Harmlos oder gefährlich Die 15 häufigsten Säuglings-­‐Wehwehchen Die folgende Aufstellung beschreibt die häufigsten Gründe, die zu einer Vorstellung eines Säuglings, also eines Kindes im ersten Lebensjahr, beim Kinderarzt führen. Es handelt es sich um eine ganz kurz gefasste Zusammenstellung, die dementsprechend nicht dazu dienen kann, eine Erkrankung festzustellen oder auszuschließen. Erkrankung Krankheitsanzeichen für Eltern Häufigkeit Entstehung 1. Luftwegsinfekt ► Schnupfen ► Husten ► Fieber ► Trinkschwäche ► Unruhe ► Unleidigkeit Sehr häufig Infektion durch „Erkältungsviren“ 2. Augenentzündung ► Auge schlierig verklebt ► gelber Schleim läuft heraus Feine rote, leicht erhabene Punkte mit kleinem gelben Zentrum an Kopf und Rumpf bei unbeeinträchtigtem Allgemeinbefinden Sehr häufig 3. Hautausschlag: Neugeborenenexant hem/Babyakne Sehr häufig Behandlung Wenn das Kind unter 4 Monate alt ist und Fieber hat: Innerhalb von 12 Stunden zum Kinderarzt Allgemeine Hilfe: ► Zuwendung ► Mahlzeiten in kleinen, aber häufigen Portionen ► ggf. Nasentropfen ► ggf. Fiebermittel Bindehautentzündung ► Mit Wasser ausputzen meist durch Bakterien ► oft antibiotische Augentropfen nötig Keine Krankheitsdauer 3 Tage, dann täglich schrittweise Besserung. Dauert v.a. das Fieber länger, erneut Kinderarzt aufsuchen, es könnte eine Lungenentzündung entstanden sein. Mit entsprechender Behandlung 2-­‐5 Tage Tage bis Wochen 4. Windeldermatitis ► flächige Rötung und Schwellung im Windelbereich ► aufgeweichte Haut am Po ► Kind reagiert schmerzempfindlich bei Berührung der Rötung Sehr häufig 5. Regulationsstörung (früher: Dreimonatskoliken) Exzessives Schreien bzw. anfallsartige Schreiattacken, oft im Anschluss an Mahlzeiten Sehr häufig 6. Fieber (Viele Krankheiten verursachen Fieber. Das reicht von harmloser Erkältung über Dreitagefieber, Blasenentzündung und Lungenentzündung bis zur höchstgefährlichen Hirnhautentzündung) Fieber ► Temperaturen von 37,5 bis 38 Grad Celsius sind ein Signal, das weitere Beobachtung erfordert. ► Fieber nennt man eine Temperaturerhöhung über 38 Grad Celsius Unbedingt nach weiteren Krankheitszeichen suchen: ► Schnupfen ► Husten ► Erbrechen ► Durchfall ► Halsschmerzen ► Ohrenschmerzen ► Bauchschmerzen Sehr häufig ► Hautreizung durch Stuhl-­‐ und Urinreste ► feuchtwarmes Klima in der luft-­‐ und wasserdicht abschließenden Windel ► Windeln mindestens fünf Mal täglich wechseln ► Reinigung mit klarem Wasser ► Verwenden einer abdeckenden Wund-­‐ und Heilsalbe mit Zinkoxid, Lebertran und Harnstoff ► „Stress“ ► Zuwendung und Nähe ► gestörte Magen-­‐ ► beruhigender Darm-­‐Motorik Tagesrhythmus ► unreife Darmflora ► ggf. entblähende Tropfen ► Kümmelzäpfchen ► Bauchmassage Fieber ist eine ► Behandlung der Verstellung des entsprechenden Krankheit „Sollwertes“ durch bekämpft auch das Fieber Entzündungsvorgänge ► Ansonsten im Körper. fiebersenkende Mittel oder In der Regel soll Kühlung (Wadenwickel) dadurch die nach Rücksprache mit dem körpereigene Abwehr Kinderarzt verbessert werden. kann langwierig sein, bei Behandlung mit Wund-­‐ und Heilsalbe kürzere Behandlungsdauer und Vermeidung einer Pilzinfektion. Bis zu drei Monate Je nach Erkrankung unterschiedlich 7. Pseudokrupp 8. Obstruktive Bronchitis – Zeichen von Blasenentzündung oder Hirnhautentzündung Achtung: Beim Säugling unter 4 Monaten muss jede Temperaturerhöhung über 38 Grad Celsius (im Po gemessen) schnellstmöglich vom Kinderarzt abgeklärt werden. Ein Kind unter einem Jahr mit Fieber muss je nach Begleiterscheinung und Krankheitseindruck sofort oder innerhalb von 3 Tagen beim Kinderarzt vorgestellt werden ► Sehr trockener, bellender häufig Husten ► geräuschvolle Einatmung, bis hin zu Erstickungsangst ► Meist plötzlicher Beginn in der Nacht ► oft mit Fieber ► Husten ► Atemnot wie bei Asthma ► mit und ohne Fieber häufig Schleimhautschwel-­‐ lung an der engsten Stelle der oberen Atemwege, d.h. unterhalb des Kehlkopfes. Ursache meist Virusinfekte. Schleimhautschwel-­‐ lung in den tiefen Atemwegen. Ursache meist Virusinfekte ► Einatmen kalter, feuchter Luft (am offenen Fenster, vor geöffneter Kühlschranktür) ► Notarzt rufen: Gabe von Kortison zur Abschwellung der Schleimhaut innerhalb von 30 Minuten, Inhalation mit Adrenalin für Sofortwirkung Inhalation von „Asthma-­‐ Medikamenten“ ► Erster Anfall meist der schlimmste ► Die darauffolgende Nacht ist nochmals kritisch, dann meist Übergang in „normale“ Infektsymptome Oft vordergründig rasche Besserung, aber insgesamt ist mit einer Behandlungsdauer von drei Wochen zu rechnen 9. Magen-­‐Darm-­‐Infekt ► Durchfall ► Erbrechen ► meist Fieber häufig Infektion durch Magen-­‐Darm Viren, selten auch Bakterien ► Erhöhte Zufuhr von Flüssigkeit und Salzen (Elektrolyte) in vielen kleinen Portionen ► ggf. Fieberbekämpfung ► frühzeitige Vorstellung beim Kinderarzt 10. Windelsoor stärkere Symptome als bei Windeldermatitis: ► weißliche Schuppen ► gerötete Papeln und offene Stellen weitere begünstigende Faktoren: ► Antibiotika-­‐Therapie (beim Kind) ► Durchfall ► Mundpilz häufig Pilzinfektion, meist durch Candida-­‐Pilze ► Wie bei Windeldermatitis – anstatt Wund-­‐ und Heilsalbe Behandlung mit Anti-­‐Pilz-­‐ Creme 11. Verstopfung ► Fehlender Stuhlgang oder sehr harter Stuhl mit offensichtlichen Schmerzen ► Trinkunlust häufig ► Auf genügend Flüssigkeit achten ► Bauchmassage ► möglicherweise Nahrung wechseln Es können kurze Episoden oder wochenlange Zustände sein 12. Spucken fast regelhaftes Hochwürgen oder Ausspucken von Nahrung sofort nach der häufig Meist keine Ursache erkennbar. Das gestillte Kind kann siebenmal pro Tag oder einmal in sieben Tagen Stuhl haben. Wenn der Stuhl nicht zu hart ist und das Baby nicht leidet, ist das unbedenklich. Beim Baby gibt es noch keinen Ventilmechanismus ► Ganz in Ruhe trinken lassen ► oft und gut Aufstoßen Oft bis zur Einführung von Beikost ► 12 Stunden Erbrechen ► eine Woche dünner Stuhl ► Bei nach 2-­‐3 Tagen ausbleibender Besserung erneut Kinderarzt aufsuchen Besserung nach einer Woche bis 10 Tage (Milch-­‐)Mahlzeit oder auch zwei Stunden später. Normalerweise ist der Allgemeinzustand unbeeinträchtigt. Achtung: Erfolgt dieses Spucken verstärkt und unter Druck (in sprichwörtlich hohem Bogen) muss der Kinderarzt eine Magenpförtnerenge aus-­‐ schließen. Bei der Magen-­‐ pförtnerenge ist der um den Magenausgang herum-­‐ geschlungene Muskelring (der sog. Magenpförtner oder lateinisch Pylorus), so sehr verdickt, dass er den Magenausgang zusammen-­‐ drückt. Die Nahrung staut sich also im Magen an, bis sie dann explosionsartig erbrochen wird. Hohes Fieber (oft auch bis 40 häufig 13. Drei-­‐Tage-­‐Fieber Grad Celsius) meist ohne erkennbaren Grund, das nach drei Tagen verschwindet, woraufhin ein Ausschlag am ganzen Körper auftritt. 14. Mittelohrentzündung ► Schmerzen (beim Säugling gelegentlich meist nicht dem Ohr zwischen Speiseröhre und Magen. Der Nahrungsbrei kann ungehindert hochschwappen, vor allem, wenn auch viel Luft im Bauch ist lassen ► eventuell kleinere Mahlzeiten. Wenn der Säugling normal zunimmt („Speikind – Gedeihkind“) keine weiteren Maßnahmen Virusinfektion Allgemeine Hilfe: ► Zuwendung ► erhöhte Trinkmenge beachten ► Einnahme von fiebersenkendem Mittel Drei Tage Der Hautausschlag (ohne Krankheitswert) kann von drei Stunden bis drei Tage anhalten. Meist bakterielle Infektion ► Nasentropfen ► Fiebermittel Mit antibiotischer Behandlung 7-­‐10 Tage 15. „Zahnungsbeschwer-­‐ den“ zuzuordnen) ► Fieber ► Trinkschwäche ► Krankheitsgefühl anscheinend Schmerzen, auch mit Fieber Achtung: Zahnungsfieber gilt erst als letzte Ausrede, wenn sonst kein Grund für Fieber zu finden ist. selten ► Zahnen ► „Zahnungsfieber“ ► Beim Säugling immer ein Antibiotikum ► Erhöhte Trinkmenge beachten ► Zuwendung Kurz, 1-­‐2 Tage ► Erhöhte Trinkmenge beachten ► nötigenfalls Einnahme von Fieber-­‐ und Schmerzmittel Quelle: Dr. med. Guido Krandick, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin