Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) Von Erika Stelzl – Hauswirtschaftsmeisterin, Garten- u. Erlebnisbäuerin, Kräuterpädagogin Viele Pflanzen sind auch als Hausmittel zu nutzen. Zum Beispiel bei Insektenstichen, oder wenn sich jemand an einer Nessel brennt, da sucht man ein Spitzwegerichblatt, zerquetscht es, bis Saft austritt und legt es auf. Das nimmt den Juckreiz und vermindert die Schwellung. Der Spitzwegerich (plantago lanceolata; lat.: planta=Fußsohle, lancea=Lanze) ist eine wunderbar vielseitige Pflanze. Er hat sich von Europa aus in der ganzen Welt verbreitet und ist schon seit Jahrhunderten eine sehr bekannte Wild- und Heilpflanze. Spitzwegerich wächst auf Wiesen, in Gärten und an Wegrändern. Er liebt vor allem trockenen Boden. Der Spitzwegerich hat lanzenförmige, bis zu 30cm lange Blätter, die rosettenartig angeordnet sind. Seine Blütenähren von Mai bis September, sind unscheinbar, länglich und mit weißen Staubbeuteln behangen. Der Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und ist mit dem Flohsamen aus dem Mittelmeerraum verwandt. Es gibt den Spitzen, den Breiten und den Mittleren Wegerich. Verwechselt werden kann der Spitzwegerich eigentlich nur mit sehr breiten Gräsern. Darum ist er auch für Kinder eine tolle Pflanze. Denn soviel Blattrippen er hat, so viele Finger hat der Mensch. (Fast immer 5, nur in seltenen Ausnahmefällen 3 oder 7) Das prägt sich schon den Kleinsten ein. Iss Wegerich, spitz oder breit, So kriegst du keinen Husten, wenn es schneit. Der Spruch weist auf die schleimlösende Eigenschaft des Spitzwegerichs hin. Ob als Sirup, Hustenbonbon oder Tee löst er den Schleim in den Bronchien und fördert das Abhusten. Viele Kräuterkundige seit Jahrhunderten empfahlen den Saft des Spitzwegerichs zur Wundheilung. So sagte auch Pfarrer Kneipp: „Wie mit Goldfäden näht der Wegerichsaft den klaffenden Riss zu, und wie an Gold nie Rost ansetzt, so flieht den Spitzwegerich jede Fäulnis und faules Fleisch.“ Sogar Shakespeare kannte die Heilkraft des Wegerichs. So lässt er Romeo im Gespräch mit Benvolio sagen: “Ein Blatt vom Wegerich dient dazu vortrefflich.“ „Ei, sag wozu?“ „Für dein zerbrochenes Bein.“ (Aus Romeo und Julia,1.Akt). Auch glaubten die Menschen früher, dass der Wegerich 99 Wurzeln hat, von denen jede ein Fieber vertreibt. Historisch belegt ist die uralte germanische Heilpflanze auch im angelsächsischen Heilsegen aus dem 11. Jahrhundert, der neun Pflanzen anruft, beginnend mit: „Und du Wegerich, du Mutter aller Pflanzen“. Hildegard von Bingen empfahl den Wegerich, um angezauberte Liebe loszuwerden. Bekannt war der Spitzwegerich auch als blutstillende Pflanze. 1-2 Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) Von Erika Stelzl – Hauswirtschaftsmeisterin, Garten- u. Erlebnisbäuerin, Kräuterpädagogin Frauen früherer Zeit hängten seine Wurzel bei der Geburt ihrer Kinder um. Dioskurides empfahl vor über 2000 Jahren: Spitzwegerichsamen in Wein getrunken, hält Bauchfluss und Blutspeien auf. Spitzwegerich ist gut für die Wildkräuterküche geeignet. Natürlich wegen seines hohen Vitamin C-Gehaltes und den weiteren Inhaltsstoffen. Dies sind Schleim-, Gerb- und Bitterstoffe, Aucubin, Vitamin K und Kieselsäure. Am besten verwendet man den Spitzwegerich frisch oder man friert ihn ein. Getrocknet verliert er einiges an Inhaltsstoffen. Der Spitzwegerich (Blätter und Blüten)ist ein vielseitig verwendbares und gut zu kombinierendes Wildkraut, da er wenig Eigengeschmack hat. Ob in Semmeln, zu Kartoffeln, zu Quark oder in der Suppe, er passt überall. Es gäbe noch vieles über den Spitzwegerich zu sagen, doch lassen wir ihn selber zu Worte kommen: „Zwar unscheinbar sind meine Blätter, doch umso größer meine Kraft, verwerft im Leben nie das Kleine, weil auch das Kleine Großes schafft!“ 2-2