Aufgaben der Parameterschätzung Die Wahrscheinlichkeitsverteilung einer Zufallsvariablen X sei zwar vom Typ her bekannt, enthalte jedoch noch unbekannte statistische Parameter (z.B. µ, σ 2 ). Zu den Aufgaben der Parameterschätzung gehören dann: 1) Bestimmung von Schätz- oder Näherungswerten für die unbekannten Parameter der Verteilung. Dazu soll eine konkrete Stichprobe, die der betreffenden Grundgesamtheit entnommen wird, verwendet werden. Der Schätzwert eines Parameters kann als Punkt auf der Zahlengeraden gedeutet werden. Daher wird diese Art der Parameterschätzung auch als Punktschätzung bezeichnet. 2) Konstruktion von sog. Konfidenz- oder Vertrauensintervallen, in denen die unbekannten Parameter mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit vermutet werden. Auch hier wird eine konkrete Stichprobe verwendet. Diese Art von Schätzung wird auch als Intervall- oder Bereichsschätzung bezeichnet. Mathematik III - Folie 52 Kriterien für eine optimale Schätzfunktion eines unbekannten statistischen Parameters Schätzfunktionen für einen unbekannten statistischen Parameter ϑ sind spezielle Stichprobenfunktionen vom Typ Θ = g(X1 , X2 , . . . , Xn ) die für jede konkrete Stichprobe x1 , x2 , . . . , xn einen Schätzwert ϑ̂ = g(x1 , x2 , . . . , xn ) für den Parameter ϑ liefern. Dabei sind X1 , X2 , . . . , Xn unabhängige Zufallsvariable, die alle die gleiche Verteilungsfunktion F (x) besitzen. Eine Schätzfunktion Θ wird dabei als optimal angesehen, wenn sie die folgenden Eigenschaften hat: 1) Die Schätzfunktion Θ ist erwartungstreu, d.h. ihr Erwartungswert ist gleich dem zu schätzenden Parameter: E(Θ) = ϑ. 2) Die Schätzfunktion Θ ist konsistent (passend), d.h. Θ konvergiert mit zunehmendem Stichprobenumfang n gegen den Parameter ϑ. 3) Die Schätzfunktion Θ ist effizient (wirksam), d.h. es gibt bei gleichem Stichprobenumfang n keine andere erwartungstreue Schätzfunktion mit einer kleineren Varianz. Mathematik III - Folie 53 Vertrauens- oder Konfidenzintervalle für den unbekannten Parameter ϑ einer vom Typ her bekannten Wahrscheinlichkeitsverteilung Sei X eine Zufallsvariable, deren Wahrscheinlichkeitsverteilung einen unbekannten Parameter ϑ enthalte. Für diesen Parameter lässt sich unter Verwendung einer konkreten Stichprobe x1 , x2 , . . . , xn auf folgende Weise ein Vertrauens- oder Konfidenzintervall bestimmen: 1) Es wird ein bestimmtes Vertrauens- oder Konfidenzniveau γ = 1 − α gewählt (0 < γ < 1; α: Irrtumswahrscheinlichkeit). 2) Dann werden für den Parameter ϑ zwei Stichproben- oder Schätzfunktionen Θu = gu (X1 , X2 , . . . , Xn ) und Θo = go (X1 , X2 , . . . , Xn ) bestimmt, die mit der gewählten Wahrscheinlichkeit γ = 1 − α den wahren Wert des Parameters ϑ einschließen: P (Θu ≤ ϑ ≤ Θo ) = γ = 1 − α . 3) Aus der vorgegebenen konkreten Stichprobe x1 , x2 , . . . , xn werden die Werte der beiden Stichprobenfunktionen Θu und Θo berechnet: cu = gu (x1 , x2 , . . . , xn ) , co = go (x1 , x2 , . . . , xn ) . Diese liefern die Grenzen des gesuchten Vertrauens- oder Konfidenzintervalls. 4) Das Vertrauens- oder Konfidenzintervall für den unbek. Parameter ϑ lautet: cu ≤ ϑ ≤ co . Mathematik III - Folie 54