SALZBURGER FESTSPIELE 21. Juli – 30. August 2017 Explosion aus tönendem Licht Kent Nagano © Felix Broede Eine Explosion aus tönendem Licht und leuchtenden Klängen verspricht dem Titel nach das Auftaktkonzert der Ouverture spirituelle unter der Überschrift der „Transfiguration“ zu werden. Kent Nagano dirigiert am 22. Juli 2017 das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Solist ist der Pianist Pierre-Laurent Aimard. Zu hören sind György Ligetis Lux aeterna und Olivier Messiaens La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ. 47 Aufführungen, davon 36 Opernabende und 11 Konzerte hat Dirigent Kent Nagano bereits bei den Salzburger Festspielen geleitet. 1994 gab er sein Debüt mit Igor Strawinskys Oedipus Rex / Psalmen-Sinfonie in der Regie von Peter Sellars. Zusammen mit ihm gelang ihm 1998 die von Kritikern und Publikum gleichermaßen gelobte Oper Saint François d’Assise von Olivier Messiaen. Es folgten weitere Erfolge mit Doktor Faust von Ferruccio Busoni in der Regie von Peter Mussbach (1999) und mit der Uraufführung L’amour de loin von Kaija Saariaho in der Regie von Peter Sellars (2000). Mit Der König Kandaules von Alexander Zemlinsky in der Regie von Christine Mielitz (2002) und Die Gezeichneten von Franz Schreker in der Regie von Nikolaus Lehnhoff (2005) dirigierte er während der Intendanz von Peter Ruzicka die Werke zweier jüdischer österreichischer Komponisten, deren Werke von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert worden waren und dadurch fast in Vergessenheit gerieten. Zuletzt war Kent Nagano 2011 bei den Salzburger Festspielen zu erleben, als er drei Konzerte mit der Camerata Salzburg dirigierte. Herr Nagano, Ihr Name ist untrennbar mit Olivier Messiaen verbunden. Was bedeutet Ihnen dieser Komponist? Messiaen ist für meine Entwicklung als Musiker und Künstler außerordentlich wichtig gewesen; und er ist mir Orientierung bis heute. Er hat mich gelehrt, Leben und Musik in innigster Verbindung zu erleben und zu verstehen. Musik als Offenbarung, als Offenbarung der Natur und einer darin wirksamen göttlichen Kraft zu verstehen und daraus Tätigkeit und Verantwortung als Musiker und Künstler zu gewinnen und immer wieder unter Beweis zu stellen – das hat mir Messiaen auf meinen Weg mitgegeben. Sie dirigieren das erste Orchesterkonzert der Salzburger Festspiele 2017. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Salzburg? Salzburg bedeutet mir sehr viel. Das hängt ganz sicher damit zusammen, dass ich in dieser Stadt und in der umgebenen Landschaft einen Geist verspürt habe, der mir das Thema Europa nahegebracht hat. Wolfgang Amadeus Mozart, Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal, Richard Strauss sowie die Gründung und die Geschichte der Salzburger Festspiele bedeuten für mich Engagement und Mut, das Leben der Menschen durch Kultur menschlich zu machen und ihm durch und in der Auseinandersetzung mit Kunst und Musik einen besonderen Wert und Sinn zu geben. Die Konzertreihe Ouverture spirituelle widmet sich dem Begriff der „Transfiguration“ (griechisch metamorphosis). Ist Musik für Sie die Kunst, die in eine andere Sinnenwelt, in eine andere Sphäre tragen kann? Auf jeden Fall sehe ich das so! In Musik lebt eine Energie und eine geistige Kraft, die unverzichtbar für den Menschen ist. Und das eben deshalb, weil Musik uns Räume zu öffnen vermag, in denen wir Menschen noch andere Wirklichkeiten erleben können als es die sind, die unseren Alltag bestimmen. Sie stellen Olivier Messiaens La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ neben György Ligetis Lux aeterna. Was verbindet oder trennt diese beiden Werke, diese beiden Komponisten? Bei diesen beiden Werken handelt es sich um zwei sehr unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzungen mit Themen, die uns Menschen schon immer bewegt haben und bewegen werden. Gerade aber durch diese ästhetische Verschiedenartigkeit offenbart sich die Universalität unserer Auseinandersetzungen um Fragen des Seins jenseits von deren physisch-konkreter Fassbarkeit. Das Chorwerk Lux aeterna, geschrieben 1966, ist durch Stanley Kubricks Science-FictionFilm 2001: A Space Odyssey (Odyssee im Weltraum) 1968 weltweit bekannt geworden. Was halten Sie von dieser Nutzung als Soundtrack? Ich bin bei solchen „Dingen“ offen und messe solche Nutzungen am Ende immer an dem Gewinn, an dem Mehrwert, der sich aus der Verwendung ergibt. Schon eine durch den Film erreichte größere Bekanntheit des Namens Ligeti und seines Chorwerks Lux aeterna kann SALZBURGER FESTSPIELE 21. Juli – 30. August 2017 viel bedeuten, wenn sie manche aus dem Filmpublikum dazu bringen, mehr über den Komponisten wissen zu wollen. Sie sind seit 1994 regelmäßiger Gast bei den Salzburger Festspielen, haben bisher 36 höchst erfolgreiche Opernabende und 11 Konzerte dirigiert. Was zeichnet das Symphonieorchester und den Chor des Bayerischen Rundfunks aus? Dieses Orchester gilt als eines der besten Orchester. Noch dazu hat es den Ruf, sich seit inzwischen Generationen für zeitgenössische Musik einzusetzen und vorbildliche Produktionen zu erarbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Olivier Messiaens groß angelegtes Werk vereint rund 200 Musiker: gemischter Chor, sieben Instrumentalsolisten und großes Orchester. Unter Ihrer Leitung fand 1981 eine Aufführung in San Francisco in Anwesenheit des Komponisten statt. In Salzburg übernimmt Pierre-Laurent Aimard den Klaviersolopart. Was verbindet Sie künstlerisch? Ich kenne Pierre-Laurent seit vielen Jahren, als er noch im Ensemble Intercontemporain spielte. Er ist ein wahrhaftiger Künstler, von seltener musikalischer Begabung, vor allem aber in seiner Musik von Geist und Sinn-Suche beflügelt. Was wünschen Sie sich persönlich für Ihre Zukunft? Gute Musik, neue Musik, die uns bewegt und uns etwas von der Bedeutung und sogar einzigartigen Wichtigkeit der Musik verkündet. Wir vertreten diesbezüglich eine bedeutende und in ihrer Vielfältigkeit faszinierende Tradition. Deren innere Dynamik und Anspruch war immer „Zukunft“! Für mich bedeutet das eine Verpflichtung. Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks · Nagano GYÖRGY LIGETI Lux aeterna OLIVIER MESSIAEN La Transfiguration de Notre Seigneur Jésus-Christ Pierre-Laurent Aimard, Klavier Chor des Bayerischen Rundfunks Howard Arman, Robert Blank Choreinstudierung Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Kent Nagano, Dirigent 22. Juli, 19 Uhr, Felsenreitschule Kent Nagano © Felix Broede SALZBURGER FESTSPIELE 21. Juli – 30. August 2017 Kent NAGANO bei den Salzburger Festspielen 1994 3x IGOR STRAWINSKY • Oedipus Rex / Psalmen-Sinfonie Peter Sellars (Regie), Wiener Philharmoniker Edith Clever (Antigone), Thomas Moser (Oedipus), Marjana Lipovšek (Jokaste) 1996 26.7. ORCHESTERKONZERT • Philharmonia Orchestra Olivier Messiaen Éclairs sur l'Au-Delá ... 1997 1.8. NEXT GENERATION • Matthias Pintscher Matthias Pintscher: Fünf Orchesterstücke - Uraufführung Auftragswerk der Salzburger Festspiele Werke von Olivier Messiaen und Claude Debussy Isabel Karajan, Ruth Ziseak u.a., Philharmonia Orchestra 1998 6x SAINT FRANÇOIS D´ASSISE von Olivier Messiaen Peter Sellars (Regie), Hallé Orchestra Manchester Dawn Upshaw (L´Ange), José van Dam (Saint Francois) 26.8. ORCHESTERKONZERT • Hallé Orchestra Manchester Werke von Franz Liszt, Edward William Elgar, Richard Wagner Dame Gwyneth Jones (Sopran) 5x DOKTOR FAUST von Ferruccio Busoni Peter Mussbach (Regie), Wiener Philharmoniker Thomas Hampson (Doktor Faust), Chris Merritt (Mephistopheles) 1999 8./10.8.ORCHESTERKONZERT • Wiener Philharmoniker Werke von Claude Debussy und Gustav Mahler (Das Lied von der Erde) Michael Schade (Tenor), Simon Keenlyside (Bariton) 2000 5x L´AMOUR DE LOIN von Kaija Saariaho Peter Sellars (Regie), SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Dawn Upshaw (Clémence), Dagmar Pecková (Le Pèlerin), Dwayne Croft (Jaufré Rudel) 29.8. POTRÄT WOLFGANG RIHM SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Werke von Franz Schubert, Wolfgang Rihm und Gustav Mahler Thomas Hampson (Bariton) 2002 5x DER KÖNIG KANDAULES von Alexander Zemlinsky Christine Mielitz (Regie), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Robert Brubaker (König Kandaules), Wolfgang Schöne (Gyges), Nina Stemme (Nyssia) 10.8. ORCHESTERKONZERT • Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Arnold Schönberg (Die Jakobsleiter), W.A. Mozart (Requiem – Fragmentfassung) 2003 7x LES CONTES D´HOFFMANN von Jacques Offenbach David McVicar (Regie), Wiener Philharmoniker Neil Shicoff (Hoffmann), Angelika Kirchschlager (La Muse), Ruggero Raimondi (Lindorf, Coppélius, Docteur Miracle, Capitaine Dapertutto) 2005 5x DIE GEZEICHNETEN von Franz Schreker Nikolaus Lehnhoff (Regie), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Robert Hale (Herzog), Michael Volle (Graf Andrea), Wolfgang Schöne (Lodovico Nardi), Anne Schwanewilms (Carlotta Nardi) 6.8. ORCHESTERKONZERT • Deutsches Symphonie-Orchester Berlin Werke von Gustav Mahler, Bernd Alois Zimmerman und Anton Bruckner Christoph Bantzer (Sprecher), Dietrich-Fischer Dieskau (Sprecher), Dietrich Henschel (Bass) 12.8. MAHLER-SZENEN • Camerata Salzburg Werke von Charles Ives, Karl Amadeus Hartmann, Gustav Mahler, W.A. Mozart Maria João Pires (Klavier) 21.8. ORCHESTERKONZERT • Camerata Salzburg Werke von Johannes Brahms, Benjamin Britten, Richard Strauss Tabea Zimmermann (Viola) 24.8. ORCHESTERKONZERT • Camerata Salzburg Werke von Ludwig van Beethoven, Béla Bartók, Anton Webern, Franz Schubert und Charles Ives 2011 _________________________________________________________________________ 47 Aufführungen bei den Salzburger Festspielen, davon 36 Opernabende und 11 Konzerte