EINE ATTRAKTIVE KLETTERPFLANZE DIE Passiflora caerulea, die Blaue Passionsblume, gehört zur Familie der Passifloraceae (Passionsblumengewächse). Passionsblumen gehören mit ihren ausgefallenen Blüten zu den attraktivsten Kletterpflanzen überhaupt und liefern mit der aus Brasilien stammenden Maracuja (P. edulis) auch noch eine der wohlschmeckendsten Früchte; die Maracuja benötigt jedoch wärmeres Klima, und so findet man ihre Früchte bei uns nur braun und schrumpelig im Supermarkt. Vom Aussehen sollten Sie sich jedoch nicht abschrecken lassen, denn Maracujas schmecken einfach köstlich, trotz ihrer spröden Kerne. Die Früchte der Tessiner Passionsblumen sind jedoch nicht geniessbar; sie ähneln zwar äusserlich einer Maracuja, sollten jedoch ausschliesslich als herbstliche Dekoration im Garten dienen. P. caerulea ist immergrün, stammt aus Südbrasilien und rankt mit ihren vierkantigen Trieben bis zu zehn Meter hoch. Obwohl es bereits von Natur aus mehr als 400 PassionsblumenArten gibt, wurden mittlerweile weitere Sorten gezüchtet, die sich in Blütengrösse und -farbe unterscheiden. Der Pflanzenhandel bietet vor allem im Frühjahr eine reiche Auswahl. Die bis zu zehn Zentimeter breiten Blüten stehen einzeln und blühen meist nur einen Tag lang. Allerdings entwickeln sich immer wieder neue Blüten, sodass die Blütezeit den ganzen Sommer hindurch anhält. Die Blüten besitzen fünf gelbgrüne Staubblätter und einen purpurnen Griffel mit drei Narben; weil männliche und weibliche Blütenorgane zusammengewachsen sind, spricht man von einem Androgynophor, wie ihn zum Beispiel auch Hibiscus-Blüten ausbilden. Die zuerst grünen, zur Reife dann orangenen Früchte entwickeln sich auch im Tessin nur bei ausreichend heissen Sommern. Kultur: Unter den vielen Passionsblumen-Arten ist P. caerulea die am meisten kältetolerante. Sie kann sogar ein wenig Frost vertragen, aber den Wurzelbereich sollte man in jedem Fall über den Winter gut abdecken. Die Pflanzen gedeihen zum Beispiel sehr schön an einer nach Süden oder Westen ausgerichteten Hauswand, wobei eine Kletterhilfe bereitgestellt werden muss. Die reichste Blüte erzielt man, wenn die Pflanzen auf stickstoffärmeren Böden stehen, weil zu viele Nährstoffe das Blattwachstum zulasten der Blütenzahl fördern. Wenn Früchte ausgereift sind, kann aus Samen (Aussaat im Frühjahr) vermehrt werden, ansonsten mit Stecklingen im Spätsommer. Frank Erdnüss