Allgemeine Informationen zur Genpanel-Diagnostik bei Netzhautdystrophien Ein klinisches Erkrankungsbild (einheitlich erscheinender Phänotyp) kann nicht selten durch Mutationen in mehreren Gene verursacht werden, man spricht dann von genetischer Heterogenität. Gerade hereditäre Netzhautdystrophien zeichnen sich durch eine hohe genetische Heterogenität (> 100 Gene) aus, was eine große Herausforderung für die Identifizierung des genetischen Defekts bedeutet. Durch die Entwicklung der Next Generation Sequencing (NGS) Technologie wird der Sequenzierungsprozess parallelisiert und erlaubt so eine massive Zunahme des Datendurchsatzes, jedoch bei stark reduzierten Kosten pro Base. Damit ist es heute möglich, viele Gene gleichzeitig zu untersuchen, was eine deutliche Steigerung der Mutationsfindungsrate und damit des Informationsgehalts für die/den Patienten/in bedeutet. Diagnostische Genpanels am Institut für Humangenetik (Stand Februar 2016): Das Genpanel RD121 umfasst insgesamt 121 Gene, die ursächlich an der Entstehung von verschiedenen Formen nicht-syndromaler Netzhautdystrophien beteiligt sind. Je nach klinischer Verdachtsdiagnose kann ein Set an Genen bioinformatisch ausgewertet und medizinisch validiert werden, z. B. Verdachtsdiagnose Retinitis pigmentosa (RP) Anzahl der analysierten Gene: 76 Anzahl der analysierten Kilobasen (kb): 246 Verdachtsdiagnose Lebersche kongenitale Amaurose (LCA) Anzahl der analysierten Gene: 25 Anzahl der analysierten Kilobasen (kb): 66 Verdachtsdiagnose Zapfen-/Zapfen-Stäbchen-Dystrophie (CD/CRD) Anzahl der analysierten Gene: 35 Anzahl der analysierten Kilobasen (kb): 107 Verdachtsdiagnose Makuladystrophie (MD) Anzahl der analysierten Gene: 17 Anzahl der analysierten Kilobasen (kb): 75 Methode und Qualitätsstandard Bei der Genpanel-Diagnostik werden die kodierenden Exone einschließlich der konservierten intronischen Bereiche von bis zu 121 Genen gleichzeitig auf krankheitsverursachende Mutationen hin untersucht. Die Diagnostik erfolgt mittels Hybridisierungs-basierter Anreichung der kodierenden Sequenz und Hochdurchsatzsequenzierung (NGS) im MiSeq (Illumina). Eine ausreichende diagnostische Qualität ist durch eine Sequenziertiefe von mehr als 30 Sequenzen pro Base (Minimum Coverage) in mindestens 98% der untersuchten Sequenzen festgelegt. Zur medizinischen Validierung der identifizierten Sequenzveränderungen verwenden wir eine in-house entwickelte Pipeline, die u. a. eigene Daten, Literatur, Bioinformatik und Frequenzdaten berücksichtigt. Wichtiger Hinweis: Während die Sequenzierung durch die Kettenabbruchmethode nach Sanger eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen darstellt, ist dies für die neue NGS Technologie bislang nicht der Fall. Eine Kostenerstattung der Genpanel-Diagnostik durch die Krankenkasse ist somit nur nach Genehmigung im Einzelfall möglich. Bitte kontaktieren Sie uns (Hotline Tel. 0941-944 5410), falls Sie für Ihre Patienten eine Kostenaufstellung und eine Vorlage eines Anschreibens an die Krankenkasse wünschen.