VASCU-VITAAL® - Report Nr. 50 NL für Deutschland (übersetzt) Herzinfarkt – jede Sekunde zählt Nur wenige Menschen sterben unmittelbar an einem Herzinfarkt. Am häufigsten kommt es zu Todesfällen, wenn die Betroffenen nicht oder nur verzögert den Notarzt rufen. Deshalb sollte bei Verdacht auf Herzinfarkt der Notarzt sofort gerufen werden. Die Verengung der Herzkranzgefäße durch Gefäßverkalkung (koronare Herzkrankheit, kurz KHK) und deren dramatische Folge, der akute Herzinfarkt, liegen immer noch an der Spitze der Todesursachenstatistik der westlichen Welt. In den vergangenen Jahren haben Mediziner, Heilpraktiker und Therapeuten, wie die Wissenschaftler gelernt, dass zwischen der stabilen KHK (stabile Angina Pectoris) und dem akuten Herzinfarkt eine Reihe von Krankheitsbildern existieren. Sie sind als Vorstufen des klassischen Herzinfarkts anzusehen und ebenfalls gefährlich. Diese Erkenntnisse erforderten eine Neufassung der Systematik und der Terminologie rund um den akuten Herzinfarkt. Die Systematik ist für Behandler und Patienten wichtig, weil jedes der Krankheitsbilder eine andere Behandlung erfordert. Akutes Koronarsyndrom Von den Medizinern wird heute meist der Begriff „akutes Koronarsyndrom“ (ACS) verwendet. Darunter werden die Phasen der koronaren Herzkrankheit zusammengefasst, die unmittelbar lebensbedrohlich sind. Das akute Koronarsyndrom ist gekennzeichnet durch typische Beschwerden mit Schmerzen im Bereich des Brustkorbs, die bereits bei körperlicher Ruhe auftreten. Anhand eines sofort angefertigten EKGs teilen die Behandler die Patienten in zwei Gruppen: Patienten mit spezifischen Veränderungen – so genannte ST-Streckenhebungen im EKG und Patienten ohne diese ST-Streckenhebungen im EKG. Patienten mit STStreckenhebungen haben einen klassischen Herzinfarkt erlitten. Diese werden auch als STE-ACS (STEMI) – Patienten bezeichnet. Patienten ohne STStreckenhebungen im EKG werden von Medizinern kurz NSTE-ACS (NSTEMI) – Patienten genannt. In der Regel haben Patienten mit ST- Streckenhebungen einen vollständigen Verschluss des betroffenen Herzkranzgefäßes durch ein Blutgerinnsel. Patienten mit NSTE-ACS haben dagegen nur einen unvollständigen Verschluss. Patienten mit NSTE-ACS lassen sich in solche mit Risikomerkmalen und solche ohne Risikomerkmale unterteilen. Als Risikomerkmale gelten: Erhöhung des Eiweißstoffs Troponin, Angina Pectoris (die auf eine Behandlung nicht anspricht), Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Rhythmusstörungen und bestimmte EKGVeränderungen. Alle Patienten, die eine Erhöhung des Troponins mit entsprechendem Troponin-Verlauf (siehe Kasten) aufweisen, erfüllen die Kriterien eines NSTEMI im klassischen Sinne. Report 50 – Seite 1 Wichtigster Messwert: das Troponin Das sogenannte kardiale Troponin (meist kurz Troponin genannt) ist ein Eiweißkomplex, der bei Schäden des Herzmuskels vermehrt ins Blut abgegeben wird. Kardiales Troponin liegt als Troponin I und Troponin T natürlicherweise im Herzmuskel vor und ist an der Muskelarbeit beteiligt. Kommt es zu einem akuten Koronarsyndrom (Herzinfarkt), so ist das meist die Folge eines verstopften Blutgefäßes. Dadurch wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab. Durch die Schädigung der Herzmuskelzellen wird Troponin vermehrt ins Blut abgegeben. Deshalb wird bei Betroffenen mit Verdacht auf Herzinfarkt der Troponin-Spiegel im Blut gemessen. Der normale Wert liegt noch unter 0,1 Mikrogramm pro Liter. Etwa drei Stunden nach Beginn des Infarkts ist ein Anstieg des Troponin-Spiegels im Blut nachweisbar. Der Wert erreicht etwa 20 Stunden später das Maximum und normalisiert sich wieder im Laufe von ein bis zwei Wochen. Bei akuten Koronarsyndromen, die nicht auf einen vollständigen Verschluss zurückgehen (NSTEMI), normalisiert sich der Wert meist im Laufe von 48 bis 72 Stunden. Der Anstieg des kardialen Troponins im Blut gilt als wichtigster Wert bei der Diagnostik von akuten Koronarsyndromen. Lebensbedrohliche Erkrankung Das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, ist am höchsten in der Akutphase eines STEMI-ACS. Fast ein Viertel der Patienten mit STEMI sterben, noch bevor sie ein Krankenhaus erreichen. Deutlich weniger Patienten sterben dagegen im Krankenhaus oder der therapeutischen Begleitung durch Mediziner, Heilpraktiker. In aktuellen Studien liegt diese Zahl bei etwa 4 Prozent, in älteren Verzeichnissen bei etwa 8 Prozent. Etwas weniger der Betroffenen sterben in der akuten Phase eines NSTE-ACS. Die Sterberate der Betroffenen im ersten Jahr nach einem ACS liegt bei STEMI-Patienten nicht wesentlich höher als bei NSTEMI-Patienten. Allen Betroffenen sei ans Herz gelegt, dass der Herzinfarkt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild ist, das einer umgehenden Abklärung in einem Krankenhaus und einer therapeutischen Behandlung bedarf. Zur diagnostischen Abklärung gehört die Beobachtung des Patienten und seiner Symptome. Hinzu kommen die Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikoprofils sowie mehrere aufeinanderfolgende Kontrollen des EKGs und bestimmter Messwerte. Obligatorisch ist die Bestimmung des Troponin Spiegels und des Enzyms CK-MB. Wichtig ist in jedem Fall eine Verlaufsbeobachtung über zumindest sechs Stunden. Sofortige Therapie erforderlich Bei STEMI-Patienten liegt in über 90 Prozent der Fälle ein akuter Koronarverschluss vor, das heißt, das betroffene Herzkranzgefäß ist vollständig verschlossen. Daher ist eine sofortige Behandlung zur Wiederherstellung der Durchblutung im betroffenen Herzkranzgefäß zwingend erforderlich. Die sogenannte primäre perkutane Koronarintervention (PCI) ist hier das Verfahren der Wahl. Dabei wird das Blutgefäß mechanisch geöffnet, dann mit einem Ballon aufgedehnt und anschließend eine Report 50 – Seite 2 Gefäßstütze (Stent) implantiert. Diese Behandlung trägt maßgeblich dazu bei, die Infarktgröße zu minimieren und die Pumpfunktion des Herzens zu erhalten. Ein zweites mögliches Behandlungsverfahren für einen akuten Koronarverschluss ist die Fibrinolyse (Thrombolyse). Dabei wird ein Medikament in die Vene gespritzt, um das Gerinnsel aufzulösen. Das Medikament kann bereits vom Notarzt am Einsatzort gespritzt werden. Doch dieses Verfahren ist deutlich weniger effektiv und sollte nur dann zur Anwendung kommen, wenn innerhalb von zwei Stunden nach der ersten Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt eine primäre perkutane Koronarintervention (PCI) nicht möglich ist. Bei der in Deutschland herrschenden Versorgungssituation sollte daher die Fibrinolyse als Behandlungsalternative in Krankenhäusern eine untergeordnete Rolle spielen. Auch Patienten mit NSTE-ACS und Risikomerkmalen bedürfen einer invasiven Abklärung: Es sollte ebenfalls eine Koronarangiographie durchgeführt werden, das heißt, eine Röntgenuntersuchung der Herzkranzgefäße im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung. Ist eines der Gefäße verengt, kann es aufgedehnt und anschließend ein Stent implantiert werden. Bei Patienten mit Risikomerkmalen sollte diese Maßnahme innerhalb von zwei Stunden nach dem ersten Arztkontakt erfolgen. Nur bei Patienten ohne Risikomerkmale kann toleriert werden, dass die invasive Abklärung im Laufe von 72 Stunden nach Eintritt des akuten Koronarsyndroms erfolgt. Internationale Leitlinien Die Modalitäten der Therapie im Einzelnen sind heute in aktuellen Leitlinien festgelegt. Medizinische Leitlinien sind systematisch entwickelte Feststellungen, die nicht bindend sind, aber die Entscheidungen der Ärzte bei der Versorgung ihrer Patienten unterstützen. Dabei besteht zwischen den Leitlinien verschiedener Organisationen weltweit weitgehend Einigkeit, nur im Detail finden sich Unterschiede. Frühzeitige Diagnostik und Therapie des ACS haben in den vergangenen Jahren zu großen Erfolgen geführt. Die Sterblichkeit während des gefährlichen Zustands konnte erheblich reduziert werden. Ein ungelöstes Problem bleibt die immer noch hohe Sterblichkeit der Patienten, die nicht rechtzeitig ins Krankenhaus gelangen. Die Hauptursache hierfür liegt bei den Patienten und deren Angehörigen. Denn viele Patienten weigern sich, den Notarzt zu rufen - trotz typischer Schmerzen und Verdacht auf Herzinfarkt. Obwohl die meisten Betroffenen optimal informiert sind, warten sie zunächst lieber ab. So wird wertvolle Zeit zur frühzeitigen Einleitung einer Therapie verloren. Die Betroffenen nehmen dadurch ein erhebliches Risiko in Kauf. Denn das Zuwarten ist lebensgefährlich. Sollte sich herausstellen, dass kein akutes Koronarsyndrom vorliegt und keine andere schwerwiegende Erkrankung vorhanden ist, kann der Patient meist sechs Stunden nach der stationären Aufnahme das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Sicher angebracht sind gezielt eingenommene Medikamente, naturbelassene Nahrungsergänzungen als Vitamine, um präventiven Aufbau und Fehlbedarfe zu regulieren. Report 50 – Seite 3