―2 2 8― 社 会 学 部 紀 要 第1 0 0号 Transzendentale und christliche Philosophie Sumito HARUNA Resümee ( Was ist transzendentale Philosophie und was die transzendentale Problematik der Philosophie? Kant sagt: Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit ” unserer Erkenntnisart von Gegenständen, insofern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt.“ (K.d.r.V. B 25) Die Aufgabe der transzendentalen Kritik besteht darin, die allgemein gültigen Bedingungen, durch die wissenschaftliche Erkenntnis ermöglicht wird, zu untersuchen. Der Ausdruck transzendental“ meint die Bedingungen a priori, die die Erfahrung übersteigen, zugleich aber Erfahrung als ” solche erst entstehen lassen. Allein Kants Kritik hat das ihr zugrundeliegende Axiom: die Autonomie des theoretischen Denkens, keiner Prüfung unterzogen. Kant hat sowohl die transzendentale Apperzeption des Ich denke“, die die Allgemeingültigkeit der Anwendung der Grundsätze auf die Natur garantiert, als auch ” den universalen Willen des Ich will“, der die Allgemeingültigkeit der Anwendung des praktischen ” objektiven Grundsatzes, d.h. des kategorischen Imperativs, auf die Moral garantiert, dogmatisch vorausgesetzt. Hierin liegt die vortheoretische Voraussetzung des autonomen, allgemeinen Ichs, ohne das Kants kopernikanische Wende nicht denkbar ist. In diesem Zusammenhang ist K.-O. Apels transzendentale Sprachpragmatik insofern von Bedeutung, als sie gegenüber der Evidenz der empirischen Verifizierbarkeit von theoretischen Sätzen die diesen Sätzen zugrundeliegende und sie tragende paradigmatische Evidenz der Interpretationsgemeinschaft, durch die ein sprachlich-kommunikativer kon-sensus ermöglicht wird, geltend macht. Apel hat in der Sprache a priori die vortheoretischen Voraussetzungen des Denkens in Argumentationsgemeinschaften aufgefunden. Bei seiner Sprachpragmatik handelt es sich um eine Untersuchung der tranzendentalen intersubjektiven Bedingungen, durch die eine kritische Prüfung wissenschaftlicher Erkenntnis und moralische Normen möglich gemacht werden. Herman Dooyeweerds De Wijsbegeerte der Wetsidee (engl. A New Critique of Theoretical Thought) ist eine christliche Transzendentalphilosophie im radikal kritischen Sinne. Sie hat zum ersten Male die Denk” und Erfahrungshaltung als solche einer transzendentalen Kritik unterworfen.“ (Die Philosophie der Gesetzidee, S. 1) Wie Dooyeweerd herausgestellt hat, gibt es in jedem philosophischen Denken vortheoretische Voraussetzungen, die einen religiösen Charakter haben. Er hat das Axiom der Autonomie des theoretischen Denkens negiert und gefordert, es einer transzendentalen Kritik zu unterwerfen. Ebenso hat er die religiöse Neutralität des Menschen negiert und die vortheoretischen religiösen Voraussetzungen im menschlichen Herzen aufgeklärt. Diese vortheoretischen Voraussetzungen oder religiösen Grundmotive bestimmen den Charakter des theoretischen Denkens. In Dooyeweerds transzendentaler Philosophie werden die vortheoretischen Voraussetzungen als allgemein-gültige Bedingungen des theoretischen Denkens berücksichtigt. Das religiöse Grundmotiv der griechischen Philosophie ist das von ε ι’ δ ο ! und υ ´ λ η . Für Platon " ist Philosophie das Erwachen des vernünftigen Teils der Seele ( τ ` ο λ ο γ ι σ τ ι κ` ο ν τ η! ψ υ χ η !), und das Ideal des Philosophen besteht im Leben der Kontemplation der ewigen Ideen. Nur dieses Leben kann die ewige Wiederkehr der Seele abschneiden, so dass sie in die Welt der Ideen zurückkehren kann. Die Welt der Ideen meint die Welt der Götter, und zu philosophieren bedeutet, die Seele zu reinigen und sie im religiösen Sinne zu erlösen. Der Ursprung der Anthropologie der Philosophen von Athen liegt in der dualistischen Anthropologie der orphischen Religion, die durch die religiöse Schule der Pythagoreer eingeführt worden war. Das religiöse Grundmotiv der scholastischen Philosophie des Mittelalters ist das von natura und gratia. In dieser Philosophie kommt es zu einer Synthese des Feldes des Lichtes der natürlichen Vernunft (lumen naturale) und dem Feld des Lichtes der übernatürlichen Gnade (lumen gratiae). Das religiöse Motiv der modernen Philosophie ist das von Freiheit und Natur. Die Religion der modernen Philosophie, deren Gott der diskursive technische Verstand ist, hat aufgrund des Prinzips der Klarheit und Deutlichkeit des Denkens die Vorstellung einer mechanistischen Natur geschaffen und die ” Mathematisierung der Natur“ eingeführt. Übriggeblieben sind der Tod Gottes“, die Armut des Ichs und der ” ” Verlust des transzendentalen Herzens“ sowie die Zerstörung der Natur und die Verkleinerung der reichen ” Gesetze und Normen der erfüllten Wirklichkeit der geschaffenen Welt.“ Wenn diese apostatischen religiösen Grundmotive die vortheoretischen Voraussetzungen des theoretischen Denkens darstellen, dann errichten sie die Axiome der Autonomie des theoretischen Denkens und der natürlichen Vernunft. Dooyeweerd will eine transzendentale Philosophie begründen, die das biblisch-religiöse Grundmotiv von Schöpfung ― Fall ― Erlösung zur Bedingung a priori des theoretischen Denkens macht. ( ( Schlüsselwörter: Transzendentale Philosophie, christliche Philosophie, vortheoretische Voraussetzungen des theoretischen Denkens.