Der Tod lauert im Garten Viele Hobbygärtner nutzen die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings, um nach der langen Winterpause ihrer vielgeliebten Beschäftigung nachzugehen. Das Ergebnis ist eine Blütenpracht, die jeden Garten in ein wahres Paradies verwandelt. Doch oft werden die Pflanzen nur nach ihrem Aussehen gekauft. Weniger Gedanken macht man sich z.B. über die Giftigkeit mancher Arten, und nicht selten hat man eine ganze Giftfabrik hinter dem Haus. Ein Erwachsener wird sich schon beherrschen können, doch gerade Kleinkinder stecken alles, was schön aussieht, direkt in den Mund, und gerade sie sind die anfälligste Gruppe für die giftigen Wirkstoffe der Pflanzen. Ein kleines Beispiel: In vielen Gärten sieht man "Laburnum anagyroides Medikus", umgangssprachlich auch Goldregen genannt, strahlend leuchten. Die ursprüngliche Heimat des Goldregens ist Süd- und Südosteuropa. Bereits vor Jahrhunderten wurde er kultiviert und ist heute bis Südschweden verwildert. Als Zierstrauch ist er häufig in Gärten, Anlagen, Parks, aber auch in Freibädern, Spielplätzen, Schulen und Kindergärten angepflanzt worden. Der ca. 3 - 7 Meter hohe Baum oder Strauch trägt lang gestielte, dreizählige Blätter mit elliptischen Teilblättchen. Die 2 cm großen, goldgelben Blüten stehen in 15 - 20 cm langen, hängenden Trauben. Aus ihnen bilden sich seidenhaarige, 5 - 8 cm lange Hülsen, die 3 - 8 flache braune Samen enthalten. Seine Blütezeit dauert von April bis Juni, Früchte trägt er von Juli bis in den Winter. Trotz seiner Schönheit hat es der Goldregen in sich. Die ganze Pflanzen trägt als Früchte längliche Schoten, die sehr stark giftig sind. Bei Verzehr haben diese Schoten eine heftige Wirkung. Der in den Früchten enthaltene Wirkstoff Cytisin zeigt beim Menschen die gleichen Wirkungen wie Nikotin. Auch hier kommt es bei einer geringen Konzentration zu einer Erregung der vegetativen Ganglien, motorischen Endplatten, des Nebennierenmarks und zum Teil auch im Bereich des Zentralnervensystems. Nikotin und Cytisin wirken in einer hohen Konzentration aber dann hemmend an den Rezeptoren. Die tödliche Dosis beträgt beim Kind 15 - 20 Samen, das sind 4 bis 5 Hülsen. Bei einem Erwachsenen soll die tödliche Dosis 23 Früchte betragen. 12 Blüten führen schon zu Vergiftungen. Allein das Aussaugen der Blüten oder das Kauen von Blättern, Blüten und Rinde kann schon zu Intoxikationen führen. Vor allem Kinder sind stark betroffen. Am 22.06.1990 kam es in Kiel zu einer lebensgefährlichen Vergiftung bei sechs Kindern. Die Inhaltsstoffe des Goldregens wirken anfangs erregend auf das Zentralnervensystem, später aber lähmend. Nach einer Zeit zwischen einer ¼ bis zu einer Stunde kommt es zu einem Brennen im Mund- und Rachenraum, Übelkeit, starken Durst und einem zentral bedingten, teilweise sehr lang anhaltendes Erbrechen. Im Erbrochenen können blutige Anteile vorhanden sein. Zu Magen-Darm-Krämpfen kommen Schweißausbruch, Kopfschmerzen, Erregungszustände, Delirien und Mydriasis. Muskelzuckungen und Krämpfe sind weitere Anzeichen. Bei letalen Intoxikationen ist eine allgemeine Lähmung erkennbar. Der Tod tritt im Kreislaufkollaps durch eine Lähmung der Atmung ein. Bei einer Vergiftung wird die sofortige Verabreichung von medizinischer Kohle empfohlen. Durch das oben angesprochene zentral bedingte Erbrechen werden relativ wenige Pflanzenteile aufgenommen. Deshalb ist die Mortalität, trotz der ernsten Prognose, sehr gering. Bei Krämpfen können Benzodiazepine wie Diazepam oder Midazolam eingesetzt werden. Eine längere künstliche Beatmung hat sich bei den Vergiftungen bewährt. Das klingt nun alles sehr dramatisch und kommt auch nicht jeden Tag vor. Doch wer auf jeden Fall sichergehen will, nichts Gefährliches im Garten gepflanzt zu haben, sollte sich beim Fachmann oder z.B. auch im Internet unter "www.gifte.de" informieren. WE