Witziges Theater um ein Theater

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Emmental
Montag, 30. November 2015
Witziges Theater um ein Theater
RÖTHENBACH Der Gemeinderat erhält mehr Kreditkompetenz, und die Amtszeitbeschränkung wird aufgehoben.
So wurde es an der Gemeindeversammlung entschieden.
An der Gemeindeversammlung
vom vergangenen Freitag stimmten die 77 anwesenden Stimmberechtigten sämtlichen Geschäften einstimmig zu. Für den demissionierenden Gemeinderat
Andreas Wyss nimmt mit Hans
Rudolf Gasser (Oberei-Süderen)
ein neues Gesicht Einsitz im Gemeinderat. Weil für die Gesamterneuerungswahlen lediglich so
viele Kandidaten zur Verfügung
standen, wie Sitze zu vergeben
waren, wurden die bisherigen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte und der neue Gemeinderat
Gasser bereits vorgängig still für
die Amtsdauer bis Ende 2019 gewählt beziehungsweise wiedergewählt.
Man nehme ein Mundartlied, das
nicht nur Bernerinnen und Berner seit über 44 Jahren im Ohr
haben, eine Gruppe spielfreudiger Akteure, einen ideenreichen
Autor und Regisseur, ein Publikum, ein Dorf und einen historischen Bären. Diese Zutaten vermische man zu einem fiktiven Ort
Nottiswil. Und das Schauspiel
kann beginnen: Die Theatergruppe des Gemischten Chors Nottiswil lädt zu einer der letzten Proben einen Saal voller Leute in den
Löwen ein. «Damit ihr euch ans
Publikum gewöhnen könnt.» Regisseurin Therese Gafner (gespielt von Barbara Beer) wirkt genervt. Schliesslich startet die Probe mit einiger Verspätung, weil es
im Publikum ein Durcheinander
mit den Sitzplätzen gibt.
Aus dem Bären Trubschachen wird der Löwen Nottiswil: Mani Matters Familie kam ins Emmental, um das neue Gasthofschild zu enthüllen.
Auf der Bühne: Die Kinder performen eine coole Rap-Einlage.
Pfarrerstochter Conny (Livia
Bieri). Auf der Bühne geht schief,
was nur schiefgehen kann. Die
Nottiswiler Theaterleute verlassen ihre Rollen und werden sich
selbst. «Frauen gehören an den
Kochherd», ruft einer und
kommt damit beim weiblichen
Geschlecht in Nottiswil gar nicht
gut an.
zvg
unterwegs ist und sich die Österreicher in der Schweiz weniger
Schweizer wünschen, um den
Stau auf der Autobahn zu reduzieren. Regisseur Ueli Bichsel belässt es indes nicht einfach nur
beim Sprechtheater, in dem auch
Schillers Worte da und dort zur
Geltung kommen. Er bringt
ebenso musikalische Elemente
mit ein, allerdings nicht Originallieder von Mani Matter. Musika-
lisch Pate stehen nebst Pianist
Günther Kladensky (Andreas
Studer) vielmehr die Mundartrockband Span oder die deutsche
Gesangsformation Klaus und
Klaus, ergänzt mit einer amüsanten Rap-Einlage der Nottiswiler
Kinder.
Zu erleben ist ein Schauspielteam, das sich durch Witz, Mimik
und Slapstick auszeichnet. Hans
Peter Blaser als hypernder Bühnentechniker Sigi überzeugt
ebenso wie Babs und Thomas
Schweizer als Zuschauer und
zum Mitspielen auf der Bühne
verdonnerte Wachleute. Das Premierepublikum jedenfalls amüsiert sich bestens ob der humor-
In Kürze
Gemeindepräsident soll anders heissen
Bank holt
den Sieg
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule
Luzern – Wirtschaft hat zum
vierten Mal eine umfassende
Studie zum Schweizer Bankenmarkt veröffentlicht. Insgesamt
wurden 90 Retailbanken überprüft. Dabei schaffte es die Ersparniskasse Affoltern auf den
ersten Platz. Dieses Resultat
bezieht sich auf das Jahr 2014.
Ebenfalls bewertet wurde die
Zeitspanne 2010 bis 2014, hier
erreichte die Regionalbank den
vierten Platz. Bereits im letzten
Jahr schaffte es die Ersparniskasse unter die ersten fünf. Bewertet
werden Rentabilität, Risiko und
Struktur. pd
KOPPIGEN Der Gemeinderatspräsident ist nicht derselbe
wie der Gemeindepräsident.
Damit es künftig keine Verwechslungen mehr gibt, soll
aus Letzterem jetzt ein Versammlungsleiter werden.
«Damit eine gewisse Unabhängigkeit und Neutralität gewährleistet bleibt, wird stattdessen eine Leitung der Gemeindeversammlung
eingeführt»,
erklärt Gemeindeschreiber Peter
Kindler.
Der Koppiger Gemeinderat will
einen alten Zopf abschneiden: Er
hat das Organisationsreglement
(OGR) revidiert und will das Amt
des Gemeindepräsidenten abschaffen. Die Gemeinde kennt
zurzeit noch den Unterschied
zwischen dem Gemeinderatspräsidenten als Chef der Exekutive
und dem Gemeindepräsidenten,
der jeweils die Gemeindeversammlungen leitet und repräsentative Funktionen wahrnimmt.
Das Amt soll allerdings nicht
ersatzlos gestrichen werden.
Rüttimann springt ein
Diese Person werde die einzige
Aufgabe haben, die Gemeindeversammlungen zu leiten. Andere Verpflichtungen, wie etwa die
Gemeinde bei Delegiertenversammlungen zu vertreten, werde
er nicht mehr haben. Und so
werde es künftig auch keine
Verwechslungen mehr zwischen
Gemeindepräsidium und dem
Gemeinderatspräsidium geben,
ergänzt Kindler. «Das hat oft zu
falschen Korrespondenzen und
Anfragen geführt.» Die Parteien
seien im Vorfeld orientiert
worden. Kritik übte die SP in
ihrem Infoblatt. Sie befürchtet
einen Abbau der Demokratie.
Doch, so hält der Gemeinderat in
der Botschaft dagegen, «Aussenstehende, und dazu gehört auch
der Gemeindepräsident, haben
grundsätzlich nie Einsicht in
Geschäfte gehabt, die im Gemeinderat behandelt werden».
Bis Ende dieses Jahres ist noch
Peter Probst Gemeindepräsident, danach tritt er zurück. Er
will nach seiner Pension keine
öffentlichen Ämter mehr ausüben (wir berichteten). Die Legislatur dauert noch bis Ende
2017. Jetzt ist klar, wer in die
Bresche springt: der Gemeindevizepräsident Bernhard Rüttimann. Er stellt sich laut Kindler
auch ab der neuen Legislatur zur
zvg
vollen Inszenierung von Regisseur Bichsel und honoriert den
unterhaltsamen Abend mit lang
anhaltendem Applaus. Schade
nur, dass das wirkliche Publikum
nicht stärker ins Geschehen integriert wird. Denn wie sang Mani Matter einst so schön: «Mit Helebarde, Cartonschwärt, Kulisse
schlö sy dry, der Täll ligt und’rem
Gessler scho, da mischt der Saal
sech y . . .»
Stefan Kammermann
Trottinett statt Pferd
Das reale Premierepublikum erlebt am Freitagabend eine Aufführung, die schräg und turbulent daherkommt. Nicht zuletzt,
weil der Nottiswiler Dorfpfarrer
Ueli Eichenberger (Max Sterchi)
als Gessler mit einem Trottinett
Auf der Bühne geht
schief, was nur
schiefgehen kann.
Marcel Bieri
Für einmal in ihrer Rolle: Wilhelm Tell und Sohn Walterli.
Walterli hat Mumps
Auf der Bühne geht es derweil
weiter stürmisch zu und her. Der
umtriebige Nottiswiler Schulhausabwart Sigi Siegenthaler
(Hans Peter Blaser) tut sich
schwer mit der Rolle als Bühnentechniker. So lässt er doch glatt
die Armbrust auf Wilhelm Tells
Zehen krachen – und es dauert
nicht lange, bis das Theater im
Theater eskaliert. Denn Tells
Sohn Walterli leidet an Mumps
und kann auf der Bühne nicht
mitmachen. Einspringen muss
AFFOLTERN
BZ
Rat darf
mehr
ausgeben
TRUBSCHACHEN Was Mani
Matter einst in zwei Minuten
besungen hat, bringt der
Thuner Regisseur Ueli Bichsel
in Trubschachen in zwei
Stunden auf die Theaterbühne. «Si hei dr Wilhälm Täll
ufgfüert» kommt als schräge,
turbulente und unterhaltsame
Komödie daher.
Familie Matter kam vorbei
Die Probe im Löwen Nottiswil ist
gar keine wirkliche Probe. Der
Löwen ist eigentlich der Bären.
Nottiswil ist Trubschachen. Am
Freitagabend läuft hier die Premiere der Theaterkomödie «Si
hei dr Wilhälm Täll ufgfüert».
Rund eineinhalb Jahre hat der
Verein Theater am Tatort aus
Thun unter Projektleiter Matthias Zellweger sowie Autor und
Regisseur Ueli Bichsel, Mitbegründer der Thunerseespiele, daran gearbeitet, das bekannte Lied
aus der Feder des Berner Troubadours Mani Matter zur Uraufführung auf die Theaterbühne
zu bringen. Zum Premierenstart
sorgt die Familie Matter mit dem
Enthüllen des neuen Wirtshausschilds gleich persönlich dafür,
dass der älteste Bären der
Schweiz für drei Monate zum Löwen umgetauft wird.
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100 000 statt 60 000 Franken
Mit der Teilrevision des Organisationsreglements erhält der Gemeinderat höhere Kreditkompetenz. Nun kann der Rat selber
über einmalige Ausgaben bis
100 000 Franken entscheiden
(bisher 60 000 Franken). Für
Ausgaben über 250 000 Franken
ist neu die Gemeindeversammlung zuständig. Bei Ausgaben
zwischen 100 000 Franken und
250 000 Franken kann das
fakultative Referendum ergriffen
werden. Drei Prozent der stimmberechtigten Röthenbacherinnen und Röthenbacher haben mit
ihrer Unterschrift die Möglichkeit, ein Geschäft zur Behandlung an die Gemeindeversammlung weiterzuleiten. Weiter wird
die Amtszeitbeschränkung für
Ratsmitglieder
aufgehoben.
«Das ist sicher ein Vorteil, da es
immer schwieriger wird, Leute
für ein Amt zu gewinnen», erklärte Gemeindepräsident Matthias Sommer.
Für die Sanierung der Gemeindestrasse Dorf–Würzbrunnen–
Chuderhüsi wurde ein Verpflichtungskredit von 750 000 Franken
gutgeheissen. Ebenfalls Zustimmung fand ein Kredit von 160 000
Franken für die Sanierung der
Gemeindestrasse Gauchern–Buchenwald. Das Budget 2016 sieht
einen Aufwandüberschuss in Höhe von knapp 87 600 Franken vor.
Andreas Wymann
«Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert»,
im Gasthof Bären in Trubschachen
bis am 27. Februar 2016. Weitere
Informationen im Internet unter:
www.nottiswil.ch.
Verfügung – «egal wie das Amt
künftig heissen wird».
Und noch eine Änderung
Nebst Formalitäten wird im OGR
noch ein anderer Punkt angepasst: Der Gemeinderat will neu
die Möglichkeit schaffen, die
Rechnungsprüfung an ein externes Büro auszulagern. Die Option
wird laut dem Gemeindeschreiber nur ausgeschöpft, wenn für
die neue Legislatur ab 2017 keine
geeigneten Leute für die Rechnungsprüfungskommission gefunden werden.
Am kommenden Freitag, 4. Dezember, stimmt die Gemeindeversammlung über die Totalrevision des OGR ab. Sagen die
Koppiger Stimmbürger Ja, tritt es
auf Anfang des nächsten Jahres in
Kraft.
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Defizite
drohen
LYSSACH Die gute Nachricht
vorweg: In der Finanzplanung
bis 2020 rechnet die Gemeinde
Lyssach mit einer unveränderten
Steueranlage von 1,29 – sie bleibt
damit im Vergleich zu anderen
Emmentaler Gemeinden tief.
Dennoch haben sich auch in Lyssach die Aussichten verschlechtert, wie dem Infobulletin zu
entnehmen ist. In absehbarer
Zukunft drohen wegen der bevorstehenden Unternehmenssteuerreform III erhebliche
Rückgänge der Steuererträge juristischer Personen. Es sind Defizite prognostiziert, der Bilanzüberschuss (Eigenkapital) sinkt
von heute knapp 3,6 Millionen bis
Ende 2020 auf rund 308 000
Franken. Im Budget 2016 resultiert im allgemeinen Haushalt bei
einem Aufwand von rund 6,4
Millionen ein Minus von knapp
644 500 Franken. Das Budget
kommt diesen Mittwoch vor die
Gemeindeversammlung.
nnh
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