Agrarpolitik | Gesellschaft | Markt Mit gutem Gewissen gute Produkte kaufen Bio schmeckt, Bio hat sehr gute Qualität –, aber wie steht es um den gesamten Produktionsprozess? Wird ressourcenschonend produziert? Wird die Natur geschützt, wo immer es möglich ist? Wie sind die Arbeitsbedingungen für die Menschen? Ein EU-Projekt fühlt dem Biosektor in diesen Punkten auf den Zahn. «Ich kaufe am liebsten Produkte, die nicht nur Bio sind, sondern auch fair gehandelt», sagt Katja Bahrdt vom FiBL und ist gespannt, was für Konsumentinnen und Konsumenten von Bioprodukten in anderen Ländern ein Kaufargument ist. «Farmer Consumer Partnerships» heisst das EU-Projekt, das in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Grossbritannien seit 2007 läuft und in dem die FiBL-Forscherin Katja Bahrdt mitarbeitet. Preis und Qualität sind als Kriterien in den Untersuchungen bewusst ausgenommen. Vielmehr geht es um soziale Aspekte sowie Umwelt- und Tierschutz. «Es gibt wahrscheinlich nicht ein Argument, das in allen Ländern auf Platz eins ist», vermutet Bahrdt. «Dennoch sind einige Argumente universell», da ist sie sich sicher. Für Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit und Fair Trade seien Biokonsumenten generell meist sensibel. Umfassende soziale und ökologische Verantwortung als Ziel Auslöser für dieses Projekt war ein übergeordnetes Konzept, für dessen Umsetzung sich die Europäische Kommission einsetzt: Das «Concept of Corporate Social Responsibility (CSR)». Es beinhaltet Kriterien, die im Zusammenhang mit sozialem Engagement, Tierschutz und Umweltschutz stehen. Diese Kriterien entlang der ganzen Produktionskette umzusetzen ist die Herausforderung. Was heisst das konkret für den Biosektor? «Dass zum Beispiel beim Abpacken der Produkte die Arbeitsbedingungen gewissen Standards entspre- chen, dass auch Menschen mit Behinderung beschäftigt werden oder dass ressourcenschonend produziert wird», erklärt Bahrdt. Das Projekt gliedert sich in drei Stufen. In der ersten, die bereits abgeschlossen ist, befragten die Forschenden Landwirtschafts- und Verarbeitungsbetriebe, die «schon einen Schritt weiter sind», die sich sozial engagieren oder in Sachen Naturschutz und Tierschutz besonders aktiv sind. Daraufhin wurden die in den Interviews genannten Beweggründe auf eine Liste von 15 Argumenten «kondensiert». Faire Preise für Landwirte zu sichern gehört in allen untersuchten Ländern zu den wichtigen Argumenten. Ein Beispiel aus Deutschland: Die Kundschaft einer Molkerei bezahlt freiwillig fünf Cent pro Liter Milch zusätzlich, um Landwirten der Region das Überleben ihrer Betriebe zu sichern. «Vorbildlich und ganz im Sinne des CSR-Konzepts», freut sich Katja Bahrdt. In Konsumentenstudien wird dann in der zweiten Stufe geprüft, welchen Rang diese Argumente für die Kaufentscheidung einnehmen. In der dritten Stufe werden neue Kommunikationsstrategien entwickelt, die für die Landwirte ein Werkzeug sein sollen, um ihre Produkte erfolgreich auf dem Markt zu platzieren. Am Ende sollten die Konsumentinnen und Konsumenten aus Überzeugung sagen: «Ein weiterer guter Grund, warum ich Bio bevorzuge! Das ist mir auch einen Mehrpreis wert, denn der Preis ist fair.» mm Kontakt: [email protected] Finanzierung: Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen der transnationalen Zusammenarbeit von elf europäischen Ländern (Core Organic) Katja Bahrdt befragt eine Konsumentin zu den Hintergründen ihrer Kaufentscheidung. Tätigkeitsbericht | 2008 25