Stein/Weinland 19 Montag, 1. Juli 2013 Ein flottes, neues Outfit zum Hundertsten In bester Verfassung und in brandneuen Uniformen feierte der Musikverein Ramsen übers Wochenende sein 100-jähriges Bestehen. von Ernst hunkeler Wenn man alte Fotos des Musikvereins Ramsen betrachtet, schauen die Männer noch sehr ernst in die Kameras. Doch es scheint, als würden sie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt etwas gelöster, und als sie schliesslich am vergangenen Samstag im Ramsemer Festzelt vor 450 Gästen auf der Bühne standen, da wirkten die 33 nicht nur gelöst, sondern ausgesprochen fröhlich. Mit vielen Damen Dazu hatten sie aber auch allen Grund, denn nebst dem Hundertjährigen stand auch die fünfte Neuuniformierung auf dem Programm, das Geri Hug und Werner Weber pfiffig moderierten. Nebst dem Outfit hat sich noch etwas verändert, seit neun Männer den Musikverein 1913 gründeten: Damals war die Blasmusik eine rein männliche Domäne, heute sind immerhin 14 Damen dabei. Die ganze Palette Der Musikverein Ramsen unter seinem Präsidenten Michael Truniger und dem Dirigenten Günther Zimmermann ist heute kerngesund. So vital, dass die Mitglieder beschlossen, die Zentenarfeier mit einer neuen Uniform zu krönen. Die erste hatten sich die Gründer übrigens auf Pump zu ihrem zehnten Geburtstag gegönnt, und die war grün. Es folgten 1959 blaue, 1981 rostrote, 1997 bordeauxfarbene Tenues, und seit diesem Wochenende sind die Ramsemer nun also in schwarze Hosen, eisblaue Jackets und Bogart-Hüte gewan- Stolzer Ramsemer Musikverein: Am Samstagabend war Tenuepremiere in Eisblau und in Schwarz. det. Erstmals am Samstagabend, als sie ihre alte Uniform gegen die neue tauschten. Das geschah in einem recht geheimnisvoll angehauchten Zeremoniell, indem die Akteure erst einmal unter schwarzen Umhängen einmarschierten und erst auf der Bühne die (äussersten) Hüllen fallen liessen – der Höhepunkt einer kostspieligen Kampagne. Um die Gesamtkosten in Höhe von Gemeindeversammlung Gute Jahresrechnung Alle Anträge genehmigt Die 32 Stimmberechtigten haben an der Gemeindeversammlung Unterstammheim alle Anträge des Gemeinderates einstimmig genehmigt. Unterstammheim Die Jahresrechnung schliesst mit einem Ertragsüberschuss ab, den der Kanton aber für sich beansprucht. Zu Unrecht findet der Gemeinderat und wehrt sich, denn dafür fehle dem Kanton die gesetzliche Grundlage. Gemeindepräsident Martin Schwager stellte fest, dass die Jahresrechnung 2012 mit einem Überschuss von 212 514 Franken zugunsten des Eigenkapitals und damit per Saldo sehr gut abgeschlossen habe. Der Kanton beansprucht aber diesen Überschuss für sich. Dagegen hat sich der Gemeinderat bereits schriftlich verwahrt und ist entschlossen, sich allenfalls zusammen mit anderen Gemeinden mit einem Rekurs gegen die Abzocke zu wehren, weil dem Kanton die gesetzliche Grundlage für die Rückforderung fehle. Zum guten Ergebnis hat – nicht allein, aber schwergewichtig – der Bereich soziale Wohlfahrt mit rund 270 500 Franken beigetragen. Dabei ­fallen auf der positiven Seite ein Mehrertrag des Alters- und Pflegeheims, Minderaufwände bei Sozialfällen, bei Fürsorge und Asylwesen und bei der Pflegefinanzierung ins Gewicht. Auf der negativen Seite schlagen Rückstellungen für die Beamtenversicherungskasse, der Unterhalt von Liegenschaften und der Mehraufwand beim Forst zu Buche. Die Entwässerung des Schmittenwegs muss saniert werden. Zum bean- tragten Bruttokredit von 296 000 Franken für die Sanierung bemerkte Gemeinderat Ernst Frei, dass beim Bau mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen sei und dass die Sanierung keine Gebührenerhöhung nach sich zöge. Dem Bruttokredit von 151 000 Franken für den Ausbau der rentabel betriebenen Fernwärmeversorgung in der Gasse/Oberen Breitlen erwuchs keine Opposition. Gemeinderat David Beuggert berichtete mit sichtlicher Freude über die baldige Fertigstellung der Lachenhütte. An der Bächtelistagsgemeinde Anfang des Jahres 2013 war noch wegen des «voraussichtlichen Buchgewinns von 1,39 Millionen Franken» aus dem Verkauf von rund der Hälfte des gemeindeeigenen Kulturlandes und des Weierhofs die Rede gewesen. Der Gemeinderat orientierte nun, neuere Abklärungen hätten zum Entschluss geführt, auf den Verkauf zu verzichten. Zwar wäre bei einem Verkauf die Verschuldung gesunken, aber nur kurzfristig. Im Sinne eines Ausblicks stellte der Gemeinderat fest, unabhängig vom Verkauf von Grundeigentum sei es sinnvoll, in den Jahren 2014 und 2015 im Übergangsausgleich zu verbleiben und die Erhöhung des Steuerfusses auf voraussichtlich 124 Prozent mitzumachen. Die Bohrungen des geplanten Geothermiekraftwerks in Etzwilen wecken auch in Stammheim Bedenken. Gebohrt wird in rund 4000 Metern Tiefe horizontal unter der Kantonsgrenze hindurch bis unter den Stammerberg mit seinen reichen Grundwasservorkommen. Die Auswirkungen dieser Bohrungen sind noch unklar. Der Gemeinderat wird die Sache im Auge behalten. (P. Ob.) rund 70 000 Franken aufzubringen, hatte die Musik zu Spenden aufgerufen – und fand über 200 Sponsoren. Nicht zu vergessen die Gemeinde Ramsen, in deren Namen Präsidentin Eveline König ihrer Dorfformation den Marsch «Z Ramse dihomm» überreichte, den Cyrill Oberholzer im Auftrag des Gemeinderats komponiert hat. Die Uraufführung wurde fürs Chränzli 2013 verspro- chen, und Robert Schaad (Hallau) als Präsident des Kantonalen Musikverbandes schwor die Ramsemer darauf ein. Festumzug am Sonntag Nach dem gemütlichen Ausklang mit der Radolfzeller Froschenkapelle stand am Sonntag vor allem der Festumzug an. Daran waren die örtlichen Bild Ernst Hunkeler Vereine, von der Guggenmusik über den Kleintierzüchterverein, ebenso beteiligt wie die Turnvereine und das Theater 88 sowie als Beweis grenzübergreifender Freundschaft Abordnungen aus der deutschen Nachbarschaft. Die kommt heute ab 17 Uhr am Handwerkervesper zum Tragen, wenn der Musikverein Bohlingen und die Trachtenkapelle Engen-Stetten aufspielen. Aufzeigen, dass vieles möglich ist Jugendliche nahmen an einem Workshop teil, der viele Wege ins Berufsleben aufzeigte. von Ursula Junker Stein am Rhein «Markt der Möglichkeiten» lautete der vielversprechende Titel des sommerlichen Anlasses, den der Verein studienaktie.org am Samstag im Steiner Bürgerasyl organisiert hatte. Zum dritten Mal traf man sich in Stein am Rhein, so Vereinspräsident Lars Stein. Der Verein verfolgt das Ziel, dort Gelder für Studierende zu vermitteln, wo die üblichen Quellen versiegen. Er sucht Investoren, die direkt in einen Aspiranten investieren und diesem seine Aus- oder Weiterbildung in Form eines Darlehens finanzieren. Das Modell hat Erfolg, denn mittlerweile ist die Zahl der Investoren, die in über 110 Aspiranten investieren, auf rund 220 gewachsen. «Unser Vorteil ist es, dass Investor und Aspirant sich persönlich kennen und auch mental investieren», betont Julia Steimle. Auch physikalische Versuche Wie schon in den Jahren zuvor zeigten auch am vergangenen Samstag mehrere Aspiranten Kostproben aus ihrem Fachgebiet, um so die Anliegen ihres Vereins bekannt zu machen. So auch der Physikstudent Patrick Hümbeli, der mit seinen physikalischen Versuchen auch die Kinder zu begeistern vermochte. Sie wurden nicht müde, mittels Geigenbogen eine Metallplatte in Schwingungen zu versetzen und mit dem darauf gestreuten Salz ein vergängliches Muster zu erzielen. Für Hümbeli war der Anlass auch eine Möglichkeit, sich für den Verein einzusetzen, dank dessen Unterstützung er studieren kann. Einen besonderen Höhepunkt bot der Markt der Möglichkeiten zehn Steiner Schülern. Ihre Lehrerin Regula Lengwiler war zufällig auf das Angebot gestossen, dass der Verein Lust auf Bildung im Rahmen des samstäglichen Anlasses anbot. Das passe, dachte sie, denn ihre Schülerinnen und Schüler stehen in der Phase der Berufswahl, und «ein Input von aussen kann zusätzlich etwas bewirken». Es ging im Workshop darum, die vielerlei Möglichkeiten beruflicher Entwicklung aufzuzeigen. Eingangs stellte Barbara Wendl sehr persönlich ihren beruflichen Werdegang und weitere berufliche Laufbahnen vor. Danach ging es an die Arbeit. «Stellt euch vor, wo ihr jetzt steht und wo ihr in 15 Jahren sein könntet», forderte Moderatorin Sabine Ruoss die Jugendlichen auf. Mittels eines eigens dafür geschaffenen Puzzles sollten sie Lebensentwürfe gestalten. Bald zeigte sich: Es gibt sehr viele Möglichkeiten und nicht immer einfache Entscheide. Und noch etwas: Vieles hängt vom persönlichen Einsatz ab. Der befragte Schüler Raphael zeigte sich am Ende des Nachmittags sehr zufrieden vom Workshop. Spass habe er gemacht, sei übersichtlich gewesen und habe gezeigt, was, wenn auch auf Umwegen, erreichbar sei, fasste er seine Eindrücke zusammen. Sabina, Deby und Seraina (v. l.) diskutieren am Markt der Möglichkeiten in Stein am Rhein eifrig die möglichen Lebensentwürfe. Bild Ursula Junker