6.4.3 Inlandsprodukt und Nationaleinkommen

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144
ZWEITER ABSCHNITT: Unternehmen in Volks- und Weltwirtschaft
6.4.3
Inlandsprodukt und Nationaleinkommen –
Maßstäbe für den Wohlstand?
Schon bei der Betrachtung des einfachen Wirtschaftskreislaufs haben wir erkannt, dass das
Inlandsprodukt – insbesondere das Inlandsprodukt pro Kopf – zumindest als grobes Maß für den
materiellen Wohlstand einer Volkswirtschaft dienen kann. Insofern sind z. B. folgende Fragen interessant:
•
•
•
Wird in der VGR wirklich die gesamte Güterproduktion einer Volkswirtschaft berücksichtigt?
Bedeutet Güterproduktion auf jeden Fall Schaffung von Wohlstand?
Bedeutet ein Bruttoinlandsprodukt von 204 Mrd. EUR nach 200 Mrd. EUR im Vorjahr eine
Wohlstandssteigerung?
Die VGR kann mit der Berechnung des Inlandsprodukts und des Nationaleinkommens
allenfalls ein sehr grobes Wohlstandsbarometer liefern. Dies wird bei Betrachtung der folgenden Sachverhalte deutlich.
•
Die VGR erfasst nur die Güterproduktion, die im Rechnungswesen von Unternehmungen, Staat und anderen Institutionen aufgezeichnet und/oder durch Belege nachweisbar am Markt verkauft wird.
ZWEITER
ABSCHNITT
Folglich erfasst sie nicht die unberechnete LeistungsDie Produktion
im Haushalt umfasst
erstellung im privaten Haushalt und lässt diese bei
z. B.: Nahrungszubereitung,
der Berechnung des Haushaltseinkommens außer
Waschen, Putzen, Nähen,
Stricken, Reparieren,
Betracht. Damit setzt sie das Inlandsprodukt zu
Rasenmähen, vielfältige
niedrig an. Verstärkt gilt dies für die Länder, deren
Heimwerkerarbeiten.
Haushalte einen hohen Eigenversorgungsgrad aufweisen. Erst wenn Arbeiten „outgesourct“ und an
Dienstleistungsbetriebe (z. B. Reinigungsbetriebe, Kantinen, Waschanlagen) übertragen werden, kommen sie in der VGR zum Ansatz.
Die VGR erfasst auch nicht die gesamte illegale Leistungserstellung von Schwarzarbeit
und Schattenwirtschaft. Man schätzt diese Produktion auf etwa 25 % des Bruttoinlandsprodukts. Sie schafft einerseits Einkommen in dieser Höhe, andererseits verursacht sie enorme Schäden durch Ausfälle bei Steuern und Sozialversicherung.
•
Auch bei einem großen Teil der legalen und ausgewiesenen Güterproduktion ist die
wohlstandssteigernde Wirkung sehr fraglich:
So steigt in Kriegszeiten das Bruttoinlandsprodukt durch die Produktion von
Rüstungsgütern stark an. Eine Wohlstandssteigerung ist nicht damit verbunden. Dies
gilt umso mehr, als bei Kampfeinsätzen viele Güter wieder zerstört werden.
Milliardenbeträge werden jährlich für die Produktion von Suchtmitteln (Tabakwaren, Alkohol), für die Beseitigung von Unfallschäden und Umweltschäden ausgegeben. Sie erhöhen groteskerweise das Bruttoinlandsprodukt.
Dies ist so, weil die Art der verkauften Leistungen bei der Berechnung des Inlandsprodukts grundsätzlich keine Rolle spielt. Der individuelle oder soziale Nutzen
dieser Güter kann aber sehr unterschiedlich (und auch negativ) sein.
•
Ein stetiger Anstieg des Inlandsprodukts bewirkt einen höheren Rohstoffverbrauch und
eine stärkere Umweltbelastung. Das Inlandsprodukt gibt keine Auskunft über diese negativen Folgen der materiellen Wohlstandsbildung.
145
6 Unternehmen im Kreislauf der Wirtschaft
•
Das Inlandsprodukt wird zunächst zu den Preisen des Berichtsjahres berechnet.
Deshalb bedeutet selbst bei Vernachlässigung der aufgeführten Sachverhalte ein gewachsenes Inlandsprodukt nicht unbedingt mehr Wohlstand. Dies würde nämlich ein
Mehr an Gütern voraussetzen. Das Wachstum kann aber teilweise oder sogar ausschließlich auf Preissteigerungen beruhen.
Beispiel:
Jahr
produzierte
Menge
Preis je
Einheit
Inlandsprodukt
in Preisen des
Berichtsjahrs
1
1 000
100
100 000
2
1 010
102
103 020
Mengenzuwachs
10 Stück = 1 %
Wachstum
Inlandsprodukt
in Preisen des
Basisjahres
Wachstum
100 000
3,02 %
sog. nominales Wachstum
(zahlenmäßiges Wachstum, beruht
zu 2,02 % auf Preissteigerung)
101 000
1%
sog. reales Wachstum
(echtes Wachstum, beruht auf
dem Mengenzuwachs von 1 %)
Zum Ausweis des realen Wachstums werden das Inlandsprodukt und das Nationaleinkommen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung jeweils zweifach berechnet:
einmal zu den Preisen des Berichtsjahrs und zum andern zu den Preisen eines festgelegten Basisjahrs. Zurzeit wird als Basisjahr 2000 zugrunde gelegt.
•
2 062,5 Mrd. EUR
2 307,2 Mrd. EUR; nomin. Wachstum 11,86 %
2 186,5 Mrd. EUR; reales Wachstum 6,01 %
Die Höhe von Inlandsprodukt und Nationaleinkommen sagt nichts über die Verteilung
des Wohlstands aus. So könnten etwa 10 % reiche Haushalte 90 % des Nationaleinkommens beziehen. Für die restlichen 90 % der Haushalte bleiben dann nur noch
10 % des Nationaleinkommens. Sie sind vergleichsweise sehr arm.
Arbeitsaufträge
1. Die folgende Grafik zeigt wesentliche Zusammenhänge der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.
Vorleistungen
Abschreibungen
Nettowertschöpfung
Nettogütersteuern
Saldo der Primäreinkommen zwischen
In- und Ausland
Produktionswert zu Herstellungspreisen
Bruttowertschöpfung
Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen
Nettoinlandsprodukt zu Marktpreisen
Bruttonationaleinkommen
Nettonationaleinkommen bzw. Primäreinkommen
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und
NettoprodukVermögenseinkommen tionsabgaben
Volkseinkommen
Erläutern Sie, was die angegebenen Größen bedeuten, wie sie sich zusammensetzen und ableiten.
ZWEITER
ABSCHNITT
Bruttoinlandsprodukt 2000:
Bruttoinlandsprodukt 2006:
Bruttoinlandsprodukt 2006:
(Basis 2000)
160
ZWEITER ABSCHNITT: Unternehmen in Volks- und Weltwirtschaft
Marktformen1
Anbieter
Nachfrager
viele
wenige
einer
viele
Polypol
Nachfrageoligopol
Nachfragemonopol
wenige
Angebotsoligopol
zweiseitiges
Oligopol
beschränktes
Nachfragemonopol
einer
Angebotsmonopol
beschränktes
Angebotsmonopol
zweiseitiges
Monopol
Die Zahl der Marktteilnehmer hat Bedeutung für die Macht, die der Einzelne ausüben
kann. Ein Monopolist hat einen weitaus größeren Einfluss auf Mengen und Preise als der
konkurrenzgeplagte Polypolist. Bestehen neben dem Monopolisten noch einige kleinere
(und deshalb stark von ihm abhängige) Anbieter, so liegt ein Teilmonopol vor. Bestehen
neben Oligopolisten noch Kleinanbieter, so liegt ein Teiloligopol vor.
7.3.2
Bestimmungsgrößen der Haushaltsnachfrage
ZWEITER
ABSCHNITT
Peters macht zwei Wochen Urlaub. Eigentlich sollten es drei werden, aber der Arbeitsplatz
wackelt, es wird wohl Entlassungen geben. Da muss ein billigerer Urlaub reichen.
Peters verspätet sich und springt gerade noch auf den fahrenden Zug. Da öffnet sich der Koffer,
der Inhalt rutscht auf den Bahndamm ... Am Urlaubsort kleidet Peters sich notdürftig ein. Er wird
natürlich nur das kaufen, wovon er sich den größten Nutzen verspricht: 4 Hemden, 2 Pullover,
2 Sets Unterwäsche, Socken, 1 Hose, Rasierzeug, Zahnbürste, Zahnpasta. Schließlich reicht sein
Einkommen knapp, um den Urlaub zu finanzieren! Mehr als 180,00 EUR will er auf keinen Fall ausgeben.
Die Pullover kosten jeweils 30,00 EUR, also verbleiben nur 120,00 EUR für den ganzen Rest. Da
werden 4 Hemden zu teuer, denn jedes kostet 18,00 EUR. Peters entscheidet sich für drei.
Das Ziel des privaten Haushalts ist die Maximierung des subjektiven Nutzens auf der Basis der
persönlichen Bedürfnisstruktur. Nutzenüberlegungen bestimmen grundsätzlich die Nachfrage nach
Gütern. Da aber die Geldmittel knapp sind, kommen weitere Größen hinzu. Das obige Beispiel
lässt folgende wichtige Größen erkennen:
Der objektive Nutzen (= objektiver
Gebrauchswert) ist die Tauglichkeit
eines Gutes für bestimmte Zwecke.
Der subjektive Nutzen (= subjektiver
Gebrauchswert) ist die individuelle
Wertschätzung des Gutes aufgrund
der Dringlichkeit der Bedürfnisse.
Die Haushaltsnachfrage wird bestimmt:
• von der Struktur der Bedürfnisse
• von der Höhe des verfügbaren Einkommens
• vom Preis des gewünschten Gutes
• vom Preis anderer Güter
• von Erwartungen über die wirtschaftliche Entwicklung (auch Preiserwartungen)
Bei
höherem Einkommen
fragt man evtl. nach:
• größere Mengen,
• bessere Qualitäten,
• Güter, die man sich
bisher nicht leisten
konnte.
Nimmt man an, dass alle Bestimmungsgrößen außer dem Preis festliegen, so gilt:
Bei normalem Nachfragerverhalten führen steigende Preise eines Gutes zu weniger
Nachfrage, sinkende Preise zu mehr Nachfrage nach dem Gut.
Dieser Zusammenhang lässt sich durch eine „Nachfragekurve“ veranschaulichen.
1
(griech.) monos = allein, polys = viel, oligos = wenige, polein = verkaufen
161
7 Ordnungsrahmen der Wirtschaft
Beispiel:
Erdbeerpreis pro kg
Preis/kg
Der Haushalt kauft
10,00 EUR
6,00 EUR
3,00 EUR
10,00
0 kg
2 kg
4 kg
8,00
6,00
2,00
0
1
2
3
4
Menge
Brotpreis
Inverse
Nachfrage
Dies kann z. B. der Fall sein
• bei geringerwertigen, aber existenznotwendigen Gütern: Man schränkt sich bei höherwertigen, teureren Gütern ein und kauft mehr von
dem existenznotwendigen Gut.
bei
„Snobverhalten” des Haushalts: Man kauft
•
bei steigendem Preis erst recht mehr, um seinen Wohlstand zur Schau zu stellen.
7.3.3
Nachfrage
4,00
Bei normalem Verbraucherverhalten können
steigende Preise eines Gutes auch zu weniger
Nachfrage nach anderen Gütern führen.
Bei anormalem Nachfragerverhalten führen
steigende Preise eines Gutes zu mehr, sinkende Preise zu weniger Nachfrage nach dem Gut
(inverse Nachfrage).
Menge
Wenn der
Benzinpreis auf 5 EUR
steigt, hab ich endlich die
Autobahn für mich.
Nachfrageelastizität
Bei elastischer Nachfrage ist die prozentuale Mengenänderung größer als die prozentuale Preisänderung, bei unelastischer Nachfrage ist sie kleiner.
Man misst die Nachfrageelastizität (E) durch folgenden
Bruch (sog. Elastizitätskoeffizient):
E=
– Mengenänderung in %
Preisänderung in %
E > 1 kennzeichnet eine relativ elastische Nachfrage.
E < 1 kennzeichnet eine relativ unelastische Nachfrage.
Der Umsatz reagiert je nach der Größe der Nachfrageelastizität unterschiedlich.
Beispiel:
Von zwei Produkten (P) werden bei einem Preis von jeweils 100,00 EUR wöchentlich jeweils 200
Stück verkauft. Der Umsatz beträgt also 20 000,00 EUR je Produkt. Eine Preiserhöhung (PE) von
20,00 EUR (20 %) führe zu folgenden Mengenänderungen (MÄ) und Umsätzen:
P
PE
neue Absatzmenge
neuer Umsatz
1
20 % 120,00 EUR
neuer Preis
– 20 Stück
MÄ
– 10 % 0,5
E
180
21 600,00 EUR
2
20 % 120,00 EUR
– 60 Stück
– 30 % 1,5
140
16 800,00 EUR
Bei Produkt 1 (unelastische Nachfrage) führt die Preiserhöhung zu einer Umsatzsteigerung, bei
Produkt 2 (elastische Nachfrage) zu einem Umsatzrückgang.
•
•
Bei elastischer Nachfrage bewirken Preiserhöhungen grundsätzlich einen Umsatzrückgang, Preissenkungen eine Umsatzsteigerung.
Bei unelastischer Nachfrage bewirken Preiserhöhungen grundsätzlich eine
Umsatzsteigerung, Preissenkungen einen Umsatzrückgang.
ZWEITER
ABSCHNITT
Für anbietende Unternehmen ist es wichtig zu wissen, wie „preiselastisch” die Nachfrage
ist (d. h.: wie stark sie auf Preisänderungen reagiert) und wie sich eine Preisänderung auf
den Umsatz auswirkt.
162
ZWEITER ABSCHNITT: Unternehmen in Volks- und Weltwirtschaft
Verhältnismäßig elastisch ist die Nachfrage bei Kultur- und Luxusgütern (z. B. Motorrädern).
Verhältnismäßig unelastisch ist sie bei Existenzgütern (z. B. Trinkwasser). Jeder Anbieter sollte über die Nachfrageelastizität seiner Güter hinreichend informiert sein, um Preismaßnahmen richtig treffen zu können.
Beachte:
Die Elastizitätswerte sind
in jedem Punkt der Nachfragekurve unterschiedlich
(von E = ∞ bis E = 0; siehe
Beispiele in der Grafik).
Nur eine Parallele zur
Mengenachse ist in allen
Punkten vollkommen elastisch (E = ∞), nur eine
Parallele zur Preisachse in
allen Punkten vollkommen
unelastisch (E = 0).
Preis/
Einheit
Preis/
Einh.
E=∞
10
überall
elastische
Nachfragekurve
9
N
E>1
8
Menge
–12,5 %
Preis/
Einh.
7
E = 50 : 12,5
=4
6
50 %
N
überall
unelastische
Nachfragekurve
E=1
N
5
Menge
4
E<1
3
2
-50 %
1
E = 12,5 : 50 = 0,85 12,5 %
0
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
E=0
10
11
Nachfragekurve mit unterschiedlichen Elastizitäten
7.3.4
12
Menge
Verschiebung der Nachfragekurve
Wenn sich die Zukunftserwartungen, die Bedürfnisstruktur und die Höhe des verfügbaren
Einkommens ändern, so verschiebt sich die Nachfragekurve:
ZWEITER
ABSCHNITT
•
•
•
Zieht ein Haushalt ein Gut aus irgendwelchen Gründen einem anderen plötzlich mehr
vor, so steigt seine Nachfrage nach diesem Gut.
Erwartet ein Haushalt Preissteigerungen bei einem Gut, so kann seine Nachfrage nach
diesem Gut steigen, weil er der Preissteigerung zuvorkommen will.
Steigendes Einkommen bedeutet größere Kaufkraft. Der Haushalt kann den Einkommenszuwachs sparen, aber auch für zusätzliche Nachfrage verwenden.
In allen genannten Fällen
verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts,
weil beim gleichen Preis
mehr nachgefragt wird.
Die umgekehrten Fälle
führen zu einer Linksverschiebung.
7.3.5
Preis
Preis
P1
N1
N2
Menge
P1
N2
N1
Menge
Bestimmungsgrößen des Angebots
Eduard Ramrath, Schreiner, hat sich selbstständig gemacht. Er hat herausgefunden, dass beträchtliche Nachfrage nach rustikalen Tischstehlampen besteht. Er hat sich auf die Herstellung
solcher Lampen spezialisiert und hofft auf guten Gewinn. Er verkauft an Privatkundschaft sowie
Geschäfte und Kaufhäuser der Umgebung. Inzwischen beschäftigt er einen Arbeiter.
Hamrath zahlt jährlich 5 000,00 EUR Werkstattmiete, 6 000,00 EUR Zinsen für einen Betriebskredit
und etwa 4 000,00 EUR für Versicherungen, Lieferwagen und Energien. An Abschreibungen muss er
10 300,00 EUR verrechnen. Das Material pro Lampe kostet 50,00 EUR, der Arbeitslohn 40,00 EUR.
163
7 Ordnungsrahmen der Wirtschaft
Das Beispiel zeigt: Es lohnt sich nur, Güter zu produzieren, an denen Bedarf besteht.
Große Unternehmen wenden erhebliche Mittel auf, um durch Marktforschung die Bedarfsstruktur der Käufer herauszufinden.
Das Angebot wird von der Bedarfsstruktur der möglichen Kunden bestimmt.
Hamrath fertigt Lampen, weil er sich davon Gewinn verspricht. Gewinn ist längerfristig
das Ziel aller Unternehmen. Kurzfristig kann sich das Güterangebot auch nach anderen
Zielen richten, z. B.: Erzielung eines maximalen Marktanteils zwecks Ausschaltung der
Konkurrenz, Erhaltung von Arbeitsplätzen, Aufbau eines bestimmten Prestiges.
Das Angebot wird von den Unternehmenszielen bestimmt.
Hamraths Gewinn
Gewinn = Erlöse – Kosten
errechnet sich:
Gewinn = Stückpreis · Menge – Stückkosten · Menge
Gewinn = (Stückpreis – Stückkosten) · Menge
Je höher einerseits der Preis und je niedriger die Kosten eines Gutes, je größer
andererseits dabei die nachgefragte Menge ist, desto größer wird der Gewinn und desto
mehr lohnt es sich, ein Gut anzubieten. Unternehmen, deren Kosten durch den Preis nicht
gedeckt werden, müssen über kurz oder lang aufgeben.
Das Angebot wird von Preis, Kosten und nachgefragter Menge bestimmt.
Das Angebot wird von künftigen Gewinnerwartungen bestimmt.
Das Angebot an einem Gut wird auch von den Preisen anderer Güter bestimmt.
Das Angebot wird auch vom technischen Fortschritt bestimmt.
Nimmt man wie bei der Nachfrage an, dass alle Bestimmungsgrößen außer dem Preis eines Gutes festliegen, so gilt:
Preis
Angebot
Steigende Preise eines Gutes führen zu mehr Angebot, sinkende Preise zu weniger Angebot an dem Gut.
Auch hier bewirken Änderungen der anderen Größen
Verschiebungen der Angebotskurve nach rechts oder
links.
Arbeitsaufträge
1. Güter werden auf Märkten gehandelt.
a) Nennen Sie bestimmte Güter, die auf den folgenden Märkten gehandelt werden:
(1) Rohstoffmärkte,
(6) Märkte für Verkehrsleistungen,
(2) Investitionsgütermärkte,
(7) Kreditmärkte,
(3) Konsumgütermärkte,
(8) Kapitalmärkte,
(4) Märkte für Versicherungsleistungen,
(9) Arbeitsmärkte,
(5) Märkte für Nachrichtenleistungen,
(10) Immobilienmärkte.
Nennen sie auch die besonderen Namen der Preise auf diesen Märkten.
Menge
ZWEITER
ABSCHNITT
Wachsende Nachfrage lässt höhere Gewinne erwarten, nachlassende Nachfrage niedrigere Gewinne. Dementsprechend wird Hamrath die Angebotsmenge vergrößern oder auf
das Angebot anderer Güter ausweichen, die ggf. auch einen besseren Preis bringen. Auch
der technische Fortschritt beeinflusst die Gewinnerwartungen: Modernere Maschinen gestatten oft eine kostengünstigere Produktion und führen deshalb zu Gewinnsteigerungen.
187
8 Soziale Rahmenbedingungen
Die Beiträge fließen ab 2009 in einen Gesundheitsfonds. Die Kassen erhalten für jeden Versicherten den gleichen Betrag aus dem Fonds. Bei Nichtausreichen können sie eine Zusatzprämie erheben (höchstens 1 % des beitragspflichtigen Einkommens, jedoch bis 8 EUR ohne
Einkommensprüfung).
Pflichten der Arbeitnehmer
Krankheit unverzügliche Vorlage einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beim
Arbeitgeber
Zahlung der festgelegten Eigenanteile an Krankenhaus-, Kur-, Heilmittel- und Zahnersatzkosten
• Bei
•
Pflichten der Arbeitgeber
• Meldung von Zu- und Abgängen an die Krankenkasse
• Berechnung der Beiträge, Abführung an die Krankenkasse
Leistungen
§ 21 SGB I und § 11 SGB V legen die Leistungen der Krankenkassen gesetzlich fest (sog. Regelleistungen):
• Leistungen zur Förderung der Gesundheit, zur Verhütung und Früherkennung von Krankheiten
(Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis 6 Jahre, Krebsvorsorgeuntersuchungen für Frauen ab
20 Jahre, Männer ab 45 Jahre)
• Bei Krankheit Krankenbehandlung, insbesondere
a) ärztliche und zahnärztliche Behandlung (für Zahnersatz: Festzuschüsse),
b) Versorgung mit Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln (mit Eigenanteilen der Versicherten)
c) häusliche Krankenpflege (Krankenschwester) und Haushaltshilfe
d) Krankenhausbehandlung (ab 18 Jahre Zuzahlung von 10,00 EUR pro Tag für maximal 28
Tage)
e) medizinische und ergänzende Leistungen zur Rehabilitation
f) Betriebshilfe für Landwirte
g) Krankengeld (ab der 7. Krankheitswoche, längstens für 78 Wochen).
• Mutterschaftshilfe (notwendige Leistungen und Mutterschaftsgeld in der Schutzfrist)
• Hilfe zur Familienplanung, Leistungen bei Sterilisation/Schwangerschaftsabbruch (nur bei Vorliegen medizinischer Gründe).
Über die Regelleistungen hinaus kann die Kassensatzung Mehrleistungen vorsehen (z. B.
Zuschüsse zu Heilkuren, zusätzliche Leistungen bei Zahnersatz oder häuslicher Krankenpflege).
Der Versicherte kann bei Behandlungen grundsätzlich zwischen Sachleistungen und Geldleistungen wählen (Sachleistung: Der Arzt rechnet direkt mit der Kasse ab; Geldleistung: Der
Patient erhält eine Arztrechnung, die von der Kasse erstattet wird.)
Für alle Bürger besteht eine allgemeine Krankenversicherungspflicht bei einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung. Ehemals Versicherte müssen von ihrer früheren
gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung wieder aufgenommen werden. Private
Kassen müssen einen Basistarif anbieten, der die Leistungen der gesetzlichen Kassen abdeckt. Er darf nicht teurer sein als der durchschnittliche Satz der gesetzlichen Kassen
(Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteil).
8.3.6
Pflegeversicherung
Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter, werden dann aber oft zu Pflegefällen.
Zur Kostendeckung werden herangezogen: das Einkommen und Vermögen des Pflegebedürftigen, das Einkommen der Verwandten in gerader Linie (Großeltern, Eltern, Kinder,
Enkel) oberhalb von Freigrenzen und die Sozialhilfe. Die Pflegeversicherung wurde eingerichtet, um soziale Härten zu vermeiden und den Staat von Sozialhilfe zu entlasten.
ZWEITER
ABSCHNITT
•
•
Leistungsvoraussetzungen
Beitragszahlung
Eintritt des Leistungsfalles (Krankheit, Schwangerschaft, Geburt, Tod)
188
ZWEITER ABSCHNITT: Unternehmen in Volks- und Weltwirtschaft
Pflegeversicherung
Aufgaben
Finanzielle Absicherung im Pflegefall
Versicherte
Arbeiter, Angestellte (Pflicht- und freiwillige Versicherung wie bei der Krankenversicherung)
Finanzierung
durch Beiträge (wie Krankenversicherung)
Pflichten der Arbeitnehmer
Stellen des Antrags auf Pflege
Plichten der Arbeitgeber
wie Krankenversicherung
Leistungsvoraussetzungen
• Beitragszahlung
• Eintritt des Pflegefalls
Als
Ausgleich
für die Beitragsleistungen der Arbeitgeber wurde ein gesetzlicher Feiertag
gestrichen. In
Bundesländern ohne
Streichung zahlen die
Arbeitnehmer
die Beiträge
allein!
Leistungen (2008)
• Häusliche Pflege
monatliche Sachleistungen
(häusliche Pflegehilfe)
stattdessen:
Pflegegeld
bis 384,00 EUR
bis 205,00 EUR
Stufe II Schwerpflegebedürftige
bis 921,00 EUR
bis 410,00 EUR
Stufe III Schwerstpflegedürftige
in Härtefällen
bis 1 432,00 EUR
bis 1 918,00 EUR
bis 664,48 EUR
Stufe I
erheblich Pflegebedürftige
ZWEITER
ABSCHNITT
Sach- und Geldleistungen können kombiniert werden.
Für höchstens 4 Wochen pro Jahr werden die Kosten für eine Ersatzpflegekraft bis 1 432,00 EUR
übernommen. Nicht gewerbsmäßige Pflegepersonen (z.B. Verwandte, Freunde des Pflegebedürftigen) sind in der gesetzlichen Unfallversicherung versichert. Die Pflegeversicherung zahlt
auch Beiträge an die Rentenversicherung, wenn die Pflegeperson höchstens 30 Wochenstunden erwerbstätig ist.
• Teilstationäre Pflege in Einrichtungen
der Tages- und Nachtpflege
monatliche Aufwendungen
Stufe I
Stufe II
Stufe III
bis 384,00 EUR
bis 921,00 EUR
bis 1 432,00 EUR
•
Vollstationäre Pflege in vollstationären
Einrichtungen
Erstattung der reinen Pflegekosten bis zu
1 432,00 EUR) monatlich (Härtefälle bis
1 688,00 EUR). Die Kosten für Verpflegung
und Unterhalt werden nicht übernommen.
Im Juli 2008 tritt eine Reform der Pflegeversicherung in Kraft. Diese sieht v. a. vor:
• einen Anstieg der Leistungen bis 2012 (z. B. häusliche Pflege: Stufe I 4 500,00 EUR,
Stufe II 1 200,00 EUR, Stufe III 1 550,00 EUR).
• Pflegezeit: Arbeitnehmer können sich für die Pflege von Angehörigen bis zu 6 Monaten
ohne Lohn freistellen lassen. Ausnahme: Betriebe mit weniger als 15 Beschäftigten. Daneben bis zu 10 Tage unbezahlter Pflegeurlaub für akute Fälle.
8.3.7
Arbeitslosenversicherung und Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg (BA) ist Träger der Arbeitslosenversicherung. Ihre
nachgeordneten Behörden sind die Regionaldirektionen (vormals: Landesarbeitsämter) und
die örtlichen Agenturen für Arbeit (vormals: Arbeitsämter). SGB III weist der BA insgesamt
eine umfassende aktive Arbeitsmarktpolitik zu. Sie soll dazu beitragen, Arbeitslosigkeit von
vornherein zu verhindern sowie die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern.
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