– Auf der Klosterinsel in Rheinau, etwa 5 km unterhalb des Rheinfalls, entsteht eine neue Infrastruktur für Orchester, Chöre, Harmonien und Kleinformationen aus allen Sparten. 16 Proberäume, darunter zwei imposante Säle, und 63 Gästezimmer bieten Platz für bis zu 120 Musikschaffenden. Für Jugendliche und Erwachsene, Profis und Laien, Tradition und Avantgarde. Die Ruhe des einmaligen Baudenkmals und die Landschaft des Zürcher Weinlandes schaffen beste Voraussetzungen für Konzentration und Kreativität. – 1 Von Mönchen zu Musikern – Die Geschichte der Insel Rheinau reicht bis in die Zeit Karls des Grossen zurück: Das Kloster wurde Ende des 8. Jahrhunderts gegründet. 1862 verliess der letzte Abt die Insel und machte einer psychiatrischen Klinik Platz, die der Kanton Zürich dort bis ins Jahr 2000 betrieb. – Der Benediktinerorden hatte eine perfekte Heimstatt gefunden: Die Klosterinsel bot den Mönchen Schutz und kontemplative Stille zugleich. Auch wenn viele alte ­Quellen auf das Jahr 778 als Gründungsdatum des ­K losters verweisen, findet sich die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 844. Könige und Grafen bescherten dem Kloster immer wieder grosszügige Schenkungen, um sich ihren Platz im Himmelreich zu sichern, während weniger fromme Adlige gern ein Auge auf die Klosterschätze warfen. Schliesslich vereinbarten die Mönche 1455 mit der Eidgenossenschaft einen Schutzvertrag, um vor Über­griffen sicher zu sein. In den Wirren der Reformation musste das Kloster erst aufgegeben werden, bevor es sich 1532 als Hort der Gegenreformation hervortat. Aufstieg eines Vorzeigebaus Im 18. Jahrhundert erlebte das Kloster, eingebettet in die Doppelschleife des Rheins und über eine Brücke vom Klosterplatz erschlossen, seine Blütezeit. Abt Gerald II. Zurlauben hatte reichlich Schenkungsgelder einsammeln können und machte aus dem Kloster ein Schmuckstück. Klosterkirche und Konventsgebäude wurden im Barockstil prunkvoll erneuert und mit einer neuen Haupt- und Chororgel versehen. Die Bauten aus der damaligen Zeit prägen bis heute das Bild der Klosteranlage. Die barocke Struktur ist in den Konvent­ flügeln weitgehend ­erhalten. Die teils stuckierten Gewölbedecken, die aufwändig gestalteten Holzdecken in den Haupträumen, die grosszügigen Treppenhäuser, die Zellen-Strukturen in den Obergeschossen und nicht 2 zuletzt der Kreuzgang mit den Gewölben erzeugen auch heute ein eindrückliches klösterliches Ambiente. Die Fresken stammten von dem Tessiner Maler Francesco Antonio Giorgioli. Die Bibliothek des Klosters mit ihren vielen mittelalterlichen Schriften und ­Urkunden genoss in ganz Europa einen herausragenden Ruf. Schon damals war die Insel Rheinau also ein wichtiges ­kulturelles ­Zentrum. Es galt die Leitidee Ora et labora: konzentriertes, gottesfürchtiges Arbeiten – in malerischer Umgebung. Nach dem letzten Abt eine Klinik Erst die liberale Neuordnung des Kantons Zürich sorgte für das allmähliche Ende des Klosters: 1834 wurde es unter kantonale Aufsicht gestellt, 1836 verbot man die Aufnahme von Novizen. Der letzte Abt mit dem schillern­den Namen Leodegar Ineichen von UrswilHochdorf, der 1862 starb, vermachte seinen Abtsstab der Erzabtei Beuron, das Klosterarchiv fiel dem Staatsarchiv des Kantons Zürich zu. Im selben Jahr beschloss der Kantons­rat die endgültige Aufhebung des Klosters. Schon 1867 richtete der Kanton in den Konvents­ gebäuden eine Heil- und Pflegeanstalt ein. später wurde daraus die psychiatrische Universitätsklinik, die mit damals neuartigen Behandlungsformen und der Beschäftigung der Patienten in der Landwirtschaft Medizin­geschichte schrieb. Die Klostergebäude wurden unzimperlich der neuen Nutzung angepasst und durch einen Klinikbau ergänzt. Auch im 20. Jahrhundert wurden v­ erschiedene neue Gebäude errichtet und weilweise wieder entfernt, hinzu kamen zahlreiche Umbauten und technische Erneuerungen. Weil aber die Anlage den Wandel der Therapieformen nicht mehr entsprechen konnte, zog die kantonale psychiatrische Klinik Ende 2000 endgültig aus der Kloster­a nlage aus. Ein Denkmal ohne Zukunft? Seit dem Auszug der Klinik standen die Räumlich­keiten leer; die Bauten wurden nur noch rudimentär unterhalten. Ideen für die weitere Verwendung der weitläufigen, idyllisch gelegenen Anlage gab es viele. Verschiedene kulturelle Nutzungen, Schulungszentren, Internate oder auch ein Resort-Hotel waren im ­Gespräch. Alle Vorschläge scheiterten aber an der fehlenden F ­ inan­zierung oder am mangelnden Interesse von privaten Investoren. Welche Lösung könnte der langen Geschichte und der Würde des Ortes am besten Rechnung tragen? bilder: Kloster Rheinau, Ausschnitt aus einer Kupferradierung von Johann Jacob Aschmann, um 1790; Ansicht der Nordseite mit dem ehemaligen Bibliotheksgebäude; Luftaufnahme der Klosterinsel von Osten. In der schwierigen Übergangsphase setzte sich besonders der Verein «Pro Insel Rheinau» für die Klosterinsel ein. Er sorgte dafür, dass die Insel und die leerstehenden Gebäude in der kantonalen Verwaltung und Politik nicht in Vergessenheit gerieten. Der Verein machte sich auch engagiert für ein Museum stark, aber auch hier blieb die Frage der Trägerschaft und der ­Finanzierung offen. Wiederbelegung mit «Musikhotel» Der Durchbruch für die Neunutzung der Klosterinsel kam mit der Gründung der Stiftung Schweizer Musikinsel Rheinau im Frühling 2009. Die Stiftung erklärte sich bereit, vom Kanton langfristig sechs der dreizehn Gebäudeteile zu mieten und ein Musik-Probezentrum einzurichten und zu betreiben. Die Musikinsel ist – kurz gesagt – ein nicht-kommerzieller Hotelbetrieb mit einer reichen Palette von Proberäumen. Das Angebot der Musikinsel richtet sich in erster Linie an Formationen und Gruppen, die im Rahmen einer Projektwoche, eines Ferienkurses oder eines IntensivWochenendes ein Werk oder Programm erarbeiten, vertiefen oder auch nur auffrischen möchten. In Deutschland erfüllen die Landesmusikakademien, die meist in ehemaligen Klosteranlagen oder Schlössern untergebracht sind, eine ähnliche Funktion. Darüber hinaus bietet die Musikinsel die Möglichkeit für Aufnahmen. Bauprojekt: Eigentümer der Klosteranlage und Bauherr ist der Kanton Zürich. Das Bauprojekt für die Sanierung und den Umbau geht auf einen Architekturwettbewerb im Jahr 2009 zurück, aus dem das Büro ­Bembé & Dellinger (www.bembe-dellinger.de) als Sieger hervorging. Das Projekt des vielfach preisgekrönten Büros vom Ammersee bei München überzeugte die Jury durch die schonenden Eingriffe in die bestehende Baustruktur. Im September 2012 bewilligte der Kantonsrat Zürich einen Baukredit von 28.6 Millionen Franken für die Erneuerung der Gebäudeteile, die von der Stiftung gemietet werden. Aus den Krankenzimmern bzw. vormaligen Klosterzellen werden Gästezimmer, aus den verschiedenen denkmalpflegerisch wertvolle Proberäume. Die ehemalige Klinikküche im Kreuzgarten wird abgebrochen, die Fassade rekonstruiert. Hinzu kommt eine umfassende haustechnische Modernisierung. Die Stiftung investiert ihrerseits 2.7 Millionen Franken in den Mieterausbau und die Möblierung. Die ehemaligen Kloster- und Klinikgebäude sind im Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte von höchster Bedeutung aufgeführt. Alle baulichen Massnahmen erfolgen deshalb nach denkmalpflegerischen Grundsätzen und berücksichtigen zudem die Würde des Ortes. Stiftung: Die Stiftung Schweizer Musik­ insel Rheinau wurde von Dr. Christoph Blocher gegründet, um die einmalige Kloster­a n­lage wiederzubeleben und um Musikschaffenden in der Schweiz, insbesondere auch Laienorchestern und -chören, eine gute Infrastruktur zur Verfügung zu stellen – und zwar zu Konditionen, die auch für Jugendliche und andere ­weniger gut ausgestattete Gruppen vertretbar sind. Die Stiftung wird mit 20 Millionen Franken kapitalisiert, damit sie die Anlaufkosten, die Einrichtung und die über längere Zeit zu erwartenden Betriebsdefizite decken kann. Das Stiftungsreglement hält fest, dass die Stiftung politisch und konfessionell neutral ist. Die Stiftung verfolgt auch keine musikalischen Präferenzen. Die Musikinsel steht Musikschaffenden aller Sparten und Stilrichtungen offen. Einschränkungen ergeben sich allenfalls aus baulichen und akustischen Gründen, weil die historischen Schüttdecken verstärkter Musik Grenzen setzen. Dem Stiftungsrat gehören neben dem Präsidenten Christoph Blocher Walter ­Eberle sowie seine Tochter Rahel an, die auch als Delegierte des Stiftungsrates amtet. Die Geschäfts­ führung wird im Mandatsverhältnis von ­Thomas Held wahrgenommen. 3 Fragen an den Akustiker Die Proberäume – Einzigartig an der Musikinsel ist das vielfältige Angebot an unterschiedlichen Proberäumen. Jede Formation findet die für sie am besten geeignete Arbeitsumgebung. – Es beginnt mit der Stille: Die Musikinsel in Rheinau ist ein abgeschiedener Ort. Hinter den dicken Kloster­ mauern hört man Aussengeräusche kaum. In den Gängen wird der Trittschall von dicken Läufern aufgefangen, neue Brandschutztüren zu allen Räumen dienen auch der akustischen Abschirmung. Das Angebot der Musikinsel umfasst 16 Proberäume unterschiedlicher Grösse und Ausstrahlung. Neben den Sälen Gewölbe- oder Kassetten-Decken gibt es auch Zimmer für Einzelproben. Die Akustik-Elemente an den Wänden sind mit den Vorhängen, Teppichen und Heizkörperverkleidungen abgestimmt, um das richtige Mass an Schallabsorption bzw. den bestmöglichen Nachhall zu erreichen. Alle Proberäume sind mit einem Flügel oder einem Klavier ausgestattet, je nach Formation und Bedarf werden für die Gäste die nötigen Möbel und Notenständer bereitgestellt. Zwei Proberäume stechen heraus: Der Musiksaal ist für ein Orchester mit bis zu 120 Mitwirkenden ausgelegt. Für die Aufstellung des Orchesters können Podien unterschiedlicher Höhe frei im Raum platziert werden. Der andere besondere Raum ist die alte Bibliothek mit einem Stuckgewölbe von fast sieben Metern Höhe. Das Angebot der Musikinsel richtet sich an Musikschaffende aller Sparten und Provenienz, an ambitionierte Amateure und Profis zugleich. Die Musikinsel ist aber ein Ort für Proben und natürlich auch Aufnahmen. Publikums­veranstaltungen können aus feuerpolizeilichen und verkehrstechnischen Gründen nicht durchgeführt werden. Auch ein eigenes Kursangebot ist nicht vor­ge­ sehen. Das Angebot der Musikinsel konzentriert sich auf die musikalische Gastfreundschaft: den Musik­schaffenden eine vielseitige und hervorragende Infrastruktur zu sehr günstigen Bedingungen zur Verfügung zu stellen. 4 bilder: Zukünftige Proberäume, Musiksaal Was reizt Sie an der Arbeit für die Musikinsel Rheinau besonders? «Zunächst haben wir es mit einem historischen, denkmalgeschützten Gebäude zu tun – und diese Bausubstanz ist wahrlich nicht unproblematisch: Gänge mit sechs Sekunden Nachhall; überakustische Räume, bei denen ohne Veränderungen längere ­Proben zu Kopfweh führen würden; Räume mit verschiedensten Flächen, Deckenhöhen und Materialien. Wir schlugen vor, mit akustisch absorbierenden Paneelen zu arbeiten. Ein Teil der Paneele wird fest installiert und ein Teil mobil sein. Die Mobilität hat einen doppelten Vorteil: Einerseits setzen sich die mobilen Akustikpaneele als neue Möbel klar von der bestehenden Architektur ab. Anderer­ seits ist eine gewisse Mobilität und damit eine akustische Variabilität extrem wichtig – man kann die verschiedenen Räume auf die jeweilige Nutzung abstimmen oder aber eine lang­fristige Typisierung erzeugen, indem die besten Eigenschaften jedes Saals herausgehoben werden und somit jeder Raum seinen speziellen Charakter bekommt.» «Fasziniert vom Gebäude als Ganzem» Welche Säle gefallen Ihnen besonders gut? «Natürlich sind der neue Musiksaal sowie die alte Bibliothek die eindrucksvollsten Räume. Wirklich fasziniert bin ich allerdings auch vom Gebäude als Ganzem, in seiner Komplexität, Vielfalt und doch Einheit. Am interessantesten bei diesem Projekt fand ich die Herausforderung, eine Lösung zu finden, um jedem Raum seine Persön­ lichkeit und seine Unterschiedlichkeit zu bewahren und sie doch alle gut musikalisch nutzbar zu machen.» dr. eckhard kahle geboren 1963 in Karlsruhe, gehört zu den renommiertesten Akustikern der Welt. Als Solobratschist spielte er im Jugendorchester der Europäischen Gemeinschaft, wo er auf Dirigenten wie Claudio Abbado, Zubin Mehta und Leonard Bernstein traf. Kahle studierte Physik in Bonn, Cambridge und Paris und promovierte in Akustik. Als Assistent des legendären Russell Johnson betreute er viele grosse Projekte, so auch das KKL in der Schweiz. Seit 2001 führt er seine eigene Beratungsfirma Kahle Acoustics (www.kahle.be). – Steckbriefe der Proberäume – musiksaal proberaum 6 Fläche: 220 m2/ Parkett Höhe: 7 m Akustikelemente (170 m2) Piano Flügel Fläche: 70 m2/ Parkett Höhe: 3.50 m / Stuckdecke Akustikelemente (7.4 m2) Piano proberaum 21 Fläche: 70 m2/ Parkett Höhe: 3.10 m / Stuckdecke Akustikelemente (9.9 m2) Piano alte bibliothek Fläche: 205 m2/ Parkett Höhe: 6.10 m / Stuckdecke Piano Flügel proberaum 8 Fläche: 52 m2/ Parkett Höhe: 4.10 m / Holzdecke Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 13 Fläche: 41 m2/ Parkett Höhe: 3.30 m Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 4 Fläche: 105 m2/Parkett Höhe: 4.10 m / Gewölbe Akustikelemente (19.8 m2) Piano proberaum 7 Fläche: 85 m2/ Parkett Höhe: 4.10 m / Kassettendecke Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 23 Fläche: 41 m2/ Parkett Höhe: 3.30 m Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 3 Fläche: 22 m2/ Teppich Höhe: 3.70 m / Gewölbe Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 9 proberaum 2 Fläche: 79 m2/ Teppich Höhe: 3.70 m / Gewölbe Akustikelemente (19.8 m2) Piano proberaum 5 Fläche: 75 m2/ Teppich Höhe: 4 m / Gewölbe Akustikelemente (19.8 m2) Piano proberaum 1 Fläche: 22 m2/ Parkett Höhe: 4 m / Gewölbe Akustikelemente (9.9 m2) Piano proberaum 12 Fläche: 14 m2/ Teppich Höhe: 3.30 m Akustikelemente (4.9 m2) Piano proberaum 22 Fläche: 14 m2/ Teppich Höhe: 3.30 m Akustikelemente (4.9 m2) Piano Fläche: 73 m2/ Parkett Höhe: 3.70 m / Gewölbe Akustikelemente (19.8 m2) Piano 5 Fragen an die Designerin Das Hotel – Die Musikinsel Rheinau besteht nicht nur aus einer Ansammlung von gut ausgestatten Proberäumen in historischem Gemäuer, sondern beherbergt auch einen Hotelbetrieb. – Aus den ehemaligen Klosterzellen bzw. Patientenzimmern entstehen 63 neue Hotelzimmer mit insgesamt 132 Betten. Alle Zimmer sind mit modernen und hochwertigen Nasszellen (WC, Dusche, Lavabo) aus Corian ausgestattet. Die Zimmer sind als behaglicher und gemütlicher Rückzugsort gestaltet und heben sich bewusst von der nüchternen Atmosphäre der Klostergänge und der funktionalen Ästhetik der Proberäume ab. Die Betten werden speziell für die Musikinsel entworfen: die grosse Raumhöhe wird so benutzt, dass die Instrumentenkästen sicher unter dem Bett verstaut werden können. Neben Einzelzimmern und Doppelzimmern gibt es auch zwei günstige 6er- und ein 8er-Zimmer mit Doppelstockbetten für Jugendliche. Ebenso stehen auf beiden Geschossen Zimmer für Behinderte zu Verfügung. Die Gästegruppen haben die Wahl zwischen Halb- und Vollpension. Zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen trifft man sich wie seit Jahrhunderten im Refektorium. Die Speisen werden angeliefert und in einer neuen Küche aufbereitet. Vorgesehen ist eine Mischung aus Service und Buffet, die dem besonderen Ambiente des Refektoriums Rechnung trägt. Für das Ausspannen und Zusammensein am Abend und in den Probepausen gibt es eine Lounge mit TV, Spielen und einer Teeküche. In der Nähe der beiden grossen Säle lassen sich verschiedene Räume als Foyers und Garderoben oder auch als Technik- oder Staufläche nutzen, Für die Orchesterchefs und Gruppenleiter stehen Büros und Besprechungsräume zur Verfügung. Für die Gäste gibt es ein hauseigenes Handy-Netz sowie ein breitbandiges WLAN. Wie ist man darauf gekommen, die Zimmer der Musikinsel bunt zu gestalten? «Die langen, nackten Klostergängen und die kahlen Zellen, die sich kaum voneinander unterschieden, liessen den Wunsch nach Abwechslung und Wärme aufkommen. Die Zimmer sollen eine Buntheit haben, die sich vom uniformen Charakter der Klosterzellen bewusst unterscheidet und den Auftakt zu einer neuen Ära gibt – einer Ära des Musizierens, des sich Wohlfühlens.» «Auftakt zu einer neuen Ära» Werden die Möbel alle neu designt, oder werden auch bestehende Stücke beschafft? «Nein, das Design beschränkt sich auf einige wichtige Elemente. Unsere Arbeit ist auch die Auswahl, Anpassung und Beschaffung geeigneter und passender Gegenstände. Es wird versucht, ein möglichst stimmiges Gesamtbild aus eigens entworfenen und auf dem Markt erhältlichen Möbeln zu gestalten.» Welches Möbelstück stellt die grössten Herausforderungen dar? «Das Bett. Es soll den hohen Ansprüchen von Musikgästen gerecht werden und in den hohen, aber kleinen Zimmern möglichst viel Stauraum für Instrumente und Gepäck bieten.» anna jost vom Designbüro +swissmade (www.swissmade.pro) ist für die Möbelplanung und Zimmereinrichtung der Musikinsel verantwortlich. Sie studierte Industrial Design an der Fachhochschule Nordwestschweiz und arbeitete seither in Bangkok, Zürich und den USA. Da sie selbst in ihrem Leben oft umgezogen ist, gilt für sie der Grundsatz: An einem neuen Ort muss man sich schnell wohlfühlen. Die Musikinsel sorgt dafür, dass sich die Musiker auf die Musik konzentrieren können – in einer Umgebung, die schon viele Generationen von Wissbegierigen inspirierte. 6 bilder: Kreuzgang im Ostflügel; die vier Farbklänge der Hotelzimmer; Kreuzgarten vom Südflügel – 1. Obergeschoss – – Erdgeschoss – proberäume 1– 9 refektorium empfang proberäume 12–13 lounge hotelzimmer empfang eingang > lounge 1 2 4 ostflügel kreuzgarten ostflügel 3 kreuzgarten 5 9 8 7 refektorium 6 13 südflügel 12 südflügel – 2. Obergeschoss – musiksaal alte bibliothek proberäume 21–23 hotelzimmer alte bibliothek ostflügel musiksaal kreuzgarten 23 südflügel 22 21 Musikhotel: Der Betrieb ist im Erdgeschoss sowie im 1. und 2. Obergeschoss im Süd- und Ostflügel des historischen Konvents untergebracht. Die oberen Geschosse sind mit zwei historischen Treppenhäusern sowie zwei neuen Aufzügen erschlossen. Als Eingang, Rezeption, Lobby und Aufenthaltsraum fungiert das prominente Annexgebäude im Norden der Anlage. Die ehemalige Durchfahrt dient auch als überdachte Anlieferung für Musikinstrumente. Die Rezeption ist mit der im 1. Obergeschoss liegenden Lounge über eine neue Wendeltreppe verbunden. Über den Kreuzgang im Erdgeschoss erreichen die Gäste die meisten Proberäume sowie das Refektorium, den Speisesaal. Im 1. und 2. Obergeschoss der beiden Gebäudeflügel befinden sich die Gästezimmer. Auf dem 2. Obergeschoss liegen zudem die beiden grössten Räume der Musikinsel: der Musiksaal und die Klosterbibliothek. Vom Musiksaal aus erreicht man über eine Treppe direkt die darunterliegenden Foyer- und Büroräume für die Orchester sowie die öffentlichen WC. 7 Schaffhausen Rheinau Ausfahrt Benken Marthalen Winterthur Flughafen St.Gallen Zürich – Anreise – Die Musikinsel Rheinau ist mit dem ÖV gut zu erreichen. Ab Zürich HB besteht ein Stundentakt mit einer Reisezeit von nur einer Stunde: S12, jeweils 18 Minuten nach der Stunde, nach Winterthur, S33 von Winterthur nach Marthalen, Bus 620 von Marthalen nach Rheinau Post, dann ein kurzer Fussweg zum Klosterplatz. Die Buslinie 620 wird nur an Wochentagen (Mo–Fr) bedient. Mit dem PKW ist Rheinau in rund 45 Minuten von Zürich (45 km), 55 Minuten von St. Gallen (80 km) und 20 Minuten von Winterthur (25 km) erreichbar. Von der Autobahn Zürich-Winterthur nimmt man den Ausgang auf die A4 Richtung Schaffhausen bis zur Ausfahrt Benken/Rheinau. Ab Rheinau besteht eine Beschilderung zum Klosterplatz. Dort sind die Parkplätze für die Musikinsel ausgeschildert. Für die Anfahrt von Gehbehinderten und den Transport von Instrumenten führt der Weg vom Klosterplatz über eine kleine Brücke (Achtung: keine Lastwagen oder Cars) und dann rechts dem Fluss entlang zur Ostseite der Anlage. Dort sind die Anlieferungswege ausgeschildert. Die Instrumente können in der Durchfahrt geschützt aus- und eingeladen werden. Anfragen und Reservationen Telefon: +41 44 254 53 69 Email: [email protected] www.musikinsel.ch – Stiftung – Stiftung Schweizer Musikinsel Rheinau Kuglergasse 22 CH-8708 Männedorf bildnachweis: Stefan V. Keller, Rheinauer Druckgrafiken Abb.63, Gesellschaft der Trinkstube zu Rheinau 2011; 8 Niklaus Schlatter, 2013; Klaus Hartmann, Büsingen; Stefan V. Keller (Probesäle); Bembé Dellinger Architekten; Stefan V. Keller (Kreuzgang); +swissmade (Zimmeransichten); Niklaus Schlatter, 2013