693-Schmerzen bei Krebspatienten wirksam behandeln

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Forschung:
Schmerzen bei Krebspatienten wirksam behandeln
Krebspatienten leiden häufig unter sehr starken Schmerzen, die mit herkömmlichen
Medikamenten nicht wirksam behandelt werden können. Wissenschaftler des
Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg sind den möglichen Ursachen jetzt
auf die Spur gekommen: Krebstumoren setzen zwei bestimmte Signalstoffe aus, die
Nervenzellen besonders empfindlich machen und das Tumorwachstum verstärken.
Blockierten die Forscher im Tierversuch die Einwirkung der Signalstoffe auf die
Nervenzellen, so nahmen sowohl die Empfindlichkeit der Nervenzellen als auch das
Tumorwachstum ab.
Wissenschaftler des Pharmakologischen Instituts der
Universität Heidelberg entdecken neue Ansätze zu
Schmerzenstehung und Therapie
Die Forschungsergebnisse der internationalen Arbeitsgruppe um
Frau Professor Dr. Rohini Kuner zeigen einen neuen Ansatz für die
Entw icklung w irksamer Schmerzmittel für Krebspatienten auf. Die
Arbeit w urde jetzt vorab online in der renommierten
Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht.
Tumorschmerz: neue Therapien werden dringend
benötigt
Frau Professor Dr. Rohini
Starke Schmerzen zählen zu den schlimmsten und für den
Kuner,
Wissenschaftlerin am
Patienten
besonders
belastenden
Symptomen
einer
Pharmakologischen
Institut der
Krebserkrankung. Die Ursachen für die oft extremen Schmerzen
Universität
Heidelberg.
Quelle:
sind
bislang
w eitgehend
unbekannt.
Mit
klassischen
Pharmakologisches
Institut,
Schmerzmitteln - beispielsw eise aus der Gruppe der Opioide Universität Heidelberg.
lassen sich Krebsschmerzen nur schlecht bekämpfen. Hohe Dosen
sind notw endig, um überhaupt eine W irkung zu erzielen - in der
Folge sind die Nebenw irkungen für die Patienten immens und es tritt rasch eine Gew öhnung
ein. "W ir haben einen hohen Bedarf an speziellen Schmerzmitteln für Krebskranke", sagt die
Pharmakologin Professor Dr. Rohini Kuner, die sich besonders für die Aufklärung der
Mechanismen von chronischen Schmerzen interessiert.
Signale des Tumors machen Nervenzellen extrem druckempfindlich
In der aktuellen Forschungsarbeit haben sie und ihre Mitarbeiter an Blutserum und Gew ebe von
Mäusen untersucht, w elche Signalstoffe von Tumoren freigesetzt w urden. Sie entdeckten dabei
zw ei Moleküle, die bislang nur als Wachstumsfaktoren für blutbildende Stammzellen bekannt
w aren. Nervenzellen in der Umgebung des Krebsgew ebes w erden durch Kontakt mit diesen
Molekülen w esentlich druckempfindlicher, w ie die Forscher bei ihren Untersuchungen der
Nervenaktivität mit Elektroden zeigen konnten. "Die Befunde passen zu den Beschreibungen
von Krebspatienten, die sagen, dass nur das Anrühren der betroffenen Gebiete w eh tut",
erläutert Professor Dr. Kuner.
Doch nicht nur eine Berührung, auch das Tumorw achstum selbst verursacht Schmerzen, denn
sich ausdehnendes Gew ebe übt ebenfalls Druck aus. Die Krebszellen nutzen die
Wachstumsfaktoren anscheinend für ihr eigenes Wachstum und breiten sich über die
Nervenbahnen und Blutgefäße w eiter im Organismus aus.
Eine Spritze gegen den Tumorschmerz?
Die Heidelberger Entdeckung eröffnet neue Perspektiven im Kampf gegen den Krebsschmerz:
Im nächsten Schritt spritzten die Forscher Eiw eißstoffe (Antikörper), die auf den Nervenzellen
die Kontaktstellen für die Krebs-Signalstoffe blockieren. Tatsächlich nahmen die Empfindlichkeit
der Nervenzellen und das Tumorw achstum ab.
Weitere Forschungsarbeiten müssen nun zeigen, ob diese Anw endung auch in menschlichem
Gew ebe möglich ist. Dann w äre es denkbar, solche "Eiw eiß-Blocker" direkt in den Tumor zu
spritzen und damit Schmerzen zu verringern und Nebenw irkungen für den Patienten zu
vermeiden.
Literatur:
Matthias Schweizerhof, Sebastian Stösser, Martina Kurejova, Christian Njoo, Vijayan Gangadharan,
Nitin Agarwal, Martin Schmelz, Kiran Kumar Bali, Christoph W. Michalski, Stefan Brugger, Anthony
Dickenson, Donald A. Simone and Rohini Kuner, Hematopoietic colony stimulating factors mediate
tumor-nerve interactions and bone cancer pain, Nature Medicine 2009, Published online: 07 June
2009, doi:10.1038/nm.1976.
Weitere Informationen:
www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/PharmakologischesInstitut.102627.0.html
www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Kuner.107599.0.html
Ansprechpartner:
Professor Dr. Rohini Kuner
Pharmakologisches Institut
Universität Heidelberg
Tel.: 06221/54 82 89
E-Mail: rohini.kuner(at)pharma.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg Krankenversorgung, Forschung und
Lehre von internationalem Rang Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und
renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der
Universität
Heidelberg
zählt
zu
den
international bedeutsamen
biomedizinischen
Forschungseinrichtungen in Europa.
Gemeinsames Ziel ist die Entw icklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den
Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in
Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten
w erden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt.
Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum
Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
(Stand 12/2008)
www.klinikum.uni-heidelberg.de
Aktualisiert Donnerstag, 18. Juni 2009 Autor: Pressemitteilung Universitätsklinikum
Heidelberg, Dr. Annette Tuffs 1847 Mal gelesen
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