Arch. Geflügelk. 1998, 62 (2), 49-54, ISSN 0003-9098. © Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co„ Stuttgart Untersuchungen zur endogenen mikrobiellen Kontamination von EntenSchlachtkörpern (Moschusenten) durch prämortale Belastungen unter besonderer Berücksichtigung einer Zinkbacitracinbeigabe im Mastfutter lnvestigating stress-induced endogenous microbial contamination of Muscovy ducks in connection with feeding Zinc-bacitracin Ute Mengert, K. Fehlhaber und A.-A. Arwana Manuskript eingegangen am 22. September 1997 Einleitung Mikrobielle Kontaminationen bei Schlachttieren sind grundsätzlich auf endogenem und exogenem Wege möglich. Während die exogene Kontamination postmortal erfolgt und ein Problem der Schlacht- und Verarbeitungshygiene darstellt, sind die intra vitam entstehenden endogenen Kontaminationen vor allem eine Folge prämortaler Belastungen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere das Ausstallen, Be- und Entladen, Transporte oder Infektionskrankheiten der Tiere ätiologisch bedeutsam, wodurch es infolge der Beeinträchtigung der Darmbarriere zur Translokation von Mikroorganismen aus dem Darm in die Lymph- und Blutbahn kommen kann (BERG, 1983). Bislang liegen nur wenige Arbeiten über das Entstehen belastungsinduzierter endogener Kontaminationen bei Schlachttieren vor (MARSCHANG, 1986). STRYCZEK (1992) konnte Transportbelastungen als Verursacher für endogene Kontaminationen bei Schlachtschweinen nachweisen. M ENGERT und F EHLHABER (1996) fanden ähnliche Zusammenhänge bei transportbelasteten Schlachthähnchen. Experimentell konnte eine bakteriämische Verbreitung von M ikroorganismen bei Labortieren (Ratte, Maus) rasch ausgelöst werden (ScHLEWlNSKI, 1970). Inwieweit es durch prämortale Belastungen zu einer endogenen Kontamination kommt, wurde bei Schlachtenten noch nicht untersucht. International gewinnt der Einsatz streßhemmender Wirkstoffe in der Tierzucht und -haltung immer mehr an Bedeutung. Sie dienen vorwiegend der Verbesserung der Tiergesundheit und der Mast- bzw. Legeleistung verschiedener Nutztierarten, insbesondere unter Belastungszuständen. Auch Zinkbacitracin besitzt nach MÄNNER und WANG (1991) u. a. eine streßdämpfende Wirkung. KAEMMERER und K1 ETZMANN (1983) stellten nach durchgeführten Laborversuchen an Ratten die Anti-Streß-Hypothese auf, nachdem sie bei Zinkbacitracingabe einen niedrigeren Katecholamin- und Corticosteronspiegel im Blutserum nachweisen konnten. Einflüsse sind prinzipiell auch auf die Zusammensetzung der Intestinalflora bekannt (WANG und D AVIDSO , 1992). Bacitracin, produziert von Bacillus licheniformis- und Bacillus subtilis-Stämmen, ist ein Polypeptid aus 12 Aminosäuren. Zur Erhöhung der Molekü lstabilität wird es mit Zink gekoppelt. Die Hauptwirkung des Zinkbacitracins liegt in der positiven Beeinflussung der Archiv für Geflügelkund e 211998 Verdauungsvorgänge infolge einer selektiven antimikrobiellen Wirksamkeit vor allem gegen grampositive Keime. Dieser Effekt spiegelt sich auch bei Streß unterschiedlichster Art, wie z.B. Hitzebelastung (ÜcHETIM, 1994), Umstallungen, Transport (KETTLEWELL, 1989) oder Futterwechsel wider. Vorwiegend kommt es zur Senkung der Tierverluste, zur Verbesserung der Futterverwertung und des Energieumsatzes (MANNER und BRONSCH, 1987), zur Erhöhung der Lebendmassezunahme sowie der Legeleistu ng bei Hennen. Nicht untersucht wurde bisher die Wirkung von Zinkbacitracin auf die endogene mikrobielle Kontamination des Schlachtgeflügels. In Deutschland ist derzeit der Einsatz von Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff für Mastenten nicht zugelassen. Das Ziel der eigenen Untersuchungen bestand in der Prüfung des Einflusses prämortaler Belastungen auf die endogene Kontamination bei Schlachtenten. Weiterhin sollte untersucht werden, ob durch den Einsatz von Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff die Streßwirkung auf die Tiere gedämpft wird und auf diesem Wege eine Reduzierung der endogenen Kontaminationsprozesse erreicht werden kann. Dabei wurde grundsätzlich von der Erwartung ausgegangen, daß gesunde, unbelastete Tiere intra vitam normalerweise keimfreie Organe und Muskulatur aufweisen. Eigene Untersuchungen Untersucht wurde der mikrobiologische Status geschlachteter Moschusenten nach prämortaler Transportbelastung einerseits und nach erfolgter Thermobelastung während der Aufzucht und zusätzlicher Transportbelastung andererseits. Außerdem sollte der Einfluß von Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff getestet werden; jeweils die Hälfte der belasteten Tiere erhielt eine Zinkbacitracinzufütteru ng. D ie Untersuchungen erfolgten nach dem in Abbildung 1 dargestellten Schema. Material und Methoden Tiere Die Untersuchungen wurden mit insgesamt 293 Moschusenten im Alter von 52 Tagen durchgeführt. Entsprechend der Versuchsdurchführung wurden die Tiere in Versuchsgruppen eingeteilt (siehe Abbildung!). SO MENGERT et al., Untersuchungen von Enten-Schlachtkörpern unter Berücksichtigung einer Zinkbacicracinbeigabe im Mastfutter Moschusente n n = 293 ----------1--------------- r· Versuchsgruppe 1 /~ Tiergruppe 1a n• 75 nergruppe 1b n • 75 Kontro ll gruppe Thermobelastung und Transportbe lastung keine prämortalen Belastungen T Transportbelastung ·r Versuchsgruppe 2 /~ Mikrobiologische Untersuchung der Proben Tiergruppe 2a nergruppe 2b n• 50 n•SO ohne ZBA· m ltZBA• ohne ZBA• • Zlnkbacitracin als Futterzusatzstoff Nach bauchseitiger Durchtrennung der Haut wurden durch gezielte Schnittführung die Beine freipräpariert und im Bereich des Hüftgelenkes abgetrennt. Im folgenden wurde die Leibeshöhle mittels Schere eröffnet, um Leber und Milz entnehmen zu können. Das Probenmaterial wurde in sterilen Glasbehältnissen unverzüglich in das benachbarte Untersuchungslabor gebracht, so daß die mikrobiologische Untersuchung wenige Minuten nach der Schlachtung erfolgen konnte. ohne ZBA· mit ZBA• Abb. 1. Schema zum Versuchsablauf Scheme of the experiments Tiere einer Gruppe stammten jeweils aus derselben Stallung und wurden unter gleichen Aufzuchtbedingungen (Besatzdichte, Stallklima usw.) gehalten. Zum Versuchszeitpunkt waren sie klinisch gesund. Fütterung Die Fütterung und Tränkung der Enten erfolgte ad libidum; das pelletierte Entenmastfutter stand in Futterautomaten bereit; die Tränke erfolgte über Ventilrundtränken. Die Zinkbacitracingabe erfolgte du~ch Beimischung von 50 µg Zinkbacitracin/kg Entenmastfutter (Hersteller: Alpharma-Animal Health Division, Oslo, Norway; Vertrieb: Lohmann Animal Health GmbH & Co. KG, Cuxhaven, BRD). Transport Alle der Transportbelastung ausgesetzten Versuchstiere wurden aus den Stalleinheiten entnommen, in Transportkäfige (Besatzdichte: 10 Tiere/Käfig) verbracht und auf ein Tiertransportfahrzeug mit geschlossener Ladefläche geladen. Eine ausreichende Luftventilation war durch die Anordnung der Transportkäfige auf dem Boden gegeben. Die Transportdauer betrug 3 h, die durchschnittliche Temperatur 20 °C. Thermobelastung Die Tiere der Versuchsgruppe 2 wurden ab dem 14. Lebenstag einer erhöhten Umgebungstemperatur ausgesetzt. Die Stalltemperatur betrug am Tag durchschnittlich 33 °C und nachts 25 °C. Schlachtung Sämtliche Tiere wurden unmittelbar vor der Schlachtung einzeln aus der Stallung bzw. dem Transportkäfig entnommen. Die Tötung erfolgte durch sofortige Dekapitation ohne vorherige Betäubung mit anschließender Entblutung. Eine weitere schlachttechnische Bearbeitung (Rupfen usw.) wurde nicht vorgenommen. Auf eine gewerbeübliche Schlachtung mußte verzichtet werden, um die während des Schlachtprozesses normalerweise auftretenden sekundären Kontaminationen auszuschließen. Entnahme der Proben Unmittelbar nach dem Blutentzug wurden bei jedem Tier die Leber, die Milz sowie eine Muskelprobe (gesamter Oberschenkel) entnommen. Das Ziel bestand in der Feststellung originär vorhandener Keime im Inneren der Organ- und Muskelproben. Bei sämtlichen Proben wurde Material steril aus der Tiefe entnommen, nachdem sie oberflächlich bis zur Denaturierung abgeflammt worden waren. Die mikrobiologische Untersuchung erfolgte sowohl im direkten Ausstrichverfahren als auch durch nichtselektive Anreicherung, um sehr geringe Keimmengen noch erfassen zu können. Im Direktausstrich wurden Blutnähragar und Wasserblau-Metachromgelb-Laktose-Saccharose-Agar (Fa. Merck, Art.-Nr. 1218) beimpft. Als Anreicherungsmedium diente Nährbouillon (Fa. Merck, Art.-Nr. 5443). 10 ml Nährbouillon wurden mit 0,5 g Probenmaterial (erbsengroßes Stück) versetzt. Nach 24stündiger Inkubation wurde die Bouillon auf die genannten Nährböden ausgestrichen. Zum Nachweis anaerober Sporenbildner wurde in gleicher Weise ThioglykolatBouillon (Fa. Merck, Art.-Nr. 8190) inokuliert und anaerob bebrütet; die Inkubationstemperatur betrug 37 °C. Die kulturmorphologischen, biochemischen und serologischen Differenzierungen (Bergey's Manual of Systematic Bacteriology, 1984) erfolgten nach 24 und 48 h Inkubationszeit. Die Bewertung erfolgte qualitativ. Ergebnisse Die Untersuchungsergebnisse sind in den Tabellen 1-3 zusammengefaßt. Tabelle 1 liefert einen Überblick über sämtliche Untersuchungsergebnisse; sie enthält eine detaillierte Aufstellung der Ergebnisse aller untersuchten Tiergruppen. Die Tabellen 2 und 3 resultieren aus Tabelle 1 und stellen gemäß der Fragestellung insbesondere die Wirkung der Einflußgrößen prämortale Belastung und Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff dar. Beim Vergleich der Kontaminationsraten ist festzustellen, daß die Schlachttierkörper und Organe der nicht belasteten Kontrolltiere generell weniger endogen kontaminiert waren als die der belasteten Versuchstiere. Dabei schwankte das Vorkommen kontaminierter Organ- und Muskelproben bei den transport- und hitzegestreßten Gruppen, besonders in Abhängigkeit von der Zinkbacitracinzufütterung, zwischen 42,7% und 68,0% der untersuchten Tiere. In Tabelle 2 stellt sich dieses Resultat besonders deutlich dar. Hier wurden sämtliche, wenn auch unterschiedlich belastete, Versuchstiere in einer Gruppe zusammengefaßt und den unbelasteten Kontrolltieren gegenübergestellt. Die Versuchstiergruppe insgesamt wies eine unerwartet hohe Kontaminationsrate auf; bei 55,6% der Tiere wurden bakteriell kontaminierte Proben nachgewiesen und bei 9,6% der belasteten Moschusenten wurde jeweils die gleiche Bakterienspezies in Leber, Milz und Muskulatur gefunden. Dagegen waren nur insgesamt 23,2% der Proben der Kontrolltiere mikrobiell belastet, bei nur einem Tier waren Keime in den Organen und der Muskulatur verbreitet. Somit war die Kontrollgruppe signifikant geringer kontaminiert (X2 Test, p :<::: 0,001). Archiv für Geflügelkunde 2/19'18 MENGERT et al., Untersuchungen von Enten-Schlachtkörpern unter Berücksichtigung einer Zinkbacitracinbeigabe im Mastfutter Tabelle 3 stellt einen Vergleich des mikrobiologischen Status der prämortal belasteten Tier mit Zinkbacitracinbeigabe zum Futter (Gruppen 1bund2b) und der belasteten Tiere ohne Zinkbacitracingabe (Gruppen 1a und 2 a) dar. Es ergibt sich eine signifikant niedrigere endogene Kontaminationsrate (p :::; 0,001) der Tiere mit Zinkbacitracinzusatz im Futter. Dies spiegelt sich auch innerhalb der Versuchstiergruppe 1 mit Transportbelastung und innerhalb der Versuchstiergruppe 2 (zusätzliche Temperaturbelastung während der Aufzucht) wider (siehe Tabelle 1); in beiden Versuchstiergruppen erwiesen sich Tiere ohne Zinkbacitracinzufütterung als häufiger kontaminiert. Keine signifikanten Unterschiede existieren dagegen zwischen den Ergebnissen der Gruppen 1 und 2. Sämtliche 250 Versuchstiere waren einer prämortalen Transportbelastung ausgesetzt, die offensichtlich eine dominante Ursache für das gehäufte Auftreten endogener mikrobieller Kontaminationen Tabelle 1. Detaillierte Aufstellung der Untersuchungsergebnisse aller untersuchten Tiergruppen Detailed results of all animal groups Häufigkeit des Keimnachweises Moschusenten Tiergruppe/ Anzahl Belastungs- und Fütterungsart Anzahl der kontaminierten Tiere insgesamt Anzahl der Tiere mit kontaminierter Leber, Milz und Muskulatur Anzahl der Tiere mit kontaminierten Organproben Leber Milz Kontrolltiere n = 43 keine Belastungen ohne ZBA'-· 10 (23,2 % ) (2,3%) 7 (16,3% ) 2 (4,6 % ) Versuchsgruppe 1a n = 75 Transportbelastung ohne ZBA* 49 (65,3%) 9 (12,0%) 27 (36,0 % ) (17,3%) Versuchsgruppe 1 b n = 75 Transportbelastung mit ZBA* 32 (42,7 % ) 4 (5,3% ) 21 (28,0% ) 7 (9,3 % ) Versuchsgruppe 2 a n = 50 Thermo- und Transportbelastung ohne ZBA'-· 34 (68,0% ) 6 (12,0% ) 19 (38,0% ) 9 (18,0 % ) Versuchsgruppe 2 b n = 50 Thermo- und Transportbelastung mit ZBA"· 24 (48,0 % ) 5 (10,0% ) 15 (30,0 % ) 4 (8,0 % ) 13 • Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff Tabelle 2. Einfluß der prämortalen Belastung auf die endogene mikrobielle Kontamination bei Moschusenten Jnfluence of pre-mortal stress on endogenous microbial contamination of M uskovy ducks Moschusenten Ko ntrolltiere keine prämortale Belastung n = 43 Versuchstiere prämortale Belastung n = 250 Häufigkeit des Keimnachweises Anzahl der kontaminierten Tiere insgesamt Anzahl der Tiere mit kontaminierter Leber, Milz und Muskulatur An zahl der Tiere mit kontaminierter Leber und/ oder Milz 10 (23,2 % ) (2 ,3%) (20,9 % ) 24 (9,6% ) 115 (46,0%) 139 (55,6% ) 9 Tabelle 3. Einfluß der Zinkbacitracinbeigabe zum Futter auf die endogene mikrobielle Kontamination bei prämortal belasteten Moschusenten Jnfluence of zinc-bacitracin as feed additiv e on endogenous microbial contamination of pre-mortally stressed Muskovy ducks Moschusenten Häufigkeit des Keimnachweises Anzahl der kontaminierten Tiere insgesamt Anzahl der Tiere mit kontaminierter Leber, Milz und Muskulatur Anzahl der Tiere mit kontaminierter Leber und/ oder Milz Versuchstiere ohne ZBA'-· n = 125 83 (66,4%) 15 (12,0% ) 68 (54,4 % ) Versuchstiere mit ZBA"· n = 125 56 (44,8) 9 (7,2 % ) 47 (37,6 % ) • Zinkbacitracin als Fu nerzusatzsto ff Archiv für Geflügelkunde 2/ 1998 51 52 MENGERT et al., Untersuchungen von Enten-Schlachtkörpern unter Berücksichtigung einer Zinkbacitracinbeigabe im Mastfutter darstellt; die zusätzliche Thermobelastung spielte hier nur eine untergeordnete Rolle. Aus den Untersuchungsergebnissen war weiterhin abzuleiten, daß die Organe Leber und Milz weitaus häufiger bakteriell kontaminiert waren als die Muskulatur; die Leber war das am meisten kontaminierte Organ. Am häufigsten wurden Keime aus den Familien Enterobacteriaceae, Micrococcaceae und Bacillaceae nachgewiesen. Die gleichzeitige Kontamination von Leber, Milz und Muskulatur erfolgte vorwiegend durch Mikrokokken (13mal); in 6 Fällen wurden Escherichia coli, in 3 Fällen Staphylokokken, in 2 Fällen Proteus und einmal Laktobazillen gleichzeitig in den Proben eines Tieres gefunden. Salmonellen wurden nicht isoliert, Staphylococcus aureus-Keime bei einem Tier der Versuchsgruppe 1 in den Organen Leber und Milz. Clostridium perfringens konnte in den Organen von 13 Tieren ohne und bei 2 Tieren mit Zinkbacitracingabe nachgewiesen werden. Diskussion Trotz optimaler Gestaltung der technologischen Abläufe in den modernen Geflügelschlachtlinien ist eine mikrobielle Kontamination der Tierkörper nicht vermeidbar. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen ist auch die endogene Kontamination für die bakterielle Belastung ursächlich mitverantwortlich. Sekundäre, exogene Kontaminationen waren in den Versuchen durch das Umgehen des üblichen Schlachtprozesses und die sofortige Probennahme und -bearbeitung nach Tötung der Tiere auszuschließen. So entfielen beispielsweise mit dem Brühprozeß, dem Rupfen und der Eviszeration Arbeitsschritte, die normalerweise ein hygienisches Risiko in sich bergen. Die Untersuchungsergebnisse wiesen eine unerwartet hohe Kontaminationsrate der Tiere aus. Die 250 Versuchstiere besaßen unabhängig von der Art der Belastung eine Kontaminationsrate von insgesamt 55,6%. Selbst bei der Kontrollgruppe waren bei 23,2% der Tiere keimhaltige Proben nachzuweisen. Ähnliche Ergebnisse konnten bereits bei Masthähnchen erzielt werden (MENGERT und F EH LHABER, 1996). Bei insgesamt 49,7% transportbelasteter Hähnchen wurden endogen kontaminierte Proben nachgewiesen; 10,0% der Muskelproben waren keimhaltig. Bei den Hähnchen der Kontrollgruppe ohne induzierte Belastungszustände dagegen waren 26,0% der Tiere und darunter nur 4,0% der Muskelproben bakteriell kontaminiert. Bislang existieren nur wenige Arbeiten über das Entstehen belastungsinduzierter endogener Kontaminationen bei Schlachttieren, so daß über ihre Bedeutung für den mikrobiologischen Status des Fleisches kaum Erkenntnisse vorliegen. Offensichtlich besteht aber ein direkter Zusammenhang zwischen prämortalen Belastungszuständen und dem Grad der bakterielJen Kontamination der Schlachttierkörper. Streßzustände, wie beispielsweise erhöhte Umgebungstemperaturen während der Mast, der Transport zum Schlachthof und alle mit dem Schlachtprozeß in Zusammenhang stehende Handlungen können nach C RAVEN und H uRST (1982) zu einer bakterielJen Besiedlung der Organe und mitunter auch der Muskulatur bei Schlachtschweinen führen. Ein direkter Zusammenhang besteht auch zwischen Streß und einer Beeinträchtigung der allgemeinen Infektabwehr bei Hühnerküken (TUFFT und N oc1ms, 1991 ). So sind bei Hitzestreß beispielsweise die Antikörperproduktion und das Phagozytosepotential von Broilern eingeschränkt (FERKET und Q uRESH1, 1992). Auch das Umstallen von Geflügel (Co RK1s1-1 et al., 1994), induzierte Mauser oder Futterentzug beeinflussen die Infekt- abwehr. Daneben können Belastungen zu Störungen des mikrobiellen Gleichgewichtes im Darm führen, so daß sich bei Hühnern insbesondere die intestinale Ausscheidungsrate von Salmonellen erhöhen kann (B ARROW et al., 1984; H oLT, 1993). Bei den untersuchten Moschusenten stellten wahrscheinlich das Ausstallen aus dem Herkunftsbestand und der Transport gravierende prämortale Belastungen dar, die sich im gehäuften Entstehen endogener Kontaminationen widerspiegelten. Während des Transportes von Broilern sind neben dem Temperaturverlauf auch die Sauerstoffversorgung und der mögliche Schadgaseinfluß als Belastungsfaktor bedeutsam (Gsc1-1WJNDT und EHINGER, 1978; M1TCHEL et al„ 1992). Aus den Ergebnissen ist weiter abzuleiten, daß Leber und Milz häufiger als die Muskulatur besiedelt waren. Die Leber war das am meisten kontaminierte Organ. Es liegt nahe anzunehmen, daß Mikroorganismen durch Translokation aus dem Darm in die Blutbahn und zunächst in die Leber gelangen, wie das BERG und O wENS (1979) bei Labormäusen zeigen konnten. Der Vergleich der Versuchstiergruppen mit und ohne Zinkbacitracinbeigabe macht den positiven Effekt des Zinkbacitracins auf die endogene mikrobielle Belastung deutlich. Von den prämotal belasteten Versuchstieren, die kein Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff erhielten, waren insgesamt 66,4% mikrobiell kontaminiert; Tiere mit Zinkbacitracin im Futter waren nur zu 44,8% bakteriell belastet. Diese Wirkung ist gleichermaßen innerhalb der Versuchsgruppen 1 und 2 feststellbar. Die signifikanten Unterschiede waren sowohl bei der Kontamination von Leber und Milz als auch bei der Keimbesiedlung der Muskulatur zu beobachten. Offensichtlich kann durch den gezielten Einsatz von Zinkbacitracin das Auftreten endogener mikrobieller Kontaminationen gesenkt werden, woraus eine weitere Einsatzmöglichkeit abgeleitet werden könnte. Nach BERNSTEN (1994) besteht die Aktivität von Zinkbacitracin vor allem in der Beeinflussung der Intestinalflora, der Veränderung der Darmwandstruktur, der Verbesserung der Futterverwertung und der Tiergesundheit sowie der Reduzierung von Streßzuständen. BRONSCH et al. (1991) beschrieben die reduzierende Wirkung der Zinkbacitracinfütterung auf die Folgen des Hitzestresses bei Hühnern. Zum Wirkungsmechanismus liegen bereits Untersuchungen vor, die sich insbesondere mit der Wirkung auf die Eiweißsynthese beschäftigen (K1ETZMANN, 1984 a, b; KA EMMERER und K1 ETZMANN, 1986 ). Danach entfalten Bacitracinfragmente einen dem Gesamtmolekül entsprechenden Effekt. Untersuchungen an Ferkeln zeigten, daß eine intestinale Absorption nicht besteht bzw. nur äußerst gering ist (FR0YSHOV et al., 1986). Bemerkenswert erscheint auch die Nachweisrate von Clostridium perfringens-Keimen. Bei 13 Moschusenten ohne Zinkbacitracingabe wurde Clostridium perfringens aus den Organen Leber und Milz isoliert, dagegen gelang der Nachweis dieses Keimes nur in der Leber von 2 Tieren aus der Gruppe mit Zinkbacitracinzufütterung. Seit Jahren nutzt man in der Tierzucht und -haltung die hemmende Wirkung von Zinkbacitracin auf die Vermehrung von Clostridium perfringens, um somit Einfluß auf die Entstehung der Enteritis necroticans zu nehmen. Einen Hemmeffekt besitzt Zinkbacitracin aber auch auf die Kolonisation von Salmonellen bei Hühnerküken (HuMBERT et al„ 1991), besonders in Kombination mit anderen Antibiotika. Resultierend aus den eigenen Untersuchungsergebnissen läßt sich schlußfolgern, daß grundsätzlich mit einer relativ hohen, endogen entstehenden bakteriellen Kontaminationsrate Archiv für Gefl ügelkunde 2/ 1998 MENGERT et al., Untersuchungen von Enten-Schlachtkörpern unter Berücksichtigung einer Zinkbacitracinbeigabe im Mastfutter bei Schlachtenten gerechnet werden muß. Dabei stellt der Tiertransport offensichtlich eine wichtige Ursache für das Entstehen mikrobieller Translokationen dar. Die bakteriologischen Untersuchungen wurden qualitativ durchgeführt, so daß eine Aussage über die in Gewebe translozierten Keimmengen nicht möglich ist. Da die Keimnachweise jedoch in den meisten Fällen erst nach Anreicherung der Proben in geeigneten Nährmedien gelangen, ist anzunehmen, daß die Keimkonzentrationen sehr gering waren. Dennoch sind die endogenen Kontaminationen aus lebensmittelhygienischer Sicht von Bedeutung, denn unter den Kontaminanten ist das Auftreten pathogener Keime, die im Darm des Geflügels häufig nachzuweisen sind (z. B. Salmonellen, Campylobacter-Keime), nicht auszuschließen. Die konsequente Reduzierung belastender Tiertransporte ist deshalb nicht allein eine Forderung des Tierschutzes, sondern gleichermaßen ein Problem des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Durch die Verabreichung von Zinkbacitracin zum Futter kann die Häufigkeit des Auftretens endogener mikrobieller Belastungen gesenkt werden. In weiteren Untersuchungen, auch an anderen Tierarten, sollte diese Wirkung Bestätigung finden. 53 and to what extend pre-mortal stress can lead to Muscovy ducks being endogenously contaminated. Further investigation was carried out in order to see wether feeding zinc-bacitracin can ease stress and thus reduce the process of endogenous contamination. 250 Muscovy ducks at the age of 52 d were exposed to different stress situations (3 h transport at about 20 °C, thermal stress by increased temperature beginning at the age of 14 d) and were then tested on their microbial status after slaughter. 43 ducks served as a control group. Half of the animals investigated had been given additional zinc-bacitracin with a concentration of 50 µg/kg feed. All animals were killed by decapitation. Microbial examination of musculature, liver, and spieen followed immediately afterwards. The rate of contamination of the pre-mortally stressed Muskovy ducks (55,6%) was significantly higher than the rate of the control group (23,2%). Obviously there seems to exist a connection between pre-mortal stress and the level of bacterial contamination of the carcasses, with animal transport being the major stress factor in comparison with the thermal stress. The use of zinc-bacitracin lead to a significantly lower rate of endogenous contamination of the organ and muscle samples. Zusammenfassung Das Entstehen endogener mikrobieller Kontaminationen bei Schlachttieren kann durch prämortale Belastungszustände induziert werden. Bei Schlachtenten liegen dazu bisher keine Untersuchungen vor. Es wurde geprüft, ob und in welchem Umfang prämortale Belastungen bei Moschusenten zu endogenen Kontaminationen führen. Des weiteren wurde untersucht, ob durch die Verabreichung von Zinkbacitracin die Streßwirkung gedämpft wird und auf diesem Wege eine Reduzierung der endogen entstehenden Kontaminationen erreicht werden kann. Bei insgesamt 250 Moschusenten im Alter von 52 Lebenstagen wurde der mikrobiologische Status der geschlachteten Tiere nach verschiedenen Belastungszuständen (dreistündiger Transport bei ca. 20 °C, Thermobelastung durch erhöhte Stalltemperatur ab dem 14. Lebenstag) ermittelt. 43 Enten dienten als Kontrollgruppe. Die Hälfte der prämortal belasteten Versuchstiere erhielt ab dem 14. Lebenstag bis zum Mastende Zinkbacitracin als Futterzusatzstoff in einer Konzentration von 50 ~tg/kg Entenmastfutter. Sämtliche Versuchstiere wurden durch Dekapitation ohne vorherige Betäubung getötet. Unmittelbar darauf fo lgte die mikrobiologische Untersuchung der Muskulatur, der Leber und der Milz. Die prämortal belasteten Moschusenten wiesen mit 55,6% eine signifikant höhere Kontaminationsrate als die Kontrollgruppe (Kontaminationsrate 23,2%) auf. Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen prämortalem Streß und dem Grad der bakteriellen Kontamination der Schlachttierkörper. Dabei ist der Tiertransport ein bedeutsamer Belastungszustand; die zusätzliche Thermobelastung dagegen besaß keine nennenswerte Auswirkung. Durch den Einsatz von Zinkbacitracin konnte eine signifikant niedrige re endogene Kontaminationsrate der Organ- und Muskelproben erzielt werden. Summary Endogenous microbial contamination of slaughter animals can be induced by pre-mortal stress situations. There are no investigations on slaughter ducks. lt was therefore tested wether Archiv für Geflügelkunde 2/ 1998 Stichworte Ente, Haltung, Transport, Schlachtung, Belastung, Schlachtkörper, Kontamination, Mikroorganismen, Futter, Zinkbacitracin Literatur BARRO\X\ P. A., H. W. SMITH and F. F. 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Anschri ft der Autoren: Dr. Ute Mengert, Prof. D r. K. Fehl habe r, Dr. A.-A. Arwana, Institut für Lebensmittelhygiene, Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig, Margarete-Blank-Str. 4, D-01403 Leipzig Archiv für Geflügelkunde 2/ 1998