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HNO-Zentrum Regensburg
Dr. med. B. Eichelberg
Dr. med. C. Mattis-Nahr
Prof. Dr. med. J. Ußmüller
Prof. Dr. med. J. Kiefer
Cochlea-Implantat-Therapie bei ertaubten oder hochgradig
schwerhörigen Erwachsenen und Kindern
Diese Informationsschrift soll Sie über die Möglichkeiten und den Ablauf einer Cochlear
Implantation informieren. Sie ersetzt keinesfalls das individuelle Informationsgespräch.
Sicherlich werden beim Lesen Fragen bezüglich des Hören-Lernens mit der elektronischen
Innenohrprothese auftauchen, die wir gern mit Ihnen gemeinsam klären.
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Was ist ein Cochlea-Implantat?
Beim Normalhörenden wird der Schall über das äußere Ohr zum Trommelfell und von dort über
die Gehörknöchelchen des Mittelohres zum Innenohr geleitet. Hier setzt die flüssigkeitsgefüllte
Hörschnecke (Schnecke = ,Cochlea") wie ein körpereigenes Mikrophon die akustische Information
in elektrische Impulse um. Diese werden dann über den Hörnerven an das Gehirn weitergeleitet.
Vielen Hörstörungen liegt eine Störung im Bereich des Innenohres zugrunde, es wird dann von
einer Innenohr- oder cochleären Hörstörung gesprochen.
Ist die Innenohrfunktion ganz (oder bis auf einen geringen Rest, der auch mit Verstärkung durch
Hörgeräte kein Sprachverstehen mehr ermöglicht) ausgefallen, liegt eine Gehörlosigkeit (=
Taubheit) bzw. "Resthörigkeit" vor. In beiden Fällen ist die sogenannte Hörschnecke funktionslos
oder stark beeinträchtigt.
Nach jahrelangen intensiven Arbeiten auf dem Gebiet der Innenohrforschung, der Medizinischen
Akustik, der Hörpsychologie, der Elektronik, der Sprachforschung und der Ohrchirurgie ist es
gelungen, Geräte zu entwickeln, die die Funktion der Hörschnecke quasi ersetzen können, d.h. sie
sind in der Lage, Schallwellen in entsprechend codierte elektrische Impulse umzuwandeln, so dass
damit der Hörnerv gereizt werden kann.
Ansatz dieses sogenannten "Cochlea-Implantates" ist es, die geschädigte Innenohrfunktion mittels
einer Innenohrprothese zu ersetzen. Dazu muss der ankommende Schallreiz nicht nur wie bei
Hörgeräten verstärkt, sondern umgewandelt und in elektrische Signale umgesetzt werden.
Diese Geräte nennt man Cochlea Implantate (CI). Sie bestehen aus dem Mikrophon und Sendeteils,
dem Sprachprozessor und dem Implantatteil. Während Mikrophon, Sender und Sprachprozessor
außerhalb des Körpers getragen werden, wird letzterer, wie der Name sagt, beim Patienten
implantiert.
Die Schallwellen treffen also auf das Mikrophon und werden von dort dem Sprachprozessor
mitgeteilt, der nun seinerseits die elektrischen Impulse in ein Code-Muster umwandelt, welches
vom Hörnerv verstanden wird. Diese elektrischen Signale werden durch die Haut auf den
Implantteil gesendet, der diese Impulse an die Elektroden weiterleitet.
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Aufbau eines Cochlea-Implantates:
Hinter-dem Ohr getragener Sprachprozessor mit Mikrophon, Mikrochip für die elektronische Verarbeitung
der Schallsignale, Energiequelle (Batterien oder Akkus) und Sender
Implantat
Das ,Cochlea Implantat" besteht aus mehreren Teilen
1. Das Mikrophon wird ähnlich wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen und nimmt den Schall dort auf,
leitet ihn über ein Kabel zum
2. Sprachprozessor, der meist hinter dem Ohr oder selten noch als Taschenprozessor (etwas kleiner als ein
Walkman) am Gürtel getragen wird. Der Sprachprozessor nimmt die akustischen Signale auf, passt sie mit
Hilfe eines eingebauten Computers an die elektrische Empfindlichkeit des Hörnerven des jeweiligen
Patienten an und übermittelt die entsprechenden elektrischen Impulse über ein Kabel an die
3. Die Sendespule ist ein ca. 3 cm Plättchen, das mittels eines eingebauten Magnetes außen hinter dem Ohr
auf der Kopfhaut aufgesetzt wird. Soweit die sichtbaren Teile des ,Cochlea-Implantat". Unterhalb der
Sendespule wird eine entsprechendes
4. das Implantat mit Empfängerspule operativ in den Schädelknochen eingesetzt. es empfängt die
elektrischen Impulse zusammen mit der notwendigen Energie und leiten sie weiter an die
5. Elektroden, die in das Innenohr (in die Hörschnecke) eingebracht wurden. Die so ausgelösten elektrischen
Reize aktivieren den Hörnerven und die Hörzentren des Gehirnes.
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Während der Operation wird das Implantat so eingesetzt, dass es unter der Haut hinter dem Ohr
platziert wird, während der Elektrodenteil durch die Mittelohrräume in die Hörschnecke eingeführt
wird. Die Operation ist schonend und risikoarm; die Implantate werden aus gewebeverträglichen
Materialien angefertigt. Der Krankenhausaufenthalt für diesen Eingriff beträgt ca. 6 Tage.
Für eine solche Cochlea-Implantation kommen spätertaubte Erwachsene und Kinder ebenso
infrage, wie frühertaubte oder gehörlos geborene Kinder bis zum Alter von 8 bis 10 Jahren. Auch
beiderseits hochgradig Schwerhörige, die mit Hörgeräten kein ausreichendes Sprachverständnis
mehr erzielen, können erfolgreich mit einem Cochlea-Implantat behandelt werden.
Die Erfolgsaussichten hängen von vielen Faktoren ab. Hierzu zählen Beginn und Dauer der
Gehörlosigkeit ebenso wie Motivation und Lernfähigkeit des Patienten. Schließlich spielt das
soziale Umfeld - Familie, Kindergarten, Schule, Arbeitsbereich - eine wichtige Rolle.
Wichtige Voraussetzung für jeden Erfolg ist jedoch das Hörtraining mit dem Cochlear Implantat
bzw. die adäquate Hör- und Spracherziehung nach Cochlea-Implantationen bei Kindern. Dieses
Training kann je nach Bedarf ambulant vor Ort oder stationär in speziellen CI-Rehazentren (z.B.
das CI-Zentrum Straubing oder CIC Rhein-Main).
Welche Voraussetzungen müssen für eine Versorgung mit Cochlea-Implantat erfüllt sein?
Bei Kindern sind die Reifung der Hörbahn im Gehirn und der Spracherwerb entscheidend von
möglichst frühen, möglichst umfassenden Höreindrücken abhängig. Eine Gehörlosigkeit, die
angeboren oder durch Geburtskomplikationen oder nach schweren Erkrankungen wie zum Beispiel
Hirnhautentzündung aufgetreten sein kann, ist deshalb bei Kindern möglichst früh zu behandeln.
Als es entsprechende Möglichkeiten noch nicht gab, wurde früher von "Taubstummheit"
gesprochen, da gehörlose Kinder kaum Lautsprache erwerben konnten.
Bei Erwachsenen, die nach abgeschlossenem Spracherwerb ertaubt sind, ist auch noch nach vielen
Jahren der Taubheit eine Implantation möglich. Auch bei Patienten mit einem Restgehör können
wir heute erfolgreich implantieren, selbst wenn mit Hörgerät noch etwas verstanden werden kann.
Die Kombination von Hörgerät und Cochlear Implant hat sich erfolgreich bewährt.
Wesentliche Voraussetzungen sind, dass
1. das ,körpereigene Mikrophon" (Innenohrschnecke) soweit geschädigt ist, dass ein ausreichendes
Sprachverstehen auch mit Hörgeräten nicht mehr möglich ist, ein Implantat kommt heute jedoch
auch dann schon in Frage, wenn noch ein Restgehör vorhanden ist.
2. der Hörnerv zur Weiterleitung der umgewandelten Signale an das Gehirn intakt ist, da sonst eine
Innenohrprothese nicht funktionsfähig ist und dass
3. keine gravierenden allgemeinen Krankheiten oder Veränderungen der Hörschnecke vorliegen,
die ein Operationshindernis darstellen können.
Weitere individuelle Einschränkungen sind möglich.
In jedem Fall sind die Voraussetzungen durch sorgfältige Untersuchungen zu klären.
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Wie ist der Ablauf der Voruntersuchungen?
Sie erhalten bei uns zunächst einen ambulanten Termin, bei dem eine HNO-ärztliche
Untersuchung erfolgt. Vorhandene Unterlagen bezüglich der Vorgeschichte sollten Sie bitte
mitbringen.
Für die weiterführende Diagnostik vereinbaren wir dann weitere Termine.
- Die Innenohrfunktion wird in den verschiedenen Frequenzbereichen geprüft, ggfls.
werdenVerfahren zur objektiven Bestimmung der Hörschwellenkurve unabhängig von der
Mitarbeit des Patienten durchgeführt (wichtig bei Kindern).
- Die Funktionsfähigkeit des Hörnerven wird überprüft und es wird getestet, ob mit elektrischen
Reizen (wie später mit dem CI) Höreindrücke erzielt werden können. Dabei entweder eine
Elektrode in den Gehörgang eingelegt oder unter örtlicher in die Nähe der Hörschnecke gebracht
und eine elektrische Reizung durchgeführt.
- Psychologische Diagnostik und Beratung.
- Computertomographie und/oder Kernspintomographie des Kopfes. Dabei wird der Zustand der
Hörschnecke , der Mittelohrräume und des Gehirns dargestellt.
- Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Rehabilitationszentrum. So haben sie die Gelegenheit,
diese Einrichtung, die später mit Ihnen die Rehabilitation durchführt, kennenzulernen und evtl.
Kontakt zu anderen Patienten aufzunehmen.
- Ausführliches Abschluss-/ Beratungsgespräch, bei dem die Untersuchungsergebnisse und das
weitere Vorgehen besprochen.
Wie ist der Ablauf der Operation?
Nach Abschluss der Diagnostik erhalten Sie einen stationären Termin zur Operation in der Klinik
(HNO-Klinik im Krankenhaus Barmherzige Brüder). Die Operation findet in Vollnarkose statt und
wird über einen Hautschnitt durchgeführt, der vor dem Ohr beginnt und bogenförmig nach hinten
verläuft. Über einen Zugang zum Mittelohr wird die Hörschnecke dargestellt und eröffnet. Die
Elektrode wird in die Hörschnecke vorgeschoben. Das Gehäuse, das die Elektronik enthält, wird in
einer Vertiefung des Knochen hinter dem Ohr unter der Haut eingelegt und befestigt. Zum Schluss
wird die Haut wieder über dem Implantat verschlossen. Der stationäre Aufenthalt nach der
Operation dauert im allgemeinen fünf bis sechs Tage. Regelmäßige ambulante Kontrollen des
Wundheilungs-Verlaufes erfolgen. Komplikationen sind äußerst selten. So können Störungen der
Wundheilung, vorübergehender Schwindel oder, sehr selten, eine Schädigung des Gesichtsnerven
auftreten.
Wie ist der Ablauf der notwendigen Nachbehandlung?
Nach der Implantation können Sie noch nicht gleich hören, sondern es muss zunächst der
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Sprachprozessor (s.o.) angepasst werden, d.h. der Sprachprozessor muss an Ihre individuellen
Wahrnehmung angepasst werden, um ein optimales Sprachverstehen zu erreichen. Dafür sind
mehrere Sitzungen erforderlich, die am Anfang ca. wöchentlich, ev. auch stationär, später
monatlich und dann 1/2 jährlich erforderlich sind.
Für Kinder erfolgt die erste Anpassung des Sprachprozessors und die Anbahnung der
Hörreaktionen im Rahmen eines stationären Aufenthaltes.
Im Anschluss an die Erstanpassung erfolgt die Rehabilitation mit dem Ziel, das Hören mit dem
Implantat, das sich in der Qualität vom früheren Hören mehr oder weniger stark unterscheidet,
möglichst rasch zu lernen. Dafür ist das intensive Hörtraining ambulant oder stationär erforderlich.
Später muss der Sprachprozessor noch weiter kontrolliert und gegebenenfalls eingestellt werden.
Wir hoffen Ihnen mit dieser Informationsschrift einige wichtige Grundzüge der CochleaImplantatversorgung näher gebracht zu haben, sie kann jedoch verständlicherweise nur recht
allgemein gehalten werden. Für Ihre ganz individuellen Fragen ist das Gespräch mit den Ärzten
und Audiologen wichtig, für das Ihnen unser Team zur Verfügung steht.
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