Hessisches Kultusministerium Ernährung Essen und trinken im Schulalltag – Muss das sein? Zielsetzung schulischer Ernährungsbildung Spätestens seit der Schaffung von Schulen mit verlässlichen Öffnungszeiten und der Einrichtung von Mittagstischen hat sich der Stellenwert von Ernährung (Essen und Trinken) im System Schule deutlich erhöht. Mittagstisch und Angebote für die Pausenverpflegung sind Teil eines Bildungsverständnisses, das Gesundheit mit Lernerfolg und Bildungsqualität verknüpft. ● Basiswissen der Ernährungs- und Verbraucherbildung an Schülerinnen und Schüler (www.evb-online.de) zu vermitteln, ● zu ernährungs- und verbraucherbewussten Kompetenzen anzuleiten, Ernährung in der Schule umfasst sowohl Bereiche der Esskultur, der Ernährungs- und Verbraucherbildung sowie Kriterien der Schulverpflegung. ● Informationen für Lehrerinnen und Lehrer und Eltern bereitzustellen, Die Anforderungen an eine kind- und jugendgerechte Ernährung sind vielfältig. Zum einen muss die Verpflegung dem Stand der aktuellen ernährungswissenschaftlichen Forschung entsprechen, zum anderen sollten die Vorlieben der Kinder berücksichtigt werden. Daneben sind religiöse und kulturelle Einflüsse in die Auswahl des Speisenangebotes einzubeziehen. Da die Schülerinnen und Schüler über mehrere Jahre in einer Schule verpflegt werden, sind außerdem der Abwechslungsgrad und die Vielfalt der angebotenen Speisen ein wichtiges Qualitätskriterium. ● Lebensraum Schule zu gestalten: Essen in der Schule muss Bestandteil der Gestaltung schulischen Lebensund Bildungsraums werden. Für dessen Akzeptanz und Wirksamkeit ist die Partizipation insbesondere von Schülerinnen und Schülern unerlässlich, ● Qualitäten zu bündeln: Für die Entwicklung einer Ernährungskultur in Schulen müssen ganz unterschiedliche Akteure vernetzt und die spezifischen Möglichkeiten aller Beteiligten genutzt werden. Dies bedeutet u. a. ein koordiniertes Vorgehen von kommunalen Institutionen und Landeseinrichtungen bei der Entwicklung von Finanzierungskonzepten, bei der Planung von Küchensystemen und Mensen sowie bei der Auswahl von Zuliefererbetrieben. Konzepte zur Förderung einer gesunden Ernährungsweise in Schulen sollten sich deshalb an der Komplexität des Ernährungsvorgangs orientieren, Qualität und Quantität von Lebensmitteln ebenso berücksichtigen wie individuelle körperliche Konstitution und psychische Belastungen. Zur ausgewogenen Ernährung gehört außerdem ausreichendes Trinken. Ernährungswissenschaftler beklagen, dass Kinder allgemein zu wenig trinken. Außerdem sei das, was getrunken wird, häufig nicht empfehlenswert. Verzehrt werden zu oft zuckerhaltige Getränke, die nicht als Durstlöscher geeignet sind. Besser sind ungesüßte Fruchtsaftschorlen, Mineralwasser oder Früchte- sowie Kräutertees. So verstanden geht es bei der Förderung einer gesunden Ernährungsweise um das Einüben von Kompetenzen, welche die psychische, physische und soziale Gesundheit fördern und erhalten. Dies geschieht am besten in Situationen, in denen Kinder und Jugendliche Kenntnisse über die Bedeutung, Herstellung, Herkunft und Zusammensetzung von Lebensmitteln und Ernährung erwerben und dieses Wissen im schulischen Alltag aktiv umsetzen können. Konkret beinhaltet dies beispielsweise die Ausrichtung des Warenangebotes von Schulkiosken und Schulcafeterien, des Mensabetriebes und der Mittagsverpflegung. 1 Fotos: aid infodienst Die ersten Schritte … Beispiele schulischer Praxis 1 Anlass für diese Entwicklung kann das „unbefriedigende Warenangebot“ am Schulkiosk, können Ergebnisse von Schülerbefragungen oder ähnliches sein. Aus diesem Anlass heraus entsteht der Wunsch nach einer konstruktiven Veränderung des Verpflegungsangebotes an der jeweiligen Schule. Suchen Sie Verbündete für Ihre Idee und führen Sie gemeinsam eine Bestandsaufnahme der bisherigen Aktivitäten durch. Schulalltag – Angebot am Schulkiosk oder im Schülercafé Für Schulen, die das Angebot am Schulkiosk oder im Schülercafé einrichten und optimieren wollen, bieten zahlreiche Veröffentlichungen Anregungen und Hilfestellungen an (siehe www.schuleundgesundheit.hessen.de). Projektideen zur Umstellung des Angebotes: 2 Präsentieren Sie diese Ergebnisse im Rahmen einer Konferenz und holen Sie dabei zumindest die ideelle Unterstützung der Schulgremien ein. ● Quarktag ● Müslitag 3 Planen Sie die weiteren Schritte (z. B. Umgestaltung des Schulkiosk, Einführung einer Mittagsverpflegung). ● Europäische Frühstückswoche 4 Gewinnen Sie außerschulische Partner für das neue Vorhaben (z. B. Beratungseinrichtungen) und dokumentieren Sie das bisher Erreichte. ● Multikulturelles Frühstück 5 Formulieren Sie die Ziele und entwickeln Sie eine Strategie zur Zielerreichung. Dies sollte immer unter Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler geschehen. ● Werkstatt Ernährung – ein Angebot für den Nachmittagsunterricht ● Zuckerfreier Vormittag ● Nahrungsmittelbörse 6 Klären Sie in der Gruppe die Verantwortlichkeiten für die notwendigen Teilschritte. 7 Erproben Sie die entwickelten Meilensteine. ● FOOD Experience Day – Herkunft, Umgang und Zubereitung von Lebensmitteln in Verbindung mit Bewegung / Sport 8 Reflektieren Sie die erreichten Ziele. ● etc. 9 Dokumentieren Sie die Ergebnisse und ziehen Sie Schlussfolgerungen daraus. Wegen der Bedeutsamkeit der Mittagsverpflegung wird auf diesen Teilbereich von Schulverpflegung genauer eingegangen. 10 Integrieren Sie das „Projekt“ in das Schulprogramm, oder überarbeiten Sie die noch schwierigen Punkte und beginnen Sie den Zyklus erneut. Mittagsverpflegung Es spielt keine Rolle, ob zur Zubereitung der Mittagsverpflegung an einer Schule frisch gekocht oder ob das Essen von einem Caterer geliefert wird. Im Vordergrund steht immer der untrennbare Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung. Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die noch im Wachstum sind, ist eine bedarfsgerechte Ernährung Voraussetzung für eine gesunde geistige und körperliche Entwicklung. 2 Für Schulen, die einen Mittagstisch einrichten wollen, stehen Entscheidungen an hinsichtlich ● des Verpflegungssystems, ● der Qualität des Speisenangebotes, ● der eventuell notwendigen Küchenausstattung und ● des Abrechnungssystems. Anforderung an das Verpflegungssystem Eine Schule, die ein Mittagessen anbieten möchte, steht zunächst vor der Frage, wie die Verpflegung erfolgen soll. Unstrittig ist, dass täglich frisch zubereitete Speisen die beste Verpflegungsform darstellen. Voraussetzung ist, dass das Personal entsprechend geschult ist und die Anforderungen an eine bedarfsgerechte Ernährung gewährleistet sind. Da in den meisten Schulen die räumlichen und technischen Voraussetzungen für das Angebot an einer Frischküche nicht gegeben sind, ist die Bewirtschaftung durch einen Caterer, in Einzelfällen auch über einen Beschäftigungsträger die Methode der Wahl. Damit gesunde Ernährung zu einem gemeinsamen Anliegen der gesamten Schulgemeinde werden kann, ist ein Verständigungsprozess aller Beteiligten notwendig. Darüber hinaus hat sich die Einbeziehung von außerschulischen Kooperationspartnern bewährt. Bei der Realisierung kann die Bildung eines „Ernährungsrates“ hilfreich sein, der aus Schülerinnen- und Schülervertretern, Lehrerinnenund Lehrervertretern sowie Mitglieder der Elternvertretung besteht. Dieser sollte sich als Ansprechpartner für die Schulgemeinde bei auftretenden Problemen verstehen und Impulse zur weiteren Entwicklung geben. Die Bildung eines „Ernährungsrates“ ist für jede Form der Verpflegungsorganisation zu empfehlen. Bei Vergabe an einen Caterer sollte die Einflussnahme auf das Speisenangebot eingefordert und gemeinsam ein entsprechendes Konzept entwickelt werden. Nachfolgend sind die verschiedenen Verpflegungssysteme tabellarisch aufgeführt. 3 Tabellarische Darstellung verschiedener Verpflegungssysteme Verpflegungssystem 씰 Frisch- und Mischküche Kurzbeschreibung ● ● ● ● ● ● Tägliche Zubereitung der Speisen vor Ort Verwendung von frischen und vorgefertigten Produkten Abwechslungsreiche, zielgruppenspezifische Produktion möglich Hohe Anforderungen an das Personal, Ausstattung und Lieferanten 2 Vollzeitkräfte für 50 –100 Essen Umfangreiches Kontrollsystem nach der Lebensmittelhygiene-Verordnung erforderlich ● Problem der Betriebserhaltung durch hohe Betriebs- und ggf. Personalkosten ● Hoher Platzbedarf Bevorzugtes System, wenn die Anforderungen erfüllbar sind. In der Regel ist dieses System erst bei 300 – 500 Essen täglich betriebswirtschaftlich sinnvoll, wenn nicht ehrenamtliche Kräfte eingebunden werden können. 씰 Warmverpflegung ● ● ● ● ● ● ● Vor- und Zubereitung extern (Zentralküche) Warme Anlieferung in Warmhaltegeräten Der Anbieter stellt meist auch Salate, Suppen sowie Desserts her Vielfach wird das Ausgabegeschirr mitgenommen und gereinigt Qualität und Geschmack ist abhängig von Rezepturen und Warmhaltezeit Eine Teilzeitkraft (4h) für 50 –100 Essen Wenig aufwändige Küchenausstattung, meist nur Ausgabesystem erforderlich Gut geeignet, wenn die Warmhaltezeit unter 3 Stunden liegt und die Speisen durch frische Komponenten ergänzt werden. 씰 Cook & Chill (Kühlkost) ● Speisen werden vom Hersteller unmittelbar nach dem Garen auf 0 – 3°C gekühlt ● Leicht eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln ● Regenerierung und Erwärmung vor Ort ● Kurze Warmhaltezeit ● Geringer Platzbedarf ● Eine Teilzeitkraft (5h) für 50 –100 Essen ● Qualität ist abhängig von Abkühl-, Lager- und Regenerierzeit Gut geeignet, wenn Speisen durch frische Komponenten ergänzt werden. 씰 Tiefkühlsystem (TK) ● ● ● ● ● ● ● Es wird auf industrielle Anbieter zurückgegriffen Belieferung mit TK-Menüs in Einzel- oder Mehrportionsschalen Regenerierung und Erwärmung vor Ort Kurze Warmhaltezeit Qualität ist abhängig von Rezepturen und Aufbereitungssystemen Geringer Platzbedarf Eine Teilzeitkraft (5h) für 50 – 100 Essen Gut geeignet, wenn Speisen durch frische Komponenten ergänzt werden. 4 Allgemein gilt: Unabhängig vom Verpflegungssystem sind die Qualitätskriterien für das Speisenangebot einzuhalten. Grundsätzlich ist mit jedem Verpflegungssystem eine gute Verpflegungsqualität möglich. Qualitätskriterien für das Speisenangebot Das Speisen- und Getränkeangebot basiert auf den vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund entwickelten Empfehlungen der Optimierten Mischkost (optimiX; Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund; www.fke-do.de). 씰 Pflanzliche Lebensmittel reichlich 씰 Tierische Lebensmittel mäßig 씰 Fettreiche Lebensmittel sparsam Für das Speisen- und Getränkeangebot gilt: 씰 2 Menüs zur Auswahl, wird empfohlen 씰 Menüwechsel mindestens alle 4 – 5 Wochen OptimiX ist ein lebensmittel- und mahlzeitenbezogenes Konzept, das auf Grundlage der D-A-CH-Referenzwerte 1) entwickelt wurde und für den Anwender leicht umsetzbar ist. Neben den ernährungsphysiologischen Qualitätsansprüchen finden auch Essensvorlieben von Kindern Berücksichtigung. Die Auswahl der Lebensmittel ist für alle Altersgruppen gleich, lediglich die Verzehrmenge und der Energiebedarf sind abhängig vom Alter der Kinder und Jugendlichen. Die nachfolgenden Kriterien gelten für alle Verpflegungssysteme. 씰 Empfohlen werden wöchentlich (nach Bremer Checkliste 2)): ● 1 Fleischgericht ● 1 Eintopf oder Auflauf (vegetarisch) ● 1 Seefischgericht ● 1 vegetarisches Gericht ● 1 frei gewähltes Gericht (z. B. ein Fleischgericht, ein fleischfreies Gericht mit Vollkorngetreide oder ein süßes Hauptgericht) zusätzlich 씰 mindestens 1 – 2 mal frisches Obst 씰 mindestens 1 – 2 mal Rohkost oder frischer Salat 씰 mindestens 2 mal gekochte Kartoffeln bzw. Pellkartoffeln 씰 Auswahl an zuckerfreien / -armen Getränken ● Trinkwasser oder Mineralwasser ● Ungesüßte Früchte- oder Kräutertees ● Fruchtsaftschorlen 1) Im Jahr 2000 wurden von den wissenschaftlichen Fachgesellschaften Deutschlands (in Deutschland die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ), Österreichs und der Schweiz Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr herausgegeben. Diese D-A-CH-Referenzwerte gelten als Basis für die Energie- und Nährstoffempfehlungen für unterschiedliche Altersgruppen. 2) Die Bremer Checkliste dient als Orientierungshilfe bei der Erstellung eines bedarfsgerechten Mittagessens und einer ausgewogenen Speiseplangestaltung. Grundlage der Bremer Checkliste sind die optimiX-Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung Dortmund (FKE). 5 Kriterien für einen Caterer ● Bereitstellen von Geschirr, Reinigungsmaterialien etc. Die nachfolgenden Punkte sollen Schulämter und Schulen unterstützen, die Angebote verschiedener Caterer vergleichbar zu machen und somit Hilfestellung zu leisten, den geeignetsten Anbieter zu benennen. Die Kriterien können auch als Qualitätsanforderung formuliert werden und Bestandteil einer Ausschreibung sein. ● Entsorgung der Essensreste und Reinigung des Geschirrs ● Abfallentsorgung ● Abrechnungssystem 1. Angaben zum Betrieb ● Firmendaten (Kontaktdaten und Ansprechpartner) 5. Sonstige Leistungen ● Darstellung der Unternehmensphilosophie ● Darstellung, wie Eltern, Personal, Schülerinnen und Schüler auf das Verpflegungsangebot Einfluss nehmen können (Fragebogen, Wunschzettel) ● Erläuterungen zu Referenzen / Erfahrungen in der Schulverpflegung ● Angaben, wie flexibel auf Bestelländerungen reagiert werden kann 2. Einkauf ● Ein Vierwochenspeiseplan (sollte vom Caterer als Beispiel beigefügt werden) ● Erläuterungen, welche Qualitätsansprüche an Saisonalität, Regionalität und Nachhaltigkeit an den Lebensmittellieferanten gestellt werden ● etc. ● Angaben über die Höhe des durchschnittlichen Convenience-Anteils 3. Speiseangebot ● Angaben zur Einhaltung der ernährungsphysiologischen Qualität (optimiX, Bremer Checkliste) ● Angaben zur Häufigkeit von Speisenwiederholungen ● Angaben über den Einsatz von regionalen oder ökologisch erzeugten Produkten ● Konzept, wie die Standzeiten von Zubereitung bis zum Servieren auf eine Dauer von max. 3 Stunden begrenzt werden können und die Speisen eine Temperatur von 65°C nicht unterschreiten. 4. Organisation Angaben zu ● Speisenausgabe (Personal) ● Bereitstellen von Equipment (Konvektomaten, Warmhaltegeräte etc.) 6 Speisenbestell- und Abrechnungssysteme b) Schülerinnen und Schüler kaufen Essensbons. Mit diesen können sie am jeweiligen Tag bis zu einer festgelegten Zeit (9.00 Uhr) am Automaten aus verschiedenen Menüs auswählen. Das ausgewählte Menü wird auf den Bon gestempelt, die Menügesamtzahl vom Automaten erfasst und an Küche / Caterer weitergeleitet. Mit dem gestempelten Bon holt die Schülerin oder der Schüler das Essen mittags ab und bezahlt. Im Folgenden werden die Speisenbestell- und Abrechnungssysteme, gegliedert nach zunehmendem Verwaltungsaufwand, aufgeführt. In der Regel werden diese Arbeiten durch das Schulsekretariat oder Elternvereine (Mensaverein) durchgeführt. Speisenbestellsysteme c) Terminal / Internet-Vorbestellung. Die Schülerin oder der Schüler wählt an einem robusten Essensbestellterminal oder im Internet aus verschiedenen Menüs aus. Dies kann im Vorverkauf auch schon einige Tage vorher geschehen. Die Küche / Caterer bekommt die Meldung wochenweise, jedoch spätestens am Vortag mitgeteilt. Die Bezahlung erfolgt in der Regel über Geldkarten oder Bankeinzug. Für das ausgewählte Essen wird ein Bon für die Abholung ausgedruckt. Jahresmeldung Mittagsverpflegung ist integrativer Teil eines Ganztagsschulangebotes und damit verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler. Dies muss bei der Schüleraufnahme durch separaten Vertrag mit den Eltern vereinbart werden. Optional kann dies auch auf freiwilliger Basis erfolgen, bedingt dann aber ein Identifizierungssystem am Eingang der Mensa. Eine separate Anmeldung der Schülerinnen und Schüler zum Essen entfällt. Sehr geringer Verwaltungsaufwand. Am einfachsten ist dies bei nur einem Menü ohne Wahlmöglichkeit. Wird vor Ort produziert, können verschiedene Menüs auf Grund von Erfahrungswerten ohne Vorbestellung vorgehalten werden oder es wird mit einem Bonsystem zur Vorauswahl kombiniert. Generell entsteht mehr Zeit- und Kostenaufwand mit Zunahme der Wahlmöglichkeiten. In der Regel werden die höchsten Beteiligungsraten am Mittagessen durch die Jahres- und Monatsmeldung erreicht. Diese funktionieren bis zur 7. Klasse gut. Danach wünschen die Schülerinnen und Schüler in der Regel mehr Auswahlmöglichkeiten. Diese können in beiden Systemen auch durch eine Ergänzung der 1– 2 Menülinien durch Nudel-, Salat- und Suppenbuffets abgedeckt werden, wodurch kein Vorbestellsystem notwendig wird. Monatsmeldung Die Schülerinnen und Schüler können monatlich jeweils für den gesamten Monat an- bzw. abgemeldet werden. Am einfachsten ist dies bei nur einem Menü; sonst wird die zusätzliche Erfassung der Auswahl notwendig. Relativ geringer Verwaltungsaufwand. Wochenmeldung Anhand der Wochenspeisepläne wird die Bestellung der Schülerinnen und Schüler von den Lehrerinnen und Lehrern klassenweise erfasst (z. T. in Grundschulen bis zur 4. Klasse). Die Essensmeldungen werden freitags für die Folgewoche an Küche / Caterer für die Warendisposition weitergeleitet. Mittlerer Verwaltungsaufwand (kann auch monatsweise erfolgen). Tagesmeldung a) Schülerinnen und Schüler melden ihre Essenswünsche im Sekretariat. Dort werden Listen geführt. Die Meldung kann hierbei auch für mehrere Tage oder Wochen erfolgen. 7 Abrechnungssysteme Der geringste Zeit- und Verwaltungsaufwand entsteht bei Monatsabbuchung nach Durchschnittssätzen. Monatsabbuchung nach Durchschnittswerten Außerunterrichtliche Anlässe Die einfachste Form ist der Bankeinzug nach Durchschnittswerten. Je nach Schule werden die durchschnittlichen Essenstage pro Schülerin bzw. Schüler und Jahr errechnet und gleichmäßig auf 12 Monate umgelegt. Es erfolgt keine Differenzierung bei Krankheit oder kurzer Abwesenheit. Nur in wenigen Ausnahmen erfolgt eine Erstattung auf Antrag (Abwesenheit > 4 Wochen). Klassen- / Schulfeste, Klassenfahrten mit Selbstverpflegung, Projekttage (auch mit Mehrfachnutzen z. B. FOOD Experience Day), Abschluss von Projektwochen mit Präsentation der Arbeiten und Einbeziehung der Eltern, Beteiligung an Aktionen z. B. der Welthungerhilfe, interkulturelles Kochen, Ernte aus dem Schulgarten, Besuche auf Schulbauernhöfen, etc. bieten vielfältige Möglichkeiten, Essen und Trinken erfahrungs- und handlungsorientiert aufzugreifen (s. Projektdatenbank www.schuleundgesundheit.hessen.de). Beispielrechnung 52 Wochen abzgl. Feiertage Ferien 13 Wochen Schulfahrten durchschnittliche Krankheitstage Summe Essentage Essenpreis 3,00 Euro pro Monat 250 - 65 -5 -10 Tage Tage Tage Tage 170 Tage 510,00 Euro 42,50 Euro Zusammenarbeit mit Eltern Gesundheitsförderung, die möglichst nachhaltig wirken will und die für Schülerinnen und Schüler ein möglichst stimmiges Erleben von Essen und Trinken in Schule und häuslichem Umfeld anstrebt, kann auf die Zusammenarbeit mit Eltern nicht verzichten. „Kulinarische Elternabende“, ein „Geschmackskurs“ oder ähnliche Aktivitäten können dazu dienen, Eltern in das schulische Konzept der Ernährungsbildung einzubeziehen. Erziehungsvereinbarungen, z. B. zwischen Schule und Elternhaus, können hilfreiche Instrumente zur Einbeziehung von Eltern sein. Nach Rechnungsstellung Bezahlung nach individueller Rechnungsstellung in d. R. monatlich per Bankeinzug oder Überweisung. Barzahlung In sozial schwachen Gebieten erfolgt die Abrechnung häufig bar bei Bestellung im Sekretariat tage- oder wochenweise. Bonabrechnung Essensbons können bar bezahlt oder nach Vorlage einer Überweisungsbestätigung oder nach Geldeingang auf Essenskonto an die Schülerin oder den Schüler abgegeben werden. Geldkarte Geldkarten können per Elternüberweisung auf ein Essenskonto oder an einem Automaten aufgeladen werden. Die Bezahlung erfolgt entweder am Bestellterminal oder wahlweise auch in der Schulkantine. Das System kann auch für die Pausenverpflegung eingesetzt werden. 8 Literatur Essen und Trinken in Schulen Hrsg.: aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V. und der DGE e.V.; Bestelladresse: DGE MedienService, Bornheimer Str. 33b, 53111 Bonn, Tel. 02 28/909 26 26, Fax. 02 28/909 26 10 oder über www.dge-medienservice.de Esspedition Schule – Materialien zur Ernährung, Klasse 1– 6 Hrsg.: Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum BadenWürttemberg (MLR) und aid infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V.; Bestelladresse: aid-Vertrieb DVG, Birkenmaarstr. 8, 53340 Meckenheim, Tel. 0 22 25-92 61 46, www.aid-medienshop.de, Bestell-Nr. 3826, pro Stück 25,- € zzgl. Versandkosten Vollwertig essen und trinken in Pausen – Praxisnahe Informationen und Anregungen für eine gesundheitsorientierte Ernährung – Praxisorientierte Information für Lehrer und Eltern Hrsg.: Sektion Hessen der DGE; Bestelladresse: DGE-Sektion Hessen, Augasse 1g, 61194 Niddatal, Tel. 0 60 34/54 55, Fax. 0 60 34/91 95 80 oder [email protected] Tipps und Tricks – Pausenverpflegung: gesund und doch praktikabel! Hrsg.: Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse Hessen e.V. und Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.; Bestelladresse: Landesvereinigung Milch Hessen e. V., Lochmühlenweg 3, 61381 Friedrichsdorf, Tel.: 0 61 72/71 06-291, Fax: 0 61 72/71 06-296, e-mail: [email protected] Schule mit Biss Hrsg.: Verbraucherzentrale Hessen e.V.; Bestelladresse: Verbraucherzentrale Hessen, Große Friedberger Str. 13 -17, 60313 Frankfurt am Main, Tel.: 0 69-97 20 10-30, Fax: 0 69-97 20 10-40 oder über www.verbraucher.de/ratgeber/index.html. Ernährung, Landwirtschaft und Ökologie! – eine einzigartige Materialzusammenstellung für den Unterricht Hrsg.: Verbraucherzentrale Hessen e.V.; Bestelladresse: Verbraucherzentrale Hessen, Große Friedberger Str. 13 -17, 60313 Frankfurt am Main, Tel.: 0 69-97 20 10-30, Fax: 0 69-97 20 10-40 oder über www.verbraucher.de/ernährung/index.html. Studienbuch Ernährungsbildung – Ein europäisches Konzept zur Gesundheitsförderung Heindl, I. Klinkhardt Verlag, Bad Heilbronn, 2003; ISBN 3-7815-1291-6 Zum Grundlagenverständnis der Standard- und Curriculumentwicklung Beer, S. Paderborner Schriften 01/2004; ISBN 1613-9577 Neue Aspekte der Ernährungsbildung Heseker, H. Umschau Zeitschriftenverlag, 2005 9 Anregung für handlungsorientiertes Arbeiten mit Schülerinnen und Schülern: Beratungsangebot für Schulen 5 Sterne fürs Frühstücken, aid Verbraucherzentrale Hessen e.V. (www.verbraucher.de/ernaehrung) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Sektion Hessen (www.dge.de) Die Panther … in Sachen Lebensmittel unterwegs, aid Beratungsstellen der Krankenkassen Ernährung und Gesundheit, Materialien für die 5. –10. Klasse, BZgA Kommunale Gesundheitsämter ögs (ökologischer Großküchenservice; www.oegs.de) Ernährung und Gesundheit, Materialien für die Grundschule, BZgA Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (www.jugendzahnpflege.hzn.de) Essgewohnheiten, Materialien für die 5. –10. Klasse, BZgA Landesvereinigung für Milch und Milcherzeugnisse Hessen e. V. (www.milchhessen.de) Fühlen wie’s schmeckt, Sinnesschulung für Kinder und Jugendliche (6 –14 Jahre), food media Frankfurter Zentrum für Essstörungen (www.essstoerungen-frankfurt.de) Angebote von Leistungspaketen verschiedener Beratungsorganisationen Gemüse und Obst – nimm 5 am Tag, Unterrichtsprojekt, aid Lernwerkstatt Ernährung, Stiftung Verbraucherinstitut Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e. V. (www.hage.de) Verschiedene Titel des Verlags an der Ruhr: Kartoffelund Obst-Werkstatt, Vom Acker zum Bäcker, Von der Kuh in den Kühlschrank Mach’s mit Milch, Medienpaket, CMA Rund ums Korn, sowie andere Schriften von information.medien.agrar e.V. Schulfrühstück, Materialien für die Grundschule, BZgA Thema: Naschen, Materialien für die Grundschule, BZgA 10 Links Links www.aid.de aid – Informationsdienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft www.oekolandbau.de Informationsportal Ökolandbau mit Informationen für Erzeuger, Verarbeiter, Händler, Großverbraucher, Verbraucher, Kinder und Jugendliche www.allesoeko.net Verbraucherzentrale Bayern e.V. www.rki.de Informationsportal des Robert-Koch Instituts www.bll.de Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. www.slowfood.de Slow Food Deutschland www.dge.de Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. www.sozialnetz-hessen.de www.evb-online.de Ernährungs- und Verbraucherbildung im Internet www.sve-ssn.ch Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SVE) www.eufic.org Informationen über Lebensmittel und gesunde Ernährung vom European Food Information Council (EUFIC) www.transgen.de TransGen – Transparenz für Gentechnik bei Lebensmitteln www.ugb.de Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V. www.fao.org Food and Agriculture Organisation of the United Nations (FAO) www.vegetarierbund.de Vegetarier Bund Deuschlands e.V. – Informationen rund um die vegetarische Ernährung www.food-experience-day.de www.forum-ernaehrung.at Österreichische Plattform für Ernährung, Bewegung und Lebensstil www.was-wir-essen.de Portal mit Wissenswertem rund um Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Herausgegeben vom aid. www.hmulv.hessen.de Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz www.who.int Weltgesundheitsorganisation (WHO) – englischsprachig www.nutrichild.de Informations- und Dokumentationsstelle zum Thema Kind und Ernährung www.zusatzstoffe-online.de Verbraucher Initiative zum Thema LebensmittelZusatzstoffe www.milchhessen.de Landesvereinigung Milch Hessen www.netzwerk-gesunde-ernaehrung.de Kooperation zwischen aid infodienst, UGB und Verbraucherzentrale NRW Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche, Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung www.nutrinet.ch Schweizerische Vereinigung für Ernährung mit umfangreicher Linkliste zu Schweizer Institutionen www.nutrition.org.uk Aktuelle Ernährungsfakten der British Nutrition Foundation 11 Rechtliche Grundlagen Für die Einrichtungen solcher Angebote, einschließlich der Bereitstellung eines Mittagstisches, ist grundsätzlich der Schulträger zuständig. Angebote können vom Schulträger selbst oder durch von ihm beauftragte Einrichtungen erfolgen. Werden Angebote von der Schulgemeinde (z. B. Schülerinnen- oder Schülerrat, Elterninitiative oder Lehrerinnen- sowie Lehrerinitiative) initiiert, so bedarf dies der Zustimmung des Schulträgers. Für die Auswahl des Warenangebotes, der Verpackung und der Entsorgung als Teil einer Regelung des geordneten Ablaufs des äußeren Schulbetriebs nach § 129 Nr. 10 Hessisches Schulgesetz in der Fassung vom 2. August 2002 (GVBl. I, S. 466) zuletzt geändert durch Gesetz vom 29. November 2004 (GVBl. I, S. 330) ist die Schulkonferenz zuständig. Eine Abstimmung mit dem Schulträger ist erforderlich. Es sollen Waren angeboten werden, deren Verpackung die Umwelt möglichst wenig belastet (Verordnung über die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabfällen vom 21. August 1998, BGBl. I 1998, S. 2379, zuletzt geändert durch Verordnung vom 15. Mai 2002, BGBl. I 2002, S. 1572). Bei der Zubereitung, Aufbewahrung und dem Verkauf von Speisen und Getränken müssen die hygiene-, seuchenund lebensmittelrechtlichen Bestimmungen beachtet werden (vgl.: Verordnung über Lebensmittelhygiene und zur Änderung der Lebensmitteltransportbehälter-Verordnung vom 5. August 1997, BGBl. I 1997, S. 2008, zuletzt geändert durch Art. 2, §2 der Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung vom 21. Mai 2001, Änderung der Lebensmittelhygiene-Verordnung, BGBl. I 2001, S. 959; Gesetz zur Neuordnung seuchenrechtlicher Vorschriften [Seuchenrechtsneuordnungsgesetz – SeuchRNeuG] vom 20. Juli 2000; BGBl. I 2000, S 1045; Richtlinie 89/107/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Zusatzstoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, Amtsblatt Nr. L 040 vom 11/02/1989, S. 0027– 0033). 12 13 Anhang Glossar Ernährung produkte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte sowie Milch und Milchprodukte, daneben können auch geringe Mengen an Fleisch, Fisch und Eiern enthalten sein. Ein reichlicher Verzehr von unerhitzter Frischkost wird empfohlen, etwa die Hälfte der Nahrungsmenge. Die vollwertige Ernährung im Sinne der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) : Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE – das ist nicht nur ein Wegweiser zur „optimierten Nährstoffaufnahme“, sondern auch eine Anleitung zu genussvollem, vollwertigem Genießen. Nicht nur ernährungsphysiologische, sondern auch kulinarische, kulturelle und soziale Aspekte der Ernährung spielen bei den 10 Regeln der DGE eine wichtige Rolle. Nun liegen die 10 Regeln in der neuesten Fassung vor: Zusätzlich zur Gesundheitsverträglichkeit der Ernährung werden im Sinne der Nachhaltigkeit auch die Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialverträglichkeit des Ernährungssystems berücksichtigt. Das bedeutet unter anderem, dass Erzeugnisse aus ökologischer Landwirtschaft sowie regionale und saisonale Produkte verwendet werden. Weiterhin wird auf umweltverträglich verpackte Erzeugnisse geachtet. Außerdem werden Lebensmittel aus fairem Handel mit sog. Entwicklungsländern verwendet. Mit VollwertErnährung sollen hohe Lebensqualität – besonders Gesundheit – Schonung der Umwelt, faire Wirtschaftsbeziehungen und soziale Gerechtigkeit weltweit gefördert werden. 1 Vielseitig essen 2 Reichlich Getreideprodukte – und Kartoffeln 3 Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag ... Quelle: Leitzmann, C., v. Koerber, K., Männle, Th.: Gießener Formel aktualisiert. In: UGB-Forum 20 (5), S. 256, 2003 4 Täglich Milch und Milchprodukte, ein- bis zweimal in der Woche Fisch, Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen Vegetarische Ernährung 5 Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel In Deutschland sind ca. 5,5 Mio. Menschen Ovo-Lakto-Vegetarier (d. h. sie haben in ihre Ernährung Eier, Milch und Gemüse / Getreide integriert). Diese Gruppe Vegetarier meidet den Verzehr von Fleisch und Fisch. Auch Kinder und Jugendliche ernähren sich – bedingt durch ihre Eltern oder aus eigenem Wunsch heraus – zunehmend vegetarisch. Grundsätzlich ist eine vegetarische Ernährung unter bestimmten Voraussetzungen auch für Kinder nicht bedenklich, wenn nur auf Fleisch verzichtet wird, Milchprodukte aber gegessen werden. Auch in den Empfehlungen der DGE werden fleischfreie Tage empfohlen. Bei dem vollständigen Verzicht auf Fleisch und Fisch müssen Verpflegungsverantwortliche jedoch ausreichende Kenntnisse über eine optimale Nährstoffzusammensetzung haben, da ansonsten bei Kindern Mangelerscheinungen (besonders bei Eisen) auftreten können. 6 Zucker und Salz in Maßen 7 Reichlich Flüssigkeit 8 Schmackhaft und schonend zubereiten 9 Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen 10 Achten Sie auf Ihr Gewicht und bleiben Sie in Bewegung Vollwert-Ernährung Die Definition der Vollwert-Ernährung ist von den Vollwert-Experten Prof. Claus Leitzmann, Dr. Karl von Koerber und Thomas Männle überarbeitet worden. In Anlehnung an den Standort der Autoren ist sie vielen als „Gießener Formel“ bekannt. Die Gründe für eine vegetarische Ernährung sind vielseitig. Neben ethischen oder geschmacklichen Aspekten spielen interkulturelle und religiöse Gewohnheiten eine Rolle. Religiöse Einflüsse bestehen insbesondere für Kinder mit muslimischem Glauben, da Muslime kein Schweinefleisch verzehren. Wie stark darauf Rücksicht genommen werden sollte, liegt an dem Einzugsgebiet der Schule und an der Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus anderen Herkunftsländern. Vollwert-Ernährung ist eine überwiegend pflanzliche (laktovegetabile) Ernährungsweise, bei der gering verarbeitete Lebensmittel bevorzugt werden. Gesundheitlich wertvolle, frische Lebensmittel werden zu genussvollen und bekömmlichen Speisen zubereitet. Die hauptsächlich verwendeten Lebensmittel sind Gemüse und Obst, Vollkorn- 14 Die Anthroposophische Ernährungsweise Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen beruht auf der Lehre Rudolf Steiners und ist sehr komplex. Wurzeln, Blättern und Früchten werden unterschiedliche Wirkungen zugesprochen. Getreide ist von zentraler Bedeutung. Philosophisch-religiöse Regeln bestimmen nicht nur den Speiseplan. Und auch die konkrete Lebenssituation ist für richtige Ernährung wichtig. Eine steigende Zahl an Kindern und Jugendlichen leidet an Übergewicht (Adipositas). Zu den wichtigsten Ursachen gehört eine übermäßige und unausgewogene Ernährung verbunden mit zu wenig Bewegung. Bei stark übergewichtigen Kindern ist die Unterstützung durch Fachkräfte unabdingbar. Hilfestellung geben qualifizierte Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater, Hausärztinnen und Hausärzte, Psychologinnen und Psychologen, aber auch die Krankenkassen und Gesundheitsämter. Über die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter können umfangreiche Informationen zum Thema angefordert werden. Infos unter: www.a-g-a.de/ Ayurveda In diesem ganzheitlichen System werden der Ernährung regulierende und heilende Kräfte zugesprochen. Ayurveda geht aus dem hinduistischen Weltbild hervor. Die dem Westen angepaßte Form betont die regionale Herkunft der Zutaten, legt Wert auf Vollkorngetreide und wird überwiegend als lacto-vegetarische Kost verstanden. Rohkost spielt hingegen kaum eine Rolle. Essstörungen Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Essstörungen. Überzogene Vorstellungen von Schlankheit und einer damit verbundenen Attraktivität führen insbesondere bei Mädchen dazu, dass Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht zunehmen. Die Vorbeugung und auch die Behandlung dieser Krankheiten sind komplex und nicht in der Schule zu lösen. Jugendliche, bei denen ein Verdachtsfall vorliegt, benötigen in jedem Fall professionelle Unterstützung. Zwei wichtige Organisationen, die Informationen bieten, sind das Frankfurter Zentrum für Essstörungen e. V. www.fz-ess-stoerungen.de/ sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, www.bzga.de. Makrobiotik Diese Ernährung- und Lebensweise fußt auf chinesischen und japanischen Philosophien. Charakteristisch ist neben dem weitgehenden Verzicht auf Rohkost eine Vielzahl von typisch asiatischen Produkten: Vollgetreide, vor allem Naturreis, Soja und Meeresalgen, wobei der Reis 50 bis 60 % der Gesamternährung ausmachen soll. Andererseits legt die Makrobiotik großen Wert auf regionale und saisonale Produkte und eine sorgfältige Zubereitung des Essens. Kuhmilch lehnt sie strikt ab. Lebensmittelallergien Wer täglich Speisen für Kinder und Jugendliche zubereitet, muss sich zunehmend auch mit dem Thema Lebensmittelallergien auseinandersetzen. Jedes sechste Kind entwickelt in den ersten beiden Lebensjahren eine Allergie auf bestimmte Nahrungsmittel. Als mögliche Ursachen von Allergien sind unter anderem Lebensmittelzusatzstoffe in der Diskussion. Chinesische Ernährungslehre Ernährung nach den Fünf Elementen Die Ernährung nach den Fünf Elementen wurde hier im Westen aus der chinesischen Ernährungslehre, die integraler Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin ist, entwickelt. Es ist daher empfehlenswert, in einem Brief an die Eltern darum zu bitten, der Schule eine Lebensmittelallergie ihrer Kinder aufzuzeigen. Ob es sich in einem Verdachtsfall um eine Lebensmittelallergie oder um eine Lebensmittelunverträglichkeit handelt, muss stets von einer Fachärztin / einem Facharzt geklärt werden. Im Unterschied zu anderen Ernährungsformen klassifiziert die Ernährung nach den fünf Elementen die Nahrungsmittel und Speisen nach ihrer thermischen Wirkung und nach ihrem Geschmack. 15 Anmerkungen zum Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen ● Um den Verzehr von Milch und Milcherzeugnissen an Schulen zu fördern, gewährt die Europäische Union (EU) eine Beihilfe für die verbilligte Abgabe von Milch und bestimmten Milcherzeugnissen in schulischen Einrichtungen. Entsprechend den gesetzlichen Regelungen erhält jedes Kind pro Schultag maximal 0,25 Liter Milch verbilligt. Die rechtliche Grundlage dieses Schulmilchprogramms ist die Verordnung (EG) Nr. 816/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2707/2000 mit Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr. 1255/1999 des Rates hinsichtlich der Gewährung einer Gemeinschaftsbeihilfe für die Abgabe von Milch und bestimmten Milcherzeugnissen an Schülerinnen und Schüler in Schulen und die Verordnung über die Gewährung von Beihilfen für Schulmilch (SchulmilchBeihilfen-Verordnung) vom 8. November 1985, BGBl. I 1985, S. 2099, zuletzt geändert durch die Fünfte Verordnung zur Änderung der Schulmilch-BeihilfenVerordnung vom 20. Juli 2001, BGBl. I 2001, S. 1707. In diesen Vorschriften ist u. a. festgelegt, wer beihilfeberechtigt ist und welche Milchprodukte zu den beihilfefähigen Erzeugnissen zählen. ● Schulmilch kann dazu beitragen, den Bedarf an Calcium von Kindern und Jugendlichen zu decken und die Kinder mit einem Teil ihres Flüssigkeitsbedarfes zu versorgen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Milch kein Durstlöscher, sondern ein vollwertiges Lebensmittel ist, das viele weitere Nährstoffe enthält. Autoren Anja Erhart, ÖGS Ökolgischer Großküchenservice, Galvanistr. 28, 60486 Frankfurt Dr. Harald Hoppe, Bio-Catering Marbachshöhe GmbH, Brandenburger Str. 11, 34131 Kassel Margit Büchler-Stumpf, Amt für Lehrerbildung, Stuttgarter Str. 18 – 24, 60329 Frankfurt 16 Hessisches Kultusministerium Luisenplatz 10 65185 Wiesbaden www.kultusministerium.hessen.de