Gunzinger, Josef Dirigent, Komponist, Leiter der

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Gunzinger, Josef
Dirigent, Komponist, Leiter der Sektion für
Redende und Musizierende Künste am
Goetheanum.
* 8.10.1920 Welschenrohr (CH),
† 23.5.1989 Haiku, Maui, Hawaii (USA).
Josef Gunzinger war ein hoch begabter Musiker und
leistete einen beachtenswerten Beitrag innerhalb
seiner
Tätigkeitsgebiete,
sowohl
in
der
anthroposophischen Bewegung als auch in der
Öffentlichkeit.
Josef Gunzingers Vater war Leiter einer kleinen
Uhrenfabrik und Josef verbrachte seine Kindheit in
einem abgelegenen Dorf. Weihnachten schickte seine
Mutter ihn immer mit Päckchen zu den armen
Leuten ins Dorf. Der Vater sang oft solo in der
schönen Dorfkirche während der Messe. So begann
Josef Gunzingers lebenslange Beziehung zur Musik.
Die Mutter war mit Albert Steffen bekannt und durch
sie lernte Gunzinger die Anthroposophie kennen.
Dem Wunsch seines Vaters folgend, machte
Gunzinger das Handelsabitur und studierte an der
Handelsschule in Neuchâtel. Drei Monate vor der
Abschlussprüfung wurde er schwer krank. Während
der Genesungszeit erhielt er ersten Unterricht in
Musiktheorie und lernte die Eurythmie kennen. Nach
seinem Handelsstudium entschied er sich, Eurythmie
zu studieren. Nach zwei Jahren Ausbildung bei
Annemarie Dubach und Marie Savitch lernte er den
großen Dirigenten Hermann Scherchen kennen. Er
besuchte Scherchens Dirigentenkurs in Bern, eine
intensive Arbeit mit nur sieben Teilnehmern.
Anschließend ging Gunzinger für drei Jahre an das
Konservatorium Basel und nahm Unterricht in
Klavier, Schlagzeug, Horn. In dieser Zeit starb seine
Mutter, die er sehr verehrt hatte.
Nach seinen Studien am Konservatorium arbeitete er
ein Jahr lang als Musiklehrer an der Waldorfschule in
Reutlingen, als Chorleiter an der Eurythmieschule
von Else Klink in Köngen und an den
Waldorfschulen in Frankfurt und Stuttgart. 1951
wurde er Leiter des Kammermusikalischen
Studienkreises
in
Stuttgart.
Es
folgten
Sinfoniekonzerte in Deutschland, Italien und der
Schweiz. Dazu dirigierte er eigene Werke. Am 29. Juli
1955 fand die Uraufführung seiner „Sinfonischen
Entwicklung I, Saturn-Stimmung“ statt, die u. a. an
der Stuttgarter Oper zur Aufführung kam. 1959
entstand seine Musik zu den Mysteriendramen Rudolf
Steiners und begleitete die Aufführungen am
Goetheanum bis 1982, meist von ihm selbst dirigiert.
Er komponierte für Eurythmie und für Dramen
Albert Steffens, so beispielsweise eine chinesische
Musik zum Drama „Lin“, und den Schlusschor von
„Fahrt ins andere Land“. Er schrieb ferner Musik zu
Goethes Märchen und eine Johanni-Kantate mit
Texten Rudolf Steiners.
Seit Ende der 60er-Jahre leitete er die musikalische
Abteilung der Sektion für Redende und Musizierende
Künste am Goetheanum und war von 1977–79 Leiter
der Sektion. 1975 gründete er das ständige
Streichquartett am Goetheanum und dirigierte den
Basler Orchesterverein. Gunzinger reiste nach
Indonesien, Thailand, Australien und Neuseeland.
Von seinen Asienreisen brachte er zahlreiche
orientalische Musikinstrumente mit. Schließlich war
er auch ein hervorragender Koch, er war nicht nur
ein
schöpferischer
Künstler,
sondern
ein
ungewöhnlich kultivierter Bonvivant!
1980 zog er mit seiner Familie – 1970 hatte er die
amerikanische Cellistin Kathryn Barnes geheiratet, sie
hatten zwei Kinder – nach Maui/Hawaii. Dort
übernahm er die Leitung eines Sinfonieorchesters,
gründete eine biologisch-dynamische Farm und
unterstützte die dortige Waldorfschule. 1987 folgte
eine Reise nach Japan und 1988 dirigierte er in
London die Einspielung seiner Musik zu den
Mysteriendramen für eine Langspielplatte.
Über Hawaii schreibt er: „Wenn man auf einer
Klippe stehend hinausblickt über den Stillen Ozean
und die Küste und dann hinaufschaut zum heiligen
Vulkan Haleakala (Haus der Sonne), dann erlebt man
wie nirgend sonst in der Welt die spirituellen Ströme
von Ost, West, Nord und Süd.“ (Nach Groot 1990,
S. 59) Am 23. Juni 1989 starb Josef Gunzinger in
seinem Arbeitszimmer auf Maui, das auf die Weiten
des Stillen Ozeans schaut.
Aban Bana
Kompositionen: 56 Werke, davon 16 für Eurythmie, 6
Liederkompositionen, 7 Musiken zu Dramen, Kammersinfonie für
Streicher und Holzbläser, Orchestersuite u. a.; Musik und Drama,
in: Mysteriendramen am Goetheanum, Dornach 1973; Beiträge in
G, N.
Literatur: Hagemann, E: Bibliographie der Arbeiten der Schüler Dr.
Steiners, o. O. 1970; Ginat, Ch.: Verzeichnis musikalischer Werke,
Dornach ²1987; Schneeberger, Ch. F., Kürzdörfer, S.: Josef
Gunzinger, in: N 1989, Nr. 47; Barnes, H.: Josef Gunzinger, in:
NAA 1989, Nr. Michaeli; Groot, C. u. a.: Josef Gunzinger, in:
RRM 1990, Nr. 20.
© by Forschungsstelle Kulturimpuls, Dornach und Verlag am Goetheanum, Dornach
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