte, und von 6% die fehlende Wirksamkeit der Medikamente
genannt. Es stellte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Medikationseinnahme
und Krankheitseinsicht der Patienten dar. Von den Patienten, die Medikamente einnehmen, zeigten 39% eine ausgeprägte Krankheitseinsicht, während 61% von ihnen diese auch akzeptierten
trotz mangelnder Krankheitseinsicht. Patienten ohne medikamentöse Behandlung waren zu 89%
krankheitsuneinsichtig.
Fehlendes Wissen über die Erkrankung, Unerfahrenheit der Angehörigen und ein dysfunktionales
Krankheitskonzept der Patienten sind häufig die Ursachen der Non-Compliance. Die bifokale
Psychoedukation mit Einbeziehung der Angehörigen versucht in erster Linie, die basalen
Informationsdefizite zu beheben. Allerdings reicht dieses Vorgehen offensichtlich bei 40% nicht
aus, um ihnen eine ausreichende Krankheitseinsicht zu ermöglichen. 1/3 von ihnen nimmt überhaupt keine Medikation ein. In diesem Workshop soll durch interaktives Vorgehen versucht werden innovative Strategien zu entwickeln, um auch krankheitsuneinsichtige Patienten über eine
„Kultivierung der doppelten Buchführung“ für eine ausreichende Behandlung zu gewinnen.
54
Workshop 7
Psychoedukation bei schizophrenen Patienten mit mangelnder
Krankheitseinsicht – Ambulantes Setting
Dr. Bernhard Sibum
Das ambulante Setting unterscheidet sich vom stationären dadurch, dass viele PsychoseErfahrene sich in einer anderen Phase ihrer Erkrankung befinden. Die Betroffenen haben nach
dem Klinikaufenthalt meistens eine mehr oder weniger große Distanz zum psychotischen Erleben
entwickelt. Sie befinden sich häufig in der Auseinandersetzung mit dem Schicksalsschlag
„Psychose“ und haben im Rahmen der zu leistenden Trauerarbeit mit Nicht-Wahr-Haben-Wollen,
Wut, Ohnmacht und Trauer die erste Kränkung überwunden Psychose-Erfahrene, die sich für
eine ambulante psychoedukative Gruppe interessieren, gehen häufig in die Auseinandersetzung
mit ihrer Erkrankung, aber auch mit den Professionellen, wollen mehr wissen. Sie sind selbstbewusster.
Ausgehend von den „Erlebniswelten“ und eigenen Konzepten der Psychose-Erfahrenen wird
über die Erarbeitung des kleinsten gemeinsamen Nenners eine Annäherung an die medizinischen Diagnosen versucht.
Die Akzeptanz der Diagnose einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis kann dabei
keineswegs Voraussetzung für die Teilnahme an einer psychoedukativen Gruppe sein. Allein das
Interesse an der Gruppe ist für uns hinreichend.
In dem Workshop sollen zur Erarbeitung geeigneter Zugangsweisen zu den PsychoseErfahrenen die Konstrukte „Krankheitseinsicht“ und „compliance“ besprochen werden.
Methodisch besteht über das Rollenspielverfahren für die Teilnehmer die Möglichkeit (aber kein
Zwang!), exemplarisch an einer psychoedukativen Gruppensequenz teilzunehmen und sich
somit in die Rolle eines Betroffenen zu versetzen und aus dessen Perspektive die professionelle Seite kennen zu lernen.
55
Workshop 8
Dr. med. Christine Rummel
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Christine Rummel
Name:
Dr. med. Christine Rummel
Anschrift:
Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der TU München
Möhlstr. 26
81675 München
[email protected]
Schulbesuch:
1980 – 1984 St. Anna-Volksschule, Augsburg
1984 – 1993 Gymnasium A. B. von Stettensches Institut, Augsburg
Studium der Humanmedizin:
1993 – 2000 Medizinische Fakultät der Technischen Universität München;
mehrmonatige Studienaufenthalte in den USA (u.a. The Zucker
Hillside Hospital, New York)
Dissertation:
2003
Arbeitsschwerpunkte:
Psychoedukations- und ComplianceForschung
Preise:
Sonderpreis des Klinikförderpreises 2004 der bayerischen Landesbank für
das Projekt „Patienten informieren Patienten“
Die Bestimmung der neuroleptischen Schwellendosis
56
Workshop 8
Dr. Werner Kissling
CURRICULUM VITAE:
Dr. Werner Kissling
DERZEITIGE POSITION
Leiter des Centrums für Disease Management an der
Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München
Möhlstr. 26, 81675 München
Tel. 089 4140 4207, Fax: 089 4140 4894
E-mail: [email protected]
BERUFLICHER WERDEGANG
1969-1976
Studium der Humanmedizin an der Universität Tübingen und der
Technischen Universität München
1977-1980
Psychiatrische Weiterbildungszeit und Forschungstätigkeit am
Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München
Seit 1980
Psychiatrische Universitätsklinik der Technischen Universität München
Leitender Oberarzt und Leiter des Centrums für Disease Management
(seit 2000).
FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE
Rezidivprophylaxe schizophrener Psychosen, Evidenzbasierte Psychiatrie, Qualitätsmanagement, Medical decision
making, Compliance, Psychoedukation, Gesundheitsökonomie, Shared Decision Making,
Organisator der Konsensuskonferenz von Brügge und Herausgeber der
"Guidelines for neuroleptic relapse prevention in schizophrenia" (1991).
Leiter der vom BMBF geförderten „Münchner PIP Studie“ zur Wirksamkeit psychoedukativer Maßnahmen bei
schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen,
Leiter des vom BMGS geförderten Modellprojekts „SHARED DECISION MAKING, Der Patient als Partner im
medizinischen Entscheidungsprozess“ und Leiter einiger Teilprojekte des „Kompetenznetzes Schizophrenie“.
Autor und wissenschaftlicher Berater des internationalen „Alliance“ Programms, einem in Zusammenarbeit mit
Patienten und Angehörigen herausgegebenen Psychoedukationsprogramm für schizophrene Patienten und
Angehörige.
Leiter des bayerischen Qualitätszirkel Netzwerks für niedergelassene Nervenärzte
Koordinator der Anti-Stigma Aktion BASTA (www.openthedoors.de) und stellvertretender Vorstand des deutschen
Anti-Stigma Vereins „open the doors“ e.V.
Projektleiter eines von der EU geförderten Projekts der Cochrane Collaboration zur Erstellung einer Datenbank
für psychiatrische Therapie Leitlinien
Mitglied in zahlreichen psychiatrischen Fachgesellschaften wie der DGPPN, AGNP. ECNP etc.
57
Workshop 8
Psychoedukation bei schizophrenen Psychosen: Peer-to-Peer-Strategien
Dr. med. Christine Rummel
Ausbildung mittels „5-Stufenplan“
Stufe 1
Teilnahme der zukünftigen Peer-Moderatoren an einer
Psychoedukations(PE)gruppe
Stufe 2
Teilnahme an Trainings-Workshops (Gruppenmoderation,
Wissensvertiefung, Rollenspiele mit Videoaufzeichnung)
Stufe 3
Durchführung von PE-Gruppen von Peer-Moderatoren in CoModeration mit Ärzten/Psychologen
Stufe 4
Eigenständige Durchführung von PE-Gruppen durch PeerModeratoren, Supervision durch Ärzte/Psychologen
Stufe 5
Rekrutierung neuer Peer-Moderatoren aus den laufenden Gruppen
CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT
an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München
Ergebnisse
•
Der 5-Stufenplan scheint geeignet zur Ausbildung von PeerModeratoren zu Leitern von PE-Gruppen
•
Geeignete Patienten/Angehörige können nach Schulung eine PEGruppe in Co-Moderation bzw. selbständig leiten
•
Wissensveränderung
der
Teilnehmer
gemeinsam
bzw.
selbständig geleiteter Gruppen sind vergleichbar mit rein
professionell geleiteten Gruppen
•
Die Peer-Moderatoren und das Programm genießen eine sehr
hohe Akzeptanz
CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT
an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München
Peer-to-peer-Programme: Grenzen und Chancen
Grenzen
– Naturgemäß begrenztes medizinisches Wissen
– Mögliche Belastung der Peer-Moderatoren
– Rekrutierung geeigneter Peer-Moderatoren
Von Schizophrenie Betroffene und Angehörige von schizophren Erkrankten werden in jeweils eigenen Gruppen
für die Leitung von Psychoedukationsgruppen für die
jeweilige „Peergruppe“ (schizophren Erkrankte bzw.
Angehörige) anhand eines 5-Stufenplanes ausgebildet. In
Stufe 1 nehmen die zukünftigen Gruppenleiter an einer
regulären Psychoedukationsgruppe mit acht Sitzungen
(Einführung, Symptome und Diagnose, Ursachen,
Medikamente, Warnzeichen und Rückfallschutz, psychosoziale Behandlung, Bedeutung der Angehörigen,
Abschlusssitzung) teil. Stufe 1 ermöglicht somit einen
Einstieg in die Materie aus Sicht eines Teilnehmers. Stufe
2 beinhaltet in mehrtägigen Trainings-Workshops eine
Einführung in die Gruppenmoderation, Wissensvertiefung
über Schizophrenie sowie Rollenspiele von Psychoedukationssitzungen mit Videoaufzeichnung. Stufe 3
umfasst die Gruppenleitung in Ko-Moderation mit einem
ärztlichen/psychologischen Gruppenleiter. Ab Stufe 4
führen jeweils zwei ausgebildete Patienten-Gruppenleiter
(für Angehörigengruppen zwei ausgebildete AngehörigenGruppenleiter) gemeinsam Psychoedukationsgruppen
durch und rekrutieren aus diesen Gruppen als 5. Stufe
neue, zukünftige Moderatoren für die Gruppenleitung.
Ergebnisse aus von Patienten-Moderatoren geleiteten
Patienten-Gruppen und von Angehörigen-Moderatoren
geleiteten Angehörigengruppen werden im Rahmen
dieses Workshops dargestellt. In den bisherigen Gruppen
konnte gezeigt werden, dass die Wissenszunahme der
Teilnehmer Peer-geleiteter Gruppen vergleichbar ist mit
der Wissenszunahme in von Ärzten oder Psychologen
geleiteten Gruppen. Die Peer-Moderatoren genießen eine
hohe Akzeptanz bei den Gruppenteilnehmern. Eine besondere Chance des Projektes stellt die hohe Glaubwürdigkeit
der Peer-Moderatoren dar, da sie die Schizophrenie aus
eigener Erfahrung kennen bzw. selbst einen betroffenen
Angehörigen haben. Im Rahmen dieses Workshops sollen
Chancen und Grenzen dieses neuen Ansatzes gemeinsam
mit Peer-Moderatoren diskutiert werden.
Chancen
– Glaubwürdigkeit der Peer-Moderatoren
– Niedrigere Schwelle, sich bei anderen „Peers“ zu informieren
– Ergänzung des professionellen PE-Angebotes
CENTRUM FÜR DISEASE MANAGEMENT
an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München
58
Notizen
59
Workshop 9
Dr. Michael Rentrop
CURRICULUM VITAE:
Dr. Michael Rentrop
LEBENSLAUF
Dr. Michael Rentrop, geboren am 07.11.63 in Hilden.
1984 - 87
1988 - 1995
1998
1995 - 2004
2000-2002
2004
Seit 10/2004
Ausbildung zum Krankenpfleger am BKH Gabersee
Studium der Humanmedizin an der TU München.
Promotion zur Patientenzufriedenheit mit stationär psychiatrischer Behandlung
Assistenzarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
der TU München, Klinikum rechts der Isar.
Weiterbildung in der Übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) nach O.F.
Kernberg.
Facharztanerkennung für Psychiatrie und Psychotherapie.
Oberarzt und Leiter der Psychiatrischen Poliklinik am Klinikum rechts der Isar
der TU München.
PUBLIKATIONEN:
J. Klingelhöfer M. Rentrop : Klinikleitfaden Neurologie Psychiatrie, 3. Auflage,
Urban und Fischer Verlag München 2003
Schlagmann C, Rentrop M, Mirisch S: Psychopharmakotherapie. In: A. Sellschopp, M. Fegg, E. Frick et al.
Psychoonkologie. Zuckschwerdt Verlag München 2002.
Rentrop M, Theml T, Förstl H. Wahnhafte Mißidentifikationen. Klinik, Vorkommen und neuropsychologische
Modelle. Fortschritte Nurologie Psychiatrie 2002; 70: 313-320
Rentrop M., Häussermann P, Wilhelm Th, Heldmann B, Bischoff C, Conrad B. Hirnstamm und Kleinhirnatrophie bei
Neurolues. Nervenarzt 2001; 72: 647-651
Rentrop M., Müller R. Kapitel 19. Schizophrene Psychosen, schizoaffektive, schizotype und wahnhafte Störungen.
In: J Klingelhöfer, M Sprange (Hrsg) Klinikleitfaden Neurologie Psychiatrie, 2. Auflage,
Urban & Fischer Verlag München 2001
Rentrop M, Böhm A, Kissling W. Patientenzufriedenheit mit stationär psychiatrischer Behandlung. Fortschritte
Neurologie Psychiatrie 1999; 67: 456-465
Rentrop M, Hakk K, Freisleder FJ, Kissling W, Kockott G. Kindstötung und hebephrenes Syndrom bei
metachromatischer Leukodystrophie. Nervenarzt 1999; 70 : 276-280
60
Workshop 9
Dr. med. Matthias Bender
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Matthias Bender
Jahrgang 1961, verheiratet, drei Kinder;
Stellv. Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Zentrum für Soziale Psychiatrie der
Rehbergpark g.GmbH in 35745 Herborn, Austraße 40, Tel 02772/504502, [email protected]
HOCHSCHULSTUDIUM
1982-1984
1983-1990
BERUFLICHER WERDEGANG
1990
1991-2000
1992-1998
Studium der Allgemeinen Literaturwissenschaft,
Philosophie und Chemie an der Universität-GH-Siegen
Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg und
Cochabamba, Bolivien
Forschungsstipendium an der Klinik für Innere Medizin der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Abteilung Internistische Psychotherapie
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Nervenheilkunde der PhilippsUniversität Marburg, davon:
an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
(Prof W. Blankenburg, Prof J.-C. Krieg)
1998-1999
an der Klinik mit Poliklinik für Neurologie (Prof W. Oertel)
07/1999-03/2000
an der Klinik mit Poliklinik für Psychotherapie und Verhaltensmedizin
1999
Zusatztitel Psychotherapie
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
seit 04/2000
stellv. Ärztlicher Direktor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am
Zentrum für Soziale Psychiatrie der Rehbergpark g.GmbH Herborn;
leitender Oberarzt für die Behandlungsschwerpunkte „schizophrene
Psychosen“ und „Persönlichkeitsstörungen“ mit je einer 20 Betten führenden
Aufnahmestation mit integrierter tagesklinischer und ambulanter Behandlung;
u.a. mit ADHS-Spezialambulanz.
u.a. Dozent an der Psychotherapie-Weiterbildungsstätte Marburg-Gießen-Kassel, Mitglied der Arbeitsgruppe
„Psychoedukative Interventionen bei schizophrenen Psychosen“, Lehrbeauftragter am Klinikum der
Philipps-Universität Marburg
61
Workshop 9
Dipl. Psych. Maren Jensen
CURRICULUM VITAE:
Maren Jensen, Dipl.-Psychologin
Psychologische Psychotherapeutin, Supervisorin, Approbation 1999. medizinisch technische
Laboratoriumsassistentin
Ausbildung zur medizinisch-technischen Laboratoriumsassistentin am Hygiene Institut in Kiel (1979-1981),
Berufstätigkeit als MTA/L im Bereich Pharmakologie und Hirnforschung, Arzneimittelfirma Ferring GmbH/Kiel
(1982-1983), Studium der Psychologie an der Universität Hamburg (1986-1993), Beratungstätigkeit auf Honorarbasis
für die Kontakt und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen in Hamburg (1993-1998), freiberufliche Tätigkeit als
Psychotherapeutin und Supervisorin seit 1993, Angestelltentätigkeit als Diplom Psychologin im Klinikum Nord
Ochsenzoll/Hamburg-Psychiatrie (1994-1999), seit 1999 Angestelltentätigkeit als Diplom Psychologin im Asklepios
Westklinikum Hamburg zunächst im stationären Setting, seit 2001 in der Psychiatrischen Institutsambulanz.
KLINISCHE SCHWERPUNKTE:
Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien, psychologische Diagnostik und Evaluation.
ERFAHRUNGEN IN DEN BEREICHEN:
niedergelassene Praxis, psychosoziale Trainingsstation, Gerontopsychiatrie, Akutpsychiatrie und Psychiatrische
Institutsambulanz, Supervision.
ANSCHRIFT:
Dipl.-Psych. Maren Jensen
Asklepios Westklinikum Hamburg
Psychiatrische Institutsambulanz
Suurheid 20
22559 Hamburg.
e-mail: [email protected]
62
Workshop 9
Psychoedukative Interventionen bei Borderline Patienten
Dr. Michael Rentrop, Dr. Matthias Bender, Dipl. Psych. Maren Jensen
Psychoedukative Interventionen bei Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung gehören noch nicht überall zum standardisierten Repertoire psychiatrischer Versorgung. Trotz der
hohen Prävalenz der Borderline Störung mit etwa 1,5% in der Allgemeinbevölkerung und einem
Anteil von bis zu 20% bei den stationär psychiatrisch behandelten Patienten steckt die
Erarbeitung und Implementierung psychoedukativer Programme für diese Patientengruppe noch
in den Anfängen.
Die grundsätzlichen Anliegen psychoedukativer Interventionen für Borderline-Patienten entsprechen den im Konsensuspapier der Arbeitsgruppe „Psychoedukation bei schizophrenen
Erkrankungen“ getroffenen Aussagen. Sie liegen in einer systematisch didaktisch-psychotherapeutischen Vermittlung von Informationen zum Krankheitsbild, Förderung des Krankheitsverständnisses und der -bewältigung sowie Hilfen zum selbstverantwortlichen Umgang mit
dieser Störung.
In drei Impulsreferaten werden verschiedene klinische Ansätze psychoedukativer Interventionen
für Patienten mit Borderlinestörung vorgestellt. Dabei steht, im Sinne einer Einführung, ein
Referat über ein für 10 Gruppensitzungen konzipiertes Programm aus dem Bereich der
Akutpsychiatrie am Anfang (M. Rentrop / München) Im folgenden Referat werden die inhaltlichen
Basismodule und das psychosoziale Konfliktmanagement eines multimodalen, DBT orientierten
Therapieprogramms dargestellt (M. Bender / Herborn). Dieses Modell wurde an einer versorgungspsychiatrischen Klinik mit stationärem Behandlungsschwerpunkt für Patienten mit
Persönlichkeitsstörung entwickelt und erprobt. Ergänzend dazu wird eine Anspannungsregulationmethode vorgestellt, welche in besonderer Weise auf die erhöhte Sensitivität von
Borderline Patienten gegenüber emotionalen Stimuli eingeht und ein psychologisches
Erklärungsmodell für die zugrundeliegende physiologische und psychologische Anspannung,
die emotionale Dysregulation sowie der damit verbundenen Impulsdurchbrüche anbietet
(M. Jensen / Hamburg). Der psychoedukative, wissensvermittelnde Teil des Anspannungsregulationstrainings versteht sich als Teil eines psychoedukativen Ansatzes für Patienten mit
Borderline-Störung und ist darüber hinaus für diagnoseübergreifende psychoeduaktive Gruppen
gut geeignet.
Orientiert an den Fragestellungen, den Interessen und dem Erfahrungshintergrund der
Teilnehmer sollen inhaltliche und spezielle psychotherapeutische Fragen der Psychoedukation
für Patienten mit Borderline-Störungen diskutiert werden. Dabei sollen auch Erfahrungen zu
Fragen der Angehörigenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit berichtet und ausgetauscht werden.
63
Workshop 9
Dr. Matthias Bender
Problembereiche
der BPSSymptomatik auf
klinischer Ebene:
•Affektregulation
•Selbstbild
•Psychosoziale
Integration
•Kognitive
Funktionsfähigkeit (u.a.
dissoziative und
pseudopsychotische
Symptomatik
•Verhaltensebene (u.a.
Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten, Eßstörungen)
Therapie der BPS in Modulen
Überprüfung
stationäre BB
Loslösung von
Überprüfung
Maß nahmen zur
Überprüfung
geklärt und
Info über
Ziele für
stationäre
–
Ambulant:
DBT – Gruppentherapie
Einzeltherapie: Trauma
Psychoedukativer Schwerpunkt in
der Basisgruppe I n. H. Dö
Dörner
Basismodule:
z
Einseitig entwickelte persönliche Stile versus psychische Gesundheit
z
Menschliche Grundbedürfnisse und Persönlichkeitsentwicklung – Das Circumplex- oder
Polaritätenmodell
z
Was ist für mich wichtig, was ist für mich nicht wichtig?
z
Gesunde Persönlichkeit und funktionaler Persönlichkeitsstil
z
Gefährdung
der
psychischen
Persönlichkeitsstörungen
z
Die „Rolle“ meines Lebens
z
Therapeutische Ziele formulieren und Problemlösungen erarbeiten
z
Zuordnung der Therapieangebote zu unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen
Gesundheit
und
Persönlichkeit
–
Psychoedukativer Schwerpunkt in
der Basisgruppe II n. H. Dö
Dörner
Psychosoziales Konfliktmanagement
•
Strukturierte und zielorientierte Therapieangebote
o Selbstkontrolle und Selbstvertrauen
•
o
Einsichts- und beziehungsorientierte Therapieangebote
Selbstaktualisierung und Offenheit gegenüber Erfahrungen
o
Training sozialer Fertigkeiten
Prosoziale Autonomie
o
Interpersonell orientierte Therapieangebote:
Vertrauen in soziale Beziehungen
•
•
64
Notizen
65
Workshop 10
Dr. Gabi Pitschel-Walz
CURRICULUM VITAE:
Dr. Gabi Pitschel-Walz
LEBENSLAUF
Dr. rer. biol. hum. Gabi Pitschel-Walz, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin
Geb. am 20.4.1956 in München
SCHULBESUCH (1962-1975):
Allgemeine Hochschulreife
1975, Sophie-Scholl-Gymnasium, München
STUDIUM DER PSYCHOLOGIE AN DER LMU MÜNCHEN:
1975-1981
Schwerpunkt: Klinische Psychologie; Diplomprüfungen 1980/81
Thema der Diplomarbeit: Die Gemeinschaftspraxis – Modell der Kooperation
helfender Berufe
1982-1987
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IFT Institut für Therapieforschung,
Projektgruppe Herz-Kreislauf-Prävention
1988-1989
1990-1995
ARBEITSSCHWERPUNKTE:
Entwicklung und Durchführung von verhaltenstherapeutischen Programmen
zur Raucherentwöhnung und Übergewichtsreduktion
freiberufliche Tätigkeit als Schulungs- und Kursleiterin sowie als Supervisorin
für Kursleiter
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Psychiatrischen Klinik der LMU
München, BMFT-geförderte multizentrische, randomisierte PIP-Studie
(Psychosen-Informations-Projekt)
ARBEITSSCHWERPUNKTE:
Durchführung der psychoedukativen Patienten- und Angehörigengruppen im
Rahmen der Studie; Datenverwaltung und Auswertung der Studie
Seit 1995 psychologische Psychotherapeutin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der TU München
Aktuelle klinische Arbeitsschwerpunkte: Psychoedukation bei Schizophrenie und Depression;
Psychoseseminare; Psychotherapie (Kognitive Verhaltenstherapie); Angehörigenarbeit; Durchführung von
Workshops zur Psychoedukation bei Schizophrenie und Depression für Ärzte, Psychologen und andere in der
Psychiatrie tätige Berufsgruppen.
Weitere Schwerpunkte: Therapieforschung - Studienplanung, Fragebogenentwicklung, Evaluation, Durchführung
von Metaanalysen
1997
1999
Promotion (Dr. rer. biol. hum.) an der LMU München (Prof. R.R. Engel)
Thema der Dissertation: Die Einbeziehung der Angehörigen in die Behandlung
schizophrener Patienten und ihr Einfluss auf den Krankheitsverlauf
Approbation zur Psychologischen Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)
Dr. Gabi Pitschel-Walz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Tel. 089/4140-4239
e-mail: [email protected]
66
Workshop 10
Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer
LEBENSLAUF
Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer
18.09.1949
Geboren in Mannheim
11.06.1968
Abitur
1969-1974
Studium der Medizin an der Universität Heidelberg
02.07.1974
Ärztliche Prüfung an der Universität Heidelberg
01.10.1974 - 30.04.1976
Medizinalassistent
04.03.1975
30.04.1976
Promotion an der Universität Heidelberg (Thema: Methodologische,
psychophysische und neurophysiologische Aspekte des Schmerzproblems)
Approbation als Arzt
01.07.1976
Beginn der Facharztausbildung am Bezirkskrankenhaus Günzburg
13.05.1981
Anerkennung als Psychiater
17.03.1983
Anerkennung als Nervenarzt
13.08.1983
Anerkennung als Gesprächspsychotherapeut in der GwG (Gesellschaft
für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie)
01.05.1985
Oberarzt an der Psychiatrischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg.
01.07.1987
Habilitation für das Fach Psychiatrie. (Habilitationsschrift: Aufklärung und
Information in der Psychiatrie. Untersuchungen zum Kommunikationsstil von
Psychiatern und zum Kenntnisstand psychisch Kranker)
14.09.1987
Erteilung der Lehrbefugnis an der Universität Erlangen-Nürnberg für das Fach
Psychiatrie
28.01.1989
Anerkennung als Psychopathologie-Ausbilder der Arbeitsgemeinschaft für
Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie (AMDP)
25.09.1990
Anerkennung als delegierter Ausbilder der Gesellschaft für wissenschaftliche
Gesprächspsychotherapie (GwG)
12.09.1991
Ernennung zum Professor für Psychiatrie (C3) an der Universität ErlangenNürnberg
10.05.1994
Anerkennung als Psychotherapeut durch die Landesärztekammer Bayern
09.03.1995
Anerkennung als Lehrtherapeut für Gesprächspsychotherapie durch die
Landesärztekammer Bayern
01.07.1996
Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und
Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie (heute: Klinikum am Weissenhof)
Weinsberg
15.12.1997
Umhabilitation, Universität Heidelberg
09.02.1999
Außerplanmäßiger Professor, Universität Heidelberg
67
Workshop 10
Psychoedukation bei depressiven Erkrankungen
Dr. Gabi Pitschel-Walz / Prof. Dr. Hans-Jürgen Luderer
Curriculum der psychoedukativen
Gruppen bei Depression
1. Wie gerät man in die Depression und wie kommt man wieder
raus? - Depressionsspirale
2. Symptome; Dreieck: Fühlen, Denken, Handeln
3. Ursachen (V/S-Modell); Diagnosen
4. Behandlung: Medikamente, Nebenwirkungen,
Rezidivprophylaxe (Reizübertragung – Synapsenmodell)
5. Behandlung: Psychotherapie, weitere
Behandlungsmöglichkeiten
6. Selbsthilfe: Steigerung angenehmer Aktivitäten
7. Selbsthilfe: Negative Gedanken erkennen und korrigieren;
Problemlösen statt Grübeln; Suizidprävention
Hilfe durch Angehörige, Hilfe für Angehörige
8. Goldene Regeln, Krisenplan, Literaturempfehlungen,
Selbsthilfegruppen, wichtige Adressen
Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003) Psychoedukation
Depressionen. München: Urban & Fischer
DIP-Pilotstudien: Beschreibung der
Patienten
Alter
DIP-Pilotstudie I
(n=91)
DIP-Pilotstudie II
(n=98)
∅ 55 Jahre (24-90
Jahre)
∅ 51 Jahre (23-84 Jahre)
w
75 %
71%
Schulbildung Realsch./Gymn.
48 %
48%
Diagnose Bipolare Störung
Depressive Episode
Rez.depressive Störung
Andere Diagnosen
Stationäre Aufenthalte
10 %
30 %
56 %
4%
3 (1-18), Median: 2
12%
36%
48%
4%
3 (1-14), Median: 2
Geschlecht
Medikamentöe Behandlung
Klassische Antidepressiva
SSRI und andere neue AD
49 %
34 %
9%
76%
Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003)
Feedback der Teilnehmer
(DIP-Pilotstudie I und II)
Patienten
DIP-Pilotstudie I DIP-Pilotstudie II
N=39
N=53
Angehörige
N=32
Als wie hilfreich haben
Sie die Gruppe erlebt?
Sehr hilfreich/hilfreich 87%
94%
100%
Wie gut fühlen Sie sich
informiert?
Sehr gut/gut 95%
94%
100%
Was halten Sie von der
Anzahl der Treffen?
Zu wenig 5%
Angemessen 92%
Zuviel 3%
13%
85%
2%
13%
84%
3%
Pitschel-Walz, Bäuml & Kissling (2003)
Bedeutung der Psychoedukation für
die Compliance
• Ausführliche u. zweiseitige Information über
Behandlungsoptionen
• Förderung einer generell positiven Haltung der
Behandlung gegenüber
• Hilfe annehmen als kompetentes Verhalten sehen
lernen
• Vermittlung des „Prophylaxegedankens“
• Motivierung zu Psychotherapie
• Motivierung zur Auseinandersetzung mit dem
behandelnden Arzt (Optimierung der Behandlung)
Die Psychoedukation hat sich in den letzten Jahren zu
einem nicht mehr wegzudenkendem Bestandteil der
Behandlung Schizophreniekranker entwickelt. Die überzeugenden Wirkungsnachweise und die positiven praktischen Erfahrungen bei der Behandlung dieser
Patientengruppe führten zur Ausweitung des psychoedukativen Ansatzes auf zahlreiche andere psychische
Störungen.
1998 wurde an der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der TU München ein psychoedukatives
Programm für Patienten mit episodenhaft verlaufenden
Depressionen und deren Angehörige zusammengestellt.
In jeweils 8 Gruppentreffen - getrennt für Patienten und
Angehörige - werden die wesentlichen Informationen
über die Erkrankung selbst, die Behandlungsformen und
die eigenen Einflussmöglichkeiten vermittelt. Zum anderen bieten diese Gruppen die Gelegenheit, persönliche
Erfahrungen im Zusammenhang mit der Erkrankung und
ihrer Bewältigung mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die Ergebnisse der Erprobung in einer Pilotstudie
waren ermutigend.
Ein ähnliches Programm wurde zur gleichen Zeit gemeinsam von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der
Universität Heidelberg und dem Klinikum am Weissenhof
Weinsberg entwickelt.
Im Workshop werden die Informationsinhalte sowie die
didaktischen Besonderheiten dieser Interventionsprogramme vorgestellt. In Rollenspielen sollen anschließend die Grundprinzipien des kognitiv-verhaltenstherapeutisch und des gesprächspsychotherapeutisch orientierten Vorgehens in einzel- und gruppentherapeutischen
Situationen demonstriert und trainiert werden.
Daneben soll Raum sein für Diskussionen über weitere
Erfahrungen mit psychoedukativen Interventionsansätzen
und Implementierungsstrategien bei depressiven
Erkrankungen.
Lit.:
Pitschel-Walz G, Bäuml J, Kissling W (2003).
Psychoedukation: Depressionen. Manual zur Leitung von
Patienten- und Angehörigengruppen. München: Urban &
Fischer.
Dr. Gabi Pitschel-Walz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München
68
Notizen
69
Workshop 11
Dr. Annette Schaub
CURRICULUM VITAE:
Annette Schaub, Dr. phil., Diplom-Psychologin, psychologische Psychotherapeutin,
Supervisorin und Lehrtherapeutin für Kognitive Verhaltenstherapie, Promotion 1992, Approbation 1999
Studium der Psychologie an den Universitäten Mainz und Bonn; wissenschaftliche Assistentin an den
Psychiatrischen Universitätskliniken Bonn (1984-1991), Bern (1993-1996) und München (LMU) (1995-1992:
Teilnahme an Forschungsprojekten in den Arbeitsgruppen von Michael J. Goldstein, R.P. Liberman, Alan S. Bellack
und Kim T. Mueser. Seit 1997 leitende Diplom- Psychologin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der
LMU München
KLINISCHE SCHWERPUNKTE:
Durchführung von Einzel- und Gruppeninterventionen bei Patienten mit schizophrenen, depressiven und bipolaren
Erkrankungen im stationären und ambulanten Setting. Lehrtätigkeit in Medizinischer Psychologie, Klinischer
Psychologie und Kognitiver Verhaltenstherapie sowie Supervision in kognitiver Verhaltens- und Familientherapie.
FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE:
Leitung von Projekten zur Entwicklung und Evaluation einer bewältigungsorientierten Gruppentherapie bei Patienten
mit schizophrenen Störungen, zur Psychoedukation und Krankheitsbewältigung bei Patienten mit depressiven oder
bipolaren Störungen sowie zu neuropsychologischen Funktionen bei Patienten mit depressiven oder schizophrenen
Störungen. Das Projekt für die Optimierung der Behandlung affektiver Störungen (1999-2004) wurde vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
ANSCHRIFT:
Dr. Annette Schaub
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität
Nußbaumstr. 7
80336 München
E-Mail: [email protected]
70
Workshop 11
Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig
CURRICULUM VITAE:
Peter Bräunig
1974 – 1976:
Studies of Medical Sciences, Humboldt-University Berlin, (Charité), Germany
1976 – 1979:
Studies of Medical Sciences, University Carl Gustav Carus Dresden, Germany
1979 – 1980:
Internships, University Carl Gustav Carus Dresden Neurosurgery,
Neuroophthalmology, Internal Medicine
1980:
1981:
Diploma in Medical Sciences
Medical Thesis
1980 – 1984:
1984
Resident in Psychiatry and Neurology, University Carl Gustav Carus Dresden
Training in Psychotherapy, Department of Psychotherapy and Psychosomatic
Medicine, Bezirkskrankenhaus Dresden-Neustadt
1984/1985
Dismissal from the citizenship of the German Democratic Republic (GDR) and
relocation to the Federal Republic of Germany (FRG)
1985 – 1989
Resident in Psychiatry/Staff Psychiatrist, Department of Psychiatry, University of
Bonn, Germany
1986
Board certification as 'Psychiatrist'
1989 – 1998
Head, Department of Clinical Psychiatry, Westfälisches Zentrum für Psychiatrie,
University of Bochum, Germany
1991/92
Assistant Professor of Psychiatry
1993 – 1998
Head, Center for Rehabilitation in Psychiatry, associated with the 'Westfälische
Zentrum für Psychiatrie' Bochum, Germany
1996
1997
Certification as Psychotherapist
Associate Professor of Psychiatry
since 1998
Chief, Clinic for Psychiatry, Behavioural Medicine and Psychosomatics
Chemnitz, Affiliated with the University of Dresden, Germany
Visiting scientist
1993/1994
Center for Addiction and Mental Health, Department of Mood and Anxiety
Disorders, University of Toronto, Canada
1999/2000
Center for Addiction and Mental Health, Department of Mood and Anxiety
Disorders, University of Toronto, Canada
Chemnitz, 11.01.2005
Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig
71
Workshop 11
Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen
Dr. Annette Schaub
KLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE DER LMU
MÜNCHEN
Psychoedukation bei
bipolaren Erkrankungen
Annette Schaub
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ansatzpunkte psychotherapeutischer Interventionen
• Lebensfreude und ein selbstbestimmtes Leben zurückgewinnen;
Rückfällen, Substanzmißbrauch, Suizidalität vorbeugen
• Aufbau eines funktionalen Krankheits-Gesundheits-Modells
• Mitarbeit mit der Pharmako- und Psychotherapie verbessern
• Allgemeine Belastbarkeit und Stressmanagement erhöhen
(z.B. Überforderungshaltung hinterfragen und loslassen)
Psychotherapeutische Interventionen bei bipolaren
Erkrankungen waren lange Zeit umstritten. Erst in den letzten
Jahren konnten kontrollierte randomisierte Studien belegen,
dass sich psychoedukative und kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze als hilfreich und empirisch effizient erweisen. Diese Veränderung hat sich vereinzelt im stationären und ambulanten Setting spezifischer
Zentren vollzogen, jedoch nur bedingt in allgemeinen
Kliniken, Praxen und Ausbildungsinstituten. Wenn-gleich die
pharmakologischen Interventionen die Rückfallrate senken
können, profitieren die Betroffenen stärker von einer
Psychotherapie in bezug auf Selbstwertprobleme, Bewältigung des Stigmas, Verbesserung von Kompetenzen im
Umgang mit der Erkrankung sowie familiärer Kommunikations- und Problemlösestrategien.
• Regelmäßigen Lebensrhythmus stabilisieren
• Frühwarnzeichen erkennen und angemessen reagieren
Genetische und biologische Vulnerabilität
Störungsmodell modif.
nach Miklowitz und
Goldstein (1997)
Andere belastende
Lebensereignisse
Störungen des
Lebensrhythmus’
Familiäre
Konflikte
Frühwarnzeichen
Psychologische
Bewältigungsstrategien
Pharmakologische
Strategien
Auftreten affektiver
Symptome
Therapieansätze
• Psychoedukative Ansätze
- Fördern eines selbstverantwortlichem Umgangs mit der Erkrankung über Wissenszuwachs und über Selbsthilfestrategien wie
Frühsymptom-und Medikationsmanagement
• Kognitiv-behaviorale Interventionen
- Verändern selbstwerthinderlicher Überzeugungen
- Tagesstruktur und Schlaf-Wach-Rhythmus aufrechterhalten
Interpersonelle Psychotherapie
- Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen
• Familienbezogene Interventionen
- Psychoedukation, Kommunikations- und Problemlösestrategien
Aufbauend auf den positiven Erfahrungen der vom BMBF
geförderten Studie zu unipolaren Störungen wurde 2000
an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der
Ludwig Maximilians Universität München eine kognitivpsychoedukative Gruppenintervention für Patienten mit
bipolaren Erkrankungen und deren Angehörige entwickelt
und etabliert. Das aktuelle Programm (Schaub A,
Bernhard B, Gauck L, 2004) erstreckt sich auf 14
Sitzungen und deckt folgende Inhalte ab: das
Vulnerabilitäts-Streß-Bewältigungsmodell, Informationen
zur pharmakologischen Behandlung, Umgang mit
Depression und Manie, Stärkung eigener Ressourcen
und Kommunikations- und Problemlösestrategien sowie
Suizidalität. Die Gruppen werden interaktiv und ressourcenorientiert durchgeführt.
Die Organisation und Durchführung psychoedukativer
Gruppen bipolarer Patienten und ihrer Angehörigen wurden in den letzten Jahren wissenschaftlich begleitet und
evaluiert. In Ergänzung zu früheren Konzepten setzt diese
Manual auch einen besonderen Schwerpunkt in der
Einbindung der Angehörigen. Bisher haben 62 Patienten
und 37 Angehörige an diesen Gruppen teilgenommen
und sie fast vollzählig als informativ sowie hilfreich eingestuft. Bei den Patienten zeigte sich ein signifikanter
72
Workshop 11
Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen
Dr. Annette Schaub
Wissenszuwachs über die Erkrankung. Die Angehörigen
fühlten sich nach Abschluss der Gruppen deutlich entlastet. Diese Ergebnisse zeigen, dass psychoedukative
Interventionen ein wesentlicher Bestandteil in der
Behandlung bipolarer Patienten sein sollte.
Manuale:
- Kognitive Verhaltenstherapie zur Rückfallprophylaxe. Meyer &
Hautzinger 2004.
- Kognitiv-psychoedukative Therapie bei bipolaren Erkrankungen.
Schaub, Bernhard und Gauck 2004.
- Psychoedukation bei bipolaren Störungen. Wagner & Bräunig 2004.
Psychologische Ratgeber:
- Achterbahn der Gefühle. Bock 1998.
Psychoedukation hilft somit, ein gemeinsames
Verständnis der Erkrankung zu entwickeln, aber auch
Probleme und individuelle Vorstellungen der Betroffenen
zu besprechen und den „Kommunikationsknoten“ aufzulösen. Das von uns entwickelte Manual kann ambulant
und stationär im Einzel- oder Gruppensetting angewandt
werden und erleichtert Klinikern und Therapeuten den
psychotherapeutischen Zugang. Dieser Workshop gibt
erst einen Überblick über aktuelle kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze und deren Evaluation, aber der
Schwerpunkt liegt in der Darstellung unseres Behandlungskonzeptes und der Einübung spezifischer Fertigkeiten.
- Zwischen den Polen von Manie und Depression. Bräunig & Wagner
2004.
- Meine ruhelose Seele. Die Geschichte einer manischen Depression.
Jamison 1999.
- Mit gebrochenen Flügeln fliegen. Kingma 2002.
- Bipolar: Leben mit extremen Emotionen. Wormer 2004.
Inhalte der Gruppensitzungen für Patienten
1.
Erklärungsmodell der Erkrankung
2.
Einführung und Überblick
3.
Medikamentöse Behandlung
4.
Nebenwirkungen und weitere Behandlungsmöglichkeiten
5. – 8. Depression : Symptome und Bewältigungsmöglichkeiten;
aktiver werden; „schwarze Brille abgeben“; Rückfällen
vorbeugen
9. – 10. Manie: Symptome und Bewältigungsmöglichkeiten;
Rückfällen vorbeugen, Belastbarkeit erhöhen
11. – 13. Gesunde Lebensführung: Lebensrhythmus, Alkohol und
Drogen; Individuelle Ziele, Psychotherapie; Einführung in die
LifeChart Methode
14.
Zusammenfassung, Rückblick & Feedback
Zusammenfassung: Fazit der Therapiestudien
Psychoedukation als Ergänzung zur Pharmakotherapie
erleichtert die Krankheitsbewältigung (höhere Akzeptanz der
Erkrankung, höhere Mitarbeitsbereitschaft und Selbstwirksamkeit)
verlängert deutlich die Dauer bis zum Rückfall bei depressiven
(Miklowitz et al. 2003, Colom et al. 2003), gemischten (Colom et al.
2003) sowie bei (hypo-)manischen Episoden (Lam et al. 2003,
Perry et al. 1999)
verhindert nicht den Krankenhausaufenthalt, aber verkürzt
deutlich die Aufenthaltsdauer !
Strukturierte psychologische Interventionen sind daher sehr
wichtig!
73
Workshop 11
Psychoedukation bei bipolaren Erkrankungen
Prof. Dr. med. habil. Peter Bräunig
Psychoedukatives
Gruppenprogramm für Patienten
mit bipolaren Störungen
• Schwerpunkt Psychoedukation
• Gruppentherapie
• stationäres, teilstationäres und ambulantes
Setting möglich
• 12 Sitzungen à 60 Minuten
• 8-12 Teilnehmer
Wagner & Bräunig, 2004
Ziele der Psychoedukation
• Aufklärung über die Erkrankung und
Behandlung
Informationsvermittlung
• Aufbau von Bewältigungsstrategien im
Umgang mit der Erkrankung
Rückfallprophylaxe
• Stärkung der Eigenverantwortlichkeit
Selbstmanagement fördern
Themenschwerpunkte
• Basisinformationen zur Erkrankung
• Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
• Medikamentöse Therapie
• Erfassung von Frühwarnsymptomen
• Biologische und soziale Rhythmen
• Stressmanagement und -prophylaxe
• Interpersonelle Einflußfaktoren
• Erarbeitung von Krisenplänen
Die bipolare bzw. manisch-depressive Erkrankung stellt
mit einer Prävalenz von bis zu 1,5% für die Bipolar I
Störung und bis zu 11% für das gesamte bipolare
Spektrum eine häufige psychische Störung dar. Die
Rückfallraten sind hoch und betragen trotz deutlicher
Fortschritte in der pharmakologischen Akuttherapie und
Rezidivprophylaxe im ersten Jahr nach einer Episode
40% und bereits 73% nach 5 Jahren. Diese Limitierungen
der pharmakologischen Behandlung führten dazu,
psychosoziale Faktoren bei der Therapie der Erkrankung
stärker zu berücksichtigen. Erste psychotherapeutische
Interventionen beschränkten sich zunächst auf die
Vermittlung von Informationen über die Erkrankung im
Rahmen psychoedukativer Sitzungen. Erst in den letzten
10 Jahren etablierten sich zunehmend ausdifferenziertere
psychotherapeutische Verfahren zur Behandlung bipolarer Erkrankungen. Psychoedukation findet sich heute als
integrierter Bestandteil mit unterschiedlicher Gewichtung
und Elaboriertheit in fast all diesen Therapieformen
wieder. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass
bisherige Ergebnisse der Psychotherapieforschung auf
die positive Wirkung von Psychoedukation im Rahmen
der Rückfallprophylaxe hindeuten.
Einen elaborierten psychoedukativen Ansatz stellt das in
der Klinik für Psychiatrie, Verhaltensmedizin und
Psychosomatik des Klinikums Chemnitz entwickelte
manualisierte Gruppenprogramm zur Behandlung bipolarer Erkrankungen (Wagner & Bräunig, 2004) dar. Neben
der Informationsvermittlung über die Erkrankung, ihre
Entstehung und ihre Behandlungsmöglichkeiten wird auf
die Förderung des Selbstmanagements des Betroffenen
und den Aufbau von Bewältigungsstrategien im Umgang
mit der Erkrankung fokussiert. Zentrale Themenbereiche
des Manuals, wie sie auch von anderen Therapieansätzen
in unterschiedlicher Schwerpunktsetzung berücksichtigt
werden, sind die Erfassung von Frühwarnsymptomen, die
Regulation biologischer und sozialer Rhythmen, ein
Stress- und Krisenmangement, die Veränderung krankheitsbegünstigender Denk- und Verhaltensmustern sowie
interpersonelle Problembereiche. Gemeinsam mit den
Patienten werden in diesem Zusammenhang deren individuelle Risikofaktoren für eine erneute Erkrankung erarbeitet und Strategien zur Rückfallprophylaxe vorgestellt.
74
Lit.:
Wagner, P. & Bräunig, P. (2004). Psychoedukation bei bipolaren Störungen. Ein Therapiemanual
für Gruppen. Stuttgart: Schattauer.
75
Workshop 12
Dr. med. Katarina Stengler-Wenzke
CURRICULUM VITAE:
Dr. med. Katarina Stengler-Wenzke:
Katarina Stengler-Wenzke; geboren 1968, lebt mit ihrer Familie (Ehemann und Tochter) in Leipzig.
Nach Abschluss des Abiturs 1987 und einjährigem Klinikspraktikum Medizinstudium an der
Universität Leipzig von 1988-1994;
1994-2000 Weiterbildung und Abschluss als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Leipzig.
1995 Promotion an der Universität Leipzig - Institut für Klinische Chemie
Seit 2004 als Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie der Universität Leipzig (Professor Dr. med. M. C. Angermeyer) tätig
– Leiterin der Ambulanz. Klinischer und Forschungsschwerpunkt: Zwangserkrankungen – psychotherapeutische und
neurobiologische Studien. Seit 1996 Mitglied der Arbeitsgruppe „Psychoedukation bei schizophren Erkrankten“.
76
Workshop 12
Prof. Dr. med. Peter Hornung
CURRICULUM VITAE:
KURZ-BIOGRAFIE:
W. Peter Hornung, Prof. Dr. med., geb. 21.01.1955 in Karlsruhe/Baden. Verheiratet, 2 Kinder. Abitur in Karlsruhe.
Studium der Medizin an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sowie an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster; fachärztliche Aus- und Weiterbildung in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der
WWU Münster (Leitung: Prof. Dr. Tölle), in der Klinik und Poliklinik für Neurologie der WWU Münster (Leitung: Prof.
Dr. Brune), sowie in den Westfälischen Kliniken Lengerich und den Krankenanstalten Sarepta (Bielefeld-Bethel);
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. 1981 Promotion zum
Doktor der Medizin, 1995 Habilitation im Fach Psychiatrie, seit 2002 außerplanmäßiger Professor für das Fach
Psychiatrie an der WWU Münster. Seit 1998 Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie 1 der
Rheinischen Kliniken Bonn. Arbeitsschwerpunkte: Psychoedukation, Psychotherapie bei schizophrenen Psychosen,
Angst- und Zwangsstörungen, Verhaltenstherapie, Sozialpsychiatrische Methoden. Autor bzw. Ko-Autor mehrerer
Bücher, u.a: „Psychoedukatives Therapieprogramm für schizophrene Patienten“ (dgvt-Verlag, Tübingen),
„Psychoedukation und Psychopharmakotherapie“ (Schattauer-Verlag, Stuttgart), Psychoedukation bei
Zwangsstörungen (Elsevier-Verlag).
77
Workshop 12
Psychoedukation bei Zwangserkrankungen
Dr. Katarina Stengler-Wenzke / Prof. Dr. Peter Hornung
Ambulantes psychoedukatives
Gruppenprogramm für Patienten mit
Zwangserkrankungen und deren Angehörige
(Stengler-Wenzke et al., 2002)
Organisatorischer Rahmen:
•
Gruppenraum (Ambulanz)
•
Wöchentlich - 2 Stunden, Gesamtdauer: 16 Wochen,
•
Geschlossene Gruppenform mit jeweils 6-8 Patienten, max. 2
Angehörige/ Patient,
•
je ein Therapeut und ein Co-Therapeut (Arzt/ Psychologe/
Sozialarbeiter)
Psychoedukation als eine Dimension der Psychotherapie
konnte in den letzten Jahren in der Routineversorgung
psychiatrischer Erkrankungen weitgehend etabliert
werden. Dabei gibt es störungsspezifische Unterschiede
hinsichtlich Struktur, Setting und auch Inhalt der psychoedukativen Interventionen.
Indikation:
•
ICD 10 F42.0 – F42.2; (F63.3)
•
basale Gruppenfähigkeit
Kontraindikation:
•
Vorliegen einer hirnorganischen Störung (CCT)
•
psychotische Episoden, primäre Behandlungsdiagnose Depression
Gruppeninhalte: (Ambulantes Gruppenprogramm)
Dauer
Inhaltliche Schwerpunkte
Teilnehmer
1./2.
Sitzung
Einführungsteil
- Vorstellung der Gruppenteilnehmer
- Erwartungen, Wünsche, Vorerfahrungen der
Teilnehmer, Informationssammlung
Patienten
3.- 5.
Sitzung
- Beginn Informationsvermittlung über die Erkrankung:
Definition, Subtypen, Verlauf, Ursachen und
Bedingungen, Erarbeitung des Krankheitsmodells,
Therapiemöglichkeiten
Patienten
6.-12.
(13.)
Sitzung
- Verhaltensanalyse und Demonstration der
Problemsituationen, Vorbereitung der
Expositionsübungen, Versuch der Übertragung in den
realen Alltag (Alltagsübungen)
- Förderung der sozialen Kompetenz
Patienten
14.-16.
Sitzung
Einbeziehung der Angehörigen
- Informationsvermittlung u. emotionale Entlastung der
Angehörigen
- Funktionale Auseinandersetzung mit dem Zwang im
familiären Umfeld der Betroffenen
Patienten
und
Angehörige
Schwierigkeiten in der Behandlung von
Zwangserkrankungen
¾
¾
Komorbidität
Dauer der Erkrankung
¾
¾
¾
¾
Motivation
Verheimlichung von Symptomen
Symptomwechsel/ -verschiebung
„funktionale Zwänge“ → Einbeziehung der Angehörigen
Bifokale psychoedukativ-behaviorale
Gruppentherapie für PatientInnen mit
Zwangsstörungen in der Tagesklinik der
Rheinischen Kliniken Bonn
Organisatorischer Rahmen:
•
Tagesklinik der RK Bonn
•
Täglich - 8 Stunden, Gesamtdauer: 12 Wochen,
•
Geschlossene Gruppenform mit jeweils 4 -6 Patienten, max. 2
Angehörige/ Patient,
•
je ein Therapeut und ein Co-Therapeut (Arzt/ Psychologe/
Sozialarbeiter/Krankenschwester)
Therapieinhalte:
•
Psychoedukative Gruppe
•
VT-Gruppe/Einzelsitzungen
•
Ergo-/Bürotherapie, Kognitives Training
•
Gruppentraining für Soziale Kompetenzen
•
Progressive Muskel-Relaxation
In der Behandlung von Zwangserkrankungen gilt die
Verhaltenstherapie als Mittel der der ersten Wahl – es
liegen zahlreiche wissenschaftliche Nachweise bezüglich
der Effektivität und des Behandlungserfolges vor. Lange
Zeit standen dabei vor allem (kognitiv-) verhaltenstherapeutische Einzelinterventionen im Vordergrund, erst in
den letzten Jahren konnten sich insbesondere psychoedukative gruppentherapeutische Programme zunehmend bewähren. Auch hier finden sich in der Literatur
Unterschiede hinsichtlich Behandlungssetting, struktureller und inhaltlicher Ausrichtung sowie hinsichtlich der Art
der Einbeziehung von Angehörigen.
Die aktuellen Konzepte zur psychoedukativen Gruppentherapie bei Zwangsstörungen werden vorgestellt und
hinsichtlich ihrer praxisrelevanten Vor- und Nachteile verglichen. Die Autoren stellen eigene Erfahrungen mit
einem tagesklinischem und ambulanten, bewältigungsorientierten Gruppentherapieprogramm für Patienten mit
Zwangserkrankungen und deren Angehörige vor. Dabei
werden einerseits settingspezifische Probleme in der
tagesklinischen und ambulanten Behandlung erörtert;
andererseits soll auf Schwierigkeiten bei der
Einbeziehung von Angehörigen in den therapeutischen
Prozess von Zwangserkrankten hingewiesen werden.
Im Zusammenhang mit ersten Untersuchungsergebnissen
werden Erfahrungen mit Angehörigen von Zwangserkrankten im therapeutischen Prozess diskutiert, die
Notwendigkeit der Einbeziehung von Angehörigen in die
Behandlung von Zwangserkrankten hervorgehoben und
entsprechende Schlussfolgerungen für die zukünftige
Gruppenarbeit gezogen.
78
Workshop 12
Psychoedukation bei Zwangserkrankungen
Dr. Katarina Stengler-Wenzke / Prof. Dr. Peter Hornung
Demnach ist es für die psychiatrische Praxis wichtig,
zunächst den Stellenwert der psychoedukativen
Intervention im Rahmen des Gesamtbehandlungsplanes
bei Zwangserkrankungen klar zu definieren. Hier gilt es
zunächst institutionsinterne Gewohnheiten insbesondere
hinsichtlich der Einbeziehung von Angehörigen zu
berücksichtigen – die „Compliance“ der Angehörigen ist
entscheidend abhängig von der Rolle, die Angehörige von
den Professionellen „zugewiesen“ bekommen.
Bifokale psychoedukativ-behaviorale
Gruppentherapie für PatientInnen mit
Zwangsstörungen in der Tagesklinik der
Rheinischen Kliniken Bonn
Warum psychoedukativ?
•
•
•
•
Hohes Maß an Strukturierung.
Ziel ist
•
Informationsvermittlung
•
Krankheitsaufklärung
•
Austausch der Betroffenen untereinander
•
bessere Krankheitsbewältigung.
Sie gewährleisten ein hohes Maß an
Teilnahmebereitschaft.
Teilnehmende Angehörige sehen sich nicht als Menschen, die
selbst Therapie brauchen.
Bifokale psychoedukativ-behaviorale
Gruppentherapie für PatientInnen mit
Zwangsstörungen in der Tagesklinik der
Rheinischen Kliniken Bonn
Warum bifokal?
•
•
•
•
Oft werden Angehörige massiv in eine Zwangsproblematik
einbezogen.
Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse im Hinblick
auf Informationen und Austausch untereinander.
Ermöglichung zeitlich versetzter Teilnahme an
Gruppenangeboten für Patienten und Angehörige möglich.
Dabei sollen aber psychodynamische Aspekte und die
Beziehungen der Familienmitglieder untereinander
keinesfalls vernachlässigt werden.
Bifokale psychoedukativ-behaviorale
Gruppentherapie für PatientInnen mit
Zwangsstörungen in der Tagesklinik der
Rheinischen Kliniken Bonn
Warum tagesklinisch?
•
Verbleib im gewohnten sozialen Umfeld.
•
Erleichterung des Übertrags erzielter Verhaltensänderungen
nach Hause.
•
Intensivere (wenn erforderlich, hochfrequente) Behandlung.
•
Verbesserte Kooperation und geringere Therapieabbrüche.
•
Zusätzliche Möglichkeit, soziale Kompetenz zu erhöhen.
•
Zusätzlicher Einsatz kognitiver Therapieprogramme.
•
Tagesklinische Behandlung ist gegenüber einer vollstationären
ökonomischer.
Bifokale psychoedukativ-behaviorale
Gruppentherapie für PatientInnen mit
Zwangsstörungen in der Tagesklinik der
Rheinischen Kliniken Bonn
SCHWERPUNKTE DER GRUPPENSITZUNGEN
Sitzung 1 – 10:
Informationsvermittlung über Zwangssymptomatik, Diagnostik
von Zwangsstörungen, Erklärungsmodelle, Rolle der
Familienangehörigen, Behandlungsmöglichkeiten
(Psychopharmaka, Reiz-Expositions-Management),
Komplikationen der Behandlung, Umgang mit Rezidiven
Sitzung 11 – 20:
Funktionale Bedingungsanalyse, Expositionsübungen in der
Gruppe, Erarbeiten von Hausaufgaben, Bedeutung
interaktioneller Gruppenprozesse
79
80
BLOCK II
PRÄSENTATION DER WORKSHOPPROTOKOLLE 1-12 MIT KURZDISKUSSION
Chair: PD Dr. Georg Juckel, Dr. Bernd Behrendt
81
82
BLOCK III
AKTUELLE THERAPIE-STRATEGIEN
Chair: Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark, Dr. Gabi Pitschel-Walz
83
Prof. Dr. Andreas Heinz
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. Andreas Heinz
Arbeitsadresse:
Prof. Dr. Andreas Heinz
Direktor, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité Campus Mitte
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Schumannstr. 20/21
10117 Berlin
BERUFLICHER WERDEGANG
1988
Approbation bei der Ärztekammer Berlin
1988
Dissertation “Regression bei Schizophrenen - ein pathogenetischer Begriff im historischen Wandel”, bei
Prof. Dr. Viefhues, Institut für Soziale Medizin, Ruhr-Universität Bochum,
Magna cum laude
1988 – 1994
Studium der Philosophie an der FU Berlin und der Ruhr-Universität Bochum Magister artium,
Philosophie, “Das Konzept seelischer Gesundheit”, bei Prof. Dr. Honneth, FU Berlin, Cum laude
1994 – 1997
Studium der Anthropologie an der FU Berlin und der Howard University, Washington DC
1988 – 1991
Facharztausbildung in Neurologie an der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität
Bochum, Prof. Dr. Przuntek
1993
Arzt für Neurologie, Ärztekammer Berlin
1991 – 1995
Facharztausbildung in Psychiatrie an der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der FU Berlin,
Prof. Dr. H. Helmchen und Mitarbeiter der Forschungsgruppe “Neurobiologische Mechanismen
der Abhängigkeitserkrankungen”, Prof. Dr. Rommelspacher
1994
Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Ärztekammer Berlin
1995 1995
Zusatztitel Psychotherapie, Ärztekammer Berlin
2001
umgewandelt in Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Baden-Württemberg
1995 – 1997
Forschung im Rahmen eines Habilitationsstipendiums der DFG am National Institute of Mental Health bei
Prof. Dr. Weinberger und am National Institute for Alcohol Abuse and Addiction bei Prof. Dr. Linnoila
1998
Habilitation im Fach Psychiatrie an der Freien Universität Berlin unter dem Vorsitz von
Prof. Dr. Helmchen mit dem Thema “Das dopaminerge Verstärkungssystem – Funktion, Verbindung zu
anderen Neurotransmittersystemen und pathopsychologische Korrelate”
1997 – 1998
Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
(Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek)
1998 – 1999
Freistellung zur Fortbildung in Sozialmedizin und Aufbau der Neurologischen Fachklinik Feldberg/MV in
der Position des Chefarztes (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Przuntek)
2000
Zusatztitel Sozialmedizin
1999 - 2002
9/2000
Leitender Oberarzt der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin (Ärztl. Dir.: Prof. Dr. Mann)
Berufung auf die C3-Professur für Suchtforschung an der Universität Heidelberg
10/2001
seit 4/2002
Berufung auf die C4-Professur für Psychiatrie an der Humboldt-Universität zu Berlin
Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité - Universitätsmedizin Berlin,
Charité Campus Mitt
84
WEITERBILDUNGSERMÄCHTIGUNG
Psychiatrie und Psychotherapie, Ärztekammer Berlin (2002)
Neurologie (1 Jahr), Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern (1999)
FORSCHUNGSFÖRDERUNG
Forschungsprojekt „Genetics of alcoholism“ im Rahmen des Antrags „Functional genomics and diseases of the
brain“ des Standortes Heidelberg (Sprecher: P. Seeburg & H. Monyer) zum „Nationalen Genforschungsnetz“,
Förderung durch das BMBF, Studienleiter A. Heinz & R. Spanagel
Projektbezogene Gesamtsumme ca. 550.000 Euro (seit 6/2001)
„Individually adapted therapy of alcoholism“ im Rahmen des „Forschungsverbunds für Suchtforschung
Baden-Württemberg“ (Sprecher: K. Mann)
Förderung durch das BMBF (01EB0110) und Landesmittel, Studienleiter eines Projekts mit Gesamtsumme
ca. 600.000 Euro (seit 12/2001)
Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Serotonintransporter bei Alkoholabhängigkeit, Depression und
Zwangskrankheiten“ (He 2597/7-1 & 7-2 & Ba 1026/6-1)
Gesamtsumme ca. 180.000 Euro (seit 10/2001)
Sachbeihilfe der DFG zum Projekt „Dopaminerge Mechanismen des reizabhängigen Alkoholverlangens“
(He 2597/4-1 & 4-2 Ba 1101/2-1)
Gesamtsumme ca. 320.000 Euro (Beginn 4/2000)
Einladung zur Gastprofessur an der Columbia University, Department of Neuroscience 1998
(wg. Arbeitsbeginns am ZI Mannheim nicht angetreten)
Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health, Bethesda,
MD (He 2597/1-1)
Gesamtsumme ca. 70.000 Euro (1995 – 1997)
Industrieförderung zum Aufbau eines Früherkennungszentrums für Psychosen und zur bildgebenden Darstellung
von Neuroleptikawirkungen auf das dopaminerge Verstärkungssystem (Fa. Lilly, Fa. Janssen)
Gesamtsumme ca. 360.000 Euro (2002-2003)
Reisekostenbeihilfen der DFG (He 2597/5-1)
FORSCHUNGSPREISE
Wilhelm-Feuerlein-Forschungspreis 2000, Bereich Grundlagenforschung
Thema: Die Rolle der serotonergen Funktionsstörung in der Entstehung und Aufrechterhaltung der
Alkoholabhängigkeit
TÄTIGKEIT IN WISSENSCHAFTLICHEN BEIRÄTEN UND REVIEWBOARDS
• Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „European Psychiatry“ der Association of European Psychiatrists
(AEP) seit 2000
• Mitglied im „Advisory Board“ der Zeitschrift „Journal of Studies on Alcoholism“ seit 2002
• Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Der Nervenarzt“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) seit 2003
• Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift „Sucht“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren seit
2001
• Wissenschaftlicher Beirat der Prof. Dr. Matthias Gottschaldt Stiftung seit 2002
85
Vortrag
Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der
aktuellen neurobiologischen Forschung
Prof. Dr. Andreas Heinz
Medikamentöse Akuttherapie
vor dem Hintergrund der
aktuellen neurobiologischen Forschung
Andreas Heinz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte & St. Hedwig Kliniken
Glutamat stimuliert
GABA inhibiert
D1
Substantia nigra (DA)
Locus coeruleus (NA)
Raphekerne (5-HT)
Abi-Dargham et al., 2002
Sesack et al., 2002
Dopaminerge Dysfunction bei Schizophrenen
DA
Transporter
Reith et al., 1994
Dao-Castellana
et al., 1997
COMT
HVA
L-Tyrosin
Laruelle et al., 1996
Abi-Dargham
et al., 2000
Aktuelle bildgebende Verfahren konnten zeigen, dass
während akuter psychotischer Episoden ein erhöhter
Dopaminumsatz im Bereich des Striatums schizophrener
Patienten vorliegt. Dies belegt, dass Neuroleptika nicht
einfach im Sinne von „dämpfenden“ Substanzen zu verstehen sind, sondern tatsächlich gezielt eine Dysbalance
im Bereich der dopaminergen Neutransmission ausgleichen. Allerdings ist diese verstärkte Dopaminfreisetzung
mit größter Wahrscheinlichkeit ihrerseits wieder Folge
einer Fehlregulation in der Abstimmung von limbischen
(und damit der Emotionsregulation dienenden) Hirnzentren wie dem Hippocampus und der Amygdala einerseits und andererseits von Hirnzentren, die der kognitiven
Kontrolle dienen, wie es beim präfrontalen Kortex der Fall
ist. In der medikamentösen Akuttherapie ist neben der
guten Wirksamkeit gegen die sogenannte Positivsymptomatik im Sinne der Ich-Störungen, Halluzinationen
und Wahnbildung eine Minimierung der Nebenwirkung
neuroleptischer Therapie ein wichtiges Therapieziel. Denn
die Patienten sollen die Medikation ja als Hilfestellung und
nicht als Belastung empfinden. Zu den Zielen der akuten
Pharmakotherapie gehört damit neben der akuten
Symptomreduktion die möglichst geringgradige Einschränkung oder sogar Verbesserung der emotionalen
und kognitiven Negativsymptomatik. Erste Studien
ergeben hier Hinweise darauf, dass sich bei Behandlung
mit atypischen im Gegensatz zu typischen Neuroleptika
eine tendenzielle Verbesserung jener Hirnfunktionen
erzielen lässt, die beispielsweise dem Arbeitsgedächtnis
und der Verarbeitung emotional positiver Umweltreize
zugrunde liegen. Die entsprechenden Befunde werden
vorgestellt und im Hinblick auf das Verständnis akuter
schizophrener Psychosen diskutiert.
Vor Konditionierung
Belohnung
Licht
Nach Konditionierung
Licht
Beginn der
Armbewegung
Belohnung
Schultz et al., Nature 1996
86
Vortrag
Medikamentöse Akuttherapie vor dem Hintergrund der
aktuellen neurobiologischen Forschung
Prof. Dr. Andreas Heinz
Gewinn- und Verlusterwartung & Negativsymptomatik
Zusammenfassung
• Akute striäre Dopaminfreisetzung unter Stress
• Fehlattribution von Bedeutung zu Umweltreizen
• Hochgradige Blockade zentraler Dopaminrezeptoren
verbunden mit EPMS und Negativsymptomatik
• Medikation mit Atypika kann Negativsymptomatik und
assoziierte Hirnfunktionen verbessern
• Psychoedukation, Patienten und Angehörigengruppen & frühe
Intervention verbessern Behandlungsverlauf
87
PD Dr. Stefan Leucht
CURRICULUM VITAE:
Dr. Stefan Leucht
PERSONAL DATA:
Name:
Date of birth:
Family status:
Nationality:
Parents:
Dr. med. Stefan Leucht
March 21, 1967 in Munich
single
German
Dr. med. Klaus Leucht, Internist
Helgi Leucht, language teacher
SCHOOLING:
1973-77:
1977-86:
1986:
Grade school in Munich
Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in Munich
Abitur
STUDIES:
1986-87:
1987-93:
Study of jurisprudence in Munich
Study of medicine at the Ludwig Maximilian University, Munich
Received scholarship in accordance with the Bavarian Enactment for the Sponsoring
of the Highly Talented
PROFESSION:
Since 10/1994 psychiatry resident at the Psychiatric department of the Technische Universität München
(Head: Prof. Dr. Hans Förstl)
Since September 1999 contributing editor of the Cochrane Schizophrenia Group
RESEARCH AWARDS:
1999 AGNP (Arbeitsgemeinschaft für Neuropsychopharmakologie) Young Scientist Award
2000 ECNP Fellowship Award
2002 Young Scientist Award of the Biennal Winter Workshop on Schizophrenia
LIST OF PUBLICATIONS BY DR. STEFAN LEUCHT
PUBLICATIONS IN JOURNALS:
Leucht S, Pitschel-Walz G, Engel R, Kissling W (2002). Amisulpride – an unusual atypical antipsychotic. American Journal of
Psychiatry 159 (february).
Leucht S, McGrath J, White P, Kissling W. Carbamazepine augmentation for schizophrenia – how good is the evidence?
Journal of Clinical Psychiatry, in press.
Leucht S, Abraham D, Kissling W, 1999. Efficacy and extrapyramidal side-effects of the new antipsychotics olanzapine, quetiapine, risperidone, and sertindole compared to conventional antipsychotics and placebo. A meta-analysis of randomized controlled trials. Schizophrenia research 35:51-68.
Leucht S, Hackl H-J, Steimer W, Angersbach D, Zimmer R, 2000. Effect of adjunctive paroxetine on serum-levels and sideeffects of tricyclic antidepressants in depressive inpatients. Psychopharmacology 147: 378-83.
88
Vortrag
Medikamentöse Rezidivprophylaxe vor dem
Hintergrund neuester Metaanalysen
PD Dr. Stefan Leucht
Effect sizes of ten second
generation antipsychotics
0,70
0,60
Effect Size d
0,50
Favors
SGA
0,40
0,30
P = 2x10-8
0,20
-12
P = 4x10-7 P = 2x10
P = 2x10-9
0,10
0,00
P = 0.03
-0,10
-0,20
P = NS
P = NS
P = NS
P = NS
is
ul
pr
id
e
R
is
pe
rid
on
e
O
la
nz
ap
in
e
Zo
te
pi
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Ar
ip
ip
ra
zo
le
Q
ue
ti a
pi
ne
Zi
pr
as
id
on
R
e
em
ox
ip
rid
e
P = 0.08
Favors
FGA
Am
za
pi
ne
-0,30
C
lo
Hohe Rückfallraten bleiben ein grosses Problem der
Schizophreniebehandlung. Sogar erstmals erkrankte
Patienten erleiden zu etwa 80% innerhalb von 5 Jahren
mindestens einen Rückfall. Nach einer New Yorker Studie
(1) sind die wichtigsten Prädiktoren für einen Rückfall
Absetzen der Medikation und extrapyramidal-motorische
Nebenwirkungen (EPS). Eine der größten Hoffnungen in
die neuen („atypischen“) Antipsychotika besteht daher
darin, dass sie aufgrund ihres geringen EPS Risikos die
Compliance verbessern und Rückfallraten senken. Um
dies zu untersuchen, haben wir eine Meta-analyse über
alle randomisierten Langzeitstudien, die neue und konventionelle Antipsychotika miteinander verglichen, erstellt.
In den 11 eingeschlossenen Studien (2032 Patienten)
zeigten sich signifikant niedrigere Einjahresrückfallraten
unter neuen (15%) im Vergleich zu konventionellen (23%)
Antipsychotika (2). Auch allgemeines „Therapieversagen“
(vorzeitiges Abbrechen der Studie wegen eines
Rückfalles, wegen Nebenwirkungen oder wegen einer
unzureichenden Wirksamkeit der Behandlung) war unter
neuen Antipsychotika signifikant seltener als unter konventionellen Medikamenten (49% versus 66%). In einer
weiteren Meta-analyse (11 Studien, 2769 Patienten) fand
sich ein Einjahresrisiko für tardive Dyskinesien von etwa
1% unter neuen Antipsychotika im Vergleich zu etwa 5%
unter Haloperidol (3). Neuere Studien zeigen, dass
Psychiater die Compliance ihrer Patienten überschätzen
und die Non-Compliance Raten schizophrener Patienten
weiterhin hoch sind. Vielversprechende Strategien hiergegen sind Psychoedukation und neue Antipsychotika,
die in Depotform verfügbar sind.
Davis et al. Arch Gen Psychiatry 2003
Relapse prevention –
first vs new generation antipsychotics
SGA n/N %
Csernansky 2000 - risperidone
Risk difference
FGA n/N %
2/33 6%
Marder 2002 - risperidone
(95% CI fixed)
3/30 10%
41/177 23% 65/188 35%
43/210 21% 68/218 31%
Risperidone pooled
Daniel 1998 - sertindole
2/94 2%
Speller 1997 - amisulpride
5/29
17% 9/31
29%
Tamminga 1993 - clozapine
1/25
4%
0%
13/76
17% 15/48
31%
Rosenheck 1999 - clozapine
10/35
29%
29%
Clozapine pooledd
24/136 18%
Tran 1998a - olanzapine
10/45 22%
Tran 1998b - olanzapine
6/48 13%
Tran 1998c - olanzapine
71/534 13% 29/156 19%
Olanzapine pooled
87/627 14%
Total
161/1096 15%
Essock 1996 – clozapine
12/109 11%
0/14
4/14
19/76 25%
2/10 20%
3/14
21%
34/180 19%
142/614 23%
p=0.0001 in favour of atypical drugs
-0 ,5
0
Favours NGA
0 ,5
Favours CA
Leucht et al. Am J Psychiatry 2003; 160:1209- 1222
1. Robinson DG et al. Archives of General Psychiatry.
1999;56:241-247.
2. Leucht S, Barnes TRE, Kissling W, Engel R, Correll C,
Kane J (2003). Relapse prevention in schizophrenia
with new generation antipsychotics. A systematic
review and meta-analysis of randomised controlled trials. American Journal of Psychiatry 160:1209-1222.
One year incidence of tardive
dyskinesia with second (n=2769) and
first (n=408) generation antipsychotics
%
6
89
5,3
5,4
Elderly (n=521,
N=4*)
HaloperidolTreated Adults
(n=408, N=3)
5
4
3
3. Correll CU, Leucht S, Kane JM (2003) Reduced Risk for
Tardive Dyskinesia Associated with Second Generation
Antipsychotics: A Systematic Review of One-Year
Studies. American Journal of Psychiatry, in press.
6,8
7
2,1
2
0,8
1
0
0
Total (n=2,769,
N=11)
Children (n=77, Adults (n=1.964,
N=1))
N=6*)
Adults and
Elderly (n=207,
N=1)
Correll, Leucht and Kane, Am J Psych 2004; 161;3:414-425
Vortrag
Prof. Dr. med. Alexander Kurz
CURRICULUM VITAE:
Prof. Dr. med. Alexander Kurz
WISSENSCHAFTLICHER LEBENLAUF
Prof. Dr. med. Alexander Friedrich Kurz ist Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er leitet das Zentrum für Kognitive
Störungen an der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München. Seine medizinische Ausbildung
erhielt er an der Ludwig-Maximilians Universität München. Seit 1985 widmet er sich den psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen in der zweiten Lebenshälfte.
Seine wissenschaftlichen Hauptinteressen gelten der Früherkennung der Alzheimer-Krankheit und anderer neurodegenerativer Prozesse mit Hilfe von biochemischen Markern und funktionellen bildgebenen Verfahren, der
Identifikation und Prognose von geringgradigen kognitiven Beeinträchtigungen, der weiteren Aufklärung von genetischen Ursachen und Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit, dem Zusammenhang zwischen Ausbildung und
Berufsqualifikation mit kognitiven Störungen im Alter, sowie der Diagnose und Behandlung frontotemporaler
Degenerationen. Die Arbeitsgruppe von Professor Kurz wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und das National Institute of Health (NIH, USA).
Sie ist Teil des Nationalen Genomforschungsnetzes und des Kompetenznetzes Demenzen (beide BMBF).
Prof. Kurz setzt sich auch für die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten von Demenzerkrankungen ein.
Er hat als Prüfleiter an zahlreichen klinischen Studien von Nootropika, Cholinesterase-Hemmern, Muskarinagonisten
und anderen Substanzen teilgenommen. Er ist Autor und Mitautor von mehr als 300 wissenschaftlichen
Zeitschriften- und Buchbeiträgen, und hat an der Herausgabe von zahlreichen Büchern über die AlzheimerKrankheit und andere Demenzursachen mitgewirkt. Prof. Kurz ist regelmäßiger Gutachter für internationale
Fachzeitschriften wie Neurology, Journal of Neurology Neurosurgery and Psychiatry, Alzheimer's Disease and
Related Disorders, European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience, und Neurogenetics.
Neben seiner akademischen Tätigkeit hat Professor Kurz zur Entwicklung von Alzheimer-Selbsthilfeinitiativen auf
lokaler, nationaler und internationaler Ebene beigetragen. Er ist Mitglied im Vorstand der Alzheimer Gesellschaft
München sowie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und gehört dem Wissenschaftlichen Beirat von Alzheimer’s
Disease International an.
90
Vortrag
Psychoedukative Angehörigenarbeit bei dementiellen Erkrankungen
Prof. Dr. med. Alexander Kurz
91
Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung
Verminderte
psychische
Belastung in
mehreren
Studien
belegt
Studie
SMD (95% CI)
•
Marriot
•
Hinchcliff
•
Teri (problem solving)
Quayhagen
•
Die Beratung der versorgenden Angehörigen ist ein
unentbehrliches Element der Behandlung Demenzkranker. Die empirische Forschung auf diesem Gebiet hat
gezeigt, dass Selbsthilfegruppen subjektive Erfolgsmaße
wie emotionalen Rückhalt, sozialen Kontakt und Kontrolle
über die eigene Lebenssituation positiv beeinflussen können. Dadurch erleichtern sie die Pflege und führen zu
einer psychischen Entlastung. Eine Wirkung auf objektive
Zielgrößen wie Zeitaufwand für die Versorgung der
Patienten oder Häufigkeit von Pflegeheimeinweisungen ist
für Selbsthilfegruppen bisher jedoch nicht nachgewiesen
worden. Expertengeleitete Beratungsprogramme haben je
nach ihren Schwerpunkten signifikante Effekte auf
psychische und psychosomatische Probleme, pflegerische Kompetenz, Stressmanagement und Bewältigung
von problematischen Verhaltensweisen. Expertengeleitete
Beratungsprogramme für pflegende Angehörige waren in
verschiedenen Ländern auch wirksam im Hinblick auf die
Verzögerung von Pflegeheimeinweisungen der Patienten.
Dadurch kommt ihnen möglicherweise eine beträchtliche
gesundheitsökonomische Bedeutung zu. Ob eine systematische Schulungsreihe für pflegende Angehörige auch
unter den Bedingungen des deutschen Gesundheits- und
Sozialsystems zu einer Entlastung der pflegenden
Angehörigen, zu einer Verringerung der Heimeinweisungen und damit zu einer Einsparung direkter
demenzbedingter Kosten führt, untersuchen wir gegenwärtig in der AENEAS-Studie (A European Network for the
Evaluation of Alzheimer Supportgrouups). Im Rahmen
dieses vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderten randomisierten und kontrollierten
Projekts wird die von der Deutschen Alzheimer
Gesellschaft entwickelte Schulungsreihe "Hilfe beim
Helfen" mit einem sozialpädagogischen Beratungsgespräch als Kontrollbedingung verglichen. Für die
Angehörigen von Patienten mit seltenen Demenzursachen
müssen spezifische Beratungsprogramme entwickelt
werden. In ersten Pilotprojekten bei Huntington-Krankheit
und Frontotemporaler Demenz wurden hierzu ermutigende Erfahrungen gesammelt.
Brodaty ‘89
Zanetti
SMD:
standardised
mean difference
1.57*
1.42*
1.10*
0.92
0.78*
•
•
•
Teri (pleasant events)
*p < 0.05
•
•
Effektstärke
0.53
0.46
McCurry
0.21
Mohide
0.21
-1
0 1 2
Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung
Studie
Hébert et al.
N (P-A Paare)
45
Diagnose
DSMDSM-III R Demenz
Intervention (I)
Arch Gerontol Geriatr 20: 129129-134, 1995
Gruppen (4(4-8 Teiln.) geleitet von Studienschwester
Inhalte
Information über Krankheit, Rollenspiel, Bewältigung von Verhaltens
Verhaltens-störungen und emptionalen Problemen, Entspannungstechniken
Std. gesamt
24
Kontrolle (K)
Überweisung an örtliche Alzheimer Gesellschaft
Nachunters.
24 Monate
Ergebnis
Wahrscheinlichkeit HU 0.33 (I) vs 0.45 (K)
P-Wert
0.31
Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung
Studie
Mittelman et al.
N (P-A Paare)
206
Diagnose
JAMA276: 17251725-1731, 1996
AlzheimerAlzheimer-Krankheit
Intervention (I)
EinzelEinzel- und Familienberatung, danach wöchentliche Angehörigengruppe,
ständige Verfügbarkeit eines Beraters
Inhalte
Information über AK, Problemlösestrategien, Bewältigung von
Verhaltensstörungen, emotionaler und sozialer Rückhalt, Hilfsmöglichk.
Hilfsmöglichk.
Std. gesamt
9+
Kontrolle (K)
Übliche soziale Dienste
Nachunters.
Bis zu 8 Jahren
Ergebnis
HU verzögert von 874 auf 1203 Tage (§
( 1 Jahr)
P-Wert
0.02
Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung
Studie
Brodaty et al.
N (P-A Paare)
96
Diagnose
Int J Geriatr Psychiatry 12: 183 - 192, 1997
Demenz
Intervention (I)
1010-tägiges intensives Programm
Inhalte
Bekämpfen von Isolation, Selbstsicherheitstraining, Problemlösestrategien,
Problemlösestrategien,
Fitness und Ernährung, medizinische Aspekte,
Std. gesamt
20
Kontrolle (K)
Warteliste (WL) or Gedächtnistraining (GT)
Nachunters.
6.5 - 8.5 Jahre
Ergebnis
HU verzögert von 28 (GT) auf 48 Mo. (I ) (§
( 1.5 J.)
P-Wert
< 0.05 (I im Vergleich zu WL+GT)
Die Wirksamkeit der Angehörigenberatung
Studie
EloniemiEloniemi-Sulkava et al.
N (P-A Paare)
100
K. Iqbal et al.( eds) Alzheimer‘s etc.
London: Wiley & Sons 1999
Diagnose
Demenz DSMDSM-III R
Intervention (I)
Hilfe durch FamilienFamilien-Koordinator, Hausbesuche, zwei jährliche intensive
Kurse
Inhalte
Beratung und individuelle Unterstützung, Vermittlung von ambulanten
ambulanten
Diensten
Std. gesamt
Keine Angabe
Kontrolle (K)
Übliche Pflegedienste und Beratungsstellen
Nachunters.
2 Jahre
Ergebnis
HU verzögert von 240 auf 473 Tage (§
( 1/2 Jahr)
P-Wert
0.02
Die AENEAS-Studie
N (P-A Paare)
292
Diagnose
Demenz ICDICD-10 + Prob. AD NINCDSNINCDS-ADRDA
Intervention (I)
Schulungsreihe „Hilfe beim Helfen“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
Gesellschaft
Inhalte
7 Sitzungen, thematische Schwerpunkte nach Krankheitsstadien geordnet,
geordnet,
1414-tägig,
tägig, + 6 Wiederholungstreffen alle 2 Monate
Std. gesamt
26
Kontrolle (K)
Sozialpädagogisches Beratungsgespräch
Nachunters.
1 Jahr
Zw.-Ergebnis
Nach 3 Monaten 11 HU (4 in I, 7 in K)
92
Notizen
93
Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann
CURRICULUM VITAE:
Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann
KURZBIOGRAPHIE
Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann wurde 1940 in Pforzheim geboren. Er war bis April 2002 als leitender Angestellter
bei der Siemens AG in München in der nachrichtentechnischen Vorfeldentwicklung tätig.
Herr Möhrmann leitet seit mehr als 12 Jahren eine Selbsthilfegruppe von Angehörigen psychisch Kranker in
München. Nach vierjähriger Tätigkeit im Vorstandsteam des Landesverbandes Bayern der Angehörigen psychisch
Kranker e.V. hat er im Oktober 2004 das Amt des ersten Vorsitzenden dieses Verbandes übernommen.
Als Vorsitzender des „Arbeitskreises für psychosoziale Hilfe e.V.“ in München ist er auch in der Arbeit mit
Psychiatrie-Erfahrenen engagiert, sowie im Beirat der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen
(Angehörigenfragen).
94
Wulf-Peter Hansen
95
Vortrag
Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht der Angehörigen
Dipl.-Ing. Karl Heinz Möhrmann
Mangelnde Behandlungsbereitschaft psychisch kranker Patienten und Fehlverhalten der
Angehörigen beruhen in aller Regel nicht auf Böswilligkeit sondern auf mangelnder Kenntnis
über die Erkrankung, aber auch über Möglichkeiten und Chancen. Der Erwerb dieser Kenntnisse
im erforderlichen Umfang ist nicht einfach. Schließlich haben auch die psychiatrischen Fachleute
ihr Wissen erst in mühevollem jahrelangem Studium erwerben müssen. Es ist daher abwegig, zu
glauben, dass alles notwendige Wissen über die Erkrankung, und für die Angehörigen über den
„richtigen“ Umgang mit dem/der Erkrankten, in einem halbstündigen Gespräch vermittelt werden
kann. Hierzu ist ein aufwendiges Programm notwendig. Auch genügt es nicht, nur eine Seite
„schlau zu machen“. Wenn die Angehörigen den gleichen Kenntnisstand wie die Patienten
besitzen, gibt es weniger Missverständnisse und Konflikte, was ganz wesentlich zur
Erleichterung des Zusammenlebens, zur besseren Bewältigung der Erkrankung und zur
Reduzierung der Rückfallrate beiträgt. Wer nicht informiert ist, wird gesteuert. Nur wer informiert
ist, kann selbst steuern! Umfassende Psychoedukation für Angehörige und für Patienten muss
daher ein zentrales Anliegen der Angehörigenbewegung sein.
96
Vortrag
Stellungnahme zur Psychoedukation aus Sicht eines Betroffenen
Wulf-Peter Hansen
Bei meiner Ersterkrankung 1980 gab es noch keine
Psychoedukation. D.H. ich war auf spärliche Informationen angewiesen, die mir meine behandelnden Ärzte
auf grund ihres Zeitmangels lediglich geben konnten.
Auch bei meinen weiteren Aufenthalten in unterschiedlichen psychiatrischen Kliniken bestand das Angebot der
Psychoedukation nicht.
Durch die Anti-Stigma Arbeit der BASTA- Bündnis für
psychisch kranke Menschen war ich in Kontakt mit dem
Klinikum rechts der Isar gekommen. Eine Ärztin der Klinik
sprach mich an, ob ich Interesse hätte, eine Ausbildung
zum Peer-to-Peer Psychoedukations Moderator zu absolvieren. Insofern war mir die Gelegenheit sehr willkommen
vor ca. vier Jahren, an einer Psychoedukationsgruppe
hier im Klinikum im Rahmen meiner Ausbildung zum Peerto-Peer Moderator teilnehmen zu können.
So erfuhr ich zum ersten Mal z.B. von dem Wirkmechanismus der Antipsychotika. Besonders wichtig
erschienen mir die Informationen über die Bedeutung der
Diagnose und Symptomatik der Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Hierbei interessierte mich natürlich besonders, was unter meiner eigenen Diagnose:
schizoaffektive Psychose zu verstehen ist. Wie sich bei
meiner letzten akuten Episode herausstellte, ist es für
mich extrem wichtig, meine eigenen Frühwarnsymptome
zu erkennen und entsprechend zu handeln. So suchte ich
umgehend meinen behandelnden Psychiater auf, reduzierte Stress und sprach mit meinen Angehörigen über
die entstandene Situation. Im weiteren Verlauf der
Episode verdanke ich es der Psychoedukation, dass ich
in akutem Zustand, der leider trotz all dieser
Vorsichtsmaßnahmen eintrat, meine Medikation weiter
einnahm. Dadurch verlief die Psychose leichter und kürzer und mein Psychiater und ich konnten die Erkrankung
ambulant abfangen. Auch die sonst aufgetretene postschizophrene Depression blieb mir erspart.
Auch bei anderen Mitpatienten habe ich oft erlebt, einen
wie hohen Stellenwert die Psychoedukation hat. Insofern
würde ich mir sehr wünschen, dass möglichst jeder psychiatrische Patient, der an einer schizophrenen Psychose
leidet, die Gelegenheit zur Information durch die
Psychoedukation erhält.
97
Stellungnahme zur Psychoedukation
aus Sicht eines Betroffenen
2. Psychoedukationskongress
München, 11./12. März 2005
W.-P. Hansen
Meine Begegnung mit Psychoedukation
• Ersterkrankung 1980 – keine Psychoedukation
• Kontakt mit dem Klinikum rechts der Isar 2001 –
erstmals Psychoedukation
• Für mich wichtige Inhalte der Psychoedukation
(Diagnostik, Symptomatik, Frühwarnsymptome,
Krisenplan, Medikamente und Nebenwirkungen)
• Mein veränderter Umgang mit einer akuten
Episode
• Äußerungen von anderen Betroffenen zur
Psychoedukation
Fazit
• Psychoedukation verhallt nicht im luftleeren Raum,
sondern führt zu Verhaltensänderungen
• Psychoedukation ermöglicht die Korrektur eigener
Einstellungen durch die Beiträge der anderen
Teilnehmer
• Es erscheint mir wünschenswert, dass
Psychoedukation zum Standard in der modernen
Schizophreniebehandlung wird
Dr. Werner Kissling
CURRICULUM VITAE:
Dr. Werner Kissling
DERZEITIGE POSITION
Leiter des Centrums für Disease Management an der
Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München
Möhlstr. 26, 81675 München
Tel. 089 4140 4207, Fax: 089 4140 4894
E-mail: [email protected]
BERUFLICHER WERDEGANG
1969-1976
Studium der Humanmedizin an der Universität Tübingen und der
Technischen Universität München
1977-1980
Psychiatrische Weiterbildungszeit und Forschungstätigkeit am
Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München
Seit 1980
Psychiatrische Universitätsklinik der Technischen Universität München
Leitender Oberarzt und Leiter des Centrums für Disease Management
(seit 2000).
FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE
Rezidivprophylaxe schizophrener Psychosen, Evidenzbasierte Psychiatrie, Qualitätsmanagement, Medical decision
making, Compliance, Psychoedukation, Gesundheitsökonomie, Shared Decision Making,
Organisator der Konsensuskonferenz von Brügge und Herausgeber der
"Guidelines for neuroleptic relapse prevention in schizophrenia" (1991).
Leiter der vom BMBF geförderten „Münchner PIP Studie“ zur Wirksamkeit psychoedukativer Maßnahmen bei
schizophrenen Patienten und ihren Angehörigen,
Leiter des vom BMGS geförderten Modellprojekts „SHARED DECISION MAKING, Der Patient als Partner im
medizinischen Entscheidungsprozess“ und Leiter einiger Teilprojekte des „Kompetenznetzes Schizophrenie“.
Autor und wissenschaftlicher Berater des internationalen „Alliance“ Programms, einem in Zusammenarbeit mit
Patienten und Angehörigen herausgegebenen Psychoedukationsprogramm für schizophrene Patienten und
Angehörige.
Leiter des bayerischen Qualitätszirkel Netzwerks für niedergelassene Nervenärzte
Koordinator der Anti-Stigma Aktion BASTA (www.openthedoors.de) und stellvertretender Vorstand des deutschen
Anti-Stigma Vereins „open the doors“ e.V.
Projektleiter eines von der EU geförderten Projekts der Cochrane Collaboration zur Erstellung einer Datenbank
für psychiatrische Therapie Leitlinien
Mitglied in zahlreichen psychiatrischen Fachgesellschaften wie der DGPPN, AGNP. ECNP etc.
98
Vortrag
Psychoedukation und Integrierte Versorgung
Dr. Werner Kissling
Obwohl Psychoedukation in allen gängigen Therapieleitlinien als unverzichtbar für die Behandlung schizophrener und depressiver Patienten bezeichnet wird, wird sie nur
bei weniger als 30 % dieser Patienten und sogar nur bei
6 % (!) der Angehörigen durchgeführt (Rummel et al. 2004).
Als Hauptursache für dieses Implementierungsdefizit wird
immer wieder genannt, dass psychoedukative Maßnahmen
weder im ambulanten noch im stationären Bereich angemessen honoriert würden. Seit Erlass des GKV
Modernisierungsgesetzes am 1.1.2004 gilt diese Begründung nicht mehr uneingeschränkt. Denn durch
dieses Gesetz wurde erstmals für Kliniken, Institutsambulanzen und Niedergelassene die Möglichkeit eröffnet,
psychoedukative Programme über ein gesondertes Budget
im Rahmen der Integrierten Versorgung kostendeckend
finanziert zu bekommen. Obwohl diese interessante
Finanzierungsmöglichkeit bereits seit über einem Jahr
besteht, wird sie von psychiatrischen Leistungserbringern
bis jetzt noch kaum genutzt. So wurden 2004 zwar schon
mehr als 150 Modellfinanzierungen für nicht psychiatrische
Indikationen vertraglich vereinbart, aus der Psychiatrie
waren es aber nur ganze 7 und nur eine davon mit dem
Focus auf psychoedukativen Maßnahmen für schizophrene
und depressive Patienten (Kissling et al. 2004).
Dass die Psychiatrie hier so deutlich hinter den somatischen Fächern hinterher hinkt, hat mehrere Gründe: Nach
Auskunft der Krankenkassen fehlt es zum einen an plausiblen, innovativen und empirisch begründeten Anträgen aus
der Psychiatrie, zum anderen scheinen sich die Kassen mit
psychiatrischen Anträgen auch besonders schwer zu tun.
Um beide Seiten bei dieser versorgungspolitisch sehr
wichtigen neuen Aufgabe zu unterstützen, berät unser
Centrum zum einen die Krankenkassen bei der Bewertung
und Erarbeitung von Anträgen zu psychiatrischen
Indikationen. Zum anderen unterstützen wir psychiatrische
Kliniken und ambulante Netzwerke bei der Planung,
Antragstellung und Implementierung von regionalen
Modellen der Integrierten Versorgung. Im Rahmen dieser
Beratungstätigkeit hat sich gezeigt, dass Anträge dann
besonders hohe Erfolgschancen haben,
• wenn die darin vorgeschlagenen Maßnahmen innovativ,
qualitätsverbessernd und kostensenkend sind,
• wenn diese Effekte in (eigenen) Voruntersuchungen
empirisch belegt werden konnten und
• wenn die Niedergelassenen als gleichberechtigte Partner
einbezogen werden.
99
Centrum für Disease Management
Psychiatrische Klinik der Technischen Universität München
Agenda
Was ist Integrierte Versorgung (IV) ?
Für wen ist sie interessant?
Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt
sein?
Was passiert (Neues) bei der IV?
Antragsvorbereitungen
Antragstellung
Vertragsverhandlungen
Implementierung
IV: Risiko oder Chance?
• Die Integrierte Versorgung (IV) eröffnet
erstmals die Möglichkeit, psychoedukative
Maßnahmen angemessen finanziert zu
bekommen.
• Diese Chance sollte genutzt werden
• Das Centrum für Disease Management hilft
bei der Antragstellung, Vertragsverhandlung
und Organisation lokaler IV Modelle:
[email protected]
Abhängig von der jeweiligen Indikation und Zielsetzung werden natürlich unterschiedliche
Einzelmaßnahmen zum Erreichen der Ziele der Integrierten Versorgung benötigt: Benutzerfreundliche Instrumente zur Verbesserung der Kooperation an der Schnittstelle zwischen
ambulanter und stationärer Behandlung, (psychoedukative) Compliance Programme,
Qualitätsmanagement, Depot Clinics, Vorschaltambulanzen, Reminder- und Bonussysteme etc..
Wenn die Modelle zur Integrierten Versorgung sorgfältig geplant, verhandelt und praktisch
umgesetzt werden, haben sie für alle Beteiligten Vorteile: Patienten und Angehörige bekommen ein
deutlich besseres Behandlungsangebot, Kliniken und Niedergelassene werden für ihre Leistungen
angemessener honoriert und die Kostenträger sparen 20 bis 50 % ihrer derzeitigen Ausgaben.
Es spricht also vieles dafür, rasch solche Anträge zu stellen.
W. Kissling, U. Seemann, J. Fritze (2004) Integrierte Versorgung, Neurotransmitter 10 (31-34)
Rummel C, Pitschel-Walz G, Bäuml J, Kissling W. Umfrage zur aktuellen Versorgungssituation im
Bereich Psychoedukation in deutschsprachigen Ländern. Nervenarzt 2004; 75 Suppl 2: S48
100
in Kooperation mit:
Mit freundlicher Unterstützung:
BVD N
Berufsverband
Deutscher Nervenärzte e.V.
Berlin-Brandenburg
Abbildung der Titelseite: Marion Rosenschon, “Profilreich”; Kunsttherapie TU München, Leiterin Christine Sattler
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