22 Reiz Sinn Wahrnehmung (Beispiele) Licht Sehsinn (Lichtsinn) Helligkeit, Farben Schall Gehörsinn Töne, Geräusche Duftstoffe (Gase) Geruchssinn Düfte, Gestank Schmeckstoffe (löslich) Geschmacks- süß, sauer, sinn salzig, bitter Druck Tastsinn Oberflächen Temperatur Temperatur- Wärme, sinn Kälte Schwerkraft Schweresinn Lage im Raum Schmerz Schmerzsinn Hitze, Säure Tab. 1 Jeder Sinn reagiert auf einen bestimmten Reiz und erzeugt eine Wahrnehmung. A1 Versuche allgemein zu beschreiben, was ein Reiz ist. A2 Arbeitet zu zweit und beschreibt abwechselnd, wo die Orte der Reizerkennung (Sinneszellen, Sinnesorgane; siehe Tab. 1) liegen. A3 Wieso schmeckt das Essen so fade, wenn du Schnupfen hast? A4 Warum riechen manche festen Stoffe, z. B. Kaffeepulver, andere wie Zucker oder Salz dagegen nicht? 3 Das Fenster zur Welt – die Sinne 3.1 Sinnesleistungen und Informationsverarbeitung Jedes Lebewesen, sogar der winzigste Einzeller, nimmt verschiedene Informationen aus seiner Umwelt auf. Dafür besitzt es zum Teil hoch entwickelte Organe, die Sinnesorgane. Unsere Sinne Ein Dasein ohne Sinne ist nicht vorstellbar. Als Sinne bezeichnet man die Fähigkeiten zu sehen (S. 24), hören, riechen, schmecken, tasten, Temperatur zu spüren und nicht zuletzt unsere Lage im Raum und Schmerz wahrzunehmen. Die Orte der Reizerkennung sind verschiedene Sorten von Sinneszellen. Jeder unserer Sinne spricht auf einen bestimmten Reiz an. Das Auge verarbeitet Lichtreize, das Ohr Schallwellen, die Nase und die Zunge reagieren auf bestimmte Stoffe und der Tastsinn nimmt Druck wahr. Der Temperatursinn bemerkt Temperaturänderungen, der Schmerzsinn reagiert auf viele verschiedene Einwirkungen von außen und innen und der Gleichgewichtssinn informiert uns über Stellungs- und Richtungsänderungen unseres Körpers (Tab. 1). Tastsinn und Temperatursinn Tast- und Temperatursinn liegen in der Haut. Wir finden Tastkörperchen und Temperatursensoren auf der gesamten Körperoberfläche verteilt; besonders häufig sind sie im Gesicht, an den Handflächen und Fußsohlen. Für die Berührungsempfindlichkeit der Haut sind ebenfalls die Tastkörperchen zuständig (S. •••). Geruchssinn und Geschmackssinn Die Sinneszellen für die Grundgeschmacksrichtungen liegen auf der Zunge: Dort schmecken wir salzig, sauer, süß und bitter (Abb. 1). Zum Empfinden von feinen Aromen benötigen wir zusätzlich das Geruchsorgan. In der Nasenschleimhaut gibt es einen etwa daumennagelgroßen Bezirk, in dem sich die Riechzellen befinden. Die Geruchsstoffe gelangen beim Atmen dorthin (Abb. 2). A5 Wie gelangen die Aromen des Essens zu den Riechzellen der Nasenschleimhaut? Beschreibe ihren Weg mithilfe von Abbildung 2! bitter sauer V1 Probiert mit einem Partner/ einer Partnerin, ob ihr mit der Zungenspitze „salzig“ und „süß“ schmecken könnt und versucht es dann am Zungengrund. Verwendet Salz und Zuckerkristalle. salzig süß Abb. 1 Geschmacksfelder der Zunge Abb. 2 Riechfeld in der Nasenschleimhaut Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung 23 ovales Fenster Gehörknöchelchen rundes Fenster Ohrmuschel Bogengänge Gehörgang Hörnerv Trommelfell Außenohr Zugang zum Rachenraum Mittelohr (mit Luft gefüllt) Schnecke Innenohr (mit Flüssigkeit gefüllt) Abb. 3 Ohr und Gleichgewichtsorgan Das Außenohr reicht von der trichterförmigen Ohrmuschel, die den Schall auffängt, bis zum Trommelfell, das wie die Fensterscheibe zu zittern beginnt. Das Mittelohr verstärkt die Bewegungen des Trommelfells über die Gehörknöchelchen und überträgt die Schwingung auf das ovale Fenster. Das knöcherne Innenohr enthält Flüssigkeit. Die Schwingung der Innenohrflüssigkeit biegt winzige Sinneshärchen um; diese erzeugen ein elektrisches Signal, das über den Hörnerv in das Gehirn weitergeleitet und dort zu einem Höreindruck, einem Ton, verarbeitet wird. Zum Innenohr gehört auch das Gleichgewichtsorgan mit den knöchernen, flüssigkeitsgefüllten Bogengängen (Abb. 3). Die Sinneszellen in ihnen informieren uns über die Lage des Körpers im Raum. Der Schmerz Auch für den Schmerz gibt es einen Sinn, der aber nicht auf einen einzelnen Auslöser reagiert, sondern auf Hitze, Verletzungen und andere schädliche Einflüsse. Der Schmerzsinn warnt uns vor Einwirkungen, die unseren Körper schädigen. Basiskonzept Struktur und Funktion Lebewesen sind an ihre Umwelt angepasst. Dafür haben sie oftmals spezielle „Baupläne“/Strukturen entwickelt. Zwischen dem Aufbau eines Organs oder Körperteils und dessen Funktion gibt es immer einen engen Zusammenhang (z. B. Aufbau des Ohrs). A6 Welche Teile des Ohrs (Außenohr, Mittelohr, Innenohr) sind luftgefüllt, welche enthalten Flüssigkeit? A7 Schall benötigt zur Ausbreitung ein Medium (Luft, Wasser). An welcher Stelle im Ohr wechselt die Schwingung das Medium? Die Grenzen unserer Sinne In unserer Umgebung sind neben den wahrnehmbaren Reizen noch viele andere Einflüsse vorhanden, für die wir kein Sinnesorgan besitzen. Ein Beispiel sind Magnetfelder, die uns verborgen bleiben. Einige Vögel dagegen können das Erdmagnetfeld wahrnehmen und sich mit dessen Hilfe auf der Welt zurechtfinden. Hi, wie geht's? C < Gehörsinn und Gleichgewichtssinn Wenn ein Flugzeug am Himmel die „Schallmauer“ durchbricht, kann es passieren, dass durch den lauten Knall die Fensterscheiben zittern. Dies zeigt uns, dass Schall beim Ausbreiten die Luftteilchen zum Schwingen bringt. 1 Die Wahrnehmung und Verarbeitung der Sinneseindrücke geschieht im Gehirn. Wird durch einen Tumor oder eine Gehirnblutung das Sehzentrum zerstört, ist ein Mensch blind, obwohl seine Augen funktionieren. 4 abc 7 abc * 0 2 ab c 3 abc 5 abc 6 abc 8 abc 9 abc # < Elektromagnetische Wellen können wir ohne Hilfsmittel nicht wahrnehmen. Ein Handy kann diese Wellen über eine Antenne empfangen und in Schallwellen oder lesbare Botschaften übersetzen (Abb. 4). Abb. 4 Ein Mobiltelefon macht aus elektromagnetischen Wellen wahrnehmbare Reize. 24 3.2 „Augen-Blick“ – der Sehsinn Bereich des räumlichen Sehens Willst du eine neue Umgebung erkunden, so benutzt du fast alle deine Sinne zur Orientierung, vor allem jedoch deine Augen. Menschen sind – ähnlich wie Menschenaffen – „Augentiere“; sie können gut räumlich sehen, Entfernungen abschätzen und kleinste Bewegungen wahrnehmen. Abb. 1 Die Sehfelder der beiden Augen überlappen teilweise. In diesem Bereich ist räumliches Sehen möglich. oberer schräger Augenmuskel oberer gerader Augenmuskel Die Lage Das Auge liegt gut geschützt in der Augenhöhle, die von sechs Knochen des Schädels gebildet wird. Anders als bei Reptilien oder Vögeln liegen unsere Augen nicht seitlich am Kopf, sondern nebeneinander, sodass wir einen Großteil unserer Umgebung mit beiden Augen gleichzeitig sehen können. Das hat den Vorteil, dass wir sehr gut räumlich sehen und Entfernungen recht genau einschätzen können (Abb. 1). Der Bau Das Auge ist eine innen lichtdurchlässige Kugel; von außen sieht man nur den vorderen, von den Augenlidern umgrenzten Teil. Die Tränendrüsen sorgen für genügend Feuchtigkeit auf der empfindlichen Hornhaut; beim Blinzeln wird die Flüssigkeit auf der Hornhaut verteilt (Abb. 3). seitlicher gerader Augenmuskel Umlenkrolle Das Innere des Augapfels, der Glaskörper, besteht aus einer durchsichtigen Gallertmasse. Die weiße, derbe Lederhaut umhüllt das Auge. An der Außenseite der Lederhaut setzen die Augenmuskeln (Abb. 2) an, die es uns ermöglichen, die Augen in der Augenhöhle kreisen zu lassen. Die Augenmuskeln beider Augen werden stets gleichsinnig bewegt. Beim Schielen können die Muskeln eines Auges zu schwach sein; man kann sie trainieren, indem man das gesunde Auge abdeckt. unterer gerader Augenmuskel unterer schräger Augenmuskel Abb. 2 Die Augenmuskeln Aderhaut Tränendrüse Tränennasengang Gelber Fleck Netzhaut Iris Tränenkanal zur Nase Abb. 3 Bau des Auges Hornhaut Pupille Augenkammer Linse Glaskörper Ziliarmuskel Blinder Fleck Lederhaut Augenmuskel Sehnerv Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung Die innen auf der Lederhaut aufliegende mittlere Augenhaut oder Aderhaut versorgt das Auge mit Nährstoffen. Die innerste Schicht ist die Netzhaut, die aus lichtempfindlichen Sinneszellen besteht. Diese reagieren auf Hell und Dunkel und verschiedene Farben. Trifft ein Lichtstrahl auf, senden die Lichtsinneszellen elektrische Signale durch den Sehnerv ans Gehirn, wo die Signale im Sehzentrum verarbeitet werden. Vorne am Augapfel geht die Lederhaut in die glasklare, gebogene Hornhaut über. Dahinter bildet die mittlere Augenhaut den Ziliarmuskel mit den Aufhängefasern der Linse und die Regenbogenhaut (Iris); ihre kleinen Muskelfasern können das Loch in der Mitte der Iris, die Pupille, verändern. Vor zu viel Licht schützt sich die empfindliche Netzhaut durch eine schlagartige Pupillenverengung; bei Dunkelheit erweitert sich die Pupille maximal (Abb. 4). Zwischen Linse und Hornhaut befindet sich die Augenkammer mit dem Kammerwasser, das dafür sorgt, dass die Irismuskeln nicht an der Linse kleben oder reiben. Wahrnehmung im Gehirn! elektrische Signale Sonnenlicht Sehnerv zurückgeworfenes Licht scharfes Bild auf der Netzhaut durchsichtige Hornhaut Linse V 1 Pupillenreaktion: Ein Klassenkamerad schließt die Augen mehrere Sekunden lang, dann blickt er in helles Licht. Beobachte sein Auge. Abb. 4 Pupillenreflex A 1 Rasch ablaufende, von uns nicht beeinflussbare Vorgänge wie die Pupillenverengung nennt man Reflex. Überlegt zu zweit oder dritt, welche anderen Reflexe ihr kennt, und sucht Gründe dafür, warum sie sinnvoll sind. Sind sie das immer? A2 Was haben Lupe und die Linse des Auges gemeinsam? A3 Vergleicht verschiedene Brillen: Wie sieht der Querschnitt durch ein Glas aus? Welchen Schliff haben Brillen für Kurzsichtige/Weitsichtige (S. 34)? Abb. 5 Der Strahlengang am Auge und der Sehvorgang Lichtstrahlen Arbeitsweise des Auges Sonnenlicht trifft auf eine Blüte und wird von ihr zurückgeworfen – es ist so, als ginge von jedem Punkt der Blüte ein kleiner Lichtstrahl aus (Abb. 5). Durch die gekrümmte Hornhaut und die Linse werden die Lichtstrahlen gebündelt (Abb. 6), sodass genau auf der Netzhaut ein scharfes, auf dem Kopf stehendes Bild entsteht. Unscharfe Bilder entstehen, wenn der Augapfel nicht genau rund oder die Hornhaut verkrümmt ist. Meist lassen sich diese Sehfehler mit Brillen oder Kontaktlinsen ausgleichen. Jede Sinneszelle, auf die ein Lichtpunkt fällt, gibt ein Signal weiter. Über den Sehnerv werden diese vielen tausend Signale ins Gehirn übertragen. Das Sehzentrum im Gehirn ist der Ort der optischen Wahrnehmung. Hier werden die Signale verarbeitet, das Blütenbild wird um 180 Grad gedreht und wir „sehen“ nun wieder ein aufrechtes Bild. 25 Lichtbündelung Punkt Abb. 6 Lichtbündelung V 2 Lichtbündelung: Nimm eine Lupe und fange Sonnenlicht oder das Licht einer Taschenlampe ein. Was kannst du beobachten, wie schaffst du es, einen scharfen Kreis auf dem Untergrund abzubilden? 26 3.3 Augen und Ohren sind besonders gefährdet Die meisten unserer Sinne sind ständig im Einsatz. Die Augen schließen wir nachts; dennoch sind sie unser stärkster Sinn – mit ihnen nehmen wir den größten Teil an Informationen auf. Die Ohren arbeiten dagegen rund um die Uhr. Diese hochempfindlichen Sinnesorgane sind jedoch verletzlich und brauchen besonderen Schutz. Abb. 1 Schutz der Augen vor Funken und Splittern Abb. 2 Gefahrenzeichen für „ätzend“ A1 Bei welchen Tätigkeiten ist das Auge gefährdet? Findet zu zweit oder dritt fünf gefährliche Situationen und überlegt, wie man jeweils die Augen schützen kann (Abb. 1). A2 Überlegt euch: Gab es schon einmal eine Situation, in der eure eigenen Augen oder die anderer gefährdet waren? Was für eine Situation war das, wie könnt ihr dafür sorgen, dass dies nicht wieder geschieht? Diskutiert in der Klasse darüber. A3 Recherchiere den Begriff „Schneeblindheit“. Wann kann sie auftreten, wie wirkt sie sich aus und was kann man tun, damit man nicht „schneeblind“ wird? Abb. 3 Gärtner mit Laubbläser und Ohrenschützern Schädigung und Schutz der Augen Die Augen können schon äußerlich leicht verletzt werden; jeder Funke (Abb. 1), jeder Glassplitter, jeder andere spitze Gegenstand, selbst der eigene Fingernagel kann die Hornhaut verletzen. Hornhautverletzungen sind schmerzhaft, denn jeder Lidschlag reizt die feinen, durch die Verletzung frei liegenden Nervenendigungen. Das Auge kann auch einen Schlag abbekommen, bei einer Verbrennung beschädigt oder durch Chemikalien verätzt werden. Obwohl durch den Lidschlussreflex Verletzungen oft glimpflicher ablaufen als befürchtet, gelten folgende Regeln: Bei jeder Verletzung der Augen so rasch wie möglich zum Augenarzt! Bei Verbrennungen (z. B. Grillunfall) sofort mit kaltem, sauberem Wasser kühlen, bis der Rettungsdienst kommt! Bei Verätzungen (z. B. ätzende Putzmittel) sofort mit klarem, möglichst fließendem Wasser ausgiebig spülen! Bei Verätzungen gilt, dass es um die möglichst rasche Verdünnung der ätzenden Substanz geht. Ist also kein Leitungswasser zur Verfügung, spült man mit Mineralwasser; selbst Blumenwasser oder abgekühlter Tee ist besser als nichts! Und: Auch an mögliche Spritzer auf der Kleidung denken – am besten zieht man sie aus. Auch die Netzhaut im Inneren des Auges ist gefährdet, denn durch die Pupille kann bei intensivem Sonnenlicht so viel Strahlung gelangen, dass Netzhautschäden entstehen. Man muss sich also mit geeigneten Brillen schützen. Das sind z. B. beim Skifahren Rundum-Schutzbrillen mit Belüftungssystem; bei offenen Brillen können an den Seiten noch bis zu 40 % Strahlen eindringen und zu „Verblitzungen“ des Auges führen. Niemals, wirklich niemals darf man mit ungeschützten Augen oder mit den üblichen Sonnenbrillen in die Sonne sehen! Schon ein kurzer Blick kann zu schweren Augenschäden bis hin zur Erblindung führen. Das gilt noch mehr, wenn man durch ein Fernrohr sieht, da es die Wirkung von Licht und Wärme verstärkt. Schädigung und Schutz der Ohren Die Ohren sind das Sinnesorgan, das uns am frühesten zur Verfügung steht: Schon während des fünften Schwangerschaftsmonats erkennt das heranwachsende Kind im Mutterleib die Stimme der Mutter. Wir sind umgeben von – ja, wovon? Geräuschen? Lärm? Menschen empfinden Lärm sehr unterschiedlich. Während der 13-Jährige den CDPlayer bis zum Anschlag aufdreht und dies als „genau richtig“ empfindet, hält seine Mutter den Lärm für unerträglich, und dies hat nicht unbedingt etwas mit ihren Musikvorlieben zu tun. Wir können alle Geräusche als Lärm bezeichnen, die uns körperlich schaden – selbst wenn wir sie gerne hören. Es kommt dabei auch auf die Abb. 3 Sinneswahrnehmung, Verarbeitung, Reaktionen Sinnesorgane von Tieren – und deren Störung Jeder hat schon von den fantastischen körperlichen Leistungen gehört, die Tiere vollbringen: Die 15 cm lange Wüstenmaus springt etwa so hoch, wie der Weltrekord des Menschen beim Hochsprung ist (2,45 m), der Pottwal kann 1.000 m tief tauchen. Aber auch bei den Sinnen sind manche Tiere rekordverdächtig: Der Mensch kann etwa 3 m weit riechen, der Hund 3 km, manche Falter bis zu 10 km weit! Wie sieht es bei den Sinnesorganen Auge und Ohr aus? Auch hier scheinen die Leistungen mancher Tiere überragend. Der Mensch kann noch in einer Entfernung von etwa 800 m Objekte erkennen; er wird jedoch beispielsweise von Greifvögeln um Längen geschlagen: Adler können bis 3,2 km, Falken sogar noch weiter sehen. Elefanten können Töne hören, die für uns zu tief sind, Fledermäuse hingegen hören weit höhere Töne als wir. Diese „Rekorde“ kommen schlicht dadurch zustande, dass die Entwicklung dieser Leistungen den jeweiligen Tieren Vorteile verschaffte: Ein Vogel, der seine Beute noch aus sehr großer Höhe sieht, wird von ihr nicht so rasch entdeckt, ein Wal, der tiefer tauchen kann als seine Nahrungskonkurrenten, erschließt sich neue Nahrungsquellen. Womit Tiere in der Regel nicht gut zurechtkommen, sind Störungen ihrer Sinnesorgane durch unsere technischen Entwicklungen. Beispielsweise sind Wale, Delfine und viele andere Meeresbewohner auf akustische Kommunikation angewiesen, um sich zu orientieren, Futter zu finden oder sich zu warnen. Die Meere sind jedoch heute nicht mehr still. Der Lärm, den große Schiffe, Freizeitboote, Unterwassersonar usw. entwickeln, ist in seinen Auswirkungen auf die Tierwelt des Meeres noch nicht vollständig erforscht. Aber wir wissen, dass er beträchtliche negative Auswirkungen hat. Tiere wie Zugvögel, die häufig nachts ziehen, werden durch Licht gestört. Sie werden einerseits bei schlechtem Wetter durch Licht angezogen, was dazu führen kann, dass ein Vogelschwarm in dem Lichtdom, der sich bei Nebel über einer Großstadt bildet, gefangen bleibt und so lange darin herumirrt, bis die Vögel im Extremfall erschöpft zu Boden stürzen. Andererseits entstehen Schreckreaktionen, wenn sie in eine starke Lichtquelle (z. B. Scheinwerfer von Leuchttürmen) fliegen. 27 Zerstörung des Innenohrs Schädigung des Innenohrs 130 120 110 95 90 80 70 60 50 40 30 20 vegetative Störungen, Puls, Blutdruck Lärm hat vielfältige negative Auswirkungen. Schon andauernde 55, 60 db führen zu Schlafstörungen und Stressreaktionen. Bluthochdruck und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen können die Folge sein. Ab ca. 90 db treten Schäden am Innenohr auf. Dabei ist Lärm um so gefährlicher, je dichter am Ohr er stattfindet und je länger er andauert. Ein MP3-Player, der von 12- bis 16-Jährigen durchschnittlich auf 95 db Lautstärke eingestellt wird, schädigt das Ohr um so mehr, je weiter die Kopfhörer ins Ohr eindringen. Und die Schäden sind weitaus größer als bei demjenigen, an dem ein Motorrad ohne Schalldämpfer (ca. 100 db) vorbeifährt. Der eine hat vielleicht ein paar Minuten Ohrenschmerzen – beim anderen entstehen, wenn er den MP3-Player häufig benutzt, dauerhafte Hörschäden. Schlaf- und Konzentrationsstörungen Dauer und die Lautstärke an. Nur fünf Minuten in einer Diskothek (bei 110 Dezibel, db, Tab. 1) entsprechen der Lärmdosis eines Arbeiters, der 40 Stunden pro Woche bei 85 Dezibel arbeitet. Tabelle 1 zeigt die Lautstärke einiger Geräusche. Dabei ist zu beachten, dass eine Erhöhung der Dezibel-Angabe um 10 etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Lautstärke db Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung naher Überschallknall Disco-Lautsprecher in 2 m Entfernung Düsenflugzeug im Landeanflug durchschnittliche MP3-Lautstärke stark befahrene Autobahn Straßenverkehr mit LKW Straßenverkehr ohne LKW laute Unterhaltung normale Unterhaltung leises Gespräch Flüstern Blätterrauschen Tab. 1 Lautstärken im Vergleich A4 Recherchiert in Gruppen, was der Begriff „Tinnitus“ bedeutet. Wie bekommt man das und was kann man dagegen tun? A5 Versucht einmal, im Klassenzimmer wirklich ganz still zu sein. Was hört ihr jetzt noch? Könntet ihr diese Geräusche auch noch abstellen? Wie laut sind sie? Ein Mikrofon und ein passendes Aufnahmegerät mit einem Pegelmesser leisten gute Dienste: Man erkennt am Ausschlag, wie laut ein Geräusch ist. A6 Ist dieser Lärm wirklich nötig (Abb. 3)? Überlege, wo es in deiner Umgebung unnötigen Lärm gibt und wie man ihn vermeiden könnte. Tauscht eure Überlegungen in der Klasse aus. A 7 Wie gut hörst du? Gib im Internet das Suchwort „earaction“ ein und führe einen Hörtest durch. Bist du mit deinem Ergebnis zufrieden? A8 Sucht nach weiteren „Rekordleistungen“ von Tieren und überlegt, warum sie in der Entwicklung der jeweiligen Tierart von Vorteil waren. A9 Findet andere Beispiele dafür, dass die Auswirkungen technischer Entwicklungen die Sinne von Tieren empfindlich stören. 30 Praktikum Material: Duftöl oder Parfüm oder Turnschuh Versuch zum Geruchssinn Durchführung: Beobachte und notiere deine Wahrnehmungsunterschiede bei 1. Mundatmung und zugehaltener Nase (Abb. 1); 2. angehaltenem Atem; 3. tiefem Einatmen. Fragestellung: Unter welchen Umständen riechst du am meisten? Erkläre! Versuch zum Geschmacks- bzw. Geruchssinn Abb. 1 Nase zu und durch den Mund atmen – was riechst du? Material: Obst und Gemüse (Apfel, Birne, Zwiebel, Karotte, Sellerie, Gurke, Tomate, Kartoffel, Melone, …), in würfelige Stücke geschnitten. Durchführung: Einem Mitschüler werden die Augen verbunden. Die Nase hält er sich selbst zu. Er bekommt die verschiedenen Lebensmittelproben nacheinander in den Mund gesteckt und beurteilt, um was es sich handelt. Danach darf er dieselben Nahrungsmittel mit verbundenen Augen, aber mit „freier“ Nase versuchen. Protokoll: Notiert in einer vorbereiteten Tabelle, ob die Versuchsperson das Lebensmittel erkennt (+) oder nicht erkennt (–). Erklärt eure Ergebnisse. Material: Wecker, Tuch zum Verbinden der Augen Versuch zum Richtungshören Durchführung: Ein tickender Wecker wird in 5 m Abstand um einen Schüler mit verbundenen Augen herumgereicht. Er soll mit dem Finger die Richtung zeigen, aus der das Geräusch kommt. Führt denselben Versuch durch, wenn sich der Schüler zusätzlich ein Ohr mit einem Finger zuhält. Fragestellung: Erkläre, warum man zum Richtungshören zwei Ohren braucht. Versuch zum räumlichen Sehen Abb. 2 Versuchsmaterial zum räumlichen Sehen Material: Flasche, Stift (Abb. 2) Durchführung: Schließe ein Auge, nimm einen Bleistift in die Hand und führe ihn in die Öffnung der Flasche ein. Wiederhole den Versuch beidäugig. Fragestellung: Warum triffst du die Flaschenöffnung nicht, wenn du nur ein Auge zur Verfügung hast? Wofür braucht man das zweite Auge? Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung Abb. 3 Wie viele Fische? Wir machen den „Blinden Fleck“ dingfest Was du wissen musst: Der Blinde Fleck ist die Stelle der Netzhaut, an welcher der Sehnerv das Auge verlässt (Abb. 4, vgl. Abb. 3 auf S. 24). Hier fehlen Sinneszellen. Da die Blinden Flecken unserer beiden Augen an unterschiedlichen Stellen sind, stören sie beim Sehen normalerweise nicht. Durchführung: Schließe das linke Auge und fixiere den gelben Fisch mit dem rechten. Du darfst das Auge nicht bewegen! Führe nun das Buch näher zu den Augen, bis zu einer Entfernung, in welcher der grüne Fisch rechts verschwindet. Erklärung: Das Bild des rechten Fisches landet auf der Stelle der Netzhaut, an der die Sinneszellen fehlen (Eintritt des Sehnervs). Das Aquarium dagegen wird auf die restliche Netzhaut abgebildet, es bleibt sichtbar. Die Wahrnehmung täuscht … Durchführung: Um festzustellen, ob die Linien gerade, rechtwinklig bzw. parallel sind, kannst du mit dem Geodreieck nachmessen. Erklärung: Unser Gehirn lässt sich von den anderen Linien täuschen, welche die fraglichen Formen schneiden. Abb. 5 Was für Formen sind abgebildet? Abb. 4 So sieht der Augenarzt den Augenhintergrund. An der Eintrittsstelle des Sehnervs fehlen Sinneszellen, daher der Name „Blinder Fleck“. Material: Geodreieck 31 32 Knobelecke 1. Überlege dir, welche Sinne du besonders nötig brauchst: • beim Papierfliegerbasteln; • beim Streicheln eines Hundes; • beim Radfahren; • beim Fernsehen; • beim Trinken von heißem Tee. 2. Welcher Sinn dient dazu, die Lage des Körpers im Raum zu fühlen? Wo liegt dieser Sinn? 3. Warum verstopft unsere Nase, wenn wir weinen? (Abb. 3, S. 24) 4. Warum können Menschen besser räumlich sehen als Eidechsen (Abb. 1)? 5. Wir blinzeln etwa 20-mal in der Minute. Wozu dient der ständige Lidschlag? 6. An gebogenen Flächen durchsichtiger Materialien ändert das Licht seine Richtung. Wo im Auge sind solche lichtbrechenden Flächen? Zähle sie auf und nimm Abbildung 3 auf Seite 24 zu Hilfe. 7. Durch welchen Teil des Auges kann die Brechung des Lichts verändert werden? Abb. 1 Gesichtsfeld eines Reptils 8. Wie können sehbehinderte Menschen selbstständig leben? Überlege dir fünf Hilfsmittel bzw. Hilfseinrichtungen (Abb. 2)! Welche Sinne sind als Ersatz für den Sehsinn besonders notwendig? WORTVERDR HER Der Sehvorgang: Der LSTRLAHICHT, der von einer Blüte ausgeht, wird von der HAUTHORN und der SELIN so gebündelt, dass er im gesunden Auge genau auf der HAUNTETZ ein scharfes Bild ergibt, das auf dem Kopf steht. Die NESSINLENZEL, die vom Licht berührt werden, geben Signale. Im HIRNGE entsteht ein aufrechtes Bild der Blüte. 9. Was siehst du in den Abbildungen 3 – 6? Warum erfassen wir die Bilder nicht sofort? Abb. 2 Unterstützung für Sehbehinderte Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung 33 10. Wie tauschen sich gehörlose Menschen untereinander aus? 11. Welcher Sinn ersetzt den fehlenden Gehörsinn? 12. Welche Verständigungsmethoden könntest du mit einem Gehörlosen verwenden? 13. Wie kannst du dich ohne Sprache lautlos mit Klassenkameraden verständigen? 14. Sucht z. B. im Internet eine Anleitung für das Fingeralphabet der Gebärdensprache (s. unten). Versucht in Gruppen, euch kurze, einfache Nachrichten mitzuteilen. Beobachtet euch: • Welche Dinge erfahrt ihr nur über das Hören? • Welche Nachteile hat die Zeichensprache? 15. Ein weiterer wichtiger Teil der Gebärdensprache sind sogenannte Wortzeichen, also ein Zeichen für ein Wort (Abb. 7). Warum ist es vorteilhaft, sich mit Wortzeichen zu unterhalten? Was ist ein Nachteil? Abb. 7 Gehörlose unterhalten sich in der Gebärdensprache. 16. Wie ist die Gebärdensprache aufgebaut, was unterscheidet sie von dem abgebildeten Beispiel (Abb. 8) für ein erfundenes Fingeralphabet? 17. Wann sprecht ihr mit den Händen? 18. Es gibt Menschen, denen der Schmerzsinn von Geburt an fehlt. Welche Gründe könnte es haben, dass diese Menschen eine geringe Lebenserwartung haben? Suche im Internet (Internet-Recherche) Wenn du im Internet Informationen zu einem bestimmten Begriff finden möchtest, so kannst du eine „Suchmaschine“ benützen. Das sind Programme, die rund um die Uhr im Internet Webseiten aufspüren und eine Art Stichwortverzeichnis für alle gefundenen Seiten anlegen. Willst du z. B. mehr über die Gebärdensprache oder das Fingeralphabet wissen, so lässt du in einer der gängigen Suchmaschinen nach diesen Begriffen suchen. Wenn du dort das Stichwort „Gebärdensprache“ eingibst, werden mehr als 100.000 Dokumente gefunden. Das sind natürlich viel zu viele, um darin herumzustöbern. Du kannst die Suche einschränken, wenn du als zusätzliches Stichwort „Fingeralphabet“ angibst. Dann zeigt dir die Suchmaschine deutlich weniger Dokumente an. Abb. 8 „Gebärdensprache“, die geschriebene Buchstaben nachahmt Eingegebene Stichwörter Gebärdensprache Anzahl der gefundenen Dokumente 139.000 Fingeralphabet 6.330 Je nachdem, was für Stichwörter du eingibst, werden also unterschiedlich viele Dokumente angezeigt. Fingeralphabet Gebärdensprache 1.690 Jetzt kannst du in den Dokumenten nach Informationen suchen, die dich interessieren; zum Beispiel stößt du schnell auf ein Dokument, das dir das ganze Fingeralphabet mit Abbildungen zeigt. Fingeralphabet Gebärdensprache Gehörlose 1.020 Deutsches Fingeralphabet Gebärdensprache Gehörlose 173 Verfahre bei jeder Internet-Recherche auf die gleiche Weise. Überlege dir Stichwörter, welche die Suche einengen können. Du kannst auch in einem Lexikon nachschlagen, was für ergänzende Begriffe in Frage kommen. Tab. 1 Beispiel für ein Suchergebnis 34 Ausflug in Nachbarreviere Das Auge ist ähnlich aufgebaut wie ein Fotoapparat: Zuerst muss das Licht durch die Iris und den Augapfel (in etwa: das Objektiv), dann trifft es auf die Netzhaut, eine lichtempfindliche Schicht [in etwa: (Farb-)Film]. Beim Fotoapparat müssen die Einstellungen am Objektiv verändert werden, wenn unterschiedlich weit entfernte Dinge scharf eingestellt werden sollen. Beim Auge geht das automatisch. Wenn diese Automatik nicht gut funktioniert, hat man eine „Fehlsichtigkeit“ und braucht eine Brille. Brillen – historisch gesehen Abb. 1 Frühere Brillenformen A1 Wir können die ersten Sehhilfen auf das 13. Jahrhundert datieren, genauer: um 1270. Man schliff Bergkristalle so, dass sie den Text vergrößerten, und nannte das Lesestein. Manchmal verwendete man auch einen Schmuckstein namens Beryll, der in reinem Zustand glasklar und farblos ist. Daher kommt unser Wort „Brille“. A2 Um 1300 wurden in Venedig zunächst Linsen auf Stielen hergestellt; später verband man zwei dieser Linsen. Sie wurden auf die Nase geklemmt. Das zwickte ganz schön – man trug einen „Zwicker“. Schließlich kam das im Prinzip heute noch verwendete Modell auf: Bügelbrillen mit der Halterung am Ohr. Schau dir Abbildung 5 mit dem Strahlengang beim menschlichen Auge (S. 25) noch einmal an. Befindet sich im Auge eine Konvex- oder eine Konkavlinse? Die Ursache für Kurzsichtigkeit ist meist ein zu langer Augapfel. Das scharfe Abbild von entfernten Gegenständen entsteht dadurch bereits vor der Netzhaut. Welche Linse hilft? Warum? Wie ist das bei Weitsichtigkeit? Wölblinse = Konvexlinse Die Gläser für Brillen sind – je nach Fehlsichtigkeit – Sammel- oder Streulinsen. Sammellinsen sind Wölb- oder Konvexlinsen. Sie führen die Lichtstrahlen hinter der Linse zusammen. Bei Streulinsen (Hohllinsen), auch Konkavlinsen genannt, gehen die Lichtstrahlen auseinander. Hohllinse = Konkavlinse Abb. 2 Konvex- und Konkavlinse A3 Aus was für einer Linse besteht eine Lupe? Warum? Kennst du weitere Verwendungszwecke für Linsen? Zum Licht gehört der Schatten. Wo Licht ist, ist auch Schatten – ein Sprichwort, das wir eindrucksvoll bestätigt finden, wenn wir eine Sonnen- oder Mondfinsternis erleben. Was geschieht dabei? Nehmen wir eine Mondfinsternis als Beispiel. Der Mond wird normalerweise von der Sonne angestrahlt, ebenso wie die Erde. Auf der jeweils von der Sonne abgewandten Seite gibt es den Bereich des „Mondschattens“ (bzw. des „Erdschattens“), in dem man die Sonne nicht sehen kann. Da der Mond sich um die Erde und diese sich um die Sonne dreht, kann es passieren, dass die Erde sich zwischen Sonne und Mond schiebt. Der Erdschatten wandert über den Mond und verfinstert ihn ganz oder teilweise. Wenn der Erdschatten den Mond vollständig abdeckt, sprechen wir von einer totalen Mondfinsternis. Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond zwischen Erde und Sonne und „verstellt“ uns den Blick auf die Sonne. Abb. 3 Mondfinsternis In früheren Zeiten waren Mond- und Sonnenfinsternisse Aufsehen erregende und unheimliche Ereignisse, weil die Menschen nicht wussten, wie sie zustande kamen. Insbesondere Sonnenfinsternisse, bei denen sich Der Körper des Menschen und seine Gesunderhaltung am helllichten Tag der Himmel verdunkelt, führten zu großen Ängsten und finsteren Prophezeiungen. Auch wenn wir heute die Erklärung kennen – ein Erlebnis sind diese Ereignisse dennoch, und manche Menschen reisen weit, um eine totale Sonnenfinsternis mitzuerleben. 35 A4 Informiere dich über den Zeitpunkt der nächsten partiellen oder totalen Mondfinsternis an deinem Wohnort und schau sie dir nach Möglichkeit an. Was wir hören – die Tonhöhe Schau dir eine Stimmgabel, die du aus dem Musikunterricht kennst, einmal genauer an. Es steht „440 Hz“ darauf – was bedeutet das? Mit der Einheit Hertz (= Hz) wird die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde gemessen. Die Einheit ist nach dem deutschen Physiker Heinrich Hertz (1857–1894) benannt. Die Zinken einer Stimmgabel bewegen sich also pro Sekunde 440-mal hin und her. Je mehr Schwingungen, desto höher klingt der Ton; je weniger, desto tiefer. Unser Ohr kann nicht alle Tonhöhen wahrnehmen. Sowohl nach oben als auch nach unten hat es Grenzen. Unser menschliches Gehör nimmt Töne erst ab 20 Hz wahr. Kinder hören noch bedeutend höhere Töne als ältere Menschen: Während ein Kind noch bis 21.000 Hz hören kann, schafft ein 35-Jähriger nur noch ca. 15.000 Hz und ein Greis sogar nur noch bis 5.000 Hz. Viele Tiere hören weitaus höhere Töne als wir – zum Beispiel Ratten bis 100.000 Hz, Hunde bis 135.000 Hz, Delfine und Fledermäuse bis 200.000 Hz. Abb. 4 Eine Stimmgabel schwingt. A5 Die Lautsprecherboxen von Stereoanlagen sind unterschiedlich „ausgelegt“, das heißt, sie betonen bestimmte Tonhöhenbereiche stärker oder weniger stark. Was für Boxen sollten sich deine Großeltern zulegen? Die nächsthöhere Einheit lautet übrigens 1 kHz (Kilohertz) = 1.000 Hertz. Mit Schwingungen kannst du leicht experimentieren – du brauchst nur einen Gummi, um ein einfaches Saiteninstrument zu erzeugen. Halte den Gummi wie in Abbildung 5 gezeigt. Was hörst du, wenn du an dem Gummi zupfst? Was siehst du? Spann den Gummi stärker und probiere aus, was du nun beim Zupfen hörst und siehst. Nimm den Gummi mit Daumen und Zeigefinger beider Hände und benutze zum Zupfen einen der anderen Finger (am besten den Fingernagel). Spiel ein bisschen! Wir erzeugen Schall durch Sprechen oder Singen Menschen verfügen über einen Sprechapparat, der viele Möglichkeiten hat, Tonhöhen und Laute zu verändern. Luft aus unseren Lungen streicht im Kehlkopf an den Stimmbändern vorbei und bringt sie zum Schwingen. Diese Schwingungen kannst du bei manchen Buchstaben besonders gut fühlen: Sprich einmal ein „m“ und halte es eine Weile. Halte zwei Finger an den Kehlkopf oder die Lippen – du kannst die Schwingung deutlich fühlen. Wenn du vorsichtig ein wenig Druck auf den Kehlkopf ausübst, hörst und spürst du vermutlich schnell einen Unterschied. Mit Rachen-, Nasen- und Mundraum sowie mit Zunge und Lippen variieren wir die Buchstaben. Im Englischunterricht wirst du stimmhafte und stimmlose Laute kennenlernen. Im Deutschen kennen wir das auch: Ein stimmloses „s“ sprichst du zum Beispiel in „los“. Willst du ein stimmhaftes „s“ sprechen, so probier’s mit „Sonne“. Wenn du das „s“ ein wenig länger sprichst als üblich und vielleicht ein wenig experimentierst, schließlich am Kehlkopf die Schwingung fühlst – dann sprichst du es stimmhaft. Abb. 5 Ein einfaches Saiteninstrument A6 Probier einmal ein wenig aus: Wie sprichst du ein „m“? Wie ein „t“? Wie ein „l“? Was tun insbesondere Zunge und Lippen dabei? A7 In der Pubertät verändern sich die Stimmbänder. Die Stimmen besonders der Jungen werden tiefer – was passiert mit den Stimmbändern? Finde es heraus! Lust auf mehr? Gib die unterstrichenen Begriffe in die Internet-Suchmaschine ein und lies weiter …