Fiebersenkende Heilpflanzen - Berg

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Fiebersenkende Heilpflanzen
Wie Kräuterpfarrer Künzle zutreffend schreibt, ist Fieber keine Erkrankung für
sich allein, sondern immer der Vorbote oder Begleiter einer Krankheit. Fieber ist
eine gesunde Abwehrreaktion des Körpers gegen Grippe und andere
Infektionskrankheiten. Durch die erhöhte Temperatur können Enzyme und
Eiweisse blockiert und gespalten werden. Viren oder Bakterien werden so auf
natürliche Weise – das heisst ohne Antibiotika-Einsatz – abgetötet und
unschädlich gemacht.
Lindenblüten und Holunderblüten wirken schweisstreibend
Fieberkranke haben oft grossen
Durst. Lindenblüten und
Holunderblüten sind hier die
klassischen Teesorten, die in der
westlichen Medizin verwendet
werden. Beide haben einen
angenehm blumigen Geschmack und
wirken durststillend. In grösserer
Menge und möglichst warm
eingenommen, regen sie zum
Schwitzen an und helfen, das Fieber
zu senken. Ob die schweisstreibende
Wirkung durch spezielle
Inhaltsstoffe hervorgerufen oder rein durch die erhöhte Flüssigkeitsmenge verursacht
wird, ist unter den Wissenschaftlern umstritten.
Insgesamt gibt es über 40 verschiedene Lindenarten. Die teilweise bis zu 30 m hohen
Bäume gedeihen auf der nördlichen Halbkugel von den Subtropen bis auf die Höhe von
Dänemark. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Ostasien. Charakteristisch für die
Pflanzenfamilie der Lindengewächse ist das schiffchenartige Hochblatt, aus dem an
einem dünnen Stängel zahlreiche herrlich duftende Blüten hervorwachsen. In der
Schweiz sind zwei Lindenarten heimisch: Die Winterlinde (lateinisch: Tilia cordata
Mill.) besitzt am Grunde herzförmige Blätter, die auf der Unterseite blaugrün sind. Die
Blätter der Sommerlinde sind grösser (Durchmesser bis 15 cm) und beidseits hellgrün.
Lindenblüten sind reich an Schleimstoffen. Ausserdem enthalten sie verschiedene
Flavonoide (vor allem Quercetinglykoside) sowie wenig ätherisches Öl, welches für
den feinen Duft verantwortlich ist.
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Beim Holunder handelt
es sich um verholzte
Sträucher oder Stauden.
Insgesamt sind 40
verschiedene Arten
bekannt, die der
Pflanzenfamilie der
Geissblattgewächse
zugeordnet oder
manchmal auch in die
eigene der
Holundergewächse
eingereiht werden. Als
Heilpflanze verwendet
wird der schwarze
Holunder (lateinisch: Sambucus nigra). Seine weissen Blüten stehen in schirmförmigen
Trugdolden. Der Laie meint deshalb oft, es handle sich dabei um einen Doldenblütler.
Im Gegensatz zu den Doldenblütlern sind jedoch nicht alle Blütenstiele in einem Punkt
vereint, sondern zweigen unregelmässig vom Stengel ab. Die Beeren sind im reifen
Zustand schwarz. Die Blüten und Früchte enthalten zahlreiche Iridoid- und
Flavonoidglykoside sowie Triterpene, Hydroxyzimtsäure-Derivate und Spuren des
cyanogenen Glykosids Sambunigrin, das bei Luftzutritt in Blausäure und Glukose
gespalten wird. Die Blausäure ist für die hustenreizstillende Wirkung des Holunders
verantwortlich. Neben dem schwarzen Holunder sind in der Schweiz noch zwei weitere
Arten heimisch: Beim roten Holunder (Sambucus racemosa.) sind die Blüten in einer
kugeligen Rispe angeordnet; seine Früchte sind rot. Der Zwergholunder (Sambucus
ebulus) hat keine verholzten Stängel und wird deshalb nicht so buschig wie der
schwarze und der rote Holunder. Er ist auch unter dem Namen «Attich» bekannt.
Kühlende Pflanzen aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)
Die Wurzel des chinesischen Hasenohrs (lateinisch: Bupleurum chinense DC) und die
Früchte des Gardenienbaumes (lateinisch: Gardenia jasminoides Ellis) gelten in der
chinesischen Medizin als typisch Fiebersenkende Pflanzen.
Die Hasenohrwurzel hat einen bitteren Geschmack und wirkt kühlend. Sie regt den
Energiefluss im Leberkreislauf an und fördert das Yang. Zur Teezubereitung werden
pro Tag 3–5 g getrocknete Wurzeln verwendet und 20 Minuten in ca. 500 ml Wasser
unter leichtem Sieden gekocht. Das chinesische Hasenohr gehört zur Pflanzenfamilie
der Doldenblütlergewächse. Es ist leicht erkennbar, indem immer mehrere kurz
gestielte Blüten in einem Punkt am Stängel vereint sind (das heisst eine Dolde bilden).
Im Gegensatz zu den meisten anderen Doldenblütlern sind die Blätter jedoch
ganzrandig und nicht fiederblättrig. Die Gattung umfasst etwa 150 verschiedene Arten,
die hauptsächlich in Eurasien und Nordafrika verbreitet sind. In der Schweiz kommen
insgesamt 12 Arten vor.
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Der Gardenienstrauch gehört wie das Labkraut und alle Zitrusgewächse zur
Pflanzenfamilie der Rubiaceae. Der bis 3 m hohe Strauch hat ledrige, immergrüne
Blätter und wunderschön weisse Blüten, die herrlich nach Jasmin duften. Für
medizinische Zwecke werden die reifen Früchte verwendet, die mit ihrer gelblichrötlichen Farbe vom Aussehen her an Hagebutten erinnern. Gardenienfrüchte sind bitter
im Geschmack und regen den Herz- und Lungenkreis an. Sie wirken kühlend und
werden bei Unruhe und Gereiztheit, verbunden mit Fieber und grosser Hitze,
verwendet. Zur Teezubereitung werden 3 g getrocknete Früchte während ca. 20
Minuten unter leichtem Sieden in einem halben Liter Wasser gekocht und über den Tag
verteilt getrunken.
Bewährte homöopathische Mittel bei Fieber
Die Homöopathie kennt bei Fieber sehr viele pflanzliche Mittel. Anhand eines
Fiebermittels hat der Arzt Samuel
Hahnemann sogar Anfang des 19.
Jahrhunderts die Homöopathie entdeckt:
In einem Selbstversuch konnte er zeigen,
dass Fieber, welches durch hohe Dosen an
Chinarinde hervorgerufen wird, durch die
Gabe von sehr kleinen Dosen wieder
geheilt werden kann. Chinarinde ist das
klassische homöopathische Mittel für
Erkrankungen, bei welchen sich hohes
Fieber mit Perioden ohne Fieber oder
sogar mit Untertemperatur abwechselt.
Malaria gilt hier als typisches Beispiel.
Der Chinarindenbaum (lateinisch
Cinchona officinalis) gehört wie der oben
erwähnte Gardeniastrauch sowie die
Zitrusgewächse zur Pflanzenfamilie der
Rubiaceae (Rötegewächse). Der bis zu 25
m hohe Laubbaum ist in Südamerika heimisch und wurde erstmals 1633 durch einen
Jesuitenpater aus Peru beschrieben. In seiner Rinde enthält er zahlreiche Alkaloide. Am
bekanntesten sind das Chinin, das als erstes Mittel zur Malariaprophylaxe eingesetzt
wurde, sowie das Chinidin, welches als Stärkungsmittel und bei unregelmässigem
Herzschlag hilfreich ist.
Sehr giftige Alkaloide enthält der Eisenhut (latenisch Aconitum napellus). Bereits 2 g
getrocknete Wurzeln können tödlich wirken. Der blaue Eisenhut gehört zur
Pflanzenfamilie der Hahnenfussgewächse und gedeiht in den Alpen und Mittelgebirgen
Europas auf feuchten Weiden, in Gebirgswäldern oder entlang von Bachufern. Er kann
bis 150 cm hoch werden, wobei die dunkelblauen, helmförmigen Blüten in vielblütigen,
endständigen Trauben am Ende der Stängel stehen. Als homöopathisches Mittel ist
Aconitum speziell geeignet für ängstliche Patienten, bei denen das Fieber plötzlich
auftritt, verbunden mit unruhigem Schlaf und bellendem trockenem Husten.
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Belladonna – als
homöopathisches Mittel
aus der Tollkirsche
(lateinisch: Atropa
belladonna) hergestellt –
ist ebenfalls bei plötzlich
auftretendem Fieber
angezeigt, der Patient
leidet aber extrem unter
Mundtrockenheit sowie
trockenen Schleimhäuten
und ist lichtempfindlich.
Sein Gesicht ist rot, der
Kopf heiss, die
Extremitäten hingegen
sind eher kühl. Für solche
Patienten kann
Belladonna, als Globuli oder Tropfen verabreicht, sehr hilfreich sein. Als Pflanze selbst
ist die Tollkirsche – sie gehört zur Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse –
hingegen sehr giftig. 3 bis 4 Beeren können für Kinder bereits tödlich sein, bei
Erwachsenen 10 bis 12. In homöopathischer Dosis jedoch kann sie gerade bei
Fieberpatienten eine heilende Wirkung haben.
Fiebertherapie (Hyperpyrexie) zur Behandlung von chronischen Krankheiten
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Aus dem Jahr 500 vor Christus stammt das Zitat des Philosophen Parmenides:
«Gebt mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heile alle Krankheiten».
Fieber ist tatsächlich eine sinnvolle Reaktion des Körpers, «ein reinigendes
Feuer», wie andere Quellen sagen. Fieber beschleunigt den Stoffwechsel und
damit auch die Entgiftung, ausserdem wirkt es stimulierend auf das
Immunsystem. Personen, die bei Grippe oder anderen Erkrankungen kaum
Fieber entwickeln, leiden deshalb oft mehr und länger an Beschwerden und
Symptomen als Patienten, die mit heftigem Fieber reagieren. Durch das Fieber
wird die Krankheit bekämpft und auskuriert, mit wenig Fieber oder wenn das
Fieber durch chemische Mittel unterdrückt wird, besteht hingegen die Gefahr,
dass kein Heilungsprozess stattfindet, sondern die Symptome nur unterdrückt
werden und die Krankheit im Körper immer latent vorhanden ist.
In der Neuzeit nahm deshalb vor allem der amerikanische Chirurg William B.
Coley die alte Erkenntnis von der grossen Bedeutung des Fiebers wieder auf.
Vor rund hundert Jahren erzielte er mittels künstlich erzeugtem Fieber bei
verschiedenen chronischen Leiden respektable Heilungserfolge. Seither wird die
künstliche Erzeugung von Fieber laufend weiter erforscht.
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Künstliche Fieberreaktionen, wie sie in der Fiebertherapie angestrebt werden,
erreicht man beispielsweise durch Injektion bestimmter Pflanzenextrakte oder
mittels ge-reinigtem Bakterienzellwandmaterial. Damit wird im Organismus
eine Infektion nachgeahmt, ohne dass belastende Keime anwesend sind.
Wünschenswert ist bei der Fiebertherapie eine Körpertemperatur von 38.5 bis
40 °C während mindestens 2 Stunden. Die Fiebertherapie ist speziell geeignet
zur Behandlung schlecht ausgeheilter oder unterdrückter Krankheiten und wird
auch – eingebunden in ein individuelles therapeutisches Konzept – in der
biologischen Krebsbehandlung eingesetzt.
Text: Dr. Andreas Lenherr
Bilder: Dr. Hans Stüssi und Dr. Kurt Stüber
Erschienen im «bisch zwäg» Februar 2002
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