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Wacholder oder Sadebaum
lat. Juniperus sabina
Die Pflanze war bereits Plinius und Dioskurides als Abtreibungsmittel bekannt und
wurde bis in die frühe Neuzeit zu diesem Zweck verwendet. VOLKSTÜMLICH:
Jungfernpalme, Jungfrauenrosmarin, Kindsmord, Mägdebaum, Sevenbaum,
Stinkwacholder. Der Sadebaum gehört zur Familie der Zypressengewächsen, zur
Gattung Wacholder und ist eng verwandt mit Thuja. AUSSEHEN: Der Sadebaum wird
als Strauch meist nur 1-2, als Baum bis zu 12 Meter hoch. Als Jungpflanze bildet er
4-5 Millimeter lange Nadeln aus, später weist er zusätzlich 1-4 Millimeter lange
Schuppenblätter auf. Zerreibt man die Blätter, fällt der unangenehme Geruch auf, der
ihm nicht umsonst den Namen Stinkwacholder verliehen hat. Die immergrüne Pflanze
ist zweigeschlechtlich. Männliche Blüten sind gelbgrün, weíbliche weiß. Die Blütezeit
ist von März bis Mai. In den 5-7 Millimeter großen, schwarzblauen bereiften
Beerenzapfen befinden sich 2-3 Samen, die Samenreife dauert von Oktober bis April.
VORKOMMEN: Der Sadebaum ist lichtbedürftig und gedeiht auf flachgründigen,
felsigen Böden. Er kommt in Felsritzen, Felshängen, Trocken- und Steppenrasen und in
lichten Kiefern- und Lärchenwäldern bis in eine Höhe von 3000 Meter über dem
Meerespiegel vor. VERBREITUNG: kommt ursprünglich insbesondere in Südeuropa
und in Mittel-Osteuropa vor. Erst ab dem 9. Jahrhundert n. Chr. wurde der Baum
nördlich der Alpen z.B. in Österreich (Kärnten, Tirol), Schweiz (Wallis, Unterengadin)
und Südbayern (Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Ammergau) kultiviert und findet u.a.
auch bei Hildegard von Bingen Erwähnung. Durch seine Verwendung in der
Volksmedizin wurde er weit über sein natürliches Wuchsgebiet verbreitet. ABBRUCH:
Die Pflanze war bereits Plinius (23-79 n. Chr.) und Dioskurides (40-90 n. Chr.) als
Abtreibungsmitttel bekannt, und fand auch im 'Capitulare de vilis' und bei Hildegard von
Bingen Erwähnung, und wurde mindestens bis in die frühe Neuzeit als Abortivum
genutzt. Wenn in einem Dorf früher ein Sadebaum stand, war dies ein sicheres
Zeichen, dass hier eine Engelmacherin wohnte. GESCHICHTE: Dioskurides schreibt
über die jungen Blätter des 'Sevenbaumes': "ziehen die Geburt herauß / zum Frawen
Zäpflin gemacht unnd von unten beygebracht". Gemeint ist die Nachgeburt; denn diese
muss sich lösen, weil ansonsten Frauen bei der Geburt versterben. Bock erwähnt in
seinem Kräuterbuch, dass die 'Pfaffen pflegen auf dem Palmsonntag den Sevenbaum
mit anderen grünen gewächsen zu weihen' (Palmenweihe zur Abwehr böser Geister
von Haus und Hof). Hildegard von Bingen emphielt ihn gegen Geschwüre, Würmer
und bei Lungenleiden. INHALTSSTOFFE: Juniperus sabina enthält 3-5% toxisches,
ätherisches Öl, das zu 50% aus Sabinol besteht. Sabinol wiederum hat eine ähnliche
Struktur wie Thujol und gehört zu den meistgebrauchten Abtreibungsdrogen.
WIRKUNG: harntreibend, abortiv, wundreinigend ANWENDUNGEN:
Nervenschmerzen, drohende Fehlgeburt, Menstruationsstörungen, Weissfluss,
Harnwegentzündungen, Harnblasen- und Nierenentzündung, Gicht, Rheuma,
Blutwallungen, schmerzhafte Knochenerkrankungen, Warzen und
Schleimhautwucherungen. Literatur: Vom Nimbaum bis zur Pille - Zur
kulturgeschichtlichen Vielfalt der Verhütungsmethoden von Helga Dietrich und Birgitt
Hellmann, 2006, Seite 41 Hexenmedizin von Claudia Müller Ebeling, Christian Rätsch,
Wolf-Dieter Storl, Verlag: AT Verlag (Juni 1998), Seite 147
Anmerkung:
Schon bei den Römern war Juniperus Sabina als Abtreibungsmittel bekannt.
'iuveni-perus' aus älterem 'iuveni-paros' in der Bedeutung ' (zu) früh gebärend,
abortierend' nach der Verwendung von Juniperus sabina. Möglicherweise geht der
Name auf die Sabiner zurück, die die Pflanze angeblich vielfältig genutzt haben sollen.
Es ist nicht klar, ob ein historische Ereignis hinter dem mythischen „Raub der
Sabinerinnen“ steckt.
In einigen Gegenden waren seine Zweige Bestandteil der Palmen am Palmsontag.
Zu den deutschen Namen passt die Verwandtschaft mit juvenis für jung
(Jungfernpalme etc.). Mit diesem Zitat (Mattioli) wird auch klar, warum der Sadebaum
Kindstot genannt wurde: 'Die alten Hexen und Wettermacherinnen üben damit vil
zauberey und abenthewer, verfüren darmit die jungen huren / geben inen
Sevenbaumschüßling gepulvert ... dadurch vil kinder verderbt werden.'
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