Mit der jährlichen Ernennung zum „Fisch des Jahres“ werden Arten

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Der Stör (Acipenser sturio) – Fisch des Jahres 2014
Mit der jährlichen Ernennung zum „Fisch des Jahres“ werden Arten ausgewählt, die in ihren
Lebensräumen stark beeinträchtigt oder sogar vom Aussterben bedroht sind. Dieses Mal fiel
die Wahl des Deutschen Angelfischerverbandes e. V. in Abstimmung mit dem Bundesamt für
Naturschutz, dem Verband Deutscher Sporttaucher e. V. und dem Österreichischen
Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz e. V. auf den Stör.
Der Stör gilt heute in Deutschland als ausgestorben, besser ausgerottet. Er war bis Ende des
19. Jahrhunderts in allen größeren Flüssen Deutschlands und weiten Teilen Europas ein
wichtiger Bestandteil der lokalen Artengemeinschaft. Hauptgründe für das Verschwinden
der Störpopulationen waren die zunehmende Gewässerverbauung und somit der Verlust
von Laichplätzen, die Gewässerverschmutzung und die rücksichtslose Überfischung der
Laichfischbestände. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war es in Deutschland erlaubt, Störfänge
ab 1 m Gesamtlänge zu vermarkten. Da der männliche Stör aber erst ab 1,20 m (Alter: 7-15
Jahre) und der weibliche ab 1,80 m Länge (Alter: 8-20 Jahre) geschlechtsreif wurde, hatte er
keine Chance mehr, sich auf natürlichem Weg fortzupflanzen.
Heute kommt der Stör nur noch sehr selten im Nordostatlantik vor, die letzten Laichgebiete
befinden sich in der französischen Gironde-Mündung mit etwa 200 Tieren. Dieser Bestand
dient als Ausgangsbasis der Arterhaltungs- und Wiedereinbürgerungsbemühungen in
Frankreich und Deutschland.
Störe und ihre Verwandten sind Überlebende einer alten und urtümlichen Gruppe innerhalb
der Knochenfische. Sie existieren in ihrer heutigen Form seit mindestens 70 Millionen
Jahren.
Der Stör wird durchschnittlich 3 m lang und 300 kg schwer, in Ausnahmefällen wird er auch
über 5 m lang. Sein Körper ist haiförmig. Er besitzt eine unsymmetrische Schwanzflosse, in
deren obere, verlängerte Hälfte das Ende der Wirbelsäule hineinreicht und eine weit nach
hinten verlagerte Rückenflosse. Anstelle der Schuppen befinden sich 5 Längsreihen von
Knochenplatten am Körper (2 Reihen mit Bauchschildern, je 1 Reihe Seitenschilder, 1 Reihe
Rückenschilder). Er ist bräunlich-grün bis blauschwarz gefärbt. Die unterständige,
spaltförmige Mundöffnung ist rüsselartig vorstülpbar. Zusätzlich besitzt er eine geteilte
Unterlippe, 4 runde Barteln und zahnlose Kiefer.
Störe sind anadrome Wanderfische, die zum Ablaichen ins Süßwasser ziehen. Der
Flussaufstieg erfolgt von April bis Mai, die Laichzeit von Juni bis Juli. Laichgruben lassen sich
in etwa 2 m Tiefe in stark durchströmten, kiesigen oder steinigen Bereichen des
Hauptstroms finden. Die Alttiere wandern anschließend zurück ins Meer. Diese
Wanderungen werden im Leben eines Individuums viele Male wiederholt. Ein Weibchen legt
etwa 2,5 Mio Eier, der Schlupf erfolgt nach etwa 2-5 Tagen. Jungfische wandern spätestens
nach 2 Jahren ins Meer zurück.
Am Gewässerboden erfolgt die Aufnahme der Nahrung, die aus Würmern, Weichtieren,
Krebsen, Insektenlarven und kleinen Fischen besteht.
Erst ab dem Jahr 2000 wurde durch genetische Untersuchungen bekannt, dass bei
Wiederbesiedelungsmaßnahmen die fachliche Trennung nach Nord- und Ostseegebiet
berücksichtigt werden muss. Während Acipenser sturio die heimische Art des Nordsee-,
Rhein- und Elbegebietes ist, erfolgt der Besatz im Ostsee- und Odergebiet mit Stören aus
Kanada (Acipenser oxyrinchus), welche genetisch mit den historischen Stören der Ostsee
übereinstimmen.
Einige Störarten werden in Aquakulturen gehalten, darunter sind der Sibirische Stör
(Acipenser baeri) oder der Bester, welcher eine raschwüchsige Hybride von Sterlet
(Acipenser ruthenus) und Hausen (Huso huso) ist. Sie werden im Handel u. a. als Zierfische
verkauft. Dabei sind sie meist nur ca. 20 cm groß. Oft ist den Kunden beim Kauf nicht
bewusst, dass diese Tiere noch deutlich größer werden und entsprechenden Platz im
Gartenteich benötigen. Einige dieser Tiere werden dann aufgrund ihrer zugenommenen
Größe und Ansprüche illegal in Flüsse ausgesetzt. Die gelegentlich in Sachsen gefangenen
Störe sind oft diese ausgesetzten Einzelexemplare.
Die Gesellschaft zur Rettung des Störs e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich der
Erhaltung und dem Wiederaufbau der in Deutschland ehemals heimischen Störarten
widmet. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt auf den Gewässern des Nord- und
Ostseeeinzugsgebietes. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit
Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
gefördert und aktiv begleitet.
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