2 - Institut für Rechtsmedizin

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F
Forensische
i h P
Psychiatrie
hi t i
für Kriminalpolizisten
Dr. med. Frank Wendt
Institut für Forensische Psychiatrie
der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Teilgebiete der Psychiatrie
Erforschung, Diagnostik, Therapie psychischer Störungen - Zusammenschau biologischer und psychosozialer Faktoren und deren Auswirkung
-
Psychopathologie
(B h ib
(Beschreibung
abnormen
b
E
Erlebens,
l b
B
Befindens
fi d
undd V
Verhaltens)
h lt )
biologische Psychiatrie
(Sammelbegriff biologischer Methoden)
-
Psychopharmakotherapie
-
(Beeinflussung seelischer Vorgänge durch Psychopharmaka, unterteilt sich in Grundlagenforschung und
-
Sozialpsychiatrie
klinische Psychopharmakologie)
(Epidemiologie und Soziologie seelischer Krankheiten) in der Praxis: Gemeindepsychiatrischer Verbund
-
Psychotherapie
(vielfältige Methoden zur Behandlung psychischer Störungen durch Gespräche und übendes Verhalten,
unterschiedliche Schulen: Tiefenpsychologie,
Tiefenpsychologie Verhaltenstherapie
Verhaltenstherapie,...))
-
psychosomatische Medizin
-
(seelisch bedingte – oder mitbedingte körperliche Erkrankungen)
-
Kinder- und Jugendpsychiatrie
-
(Störungen vom Säuglingsalter bis zur Adoleszenz)
-
Forensische Psychiatrie
-
(Schnittstelle zwischen Medizin und Justiz: beschäftigt sich mit Rechtsfragen, die psychisch Kranke
betreffen neben Diagnostik auch Behandlung unter juristischen Rahmenbedingungen)
betreffen,
-
Neurologie (Lehre von den organischen Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems)
09.06.2008
Teilgebiete der Forensischen Psychiatrie
Sozialrecht
(AU, DU, BU, EU, MdE, GdB)
Zivilrecht
( u. a. Geschäftsfähigkeit, Prozessfähigkeit, Testierfähigkeit)
U t bi
Unterbringung
(PsychKG, BGB)
Straßenverkehrsrecht und Fahreignung (MPU)
Strafrecht
(StPO, StGB mit Haft-, Vernehmungs-, Verhandlungsfähigkeit,
Schuldfähigkeit Maßregeln
Schuldfähigkeit,
Maßregeln, Prognose)
09.06.2008
Sozialrecht
„
„
„
„
„
dient unfreiwillig wirtschaftlich in Not oder in soziale Benachteiligung Geratenen durch
Leistungen der Gemeinschaft solange Hilfe zu gewähren, bis sie sich selbst helfen können.
Prinzip der Rehabilitation hat dabei Vorrang vor Entschädigung/Berentung!
(
(gesetzliche
t li h K
Krankenversicherung,
k
i h
Rentenversicherung,
R t
i h
Knappschaften,
K
h ft V
Versorgungswerke,
k
Unfallversicherung, Berufsgenossenschaft, Agenturen für Arbeit, Pflegekassen,
Versorgungsämter, Integrationsämter…)
pprognostischen
g
Fragestellungen
g
g + Kausalität = ursächlicher Zusammenhangg
(Entstehung oder Verschlimmerung, vorübergehend, dauernd, abgegrenzt)
Im Gegensatz zur Finalität, z. B. bei der Krankenversicherung
Haftung, Entschädigung oder finanzieller Ausgleich, wenn Schädigung in der zu schützenden
Tätigkeit eingetreten ist und der zu beurteilende Gesundheitsschaden auf die Schädigung
zurückgeführt werden kann.
wesentliche
tli h Bedingungen
B di
versus G
Gelegenheitsursachen
l
h it
h
(Alkoholiker baut Unfall auf dem Weg zur Arbeit –> SHT?)
Gutachterliche Aufgaben im Sozialrecht:
1. Diagnose und ihre Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit
2. Prognose und dadurch bedingte künftige Leistungseinbußen,
3 schädigender Vorgang und Auswirkungen auf den Betroffenen
3.
4. hinreichende Kausalität zwischen schädigendem Vorgang und Leistungsbeeinträchtigung
09.06.2008
Zivilrecht - Bürgerliches
g
Gesetzbuch ((BGB))
„
§ 104
„Geschäftsunfähig ist, wer nicht das 7. Lebensjahr vollendet hat;
wer sich in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden
Zustande krankhafter Störung der Geistestätigkeit befindet, sofern
der Zustand nicht seiner Natur nach ein vorübergehender ist.“
„
§ 105 Absatz 2 BGB
„
„Nichtig
g ist auch eine Willenserklärung,
g, die im Zustande der
Bewusstlosigkeit oder vorübergehenden Störung der Geistestätigkeit
abgegeben wird.“
„
Beachte: Geschäftsunfähigkeit muss bewiesen werden. Dass sie
nicht ausschließbar ist, genügt nicht! + zweistufiges Verfahren!
09.06.2008
Zivilrecht
Definitionen
„ Geschäftsfähigkeit:
G häft fähi k it
- ist nach juristischer Lesart die Fähigkeit, eigenverantwortlich durch Rechtsgeschäfte, also
durch Willenserklärungen und Verträge, gewollte Rechtsfolgen herbeizuführen. Um wirksam
Geschäfte abzuschließen,, bedarf es der Geschäftsfähigkeit.
g
„
Prozessfähigkeit:
- ist hier die Fähigkeit, einen Prozess selbst oder durch einen selbst bestellten Vertreter
füh zu lassen,
führen
l
also
l Prozesshandlungen
P
h dl
selbstwirksam
lb t i k
vorzunehmen
h
oder
d vornehmen
h
zu
lassen.
„
Testierfähigkeit:
- ist eine Unterform der Geschäftsfähigkeit und setzt die autonome Willensbestimmung des
Erblassers voraus. Testierfähigkeit fordert, dass der Erblasser weiß,
- dass er ein Testament errichtet;
- den Inhalt der letztwilligen Verfügung kennt;
- bei der Erstellung nicht dem Einfluss Dritter erliegt;
- seinen letzten Willen formulieren kann;
- die Tragweite seiner Bestimmungen in wirtschaftlicher und persönlicher Hinsicht erfassen
kann;
- die sittliche Berechtigung seiner Verfügung beurteilen kann.
Keine Testierfähigkeit bei krankhafter Störung der Geistestätigkeit,
Geistestätigkeit bei
Geistesschwäche oder wegen Bewusstseinsstörungen.
„
09.06.2008
Betreuungsrecht
g
„
„
„
„
„
„
„
Personenkreis, bei dem vom Gericht zur Regelung verschiedener Wirkungskreise eine
Betreuung angeordnet werden kann:
die volljährig sind und an einer Störung leiden:
psychische Krankheit
(affektive und schizophrene Psychosen, körperlich begründbare Psychosen,
Abhä i k it k k
Abhängigkeitserkrankungen,
N
Neurosen undd P
Persönlichkeitsstörungen,
ö li hk it tö
sofern
f ih
ihre akuten
k t
psychosozialen Auswirkungen vergleichbar mit denen schwerer psychischer Erkrankungen
sind) oder
körperliche
p
Behinderung
g oder
geistige Behinderung
(angeborene oder frühzeitig erworbene Intelligenzdefizite) oder
seelische Behinderung
g
(langfristige psychische Beeinträchtigungen, als Folgen psychischer Krankheiten wie z. B.
ein schizophrenes Residuum oder eine organisch bedingte Wesensänderung)
aufgrund dieser Störungen nicht in der Lage sind, einzelne, mehrere oder alle persönlichen
Angelegenheiten zu besorgen (Erforderlichkeitsgrundsatz).
B ht zweistufiges
Beachte:
i t fi
V
Verfahren!
f h !
09.06.2008
Unterbringung – Gesetz für psychisch Kranke (PsychKG)
„
„
§ 1 Anwendungsbereich:
y
Kranke,, so weit sie ggeeignet
g sind,, eine Unterbringung
g g zu vermeiden,,
1. Hilfen für ppsychisch
2. die Unterbringung
a) von psychisch Kranken nach diesem Gesetz,
b) von psychisch Kranken, die nach § 63 Absatz 1, § 64 StGB sowie § 7 des JGG untergebracht sind.
3 P
3.
Psychisch
hi h K
Kranke
k iim Si
Sinne di
dieses G
Gesetzes
t sind
i dP
Personen, die
di an
einer Psychose, einer psychischen Störung, die in ihren Auswirkungen einer Psychose
gleichkommt oder einer mit dem Verlust der Selbstkontrolle einhergehenden Abhängigkeit von
Suchtstoffen leiden und bei denen ohne Behandlung keine Aussicht auf Heilung oder Besserung
besteht.
besteht
4. Dieses Gesetz findet auch Anwendung auf geistig behinderte Personen, bei denen ohne
Behandlung keine Aussicht auf Besserung besteht.
§ 8 Voraussetzungen der Unterbringung
1. Psychisch Kranke können gegen oder ohne ihren Willen nur untergebracht werden, wenn und so
lange sie durch ihr krankheitsbedingtes Verhalten ihr Leben, ernsthaft ihre Gesundheit oder besonders
bedeutende Rechtsgüter anderer in erheblichem Maße gefährden und diese Gefahr nicht anders
abgewendet
b
d werden
d kkann.
2. Die fehlende Bereitschaft, sich behandeln zu lassen, rechtfertigt für sich allein keine Unterbringung.
09.06.2008
Unterbringung – Gesetz für psychisch Kranke (PsychKG)
„
§ 26 Vorläufige behördliche Unterbringung
(akute Gefahr für sich und andere)
1. Bestehen dringende Anhaltspunkte für die Annahme, dass die Voraussetzungen für die
Unterbringung vorliegen, und kann eine gerichtliche Entscheidung nicht rechtzeitig
herbeigeführt
g
werden, so kann das Bezirksamt eine vorläufige
g Unterbringung
g g längstens
g
bis
zum Ablauf des auf die Unterbringung folgenden Tages anordnen.
2. Kann das Bezirksamt die Unterbringung nach Absatz 1 nicht rechtzeitig anordnen,
so kann
k
auch
hd
der P
Polizeipräsident
li i ä id t B
Berlin
li oder
d eine
i dder iim § 10 genannten
t
Einrichtungen diese anordnen. Die Unterbringung durch den Polizeipräsidenten in
Berlin ist nur zulässig, wenn sie auch ein Arzt für erforderlich hält. Der Arzt kann
auch der aufnehmende Arzt der Einrichtung sein
sein. Die Einrichtung unterrichtet das
Bezirksamt, in dessen Bezirk die Einrichtung liegt, unverzüglich über die
Unterbringung.
3. Der aufnehmende Arzt in der Einrichtung hat bei der Aufnahme unverzüglich zu überprüfen,
ob die Voraussetzungen für die Unterbringung vorliegen. Liegen sie nicht vor, ist der
Betroffene zu entlassen.
09.06.2008
Begriffe
g
im Strafrecht I
„
Einsichtsfähigkeiten:
ist im Wesentlichen das kognitive Wissen, dass die Tat verboten ist. Sie ist
entweder vorhanden oder nicht vorhanden ((kann also nicht „erheblich
„
gemindert“ sein) und auch bei psychotischen Tätern selten verloren.
„
Steuerungsfähigkeit:
beschreibt die Fähigkeit eines Täters, sein Handeln gemäß der Einsicht um
das Verbotene seines Tuns bestimmen zu können. Diese Frage stellt sich
aber nicht stets, sondern nur dann, wenn eine der vier
Eingangsvoraussetzungen relevanter psychischer Störungen erfüllt ist.
„
Verhandlungsfähigkeit:
ist die Fähigkeit eines Beschuldigten, in oder
außerhalb der Verhandlungen seine Interessen vernünftig wahrnehmen zu
können, die Verteidigung in verständiger und verständlicher Weise zu
führen sowie Prozesserklärungen abzugeben und entgegenzunehmen.
09.06.2008
Begriffe im Strafrecht II
„
Haftfähigkeit (Vollzugstauglichkeit):
ist die Fähigkeit eines Beschuldigten oder Verurteilten, in einer Einrichtung
des Strafvollzugs
g leben zu können,, Freiheitsentzugg ohne besondere und
ernste Gefahr für Gesundheit oder Leben zu ertragen, und den Sinn und
Zweck der Verbüßung einer Freiheitsstrafe zu erkennen. Haftfähigkeit ist
eine richterliche Entscheidung, keine medizinische Diagnose.
Beachte: Persönlichkeitsstörungen, Substanzmissbrauch, reaktive
Depressivität, Suizidalität, Klaustophobie, etc. konstituieren keine
Haftunfähigkeit.
„
Vernehmungsfähigkeit:
ist die Fähigkeit eines Zeugen oder Beschuldigten, sich polizeilich oder
richterlich vernehmen zu lassen und verständliche Angaben und
Ausführungen zu machen. Sie setzt die Fähigkeit voraus, der Vernehmung
zu folgen,
g , Fragen
g in ihrem Sinngehalt
g
aufzunehmen und in freier
Willensentschließung und Willensbetätigung Antworten und Erklärungen in
verständlicher Form abzugeben.
09.06.2008
Strafrecht - Fragestellung an den Psychiater
„
„
„
„
Bestand bei dem Angeklagten zur Tatzeit eine psychische
Erkrankung, akute Berauschung, schwere Persönlichkeitsstörung,
sexuelle Deviation?
B
Besteht
h ein
i erhöhtes
höh Risiko,
Ri ik ddass er wieder
i d ernstlich
li h straffällig
ffälli wird?
i d?
Gehört er deswegen eigentlich in die psychiatrische Maßregel oder in
di Entziehungsbehandlung?
die
E t i h
b h dl ?
Besteht bei dem Angeklagten eine bleibende Disposition zur
B h
Begehung
erheblicher
h bli h Straftaten?
St ft t ?
(Grundlage; Akteninhalte und persönlicher Diagnostik => zeitnahe Beobachtungen
sind wichtig, da Auftrag i. d. R. nach Monaten)
09.06.2008
Strafrecht ((StPO, StGB))
„
„
§ 20 StGB Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen
Ohne Schuld handelt,, wer bei Begehung
g
g der Tat
wegen einer krankhaften seelischen Störung,
wegen einer tiefgehenden Bewusstseinsstörung oder
wegen Schwachsinns
S h
h i
oder
d
einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das
Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.
§ 21 StGB Verminderte Schuldfähigkeit
I t die
Ist
di Fähigkeit
Fähi k it des
d Täters,
Tät
das
d Unrecht
U
ht dder TTatt einzusehen
i
h oder
d
nach dieser Einsicht zu handeln, aus einem der in § 20 StGB
bezeichneten Gründe bei Begehung der Tat erheblich vermindert,
so kann
k
die
di Strafe
St f nachh § 49 Absatz
Ab t 1 StGB gemildert
ild t werden.
d
- vermindert schuldfähig = bleibt strafrechtlich verantwortlich
Beachte: zweistufiges Verfahren!
09.06.2008
Schuldfähigkeit -Eingangskriterien
„
„
„
„
Krankhafte seelische Störung:
Psychotische Störungen - schizophren,
schizophren manisch
manisch, depressiv
depressiv,
chronische (z.B. Alzheimer) oder akute hirnorganische Störungen
(z.B. Alkoholrausch) und schwere Angst- und Zwangskrankheiten.
Tiefgreifende Bewußtseinsstörung:
Normalpsychologisch durch hochgradige affektive Erregung
bedingte Bewußtseinseinengung.
Schwachsinn:
Angeborener Intelligenzmangel (~IQ <70).
Schwere andere seelische Abartigkeit:
Schwere Persönlichkeitsstörungen, suchtbedingte
Persönlichkeitsveränderungen sexuelle Deviationen
Persönlichkeitsveränderungen,
Deviationen, intensive
längerdauernde Anpassungsstörungen.
09.06.2008
Strafrecht ((StPO, StGB))
„
§ 63 StGB Unterbringung in einem psychiatrischen
K k h
Krankenhaus
Hat jemand eine rechtswidrige Tat im Zustand der
S h ld fähi k it § 20 StGB oder
Schuldunfähigkeit
d dder verminderter
i d t
Schuldunfähigkeit § 21 StGB begangen, so ordnet das
Gericht die Unterbringung in einem psychiatrischen
Krankenhaus (Maßregelvollzug!) an, wenn die
Gesamtwürdigung des Täters und seiner Tat ergibt,
ergibt dass
von ihm in Folge seines Zustandes erhebliche
rechtswidrige
g Taten zu erwarten sind und er deshalb für die
Allgemeinheit gefährlich ist.
09.06.2008
Strafrecht ((StPO, StGB))
„
„
„
§ 64 StGB Unterbringung in einer Entziehungsanstalt
Hat jemand den Hang,
Hang alkoholische Getränke oder andere berauschende
Mittel im Übermaß zu sich zu nehmen, oder wird er wegen einer
rechtswidrigen Tat, die er im Rausch begangen hat oder die auf seinen
Hang zurückgeht, verurteilt oder nur deshalb nicht verurteilt, weil seine
Schuldunfähigkeit erwiesen ist oder nicht auszuschließen ist, so ordnet das
Gericht die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an, wenn die Gefahr
besteht,, dass er in Folge
g seines Hanges
g erhebliche rechtswidrige
g Taten
begehen wird.
Die Anordnung ergeht nur, wenn eine hinreichend konkrete Aussicht
besteht,, die Person durch die Behandlungg in einer Entziehungsanstalt
g
zu
heilen oder über eine erhebliche Zeit vor dem Rückfall in den Hang zu
bewahren und von der Begehung erheblicher rechtswidriger Taten
abzuhalten, die auf ihren Hang zurückgehen..
§ 66 StGB Unterbringung in der Sicherungsverwahrung
§ 67 StGB Reihenfolge der Vollstreckung
09.06.2008
Untergebrachte
insgesamt
Unterbringungen
pro Jahr
6.000
900
800
5.000
700
600
Gesamtzahl der untergebrachten Patienten
4.000
3 000
3.000
500
400
2.000
300
Zahl der jährlichen Neuunterbringungen
200
1.000
100
04
20
02
20
98
96
94
92
90
88
86
84
82
80
78
76
74
00
20
19
09.06.2008
72
0
70
0
1. Die normative und rechtstatsächliche
1
Entwicklung der Sicherungsverwahrung
Sicherungsverwahrte 1961-2006
1000
902
800
600
400
200
718
337
208
299 306 304
219 257
182 183
350 380
176
19
61
19
65
19
70
19
75
19
80
19
85
19
90
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
20
04
20
05
20
06
0
688
nach Kinzig 2006
09.06.2008
Methodische Aspekte psychiatrischer Begutachtung im Strafrecht
Typisierend
(nomothetisch)
IIndividualisierend
di id li i
d
(idiographisch)
Psychiatrische Diagnose (Zuordnung zu
einem überindividuell bekannten
Syndrom)
Forensische Typisierung (Betrüger, Dealer,
Verkehrsrowdy, Kindesmißbraucher,
Skinhead, Bankräuber)
Verlaufstypisierung (jugendlicher
Intensivtäter, Späteinsteiger,
Berufskrimineller, Verwahrlosungstäter)
Eine möglichst exakte, möglichst viele
Informationen erfassende und
auf ihren wesentlichen Gehalt
konzentrierende (Ockham)
Beschreibung der individuellen
Funktionsweise eines Menschen
(sein Skript, seine inneren
Bewegungsgesetze, Grundeinstellungen,
für ihn typischen Muster)
Modell Kleiderkammer: Paßt !
09.06.2008
Modell: Maßanzug
Informationsquellen - Diagnostik
„
Psychischer
y
Befund
ausführliches Gespräch mit kompletter Anamnese und Verhaltensbeobachtung =>
Aussagen zum Denken, Fühlen, Verhalten
„
Fremdanamnese
Angehörige, Umfeld, ggf. Polizeiberichte und Vermerke
„
Labor und Klinik
somatische Ursachen der Symptome: Blut und Urin
„
bildgebende und Funktionsdiagnostik
EEG, CCT, MRT, EVP, fMRT, SPECT, PET
„
Testbatterien
je nach Fragestellung und Kontext: Leistungstest (IQ, psychometrische Tests (Ausprägung
einzelner Persönlichkeitseigenschaften),
Persönlichkeitseigenschaften) Persönlichkeitsentfaltungstests (z
(z. B
B. Kohlberg
KohlbergInterview)
09.06.2008
Psychischer
syc sc e Befund
eu dI
„
„
„
„
Äußere Erscheinung
Bewusstseinslage
g
quantitativ: Benommenheit – Somnolenz – Sopor – Koma
qualitativ:
- Bewusstseinstrübung
- Bewusstseinseinengung
- Bewusstseinsverschiebung
Orientierung
zeitlich, örtlich, situativ, zur eigenen Person
Gedächtnis und Merkfähigkeit
g
Fähigkeit, frische und alte Erfahrungen wiederzugeben
Ultrakurz= Sekunden
Kurzzeit= Minuten
Langzeitgedächtnis
09.06.2008
Psychischer
syc sc e Befund
e u d II
„
Konzentration
W h h
Wahrnehmung
auff einen
i
bbestimmten
ti t S
Sachverhalt
h h lt kkonzentrieren
ti
„
Aufmerksamkeit
Wahrnehmung auf den durch die Sinne vermittelten Eindruck zuwenden
können
„
Auffassung
Wahrnehmungserlebnisse in ihrer Bedeutung begreifen und miteinander
verbinden.
bi d
„
Intelligenz
Intellektuelles Leistungsvermögen in verschiedenen Dimensionen anhand
von Lebensgeschichte, sozialen Fertigkeiten, Sprach-/Denkstilen, sonstiger
Anamnese ggf.
Anamnese,
ggf Tests
09.06.2008
Psychischer
y
Befund III
„
Formale Denkstörungen
Denkverlangsamung, umständlich, eingeengt, Perseveration, Grübeln,
Gedankendrängen -abbruch
Gedankendrängen,
abbruch, Ideenflucht
Ideenflucht, Inkohärenz/Zerfahrenheit
Inkohärenz/Zerfahrenheit,
Neologismen, Vorbeireden, Verwirrt oder Verworren
„
Inhaltliche Denkstörungen/
überwertige Idee = nicht nachvollz. Bedeutung bei realem Kern
Wahn = a priori Gewissheit, unkorrigierbar falsche Beurteilung, resp.
D t
Deutung
der
d Realität,
R lität di
die erfahrungsunabhängig
f h
bhä i auftritt
ft itt undd an dder mitit
subjektiver Gewissheit festgehalten wird. Die Überstiegsfähigkeit für den
Erkrankten fehlt, ist nicht mehr möglich!
Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahngedanken,
Wahnstimmung, systematisierter Wahn (u. a. Beziehungswahn,
Verfolgungswahn,
g g
Liebes-/Eifersuchtswahn, Größenwahn
„
Wahrnehmungsstörungen
akustische optische
akustische,
optische, olfaktorische/gustatorische Halluzinationen
Halluzinationen,
Zönästhesien
09.06.2008
Psychischer
syc sc e Befund
e u d IV
„
Ich-Störungen
Depersonalisation = eigenes Ich wird als fremd empfunden
D
Derealisation
li ti = di
die Umgebung
U
b
scheint
h i t ffremdartig,
d ti unwirklich
i kli h
Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung,
Fremdbeeinflussung
„
Zwänge: Zwangsimpulse, Zwangsgedanken, Zwangshandlungen
„
Phobien, Ängste
Objekt oder Situation, diffus, generalisierend, Misstrauen
„
Stimmung und Affekt
Labilität, Inkontinenz, Armut, Verflachung, Affektstarre, innere Unruhe,
Gereiztheit, Ambivalenz
Euphorie, läppischer Affekt, Depressivität, Dysphorie, Parathymie
09.06.2008
Psychischer
y
Befund V
„
Antrieb und Psychomotorik
Ausgangsniveau, Antriebsarmut, Antriebshemmung, Stupor, Mutismus,
oder
d LLogorrhö,
hö A
Antriebssteigerung
ti b t i
motorische Unruhe,
Automatismen,
u o a s e , Ambitendenz,
b e de , S
Stereotypien,
e eo yp e , Tic,
c, Aggressivität
gg ess ä
sozialer Rückzug, soziale Umtriebigkeit
„
Suizidalität
Bewertung der Lebensqualität
Frage nach früheren Suizidversuchen
Frage nach Suizidgedanken, -impulsen
Frage nach Suizidvorbereitungen
Frage nach suizidalen Handlungen
Prüfung der „Bündnisfähigkeit“ (Perspektiven?)
09.06.2008
Wichtige psychopathologische Syndrome
Störungen des Bewusstseins
Quantitative
Bewusstseinsstörung
Koma, Sopor, Somnolenz
Qualitative
Bewusstseinsstörung
Delir, einfacher
Verwirrungszustand,
Dämmerzustand
Störungen des
Antriebes
Antriebssteigerung
A ti b h
Antriebshemmung
Erregungszustände, Stupor,
Autismus, Negativismus
Störungen der
Sti
Stimmung
gehobene Stimmung
gesenkte Stimmung
Manie, Depression,
S i id lität
Suizidalität
Bewusstseinsstörungen
Delirantes Syndrom
Dementielles Syndrom
Depressives Syndrom
Manisches Syndrom
Suizidales Syndrom
P
Paranoides
id S
Syndrom
d
H ll i
Halluzinatorisches
i h Syndr.
S d Katatones
K
S
Syndrom
d
09.06.2008
ICD 10 Klassifikation der psychischen Störungen
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
F0
F1
F2
F3
F4
F5
F6
F7
F8
F9
F99
09.06.2008
organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
Schizophrenie, schizoptype und wahnhafte Störungen
affektive
ff kti Störungen
Stö
neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen
Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (inkl. Paraphilien)
Intelligenzminderung
Entwicklungsstörungen
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit
Verhaltens
nicht näher bezeichnete psychische Störungen
Krankhafte seelische Störungen
Schizophrene Störungen
„ Affektive Störungen
„ Organische Störungen
(einschließlich Intoxikationen)
„
09.06.2008
Schizophrenien - Epidemiologie
1 % der Bevölkerung erkranken einmal in ihrem Leben an einer
Schizophrenie (vergleichbar mit Häufigkeit des Diabetes mellitus)
„ 15 bis 50 Neuerkrankungen auf 100.000 Einwohner
„ Prävalenz der Schizophrenien ist in allen Kulturen und Ländern der Welt
ungefähr
fäh gleich
l i h hhochh
„ Geschlechtsverteilung ist etwa gleich, mit einer Tendenz der
Männerüberrepräsentation
„ Beginn zwischen Pubertät und dem Beginn des 4. Lebensjahrzehntes, nur
1% in der Präpubertät
„ Männer erkranken um das 22.,, Frauen um das 29. Lebensjahr
j
„ Nach dem 30. Lebensjahr vermindertes Risiko
„ Bei Frauen erneuter Anstieg im Klimakterium
„ Krankheitsverlauf
- Einfacher progredienter Verlauf / Akut rezidivierende Verläufe / Kombination
- 1/3 gute Remissionen / 1/3 mäßige Residuen / 1/3 schwere Endzustände
„
09.06.2008
Schizophrene
p
Störungen
g
ICD-10 Klassifikation
… Gedankenlautwerden,
-eingebung, -entzug
… Beeinflussungserlebnisse und
… Wahnwahrnehmungen
… Kommentierende und dialogische Stimmen
… Bizarrer Wahn
… Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität in
Kombination mit Wahn
… Denkstörungen
… Katatone Symptome
… “Negative”
09.06.2008
Symptome
Diagnostische Kriterien für Schizophrenie
Charakteristische Symptome bestehen mindestens in einer
Zeitspanne von einem Monat
so a e / berufliche
soziale
be u c e Leistungseinbußen
e stu gse buße für
ü eine
e e bedeute
bedeutende
de
Zeitspanne seit dem Beginn der Störung in den Funktionsbereichen
- Arbeit,
- zwischenmenschliche
i h
hli h B
Beziehungen
i h
oder
d
- Selbstfürsorge (deutlich unter dem Niveau vor Beginn)
Dauer mindestens 6 Monate
Symptomatik geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer
Substanz (z. B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen
Krankheitsfaktors zurück
09.06.2008
Vulnerabilitäts--StressVulnerabilitäts
Stress-BewältigungsBewältigungs-Modell
nach
hN
Nuechterlein,
ht l i 1987
Persönliche Vulnerabilitätsfaktoren
dopaminerge
Funktionsstörungen
autonome
Überreaktionen
auf aversive
Stimuli
verminderte
Verarbeitungskapazität
Persönliche Schutzfaktoren
Coping &
Selbsthilfefähigkeiten
Problemlösung in
der Familien
INTERMEDIÄRE STATES
OUTCOMES
Überlastung d.
Verarbeitungskapazität
soziale
Leistungsfähigkeit
antipsychotische
Medikation
Umweltbedingte Schutzfaktoren
INTERAKTION
unterstützende
psychosoziale
Interventionen
Umweltbedingte Potenzierungs/Streßfaktoren
k iti h oder
kritisches
d
überstimuStreß erzeuemotional
lierende sogende Lebensaufgeladenes
ziale Umwelt
ereignisse
Familienklima
PRÄMORBIDE PHASE / REMISSION
09.06.2008
schizotype
Persönlichkeitsmerkmale
tonische
autonome
Übererregung
mangelhafte
Verarbeitung
sozialer Stimuli
PRODROMALPHASE
Prodromalsymptome
schizophrene
psychotische
Symptome
Arbeitsfähigkeit
EPISODE
Schizophrene Störungen
Typen der Schizophrenie (ICD-10)
„
„
„
Akut - paranoide Schizophrenie
- hebephrene Schizophrenie
- katatone Schizophrenie
- undifferenzierte Schizophrenie
- Sonstige Schizophrenie
Chronisch - schizophrenes Residuum
- Schizophrenia simplex
- schizotype
hi t
Stö
Störung
F 20.0
F 20.1
F 20.2
F 20.3
F 20.8
20 8
F 20.5
F 20.6
F 21
Verlaufsformen
… kontinuierlich
k ti i li h
… episodisch mit zunehmendem Residuum
… episodisch mit stabilem Residuum
… episodisch
i di h remittierend
itti
d
… Episode mit unvollständiger Remission
… Episode mit vollständiger Remission
F 20.x0
20 0
F 20.x1
F 20.x2
F 20.x3
20 3
F 20.x4
F 20.x5
akute schizophreniforme psychotische Störung
F 23.2
09.06.2008
Schizophrenie u. a. als
Paranoid-halluzinatorische
P
id h ll i t i h F
Form: (häufigste
(hä fi t G
Gruppe):
) V
Vorherrschen
h
h von W
Wahnsystemen
h
t
oder akustischer Halluzinationen, die sich auf ein Thema beziehen (zusätzlich:
Zerfahrenheit, Affektverflachung, inadäquater Affekt, Störungen des Ich-Erlebens,
d
desorganisiertes
i i t V
Verhalten
h lt
Desorganisierter Typ/Hebephrenie: sehr früher Beginn (Jugend), Leitsymptome:
Denkstörungen, Stimmungsauffälligkeiten, (z. B. unangebracht heiter); Lockerung der
A
Assoziationen,
i ti
desorganisiertes
d
i i t Verhalten,
V h lt flacher
fl h undd inadäquater
i dä t Affekt,
Aff kt
Absonderlichkeiten, Wahnideen (flüchtig und fragmentarisch), flüchtige Halluzinationen
Katatone Schizophrenie: Beeinträchtigung des Bewegungsablaufes mit Verharren in
unnatürlichen und bizarren Körperstellungen, keine willentliche Beeinflussung,
Automatisches Befolgen von Befehlen / Negativismus, Stereotypien (Wiederholung von
Handlungen etc.), Bewegungsverharren kann rasch umschlagen in allgemeinen
B
Bewegungsdrang
d
(St
(Stupor
- Raptus)
R t )
schizophrenes Residualsyndrom: „Defekt”- Schizophrenie mit diskret fluktuierenden
Störungen der Wahrnehmung, kognitiven Störungen, der Leitbarkeit der Gedanken, der
Strukturierung und Filterung von Sinneseindrücken; Abbau von
Gewohnheitshierarchien. Da diese Störungen häufig in den stillen Zeiten der Psychose
(Prämorbid und im Residuum) angetroffen werden, werden sie als Basissymptome
b i h t
bezeichnet.
09.06.2008
Schizophrene Symptome
„
„
„
Formale Denkstörungen
Zerfahrenheit, Vagheit und Unschlüssigkeit des Denkens (z. T. gedankliche
Sprünge und schwer nachvollziehbare Verknüpfungen bis zum Wortsalat;
D b
Danebenreden,
d häufig
hä fi auchh Störung
Stö
der
d Symbolisationsfähigkeit
S b li ti fähi k it (M
(Metaphorik
t h ik Bauchlandung wird wörtlich genommen) => Inkohärenz (Fähigkeit des Bezuges
auf den vorhergehenden Satz), Konkretismus / Neologismen
Inhaltliche Denkstörungen
Wahn : ist eine objektiv falsche Überzeugung, die ohne entsprechende Anregung
von außen entsteht und trotz vernünftiger Gegengründe aufrechterhalten wird.
Wahnstimmung / Wahnerlebnisse: Gewissheit
Gewissheit, dass etwas Unheimliches im Gange
ist, Beziehungssetzungen, Bedeutungserleben, Betroffene wollen den
Wahrheitsgehalt ihrer Beobachtungen überprüfen.
Katatone Syndrome
y
Katatoner Stupor (Regungslos, mutistisch, Keine Nahrungs- und
Flüssigkeitsaufnahme, Muskeltonus kann gesteigert sein (Rigor,
Zahnradphänomen), Steigerung der Körpertemperatur, Flexibilitas cerea /
K t l i (V
Katalepsie
(Verharren)
h
) oder
d
Erregung (Raptus) / Bewegungsanomalien / Echophänomene / Negativismus
(Weigerung, auf Außenreize adäquat zu reagieren. Z. B. wird immer das Gegenteil
des Erwartbaren gemacht)
09.06.2008
Schizophrene
p
Symptome
y p
„
„
„
„
„
Ich-Störungen:
Störungen des Ich-Erlebens zeigen sich erst vage in Derealisation und
Depersonalisation (Personen und Umwelt kommen dem Kranken unwirklich vor);
eigene psychische Funktionen verändert empfunden, wie von außen gelenkt)
Störungen der Affektivität
Parathymie: Affektive Entäußerungen,
Entäußerungen die nicht zur Situation und zur äußeren
Kommunikation passen
Affektgleiten: Zunächst waches Interesse, dass dann in oberflächiger Weise über
gg
; die Aufmerksamkeit ist weder strukturiert noch differenziert;; die
alles hinweggleitet;
Stimmungslage der Parathymie gleitet oft ins flach Heitere (läppischer Affekt)
Unnatürliche, Eckige, Hölzerne der affektiven Äußerungen (z. T. Manirismen)
Halluzinationen
Trugwahrnehmungen = Sinneseindrücke die ohne entsprechenden Außenreiz in
allen Sinnesqualitäten möglich
Illusionen:
Fehlinterpretationen und Ausgestaltungen realer Eindrücke.
Pseudohalluzinationen:
Eindringliche Vorstellungen von visionärem
visionärem, traumartigem Charakter
Charakter, aber nie ganz
gefangen darin
09.06.2008
Wahnentwicklungen
„
„
„
„
Paranoia
schleichende Entwicklung eines dauernden, unerschütterlichen Wahnsystems bei
erhaltender Klarheit und Ordnung im Denken,
Denken Wollen und Handeln.
Handeln
Wahnideen ⇒ Wahnsystem, Bezugnahme auf krankhafte Beziehungsideen oder auf
Erinnerungstäuschungen; Übergreifen des Wahns auf verschiedenste Situationen
Paranoischer Querulantenwahn
Q
Personen (sthenisch und selbstbewusst - außerordentlich empfindlich, verletzbar)
querulatorische Persönlichkeitsstörung (Verhalten in ausgeprägter Weise fanatisch,
rechthaberisch und unbelehrbar oder gar rücksichtslos);
Initial zunächst Kränkungen,
Kränkungen Insuffizienzerfahrungen und verletztes Rechtsempfinden
Querulatorische Fehlhaltung geht in Querulantenwahn über => Keine Zweifel mehr möglich
Sensitiver Beziehungswahn Trias: (Charakter / Erlebnis / Milieu)
⇒ spezifischer
p
Charakter ((Sensitive Persönlichkeitsstruktur,, Affektverhaltung,
g,
Verletzbarkeit ⇔Geltungsstreben; Triebhaftigkeit ⇑ / Triebhemmung ⇓⇓
Wahnentwicklung bei Schwerhörigen oder Symbiotischer Wahn (Folie à deux)
---„
„
„
außerhalb des Wahnsystems und allem, was sich darauf bezieht, sind Logik und
Ideenablauf für unsere Untersuchungsmittel intakt; Halluzinationen fehlen meist
Gedächtnis ist gut; Aufmerksamkeit ist normal, wird aber einseitig i. S. der Wahnideen
gelenkt
Affektivität erscheint primär normal
09.06.2008
Affektive Störungen
¾
¾
¾
¾
¾
krankhafte Veränderungen der Stimmungslage
(Depression oder Manie)
mit unterschiedichen ((organisch,
g
, endogen,
g , psychogen,
p y g ,
reaktiv) Ursachen
die mit psychischen,
psychischen psychomotorischen und vegetativ
vegetativsomatischen, in sehr schweren Fällen auch mit
psychotischen, Symptomen einhergehen.
einhergehen
sie verlaufen als uni- oder bipolare
sowie
i als
l episodische
i di h oder
d anhaltende
h lt d Störungen
Stö
09.06.2008
Das bipolare Spektrum
Manie
Bipolare Erkrankungen
H
Hypomanie
i
Normal
Depression
schwere
Depression
ep ess o
Normale
Zyklothyme Zyklothymie Bipolar II Unipolare Bipolar I
Stimmungs- PersönlichStörung Manie
Störung
schwankung
keit
09.06.2008
Goodwin et al. Manic-depressive illness. Oxford: Oxford University Press, 1990
Lebenszeitprävalenz affektiver Störungen
Depression
leichte
6%
mittelgradige
7%
schwere
4%
bipolar I
1,5%
bipolar
b
po a II
0,5%
Dysthymia
6%
keine
74%
09.06.2008
Zyklothymia
1%
Klassifikation affektiver Störungen
g nach ICD-10
¾
Manische Episode
F30
¾
Bipolare Affektive Störung
F31
¾
Depressive Episode
¾
Rezidivierende depressive Störung
¾
Anhaltende affektive Störung
leicht
mittelgradig
schwer
F32.0
F32.1
F32.2
F33
Zyklothymia
Dysthymia
¾ Organisch bedingte Depression
F34.0
F34.1
F06.32
p
Symptome
y p
¾ Demenz und depressive
F0x.x3
¾ Substanzinduzierte affektive Störung
F1x.xx
¾ Schizodepressive
p
Störung
g
F25.1
¾ Depressive Anpassungsstörung
F43.2
09.06.2008
Manie ICD-10 (F30.1; F31.1)
¾
situationsinadäquat gehobene Stimmung
¾
vermehrter Antrieb, Überaktivität
¾
Rededrang
¾
vermindertes Schlafbedürfnis
¾
Selbstüberschätzung, Größenideen
¾
Verlust üblicher sozialer Hemmungen
¾
starke Ablenkbarkeit, schwere Aufmerksamkeitsstörung
¾
riskante Projekte, leichtsinnige Geldausgaben
Alternativ: Stimmung gereizt und misstrauisch statt Euphorie
Zeitkriterium: wenigstens 1 Woche
Weitgehend vollständige Unterbrechung der beruflichen und
sozialen Funktionsfähigkeit
g
09.06.2008
Manie mit psychotischen Symptomen
ICD-10 (F30.2; F31.2)
psychotische Symptome
¾
Größenwahn
¾
Beziehungswahn
¾
Verfolgungswahn
¾
Halluzinationen
¾
gedankliche und sprachliche Unverständlichkeit
¾
E
Erregungszustände
tä d mit
it Aggressivivität
A
i i ität und
d Gewalttätigkeit
G
lttäti k it
¾
Verwahrlosung
Wahngedanken
h
d k oder
d Halluzinationen
ll i i
können
kö
näher
äh als
l synthym
h
(kongruent) oder parathym (inkongruent) bezeichnet werden
Abgrenzung zur Schizomanie (F25.0) kann im Querschnitt problematisch sein
09.06.2008
Hypomanie ICD
ICD-10
10 (F30.0; F31.0)
¾
anhaltende leicht gehobene Stimmung
¾
gesteigerter Antrieb und Aktivität
¾
Auffallendes Gefühl gesteigerten Wohlbefindens und körperlicher und seelischer
Leistungsfähigkeit
häufig zusätzlich:
gesteigerte Geselligkeit
Gesprächigkeit
Vertraulichkeit
Libidostörung
vermindertes Schlafbedürfnis
Alternativ: Reizbarkeit,, Selbstüberschätzung,
g, „flegelhaftes“
g
Verhalten
statt Euphorie
Zeitkriterium: einige Tage
Keine schwere oder vollständige Beeinträchtigung der beruflichen
oder sozialen Aktivitäten
09.06.2008
Folgen
o ge de
der Erkrankung
a u g
¾
80% berichten über schwere Probleme in Familie und/oder
P t b i h
Partnerbeziehung
¾
54% berichten über Entlassung/Niederlegung der Arbeit vs. 29%
der nicht bipolaren Patienten
¾
26% berichten über Verhaftung, Inhaftierung oder über eine
Verurteilung wg
wg. eines Verbrechens vs
vs. 5% der nicht bipolaren
Patienten
¾
6–15% aller Pat. mit bipolaren Störungen vollziehen,
25-50%
25
50% versuchen Suizid
09.06.2008
F 1 Psychotrope Substanzen - Allgemeines
#
#
#
#
10,4 Millionen Menschen in Deutschland betreiben einen riskanten Alkoholkonsum
1,7 Millionen einen Alkoholmissbrauch und weitere
1 7 Millionen sind nach den diagnostischen Kriterien alkoholabhängig
1,7
=> 4 - 5 % d. Bevölkerung haben ein Alkoholproblem (IFT München 2005)
66,5%
5% der Westdeutschen; 5,2%
5 2% der Ostdeutschen konsumieren illegale Drogen
ca. 3 Millionen Konsumenten bundesweit (Umfrage der DHS 2000)
vor allem die 14- bis 30-Jährigen)
Cannabis >>> Amphetamine > Ecstasy > LSD > Opiate > Kokain und Crack
-
#
ca. 1,3-1,4 Mio. Medikamentenabhängige werden geschätzt,
11-1,1
1,1 Mio. Abhängige von Benzodiazepinderivaten und
300.000 von anderen Arzneimitteln (Jahrbuch Sucht 2007)
#
#
Egg (2002): Anteil berauschter Straftäter bei Gewaltdelikten = 25,3 %
polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2005 (BMI 2006)
= 29,7 % aller erf. 212.832
Gewaltdelikte
Gutachten- und Klinikpopulationen: Anteil alkoholisierter Straftäter deutlich höher
(z. B. Pillmann et al. 2000; Wendt und Kröber 2003 bis zu 40 %)
#
09.06.2008
Definition
„
Illegalen Drogen = psychotrope Substanzen,
die je nach chemischer Struktur und Dosis
- Bewusstseinslage,
B
t i l
- Wahrnehmung,
- Denken,
- Ich-Funktion,
Ich Funktion,
- Stimmung und
- Antriebslage
A ti b l
bbeeinflussen.
i fl
(meist verschiedene Drogen mit- oder nacheinander)
09.06.2008
Drogeneinfluss abhängig von …
„
Art der Droge
(Sedierung, Stimulanz, Halluzinogen + Kombinationen)
„
Art der Applikation
(intravenös, inhalieren, subcutan, nasal, oral)
„
Dosierung
(einmalig/regelmäßig; gering/steigend/hoch)
„
Ausgangslage des Konsumenten
(physisch und psychisch; Umgebungsvariablen)
„
Anforderungen
g einer Situation
(Leistungseinbußen angesprochen oder neutral)
„
Vorerfahrungen
(keine, Unverträglichkeit, Gewöhnung)
09.06.2008
Lebenszeitprävalenz
p
Drogengebrauch
g g
in Deutschland
Soellner 2005
C
Cannabis
1993
((n=3000))
N (%)
1997
((n=3000))
N (%)
2001
((n=3000))
N (%)
480 (16)
( )
570 (19)
( )
780 (26)
( )
150 (5)
120 (4)
Ecstasy
Amphetamine
120 (4)
90 (3)
90 (3)
LSD
60 (2)
60 (2)
60 (2)
09.06.2008
Kriminologisch
g
relevante Konsumformen
- sporadisch/gelegentlicher Konsum (ohne Toleranz) als Ausnahme
und ohne zwingende delinquente Handlungsbereitschaft
- regelmäßiger Konsum (am WE), oft gemeinsam in einer Clique, mit
d
dann
jjeweils
il hhoher
h N
Neigung
i
zu delinquentem
d li
V
Verhalten
h l
(Schlägereien, Einbrüchen, sexuellen Übergriffen)
- häufiger Gebrauch,
Gebrauch ohne dass Abhängigkeitskriterien erfüllt werden,
werden
mit nachfolgenden gewalttätigen Übergriffen im sozialen Umfeld
g
, mit
- ggehäufter Konsum in Krisenzeiten,, z.B. Trennungssituationen,
der Folge von verminderten Anstrengungen und Fähigkeiten zur
Krisenbewältigung (ggf. wird die Krise weiter zugespitzt)
- klinisch
kli i h ffassbarer
b
Mi b
Missbrauch
h undd
- Abhängigkeit
09.06.2008
Frequenz
q
innerhalb eines Monats ((n = 1664)) in %
(Kraus & Augustin 2001)
(fast) tgl.
Opiate
Kokain
Halluzinogene
E t
Ecstasy
Speed
Cannabis
15 24/Monat
15-24/Monat
5-14/Monat
1-4/Monat
kein
0
09.06.2008
20
40
60
80
100
Pragmatische
g
Aufteilungg der
drogenassoziierten Delinquenz
„
„
1. Konsum illegaler Drogen als Verstoß gegen das BtmG.
2. szene-interne Delinquenz:
Delikte zwischen Konsument/Kleindealer und Dealer oder zwischen
Dealern: Betrug, Diebstahl, Erpressung, Raub, Körperverletzung,
Prostitution, [fahrlässige] Tötungsdelikte etc. (u.a. direkte
Beschaffungskriminalität)
= in großem Umfang nicht polizei- oder gar gerichtskundig
„
3. nach außen gerichtete Eigentumsdelikte:
Betrug Unterschlagung
Betrug,
Unterschlagung, Diebstahl
Diebstahl, Apothekeneinbruch
Apothekeneinbruch, Rezeptfälschung
Rezeptfälschung,
Raub (indirekte Beschaffungskriminalität);
= zumeist polizeikundig, aber nicht aufgeklärt.
„
44. nach
h außen
ß gerichtete
i ht t andere
d Delikte:
D likt
Verkehrsdelikte, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Tötungsdelikte.
=> Drogenwirkung als konstellierendes Moment, ohne die Delinquenz
bereits allein zu begründen
09.06.2008
„… ständige Rechtssprechung des BGH …““
(NStZ, 2001, 84; NStZ, 2002, 31)
Betäubungsmittelkonsum und Abhängigkeit können nur in
Ausnahmefällen eine erheblich verminderte Schuld begründen,
wenn:
„ die
di T
Tat iim Z
Zustandd eines
i
aktuellen
k ll D
Drogenrausches
h bbegangen wurde
d
(ob der Rausch zu erheblichen Beeinträchtigungen führte –
entscheidet der Tatrichter)
„
durch starke Entzugserscheinungen
g
g ((oder bei Heroin: aus Angst
g
davor) zur Straftat getrieben, um sich durch eine Straftat Drogen zu
verschaffen
„
„harte“ Drogen nach langjähriger Abhängigkeit zu schwersten
Persönlichkeitsveränderungen führten
09.06.2008
Forensisch-psychiatrische Gesichtspunkte
bei der Beurteilung des Drogeneinflusses
„
Intoxikation
(Rausch/Vergiftung als unmittelbare Reaktion auf Drogenzufuhr
- Ausprägung dosisabhängig
- akut oder protrahiert (zeitlicher Verlauf)
- typisch oder atypisch (inhaltliche Gestaltung)
„
Missbrauch / Abhängigkeit / Entzug
„
Folgekrankheiten
bei Vorliegen stellt sich die Frage der jeweiligen Auswirkungen auf
die situativen Anforderungen der konkreten Handlung(en)
09.06.2008
Drogenintoxikation: Diagnose allgemein
ICD 10 Diagnostische Kriterien der Alkoholintoxikation (F 1x.0)
-
kurz zurückliegender Konsum psychotroper Substanzen (ohne Hinweis,
dass ddiee Menge
e ge nicht
c aus
ausreichend
e c e d war,
a , uum be
bei de
den meisten
e s e Personen
e so e eeinee
Intoxikation herbeizuführen).
-
Verhaltensänderungen, die unangepasst sind
Verhaltensänderungen
sind, zz.B.
B Enthemmung
sexueller oder aggressiver Impulse, Stimmungslabilität, Einschränkung der
Urteilsfähigkeit, Beeinträchtigung der sozialen oder beruflichen
Leistungsfähigkeit, wie sie für die jeweilige(n) Substanz(en) typisch sind.
d.h. ausreichender Schweregrad, um Störungen von klinischer Relevanz zu
erreichen für:
- Bewusstsein; - Kognition; - Wahrnehmung; - Affekte; - Verhalten
-
die Symptome sind nicht durch irgendeine körperliche oder andere
psychische
hi h Störung
Stö
hhervorgerufen.
f
p
ohne/mit Komplikationen
09.06.2008
Intoxikation und ihre Beurteilungg
Welche Drogen wurden wann in welcher Dosis konsumiert?
- konkrete Symptomatik im zeitlichen Verlauf
(! keine lineare Dosis
Dosis-Wirkungsbeziehung
Wirkungsbeziehung wie beim Alkohol)
- komplette Suchtmittelanamnese mit Erfassung der individuellen
Gewohnheiten, Wirkerfahrungen und Verträglichkeiten
- (psychisch und physisch),
- Toleranzentwicklung oder paradoxe Reaktionen mgl.?
- Mengenangaben plausibel (z.B. Finanzierung)?
-
A ß k i i (L
Außenkriterien
(Laborbefunde,
b b f d F
Fremdbeobachtungen)
db b h
)
09.06.2008
Konsummengen bei 20 Konsumenten
Droge
Spanne
Median
Heroin
0,3-3
, ((5)) g/d
g
1,5
, gg/d
Cannabis
0,5-6 (10)g/d
3 g/d
Kokain
0,5-4 (10) g/d
1-2 g/WE
1-5 g/d
11-88 KE/d
3 Pappen/d
2 g/WE
2 KE/WE
Amphetamine
Ecstasy
LSD
09.06.2008
Preisspannen bei 20 Konsumenten
Droge
g
Spanne
p
Median
Heroin
15-160 €/g
50 €/g
3-10 €/g
6,5 €/g
30 100 €/g
30-100
€/
60 €/g
€/
10-25 €/KE
4-10 €/KE
15 €/Pappen
15 €/KE
5 €/KE
Cannabis
K k i
Kokain
Amphetamine
p
Ecstasy
LSD
09.06.2008
Nachweis illegaler Drogen
Droge
Halbwertszeit
Blut
Urin
3h
15-53 h
8h
12-24 h
2–3 d
3d
50 h
25 h
24h
2-4
22-33 d
6-8 wo
30-90 min
1-2 h
2-3 d (AP)
Amphetamin
6h
6 h*
1-4 d
Ecstasy
2h
24 h
4d
20-40 min
6h
12 h
15 min
4h
4d
Heroin
Methadon
C
Cannabinoide
bi id
Kokain
GHB (liquid E)
Ketamin
* Gehirn/Leber : Plasma = 7:1
09.06.2008
schädlicher Gebrauch: Diagnose
g
ICD 10 Diagnostische Kriterien (F1x.1)
Ein Konsumverhalten ppsychotroper
y
p Substanzen,, das zu g
gesundheitlichen
Schäden führt, die etwa als körperliche Schäden (z. B. Leberschäden) oder
als psychische Störungen (z. B. depressive Episode) auftreten.
- nachweislich ist der Substanzgebrauch für die körperlichen oder
psychischen Probleme verantwortlich. Es kommt aufgrund des
Substanzgebrauchs
Subs
a geb auc s zuu Behinderungen
e de u ge oder
ode negativen
ega e Konsequenzen
o seque e in
den zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Die Art der Schädigung kann klar bezeichnet werden.
- das Konsumverhalten lässt sich mindestens einen Monat nachzeichnen
oder trat wiederholt in den letzten zwölf Monaten auf.
- die Kriterien einer anderen substanzinduzierten
s bstan ind ierten Stör
Störung
ng treffen nicht zu.
(ausgenommen ist die Intoxikation)
09.06.2008
Abhängigkeitssyndrom:
gg
y
Diagnose
g
((1))
ICD 10 Diagnostische Kriterien der Abhängigkeit (F 1x.2)
-
Gruppe von Verhaltens-, kognitiven und körperlichen Phänomenen, die
sich nach wiederholtem Substanzgebrauch entwickeln.
entwickeln
- mindestens einen Monat oder wiederholt innerhalb eines Jahres sollten
mindestens drei der folgenden Kriterien gemeinsam aufgetreten sein:
- ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, die Substanz zu konsumieren
- verminderte Kontrolle über den Substanzgebrauch, d. h. über Beginn,
Beendigung oder die Menge des Konsums.
Konsums
- Es wird mehr oder über einen längeren Zeitraum als geplant konsumiert.
- erfolglos
f l l wird
i d bbeii anhaltendem
h lt d W
Wunschh versucht,
ht dden S
Substanzkonsum
b t k
zu
verringern oder zu kontrollieren.
09.06.2008
Abhängigkeitssyndrom:
gg
y
Diagnose
g
((2))
-
körperliches Entzugssyndrom, wenn Substanz reduziert oder abgesetzt
wird, typische Entzugssyndrome
oder der Gebrauch der Substanz um eben diese Entzugssymptome zu
mildern oder zu vermeiden.
- Toleranzentwicklung gegenüber den Substanzeffekten => für eine
Intoxikation oder um den gewünschten Effekt zu erreichen, müssen größere
Mengen der Substanz konsumiert werden (oder es treten bei Konsum der
gleichen Menge deutlich geringere Effekte auf)
- Einengung auf den Substanzgebrauch, Aufgeben oder Vernachlässigen
anderer Aktivitäten oder Interessensbereiche wegen des
Substanzgebrauchs. Viel Zeit darauf wird verwandt, die Substanz zu
beschaffen, zu konsumieren oder sich davon zu erholen.
- anhaltender Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen, d. h.
der Konsum wird fortgesetzt, obwohl der Betreffende sich über Art und
A
Ausmaß
ß des
d Schadens
S h d
klar
kl iist.t
09.06.2008
andere Störungen durch psychotrope Substanzen
Entzugssyndrom (F1x.3): Gruppe von Symptomen unterschiedlicher
Zusammensetzung und Schweregrades, nach absolutem oder relativem Entzug
einer psychotropen Substanz (Absetzen oder der Reduktion,
Reduktion Entzugssyndrom),
Entzugssyndrom)
als Komplikationen können ein Delir oder Krampfanfälle auftreten.
psychotische Störung durch psychotrope Substanzen (F1x.5):
(F1x 5): während oder nach
Substanzgebrauch, nicht durch akute Intoxikation oder Entzugssyndrom
(insbesondere akustische, paranoide Gedanken oder Verfolgungsideen), gleich
oder innerhalb von zwei Wochen nach Substanzgebrauch; dauert länger als 48
S d undd nicht
Stunden
i h länger
lä
als
l sechs
h M
Monate
Amnestisches Syndrom (F1x.6): ausgeprägte und andauernde Beeinträchtigungen des
G dä h i
Gedächtnisses
(Z
(Zeitgefühl
i fühl undd ZZeitgitter);
i i ) K
Konfabulationen,
f b l i
di
die anderen
d
kkognitiven
ii
Funktionen sind meist gut erhalten. Neue Lerninhalte werden nicht behalten =>
Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung
Restzustand und verzögert auftretende psychotische Störung (F1x.7): Phänomene
über Substanzwirkung hinaus auf kognitiven Fähigkeiten, Affekt, Persönlichkeit und
Verhalten
09.06.2008
Häufigkeit komorbider Störungen bei Sucht
Diagnosen
Bahlmann et al. Pellisier et al. 2000
2002
609 Teilnehmer eines
Driessen et al.
1998
Holdcraft et al.
1998
55 Patienten
einer
Suchtstation
Drogenprogramms in
Haft
250 Patienten einer
Entgiftungsstation
431 Väter einer
Zwillingsstudie
(davon 207
Alkoholiker)
32 7%
32,7%
39 1%
39,1%
33 6%
33,6%
5 8%
5,8%
Affektive
Störungen
n.b.
20,7%
19,2%
5,6%
Angststörungen
n.b.
n.b.
34,4%
n.b.
Andere
n.b.
n.b.
n.b.
30,0%
PersönlichkeitsP
ö li hk it
störungen
09.06.2008
Diagnosen
g
Diagnosegruppe
Häufigkeit bei den
143 Probanden**
3
Anteil in Prozent
124
53
86,7%
37,1%
Schizophrene Störungen
6
4,2%
Aff kti Stö
Affektive
Störungen
15
10 5%
10,5%
Neurotische Störungen
6
4,2%
Persönlichkeitsstörungen*
54
37,7%
I t lli
Intelligenzminderung
i d
4
2 8%
2,8%
Hirnorganische Störungen
Störung durch Alkohol,
durch illegale Drogen
*
**
09.06.2008
davon 27,8% mit dissozialer Persönlichkeitsstörung
44,9% mit zwei, 18,1% mit drei Diagnosen
2 1%
2,1%
Drogenbedingte Persönlichkeitsveränderungen
„
Depravation:
-
Zunehmende
Z
h
d soziale
i l D
Desintegration
i t
ti mitit wachsender
h d
Selbstbezogenheit
Einengung
g g ggedanklicher Flexibilität
Reduzierung der intellektuellen Leistungsbereitschaft
Nivellierung des Persönlichkeitsgefüges
Leichte Verstimmbarkeit, Halt- und Kritikschwäche,
allgemeiner Vitalitätsverlust
! kleinerer Personenkreis mit erheblicheren Strukturdefiziten als
die Gruppe der Abhängigen gem. den Klassifikationssystemen.
09.06.2008
Differenzierung:
g ppersönlichkeitsbedingte
g Sucht <->
suchtbedingte Persönlichkeitsveränderungen
- zeitlicher Vorlauf der Persönlichkeitsauffälligkeiten
g
vor den Symptomen
y p
einer Sucht:
biographische Brüche bereits im Kindes- und Jugendalter, niedrige Schuldbildung,
geringer Ausbildungsstand bei Beschäftigung, Probleme im zwischenmenschlichen
Bereich häufig früh beginnende Delinquenzkarriere (dissoziale Problematik)
Bereich,
- heterogene Trink- bzw. Konsumgewohnheiten: nicht kontinuierlich, intendiert,
polyvalenter Konsum
Konsum, Abstinenz je nach Situation ohne gravierende Probleme
möglich
- keine Einengung auf den Suchtmittelkonsum: es fehlt eine nachhaltige
Beeinträchtigung des Persönlichkeitsgefüges durch das Suchtmittel
- Verhaltensauffälligkeiten
g
und Defizite bestehen nach andauernder Suchtmittelkarenz
fort
g Verläufen verschwimmen die Grenzen und stehen die
! bei jjahrzehntelangen
Symptome der Depravation bzw. der Folgestörungen im Vordergrund
09.06.2008
Schematische Darstellung aufgrund biographisch orientierter
I t i i t i
Intensivinterviews
bei
b i Fixern
Fi
1972 und
d 1978
1978, A
Angaben
b iin %
Typus
Vorgeschichte
Drogenphase
Beschreibung
gesamt
M
n=83
F
n=34
n=117
-
3
1
I
Drogenkarriere ohne vorangehende
und ohne begleitende
Delinquenzkarriere
II
Drogenkarriere mit durch sie
bedingter begleitender
Delinquenzkarriere
28
35
30
III
Drogenkarriere mit begleitender
22
35
26
Delinquenzkarriere
D
li
k i iin wechselseitiger
h l iti
Bedingtheit
IV
Drogenkarriere im Verlauf
angebahnter mäßiger, durch die
D
Drogenkarriere
k i verstärkter
tä kt
Delinquenzkarriere
22
24
22
V
Drogenkarriere im späteren Verlauf einer
bereits deutlich bestehenden
Delinquenzkarriere
29
3
21
Drogenkarriere
Delinquenzkarriere
Aus: A. Kreutzer, Kriminelle Karrieren der Süchtigen, in: Kriminologische Probleme des Alkohol- und Drogenmissbrauchs,
Heidelberg 1982 S. 43 ff, 52.
09.06.2008
ICD-10
ICD
10 Kategorien der Drogen
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
F10.x Alkohol
F11.x Opioide
F12.x Cannabis
F13.x SedativaS
oder Hypnotika
F14.x Kokain
F15 Stimulantien
F15.x
Sti l ti (einschließlich
( i hli ßli h K
Koffein)
ff i )
F16.x Halluzinogen
F17 x Nikotin
F17.x
F18.x Lösungsmittel
F19 0 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum
F19.0
sonstiger psychotroper Substanzen
09.06.2008
Alkoholintoxikation: Diagnose
DSM-IV
S
TR (2003)
(
) Diagnostische Kriterien der Alkoholintoxikation (303.00)
(
)
A) Kurz zurückliegender Alkoholgenuß (ohne Hinweis, daß die Menge
nicht ausreichend war, um bei den meisten Personen eine
Into ikation herbei
Intoxikation
herbeizuführen).
führen)
B) Verhaltensänderungen, die unangepaßt sind, z.B. Enthemmung
sexueller oder aggressiver Impulse, Stimmungslabilität,
Ei
Einschränkung
hä k
der
d U
Urteilsfähigkeit,
t il fähi k it B
Beeinträchtigung
i t ä hti
d
der sozialen
i l
oder beruflichen Leistungsfähigkeit.
C) Mindestens eines der folgenden Zeichen:
„ (1) Verwaschene Sprache
„ (2) Koordinationsstörung
„ (3) Unsicherer Gang
„ (4) Nystagmus
„ (5) Gesichtsrötung.
„ (6) Stupor oder Koma
D) Die Symptome sind nicht durch irgendeine körperliche oder andere
psychische
p
y
Störung
g hervorgerufen.
g
09.06.2008
Alkoholintoxikation: Diagnose
ICD-10: F10.0 akute Alkoholintoxikation
A. Die allgemeinen Kriterien für eine akute
I t ik ti (F1x.0)
Intoxikation
(F1 0) sind
i d erfüllt:
füllt
„ G1 Deutlicher Nachweis der Aufnahme einer
oder
d mehrerer
h
S
Substanzen
b t
iin einer
i
fü
für di
die
vorliegende Intoxikation ausreichend hohen
Dosis.
Dosis
„ G2 Für die jeweilige Substanz typische
Intoxikationszeichen.
Intoxikationszeichen
„ G3 Die Symptome sind nicht durch andere
psychische oder körperliche Ursachen erklärbar
erklärbar.
09.06.2008
Alkoholintoxikation: Diagnose
B. Funktionsgestörtes
g
Verhalten,, deutlich an mindestens einem
der folgenden Merkmale:
„ 1. Enthemmung
2. Streitbarkeit
„ 3.
3 A
Aggressivität
i ität
4 Aff
4.
Affektlabilität
ktl bilität
„ 5. Aufmerksamkeitsstörung
„ 6.
6 Einschränkung der Urteilsfähigkeit
„ 7. Beeinträchtigung der persönlichen Leistungsfähigkeit
C. Mindestens eins der folgenden Anzeichen:
„ 1. Gangunsicherheit
2. Standunsicherheit
„ 3. verwaschene Sprache
S
4. Nystagmus
„ 5. Bewußtseinsstörung (z.B. Somnolenz, Koma)
„ 6.
6 Gesichtsröte
7 konjunktivale Injektion.
7.
Injektion
09.06.2008
Schaubilder zur Illustration der Ergebnisse von Krauland et al. (1963)
09.06.2008
Symptomfreiheit unter Alkohol
09.06.2008
Neurologische Ausfälle unter Alkohol
09.06.2008
09.06.2008
Emotionalität und BAK (Krauland et al. 1963)
09.06.2008
Sozialverhalten, Amnesie und BAK (Krauland et al. 1963)
09.06.2008
4 Achsensyndrome der erheblichen Intoxikation
1 Neurologisches Achsensyndrom
Beeinträchtigung von Sprache (Artikulation, Lautstärke),
Gleichgewichtssinn, Feinmotorik und zunehmend der gesamten
motorischen Koordination.
Koordination
2 Akutes hirnorganisches Achsensyndrom
das klassische Achsensyndrom der akuten hirnorganischen
Beeinträchtigung von Bewusstsein, Denken und Wahrnehmung:
- Beeinträchtigung der Denkvorgänge mit Einschränkung der gedanklichen
Vielfalt, Neigung zu Wiederholungen;
g
Auffassungg und eingeschränkte
g
Anpassung
p
g an äußere
- eingeschränkte
Vorgaben, Verlangsamung der Denkabläufe,
- merkbare Einschränkung der zielsicheren und gleichzeitig umweltflexiblen
Umsetzung eines Handlungsplans
09.06.2008
4 Achsensyndrome
y
der erheblichen Intoxikation
3 Affektives Achsensyndrom
y
- ausgeprägte euphorische oder mißmutig-reizbare oder depressive, z.T.
jammerig-klagsame Verstimmung,
- Affekte in teilweise in raschem Wechsel; wobei diese Stimmungen
vorbestehen oder substanzbedingt induziert sein können
4 V
Verhaltensänderungen
h lt ä d
deutliche Verhaltensänderungen im Vergleich zum nüchternen Zustand
g;
- brütender Rückzug;
- z.T. heftige Reaktionen bei geringfügigen Störungen;
- distanzgeminderte Extraversion;
- ungerichteter
i ht t H
Handlungsdrang,
dl
d
- erhöhten Diskussions-, Streit- und Kampfbereitschaft
09.06.2008
Kriterien, die für eine erhebliche Beeinträchtigung der
Steuerungsfähigkeit des Berauschten sprechen können
„
Missverhältnis zwischen Tatanstoß und Reaktion;
„
abrupter, elementarer Tatablauf ohne Sicherungstendenzen;
„
kein Abklingen des aggressiven, reizbaren Affekts nach der Tat,
sondern erst mit der Ernüchterung;
„
Einengung des Wahrnehmungsfeldes und der seelischen Abläufe;
„
deutliche kognitive und neurologische Ausfälle
„
Die Angabe von Amnesie für das Tatgeschehen ist ohne
indiziellen Wert.
09.06.2008
Kriterien,, die g
gegen
g eine erhebliche Beeinträchtigung
g g der
Steuerungsfähigkeit sprechen können (1)
„
Aggressives Vorgestalten in der Phantasie;
„
Ankündigungen der Tat;
„
aggressive Handlungen in der Tatanlaufzeit;
„
V b it
Vorbereitungshandlungen
h dl
fü
für di
die T
Tat;t
„
Konstellierung der Tatsituation durch den Täter;
„
fehlender Zusammenhang zwischen einer Provokation
der Erregung und der Tat (oder Fehlen jeglicher
Provokation);
09.06.2008
Kriterien, die gegen eine erhebliche Beeinträchtigung der
Steuerungsfähigkeit sprechen können (2)
„
zielgerichtete Gestaltung des Tatablaufs vorwiegend durch den
Täter; Meisterung unvorhergesehener Schwierigkeiten,
Schwierigkeiten
„
lang hingezogenes Tatgeschehen;
„
komplexer Handlungsablauf in Etappen;
„
erhaltene Introspektionsfähigkeit bei der Tat;
„
exakte, detailreiche Erinnerung;
„
zustimmende Kommentierung des Tatgeschehens;
„
Fehlen
e e vegetativer
egetat e uundd psyc
psychomotorischer
o oto sc e Begleiterscheinungen
eg e te sc e u ge
heftiger Affekterregung.
09.06.2008
Vollrausch - psychiatrisch
# qualitativ abnorme Symptome wie illusionäre oder wahnhafte
Situations- und Personenverkennung, Wahrnehmungs- und
Si
Sinnestäuschungen;
tä h
# Hinweise auf hochgradige Bewußtseinseinengung, z.B. durch
f hl d oder
fehlende
d stark
t k verminderte
i d t A
Ansprechbarkeit
hb k it ddurchh A
Außenreize;
ß
i
# Antriebssteigerung mit erheblicher psychomotorischer Unruhe bis hin
g g
;
zu Erregungszuständen;
# freisteigende Angstzustände mit Auswirkungen auf die
Realitätsinterpretation, sichtbar z.T. auch durch motorische
Anspannung und vegetative Überaktivität;
# formale Denkstörungen wie assoziative Lockerung (nicht nur bei
euphorischen Zuständen), Sprunghaftigkeit, ungesteuerter
Rededrang und ständige Wiederholungen;
# erhebliche Verstimmungszustände, insbesondere depressivdysphorischer Färbung, z.T. in Verbindung mit Schwanken zwischen
suizidalen
i id l undd ffremdaggressiven
d
i
IImpulsen.
l
09.06.2008
F11.3 Opioidentzugssyndrom
p
g y
= zentrale noradrenerge Überaktivität
(Enthemmung des Locus coeruleus)
„ setzt spätestens 6-8 h nach der letzten
Heroinzufuhr ein ((bei Methadon nach 24 h))
„ erreicht nach 48 Stunden das Maximum und klingt
nach maximal
ma imal 5 bis 7 Tagen ab
„ in der Regel
g subjektiv
j
massive Beeinträchtigungen
g g
durch die Entzugssymptome, objektiv keine vital
bedrohliche Symptomatik (Grippe)
09.06.2008
F11.3 Opioidentzugssyndrom
p
g y
Langzeitkonsum mit Toleranzentwicklung -> physische und psychische Abhängigkeit - sehr
hohes Suchtpotential (nach 7- 10 x i.v. Abhängigkeit mgl.)
„ im Verlauf kommt es immer seltener zu p
positiv ggetönten Rauschzuständen;; statt dessen nur
noch Vermeidung von Entzugserscheinungen; den wenigsten gelingt kontinuierliche Zufuhr
(5 – 6 x d) => schwankender Zustand im Tagesverlauf; ! Probleme vor allem durch die
Illegalität mit ihren Folgen, den i.v.-Konsum und die Verunreinigungen
fünf Zustände bei Opiatabhängigkeit:
1. Zustand unmittelbar nach der Injektion, der einige Minuten dauern kann;
2 subjektiver Normalzustand,
2.
Normalzustand leicht euphorisch ohne Sorgen und Probleme;
1. beim Abklingen -Ahnung des Entzugs, mit verschärften Wahrnehmung + Wachheit;
4. der beginnende Entzug mit extremer Wachheit, stärkerer Unruhe und den ersten
g
g , dann
Entzugserscheinungen,
1. der Entzug:
- Stadium 0: Verlangen nach Opiaten, Angst und Unruhe;
- Stadium 1: Gähnen, Hyperhydrose, Tränenfluss, Rhinorrhoe;
y
, Piloerektion,, Tremor,, Muskelzucken,,
- Stadium 2: zusätzlich Mydriasis,
Hitze- und Kälteschauer, Knochen- und Muskelschmerzen, Anorexie;
- Stadium 3: zusätzlich Schlaflosigkeit, Blutdruck- und Temperatursteigerung, Tachykardie, Tachypnoe, Übelkeit;
- Stadium
St di 44: zusätzlich
ät li h Fieber,
Fi b Diarrhoe,
Di h Übelkeit,
Üb lk it Erbrechen,
Eb h
Muskelkrämpfe, Spontanejakulationen, laborchemische
Befunde wie
Anstieg von Blutzucker und Lactat.
09.06.2008
F11.3 Opioidentzugssyndrom
p
g y
A)) die allgemeinen
g
Kriterien für ein Entzugssyndrom
g y
(F1x.3)
(
) sind erfüllt
B) 3 der folgenden Symptome:
„ 1. Verlangen
g ((craving)
g) nach einem Opiat
p
„ 2. Rhinorrhoe oder Niesen
„ 3. Tränenfluss
„ 4. Muskelschmerzen oder –krämpfe
p
„ 5. abdominelle Spasmen
„ 6. Übelkeit/Erbrechen
„ 7. Diarhoe
„ 8. Pupillenerweiterung
„ 9. Piloerektion oder wiederholte Schauer
„ 10. Tachykardie oder Hypertonie
„ 11. Gähnen
„ 12. unruhiger Schlaf
09.06.2008
( Angst vor dem“)
(„Angst
dem ) Entzug bei Heroin - Bewertung
„
„
„
„
„
„
Probleme: rückblickende Bewertung einer Entzugssymptomatik, dabei hilfreicher
als
l B
Berichte
i ht eines
i
suchterfahrenen
ht f h
P
Probanden
b d sind
i d Fremdbeschreibungen
F db h ib
Symptomatik hat eine weite Spanne (Missempfindungen bis schwere
Beeinträchtigungen)
i F
im
Fallll eines
i
schweren
h
E t
Entzugssyndroms
d
iistt di
die B
Begehung
h
strafbarer
t fb
H
Handlungen
dl
deutlich erschwert (die Meisten sind kaum aktiv handlungsfähig => allenfalls
einfach durchführbare, in der Situation vorgegebene Delikte wie ein versuchter
Handtaschenraub)
bei nachweisbarer schwerer Entzugssymptomatik kann sich als vorübergehende
krankhafte seelische Störung die Annahme einer erheblich beeinträchtigten
g
g
bei solchen direkten Beschaffungsdelikten
g
und nicht allgemein
g
Hemmungsfähigkeit
i.S. des § 21 StGB rechtfertigen
juristisch gilt bereits auch die „Angst vor drohender Entzugssymptomatik“ als
Schuldminderungsgrund
= isolierte Betrachtung des Phänomens und missverständlich (z.B.: Zahnarzt?)
psychiatrisch allenfalls Teil einer übergeordneten Beeinträchtigung z.B. einer
schweren Persönlichkeitsveränderung (Depravation) mit verminderter Fähigkeit zur
V h lt
Verhaltenssteuerung
t
09.06.2008
Drogenmissbrauch in der psychiatrischen Beurteilung
„
„
„
Frage 1:
Ist der Drogenkonsum eine eigenständige Störung?
Frage 2:
Ist ein beschriebener Drogenmissbrauch überhaupt entscheidend
für die Begehung
g
g der Straftat?
Frage 3:
Ist der Drogenmissbrauch
g
Ausdruck einer anderen Störung,
g, die
ihrerseits Einfluss auf die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit hat?
09.06.2008
Frage 1: Ist
I t der
d Drogenkonsum
D
k
hier
hi eine
i eigenständige
i
tä di Stö
Störung??
Drogenkonsum taucht im forensischen Kontext häufig als Teilphänomen eines
di
dissozialen
i l LLebensstils
b
til auf.f Er
E ist
i t dabei
d b i ffester
t B
Bestandteil
t dt il ddes FFreizeit-,
i it KontaktK t kt
und Aufenthaltsbereichs von Delinquenten, insbesondere bei Rückfalltätern.
Er entfaltet eine alle Lebensbereiche durchziehende Hintergrundwirkung, welche
die Tendenzen zum sozial auffälligen Verhalten oder Straffälligkeit verstärken
kann (Göppinger):
Fehlzeiten und Meiden von Alltagspflichten,
Alltagspflichten
entsprechend häufige Arbeitsverluste, Ausbildungsversagen, Unfälle,
schlechte finanzielle Lage,
U
Unzuverlässigkeit
lä i k i auchh iin privaten
i
B
Beziehungen,
i h
unsteter LLebenswandel.
b
d l
Anders als bei der Abhängigkeit ist aber nur eine sehr begrenzte Eigendynamik
infolge
f
des Drogenkonsums festzustellen
f
09.06.2008
Frage
g 2: Ist ein beschriebener Drogenmissbrauch
g
überhaupt
p entscheidend
für die Begehung der Straftat?
Wiederholungstaten, die sowohl alkoholisiert, wie unter
anderen
d
Drogen
D
aber
b auchh nüchtern
ü ht bbegangen wurden
d
(z.B. sexueller Kindesmissbrauch o. a. Sexualdelikte);
Drogenmissbrauch hat hier eine unbedeutende kriminogene
Relevanz. Eine höhere Intoxikation zur Tatzeit hätte die
Durchführung der Straftat vielleicht sogar verhindert.
Wer immer Drogen
g nimmt,, wird nicht extra zur
Deliktsbegehung nüchtern.
09.06.2008
Frage 3:
Ist der Drogenmissbrauch Ausdruck einer anderen Störung,
Störung die
ihrerseits Einfluss auf die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit hat?
„
Drogenmissbrauch (insbes. Cannabis) ist eine häufige
Begleiterscheinung anderer psychischer Störungen:
- Persönlichkeitsstörungen,
Persönlichkeitsstörungen
- affektive Störungen (Depression, Manie),
- Schizophrenien.
„
Zu prüfen ist insbesondere, ob durch das markante Bild des
D
Drogenmissbrauchs
i b
h nicht
i ht eine
i psychische
hi h K
Krankheit
kh it verdeckt
d kt wird.
id
„
Von entscheidender Bedeutung,
Bedeutung wenn die Voraussetzungen einer
Maßregel nach § 64 StGB oder 63 StGB geprüft werden: nur
möglich durch intensive Auseinandersetzung mit Tat und Täter.
09.06.2008
Begutachtungsfragen bei Drogen (1. Stufe):
1. Liegt überhaupt eine Abhängigkeit vor oder nur gelegentlicher Konsum?
(Konsumgewohnheiten, Erfahrungen, Toleranzentwicklung)
2. Lag zum Tatzeitpunkt ein akuter Drogenrausch vor??
(welche Drogen, in welchem Umfang, in welchem zeitlichen Zusammenhang.
mit welchen Symptomen)
3. Lag zur Tatzeit ein akutes Entzugssyndrom vor?
(psychische/körperliche Symptome, die durch Ermittlungsergebnisse
objektiviert
j
werden können))
4. Bestand bei Opiatabhängigen eine “Angst vor Entzugserscheinungen, und wie
ist diese in Hinsicht auf die Eingangsvoraussetzungen der §§
20, 21 StGB
zu bewerten? (Determiniertheit durch die Abhängigkeit)
5. Bestand im Tatzeitraum eine "schwerste Persönlichkeitsveränderung" infolge
der Drogensucht? (Gesamtwürdigung Persönlichkeit – Depravation?)
=> Zuordnung zu einem Rechtsbegriff (§§ 20/21 StGB)
=> „vorübergehende krankhafte seelische Störung“
=> „„schwere andere seelische Abartigkeit“
g
((bei schw. Abhängigkeitssyndromen)
gg
y
)
(Summenbildung ist irreführend und missverständlich)
09.06.2008
Begutachtungsfragen
g
g
g bei Drogen
g (2.
( Stufe):
)
weitere Analyse:
- Welche konkreten Auswirkungen haben zum Tatzeitpunkt auf die
Einsicht und das Hemmungsvermögen vorgelegen?
(In der Regel geht es bei der Beurteilung rauschbedingter Defizite
von Wahrnehmung, Kognition, Emotion und Verhalten um die
Beeinträchtig ngen der Hemmungsfähigkeit)
Beeinträchtigungen
Hemm ngsfähigkeit)
- Welche Anforderungen stellte das Tatgeschehen?
(Tatanalyse: kurze Sequenz - lang hingezogen,
hingezogen einfach – komplex)
- Wie wirkte sich der Drogengebrauch auf die Fähigkeiten und
Anforderungen aus?
(
(subjektive
Schilderungen,
S
objektivierbare Symptome
S
und
Verhaltensbeobachtungen durch Zeugen, andere
Ermittlungsergebnisse)
g g
)
=> Die Zusammenschau erlaubt eine retrospektive Einschätzung
(Hemmungsvermögen ohne begründbar dekulpierende Konsequenz
beeinflusst oder erheblich vermindert oder aufgehoben)
09.06.2008
Alkohol und Drogen
g - Fazit
Mit steigender Dosis einer konsumierten Droge steigt zwingend auch das
Ausmaß der (unerwünschten) psychischen und physiologischen
Nebenwirkungen, weshalb die subjektive Verträglichkeit
ä
trotz Gewöhnung
G ö
begrenzt ist.
Wenn auch die einzelnen psychotropen Stoffklassen recht unterschiedlich sind,
sind
geht es bei der psychiatrischen Beurteilung der Beeinflussung durch
Drogen um eine gemeinsame „Endstrecke“ (objektivierbare
Denkauffälligkeiten und Verhaltensebene) innerhalb einer konkreten
Situation.
y ((Droge,
g , deren Wirkung,
g, Persönlichkeit,, situative
Die differenzierte Analyse
Bedingungen und deren Zusammenspiel beim jeweiligen Tatvorwurf)
ermöglichen eine Zuordnung (ohne pauschal von einer erheblich
verminderten Hemmungsfähigkeit bei süchtigen Straftätern auszugehen)
Ein aufgehobenes Hemmungsvermögen (Vollrausch) ist stets gekennzeichnet
durch erhebliche neurologische Ausfallserscheinungen und markante
psychopathologische Störungen.
Störungen
09.06.2008
Schwere andere seelische Abartigkeit
Persönlichkeitsstörungen
„ Sexuelle
S
ll D
Deviationen
i ti
(Paraphilien)
(P
hili )
„ Schwere Abhängigkeitssyndrome
gg
y
((Depravation)
p
)
„
09.06.2008
Persönlichkeitsstörungen (SASA)
„
„
A.
B.
C.
D.
E.
F
F.
gleitender Übergang
Ü
von
- Spielarten menschlichen Verhaltens
- Persönlichkeitsakzentuierungen
- Persönlichkeitsstörung
Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung
Ein überdauerndes Muster von Innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den
Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Dieses Muster manifestiert sich in
mindestens 2 der folgenden Bereiche:
1. Kognition (die Art, sich selbst, andere u. Ereign. wahrzunehmen + zu interpretieren),
2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität, Labilität und Angemessenheit emot. Reaktionen),
3 Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen
3.
Beziehungen,
4. Impulskontrolle.
Das überdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich
ppersönlicher und sozialer Situationen.
Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder
Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen o. a. wichtigen Funktionsbereichen.
Das Muster ist stabil und langandauernd, und sein Beginn ist zumindest bis in die Adoleszenz
oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen.
zurückzuverfolgen
Das überdauernde Muster lässt sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen
psychischen Störung erklären.
Das überdauernde Muster geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B.
(z B
Droge, Medikament) oder eines med. Krankheitsfaktors (z.B. Hirnverletzung) zurück.
09.06.2008
Persönlichkeitsstörungen F60/61
„
Anhaltende, rigide Reaktionen auf persönliche und soziale
Konfliktsituationen die zu persönlichem Leiden und gestörter sozialer
Konfliktsituationen,
Funktionsfähigkeit führen
„
Deutliche
eut c e U
Unausgeglichenheit
ausgeg c e e t in de
den Einstellungen
ste u ge u
und
d im Verhalten
e a te
in mehreren Bereichen wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle
„
Andauern über Episoden psychischer Kh hinaus
„
Tiefgreifende selbst- und fremdschädigende Verhaltensmuster
„
Beginn in der Adoleszenz
„
Kulturelle und regionale Unterschiede
„
Differenz zum Bevölkerungsquerschnitt in Eigenschaften und
Verhaltensweisen
„
K i zeitlich
Keine
itli h umschriebene
hi b
Anpassungsstörung!
A
tö
!
09.06.2008
Subtypen von Persönlichkeitsstörungen
Persönlichkeitsstörungen
Gruppe A
„exzentrische Störungen
Gruppe B
„dramatische“ Störungen
Gruppe C
„ängstliche“ Störungen
•Paranoid F60
F60.00
•Schizoid F60.1
•(Schizotyp F21)
•Dissozial F60.2
•Emotional instabil F60.3
•Histrionisch F60.4
•Narzisstisch F60.8
•Anankastisch F60.5
•Ängstlich, selbstunsicher F60.6
•Abhängig, asthenisch F60.7
•Depressiv F60.8
09.06.2008
Paranoide (fanatische, expansive, sensitive, querulatorische)
PK-st.
„
„
„
„
„die anderen haben sich gegen
mich verschworen“
„ich bestehe auf meinem
R h“
Recht“
„das wirst du mir büßen“
„das hast du mit Absicht
gemacht, um mich zu ärgern“
09.06.2008
Schizoide PK-Störung
„
„
„
„
„mich freut nichts“
„die anderen sind mir egal“
„eine
eine Beziehung gibt mir
nichts“
„ich
i h hhabe
b zu niemand
i
d
Vertrauen“
09.06.2008
Dissoziale (sozio-,
(sozio- psychopathische
psychopathische, antisoziale) PK-Störung
„
„
„
„
„
„da sehe ich rot“
„das ging daneben, weil
die anderen…
anderen…“
„ich bin unschuldig“
„das
d ist
i t miri doch
d h egal,l wie
i
es dem geht…“
„ich
halte
es
mit
niemanden aus“
09.06.2008
Emotional instabil-impulsiver Typ (reizbar, explosibel,
aggressiv)
„ „jetzt
j
ggeht’s los“
„ „heute so, morgen so“
„ „hab
hab keinen Plan
Plan“
„ „wenn es dir nicht passt,
gibt
ibt es Ä
Ärger““
„ „sag das noch mal“
09.06.2008
Emotional instabil- Borderlinetyp
„
„
„
„
„ich fühle nichts“
„ich mache alles, was du
willst, wenn du bei mir
bleibst“
„ich
ich bringe mich um,
um wenn
du gehst“
„ich
i h weiß
iß nicht,
i ht wer ich
i h
bin“
09.06.2008
Histrionische (infantil-hysterische) PK-Störung
„
„
„
„
„keiner hat schon so etwas
erlebt“
„ich
habe
alle
Beschwerden auch schon
gehabt“
„da habe ich mich
überreden lassen“
„ist das toll…so ein Mist“
09.06.2008
Zwanghafte (anankastische ) PK-Störung
„
„
„
„
„machen wir zuerst eine
genaue Auf-stellung“
„ich hab es schon immer
so gemacht“
„ich weiß nicht, soll ich,
soll ich nicht“
„du sollst machen, wie ich
es will“
09.06.2008
Ängstlich vermeidende PK-Störung
„
„
„
„
„
„ich bin besorgt“
g
„das kann ich nie“
„die
die motzen nur mit mir
rum“
„ich
i h werde
d nur kritisiert,
k iti i t dda
geh ich nicht hin“
„mich kann sowieso keiner
leiden“
09.06.2008
Abhängige (asthenische,
(asthenische passive) PK-Störung)
„
„
„
„
„das weiß ich nicht, das macht
meine Frau“
„dann machen wir, was du
willst“
ill “
„ich bin hilflos und schwach“
„wo gehst du hin, wann
kommst du wieder, liebst du
mich noch
noch“
09.06.2008
Diagnostische Kriterien - Antisoziale Persönlichkeitsstörung
A. Es besteht ein tiefgreifendes Muster von Missachtung und Verletzung der Rechte anderer,
das seit dem 15. Lebensjahr auftritt. Mindestens 3 der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
( ) Versagen,
(1)
g , sich in Bezugg auf gesetzmäßiges
g
g Verhalten ggesellschaftlichen Normen
anzupassen, was sich in wiederholtem Begehen von Handlungen äußert, die einen Grund für
eine Festnahme darstellen,
(2) Falschheit, die sich in wiederholtem Lügen, dem Gebrauch von Decknamen oder dem
B ü
Betrügen
anderer
d
zum persönlichen
ö li h V
Vorteilil oder
d V
Vergnügen
ü
ääußert,
ß
(3) Impulsivität oder Versagen, vorausschauend zu planen,
(4) Reizbarkeit und Aggressivität,
Aggressivität die sich in wh Schlägereien oder Überfällen äußert
äußert,
(5) rücksichtslose Missachtung der eigenen Sicherheit bzw. der Sicherheit anderer,
(6) durchgängige Verantwortungslosigkeit, die sich im wiederholten Versagen zeigt, eine
d
dauerhafte
h ft Tätigkeit
Täti k it auszuüben
üb oder
d finanziellen
fi
i ll Verpflichtungen
V fli ht
nachzukommen,
h k
(7) fehlende Reue, die sich in Gleichgültigkeit oder Rationalisierung äußert, wenn die Person
andere Menschen gekränkt, misshandelt oder bestohlen hat. -;1^
B. Die Person ist mindestens 18 Jahre alt.
;
C. Eine Störung des Sozialverhaltens war bereits vor Vollendung des 15. Lebensjahres erkennbar.
D Das Antisoziale Verhalten tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Schizophrenie oder einer
D.
Manischen Episode auf.
09.06.2008
Persönlichkeitsstörungen - Beurteilung des Schweregrads
für die Einstufung einer Persönlichkeitsstörung als SASA sprechen:
- erhebliche Auffälligkeiten der affektiven Ansprechbarkeit bzw.
bzw der Affektregulation
Affektregulation,
- Einengung der Lebensführung bzw. Stereotypisierung des Verhaltens,
- durchgängige oder wiederholte Beeinträchtigung der Beziehungsgestaltung und
psycho sozialen Leistungsfähigkeit durch affektive Auffälligkeiten,
Auffälligkeiten
Verhaltensprobleme sowie unflexible, unangepasste Denkstile,
- durchgehende Störung des Selbstwertgefühls,
- deutliche Schwäche von AbwehrAbwehr und Realitätsprüfungsmechanismen.
Realitätsprüfungsmechanismen
gegen die Einstufung einer Persönlichkeitsstörung als SASA:
- Auffälligkeiten
A ffälli k it dder affektiven
ff kti
A
Ansprechbarkeit
hb k it ohne
h schwerwiegende
h
i
d
Beeinträchtigung der Beziehungsgestaltung und psychosozialen Leistungsfähigkeit,
- weitgehend erhaltene Verhaltensspielräume,
- Selbstweltproblematik
S lb t lt bl
tik ohne
h ddurchgängige
h ä i A
Auswirkungen
ik
auff di
die
Beziehungsgestaltung und psychosoziale Leistungsfähigkeit,
- intakte Realitätskontrolle, reife Abwehrmechanismen,
- altersentsprechende
lt
t
h d biographische
bi
hi h E
Entwicklung.
t i kl
09.06.2008
Psycho(patho)logisch-normative Stufe
„
„
Keine relevante Beeinträchtigung der Einsichtsfähigkeit
Zusammenhang zwischen Tat und Persönlichkeitsstörung? (Symptomcharakter)
Für forensisch relevante Beeinträchtigungen der Steuerungsfähigkeit sprechen
- Konflikthafte Zuspitzung und emotionale Labilisierung in der Zeit vor dem Delikt,
Delikt
- abrupter impulshafter Tatablauf,
- relevante konstellative Faktoren (z. B. Alkoholintoxikation),
- enger Zusammenhang
Z
h
zwischen
i h Persönlichkeitsproblemen
P ö li hk it
bl
undd TTat.t
Gegen eine erhebliche Beeinträchtigung der Steuerungsfähigkeit sprechen.
- Tatvorbereitung, » Hervorgehen des Deliktes aus dissozialen Verhaltensbereitsch,
- planmäßiges Vorgehen bei der Tat,
- Fähigkeit,
g , zu warten,, langg hingezogenes
g g
Tatgeschehen,
g
,
- komplexer Handlungsablauf in Etappen,
- Vorsorge gegen Entdeckung,
- Möglichkeit anderen Verhaltens unter vergleichbaren Umständen.
Umständen
09.06.2008
Das Merkmal „tiefgreifende Bewusstseinsstörung"
= Trübung / teilweise Ausschaltung des Selbst- bzw. Außenweltbewusstseins
o Verlust der Klarheit (Helligkeitsdimension)
o Einengung (räumliche Dimension)
o Veränderung d. Verhaltensst: u. Selbstbest. (Verhaltensdimension)
o relevant ist der ppsychische
y
Befund
„tiefgreifend"
o über den Spielraum des Normalen hinausgehen
o seelische Gefüge des Betroffenen ist zerstört bzw. erheblich erschüttert
o Störungen,
g , die in ihrer Auswirkungg von solcher Stärke sind,, dass sie - wie
eine Psychose - die Fähigkeit des Täters zu sinnvollem/normgemäßem
Handeln in Frage stellen
„
„
Es handelt sich um seltene Zustände, in denen das seelische Gefüge des
Täters zerstört ist, als Produkt einer krisenhaften Entwicklung
Beurteilungsproblem: kurz dauernder seelischer Ausnahmezustand muss
retrospektiv erfasst werden
09.06.2008
Tiefgreifende
g
Bewusstseinsstörungg
Merkmale: Affekttat, Schlaftrunkenheit / Erschöpfung / Übermüdung /
Panikreaktionen / hypnoide Zustände
es handelt sich nicht um eine psychiatrische Diagnose, aber => Suche nach
Kriterien und Belege für einen affektiv determinierten oder akzentuierten
Zustand:
Situation und emotionale Befindlichkeit des Täters zur Tatzeit und Ergänzen
durch
o der Persönlichkeit des Täters
o der Täter-Opfer-Beziehung
o die Darstellung des prädeliktischen Vorfelds
o die Entwicklung hin zum Delikt
o die Einbeziehung möglicher zusätzlicher Faktoren
o die Schilderung des Nachtatverhaltens
• Schuldunfähigkeit selten, allenfalls nach § 21 StGB
• Bei Affekttaten fehlt häufig eine Gefährlichkeit im Sinne von § 63 StGB,
eine Maßregel kommt also nicht in Betracht
09.06.2008
Kriterien, die für das Vorliegen einer tiefgreifenden
Bewusstseinsstörung sprechen können
1. Spezifische Tatvorgeschichte und Tatanlaufzeit mit chronischen
Affektspannungen
2. Affektive Ausgangssituation mit Tatbereitschaft
3 Psychopathologische Disposition der Persönlichkeit
3.
4. Konstellative Faktoren wie Alkoholeinfluss, Rauschdrogen, psychotrope
Medikamente, Erschöpfung
p g etc.
5. Abrupter, elementarer Tatablauf ohne Sicherungstendenzen
6. Charakteristischer Affektauf- und -abbau
7. Folgeverhalten mit schwerer Erschütterung
8. Einengung des Wahrnehmungsfeldes und der seelischen Abläufe
9 Missverhältnis zwischen Tatanstoß und Reaktion
9.
10. Erinnerungsstörungen und Störung der Sinn– und Erlebniskontinuität
11. Persönlichkeitsfremdheit
12. Störung der Sinn- und Erlebniskontinuität
09.06.2008
Kriterien, die gegen das Vorliegen einer tiefgreifenden
Bewusstseinsstörung sprechen können
1. Aggressives Vorgestalten in der Phantasie
2. Ankündigungen der Tat
3. Aggressive Handlungen in der Tatanlaufzeit
4 Vorbereitungshandlungen für die Tat
4.
5. Konstellierung der Tatsituation durch den Täter
6. Fehlender Zusammenhang Provokation–Erregung–Tat
7. Zielgerichtete Gestaltung des Tatablaufs vorwiegend durch den Täter
8. Lang hingezogenes Tatgeschehen
9 Komplexer Handlungsablauf in Etappen
9.
10. Erhaltene Introspektionsfähigkeit bei der Tat
11. Exakte, detailreiche Erinnerung
12. Zustimmende Kommentierung des Tatgeschehens
13. Fehlen von vegetativen, psychomotorischen und psychischen
Begleiterscheinungen heftiger Affekterregung
09.06.2008
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
www.forensik-berlin.de
[email protected]
@
09.06.2008
Intensität der sexuellen Deviation
(Schorsch 1975,
1975 1985)
¾
Einmalig oder sporadisch auftretende sexuell deviante Impulse, die an
einen
i
aktuellen
kt ll K
Konflikt
flikt oder
d eine
i bbesondere
d LLebenskrise
b k i gebunden
b d sind.
i d
¾
Sexuell deviante Reaktionen als habituelles Konfliktlösungsmuster,
g
, die in
Krisensituationen immer wieder als Fantasie oder Impuls aktuell werden
und durchbrechen können, ohne dass dadurch die sexuelle Orientierung
bestimmt wird.
¾
Stabile sexuell deviante Orientierung, bei der sexuelle Wünsche und
Fantasien außerhalb und ohne deviante Inhalte nicht mehr oder nicht
intensiv erlebbar sind.
¾
Progrediente Entwicklung,
Entwicklung in der sexuell deviante Bedürfnisse zunehmend
als dranghaft erlebt werden, verbunden mit dem subjektiven Gefühl, sich
dieser Impulse nicht mehr widersetzen zu können. („Sexuelle Süchtigkeit“,
Giese 1962)
09.06.2008
Aspekte zur Schweregradsbeurteilung bei sexueller Deviation *
Anteil der Deviation an der Sexualstruktur
Integration der Deviation in das Persönlichkeitsgefüge
Intensität
te s tät des de
devianten
a te Musters
uste s im Erleben
ebe
[bisherige Fähigkeit zur Kontrolle devianter Impulse]
Sexualstruktur ist weitestgehend durch die Devianz bestimmt
andere Formen sexueller Befriedigung stehen nicht zur Verfügung
Ich-dystone
Ich
dystone Verarbeitung führt zur Ausblendung der Devianz
progrediente Zunahme und „Überflutung“ durch dranghafte
deviante Impulse mit ausbleibender Befriedigung
¾ Devianz beherrscht zunehmend das Erleben und drängt zur
Umsetzungg auf Verhaltensebene
¾
¾
¾
¾
¾
¾
¾
¾
09.06.2008
* siehe Boetticher et al. (2005)
Aspekte für eine erhebliche Minderung der Steuerungsfähigkeit bei
sexueller Devianz*
¾ konflikthafte Zuspitzung und emotionale Labilisierung in der
Zeit vor dem Delikt
¾ konstellative Faktoren (z.B. Alkoholintoxikation, Persönlichkeitsstörung, eingeschränkte Intelligenz)
¾ abrupter, impulshafter Tatablauf
¾ archaisch-destruktiver
archaisch destruktiver Ablauf mit ritualisiertem Tatablauf
und Hinweisen für die Ausblendung von Außenreizen
¾ [Dagegen: bisherige Fähigkeit zur Kontrolle devianter Impulse ?]
*) s. Boetticher et al. (2005)
09.06.2008
Rückfälligkeit
g
binnen vier Jahren
(bei den 1998 aus der Haft Entlassenen)
§§ StGB
Z hl
Zahl
k i Rü
kein
Rückfall
kf ll F
Freiheitsih it
strafe
SV
§ 66
Maßregel
M
ß
l
§§ 63 / 64
2057
59,3
,
20,1
,
0,39
,
2,23
,
860
73,1
15,0
0,35
1,68
222264
51,2
17,7
0,01
0,65
8327
41,5
26,1
0,12
1,09
54362
65 5
65,5
12 9
12,9
0 00
0,00
0 14
0,14
163842
77,8
8,5
0,00
0,08
U f llfl ht
Unfallflucht
46499
76 2
76,2
65
6,5
0 00
0,00
0 08
0,08
Fahren o. FS
79221
55,3
15,9
0,00
0,15
BtMG
28142
47,9
26,6
0,01
0,73
Sexualdelikte
Tötungsdelikte
(schw ) Diebstahl
(schw.)
Raub
Betrug
Straßenverkehrsd.
09.06.2008
Untersuchungen zur Rückfälligkeit von Maßregelpatienten gem.
gem § 63 StGB
Untersuchung
N
Katamnese
(in Jahren)
R1
generell
R2
schwer
R3
speziell
Ritzel 1978
443
95
9,5
47%
30%
nb
n.b.
Jacobsen 1985
135
3–5
7%
n.b.
n.b.
Heinz et al. 1996
201
2 – 5,5
10%
n.b.
4%
Dessecker 1996
94
2
18%
n.b.
4%
Dimmeck/Duncker 1996
120
4 – 11
21%
20%
9%
Jokusch 1996
192
74
7,4
45%
29%
19%
Dessecker 1997
69
5
41%
28%
4%
Jokusch/Keller 2001
169
5
40%
26%
10%
Gretenkord 2001
196
8,5
43%
29%
11%
Seifert et al. 2001
255
2 – 5,8
21,6%
13,3%
7,5%
nach Seifert und Möller-Mussavi 2005
09.06.2008
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